Die erstere Kategorie ist eine bei der steigenden Prosperität des Landes ungemein wichtige; Städte werden im fernen Westen ge gründet; Stiaßen und Dutzende von neuen Häusern, meist für die reicheren Kiafsen, werden im Centrum der Vereinigten Staaten täglich eibaut. Die Einrichtung und Ausschmückungsgegenstände für diese neuen Stadtviertel, die Toilettenartikel für ihre Bewohne⸗ rinnen werden zum großen Theil aus dem Auslande bezogen, und die Einfuhr hat in diesen Branchen einen Werth von vielen Millio- nen Dollars. Deutschland ist bieran wenig betheiligt; das meiste kommt aus Frankreich und England.
Anders dagegen steht es mit dem Import von Artikeln zur Be friedigung ron Lebens und Bildungt bedürfnißsen aller Art. Ein starker Prozentsatz der Ersteren wird seit neuerer Zeit in Amerika selbst fabrizirt. Es ist böckst bemerkenewerth, welchen Aufschwung unter dem Schutz der amerikanischen Zellgesetzgebung, die einheimische Industrie genommen hat. Ihr Bestteben ist Solidität und Brauch⸗ Farkeit, und keine Mühe, kelne Kosten werden gescheut, den fremden Waaren an Güte gleich zu kommen und den Preis niedriger zu stellen. Eeräthschaften und Möbel, Maschinen aller Art werden bier so fabrizirt, daß sie schon jetzt fremde Konkurrenz total aus dem Felde geschlagen baben. Es gilt hier für den deutschen Importeur die höchstꝛ Vorsicht, da nur durch größte Genauigkeit und Gleich mäßigkeit aller sich felgenden Lieferungen das Unheil abgewendet werden kann.
Ter deutsche Brchbandel ist in steter Zunahme begriffen und verdient die besondere Berücksichtigung der Betbeiligten; ebenso ist die Musik eine neue Kunst in Amerika und die volle Gunst der Mode hat sich ihr zugewandt. Die Importation von musikalischen Instrumenten hat in neuerer Zeit zugenommen, wird dies in Zu⸗ Funft noch mehr thun, und die Klagen, welche hierin laut werden, sind höchst bedauerlich. Es wäre jedoch ein Irrthum zu glauben, daß nur Klagen über deuischen Iẽmport geäußert werden; in vielen Branchen sind die deutschen Artitel sehr gut, die Lieferanten sehr zuverläͤssig und das Lob bei allen Importeuren ein übereinstimmendes; im Nachftehenden sind Aeußerungen einzelner Firmen aufgeführt.
Einzelne Urtheile.
1) Zufrieden sind übereinstimmend die Importeure deutscher Weine, Mineralwasser, SpirituFesen, der Kirschen⸗ und Zwetschgen⸗ wasser und der rerschiedenen Obstsäfte, welche hier in großen Quan⸗ titten verbraucht werden. In diesen Branchen sind die deutschen Artikel entweder allen ar deren (benbürtig, oder sie können über— haupt aus Deutschland allein bezogen werden. Leider werden sie oft unter fremder Etiquette verkauft.
2) Ebenso ist man im Chemikalien“, Droguen⸗, Vegeta. bilien⸗Seifenhandel zufrieden. Dagegen wird über die Qualität fester medizinischer Extrakte geklagt. Ein Haus, das Rohglycerin und Kieserit en gros importirt, schreibt Folgendes;
Für Leute, welche auf dem deutschen Markte unbekannt sind, ift es schwierlger, die richtigen Quellen in Deutschland als in Frank⸗ reich und England zu finden. Kommissionäre, wie in diesen Ländern giebt es in Deutschland nicht; es giebt allerdings Kommissionshäuser, aber sie entsprechen dem französischen Commissionzgire nicht, Falls nicht ein befoaderer Tarlf für Packung unserer Waare vorher fest— gesetzt ist, wird sehr hoch gerechnet?
3) Der hiesize Buch- und Kunsthandel hat manche Aus— stellungen zu machen. Ein Haus klagt über mangelnde Solidität der dentichen Einbände, über schlechte Qualität des deutschin Papiers, über Unzurerlässigkeit der Verleger in Bezug auf Zahl der Liefe⸗ rungen bei Werken, welche syrccessive ersckeigen und wobel die ver abredete Anzahl überschritten wird. Namentlich aber seien die deutschen Bücherpreise zu hoch.
Ein anderes Haus theilt hierüber mit:
„Seit etwa zehn Jahren ist die Bedienung weniger aufmerksam und stheuerer, auch erhalten wir öfter alt aus sehende verlegene Exemplare für neue, da man draußen wohl weiß, daß uns das Zurücksenden fast unmöglich ist, nachdem wir bereits 25 ½ Zölle und etwa 20 0 andere Unkesten baar ausgelegt haben. Da wir Alles in Deutsckland baar bezablen lassen und gewöhnlich von einem ,,, wenig beziehen, werden Ausstellungen drüben selten
eachtet.
Eine dritte deutsche Buch‚ und Kunstbandlung schreibt: ‚Die Expedition von Lepzig ist ungeheuer schwerfällig und langsam und werden öfters die dringendsten Aufträge lässig besorgt; sogar Kabel⸗ depeschen kleiben cft 8 bis 14 Tage unberücksichtigt liegen. Die Verpackung ist schlecht und oft werden bei Werken, die 109 bis 150 prer mehr Mark kosten, noch die Pappendeckel mit 20 oder mehr Pfennigen extra berechnet. Die deutschen Büchereinbände sind im Allgemeinen schlecht. Die Buchbinder verschwenden auf den Seiten und dem Rücken der Einbände unnöthig viel Gold. und blinde Stempelarbeit, aber die Bücher sind durchweg nicht solid und dauerhaft gebunden. Wir finden, daß deutsche Bücher im Allgemeinen bedeutend theurer sind als die anderer Länder. Es kann hier nicht die Honorarfrage für die Autoren in Anschlag gebracht werden, denn es ist Thatfal e, daß sogar Bücher, die vom Englischen ins Deuische übersetzt werden, in der deutschen Uebersetzung theurer sind, als die Originale und dabei kommen doch nur Uebersetzuags— fosten in Betracht. Nach unserer Erfahrung liegt diese Veriheune⸗ rung deutscker Bücher in dem unseligen Kreditsystem des deuischen Buchhandels. Wenn die deutschen Verleger monatlicke Bezahlung sür ihre Verlagswerke erhalten würden, dann wären dieselben im Stande, bedeutend billiger zu verkaufen. Amerifanische Importeure kaufen in Deutschland nur gegen Baar, müssen jedoch beinahe ebenso iheuer bezahlen, wie die Sortimentshändler, die die Bücher von einem Jahr ins audere alzs Kommissionsartikel schleppen.“
4) Von Len Importeuren von musikalischen Instru⸗ menten macht ein Haus, welches ron Massachussets bis Texas seine Artikel absetzt, folgende Mittheilungen:
„Im säcksischen Voigtlande werden Bl Windinstrumente zum Gxport fatrizirt. autschließlich ven da bezogen wurden, ha
as, Streich⸗ und lachdem sie früher
t sich in neuerer
Zeit unsere Firma gensthigt seseben, die Blechinstrumente in Lron zu bestellen, da die sächsischen im Thon fehlerhaft waren. Ebenso verhält es sich mit Holz⸗Wirdinstrumenten.
Trotz aller brieflichen Ermahnungen an unsere speziellen Landeleute warten dieselben nicht dahin zu bringen, ihre Instrumente rein zu stimmen, wodurch sie fast unbrauchbar wurden. Bei monatlichen oder ur gewöhnlich großen Bestellungen von Violinen wurden die— selben schlechter geliefert, als bei einmaligen und kleinen. Bei dem großen Aufschwung, welchen dieses Geschäft seit neuerer Zeit in Amerika genommen bat, wäre eine Belehrung der betreffenden deut schen Industriebkezirle, wemöglich Errichtung von Schulen daselbst, von böchsten Werthe. Bücher mit eingedruckten Beschreibungen, Preislisten und hübschen, genauen, nach Photographien berzustellen · ren Bildern, sollten von dort an die überseeischen Importeure ver⸗ scickt werden; obwobl Letzteres nicht in unserem Interesse liegt, die wic selbst Annoncen in dieser Weise machen lassen, wollen wir dies doch nicht verschweigen. Solingen fabrizirt sehr viel unter englischer Eiikett?. Die dortigen Fabrikale sind, wenn mit fremder Etikette versehen, gewöhnlich forgfältiger gearbeitet und den bessern englischen zu vergleichen.
Einem Berik te des Kaiserlichen Konsulats in St. Louis entnehmen wir folgende Bemerkungen:
Die Versuche deutscher Industrieller, am hiesigen Platze einen Absatzmarkt für ihre Waaren ju gewinnen, haben sich in neuerer Jet kermehrt und sind durch das Konsulat nach Möglichkeit unter. siützt werden. Wenn der Erfolg nur ein geringer ist, so liegt dies zunächst an allgemeinen Umständen und Verhältnissen. In er ster Reihe kommt hierbei der bobe Zolltarif in Betracht, mit welchem sich Tie Vereinigten Staaten gegen das Auzland abgeschlossen haben. Sie wollen sich unabhängig machen vom Auslande, sie wollen nichts von demfelben kauen und wollen ihre Kundschast den eigenen Ar— beitern zuweaden.
Der Ausfall der letzten Präsidentenwabl zu Gunsten der reru⸗ blikanischen Partei, welche in der letzten Stunde den Schutz Ter
mirte, wird mit Recht baurtsächlich dieser Schutz; ollpolitik zugeschrie⸗ ben und jeigt, wie sehr diese im ganzen Volke liegt.
Der Tarif genügt ibnen indeß trotz seiner Höhe allein hierzu nech nicht. Daneben besteht ein bewußtes System, sei es in den Fachschriften der versckiedenen einzelnen Zweige industrieller Thätig⸗ keit, fei es überhaupt durch die gesammte Presse des Landes, die Superlorltät der amerikanischen Wagren inerseits und die Unbrauch- barkeit, Unreellität und Geschmacklosigkeit der fremden Waaren an⸗ dererfeits auszuschreien. Da dies in allen Publikationen mit nur unbedeutenden Variationen fast täglich wiederholt wird, so ist das allgemeine Urtheil dadurch so beeinflußt, daß der Versuch, fremde und namentlich deutsche Waaren zu empfehlen, von vornherein mit Mißtrauen hingenommen wird.
Wenn gleichwohl der Import von Wagren, namentlich von Luxrkartifeln, welche immer noch von Eurc pa bezogen werden müssen, seit dem Auffchwung der Geschäfte sich zeitweilig wieder sehr gehoben bat, so wird derselbe dennoch zum weit überwiegenden Theil durch die östlichen Hafenstädte, vor Allen aber durch New-Jork vermittelt. Die dortigen großen Importhäuser monopolisiren die ganze Einfuhr derartig, daß der direkte Import nach den inneren Plätzen dagegen gar nicht ins Gewicht fällt. Man wird daher bei bezüglichen Nach= fragen meist auf New. Jorker Häuser verwiesen, mit dem Bemerken, daß dies die einzigen seien, welche sich mit Anknüpfung neuer Ver⸗ bindungen befassen könnten. Namentlich ist diese Erfahrung mit Bezug auf Spirituosen und auf die Textilbranche gemacht worden. Kußerdem aber liegt die Schuld des geringen Erfolges viel fach an der Art der Geschäftsofferten selbst. Meist werden keine Proben eingefandt, niemals wird eine genaue Preisberechnung aufgestellt, aus welcher der hiesige Kaufmann bestimmt den Preis, sei es in einem europälschen Hafen oder einem amerikanischen unter Hinzu⸗ rechnung der Fracht, Versicherung ꝛe. erseben kann. Nach solcher ,. Aufstellung des Preises pflegt aber zunächst gefragt zu werden.
Ferner sind die Offerten, wenn sie überhaupt eine geschäftliche Form tragen, in deutscher Sprache abgefaßt, und die Preise, wie sie für den deuischen Markt aufgestellt worden, in Mark angegeben. ohne Bezeichnung ihrer Höhe in Dollars. Da das ganze Geschäft hier englisch ist, vieifach auch diejenigen Firmen, die überhaupt für den Import in Betracht kommen, amerikanische sind, so müssen alle weiteren Verhandlungen schon allein hieran scheitern.
Von dem Kaiserlichen Konsulat in Bukarest sind gutacktliche Aeußerungen der Kailferlichen Konsularbehörden in Giurg evo und Erajo va, sowie ciner angesehenen deutschen Importfirma in Bu⸗— karest eingereicht worden, deren Inhalt wir nachstehend mit-
theilen:
Giurgevo, den 31. Dezember 1880. Was die Verpackung der Guͤter betrifft, so bleibt im Allgemei⸗ nen, und zwar namentlich jener der französischen und englischen gegen über, manches zu wünschen übrig. Trotz dem entsprechen die deutschen Verpackungen ihrem Zwecke ziemlich gut, können sogar besser als die oͤsterreichisch⸗ungarischen bezeichnet werden. Nur wäre es im Interesse der deutschen Industrie sehr angerathen, wenn die Fabrikanten mehr Aufmerlsamkest auf den Geschmack, Eleganz, Dessin z6. verwenden würden, denn hierlands wird mehr auf Geschmack und Eleganz der Fabrikate, als auf Dautrhaftigkeit gesehen, was die französische In⸗ dustrie schon seit Jahren in richtiger Würdigung beobachtet, und wo— durch dieselbe ihre dominirende Stellung erreichen und behaupten konnte.
Crajo va, Februar 1881.
Daß es den deutschen Waaren an solider, geschmackvoller und eleganter Ausführung mangelt, wird auch bier bemerkt und sind dadurch einzelne früher hier gangbare Artikel fast ganz durch französische und selbst österreichische Erzeugnisse verdrängt wor den. In Eisenwaaren werden z. B. nur noch die groben Sorten, wie Nägel, Stifte und dergl. von Deutschland eingeführt, während Frankresch, Oesterreich und England die besseren Sorten, z. Schlösser, Holzschrauben und Anderes liefert.
Die Glaswaaren werden jetzt fast ohne Ausnahme von Oester— reich und Belgien, die besseren Papierserten von Frankreich, Tuche und dol. von Oefterreich geliefert, obschon Deutschland früher in allen diesen Artikeln hier einen nicht unbedeutenden AÄbsatz fand.
In Baumwollenwaaren werden noch einzelne Garnnummern, sowie billige Shawls, Flanell ⸗Unterjacken, Unterbein kleider und Strümpfe aus Deutschlaad bezogen; die besseren und theueren Sachen in dieser Branche, sowie die feineren Stickereien liefert zu⸗ meist die Schweiz.
In dem Verkauf von Wäsche und weiblichen Ausstattungsgegen⸗ ständen sieht sich Deuischland von Oesterreich, und, wenn es ganz feine derartige Sachen betrifft, von Frankreich überflügelt.
Parfümerien, Toilettenmittel und eine große Zahl von Armei⸗ gegenständen liefert Frankreich fast ausschließlich, da der dies fälligen deutschen Waaren theils die Güte, theils aber, und dies zumeist, die geschmackvolle äußere Form mangelt.
Ucher die Verpackung der hier eingehenden dentschen Waaren wird im Allgemeinen nicht geklagt, dagegen gerügt, daß häufig die zugesicherte Lieferung nicht eingebalten und bei Maß und Gewicht gekargt wird. Auch benehmen sich die deusschen Kaufleute gegenüber den hiesigen Kommissionären nicht selten sehr kleinlich und be— anstanden geringe, in item Interesse bewirkte Ausgaben, beispi.ls⸗ weise für Porto.
Bei den Waareneypeditionen rach hier geschehen, in Betreff der zu wählenden kürzesten Route, mitunter so grobe Fehler, daß i. B. in einem konkreten Falle, trotz der gegentheslligen Weisung des Be⸗ stellers. Waaren aus Bielefeld über Krakau, Czernowitz und Bukarest nach Crasora verladen wurden. Wenn dann die Sachen verspätet und vertheuert hier eintceffen, sindet der Fabrikant es unbillig, daß ihm Abzüge gemacht werden.
Statt sich direkte Verbindungen zu eröffnen, zieht es ein Theil der deutschen Fabrikanten noch vor, sich an Wiener Kemmissions⸗ Geschäste zu wenden und durch deren Vermittelung nach hier ju ver⸗ kaufen, wodurch natürlich viele Zwischenspesen erwachsen.
Zum Schaden der deutschen Kaufleute gereicht es, daß dieselben im Veikehr mit hiesigen Firmen nicht stets ein Accept bedingen, da bei Buchforderungen im gerichtlichen Verfahren sehr viele Wiitläufig⸗ keiten und Verluste erwachsen.
Auch trifft es sich häufig genug, daß der deutsche Fabeikant den in Deutschlaud zahlbar gestellten Wechsel einer hiesigen Firma am Zahlungsorte einklagt und sich schließlich, mit Zeitverlust und dop⸗ Felten Koften, genöthizt sieht, die Klage sräter noch einmal bei den rumänischen Gerichten anhängig zu machen.
Dle vorstehend erwähnte Leußerung einer Firma in Bu karest lautet im Wesentlichen:
Die Ausstattung wie Aufmachung deutscher Waaren läßt viel zu wünschen übrig und trägt dieser Uebelstand wesentlich dazu bei, den coulanten Verkauf zu verhindern; allerdings will ich dabei nicht un⸗ erwähnt laffen, daß einige mir bekannte Fabrikanten davon eine löb⸗ liche Ausnahme machen und ihre Waare in ganz geschmackroller Weise ausstatten, waz zur Nachahmung den deutschen Industriellen im Allgemeinen nicht genug empfoblen werden kann.
Was die äußere Emballage betrifft, so waren Klagen darüber früher viel häufiger als in den letzten Jabren, woraus ber- vorgeht, daß die Versender aus der Cu eine gute Lehre ge⸗ zogen, ind. m Beschadigungen der Waagten auf dem Transport nur felten mehr vorkommen und dem Versender dadurch keinerlei Ver⸗ luste erwachsen.
Dem von anderer Seite gesällten Urtbeil über den Mißgriff deutscher Fabrikanten, daß sie über keine Differenzen seitenlange Korrefron deren beginnen, ohne dabei zu berücsichtigen, wie sehr sie sbr Interesse ür die Erhaltung einer guten Verbindung schädigen,
trete auch ich röckhaltloß bei mit dem Wansche, daß in diesem Punkte die deutschen Exporteure doch in Zukunft mehr Coulance beobachten möchten.
Ein Uebesstand, der die deutschen, namentlich kleineren Fabri⸗ kanten empfindlich s6ädigt, berubt darin, daß mit einer Leichtfertig
von Leut⸗ schen Häusern direkt kreditirt oder in Kommission erhalten, ja es sind thatsaͤchlich Fälle vorgekommen, in denen die Adressaten solcher
nicht das geringste Vertrauen genießen, Waaren
Sendunzen car nicht zu ermitteln waren. Ist dann der Febler er⸗ kannt, so wird man förmlich bestürmt die Forderung zu retten, was in den messten Fällen zu spät ist. Und wie leicht ist es dach, sich vor der Anknüpfung einer Verbindung über die Solvenz der kredit⸗ bewerbenden Firma zu informiren! Oft scheint es aber, daß der Fabrikant, durch die Aufgabe renommirter oder Bankhäuser als Referenzen verblendet, sich car nicht weiter über die kreditsuchende Firma erkundigt. Verluste entstehen dann, und um diese auszu—⸗ gleichen wird entweder schlechter geliefert oder die Preise werden er⸗ höht, was in jedem Fall sckädigende Folgen bringt. In vielen Fällen greift aber auch eine unbegründete Panik vor weiteren Kreditgeschäften Platz, wodurch dem Betreffenden manches selide Geschäft entgeht. Um gesunde Verbindungen an ihnen nech unbekannten Plätzen an⸗ zukrüpfen, sollten sich deshalb deutsche Fabrikanten steis an ein solides Kommissionshaus wenden und die wenigen Pro⸗ zente Provision, die sie dafür abgeben, nicht schenen; dafür unterstehen die zu gewährenden Kredite einer Kentrolle, wodurch die meisten Verluste vermieden werden. Zu warnen ist dagegen vor den vielen Winkelagenten, wie sie hier dutzenzweise existiren, die in gewissenloser Weise Kredite an gan; zweifelhafte Händler vermitteln oder unter fingirten Namen sich Waaren bestellen, um den Fabri⸗ kanten auszubeuten.
Aus kaufmäͤnnischen Kreisen in Mexiko liegen folgende Aeuße⸗ rungen und Notizen vor:
1) Verschiedene Gründe sind es, welche die in Mexiko etablirten Kaufmannshaäͤuser vielfach vergnlassen, den nichtdeutschen, z. B. fran⸗ zoͤsischen und englischen Fabrikaten den Vorzug vor den in Deutsch⸗ land gemachten Waaren zu geben. Was die Branche, Eisenwaaren zc. anbelangt, so ist auf folgende Punkte aufmerksam zu machen, welche wohl ungefähr die ganze Ursache einschließ'n, weshalb wir uns, trotz unserer Bemühungen und unseres Willens, den deusscen Fabrikanten den Vorzug zu geben, immer wieder genöthigt sehen, uns nach Frank⸗ reich und England zu wenden.
Die Waare des deutschen Fabrikanten bleibt sich nickt immer gleich, ein Umstand, zu welchem der Grund wohl in der großen Kon— kurrenz zu suchen ist, welche, um mit ihr Schritt zu halten, den Fa⸗ brikar ten dahin bringt, immer leichtere und schlechtere Waare zu machen. Für Mexiko ist dies jedoch durchaus nicht anwendbar, son⸗ dern ist ein positicer Uebelstand, es gelingt uns z. B. einen neun Artikel einzuführen, er findet Anklang, wir bestellen ihn in größeren Quantitäten und empfangen eine von der ersten Sendung veschiedene Klasse, wenn auch bisweilen billiger! Dies macht in Mexiko derartige Artikel unverkäuflich.
Als zweiter und durchaus nicht unwicktiger Grund wäre zu er⸗ wähnen, daß der deutsche Fabrikant nicht genug sich bemüht, die An= sprüche des Auslandes in Betreff der Aufmachung der Waare kennen zu lernen, um in dieser Hinsicht uns entgegen zu kommen. Um Bei— spiele anzuführen, sei erwähnt, daß hier nur französische Drahtstifte bekannt und gefucht sind, und wenn wir auch diesen Artikel von Deuischland eben so gut und unter günstigeren Bedinguagen beziehen können, so dürften wir es nicht wagen, ihn von Deutschland zu im— portiren und sind unsere desfallsigen Versuche feblgeschlagen, weil dem französischen Stift wezen der bekannteren und besseren Aufmachung der Vorzug gegeben wird. Der französische Fabrikant ver⸗ wendet zu den Packeten gutes, starkes Papier, und der Deutsche ordinäres Strobpapier. Der deutsche Eisendraht (Westfalen) ist, was Preis anbelangt, vortheilhafter als der englische, darf iedoch nicht von Deutschland bezogen werden, weil der Fabrikant sich nicht entschließt, die Rollen in den, hier üblichen Dimensionen aufzu⸗ machen, während dies in England sofort nach Verlangen geschieht.
Ferner und drittens wäre zu erwähnen, daß die deutschen Waaren in unserer Branche vielfach zu massiv und schwer fabrizirt werden, im Gegensatz zu den französischen und englichen Waaren. Wenn dies auch im Allgemeinen vortheilhaft sein mag, so ist es doch sür Mexiko ein großer Uebelstand, indem die Zölle für Eisenwaaren auf Bruttozewicht erboben werden, und somit die schwere Waare der leichteren gegenüber bedeutend im Nachtheil ist. Aus diesem Grunde sind die Koften von vielen deutschen Artikeln, bei billigeren Preisen in Earopa, hier weit höher als diejenigen der gleichen englischen und französischen Arti!el.
2 Ein Hamburger Haus übermachte ror einiger Zeit an eine bekannte Firma in Mexiko eine Partie Erlanger Bier, die, von vorzüglicher Qualität, einen schnellen Absatz fand; eine zweite Sen2 dung jedoch, die unlängst bier angekommen ist, war ganz unbrauch⸗2 bar, obgleich mit derselben Etiquette, wie die erste versehen.
3) Bei aus Hainichen in Sachsen bezogenen Wollenwaaren waren die Maße gewöhnlich sehr kaapp, so daz mitunter von den Käufern eine Differenz von 2— 31e mit dem auf den Stücken verzeichneten Maße reklamirt worden ist.
Bci aus Mulbausen im Elsaß bezogenen Baumwollwaaren läßt die Verpackung, obgleich ‚see mäßig“ rorgeschrieben, stets sehr zu wünschen übrig, wesbalb die Waare bei ihrem Eintreffen in Vera⸗ cruz trotz der kurjen Seereise von 3 oder 4 Wochen schon Beschädi⸗ gungen, hervorgerufen durch den Einfluß de: Seeluft, aufweist,
Bei einer kurzlich aus Berlin bezogenen Sendung Lampen trafen von den dazu gehörigen Kuppeln in Folge nachlässiger Verpackung ca. 60 mn zerbrochen ein. = ;
4) Eine Firma in Veracruz empfing aus Cassel 30 Kisten mit 1000 Stück bedruckter Kattune, die durch einen Haken einer Druck= oder Appreturwalze sämmtlich an einer Seite durchlöchert waren, ferner war cine Masse von Stücken im Innern mit großen Löchern und Rissen behaftet, letztere zum Theil wieder zusammengeheftet, grobe Fehler, die dem Auge des Faktors in der Fabrik also nicht entgangen sind und die unter keinen Umständen die Ablieferung der Waare hätten zulassen sollen. ö
Von dem Kaiserlichen Konsulat in Seraje vo ist berichtet worden, daß der deutsche Ausfuhthandel nach Bosniem und der Herjegcwing bis jetzt keinen bemerkbaren Aufschwung genommen kaße und daß für den Absatz der jetzt dort gangbaren deutschen Handelsartikel, sowie vielleicht mancher neuer, erst nach Vollendung Fer Rozna. Babn und einiger anderer Kommunikationen eise günstigere Periode beginnen dürste. Wenn bei den aus De sterreich⸗ Ungarn eingegehenden Waaren nicht selten Klagen über unreelle und nachlässig: Lieferung, sowie namentlich über schlechte Verpackung laut würden, so würden möglicherweise in einzelnen Fällen auch Artikel deuischer Provenien; dazon getroffen, da seplere durch Vermittelung von Wiener. Kommissignären nach Betnien ju gelangen pflegten und häufig für öste rreichische Erjeugnisse angesehen würden. Man habe wiederholt die Bebach⸗ tung machen können, daß den botnischen Bestellern der wirkliche Ur⸗ sprung der Waare nicht bekannt sei. Wünschenzwerth erscheine es, wenn deutsche Exporteure mit Kaufleuten in Serajero in direkte Verbindung' ju treten suchten, oder doch wenigstens an Stelle der Wiener Kommisssonäre einen umsichtigen, juoerlässigen Agenten mit ihrer Verttetung in Serajevo betrauen wollten.
Zur Feier der Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilbelm von Preußen mit. Ihrer Hoheit der Prinzessin Victoria Äugusta von Schleswiz⸗Holstein sind Seitens den biesigen Lagerbier ⸗Brguereien in anerkennenswerther Weise circa 1418 Tonnen Bier den biefigen Trappentheilen zugestellt worden, ferner 50) Frei⸗ silleis ven dem Besitzet des Walhalla Theaters zur Vorstellung heute Abend für Unteroffizlere und Mannschaften der Garmson.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Cyxredition (Kessel). Druck: W. Gltner. Vier Beilagen
Serlin:
naticralen Arbeit als den Hauptpunkt ihres Programms piolla—
keit, die ibreJ Eleichen jucht, hiesige Firmen, die bier am Plaße
(einschließlich Börsen · Beilage).
Srste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Mn 49.
Berlin, Sonnabend, den 26. Februar
18* R.
— — 8 — ö . 8 — x — — — — —
mr n, n ö ö re den, K, , 5 * * * 2 6 58 2 S 72 2 w — 0 2 * * 2 * — * — * Aichtamtlich es. ,, von Sachsen die ersten Plätze rechts und Kaiser und König, fordert Allerhöchstdieselben durch eine Ver—⸗ 356 ö ö . ĩ . . ö ö . beugung zum Tanze auf, und es beginnt ein neuer Umgang. . in, 26. Februar. Für die morgen r Königliche Schloßpfarrer, Ober⸗Hofprediger Dr. Kögel Demnächst nähert Sich der
im Königlichen Schlosse stattfindende Vermählung Sr. kJ des Prinzen Wilhelm von Preußen mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Augusta Victoria zu Schleswig-Holstein ist fol— gende Ordnung der Feierlichkeiten Allerhöchst be— stimmt worden:
Abends um 6i / Uhr versammeln sich, einschließlich der
Generalität, diejenigen inländischen Damen und Herren, welche durch besondere Karten persönlich zu der Vermählungsfeier eingeladen worden sind, im Königlichen Schlosse. 3 Das diplomatische Corps, so wie die vorbezeichneten Damen und Herren, begeben sich von der Schloßfreiheit her in das Portal Nr. 3 und nehmen daselbst den Aufgang nach der neuen Schloßkapelle.
Die in gleicher Weise eingeladenen Stabs-Offiziere und Deputationen der Offizier-Corps der Garnisonen, Berlin, Potsdam und Spandau, sowie das gesammte Offizier-Corps des 1. Garde⸗Regiments zu Fuß, nehmen ebendort ihren Auf— gang und zwar nach dem Weißen Saale.
Die Königliche Familie und die Allerhöchsten und Höchsten Gäste versammeln Sich um 63/ Uhr, und zwar im Kurfürstenzimmer mit dem Hohen Brautpaare und Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten nur Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig— Holstein, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein, so wie die Durch— lauchtigsten Geschwister des Hohen Brautpaares, in der vor— . boisirten Gallerie aber alle anderen Höchsten Herr—
aften.
Gegen 63 Uhr wird die Königliche Prinzessinnen-Krone durch Beamte des Krontresors herbeigebracht und von einem Offizier und zwei Mann der Gardes du Corps bis in das an das Versammlungszimmer der Allerhöchsten und der Höchsten Herrschaften angrenzende Gemach geleitet.
Sobald die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften versammelt sind, befestigen Ihre Majestät die Kaiserin und Königin im Chinesischen Kabinet auf dem Haupte der Prinzessin Braut die Krone. Dieselbe wird Ihrer Majestät zu diesem Zwecke von Allerhöchst— dero Ober⸗Hofmeisterin, Gräfin von Perponcher, überreicht, 96. auch bei der Befestigung der Krone hülfreiche Hand eistet.
Sobald Se. Majestät der Kaiser und König den Befehl zum Beginn der kirchlichen Ceremonie ertheilt haben werden, geleitet der Ober-Ceremonienmeister Graf von Stillfried die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften zu den von den— selben im Zuge einzunehmenden Plätzen.
Der Zug wird, unbeschadet bestehender Ranaverhältnisse, nach Sr. Majestät Allergnädigster Bestimmung, folgender⸗ maßen geordnet sein:
IJ. Der Oberst⸗Marschall Fürst und Altgraf zu Salm⸗ Reifferscheid⸗Dyck mit dem großen Oberst-Marschallsstabe.
II. Alle anwesenden Königlichen Kammerjunker und Kammerherren, paarweise, so daß die dem Patent nach jüngsten vorangehen.
III. Die Kavaliere, welche von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige der Durchlauchtigsten Prinzessin Braut zur Auf— wartung gegeben sind.
IV. Das Hohe Brautpaar.
V. Die Hof-, die Ober-Hof⸗ und die Obersten Hoschargen Sr. Majestät, paarweise.
VI. Se. Majestät der Kaiser und König führen zur Rechten: Ihre Majestät die Königin von Sachsen, zur Linken: Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig-Holstein (als Durchlauchtigste Mutter der Hohen Braut.
Die General-Adjutanten, die Generale à la suite und die Flügel-Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs fol— gen Allerhöchstdenselben; zur Linken Sr. Majestät, hinter Allerhöchstdenselben, der Minister des Königlichen Hauses, Staats-Minister Graf von Schleinitz.
VII. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin. Rechts neben Allerhöchstdenselben Se. Majestät der König von Sachsen, links Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales.
VIII. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron—⸗ prinzessin. Rechts neben Höchstderselben Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, links Se. Königliche Hoheit der Prinz Christian zu Schleswig⸗Holstein (als Stellvertreter des Familien⸗Oberhauptes der Hohen Braut).
IX. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz. Rechts neben Höchstdemselben Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein, links Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden.
Der Zug bewegt sich durch den Rittersaal, die Bilder⸗ gallerie, in welche Zuschauer auf Billets eingelassen sind, und den Weißen Saal nach der Kapelle. Bei Eintritt des Zuges in dieselbe ertönt eine geistliche Musik.
Der Königliche Schloßpfarrer, Ober⸗Hosprediger und Ober— Konsistorial⸗Jiath, General⸗Superintendent der Kurmark Hr. Kögel und die Hof- und Dom⸗Geistlichkeit empfangen das Hohe Brautpaar beim Eintreten in die Kapelle, geleiten Höchstdasselbe zum Altare und stellen sich sodann rückwärts desselben auf.
Se. Königliche Hoheit der Prinz stellt Sich zur Rechten der Prinzessin Braut; die Allerhöchsten und die Höchsten Herr⸗ schaften treten im Halbkreise um das Hohe Brautpaar, und zwar so, daß Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig⸗Holstein, Se. Königliche Hoheit der Prinz von
Wales, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Chri⸗ stian zu Schleswig-Holstein, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Vaden und Ihre Königliche Hoheit
verrichtet die Trauung.
In dem Augenblicke, in welchem das Hohe Brautpaar die Ringe wechselt, werden drei Mal zwölf Kanonenschüsse abgefeuert, wozu der dienstthuende Königliche Flügel⸗-Adjutant das Zeichen giebt.
Nach ausgesprochenem Segen begeben Sich Ihre Kaiser— lichen und Königlichen Majestäten, Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen und die Höchsten Herrschaften in der vorhin beschriebenen Ordnung nach der Brandenburgi— schen und der Rothen (drap d'or-) Kammer, um daselbst dem Hohen Brautpraare die Glückwünsche abzustatten.
. Die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften erheben Sich, sobald Sr. Majestät durch den Ober-Ceremonienmeister Srafen von Stillfried die entsprechende Meldung gemacht ö ist, in dem vorbeschriebenen Zuge nach dem Weißen Saale.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, Ihre Majestäten, der König und die Königin von Sachsen ö Sich mit dem Hohen Brautpaare unter den Thron—
immel.
Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin, Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig— Holstein, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen, sowie die anderen Höchsten Herrschaften ordnen Sich rechts und links vom Thore ganz in der Weise, in welcher Höchstdieselben bei der Trauung in der Kapelle Sich auf— gestellt hatten.
Hierauf begeben sich alle anderen Personen aus der Ka— pelle nach dem Weißen Saale, nähern sich dem Throne und machen, in ununterhrochener Reihe fortschreitend, Ihren Kai—⸗ serlichen und Königlichen Majestäten und dem Hohen Braut— paare, ihre Cour.
Nach Beendigung derselben meldet der Ober-Hof- und Hausmarschall Graf von Pückler das Souper an.
Die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften erheben Sich wiederum in der für diesen Abend bestimmten Ordnung und begeben Sich durch die Bildergallerie und die angrenzen— den Appartements nach dem Rittersaale,
Im Rittersaale befindet sich die Königliche Ceremonien⸗ tafel, an welcher Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten,
hre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, das Hohe
rautpaar und sämmtliche Höchsten Herrschasten Platz nehmen, und zwar: in der Mitte der Tafel das Hohe Brautpaar; Höchst⸗ demselben zur Rechten (also neben der Durchlauchtigsten Prin⸗ zessin Braut) Se. Majestät der Kaiser und König, neben Aller— höchstdenselben Ihre Majestät die Königin von Sachsen; so⸗ dann Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, Ihre Kaiserliché und Königliche Hoheit die Kronprinzessin,
Se. Königliche Hoheit der Prinz Christian zu Schleswig-Hol⸗ stein, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen, zur Linken (also neben dem Durchlauchtigsten Bräutigam) Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, nebst Allerhöchst⸗ denselben Se. Majestät der König von Sachsen, sodann Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig-Holstein, Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz von Wales, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, worauf dann die übrigen Höch⸗ sten Herrschaften Sich anschließen.
Se. Majestät der Kaiser und König bringen, sobald die Suppenschüsseln von der Tafel gehoben sind, die Gesundheit des Hohen Brautpaares aus. Das Musik-Corps des 3. Garde— Regiments zu Fuß bläst Tusch.
Se. Majestät ertheilen hierauf den Obersten Hof-, Ober— Hof- und Hofchargen, sowie den Adjutanten die Erlaubniß, sich zurückzuziehen.
Vor Beendigung der Tafel stellen sich Dieselben wieder hinter die Stühle ihrer Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, um vorzutreten oder zu folgen.
Gleichzeitig begeben sich die Staats-Minister nach altem Herkommen zum Fackeltanze in den Weißen Saal.
Nach aufgehobener Tafel treten auch die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften in den Weißen Saal.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, Ihre Ma⸗ jestäten der König und die Königin von Sachsen, sowie das Hohe Brautpaar nehmen unter dem Thronhimmel Platz. Ihren Majestäten reihen Sich zur linken Seite des Thrones Ihre Kaiser⸗ liche und Könialiche Hoheit die Kronprinzessin, Ihre Hoheit die Herzogin Mutter zu Schleswig-Holstein, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen und die anderen Hochfürstlichen Damen, zur rechten Seite Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Se.
Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, Se. König⸗
liche Hoheit der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein und die anderen Höchsten Herrschaften an.
Nachdem Se. Majestät der Kaiser und König den Befehl zum Beginn jener Ceremonie an den Oberst-Marschall ertheilt haben, nähert sich dieser dem Hohen Brautpaare und ladet Höchstdasselbe durch eine Verbeugung zum Veginn des Tanzes ein, der in nachstehender Ordnung ersolgt; Der Oberst Marschall Fürst und Altgraf zu Salm-Reifferscheid Dyck mit dem großen Marschallsstabe; ihm folgen die auf Allerhöchsten Befehl durch den Ober-Ceremonienmeister Grafen von Still⸗ fried hierzu eingeladenen zwölf Staats⸗Minister mit weißen Wachssackeln, paarweise, je nach dem Alter ihres Patents, so daß die jüngsten vorangehen.
Das Hohe neuvermählte Paar.
Nachdem Höchstdasselbe einen Umgang im Saale gemacht, nähert Sich die Hohe Prinzessin Braut Sr. Majestät dem
De j Hohe Bräutigam Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, fordert Allerhöchstdieselben durch eine Verbeugung zum Tanze auf, und es erfolgt wiederum ein Umgang.
Sodann nähert Sich die Hohe Braut Sr. Majestät dem König von Sachsen und der Hohe Bräutigam Ihrer Majestät der Königin von Sachsen, fordern Allerhöchstdieselben durch eine Verbeugung zum Tanze auf und bilden so mit Ihren Majestäten zwei Gruppen, welche zusammen einen neuen Um— gang machen.
In ähnlicher Weise tanzt die Hohe Braut immer mit je zwei der Prinzen, welche Sich im Zuge befanden, und gleich— zeitig der Hohe Bräutigam mit je einer der anwesenden Prin— zessinnen.
Nach beendigtem Fackeltanze treten die Minister den Aller⸗ höchsten und den Höchsten Herrschaften bis zum Eingange ir das Königinnen-Gemach vor, woselbst die Fackeln von den dazu beauftragten zwölf Pagen abgenommen werden, welche detzteren dem Zuge bis zu dem Eingange der für die Hohen Neuvermählten eingerichteten Appartements vorleuchten.
Hier wird die Königliche Krone den Beamten des Kron⸗ tresors wieder überliefert, und, nachdem von der Oher-Hof— meisterin der Hohen Braut das Strumpfband ausgetheilt wor— den, wird der Hof entlassen.
Sitzung setzte der Reichstag die erste Berathung des Ent wurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs haushalts-Etats für das Etatsjahr 1881582, in Ver bindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Ge— setzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen der Post und Telegraphen, der Marine und des Reichsheeres, fort.
Der Abg. Rickert bemerkte, die Physiognomie dieses Hauses sei gerade keine ermuthigende, sie sei aber ein Ausdruck der— jenigen Stimmung, die jetzt durch das Deutsche Reich gehe, einer Stimmung, die allerdings recht viel zu denken gebe. Wie die Gesetzgebung jetzt arbeite, das hätten die Mitglieder des preußischen Landtages so eben erfahren; die Verhand— lungen desselben hätten mit einem schrillen Mißton geschlossen. Man sei in Deutschland nicht frei von einer Mitwir— kung dieser traurigen Eindrücke, und es gehe eine tiese Beunruhigung durch das Land und das Reich, die mit Sicherheit darauf schließen lasse, daß in den Staats- resp. Reichsorganisationen bedeutende Fehler steckten. Daß darunter die parlamentarischen Arbeiten erheblich leiden müßten, sei klar, und ebenso, daß auch die größte Arbeitsfreudigkeit schließlich erlahmen müßte, jedenfalls könne es so nicht weiter gehen. Wie man wisse, sei in Preußen ein Kommunalsteuergesetz vor— gelegt worden, man habe 3 Jahre unermüdlich an der Vorlage gearbeitet und dann sei der Reichskanzler gekommen, um mit einer einzigen Rede das ganze Gesetz über den Haufen zu werfen. Dergleichen sei unerträglich und dazu komme, daß Niemand zu ersehen vermöge, was denn eigentlich das Re— gierungsprogramm sei. Monatelang würden die Abgeordneten hier in Berlin mit Arbeiten aufgehalten und dann zum Schluß müsse man eine Ministerkrisis erleben, in Folge deren alle Mühe und Arbeit ins Leere falle. So gehe es in Preußen. Und im Reiche? Da finde man dieselbe Unfruchtbarkeit in der Zusammen— arbeit. Was solle man davon denken, wenn die Bundes⸗ regierung fortgesetzt Vorlagen einbringe, deren Ablehnung ihr keinen Augenblick zweifelhaft sein könne. Er wolle nur auf das Gesetz über die Einführung zweijähriger Budgetperioden exemplifiziren. Dieses Gesetz sei nicht einmal an die Schwelle des Reichstages gelangt, sei nicht zur ersten Berathung ge⸗ kommen und nun bilde es die erste Vorlage, welche dem Hause in dieser Session wieder gemacht werde. Der Reichskanzler sage nun, er werde sich doch auf keinen Fall abhalten lassen, Vorlagen, deren Inhalt er für nützlich und nothwendig halte, immer von Neuem einzubringen, und er sei nicht dazu qualifizirt, einen schüchternen Kanzler abzugeben; allein dieses Verfahren greife dann auf das Tiesste in die Verfassungsrechte des Hauses ein und das Haus müsse unbedingt auf jede Vorlage, die erfolge, eine klare und feste Äntwort ertheilen, so daß das Sch cksal der Vorlagen Niemandem zweifelhaft sein könne. Formell möge ja der Reichskanzler im Rechte sein, allein es gebe doch noch einen anderen Weg, mit der Majorität zu ar⸗ beiten. Scit dem Jahre 1878 seien die deutschen Verhältnisse derartige, daß sie selbst dem Reichskanzler nicht genehm sein könnten. Der Kanzler stehe jetzt nach seinen jüngsten Aus— führungen auf der einsamen Höhe eines Beamten, der einzig und allein die Verantwortung trage für Alles, was geschehe, während derselbe noch vor wenigen Jahren gesagt habe, ohne Majorität sei es für keinen leitenden Minister möglich zu regieren. Eine feste und sichere Majorität sei ja freilich nicht vorhanden, statt dessen habe man die unerquisdlichsten Partei⸗ verhältnisse hier im Parlamente und draußen im Reiche. Um der zu seiner Ueberraschung abermals eingebrachten Vor⸗ lage über die Einführung zweijähriger Budgetperioden zu be⸗ gegnen, empfehle er dem Hause die Annahme semes Antrages, „den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß in Zukunft das Etatsgesetz für das Deuische Reich früher sest gesteilt werde, als die Etatsgesetze der Einzelstaaten.“, denn nur so werde man den vorhandenen Unzuträglichkeiten vor⸗ beugen können, deren Beseitigung im finanziellen Interesse dringend geboten sei. Der Neichskanzler habe sich sodann neulich über den Ton beklagt, der in den Parlamenten, namentlich den Ministern gegenüber herrsche und der nicht dem der gebildeten Welt entspreche. Sehe man sich in den Parlamenten anderer eivilisirter Lander um, dann werde man, wenn man frei und offen reden wolle, bekennen müssen, daß der den Ministern gegenüber hier angeschlagene Ton in der That ein sanfter genannt werden könne. Und diejenige Stelle, von der solche Forderungen ausgingen, die sollte vor Allem und in erster Linie dafür sorgen, daß der Ton, in
— Im weiteren Verlaufe der gestrigen (5.
welchem verhandelt und gekämpft werde, immer ein gebildeter