Die Elemente der logarithmischen Gleichungen. Die Proportionen, Progressionen niederer Ordnung und die Zinseszinsrechnung.
b. Geometrie. Die gesammte Elementargeometrie bis einschl. Berechnung der regulären Figuren und des Kreises. Auflösung ein⸗ facher Konstruktions-Aufgaben, Anwendung der Algebra auf die Geometrie.
c. Trigonometrie. Erklärung der trigonometrischen Funktionen und Entwickung der nothwendigsten Formeln. Gebrauch der trigono— metrischen Tafeln. Berechnung der Dreiecke, der regulären Figuren und der Kreisstücke.
Bei der vorzugsweisen Wichtigkeit dieser Disziplin für die Offi⸗ ziere der Artillerie und des Ingenieur⸗Corps sind die in der Mathe— matik für diese beiden Waffen zu machenden Anforderungen zwar nicht extensiv, doch intensiv, durch die Forderung des Prädikats von ,, „ziemlich gut“ im Hauptresultat zu steigern (vergl. 5. 7 Schluß).
5) In der Geographie.
a. Die Hauptgrundzüge der mathematischen und physikalischen Geographie. Die Meere mit ihren großen Strömungen, die Haupt⸗ gebirge, die größten Hoch- und Tiefebenen und bedeutendsten Gewässer aller Länder, spezieller von Deutschland. Fertigkeit, aus dem Ge— dächtniß die Umrisse der bedeutenderen Lander mit ihren Haupt— gebirgen, Flüssen und größeren Städte zu zeichnen.
b. Allgemeine Umrisse der politischen Geographie der wichtigeren außereuropäischen Staaten, spezieller die der europäischen.
. Elemente der Statistik der letzteren, spezieller von Deutsch— and.
6) In der Geschichte Kenntniß der merkwürdigeren Begeben— heiten aus der Geschichte der welthistorischen Völker, ihres Zusam— menhanges, ihrer Veranlassungen und nächsten Folgen, sowie Kennt— niß der Lebensgeschichte ihrer ausgezeichnetsten Personen bis zu den neuesten Zeiten. Spezielleres Wissen von der Geschichte Griechen⸗ lands, Roms und Deutschlands. ei letzterem mit besonderer Rück— sich auf innere und äußere Entwickelung und die Hauptereignisse der wichtigsten Kriege, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts.
7) Im Zeichnen einige Fertigkeit im Situations- und Berg— zeichnen, als Vorübung für das militärische Planzeichnen.
83) Außerdem kann der Examinand noch in anderen Lehrobjekten geprüft werden, in welchen er nach den vorgelegten Zeugnissen Unter— richt erhalten hat.
9) Die Prüfung in der griechischen (Nr. 2a.) und englischen (Nr. Ja.) Sprache ist nur in einem der beiden Fächer obligatorisch und zwar werden im Allgemeinen Zöglinge von Gymnasien in der griechischen, solche von Realschulen statt dessen in der englischen Sprache geprüft werden. Im Uebrigen steht es den Erxaminanden frei, sich der Prüfung in der griechischen oder in der englischen Sprache zu unterziehen.
Die Absätze 2a., 3a. und 9 enthalten die mit dem 1. Februar 1883 in Kraft tretenden Ergänzungen der bisherigen Bestimmungen dieses Paragraphen.
— Behält sich bei dem Verkauf eines Gegenstandes der Käufer das Wiederkaufsrecht zu demselben Preise, zu welchem von ihm verkauft worden, vor, so ist er nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Civilsenats, vom 30. Mai d. J., im Geltungsbereich des Preuß. Allg Landrechts bei der Ausübung des Wiederverkaufsrechts, bei dem Mangel beson— derer Vereinbarung, zur Baarbezahlung nur desjenigen Be— trages verpflichtet, welchen der Käufer in Wirklichkeit gezahlt hatte, unter Kompensation desjenigen Theiles des Kaufpreises, welchen er dem Käufer gestundet hatte. War der Gegenstand des Kaufs ein Grundstück, wobei der Käufer die eingetragenen Hypotheken auf den Kauspreis übernommen hatte, so kann der Verkäufer bei der Ausübung des Wiederkaufrechts diese Hypotheken in Anrechnung auf den Wiederkaufspreis wieder übernehmen und er zahlt nur denjenigen Betrag an den Käufer aus, den er von diesem baar empfangen hatte.
— In dem neueren Couponsprozeß wider die Direktoren der Galizischen Karl-Ludwigsbahn zu Wien hat das Reichs— gericht, J. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. Mai d. J, in Uebereinstimmung mit seiner bisherigen Rechtsprechung aus⸗ gesprochen, daß bei Annahme einer theilweisen Zahlung auf eine vermeintlich höhere Forderung, welche der Zahlende be⸗ hufs Erfüllung der ganzen Forderung überhaupt leistet, eine nach Empfang der Zahlung abgegebene Vorbe— halts-Erklärung nicht mehr zu berüclsichtigen ist.
— Ist in einem Civilprozeß die Zustellung eines Schriftsatzes durch den Gerichtsvollzieher vorschriftsmäßig er— folgt und die darüber ausgestellte Zustellungsurkunde richtig aufgenommen, so macht, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, II. Civilsenats, vom 24. Mai d. J., die irrthümlich fehlerhaft ausgefertigte Abschrist der Zustellungsurkunde, welche mit dem Schriftsatz vom Gerichtsvollzieher der Gegenpartei überreicht wird, die Zustellung nicht ohne Weiteres zu einer ungültigen. Vielmehr kann auf diesen Mangel der Empfänger der Abschrift eine Rüge nur dann gründen, wenn durch den Fehler in der Abschrift eine Versäumniß oder sonst ein Nach— theil desselben herbeigeführt worden.
— Der Königliche Gesandte am Großherzoglich badischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Flemming, hat Karlsruhe mit längerem Urlaub verlassen. Die Leitung der gesandtschaftlichen Geschäfte ist interimistisch dem Legaüons⸗ Rath von Neumann übertragen.
— S. M. Aviso „Möwe“, 5 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. von Kyckbusch, ist am 29. April er. in Apia ein— getroffen.
Kiel, 7. Juli. (W. T. B.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Schweden trafen in der vergangenen Nacht um 121 Uhr hier ein und wurden auf dem Bahnhofe von Sr. Königlichen Hoheit dem Prin⸗ zen Heinrich empfangen. Nach der Begrüßung begaben Sich der König und die Königin sofort an Bord der Dampf— yacht des Königs von Dänemark, „Danebrog“, welche um 1 Uhr in See ging.
Bayern. Nürnberg, 7. Juli. (W. T. B.) Der „Korrespondent von und für Deutschland“ ver⸗ bffentlicht ein Schreiben des Reichskanzlers Fürsten Bismarck an den hiesigen konservativen Verein, in welchem er demselben seinen Dank sagt für die freundliche Gesinnung, welche ihm in der Versammlung zur Feier des Stiftungsfestes ausgesprochen worden. Er schöpfe daraus die Hoffnung, bei den diesjährigen und anderen Wahlen auch in Nürnberg die nothwendige Unterstützung zu finden, um der Wirthschaftspolitik Festigkeit und Dauer zu verleihen. = —
Sachsen. Dresden, 5. Juli. (Dr. J.)! Die Her⸗ zogin von Genug ist heute Nachmittag nach Ragaz ab⸗ gereist. — Ueber das Befinden der Prinzessin Georg ist folgendes Bulletin ausgegeben worden;
Hosterwitz, 6. Juli. Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Georg hat eine gute Nacht gehabt; die Schwellung im linken Vorderarm ist etwas vermehrt, dagegen die Schmerzhaftigkeit ver⸗ mindert. Mr. Ullrich.
Württemberg. Stuttgart, 5. Juli. (St. A. f. W.) Die Königin hat sich heute zum Sommeraufenthalt nach Friedrichshafen begeben.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 5. Juli. (Els. Loth. Ztg.) Die „Gemeinde⸗-Zeitung“ veröffentlicht den folgenden, an die Bezirks Prãsiden en gerichteten allgemeinen Erlaß, be⸗ treffend die Colportage von Wahlzetteln für Ge— meinderathswahlen:
In den Verhandlungen der jüngsten! Session des Landesaus⸗ schusses ist es als wünschenswerth bezeichnet worden, daß die Regierung Aufschluß darüber ertheile, ob nach Lage der Gesetzgebung die Verbreitung von Wahlzetteln für Gemeinderathswahlen den bezüglich der Verbreitung und Colportage von Drucksachen und Schriften bestehenden Bestimmungen unterliege und ob die Absicht bestehe, diese Bestimmungen auch bei den bevorstehenden neuen Ge⸗ meinderathswahlen in Anwendung zu bringen. Was die Lage der Gesetzgebung anlangt, so hat sich die Rechtsprechung der Gerichte dahin festgeftellt, daß Art. 6 des Preßgesetzes vom 27. Juli 1835, wonach die Vertheiler oder Colporteure von Büchern, Schriften (crits), Bro- schüren u. s. w., wenn sie nicht eine bezügliche Erlaubniß des Be— zirks-Präsidenten besitzen, straffällig sind, auch auf die Vertheilung von Wahlzetteln für Gemeinderathswahlen bezogen werden müsse. Die Verwaltungsbehörden sind stets von der gleichen Auffas— sung ausgegangen und es besteht kein Grund, die Richtig⸗ keit dieser Auffassung in Zweifel zu ziehen. Mit Rücksicht auf die Bestimmung in Artikel 10 des Gesetzes vom 16. Juli 1850 (loi sur le cautionnement des journaux) ist die Genehmigung des Bezrks-Präsidenten zur Verbreitung von Wahlzetteln der frag— lichen Art ausnahmsweise dann nicht für erforderlich zu erachten, wenn der betreffende Wahlkandidat ein von ihm unterzeichnetes Exemplar der Wahlzettel nach Maßgabe der bezogenen Bestimmung bei der Staatsanwaltschaft hinterlegt hat. Der gesetzlichen Be⸗ stimmung in Artikel 6 des Gesetzes vom 27. Juli 1849 kann von den Verwaltungsbehörden die Anwendbarkeit auf- die bevor— stehenden Gemeinderathswahlen selbstverständlich nicht entzogen werden. Es wird aber, soweit möglich, Vorkehrung dagegen zu treffen sein, daß dieselbe die Ausübung des Wahlrechts er— schwere. Ich ersuche Sie deshalb ergebenst, bei den bevorstehenden Gemeinderathswahlen etwaigen Anträgen auf Genehmigung der Kolportage von Wahlzetteln mit thunlichster Beschleunigung zu ent— sprechen und derartigen Anträgen gusnahmsweise nur dann die Berücksichtigung zu versagen, wenn außergewöhnliche Umstände Unzu— träglichkeiten befürchten lassen, Sie wollen die Ihnen unterstellten Behörden hiernach mit Anweisung versehen und gleichzeitig den vor— stehenden Erlaß in geeigneter Weise veröffentlichen. Straßburg, den 21. Juni 1881. Ministerium für Elsaß-Lothringen, Abtheilung für Inneres, Kultus und Unterricht. Der Unter-Staatssekretär: von Pommer⸗Esche.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. Juli. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ schreibt: Die bedauerlichen Vorfälle der jüngsten Tage in Prag sowie der Umstand, daß der jetzige Statthalter, Freiherr Weber von Ebenhof, wegen seines geschwächten Gesundheitszustandes noch eine Zeit lang den Dienst nicht zu versehen vermag, insbesondere aber der lebhafte Wunsch, die zeitweilig hervorgerufene Erregung der Bevölkerung schnell beizulegen, rief in den maßgebenden Regierungskreisen die Ueberzeugung hervor, daß die politische Landesstelle in Prag gegenwärtig nicht einer leitenden Hand entbehren könne. Hierbei wurde in Erwägung gezogen, daß bei redlichem und ernstem Wollen der , re gen Organe und Persönlich⸗ keiten beider Nationalitäten die Erreichung des angestrebten Zieles wesentlich gefördert und gesichert werden würde, wenn zur zeitweiligen Leitung der Statthalterei Prag ein Mann be— rufen würde, der vermöge seiner bisherigen Stellung die Gewähr vollster Unbefangenheit und Unparteilichkeit biete und ver— möge seiner Charaktereigenschaften und seiner Befähigung die Erwartung rechtfertige, daß er sich der schwierigen Aufgabe mit allseitig richtigem Verständniß widmen werde. Diese Anschauung war die bestimmende Ursache, daß beschlossen wurde, den Präsi⸗ denten des Militär-Obergerichts, Feldmarschall-Lieutenant von Kraus, mit der Leitung der Statthalterei Prag zu be— trauen. Kraus hatte sich während der vielen Jahre seines hervor— ragenden Wirkens in der Militärkanzlei des Kaisers des Aller— höchsten Vertrauens zu erfreuen, und darf mit gutem Grunde angenommen werden, daß er, selbst ein Landeskind und jedem Parteigetriebe fernstehend, Alles aufbieten werde, um sich durch ersprießliche Thätigkeit um das Wohl des Landes verdient zu machen und dem in ihn gesetzten und hoffentlich von allen Seiten ihm entgegengebrachten Vertrauen nach jeder Richtung zu entsprechen.
— 7. Juli. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Kaiserliche Verordnung, durch welche F. M. L. von Kraus mit der Leitung der Statthalterei Prag beauftragt wird.
Agram, 4. Juli. (W. Zig.) Im Landtage brachte heute anläßlich der Cyrill⸗Methudfeier Vrbanic den Antrag ein, morgen keine Sitzung abzuhalten. Der Präsident Krestic weigerte sich, diesen Antrag dem Landtage mitzutheilen, weil geschäftsord⸗ nungsmäßig ihm allein das Recht zustehe, die Sitzungen an— zuberaumen. Es rief dies eine äußerst erregte Scene hervor. Der Präsident, von der Majorität unterstuͤtzt, verharrte bei seiner Weigerung, worauf ein Theil der Opposition den Saal verließ. Für Abends hatten beide Oppositionsklubs eine ge⸗ meinsame Sitzung anberaumt, um aus diesem Anlasse einen Beschluß zu fassen; inzwischen wurde für 5 Uhr auch eine Abendsitzung des Landtages anberaumt, wodurch die Klub— sitzung verhindert wurde. Die Spezialdebatte über die Wahl— novelle gedieh in der Abendsitzung bis §. 27. Die Opposition ist unermüdlich im Stellen von Amendements und in der Forderung namentlicher Abstimmung, doch konnte sie nicht verhindern, daß das Gesetz heute schon in seinen wichtigsten , ,, in der Spezialdebatte zur Hälfte angenommen wurde.
Schweiz. (Bund). In der Bundesrathssitzung vom 5. Juli wurde mitgetheilt, daß vom 1. September ab die britischen Kolonien Barbados und St. Vincent (Westindien) dem Weltpostvertrage beitreten.
Großbritannien und Irland. London, 6. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses meldete Staveley Hill für die morgige Sitzung die Anfrage an, ob der englische Botschafter in Konstantinopel ange— wiesen worden sei, die Aufmerksamkeit des Sultans auf die bei den Verhandlungen im letzten Staatsprozesse vor— gekommenen Unregelmäßigkeiten zu lenken und dem⸗ selben vorzustellen, daß die Ausführung des Urtheils einem
ustizmorde gleichkommen würde, welcher die Freunde der ürkei derselben entfremden könnte. Der Unter-Staats⸗ Sekretär Dilke erklärte: die bezüglichen Unterhandlungen dauerten noch fort, und es wäre daher eine Beantwortung der Interpellation morgen noch nicht möglich. nnn.
— (Allg. Corr) Aus Bom bay wiro unterm 4. d. M. gemeldet: Ejub Khan habe am 25. v. M. mit einer aus nen Waffengattungen bestehenden Streitmacht Herat verlassen.
Frankreich. Paris, 5. Juli. (Cöln. Ztg.) Die Deputirtenkammer bewilligte heute für das Fest am 14. d. M. 500 000 Fr.
Nachrichten aus Batna, vom 26. Juni, melden: Die unter den Arabern von Constantine herrschende Auf— regung nimmt zu. Hundert Spahis und ein e, , n, Bataillon wurden nach Biskra gesandt. Amtliche Nachrichten fehlen, aber es hicß, daß es aus Tunesien und selbst Tripo— lis gekommenen Banden gelungen wäre, einige Stämme der Provinz in Aufruhr zu versetzen. Bei der Unzulänglichkeit der Streitkräfte, über welche die Franzosen in diesen Gegen⸗ den verfügen, scheint es unmöglich, die Aufständischen des Südostens zu verhindern, mit Bu Ämema gemeinschaftlich zu . General Logerot operirt gegenwärtig gegen die⸗ elben.
— (Fr. Corr.) Für das Fest vom 14. Juli ist fol— gendes Programm entworfen worden:
Am 13. Abends und am 14. Morgens zur Einleitung Kanonen— donner. Vertheilung von Armenunterstützungen. Um 2 Uhr große Parade im Boulogner Wäldchen. Freivorstellungen in den Theatern. Um 8 Uhr Konzert in den Champs Elysees. Die öffentlichen Ge— bäude, der Bastillenplatz, der Tuileriengarten, der Konkordiaplatz, die Champs Elysees, die Avenue du Boulogne und die Seen im Bou— logner Wäldchen werden festlich geschmückt sein. Des Abends Illu⸗ mination aller dieser genannten Theile von Paris. Feuerwerk auf den Seen des Boulogner Wäldchens, auf dem Platz Robert Denfert, auf der Place de la Nation, auf dem Montmartre, auf den Buttes Chaumont, auf dem Viadukt des Point du jour. Venetianssches Fest mit 200 Gondeln auf den Seen des Boulogner Wäldchens mit Kon—⸗ zerten. Besondere Feste in jedem Stadtviertel.
— 6. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute den Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung der Handelsverträge, angenommen. Im Laufe der Debatte sprachen Delafosse und Dautresme gegen den Entwurf; der Handels-Minister Tirard trat für denselben ein und stellte ein gutes Resultat der schwebenden Verhandlungen in Aussicht.
Die von derMorningpost“ gebrachten Nachrichten über ein neues Rundschreiben des Ministers des Auswärtigen, Barthélemy St. Hilaire, und über die Mobilisirung von 120 000 Mann, welche nach Afrika gehen sollten, werden von der „Agence Havas“ für vollkommen unbegründet erklärt mit dem Hinzufügen, daß die gegenwärtig in Äfrika befind— lichen Streitkräfte ausreichend seien, um die Bewegung in Sf ax zu unterdrücken und eventuellen ähnlichen Versuchen im Süden von Tunis oder Oran zuvorzukommen. — Graf Loris-Melikoff und General Skobeleff sind heute früh hier eingetroffen. — Gerüchtweise verlautet, es seien im Süden von Constantine Negerunruhen ausgebrochen.
In der heutigen Sitzung der Münzkonferenzt setzte der italienische Delegirte Seismit Doda die Bedingungen aus— einander, unter welchen Italien einer Vereinigung zur Aus— prägung von Silbergeld in beschränktem Umfange beitreten würde. Der englische Delegirte Freemantle erklärte offiziös, daß die Bank von England gern ihre Silberreserven ver— mehren würde, wenn die außerhalb Großbritanniens gebildete Vereinigung die unbeschränkte Ausprägung von Silbergeld zuließe. Der italienische Delegirte Risconi und der Delegirte der Niederlande, Pierson nahmen Akt von den Erklärungen Freemantle's. Die nächste Sitzung findet am Freitag statt.
Italien. Cagliari, 7. Juli. (W. T. B.) Der it alie— nische Aviso „Anthion“ ist nach Tunis abgegangen.
Griechenland. Athen, 6. Juli. (W. T. B.) Die internationale Kommission für die Ausführung der türkisch⸗griechischen Grenzkonvention ist in Annino eingetroffen. Der türkische Kommissar Famili Pascha ist gestern Abend in Arta angekommen. Weitere griechische Truppen werden in Gemäßheit der von der internationalen Kommission getroffenen Bestimmungen heute Nachmittag A g Uhr Arta und Punta besetzen.
Das Kriegs schiff⸗ „Admiral Laglissonnisre“ hat unter dem Befehle des Admirals Conrad gestern den Piräus verlassen und ist nach Sfax abgegangen.
Bulgarien. Sofia, 5. Juli. (Pr.) In Tirnowo sind arge Wirren ausgebrochen; viele Personen wurden ver— wundet, mehrere Häuser sind niedergebrannt; die öffentlichen Kassen wurden geplündert.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Juli. (W. T. B.). Der Kaiser empfing gestern den neuen per—⸗ sischen Gesandten Mirza Assedulla Khan, welcher sein Beglaubigungsschreiben überreichte.
— 5. Juli. (W. T. B.) Ein Mitarbeiter des „Golos“, der die Gefangene Jesse Helfmann in Begleitung ihres ehemaligen Vertheidigers Gercke in der Peter-Paulsfestung be— sucht hat, berichtet darüber im „Golos“:
Die Jesse Helfmann sieht ihrer Entbindung unter möglichst günstigen Bedingungen entgegen. Sie bewohnt eine etwa 14 Arschin lange, 7 Arschin breite, luftreiche, gut beleuchtete Zelle, welche mit allem Nothwendigen versehen ist. Eine Unterhaltung mit der Helfmann ergab, daß sie sich wohl befinde. Sie drückte nur ihre Unzufriedenheit mit ihrer Ueberführung aus dem Untersuchungsgefängnisse in die Festung aus, da hier keine weibliche Bedienung und keine Geburtshelferin vorhanden seien, sondern ein Accoucheur. Gefragt, ob sie nach beendigtem Prozesse ein neues Verhör bestanden habe, antwortete die Helfmann verneinend; sie sei nur höflich eingeladen worden, einen Verhafteten zu identifi⸗ ziren, was sie aber abgelehnt, obwohl sie denselben gekannt habe. Es sei dabei kein Zwang geübt, wie überhaupt keine Gewalt angewendet worden. Die Helfmann zeigte sich über das Schicksal ihres künftigen Kindes sehr besorgt und äußerte den Wunsch, dasselbe Verwandten seines Vaters anzuvertrauen. Die Verurtheilte besprach sodann mit dem Vertheidiger die Frage wegen Einreichung eines Gnadengesuchs an den Kaiser.
Dänemark. Kopenhagen, 5. Juli. (Hamb. Nachr.) Anläßlich der Berathung des Bergschen Minoritätsgutachtens des gemeinsamen Ausschusses stellte gestern Dinesen im Folke⸗ thing den Antrag, die Sache an den Ausschuß zurückgehen zu lassen, da noch Aussicht auf einen Ausgleich daselbst denk— bar sei; Berg, Graf Holstein⸗Ledreborg sprachen dagegen, die Rechte, nebst Winther und Juel, dafür, Letztere, weil die Differenzen zu gering seien, um deshalb einen gefahrdrohenden Konflikt heraufzubeschwören. Bei der Abstimmung siegte nach 4stündiger Diskussion die Linke mit 54 gegen 42 Stimmen. Die Realberathung erfolgt heute. Der Conseils⸗Präsident Estrup trat in einer längeren Rede Berg entgegen und erklärte, das Folke⸗ thing trage die Verantwortung für den Konflikt, weil es, dem Geiste der Verfassung zuwider, his zuletzt daran festgehalten, der Regierung und dem Landsthing das Budget absolut dik⸗
tiren zu wollen. Darum drehe sich jetzt der Streit. Die Ne— gierung halte es für ihre unabweisliche Pflicht, die Wähler zu fragen, ob sie damit zufrieden, daß das Folkething, eine Uebereinkunft nicht wollend, sich des Einflusses begebe, den es durch ein ordnungsmäßiges Budget ausüben könne, da ohne ein solches naturgemäß Vieles dem Ermessen der Administra— tion anheimgestellt sei.
Amerika. Washington, 6. Juli. (W. T. B.) Nach dem Bulletin von heute früh 8 Uhr 30 Minuten hat der Präsident eine gute Nacht gehabt und ruhig geschlafen. Der Zustand ist im Allgemeinen ein andauernd befrie— digender.
gender Zuli, Abends Uhr zo Minuten. B. T. B) Das Befinden des Präsidenten Garfield ist andauernd günstig; der Präsident hat den Tag gut verbracht und mehr Nahrung zu sich genommen als gestern.
— Nr. 34 des Amtsblatts des Reich s-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 2. Juli 1881. Portoberechnung für Packete mit Werthangabe, enthaltend Gold, Silber 24, nach und aus Großbritannien und Irland bei der Beförderung über Belgien (Ostende). — Vom 2. Juli 1881: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Kiel⸗Eckernförde. — Vom 1. Juli 1881: Eröffnung der Eisenbahn— strecke Stade⸗Himmelpforten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Monatsbericht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für Februar 1881 (Berlin, Verlag der Königlichen Akademie der Wissenschaften. In Kommission in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung — Harrwitz und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Pringsheim, Zur Kritik der bis⸗ herigen Grundlagen der Assimilationstheorie. — Virchow, Mittheilun— gen aus einem Briefe des Hrn. J. M. Hildebrandt. — Duncker, Ueber die Hufen der Spartiaten. — Websky, Ueber die Ableitung des krystallographischen Transformations⸗Symbols. — Sachau, Eine dreisprachige Inschrift aus Zebed. — Helmholtz, Ueber die auf das Innere magnetisch oder dielektrisch polarisirter Körper wirkenden Kräfte. — Christiani, Ueber Athmungscentren und eentripetale Athmungsnerven. — Weierstraß, Nachtrag zu der am 12. August v. J. gelesenen Abhandlung „Zur Funktionenlehre“. — Virchow, Ueber die ethnologische Bedeutng des Os malare bipartitum.
— Wie die „Nat.⸗-Stg.“ mittheilt, ist an die Königliche Akademie der Wissenschaften telegraphisch aus Zanzibar die Trauerkunde von
dem am 29. Mai zu Tananarivo auf Madagascar erfolgten Ableben
des Afrikareisenden J. M. Hildebrandt gelangt.
— Man schreibt der „Polit. Corr.“ aus Athen, vom 26. Juni: Bei den Ausgrabungen in dem bloßgelegten Theater von Epi— dauros ist eine schöne, leider kopflose Statue der Hygiea, Tochter des Asklepios, mit prachtvollem Faltenwurf und Sandalen an den Füßen, wahrscheinlich ein Werk des Polykleitos aus dem 5. Jahr— hundert v. Chr., aufgefunden worden.
— Die am 9. Juli erscheinende Nr. 1984 der „Illu⸗ strirten Zeitung“ Eeipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Clara Ziegler als Brunhild in E. Geibels gleichnami— gem Trauerspiel. — Ansicht von Marienbad. Nach einer photogra— phischen Aufnahme. — Blüthenlese aus, dem photographischen Ver— brecheralbum der Berliner Kriminalpolizei. II. 60 Porträts, nach Photographien von Zielsdorff u. Adler in Berlin. — Das Rothen— burger Festspiel am Pfingmontag d. J. 8 Abbildungen. Original— zeichnung von G. Heine. (Zweiseitig — Der Kopf des gegenwärtig sichtbaren Kometen, gesehen im großen Refraktor der Leipziger Stern⸗ warte. 3 Abbildungen. — Das Johannisfest in Südrußland. Nach einer Zeichnung von G. Broling. — Das Johannisfest in St. Petersburg: Tanzende Bootsführer. Nach einer Zeichnung von G. Broling. — Joseph Skoda, K am 13. Juni. — Polytechnische Mittheilungen: Ein neuer Klappstuhl. 3 Fig. — Moden: Natur— gemäße Strumpfform. 3 Fig.
Gewerbe und Handel.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Juni 1881 9 897 600 MSHs. 40 ige, 44 320 500 0. 41M οũCige und 9 181 500 S6. 5oige, zusammen 63 399 600 S½ . Pfandbriefe aus— gegeben, wovon noch 9 897 600 „S 4 9 ige, 39 960 gh „MS. 41 ooige und 7 755 600 0. 50 gige, zusammen 57 614 100 ½. Pfandbriefe ver— zinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 1693200 , im Laufe des Monats Juni 1881 angemeldet 4 Grund⸗ stücke mit einem Feuerversicherungswerth von 296 925 .
Dort mund, 7. Juli. (Wn. T. B.) Wie der „Westfäli— schen Zeitung“ aus Langendreer gemeldet wird, brach gestern in dem Schacht „Karoline“, der Harpener Bergbau— Aktiengesellschaft gehörig, auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise Feuer aus, welches mit solcher Schnelliakeit um sich griff, daß an ein erfolgreiches Retten nicht zu denken war. Der Schacht ist vollständig ausgebrannt. Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Stuttgart, 4. Juli. (St. A. f. W.) Am 22. — 24. August d. J. wird hier die 2. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure abgehalten werden, mit welcher zugleich das jährige Jubiläum des Vereins verbunden ist.
Rom, 17. Juli. (W. T. B.) Die Vertreter der Bankfirmen Baring-Brothers, Hambro und Bombrini werden aus Turin hier erwartet, und es würde, wie die „Agenzia Stefani“ erfährt, der Ab⸗ schluß der Anleiheverhandlungen demnächst erfolgen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Interngtionadlen Pferdeeisenbahn-Aktiengesellschaft sind im Monat Juni 1881 4641 674 Personen befördert und dafür 62l 327,70 ½ oder durchschnittlich pro Tag 20710, 92 S von beiden Gesellschaften eingenommen werden. Die Einnahme im Juni 1880 belief sich auf 529 389,5 S6 oder durchschnittlich pro Tag 17 646, 317
Im Juni 1881 entfallen auf die Linien: Ringbahn , Gesundbrunen — Rosenthaler Thor , 20 458,25. Pankow —Schönhauser Thor .., 17 945,35. Tegeler Chaussee —Weidendammer
ü 32 174,15. 267 561
Brücke .. . 3 271 95. 52 669 0 2 1
Peis. 1202 395 151 705 95 057
8 2
Tempelhof Dönhoffplatz . [ Rirdorf Dönhoffplaz . ... 3 Tharlottenburg = Monbijouplatz . 69. 15. Kreuzberg — Dönhoffplatz ᷣ 62,50. Kreuzberg —Behrenstraße 28 577,80. Moabit Spittelmarkt. 29 598,15. Treptow = Spittelmarkt. 40 545,70. Schöneberg Spittelmarkt. 12 459,5. Zoologischer Garten — Spittel⸗ , . Zoologischer Garten — Moritzplatz Görlitzer Bahn — Brandenburg— , . , esches Thor Monbijouplatz — Bülowstraße . Kronenstraße = Hafenplatz Tegeler Chaussee — Dalldorf Abonnements k
2 9 3 0
2 2 2 240 020 317097
322 385
9 n 2 w
259221 283 7ãs
37 276,20. 38 080, 70. 365699
73 889 104 605
2 755,70. 5 j6h6 56 14 838,80. 7788,90. 338,20. 5665,00.
— Kursbuch der deutschen Reichs-Postverwaltung. Bearbeitet im Kursbureau des Reichs⸗Postamts. 1881. Sommer— Ausgabe Nr. 2. — Berlin, Julius Springer. Preis 2 MS Wäh— rend das Kursbuch sonst in Zwischenräumen von 14—2 Monaten erscheint, bringt jeder der Monate Juli, August und September mit Rücksicht auf die Reisesaison eine neue Ausgabe, in welcher alle Aenderungen der Sommerfahrpläne berücksichtigt werden. Die Juli— Ausgabe ist soeben ausgegeben worden und enthält neben wefentlichen, das Ausland hetreffenden Aenderungen vornehmlich solche neue Ver⸗ bindungen, welche mit den Reisen in Bäder und Sommerfrischen zu⸗ sammenhängenz sie ist deshalb für jeden Touristen ein Führer, auf den er sich unbedingt verlassen kann, da Irrthümer bei diesem Kurs⸗ buch nicht zu befürchten sind.
— Das „Schiff schreibt: Mit großem Interesse werden unsere Leser die aus Spandau eingelaufene Nachricht begrüßen, daß das Telephon nunmehr auch dem Wasserbau und der Binnen— schiffahrt dienstbar gemacht werden soll. Es wird nämlich eine Telephonverbindung von der Schleuse bei Hohensaaten, wo der Finowkanal in die Oder mündet, bis zur Spandauer Schleuse her— gestellt werden. Dieselbe soll sämmtliche 18 Schleusen des Finow— kanals und der Havel von Liebenwalde bis Spandau, wie auch die Dienstwohnungen der auf dieser Strecke belegenen Wasserbau— beamten in Verbindung setzen. Die Linie wird etwa 160 km lang sein. Eine Kommission hat bereits die von der Anlage be— nöthigten Kosten abgeschätzt. Wir zweifeln nicht daran, daß sich das Telephon auch hier bewähren wird. Bekanntlich hat man in den mo— dernen Kanalprojekten, welche vor Erfindung des Telephon ausge— arbeitet wurden, die Einrichtung telegraphischer Leitungen zur gegen— seitigen Benachrichtigung der Schleusenwärter 2c. für unentbehrlich erachtet. Die viel größere Einfachheit des Telephon, dessen Anwen— dung komplizirte Apparate gar nicht benöthigt, dürfte diesem in der Binnenschiffahrt vor dem Telegraphen den Vorzug sichern.
. 8. Juli. (W. T. B.) Auf Veranlassung der Direktion der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft sind nunmehr behufs Nachforschungen nach der ‚Vandalia“ außer dem zuerst abgesandten Dampfer noch folgende Dampfer unterwegs: „Expreß“, „Conguerror“, „Tweed“ und „Ceder“, sämmtlich starke und schnelle Schiffe. Die englische Admiralität hat, wie bereits gemeldet, den Kriegsdampfer „Seahorse“ zur Aufsuchung der ‚Vandalia“ beordert. Der Dampfer „Stormeock'“, welcher gestern Liverpool zu gleichem Zwecke verlassen follte, konnte nicht abgehen; an seiner Stelle ist der Dampfer „Conquerror“ abge— gangen.
Plymouth, 65. Juli. (W. T. B.. Der Hamburger Post— dampfer „Suevia“ ist hier eingetroffen.
Southampton, 6. Juli. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist hier angekommen.
e, , 6 n , er Hamburger Po stdampfer „Westphalia“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 7. Juli 1881.
Starke st.
Am 6. dieses Monats verstarb hierselbst der Unter— Staatssekretär im Ministerium des Innern, Starke, im noch nicht vollendeten fünfzigsten Lebensjahre.
Curt Moritz Hubert Starke, ein Sohn des verstorbenen Appellationsgerichts-Präsidenten Starke zu Breslau, geboren zu Naumburg am 14. August 1831, trat, nachdem er auf den Universitäten Breslau, Heidelberg und Halle die Rechts. und Staatswissenschaften studirt hatte, am 20. Dezember 1853 als Auskultator bei dem damaligen Kreisgerichte zu Insterburg in den Staatsdienst. Im Jahre 1855 wurde er auf seinen Antrag an das damalige Kreis— gericht zu Merseburg versetzt und im folgenden Jahre zum Referendar bei der dortigen Regierung ernannt. Auf Grund der mit dem Prädikate „vorzüglich“ bestandenen dritten Prüfung im Jahre 1859 zum Regierungs⸗Assessor ernannt, wurde er zunächst der Regierung zu Merseburg überwiesen, im Jahre 1861 nach Magdeburg versetzt, wo er am Ober⸗Präsidium der Provinz Sachsen beschäftigt wurde. Die ungewöhnliche Be— fähigung und Tüchtigkeit, die Starke in dieser Stellung an den Tag legte, veranlaßte im Jahre 1867 den damaligen Ober⸗-Präsidenten der Provinz Hannover, Grafen zu Stolberg— Wernigerode, seine Versetzung als Ober⸗-Präsidial-Rath nach Hannover herbeizuführen. In der Mitwirkung bei der Ueberlei—⸗ tung der Verhältnisse des vormaligen Königreiches Hannover in die neue Ordnung, zu welcher Starke in dieser Stellung berufen war, hatte er reiche Gelegenheit sein praktisches Geschick und seine Umsicht zu beweisen. Nachdem er 1868 zum Regierungs-Rath ernannt war, wurde er im Sommer 1871 als Hülfsarbeiter in das Reichskanzler⸗Amt berufen, im Dezember desselben Jahres zum Geheimen Regierungs- und vortragenden Rath und 1875 zum Geheimen Ober-Regierungs⸗Rath ernannt. Im Jahre 1879 erfolgte seine Ernennung zum Unter-Staatssekretär im Ministerium des Innern unter Beilegung des Charakters als Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath mit dem Range eines Rathes erster Klasse.
Als Nebenämter bekleidete er die Stellungen als Vor— sitzender der auf Grund des Gesetzes gegen die gemeingefähr— lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 gebildeten Reichskommission seit 1879 und als Präsident der Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte seit 15880.
Als Allerhöchsten Gnadenbeweis Sr. Majestät des Kaisers und Königs besaß Starke den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub, an Auszeichnungen fremder Fürsten das Commandeurkreuz zweiter Klasse des Herzoglich sächsischen Falken⸗Ordens, das Füͤrstlich schwarzburgische und das Fürst— lich lippesche Ehrenkreuz erster Klasse, das Komthurkreuz weiter Klasse des Herzoglich sachsen⸗ernestinischen Haus— He e. und das Commandeurkreuz zweiter Klasse des Herzog— lich anhaltischen Haus⸗Ordens Albrechts des Bären.
Starke war ein Mann von ungewöhnlicher Begabung. Neben einem raschen und scharfen Auffassungsvermögen zeich— nete er sich durch eine Fülle des Wissens und ein hervorra— gendes praktisches Geschick aus. Diese Eigenschaften, verbun— den mit eisernem Fleiße und größter Pflichttreue, die gegen die eigene Person keine Rücksichten kannten, ließen Starke in allen Stellungen, die er bekleidete, Vorzügliches leisten. Sei⸗ nem Könige und Herrn war er in tiefster Ehrerbietung und un⸗ erschütterlicher Treue ergeben. Sein Auftreten zeichnete sich durch Liebenswürdigkeit und edle Einfachheit aus, die auf der auf— richtigsten Selbstlosigkeit seines Charakters beruhten. Alle, denen es vergönnt war, dem Verstorbenen im amtlichen oder persönlichen Verkehre näher zu treten, werden das Hinscheiden desselben in dem kräftigsten Mannesalter, in der vollsten Tüchtigkeit sür seine wichtige Berufsstellung tief beklagen; sein Andenken wird bei ihnen dauernd sortleben.
Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.
Das deutsche Exportgeschäft nach China. Shanghai, März 1881. CGortsetzung.)
Ueber das Maß, in welchem die verschiedenen Länder bei dem chinesischen Einfuhrhandel betheiligt sind, liegen insoweit gengue Angaben vor, als der Ursprungsort der betreffenden Güter in dem gleichen Lande belegen ist, wie der Verschiffungshafen derselben. Denn die zollamtliche Buchung der Importe richtet sich nur nach letzterem, da es für die Feststellung des ersteren an Anhaltspunkten fehlt. Hiernach waren im Durchschnitt der fünfjährigen Periode 1871—1675 und im Durchschnitt der vierjährigen Periode 1876— 1879 an dem Werthe der Einfuhr Chinas betheiligt:
i 187175 1876/79
Großbritannien.. 32,80 24,88
n z als Transitplatz. Die
⸗ als von dort kommend Hongkong aufgeführten Güter P sind europäischen oder
anderen
nnn nge, 34,38 36,53
2445 26,69 1981 1, 93
sv Ts F
J Singapore, Straits, Neuseeland Kapstadt, Australien, Kanada J“ *
Großbritannien nebst Kolonien mit Proz. Vereinigte Staaten Nordamerikas, 0, 6 2, 15 Europäischer Kontinent (exel.
d . 0,73 117 , . 0, 16 0,45 J 3,72 4,63 Philippinen, Saigon, Siam,
j, j, 1,23 1,47
n 0,
Java, Suez, Südamerika und andere Länder
; ö 100,900 100,00 Die auffallendsten Veränderungen haben in dem gedachten Zeitraum die resp. Antheile Großbritanniens, abnehmender— weise, sowie der Vereinigten Staaten und des europäischen Kontinents, zunehmenderweise, . nämlich: ; ; Vereinigte Europ. Kontinent Großbritannien. Staaten. excl. Rußland). 1871 Proz. 36, 25 0,52 0.33 ö 32,39 0,53 0,50 . 30 35 . 29,85 . 3026 ö. 28 85 , 26, 26 , 20,43 ; ö 25, 98 3,06 266
Ueber den Antheil Deutschlands ertheilt obige Zusammen— stellung leider keine Auskunft. Erstlich ist derselbe mit dem übrigen europäischen Kontinent amalgamirt und zweitens würde das Prinzip, die Güter nach dem Lande des Verschif— fungshafens zu klassifiziren, für Deutschland nicht zutreffen, weil dessen Exporte nach China größtentheils via England verschifft werden, somit dem Conto . Waaren zu Gute kommen. Da nun Aufzeichnungen anderer Art nicht existiren, so läßt sich über die Entwicklung und Ausdehnung des deutschen Exportgeschäfts weder ein statistisches Urtheil gewinnen, noch auch nur eine Schätzung seines Werths versuchen. Es ist jedoch zu vermuthen, daß die den letzteren repräsentirende Ziffer recht klein im Verhält⸗ niß zu der Gesammteinfuhr Chinas ausfallen würde, da von den meisten Stapelartikeln des hiesigen Konsums bekannt ist, daß sie nicht oder nur zu geringem Theile aus Deutschland stammen.
Diese Bemerkungen vorausgeschickt, gehen wir jetzt zu der Mittheilung der kaufmännischen Berichte über, deren In— halt nach folgendem Schema geordnet ist:
J. Stapelartikel,
II. Artikel, die hauptsächlich oder ausschließlich mit der chinesischen Regierung gehandelt werden,
III. Artikel für den Gebrauch der Ausländer,
IV. Verschiedenes,
V. Allgemeine Rathschläge zur Hebung des deutschen Ex⸗ portgeschäfts. .
Die eigenen Worte der Berichterstatter sind, soweit der Zusammenhang es erlaubte, beibehalten und ist der Bericht einer jeden Firma unter den verschiedenen Rubriken durch denselben (kleinen) Buchstaben des Alphabets gekennzeichnet, während der Wohnort des Berichterstatters, außer bei Shanghai, durch den (großen) Anfangsbuchstaben desselben angedeutet wird (N. — Ningpo. A. — Amoz).
J. Stapelarlikel.
1) Baumwollenwaaren: ;
a. Baumwollenwaaren werden von England, Amerika und den Niederlanden importirt; deutsche Baumwollenwaaren kennt man hier nicht und ist daher auch nicht zu sagen, ob dieselben eventuell konkurriren könnten.
b. Bezugsquelle: England; bei Jeans, Drills und Shee⸗ tings außer England auch Amerika und die Niederlande. Die deutschen Fabrikanten haben sich kaum Mühe genug ge— geben, hierin Konkurrenz zu machen; sie sind zu unzuverlässig hinsichtlich Ausführung von Qualität, Aufmachung ꝛc., auch ist deutsches Fabrikat zu theuer. .
c. Die sg. Plain Kottons (Shirtings, J. Cloth, Jeans, Drills, Sheetings) kommen fast ausschließlich aus England und in den besseren Oualitäten aus Amerika. Ich glaube nicht, daß Deutschland auf irgend einem überseeischen Markte konkur⸗ riren kann, also auch nicht hier. Drills kommen in guter, nicht übermäßig erschwerter (Ig. size) Qualität aus den Nieder⸗ landen und sind beliebt. Ich kann nicht entscheiden, ob die Nie⸗ derlande als Regel billig genug herstellen kann, oder ob es nur den Ueberschuß der Produktion für Niederländisch-Indien nach hier wirft. Im ersteren Falle könnte vielleicht in der Provinz Hannover Konkurrenz gemacht werden. Aehnliches gilt von Cambrics und Jaconets, Dimities, Twills, Muslinen, Lawes, ferner Longeloth und Garn. Türkischrothe Zeuge kommen aus Glasgow, Leyden oder der i,. die Fabri⸗ kation in Deutschland ist meines Wissens sehr klein. In be⸗ druckten Stoffen, Möbelkattunen, Zitz u. dgl. ist der chinesische Geschmack bis jetzt nur in England getroffen. Mit deutschen Velvets und Velveteens sind Versuche gemacht und sollten reüssiren können, mit Bexücksichtigung der allgemeinen Be⸗ dingungen in Bezug auf Zuverlässigkeit und Gleichmäßigkeit der Lieferungen. In gefärbtem Damast ist der Konsum unbe⸗ deutend und nur in England gedeckt, ebenso Cotton⸗Lastings und Blue-Mottles. Taffachelas ist ursprünglich Japan-AUrtikel
und wird am besten in der Schweiz fabrizirt; der Konsum ist