1881 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 May 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Kaust Jemand ein mit einer zu amortisirenden Pfandbrief schuld belastetes Grundstück unter Ueber⸗ nahme dieser Schuld in Anrechnung auf den Kauf⸗ preis, so geht nach einem Urtheil des Reichs⸗

erichts, IV. Civilsenats, vom 11. April d. J., falls eine besondere Abrede beim Kauf in Bezug auf den Antheil des Grundstücks an dem Amortisationsfonds des Pfandbriefs⸗Instituts erfolgt ist, dieser Antheil an dem Amor⸗ tisationsfonds ohne Weiters auf den Käufer des Grund—⸗

stücks über.

Bayern. München, 16. Mai. (Allg. Ztg) In der heutigen Sitzung der Kammer der Reichsräthe ergab die Berathung der Rückäußerungen der Abgeordnetenkammer zu den Gesetzentwürfen über die Einkommen-, Kapital⸗ renten⸗ und Gewer besteu er, nach umfassenden Debatten,

das Resultat, daß sämmtlichen Ausschußanträgen zu den Ge⸗ setzentwürfen über die Einkommensteuer und Gewerbesteuer

zugestimmt, bei dem Gesetzentwurf über die Kapitalrentensteuer

aber, nach eingehender Befürwortung des Finanz-Ministers von Riedel, mit großer Mehrheit gemäß der Abgeordneten⸗ kammer und gegen den Ausschußantrag ein Steuerfatz von 316 Proz, bei einer Jahresrente von mehr als 1000 sstatt 4 Proz.) beschlossen und schließlich die drei theilweise neu ver⸗ änderten Gesetzentwürfe mit allen gegen 6 Stimmen ange⸗ nommen wurden.

Württemberg. Stuttgart, 17. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute aus Cannes hier—⸗ her zurückgekehrt und von den städtischen Behörden, den Ver⸗

einen, und einer großen Volksmenge auf das“ Festlichste empfangen worden.

Baden. Karlsruhe, 16. Mai. Heute Abend werden, wie die K. 3.“ meldet, der Großherzog und die Groß herzogin für einige Tage nach y Eberstein übersiedeln

und Ende der Woche wieder hierher zurückkehren.

¶Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Mai. Den neuesten Dispositionen zufolge werden, wie man dem „Pest. S.“ von

ier meldet, Ihre Majestäten am 20. d. sich nach Budapest

egeben, daselbst am 21. d. den siebzehnten Geburtstag der Prinzessin Stephanie feiern, aus welchem Anlasse ein Gala⸗ Familiendiner an diesem Tage stattfindet. Ihre Majestäten und das Kronprinzliche Paar werden dem Rennen anwohnen, worauf Erstere wieder nach Wien zurückkehren.

Die „Presse“ meldet: Es liegen nunmehr die Aus—⸗ weise vor über den österreichisch-ungarischen Außen⸗ handel im ersten Quartal 1881 und erscheinen in diesen Ausweisen zum ersten Male auch die Ergebnisfe der bei den Zollämtern in Bosnien und in der Herzegowina im ersten Quartal behandelten Waaren einbezogen. Die gesammten Zolleingänge betrugen in Gold 2655 809 Fl., in Silber 5 063 161 Fl., in Bankvaluta 40 175 Fl.; davon entfallen auf die Zollländer in Bosnien und in der Herzegowina in Gold 20 668 Fl, in Silber 236, Fl, in Bankvakula 986 Fi. In der gleichen Periode des Vorjahres sind im Ganzen eingegangen in Gold 616 586 Fl., in Silber 6 344 741 Fl., in Bankvaluta 55 869 Fl., wovon bei den Zollländern 'in Bosnien und in der , . in Gold 4669 Fl., in Silber 2180 Fl., in Bankvaluta 13 563 Fl.

Belgien. Brüssel, 17. Mas. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Repräsentantenkammer richtete Goblet eine Anfrage an die Regierung bezüglich der Gerüchte, daß der Vatikan Schritte gethan habe, um bie diploma? tischen Beziehungen zu Belgien wieder aufzunehmen.) Der Minister des Auswärtigen, Frere-Orban, gab die formelle Erklärung, daß er weder direkt noch indirekt irgend einen Vorschlag in dieser Angelegenheit erhalten habe, auch habe er zu Niemandem eine bezügliche Aeußerung gethan.

Großbritannien und Irland. London, 16. Mai. [Allg. Corr.) Die Zustände in Irland sind noch immer hach unbefriedigender Natur, obwohl täglich Verhaftun⸗ gen von Agitatoren vorgenommen werden. Am Sonnabend wurden in der Grasschaft Kildare sieben und in Kerry vier Landligisten verhaftet. Es befinden sich jetzt nahezu 100 Verdächtige hinter Schloß, und Riegel. Nichtsdestoweniger nehmen die Agrarverbrechen beständig zu.

17. Mai. (W. T. B.) Der Premier Gladstone ist erkrankt und mußte heute das Bett hüten.

Im Unterhause erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Dil ke auf verschiedene Anfragen: die Regierung habe den amtlichen Text des zwischen Frankreich und Tunis ab⸗— geschlossenen Vertrages noch nicht erhalten. Frankreich habe aber die Versicherung gegeben, es werde die größte Sorge dafür tragen, daß die Privilegien der Ausländer in Tunis nicht angetastet würden; die bestehenden Verträge würden so— mit fortdauern. .

18. Mai. (W. T. B.) Der „Times“ zufolge ist auf eine vom englischen Kabinet an die französische Regierung wegen deren Absichten auf Biserta gerichtete freundliche Note vom Minister des Auswärtigen, Barthelemy St. Hilaire, geantwortet worden: Frankreich denke nicht daran, einen Vetrag von 1650 Millionen Kosten, den die Ver⸗ besserung des Hafens von Biserta erheischen würde, sich auf— zubürden. Frankreich habe bereits mit Aa Millionen Arabern 1 schaffen, die zur Unbotmäßigkeit und zu Erregung von

nruhen geneigt seien, und denke nicht daran, diese Zahl durch weitere 600900 Araber in Tunis zu vermehren. Frankreich denke endlich ohne jedoch eine absolute Ver— flichtung für die Zukunft zu übernehmen nicht im Ent— erntesten daran, Tunis zu annektiren und hoffe, England werde seinen Versicherungen Glauben schenken.

Frankreich. Paris, 17. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der internatio nalen Münzkonferenz setzte Howe (Amerika) die Vortheile der Ausdehnung des Vimetallismus zur Erleichterung der internatio— nalen Zahlungen autzeinander. Der Deputirte Vrolik legte die Motive dar, welche in den Niederlanden dazu geführt hätten, den Bimetallismus an Stelle des Mono—⸗ metalligmus zu setzen. Der Delegirte für Britisch⸗Indien, Mallet, sprach über die Nachtheile, welche in Indien durch die Herabsetzung des Werthes des Silbers verursacht worden seien, und erklärte sich bereit, jede Maßregel zur He⸗ bung des Silberwertres zu unterstützen. Der schwedische Delegirte Forssell vertheidigte die Goldwährung. Die Dele⸗ girten Evarts, Dumas und Pirmez werden am nächsten Donnerstag das Wort ergreifen, und wird alsdann wahr⸗ scheinlich die Generaldiskussion geschlossen.

Wie der „Agence Havas“ wird, hätte der Bey ein Schreiben richtet, in welchem er erklärt, daß er de reich nur unterzeichnet habe,

aus Tunis gemeldet an den Sultan ge⸗ n Vertrag mit F weil er nicht anders habe handeln

General Bréard hielt am 15. 8. in Manubia bei

ppenrevue ah. Eine große Menschen⸗ nis herbeigekommen, um derselb d wird morgen mit den Truppen in

Tunis eine Tru menge war aus Tu General Broar der Richtung auf Beja a (Fr. Corr.) Die Nachrichten vom platz e haben fast alles Interesse verloren, n matische Entscheidung gefallen ist und die Kru vor auf jeden Widerstand verzichten. Fernana, 14. Mai, Abends, gemol an den Kriegs-Minister: en der verschiedenen Brigaden auf Ben⸗Metir erheit ausgeführt worden. Von drei verschiedenen Brigaden Vincendon, Caillot und Logerot gleich— welche diesen Punkt beherrschen. Nur die

eiten Tirailleurregiments sahen den Feind det inmitten dieser Be

„Kriegsschau⸗ chdem die diplo⸗ mirs nach wie

meldet General For⸗

Die Bewegun sind mit großer Si Seiten haben die zeitig die Höh beiden Bataillone des zw vor sich. Ben-Metir bil Circus, welchen der Ued durchschneidet und in den za münden. Man findet darin blühende Felder und r Landschaft ist ein, wirklich grandioser. die Terrainschwierigkeiten zu überwinden auf anscheinend ganz größte Energie entwickeln, wo meine Zufriedenheit ausspreche. als einmal die Wirkungen dieser wackeren Haltung zeigen sich nicht. Um Schritt für Schritt zu widerst sie sich uns und lassen sich nur auf Scharm aden alle Winkel und Schluchten durchstö eur-Regiment besonders gute Dienste wird leisten können, wenn, der Feind nicht mit seinen Zelten und in östlicher Richtung nach Djebel-Schaud fortgezogen ift ade Galland wird morgen zu den drei anderen stoßen. In Tabarca heißt, vom Stamme der Mechmas, einige Ein Vorposten wurde nächt⸗ Schildwache aus nächster Nähe ge— chts Neues; in der Division Con—

Ferner aus la Calle, 15. Mai, Nachmittags: Der Be⸗ fehlshaber der Unterdivision an den Kriegs-Minister:

„Wie mir der Oberst. Dolpech von Tabarea anzeigt, hat der große Stamm der Uled Said um Aman gebeten, eine rationen des Generals Forgemol auf Ben⸗Metir. die gewohnten Bedingungen auferlegt. und die Nefza sind die einzigen Stämme die sich noch nicht unterworfen haben.“

Aus Fernana, vom 15. Mai, Mittags: gestrigen Marsche gegen Ben⸗Metir stießen die beiden 2. Tirailleurregiments auf ziemlich bedeutende Streit⸗ ie ernstliche Verluste beibrachten. te, Die heutigen Rekogsnos Vincendon, Caillot und Logerot in dem Beck ben ohne Resultat: zurückgezogen, wohin Brigade Caillo

e erstiegen,

e eine Art von lreiche Schluchten n der Anblick der Die Truppen mußten, um und unsere Berggeschütze eb ite b ele übe ür ich ihnen in einem Tagesbefeh Aber die Krumirs, ö

unzugänglichen Punkten

die schon mehr fühlen konnten, ehen, entziehen

den die drei Bri bei das 2. Tirai

können, w eerden schon

aben Eingeborene, wie es Anschläge auf die Besatz licherweile angegriffen und eine t. Von Biserta und Kef ni stantine ist Alles ruhig.“

ung gemacht.

Folge der Ope⸗ ; an hat ihnen Die Huamdia, die Mechna in der Gegend von Tabareca,

Bataillone des kräfte, denen s

Sie selbst acht Verwundete. ie selbst hatten

zirungen der Brigaden . en von Ben⸗Metir blie⸗ der Feind hatte sich in nordöstlicher Richtung ihm morgen der General Delebecque mit der t zu folgen gedenkt, während im Galland in Ain⸗Draham und die Brig echelonnirt bleiben sollen. Fedj zurückgekommen, sie vorderhalh B tigen. Der Gesundheitszustand

1. Rücken die Brigade : ade Vincendon in Debassa . Die Brigade Logerot, die heute nach El— wird morgen in Fernana sein, und ich gedenke chtung von Djebel⸗Schnada zu beschäf⸗ der Truppen bleibt befriedigend.“

Gegend von Mate ur scheint sich, den letzten De— gewisser Widerstand konzentriren zu wol⸗ äuptling befehligt dort starke Schaa— und der Khalifat, der oberste Beamte ys, soll selbst von den Rebellen gefangen gehalten

WMarseille, 1. Mai. (W. T. B.) Gegen diejenigen Personen, welche an der Manifestation zu Gunsten der russischen Nihilistin Jesse Helfmann vor dem russischen Kon— sulate theilnahmen, ist die gerichtliche Verfolgung ein— geleitet worden.

Griechenland.

ajas in der Ri

peschen zufolge Krumirh ren von Bewaffneten,

Athen, 17. Mai. (W. T. B.) Der König hat die Dekrete, betreffend die Bil dung von 6 neuen Bataillonen, nicht unterzeichnet. würde der Kriegs-Minister Valtinos sein Entlassungsgesuch einreichen. Der „Polit. Correspondenz“ wird von hier ge— meldet: Auf die Note der Regierung, in welche diese über die Lonzentrirung türkischer Truppen in Thessalien Beschwerde führte, theilten die Gesandten der Mächte mit, daß

ärt habe, sie habe seit der Annahme der neuen stärkungen mehr nach Thessalien

Wie es heißt,

die Pforte erk Grenzlinie keinerlei Ver abgesandt.

18. Mai. Das Journal „Eihnikon pneuma“ erklärt die Nachricht, daß der Kriegs-Minister Valtinos ein Ent⸗ lassungsgesuch eingereicht habe, sür unbegründet. Man sieht hier sür nächsten Freitag der Ankunft der Großfürsten Sergius, Paul und Konstantin entgegen. Delyan⸗ nis ist heute nach Belgrad abgereist.

Konstantinopel, 17. Mai. Amtlichen Mittheilungen zufolge hat die über die Ermor⸗ dung des Sultans Abdul suchung die Theilnahme Midhat Paschas an dem Ver— Midhat Pascha hat sich in das fran⸗ zbsische Konsulat in Smyrna geflüchiet, wo er nach den noch befinden seines Postens entsetzt worden,

begiebt sich

(W. T. B.) ziz geführte Unter⸗ brechen herausgestellt.

Ermittelungen soll. Midhat Pascha

Nachfolger Gerichts ⸗Kommission Smyrna, um Midhat Pascha einem Verhör zu unterziehen. räsident Said Pascha hat dem Bey von die Pforte gegen den

der Polizei sich auch

mittelst Dampfers

Der Minister⸗ Tunis telegraphisch angezeigt, da mit Frankreich abgeschlossenen Vertrag Protest eingelegt habe und denselben als null und nichtig betrachte. Ueber die Verhandlungen zwischen den Botschastern und der Pforte bezüglich der griechischen Grenzfrage verlautet auf das Bestimmteste, daß eine befriedigende Verständigung baldigst zu erwarten sei.

Nu land und Polen. (W. T. B.) Cirkular Innern,

St. Petersburg, 18. Mai. Der „Regierungsanzeiger“ veröffentlicht des neuernannten Ministers des die Gouverneure, vom 18. ds., welches die in dem jüngsten kaiserlichen Mani⸗ feste hervorgehobenen Prinzipien erläu tert und die Anschauun⸗ gen der Regierung über die gegenwärtigen inneren Verhält⸗ Der Minister weist zunächst auf die dunklen

vornehmlich auf die Un⸗ die Gleichgültigkeit verschie⸗ genüber dem

gnatieff,

nisse kundgiebt. Seiten der gegenwärtigen irreligiöse Erziehun thätigkeit der Behörden, dener admi

Gesellschaft der Jugend,

ativer öffentlicher Stellen

Staatseigenthums. Darin sei die Erklärung der traurigen Thatsache zu suchen, daß die großen Reformen der vorigen Regierung nicht den vollen Nutzen gebracht haben, welchen der hochselige Kaiser 6 erwarten berechtigt war. Unter Hinweis auf das Manifest erklärt der Minister, nur ein durch Anhänglichkeit und unbegrenzte Liebe eines großen Volkes.

besten Söhne des Vaterlandes das große Uebel, an bem Rußland leide, mit Erfolg beseitigen. Die erste Aufgabe fe die Ausrottung des rebellischen Geistes, welchem die Gesellschaft auch aus eigener n entgegentreten müßte. Die Judenhetze in Süd⸗

ußland bei le, wie dem Throne ergebene Leute sich dem Ein— flusse übel gesinnter Menschen hingeben und rebellischen Plänen dienen, , selbst eine Ahnung davon zu haben. Die zweite Aufgabe ei die Kräftigung des Glaubens und der Moralität. Die Regierung werde sich besonders angelegen sein lassen, um Ordnung und Gerechtigkeit in die von dem seligen Kaiser ge⸗ schaffenen Institutionen einzuführen. Das Zusammenwirken der Regierung und der Gesellschaft würden die gegenwärtigen Schwierigkeiten bald schwinden lassen. Unzweifelhaft werde der der Stimme der Wahrheit und Ehre stets gehor— chende Adel hierzu auch seinerseits beitragen. Der Adel und alle anderen Stände sollen Sicherheit dafuͤr besitzen, daß alle ihre Rechte unangetastet bleiben und der Bauernfland kann. sicher sein, daß die Regierung nicht blos alle ihm gewährten Rechte aufrechterhalten, sondern auch dafür sorgen werde, das Volk nach Möglichkeit zu entlasten und seine wirthschaftlichen Verhãltnisse zu bessern. Hierzu werde die Regierung auch unverzüglich Maßregeln ergreifen, um einen Modus festzu⸗ stellen, die Theilnahme lokaler Kräfte an Durchführung der allerhöchsten Pläne zu sichern.

Kiew, 17. Mai. (W. T. B.) Die Unruhen in Smela sind durch die von hier dorthin gesandten Truppen unterdrückt worden. Die Untersuchung ergab, daß die Ruhe⸗ störungen hauptsãchlich durch eingewanderte Elemente hervor— gerufen worden sind, Die einheimische Bevölkerung betheiligte sich an denselben in Folge falscher Vorspiegelungen von Seiten übel gesinnter Leute. Es wurden fogar Proklamationen ver— breitet, in denen das Volk zur Judenhetze, als etwas der Re— gierung Genehmen, aufgefordert wurde.

Amerika. Washington, 17. Mai. (W. T. B.) Das Handelscomité des Senats hat den Bericht genehmigt, welcher sich, entgegen den Agitationen Conklings, für die Er⸗ nennung Robertsons zum Direktor der Zölle in New— Nork ausspricht.

Asien. Persien. (Allg. Corr) Aus Teheran wird dem Reuterschen Bureau unterm 14. ds. gemeldet:

Berichten aus Urmia zufolge ist der Kurden⸗Scheich Obeidullah— von seinen Anhängern nunmehr gänzlich verlassen worden, und die türkischen Behörden haben die Bekanntmachung er— lassen, daß Personen, die ibm beistehen und Vorschub leisten, bestraft werden würden. Ein späterer Bericht spricht von einer Absicht des Scheichs, sich unter den Schutz des Schahs stellen zu wollen. Sie persischen Truppen sind, von der westlichen Grenze nach Kermanshah zurückgekehrt. Sie sind außer Stande gewesen, den empörten Stamm, gegen welchen sie ausgesandt worden, zu züchtigen. Die Mitglieder des Stammes entkamen nach türkischem Gebiet und wurden von türkischen Truppen angegriffen, wobei es zu einem unbedeutenden Treffen kam, in welchem die Rebellen zwei Mann verloren. Von Seiten der türkischen Grenzbehörden sind die besten . die ersonnen werden konnten, ergriffen worden, um ein Umsichgreifen der Pest zu verhindern, und die persischen Be“ hörden haben an den Ortschaften eine Quarantaine hergestellt. Fürst Trubetzkoi, der russische außerordentliche Botschafter, wird Ende dieses Monats hier erwartet.

Nr. O des. „Marineverordnungsblatt“ hat folgenden Inhalt: Schiffsfunktionszulagen. Mützenbänder. Messegeräth. Zeugengestellung. Kommandirung zur Ober⸗Feuerwerkerschule. Tafelgelder bei Apia. Schiffsausrüstungs⸗-Etats. Jaͤger⸗ büchse MI. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Nr. 19 des Ju stiz⸗Ministerialblattes hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 10. Mai 1881, betreffend eine Ergänzung der Vorschriften über die Fonds verwaltung bei den Justiz— behörden vom 28. September 1879. Allgemeine Verfügung vom 19. Mai 1881 betreffend die Ertheilung amtlich beglaubigter Aus— züge aus den Schiffscertifikaten. Erkenntniß des Reichsgerichts vom 12. Oktober 1880.

Statistische Nachrichten.

(Stat. Corr.) In der Tagespresse traf man jüngst nicht selten auf die Voraussetzung, daß die als dauernd untauglich zum Militär⸗ dienste ausgemusterten Wehrpflichtigen, wenn nicht durchweg, so doch größtentheils aus denselben Ursachen, welche ihre Ui m usterung be⸗ dingt hätten, auch in ihrer Erwerbsfähigkeit beschränkt seien. Diese Behauptungen werden durch das statistische Material entkräftet, welches von den Aerzten der Ober⸗Ersatzkommissionen auf Grund der Vor⸗ stellungslisten alljährlich zusammengestellt wird.

Dem Königlichen statistischen Bureau gehen zwar die betreffenden Tabellen nur für die 54 Infanterie⸗Brigadebezirke der preußischen Militärverwaltung zu, und nicht für die 8 Bezirke der baverischen,

4 der sächsischen und 4 der württembergischen Militãwerwaltung; doch genügen jene zur Kennzeichnung der Sachlage. Im Bereiche

der preußischen Militärverwaltung gelangten zur ärztlichen Unter⸗ suchung: ; 1876 1877 1878 Militãrpflichtige .. . 324412 315 440 322068 davon: diensttauglich. . . 189570 172903 183572

bedingt tauglich.. 70 361 64539 66511

zeitig untauglich.. 50421 47711 55927

dauernd untauglich. 687838 60653 61134. Die diensttauglich‘ befundenenen Militärpflichtigen kommen im Frieden keineswegs vollständig zur Aushebung; ein Theil dieser völlig erwerbsfähigen Mannschaft bleibt disponibel und wird später der Ersatzreserve erster Klasse überwiesen, welcher auch ein Theil der als bedingt tauglich oder als zeitig untauglich bezeichneten Mannschaft hinzutritt. Bedingt tauglich“ ist nämlich ein Mann entweder wegen „ge⸗ ringer oder solcher bleibender Fehler, welche zwar die Gesundheit nicht beeinträchtigen, indessen die Leistungsfähigkeit beschränken. Es

waren bedingt tauglich

1876 1877 1878

wegen geringer Fehler.. 46670 39 291 42 547

d 25 248 23 964. Anlage 1 zu 5. 7 der Rekrutirungsordnung weist die körperlichen Fehler im Einzelnen nach, welche als „geringe“ zu erachten sind; die⸗ selben beschränken die Erwerbsfähigkeit im bürgerlichen Leben gar nicht und machen es erklärlich, daß die mit solchen Fehlern Behafteten im Bedarfsfalle ohne Weiteres zur Ableistung ihrer aktiven Militär⸗

pflicht herangezogen werden sollen.

Als „bleibende Fehler, welche bedingte Tauglichkeit begründen und damit in der Regel die Zutheilung zur Ersatzreserve jweiter

Klasse veranlassen, bezeichnet die Rekrutirungs ordnung: Herabsetzung

allgemeinen le, auf die gewinnsüchtige Behandlung des

der Sehschärfe auf beiden Augen in den Grenzen von bis der

starker Selbstherrscher könne bei der aufgeklärten Mitwirkung der

normalen, starkes Schielen, mäßigen Grad von Schwerhörigkeit auf beiden Ohren, Taubheit auf einem Ohr, starkes Stottern, einfache Hasenscharten, völlige Zahnlosigkeit eines Kiefers, hohlen Rücken, verkürzten oder im Ellenbogengelenk etwas gekrümmten Arm, Krümmung oder Steifheit eines Fingers, Verlust eines Fingers mit Ausschluß des schon dauernde Untauglichkeit begründenden Ver ustes eines Daumens oder des rechten Zeigefingers), andauernde Schwäche des Fußgelenks oder anderer größerer Gelenke, abnormes Hervorragen eines oder beider Fußballen und ätzende Fußschweiße bei unausgebildeter , , .

Als „zeitig untauglich! werden Militärpflichtige anerkannt,

welche ohne sonstige körperliche Fehler in ihrer körperlichen 1 zurückgeblieben (schwächlich,, oder die durch erst kürzlich überstandene Krankheit entkräftet, bezw. an einzelnen Körpertheilen noch geschwächt, oder die mit nicht sehr bedeutenden, voraussichtlich heilbaren Krankheiten oder Gebrechen behaftet sind. Krankheiten dieser Art sind: chronische Entzündung eines Auges bezw. der Augen— Bindehäute oder Thränenwege; Augenmuskel⸗Lahmungen; Entzün— dungen des Gehörorgans; chronische Hautausschläge; Balg Fett⸗ und andere gutartige Geschwülste an Körpertheilen, wo sie das Tragen des militärischen Anzuges nicht gestatten: Mastdarmfisteln; Wasserbrüche; Kahlköpfigkeit als Folge akuter Krankheiten; Lage eines oder beider Hoden im Bauchringe.

Läßt die Herstellung oder Kräftigung bis zur vollkgmmenen

Diensttauglichkeit mit Sicherheit bis zum Rekruten-Einstellungs⸗ termine erwarten, so werden diese Mannschaften in der regelmäßigen Reihenfolge ausgehoben, andernfalls aber, und sobald endgültig über sie entschieden werden muß, der Ersatzreserve überwiesen. Es kommen alsdann die, deren Untauglichkeit ärztlicherseits mit Sicherheit für eine binnen der nächstfolgenden Jahre vorübergehende erachtet wird, zur ersten Klasse, die übrigen zur zweiten Klasse der Ersatz⸗ reserve.

Während hiernach die Mannschaft der Ersatzreserve als erwerbs—

fähig zu erachten und höchstens zeitweise in der Wahl des Erwerbs— zweiges etwas beschränkt ist, befinden sich auch unter den als „dauernd untauglich“ ausgemusterten Militärpflichtigen viele, welche im bürger⸗ lichen Leben keineswegs völlig erwerbsunfähig sind, wie folgende Zusammenstellung der Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung dar— thut:

1876 1877 1878 allgemeine Leiden.. . 13 853 12 661 13 146 . . 3 . . 6 375 5 825 6 203 Fehler am Halse und an der ich ik 66 2949 3935 Fehler u. s. w. der Brust 6705 5653 5919 ; Fehler am Unterleib. . 7396 5831 6198 Fehler u. s. w. der Harn⸗ ; und Geschlechtsorgane. . 2 042 1611 1538 Fehler an den Gliedmaßen ö ö im Allgemeinen.. . 4894 4872 5957 Fehler u. s. w. an den Händen 2272 1999 1853 i. Fehler u. s. w. an den = Beinen und Füßen. . . 114429 9682 8 966 kJ 83 9118 8789 , 514 452 539 zusammen .. 68788 66 653 61 134.

Die rund 9200 Mann, welche jährlich im Bereiche der preußi— schen Militärverwaltung lediglich wegen Mindermaßes, d. h. weil sie unter 1,57 em Körperlaͤnge besitzen, als zum Dienste mit der Waffe dauernd untauglich ausgemustert werden, sind offenbar völlig erwerbs— fähig. Dagegen müssen als minder und zum Theil gar nicht erwerbs⸗ fähig Diejenigen angesehen werden, welche wegen Verkrüppelung oder Mißgestaltung des ganzen Körpers, schwachen Knochen- und Mus kel⸗ baues, übermäßiger Fettleibigkeit, großer und bösartiger Geschwülste und Auswüchse an Knochen, chronischer Knochenentzündungen, progressiver Muskelatrophie, chronischer Gicht, chronischem Gelenk⸗ rheumatismus, chronischer Gehirn⸗, Rückenmarks⸗ oder Nervenkrank⸗ heiten, Blutaderknoten an den Beinen, veralteter Geschwüre an den Unterschenkeln, wenn sie von Erweiterungen der Blutadern umgeben oder mit Knochenauftreibungen verbunden sind, Mißbildung der Füße (Klumpfuß, Spitzfuß), Verlustes der großen Zehe und mehrerer an— derer Zehen u. s. w. als dauernd untauglich bezeichnet sind.

an wird keinen erheblichen Fehler begehen, wenn man annimmt, daß durchschnittlich ungefähr der vierte Theil der als „dauernd un⸗ tauglich‘ anerkannten Militärpflichtigen, rund 15000) Mann, durch die ihnen anhaftenden Krankheiten und Gebrechen auch in Bezug auf ihre Erwerbsfähigkeit im bürgerlichen Leben erheblich beeinträchtigt und deshalb einer besonderen Berücksichtigung bei der Veranlagung zur Wehrsteuer würdig ist. .

Diese Annahme zu Grunde gelegt, läßt sich für den Bereich der preußischen Militärverwaltung aus den Rekrutirungsergebnissen der Jahre 1876 bis 1878 folgende Zusammenstellung für ein Durch⸗ schnittsjahr gewinnen: ;

Zahl. Oo.

Minn ngheꝛeꝛeꝛeeree , 80 640 100,00 davon nicht erwerbsfähig oder erheblich in der Erwerbsfähigkeit durch körperliche Gebrechen beschrankt ... . 1590090 bleiben Erwerbsfähigeee 305 640 davon genügen der aktiven Dienstpflicht im Heere oder der Flotte: als Freiwillige. . 413218 als Ersatzrekrutcen... . 101 962 Von den Erwerbsfähigen genügen der akti⸗ 5 ven Dienstpflicht nicht. . 190773 davon sind völlig diensttauglich ;;... 22769 bedingt tauglich. Ji 57 137 zeitig amntannliche . . 61 8868 dauernd untauglich wegen Krankheiten ee w Ran dauernd untauglich wegen Mindermaßes . ö 9233 2, S8 Die Zahl der nicht zum aftiven Dienste im Frieden heran⸗ gezogenen, völlig dienfttauglichen Militärpflichtigen wird sich in Folge des Reichgesetzes vom 6. Mai 1880 für den Bereich der prerßischen Militärverwaltung um rund 800) Mann vermindern.

Gewerbe und Sandel.

Wie wir vor einigen Tagen im Börsenbericht mittheilten, steht die Errichtung eines größeren Bankinstituts am hiesigen Platze bevor. Der . Berl. Börs. Ztg. zufolge wird die neue Bank die Firma „Nationalbank für Deutschland* führen; das Grundkapital soll 410 09000900 M in Appoints von 50 SM mit vor⸗ läufig 50 prozentiger Einzahlung betragen.

In der gestrigen Generalversammlung der Union , Bau—⸗ gesellsdaft auf Äktien, wurde über das verflessene Geschäfte. jahr Bericht erstattet, Decharge ertheilt und die Vertheilung einer Dividende von 2060 genehmigt. !

Cöln, 17. Mai. (W. TL. B.) In der heutigen Generalver⸗ sammlung des Schaaffhausenschen Ban kreten wurde der Bericht und die sofortige Vertheilung einer Dividende von 31a gleich 135 M ver Aktie genehmigt; der Reserve wurden 61 246 überwiesen. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsrathes wur⸗ den wiedergewählt. *

London, 17. Mai. (W. T. B) In der gestrigen Woll auktion waren bei fester Stimmung Preise unverändert.

Glasgow, 17. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen ron Roheisen der letzten Woche betrugen 10538 gegen 13123 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

een 17. Mai. (W. T. B.) Wollauktion. 2194 B. angeboten, 1993 B. verkauft. Die Auktion war ziemsich belebt, die Preise gegenüber der Februgr⸗Auktien etwa 5 o niedriger.

New⸗Jork, 15. Mai. (W. T. B.) Weizen ⸗Ver⸗

schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach England 112 00, do. nach dem Kon- tinent 100 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 50 00 Qrtrs.

Verkehrs⸗Anstalten. Faido, 16. Mai. (N. Zürch. Ztg.) Gestern ging die Sonde

durch und heute morgen begegnete man sich im letzten Kehrtunnel von Prato, dessen Länge 1557 m ist.

Berlin, 18. Mai 1881.

Preußische Klassenlotterie. . (Ohne Gewähr.) Bei der heute fortgesetzten 3m der 2. Klasse 164. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 12000 SG auf Nr. 56 034. 2 Gewinne von 600 S6 auf Nr. 52724. 82 423. 1 Gewinn von 300 M auf Nr. 69031.

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.

Konstantinopel, März 1881.

Der Export deutscher Fabrikate nach hier hat mit Rück— sicht auf die Mangelhaftigkeit und Kostspieligkeit des Trans— portes und des Handelsweges mit Schwierigkeiten zu kämpfen, welche, abgesehen von Anderem, in vielfacher Hinsicht die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waaren mit englischen, französi⸗ schen, österreichschen, schweizer und belgischen Fabrikaten be⸗ deutend beeinträchtigen. Deutschland macht ein ausgiebiges Geschäft nach hier in einigen Spezialitäten, als Halbseiden⸗ sammt, Baumwollensammt, Nürnberger Waaren, Pforzheimer Bijouterien, Goldleisten, Berliner und Solinger Artikeln. 9 diesen Artikeln thut die Konkurrenz den deutschen Fabri⸗ aten nur menig oder gar keinen Abbruch. Außerdem werden von Deutschland mit Erfolg importirt türkischrothes Baum⸗ wollengarn (Rothgarn), bedruckte Kattune, namentlich aus dem Elsaß, billige glatte Tuche (sogenannte Mittelwaaren), Metalle und Metallwaaren (Draht; fagonnirte Herrenkleider⸗ stoffe und feinere Tuche für das Detailgeschäft. Die früher aus Sachsen, Greiz und Schleiz in großen Quantitäten hier eingeführten buntgewebten Baumwollenwaaren sind durch die bedruckten Kattune und durch Wegfallen des früheren Haupt⸗ absatzgebietes, Bulgarien, vom hiesigen Markte fast verdrängt. Die Einfuhr von schlesischen Leinenwaaren und Damen— kleiderstoffen ist gegenüber den billigeren Fabrikaten aus Eng— land und Frankreich beinahe unmöglich.

Von einem Theil der hiesigen Importeure wurde konsta—⸗ tirt, daß sie in ihrem Verkehr mit deutschen Fabrikanten während der letzten Jahre keine Veranlassung zu ernsten Klagen hinsichtlich der Beschaffenheit und Ausführung der Lieserungen hatten oder daß sich wenigstens, was Qualität, Maß und Aufmachung der aus Deutschland bezogenen Waaren anlangt, gegen früher ein wahrnehmbarer Fortschritt zur Besserung gezeigt hat. Das unbedingt günstige Urtheil bezieht sich namentlich auf die aus Deutschland importirten buntgewebten Baumwollenwaaren, Rothgarn, bedruckten Kat⸗ tune und Solinger Waaren. Im Zusammenhange hiermit wurde Seitens einiger der hiesigen Importeure mit Befriedi⸗ gung konstatirt, daß viele deutsche Produzenten es jetzt ver⸗ schmähen, ihre Fabrikate, wie dies früher so häufig geschah, unter fremden Etiquetten und Titeln zu versenden, und daß sie damit schnell gute Erfolge erzielt haben.

Auf der anderen Seite wurden auch zahlreiche Klagen laut über einzelne Mängel bei Ausführung von Lieferungen und über Differenzen in der Qualität und Lieferungszeit, welche sich bei . Fabrikaten häufiger finden, als bei den Fabrikaten der konkurrirenden Nationen. .

1) Dem deutschen Fabrikanten wird vorgeworfen, daß die Waare häufig nicht mustergetreu und nach Vorschrist geliefert wird, sowohl in Qualität und Dessins, als auch in Farbe, daß bei Stoffen ein geringeres Material als am Muster ver⸗ wendet, dabei loser gearbeitet und schließlich mit billigeren Farben gefärbt wird. Der deutsche Fabrikant sucht zur Be⸗ musterung nicht selten sehr schöne Wagre aus, während die Muster nicht besser sein sollen, als die Waare, welche geliesert werden kann. .

Ist die Waare, was ja unter allen Umständen vorkommen kann, nicht nach Muster oder Vorschrist ausgefallen, so giebt der coulante Fabrikant dies zu und bewilligt einen entspꝛechen⸗ den Nachlaß. Dem entgegen suchen manche deutsche Fabri⸗ kanten die nicht mustergültige Waare als mustergültig hinzu⸗ stellen, erklären, obwohl die Unterschiede augenfällig sind, die Beanstandung für Chikane, führen lange Correspondenzen und schädigen schließlich nicht nur sich selbst, sondern die deutsche Industrie im Ganzen. . ;

Ebenso wird es als nachtheilig sür das Renommè deutscher Erzeugnisse bezeichnet, wenn sich die Fabrikanten herbeilassen,

können, die Qualitäten zu verringern, z. B. bei Kurzwaaren jedes noch so kurze Maß und jede verlangte Minderzahl der Stücke genehmigen und ebenso bereit sind, auf Wunsch bei Stoffen die richtige ursprüngliche Breite schmäler zu fertigen.

2) Einige der hiesigen Importeure beklagen sich darüber, daß die vorgeschriebene und gutgeheißene Lieserzeit von den deutschen Fabrikanten weniger richtig eingehalten wird, als von den englischen und französischen. Die Nachtheile der nicht termingemäßen und langsamen Lieferungen sind die, daß die oft nur kurz andauernde Verkaufszeit für einen Artikel bei späterer Ankunst der Waare häufig schon vorbei ist, letztere somit keinen Käufer findet, oder daß dem Besteller, welcher zwar einige Partien erhalten hat, nach den ersten regelmäßigen Lieferungen aber vom Fabrikanten in Stich gelassen wird, das nöthige Sortiment ausgeht und daß hierdurch auch der Verkauf anderer Waaren erschwert wird. Die Nachtheile treffen auch in letzterem Falle schließlich den Fabrikanten, da deni Kunden die Erfüllung seiner Zahlungsverbindlichkeit er⸗ schwert wird und er mit den weitgehendsten Reklamationen hervortritt. Verzögerte und unregelmäßige Lieserungen sind manchmal die Ursache, daß andere Bezugsquellen aufgesucht werden, welche besser befriedigen und so hat z. B. ein Barmer Aitikel, welcher früher in großen Massen hier begehrt wurde, zu Gunsten von Manchester blos deshalb den hiesigen Markt verloren, weil der betreffende Fabrikant zu langsam und un⸗ regelmäßig lieferte. ; . =

Der Fabrikant sollte nie über seine Kräfte Bestellung en annehmen und lieber in seinem eigenen Interesse, sowie im

Interesse der deutschen Industrie neue Aufträge ablehnen, als

auf Verlangen bei Nachbestellungen, um billiger liefern zu

nach Uebernahme der Bestellung und nach Absendung einiger Partien Verzögerungen eintreten lassen, deren Entschuldigung dann unter allerlei Ausflüchten, mit Bau veränderungen, Reparatur der Maschinen, Ueberhäufung mit Aufträgen aus Amerika ꝛc. versucht wird.

3) Anlangend das Maß der gelieferten Waaren, so

werden hier in dieser Hinsicht zuweilen Klagen laut bei Bändern, Kordeln und Litzen, welche in Barmen angefertigt werden. Zur Entschuldigung der Fabrikanten dient allerdings, daß bei diesen Artikeln von der Kundschaft fast bei jeder neuen Bestellung ein geringeres Maß verlangt wird und daß bei dem jetzt gangbaren kleinen Maße bei einer Sorte Zackenlitzen, bei welcher das Maß vor 10 Jahren 4 m betrug, beträgt dasselbe jetzt U /m es dem Fabrikanten fast unmöglich gemacht wird, dasselbe ganz richtig zu liefern. Allein fühlt sich der Fabrikant nicht im Stande die Waare so, wie verlangt, zu liefern, so sollte er lieber ablehnen, da bei etwaigen Differenzen der hiesige Händler immer eine größere Entschädigung zu erlangen sucht, als die Differenz des Fehlenden ausmacht.

Dem deutschen Fabrikanten wird gerathen, beim Maß

langer Waaren nicht so kleinlich und knapp zu sein, wie er es häufig thut. Die englischen Fabrikanten sind in dieser Hinsicht viel liberaler; sie messen reichlich und meistens mit einer Zugabe, die Leedser Fabrikanten vergüten in den Fakturen sogar einen gewissen Prozentsatz auf das Maß.

4 Anlangend die allgemeine Geschäftsführung deutscher Exporteure, so wird zunächst darauf hingewiesen, daß dieselben zu ängstlich und schwankend in den Preisnotirungen sind. Wenn es auch natürlich ist, daß bei Vertheuerung der Roh⸗ stoffe und Arbeitslöhne die Fabrikanten höhere Preise bean⸗ spruchen müssen, so sollten doch nicht schon bei jeder kleinen oder nur in Aussicht stehenden Steigerung des Rohmaterials Preiserhöhungen eintreten, da in Folge solcher nicht noth⸗ wendig gebotener Schwankungen das regelmäßig dauernde Geschäft nur schwer zu unterhalten ist. Auf der anderen Seite sollte der Fabrikant bei eintretenden Preisermäßigungen seine Vertreter und Kunden im Auslande unaufgefordert hier⸗ von in Kenntniß setzen und nicht erst im letzten Moment mit billigeren Preisen nachgehinkt kommen; die englischen und französischen Fabrikanten sollen in dieser Hinsicht koulanter und praktischer sein, als die deutschen, und nehmen daher den letzteren einen großen Theil der Bestellungen weg.

Von mehreren Seiten wird die in Deutschland bestehende Praxis getadelt, daß der Fabrikant zugleich Kaufmann sein will. Nicht nur im Allgemeinen, sondern namentlich mit Rück sicht auf die hiesigen unsicheren und ungeregelten Verhält⸗ nisse liegt es im Interesse des Fabrikanten sein Kapital nicht hinauszuborgen, sondern es dem Kapital des Kaufmannes zu überlassen, sich mit diesen abnormen Umständen abzu—⸗ finden. Dagegen sollte aber auch der Fabrikant dem Kauf⸗ mann, welcher prompt bezahlt, alle Preisvortheile zuwenden. Viele deutsche Fabrikanten wollen zu gleicher Zeit den Nutzen der Fabrikation und des Kaufmannes für sich haben und machen den Kaufmann, anstatt ihm in die Hand zu arbeiten, unmöglich, allerdings meistens zu ihrem eigenen Schaden; sie bewilligen einzelnen Kunden aus Gefälligkeit oder über⸗ flüssiger Nachgiebigkeit besondere Vortheile und verderben da⸗ durch den Markt für ihre eigene Waare. Als Illustration mag ein von einem hiesigen Importgeschäsft mitgetheilter Fall dienen. Ein deutscher Fabrikant hatte bei demselben vor einiger Zeit angefragt, ob es einen größeren Posten Waare, die er sehr billig berechnen wolle, unterbringen könne. Als nach Eintreffen der Offerte die in Frage stehende hiesige Firma dieselbe bei der Kundschaft circuliren ließ, erfuhr sie, daß die Waare zwar billiger als gewöhnlich, aber noch zu theuer sei, da ein Kunde schoön seit längerer Zeit den Artikel so billig verkaufe, daß selbst die ermäßigte Notirung nicht convenire. Der betreffende Kunde bestatigte nach Einsicht der Preislisten, das er direkt viel billiger kaufe und zwar von demselben Fabrikanten. Hätte letzterer dieses direkte Geschäft nicht gemacht, so wäre mit der gebotenen Preis⸗ ermäßigung der Posten Waare voraussichtlich plazirt worden; jetzt aber ist der Markt für einige Zeit in diesem Artikel ruinirt und die hierher gesandte Waare, auf welcher bedeu⸗ tende Nachnahme ruht und welche große Lagerspesen ver⸗ ursachen wird, hat nicht die geringste Chance, verkauft zu werden. 16

Im Zusammenhange hiermit wird als besonders schäz⸗ lich gekennzeichnet das Gebahren kleiner deutscher Fabri⸗ kanten, welche der Sucht verfallen, selbst exportiren zu wol⸗ len, obwohl sie die ausreichenden Mittel nicht besitzen, welche nichts destoweniger ihre Fabrikate in das Ausland consig⸗ niren und bald zu Schleuderpreisen realisiren müssen, da sie die Gelder nicht länger entbehren können.

5) Der Handel der Levante krankt an der sortdauernden politischen Unsicherheit, an der chronischen Finanznoth und an der mangelhaften Rechtsprechung. Den deutschen Exporteuren muß daher die größte Vorsicht in der Anknüpfung von direk⸗ ten Geschäftsverbindungen empfohlen werden und werden die⸗ selben namentlich vor Geschästen gewarnt, welche Orientalen auf ihren Reisen nach dem Occident direkt einleiten. Der Verlauf solcher Geschäfte ist in der Regel der, daß der neue Kunde zuerst kleine Kassengeschäste macht und Vertrauen er⸗— wirbt, dann mäßige Kredite beansprucht, welche meist gerne gewährt werden, und schließlich seinen Gläubiger chikanirt, welcher dann an Behörden und Geschäftsfreunde sich wenden muß, um ohne kostspieligen Prozeß wenigstens den größten Schaden abzuwenden. Solide, zuverlässige Vertreter, welche Land und Leute lennen, sind hier die sichersten Geschäfts⸗ vermittler zwischen Produzenten und Konsumenten; sie sind in der Lage, dem Fabrikanten Aufschlüsse und Anleitungen zu geben über die hier begehrten Waaren, deren Qualität, Auf⸗ machung, Verpackung und den besten Speditioneweg und können das Geschäft bis zur gänzlichen Abwickelung über⸗ wachen. . .

Reisende ohne stabile Vertretung genügen nicht. Mit der Aufnahme der Bestellungen und dem Hierhersenden der Waa⸗ ren ist das Geschäft noch nicht abgemacht; häufig kommen Schwierigkeiten hinterdrein, wenn es sich um Beanstandung der Waare oder um die Bezahlung handelt. Wahrend der Vertreter die Austräge nach und nach je nach Bedarf auf⸗— nehmen kann, ist es ein Fehler der Reisenden, daß sie nur auf kurze und nicht immer ß passendsten Zeit hierher kom⸗ men, ihren Häusern aber gleichwohl möglichst viele und be⸗ deutende Aufträge einsenden wollen. Sie machen daher häufig unnöthige Konzessionen in den Preisen oder theilen jedem Kunden im Vertrauen mit, daß sie ihm allein Vorzugepreise gewähren, und hängen auf diese Weise der ganzen Kundschaft über Bedarf Waaren auf. Ein hier vorgekommener derartiger