1881 / 114 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 May 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber die Thatsache, daß viele Lieferanten im Vergleiche mit denjenigen anderer Länder auf die Aufmachung ihrer Waaren ungewöhnlich wenig Sorgfalt verwenden, herrscht hier kein Zweifel. Es wird behauptet, daß bei manchen Gegenständen sich hier ein Mehrgewinn von 5 Proz. würde erzielen lassen, wenn auf die Aufmachung 1 Proz. Mehrkosten verwendet würden. Dies findet indessen auf Gold- und Silbersachen bezw. Juwelen, welche für den Verkauf an Sia⸗ mesen bestimmt sind, nur in beschränktem Maße Anwendung. Es ist hier nicht allein bei den Wohlhabenderen, sondern auch bei der niederen Volksklasse Sitie, einen großen Theil der Ersparnisse in verarbeiteten edelen Metallen anzulegen. Nur ungern wird hierbei ein den Merallwerth um ein Erhebliches übersteigender Preis bezahlt, und würden demnach etwaige elegante Kästchen, Etuis 2c. den Verkauf wesentlich erschweren.

Ueber die Mängel der deutschen Verpackung ist hier viel geklagt worden. Eine besonders sorgfältige und solide Ver⸗ packung bei Lieferungen nach Bangkok ist aber, abgesehen von der großen Entfernung, schon aus dem Grunde dringend ge⸗ boten, weil Mangels einer regelmäßigen direlten Verbindung mit deutschen Häfen der weitaus größte Theil der Waaren in Singapore umgeladen werden muß. Nichtsdestoweniger haben manche Sendungen den Eindruck hervorgerufen, als seien mit der Verpackung vollständig unerfahrene Arbeiter be⸗ traut gewesen.

Bei einer Lieferung Glaswaaren hatte man die einzelnen Gläser, nur mit Papier umwickelt, neben ei nander gelegt und, lediglich zum Schutz gegen die Wände der Kiste, das Ganze mit Stroh umgeben. Die unausbleibliche Folge war ein Bruch von 50 Proz.

Eine weitere, sehr bedeutende Glassendung, welche aus— nahmsweise direkt gekommen war, zeigte ebenfalls in Folge mangelhafter Verpackung einen Bruch von 20 Proz., mithin 17 Proz. über den bei derartigen Lieserungen hier regelmäßig angenommenen Bruch von 3 Proz. Beide Sendungen haben zur Folge gehaht, daß weitere Bestellungen bei nichtdeutschen Häusern gemacht wurden.

Hinsichtlich der Solidität der Verpackung nichtdeutscher Exportartikel scheint man hier im Allgemeinen den Franzosen vor den Engländern den Vorzug zu geben, da, wie mir mit— getheilt wurde, Sendungen aus England in Folge ungenügen⸗ der Verpackung nicht selten ebenfalls einen erheblichen Pro— zentsatz Bruch ergeben hätten. Besonderes Lob wird der Ver— packung französischer Stutzuhren gezollt. Dieselben werden stückweise in kleinere Kisten vertheist, einer größeren, sehr festen Gesammtkiste einverleibt und vermögen in dieser Ge— stalt die stärksten Erschütterungen zu ertragen.

Selbverständlich traf, bez. trifft der Vorwurf mangel— hafter und unsolider Verpackung stets nur gewisse Zweige des deutschen Exports, während bei anderen Artikeln in dieser Beziehung nichts auszusetzen war. Es ist mir sogar versichert worden, daß die Verpackung deutscher Pianos, welche hier seit Jahren in verhältnißmäßig großer Anzahl Eingang fin— den, ausnahmelos eine musterhafte gewesen sei.

Erfreulicher Weise scheinen sich neuerdings auch andere deutsche Lieferanten einer entschieden solideren Verpackungs⸗ weise zu befleißigen. Die Klagen über erlittenen starken Bruch haben im Allgemeinen sehr abgenommen, ja ein erst seit

ahresfrist etablirtes hiesiges Geschäft, welches viele zerbrech⸗ liche Artikel aus Deutschland bezieht, hat bisher nicht eine einzige beschädigte Sendung erhalten.

Daß dieser Fortschritt indessen nicht bei allen Industrie—⸗ zweigen konstatirt werden kann, hat der Berichterstatter an seiner vor Kurzem aus Berlin bezogenen Hauseinrichtung erfahren. Die sämmtlichen, zum Theil sehr umfangreichen Kisten waren äußerlich völlig unversehrt und so fest vernagelt, daß das Oeffnen eine nicht unbedeutende Krastaufwendung erforderte. Die innere Verpackung erwies sich bei den mit Glas⸗ und Porzellansachen gefüllten Kisten als vorzüglich, indem nicht ein einziges Stück zerbrochen war. Im Gegensatz hierzu aber war die Verpackung der Möbel eine so mangelhafte, daß ein Theil der letzteren erhebliche Beschädigung erlitten hat. Die zur Befestigung der einzelnen e ee ,. in der Kiste an⸗ gebrachten sehr schwachen Holzleisten waren gebrochen, und hatten sich in Folge dessen die Möbel gegenseitig zerstoßen. Ein nebst zwei Stühlen, einer Etagère und einem Sopha ohne weitere Emballage verpackter großer Pfeilerspiegel war vollständig zertrümmert, und hatten die Scherben die übrigen Gegenstände, namentlich auch den Spiegelrahmen selbst übel zugerichtet.

Es wird von fast allen hiesigen Importeuren bezeugt, daß wiederholte Fälle von Unreellität deutscher Fabrikanten bei Ausführung übernommener Bestellungen nicht allein dem deutschen Handel in Bangkok Abbruch gethan, sondern auch gewisse Industriezweige in Mißkredit gebracht haben. Aller⸗ dings ist es nur selten vorgekommen, daß eine bestellte Liefe⸗ rung sich bei der ersten Sendung als unprobemäßig erwies. Dagegen haben verschiedene Firmen die Erfahrung gemacht, daß die Qualität der Waare bei Nachbestellungen in dem Maße hinter der ersten Lieserung zurückblieb, daß dieselbe nur mit großem Verluste hier verkaust werden konnte.

Am häufigsten ist dies bei Biersendungen geschehen, doch wurden mir noch anderweitige Fälle mitgetheilt, unter denen a die beiden nachstehenden glaube besonders anführen zu

ollen.

. Auf eingesandte Probe hatte ein hiesiges Haus in Ham⸗ burg eine Bestellung auf schwedische Zündholzer gemacht. Da die erste Sendung vorzüglich ausfiel und sehr guten Absatz fand, so ließen die Importeure die bekannte gelbe Etiquette mit Zusätzen (Bildern bez. Schriftzügen) versehen, welche sich für den iᷣ en Markt besonders eigneten, und wurde die Marke in . Form in Deutschland registrirt. Die erste Lieferung unter dieser Marke war ebenfalls noch völlig probe⸗ mäßig, fynnnd Sendungen aber enthielten eine völlig ver⸗ schiedene und erheblich geringere Waare, welche Anfangs noch 20 Proz. unter dem ursprünglichen Verkaufsvreise an den Mann gebracht werden konnte, seither aber nahezu unverkäuf⸗ lich geworden sein soll. ;

Dieselbe Firma hatte in Deutschland eine Partie gedruckter Baumwollenzeuge bestellt. Diese Waare sollte zu größeren Tüchern, dem einzigen n= der Siamesen, verarbeitet werden, und war die Echt der Farben schon aus dem Grunde wesentlich, weil die Bevölkerung das um die Lenden ke blu gen Gewand bei ihren täglichen Flußbädern nicht ab⸗ egt. Die erste Lieferung zeigte völli dn Farben, spätere Sendungen aber waren in dem Maße unecht, daß in Folge bloßer Transpiration das Muster des Zeuges sich auf dem Körper abdrückte. An Nachbestellungen konnte unter diesen Umständen natürlich nicht gedacht werden.

Wohl nicht mit Unrecht wird behauptet, daß Vorkomm⸗ nisse der beregten Art der deutschen Industrie größere Nach⸗ theile bereiten, als eine etwaige erste unprobemäßige Liefe⸗ rung, indem bei letzterer weit eher ein Versehen Seitens der Lieferanten präsumirt werden könne. ;

Das Hersenden von Gegenständen, welche in Deutschland außer Mode gekommen sind, hat sich in Folge des geringen Bildungsgrades der Siamesen bisher meistens nicht als un⸗ vortheilhaft erwiesen. Manche hiesige Kaufleute haben sogar derartige Waaren eigens bestellt und scheinen mit denselben ein autes Geschäft gemacht zu haben. .

Die Pedanterie, welche man den deutschen Fabrikanten hier hauptsächlich vorwirst, besteht darin, daß dieselben vielfach nicht dazu zu bewegen sind, bei der Fabrikation auf den Geschmack, bez. die Ideen des Bestellers, falls dieselben von den ihrigen abweichen, überhaupt oder doch genügend ein⸗ zugehen. Ein besonderes eklatantes Beispiel, welches mir aus neuester Zeit mitgetheilt wurde, gestatte ich mir anzuführen.

Unter den Vorbereitungen zu der im März d. J. statt⸗ findenden Verbrennung der Leiche einer Gemahlin des Königs

nimmt der Ankauf massenhaster, zum Theil sehr werthvoller

Geschenke, zur Vertheilung unter alle Schichten der Bevölke⸗ rung, einen nicht unwichtigen Platz ein. Ein hiesiges deutsches Haus, welches Seitens des Hofes einen sehr bedeutenden Auf⸗ frag zum Änkauf erhalten hatte, wandte sich dieserhalb an eine deutsche Fabrik und bestellte bei derselben näher beschrie⸗ bene Gegenstaͤnde aus Schildpatt, mit Gold ausgelegt. Wie⸗ wohl nun bei diesem Austrage ausdrücklich hervorgehoben wurde, daß es auf den Preis überhaupt nicht ankomme, so lehnte die Fabrik dennoch das Anerbieten aus dem Grunde ab, weil sie nicht im Stande sei, der Bestellung entsprechende Waare anzufertigen. Da die Zeit drängte und man sich einer etwaigen zweiten abschläglichen Antwort aus Deutschland dem⸗ nach nicht aussetzen konnte, so ging die Bestellung nunmehr an eine englische Fabrik, welche dieselbe mit größter Bereit— willigkeit sofort annahm. . .

Das Annonciren findet auf Bangkok in sofern keine An⸗ wendung, als das einzige hier erscheinende kleine Lokalblatt sich für auswärtige Anzeigen kaum eignen würde, und fremde Zeitungen eine allgemeine Verbreitung nicht haben,.

Der Mangel guter, in Sonderheit gut illustrirter Kata⸗ loge, wie solche namentlich in England und den Vereinigten Staaten ohne Rücksicht auf die Kosten und unter Mitwirkung von wirklichen Zeichenkünstlern angefertigt und nach allen Theilen der Erde versandt werden, wird auch in Bangkok lebhaft empfunden. Eine nähere Angabe in den Katalogen über die Preise „an Bord Hamburg, Bremen z.“, würde für den hiesigen Markt ebenfalls von großem Werthe sein.

Reifende, von deutschen Fabriken ausgesandt, haben Bangkok seit einer Reihe von Jahren nicht aufgesucht. Die⸗ selben werden aber aus dem Grunde nicht vermißt, weil die meisten hiesigen Häuser alljährlich ein Mitglied ihrer Firma auf längere Zeit nach Deutschland entsenden.

Amoy, Februar 1851.

Eine Firma in Cöln hatte sich in den verflossenen Jahren wiederholt an das Kaiserliche Konsulat behufs Vermittelung der . direkter Handels beziehungen mit Amoy ge⸗ wandt.

Ein hier wohnhafter Deutscher hat sich hierauf eine kleine Quantität Cölnischen 1 von der genannten ,, als Probe zum Zwecke des Wiederverkaufs kommen lassen und sofort nach Empfang der Waare, ohne vorherige Prüfung derselben, den Kaufpreis remittirt. Obwohl Cölnisches Wasser nach den eingezogenen Erkundigungen nicht nur unter den hier lebenden Fremden, sondern auch unter der chinesischen Bevölkerung eines Absatzes fähig sein könnte, so war doch die von der genannten Firma hierhergesandte Waare wegen ihrer von Sachkundigen als mangelhast bezeichneten Qualität un⸗ verkäuflich.

Der Inhaber einer deutschen Firma bezog in den lerten Jahren von einer Firma in gubecl Konserven, u. A. Frucht⸗ syrup, Fruchtgelse und Fruchtmarmeladen; die beiden ersteren waren in 3 Flaschen, einfach mit Korken versehen, ohne weiteren Verschluß und die Korken selbst mit dünnem Staniol überzogen. Eine natürliche Far dieser Verpackung war, daß die Waaren auf der Ueberfahrt im Dampsschiff in Gährung geriethen und der größte Theil der Flaschen hier leer ankam. Die Fruchtmarmeladen werden in Blechdosen, in Papier ge⸗ schlagen, versandt. Bei englischen Fabrikaten dagegen sind die Blechdosen mit Delfarbe angestrichen, wodurch eine größere Haltbarkeit gegen Nässe oder Feuchtigkeit erzielt wird.

Die Kisten, in welchen sich die Waare befand, waren schlecht und viel zu leicht. Auch waren nur drei Seiten der⸗ selben mit langen Brettern, die vierte Seite dagegen mit Querbrettern versehen, so daß das angebrachte Bandeisen sei⸗ nen Zweck verfehlte, die Kisten unterwegs geöffnet und eines Theils des Inhalts beraubt werden konnten.

Eine andere deutsche Firma kaufte in Hamburg ein Pianoforte und ein sogenanntes Cottage⸗Piano. Ersteres wurde sofort verschifft und entsprach vollständig den gehegten Erwartungen. Letzteres war noch nicht fertig und sollte spater versandt werden. Als es hier eintraf, zeigte es sich, daß es schlecht gearbeitet war und ein a mangelhaftes Aussehen hatte, so daß es nur mit Verlust zu verkaufen war.

Ferner kaufte die Firma C. Gerard Co. Messing⸗Hänge und Werkzeuge nach Muster von einer Firma in Hagen; da die Waare dem Muster nicht entsprach und sich daher dem Wiederverkauf Hindernisse in den Weg stellten, so bezieht die Firma C. Gerard & Co. seit dieser Zeit ihren Bedarf an genannten Artikeln aus Amerika, wobei sie trotz der höheren Preise ein besseres Geschäst zu erzielen behauptet,

Dieselbe hiesige Firma läßt sich jetzt Meerschaumpfeifen aus Wien kommen, weil die früher aus Berlin erhaltenen infa zerbrochen hier ankamen; es soll dabei vorgekommen ein, daß beim Aufmachen der Futterale, in welchen die ein⸗ elnen Pfeisen lagen, abgebrochene Stücke an wodurch der

erdacht wach gerufen wurde, daß die Pfeifen bereits gebrochen eingepackt worden waren.

Von einer Firma in Hamburg erhielten C. Gerard C Co. bisher Sendungen von Rechnungsbüchern von weißem Papier; trotz der gleichen Bestellung wie früher waren die zuletzt ge⸗ sandten . siatt mit weißem, mit blauem Papier versehen und werden daher von den Kunden nicht gekauft.

Von C. Gerard K Co. wird noch hervorgehoben, daß sie von englischen Häusern schon im Juni oder Juli Muster oder Zeichnungen von Neuigkeiten erhalten, während Seitens deut⸗ scher Fabrikanten nur selten Neuigkeiten im Ausland ange⸗ priesen wurden. Wolle man daher aus Deutschland Fabrikate beziehen, so sei man gezwungen, dem Fabrikanten eine ziemlich

offene Ordre zu geben. Eine solche werde aber häufig dazu benutzt, um vorjährige Neuigkeiten zu versenden.

Sämmtliche in Vorstehendem aufgeführten Fälle sind, einzeln betrachtet, unbedeutend; dennoch dürfte es auffallend erscheinen, daß von einem Ort, wie Amoy, wohin nur ein äußerst geringer direkter Import von Deutschland stattfindet, 2. solche Anzahl von Klagen, wie die vorliegenden laut werden.

Schließlich erlaube ich mir noch einen, wie anderwärts, so auch hier bei Sendungen aus Deutschland häufig zu Tage tretenden Mißstand hervorzuheben. Viele deutsche Fabri⸗ kanten und Spediteure, welche nur gewohnt sind, Güter auf Eisenbahnen, wo die Fracht nach Gewicht bezahlt wird, zu befördern, bedenken nicht, daß bei dem überseeischen Transport die Fracht in der 33. nach Maß entrichtet wird. Die Kisten werden daher der Waare nicht knapp genug angemessen und überdies noch mit Holzleisten statt mit eisernen Bändern ver⸗ sehen, wodurch sich die Fracht erheblich vertheuert. Es ist dies ein so allgemeiner Uebelstand, dem noch dazu auf so einfache Weise abgeholfen werden kann, daß es meines unmaßgeblich ten Erachtens angezeigt erscheinen dürfte, die bereffenden Kreise, welche sich bisher noch nicht mit dem überseeischen Transport befaßt haben, nach Möglichkeit darauf aufmerksam zu machen.

Berliner Rennhahn zu Hoppegarten 1881. Der Verein für Hindernißrennen, welcher in den letzten Wochen hier begründet worden, hat am Montag sein zweites Meeting ver⸗ anstaltet. Der Besuch war ein mäßiger, aber der Verlauf der Rennen bot manche interessante Momente. Die Rennen begannen um 3 Uhr mit: ; .

J. Verkaufs⸗Steeple⸗CKhase,. Preis 1009 . Für 4 jähr. u. äl tere Pferde aller Länder. 60 63 ganz Reugeld. Distanz ca. 4000 m. Das Rennen hatte 4 Unterschriften und 3 Pferde er⸗ schienen am Pfosten, welche zur größten Heiterkeit des Publikums wieder einmal fast sämmtlich an den Hindernissen den Gehorsam ver⸗ weigerten. Am besten sprang des Lieut. v. Schmidt⸗Pauli a. br. W. „Monstone“ (German), der denn auch als Sieger nach Gefallen durchs Ziel ging u. den Preis von 1240 erhielt. Erst etwa 4 Stunde später landete des Hrn. v. Wittenburg a. br. St. „Nemesis“ (Emmerich) im Ziel. Das dritte Pferd war aus⸗ gebrochen. Um 34 Uhr folgte:

II. Steeple⸗Khase. Preis 1009 6. Herren⸗Reiten. Für jährige und ältere Pferde aller Länder, die kein Rennen im Werthe von 2000 See, und darüber gewonnen haben. 50 6 Eins., 30 (. Reug. Distanz 4000 m, dem zweiten Pferde */39, dem dritten Pferde 2s der Eins. u. Reug,, nach Abzug des Eins. für den Sieger. Von zehn Meldungen erschienen acht Pferde am Pfosten, von denen nach einem höchst interessanten Kampfe des Rittmstr. v. 8. Dsten (Garde⸗ Kürass. Zjähr. F. St. „Rega“ (Reit.: Bar. v, Falkenhausen) den ersten Preis von 1050 46, Lieut. v. Sydow II. (3. Hus.) Hjähr. F

„Neckar“ (Reit. ö. den zweiten Preis mit 246 M, und Mr.

oans a. br. H. Handicapper“ (Reit. Bes) das dritte Geld mit 164 S erhielt. Dem Rennen schloß sich um 4 Uhr an:

III. Verkaufs-Hürden⸗Rennen, Preis 1000 . Für 4 jähr. und ältere Pferde aller Länder. 60 MM Einse, ganz Reugeld. 53 Pferde erschienen am Pfosten, von denen Graf M. Schmettows Hjaͤhr. br. H. „Themistocles“ (Gillam) als Sieger eintraf und den Preis von 1480 erhielt. Hrn. v. Wittenburgs a, br. St.

„Hymne“ wurde zweite. Der Sieger wurde nicht gefordert. Den Schluß des Tages bildete um 3 Uhr:

IV. Götzen⸗Steeple⸗Chasęe. Preis 1509 Herren⸗Reiten. 9 jähr. und ältere ö aller Länder. 80 6 Eins., 40 4 Reug. Distanz 4500 m. Vier Pferde erschienen am Ablauf, „Kühlte“ und „Decoy“ stürzten; es siegte nach 16 Kampf mit einer guten Länge Lieut. v. Sydows II. 3. Hu) 3. hr. J H. „Nostiz“ (Reiter Besitzer) gegen des Lieut. Grf. Vitzthum z. S. Garde⸗Reit.) a. hbr. H. „Silen“ (Reiter Lieut. v. Boddien II. 17. Ulan. Rgt.).

Aus Linz wird unter dem 14. d. M. gemeldet: Wegen heute Nacht erfolgter großer Lawinenstürze auf der Salzkammer gutbahn mußte der Verkehr auf der Strecke zwischen Ebensee⸗Attmang sowie auch von Ischl aufwärts bis auf Weiteres eingestellt werden. Regen⸗ wetter andauernd. Aus Ischl wird berichtet: In der hiesigen Gegend muß heute 6 wegen massenhaften Schnees mit Schlitten gefahren werden; allenthalben bestehen Verkehrshindernisse: die Posten haben Verspätung, und heute ist im Antenwinkel zwischen Traun⸗ kirchen und Ebensee neuerdings eine Lawine niedergegangen, welche mehrere Telegraphensäulen umriß und die Bahn verlegte, so daß die ie erst nach Freimachung des Gleises wieder verkehren konnten.

eber ähnliche Schneefälle und Schlittenpartien wird auch aus an⸗ deren Landestheilen berichtet, selbst aus dem Innviertel. Auch Bäume haben hin und wieder Schaden gelitten, indem die Aeste durch die Schneemassen abgedrückt wurden.

Aus New- York wird unterm 12. d. berichtet: Eine für Mai ungewöhnliche Hitze hat sich in den atlantischen Staaten ein⸗ gestellt; stellenweise stieg das Quecksilber über 907 Fahrenheit. Heute wurden häufige Todesfälle am Sonnenstich gemeldet; in New-⸗NYork und Brooklyn haben sieben solche stattgefunden.

Gestern Abend wurde im Victorig⸗Theater mit der „Götterdämmerung“ der zweite Cyklus der Wagnerschen Tetra- logie beschlossen. Es ist erfreulich konstatiren zu können, daß auch diesmal die Theilnahme der Zuschauer nicht nachgelassen hat, son⸗ dern mit jedem Abend wuchs. Wenn im ersten Cyklus gerade die . Götterdämmerung“ nicht ganz so enthusiastische Aufnahme fand als die übrigen Theile, so dürfte die weniger günstige Vesetzung der Hauptrolle ein wesentlicher Grund hierfür gewesen sein. Diesmal war die Rolle des Siegfried dem Königlich Baverischen Kammersänger Hrn. Vogl anvertraut, und eine tüchtigere Kraft für 336 zu finden dürfte geradezu ausgeschlossen sein. Die Leistung ihrem Grade nach zu schätzen ist hier wie bei jeder Meisterleistung unnöthig. Wir brauchen nur das hervorzuheben, daß der hochbegabte Künstler in den Scenen, in welchen mit den köstlichen Wagnerschen Weisen sich erhabene dra⸗ matische Effekte verbanden, die Hörer zu nicht enden wollendem jubelndem Beifall begeisterte. Unterstützt wurde der Siegfried in mustergültiger Weise sowohl durch Fr. Vogl, welche an Stelle der Fr. Materna die Brünnhilde sang, wie durch Hrn. Schelper (Hagen), dessen gleichfalls vorzügliche at en wir be⸗ reits bei der ersten Besprechung gebührend gewürdigt haben. Die Rolle des Alberich, die im ersten Gyklus Hr. Schwarz übernommen hatte, wurde diesmal von Hrn. Julius Libau in formvollendeter , m z Gehör gebracht. Im Uebrigen war die Besetzung Tie⸗ selbe wie bel der ersten Aufführung und verdiente nicht geringere An⸗ erkennung. Zum Schluß der Vorstellung wurden Hr. Direktor Neu⸗ mann und Hr. Kapellmeister Seidl stürmisch gerufen und erschienen auf der Bühne. .

Der naächste Cyclus beginnt morgen, Mittwoch. In demselben wird die Rolle der Brünnbilde wieder von Fr. Friedrich⸗Materna übernommen werden.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 17. Mai

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 1HHE4.

ESeSsS I.

Deutsches Reich.

Nach weisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche

im Monat April 1881.

37) Bremen

Redacteur: Riedel.

Verlag der Eredition (Kesselh. Druck: W. El s ner. Sechs Beilagen seinschließlich Börsen · Beilage).

Berlin:

Ober⸗Post⸗Direktions⸗ Bezirke.

Einnahme im Monate April 1881

M6. 8

Einnahme in demselben Zeitraum

des

Vorjahres

.

In 1881 / 8ꝰ

mehr weniger

3

1. Im Reichs⸗Post Gebiete:

) Königsberg

2 Gumbinnen.

3) Danzig.

4 Berlin. . 5) Potsdam 6) Frankfurt a. / O.. D Eiern.... 8) Köslin ..

I Posen.. 10 Bromberg.

1) Breslau 12) Liegnitz.

13) Oppeln..

14 Magdeburg

15) alle a. E.

16 Erfurt.

17) Kiel.

18) Hannover.

19 Münster

20) Minden 33 Arnsberg.

2 ,, 2 . n. a. / M. 28 Föll n. 26) Aachen..

26) Coblendz ... 27) Düsseldorf f. .. 28) Trier z 29) Dresden

30) Leipzig.

31) Karlsruhe.

32) Konstanz.

33) Darmstadt 34) Schwerin i / M. . 35) Aldenburg

36) Braunschweig

38) Hamburg... 39) Straßburg i. /(E. 40 Metz.

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Berlin, im Mai 1

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Dörr fᷓßᷣ

Haupt⸗Buchhalterei des Reichsschatz⸗Amts.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 1. Mai. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (41.) Sitzung trat der Reichs tag in die dritte n, des Entwurfs eines Gesetzes ein, be⸗

treffend die Ab

nderung der Artikel 13, 24, 69, 72 der

Reichsverfassung auf Grund der Zusammenstellung der esaßten Beschlüsse. erufung des Bundesraths und des Reichs⸗ tags findet alljährlich im Monat Oktober statt, und kann der

in zweiter Berathung Artikel 13. Die

Bundesrath zur Vorbereitun

Dieselben lauten:

der Arbeiten ohne den Reichstag,

letzterer aber nicht ohne den Bundesrath berufen werden.

Artikel 24. vier Jahre.

Die Legislaturperiode des Reichstags dauert Zur Auflösung des Reichstages während derselben

ist ein Beschluß des Bundesraths unter Zustimmung des Kaisers

erforderlich.

Hierzu hatte der Abg. Dr. Windthorst folgenden Antrag

gestellt:

Der Reichstag wolle beschließen: die Worte: An die Selle...

Bestimmungen“‘ durch folgende Bestimmung zu ersetzen:

An die

Stelle des Artikels 13 der Reichsverfassung tritt mit dem 1. Juli 1882 der Artikel 13 des gegenwärtigen Gesetzes, an die Stelle des Artikels 24 der Reichsverfassung mit dem Schlusse der laufenden Legislaturperiode der Artikel 24 des gegenwärtigen gie.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, die Beschlüsse

an Lesung 6 keine Seite des

Er er

auses vollständig be⸗ äre sich zunächst gegen den

beschlossenen Art.

edigt. 13. Hemd sei die Fesistellung des Reichsetats vor den Etats der Einzelstaaten in hohem Grade wünschenswerth, aber man

dürse dabei nicht einseitig vorgehen.

Die Forderung, den

Reichstag grundsätzlich schon im Oltober zu berufen, gehe eigentlich über die Courtoisie hinaus, die der Reichstag der

maßgebenden Stelle im Reich

chuldig sei.

Es sei das eine

ausgesprochene Beschränkung der Disposilion an maßgebender Stelle. Zugleich werde dem Bundesrath damit ein er⸗ fahrungsmäßig unzureichender Zeitraum von nur 4 Wochen

zur Vorbereitung seiner Vorlagen eingeräumt, so daß e n über deren ungenügende Vorbereitung dem Reichstage n

cht

mehr zustehen würden. Wolle man eine zweijährige Etats⸗ veriode nicht, dann * man sich auch von dem anderen e

Extrem seinhalten, die Bundesraths für den Oltober seine Partei dem Art. 24 gegen Partei befürworte um der größeren Ste

ĩ

rufung des 29 und des

u fordern.

ber, 266 Annahme seine tigkeit in der Gesetz⸗

nders stehe

gebung willen und um nicht beständig vor Neuwahlen ge⸗ stellt zu werden, deren häufiger Widerkehr nur Demagogen das Wort reden könnten. So * ihm letzthin ein ABC⸗Buch

sür re m ge Wähler in

für d geschmackvoll,

da derselbe

Der Titel selb die Wähler

se Hände gefallen, welches e Vorbereitung von Reden,

ĩ vielleicht auch von Inter⸗ pellationen berechnet sei.

scheine ihm wenig

in die Kate⸗

—— m 2 2 --

gorie der AdC⸗Schüler setze. Das Auflösungsrecht der Re⸗ gierung, das jeder Ausdehnung der Legislaturperiode gegen⸗ Überstehe, würde ebenso gut einen zu einer vier⸗ bis sechsjäh⸗ rigen Legislatur berufenen Reichstag im ersten Jahre treffen können, wie den zu einer dreijährigen. England habe be⸗ kanntlich siebenjährige Perioden, die französische Republik habe 1874 vierjährige eingeführt. Eine Lösung dieser Frage sei aber gerade jetzt um so mehr angezeigt, weil der Reichstag vor Neuwahlen, also der Sache sehr objektiv gegenüberstehe. Die zweijährige Etatsperiode beantrage seine Partei jetzt nicht. Er möchte aber hier ein Wort für die Zukunft sprechen. Für 1 und seine politischen Freunde sei diese Frage keine

arteifrage. Als seine Fraktion nur 20 Mitglieder gezählt habe, habe er sich bereits aus praktischen Gründen für längere Etatsperioden ausgesprochen. Er glaube auch jetzt noch, daß die Ausgaben im Reich in der Hauptsache durchaus festständen, während das Schwanken der Einnahmen in der Natur der indirekten Steuern und Zölle beruhe. Nun ebe er zu, daß die Etatsberathungen zur Zeit nicht zu be⸗ onderen Klagen in Bezug auf den Zeitverbrauch Veranlassung gegeben hätten; aber diese Praxis könne sich jederzeit ändern. Wie sehr aber eine solche Zeitersparniß gerade für die Ge⸗ schäste des Reichstags geboten sei, hätten die Verhandlungen dieses Frühjahrs im Hause bewiesen. Daneben wäre eine Modifikation der . . des Reichstages in erster und zweiter Lesung, sowie eine Beschränkung in dem Gebrauch der Freikarten, welche vielfach, zu Agitationsreisen benutzt worden seien und dem Reichs⸗ tage oft sehr hervorragende Abgeordnete bei wichtigen Ver⸗ handlungen entzogen hätten, wünschenswerth. Sehr berechtigt seien die Klagen der Regierung über die Ueberhastung und Uebereilung der Geschäfte. Um diese aber zu vermeiden und im Sinne einer besseren Vorberathung, einer richtigen Ab—⸗ wägung der finanziellen Kräfte und der richtigen Fixirung der einzelnen Ziffern erscheine die Einführung zweijähriger Etatsperioden dringend geboten. Er hoffe, daß in dieser Frage, wie in der Steuerfrage, sich mit der Zeit eine Wand⸗ lung der Meinungen zu Gunsten der Regierung vollziehen werde. Zur Zeit würden seine Freunde zufrieden sein, die Beschlüsse zweiter Lesung zum Art. 24 aufrecht erhalten zu sehen und darin schon einen wesentlichen Fortschritt erblicken, wenn man aus der Unruhe der dreijährigen Legislaturperio⸗ ö. wenigstens den Gewinn der vierjährigen in Aussicht habe.

Der Abg. Dr. von Treitschke bemerkte, trotz der erschöpfen⸗ den Verhandlungen in den beiden ersten Berathungen nehme er dennoch das Wort mit der unbescheidenen Absicht, daß es vielleicht noch möglich sei, einige Herren von der schwachen Majorität, welche bei der zweiten Lesung den Art. 13 in seiner gegenwärtigen Fegg angenommen habe, davon zu über⸗ zeugen, daß dieser , ein Fehler gewesen sei. So oft die Reichsregierung dem Reichstage einen Gesetzentwurf vor— lege, dessen Annahme in diesem Hause nicht wahrscheinlich sei, so pflegten die Herren von der linken Seite des Hauses mit großem Aufwand sittlicher Entrüstung zu versichern, das heiße die Würde des Reichstages mißachten. Ihm scheine aber, der Reichstag werde das Ansehen des Hauses selber noch viel mehr schädigen, wenn derselbe eine Verfassungsänderung seiner⸗ seits beantrage, von der man genau wisse, daß die Reichsregierung sie . unmöglich annehmen könne. Ganz gewiß habe der Reichstag bei der Annahme des Kom⸗ missionsantrages nicht entfernt die Absicht gehabt, den Präro⸗ ativen der Kaiserlichen Krone irgenwie nahe zu treten; that— ö aber laufe der Artikel 13 in der jetzt vorliegenden

assung darauf hinaus, eine bisher der Krone verfassungs⸗ mäßig zustehende Freiheit zu beschränken, und ein solcher Versuch werde in einem so monarchischen Volke, wie das deutsche Gottlob sei, sehr leicht zu einem Pfeil, der auf den Schützen selbst zurückprallen könne. Er halte es für einen 8 des Gesetzgebers, in die Verfassung Detailbestimmungen diefer Art, die selbst bei gutem Willen aller Betheiligten sehr leicht gebrochen werden könnten, einzuführen. Eine diplomatische Verwickelung, ja unter Umständen der Katarrh eines Ministers könnte es dahin bringen, daß die Einberufung des Reichstags im Oktober doch nicht ausgeführt werden könne. Wenn der preußische Land⸗ tag vor 380 Jahren den gleichen Fehler begangen habe, so sei das kein Grund für den Reichstag, denselben zu wiederholen. Sei das Haus der Meinung, a die Einberufung im Olto— ber sich empfehle, so biete sich der Weg einer Resolution, nicht aber der einer Verfassungsänderung. Man besitze in Deutsch⸗ land außerhalb dieses 66 Hauses Parteien genug, die , darauf ausgingen, das Deutsche Reich vor dem uslande zu verleumden, welchen man nicht Gelegenheit geben dürfe, allemal über Verfassungsbruch zu schreien, wenn die Berufung des Reichstags aus vielleicht ganz subalternen Gründen in einem egen Monat nicht möglich sei. Auf die Gefahr hin, der Servilität beschuldigt zu werden, möchte er doch behaupten, daß die Herren von dem Bundesrath so zu sagen auch zu den Menschen gehörten und man ihnen nicht . könne in der Jahres⸗ zeit, wo die Berliner den Dunstkreis des grünen Grabens zu vermeiden pflegten, sich gewerbsmäßig in dieser schönen Haupt⸗ stadt zu versammeln. Der Antrag sei im gegenwärtigen Augenblick geradezu naiv. Er könne es nicht für die Pflicht einer Regierung halten, den Parteien der Opposition die hei⸗ ßen Kastanien des d . unterthänigst aus der Asche zu holen. Er sei der Ueberzeugung, daß die große Mehrheit der deutschen Nation den Frieden wolle zwischen Parlament und Krone und der Regierung durchaus keinen Zwang auf⸗ erlegen wolle. Wenn dag Haus den Art. 18 in der Fassun der Kommmission annehme, so heiße das für Jedermann, da das Gesetz in Sande verlaufen werde. Verwerfe das Haus dagegen den Art. 13, so habe man die Hoffnung, aus dem ö des Gesetzes doch noch ein einigermaßen brauch⸗

bares Wrack zu reiten. Den Art. 24, die 4jahrige Legislatur⸗

periode einzuführen, könne seine Partei anne men, wenngleich die

fünfjährige besser wäre. Es sei schon ein Gewinn, wenn man bem deulschen Volke die häufige Aufregung des Wahlkampfes erspare, und wenn man den neuen Reichstag etwas unab⸗

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hängiger stelle, als der alte gewesen sei. In die bisherigen Parlamente habe der Wahlkampf, der vergangene und der kommende, regelmäßig seine breiten Schatten hineingeworfen, so daß von drei Sessionen immer nur die mittlere einiger⸗ maßen unbefangen gewesen sei Ein Präjudiz für die Ent⸗ scheidung über die zweijährige Budgetperiode möchte er in der Annahme des Art. 24 in keiner Weise sehen. Die jährliche Berufung des Reichstags sei eine faktische Nothwen⸗ digkeit, und es stehe fest, daß das Deutsche Reich in einer irgend absehbaren Zukunft ohne eine jähr⸗ liche Gesetzgebung gar nicht zu leben vermöge. Wie der Reichstag über die zweijährige Budgetperiode denken werde, wage er nicht vorauszusagen. So viel aber sei sicher, über⸗ zeuge derselbe sich davon, daß die technischen Bedenken, die entgegenständen, überwiegend seien, dann werde derselbe auch bei der dreijährigen Legislaturperiode sich nicht schrecken lassen, die nothwendige Perfassungsänderung zu vollziehen, sei derselbe entgegengesetzter Meinung, so werde derselbe sich auch durch die vierjährige Legislaturperiode nicht verführen lassen, gegen seine Ansicht zu handeln. Ein Präjudiz schaffe seine Partei nicht, sie werde, wenn das Haus den Art. 13 verwerfe und nur den Art. 24 übrig lasse, das ihrige thun, um dem so unnatürlich überhitzten öffentlichen Leben in Deutschland wenigstens einige Beruhigung und Stetigkeit zu bringen.

Der Abg. Kayser erklärte, die Vorlage wolle dem Ar⸗ beiterstand den einzigen Boden rauben, auf dem derselbe noch seinen Interessen Geltung schaffen könne. Jede Minderung der Parlamentsrechte steigere die Willkür der herrschenden Klassen, die nur schwer wieder abzustreifen sei. Der Arbeiter stand habe natürlich ein großes Interesse an der vorliegenden Frage, denn die Wahl sei die einzige Form, in welcher der Arbeiter sein Recht geltend machen könne. Aus diesem Grunde sei seine Partei gegen die Verlängerung der Legislaturperioden. Der arme Mann sei von jedem Wahlrecht ausgeschlossen, nur das Wahl⸗ recht für den Reichstag habe derselbe; und deshalb müßte auch der Wahltag am Sonntag sein, da dies der einzige freie Tag des armen Mannes sei. Der Reichskanzler berufe sich für seine neuen Vorlagen auf das Interesse des armen Mannes: das Volk wisse aber was es davon zu halten habe. Darin sei seine Partei mit dem Reichskanzler einverstanden, daß der Juristenstand heutzutage überschätzt werde und daß zu viele Beamte im Parlamente säßen; am liebsten wünschte seine Partei das passive Wahlrecht der Beamten ganz beseitigt. Es müßten praktische Männer in den Reichstag entsandt wer⸗ den, natürlich mit Diäten, sonst bekäme man ein Rentiers⸗ parlament, auch würde dann eher als jetzt das Haus beschluß⸗ fähig sein. Der Reichskanzler habe auch darin Recht, daß die Geschäfte hier im Hause von einem zu engen Kreise von Nednern geführt würden. Bei einer Kritik der gesammten Staatsverwaltung auf Grund des Budgets erfordere es doch die Billigkeit und die Würde des Hauses, daß alle Parteien gehört würden. Der Abg. von Bennigsen habe die Unklarheit der Verhältnisse beklagt, und doch sei es dessen Partei, welche diese Unklarheit geschaffen. Der Reichstag möge die Rechte der Wähler und damit seine eigene ,, Stellung schützen und die Vorlage ablehnen.

Der Abg. von Kardorff bemerkte, die eben gehörte Rede erinnere ihn lebhaft an eine Karrikatur aus der 48er Zeit; da sei ein Mitglied des Parlaments dargestellt, den Kopf zwischen die Beine steckend und von da aus die Umgebung betrachtend, und darunter habe gestanden: „Auch eine Welt⸗ anschauung!“ In der That sei Alles was der Vorredner ge⸗ sagt habe, so schwer mit den heutigen Anschauungen des Reichs⸗ tages vereinbar, daß man es ganz wohl mit dem Obigen ver⸗

leichen könne. Der Abg. Kayser verlange, die Gewählten ollten mit den Wählern in stetem Konnex bleiben und nach dem Auftrage der Wähler stimmen. Er habe es oft als ehr⸗ lich und seiner Pflicht entsprechend angesehen, gegen die Mei⸗ nung des Wahlkreises zu stimmen! Dann verlange der Vor⸗ redner als Wahltag den Sonntag. Seine Partei theile die⸗ sen Wunsch nicht; er glaube auch nicht, daß der Sonn⸗ tag dadurch besonders geheiligt werde. Daß die Sozial⸗ demokraten nicht blos alle drei Jahre, sondern jährlich, womöglich vierteljährlich wählen möchten, das liege ja auf der Hand; keine andere Partei gehe bei der Wabhl⸗ agitation so rücksichtalos vor, von keiner Partei werde so sehr an die schlechten Leidenschaften der Nation appellirt, wie von der sozialdemokratischen. Er möchte nun vorweg konstatiren, daß bei der letzten Besprechung kein Mensch sich gegen die vierjährigen Legislaturperioden ausgesprochen habe. Selbst der Abg. Richter habe nur gegen die augenblickliche Opportu⸗ nität Bedenken erhoben, aber anerkannt habe derselbe, daß es nicht nützlich sei, zu viel zu wählen und innerhalb dreier Jahre nur eine Session zu haben, in der man sich wirklich legislatorisch beschästigen könne. Der Vorredner sei nun seinerseits auf die Diäͤtenfrage gekommen, und habe in der Gewährung der Diäten eine Garantie für die Beschlußfähig⸗ keit des Hauses gesehen. Derselbe wisse aber doch ganz gut, daß die Reichsregierung nach wie vor die Diätenlosigkeit als unmittelbares Korrelat des allgemeinen Wahlrechts betrachte; von Diäten könne also niemals die Rede sein, so lange man am allgemeinen direkten Wahlrecht sesthalte. Wenn der Vorredner übrigeng ferner gesagt habe, es sei wünschenswerth, Arbeiter aus dem Volke in den Reichstag zu wählen, so müsse er demselben eins gestehen; der Vorredner ahn mache ihm gar nicht den Eindruck eines Arbeiters! Die Arbeiter selbst würden viel zu sehr ihre eigenen Inter⸗ essen kennen, sie wüßten sehr gut, daß auch ihre Spezial⸗ interessen viel richtiger und besser durch Solche vertreten wür⸗ den, in deren Bildungegange es gelegen habe, eine umfassen⸗ dere Umschau auf allen Gebieten des Lebens zu halten, als es Arbeitern möglich sei. Der Vorredner habe es für wün⸗ schenswerth erklärt, daß den Beamten das passive Wahlrecht genommen werde; er halte es indessen für nothwendiger, das passive Wahlrecht der Sozialdemokraten zu kassiren. Was die ,, . Legielaturperioden anlange, so sei auch seine Partei damit ging zue oz, wenn nur diese Bestimmung zu Stande komme. sei der Einwand hier macht worden, hierdurch die n. der waltungsbeamten im Reichstage n

en geltend ge⸗ chter und Ver⸗ vermehrt würde. Aller⸗