1881 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 May 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Justiz⸗Ministerium.

Der Amtsrichter Dr. Bunke zu Strasburg W. Pr. ist zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Marien⸗ werder, mit Anweisung seines Wohnsitzes in BHeief än, und

der Rechtsanwalt Braun zu Weißenfels zum Notar im Vezirk des Ober⸗-Landesgerichts zu Naumburg a. /S., mit Anweisung seines Wohnsitzes in . ernannt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten.

Der bisherige Kreisthierarzt des Kreises Prenzlau, Carl August Wilhelm Schmidt, ist zum Departementsthierarzt für den Regierungsbezirk Bromberg ernannt worden. Gleichzeitig ist demselben die Verwaltung der Kreisthierarztstelle für den Stadt- und Landkreis Bromberg sowie einen die Polizei- distrikte Labischin, Znin und den östlichen Polizeidistrikt 6 umfassenden Theil des Kreises Schubin übertragen worden.

Aus Veranlassung der Feier der goldenen Hochzeit Sx. najestät des Kaisers und Königs ist von Freunden des Wal

des und des Waidwerkes eine Stiftung begründet und von des Kaisers und Königs Majestät unter dem Namen „Wil⸗ helms-Stiftung“ Allerhöchst genehmigt worden, welche ihren Sitz in Gr. Schönebeck, Regierungsbezirk Potsdam, und den Zweck hat, bedürftigen und würdigen Söhnen von preußischen Staats-, Kommunal- oder Privat-Forstschutzbeamten ihre Aus⸗ bildung für das Forstfach während des Besuches der Forst— schule zu Gr. Schönebeck, event. ähnlicher Fortbildungs— anstalten durch Gewährung von Unterstützungen zu erleichtern.

Die Königliche Regierung wird für vorkommende Fälle hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß ein Ab⸗ druck des Allerhöchst bestätigten Statuts dieser Stiftung dem— nächst in dem „Jahrbuch der Preußischen Forst- und Jagd⸗ gesetzgebung und Verwaltung“ erscheinen wird.

Berlin, den 14. April 1881. Der Minister für k Domänen und Forsten.

uc ius.

An sämmtliche Königliche Regierungen

(excl. Sigmaringen) und die König⸗

liche Finanz ⸗Direktion zu Hannover.

Abschrift des obigen, an sämmtliche Königliche Regie⸗ rungen und die Finanz-Direktion zu Hannover erlassenen Cirkulars vom heutigen Tage die Errichtung der Wilhelms⸗ Stiftung zu Gr. Schönebeck betreffend üb ersende ich Euer Hochwohlgeboren mit dem Ersuchen, die Aufnahme eines Ab⸗ drucks des in Abschrift beiliegenden, Allerhöchst genehmigten Statuts dieser Stiftung in das Jahrbuch der Preußischen Forst— und Jagdgesetzgebung und Verwaltung veranlassen zu wollen.

Der Minister für Landwirthschast, Domänen und Forsten. Lucius. An den Direktor der Forstakademie, Herrn Ober⸗Forstmeister Pr. Danckel⸗

mann Hochwohlgeboren zu Ebers⸗ walde.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Die Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Berlin ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Jatznick über Tor⸗ gelow und Eggesin nach Ueckermünde beauftragt worden.

Karte des De utschen Ghei ches

in 674 Blättern und im Maßstabe 1: 100000 der natür— lichen Länge.

Bearbeitet von den Generalstäben der Königreiche Preußen, Bayern,

Sachsen und dem statistisch topographischen Bureau des Königreichs . Württemberg.

Im Anschluß an die diesseitige Anzeige vom 27. November 188

wird hierdurch bekannt gemacht, daß ferner nachbenannte Blätter der

Karte des Deutschen Reiches:

Nr. 12. Lügumkloster, Nr. 20. Westerland (a. Sylt), Nr. 35. Amrum, Nr. 37. Bredstedt, Nr. 82. Neumünster dem Debit übergeben worden sind. Diese Blätter, welche sich

durchweg auf eine neue Triangulation und topographische Aufnahme gründen, sind in Kupferstich und mit illuminirten Kreisgrenzen und Gewässern ausgeführt. In administrativer Beziehung enthalten obige fünf Kartenblätter Theile der Kreise Hadersleben, Apenrade, Tondern, Flensburg, Husum, Schleswig, Rendsburg, Kiel, Plan, Segeberg und Steinburg in der Provinz Schleswig ⸗Holstein.

Die 5 genannten Kartenblätter repräsentiren eine Fläche von 73,4 geographische Qu. Meilen, von welchen 48,2 auf das Land und 25,2 Auf das maritime Gebiet fallen. Letzteres enthält eine vollstän⸗ dige Darstellung der Watten, Hochsände (die Trümmer einer unter⸗ zw angehen Tn sten one) sowie eine Auswahl Tiefenzahlen und See⸗ zeichen. Die Tiefen⸗Kurven begrenzen Stufen von 2, 4, 6 und 10 m. Diese maritimen Angaben sind den neuesten Seekarten der Kaiserlich Deutschen Admiralität entnommen. Das Blatt Westerland enthält auch eine „‚Uebersicht der Höhenlage des Mittelwassers an 23 Pegeln der Ost⸗ und Nordsee, sowie des mittleren Fluth⸗ und Ebbestandes gegen den Normal Nullpunkt, auf welchen sich alle absoluten Höhen⸗ angaben des deutschen Festlandes in den neueren Kartenblättern be⸗

ziehen. Für die diesseits veröffentlichten Kartenblätter (im Ganzen setzt 160 Blätter in Kupferstich und 170 provisorische Blätter

in Lithographie) ist der Kommissionsdebit der Simon Schroppschen Hoflandkarten⸗Handlung in Berlin, Charlottenstraße 61, übertragen worden. Der Preis eines leden Blattes beträgt 1 M 50 und ist dasselbe nach vorgängiger Bestellung durch jede Buch⸗ und Landkarten⸗ Handlung zu beziehen. Daselbst kann auch das Uebersichtstableau und das gedruckte Verzeichniß aller bereits vorhandenen und künftig er⸗ n m Sektionen der Karte des Deutschen Reiches eingesehen werden. Berlin, den 5. Mai 1881. Königliche Landes⸗ Aufnahme. Kartographische Abtheilung. Geerz, Oberst und Abtheilungs⸗Chef.

*

In der heutigen Handelsregister⸗Veilage wird Nr. 18 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, wie W. T. B.“ aus Wies⸗ baden meldet, gestern den Vortrag des Hofmarschalls Grafen Perponcher entgegen und arbeiteten sodann mit den Chefs des Eivil⸗ und Militärkabinets. Später machten Se. Majestät in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin X. . eine Ausfahrt und besuchten Abends das

eater.

Heute fand, vom schönsten Wetter begünstigt, die Parade der Truppen auf dem Kursaalplatze statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Mittag um 13 Uhr den öste rreichischen Militär bevollmächtigten und Flügel⸗Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, Major von Steininger.

Nac mittags 5 Uhr nahmen Ihre Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin das Diner bei Ihren Durchlauchten dem Prinzen und der Prin⸗ zessin Friedrich von ebe rn, ein und begaben Sich dem⸗ naͤchst um 7 Uhr nach dem Victoria⸗Theater zur Aufführung des „Rheingold“ aus dem Richard Wagnerschen Bühnenfest⸗ spiel: „Der Ring des Nibelungen“. .

Heute früh kurz nach 7 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hohest der Kronprinz nach dem Tempelhofer Felde und wohnte daselbst dem Exerzieren von Truppentheilen der verschiedenen Waffen bei. . . .

2

Fhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm haben Sich heute Vormittag mit dem Courierzuge der Anhaltischen Eisenbahn zu einem Besuch am Dresdener Hofe nach Dresden begehen und werden von dort Abends die Reise nach Wien fortsetzen, um den Vernfählungsfeierlichkeiten beizuwohnen.

Im Höchsten Gefolge besinden sich die Ober⸗Hofmeisterin Gräfin Brockdorff, die Hofdame Gräfin Keller, der mit den Funktionen des Hofmarschalls beauftragte Major von Liebenau, der dienstthuende Kammerherr Freiherr von Ende, die per⸗ . Adjutanten Hauptmann von Bülow und von der

ancken.

Von Dresden aus schließen sich der General-Lieutenant und General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Freiherr von Los und der Seconde⸗Lieutenant im Garde— Husaren⸗Regiment, Prinz Egon von Ratibor dem Prinzlichen Gefolge an.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (89) Sitzung des Reichstages, welcher mehrere Bevollmächtigte gien Bundesrath und Kommis⸗ sarien desselben bei ten, erledigte das Haus zunächst in zweiter Berathung die allgemeine w ng über den Haus⸗ halt des Deutschen Reichs für das Jahr 1875 auf. Grund des Berichts der Rechnunäskommission. Die Anträge der Kommission wurden genehmigt. Es folgte die zweite Be⸗ rathung der Uebersichten der lusgaben und Einnahmen des Deutschen Reichs für das Etatsjahr 1879180 auf Grund des Berichts der Nechnungskommission. Der Abg. Richter (Hagen) wies darauf hin, daß die Unterhaltung des Dienstgebäudes des Reichskanzlers in den beiden 421 1878/80 die Summe von über 63 990 6 erfordert habe. Das Haus trat hierauf den Kommissionsanträgen bei. Demnächst wurde

die zweite Berathung des esetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Artikel 13, 24, 69, 72 der Reichsverfassung, in Verbindung mit

dem Antrage Rickert, fortgesetzt. Der Abg. Frhr. Langwerth von Simmern sprach sich gegen die Regierungsvorlage sowie gegen den Antrag von 8e r aus, denen er sowohl aus freiheitlichen als aus föderalistischen Gründen nicht zustimmen könne. Er empfahl die Annahme der Kommissionsbeschlüsse. Der Abg. Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg machte dem Vor⸗ schlage der Kommission gegenüber geltend, daß derselbe weifellos ein Recht der Krone antaste; überdies . die Verlegung der Berufungszeit in den Oktober mit einem einjährigen Budget unverträglich. Dem Uebelstande des Zu⸗ sammentagens von Reichstag und Einzellandtagen werde nur durch Einführung zweijähriger Budgetperioden ein Ende ge⸗ macht werden. Schon in früheren Jahren hätten sich die Abgeordneten Windthorst, Völk und von Kardorff diesem Vorschlage gegenüber sympathisch ausgesprochen. Redner bat um die Ablehnung der Kommissionsbeschlüsse. Der Abg. Nickert wandte sich gegen die gestrigen Ausführungen des Abg. Stumm und suchte nachzuweisen, daß die Verhandlungen über den Etat noch nicht 14 Tage in Anspruch genommen hätten. Von einer Veschränkung der Prärogative des Kaisers sei in den. Kommissionsvorschlägen, nicht die Rede. Wenn der Reichskanzler sich über das faktische Monopol der liberalen Presse beklagt habe, so weise er demgegenüber auf die Parteilichkeit hin, mit welcher die Organe des Kanzlers verführen, denen es nicht einfalle, neben dem Reichskanzler und seinen Anhängern, auch seinen Gegnern das Wort zu verstatten. Er glaube nicht, die „Provinzial⸗Cor⸗ respondenz“ seine heutige Rede zum Abdruck bringen werde. Wenn ein Mann von den Verdiensten des Abg. von Bennigsen eine Rede wie die gestrige habe halten können, dann müsse jeder Patriot des Ernstes der Lage sich bemußt werden und eine Politik verurtheilen, die lediglich auf die Person des Kanzlers zugeschnitten sei.

Der Abg. Richter (Hagen) ging auf die gestrige Rede des Reichskanzlers ein und versuchte den Nachweis, daß es Letzterem lediglich um die Schaffung einer Partei Bismarck sans phrase“ zu ihun sei. Er wies sodann für sich und seine Partei den Vorwurf zurück, daß sie die Parole „Fort mit Bismarck“ ausgegeben habe; dazu hätten sie um so weniger har, . gehabt, als sie es nie für richtig gehalten hätten, den Wahl⸗ kampf zu einem Plebiszit über die Person der Minister zu 8 Redner bemühte sich, zu beweisen, daß nie ein

artellverband zwischen der Fortschrittspartei und den Sozial⸗ demokraten abgeschlossen worden sei., In der Nothwendigkeit einer Verringerung der Zahl der Verwaltungsbeamten und

der Berliner im Reichstage sei er mit dem Reichg⸗ kanzler einverstanden; der in letztgedachtem Punkte gegen die Fortschrittspartei erhobene Vorwurf treffe

nicht zu, da diese Partei in diesen Hause nur 6 Berliner abe, von denen 5 auf die von ihnen vertretenen 5 Ber⸗ iner Wahlkreise kämen. Redner charakterisirte die Vorlage schließlich als einen Ausfluß des diktatorischen Regiments, das der Reichskanzler angekündigt habe. Bei Schluß des Blattes ergriff der Abg. Dr. Windthorst das Wort.

Der Sitzung der Kommission zur Förderung der Landespferdezucht, welche am 3. d. M. von 10 Uhr ab unter dem Vorsitz des Staats-Ministers Dr. Lucius stattfand, wohnte Se. Kaiserliche und Königliche dohen der Kronprinz mehrere Stunden bei. Die Diskussion bewegte sich um die Fragen: IN) Sind berechtigte Klagen vorhanden über die Zahl und die Qualität der Landbeschäler, sowie über die Modali⸗ täten der Vertheilung der in den Hauptgestüten gezogenen Hengste auf die Landgestüte, sowie bezüglich des Ankaufs der Hengste für die Landgestüte? 2) Genügt die Zahl und Lage der Landgestüte oder ist ihre Vermehrung in Aussicht zu nehmen? Diese Fragen, welche jetzt besonders lebhaft in Fach⸗ und Züchterkreisen diskutirt werden, füllten die ganze bis gegen 5 Uhr währende Sitzung aus.

Die Referenten, Rittergutsbesitzer Keibel als Vertreter der Mark Brandenburg und der Amtsrath Sasse als Reprä⸗ sentant der Provinz Posen, führten aus, daß die Qualität sowohl, als wie die Menge der in den Landgestüten vorhan⸗ denen Hengste dem Bedarfe der Züchter nicht genüge. Die Provinz Brandenburg habe durch den Eingang des Hgupt⸗ gestütes Neustadt einen immer mehr fühlbaren Nachtheil er⸗ litten und die Zucht eines edlen starken, ausdauernden Halb⸗ blutpferdes sei im Rückgang begriffen. Insbesondere genüge das im Landgestüt Neustadt aufgestellte Hengstmaterial in keiner Weise. Die übermäßige Einrangirung von hannoverschen Heng⸗ sten sei nicht am Platz, sondern Trakehner würden hier mit bestem Erfolg zu verwerthen sein. Dieselben Klagen und Wünsche wurden bezüglich Posens geäußert. Es wurde von den Referenten eine Reihe von Anträgen in diesem Sinne gestellt, welche außerdem bei der Ein- und Ausrangirung von

engsten provinziellen Organen einen wirksamen Einfluß ichern sollten. Der Chef des Remontewesens, General- Lieu⸗ tenant von Rauch, theilte höchst interessante Zahlen mit über die in den letzten Jahren für die Armee ersolgten Pferde⸗Ankäufe, aus welchen hervorging, daß die Ansprüche der Militär ⸗Ver⸗ waltung an die Leistungsfähigkeit der Pferde erheblich gestiegen seien, daß aber trotzdem eine reichliche Auswahl von Thieren angeboten werbe. Allerdings seien auch die gezahlten Preise entsprechend erhöht. In Ostpreußen und Posen sei eine ge⸗ steigerte Abnahme zu konstatiren auch im Verhältniß zu den vorgeführten Pferden. In Posen sei die Qualität eine wesent— lich bessere geworden. In Brandenburg sei sich die Ankaufs— und Prozentzahl zu den vorgeführten Thieren gleich geblieben. In Hannover und Sachsen sei das Angebot sehr zurückge⸗ gangen. In Hannover erkläre sich das vielleicht durch den lukrativeren Verkauf der jungen Pferde an auswärtige Händ⸗ ler, in Sachsen sei eine bestimmte Züchtungsrichtung über⸗ Ein nicht vorhanden oder sie richte sich auf die kaltblütigen

äge.

In der sehr animirten Diskussion nahmen Vertreter aller Provinzen das Wort, und als Facit dürfte zu konstatiren sein, daß mit Ausnahme von Brandenburg und Vosen die Gestüts⸗ verwaltung in ihren Leistungen lebhafte Anerkennung fand. Es wurde von allen Seiten der Wunsch laut, daß mehr edle, starke r ste eigener, insbesondere der Trakehner Zucht, als Landbeschäler in die Landgestüte eingestellt würden. Das Bedürf⸗ niß nach mehr Beschälern sei gesteigert durch die neuerlich ein⸗ n Körordnungen, wodurch eine große Anzahl von Privat⸗

eschälern beseitigt sei. Für die Provinzen Brandenburg und Posen wurde die Einrichtung besonderer Hauptgestüte als wün⸗ schenswerth bezeichnet. Von Herrn von Nathusius wurde betont, daß die aufgestellten Beschäler dem vorhandenen Stuten⸗ material entsprechen und diesem angepaßt werden müßten, sowie daß die landwirthschaftlichen Vereine in eine nähere Verbindung zu bringen seien mit den Dirigenten der Land⸗ gestüte. Von anderer Seite wurde betont, daß das mili⸗ kärische Interesse für die Leistungen des Staats das über—⸗ wiegende sei, und daß man die Züchtung der anderen Pferde⸗ klassen mit der Zeit der Privatentreprise zu überlassen habe. Bei der Abstimmung gelangte eine Reihe von Resolutionen zur Annahme, welche eine Erhöhung des Hengstbestandes in den Landgestuͤten und eine gesteigerte Einstellung von Hengsten eigener Zucht befürworten.

Die Kommission hat ihre Arbeiten am 4. d. M. in einer sechsstündigen Tagessitzung, welcher noch eine dreistündige Abendsitzung folgte, zu Ende geführt. Es wurde beschlossen, das mit dem Landgestüt Zirke verbundene Percheron Gestüt aufzuheben, dagegen ein zweites Landgestüt für die Provinz Posen, deren Pferdezucht qualitativ in einem großen Auf— schwung begriffen ist, zu etabliren.

Die Anträge auf Einrichtung eines Hauptgestüts r,. für Posen, als wie für die Provinz Brandenburg wurden ab⸗ gelehnt, dagegen eine Erhöhung des Stuten⸗-Etats für Tra⸗ kehnen und Beberbeck empfohlen.

In gleicher Weise wurde beschlossen, eine . der Elams für Wickroth und Labes zu empfehlen. Für Pommern wurde einerseits cine Remontirung durch hannoversche, an⸗ dererseits durch ostpreußische Hengste als wünschenswerth be⸗ zeichnet, während für die Mark Brandenburg Hannoveraner gänzlich verworfen und nur Ostpreußen, am liebsten Trakeh⸗ ner, gewünscht wurden.

Dem in der Presse geläufigen Tadel gegenüber, daß die Hauptgestüte nichts leisteten, ist es gewiß interessant, zu kon⸗ statiren, daß in dieser sachverständigen Kommission der eigenen staatlichen Zucht entschieden der Vorzug gegen die Ankaufs⸗ hengste zugestanden wurde.

Die Vermehrung und bessere Dotirung des Gestütswärter⸗ personals fand eine lebhaste Befürwortung.

Bezüglich der Pferdeschauen und des Prämiirungsregle⸗ ments wurde konstatirt, daß sich im Großen und Ganzen beides der Pferdezucht nützlich erwiesen habe, und zu Aende— rungen vorläufig ein Anlaß nicht vorliege. Besonders sei die bisher beobachtete Praxis richtig, den provinzialen Ver⸗ einen einen weiten Spielraum in dleser Beziehung zu lassen.

Die Abendsitzung wurde ausgefüllt mit einigen das Renn⸗ wesen betreffenden Fragen.

—— vn * 21 des diesjährigen Remonte⸗Ankaufs sind der Oberst Graf von Pfeil, W la suite des 2. Leib⸗ Husaren⸗Regiments Nr. 2 und Präses der 3. Remonte⸗ ankaufs⸗Kommission, der Oberst⸗Lieutenant Werner, à la auite des e Dragoner⸗Regimentö Nr. 10 und Präses der 5. Remonte⸗Ankaufe⸗Kommission, sowie der Major

von Arnim, à la suite des Westpreußischen Kürassier⸗Regi⸗

ents Nr. 5 und Präses der 2. Remonteankaufs⸗Kommission, ach Schlesien resp. Hannover und Ostpreußen abgereist.

S. M. Kanonenboot lt is“, 4 Geschütze, Kommandant apt. Lt. Klausa, ist am 26. März er. in Manila eingetroffen.

Bayern. München, 5. Mai. (W. T. B.) Die seichs raths kammer hat das Gewerbesteuergesetz mit zem Steuertarif mit unerheblichen Abänderungen der von dem Abgeordnetenhause gefaßten Beschlüsse angenommen.

Sachsen. Dresden, 5. Mai. (Dr. J.) Der König pird fich mit der Königin am Mittwoch, den 11. d. Mts. , ach Ems begeben, woselbst Se. Majestät eine Badekur zu zebrauchen gedenkt.

Hessen. Mainz, 5. Mai. (W. T. B.) Der Groß⸗ herzog ist mit seinen Kindern heute hier eingetroffen, m Auf einige Wochen hier seine Residenz zu nehmen. Zum Empfang des Großherzogs hatten sich das gesammte Kffizier⸗= orps und die Spitzen der Behörden, sowie die Krieger⸗ gereine und die Feuerwehren am Bahnhofe eingefunden, die tadt hat festlichen Flaggenschmuck angelegt. Heute Abend Findet großer Zapfenstreich statt.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 5. Mai. VW. T. B.) Heute Nachmittag 4 Uhr hat in der hiesigen Schloßkirchke die kirchliche Trauung des Herzogs Paul don Mecklenburg-Schwerin mit der Prinzessin Marie von Windischgrätz stattgefunden.

Hamburg, 4. Mai. (Hamb. Corr.) Der Bürger— schaft lag in ihrer heutigen Sitzung folgender Antrag des Senats, betreffend Auskunftsertheilung über die mit der Reichs⸗ regierung geführten Verhandlungen vor: ö

In seinem auf die Einsetzung einer Vertrauenskommission wegen der Zollanschlußfrage gerichteten Antrage vom 28, März d. J. hat der Senat der Bürgerschaft mitgetheilt, daß er den Zeitpunkt für gekommen erachte, um den Versuch, zu machen, den nun einmal be⸗ stehenden Gegensatz zwischen den hiesigen Anschauungen und der von der Reichsregierung vertretenen Auffassung im Wege der Verstän⸗ digung auszugleichen, fofern eine solche unter Modalitäten zu erreichen sei, welche geeignet sein würden, die Aufrechterhaltung der Handels⸗ teilung Hamburgs im Wesentlichen zu sichern. .

Die zu diesem Zwecke eingeleiteten Verhandlungen sind, wie der Senat der Bürgerschaft auf deren Auskunftsersuchen vom . . M. erwidert, um die Mitte des verflossenen Monats und zwar nach ein⸗ gehenden Erörterungen mit den von der Bürgerschaft erwählten Ver— frauensmännern eröffnet, und die letzteren sind seither von dem Gange dieser Verhandlungen fortdauernd in Kenntniß erhalten

worden. ö daß nichts desto

Der Senat muß es durchaus erklärlich finden, weniger auch in der Bürgerschaft selbst der Wunsch sich geltend macht, über den Stand der ebenso zahlreiche wie bedeutende Interessen auf das Engste berührenden Angelegenheit sobald wie möglich nãhere Mittheilungen zu erhalten. Wenn der Senat dennoch, so lange die Verhandlungen noch nicht zum Abschluß gekommen sind, was zur Jeit nicht der Fall ist, sich außer Stande sieht, seinerseits dem Wunsche zu willfahren, so wird die Bürgerschaft sich überzeugt halten, daß fur ihn hierbei ausschließlich die Rücksicht auf das öffentliche Wohl maßgebend ist. .

Dagegen betrachtet der Senat es als selbstverständlich, daß eine mit der Reichsregierung über die schwebende Angelegenheit zu erzie⸗ lende Uebereinkunft, bevor dieselbe für Hamburg Gültigkeit erlangen kann, auch der Bürgerschaft zur Mitgenehmigung vorzulegen ist.

Von hr. Heinrich Gieschen war folgende Interpellation

estellt:

8e Ich richte an die in Veranlassung des Senatsantrages vom 28. März d. J. erwählten Vertrauensmänner folgende Interpellation: sb die Vertrauensmänner im Stande und gewillt sind, in öffentlicher Sitzung der Bürgerschaft Auskunft darüber zu geben, 1 aus welchen Gränden der Senat in Verhandlung mit den Reichsbehörden über eine anderweitige Abgrenzung des Freihafengebiets eingetreten ist; ) ob die geführten Verhandlungen bezwecken, das im Art. 34 der Reichsverfaffung den Hansestädten Hamburg und Bremen einge⸗ räumte Reservatrecht als Freihäfen außerhalb der gemeinschaft⸗ lichen Zollgrenze zu verbleiben, bis sie ihren Einschluß in dieselbe beantragen zu beseitigen. . ö

Hr. Sloman erklärte, die gemischte Kommission werde auf die Interpellation im Verlauf der geheimen Sitzung ant⸗ worten. Dr. Gerson beantragte, auf Grund 8. 64 der Ge⸗ schästs ordnung, in Berathung über die Interpellation ein— zutreten. 1

Für den Antrag stimmten 36, dagegen 92 Mitglieder. en n hat also nicht das erforderliche Drittel der Stimmen erhalten.

Ein von A. Cremer jun. u. Gen. gestellter Antrag lautet:

Wir beantragen Geheime Sitzung zum Zwecke von Mittheilun gen über die Thätigkeit der durch Beschluß von Senat und Bürger— schaft vom 28. März / 6. April d. J. niedergesetzten Vertrauens⸗ kommission. .

Zur Berathung dieses Gegenstandes wurde um 8 Uhr 5 Minuten die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.

Um j0 Uhr 36 Minuten wurde die Oeffentlichkeit wieder hergestellt und darauf die Sitzung geschlossen.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 5. Mai. (W. T. B.) Der russische außerordentliche Botschafter, Fürst Suworoff, ist auf der Rückrcise von Cannes zum Besuche des Statt⸗ halters gestern Abends hier eingetroffen und wird bis morgen hier verweilen.

Desterreich⸗ Ungarn. Saljburg, 5. Mai. (W. T. B.) Die Frinzessin Stephanie ist mit ihren Eltern, dem König und der Königin der Belgier, heute Nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen und am Bahnhofe von dem Kronprinzen Rudolf, den Spitzen sämmtlicher Behörden und dem hie⸗ sigen Erzbischof unter den jubelnden Zurufen der Bevölkerung empfangen worden. Durch die reich gesc mückte Stadt bilde⸗ ten die Bergknappen, die Veteranenvereine, die Schützen, die Studenten, die Genossenschasten und die Halleiner Bürger⸗ garde Spalier. Auf der ganzen Fahrt bis zum Schlosse wur⸗ den die Prinzes in, deren Eltern und der Kronyrinz Rudolf von der Vevblkerung mit enthusiast schen Zurufen begrüßt. Um 6 Uhr sand im Schlosse ein Galadiner statt.

Schweiz. Bern, 4. Mai. (N. Zürch. Ztg. Beide Räthe haben die Session geschlossen. Präsident Sahli mate die Mittheilung, daß der Ständerath sammtliche ihm zugewiesene Geschäfte erledigt habe.

Großbritannien und Irland. London, 5. Mai. (W. T. V.) In der heutigen Sitzung des Unterhau ses erklärte der Staats sekrelär des Innern, Harcourt, in Beantwortung einer Anfrage Cowens: die Verhaftung von Sozia⸗ listen oder anderen Personen in Oesten reich stehe in keiner Weise mit der Verhastung Mosts oder Insormationen der englischen Polizei in Verbindung, es sei aber wünschenswerth, die Ansicht der Regler ung über die Frage bestimmt auszusprechen.

Er habe niemals Mordkomplote geheimer Gesellschaften als unbedeutende Verbrechen angesehen, die als politische Vergehen

zu dulden oder zu entschuldigen wären (Beifall), dieselben

feien gewöhnliche Morde oder Mordversuche und sollten als solche in jeder Beziehung behandelt werden. Wenn die britische Polizei in Erfüllung der ihr obliegenden Pflichten und bei Handhabung des englischen Gesetzes Umstände erfahre, welche das Leben irgend Jemandes, sei es ein Souverän oder eine Privatperson, im Inlande oder im Auslande, in Gefahr durch Mörderhand bringen könne, so sei es nach seiner Ansicht die Pflicht der Polizei, solche Informationen zu geben, welche am besten geeignet seien, das Verbrechen zu verhindern. (Beifall „Wir haben ein Recht, dies von jeder civilisirten Regierung zu erwarten, wenn das Leben unserer Fürstin oder das Leben unserer Mit⸗ bürger bedroht ist. Und was wir als Pflicht anderer be⸗ trachten, werden wir unsererseits zu erfüllen nicht verfehlen. (Lauter Beifall.. Der Premier Glad stone kündigte für nächsten Montag einen Antrag an wegen Errichtung eines Denkmals zum Gedächtniß Lord Beaconsfields in der Westminsterabtei, auf welchem durch eine Inschrift die Achtung des Hauses für die seltenen und hohen Talente des Ver⸗ storbenen und für seine hingebenden Arbeiten im Parlament, sowie in den von ihm verwalteten großen Staatsämtern zum Ausdruck gebracht werden soll. Parnell kündigte die Be⸗ kämpfung ber zweiten Lesung der irischen Landbill an, weil dieselbe eine genügende Pachtermäßigung nicht sichere und auch sonst hinter den gehegten Erwartungen zurückbleibe. Lord Hartington beantragte ein Dankesvotum für die Generale, die Offiziere und die Armee in Afghanistan. Der Deputirte Healy beantragte die Ableh— nung des Antrags, weil der Krieg ein ungerechter gewesen sei. Der Antrag Healy's wurde jedoch mit 304 gegen 26 Stim— men abgelehnt und das Dankesvotum angenommen.

Im Oberhause gedachte der Staats-Sekretär des Aus⸗ wärtigen, Lord Granville, in beredten Worten des großen Verlustes, den das Haus durch den Tod Lord Beacons⸗ fields erlitten habe; sein Tod werde nicht blos von der durch ihn geführten Majorität, sondern auch von der Mino— rität des Sberhauses, die oft wider seine Politik gekämpft habe, auf das Tiefste betrauert. Er behalte sich vor, am nächsten Montag bei Gelegenheit des Antrags auf Errichtung eines Denkmals für Lord Beaconsfield seinen persönlichen Gefühlen weiteren Ausdruck zu geben. Der Herzog von Rich⸗ mond beklagte das Hinscheiden Lord Beaconfields Namens der Konservativen. Von Lord Granville wurde demnächst ein Dankesvotum des Hauses für die Generale und Offi— ziere und für die Armee in Afghanistan beantragt; Lord Cranbrook unterstützte den Antrag, der einstimmig angenommen wurde. .

Der Beginn der Verhandlungen in dem Prozesse gegen den Redacteur des Journals „Freiheit“, Most, ist auf den Antrag des Anwalts Mosts bis zu dem folgenden Assisen⸗ gericht verschoben worden.

6. Mai. (W. T. B.) Die der Homeruler-Partei angehörigen Deputirten hielten gestern eine Versamm⸗ lung ab, in welcher mit geringer Majoritaät beschlossen wurde, nicht für die zweite Lesung der irischen Landbill zu stim⸗ men, sondern das Haus vorher zu verlassen. Parnell hatte erklärt, er würde die Führerschaft der Partei niederlegen, Falls dieser Beschluß nicht gefaßt werden sollte.

(Allg. Corr.) Aus Durban meldet eine Neutersche Depesche vom 3. d:. ; 2

Die Session des Volksraads des Oranjefreistaats ist ge— schloffen worden. Präsident Brand hielt bei der Gelegenheit eine friedliche Rede, in welcher er die Hoffnung ausdrückte, daß zwischen

England und Transvagl ein dauernder Friede zu Stande gebracht werden würde. Gleichzeitig suchte er die Erlaubniß nach, den Sitzun⸗ gen der Kommission in Neweastle anwohnen zu dürfen, welchem Ge— suche vom Hause stattgegeben wurde. Präsident Brand begiebt sich demnach unverzüglich nach Neweastle, um an den dortigen lungen theilzunehmen.

Frankreich. Paris, 4. Mai. Vom Kriegsschauplatze wird berichtet:

La Calle, 2. Mai, Morgens. Der General Forge⸗ mol an den Kriegs⸗Minister: Die Brigaden Vincendon und Galland haben die Gegend noch weiter in verschiedenen Rich⸗ tungen durchstreift, so namentlich das Thal des Ued⸗Djenama und das ganze Gebiet vorderhalb Babuschu. Die Gums haben ziemlich schöne Saatenstände verwüstet und einige Gruppen von Gurbis, darunter auch den des Scheiks der Uled⸗Cedera, in Brand gesteckt. Der Feind hielt sich in großer Entfernung und wurde mit ellichen Kanonenschüssen und In⸗ fanteriesalven zerstreut. Während dieser Bewegung be⸗ setzte die Brigade Gerber. den Engpaß von Tedjedi⸗ Kahba, und erhielt die Verbindung zwischen den Lagern von El Aiun aufrecht. Morgen werden die drei Brigaden alle nöthigen Vorkehrungen für Provianttransport u. s. w. treffen, um am 3. sich bei El Hammam, dem Sitze des Beni⸗Gazen, zusammenzuziehen, und am 4. nach Osten in der Richtung auf Fernana vorzurücken. Die Kolonne Logerot latte gestern (wie schon gemeldet) in der Nähe der Eisenbahnstation Ben⸗ Bechir ein sehr glückliches Gefecht gegen die Chiaig, denen sie sehr empfindliche Verluste beigebracht hat. Die Chiaia haben sich heute beim General gemeldet und um Aman gebeten. Der General verlegte heute sein Lager nach Beja⸗Vechir, da Sul -el-Arba sich als ungesund herausstellte. Von dem General von Brem, der heute in Ghardimau eintreffen sollte, haben wir noch keine Nachrichten. In Kef und Tabarca geht Alles gut: Die Veni⸗Hassan, wie die Staels, die Uled⸗Amor und kie Kaussia haben um Aman gebeten. Ich glaube, daß das Erscheinen der Kolonnen des General Delebecque auf den süd= sichen Höhen des Krumirlandes dem Wierstand in der öͤst. lichen Gegend, welche diese Kolonnen noch nicht ausgeforscht haben, ein Ende machen wird, Gesundheitszustand und Geist der Truppen sind vortrefflich“ .

Vom Nachmittage desselben Tages meldet General For⸗ gemol: „Die Kolonne Vincendon und Galland haben wiederum Razzias und Fouragirungen in dem mittleren Krumirgebiet ausgeführt. Der Feind verlor in einem An⸗ ariff auf Soldaten, die von der Razzia zurückamen, ? Mann. Morgen wird die Division in Dsebailsa⸗Djebabra bei Rum⸗el⸗ Suk zusammengezogen werden. Der General Logerot konnte, so lange

Verhand⸗

(Fr. Corr.)

die Truppen Si⸗Selims in der Nähe von Suk⸗el⸗ Arba weilten, diesen Punkt nicht verlassen, um sich, wie er ur⸗ sprünglich angezeigt hatte, nach Ben⸗Bechir zu begeben. Er sah sich genöthigt, dieser tunesischen Kolonne einen Lagerplatz anzuweisen, der ihn in seinen weiteren Bewegungen nicht be⸗ lästigte. Alle Berichte stimmen darin überein, daß die Verluste

des Feindes in dem Gefechte vom 30. sehr bedeutend gewesen

sind. Auf dem Wege nach Ghardiman, wo er mit dem Gros seiner Brigade lagern soll, hat der General von Brem den Uchtetas Aman gewahrt; ich habe die nöthigen Maßregeln ge⸗ 4 daß diesem Räuberstamme möglichst harte Begingungen auferlegt werden. Keine Nachricht aus Tabarca, welches heute neue Proviante durch das Transportschiff Vienne“ empfangen haben muß. Auch aus Kef nichts Neues. Von der Division selbst ist nichts Störendes zu melden.

Tunis, 2. Mai, 11 Uhr Abends. Am 1. Mai empfind ein Duar der Uled Busalem eine Rekognoszirung von Zuaven mit Gewehrschüssen, und es entspann sich ein förmlicher Kampf, an dem unfererseits vier Schwadronen afrikanischer Jäger und Husaren, vier Bataillone Zuaven, zwei Bataillone alge⸗ rischer Tirailleurs, eine Bergbatterie und Gummannschaften theilnahmen. Der Feind mochte 2000 Mann stark sein. Von der Kavallerie bedrängt, geriethen die Krumirs in einen Thal⸗ grund, in welchem ihnen die Tirailleurs und Zuaven 250 Mann tödteten. Die Bomben zerstreuten dann die letzten Gruppen, die nach den Höhen entflohen. Die Gumleute ver— brannten die Duars und erbeuteten 3000 Stück Bieh. Ein Husar und ein Zuave wurden leicht verwundet. Wir machten II Gefangene.

Rum-el-Suk, 3. Mai, Abends. Der General Forge— mol an den KriegsMinister: Die Meldungen aus Tabarcg sind befriedigend. Der Gesundheitszustand der Truppen ist gut. Die Uled⸗Amor und die Ravaissia haben Aman erhalten. Der General Logerot steht noch immer in Suk-el-Arba, wo er ziemlich zahlreiche Gehorsamserklärungen entgegengenommen hat. Die Brigade Gaume hat heute eine Rekognoszirung ge⸗ gen Fernana vornehmen sollen. Der General Logerot schickt die von Kef nach Suk-Arrhas zurückgekommene Batterie zum General von Brem nach Ghardimau. Bei den Truppen, die ich heute früh in dem Lager von Djuablen eintreffen sah, ist Alles auf das Beste bestellt. Die Stimmung in der Division Constantine giebt zu keinerlei Besorgnissen Anlaß.

Beja, 3. Mai, Abends. Im 143. Linien-Regiment sind einige Typhusfälle aufgetreten.

Depeschen des Gouverneurs des Senegal an den Marine-Minister melden mit großer Befriedigung, daß der König Amadhu einen Vertrag unterzeichnet hat, durch welchen den Franzosen gestattet wird, sich in dem ganzen Sudanlande niederzulassen, und in dem ferner die Straße nach dem Niger unter französisches Protektorat gestellt wird. Bisher wollte der König Amadhu keinen Europäer im Sudan dulden. Man glaubt in Paris, daß diese seine plötzliche Sinnesänderung schon eine Folge der tunesischen Expe— dition sei. .

(Cöln. Itg. Der Kriegs-Minister hat beschlossen, daß von diesem Jahre an die Unzahl der Armee-Corps, welche zu den größeren Manövern hinzugezogen werden, verdoppelt werden und daß unter anderm auch alle Kavallerie⸗ Divisionen besonders noch in zwei oder drei Serien große Uebungen vornehmen sollen. General Gallifet ist zum Be⸗ fehlshaber der gesammten Reiterei bei den Manövern ernannt worden. Das englische Panzerschiff „Monarch“ traf am 2. Mai vor Tunis ein. Ein zweites englisches Kriegsschiff, der „Tem éraire“ wird in Tunis erwartet.

5. Mai. (W. T. B. Die Budgetkommission hat das Amendement des Deputirten Madier de Montijau, betreffend die Aufhebung der Botschaft beim päpst⸗ lichen Stuhle, abgelehnt.

Die internationale Münzkonferenz hielt unter dem Vorsitz des Finanz⸗-Ministers Magnin heute ihre zweite Plenarsitzung, an welcher außer den bereits bekannten Dele⸗

irten der übrigen Staaten für England der Münzdirektor , für Indien Lord Reay C), für Kanada Alexander Golt theilnahmen. Zum Vize⸗ Präsidenten wurde der niederländische Delegirte Vrolik ernannt. Vrolik legte den Bericht der Kommission über den von der⸗ selben ausgearbeiteten Fragebogen vor. Die Vorlage wurde einstimmig angenommen. Hierauf wurden von den Delegirten Deutschlands, DOesterreichs, Englands, Indiens, Kanadas, Griechenlands, Portugals, Schwer ens und der Schweiz Er⸗ klärungen verlesen, welche die bezüglichen Anschauungen der betreffenden Regierungen wiedergaben. Die Erklärungen ent⸗ halten mehr oder weniger wichtige Vorbehalte. Der franzö⸗ sische Delegirte Cernuschi betonte die Nothwendigkeit, sich mit Deutschland zu verständigen. Die Erklärung der deutschen Delegirten soll auf den Antrag des italienischen Delegirten Seismit Doda gedruckt und morgen zur Vertheilung gebracht werden. An der Generaldiskussion über den Fragebogen nahmen der französische Delegirte Cernuschi und der norwegische Delegirte Dr. Broch Theil; die Generaldiskussion wird am nächsten Sonnabend sortgesetzt.

Das von den Intransigenten, zum Zweck der Ver⸗ hinderung der Hinrichtung der wegen Theilnahme am St. er r ger Atientat vom 13. März verurtheilten Jesse Helf⸗ mann, für nächsten Sonntag projektirte Meeting ist von den Behörden verboten worden. . .

Nachrichten aus AlLgier zufolge haben die französi⸗ schen Truppen die zur Konzentrirung erforderlichen Be⸗ wegungen beendet und werden nunmehr unverweilt zum Angriff auf die Hauptposition der Krumirs bei Abdallah Bentjemet vorgehen. ! .

6. Mai. (W. T. B.) Bei dem gestern zur Feier des Jahrestages der Abschaffung der Sklaverei abgehaltenen Vankett brachte Gambetta einen Toast auf alle französischen Staatsangehörigen jenseits des Meeres ohne Unterschied der Race und der Farbe aus und erinnerte daran, daß die Republik von 1848 die Sklaverei in den Kolonien abgeschafft und die Republik von 1870 daselbst das allgemeine Stimmrecht eingeführt habe.

Italien. Rom, 5. Mai. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirt?nkammer hat heute die Generaldebatte über die Wahl reform Harn. . Pap st hat den früheren Khedive,

smail Pascha, empfangen. : ̃ ö il bent 5. Mai. (B. T. B.) Die National⸗ ausstellung ist heute durch den König und die Königin eröffnet worden.

Griechenland. Athen, 3. Mai. (W. T. B) Die Mittheilung der Gesandten der Mächte, daß die Pforte die vorgeschlagene neue Grenzlinie vorbehaltlos angenommen habe, ersolgte durch eine Kollektivnote, welche dem Minister-Präsidenten Komunduros von den Gesandten jm corpore überreicht wurde. In der Kolleltionote heißt es: Die Unterzeichneten haben die Ehre, auf Befehl ihrer Nte= gierungen der Regierung Sr. Majestät des Königs der

ellenen anzuzeigen, daß die in der Kollektivnote der elf he er in RKonstantinopel vom 7. (19) April zu⸗