1881 / 80 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

2.

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Nr. 13 des Ju stiz⸗Ministerialblattes bat folgen In⸗ balt: Besckluß des Königlichen Staats. Ministeriumz 2 8e . 1881, betreff nd, die Herbeiführung eines gleichmäßigen Verfab— rens in der Schreibweise mehrstelliger Zablenaus drücke. Allgemeine Verfügung vom 26. März 1881, betreffend die Abführung der aug dem Dien steinkommen sugpendirter Beamten zu entnebmenden Wittn enkafsenbeirräge. All gemeine Verfügung vom 28. Mär; 1881. betreffend das Erscheinen eirer amtlichea Ausgabe des Reglements für die Gefängnisse der Justiwverwaltung vom 16. März 1881.

Statistische Nachrichten.

Das Februarbeft der rom Kaiserlich statistischen herausgegebenen Statistik ves Deutschen . rorlãufige Eraebniß der montanstatistischen Erhebungen im Jabre 1880. Den Nachweisungen, welche auf Menge und Werth der erzeugten Montanprodutte unter Vergleid ung mit der entsprechenden Produktion des Vorjahres sich erftrecken, ift die Be—⸗ mer kung vorausgeschickt, daß sie lediglich einen provisorischen Cha— ralter haben, da über den Betrieb mebrerer montanistischer Werke Berichte ausstehen; doch ist die Pꝛiösduktion der Bergwerke und Sa— linen schon ziemlich vollständig cngegeben. Bei den meissen Pro⸗ . . . , . Produktion und auch die daraus

eiden Jahre berechneten Dur nitt ise i gegen das Vorjahr wesentlich . V Im Einzelnen stellte sich:

Der Gesammtproduktion Der, Durchschnitts= preis einer Tonne

,, Wer h in à 10600 kg lin Mill. Mark

ö 1880 1879 1880 1879 ,

bei Stein foblen 47 MG N s G6 7s 4, 9d Yraun kohlen 12 369 ii 56 363 333 ö. Stein fal; 277 28 65 Kochsalz 451 , Eisenerzen 7200 Zinkerzen 633 Bleierzen 159 Kupfererzen 481 Roheisen 2460 Zink 100 Blei 86 Kupfer 19

Kunst, Wissenschaft und Ziteratur.

Das Aprilheft der Deutschen Rundschau“ ̃ ehen von Jul. Rodenberg (Verlag von . gag in gin, . , . ron Gottfried Kellers Novellen cyklut ö Sinngedicht“, eine Reihe trefflich ausgeführter Einzelnopelsen welcke gleichsam in einen Rahmen von kunstvoller Arbest gefaßt find; die beiden diesmaligen Novellen: ‚Die Geisterseber' und „Don Ga! un werden, erstere durch ihre Schalkhaftigkeit und ihren Humor ektere durch ihre plastische Kraft und südliche Farbengluth den deser angenehm unterbalten. Es folgt ein Aufsatz: Der Margais Wielc⸗ , und die polnischrussischen Aus söhnungsverfuche„. In das stille eich der Pflanen führt der Botantker der Breslauer Universitäͤt Prof , uns in seinem trefflich geschriebenen Aufsatz: ‚Der Zellen⸗ aat“, während der Prager Professor von Inama · Sternegg unser Jahr⸗ n,. al? Das Zeitalter des Kredits“ charakterisitt. Prefessor Bern= 26 Schmidt ciidert in interefsanter Weise eine Fabrt Von 6 nach Delphi und der Herausgeber der Deutschen Rundschau⸗ 9 t. macht uns in fesselnder Darstellung mit der Geschichte der zien ig be n gs; . 435 ibren Anfängen bis zur Gegenwart int. Professor attenbach giebt einige neu ĩ den merkwürdigen EKlöstern des Athos“, . in 3 und Kunstgeschichte wird der neue Ruben des Berliner Muͤfeumt

besprochen. Der Referent d = 5 ] erh n ,, dc ferent der Rundschau‘ zweifelt nicht an der

Gewerbe und Sande.

Die Bilanz der hiesigen Diskonto⸗G s ü . Gesellsch 69 ergiebt solger de Zifern : Aktira: Kassenbestand 12 3 h. 63 ö . „, Reports 24 807 285 M, Boͤrsen⸗ naige cken 4275279 4M , Diverse We ĩ 355 612 A, Wertbpapiere mit Spenialreserve 10 33 Debitoren 58511 7i7 , Diwerfe 5 g31 28, , min nnn ers e, rt alls; seritzl ss ine 6a , Ai. meine Reserde 8571 761 6, Derosit. Rechnun ind: 9729316 *, Kreditoren 54 820 191 36 81 if g ung 1 0, Dwidende der Kommanditäre M! . s 6. ** 76 * ĩ ; . . „6, Reserve ⸗Vortrag 676 397 , in Summa Nürnberg, 2. April. (Hopfen ma ĩ ( 2. ; rktbericht 46. Seit Donnerstag wurden ca. 260 Ballen 36 2 = a n . 32 des gleichen Zeitraumes beliefen sich 150 n. Umaesetzt wurden fern ö Pesten 7er zum Preise ron 10-60 4 Han nn . Primaborfen und gute Mitntelqualitäten. Die Stimmung st ruhi fest. . Preise sind underändert. . lasgow, 2. April. W. T. B.) Die Vorraͤ 83 6 in den S tores belaufen sich anf 539 1 23 38900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb benndůchen Hochöfen 121 gegen 114 im vorigen Jahre. 4

pflichtet ist und wovon er zwei für sich behält? Nur bei

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.

23. Februar 1881. *) Transport und Verpackung.

Artikeln

Urtheil:

lischer und französischer Waaren zurücksteht;

sischen Voigtland und in Berlin zu wünschen übrig läßt; i

Thüringen und in Nürnberg . ist. werden gewöhnlich zu groß gemacht, wodurch Brüche am Inhalt entstehen, die Seefracht vertheuert wird und Schwierigkeiten in der zollamtlichen Behandlung in Amerika hervorgerufen werden. Porzellankisten z. B. aus Thüringen sind oft so groß, daß sie in den Aufziehvorrichtungen (eievators) der Ab— schätzungsämter nicht Platz finden, was bei den Behörden eine ungünstige Stimmung erzeugt. Die Kisten sind ferner zu hoch berechnet für die Abnehmer; dieser Kostenpunkt ist eine allgemeine Klage, und Exporteure sollten namentlich darauf achten; doch darf unter keinen Umständen die Haltbarkeit durch etwaige Billigkeit in Frage gestellt werden; der Landtransport über Hunderte von englischen Meilen in Eisenbahnen stellt große ,, . die Sir des Packmaterials;

e. die zollamtlichen Vorschriften der Vereinigt Staaten in Deutschland nicht bekannt genug sind. . leichterung des Imports haben gewisse Binnenstädte der Ver— einigten Staaten die Vorrechte einer Hafenstadt Kraft Ge— setzes. Ein Zollhaus und Abschätzungsamt befindet sich an diesen Orten, und Waaren können von Europa direkt dahin versandt werden ohne Aufenthalt und Kosten in den See— häfen. Im Amtsbezirk des Kaiserlichen Konsulats befinden sich die Städte Cincinnati, Cleveland und Toledo im Staat Ohio Detroit und Port Huron im Staat Michigan, Louisville ini k ,, ö , Privilegiums.

ransport von den atlantischen Häfen n Westen der Vereinigten Staaten wird , 21 i in plombirten Waggons unter der Aufsicht der Zollbeamten bewerkstelligt. Diese Transportgesellschaften haben eine Kaution von Hunderttausenden von Dollars an die Unionsregierung zu stellen und haften für Zolldefrauda— tion vom Schiff bis zur Endstation der Waare. Es sind dies hauptsächlich vier große Gesellschaften: die Baltimore und Qhio Eisenbahn vermittelt den Transport von Baltimore- nach Cincinnati und weiter, sie hat Anschluß an den Norddeut— schen Lloyd von Bremen nach Baltimore, die Red Star Line zwischen Antwerpen, Philadelphia und New-⸗York hat An⸗ schluß an die Pennsylpania Eisenbahn und Star- Union— Linie nach dem Westen; ferner die Merchants⸗Despatch⸗Trans⸗ Portation⸗Co. vermittelt Transporte von allen europäischen Dampferlinien, welche in New York und Boston landen nach dem ganzen Nordwesten und Westen der Vereinigten Staaten und nach Canada, ebenso die Great Western Despatch von New⸗York nach der gesammten Union. Um mit einer dieser vier Gesellschaften Waaren direlt nach dem Inland von Amerika zu verschiffen ist Folgendes unbedingt nothwendig.

Erstens. Die Güter müssen (wenn möglich) mit dem Namen des Schiffes und dem Bestimmungsort bezeichnet sein 3. B. Steamer... . (Name des Schiffes) Bonded to. ; ,. n , nn nn, . zweitens. Der Bestimmungshafen des Schiffes in Amerika muß im Frachtbrief der im Schiffs⸗ * . . k

rittens. Frachtgüter müssen deutlich an die betreff

Trans portgesellschajt (also je nachdem an 3 . den ef . Dhio Railroad in Baltimore, an die Pennsylvania Railroad in Philadelphia oder New Mork, an die Merchants Despatch Transportation Co. in New York oder VBoston, oder an die Great 2 r . 1 . adressirt sein.

tertens. Es muß an die gewählte Trangportgesell— gesellschaft nach Baltimore, Philadelphia, i, , 26 Boston . 95 per Post abgesandt werden:

a. in Frachtbrie ie ob 1 ̃ abesj ö h f der, wie oben angegeben, die b Zwei Inhaltsverzeichnisse der Güter, j mit der Beglaubigung des kompetenten Konsuls, i ton foil oder Dandels agenten der Vereinigten Staaten versehen. In jedem Falle müssen vier Exemplare der Inhaltsver⸗ zeichnisse dem amerikanischen Konsul ꝛc eingereicht werden wesche er laut Gesetz vom 10. Juni 18680 zu legalisiren ver⸗

Sendungen, welche nach Canada bestimmt sind, ist ein kon—

Berlin, 4 April 1881.

Von Sr. Masestät dem Kaiser und K8nia .. Köni Comité jur Gründung der König ⸗Widlbelm⸗Sii 1 * erwachsene Beamtentschter felgender Erlaß ergangen:

Es ist ein glücklicher Gedanke gewesen, eine Stiftung zur nter frũtzurg vnverheiratheter und unrersorgter Töchter verstorbener Staa. gbeamten ins Leben ju rufen; Mir gereicht es zur lebhaften Freude, daß Meinen auß Anlaß Meiner goldenen Hochjeit geäußerten Intentionen auch in dieser Richtung Folge gegeben worden ist, und mit Woblagefallen erkenne Ich die eifrigen Bemühungen des Gomlic an, welche ein für den Begian des Unternehmen immerbin erbeb= lickes Resultat in verbältnißmäßig kurzer Zeit ernielt haben. Unbe⸗ schadet der im geordneten Wege ju beantragenden staaflichen Geneb⸗ migung der Stiftung mill Ic der Bitte des Comité in dem Ge— suche vom 22. d. Mt. gern willfabten: Unter Annabme des Pro⸗ tektoratg über die Stiftung genebmire Ich, daß dieselke den Namen König Wilbelm ˖ Stiftung für erwachsene Beamtentscter' fũbre mit dem Wunsche, daß die Mittel der Stiftung krästig wachfen mögen, um den Kreis ibter segenreichen Wirksamkeit thunlichst bald lu ermeitern. Zur Betätigung Meineg Interesseg⸗ an der gedeib— lichen Förderung der Stiftungejwecke ill Ich dem Gomits zur Ab. rundung des vorhandenen Grundkaritale ein Gradengeschenk von

10 9 A arwabten, welcheg Ich dem Aufruse entsprechend an die Daurtkasse der Scebandlung abfübren lasse. Berlin, den 28. Mär 1361.

Wilhelm.

und 57 des Reicht An eigerg ).

hiesigen Imports auf besser unterrichtete E ̃

1 ser er rporteure nicht wundern, wenn deutscher Seits diese amerikanischen dern h nungen nicht oder nicht genau besolgt werden.

englisde Post vom 2. April früh, planmäßig in Verviers

D . r 21 Min. Ahends, ist ausgeblieben. Grund: Ver⸗—

——

sularisches Attest nicht erforderlich, wenn auch nützlich. , , . k, ,,. haben Azenturen in e mburg, sowie in Rotterdam und n bree, kes Kontinents. a n m Bestimmungeort, also z. B. in Cincinnati an

werden die Waaren wenn es gewünscht wird, in eng. wart des Empfangers geöffnet, revidirt, abgeschätzt und da— bei vorsichtiger behandelt, als wenn obige Voörschriften nur unvollständig beobachtet sind, und die Waaren in New. York Boston ꝛc. der zollamtlichen Oeffnung unterliegen. Bei der ungeheuren Masse der importirten Waaren kann die Oeff⸗ nung und der Wiederverschluß der Kisten in den Seestädten nicht so sorgsam geschehen als dies wünschenswerth wäre oft sehlen Gegenstände ganz, oder sie kommen schlecht der yackl und verletzt am Bestimmungsorte an. Sind die Vorschriften aber gar nicht beobachtet, wie dies ost vorkommt, so lagern die Waaren bis zu ihrer Reklamirung auf Kosten der Empfanger in amtlichen Waagrenlagern in New York ꝛc, und bleiben oft wochenlang verschollen. Man kann sich daher über Klagen von verzögerter Lieferung und Uebergang des

Cöln, 3. April, 12 Uhr 24 Min. früh. (Tel.) Die

nkunft des Schiffes in Ostende.

* Confer wegen des srüberen Berichtt aug Circianai Re. 49

Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Cincinnati vom

b. die Solidität der äußern Verpackung im säch—

*

Verviers, 3. April, 9 Uhr 45 Min. Vorm. (Tel ĩ englische Post vom 2. April Abends, r gl? 49 86

viers um 8 Uhr 405 Mu. Vorm Grund: Sturm im Kanal. rnnltagn, t an ellen.

In den früher aufgeführten einzelnen Aeußerungen von amerikanischen Importfirmen sind schon bei . 2 semerkungen über die Verpackung deuischer, zum Export bestimmter Waaren ab und zu enthalten. Um sie zu vervollständigen, ist hervorzuheben, daß nach übereinstimmendem

Das prächtige, k Tafelgedeck, d Hoheiten dem Prinzen 3. der . J il helm von den Frauen Schleswia-Holsteins als Hochzeits gabe argebracht wurde, ist jetzt Jedermaun in einer trefflichen Pubkika—

ö zie ö ö. k , gemacht, die aus 12 aus dem Atelier von Strumper Papierhüllen), der einzelnen Artikel hinter derjenigen eng⸗

. in Hamburg hervorgegangenen Lichtdrucktafeln und esne

. Dire nor des Hamburgischen Museums für Kunst und .

r. J.. Brinckmann geschriebenen Text besteht. Der letzterẽ giebt eine eingehende Schilderung der stattlichen Arbeit, die in dem Kunststickerei Atelier der Frau pr. Meyer von Frau Emma Schreiber gezeichnet und von 39 Stsickerin nen ausgeführt wurde, sowie eine Erläuterung der an italiänssche Arbei⸗ ten der Rengissancezeit anknüpfenden Technik, die auf der ersten Tafel der Lichtdrucke auch bildlich veranschaulicht wird. Die folgende Tafel stellt sodann die Gesammtwirkung des über dem Tisch arran⸗ girten Gedecks Lat, und in vier weiteren Blättern wird in großem Maßstab die Bildung der Ecken des Tischtuchs, die die einzelnen Streifen verbindende Schnürung, die Knüpfung der Franzen und die , der Bordüren vorgeführt, in denen Rosen und Myrthen Nesseln und Eich enzweige, Aehren, Weinreben und Hopfenranken als in ihrer symbolischen Beziehung sofort verständliche, der Technit der Sticke⸗ rei entsprechend stilisirte Pflanzensormen die Einfafsung der von Löwen und Greifen gehaltenen Wappen, Namen und Inschriftschildern bil '. Die 24 Servietten mit ebenso vielen in die Ecken eingefüaten ö der an dem Geschenk betheiligten schleswig ⸗holsteinischen dte finden endlich, je vier und vier zusammen, auf den sechs 6 Tafeln ihren Platz. Jadem diese photograpbischen Aufnahmen 9 meisterliche Leistang, die dem modernen deutschen Kunstgewerbe ite . Ehre gereichen muß, auch in weiteren reifen nach Ge—

br bekannt machen, bilden sie zugleich ein an erlesenen Motiven reiches Master⸗ und Vorlagenwerk für stil volle weibliche Handarbeit,

das um seiner besonderen Ent g wi pelt willkommen sein end tstehung willen unserer Frauenwelt dop.

Die Geographische Gesellschaft hielt am S großen Saale des Architekten bauses ihre Aprilsitzung en , rr sitzende Dr. Nachtigal mit Worten der Anerkennung für den ver⸗ storbenen Polarforscher Carl Weyprecht eröffnete. Einen nicht min⸗ 3 herben Verlust hat die geographische Wissenschaft durch den Tod es Prof. Duchesne-Rottenberg, des Vorsitzen den der Pariser Geogra⸗ phischen Gesellschast erlitten. Vom Dr. Buchner, von dem seit vieien Moraten keine Nachricht eingelauten, ift endlich am 1. April ein Brief aus Malange datirt, hier eingetroffen, in dem er seine Rückkehr anzeigt. Er hat drei wieder vergebliche Versuche gemacht, in das Innere ein⸗ iudringen. Massendeputationen seiner Träger und Kriege innerhalb der Völkerstämme, die zu passiren waren, zwangen immer wieder zur Umkehr. Der erste Versuch wurde von Mussumba aus unternommen, Buchner lonnte den Kassai unteim 8. Grade passiren, gerieth dann aber, der Führer beraubt, in sumpfige Ge— genden und mußte die Hoffnung aufgeben, von hier aus weiter vor— udringen, um so mebr, als, wie schon gesagt, sich befehdende Voͤlkerstämme einen Rückzug erheischten. Ein zweiter Versuch, von Mataban aus vorzugehen, scheiterte wieder ag einem Ddickmal im Lande der Tambe ausgebrochenen Kriege. Seitdem waren die Trã ger so demoralisirt, daß auch der dritte und letzte Versuch eine Masfen⸗ desertion zur Folge hatte so daß dem Dr. Buchner endlich von 56 Trägern nur noch 8 verblieben waren. Buchner ist naturgemäß über die Erfolalosigkeit seiner Bemühungen sehr niedergeschlagen, befindet sich sonst aber bei guter Gesundheit. Immerhin dürfte Huchnerg Reise auch so noch für die Wissenschast reiche Resultate aufjuweifen gehabt haben, wenn nicht auch diese Hoffnung durch eine inzwischen eingetroffene Nachricht stark erschüttert wäre. Ein Theil der Buch= nerschen Sammlungen war durch Vermittelung des deut—⸗ schen Konsuls in Loanda, des Herrn FPastenr mit dem Dampfer „Benin“ nach Eurepa gesandt worden. Vurch Zu⸗ sammenstoß mit einem andern Schiff ist der „Benin“ an der eng⸗ lischen Küste gestrandet; was von der unersetzlichen Ladung gerettet ist noch nicht bekannt. Dr. Pogge und sein Begleiter Dr. Wißmann sind Anfangs Januar in Leanda wohlbehalten eingetroffen und gedachten nach wenigen Tagen Rast den Marsch in das Innere anzutreten. Eduard Flegel, der Erforscher des Binne und des Niger ist auch auf seiner jetzigen, speziell dem Niger gewidmeten Reise von Glück begünstigt. Seinem letzten vom 6 Jo vember datirten Brief zufolge erfreut er sich des besten Wohlfeins; die Aussichten für den weiteren Verlauf seiner Reise sindꝰ die denkbar besten. Die ostafrikanische Expedition baf nach eingehenden Berathungen mit den belgischen und englischen Tbeilnehmern einen in der Nähe von Taboro gelegenen Ort als deutsche Station bestimmt. Der Fübrer der“ deutschen Erpedition, Hauptmann von Schoeler, hat jedoch, was die praktischen Erfolge betrifft, eine wenig gürstige Meinun von senem Ort und wird, um vers nlich Bericht jzu erstatten, noch im Laufe die set Monats bier eintreffen. Dr. Lenz weilt augenblidlich noch in Frank⸗ reich, wo ihm großartige Orationen bereitet werden. Die Gefell. schaft wird ibm zu Ehren am nächsten Sonnabend csne Extra sitzung und an darauf folgenden Dienstaz im Saale det Ich itettenkause⸗ ein Festbanket veranstalten; die Mitziseder der Afrikanischen Gesellschaft werden an beiden Feiern tbessnehmen 84 srrach sodann Ober Lieutenant Kreitner über Land und Völter Hischen Ebina und Birmum. Hr. Kreitner bat als geoararpishes Mitglied der Szʒechenvi ˖ Ervedition jene Länderkreise bereist, und es ist ibm gelungen, die Kartographie wesentlich zu r ktitsiren. Zum n . 2 2 aus Beeglau, ein Schüler Neumann üdkarpathen und girg dabei ic r —— 1 * ging dabei speniell anf das Fogarascher

Der Preßausschuß der Allgemeinen deut

und Mu sterschutz-Ausstellung zu , nt in einem Cireulat jum Abonnement auf die offnielle Aue steilunge⸗· zeitung ein, deren erste Nommer jetzt erschlenen ist. Die Zeitung wird unter der Redaktion des Ingenieurg Graf während der Aue⸗ stellung, welche von Anfang Mat biz Ende Sertember d. J. dauern soll, zwei Mal wöchentlich erscheinen, also im Ganjen urgesäbr in 46 Nummern, und wird nach dem Prospekt Alles wag Äugsteller sowobl wie Besucher der Ausstellung alg solche interessiten kaun, in den Bereich ihter Besprechung jieben. Die Bebandlung wichtiger Fragen auf dem Gebiete des Patent und Musterschues wird mit der Sesprechunn der einzelnen Augstellungs gegen stände selbst somie mit Mittheilungen über Vorgänte auf dem Äusstellurgevlatz- ab= wechseln. Der Abonnemente vteig dieser Zeitung ist auf 73 M fest⸗ geseßt, und nebmen sämmtliche Postanstaiten, Buchhandlungen, Zei⸗ lun ic agenturen Bestellungen entgegen. Die ung rorliegende srste Nummer enthält: Die Uugstellung ju Frankfurt a Min, rer A. 3 stellunge platz und seine Bauten mit Situatlongrsan, Gifindunge-— patente, ihr Werth und ihre Verwertbung, kleine Patent, Ghronik offijtelle Mittheilungen, Brsefkasten. Annoncen. .

Redacteur: Riedel. Gerlta Berlag der Grwweditioa (Ressel). Druck! W. G19nen. Fünf Beilagen (elnschließllch Börsen · Bellaae

9119

und dar Pestbian Rr. 7

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger

M 8G.

Berlin, Nantag. den 4 April

. 1881.

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Nichtamtliches

(Schluß aus dem Havptblatt.) (Fortsetzung der Rede des Abg. Richter.)

Im Einzelnen werde seine Partei die Bestimmungen des Besezes annehmen, welche für rasche Erledigung der Fälle sorgten; was, darüber hinaus sei, werde seine Partei ablehnen. Eine Aenderung des Haftpflichtgesetzes habe Niemand verlangt, bis vor einem halben Jahr ber Reichskanzler dazu die Anregung gegeben habe, und die Vorlage enthalte gar nichts, um diese Behauptung zu stützen. Ueberhaupt sei es charakteristisch, daß dies Gesetz, daß so sehr von Zahlen abhänge, in seinen Motiven nicht eine Zahl bringe. Was da von positiven Behauptungen ge⸗ geben werde, sei falsch, z. B. daß die Versicherungs⸗ gesellschaften die Entschädigungen nur nach richterlichem Er⸗ fenntniß zahlten. Wäre das wirklich der Fall, so würde doch Niemand eine Versicherung abschließen, noch dazu über seine Verpflichtung hinaus, wie es doch vielfach der Fall sei! Wer einen parlamentarischen Blick habe, werde zugeben, daß nach den gestrigen Verhandlungen die Vorlage als abgelehnt zu betrachten sei, wenn es nicht gelinge, die Stellen vom Ver— sicherungszwang auszuscheiden. Daß bei den Konservativen der gute Wille, etwas zu schaffen, herrsche, glaube er gern; die Konservativen hätten ja die Pflicht, am Schluß der Legis⸗ laturperiode ein Gegenstück zum Sozialistengesetz zu schaffen. Am wenigsten habe er die Ausführungen des Abg. Oechel⸗ häuser verstanden, weil derselbe von Allem Etwas verlange, und doch wieder Alles ablehne. Es wäre am besten, die Vorlage in derselben Gruft zu bestatten, wie die Brau⸗ und Wehrsteuer⸗ vorlage, wenn nicht die Möglichkeit vorläge, in der Kommission das Brauchbare heraus zu sondern. Welchen Zweck habe es, daß Staats⸗, Kommunal- oder große Institute, wie das Kruppsche, der Versicherungsanstalt beiträten? Der Versicherungszwang sei nur da angebracht, wo der gute Wille fehle, hier. aber sei derfelbe schon durch das eigene Interesse der Arbeitgeber ge⸗ boten. Am leichtesten habe der Abg. von Marschall die Sache genommen, deren Schwierigkeiten derselbe nicht zu sehen scheine. Der Abg. von Marschall sage, es müsse auf jeden Fall etwas geschehen. Das erinnere ihn an die zur Lösung der sozialen Frage im Jahre 1848 eingesetzte Kommission, von der verlangt sei, sie . die Frage lösen, und wenn sie die ganze Nacht bdurchberiethe! Das Wort: „Wer nicht wage, gewinne. nicht! dürfe man bei Gesetzen nicht anwenden. Man dürfe auch nicht wie der Abg. von Marschall wolle, auf Kosten der Arbeiter experimentiren. Das neue Gesetz wolle bewährte Einrichtungen wegschaffen. Der Abg. von Hertling habe gestern mit Recht die Genossenschaften erwähnt, die jetzt sehr Bedeutendes leisteten, sie würden unter dem neuen Gesetz ebenso leiden wie die Altervꝛrsor⸗ sorgungsanstalten und Krankenkassen. Die Motive der Regierung stellten die öffentlichen Interessen den Privatspekulationen der Ge⸗ sellschaften gegenüber. Wenn er diese Aeußerungen ernst nehmen wollle, so würden sie beweisen, daß Regierung und Konser⸗ vative auf demselben Boden ständen wie die Sozialisten.

lach seiner Ansicht seien öffentliche Interessen und Privat⸗ spekulationen keine Gegensätze, sondern das Privatunternehmen sei diejenige Form, die in der Regel zugleich den öffentlichen Interessen am meisten diene, weil sie die produktivste Ver⸗ zindung von Arbeit und Kapital sichere. Der Abg. von Marschall habe ferner gesagt, die Versicherungs⸗ gesellschaften drängten sich zwischen Arbeitgeber und Arbeit⸗ nehmer zu Beider Schaden. Das sei ganz unrichtig. Wie er von ganz unparteiischen Aerzten, die mit solchen Gesell⸗ schasten zu thun hätten, wisse, bezahlten die Gesellschaften weit leichter, als der einzelne Arbeitgeber, der ja das Ganze aus feiner eigenen Tasche hergeben müsse. Die Gesellschaften zahl⸗ ten auch viel mehr, als wozu sie rechtlich verpflichtet seien, schon um ihren Ruf zu wahren. Es werde gesagt, die Ge⸗ sellschaften zahlten erst nach gerichtlicher Entscheidung; warte man aber ab, wie viel Prozesse nach Errichtung der Reichs⸗ versicherungsanstalt gegen dieselbe würden angestrengt werden! Man werde mehrere Petitionskommissionen einsetzen müssen, um die Petitionen derer zu bewältigen, die ihre Ansprüche an die Versicherungsanstalt für nicht befriedigt halten würden! Man habe in Deutschland lange Zeit die Einheit des Reiches vermißt; die Einheit in militätärischer Beziehung habe große Freude erregt. Gerade die Freunde der Reichseinheit, zu denen auch er sich rechne, hätten aber das größte Interesse, daß dieselbe nicht übertragen werde auf Gebiete, wo sie nicht hingehöre. Er habe die feste Ueberzeugung, daß eine Reichsversicherungsan⸗ stalt sehr theuer und schlecht sei, und daß der Arbeitgeber ohne Zuschuß des Reiches billiger wegkomme. Es werfe sich nun aber die Frage auf: wie werde am besten und billigsten ver⸗ sichert? Das hänge zunächst ab von dem Umfange der Schä⸗ den. Der Inspektor einer Privatversicherungsanstalt, der eine Fabrik einschätze, sehe sich dieselbe genau an und unter⸗ suche, wie Gefahren entstehen könnten und wie sie sich abwenden ließen; dagegen richte sich der Reichsbeamte nur nach der Scha⸗ blone. Die Privatversicherungen schrieben hierüber Bedingungen in die Police ein, während das bei einer Reichs versicherungsanstalt nicht der Fall sein würde. Bei der Reichsversicherung wäre man gezwungen zu versichern, während Privatgesellschaften sich die Leute erst ansähen, die sie versicherten. Es falle bei letz⸗ teren auf, wenn irgendwo zu viel Unfälle vorkämen, es werde da Simulation angenommen und schließlich das be⸗ stehende Verhältniß gelöst; die Reicht versicherungsanstalt würde ober die Quelle der Simulation sein und eine Lösung des Verhältnisses wäre, da es ja Zwangaversicherung sei, unmoög⸗ lich. Es werde vielfach gesagt, daß bei der Reichs versicherung die Verwaltungekosten bedeutend geringere seien. Wie komme man denn aber zu dieser Billigkeit? Es heiße, die Arbeit müsse von den Landesbeamten neben ihrer eigentlichen Arbeit unentgeltlich gemacht werden. Man sage, die Beamten könn⸗ ten das umsonst machen; daher sei es billiger, aber der Haupt⸗ fehler dabei sei, daß die Leute nichts davon verstanden, während bei den Privatgesellschaften die Beamten voll⸗

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eigene Leute dazu gehalten werden. Es sei geradezu unmög⸗ lich, daß das Gesetz in dieser Fassung in Kraft trete. Denke man sich eine Reichsversicherungsanstalt, die zwar eigene Beamte in Berlin, aber keine Inspektoren habe, die nur auf die Landesbeamten angewiesen sei. Wolle man eine Reichs⸗ versicherungsanstalt haben, so müsse man auch Reichsversiche⸗ rungsbeamten haben; anders sei die Sache nicht durchführbar. Durch den Zwang werde die Reichsversicherung zu einer wirk— lichen Steuereinschätzung der Fabrikanten. Das sei bei den Privatgesellschaften ganz anders; wem es bei der einen zu) theuer sei, der gehe zu der andern. Was das Beitragsverhältniß betreffe, so halte er dort, wo Unfallversicherung allein in Frage komme, nach seiner ganzen Anschauung von der Natur dleser Unfälle und dem natürlichen Interesse der Arbeitgeber, ihre Arbeiter dagegen zu versichern, allein auch die Arbeitgeber für verpflichtet, die Kosten zu tragen. Nur wo kein Monopol und kein Versicherungs⸗ zwang in Frage komme, sondern genossenschaftliche Versicherungsverbände unter Theilnahme der Arheiter an der Verwaltung für Versicherungen über den Kreis der Unfälle hinaus beständen, halte er, es für ge⸗ stattet, die Arbeiter zu allgemeinen Versicherungszwecken einschließlich der Unfälle mit Beiträgen heranzuziehen. Die Industrie könne die Kosten der Unfall versicherung vollständig tragen. Belaufe sich dieselbe doch nach ihm vorliegenden Polizen für den Centner Rohzucker nur auf sio 3, auf die Tonne Bier auf A4 oder bei kleinen Brauereien auf 3163 5, auf Maschinenfabriken auf 18350. des Fabrikwerths, in Tuch⸗ fabriken auf 16990 des Fabrikwerths. Wenn die neuere Zoll⸗ gesetzgebung überhaupt eine günstige Wirkung habe, so in erfter Reihe für die Unternehmer. Für die Ar⸗ beiter feien Lebensmittel jetzt ohne entsprechende Lohn⸗ erhöhung theurer geworden. Sie, seien daher, am wenigsten in der Lage, Beiträge zu entrichten. Zur Frage des Staatsbeitrages vermöge er nicht zu erkennen, wo überhaupt die. Freunde des Reichs⸗ kanzlers in diesem Hause säßen. Höchstens der Abg, Dechel⸗ häuser habe erklärt, daß derselbe für gefährliche Etablissements eine Staatssubvention zulassen wolle. Alle Parteien ver⸗ hielten sich in dieser Frage, welche doch eine Kardinal⸗ frage des Gesetzes sei, ablehnend gegen den Reichskanzler. Die Staatssubvention in diesem Falle sei durchaus keine Konsequenz der modernen Armenpflege. Die deutsche Armenpflege sei individuell, sie unterstütze nur denjenigen, von dem es feststehe, daß er sich selbst unter keinen Um⸗ ständen das Nothwenvdigste verschaffen könne, zugleich indem sie dabei seine wirthschaftliche Freiheit beschränke. Hier aber solle generell eine ganze Arbeiterklasse bis zu 750 „t Lohn als der Staatsunterstützung von vorn herein als bedürstig erklärt werden. Diefer Theil des Gesetzes bezeichne sich selbst als sozialistisches Element. Er möchte aber die Sachkenntniß des Abg. Bebel anrufen; nach seiner Ueberzeugung sei dies kein Sozialismus. (Abg. Bebel: Sehr richtig! Es ist keiner h Dieses Element sei noch schlechter als der Sozialismus und Kommunismus. Auch die Sozialisten ständen auf dem Standpunkte der Leistung und Gegenleistung, wenngleich sie hierbei einen anderen Maßstab für den Unternehmergewinn und den Arbeitslohn anlegten. Auch der Sozialismus wolle die Kosten der Arbeit aus dem Ertrage der Arbeit bestreiten. Die Reichsregierung umgekehrt wolle die Kosten der Unfälle nicht aus den Erträgen der betreffenden Minuste sondern aus dem allgemeinen Staatssäckel bestreiten. as sei nicht sozialistisch, sondern kommunistisch. Hier würde der Zuschuß aus indirekten Reichssteuern zu bestreiten sein, von denen die preußische Regierung selbst anerkenne, daß sie gerade die ärmeren Klassen verhältnißmäßig stärker be⸗ lasteten. In Wirklichkeit würde die Staatssubvention nicht den armen Arbeitern zu Gute kommen, sondern als Subvention der Großindustrie durch den Staat wirken. Er gehöre nicht zu Denjenigen, die der Großindustrie irgendwie feindlich gegenüberständen. Er habe aber: ebensowenig Ver⸗ anlassung, die Großindustrie künstlich von Staatswegen zu subventioniren und sie über die natürlichen Verhältnisse hinaus zu erweitern. Er halte die sogenannte Nacht⸗ wächteridee vom Staate durchaus nicht für richtig, sie sei auch praktisch in Deutschland nicht eingeführt. Vieles, was vom Staate geschehe und fast alles, was von den Kommunen ge⸗ schehe, sielle Aufwendungen dar, die über den Rechtsschutz weit hinausreiche, und eine positive Fürsorge enthalte. So leuchte z. B. die vom Fortschrittsring verwaltete Stadt Berlin anderen Kommunen dadurch vor, daß sie den Grundsatz der unentgeltlichen Volksschule zur Wahrheit gemacht habe. Ein solcher Fortschrittsring gehe auch noch darüber hinaus, errichte Turnhallen, Spielplätze, Erholungsgärten, aber derselbe biete diese Anstalten nicht blos einer einzelnen Klasse, wie hier der Arbeiterklasse, sondern allen seinen Bürgern zur Benutzung dar, schaffe also nicht durch solche Einrichtungen Klassen⸗ gegensätze und Armenklassen unter den Arbeitern, Welche Konsequenz habe diese Frage? Der Abg. von Marschall bitte freilich, dieser Konsequenz den Blick zu verschließen, aber die Motive und die natürliche Logik zwinge das Haus, sich über die Konsequenzen klar zu werden. 2 der Staat für Unfälle gewisser Arbeiter in den Fabriken zu sorgen, so könne der⸗ selbe es nicht ablehnen, auch für den Armen zu sorgen, der . B. ein Bein bräche unmittelbar bevor er auf dem Wege zur Fabrik dieselbe erreicht. Warum solle der Staat erst für Frau und Kinder sorgen, wenn der Mann gestorben sei und nicht auch zu Lebzeiten des Mannes vor Hunger und Noth schitzen? Die Motive selbst wiesen schon auf Versicherungen gegen Arbestelosigkeiten hin; wenn der Staat gegen Unfälle ver⸗ sichere, so habe derselbe den Arbeitsunfällen vorzubeugen. Versichere derselbe gegen Arbeitslosigkeit so habe der selbe die Arbeitslosigkeit zu verhindern. Damit sei man denn schon an der rganisation der Arbeit durch den Staat angekommen. Wer die Abstellung aller Mißstände derart auf den Staat. verweise, der bürde dem Staat Aufgaben auf, die derselbe zu lösen nicht sahig sei. Wie er glaube bei der Unfallversicherung nachge⸗

ständige Kenntniß des Versicherungswesens besäßen; in der

großen Kommune müßten auch bei der Reichs versicherung!

nossenschaftlichem Wege und durch Privatgesellschaften möglich sei. Habe man aber erst einmal die Unzufriedenheit über bestehende Verhältnisse gegen den Staat gelenkt, so gebe man ein Recht, in immer größerem Umfange vom Staat Abhülfe zu verlangen. Je weniger sich der Staat mit der Vermehrung seiner Aufgaben als leistungsfähig erweise, desto mehr wachse seine Verantwortlichkeit in den Augen des Volkes. Zuletzt übernehme der Staat eine Verantwortlichkeit, die derselbe nicht mehr tragen könne. Der Abg. von Hertling habe in dieser Beziehung auf die französische Entwickelung hingewiesen; da könne es der Staat mit keinem Regierungssystem dem Volke mehr Recht machen. Die Vorlage sei keine Ausgleichung gegen das Sozia— listengesetz, sondern zerstöre die sittliche Begründung der Freunde desselben. Wer dem Sozialismus so viel berechtigte Elemente zuerkenne, verliere das Recht, die sozialistische Bewegung in dieser Richtung zu unterdrücken. Der besonderen Agitationsmethode der Sozialisten gegenüber erscheine das Sozialistengesetz ohnedem nicht gerecht⸗ fertigt. Zu Klassenhaß, zu Neid, zu Eifersucht werde jetzt in Berlin von ganz anderer Seite aufgestachelt, als es früher die Sozialisten gethan hätten. Sozialisten würden ausgewie⸗ sen; aber diejenigen Comitéès, welche hier die Judenhetze ver— anstalteten, erfreuten sich eines lebhaften Telegrammwechsels mit einer hochstehenden Person, die er nicht nennen wolle. Bei alledem läge es nahe, daß die Arbeiter sich durch die Theorien dieses Gesetzes, zumal sie von der Autorität des Reichs⸗ kanzlers getragen würden, verlocken und verführen ließen. Um so erfreulicher sei es, wahrzunehmen, daß überall, wo Arbeiter sich mit diesem Gesetze beschäftigten, sie auf die Theorien desselben gar nichts gäben, sondern einfach ganz nüchtern gegeneinander erwögen, was ihnen Vortheil und Nachtheil aus dem Gesetz bringe. So weit die Meinung der Arbeiter zum Ausdruck komme, wünschten sie mit seiner Partei die Reform des Haftpflichtgesetzes, verwürfen aber die Reichs⸗ versicherungsanstalt, das Versicherungsmonopol und die Zwangs— versicherung, zeigten eine große Liebe zur freien Bewegung, Abneigung gegen den Zwang, Neigung für freie genossen⸗ schaftliche Verbände und ein lebhaftes Bestreben, sich selbst zu . und auf diese Staatshülfe zu verzichten. Seine artei habe alle Ursache, sie in diesen Gesinnungen und Bestrebungen der Reichsregierung, gegenüber zu erhal— ten. In der Hauptfrage der Abneigung gegen die Staats⸗ subvention bestehe ja auch zwischen den Parteien dieses Hauses kein Unterschied. Auch aus den Kreisen der Arbeit⸗ geber würden immer mehr Stimmen laut, daß Dieses Gesetz nicht minder ihren Interessen wie den Interessen der Industrie überhaupt feindlich gegenüber stehe. Die Interessen der Arbeiter und Arbeitgeber, von beiden Seiten richtig verstanden, seien ja überhaupt mit einander harmonisch. Freilich der Volkewirthschaftsrath erscheine solchen Stimmen gegenüber in einem eigenthümlichen Lichte. Derselbe habe gerade das Organ Derjenigen sein sollen, für welche dieses Gesetz zunächst prak⸗ tische Bedeutung habe. Nun werde derselbe aus Arbeiter⸗ und Arbeitgeberkreisen vollständig desavouirt. Uebri⸗ gens wolle er den Mitgliedern des Volkswirthschaftsraths nicht zu nahe treten. Sie seien überhastet worden, man habe sie ge⸗ wissermaßen unvorbereitet überfallen und sie gezwungen, ein Urtheil abzugeben, noch bevor sie sich die Sache ordentlich hätten überlegen können. Nicht minder erfreulich sei aber auch diesem Gesetze gegenüber die Anschauung, daß überall im Volke eine selbständige Kritik rege werde. Eine Zeit lang sei in weiten Kreisen des Volkes die Meinung verbreitet, Alles, was der Reichskanzler unternehme, müsse richtig sein, müsse Erfolg haben; weil der Reichskanzler auf andern Ge⸗ bieten Vorzügliches, Großes geschaffen habe, sei man geneigt, ihm eine gewisse Unfehlbarkeit auch allgemein zuzugestehen. Dieser Glaube habe ihm dazu geholfen, den Zolltarif umzu⸗ kehren und die deutsche Zollpolitik in ihr Gegentheil zu ver⸗ kehren. Nachdem die Erwartungen so hoch gespannt gewesen seien, stelle sich nun jetzt das Gegentheil heraus, die Last der neuen Steuern übe ihren Druck. Darum fange man an, jetzt ganz anders über den Reichskanzler zu urtheilen, man sel nicht mehr so geneigt, wie früher, an seine unbedingte Einsicht und Unfehlbarkeit auf wirthschastlichem Ge⸗ biete zu glauben. Mit einem Worte, der Reichskanzler habe auf diesem Gebiete das Prestige verloren. Das Volk sange es an jetzt an der inneren Politik ein lebendiges selbständiges Interesse in weiten Kreisen zu nehmen, Von dieser Bewegung hoffe er, daß sie die Kraft her vorbringen werde, das Land zu schützen gegen das diktatorische Regiment, was der Reichskanzler neulich als für die jetzige Zeit noth⸗ wendig hingestellt habe, daß sie die Kraft haben werde, solche orie fehle Experimente an dem Wirthschaftekörper der Nation ein Ziel zu setzen. t Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck, wie folgt, das Wort: . Ich will, bevor ich auf die Sache eingebe, kurz auf einige der

letzten Bemerkungen de Herrn Vorredners antworten, weil ich sie bel ibrem geringeren Schwergewicht senst vielleicht verg ssen möchte. Er bat damit geschlessen, daß mein Prestige im Schwinden wäre. Ja, wenn er Recht hätte, möchte ich sagen: Gott sei Dank! denn Prestige ist etwas furchtbar Lästiges, etwaz, an dem man schwer ju fragen bat, und das man leicht satt wird. Mir ist es vollkommen leichgüitig Ich habe, wie ich sebr viel jünger war, ungefäbr im il dez Herrn Vorrednerg, als vielleicht noch mehr Gbrgeij in mir steckte, jabrelang obne jedes Prestige, im Gegentbeil als Gegenstand der Abneigung, wenn nicht des Passeg der Mehrbeit meiner Mit⸗

bürger, mich wobler, jufrsedener und gesunder befunden, als in den Zeiien, wo ich am vopulärsten gemesen bin. Das Alles hat für mich keine Bedeutung; ich tbue meine Pflicht und warte ab, was darauß folgt. ö 2. Der Herr Vorredner bat das baurtsächlich damit begrũn det, daß die Rrteiter den Belstand ablebnen, den ibnen die Reichsregie= rung ju bringen sucht. Darüber kann der dert Vorredner noch gar keine Nachricht haben; was die Masse der Arbeiter denkt, das welß der Herr Vorredner gar niet; er weiß,. was die elcquenten Streber, die an der Spitz der Arleiterbemegungen steben. was die ewerkemeßigen Pablintsten, die die Arbeiter als ihr Gefolge brauchen und die unzuftiedenen Arbeiter alt Gefolge brachen, was die darüber denken, darüber wird der Derr Vorredaer ganz gewiß genan unterrichtet fein. Aber was der Arbeiter im Allgemeinen denkt, das

wiesen zu haben, würde die Staatganstalt die Versicherung

viel theurer und viel schlechter gestalten, als dies auf ge⸗

wollen wir abwarlen. Ich weiß nicht, ob diese Frage in ibrer