Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung. Preisbewerbung der von Rohrschen Stiftung. Die Konkurrenz um den Preis der von Rohrschen Stif⸗ für talentvolle deutsche Künstler, und zwar für Maler, auer und Architekten bestimmt, wird hierdurch für das ende Jahr im Fache der Architektur eröffnet.
Der Bewerber erhält eine Aufgabe (Entwurf zu einem Kur⸗ haus), für welche ein besonderes Programm erlassen ist, und kann dasselbe von dem Inspektor der Königlichen Akademie der Künste (Universitätsstraße Nr. 6) gegen Erlegung etwaiger Portogebühren bezogen werden.
Der Bewerber hat einzusenden:
I) einen Lebenslauf, aus welchem der Gang seiner Studien ersichtlich ist, .
2) eine schriftliche Versicherung an Eidesstatt, daß die ein⸗ gereichten Arbeiten von ihm ohne fremde Beihülfe entworfen und ausgeführt sind.
Zugleich hat derselbe nachzuweisen
1) daß er ein Deutscher ist, — . 2) daß er das 32. Lebensjahr nicht überschritten hat.
Der Termin, bis zu welchem die Konkurrenzarbeiten, sowie die erforderlichen Zeugnisse und Schriftstücke dem Senat der Königlichen Akademie der Künste einzusenden sind, ist auf den 4. Januar 1882 festgesetzt. ‚
Die Zeichnungen, welchen ein besonderer Erläuterungs⸗ bericht beizufügen ist, müssen in Mappen (nicht in Rollen) eingesandt werden.
Die Kosten der Ein- und Rücksendung hat der Bewerber zu tragen. ;
Der Preis besteht in einem Stipendium von 4500 S6 zu einer einjährigen Studienreise.
Berlin, den 18. Juni 1881. . .
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste.
Hitz ig.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Königliche Kreis⸗Bauinspektor Jungfer zu Löwen⸗ berg ist in gleicher Amtseigenschaft nach Hirschberg, .
der Königliche Wasser-Bauinspektor Giebe in Tapiau als Königlicher Kreis⸗Bauinspektor nach 3 N. M., und
der Königliche Kreis-Bauinspektor, Baurath von Schon zu Friedeberg N. M. in gleicher Amtseigenschaft nach Danzig versetzt worden. . . ;
Bei der Königlichen Bergwerks-Direktion zu Saarbrücken ist 3. Bergassessor Dr. Busse zuͤm Berginspektor ernannt worden.
Abgereist: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, nach dem Harz und der Schweiz.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom 14. Mai 1879 und 30. April 1880 wird hierdurch zur öffent⸗ lichen Kenntniß gebracht, daß die Liquidation des verbotenen Deutschen Tabakarbeiter-Vereins beendet ist. Berlin, den 23. Juni 1881. 6 Königliches ö
von Heppe.
Auf Grund des 5. 28 des Gesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto⸗ ber 1878 wird mit Genehmigung des Bundesrathes für die Dauer eines Jahres , wie folgt:
Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in Leipzig und in dem Bezirke der Amtshauptmannschaft Leipzig von der ene ,, versagt werden.
§ę. 2. Vorstehende Anordnung tritt mit dem 29. dieses Monats in Kraft. Dresden, den 27. Königlich sächsisches Gesammt⸗-Ministerium.
uni 1881.
von Fabrice. von Nostitz-Wallwitz. von Gerber. von Abeken. Frhr. von Könneritz.
Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund 8. 11 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok⸗ tober 1878 die Druckschrift:
Rede des Reichstagsabgeordneten A. Bebel
über das Unfallversicherungsgesetz. Gehalten in der
Reichstagssitzung vom 4. April 1881. Aus dem amt⸗
lichen stenographischen Bericht. Schweiz, Vereinsbuch⸗
druckerei Hottingen⸗Zürich verboten. Dresden, den 27. Juni 1881. ö Königlich sächsische Kreishauptmannschaft. von Einsiedel.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie, W. T. B.“ aus Ems meldet, gestern zum Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin nach Coblenz, kehrten Abends gegen 7 Uhr wieder nach Ems zurück und empfingen später die Staats⸗Minister von Puttkamer und von Goßler, sowie den General-Lieutenant von Dannenberg.
Heute tranken Se. Majestät den Brunnen im Zimmer und nahmen die Vorträge des Hofmarschalls Grasen Per⸗ poncher und des Chefs des Militärkabinets, General⸗Adjutanten von Albedyll entgegen.
— Das Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, welches in Folge eines plötzlich aufgetretenen Leidens gestern die Konsultation des Geheimen Medizinal⸗Raths Professor Dr. Busch aus Bonn und die Vornahme eines er⸗ heblichen operativen Eingriffs erforderte, ist den Umständen nach im Allgemeinen befriedigend, doch wird Ihre Majestaät noch längerer Ruhe und Schonung bedürfen.
Heute Mittags 12 Uhr wurde in Coblenz folgendes Bulletin ausgegeben:
Ihre Majestät die Kaiserin hat die Nacht unruhig ver— bracht, das Fieber jedoch ist mäßig und das Aussehen der Operationswunde zufriedenstellend.
Busch. Velten. v. Lauer. Schliep.
— Mit Genehmigung Sr. Majestät bes Kaisers und Königs hat der Königliche Gesandte z. D. Graf zu Lim⸗ burg-Stirum die Leitung der Geschäfte des Auswärtigen Amts an den von seinem Urlaube zurückgekehrten Unker— Staatssekretär Dr. Busch übergeben.
— Der Eigenthümer, welcher sich das Betreten und den Aufenthalt in einem der von ihm vermietheten Räume (beispielsweise in dem zu seinem Grundstück gehörigen Garten, den er an einen Anderen vermiethet hat), für 6 und seine Angehörigen vorbehalten hat, macht sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 6. Mai d. J., dennoch des Hausfriedensbruches schuldig, wenn er den Raum betritt und dort Handlungen vornimmt, welche das Recht des Miethers widerrechtlich hindern, und wenn er der Aufforderung des Miethers zum Verlassen des Besitzthums nicht Folge leistet.
— Die seit dem Inkrafttreten des Deutschen Strafgesetzbuches bestehende und verschiedentlich entschiedene Frage, ob unter die Strafbestimmung des §. 183 St. G. B. gegen Denjenigen, welcher durch eine unzüchtige Handlung öffenklich ein Aerger— niß giebt, auch unzüchtige mündliche Aeußerungen fallen, ist vom Reichs gericht, II. Strafs.,, durch Urtheil vom 6. Mai d. J. im bejahenden Sinne entschieden worden.
— Die Bestimmung des §. 288 des Strafgesetzbuches, wonach Derjenige, der bei einer ihm drohenden 3wangsvoll⸗ streckung in der Absicht, die Befriedigung des Gläubigers zu vereiteln. Vermögens stücke veräußert, mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft wird, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafs,, vom 4. Mai d. Is., auch dann Anwendung, wenn der Gläubiger noch keine Schritte zur gerichtlichen Geltendmachung seiner Forderung gethan, wohl aber durch wiederholtes Mahnen seine ernste Absicht, die Klage zu erheben und im Wege der Zwangsvollstreckung Be— friedigung zu suchen, dem Schuldner kund gethan hat.
Kiel, 27. Juni. (W. T. B.). Das englische Re— servegeschwader trifft voraussichtlich am 11. Juli auf der Rückfahrt von Kronstadt hier ein und wird fünf Tage hier bleiben. Dasselbe soll in Kronstadt, wohin es sich von Kopen— hagen durch den großen Belt direkt begiebt, drei Tage ver— weilen. Das Geschwader soll, wie es heißt, in der Zeit vom; 22. bis zum 25. Juli wieder in Spithead eintreffen.
Bayern. München, 28. Juni. (W. T. B.) Der König ist in der vergangenen Nacht über Buchloe und Lindau nach der Schweiz abgereist.
Sachsen. Dresden, 27. Juni. Das „Dr. Journal“ meldet: Im Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albert ist seit gestern eine wesentliche Verschlimmerung ein⸗ getreten. Der Prinz fiebert stark, und es sind Symptome vorhanden, welche auf eine Blutung in die Hirnhäute hindeuten.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. Juni. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Reihe von Auszeichnungen, welche anläßlich der Vollendung des böhmischen Landestheaters in Prag mehreren dortigen Per— sönlichkeiten zu Theil geworden sind. Unter Anderen erhielten der Abg. Rieger den Orden der eisernen Krone zweiter Klasse und der Bürgermeister Skr amlik das Komthurkreuz des Franz⸗ Josefs⸗Ordens.
Prag, 27. Juni. (W. T. B.) Bei den Wahlen zur Handelskammer wurden in die Sektion für Handel, Groß— industrie und Bergbau zehn Kandidaten der Verfassungspartei und ein Kandidat der böhmischen Partei gewählt. Die Wahl der Gewerbesektion findet morgen statt.
Pest, 27. Juni. (W. T. B.) Bis jetzt ist das Resultat von 222 Wahlen bekannt. Von den Gewählten gehören 127 der liberalen Partei, 45 der Unabhängigkeitspartei, 35 der gemäßigten Oppositionspartei und 5 der nationalen Partei an, während 7 Gewählte zu keiner bestimmten Partei gehören. Zwei Nachwahlen sind erforderlich.
Agram, 27. Juni. W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde von dem Sektionschef für die inneren An⸗ gelegenheiten, Baron Zivkovic, eine Erklärung verlesen, in welcher er auf Grund der betreffenden Originalakten des Landtags, der Sitzungs- und Verhandlungsprotokolle, den Nachweis führte, daß die in der neulichen Sitzung des Land⸗
tags aufgestellte Behauptung von einer Fälschung eines Para⸗
graphen des Ausgleichsgesetzes von 1868 vollständig un⸗
begründet sei.
Niederlande. Haag, 27. Juni. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat heute nach einer sechstägigen Debatte mit 40 gegen 33 Stimmen den Gesetzentwurf genehmigt, welcher eine erhebliche Verbesserung des bestehenden Kanals zwischen Amsterdam und dem Rhein bezweckt. Der . von Amsterdam hatte sich entschieden gegen diesen
lan ausgesprochen.
Großbritannien und Irland. London, 27. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses kündigte der Premier Gladstone an: er werde morgen einen Antrag einbringen, dahingehend, daß in den Sitzungen vom Donnerstag ab die irische Landbill stets den Vorrang vor anderen Fragen auf der Tagesordnung haben solle, bis das Haus anders entscheide. Das Haus e sodann die Spezial⸗ berathung der irischen Landbill fort. ehrere Amendements⸗ anträge wurden abgelehnt, Artikel 4 angenommen und darauf die Sitzung aufgehoben.
— 28. Juni (W. T. B.) Das Blaubuch ist gestern im Parlament zur Vertheilung gelangt. Dasselbe umfaßt gegen 100 Depeschen aus der Zeit vom 13. Januar bis 31. Mai er. und berichtet über die Unter handlüngen und
die Schritte der Botschafter in Konstantinopel und der Je— sandten in Athen. In der Depesche des englischen Botschasters Göschen, vom 26. April cr., werden die Motive auseinander⸗ gesetzt, aus welchen Göschen den Ansichten der übrigen Botschafter, welche sich für eine Reduzirung des Griechenland zugebilligten Gebietes erklärten, zugestimmt habe. Gbschen führt in der Depesche aus, daß wenn England nicht zugestimmt hätte, Griechenland die Konvention nicht angenommen haben würde und der Krieg ausgebrochen wäre. In letzterem würde Griechenland aber keine Aussicht auf Erfolg gehabt haben.
Den „Daily News“ zufolge ist der englische Minister⸗ Resident in Bern, Vivian, zum Gesandten in Kopen— hagen ernannt worden.
Frankreich. Paris, 27. Juni. (W. T. B.) Der ehemalige Minister Dufaure ist heute gestorben. Der Senat hob als Zeichen der Trauer seine Sitzung auf. — Die Nachricht, daß der General-Gouverneur von Al— gerien, Albert Grsvy, nach Paris berufen worden sei, wird von der „Agence Havas“ für unrichtig erklärt. — Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge ist das Gerücht, daß Bouamema wieder auf dem Wege nordwärts fei, falsch; Bouamema befinde sich etwa 15 Stunden von Geryville, im Süden der Schotts. Eine Abtheilung von 800 Mann ist von Sajida nach Mazbum abgegangen, von wo aus die Exploi⸗ tirung von Alfa fortgesetzt wird.
— (Fr. Corr.) Aus Algier wird unter dem 25. Juni telegraphirt: Man meldet aus Saida, daß Bu⸗Amema, zwischen der zu Hassi⸗Hamma stehenden Kolonne Mallaret und zwischen der zu Kreider stehenden Kolonne Detrie durch⸗ schlüpfend, über den Ued⸗Fallette wieder nach Norden gezogen ist, wahrscheinlich um in Marchuseau, der Station der Alfa⸗ gesellschaft, in welche große Vorräthe von Getreide, Mehl und anderen Nahrungsmitteln aufgehäuft sind, eine Razzia aus— zuführen. Er fände in dieser Gegend auch Silos aus— zuräumen. Der Kadi der Beni-Mateur versichert, daß er die Razzia schon in der Nacht vom 22. zum 23. Juni begonnen hätte. Auf dem Rückwege gedachte Bu⸗Amema die Uled-Sidi⸗Kalifa mit sich zu nehmen, welche große Neigung verrathen, sich ihm anzuschließen. Die drei Compagnien, welche die ganze Besatzung von Saida bildeten, sind ausgerückt, um den Provianttransport der Kolonné Dẽetrie zu geleiten.“
Unter dem 24. Juni wird aus Algier telegraphirt:
„»Die afrikanischen Jäger, welche vor vier Tagen abgegangen waren, um die der Plnderung der Campiklo'schen Älfa— anlagen entronnenen Opfer aufzulesen, haben nur zwei Personen zu⸗ rückgehracht. Alle anderen sind vor Hunger oder Hitze gestorben, wenn sie nicht umgebracht worden sind. Man hat ihrer neunzig be— graben, von denen mehrere scheußlich verstümmelt waren. Alle Alfa— anlagen zwischen Saida, Daya und Bel-Abbes sind verlaffen. Die Karawanserei von El⸗May ist von den Insurgenten in Brand ge⸗ steckt worden. Emissäre des Bu⸗Amema reijen die Flittas zur Em— pörung auf. Bei den Beni⸗Mateur scheint eine Erhebung bexor— zustehen. Alle Stämme der Gegend von Gervville find im Auf⸗ stande. Bei einem einzigen Kaufmanne von Krelfalah haben die Insurgenten 1000 Ballen Mehl fortgetragen, die anderen Nahrungsmittel gar nicht zu rechnen; sie strotzen jetzt von Vieh⸗ heerden, Getreide aller Art und sonstigen Lebensmitteln. Von den eingeäscherten Alfaanlagen treffen noch jeden Augenblick Spanier ein, Männer, Weiber und Kinder. Die franko⸗algerifche Gescllschaft ver anstaltet zahlreiche Züge zur Heimbeförderung dieser Ungfkücklichen. Der Direktor der Alfapflanzungen, der zugleich Maire von Saida ist, hat Allen Nahrungsmittel und Kleidungsstücke reichen lassen, und es ist ö , , . hier eröffnet, an der sich die Einwohner eifrig be⸗ theiligen.“
Italien. Rom, 27. Juni. (W. T. B.) Die Mel⸗ dung des „Standard“, daß Frankreich auf die Anfrage Italiens, ob Ersteres der Emission der itglienischen An— leihe in Paris opponiren werde, mit „Nein“ geantwortet, dabei aber die Bedingung gestellt habe, daß Italien den neuen Zustand der Dinge in Tunis anerkenne, wird von dem „Diritto“ kategorisch dementirt.
Türkei. Konstantinopel, 26. Juni. (Pr) In mehreren außerordentlichen Conseils unter Vorsitz des Sultans wurde ein Reformprojekt für die asiati⸗ schen Provinzen durchberathen. Dasselbe wird gegen— wärtig der endgültigen Redaktion unterzogen, um sodann den Signatarmächten des Berliner Vertrages zu Approbirung vorgelegt zu werden. — Die Nationalversammlung auf Kreta beschloß die Aufhebung des gemischten Handels— tribunals. Die Versammlung beabsichtigt auch die Kapi— tulationen aufzuheben.
— 27. Juni. (W. T. B) Eine Irade des Sultans beaustragt Server Pascha, die mit Griechenland in direkter Unterhandlung abgeschlossene Konvention zu unter— zeichnen. — Zu der heute begonnenen Verhandlung in dem Prozesse wegen der Ermordung des Sultans Abdul Aziz war ein wenig zahlreiches, aber gewähltes Auditorium zugelassen. Angeklagt sind 11 Personen, deren hervorragendste Midhat, Mahmud Damat, Nuri Damat Pascha und Fabri Bey sind. Nach Ver— lesung der Anklageakte, deren Hauptargument die Ein⸗ setzung der Kommission zur Prüfung der Palastrechnungen nach der Entthronung Abdul Aziz bildet, zu welcher Mahmud Damat und Nuri Damat Pascha gehörten und die der An— stistung des Mordes angeklagt sind, begann das Verhör der Angeklagten. Drei Ringkämpfer legten vollständige Geständ⸗ nisse mit umständlichen Details ab und behaupteten, die Befehle zur Ermordung des Sultans von Mahmud Damat, Nuri Damat Pascha und den Uebrigen erhalten zu haben und daß ihnen Fabri Bey behülflich gewesen sei. Letzterer und alle anderen Angeklagten leugneten ihre Schuld. Die Sitzung wurde darauf vertagt.
NMumänien. Bukarest, 27. Juni. (W. T. B) Die Kamm ern haben heute im Einverständniß mit der Re⸗ gierung folgendes Gesetz definitiv angenommen:
Artikel J. Der Finanz Minister wird ermächtigt, sich mit der Verwaltung der rumänischen Eisenbabngesellschaft zu ver—⸗ ständigen, um die Schuldverschreibungen einzuziehen und die zur Zahlung nothwendige Summe zu ile en. — Artikel 2. Zur Beschaffung des Kapitals wird das Ministerium neue Staats bonds emittiren unter Bedingungen, welche ihm annehmbar er— scheinen, ohne daß jedoch die Lasten, welche dem Staate und der Ge⸗ sellschaft erwachsen, größer sind als die gegenwärtigen. — Artikel 3. Die Emission der neuen Titres kann direkt durch den Staat oder im Einvernehmen mit mehreren rumänischen oder ausländischen Bank— bäusern geschehen. — Artikel 4. Die Regierung wird ermächtigt, die Ausgaben für Konfektion, Stempel, w e. 2c. zu machen; die hierzu nothwendige Summe wird als Anleihe der Depositenkasse ent⸗ nemmen. . . . J
Die Session der Kammern ist bis zum nächsten Donnerstag verlängert worden.
Vußland und Polen. St. Petersburg, 28. Juni. (W. T. B. Die Expertenkommission, weiche sich mit der Vorlage, betreffend die Herabsetzung der Los kauf⸗ zahlungen in mehreren Gouvernements im Gesammibetrage von 9 Millionen Rubel jährlich und betreffend den obligaten Loskauf oder die Ablbsung der bisher zur Ablösung nicht angemeldeten Bauerländereien beschäftigt, wird, wie verlautet, ihre Arbeiten demnächst beendigen. Wie es heißt, soll die für die Herabsetzung der genannten Zahlungen in Aussicht genommene Summe von 9 Millionen jahrlich auf 12 Millionen erhöht werden. — Auf die von dem Minister des Innern gemachten Vorstellungen über die Größe des der Stadt Wal dai durch die letzte Feuersbrunst zugefügten Schadens und über die strenge Noth unter den Einwohnern hat der Kaiser gestattet, im ganzen Reiche eine Subskription zu Gunsten der Bewohner von Waldai zu eröffnen.
Danemark. Kopenhagen, 27. Juni. (W. T. B.) Der Fin anz⸗Minister brachte heute im Folkething eine Vorlage ein, welche die mit dem 30. Juni ablaufende zeit— weilige Bewilligung zu verlängern beantragt, bis ein definitives Finanzgesetz zu Stande gekommen sein wird.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Das älteste Mitglied des Herrenhauses, Gans Edler Herr zu Puttlitz, Wirklicher Geheimer Rath, Erbmarschall der Kurmark, geboren den 13. August 1789 zu Pankow bei Perleberg, ist am 25. Juni im 92. Jahre verstorben. Hr. von Puttlitz war in das Herrenhaus am 13. Februar 1855 eingetreten.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 24. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorb en gemeldet: in Berlin 30,8, in Breslau 29,2, in Königsberg 30, , in Cöln 28,9 in Frankfurt a. M. 20,14 in Hannover 2244, in Cassel 23,1, in Magdeburg 29,55, in Stettin 23.3, in Altona 22,3, in Straßburg 304, in Metz —, in München 33,2, in Nürnberg 24,6, in Augsburg 35,8, in Dres“ den 22, , in Leipzig 22,3, in Stuttgart 23,4, in Braunschweig 31,5, in Karlsruhe 22,9, in Hamburg 24,5“, in Wien 32,1, in Budapest zö,9. in Prag 42,5, in Triest 25,9, in Krakau 48,1, in Bafel 285, in Brüssel 2044, in Paris 26,9, in Amsterdam 20,57, in Kopen— hagen 197, in Stockholm 22,3, in Christiania 2235, in St. Peters— burg 6255, in Warschau 173, in Odessa ? in Rom 2572, in Turin 26,2, in Bukarest 20,8, in Madrid 36,9, in London 19,1, in Glasgow 226, in Liverpool 240, in Dublin 25,4, in Edinburgh 26,65, in Alexandria (Egypten) 33,5. — Ferner aus früheren Wochen: in New⸗JYork 3555, in Philadelphia 222, in St. Louis 19,8, in Chicago 374 in Cincinnati 15,l, in San Franzisko 19,3, in Kalkutta 28,4, in Bombay? in Madras 3856.
Beim Beginn und in der ersten Hälfte der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsstationen westliche und nordweftliche in Mittel-, West- und Süddeutschland mit südwestlichen wechselnde Luftströmungen, die in der 2. Wochenhälfte in Mittel- und West— deutschland nach Ost, in Süddeutschland nach Südwest und erst am Schluß der Woche nach Nord⸗ und Südost umliefen, während an den Oststationen Nord⸗ und Nordwestwinde vorwiegend blieben. Die Temperatur der Luft war eine für die Jahreszeit selten niedrige; lan einigen Stationen zeigte das Thermometer nicht ganz 4 Gr. E.), und nahm erst wieder nach dem Umgange des Windes nach West- und Südwest zu, erreichte jedoch das Monatsmittel nicht. Niederschläge fanden wohl in der ersten Hälfte der Woche häufiger aber nicht sehr ergiebig statt. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft stieg im Laufe der Woche langsam, zeigte jedoch am Schluß der Woche, besonders an süddeutschen Stationen, Neigung zum Sinken.
Während sich die Sterblichkeitsverhältnisse in den meisten Städten Ost⸗, Nord⸗ nnd Mitteleuropas günstiger gestalteten, weisen die füd—⸗
Ir vos 357 . ö6ßere Sferbii it arp 65 153: 3 2 . e ) — j * . — 2 und westeuropäischen vielfach größere Sterblichkeitsverhältnißzablen erfahren durch die Reichs⸗-Justizgesetz; und die dieselben ergänzenden
auf. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 26, von 26,4 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit zeigte gegen die Vorwoche wenig Veränderung. Von 10000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet gs Kinder unter 1 Jahr gegen 99 der Vorwoche, in Berlin 144 gegen 146.
Anter den Todesursachen kamen von den Infektionskrankheiten Masern, Diphtherie und Pocken häufiger zum Vorschein, Todesfälle am Flecktyphus wurden allgemein seltener. Die Masernepidemien in Bremen, Straßburg, Basel, London zeigen noch kaum wesentlichen Nachlaß, auch in Wien, Krakau, Schwerin i. M. werden Masern häufiger, in Posen seltener. — Das Scharlachfieber hat in Kiel, Berlin und Cöln mehr, in München, Stettin und Wien weniger Todesfälle bedingt. Diphtherie herrscht in Berlin, Paris, in ausgedehnter Weise, auch in Breslau und Crefeld in, Königsberg., Dresden, Hamburg, Wien, München rer— mindert sich die Zahl der Opfer. — Typhöse Fieber haben in Pest und Petersburg etwas nachgelassen. Todesfälle an Fleck⸗ typhus wurden aus deutschen Städten 3, (aus Königsberg, Thorn und Bromberg je 1) gemeldet, aus London 2, aus Krakau 4, aus Pest 8, aus St. Petersburg 71. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder waren namentlich in Berlin und München häufig. Doch war die Gesammtzahl der aus deutschen Städten durch diese Krank heitsformen veranlaßten Todesfälle fast die gleiche wie in der Vor— woche und blieb weit hinter derjenigen der entsprechenden Woche des Vorjahres; namentlich ist die Zahl der Todesfälle in Frantfurt a. M., Breslau, Straßburg. Wien, Paris, London, selbst in Berlin im Vergleich zu früheren Jahren eine kleinere (in Ber 176 gegen 322 des Vorjahres). — Pocken zeigten sich in einer
mehrt,
größeren Zahl von Städten, so in Königsberg, München, Berlin, Charlottenburg, Cottbus, Hamburg, Aachen, Basel, wo je 1, in
Ratibor, wo 2 Todesfälle gemeldet wurden. In Wien, Pest, London stieg die Zahl der Opfer wieder, in Paris und St. Peters⸗ burg nahm sie ab. Aus Krakau, Prag, Alexandria, Liverpool, Kopenhagen, Rem, Barcelona werden Blattern in beschränkter Zahl gemeldet. — In NewYork, Chicago, Philadelphia herrschten die Pocken um Mitte Mai, in Madras Ende April in größerer Ver— breitung. — In Rio de Janeiro erlagen in der ersten Aprilhälfte 13 Personen dem gelben Fieber. J ;
— Die Sterblichkeit im Königreich Sachsen während des Jahres 1880. (Dresd. J) Die, vor Kurzem vollendete Zu— sammenstellung der Leichenbestattungsscheine hat das in Folgendem kurz skizzirte kr ebniß geliefert. ; 3.
. , ee. S6 763 im Laufe des Jahres 1880 Ver⸗ storbene gezählt, wobei die Todtgeborenen nicht gerechnet sind. Diese Summe ist um 5894 höher als die vom Jahre 1879. Berechnet man unter Berücksichtigung des vorläufigen Ergebnisses der letzten Volkszählung für die Jahresmitte die Gesammtzahl der Lebenden auf 2952 750, so ergiebt sich eine Sterhlichkeits ziffer von 29,4 auf je 100) Lebende. Diese relative Ziffer ist als eine ziemlich ungünstige zu bezeichnen. Sie ist seit dem Jahre 1834 nur 8 Mal überschritten worden, und zwar hatten die Jahre 1834, 1813, 1845, 1865, 1866, 1871, 872 und 1875 ein noch ungünstigeres Verhältniß aufuweisen.
Diese erhöhte Sterblichkeit war fast in sämmtlichen Theilen des Landes guegesprochen, nur die Amtshauptmannschaften Dirpoldis⸗ walde, Freiberg, Meißen, Grimma und Oschatz hatten im voran— gegangenen Jahre js79 eine übrigens nur unbedeutend höhere Zahl der Verstorbenen aufjuweisen gehabt, Dagegen war in sämmtlichen übrigen Verwaltungsbezirken, namentlich aber in den des Regierungs—
Berlin
bezirks Zwickau, die Lebensbedrohung gegenüber der des Vorjahres eine wesentlich starkere. ö. Kinder unter 14 Jahren starben im Jahre 1880 51988, d. i.
5366 mehr als im Jahre 1879. Darunter waren 36 637 [3099 mehr) österreichs und Mährens durch Nässe gelitten, befriedigen fast all⸗
Erwachsene sind 34 775 gestorben (528
im Alter unter einem Jahre. mehr als 1879), unter ihnen waren 154335 60 Jahren (173 mehr als im Vorjahre). Was die wichtigsten Todesursachen betrifft, so enthält zur Ver⸗ gleichung die nachstehende kleine Uebersicht der Todesfaͤlle das öjährige Mittel für die Jahre 1873 bis 1877 und im Einzelnen die folgenden 3 Jahre.
im Alter von über
4 . der Verstorbenen: Krankheiten: Mittel von 194 ö 1873'/ 77. 1878. 1879. e j ö k l584 Croup und Diphtherie . 2312 Kw Unterleibstvphus .. 97 k 8 Tin dbell fieheerr g613 w Krebs. kö 1717 Lungenschwindsucht 6424 7451 7645 Es ergiebt sich daraus, daß von den Kinderkrankheiten Masern und Keuchhusten ganz beträchtlich vermehrt gewesen find, während der Scharlach erheblich zurückgegangen, Croup und Diphtherie zwar keine weitere Erhöhung erfahren, aber doch noch keine deutliche Abnahme zeigen. Was die Krankheiten der Erwachsenen betrifft, so haben sich die Todesfälle bei Wöchnerinnen von Jahr zu Jahr vermindert, dagegen scheint der Unterleibstyphus seinen tiefsten Stand über“ schritten zu haben und in langsamer Steigerung begriffen zu sein. Von den chronischen Krankheiten sind sowohl die Lungenschwindsucht als der Krebs in dauernder Zunahme und zwar augenscheinlich in stärkerer, als es sich durch das Wachsthum der Bevölkerung allein
erklären läßt. Diesen allgemeinen Bemerkungen mögen sich noch einige speziellere Data, die epidemischen Krankheiten betreffend, anschließen.
Die Todesfälle an Pocken kommen vorzugsweise auf einen Theil der Lausitz sowie auf die Stadt und den Medizinalbezirk Dresden. Das ganze Erzgebirge und der Regierungsbezirk Zwickau überhaupt hatten keine Blattern aufzuweisen.
Die, Masern waren fast über das ganze Gebiet ausgebreitet; in den Medizinglbezirken Meißen, Großenhain, Leipzig, Döbeln, Rochlitz, Chemnitz. Flöha. Zwickau, Plauen und Glauchau forderten fie die meisten Opfer. Fast vollständig fehlten sie in den Bezirken Zittau, Dippoldiswalde, Oschatz, Annaberg und Oelsnitz, trotzdem diese Ge⸗ biete zum Theil stark durchseuchten Distrikten nahe liegen.
Der Scharlach zeigte nur in der Stadt Dresden, sowie in Dresden-Land eine sehr beträchtliche Zunahme, ferner im Medizinal⸗ bezirk Rochlitz und Oelsnitz. Im ÜUebrigen ist er fast überall in wesentlich verminderter Stärke aufgetreten.
Die Diphtherie (einschließlich der Halsbräune) war, wie schon erwähnt, zwar im Allgemeinen etwas vermindert, doch zeigte sie nir⸗ gends einen beträchtlichen Rückgang, vielmehr nahm sie in mehreren Bezirken leider einen erneuten Aufschwung. Zu diesen gehören die Medizinalbezirke Bautzen, Dresden-Land., Pirna, Dippoldiswalde, Borna, Zwickau und Glauchau, namentlich aber auch die Stadt Dresden, wo 284 (125 mehr als 1879) an Diphtherie Verstorbene gezählt wurden, eine Ziffer, die daselbst bisher von diefer Krankheit noch nicht erreicht gewesen ist.
Der Keuchhusten herrschte mit Ausnahme weniger Bezirke Zittau, Dippoldiswalde, Borna, Oelsnitz) durch das ganze Gebiet stärker als im Jahre 1879. Relativ am meisten forderte er in Dresden und Umgegend, in mehreren Bezirken des Leipziger Regierungsbezirks, ins⸗ besondere aber in der Gegend von Chemnitz, Zwickau und Glauchau zahlreiche Opfer unter den Altersklassen bis zum 6. Lebensjahre.
Was endlich den Unterleibstvphus anlangt, so fällt dessen stärkere Ausbreitung vornehmlich auf die Medizinalbezirke Bautzen, Dippol— diswalde, Stadt Dresden, die Umgegend von Leipzig, Medizinalbezirk Borna und den Medizinalbezirk Chemnitz. Erheblich vermindert war er lediglich in den Bezirken Grimma und Glauchau.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Bei der erheblichen Veränderung, welche das Subhastations—
Landesgesetze erfahren haben ist das Bedürfniß hervorgetreten, neben den vorhandenen wissenschaftlichen und umfangreichen Werken auch
ö
zu besitzen. Diesem Bedürfniß hilft ein soeben zu Breslau in T. Ü.
Die preußische Subhastations⸗Ordnung vom 15. Mär; 1869 in der durch die deutschen Justizgesetze und die preußischen Aus— führungs⸗ und Ergänzungsgesetze abgeänderten Gestalt und Geltung, ron Th. Kanter (Preis 1,560 „, ab. In demselben ist der Tert der Sub hastations-Ordnung mit den den neuen Gesetzen entnommenen,
Lurch besondere Schrift kenntlich gemachten Abänderungen und Zu—
sätzen wiedergegeben. Kurze Anmerkungen weisen überall auf die
236 Duellen der modifizirten Stellen hin und erläutern das Gesetz. Ein Turin
Sachregister erleichtert den praktischen Gebrauch. — Im Verlage der Braunschen Hofbuchhandlung zu Karlsruhe ist
kürzlich von den ‚Badischen Biographien“, herausgegeben von Dr. Friedrich von Weech, Geh. Archiv⸗Rath am Großherzoglich ausgegeben worden.
badischen General⸗Landesarchiv, ein III. Theil (Preis 4 M, alle 3 Theile zusammen 16 06) Land⸗ und Forstwirthschaft. Wien, 24. Juni. Saatenstandsbericht des k. k. Ackerbau Ministeriums nach dem Stande Mitte Juni 1881 in der diesseitigen Reichs hälfte, Die Befürchtungen, welche an die nach den ersten Juni⸗
tagen eingetretene ungünstige Witterung geknüpft wurden, haben sich
wenigstens für den Durchschnitt — nicht verwirklicht. Als Gesammt— wirkung wechselnder, vorwiegend kühler Temperatur und reichlicher Niederschläge ergab sich eine nur in einzelnen Fällen nachtheilig ge⸗ wordene, im Allgemeinen aber irrelevante Verlangsamung der Vege⸗— tation und Störung der Feldarbeiten. Lokale, in ihrem beschränften Kreise selbst empfindliche Schäden beeinflußten doch nicht dea allge⸗ meinen Stand. Aus Böhmen insbesondere sind Klagen Über den nicht ganz befriedigenden Stand der Saaten häufiger, ohne die Möglichkeit einer gründlichen Besserung bei — wie es scheint, bereits eingetretenem — Witterungswechsel auszuschließen.
Danach können die Ernteaussichten als gute bezeichnet werden.
Weizen theils schoßend, theils blühend in einzelnen Gegenden Böhmens, Mährens und Nord-⸗Tirols hieran merklicher zurückgehalten, steht im Ganzen gut; recht gut in Nieder⸗, theilweise Ober-Dester⸗ reich, Süd⸗Tirol, Küstenland, Dalmatien, daselbst schnittreif, Steier⸗ mark, Krain und Kärnten, theilweise Bukowina, minder gut in Böhmen, Salzburg, einigen Gegenden Mährens und West-Geliziens. Klagen über — mie es scheint, nicht übermäßsge — Tagerung sowie KReöst kin und wieder außerdem aus Nieder und Ober -Defterreich und Süd ⸗ Steiermark.
Roggen — in den ersten Junitagen vielfach bereits abgeblüht, wo hingegen von der ungünstigen Temperatur in Bluͤthe ereilt, hierin stark zurückgehalten und nur ausnahme weise noch nicht zur Blüte gelangt — bietet gute Aussichten. Derselbe steht recht gut in Nieder⸗ Desterreich, Steiermarf, Kärnten und Krain, hat sich in Ober⸗ Desterreich und theilweife Mähren erholt, befriedigt in Dalmätlen, zumeist in Galizien und Schlesien. Klagen über Lagerung und Ver— unkrautung sind aus den Jenannten Ländern nur vereinzelt, dagegen allgemeiner über dieselben Uebel wie auch über schütteren Stand aus Böhmen, theilweise Mähren, Bukowina und Tirol.
Hafer und Gerste werden mit geringen Ausnahmen durchaus sehr gelobt. Einerseits Lagerung, andererselts schütterer Stand werden vereinzelt aus Böhmen, Galizien und Bnkowina gemeldet.
wesentlich unverändert
Fällen durch
Mais ist fast überall gut aufgelaufen, wurde nur in wenigen Kälte und Nässe in der Entwicklung behindert.
Kartoffeln haben nur in Salzburg und einigen Theilen Nieder—
gemein; in den südlichen Provinzen sind Frühsorten mit meist gutem
Erfolge geerntet, nur im Küstenlande ist dies nicht der Fall.
Rüben stehen — obschon in der Entwicklung etwas zurück — noch entsprechend Aus Böhmen und Mähren verlauten Klagen über Verunkrautung, Insektenschäden und Wurzelbrand.
Raps hat sich in Nieder⸗Oesterreich und Böhmen bedeutend gebessert, befriedigt in Ober-Oesterreich, während Galizien wie früher einer weniger befriedigenden Ernte entgegensiebt.
Futtersgaten und Wiesen sind durch Niederschläge betroffen. Die Klee⸗ und Heumahd wurde verzögert, gestört und konnte vielfach nicht in Angriff genommen werden. Vieles ist darüber zu Grunde gegangen. Der Schnitt, beziehungsweise die Aus— sichten befriedigen in Nieder- und Ober⸗-DOesterreich, Küstenland und Krain; in allen übrigen Provinzen hingegen nicht. Für den großen Durchschnitt wird sich das Ergebniß am ersten Schnitte unter mittel stellen. Im Ganzen haben sich Kleesaaten besser gehalten als Wiesen.
Nachrichten über Hopfen lauten im Allgemeinen nicht ungünstig, obwohl stellenweise die Entwickelung stark zurück ist.
„Wein — nur in einzelnen, Gegenden Nieder-Oesterreichs und Süd-Steiermarks bedenklich zurück — berechtigt sonft überall zu den besten Hoffnungen, so namentlich in den meiften Gegenden Nieder Desterreichs, Süd-Tirols, des Küstenlandes und Dalmatiens. In letzterem Lande macht sich Oidium, jedoch unbedeutend, Peronospora viticola gar nicht bemerkbar.
Die Aussichten, betreffend Obsternte sind fast überall in Folge Blüthenabfalles zurückgegangen. Im Durchschnitte dürfte man jedoch noch immer ein mittleres Ergebniß erwarten dürfen.
Hinsichtlich Seidenzucht liegen befriedigendere Nachrichten vor, als zu erwarten standen.
am meisten
Gewerbe und Handel.
Die Direktion der Berlinischen Lebens-Versiche— rungs-Gesellschaft, die im Jahre 1836 zu Berlin gegründet ist und deren Statuten durch Se. Majestät den König von Preußen mittels Allerhöchster Ordre vom 11. Juni 1835 bestätigt sind, publizirt eine neue Ausgabe des Gesch äftsplanes der Ge— sellschaft, welcher vom 1. Juni 1881 die Grundlage für die neu ab— zuschließenden Versicherungen bilden soll, und der in der General— versammlung vom 30. April 1881 genehmigt wurde.
— In dem neunten Geschäftsbericht der Deutschen Eisen— bahnbau-Gesellschaft fur das Jahr 1880 heißt es: Durch AÄb— lehnung der Regierungsvorlage wegen Errichtung des Reichstags— gebäudes auf dem Raczinsky'schen Terrain am Königsplatze, in welcher Vorlage der Ankauf eines größeren Komplexes von Grundstücken der Deutschen Eisenbahnbau⸗Gesellschaft an der Sommerstraße zur Arrondi⸗ rung des zu errichtenden Reichstagsgebäudes von der Regierung stipulirt war, war die Deutsche Eisenbahnbau⸗HGesellschaft wiederum in der Regelung ihrer finanziellen Schwierigkeiten namentlich ihres Verhältnisses zur König⸗ lichen General⸗Direktion der Seehandlung wesentlich behindert da durch den Erwerb des in Aussicht genommenen Terrains für das Reichstagsge⸗ bäude die Tilgung des größten Theils der Korrealhvpothek der Königlichen Seehandlung ermöglicht worden wäre. In Folge diefes Beschlusses des Reichstags lehnte die Direktion der Königlichen Seehandlung am 1. April 1880 die Gewährung weiterer Vorschüsse ab, und damit be— gannen, die Rückstände in den Zahlungen der fällig werden Hypotheken zinsen im Allgemeinen. Ein von den Organen der Gesellfchaft ge⸗ machter Versuch, mit Hülfe Berliner, sowie füddeutscher Geldinstitute durch Ausgabe von Vorzugsaktien die finanziellen Kalamitäten zu heben, scheiterte. Ferner war auch das Bemühen der Gesellschaft, durch einen billigen Verkauf ihres gesammten Grundbesitzes zu Charlottenburg aus den finanziellen Schwierigkeiten heraus— zukommen, von Erfolg nicht gekrönt. Die Gesellschaft hatte nach dem Bericht Ende 18890 Grundbesitz zu Dortmund mit 364 856 6, zu Charlottenburg mit 1969 680 ½ und zu Berlin mit 5745 636 56 Qpothekenbelastung. Ferner lastete noch die Korrealhypothek der Seehandlung von 2715113 600 auf den Berliner und Charlottenburger Grundstücken. Da die aus den Miethen und Pächten 2c. der Grund— stücke erzielten Einnahmen von 266 870 6 13 3, aus denen zunächst die verschiedenen Steuern, Wasser- und Gasabgaben, die Herstellung der Kanalisationsanschlüsse und die Verwaltungskosten bestritten wer den mußten, die Hppothekenzinsen nicht deckten, so verblieben ultimo 1880 an fälligen Hypothekenzinsenforderungen 474 600 6. 87 3.
s 3 3. ö 3 — ĩ K EFboensꝶ ar es Folge der roi tlafs Lage der ze se schaf . eine Handausgabe der Subhastationsordnung in ihrer neuen Gestalt , . war 6 in Falges der freditlosen Lage der Gesellschaft an Keres Verlag (Mar Müller) erschienenes, 72 Seiten starkes Buch: Einnahmen mußten dazu verwendet werden, schon angesetzte gericht
Alle
größere gekündigte Hypotheken wieder zu begeben.
liche Subhastationstermine in letzter Stunde noch rückgängig zu machen.
Die Unterbilanz hat sich in 1880 um 766 552 . auf 10 325 6021 0
bahn für das Jahr
Einnahme von 214 858 M; es Viehes und der Fahrzeuge in 1880 222 6090 t à 1000 kg befördert
zahlt werden müssen. Es
erhöht. Die Einnahmen betrugen: vereinnahmte Zinsen, Eours— gewinn, sowie Vergütungen 1112 0, ferner aus den Erträgen der Grundstückmiethen, Pacht 2c. 266 870 6, zusammen 267 982 ; die Ausgaben dagegen: bezahlte Hypothekenziusen 212 432 66, unbe—⸗ zahlte 474 690 ½, Reparaturen 50 567 ½, Abschreibungen auf weifelhafte Forderungen 236 818 (6 und Geschäftsunkosten 66 114 M Die letzteren haben sich demnach genen das Vorjahr um rund 450 . ermäßigt. Die Verminderung wäre eine noch größere gewesen, wenn im verflossenen Jahre nicht so bedeutende Gerichtskosten hätten ge— s sind gezahlt 1880 11055 ½ gegen 1879 6683 6
— Wie wir dem Jahresbericht der Oberlausitzer Eisen⸗ 1880 entnehmen, wurden in dem genannten Jahre auf dieser Bahn 272 433 Personen befördert und dafür A5 425 (6 vereinnahmt, gegen in 1879 252 583 Personen mit der wurden Güter inkl. des Gepäcks, des
und dafür 554 389 (66 vereinnahmt, gegen in 1879 209725 t beför
dert und dafür 535 385 (6 vereinnahmt. Die Einnahme aus sonstigen Erträgnissen d
betrug in 1880 37 807 M, so daß die Tofal einnahme in 1889 837 621 ½ betrug, gegen 763310 S in 1379. Die Einnahmen aus dem Betriebe der Oberlausitzer Bahn haben daher, wie der Bericht ausführt, im Jahre 1880 nur eine unbeträchtliche Steigerung (74 311 S) gegenüber den Einnahmen des Vorjahres erfahren, so daß pro 1889 Seitens der Direktion der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn⸗Gesellschaft bei dem aus dem Betriebe der Hauptbahn Kohlfurt⸗Falkenberg erzielten Gesammteinnahme⸗ erträgniß von 812 484,42 ½ wiederum lediglich der vertrags mäßige Minimalgewinnantheil von 20000 M zu gewähren gewesen ist. Als Hauptursache, weshalb die Betriebseinnahmen der Hauptbahn eine auch nur annähernd zufriedenstellende Höhe nicht erreichen, müssen die unverhältnißmäßig niedrigen Einnahmeerträgnisse des eigenen Verkehrs bejeichnet werden, deren dürftige Resultate um so bedauerlicher bleiben, als eine Besserung derselben in absehbarer Zeit nicht zu erhoffen steht. Die hier pro 1889 in Frage kommende Einnahme von. 211 176 MS aus der Personen beförderung überstieg zwar die des Jahres 1877 um 20 433 ½, 1878 um 28 216 M, 1879 um 18 066 S, es entfielen aber davon auf 1 Em der durchschnittlichen Betriebslänge für den Personenverkehr nur 1436 0, ein keineswegs befriedigendes Ergebniß. Noch weit ungün— stiger stellte sich die pro 1889 aus der Güterbeförderung von und nach den eigenen Stationen der Kohlfurt⸗Falkenberger Linie erzielte Einnahme mit 201 428 M, wovon auf den Binnenverkehr 31 711 . , auf den Verkehr mit fremden Bahnen 166 717 M entfielen. Von dieser Einnahme, welche gegenüber der korrespondirenden Einnahme des Jahrer 1877 117138 , 1878 30919 ½, 1879 31757 M weniger ergab, kamen auf 1 Em der durchschnittlichen Betriebslänge für den Güter“ verkehr sogar nur 1342 S, also noch 94 M weniger als im Per— sonenverkehr. Von der aus dem Betriebe der Zweigbahnstrecke Ruß
un e re Lauckhammer resultirenden Gesammteinnahme in Höhe
ron 25 137,19 M ergab sich für die Oberlausitzer Eisenbahn ein von