1881 / 79 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

schmidt. Der Anklang, welchen die von der Goldschmidtschen Verlags bardlung herantz gegebene Fünfzig · Pfennig · Bibliothet (Ro⸗ mane und Nocellen lebender Autoren) gefunden hat, veranlaßt die⸗ selbe mit der obigen Publikation den Literaturfreunden auch novel⸗ listiske Werke fräberer Zeit in sorgfältiger Auswahl, in guter Ausstattung und zu außerordentlich billigen Preisen ju kbergeben. Vielleicht dürfte auf diese Weise mancher vertlungene Name die Wärdigurg und Schätzung erhalten, die ihm in Wahrheit jzukemmen. Bei vielen Autoren wird man einer überraschend fesseln⸗ den Lektüre begegnen, bei anderen einer nicht minder anziehenden Ursprünglichkeit in der Auffassung, bei Allen aber wird der Leser einen interefsanten Einblick in die Denkart und die Lebensgewohnheiten früherer Generationen gewinnen. Von den Autoren, welche zunächst in der Bibliothek berücksichtigt werden follen, seien genannt: Apel C Lau, von Arnim, Baum⸗ garten Crusius, W. Gli. Becker. Benzel⸗Sternau, A. ö Bern⸗ rardi, Biernatzki, Blymenhagen. Brentano, Bürde, von Chamisso, Contessa. von Decker, Demme, Doͤring, Eberhard Ferrand (Schulz), C. A. Fischer. A. Franz, von Gaudy, Gerber, eden Hegner, Herloßsohn, Heß. Heyne, C. T. A. Hoff mann, Hölderlin, von Hou—⸗ wald, Huber. F. H. Jacobi, K. Immermaun, Jung (Stilling), Jünger, Kähler, Kind, Heinr. von Kleist, Klingemann, von Klinger, Knigge, von Kotzebue, Lafontaine, Langbein, von Loeben, Meinhold, A. Gl. Meißner, von Miltitz, Mnioch, Moritz, de la Motte⸗Fonqus, Müller (von Itzehoe), Wilhelm Müller, Musäns, Oehlenschläger, von Poalsow, T. Pichler. Rehfues, Rochlitz, Leop. Schefer, Schil⸗ ling, Fr. Schlegel, J. Schopenhauer, F. A. Schulz CLaun). J. F. Schul, Seidel, Seybold, Steffens, von Steigentesch, Töpffer, Tromlitz (Witz leben), Usteri, van der Velde, von Voß. Vulpius, E. Wagner, Weisflos. Wezel, Weitzel, Zschokke. Die er sten fechs Bände der ersten Serie sind bereits erschienen und enthalten Folgendes: Tromlitz, „Die Vierhundert von Pforiheim'; Van der Velde, „Das Liebhaber theater„; Franz von Gaudy, Schülerliebe y Der Deutsche in Trastevere;; Blumen hagen, Schloß Leuenrode n; Ernst von Houwald, Die Schlacht von Malplaquet?, Die Todtenhand?; E. T. A. Hoffmann, „Signor Formiea“. Die Fort⸗ setzung der Bibliothek erscheint vom 1. Juli 1881 ab regelmäßig, zwei Bände monatlich. Jeder Band enthält eine abgeschlossene Erzählung und kostet im Abonnement nur 50 8. .

London, 1. April. (Allg. Corr.) Die Genossenschaft der Agquarellmaler in London bat den Maler Professor Adolph Menzel hierselbst zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.

Gewerbe und Sanden.

Dem Geschäftsbericht der Deutschen Lebens«, Pen: sions⸗ und Renten⸗Versicherungs⸗Gesellschaft auf Gegenseitigkeit in Pots dam entnehmen wir Folgendes: Im Jahre 1880 waren einsckließlich der auß dem Vorjahre unerledigt übernommenen Anträge im Ganjen 5223 Anträge mit 10 570 110 Kapital und 3559 6 Jahresrente zu erledigen. Davon wurden wirklich ab⸗ geschlossen 4568 Polscen mit 8643 385 ½ Kapital und 3435 4 Jahres. rente, abgelebnt und zurückgezogen 592 Anträge mit 1 51 2756 Kapital und j24 Jahretzrente, als unerledigt auf das Jahr 1881 über⸗ tragen 63 Anträge mit 175 4·ę00 M6. Der Gesammtyersicherunge⸗ bestand Ende Dezember stellt sich auf 33 408 Policen mit 57 058 824 s Kapital und 6548 S6 Jahresrente. Die gesammte Jahreseinnahme betrug 1 865461 M, die Ausgabe dagegen 1751 399 „M, so daß sich ein Reingewinn von 1146651 6 ergiebt. Nach Abzug des statuten⸗ mäßlgen Antheils zum Sicherheitsfonds und der Tantisme verbleibt für die Versicherten ein Gewinnantheil von 90336 S6 Seit dem Bestehen des Instituts ist noch niemals ein gleich günstiges Resultat erzielt worden. Für Todesfälle sind im Jabre 1889 507 780 MS baar ausgezablt und 12143 S zur sräteren Aus zablung reservirt. Die Summe aller Auszablungen für Todesfälle in den Jahren 1869 80 ist dadurch auf 3 409 168 M gestiegen. Die rechnungsmäßige Prämienreserve ist für 1880 um den Betrag von 616579 46 gestiegen, mithin im Ganzen auf 4278 472 4 an⸗ gewachsen. Die Attiva, die sich Ende 1879 auf 4328 681 * be⸗ liefen, betrugen Ende 1880 5 062767 4

Ars dem in der Generalversammlung der Frankfurter Lebens versicherungsgesellschaft rorgetragenen Geschäfte« bericht ist Folgendes hervorzubeben: Im Jabre 1880 sind mit 847 Personen Versicherungen im Betrage von 3477 034 4 Kapital neu abgeschlossen worden; am Schlusse des Jahres 1880 waren über haupt versichert 10510 Personen mit 42186790 M Kavital und 14 598 A Rente. Die Sterbefälle der auf den Todesfall Versicherten betrugen 199 Personen mit netto 551 545 M Versicherungssumme. An Leibrentenkanfgeldern sind in diesem Jahre 278 573 einbezablt worden, wofür eine jährliche Rente von 29 178 4 zu entrichten ißt. Im Ganzen befinden sich am 31. Dezember 1880 noch die Verträge von 282 Personen in Kraft, an welche eine jäbrliche Rente von 156937 46 zu bezahlen ist. Nach Abzug der Ausgaben und Ver⸗ stärkung der Reserven verblieb ein Ueberschuß von 166 486 Æ Die Akijonäre erhalten 15 M pro Aktie, also 17 0 ihrer Baareinzah⸗ lungen. Der Gewinnantheil der bis Ende 1877 Versicherten beträgt pro 1880 19 ½ der von ihnen einbezahlten Nettoprämien. Die Garantiemittel der Gesellscaft besteben außer dem Grundkapitale von 5142 840 Æ in der Prämien⸗ und Gewinnreserve von 8 027795 4

Münster, 31. März. Heute fand hier eine General⸗ versammlung der Landschaft der Provinz Westfalen statt, in welcher zunächst der Geschäftsberi nt vorgetragen wurde. Aug demselben geht berror, daß die Landschaft im Jahre 15880 152 neue Mitglieder aufgenommen und für dleselben 16638 609 6 Belelhunge kapital emittirt hat, wäh⸗ rend die Zunahme in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 81 Mitgli der mit einem Beleihungtkapital von 1 313 509 * betrãgt, so daß im Ganzen die Landschaft gegenwärtig 362 Mitglieder zäblt und 5 759 (0 4 inner balb der 36 Jahre ihres Bestebeng emittirt sind. Statutenmäßig darf der 22 fache Reinertrag des Katasterg beliehen werden; faknssch ist jedoch nur der 16 fache Katastral ⸗Rein-⸗ ertrag zu erster Stelle des Grundbuchs belieben und außerdem noch die ausstehenden Gebäude verpfändet, obne daß deren Werth berück= sichtigt wäre. Die Nachfrage nach Pfandbriesen ist größer als das Angebot und wird 3. 3. der Paricours obne Schwierigkeit bebauptet. Der Generalversammlung lagen verschiedene Anträge auf Abände⸗ rung der Statuten vor, welche einstimmig beschlossen wurden, so daß gegenwärtig die Allerhöchste Genehmigung dafar nachgesucht wird. Die wichtigsten dieser NLenderungen sind: 1) Anschluß der in der Rbeinprovinz belegenen Kreise Reeg, Mülbeim a. R. Stadt- und Landkreis Essen und Stadtkreit Duieburg an die Lankschaft der Provirz Westsalen. Der Antrag dazu ging ursprünglich von den landwiribschaftlichen Lolalabthbeilungen jener Kreise aus, ist aber nach träglich von sämmtlichen Kreievertretungen genebmigt. 2) Herab setzung des erforderlichen Minimal -Reinertrages der ju verpfändenden Güter von 139 M auf 160 Æ 3) Bestimmung, wonach jolche Per sonen, welche für ihre Vermögengverwaltung ständige Vertreter babin, durch ibre Generalbevollmächtigten vertreten werden können. 4) Be⸗ stimmung, daß Urkunden, die Gesammtdtreltion der Landschaft unterzeichnet dem Siegel der Land⸗ aft beglaubigt sind, dadurch öffentlichen Glauben erlangen, oweit sich um Eintragungen in dag Geundbuch handelt.

New ⸗YJork, 1. April. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zuführen in allen Uniongbäfen 77 0090 Ballen, Ausfuhr noch Greßbritannien 58 09 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 42 009 Ballen, Vorrath 806 0090 Ballen.

Verkebrg⸗Anstaltenm.

Kurtbuch der deutsen Reiche ⸗Postverwaltung. Bearbeitck im Kurtburcau dez Reicht ⸗Postamig. 1. April 15. Mal 1881. Berlin, Julius Sxringer. Preis? M Die bei der vorlgen Auegabe eingettetene Verkleinerung det Format ist in dieser Autgabe beibehalten. Es dürfte bel der berannabenden Reise sassen wobl angebracht sein, auf den die Rundreise⸗ und Saison⸗ billetz behandelnden Abschnitt aufmerksam zu machen, welche man woll in keinem anderen Buche so ubersichtlich und mit allen Detail;

von der und mit

zusammengestellt finden wird. Neu ist in dieser Ausgabe ein Nach⸗ weis über die Verkaufsstellen für Rundreise⸗ und Saison billet?. Das Verzeichniß der wichtigeren Reiserouten innerbalb Deutschlands ist be⸗ deutend erweitert worden. Auch wollen wir nicht unterlassen, wiederum auf die praktische Eintheilung in 6 Abtheilungen hinzu⸗ weisen, deren jede besonders gebeftet ist und vermöge ihres geringen Umfanges auch sebr bequem unterzubriggen ist.

Southampton, 1. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd Donau“ ist bier eingetroffen.

New⸗JYork, 1. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Llovd Main“ und der Hambur ger Post⸗ dampfer Frisiar sind hier eingetroffen.

Berlin, 2. April 1881.

Die zu den Beisetzungsfeierlichkeiten in St. Petersburg Allerhöchst komma dirt rn, Deputation des Kaiser Alexander Garde ⸗Grenadier Regiments Nr.! ist wieder hierher zurückgekehrt.

Bei jedem der hiesigen Garde- Infanterie Regimen ter werden in der Zeit vom 19. d. Mts. bis 7. Mai er. etwa 250 Reservisten zur Uebung einbesrdert werden. Ferner wird bei den gedachten Regimentern je ein Landwehr ⸗Uebungsbataillon von cirea 5320 Mann in der Zeit vom 21. Juni bis 2. Juli er. zusammentreten.

(A. CG.) Die Allgemeine Deutsche Patent⸗ und Mu ster⸗ schutz⸗Ausstellung in Frankfurt a. M. bedeckt, Alles in Allem, einen Flächenraum von rund 67 Frankfurter Feldmorgen, oder

135 675 4m Hirnen nee,, . 33 640 , oder mehr als 4 des ganzen Platzes. Es bedecken nämlich: der große Ausstellungepalast der dahinter liegende Annex ö die Villa Leonhardsbrunn. .. die Balneologische Ausstellung ., der Pavillon der Kunstausstellungg . 99 kleinere Bauten, wie: Bierhallen, Restau⸗ rants, Café's, Kiosks, Pavillons ꝛc. ꝛc., zu⸗

anl. 7500 ,

Gesammtsumme I 640 qua

Stuttgart, 1. April. Der Anregung von Kuastgewerbefreun⸗ den und Vereinsmitgliedern folgend wird der Württembergische Kunstaewerbeverein auf den 1. Mai d. J. in den ihm mietb—⸗ weife überlassenen Sälen des Königsbaus die schon seit längerer Zelt proietfirte Permanente kunstgewerbliche Ausstellung“ eröffnen, zu deren Beschickung er in den nächsten Tagen in Cirkularen einladet. Jadem der Verein den verschiedenen Zweigen seiner Thätig⸗ keit diesen neuen hinzufügt, glaubt derselbe erst hierdurch den bei seiner Grändung ins Auge gefaßten Zweck der Förderung und Vervollkommnung des Kunstgewerbes vollständig erreichen zu können. Häufig werden ja die schönsten Arbeiten von Kunsthandwerkern voll⸗ endel, denen kein Laden, kein Magazin jur Verfügung steht, um ihre Werke zur Anschauung zu bringen. Für diese Fälle bietet der Verein Gelegenheit, ihre Arbeiten dem Publikum zu zeigen, eventuell deren Verkauf zu vermitteln. Im Privatbtsitz ferner befinden sich gar viele kunstgewerbliche Erzeugnisse, namentlich Alterthümer, die selten ge⸗ schen und gewürdigt werden. An den Gemeinsinn der betr. Besitzer wendet sich der Verein mit der Bitte, ihm die hervorragenden Werke anzuvertrauen. um durch die Sammlung der da und dort zerstreuten Schätze der Aufmunterung des Kunsthandwerks wie der Belehrung des Publikums zu dienen. Das lebhafte Interesse, welches die früheren periodischen Autstellungen des Vereins gefunden haben, berechtigt zu der Annahme, daß das neue Unternehmen zu einem Anziehungspunkte für Ginheimische und Fremde, namentlich auch während der Dauer der Landetgewerbe⸗Ausstellung sich gestalten wird.

Je näher der Tag der letzten Aufführung der .Schatzaräber“ im Vietoria⸗Theater heranrückt, um so eifr ger wird an dem neuen Ausstattungsstücke Die Schwestern“ gearbeitet. Außer den Gästen, welche darin beschäftigt sein werden, den Damen Marie Swoboda, Margarethe Ulrich, Dinstl und Hrn. Rüttiger vom Hoftheater in Braunschweig, wirken von den einbeimischen Mitgliedern des Victoria Theaters Hr. Direktor Emil Hahn selbst und die Herren Brinkmann, Pauli, Meuzel, Stein, Dorn und Riedel, sowie die Damen Rolla und Merer in den Hauptrollen mit.

Frl. Cornelia Kirchboff, eine Schülerin des wohlbekannten Orgavnisten Hrn. Otto Dienel, giebt am Dienstag Abenzs 73 Uhr in der Marienkirche ein Concert, in welchem sie Bachs großes E- moll. Präludium, Thiele's Cmoll-CGorcert und den Trauermarsch aus Vienels D-m Ul Sonate auf der Orgel spielen und Fr. Nathalie Schroeder, Frl. Marie Schmidtlein, Hr. Jul. Sturm und der Opernsänger Hr. Shukowsky mehrere Solo und Ensemblegesänge vortragen werden. Außerdem werden Hr. Jacobowsky, Hr. Kotek, Hr. G. Matz und Hr. Otto Dienel sich an der Aut führung des interessanten Programms betheiligen. Der Ertrag des Concertes ist für den Mwoonschen Blinden ⸗Verein bestimmt, der sich der armen in Berlin lebenden Blinden nach allen Seiten bin annimmt, und sind Billets dafür zu LM in den Musikalienbandlungen von Bote u. Bock und bei Hrn. Dienel, Tempel bosfer Ufer 30, zu haben.

In der Elisabetbhkirche veranstaltet ein anderer Schüler des Hrn. Dtto Dienel, der Organist Hr. Ad. Friedrich, am Donnerstag, Abende 7 Uhr, ein Woblthaäͤtigkeite conzert, in welchem außer mehreren Orgtlkompositionen verschiedene Gesänge, von Fil. Marie Kuntzen, Frl. Gabriele v. Krottnaurer, ein vom Concertgeber geleiteter

rauenchor, sowie einige Violinnummern, von Hrn. Walther Schroeder ausgeführt, zur Auffübrung kommen. Bei Hrn. Prediger Baumann, Brunnenstr. 141, sind für dieses Concert Eialaßtarten à 590 3 zu baben.

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Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Ausgewählte Reden des Fürsten von Bismarck, gebalten in den Jahren 1862 1881. Mit einer biogtaphischen Skijje sowie mit erläuternden Eigleitungen und Anmerkungen. und einem Anhang, entbaltend Reden des Aba. von Bigmarck⸗Schön⸗ bausen auß den Jahren 187 —1852. Zweiter Theil. Reden aug den Jabren 1871— 1877. Zweites Heft. Bogen a. 12— 22. Berlin. Fr. Kortkampf. Buchhandlung für Staatgzwissenschaften und Ge⸗ schichte. Verlag der Reichsgesetze.

Preußisches Verwaltüunggzblatt. Wocenschrist für Ver⸗ waltung und Verwaltungerechtepflege in Preußen. Herausgeber: Dr. jur. Binscel. Verlag und Cwedition: Otto Drewitz in Berlin N., Monbijcurlatz J). Jahrgang 1J. Nr. 26. Inbalt: Polizei⸗ liche Braufsichtigung deg Feutrversicherungtwesens in den einzelnen Landettheilen. Uebersicht der jagdpolizeilichen Vorschriften in den einzelnen Landegtbeilen. Zar Steuerreform. Abwehr und Unter⸗ druückung von Viebseuchen. Erlaß an Klasser und klassifizirter Gin kommenstener. Schrribwelse me brstell ger JZablenaat dmiü ge. Wahr nebmung der sischere polizeilichen Aufsic te befugniß . Unterstützung der Familien ausgewiesener So jialdemckraten. Mühlteiche keine ge⸗ schlossene Gewässer im Sinne des Fischereigesetzes rom 39. Mai 1874. Dandel mit Fliegenparier. Zur Aufstellunz der Impflisten. Zur Verhütung deg Kindbetifiebers. Zur Förderung des Fortbildung; schulwesengz. In §. 44 deg Reichzsgesetzeg über den Uaterstützunge wohnsih; vrivatrechtliche Gesichtepunkte bierbei. Verbreitung ver- bolener sostaldemokratischer Druckschriften. Ver zichtleistung auf die Strafantrag stellwng. Schmähung deß Judenthumz alt Religione⸗

schaftliche Lage der dentschen Industrie.

vergehen. Widerrechtliche Nöthigung. Einrichtung einer einbeitlichen kommunalen Armenverwaltung. Ausbau von Straßen. Wider die Beitler und Bagabonden. Literarische Mittheilungen.

Sojial ⸗Correspondenz. Allgemeine Aus zabe (heraus gegeben von Dr. Victor Böbmert und Arthur von Studnitz in Dresden). Nr. 13. Inbalt: Moralstatistik.! Janungen. Arbeitemaschinen für das Kleingewerbe. Gesellschafte häuser fär die ärmeren Klassen. Internationaler Vogelschutz. Ferien- kolonien des Dresdener Gemeinnützigen Vereins. Arbeitsmarkt.

Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes. 1881. III. Heft (März). Inhalt: Abhand⸗ lungen: A. Sachliche Würdigung der in Deutschland ertbeilten Pa⸗ tente. XII. Kl. 40. Zinkbüttenwesen. Von Dr. Kosmann, König licher Bergmeister in Beuthen O. S. B. Berichte über die wirth⸗

J Il. Bericht über den Handel mit Leder, Häuten und Fellen im Jahre 1889. Angefertigt von der Sachverständigenkommisslon der Lederindustriellen von Berlin. Mit- getheilt von dem Vorsitzenden des Central vereins der deutschen Lederindustriellen, Hrn. Geheimen Kommissions⸗Rath F. A. Günther zu Berlin. C. Vermischte Abhandlungen. Die W. Weddingsche Maschine für Festigkeitsversuche in der Königlichen mechanisch tech nischen Versuchsanftalt zu Berlin Von W. Wedding in Berlin. Hierzu Tafel 1II. bis V. Hierzu der Sitzung bericht vom 7. März 1881.

Friedrich Georg Wiecks „Deutsche il Uustrirte Gewerbezeitung“, herausgegeben von der Verlagshandlung unter Mitwirkung tüchtiger volkäwirthschaftlicher und technologischer Kräfte. Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart. Nr. 10. Inhalt Beobacktungen über die Vauer des Sonnenscheines. Eine wichtige Frage und Anregung über Wechselrerbindlichkeit. Wer ist der Er⸗ finder des Telephons. Nochmals „Ueber Firnisse und Lacke“. Bericht der höberen Webschule zu Reutlingen. Ueber Formen und Gießen in Messing und Bronze. Fortschritte der Dampf⸗ maschine. Ueber Kreis sägen. Selbstthätiger Wassergefahr⸗ Alarmapparat. Erfahrungen über die Feuergefährlichkeit der Sager leerer Petroleumtonnen. Ein neuer Aus stellungskasten. Ein eigenthümliches Verfahren, Perlfäden oder Perlschnäre zu er zeugen. Aust stellungs nachrichten. Aus unserem industriellen Schwarikuche. Wochenbericht des technischen und Patentbureaus von H. Simon. Verschiedenes. Vom Büchertische. Frage ka ten. Anzeigen.

Deutsche landwirthschaftliche Presse. Nr. 27. Ueber Hengst-Körordnungen, besonders für die Prooinz Sachsen. Von Na—= thusius Althaldenzleben. Das Hampshiredown Schaf. (Mit Abb.) Zut Erhaltung des Kultarwerthes der Lupine. Von Prof. Dr. Julius Kühn. Rimpau'sche Dammkultur. Von Ober-Amtmann Rimpau-⸗Schlanstedt. Kranke Cbampion-Kartoffeln als Saatgut. Vom Rittergutsbesitzer Paulsen⸗Nassengrund.

Milch -Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Moltereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mit- wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Dekongmie⸗ Rath in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Nr. 13. Inhalt: Ueber Rind⸗ vithmast. Mitgeiheilt durch H. Bay. Centrifugenmilch. Von M. Herter in Burschen bei Liebenau. Verschiedene Mittheilungen: Deutschland. Berlin. Verein zur Verbesserung der heimischen Pferdejucht. —= Oesterreich Ungarn. Budapest, Zuchtviehmarkt für Rinder und Schafe in Budapest. Niederlande. 6' Gravenhage. Kunstkäse. England. London. Vieheinfuhr. Ansteckende Haut tbier Krankheiten: Deutschland. Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Preußen während des Quartals Juli. September 188). Verhütung gegen Einschleppung der Rinderpest. Aus stellungen: Deutschland. Die Molkerei ⸗Ausstellung in Königsberg. Allgemeine land⸗ und forstwirthschaftliche Aut stellung zu Hannover. Frankreich. Pferde⸗Ausstellung in Paris. Allgemeine Berichte. Vorkommen von Trichinen. Vorkommen von Trichinen in Amerita. Kommission zur Förderung der Landespferdezucht in Berlin. Erfahrungen in der Praxis. Butter⸗ Verpackungen für Postsendungen. Blaue Milch. Von H. F. Bühring in Neubrandenburg in M. Schleimige Milch. Von Franz Wlenbolz in Zichtow bei Havelberg. Geräthe⸗, Maschinen⸗ und Baukunde. Milch ⸗Centrifuge, Patent Petersen. Packgefäß für Butter. An⸗ und Veikäufe von Zuchtvieh. Marki⸗ und Aussstellunge Kalender. Marktberichte. Anzeigen.

Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffabrt (viertelji. 2 ). Nr. 51. Inhalt: An unsere Freunde. Aktenstücke. Geschichte der Mainschiffahrt. Staate⸗ babn und Wasserfracht. Zur Weichselregulicung im Regierungs⸗ bezirk Marienwerder. Zum Rhein. Weser Elbe⸗Kanalproj kt. Direkt Rbein⸗Seeschiffabrt. Passagierfahrt auf der Unterweser. Das Schiff. Schiffabrtebetrieb. Personenschiffabrt. Donau ⸗Verein. Schifferälteste. Wasserbau. Häfen. Schiff bau. Versicherung. Notizen. Personalien. Unfälle. Geschaftsberichte Vom Frachtenmarkt. Submissionen. Konkurse. Diebstähle. Berichtigungen. Kurse. Inserate.

Wider die Nahrungsfälscher. Organ des Unter⸗ suchungtamtes für Lebensmitlel ꝛc. in Hannover. Hest 4. Inhalt: Das zum Trinken und Kochen verwendete Wasser. Ueber Den Nachweis von Fuchsin im Wein. Importirter Rum. Ist der Zasatz von Zuckercouleur zum Bler eine Fälschung? Ueber die Kultur des Facao in Surinam. Ueber Pepton. Pariser Sitten. Ergebnisse des Lebengmittel-Untersuchungsamtg Hannover im Monat Februar. Vermischtes: Frankreichs Dienstbarmachung von Weinen anderer Länder. Zum Korintbenhandel von Patras. Zur Untersuchung von Kaffee. Künstlicher Kumps. Analvse der Ferdinandebrunnquelle in Marienbad. Einfuhr frischen Fleisches aus Amerika nach Europa. Chicago. Literatur. Anzeigen.

Brandenburgisches Provinzialblatt. Aus den letz ten Nummern beben wir solgende Artikel als bemerkenswerib hervor: Die ältesten Denkmäler des Hauset Hohenzollern und seine Geschichte in der Mark von Orkar Schwebel. Waß verdankt Schinkel seiner Vaterstadt? Zur Frage der Schul- und Jagend= e, von W. Kirstein. VII. Brandenburgischer Provinzial andtag ac.

Mittheilungen der Großberjoglich Hessischen Gentralstelle für die Landesstatistik. Ne. 211. In halt: Eisenbabnen Januar 1881. Preise der gewöhnlichen Ver= braucht gegenstände Januar 1881. Vergl meteorologische Beobach= fungen Januar 1881. Steirblichkeitgverbältnisse Januar 13851. Meieorologische Beobachtungen ju Darmstadt Januar 18561. Güteroerkeßt in den Rbeinbäfen ju Main. Worm und Bingen 15759. Todegsälle im Großberjozbum Hessen 1880. Schifft⸗ verkehr zu Mainz 1879. Betrieb der Wanderlager im Großber⸗ jogthum Hessen 1880.

Der Bär, Inhustrirte Berliner Wochenschrift. Eine Chronik für Haus. e von Ernst Friedel und Emil Domintk.« Verla von Gebrüder Partel in Berlin. VII. Jahrgang. Nr. 27. Inbalt: Aus elnem alten Berliner Kaufmannghause, eine Geschichte dem Anfang unserrg Jahrbunderts von T 8. M. Das Früedrich. Wilbeimstärtisch Theater, eine Berliner Theatergeschichte von Emil Dominik (mit Illustration). Friedrich Hitzig und det Umbau des Jeugkausetz (mit, Porträt und Illastratien deg Neubau). Die Bestaltung einer Jukünftigen Jadustrieantstllung in Berlin von Kommersten Rath Fritz Tübnemann. Mitcellen: Bei den Rlten in Berlin vor hundert Jahren (mit Illast ration). Eine Tanz- y achtiig Jahren (mit Illustration). Brieflasten.

nserate.

Redackeur: Riedel. Verlag der Eyrpeditloa (Ressel). Druck: W. Glatt. Vier Beilagen (einschließjlich Borsen · Beilagen

Serin!

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗A

n 79.

April

Berlin, Sonnabend, den 2.

Aichtamt liches.

Preußen. Berlin, 2. April. Im weiteren Ver⸗ lauf der gestrigen (27) Sitzung setzte der Reichstag die erste Berathung des Entwurfes eines Gesetzes, betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter fort. Der Abg. Frhr. von Marschall erklärte sich für die Vorlage. Alle Mit— aͤlieder dieses Hauses ständen wohl unter dem tiefen Eindruck der Verhandlungen der beiden letzten Tage. Es sei dem Hause dabei vom Regierungstische her ein wahrhaft erschreckendes Bild von den Gefahren entworfen worden, die die ganze Gesellschaft bedrohten, und der sozialdemokratische Abgeordnete, der den Versuch gemacht habe, dieses Bild zu verwischen, habe nichts widerlegt, derselbe habe alles bestätigt. Er hoffe, daß diese Verhandlungen in dem gesunden Theile des deutschen Volkes viel mächtiger gegen die Sozial— demokratie wirken würden, als alle Ausnahmegesetze, Verbote und Ausweisungen. Aber auf der anderen Seite habe sich seiner Partei doch in verstärktem Maße die Ueberzeugung auf— drängen müssen, daß es endlich an der Zeit sei, alle staats⸗ erhaltenden Kräfte zu vereinigen, um gemeinsam den Weg der pofitiven sozialen Reform zu beschreiten. Der Grundsatz, daß auch auf dem Gebiete der Arbeiterfrage das trostlose laisser aller walten solle, sei ja längst aufgegeben, und alle Parteien dieses Hauses erkennten es als eine Pflicht des Staates an, hier helfend einzutreten. Manches sei ja in dieser Hinsicht geschehen, im Allgemeinen jedoch sei das, was bisher gethan sei, nichts als recht wohlmeinende, aber doch recht schüchterne Versuche gewesen. Man möge dem vorliegenden Gesetzentwurf gegenüberstehen wie man wolle, das Verdienst werde man dem Neichskanzler nicht absprechen können, daß derselbe es fei, der den Gedanken einer positiven Maßregel für die arbeiten⸗ den Klassen aus dem unfruchtbaren Gebiete des politischen Schlag⸗ worts auf den Boden verpflanzt habe, wo derselbe allein fruchtbar werden könne, auf den Boden der Gesetzgebung. Die Gefahren, welche Gesundheit und Leben der arbeitenden Klassen bedrohten, hätten von jeher die Aufmerksamkeit des Gesetzgebers auf sich gezogen; diese Gefahren hätten das Besondere an sich, daß sie mit der Integrität des Körpers zugleich die wirthschaftliche Cxistenz des Arbeiters in Frage stellten. Sei die Arbeitskraft verloren, so sei Alles verloren, und der Betroffene falle, wenn demselben nicht Hülfe würde, rettungslos der Armenpflege mit allen ihren moralischen und wirthschaftlichen Folgen anheim. Was nun die Fürsorge der Gesetzgebung gegenüber den Folgen der Unfälle betreffe, so ließen sich hier zwei Auffassungen unterscheiden. Die eine knüpfe an die rechtliche Natur des Arbeitsvertrages an, sie suche die Ursachen des Unfalls zu ergründen und finde die logische Brücke zu der Veramwortlichkeit des Unternehmers; die andere stelle in erster Reihe das hülfsbedürftige Opfer des Unfalls vor Augen und sage: hier bedürfe es keiner recht⸗ lichen Konstruktion, hier bedürfe es zunächst thatkräftiger Hülfe. Die erste Auffassung sei eine rechtliche, die zweite im eminen⸗ ten Maß eine sozialpolitische. Es ließe sich ja nicht leugnen, daß das Hastpflichtgesetz namentlich dem gemeinen Recht gegen⸗ über einen sehr bedeutenden Fortschritt enthalte; es sei ge⸗ tragen von wahrhaft wohlmeinenden und humanen Absichten, und die Rechtspflege sei bestrebt gewesen, jenen Absichten ge⸗ recht zu werden. Wenn aber heute dieses Gesetz als ein kost⸗ bares Gut der arbeitenden Klassen hingestellt werde, so werde man doch fragen müssen, was biete es denn dem Arbeiterstande? Die Antwort sei: einen Rechts— anspruch auf volle Entschädigung unter der doppelten Voraussetzung der Verschuldung des Unternehmers oder seiner Veamten und der Möglichkeit, den Beweis für diese Verschul⸗ dung zu erbringen. Außerdem hänge die Realisirung dieses Rechtsanspruchs noch davon ab, ob der Unternehmer zah⸗— lungsfähig sei oder nicht. Alles dieses seien Umstände, die dem Zufall anheimgestellt seien und die gerade durch den Unfall selbst sehr wesentlich zu Ungunsten der Arbeiter sich ge⸗ stalten könnten. Der Abg. Bamberger habe dem Hause die große Summe vorgeführt, die seit Erlaß des Hastpflicht⸗ gesetzes den Arbeitern zugeflossen sei; dieser Zahl gegen⸗ über weise er (Redner) darauf hin, daß nur zwanzig Prozent aller Unfälle, die die Arbeiter betroffen hätten, unter das Hasspflichtgesetz fielen. Nur ein kleiner Vruchtheil erhalte also eine volle Entschädigung, wäh⸗ rend der größte Theil der Arbeiter leer ausgehe. Hierzu komme, daß es in sehr vielen Fällen erst eines langwierigen Prozesses bedürfe, um den gesetzlichen r, durchzuführen. Der Grund liege nicht in der Weigerung der Unternehmer, sondern der Versicherungsgesellschaften, die sich als fremdes Element zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ge⸗ drängt hätten. Nichts sei der Verwirklichung der wohlmeinen⸗ den Absichten des Haftpflichtgesetzes so hinderlich gewesen, als der Eintritt dieser Gesellschaften, weil im entscheidenden Augenblick nicht das soziale Verhältniß zwischen Arbeiter und Arbeitgeber, sondern das Statut der Versicherungs⸗ gesellschast maßgebend werde, dessen Tendenz namentlich bei den Aftiengesellychaften naturgemäß eine ganz andere sei, als die Versöhnung zwischen Arbeit und Kapital. Man habe versucht, die Mißstände des Haftpflichtgesetzes zu be⸗ seitigen; man habe die Beweielast zu Gunsten des Arbeiters dem Arbeitgeber auferlegen wollen und habe nach anderen Präsumtionen gesucht, die die Lage der Arbeiter günstiger ge⸗ Falten sollten. Alle diese fünstlichen Versuche, die den realen Verhältnissen völlig widersprächen, halte er für versehlt. Man sage einfach: der Unternehmer sei nicht blos für sein eigenes Verschulden und für das seiner Veamten, sondern auch für den Zufall haftbar. Ob mit dieser Erweiterung der Haftpflicht nicht eine Belastung der Produktion geschaffen würde, die in ihrer letzten Konsequenz den Arbeiter treffen müßte, und ob die moralische Verantwortlichkeit, die sie dem Unternehmer in dieser umfassenden Weise ausbürde, dem Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehr sörderlich sein würde, lasse er dahingestellt. Das Haftpflichtgesetz, wie es vorgeschlagen worden sei, aus⸗ zudehnen, und zwar auf alle Unfälle, halte er vom moralischen Standpunkte aus für verwerflich. Es würde das gute Ver⸗ hãltniß i Arbeitgeber und Arbeiter wesentlich ver⸗ schlechtern. it civilrechtlichen Konstrultienen könne man

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eine sozialpolitische Aufgabe nicht lösen. Der obligatorische Beitritt, welcher von der Regierung in dem Gesetze gefordert werde, habe ebenfalls seine Zustimmung, denn damit sei gleichzeitig der Regierung die Pflicht auferlegt, ihre Ver— sprechungen in volem Maße zu erfüllen. Nicht eingreifen solle das Gesetz in die so nothwendige Freizügigkeit des Arbeiters, welche demselben ermögliche, seine Kraft da, wo es am lohnendsten sei, zu verwerthen. Seine Partei halte das vorliegende Gesetz für einen wesentlichen Fortschritt auf dem Wege der Selbstverwaltung, sowohl der Arbeitgeber als der Arbeiter. Es solle auf der durch die modernen Gesetze geschaffenen tabula rasa der sozialen Verhältnisse eine Vereinigung der Vereine und Ge— nossenschasten stattfinden. Die bestehenden heilsamen Insti— tutionen wie die Knappschaftsverbände und die Vereinigungen der Müller und der Arbeiter der Zuckerindustrie dürften auch nach seiner Meinung nicht durch das Gesetz beseitigt werden. Wenn man nun auch Bedenken gegen einzelne Bestimmungen der Vorlage habe, so sei doch ein endliches Vorgehen auf diesem Gebiete mit Freuden zu begrüßen. Wenn der Reichstag aus⸗ einandergehe, ohne hierin etwas erreicht zu haben, so würde das gewiß als Agitationsmittel gebraucht werden, man würde dann sagen, daß es dem Hause mit der Hülfe für den Ar— beiter nicht ernst sei. Das müsse man vermeiden! Was die Höhe der Entschädigung betreffe, so sei er nicht dafür, daß dieselhbe die Lohnhöhe erreiche, denn man würde dem Arbeiter dann eine Rente auch für die Zeit zahlen, wo er naturgemäß nicht mehr arbeitsfähig sei. Mit der Vertheilung der Prä— mien auf Arbeitgeber und Arbeiter sei er einver— standen, auch damit, daß ersterer, der ja den größeren Nutzen habe, den größeren Beitrag zahlen müsse. Aber auch der Arbeiter müsse einen, wenn auch einen Minimalbeitrag zahlen, um denselben zum Bewußtsein zu bringen, daß die Entschädigung kein Almosen, sondern ein wohlerworbenes Recht sei. Dieser letztere Gesichtspunkt lasse ihm auch Bedenken gegen einen Staatsbeitrag erheben. Nicht als ob er das Gespenst der Staatshülfe fürchte, sondern aus ganz praktischen Gründen. Wenn man schwächere Schultern belasten wolle, wo man stärkere entlaste, müsse man es sehr bedenken. Ein letztes Bedenken bestehe darin, daß, wenn man schon dem jugendlichen Arbeiter, der im Vollbesitz seiner Arbeitskraft sei, sage, derselbe sei nicht im Stande, alles das mit seiner Arbeitskraft zu verdienen, was er zu seiner Lebenserhaltung brauche, dies die Wirkung haben müsse, daß er sich von Jugend auf daran gewöhne, sich nicht auf seine eigene Kraft, sondern auf den Staat zu verlassen. Der so unendlich werthvolle Trieb, alles anzuwenden, um das Höchstmögliche mit seiner Arbeitskraft zu leisten, werde wesentlich durch dieses Gefühl nothleiden. Dies seien die großen Bedenken, die ein erheblicher Theil seiner politischen Freunde gegen die vorgeschlagene Staats— hülfe hege. Die Frage, ob etwa in der untersten Klasse der Arbeitgeber die Prämie vollständig tragen solle, halte er für erwägenswerth, wenn es ihm auch prinzipiell wichtiger scheine, alle Arbeiter einen Theil des Beitrages leisten zu lassen. Die großen prinzipiellen und technischen Schwierigkeiten, die schon auf diesem beschränkten Gebiete der Vorlage hervorträten, enthielten die dringende Mahnung, den Blick allzuweit in die Zukunft schweifen zu lassen, die ganze Kraft daran zu setzen, hier etwas zu schaffen, wo

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nicht sondern pflicht un unfähigkeit des

Angesichts der immer fühlbarer werdenden Lücken der Gesetz!⸗

gebung Abhülfe dringend noth thue. Seine Partei sei von dem Entschluß getragen, in dieser Session etwas zu Stande

zu bringen, und sei darum auch jeder Belehrung gern zu⸗

gänglich. Er dürfe vielleicht diesem Gesetz gegenüber an das Sprüchwort erinnern: „Wer nicht wage, der gewinne nicht.“ Man sange ost, die vorliegende Frage sei noch nicht reif. Das möne sein, aber die Frage werde einmal reif werden,

so lange sie eben eine Frage bleibe. Es sei ein vollkommen Kreise abwälzen.

neues Gebiet, was vorliege und das Material, was man jetzt vermisse, werde man erst in dem Augenblick beñtzen, wo man den Entwurf in die Praxis übergeführt

Er bitte, daß man den guten Kern, der in der Vorlage

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Liege denn eine Schuld vor, wenn ein Arbeiter an der Ma⸗ schine einen Augenblick in der gespanntesten Aufmerksamkeit nachlasse und nun verletzt werde? Die große Mehrzahl der Unfälle sei auf ein Zusammentreffen von Umständen zurück— zuführen, das zum größten Theil durch die Entwicke— lung der modernen Industrie bedingt sei, namentlich durch das Maschinenwesen und die Arbeitstheilung. Unter solchen Verhältnissen müsse man den einseitigen Standpunkt der Deliktsobligation aufgeben: die fünfzig— tausend Unfälle alljährlich sprächen dafür in beredtester Weise. Die Lösung der Frage sei nicht, wie der Vorredner gemeint habe auf dem Standpunkt sozialpolitischer Erwägungen zu suchen, sondern auf dem des Rechts. Trage der Unternehmer nach allen Seiten hin die Chancen des Gewinnes, so sei es nur billig, daß derselbe auch die Chancen des Verlustes trage, und es könne sich nur darum handeln, ob in Konsequenz dieser Anschauung der Einzelunternehmer persönlich oder die Industrie im Ganzen für die Unfälle aufzukommen habe. Er müsse sich für die zweite Alternative entscheiden. Da man es hier nur mit einer inneren Angelegenheit der Industrie zu thun habe, so schließe er in Ueber⸗ einstimmung mit der Vorlage die Landwirthschaft aus. Man könne ja einwenden, daß durch diese Ersetzung der Haftpflicht durch den Versicherungszwang die segensreichen Folgen, die erstere doch immerhin gehabt habe, verloren gingen. Allerdings habe das Haftpflichtgesetz z. B. die Einrichtung von Schutzmaßregeln für die Arbeiter besördert; daß aber die Energie der Arbeitgeber nach dieser Richtung hin durch den Versiche— rungszwang gelähmt würde, glaube er nicht besorgen zu müssen. Ein unbestreitbarer Vorzug der Vorlage liege darin, daß die Schuldfrage nicht mehr zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem Arbeitgeber entschieden werden solle, sondern zwischen diesem und der Versicherungsanstalt. Der verletzte Arbeiter bekomme hier also in jedem Falle seine Entschädigung. Andererseits müsse man sich allerdings davor hüten, daß die verschärfte Hastpflicht zu einer Pflege von Teicht— sinn und Arbeitsscheu werde; er billige es daher, wenn die Vorlage das Maximum der Entschädigung auf zwei Drittel des Arbeitsertrages normire. Darin liege allerdings ein Zu— rückweichen von dem bisherigen Rechtszustande; es bringe dem Arbeiter aber auch zum Bewußtsein, daß es für ihn nützlich sei, sich seine volle Arbeitskraft und damit den ganzen Arbeits⸗— ertrag zu erhalten; derselbe werde daher alles, was in seinen Kräften stehe, aufbieten, um Unfälle zu verhüten. Die Vor— lage behandele den Fall des groben Verschuldens auf Seiten des Arbeiters nicht als einen qualifizirten. Auch er wolle allerdings nicht, daß ein Arbeiter, der sich durch grobes Verschul den einen Unfall zugezogen habe, keine Entschädigung bekomme, halte es aber für richtig, in diesem Falle die Rente mindestens niedriger zu bemessen. Ein wesentliches Hülfsmittel für die Beförderung der Tendenz des Entwurfs erkenne er in einer vollständigeren Ausbildung der Anmeldepflicht und der Einrichtung gemischter Kommissionen, die jeden Unfall alsbald nach ihrem ganzen Thatbestande, der Höhe der zu zahlenden Entschädigung u. A. festzustellen hätten. Was die jährliche Zahl der Unfalle be⸗ treffe, die von dieser Vorlage betroffen werden könnten, so schätze er dieselbe auf etwa 7000. Diesen würde eine Anzahl von Unfällen gegenüberstehen, die bisher der Entschädigungs— pflicht unterlegen habe, weil die Dauer der Erwerbs⸗ Betroffenen 4 Wochen nicht überstiegen

in diesem Punkte der Vorlage eine Aenderung zu schaffen sei, werde sich in der De⸗ tailberathung ergeben. Die Hauptbedenken gegen den Entwurf würden durch zwei Bestimmungen desselben an⸗ geregt: die Art der Aufbringung der Prämienantheile und bie Einrichtung einer Reichsversicherungsanstalt. Was den

habe. Inwiefern

ersten Punkt betreffe, so müsse die Industrie allein für die

habe.

liege, herausschälen möchte und nicht alzusehr den Blick auf die Konsequenzen lenke, die in den Motiven in Aussicht

gestellt seien. Der Plan einer allgemeinen großen Alters ver⸗ sorgungsanstalt sei ja gewiß ein sehr großartiger. Der Reichs

kanzler werde es aber nicht vertbeln, wenn bei bescheidener ausge⸗ statteten Naturen die Erkenntniß der Möglichkeit und Durch⸗ führbarkeit dieses Instituts etwas nachhinke. fei, daß der Neichstag die gebotene Gelegenheit, etwas Pe⸗

Die Hauptsache

sitives für die arbeitenden Klassen zu schasfen, ergreife. Ver⸗

binde man mit der Sorge für das materielle Wohl der arbei⸗ tenden Klassen zugleich das Streben mehr und mehr die Kräste zu entfalten, die neben dem materiellen Wohlstand auch das

Concentration zeitigen würde. Die

sittliche und religiöse Leben der Bevölkerung sördern lönnten,

denn das bleibe i * ( nd Wenn alle Parteien mit vereinten Krästen sich zu diesem

immer die Grundlage alles Wohlstandes.

Streben vereinigten, dann werde man auf diesem Gebiete den Frieden wieder erreichen, den er im Inzeresse des deutschen

Vaterlandes von Herzen wünsche.

Der Abg. Dr. Frhr. von Hertling erklärte, daß er sich

den Schlußworten des Vorredners anschließe und dieselben von Herzen billige. Der Abg. Bamberger habe die Verhält⸗ nisse des Haftpflichtgesetzes doch zu rosig angesehen. Möge die Zahl der Prozesse auch wirklich nur eine verhältnißmaßig ge⸗ ringe sein, so seien dieselben doch immerhin ein großes Uebel, dessen Befeitigung auf dem Boden des Hastpflichtgesetzes nicht gelingen werde. Der Fehler des Gesetzes liege auch tiefer, als daß berselbe durch eine einfache Ausdehnung desselben auf andere Gewerbe gehoben werden könnte. Zwei völlig disparate Gesichts⸗ punkte seien in dem Gesetze enthalten: das Bestreben, den legis⸗ latorischen Gedanken desselben aus der Entwickelung der mo⸗ dernen Industrie abzuleiten und das Uebergreifen in private Rechtganschauungen durch die Einschiebung der Schuldfrage. Man erwecke durch dieses Gesetz in den Kreisen der Arbeiter Ansprüche auf Entschädigung, ohne denselben doch in vollem Maße gerecht werden zu können. In der Mehrzahl der Fälle, in welchen eine Verschuldung der Arheiter angenommen würde, könne man eigentlich von einer solchen nicht reden.

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Unfälle aufkommen, sie dürfe die Kosten nicht auf andere Jede Einmischung Dritter in diese innere Angelegenheit der Industrie sei vom Uebel. Dazu komme, daß, wenn das Reich zur Aufbringung eines Theils der Bei⸗ träge herangezogen werde, der Rente der Charakter der Armen untersiützung aufgedrückt werden würde. Ueberdies sei das Recht auf Unterstützung ein Ausfluß des angeborenen Rechts auf physische Existenz, das zunächst denjenigen gegenül tend gemacht werden müsse, die mit dem Einzelnen in nach— ster Verbindung ständen, der Familie und der Gemeinde. Der Staat sei erst in letzter Reihe kompetent, hier einzugreisen. Seine Bedenken gegen die Errichtung einer Reichsversicherungs— anstalt gipfelten darin, daß dieselbe zunächst zu einer Begün⸗ stigung der schlecht geleiteten Fabriken gegenüber den gut ge⸗ leiteten sühbrten, außerdem aber eine alle Kräfte absorbirende autonome Entwidelung des korporativen Lebens, zu dem das Haftpslichtgesetz einen soliden Voden gelegt habe, würde verkummern; auch d moralische Verantwortlichkeit des Arbeitgebers würde leiden wenn die Monopolisirung der Versicherung zum Ausgangs punlt genommen würde. Er sreue sich, daß die Reichsregie rung mit der Passivität den Arbeitern gegenüber gebracht habe, warne aber vor einseitiger Stärkung der Centralgewalt Der Revolution, die hoffentlich noch in weiter würde dadurch nicht vorgebeugt werden; das lehre d spiel Frankreichs. Der alleinige Schutz liege in der Starkung der Kräfte des Einzelnen.

Der Abg. Oechelhäuser wollte das vorliegende vom Standpunkte des Arbeiters aus belruchten. Die Be⸗ handlung, welche das Hastpflichtgesetz in den Motiven erfah⸗ ren habe, sei nicht gerechtfertigt. Bei der Emanirung des Gesetzes sei vorauszusehen gewesen, daß die Schwierigkeit der Unterscheldung zwischen Haftpflichtigkeit und Nichthaftpflichtig⸗ leit zu Prozeffen führen müßte, deren Zahl aber nicht so groß sei, wie die Motive annähmen. Ven den zahllosen Fällen bei den Unfall versicherungegesellschaften seien nur 1,5 Pöoz. durch Prozeß entschieden worden. Er müsse auch ent schieden in Abrede stellen, daß durch das Hastpflichtgesetz das Verhältniß zwischen Arbeitnehmer und Ardeitgeber verschlech⸗ tert worden sei. Von den 800 0900 Arbeitern seien üver die Hälste freiwillig gegen alle Unfälle versichert worden. Zunãchst bedaure er, daß dag vorliegende Gesetz nicht auf die Unfalle ohne Auznahme angewendet werden solle. Es umfasse nur

er gel⸗

Gesetz nur

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