1881 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Feb 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Damiette, wo eine Jagd auf Wasserwild vorbereitet wird. Falls der Kronprinz des Nachts in Kairo ankommt, wird der— selbe auf dem Bahnhofe von allen Mitgliedern der österreichisch⸗ ungarischen Kolonie empfangen und mit einem Fackel— zuge und Militärmusik ins Palais Kasr⸗el-Nousah geleitet werden. Erfolgt die Ankunft bei Tage, so findet ebenfalls der Empfang auf dem Bahnhofe Seitens der österreichisch⸗ ungarischen Kolonie statt, und wird sich in diesem Falle die Kolonie des Abends nochmals im österreichischen Konsulats— gebäude versammeln, sich von dort nach Kasr⸗el-Nousah be— geben und dem Kronprinzen ein Ständchen darbringen. In dem dem Khedive gehörigen Garten von Esbekieh, wird ein großes orientalisches Gartenfest abgehalten werden. In dem Garten werden zwanzig große Zelte errichtet werden, in denen egyptische Tänzerinnen, arabische Märchenerzähler, Musiker, Taschenspieler ihre Künste produziren werden. Wäh—⸗ rend des Festes wird ein großartiges Feuerwerk abgebrannt und der Garten die ganze Nacht hindurch mit bengalischem Lichte taghell beleuchtet werden.

7. Februar. (W. T. B.) Der englische Botschaster in Konstantinopel, Göschen, welcher morgen Vormittag hier eintrifft, wird sich nach einem kurzen Aufenthalte noch an demselben Tage nach Triest weiterbegeben, wo ihn ein englischer Dampfer erwartet. Die „Tribüne“ ist ermächtigt zu er— klären, daß im Klub der Rechtspartei nicht die geringste Differenz zu Tage getreten sei und daß die Mitglieder des— selben nicht nur in Steuerfragen, sondern auch dem Antrage des Abgeordneten Lienbacher gegenüber einmüthig vor— gehen würden. Im Budgetausschusse des Abgeord⸗ netenhauses erklärte der Unterrichts-Minister in Betreff des Berichtes des Referenten Czerkawski, welcher die Einsetzung von Landesreferenten im Unterrichts-Ministerium verlangte und die Thätigkeit des Beamtenkörpers des Ministe— riums einer abfälligen Kritik unterzog, daß der Vorschlag, das Unterrichts-Ministerium nach Länderreferaten abzutheilen, ihm höchst befremdend erscheine. Eine solche Organi— sation im Unterrichts-Ministerium sei geradezu unmög— lich. Die Auflösung des Departements fuͤr Mittel— schulen und Volksschulen würde zur Bildung von fünf bis sechs Mittelschul-Departements führen, welche nicht im Einklange mit einander arbeiten könnten, was eine große Zerfahrenheit zur Folge haben müßte. Er könne sich daher nur für das Fortbestehen der jetzigen, einzig möglichen Organisation aussprechen. Schließlich verwahrte sich der Minister entschieden gegen die Beschuldigung, daß die Refe— renten seines Ministeriums es an der nöthigen Unparteilich— keit und Unbefangenheit fehlen ließen. Seine Beamten seien einzig im Interesse der Gesammtheit und aller Nationalitäten thätig. Die Abstimmung über den Bericht des Referenten Czerkawski wurde in suspenso belassen.

Nach einer Meldung der „Polit. Corresp.“ hat das Kriegsgericht die beiden Offiziere, welche s. 3. den Redak— teur Bartha des Klausenburger Blattes „Ellenzek“ ver— wundeten, des Verbrechens der schwexen Körperverletzung schuldig besunden und jeden derselben zu 7 monatlicher verscharfter Freiheitsstrafe verurtheilt, ohne Anrechnung der bereits verbüßten Untersuchungshaft. Die „Wiener Abendpost“ warnt die öffentliche Meinung nachdrücklich vor dem Treiben eines Theiles der Wiener Blätter und der Provinzialpresse, welche die verschiedenartigsten Per—

der in Kabul aufgefundenen russischen Schriftstücke nichts einzuwenden. Rußland habe für unrichtig erklärt, daß sich in dem Heere Ajub Khans, zur Zeit, wo dasselbe gegen die Engländer gekämpft, russische Offiziere befunden hätten; alle seitdem aus zuverlässigen offiziellen Quellen geschöpften Informationen hätten diese Erklärung Rußlands bestätigt. Lord Lytton zeigte an, daß er wegen der beabsichtigten R ö von Kandahar demnächst einen Antrag stellen werde.

Im Unterhause antwortete der Unter-Staatssekretär Dilke auf mehrere an die Regierung gerichtete Anfragen: die Regierung habe Grund zu glauben, daß aus der Streit— frage zwischen einem englischen Staatsangehörigen und einer französsischen Gesellschaft in Tunis keine Verwickelungen zwischen Frankreich und England entstehen würden. Der Vorschlag, eine Konferenz in Konstantinopel ab— zuhalten, sei von keiner der Mächte begünstigt wor— den; der Vorschlag, zwischen den Boischastern der Mächte und der Pforte Verhandlungen stattfinden zu lassen, werde noch von den Mächten erwogen. Bezüglich der türkisch⸗montenegrinischen Grenze sei von den Grenzkommissarien ein urkundliches Schriftstück unterzeichnet worden, wonach die Grenze vom Skutarisee bis zu dem Punkte, wo derselbe sich mit dem Bojanaflusse vereinige, laufen, von da ab aber dem Thalweg bis zum Meere folgen solle. Die Türkei und Montenegro sollten beide volles und vollständiges Schiffahrtsrecht auf dem Flusse haben. Die Errichtung einer jüdischen Kolonie zur Entwickelung Palästinas sei, so viel der Regierung bekannt, von der Pforte nicht sanktionirt worden. Zur Theilnahme an der Zuckerkonferenz hätten sich Desterreich und Belgien bereit erklärt, Deutschland die Be— schickung der Konferenz abgelehnt, Frankreich und die Nieder— lande auf die bezügliche Anfrage noch nicht geantwortet. Der Unter-Staatssekretär im Departement der Kolonien, Duff, bestätigte auf Befragen, daß der König der Ashantis an der Goldküste England mit Krieg bebrohe. Vom Hause wurde hierauf die zweite Lesung der irischen Zwangsbill fortgesetzt. Die Debatte dauerte bis nach Mitternacht und wurde dann auf heute vertagt.

Aus Capetown ist folgende amtliche Meldung vom 6. d. M. eingegangen: Eine große Anzahl der aufständischen Basutos hat sich unterworfen. Die Häuptlinge der Ausstän— dischen im Basutoland haben in einer an den Gouverneur gerichteten Petition um Frieden gebeten; der Gouverneur hat denselben geantwortet, daß sie nicht blos auf Gerech— tigkeit, sondern auch auf Generosität zu rechnen hätten, wenn sie die Waffen niederlegten und sich der Autoritä— der Regierung unterwürfen. Amtlichen Mittheilungen aus Vrätorig, vom 19. Januar, konstatiren, daß die englischen Truppen bei dem Gefechte mit den Boern am 6. Fanuar schwere Verluste erlitten, und messen die Schuld dem hinter— listigen Verhalten der Boern bei, welche eine weiße Fahne ge⸗ zeigt und dann auf die ihre Deckung verlassenden Englände zweimal geschossen hätten. Die Eingeborenen würden von den Boern zum Aufstand aufgereizt, alle Häuptlinge der Ein— geborenen seien aber treu geblieben und hätten sich erboten, den Engländern Beistand zu senden. Das Anerbieten sei je— doch abgelehnt worden.

sonalfragen diskutiren, höhere und niebere Staagtsbeamte zum Ausgangspunkte politischer Reflexionen machen und die auf diesem Gebiete erlassenen Verfügungen als den Ausfluß einer wechselseitigen Transaktion zwischen der Regierung und den einzelnen Parteien hinstellen. Die „Abendpost“ will ohne nähere Beleuchtung der tendenziösen Nachrichten nur auf das Entschiedenste betonen, daß die Verfügung über die Beamten⸗ posten ein Recht der Exekutive sei, in welchem sich diese durch keinerlei unberufene Einflüsse bestimmen lasse, oder bestimmen lassen werde.

8. Februar. (W. T. B.) Der englische Botschafter in Konstantinopel, Göschen, ist hier eingetroffen und im englischen Botschaftspalais abgestiegen.

Pest, 7. Februar. (W. T. B.) Das Oberhaus hat die Konsumsteuervorlage in der General- und Spezialdebatte angenommen.

Niederlande. Haag, 7. Februar. (W. T. B.) Die niederländische Gesellschaft des Rothen Kreuzes hat nunmehr offiziell bekannt gemacht, daß sie, um den in Transvaal Kämpfenden sanitätliche Unterstützung zu leisten, in Wirksamkeit trete, und zugleich zu Geldspenden für diesen Zweck aufgefordert. Zur Unterstützung der Verwundeten aus dem Transvaallande sind von der Gesellschast bereits 1900 Pfd. Sterl., an den niederländischen Konsul in Kapstadt abgesendet und ferner daselbst telegraphisch angefragt worden, ob eine holländische Ambulanz über dort ihren Weg nach dem Kriegsschauplatz nehmen könne.

Großbritannien und Irland. London, 6. Februar (Allg. Corr.) In Dublin erwartet man, die Landliga werde unterdrückt und ihre Bureaus mit Beschlag belegt werden. Angesichts der wahrscheinlichen Verhaftung weiterer Leiter der Landliga hat die Frauenliga unter dem Vorsitz von Miß Anna Parnell ein Manifest erlassen, in welchem die Frauen Irlands aufgefordert werden, die Ägitation sortzu— setzen, bis die Noth ihrer Landsleute ihr Ende erreicht habe. Das bereits erwähnte Manifest der irischen Home- Rule-Abgeordneten an das irische Volk schließt wie folgt: „Mitbürger! Wir beschwören Euch inmitten aller dieser Prüfungen und Herausforderungen, die edle Haltung zu be⸗ wahren, die Eueren schließlichen Sieg bereits gesichert hat. Weiset jede Versuchung zum Zwiespalt, zur Unordnung oder zu Verbrechen zurück. Laßt Euch durch eine kurze Herrschaft des Despotismus nicht einschüchtern. Wenn Ihr Euch selber die Treue haltet, ist Euer Triumph gewiß.“

Das Kriegsamt hat ein Telegramm erhalten, welches meldet, daß das Truppenschiff „Tamar“, mit dem 97. Regi⸗ ment an Bord am 4. d. in Durban angelangt ist. Eine Depesche des Ober-Kommandirenden in Transvaal an den Kriegs⸗Minister meldet unterm 4. ds: „Alles ruhig. Die Post und die Telegraphenlinien sind nicht unterbrochen. Der nach Neweastle abgeschikte Zug mit Verwundeten ist sicher eingetroffen. Hestige Regengüsse. Die Fluüsse sind gestiegen.“

„Die neueste P'st von der Westküste Afrikas über⸗ bringt die Meldung, daß der König von Aschanti den Englän— dern mit Krieg droht.

S8. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte der Staatssekretär des Auswär⸗ tigen, Lord Granville, in Beantwortung einer Anfrage Lord Lyttons: die Regierung habe gegen die Veröffentlichung

Frankreich. Paris, 5. Februar. (Fr. Corr.) In der Kammer gelangte heute das Kriegsbudget für 1882 zur Vertheilung. Es beläuft sich im Ganzen auf 630 594 665 Fres., wovon 575 505 532 Fres. auf das ordentliche Budget und 55 989 143 Fres. auf das außerordentliche Budget (Wieder— herstellung des Kriegsmaterials) entfallen. Das ordentliche Budget ist gegen das Jahr 1881 um 5 225 447 Fres. gestiegen,

das außerordentliche um 161 158 857 Fres. niedriger als im

Vorjohre präliminirt. Das Effektiv ist für 1882 auf 471 97 Mann und 113 062 Pserde (ausschließlich der Gensd'armerie) angesetzt; diese Ziffern differiren nur um 37 Mann und 167 Pferde von denen des Vorjahres.

7. Februar. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer wurde heute die Berathung des Ehescheidungs— gesetzes fortgesetzt und nach längerer Rede Léon Renaults beschlossen, in die Berathung der einzelnen Artikel des Ent— wurfes einzutreten. Der Justiz-Minister erklärte, er werde morgen die Ansicht der Regierung bezüglich der Ehescheidungs— frage darlegen.

Tpanien. Madrid, 7J. Februar. (W. T. B.) In der Kammer war wegen Verhinderung der von den Demo— kraten veranstalteten Bankette gegen das Ministerium ein Tadelsvotum beantragt worden. Der Antrag wurde jedoch mit 164 gegen 44 Stimmen abgelehnt. Der Minister des Innern erklärte, er werde alle Bankette verhindern, die einen den gegenwärtigen Institutionen des Landes feindlichen Charakter trügen.

3. Februar. (W. T. B.) Das Ministerium hat in Folge der Weigerung des Königs, den Gesetzentwurf über die Konvertirung der amortisirbaren Schulden zu unterzeichnen, seine Entlassung eingereicht.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 6 Februar. (St. Pet. Ztg.) Ueber die Leistungen der Artillerie vor Geok⸗Tepe meldet General-Adjutant Stobeleff dem Chef der Artillerie des kaukasischen Mllitärbezirks telegraphisch: „Aus Pflicht des Dienstes beeile ich mich, Ew. Excellenz zu benachrichtigen, daß die bei der Expedition betheiligte Artillerie während ber Belagerung und der Erstürmung von Geok-Tepe sich glänzend gehalten hat; ihrer ausgezeichneten Leistung ver— danken wir in hohem Grade den Erfolg; ich finde keine Worte zum Lobe der Offiziere und Untermilitärs der Artillerie.“

Schweden und Norwegen. bruar. Die bei der heute Mittag stattgehabten feierlichen Eröffnung des Storthings vom Staats-Minister Selmer verlesene Thronrede hat folgenden Wortlaut:

Gute Herren und nerweqgische Männer! Indem Sie jetzt wiedet zu Ihrer wichtigen Arbeit zusammentteten, bitte Ich Ihnen meinen Gruß. Das freundschastliche Verhälmniß, welche während langer Zeit zwischen den vereinigten Reichen und allen fremden Mächten bestanden hat, läßt fortzesent nichtss zu wünschen übrig. Die Ernte des leßztvergangenen Jabres ist aut ge— wesen, der Handel wat Forfzang genommen, und für unsere In dustrie haben sich die Verhaͤltnisse etwas gebessert, indem ez nament—

lich den Fabriken nicht an Beschäftigung gemangelt hat. Der Druck,

der in den letzten Jahren auf einige der wichtigsten Erwerbe quellen des Landes gerubt hat, hat im Gansen genommen zu weichen be— gonnen, und Ich bege die Hoffnung, daß das Land im gegenwärtigen Jahre einer besseren Zeit entgegengehen wird. Ich gehe daron aus, daß kein Rückschrett stat finden wird in den Ginnabmen des Staates, die sich hoffentlich im kommenden Budgettermin sogar als im Steigen befindlich eiweisen werden; aber dessenungeachtet halte Ich es fortge⸗

Christiania, 3. Fe⸗

sꝑetzt für nothwendig, daß behufs Befriedigung der Bedürfnisse des Staates zur Auferlegung einer Steuer auf die Einnahmen aug Vermögen geschritten wird. Ein bezüglicher Gesetzenwurf wird auch diefes Nal dem Storthing vorgelegt werden. Gleichfalls erachte Ich aufs Neue für nothwendig. einen Gesetzentwurf, betreffend ne Erweiterung der Stempelsteuer, vorlegen zu müssen. Die Eisenbahnlinie zwischen Eidsvold und Hamar ist im ver⸗ gangenen Jahre vollendet worden, wodurch eine vollstãndige Eisenbahnverbindung zwischen Christiania und Drontheim hergestellt worden ist. Ein Bericht darüber, wie weit die Arbeit auf den im Bau befindlichen Bahnen fort⸗ geschritten ist, wird in Verbindung mit den Vorschlägen wegen fort gesetzter Bewilligungen zur weiteren Förderung der Arbeit dem Storthing erstattet werden. Verschiedene Gesetzentwürfe, theils früher vorgelegte, theils neue, werden dem Storthing zugehen. Ich erfleh: Gottes Segen über Ihre Arbeiten und verbleibe Ihnen, gute Herren und norwegische Männer, mit aller Königlichen Huld und Gnade wohlgewogen.

. Landtags⸗Angelegenheiten.

Die (TVI. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung de Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ver⸗ wendung der in Folge weiterer Reichssteuerreformen in Preußen, zu überweisenden Geldfummen, hat sich, wie folgt, konstituirt: v. Rauchhaupt, Vorsitzender; Hobrecht, Stell⸗ dertreter; v. Tiedemann (Bomst), v. Quast, Knebel, Mooren, Schriftführer; v. Langendorff, Schmidt (Sagan), Frhr. von Zedlitz und Neukirch (Mühlhausen), Frhr. v. Hammerstein, Graf Vorck v. Wartenburg, Dr. Kropatscheck, v. Wedell⸗Piesdorff, Holtz, Rickert. e, Bennigsen, v. Henda, Hr. Gneist. Schoof, v. Grabski, Richter, Direchlet, Frhr. v. Huene, Gaj-wski, Dr. Lieber, Wenders, Frhr. von Heereman ⸗Zuydwyk, Sarrazin.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗— heits⸗Amtes sind in der vierten Jahres woche des Jahres 1881 von je 1009 Rewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 25,3, in Breslau 319, in Königsberg 29,1, in CGöln 35,3, in Frankfurt a. M. 22.38, in Hannover I9,5, 'in. Cassel 22.3, in Magdeburg 25,7“, in Stettin 24,44, in Altona 27,4, in Straßburg 3064, in Metz 35,5, in München 39,8, in Nürnberg 23,5, in Augsburg 31A, in Bresden 25,3, in Leipzig 24,34, in Stuttgart 19,5, in Braunschweig 26,8, in Karlsruhe 21,8, in Hamburg 28,9, in Basel 49,7, in Brüssel 24,9, in Wien 36,2, in Budapest 36,0, in Prag 43,5, in Triest zo, 3, in Krakau 42, l, in Paris 33,4, in Amster⸗ dam 23,3, in Kopenhagen 31,ů?, in Stockholm 32,8, in Christiania As,, in St. Petersburg 48,8, in Warschau in Odessa 32,8, in Bukarest 32 5, in Rom 35 65, in Turin 24,5, in Madrid 42,5, in Lon⸗ don 29,8, in Glasgow 39,5, in Liverpool 40.7 in Dublin 47,4, in Edinhurgh 31,B3, in Alexandrig (Egypten) 36,5. Ferner aus frühe ren Wochen; in Nen⸗Jork 29,2. in Philadelphia 23,9, in Chicago in St. Louis 16.7, in San Francisco 220, in Calcutta 42,2, in Bombay 322, in Madras —.

Bei sehr niedriger Temperatur der Luft (in Heiligenstadt zeigte das Thermometer am 23. 25 Grad Kälte) herrschten während des größten Theiles der Berichtswoche an den meisten deutschen Beobach⸗ tungestationen östliche und südöstliche, in Karlsrube auch norzöftliche Luftströmungen, die am 28., in Cöln schon am 27. unter bedeuten der Erwärmung der Lust meist nach Süd und Südwest umgingen. Niederschläge, in der ersten Wochenhälfte von Schaee, in der letzten vor Regen, waren nicht selten, aber nicht sehr ergiebig. Der An— fangs der Woche hohe Luftdruck sank vom 25. an rasch und tief, zeigte jedoch am Schluß der Woche wieder etwas steigende Tendenz;

Die Sterklichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte Europas, namentlich der englischen, gestalteten sich in der Berichts— woche ungünstiger, nur aus Berlin und einem Theile nord⸗ und füd— deutscher Städte werden kleinere Sterblichkeitsverhältnißzahlen ge—⸗ meldet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städse war fast die gleiche wie in der Vorwoche, 27,7 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Der Antheil des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit wurde ein geringerer. Von 160060 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, Kinder unter 1 Jahre 84 gegen 92 der Vorwoche, in Berlin 72 gegen 94. Die Sterblichkeit der höheren Alters klassen (über 69 Jahr) war dagegen eine sehr be= deut n e tetcrrte (ron 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr gerech⸗ net 59

Unter den Todesursachen dominirten noch immer in Folge der kelten Witterung and meist östlicher Windrichtungen erkründbare Erkrankungen der Athmungeorgane, und bedingten allgemein, na⸗ mentlich in London, zahlreiche Sterbefälle. Dagegen kamen die In— sektionskrankbeiten meist etwas seltener zum Vorsckein. Tie Ma— sernepidemie in Kiel, Nürnberg, Aaken, Coblenz verlaufen eswas milder, fordern dagegen in Flensburg und Hamburg mehr Opfer. Scharlachfieber und Diphtherie zeigen erheblichere Nachlaͤsse, beson⸗ ders in Dresden, Berlin, Cöln, Elberfeld, Cohlenz, Königsberg, Danzig, München, Wien, Steckholm. Doch ist sowohl in den genannten Orten, wie namentlich in den niederrheinischen Städten Barmen, Düsseldorf., Aachen, Crefild, Essen, sowie in Pest das Vorkommen dieser Krankheiten ein bãufizeres. Die Typhusepidemien in Paris und St. Petersburg zeigen einen Nachlaß der Sterbefälle. Tedekfälle an Flecktyrbuß kamen aus Thorn und Bukarest je l, aus London 2, aus Valencia 3, aus St. Peters burg 8 zur Meldung. In Odessa mehren sich Räck— fallt fieber. Die Pecken zeigten in Wien, Pest, Paris, Londen noch keine wesentliche Abnahme der Todet fälle. In Malaga, Königsberg und Prag hat die Epidemie gleichfalls an Ausdehnung gewonnen. In Triest, Krakau, St. Petersburg, Saragossa traten Pocken in be— schränkter Zahl auf. Aus Lübeck, Berlin, Birmingham, Odessa, Bukarest werden einzelne Blatterntodes fälle gemeldet. Recht bös⸗ artig herrschten Ende Dezember die Pocken in Philadelphia.

Runst, Wissenschaft und Literatur.

Der durch seine Lehrbücher für die französische Sprache ke— kannte Professor Karl Plötz ist am 6. d. M. in Görlltz zestorben.

Das im Selbstverlage des Herausgebers bierselbst erscheinende große topographischstatistische Werk: Die Wohnplätze des Deutschen Reichs, bearbeitet und herausgegeben von Oskar Brunkow, Lieutenant a. D., Mitglied der Königlichen Akademie gem. Wissenschaften in Erfurt“, ist nunmehr sowest vorgeschritten, daß jetzt von der J. Abtheilung, welche das Königreich Preußen um⸗ faßt, die Lieferungen 14 und 15 (Morungen⸗Pomietschin, Königlich /) vorliegen. Wir haben wiederholt auf diese verdienstliche Arbeit, welche auf Grund der amtlichen Materialien mit großer Gründlich= keit und vieler Mühe verfaßt ist, aufmerksam gemacht, und der Nütz⸗ lichkeit und Brauchbarkeit derselben als eines zuverlässigen statistischen Quellenwerks gedacht. Wir werden nicht verfehlen das Erscheinen der weiteren Lieferungen des Werkes anzuzeigen.

Zu Heietberg, im Selbstverlage des Versassers, erschien: For st wesen, Wald kultur und Fel dschutz in Preußen und die kommentirten Gesetze vom 15. April 1878, betreffend Forstdiebstabl, und vom 1. April 1880 über Feld. und Forstpolizei von F. M. Schulzen, Königlicher Kreis Sekretär. Bie Schrift, welche nur s 8 kostet, dürste die betreffenden Beamtenkreise und nicht wenige Wald und Gutsbesitzer interessiren, und sei diesen det halb empfohlen.

Von den im Verlage von G. Hirth in Leipzig erscheinenden „Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik' liegt das 1. Heft des Jabrganges 1881 vor. Mit dem Jahrgange 1881 erscheinen die „Annalen des Deutschen Reiches“ unter der gemeinsamen Redaktion des Dr. Georg Hirth und des Dr. Max Seydel, während bither der Erstgenannte der alleinige Herausgeber war. Die Annalen nebmen unter den wissenschaftlichen Zeitschriften, welche sich die Varstellung der rechtlichen und wirth⸗

schaftlichen Entwicklung des dentschen Vaterlandes zur Aufgabe gesetzt baben, eine hervorragende Stelle ein. wie die Verlagsbuchhandlung mittheilt, in der Wieder abe solchen Materials. welches teresse beansrruchen kann,

denselben neben allgemeines In⸗

aus den Gebieten des Staats. und Verwaltungsrechtes, der eingeräumt

Volks, und Finanzwirthschaft ein breiterer Platz serãun werden. Von . Annalen des Deutschen Reichs“ erscheinen jährlich

12 Hefte, für welche der Abonnementspreis 4 viertel jäbrlich be⸗

trägt. Das erste vorliegende Heft des laufenden Jabraanges ent- 1 an . 1 Wahlgesetze Deutscher Bundes staaten“, eine vergleichen'e Studie von Dr. Ludwig August von Müller; Zum Gesetze über die Reich“ und Staate angehörigkeit ron Dr. Max Sceydel; „Gesetz Entwurf“, betreffend die Errichtung einer Arbeiter Unfall ⸗Versicherungskasse nebst Motiven von Kommerzien-Rath e. Bochum. .

. * akademische Verlagsbuchbandlung von J. C. B. Mohr (Paul Seabec in Freiburg i. Br. hat so eben ein Verzeichniß ausgewählter Werke, betr. Philologie und Geschichte des Alterthums 60 Nrn. die ron ihr verlegt worden, ausgegeben. Varunter befinden sich Schristen von Bähr, Böckh, K. Fr. Her⸗ mann, Kortüm, Schwegler u. s. w.

Gewerbe und Sandel.

Der Aufsichtsrath der Berliner Produkten: und Handelstban k hat nach Vorlegung des Rechnungtabschlusses für 1880 die Dividende auf 43 Ce festgesetzt. Diese Ziffer übersteigt den an die Aktionäre für das Jahr 1879 vertheilten Gewinn um Z oso. Die Abschreibungen beziffern sich im Ganzen auf 64 (00 , wovon 3400 M dem Reservefond zufließen. Der Reservefond enthält im Ganzen 230 000 (. .

Le ipjig, 7. Februar. (W. T. B.) Der Verweltune srath der

Leipziger Diskonto⸗Gesellschaft hat die Dividende pro

1880 auf 80o gegen 60½ pro 1879 festgesetzt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 7. Februar. (W. T. B.). Der Lloy ddampfei „Flora“ ist heute früh mit der ostindischchinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Plymouth, 7. Februar. (W. T. B.)

Postdampfer „Gellert“ ist bier eingtroffen.

New⸗Pork, J. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des

Rorddeutschen Lloyd „Rhein“ ist hier eingetroffen.

Der Hamburger

Berlin, 8. Februar 1881.

Die Ausgrabungen zu Olympia. XXXXVI.

8 B l R n, ds)

Nachdem die Grabungen während des verflossenen Sommers vier Monate lang geruht, sind sie am 21. Oktober zum letzten Male wiederaufgenommen worden und sollen Anfangs März ihren definitiven Abschluß finden. Die Zahl der Arbeiter ist in diesem Jahre eine sehr kleine, weil einerseits nur noch einzelne zur Vervollständigung des Gesammtbildes von Olympia uner— läßliche topographische Punkte durch Nachgrabungen erforscht und andererseits die schon ausgegrabenen Bauwerke vollständig gereinigt werden sollen. Trotzdem haben wir seit dem letzten von dem Geh. Baurathe Prof. Adler über die architektonischen Ergebnisse der Ausgrabungen erstatteten Berichte (Nr. XXXIII.) viele werthvolle Resultate erzielt. Fast alle wichtigeren schon früher aufgedeckten Gebäude, wie Zeustempel, Heraion, Thesauren, Leonidaion und Gymnasion, haben bedeutende Ergänzungen geliefert. Außerdem sind einige Bauwerke gefunden und theilweis aus— Z graben worden, welche bisher noch verschüttet lagen.

Die Entdeckung und Zusammensetzung der Basis, welche das goldelfenbeinerne Zeusbild des Pheidias, das berühmteste Kunstwerk des Alterthums, getragen hat, führte in Verbin— dung mit den in der Cella des Zeustempels noch erhaltenen Standspuren und im Anschluß an die Beschreibung des Pau⸗ sanias zu einer so vollständigen Rekonstruktion des Tempel— innern, wie sie bisher bei keinem griechischen Tempel möglich war. Selbst für die Lage und Konstruktion des Hypaithrons konnten einige nicht unwichtige Anhaltspunkte gewonne.r werden.

Die Basis des Zeuskolosses, ca. 6.50 m breit und 9,50 m tief, aus schwarzem Kalkstein hergestellt, nahm den westlichsten Theil der Cella ein, trat aber soweit von der Opisthodomwand zurück, daß ein hinterer Umgang von der Breite der Seiten⸗ schiffe vorhanden war. Unmittelbar vor dem Bilde befand sich genau in der Mitte des Tempels ein vertiester, von weißem Marmor umgebener, ca. 6,50 m breiter Fußboden aus schwarzem Kalkstein der Platz unter dem Hypaithron. Hier stand unter freiem Himmel der von Pausanias er—

wähnte Opferaltar und die eherne Urne, welche nach der

Lokalsage die Stelle bezeichnete, die Zeus mit seinem Blitz getroffen hatte. Die Marmorziegel, welche die hierüber be— findliche Oeffnung im Dache einfaßten, sind gefunden, und auch die bautechnische Anlage, durch welche das einfallende Regenwasser und das von dem Bilde herablaufende Oel ab⸗ geleitet wurden, ist entdeckt worden. Die Frage nach der Anbringung der von Panainos angefertigten Gemälde, welche auf Grund der literarischen Nachrichten schon so oft

behandelt worden ist, hat durch die Baureste ihre endgültige Lösung gefunden, indem jetzt nachgewiesen werden kann, daß

diese Bilder an den drei vom Zeusbilde nicht eingenommenen Seiten des Impluviums auf gemauerten und fein geputzten Schranken angebracht waren.

Auch das Heraion, der älteste aller noch erhaltenen grie— chischen Tempel, hat werthvolle Ergänzungen erfahren. In einem früheren Berichte war mitgetheilt worden, daß sein Ge— hälk und seine Säulen ursprünglich aus Hol; bestanden hätten

86 , de a nn, n,. ö in und daß letztere allmählich durch Steinsäulen ersetzt worden n nnn hann, n,, ,, m, sast ganz aufgededt, und in dem inneren Säulenhofe statt eines Platzes zum Ringen und Laufen große Wasserhassins und Bosquetanlagen gefunden worden sind, ist diese Bezeich⸗

seien. Jetzt haben sich außer dem aus halbrunden Ziegeln her— gestellten Dache mit seinen alterthümlichen Traufrinnen, Stirn— ziegeln und Giebelkrönungen mehrere Stücke einer Terracotta Bekleidung gefunden, welche das hölzerne Geison gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen bestimmt war. In Bezug auf Form und Dekoration stehen diese Terracotten, welche namentlich das Motiv der Rosette in verschiedenen Formen verwenden, unter den reichen Sammlungen antiker Architektur⸗ Terracoiten ganz einzig da.

Die Uebergang von den mit Terracotten bekleideten Holz⸗

in dorischem Style erbaute Schatzhaus. Bei demselben waren die Kranzgesimse, obwohl schon aus Stein hergestellt, doch noch in Erinnerung an den alten Holzbau mit Terracotten verkleidet. Die eisernen Nägel, mit denen die kastensörmigen und mit einem Flechtband Muster verzierten Stücke befestigt

Fertan soll,

wissenschaft wichtigsten Längenmaßes. n welcher der 600. Theil des Stadions war, mißt demnach

Ueber jener Bekleidung lief um das ganze Gebäude

herum eine ebenfalls aus gebranntem Thon hergestellte Sima, welche an den Trausseiten statt der gewöhnlichen Löowenköpfe jissen d Msicber Ge, , Ausgußröhren mit tellerförmigem Blattkranze an den Mün⸗ auch wissenschastlichen Wnnngen dungen besaß. Da diese Sima seltfamer Weise auch an dem horizontalen Giebelgeison angebracht war, so zeigt sich hier die naiv⸗bizarre Konsequenz, daß sämmtliche Glieder des Profiles in den Giebelecken spitzwinklig zusammenliefen. Die Ornamente der Kranzgesimsbekleidung sowohl als der Rinne sind fast ausschließlich in geometrischen Mustern mit drei Farben schwarz, weiß und roth hergestellt und noch heute

tadellos erhalten.

Auch der Grundriß dieses Schatzhauses steht unter den olympischen Bauten ganz vereinzelt da. Vor der ungefähr quadratischen Cella lag ein sehr tiefer Pronaos von 6 Säulen in der Front und mit je A Säulen an den Langseiten. Die Halbsäulen, welche die sonst vorkommenden Anten ersetzen, lehnen sich unmittelbar an die Cellawand an. Im Innern der Cella sind zwei schmale Seitenschiffe abgetrennt, genau in der Weise, welche Vitruv für den tuskischen Tempel vorschreibt; wie denn auch in der ganzen Grundrißbildung das Schatzhaus der Geloer mit jenem Tempelschema große Aehnlichkeit besitzt.

Wie die östlichen Schatzhäuser durch die im vorigen Jahre aufgefundene Inschrift vom Schatzhause der Megareer mit den von Pausanias aufgezählten identifizirt werden konnten, so haben wir vor Kurzem auch für die Benennung der west— lichen einen Fixpunkt gewonnen durch die Auffindung der Bauinschrist vom Schatzhause der Sikyonier. Darnach ist das von uns bisher als Schatzhaus der Syrakusaner bezeichnete Gebäude von den Sikyoniern erbaut. Pausanias nennt die 33. Olympiade (644 v. Chr.) als Erbauungsjahr und fügt nach der gewöhnlichen Lesart hinzu, daß im Innern zwei Gemächer aus Bronze in dorischem bezw. jonischem Stile angebracht wären. Auf Grund dieser Nachricht wurde das Schatzhaus der Sikyonier bisher in allen kunstgeschicht— lichen Werken als das älteste Gebäude genannt, in welchem jene beiden Stilarten vereinigt gewesen seien.

Das aufgefundene Schatzhaus der Sikyonier aber, in— schriftlich sicher als solches erwiesen und der Beschreibung des Pausanias entsprechend auch das westlichste aller Schatzhäuser, ist im Aeußern und Innern einheitlich in dorischem Stile er⸗—

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baut und zeigt weder eine Zweitheilung im Innern, noch

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irgend welche Spur einer Bronzeverkleidung an den Wänden. Die Stelle des Pausanias muß daher entweder anders gelesen

oder anders übersetzt werden.“) ; . .

Im Rücken der auf einer gemeinsamen Terrasse am Fuße des Kronion erbauten Thesauren ist eine große Futtermauer aufgefunden worden, welche dem Erddrucke des höher an— stehenden Terrains Widerstand leisten und die einzelnen Bau— lichkeiten vor der Gefahr einer Verschüttung sichern sollte. Auf dieser Mauer hat in römischer Zeit Herodes Attikus die große Wasserleitung aus dem oberen Alpheiosthale nach Olympia geführt, deren monumentalen Abschluß die im zweiten Ausgrabungsjahre entdeckte großartige Exedra bildete.

Von den Gebäuden im Innern der Altis, welche wich— tigere Ergänzungen erfahren haben, erwähne ich als letztes noch das Eingangsthor zum heiligen Bezirk des Pelops, einen nach Art der inneren Propyläen von Eleusis gebildeten Bau, der nach seinen Bauformen wahrscheinlich aus dem Ende des V. Jahrhunderts v. Chr. stammt.

Die Nachgrabungen, welche zur Auffindung des alten Festthores der Altis angestellt worden sind, haben die be— dauerliche Thatsache ergeben, daß man dasselbe in spätrömi— scher Zeit abgebrochen und durch ein im Südosten liegendes großes Triumphthor ersetzt hat, das aber ebenfalls bis auf den Unterbau vollständig verschwunden ist.

Von dem letzteren durch einen schmalen Weg getrennt, liegt weiter östlich das von den Römern aus dem Stylobate eines alten griechischen Jebäudes errichtete sog. Leonidaion, in welchem zu Pausanias Zeit die Statthalter von Achaja zu wohnen pflegten. Den römischen Bau, dessen Erbauungszeit nach einer aufgefundenen Bleirohr-Inschrift in die Regierunge— zeit des Kaiser Nero fällt, haben wir im Monat November fast vollständig aufgedeckt und außer dem schon früher he— kannten Atrium und Tablinum ein stattliches Peristyl mit mehreren sich anschließenden Gemächern gefunden.

Nordöstlich vom Leonidaion lagen parallel neben ein— ander und die ganze Ostseite der Altis einnehmend, der Hippo— drom und das Stadion. An dem Ersteren wird augenblicklich mit einigen Arbeitern gegraben, um wenigstens seine Lage genauer bestimmen zu können; vom Stadion dagegen sind Anfang und Ende, Ablauf⸗ und Zielschran ken freigelegt worden. Der Abstand der beiden Letzteren beträgt nach genauer Mes⸗— sung 192,27 m und giebt uns mithin den genauen Werth des olympischen Stadions, des für die griechische Alterthumsz⸗ t ů Der olympische Fuß,

3205 m, ein Betrag, welcher mit dem an verschiedenen Bauten Olympias nachgewiesenen Fußmaße genau über⸗ einstimmt.

An der südlichen Grenzmauer der Altis sind außerhalb des heiligen Bezirkes zwei noch aus griechischer Zeit siammende Gebäude gesunden worden, welche sich unmittelbar westlich an das Vuleuterion anschließen, deren Bestimmung aber noch unbekannt ist.

Die großartigen Gebäude im westlichen Theile Olympias, welche in einer fast ununterbrochenen Flucht von 500 m Länge den Raum zwischen der Altis und dem Kladeos einnehmen,

sind jetzt zum größten Theile freigelegt. Der südlichste und

zugleich stattlichste Bau dieser Reihe wurde bisher für ein

nung kaum noch aufrecht zu erhalten. Zu einer anderen

Benennung sehlt uns aber jeder bestimmte Anhaltspunkt, da Pausanias, wie es scheint, dieses Gebäude trotz seiner Größe nicht genannt hat.

Nach Norden folgen die verschiedenartigen Gebäude,

welche sich um den antiken Unterbau der byzantinischen Kirche bauten zu den späteren Steinbauten bildet ein anderer alter Bau Olympias, nämlich das von der sizilischen Stadt Gela

) Um Irrthümern vorzubeugen muß ich an dieser Stelle be⸗ merken, daß der unt erhaltene Thesaurus der Sikvonier nach seinen

Struktur und Tunstsormen beurtheilt, nicht aus dem VII., sondein aus dem V. Jahrhundert stammt. Hiermit stimmt eine gefällige

Mittheilung des Herrn Peofessor A. Kirchhoff überein. Derselbe

erklärt, die gefundene Inschrift, sowie die auf den Bausteinen ent.

deten Buchstaben˖Setzmarken nicht für älter halten zu können, als

waren, sind noch heute an den zahlreich vorhandenen Kranz⸗ aus dem Anfange des V. Jahrhunderts.

gesimsblöcken zu sehen.

Berlin. Februar. F. Adler.

gruppiren. Der kleine tholosartige, nach Westen orientirte

Bau, in welchem ein mit Stuck überzogener Erdaltar gefun⸗

den wurde, kann auf Grund mehrerer an diesem Altare ent⸗ deckten Inschriften als Heroon bezeichnet werden. Die übrigen Gebäude dieser Gruppe scheinen die Wohnung der Priester,

das von Pausanias erwähnte Theokoleon, gebildet zu haben; durch ein kleines Pförtchen stand dieser Bau mit der Altis

in naher Verbindung. .

Die noch weiter nach Norden gelegenen Gebäude bilden die von Pausanias erwähnte Gymnasion-Anlage, welche in ihrer Anordnung mit Vitruvs Beschreibung des griechischen Gymnasions fast vollkommen übereinstimmt: zunächst südlich die Palästra mit ihren Ringplätzen, Säulenhallen, Hörsälen und Baderäumen, und nach Norden daran anstoßend die im Freien angelegten Rennbahnen für den Sommer und eine zweischiffige, ein Stadion lange Säulenhalle (ystos) für die Laufübungen im Winter. J ö

Augenblicklich werden im Norden der Altis noch einige Nachgrabungen nach dem von Tenophon erwähnten Theater angestellt. Sie sind zwar bis jetzt in Bezug auf diesen spe⸗ ziellen Zweck ohne Resultat geblieben, haben uns aber zahl⸗ reiche Baustücke von einem der Schatzhäuser geliefert, so daß wir jetzt schon sechs dieser alterthümlichen, meist noch aus dem VI. Jahrhundert v. Chr. stammenden Gebäude wenigstens ab⸗ bildlich wiederherstellen können.

Um einen Begriff davon zu geben, wie groß namentlich in der letzten Zeit die Ausbeute in architektonischer Beziehung gewesen ist, brauche ich nur darauf hinzuweisen, daß wir außer den 17 verschiedenen, meist sehr alten Kapitellen des Heraions bis jetzt im Ganzen 32 verschiedene Sorten dorischer Säulen aus altgriechischer und hellenistischer Zeit gefunden haben, die fast dieselbe Anzahl alter Gebäude repräsentiren. Unsere stattliche Sammlung plastischer wie bemalter architel⸗ tonischen Terrgcotten, um deren Zufammenstellung sich speziell mein Kollege Hr. Bauführer Borrmann große Verdienste er— worben hat, umfaßt schon über 100 verschiedene Gattungen, die nicht nur für die Entwickelungsgeschichte der griechischen Baukunst, sondern auch für die moderne Technik (besonders die Terracottafabrikation) von großem Werthe sind. ;

Wilhelm Dörpfeld.

Olympia, Januar 1881.

Der Stadtverordnetenversammlung tbeilt der Magistrat zur Kenntnißnahme mit, daß das Königliche Provinzial“ Schul kollegium mittelst Verfügung vom 7. Januar er. die Ferienordnung für die hiesigen höheren Unterrichtsanstalten pro 1881 in folgender Weise festgesetzt hat: 1) Osterferien. Schluß des Wintersemesters: Sonnabend, den g. April, Beginn des Sommersemesters: Donnerstag, den 21. April. 2) Pfingstferien. Schulschluß: Freitag, den 3. Junk, Schulanfang: Donnerstag, den 9. Juni. 3) Sommerferien. Schul schluß: Sonnabend, den 9. Juli, Schulanfang: Montag. den 15. August. 4) Michaelisferien. Schluß des Somm rsemesters: Sonn⸗ abend, den 1. Ottober, Beginn des Wintersemesters: Donnerstag, den 13. Oktober. 5) Weihnachtsferien. Schulschluß: Mittwoch, den 21. Dezember, Schulanfang: Donnerstag, den 5. Januar 1832.

Die Gründung eines deutschen Handelsmuseums in Nürnberg als Zweig des Germanischen Museumgsz daselbst han, wie die Chronik des letzteren berichtet, nunmehr die Allerhöchste Genehmigung Sr, Majestät des Königs von Bayern erhalten. In dem bezüglichen Erlasse des bayerischen Staats ⸗Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten heißt es, daß der König geruht habe, zu genehmigen, „I) daß in Nürnberg ein deutsches Handelsmuseum mit der Eigenschaft einer öffentlichen Stiftung zum Zwecke der Bildung und des Unterrichts nach den vorgelegten Sta⸗ tuten gegründet und als Nebenzweig des Germanischen Museums daselbst mit letzterem in Verbindung gesetzt werde, 2) zu be⸗ stimmen, daß dieses deutsche Handelsmuseum in gleicher Weise wie das Germanische Museum gemäß der Ver. fassungs urkunde unter den Schutz und die eherste Aufsicht des Stagtes gestellt werde“. Somit ist für die Stiftung jetzt eine seste Basis gewonnen und steht zu boffen, daß auch der Fortgang des Unternebmens ein günstiger sein werde. Die stetig sich mehrende Subskription, welche am Schlusse des Jahres 1880 bereits 627 An- theilscheine aufzuweisen hatte und Mitte vorigen Monats auf 661 angewachsen war, ist eine Bürgschaft dafür. Was das Germanische Museum selbst betrifft, so haben zu der Errichtung des Saales der landesfürstlichen Städte neuerdings München und Straubing ihre Betheiligung angemeldet. Die Zahl der Jahresbeiträge ist, wie das mitgetheilte Verjeichniß ausweist, in stetigem erfreulichem Wachsen.

Der „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“, das Organ des Museums, tritt mit der vorliegenden Januar Nummer bereits in seinen 28. Jahrgang. Diefelbe bringt eine 6. Fornsetzunz der „Beiträge aus dem Germanischen Museum zur Geschichte der Bewaffnung im Mittelalter“, von dem Direktor A. ‚Essenwein, mit vielen Abbildungen aus illustrirten Hand schriften z.; feiner Aufsätze über „Das Hündlein von Bretten“, von J. Franck in Edenkoben, über das Wappen der Grafen von Aben⸗ berg (nit Illustrationen) und über eine Reihe namhafter mittel alterlicher Künstler und Handwerksmeister, wie Christoph Walter, Bildhauer in VTretden; Leonbard Pauer, Messingschläger zu Nüära⸗ berg; Meister Thomas, des Markgrafen von Brandenburg Maurer- meister; Bruder Hans, Paramentensticker in Leivjig: Meister Haas Frejenfuß, Büldschnüzer in Salzburg, sämmtlich Beiträge von Ewald Wernicke in Bunzlau.

Da Hr. Dir. Lebrun, Fr. Carlsen, Hr. Kadelburg und die an⸗ deren Gäste des Belle⸗Allianee⸗Theaters vom Sonnabend ab im Wallner-Theater beschästigt sind, so findet morgen die letzte Aufführung von „Ultimo“, übermorgen von „Doctor Klaus“ und am Freitag von „Haus Lonei' statt.

Das dritt Abonnements-Konzert der Herren Schar⸗— wenka, Holländer und Grünfeld war zwar weniger fark be—= sucht als die vorbergegangenen, aber das Auditorium gab für die ge⸗ botenen künstlerischen Leistungen seinen Dank durch noch lauteren Beifall zu erkennen als gewöhnlich. Zur Aufführung kam ein⸗ leitend ein Klav erquartett von Scharwenko, welches großen Reich- thum an melodissen Stellen aufweist und in der vollendeten Aust führung, die ihm hier zu Theil wurde, allgemeinen Auklang fand. Wir hörten dann von Hrn. Grünfeld ein Largo von Beccherint und eine Mazurka von Popper, in denen der Künstler aufs Neue seiren durch Geschmack und Empfindung gleich ausgezeichneten Vor trag bewährte. Hr. Holländer spielte die Romanze aus Joachimg Violinkonzert in ungarischer Weise mit Wärme und bekannter technischer Meisterschaft, und Hr. Scharwenka gab einige Nummern aus den Kreizleriana von Schumann, sowie die Ricordanza von Lézt. Man darf sagen, daß der Künstler einen guten Abend gehabt hat; batte et sich als Komponist schon die ungetheilte Gunst der Hörer er— worben, so wuchs dieselbe noch wesentlich durch den glänzenden und eindrucksvollen Vortrag dieser Klavierstücke. Der gesangliche Theil der Abends war der bewährten Kraft der Ftau Holländer anvertraut, die in drei Liedern von Grammann, Franz und Schumann ihre Be⸗ anlagung für das lyriscke Genre voll zur Geltung brachte; der Sän⸗ gerin kommt hierbei eine deutliche Actikulation, eine warme und anmuthige Vortraggweise besonders zu statten; nicht gaez so glück ltb brachte sie die kräftigeren dramatischen Affekte in der Konzert- Ballade ‚Die Löwenbraut“ von Weir heimer zum Ausdruck. Den Schluß des Abends bildeten Gade's Novelletten für Pianoforte, Vio⸗ line und Violoncello.