vermehrt. Ein Vergleich mit den Jahren 1878, 1877, 1876 und 1875 ergiebt: für die Courier- und Schnellzüge eine Abnahme von 1,5 Proz. bezw. 1,8 Proz. (durchschnittlich 6 bezw. 7 Züge pro Tag) gegen die Jahre 1878 und 1877, und eine Zunahme von 1,55 Proz. bezw. 2.4 Proz. (durchschnittlich 6 bezw. 9 Züge pro Tag) gegen die Jahre 1876 und 1875; für die Personenzüge eine Zunahme von bezw. 2,5 Proz., 2.8 Proz., 4,7 Proz. und 6,2 Proz. (durchschnittlich bezw. 64, 71, 116 und 153 Züge); für die gemischten Züge eine Zu⸗ nahme von bezw. 29,0 Proz., 39,3 Proz., 45,4 Proz. und 67,4 Proz. (durchschnittlich bezw. 363, 456, 505 und 651 Züge pro Tag); für die fahrplanmäßigen Güterzüge eine Zunahme von bezw. 10,6 Proz., 11,3 Proz., 8,6 Proz. und 11,6 Proz. (durchschnittlich 234, 248, 194 und 254 Züge pro Tag).
Von den 1685564 fahrplanmäßigen Courier⸗- und Schnell⸗, Personen- und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 21 839 Züge oder 1,30 Proz. (gegen 22 327 Züge — 1,43 Proz. im Vorjahre, 12 036 Züge — 0,79 Proz. im Jahre 1878, 12258 Züge — 0,82 Proz. im Jahre 1877, 19 662 Züge — 1,35 Proz. im Jahre 1876 und 23 626 Züge — 1,70 Proz. im Jahre 1875). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 11 247 durch das Abwarten verspäteter An— schlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen 10592 — 0,63 Proz. (gegen 0,74 Proz. im Vorjahre, 0,41 Proz. im Jahre 1878, 0,465 Proz. im Jahre 1877, 0,76 Proz. im Jahre 1876 und 1,01 Proz. im Jahre 1875) zur Last fallen. Die Gesammtdauer der letzteren Verspätungen betrug 337 0565 Minuten oder 234 Tage 1 Stunde 35 Minuten (gegen 317 Tage 10 Stunden 52 Minuten im Vorjahr, 147 Tage 16 Stunden 31 Minuten im Jahre 1878, 155 Tage 7 Stunden 37 Minuten im Jahre 1877, 311 Tage 13 Stun⸗ den 29 Minuten im Jahre 1876 und 381 Tage 14 Minuten im Jahre 1875). .
In Folge der Terspätungen wurden 3363 Anschlüsse ver⸗ säumt (gegen 3859 im Vorjahre, 1938 im Jahre 1878, 1605 im Jahre 1877, 3128 im Jahre 1876 und 4191 im Jahre 1875.
Von den zurückgelegten Achskilometern sämmtlicher Züge kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge 256 637 Achskilometer (gegen 264 914 im Vorjahre, 262757 im Jahre 1878, 278 0560 im Jahre 1877, 2847900 im Jahre 1876 und 307 800 im Jahre 1875).
Die für das Jahr 1880 sich ergebende Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der auf je eine Verspätung entfallenden Zugzahl und dergleichen Achskilometerzahl stellt sich gegen die von 1878 um ca. 24 Proz. und gegen die von 1877 um ca. 27 Proz. niedriger, gegen die von 1879 aber um ca. 18 Proz. gegen die von 1876 um ca. 21 Proz. und gegen die von 1875 um ca. 58 Proz. höher.
Die 10592 den aufgeführten Eisenbahn-Verwaltungen zur Last fallenden Verspätungen sind in der Hauptsache hervor— gerufen: in 1207 Fällen durch Schadhaftwerden der Fahr⸗ zeuge, in 2961 Fallen durch Sperrung der Geleise, in 3467 Fällen durch erhöhten Verkehr und in 985 Fällen durch atmosphärische Einflüsse.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Landesdirektor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont, von Sommerseld ist nach Arolsen abgereist und der Bevollmächtigte zum Bun— desrath, Bürgermeister der freien Hansestadt Bremen, Dr. Gil— demeister ist in Berlin angekommen.
Frankfurt a. M., 5. März. Gestern Abend verstarb in seiner hiesigen Stadtwohnung Prinz Georg von Hessen im vollendeten 88. Lebensjahre. Prinz Georg Karl, geboren am 14. Februar 1793, war ein jüngerer Bruder des im Jahre 1867 verstorbenen Landgrasen Wilhelm von Hessen und älterer Bruder der unlängst verstorbenen Großherzogin⸗ Mutter Marie von Mecklenburg-⸗Strelitz.
Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha. Gotha, 5. März. (Weim. Itg.) Am 14. d. M. tritt der gemeinschaftliche Land⸗ tag der Herzogthümer Coburg und Gotha hier zu⸗—⸗ sammen.
Anhalt. Dessau, 5. März. (pz. Ztg.) Der Herzog und die Herzogin sind, da das Befinden des in Ballenstedt erkrankten Prinzen Aribert sich zur Besserung gewendet hat, hier wieder eingetroffen. Die Prinzessin Heinrich der Niederlande ist zum Besuch der hohen Verwandten am 3. Abends von Berlin angekommen. Gestern Abend traf von eben daher die Prinzessin Friedrich Carl hier ein. Die Herzogin von Nassau hat dieser hohen Gäste wegen die jrüher beabsichtigte Abreise noch verschoben.
Großbritannien und Irland. London, 7. März. (W. T. B.) Die „Daily News“ melden in einer zweiter Ausgabe aus Neweastle von gestern Abend: Zwischen dem General Wood und dem Anführer der Boern, Joubert, hat eine Unterredung staltgefunden. Heute ist ein bis zum 14. ds. dauernder Waffenstillstand abgeschlossen worden. Den Voern ist gestattet, an den von ihnen besetzten Punkten 8 Tage lang Proviantvorräthe zu empfangen. Die Voern be⸗ harren auf der Forderung der Unabhängigkeit und der Am⸗ nestirung aller Führer.
In der heutigen Sitzung des Unterhauses kündigte Stanhope eine Motion an, wonach das Haus seine Ansicht dahin auesprechen soll, daß der Rückzug der englischen Truppen aus dem südlichen Afghanistan bei dem jetzigen kritischen Zusiande Afghanistans die wahren und per⸗ manenten Interessen Indiens nicht fördere. Arnold und Gor⸗ don zeigten an, daß sie dieser Motion gegenüber ein Ver⸗ trauenevotum beantragen würden. Northcote erllärte, er werde morgen die Ansrage an die Regierung richten, welchen Tag sie sür die Berathung des Stanhope'schen Antrages sest⸗ zusetzen gedenke. — In Beantwortung einer Anfrage Lawsons erklärte Gladstone: Die Waffenruhe mit den Boern sei abgeschlossen, um die Beantwortung der von Colley nach Fort Krüger gemachten und der auch noch später dahin er⸗ folgten Mittheilungen zu ermöglichen. Der Staatesekretär des Krieges, ChilLders, theilte die Bedingungen der Waffen⸗ ruhe mit. Danach wird den Engländern eine achttägige Ver⸗ proviantirung ih er Garnisonen gestattet; der Ober⸗Vesehle⸗ haber der Voern, Joubert, verpflichtet sich, den Proviant durch die von den Boern besetzten Linien passiren zu lassen. So⸗ bald der Proviant in den Garnisonen angekommen ist, werden von den Belagerern der englischen Garnisonen sowie von den Belagerten die Feindseligkeiten 8 Tage lang eingestellt. — Das Haus begann darauf die Einzelberathung der irischen Waffen bill.
Ueber die Wybrantsche Expedition sind im Aus⸗ wärtigen Amte Nachrichten des englischen Konsuls in Mozam⸗ bigue eingegangen, welche den Tod der Kapitäne Phipson und Wybrant sowie der Expeditionstheilnehmer Carr und Mears bestätigen. Mayer soll sich in der Nähe von Zeilah befinden; Owen soll mit den anderen Theilnehmern nach Inhanehane gegangen sein. Das englische Kriegsschiff „Ruby“ ist an⸗ gewiesen, sofort sich an Ort und Stelle zu begeben.
Frankreich. Paris, 7. März. (W. T. B.) Die Ge— rüchte von einer Ministerkrisis werden formell demen⸗ tirt. — Die Kommission zur Vorberathung des Antrages, betreffend das Listenskrutinium, wird morgen noch nicht zusammenberufen werden; jede erregende Debatte soll verschoben werden wegen der bevorstehenden Emission der Anleihe, mit welcher sich der Ministerrath morgen beschäftigen wird.
Die „Agence Havas“ meldet aus Algier: Die Pourparlers behufs Regelung der Dinge an der tunesi— schen Grenze sind suspendirt worden, weil der tunesische Delegirte nicht mit hinreichenden Instruktionen versehen zu sein vorgab. Der französische Kommandant stellte vor seiner Rückkehr nach Souk-Haras die detaillirten Beträge der fran— zösischerseits verlangten Entschädigungen und die Daten der verschiedenen auf französisches Gebiet unternommenen Raub— züge fest, deren häufige Wiederkehr die beklagenswerthe Lage an der algerisch-tunesischen Grenze beweise.
Türkei. Konstantinopel, 7. März. (W. T. B.) Heute Nachmittag von 1 bis 41½ Uhr fand die erste wirkliche Berathung in der griechisch-türkischen Frage bei dem englischen Botschafter Göschen statt. Ghazi Mukhtar
Pascha wohnte derselben zur Unterstützung der türkischen De⸗ legirten bei.
Amerika. (Allg. Corr.) Die telegraphisch im Auszuge mitgetheilte Rede, welche der neue Präsident der Ver⸗ einigten Staaten, General Garfield, anläßlich seines Amtsantritts am 4. d. M. gehalten, hatte nach einem Tele— gramm des Reuterschen Bureaus folgenden Wortlaut:
„Mitbürger! Wir stehen heute auf einer Anhöhe, die uns einen Rückblick auf 100 Jahre des nationalen Lebens gestattet; ein Jahr bundert, voll von Triumphen der Freiheit und des Gesetzes. Ehe wir unsern Verwärtemarsch fortsetzen, laßt uns auf dieser Höhe einen Augenblick halten, um unsern Glauben zu stärken und unsere Heffnungen zu erneuerg durch einen Blick auf den Pfad, den unser Volk gewandelt ist. Heute sind es 3 Tage über 100 Jahre seit der Anna! me der ersten geschriebenen Verfassung der Vereinigten Staaten sowie der Artikel des Bundes und der beständigen Einigkeit. Der neuen Republik drohten damals von allen Seiten Gefahren. Sie hatte sich noch keinen Platz in der Familie der Nationen erobert; die entscheidende Schlacht für die Unabhängigkeit, deren 100. Jahres tag in Kurzem in JYorktown dankerfünt gefeiert werden wird, war noch nicht geschlager. Die Kolonisten hatten nicht nur gegen die Armeen einer großen Nation zu kämpfen, sondern auch gegen festgewurzelte Meinungen der Menschheit, denn die Welt glaubte nicht, daß die höchste Autorität der Regierung mit Sicher heit der Obhut des Volkes selber anvertraut werden könnte. Wir dürfen die glübende Frei⸗ heitsliebe nicht überschäßen, noch den intelligenten Muth und den gesunden Verstand, mit dem unsere Väter den großen Versuch der Selbstregierung machten. Als ste nach einer kurzen Prebe fanden, daß ein Staatenbund zu schwach sel, um den Bedürfaissen einer kräf⸗ tigen und sich ausbreitekren Republik Rechnung, zu tragen, legten sie denselben kühn bei Seite und stellten an seiner Statt eigne natio- nale Union her, direkt auf den Willen des Volkes gegründet, ausge⸗ stattet mit Vollmachten der Selbsterhaltöanz und mit weitgehender Auterität für die Durchführung ibrer großen Zwecke. Unter dieser Konstitunion sind die Grenzen der Freiheit ausgedehnt, die Grund— lagen der Ordnung und des Friedens befestigt worden, und das Wachsthum in allen den besseren Elementen des nationalen Lebens hat die Weisheit ihrer Gründer gerechtfertigt und deren Nachkommen nene Hoffnung eingeflößt. Unter dieser Verfassung hatte sich unser Volk lange rorber gegen Gefahren von Aaßen sicher⸗ gestellt und für seine Marine und Flagge Gleichheit der Rete auf allen Meeren gesichert. Unter dieser Verfassung sind der Union 35 Staaten mit Verfassungen und Gesetzen hinzugefügt worden, die von deren eigenen Bürgern zur Sicherung der mannig— fachen Segnungen einer lekalea Selbstregierung entworfea und in Kraft gesetzt worden. Die Juriediktion dieser Verfassung bedeckt jetzt Flächentäume, die 50 mal größer sind als die der ursprüng— lücken 13 Staaten, und eine Bevölkerung, die 20 mal größer ist als die roa 1780. Die größte Probe der Verfassung erschien endlich unter dem furchtbaren Drucke des Bürgeikrieges. Wir selber sind Zeugen, daß die Union aug dem Blut und Feuer dieses Zwistes ge—⸗ reinigt und gestärtt für alle die heillamen Zwecke einer guten Regie—⸗ ryng bervorging. Und run am Schlusse dieses ersten Jahrhunderts des Wactthums mit den J srirationen seiner Geschichte in seinem Herzen, hat unser Velk jüngst Rickschan über die Lage der Nation gehalten, sein Urtbeil über das Verhalten urd die Meinungen der politischen Partesen gefällt und seinen Willen bezüglich der künftigen Verwaltung der Regierung registrirt. Die Verdolmetschung dieß Willens in Ueber⸗ einstimmung mit der Verfassung ist die erste Pflicht der Exekutire. Unser Velk ist entschlessen, alle bitteren Streitia⸗ keiten über Dinge, die unwiderruflich geregelt worden, und deren weitere Erörterung nene Feindseligkeiten erwecken und seinen Vor⸗ wättt marsch aufhalten könnte, hinter sich zu lassen. Das Ueber⸗ gtwicht der Nation und der Gesetze soellte nicht länger ein Geger—⸗ stand der Die kussion sein. Jene Erörterung, welch: während e nes balben Jabrbunderts die Existenz der Unien bedrobte, wurde schließ⸗ lich im böchsten Gerichte bofe des Kricges durch das Dekret ge— schlossen, gegen welches es leine Berufung gießt, rämlick, daß die Verfassurg und die in Verfolg dersellen erlassenen Gesetze as keste Gesetz def Landes sind und immer bleiren werden und sowohl Staa⸗ ten als Völker binden. Dieses Dekret siört weder die Autoncmie der Staalen, noch greist es in die lokale Regierung ein, allein es stellt das dauernde Uebergewicht der Union fest. Der Wie der Nation, der sich durch die Stimme der Pflicht um eine amendirt: Verfassung kundzegeben, hat das große Versrrechen von 1776 erfüllt, indem er die Freibeit aller Bewohner des Landes verkündigte. Die Erhebung der schwarzen Race aps der Sklaverei zu den vollen Bür⸗ gerrechten ist die wichtigste pol tische Veränderung, die wir seit der Annahme der Konstitution im Jahre 1787 erlebt baben. Kein den⸗ kender Mensch kann ermangeln, den woblthätigen Einfluß auf die Institutienen und das Volk zu würdigen. Sie bat uns ron der steten Gefahr des Kriege und der Auflösung b freit, ungebeuer viel zu den motalischen und industriellen Kräften unseres Volkes beigetra⸗« gen, sowobl den Herin als den Sklaven von einer Ver⸗ bindung gelöst, welche beide schädigte und schwächte, 5 0090090 Menschen zu eigenen Herren gemacht und Allen eine Lauf⸗ babn der Freibeit und Nütlichkeit eröffnet und der Macht der Selbstbülse in beiden Racen inen neuen Impuls gegeben. Der Einfluß dieser Madt wird çiößter und größer werden und in sräteren Jahren reichere Früchte tregen. Allerdingt bat der große Wechsel unserm Süden ernste Storungen verursact. Es ist dies zu beklagen, allein eg war unvermeidlich: di jenigen, welche den Wechsel bekämpften, sollten daran denken, daß es unter unseren Institutionen für die schwarje Race ke nen Mifstelweg gab, jzwischen Sklaverei und gleichem Bürgerrecht. Die Freibeit re mag niemalt ibte ganje Segengfülle zu spenden, so lange die Gesetze oder die Regierurg die geringste Schwierigkeit in den Weg irgend einet tugendbaften Bürger legt. Die emanzixirt. Race bat bereitz be
trächtliche Fortschritte gemacht Mit aufrichtiger Anhänalichkeit an die Union, mit Geduld und Sanftmutb, welche nicht der Furcht entsprangen, sind sie dem Lichte gefolgt, wie Gott es ihnen verliehen hat, das Licht zu erkennen. Ausdanernd und arbeit sam verdienen sie die edelmüthige Ermuthigung aller guten Menschen. Soweit als meine Autorität gesetzlich sich erstreckt, sollen sie des vollen und gleichen Schutzes der Konstitutioa und der Gesetze genießen. Ihr freier Grruß gleichen Wahlrechts ist noch immer in Frage geflellt, und eine offene Darlegung der Frage dürfte ihre Lösung beschleuni—⸗ gen. Man sagt, daß in vielen Gemeinden den schwarzern Bürgern das Wablre t thatsächlich verweigert werde. Wo dies zugestanden wird, pflegt geltend gemacht zu werden, daß an manchen Drten eine ehrliche Lokalregierung unmöglich sei, wenn man der Masse unge⸗ bildeter Neger das Wahlrecht gewähre. Es sind dies ernste Angaben. Falls letzteres auf Wahrheit beruht, so ist es die einzige Eatschuldi⸗ gung, welche gegen die Verkürzung der Wahlfreiheit vorgebracht werden kann. Eine schlechte Lokalregierung ist allerdings ein großes Uebel, welchem begegnet werden muß; allein die Verletzung der Freihelt und Heiligkeit der Wahl ist mehr als ein Uebel, ist ein Verbrechen, wel ches, falls es fortgesetzt wird, die Regierung selber vernichtet. Selbst⸗ mord ist kein Heilmittel. Wenn es in anderen Ländern als Hoch verrath gilt dem König nach dem Leben zu trachten, so sollfe es hier nicht minder als ein Verbrechen betrachtet werden, wenn unsere souveräre Gewalt erdrosselt und deren Stimme erstickt wird. Man hat gesagt, daß ungelöste Fragen kein Mitleid mit der Ruhe der Naticnen haben. Man sollte mit dem größten Nachdruck sagen, daß diese Wablfrage die Staaten oder die Nation niemals zur Ruhe oder Sicherheit kommen lassen wird, so lange nicht Alle die Abstimmung frei und rein erbalten. Man braucht deshalb die Gefahren, welche aus der Unwissenheit der Wähler entstehen, nicht zu leugnen. Die Wähler der Union, die Konstitution geben und widerrufen und von deren Willen die Geschicke unserer Regierung abhängen, können ihre Autorität keinen anderen Nachfolgern als der kommenden Wähler generation hinterlassen, welche die einzigen Erben der souveränen Gewalt sind. Wenn jene Generationen beim Antritt ihrer Erbschaft von Un⸗ wissenheit geblendet und von Lastern verdorben ist, so wird der Ver— fall der Republik ein sicherer und rettungsloser sein. Die Volks— zäblung hat bereits ihren Warnungsruf ertönen lassen und legt dar, in welch gefährlicher Weise die Unbildung der Wähler und ihrer Kinder zugenommen hat. Für den Süden ist diese Frage von der höchsten Wichtigkeit; allein die Verantwortung für den Bestand der Sklaverei trifft nicht den Süden allein. Die Nation selber ist für die Ausdehnung des Wahlrechts verantwortlich und hat ganz beron— dere Vernflichtungen, die Unwissenheit, in welche sie die stimmberech⸗ tigte Bevölkerung versetzte, zu beseitigen. Für den Norden wie den Süden giebt es nur ein Heilmittel. Die gesammte konstitutio- nelle Macht der Nation und der Staaten und aller freiwilligen Kräfte des Volkes soltte aufgefordert werden, dieser Gefahr durch den rettenden Einfluß allgemeiner Erziehung entgegenzutreten. Es ist das erhabene Vorrecht und die heilige Pflicht der Lebenden, ihre Nad kommen zu erziehen und dieselben durch Intelligenz und Tugend auf die sie erwartende Erbschaft vorzubereiten. Bei die lem wohl⸗ thätigen Werke sollten Sektiogen und Racen vergessen werden und Parteiwesen wegfallen. Möze unser Volk eine neue Bedeutung in der göttlichen Verheißung finden, daß ein kleines Kind sie führen werde, denn gar bald werden unsere kleinen Kinder die Geschicke der Republik leiten. Wir stimmen, meine Landsleute, heute in unserem Urtheil über die Streiifragen vergangener Generationen Über ein, und unsere Linder werden in 50 Jahren des⸗ aleicähen über die unseren übereinstimmen. Sie werden sicher⸗ lich ihren Bätern und dem Gott ihrer Väter danken, daß die Union erhalten, die Sklaverei aufgehoben und beide Racen ror dem Gesetz gleich gemacht wurden. Wir können eine schließliche Versöhnung beeilen oder verzögern, aber nicht verhindern. Möge das Volk sich von den Schlachtfeldern der Vergangenheit abwenden und mit der Macht der Freiheit und wiederhergestellten Union die größeren Siege des Feieders gewinnen. Der herrschende Wohlstand steht in unserer Geschichte ohne seinesgleichen da. Fruchtbare Jahrgänge haben viel dazu beigetragen, aber nicht Alles vollbracht. Die Erhaltung des öffentlichen Kredits und die Wiederaufnahme der Baarzahlungen, welche die Regierung meines Vorgängers so erfolgreich durchgeführt, haben es unserem Volke ermöglicht, die Segnungen fruchtbarer Jahrgänge zu sichern.
Durch die Erfahrung von Handelsnationen in allen Zeitaltern ist gefunden worden, daß das Gold und Silber die einzigen sicheren Grundlagen für ein Münzsystem bilden. Durch Variationen in dem relativen Wertbe der zwei Metalle ist jüngst Verwirrung erzeugt worden, allein ich glaube zuversichtlich, daß zwischen den leitenden Handelsnationen Abmachungen getroffen werden können, welche die aligemeine Verwendung beider Metalle sichern würden. Der Kongreß sollie verfügen, das die kompalsorische Prägung von Silber, welche da) Gesetz jetzt erheischt, unser Münzsystem nicht dadurch störe, daß irgend eines der beiden Metalle aus der Cirkulation zurückgezogen werde. Wenn möalich, sollte eine solche Regelung getroffen werden, daß die Kaufkraft eines jeden geprägten Dollars sich seiner schaldzahlenden Kraft auf allen Weltmärlten genau gleichstellt. Die Haurtpflicht der nationalen Regierung im Zusammen⸗ bange mit der Geldwährung der Nation ist, dieselbe zu rrägen und deten Werth festjustellen. Grose Zreifel sind darüber rege geworden, ob der Kongteß in Gemäßheit der Ver—⸗ fassung autorisirt ist, irgend eine Form ron Papiergeld zum gesetz lichen Zahlungsmittel iu machen. Die gegenwärtige Emission von Ver. Staatennoten ist durch die Bedüifnisse des Krieges aufeecht erbalten norden, allein solches Papiergeld sollte betreffs seines Werthes ven seiner Bequemlichkeit in der Verwendung und seiner prompten Einlösung in klingende Münze nach Belieben des Be⸗ sitzers und nicht von seinem kompulsorischen Umlauf abhängen. Diese Noten stellen nicht Geld dar, sondern nur ein Versprechen, das Geld zu jablen, wenn die Besitzer dies verlangen. Dieses Versprechen ist gehalten worden. Die Konvertirung der Nationalschuld sollte obne die zwangeweise Zurücksiebung der Noten der Nationalbanken aus der GCirkulation, wodurch die Geschäfte des Landes beeinträchtigt worden, durchgefübrt werden. Die Finanzen der Regierung ollen keinen Nachiheil leiden, dessen Verhinderung meiner Verwaltung möglich sein wird. Die Interessen der Landwiribschaft verdienen mebt Beachtung Seiteng der Regierung, als sie bie ber emp argen haben. Die Farmen der Ver. Staaten gewähren Heimstätten und Bes bäfti⸗ gung für mehr als eine Hälfte unserer Berölkerung und liefern bei Weitem den größten Theil unserer ganzen Ausfuhr. Son ie die Regierung unseie Küsten zum Schutz der Sceiahrer und zum Vertheile deß Handels beleuchtet, sollte sie auch den Bedenbebauern Licht, praklische Wissenschaft und Erfabruang zu Teil werden lassen. Unsere Fabriken machen uns rasch industriel unabhängig und er—⸗ offnen dem Kapital und der Arbeit neue und nutzenbringende Felder der Beschästigung. Dieses stetige und gesunde Wachtthum sollte stets auch unterhalten werden. Unsere Erleichterungen für den Transport sollten durch die Verbesserung unserer Häfen und unserer großen Binnen ⸗Wasserstraßen sowie durch die Vergrößerung unserer Han⸗ dels flotte gefördert werden. Die Entwickelung der Welthandel bat ju einem dringlichen Verlangen nach Kürzung der großen Seereise um das Kap Horn berum durch die Herstellung von Schiffekanälen oder Gisenbabnen über die Meerergze, welche die zwei Kontinente mit einander verbindet, geführt. Zu diesem Zwecke sind verschledene Pläne rorgesclagen worden und werden der Erwägung bedürfen, aber keiner derselben ist binreichend zur Reife gelangt, um die Ver⸗ einigten Staaten ju rechtferizen, demselben pekuniare Unterstützung angedeiben zu lassen.
Der Gegenstand ist indeß einer, der die Aufmerksamkeit der Regierung bebufs einer gründlichen Inschutznahme der amerifanischen Interenen unrerzstalich besdästigen witd. Wir wollen keine eng berzige Politik befürworten, noch besondere oder aneschließliche Pri⸗ vilegien in irgend einer Handeleroute beanspruchen, aber in den Werten mein g Vorgängers balte ich es füt dae Recht und die Pflicht der Vereinigten Staaten, eine solche Dberaufsiat und Autorität
über irgend einen interoanischen Kanal über die Meerenge, die
Nord- und Südamerika mit einander verbindet, geltend zu machen und aufrecht zu erbalter, welke unsere nationalen Interessen schützen wird. Die Verfassung verbürgt absolute Glaubensfreiheit. Dem Kongreß ist untersagt, irgend ein Gaetz zur Herstell ung einer Reliaion oder Untersagung der freien Auzübung einer solchn za geben. Vie Territorien der Vereinigten Staaten sind der direkten legis⸗ sativen Autorität des Kongresses unterthan, und daher ist Die allgemeine Regieruag veraniwortlich für jede Verletzung der Verfassung in irgend einem derselben. Es ist demnach ein Vorwurf für die Regierung, daß in den rolkreichsten Territorien das Volk diese konstitutionelle Garantie nicht genießt und die Autoritãt des Kongresses hintangesetzt wird. Die Mormonentirche beleidigt, indem sie Vielweiberei sanktionirt, nicht allein die moralische Vernunft der M eanschheit. sondern verbindert auch die Handhabung der Rech tepflege durch die ordentlichen Werkzeuge des Gesetzes. Nach meinem Ermessen ist es die Pflicht des Kongresses, während er die gemissenhaften Uel er⸗ zeu gungen undꝛreligiösen Skrupel eines jeden Bürgers bis zum Aeußersten respektirt, innerhalb seiner Jurisdiktion alle verbrecherischen Handlungen zu verbieten, insbesondere die jener Kategorie, die Familier⸗ peziehungen zerstören und die gesellschaftliche Ordnung gefährden. Noch kann irgens einer kirchlichen Organisation gestattet werden, nur in dem kleinsten Grade die Funktionen und Gewalten der nationalen Rez er ang zu usurpiren . . .
; Nachdem der Präsident noch auf die Nothwendigkeit einer durchgreifenden Reform des Systems der Anstellung von Staats⸗ beamten hingewiesen, schloß er wie folgt:
Und nun, Mübürger, bin ich im Begriff, das große Mandat zu übernekmen, das Ihr meinen Händen auvertraut habt. Ich appellire an Euch um jene ernste und nachdenkende Unterstützung die diese Regierung de facto wie de jure zur Regierung des Vol kes macht Ich werde in hohem Grade auf die Weit heit uad den Patriotismus des Koyngresses sowie Derjenigen auen, die mit mir die Verantwortlickkeiten und Pflichten der Verwaltung theilen dürften, und vor Allem für unsere Anstrengungen, die Woblfahrt diefeß großen Volkes und seiner Regierung zu sördern, fleke ich ehrfurctsvoll die Unterstätzung und den Segen des allmächtigen Gottes an.“
Runst, Wissen schaft und Riteratur.
Das Brandenburgische Provinzialblatt‘, dessen wir früher fchon Erwähnung thaten, und welches, wie es scheint, mit Erfolg bestrebt ist, zu einem Centralorgan für die gemeinsamen Interessen der Provinz Brandenburg sich aus jugestalten, enthält in feinen am 6. und ꝛũ. d. M. erschienenen Nummern folgende bemer⸗ kenswerthen Artikel: „Ueber die Gefährlichkeit der Wander heusch tecke für die deutsche Landwirthschafi“, Zum Oder-Spree Kanal, . Nie— derlausitzer Fastnachts ˖ und Ostergebrauche“, III. Brandenburgischer Provinzial Landtag“ und außerdem ein reichhaltiges Feuilleton. ⸗
— Die jüngste PRC blikation des Königlich preußischen geo dätischen Instituts enthält folgende zwei Abhandlungen: 1) Winkel- und Seltengleichungen von Br. Alfred Westphal; 2) Ueber die Beziehung der bei der Stations- Ausgleichung gewählten Null ricktung von Wilbelm Werner. .
= Konfeoversen, betteffend die Strafprozeßerdnung und das Gerichtsverfassungsgesetz, von C. A, Voitus, Königl. preuß. Ober ⸗Tribunals⸗Rath a. D. — Das erste Heft der⸗ selben crsckien im Jahre 1559 im Verlage, von. Wilb. Ludwigs Buchhandlung in Lindau und Leipzig. Gegenwärtig liegt das 3. Heft, der Schluß des ersten Bandes, vor. Die Kontropersen sind in⸗ zwischen in den Verlag von Puttkammer und Mü lbrecht hierselbst übergegangen. Dem vorliegenden Hefte ist ein übersichtliches In⸗ halte verzeichniß der drei bisher erschienenen Hefte wie ein Para⸗ graphenregister beigegeben. Der bis jetzt vorliegende Band bietet eine leich Fülle werthvollen kritischen Miaterialt, das sowohl dem Richter, wie den Organen der Staatsanwaltschaft und der Verthei⸗
igung willkommen sein dürfte. . n. * Vas au ' dieser Sselle bereits mehrsach kespr chene Trauerspiel in 5 Aufzügen von . Fitger: „Die Hexe“ ist kurzlich bergits in dritter Auflage erschiegen (Verlag der Schulzt'schen Hosbuchhand lung und Hofbuchdruckerei — C. Berndt u. A. Schwartz. — in Ol⸗
arg. Pieis 2 M). .
ö . 6 und Noth“ nennt sich ein Album von
1ndzeich?ungen und Handfchriften hervorragender deutscher Hiänner und Frauen les Reicks sowie Desterreichs und der Schweiz, das Mitte Mär erscheinen wird. An die Unterschristen' Sr. Masestaäͤt des Kaisert (oom 19. Fehr; 1881) und Ihrer Majestät der Kaiserin werden sich ungefähr 30) andere Beiträge anschiießen. Der gesammte Reinertrag des Unternehmens wird Ter menscheafreundlichen Deut schen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger jugehen, und auf Wunsch genann- ter Gesellschaft bat sich die Verlagébuchbandlung des Deutschen Famillenklatis“ (J. H. Schorer in Berlin) der derstellung des ituns unterzogen. Der Preis des Albums wird 5 M betragen. Schon des edlen Zweckez wegen empfieblt sich, ganz abaesehen von dem böchst interessanten und künstlerisch hervorragenden Inbalt, die Beschaffung des Werle.
Gewerbe und Sandel. .
In der gestrlgen Sitzung des Verwaltungeratke der Yrivat⸗ band zu Golba, in weld er der Gesg äfteabschluß pro 1820 vor- sag, wurde beschlossen, nach den Abschreibungen und Zarückstellungen die Vertbeilung einer Dirldende von 66 * in nac ster General · rer ammluag zu beantragen. .
— 1 renn n,, Au stellung von Kraft. und Arbeits maschinen für das Kleingewerbe wird im August rieseg Jahres in Altona statifi den. Tas Programm Lieser inter , nationalen Ausstéslung ist folgendermaßen festgestellt: Greopre J. Rraftmaschiren, wird demnach in der J. Klasse Gazkrastmaschinen. in der 2. Klasse Wasserkrast., in der 3 Klasse Dampfe, in der 4. Kiasse Seifiest⸗ und in der 5. Klasse dynamo eleltrische Koblen. wasserstoffmaschinen und in der 6. Klasse Modelle und Zei dt nungen ron Krafimaschinen entbalten. Grurxre II. Arbe te masch nen und Werkjenge, waist in den verschiedenen Klassen auf: dol bearbeilunas · maschinen sür Tisch ler, Drecht ler, Zimmer lente u. L. w. gien. kearbeilungtmasckinen für Schmiede, Schlesset 2c; 2 lech bearbeitungs .“ Masckinen für Klemxner, Küsslschmiek 2303 Rrbeiltmaschinen sür Gürtler, Gelbaießer, Zinngießer 20. Arbeite masckinen für Uhrmacher, Goldarbeiter, Mechaniker ze. Lederbearbeitungt. Masd i en; Nähmaschiner; Wel stäble: Rundstuble; Riemenzärge: Sa lauchstuble und Mascinen
für Tuchsckterer; Srul. und Zwirnmasc inen; Hanf, Brech.; Heichel ·
und Selilermaschinen; Hutfabrikatione maschinen; Bürsten fabrilaione· maschlnen; Farkreibmasckinen; Maschiren fär Tepfer und Glas. schlesser 1c; Stein bearbeitung maschinen ; Hornbearbeitu arma chinen; Masiciren' sÿür Mäller, Wäder, Kendiforen 2c. Masckinen fũr Rr chtrucer, LVitbograpken, Pbotograpben z.; Maschinen. für Buch- kinder 1c; Maschlnen für Cigarrenarbeiter; Maschinen für Schlachter; Maschinen jur Bereitung ven Gie, Mineral⸗ wasser 3c; Maschinen zur Herstellung roa Trabtstiften Schrauben, Nadeln, Nägeln 34. und Tranemissienegegenständen; so well sie für Arkeitsmasckinen erforderliciͥh sind. Gruppe III. umfaß! Grzengnisse, welche mittelst der Maschinen und Werkjerge der Grurpe J. und II. bergestellt werden und jwar: Foljatkelien, Gisengrbesten, KlemRnerarbeiten und Gußmagten, Grienanisse der Tertilindustrie, Grieugnisse der Buchdruckerei. Buchkinderei, Portefeuille ⸗ Artikel 3c. und allgemeine Gegen · stände. Grurve Vi. it bestimmt für Maschingen und Gera ibe sür die Moltrei, Maschinen und Gerätbe für Lutte; und Käsebereitung, Maschinen und Gerätbe für die Milchmirthschaft, während Gruppe V. die Autstellung landwirtbschaftlich t Maschinen in fich schließt. Das Ghrenrräsidsum dieser int stellung bai der Staate Minsstet von Bötticher übernommen,
mternaiionalen Aus-
3prozentiger amortisirbarer Rente zum Course von 85, 25 auf den 17. d. M. festsetzt. Die Jou issa Cen werden am 16. Arril beginnen. Als geringster Betrag für die Subskription werden 15 Frs. Ren e zugelassen; die Subskribenten werden sofort 16,65 Frs. für
3 Fra. Rente zablen, was das erste Fünftel der Zahlung ausmacht.
Diese Zahlung, kann in Renten und anderen vom Staats schatze emittirten Papieren geleistet werden. Die übrigen Zahlungen haben am 16 April, 16. Juli, 16. Okteber d. J. und 16. Januar 1882
stattzufinden. . Verkehrs⸗Anstaltem. . Dresden, 7. März (W. T B) Amtlicher Meldung zufolge hat sich das Eis der Moldau bei Moldauthein beute Mittags in Bewegung gesetzt. Bei Prag ist die Gedecke noch fest; das Thauwetter alt an. ; Triest, 7. Mätz. (W. T. B.) Der Llor ddam ofen „Saturno“ ist heute Morgen mit der ostindisch chinesischken Ueber landpost aus Alexandrien bier eingetroffen ö. Brüssel, 8. März. (W. T. B.) Der direkte telegraphische Verkehr mit Amster dam ist vollständig unterbrochen.
Berlin, 8. März 1881.
Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels. Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Cincinnati. (Fortsetzung und Schluß.“) (Einzelne Urtheile.) . 5) Die Ausfuhr von deutschem Porzellan, najolika, irdenen Waaren, Glas nach Amerika ist schon jetz, sehr be—
nach der Sckweiz gezozen. Die Etiquetten sind schön und die deut- schen Häuser reell und rrompt.“ . .
Ein anderes hiesiges Haus, welches Nottingham Spitzen und Vorhangstoffe aus England importirt, bedauert, daß nie⸗ mals ein deutscher Reisender ihm Waaren angeboten habe; sie wüßten nicht, wo sie die betreffenden Stoffe in Deutsch⸗ land bekommen könnten. ; .
Das größte hiesige Haus in dieser Branche ist sehr zu⸗ frieden, klagt aber über Langsamkeit der Beförderung, ins⸗ besondere von Chemnitz aus. Die Fabrikanten seien oft mit den Zollformalitäten, den Verordnungen über Zahl der Fak⸗ turen und Frachtbriefe, überhaupt mit den die Transport— frage berührenden Verhältnissen nicht genügend bekannt, wo— durch häufige Verzögerungen und Weiterungen entständen. Die Reisenden, welche für New-HYorker Importhäuser in den Vereinigten Staaten reisten, seien oft Amerikaner, welche die Namen der deutschen Fabrikanten nicht recht aussprechen könnten.
9) Spiel waaren, Galanterie- und Lederwaaren, Meer⸗ schaum und Rauchutensilien. . In diesem Fache ist der Export von Deutschland sehr be— deutend; theils aus Berlin, wie Leder- und, Meerschaum— waaren, theils aus Nürnberg und Sonneberg in Thüringen, wie Spielwaaren. .
Die Klage, daß niemals Reisende nach dem Westen und Süden der Vereinigten Staaten kommen, kehrt in jedem ein— zelnen Falle wieder, ausgenommen wenn die Häuser ihre Ein— käufe in Deutschland persönlich besorgen. Von einer Firma
deutend, aber der Steigerung noch fähig.. Deutsches Porzellan ist hauptsächlich durch Meißner, sodann in billigeren Artikeln durch Thüringer Waare vertreten. Wäre, das berühmte „Dresden China“ hier öfter im Markte, könnte man sich Zwiebel- und andere Muster als Tafelservice verschaffen, so wöre der Absatz ein sehr großer. Findet man 8 doch meist nur bei Händlern deutschen Ursprungs und bei Privaten, die in Deutschland waren. Die hiesigen Thonarten sind so vor— trefflich, daß Fabriken und Brennereien aller Arten in Ohio gegründet und große Geldmittel auf Schaffung einer amerikanischen Porzellanindustrie verwendet werden. Dem⸗ gemäß muß das beste Fabrikat nach Amerika ver⸗ schifft werden; außer den ganz billigen Artikeln, für die unter den Farmern und kleineren Geschäftsleuten des Westens ein großer Markt besteht. Fast allgemein wird im Porzellan⸗ handel der Mangel an Reisenden beklagt, welche Muster vor— legen könnten. Man schreibt hierüber: . Wir importiren deutsches Porzellan, Serviee, Spielsachen, Vasen Uu a., finden aber viel mehr Schwierigkeit, unsece deutschen Güter prompt zu erhalten, als unsere enaglischen. Die dent hen Fabrikanten beackten oft nicht genau die Vorschriften über Fracht. briefe, wel te ihnea zugehen; der Handel konzentrirt sich in Deutsch⸗ land so wenig, daß wir oft nicht wissen, wo wir die Sachen erhalten können. Es ist ein Fehler von deutscher Seite, daß uns niemals Handelsreisende und Agenten besuchen. Deutschland würde seinen Export bedeutend erhöhen, wenn wir Amerikaner Gelegenheit hätten, Agenten zu sehen; renn nicht alle Häuser sind sof situirt, alljährlich Jemanden nach Dentschland senden zu können, um Bestellungen zu maten. Ein New. Morker Kommissionshaus importirt uns billiger, als wir dies direkt . , wären bei solcher Methode. Mit Verpackung sind wir zufrieden.“ — . ichn äußert sich ein in Louisville, Kentucky, domizilir⸗ tes Haus. Ein anderes Haus in Cincinnati, dessen Chef seine Einkäufe allsährlich selbst in Deutschland besorgt, schreibt:
„Wir sind meist sehr zufrieden mit dentschem Porzellan; in den letzten Jahren hat sich der Geschmack sehr gehoben und besonders der ibüringer Industrie gebübrt die Anerkennung, daß sie mit ihren büäbschen Figuren und Gegenständen für Zimmerschmuck die Pariser billigen Artikel vertrieben hat. Wir sind allerdings mit dem Ge⸗ schmack des biesizen Publikums bekannt, besuchen alljährlich Deutsch= land und wahlen Passendes aus. Nicht immer allerdiags entsprechen rie Güter den Proben, und mebr Genauigkeit sollte ron den Fabriken hierauf verwandt werden. Die äußeren Hol kisten sind stetẽ zu groß und unbebülflich. Tie innern Paprstahteln für die einzelnen Gegenstände sollten stärker sein und hübsche Etiquetten aufgeklebt aben. .
; Eine andere hiesige große Firma ist in jeder Beziehung mit dem deutschen Porzellan und seiner Verpackung zufrieden; der Chef befucht Deutschland selbst alljährlich. .
65 Optische Instrumente werden in Deutschland entweder theuerer oder schlechter als in Frankreich gemacht Zeichnungsinstrumente, Reißzeuge u. J. f. werden in Deutsch⸗ land besonders in Nürnberg, vorzüglich fabrizirt. Am Besten jedoch in der Schweiz. Ein Haus in Detroit, Michigan,
eilt hierüber mit: th 1 können nicht alle unsere 9 in e, nn, n.
skroffope, Telestep, länstliche Augen, Varemeter Kompwasse, 61 f. sind . Frankreich besser, wohlfeil r unz leichter au fiken. In Sädteutschland mackt man einzelne Gegenstãnde. aber lhre Muster find in Berlin nicht zu haben, so daß wir beramteisen und die Fabriken besuchen müssen. Seit neuerer Zeit sind wir mit deutscher Vewackung zufriedener; früber sah eß damit schlimm aus;
wird die Ankunft von Reisenden sogar als nicht wünschens⸗ werth bezeichnet, da dadurch ein zu großer Absatz herbeigeführt und den Häusern, welche jetzt das Monopol besitzen, der Markt verdorben würde! .
Eine Firma in Indianopolis, Indiana, schreibt hierüber:
Es ist schwerer in Deutschland zu kaafen, weil die deutschen Sachen aufs Gerathe vohl, die französischen und englischen Waaren nach Mustern, von Reisenden vorgezeigt, bestellt werden. Es könnte durch Verbreltung von Cirkularen und durch Agenten der Absaß deutfchen Fabrikats erhöht werden. Die Eleganz der Emballage. Aufmachung, die Sorgfalt der Verpackung läßt zu wünschen übrig?
Eine zweite Firma daselbst schreibt: .
„Wir ziehen vor, rirekt mit den Fabrikanten zu arbeiten, um Lie durch Kommissäte berechreten Spesen zu erspaten. Schreiben wir die Verpackung vor, so wird sie gut ausgeführt. Die Berliner Lederwaaren erlitten durch zu frische Ve pickung Schaden; Waaren nach dem Auslande sollten unter allen Umständen trocken sein. Sogenannte gute Fabrikanten waren in den letzten Jahren mit Auf— trägen überhäuft und ließen sich zu unregelmäßigen Sendungen ver leiten, um anscheinend mit ihren Austräzen zu räumen. Die Qua—= lität bat sich allerdings in den letzten Jahren verbessert, da der früher importirte Sund unrerkäuflich ist. Von Insetaten rath n wir ab; Reisende köanten mehr Geschäfte veranlassen.“
Ein Haus in Cincinnati äußert sich:
„Für uns ist es schwerer in Deutschland als in Frankreich und England zu bestellen; da unsete Waaren größtentheils von dort kommen, so ist es erford rlich, daß fast alljährlich Jemand von un— serer Firma dahin reist. Mit der Verpackung sind wir nicht immer zufrieden. Einige Fabrikanten benutzen feuchtes Moos bei derselben welches nach karzer Zeit einschtumpft, und dann sind die Kistea niht gefüllt, wodurch häufig Bruch entsteht. Die deutsche Emballage ist selten elegant genug und läßt viel zu wüaschen übrig. Häufig werden in Deutschland Kopien nach fremdem Fabrikat angefe tigt und diese sind billiger und schlecht t als die Orizinale. Französische und amerikanische Spielwaaren finden steigeaden Absatz. Anno cen konnten nicht schaden und wir wäcden die ‚New Porker Handels— Zeitung“ als weitveibreitetes Organ empfeblen . 3
Ferner wird vielfach geklagt, daß das deutsche Maß, Ge⸗ wicht und die Anzahl knapp berechnet und daß die Lieferungs⸗ zeit nicht eingehalten werde. Die Kostenberechnung für die Kisten sei ebensalls ein großes Hinderniß, ebenso mancherlei kleine Auslagen, welche in Deutschland besonders berechnet werden, wie Porto u. s. f.
19 Wollen- und Baumwollenwaaren:
Ein Engroshaus in Cincinnati schreibt: ü
„Wir bessehen Wollenwaaren aus Aachen urd der Rbrinvrovinz und sind, was Verpackung und Lieferurg nach Muster beteifft, sehr jufrieden. Die Qualität in mittleren und billigen Sorten ist gut, in den bestes aber werden französische und englische Wollenstoffe vor⸗ gezozen. Wit finden, daß die meisten, wenn richt alle, deutschen Wollenstoffe französistze Namen tragen, sowohl in Bang auf 5 ich nung. Muster, Faibe und Stil. Nur rie ausgez'ichneisten Fabri⸗ kann rerkaufen unter ibtem eigenen Namen, der daun entweder darauf genab‘, gestempelt oder auf besondern Zettela an gebeftet ist. Viele haben fran ösiche Nam:n sälschlich angenom nen. Wir sigden eg beg lem, unsere Bestellun zen den fränzösischen und englischen Kem⸗ missio Shäusern, deren Aznten uns halbjährlich besuchen, für dirette Ucbermittelunz an die Fabrikanten in Enzland und Frankreich ju übergeben. Wir würden es mit Freude begrüßen, wenn deutsche Fa⸗ brilan'en ihre Reisenden dir kt an uns swicken wärdea und jwzr so, daß ein Ajent immer mebrere Häuser vertreten kann. All- dea lschen Sioffe, weiche wir kaufer, kommen durch New Marker Imperteure an rnäa, welze ereluside Kontrole füt gewiste Artikel nach den
abskeuliche Schachleln wurden verwandt und feine In nrument: in 3 Zeitungen eingewickelt. Die Brillenalã er sind entweder zu tbeuer in Düuischland, wern Fe gut sein jolen, oder zu sch lecht. wenn billig. Die Stablbrillen sind in Paris nicht tbeuer und seb gut; cbenso Kempasser, trigonomettische Jostrzumente, Ba eme * Drern· aläs 'r. Neuerdir ge wird besser nach Muster von Desit r land gelie ert Gg ißt eine bedauerlicke Tkatsache, daß nie malt Reisende, illustritte Kataiozt, Prelciisten aus Deutschland an uns klemmen. Solche sollten, ebenso wie Master, bei großen Kommission e kãnsern bier zu Lande gebalten werden. Ein In porteur muß cli einen bꝛstimm · jen Gegensltand haben, ohne gleich eine Canze Kiste n. bestellen und obne neue Geschästs verbindungen anzuknüpfen. Die Franz esen sbicken sreimillig ibre Muster an ung, die Deutschen fast niemal.
Ein anderes hiesiges Haus macht dieselben Auestellungen und beklagt, daß niemals Ressende sich blicken lassen.
7 Retallwaaren werden aus Deutschland hierher exvortirt. Ueber Beschaffenheit von Messern wird besonders geklagt. Ein Haus in Eincinnati schreibt hierüber;
„In Messern werden die Dentschen für die gerinasten gehalten; englische und am eritanische sind bei höherem Preise wert vorgezogen. Gz wird nicht junerlässia nach Muster geli fert; sast do o werden unter fremder Etiquette verkauft. Die Deutschen haben einen zu schlechten Namen in diesem Artikel, haben sich von jeber weniger um gute ie um blllg. Ware bemüht, waren gleichgältön um ihre Wern— lation. Während englische Firmen sich einen Namen als Standard erworben, kennt man hier r vin deutsche Firma, deren Messer
sschen 9gleichzestellt werden. . 2 ele eg . * fwagren, Posamentierwaaren, Stickereien, Spitzen sind erfreulicher Weife Gegenstand fast allgemeiner Zufriedenheit im deutschen Exporthandel. Ein Haus theilt jedoch Folgendes mit:
segtl wollen ibte Auftraggeber sich nicht nenen Moden anbe A194 Folge bier on bat sich die Fabrikation von Stigereien mil Masckinen für di Vereinigten Staatea fast ganz aus Sachsen
Pari. 8. Märj. (G. T. B) Dat Journal osfselel! ver i ffer licht ein Delite, welchet die Smission don einer Milliarde
)Relckt ⸗ Anjeiger Nr. ) rem 26. Februar.
Wir finden de Agenten sebt wen ger Häuser in Amerika und
Vercinigten Staaten kesitzen. Wit seben in Jahr und Tan keinen demschen Fatrikanten Veisoslich bier oder seinen Geschãftsteisen der, während Tie Franzosen und Enzländer regelmäßig und in starker An⸗ zahl uns bäusig besuchen.“ 2 . ; Dasselbe schreiben mehrere andere Firmen; eine sügt hinzu, die amerikanischen Hauser zögen vor, direlt und der— sönlich mie den Fabrikanten zu verhandeln und der deutsche Export würde in dieser Branche durch Reisende sehr gehoben werden. Die größte Firma in Cleveland, Ohio, schreibtt: Wenn Geschäftzreisende aus Deutschland kommen, so bereif n sie nitt unsern Marlt; wie babeng stet? das Ge⸗ sühlᷓ gebabt, als od wenige New Yorker Häuser das ganze derisch? Geschäst kontrolitten, wodurch die allzemeine Ver rteitang keuiscker Waaren leide. Deutsche Geschäitereisende sollt n sib mit dem restlichen und süd ichen Marlt in Amerika vertraut ma ben; sedenfalls sellten wr Engrossirmen dir ke Cu kulare, wems lich in englischer Sprach, erbalten; dadurch wäcde uns ein Gefallen gethan und die deutsche Ausfubt enorm gehoben werden. 1) Leinwand, Seide und Sammet. Man schreibt aus Cineinngti: : . Wir eerkausen sebt viel deatsche Waare und fin den, daß sie sich der sich enden Gunst des Pablikumz erfreut. Ja der Färbung sind sie den franzosischen Stoffen nicht ebenbürtig, und darauf sollt: mehr ufmerksamkeit verwendet werden. Da wit jedoch alle Gäter durch unser Nen Yorker Haut berieben, so kann weiter keine Autzkanft ge⸗ n werden. 3 12) Abziehbil der, decaleomania, Verlin Nürnberg werden allgemein gelobt. ö 13) Dasselbe gilt vom Leipziger Pelzmarkt. Eine Firma in Deiroit, Michigan, rühmt die Leipziger und über⸗ haupt deutschen Häuser als die zuverlässigsten. ; j4) Dagegen haben deutsche Silber⸗ und Gold⸗ waaren keinen Markt mehr in den Vereinigten Staaten. Die amerikanische Industrie hat sich in Bezug auf Ge⸗ schmack, Originalitat der Zeichnung und Solidität so enorm gehoben, daß das erste Haus in NewYork auf der letzten
aus und