1881 / 159 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jul 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Ver⸗ loosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm—⸗ Aktien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 1556 Stück gezogen worden.

9 ,, werden den Besitzern mit der Aufforderung ge⸗ ündigt, den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das 2. Semester d. J. vom 15. Dezember d. J. ab egen Quittung und Rückgabe der Aktien und der dazu ge⸗ ke en nicht mehr zahlbaren Kupons Ser. VIII. Nr. 5 bis 8 nebst Talons bei der Staatsschulden⸗Tilgungskasse ihn selbst, Oranienstraße 94, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs⸗Haupt⸗ kassen, bei den Bezirks⸗Hauptkassen der Provinz Hanno ver und bei der Kreiskasse zu Frankfurt a. M. Zu diesem Zwecke lönnen die Aktien nebst Kupons und Talons einer dieser Kassen schon vom 15. November d. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungskasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 15. Dezember d. J. ab bewirkt.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefern⸗ den Kupons wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage zurückbehalten.

Vom 1. Januar k. J. ab hört die Verzinsung der gekündigten Do kumente auf.

Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wieder⸗ holt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß ihre De un bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.

Berlin, den 1. Juli 1881.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Hering. Merleker. Michelly.

Abgereist: Der Direktor im Reichsamt des Innern

Bosse nach Oesterreich;

der General-Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Ober⸗JustizRath Oehlschläger nach Rötzenhagen bei Schlawe in Pommern.

Aichtamtliches. Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König trafen, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern früh 9 Uhr mittelst Extrazuges, von Coblenz kommend, in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden und mit zahlreichem Gefolge in Constanz ein.

Am Bahnhofe wurden Se. Majestät von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Großherzoge von Baden, der Prinzessin Victoria und den Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden empfangen. Se. Majestät bestiegen mit der Großherzogin und der i f Victoria einen großen Hofwagen und fuhren unter dem Jubel der begrüßenden Bevölkerung zum Hafen an den Landungsplatz der Dampfschiffe. Nach vollzogener Einschiffung auf den „Kaiser Wilhelm“ brachte das Schiff Se. Majestät den Kaiser und die Großherzoglichen Herrschaften mit Gefolge nach Mainau. Während der Fahrt wurde ein Frühstück ein⸗ genommen, und bald nach der Ankunft auf Schloß Mainau besuchten Se. Majestät der Kaiser den Gottesdienst in der Schloßkirche, wo Prälat Doll die Predigt hielt.

Se. Majestät erfreuen Sich des besten Wohlbefindens.

Die neuesten Bulletins über das Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin lauten:

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben eine ver— hältnißmäßige ruhige Nacht gehabt. Der Appetit hebt sich. Allgemeinbefinden zufriedenstellend. Wunde, bis auf einen kleinen noch bestehenden Gang, geschlossen.

Coblenz, 10. Juli 1881.

Busch. Velten. Schliep.

Trotz einer etwas weniger guten Nacht ist das Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ein befriedigendes. Ihre Majestät konnte heute auf kurze Zeit sitzende Stellung einnehmen.

Coblenz, 11. Juli 1861.

Busch. Velten. Schliep.

In Betreff der Umzugskostenvergütung für Beamte hat der Justiz Minister auf Grund eines von dem Staats⸗Ministerium im Einverständnisse mit der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer neuerlich gefaßten Beschlusses durch eine allgemeine Verfügung vom 2. d. M. Folgendes bestimmt:

1 Unter „Familie“ im Sinne des §. 5 des Gesetzes vom 24. Februar 1877 sind nicht nur Ehefrau, Kinder oder Eltern, sondern auch andere nahe Verwandte und Pflegekinder zu ver⸗ stehen, sofern der Beamte denselben im eigenen Hausstande Wohnung und Unterhalt auf Grund einer gesetzlichen oder mora⸗ lischen Unterstützungsverbindlichkeit gewährt. Die Gewährung der vollen Umzugskostenvergütung (8. 1 des Gesetzes vom 24. Fe⸗ bruar 1877) ist lediglich von der Thatsache abhängig zu machen, daß der Beamte zur Zeit des Umzugs Familie gehabt hat, mag er den Umzug mit oder ohne Familie bewirkt haben. 2) In der Zahlungsanweisung für Umzugskostenvergütungen kommt die Bescheinigung, daß der Umzug mit Familie bewirkt sei, in Wegfall. Statt dessen ist zutreffendenfalls zu beschei⸗ nigen, daß der Beamte mi. Zeit des Umzugs Familie im Sinne der allgemeinen Verfügung des k vom 2. Juli 1881 gehabt habe.

Die Anzeige der Geburt eines Kindes bei dem Stan⸗ desbeamten mit der fälschlichen Angabe des Anzeigenden, daß er bei der Geburt zugegen gewesen, um sich dadurch als zur Geburtsanzeige berechtigt zu legitimiren, ist nach einein Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 29. Mai d. J., als intellektuelle Urkündenfälschung zu bestrafen, wenn auf Grund dieser Anzeige die Beurkundung der Geburt in dem Geburtsregister erfolgt ist.

Der General-Lieutenant von Biehler, Chef des Ingenieur⸗Corps und der Pioniere und General⸗Inspecteur der Festungen, hat sich mit mehrwöchentlichem Urlaub nach Heringsdorf bei Swinemünde begeben.

S. M. Kanonenboot „Nautilus“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Koryvkapt. Chüden, ist am 11. Juli cr. in Aden ein⸗ getroffen und beabsichtigte am 14. dess. Mts. die Heimreise fortzusetzen.

Kiel, 11. Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm ist heute Vormittag hier eingetroffen und am Bahnhofe von Ihren Königlichen Hoheiten dem Pxinzen Heinrich und dem Erbgroßherzog von Oldenburg sowie dem Vize⸗Admiral Batsch empfangen wor⸗ den. Vom Bahnhose aus begab Sich Prinz Wilhelm unter enthusiastischen 5 der zahlreich anwesenden Bevölkerung 2 fei festlich geschmückten Straßen der Stadt nach dem Schlosse.

11. Juli. (W. T. B.! Das deutsche Uebungs⸗ geschwader ist heute hier eingetroffen und hat in der Wyker Bucht Anker geworfen.

Sachsen. Seipzig, 10. Juli. (W. T. B.) Die Landespolizeibehörde hat weitere 22 Sozialdemo— kraten wegen von ihnen zu befürchtender Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ausgewiesen.

Württemberg. Stuttgart, 9. Juli. Am 24. Juni ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, unter dem Vorsitze des Staats-Ministers der Auswärtigen An⸗ gelegenheiten, Dr. von Mittnacht, der durch die Königliche Verordnung vom 20. März d. J. neu gebildete „Beirath der Verkehrsanstalten“ zum ersten Male zusammen⸗ getreten. Seine Aufgabe besteht darin, an das Ministerium der Verkehrsanstalten in wichtigen, den Handel, die Gewerbe und die Landwirthschaft berührenden Fragen des Verkehrs⸗ wesens gutachtliche Aeußerungen abzugeben; er kann auch Wünsche und Beschwerden aus jenen Interessenkreisen zur Kenntniß des Ministeriums bringen. Der Beirath kann nach der gedachten Königlichen Verordnung für die Erledigung drin⸗ gender Angelegenheiten und zur Vorbereitung seiner Be⸗ rathungen einen ständigen Ausschuß aus seiner Mitte bestellen. Die Frage, ob von dieser Befugniß Gebrauch zu machen sei, sowie die Wahl des Ausschusses war der erste Gegenstand der Berathungen. Nachdem sich der Beirath für die Bestellung eines ständigen Ausschusses entschieden hatte, wurden in den⸗ selben 6 Beirathsmitglieder und 6 Ersatzmänner gewählt. Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde von dem Staats— Minister von Mittnacht der Erbgraf von Rechberg bestimmt. Den einzigen weiteren Gegenstand der Tagesordnung bildete der Entwurf des Winterfahrplans.

Baden. Karlsruhe, 8. Juli. Der Großherzog und die Prinzessin Victoria sind heute Vormittag auf Schloß Mainau eingetroffen.

Hessen. Darmstadt, 9. Juli. (W. T. B.) Der Großherzog wird ch mit den Prinzessinnen Victoria und Elisabeth von London aus zu einem kurzen Besuche des Hofes nach Brüssel begeben und am 14. d. hier wieder eintreffen. 635

A ß5⸗Lothri *. Straßburg, 19. Juli. Die „Els.Lothr. Ztg.“ . wiederum ein Verzeichniß von 401 Personen, deren Option bezw. Auswanderung der Statt⸗ halter auf Grund der von der Options kommission in ihrer 5. Sitzung abgegebenen Gutachten als gültig anerkannt hat.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Juli. (W. T. B.) Heute wurden die „Presse“, das „Fremdenblatt“, die „Deutsche Zeitung“, das „Extrablatt“, die „Wiener Allgemeine Zeitung“ und die „Tribüne“ wegen Veröffentlichung von Berichten über die gestrige Versammlung des deutschen Wandervereins in Purkersdorf konfiszirt.

Prag, 8. Juli. Dem „Prager Abendblatt“ wird aus Wien geschrieben, daß die Ernennung des FML. Ritters von Krauß zum Statthaltereileiter in Prag nach den letzten Meldungen über das Befinden des Freiherrn von Weber nicht überraschen könne. FMS. Ritter von Krauß habe sich während seines langjährigen Wirkens in der Militärkanzlei Sr. Majestät das Vertrauen des Monarchen in vollem Umfange zu gewinnen verstanden. Baron Weber habe als Chef der Verwaltung Böhmens sich die Sympathie und Hochachtung Aller erworben, welche Gelegenheit hatten, sein leutseliges Wesen, sein unbeugsames Rechtsgefühl sowie seine strenge Unparteilichkeit und seinen musterhaften Pflichteifer kennen zu lernen. Gerade diese Eigenschasten aber, die ihn so sehr auszeichnen, hätten ihn wohl von vornherein davor be— wahren sollen, Gegenstand solcher tendenziöser Kombinationen zu sein, wie sie seit einigen Tagen in einzelnen Wiener Blät— tern zu lesen gewesen waren.

9. Juli. Fürst Milan von Serbien ist nebst Ge⸗ mahlin und dem Erbprinzen heute Abends hier angelangt. Auf dem Bahnhofe hatten sich der Kronprinz Erzherzog or. nebst Gefolge, sowie eine serbische Deputation ein⸗ gefunden.

Pest, 8. Juli. Bezüglich der Erhöhung des Zins⸗ fußes der verzinslichen Staatskassenscheine von 4 auf 41“ Proz. berichtet die Ungarische Post“, daß der Finanz⸗ Minister zu dieser Verfügung durch den Umstand veranlaßt wurde, daß sich in den letzten zwei Monaten des jüngsten Quartals ein schwächerer Absatz der Kassenscheine heraus⸗ stellte, als dies in dem vorhergehenden Quartal der Fall war, was übrigens natürlich erscheine, da ein großer Theil des Publikums auch auf ein halb Prozent am Zinsengenusse nicht gern verzichte. Um also dieser bekanntlich sehr beliebten Kapi⸗ talsanlage den früheren Absatz wieder zu sichern, habe der Finanz⸗Minister obige Verfügungen, 2 dem Staatsschatze ohnehin keine wesentliche Meh ausgaben verursachten, getroffen.

Agram, 9. Juli. (W. T. B.) Der Landtag beendete heute die Berathung über die Fiumaner Frage und nahm den Bericht des Ausschusses, in welchem konstatirt wird, daß von einer Fälschung des Ausgleichsgesetzes von 1868 keine Rede sei, mit 48 gegen 19 Stimmen an, nachdem von den Vertretern der Regierung nachgewiesen worden war, daß der §. 66 des Ausgleichsgesetzes in seiner gegenwärtigen Fassung durch die Willenseinigung aller berufenen Faktoren zu Stande gekommen ist.

Großbritannien und Irland. London, 9. Juli. (W. T. B.) Die Königin hat heute in Windsor die

Revue über die Freiwilligen-Regimenter abgehalten. Gegen 60 909 Mann standen in der Parade. Sämmtliche hier anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie sowie Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten der Revue bei, welche einen glänzenden Verlauf hatte.

Frankreich. Paris, 9. Juli. (W. T. B.) Heute Vormittag berieth der Ministerra th über die Angelegen— heiten Algiers und Tun is'. Es sollen neue Streit—

kräfte nach Süd⸗Tunis gesandt und Sfax, Gabes und die

sel Djerba besetzt werden. Das in Toulon befindliche

anzergeschwader hält sich bereit, um sofort nach dem Golf von Gabes abzugehen. Der Kommandant des Panzerschiffes „Reine Blanche“ meldet, daß der Aviso „Chacal“ Sfax am 7. d. mit einer am Strande aufgestellten Batterie von 11 Geschützen beschossen hat. Die Au fständischen er— widerten das Feuer, ohne jedoch den Aviso zu erreichen. Am 8. d. bombardirten die Panzerschiffe die Stadt und das Fort. Gegen 1500 Insurgenten halten die Umgebung von Sfax be— setzt. Die Terrainhindernisse machen eine Annäherung schwierig. Es werden Verstärkungen zur Landung erwartet.

Die Deputirtenkammer genehmigte 33 Artikel von dem Budget des öffentlichen Unterrichts. Der De— putirte Du Bodan von der Rechten wird am Mittwoch die Regierung über die Angelegenheiten Algiers interpelliren.

Der Senat bewilligte den Zu satzkredit von 14 Millio⸗ nen Francs für die Expedition nach Tu nis. Die Nachricht von dem Tode Martels bestätigt sich nicht.

Die Gerüchte von einer neuen Offensiv⸗Bewegung Bou Amema's sind bisher nicht bestätigt worden. Es sind Maß— regeln ergriffen worden, um neuen Einfällen zu begegnen, aber Angesichts der Hitze in der Sahara scheint es unmöglich, vor dem Herbste zum Angriff auf Bou Amema im äußersten Süden vorzugehen.

16. Juli. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Tripolis, vom 9. d. M., hat das Panzer⸗ schiff „La Galissoniere“ mit dem Admiral Conrad an Bord auf der Fahrt nach Tunis Trixzolis passirt. Die An⸗ wesenheit des Panzerschiffes trug zur Beilegung der Erregung in Tripolis bei. Die mit den tür— kischen Schiffen gewechselten Salutschüsse liefern einen Beweis für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei. Einem Telegramm des Kommandanten des Panzerschiffes „Reine Blanche“ aus Madia, vom 10. d. M., zufolge dauert der Widerstand von Sfax fort. Nach der vorgenommenen Rekognoscirung hat sich herausgestellt, daß eine Landung nur vor Sfax mög⸗ lich sei. Heute früh schossen Kanots mit Kanonen auf etwa 1000 m und zerstörten eine Strandbatterie; auf andere Bat⸗ terien, welche bei der Rekognoscirung entdeckt wurden, soll das Feuer heute Abend eröffnet werden.

Italien. Rom, 9. Juli. (W. T. B) Die Senats⸗ kommission für die Wahlreform-Vorlage beschloß, die weit re Berathung bis zum Zusammentritt der Kammern im November zu vertagen.

Türkei. Konstantinopel, 9. Juli. (W. T. B.) Das erstinstanzliche Urtheil in dem Prozesse wegen Er⸗— mordung des Sultans Abdul Aziz ist von dem Kassa⸗ tionshofe bestätigt worden und soll morgen dem Sultan zur Sanktion unterbreitet werden.

Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel: Die Pforte gab neuerdings der französischen Regierung die Zu⸗ sicherung, daß sie Nichts verabsäumen werde, um die Gemüther der Bevölkerung von Tripolis zu besänftigen. Die dort hingesandten türkischen Truppen sollten lediglich die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten. Wie verlautet, wird der fran⸗ zösische Geschäftsträger in Pera gegen die Gerüchte, als hätte ,, aggressive Absichten bezüglich Tripolis, Verwahrung einlegen.

Rumänien. Bukarest, 11. Juli. (W. T. B.) Der bulgarische Minister⸗Präsident Ernroth ist gestern hier ein— getroffen. Fürst Alexander von Bulgarien wird heute in Rustschuk erwartet und begiebt sich von dort nach Si⸗ stowo, wo er voraussichtlich am Dienstag eintreffen wird.

Serbien. Belgrad, 10. Juli. (W. T. B.) Bontoux hat auf Rechnung des serbischen Anleihens 3 Millionen Francs in Gold gesandt. Der Ingenieur Richter, ein Deut— scher, ist als Generaldirektor des serbischen Eisen⸗ bahnwesens in den Staatsdienst eingetreten.

Nußland und Polen. Kronstadt, 9. Juli. (W. T. B.) Das englische Geschwader hat gestern Nachmittag 6 Uhr den hiesigen Hafen verlassen. Vor der Abfahrt hatten der Kaiser, die Kaiserin, der Großfürst⸗Thron— folger, Großfürst Wladimir nebst Gemahlin, die Großfürsten Alexei Alexandrowitsch, Michael Nicolajewitsch nebst Sohn, der Herzog von Leuchtenberg mit Gemahlin sowie die Prinzen von Oldenburg und von Mecklenburg-Schwerin nebst Gesolge das Geeschwader besucht. Auf dem Panzerschiffe „Herkules“ wurden die russischen Gäste mit einem Frühstück bewirthet. Nachdem dieselben später den eg les, besichtigt hatten, be⸗ gaben sie sich auf die russische Jacht Zarewna“, um nach Peterhof zu fahren. Das englische Geschwader lichtete sogleich die Anker und salutirte die Kaiserliche Standarte. Von den Schiffen des Geschwaders ist die Jacht „Liveley“, welche noch einige Aufträge zu erledigen hat, zu einem dreitägigen Auf⸗ enthalte hier zurückgeblieben. ;

Der Minister des ,. hat den Straßenverkauf der Zeitung, Moscauer Telegraph“ verboten.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Juli. (W. W. B.) Die Neuwahlen für das Folkething sind auf den 26. d. festgesetzt worden.

Amerika. Washington, 9. Juli. (W. T. B.) Nach dem heute früh Si“ Uhr über den Zustand des Präsi⸗ denten Garfield veröffentlichten Bulletin hat der Präsi⸗ dent eine gute Nacht gehabt und ist der allgemeine Fottschritt in der Besserung sehr befriedigend.

Der Staatssekretär Blaine hat heute Morgen an die Vertreter der Unionsstaaten im Auslande telegraphirt, daß mit jeder Stunde mehr Hoffnung auf schließliche Gene⸗ sung des Präsidenten Garfield gewonnen wird. Das Wetter sei heute günstiger.

10. Juli, Nachmittags 1 Uhr. (W. T. B.) Die günstigen Erscheinungen in dem Befinden des Präsidenten Garfield dauern fort. Pulsbewegung, Temperatur und Respiration werden mehr und mehr normal.

Landtags Angelegenheiten.

Artern, 9. Juli. (W. T. V.) Bei der Landtagserfatz⸗ wahl für den Wahlkreis Sangerhausen⸗-Eckartsberga wurde der Regierungs⸗Präsident von Wedell (kons) mit 171 von 3233 Stimmen wiedergewählt; der Gegenkandidat, Prediger Richter, Mariendorf (nxat. lib.), erhielt l54 Stimmen.

Statistische Nachrichten.

Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Friedrich⸗Wilhelms-Universität zu Berlin im Sommersemester 1831. A. Im Wintersemester IS 81 sind immatrikulirt gewesen 4197. Davon sind abgegangen 1311. Fs sind demnach geblieben 27986. Dazu sind in diesem Semester gekommen 913. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden betragt daher 3709. Die theologische Fakultät zählt: Preußen 235. Nicht⸗ preußen 28; zusammen 264. Die juristische Fakultät zählt: Preußen J55. Nichtpreußen 137; zusammen 10687. Die medizinische Fakultat zählt: Preußen 492, Nichtpreußen S4; zusammen 576. Die philosohische Fakultät zählt; a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 1259, p. Preußen ohne Zeugniß der Reife 181; Jomit Preußen 1450; c. Nichtpreußen 332; Insgesammt 3709. B. Außer diesen immatri⸗ kulirten Studirenden hören die Universität-Vorlesungen: IN) Nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen, welche von dem Rektor zum Hören der Vorlesungen zugelassen worden sind 99, 2) Studtrende der militärärztlichen Bildungsanstalten 215; zusammen zi; in Summa 4023. C. Zum Hören der Vorlesungen sind außer⸗ dem' berechtigt: 1) Studirende der Technischen Hochschule 769, 2) Studirende der Berg⸗Akademie 79, 3) Studirende der landwirth⸗ schaftlichen Hochschule, welche im Besitz des Berechtigungsscheins zum einjährigen Militärdienst sind 18, 4 Studirende der Akademie der Künste 48; zusammen 905. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin 4928. ö . .

London, T7. Juli. (Allg. Corr) Dem Parlament ist ein vor⸗ läufiger Bericht über die Ergebnisse der diesjährigen Volks— zähkung vorgelegt worden. Dieser Bericht beziffert die Gesammt⸗ bevölkerung von Großbritannien und. Irland auf 31 246 5627 Köpfe, was einen Zuwachs von 4147 236 in den letzten zehn Jahren darstellt. Von dieser Seelenzahl entfallen 25 968 286 auf England und Wales, 3 734 370 auf Schottland, 5 159 839 auf Irland, 53 492 auf die Insel Man und 87 731 auf die Kanalinseln. Der oben erwähnte Zuwachs der Bevölkerung fällt bauptsächlich auf die Grafschaften Lancashire, Jorkshire, Middlesser und Surrey, während Cornwall, Dorset, Hereford und Hunlingdon eine Abnahme von je EGinwohner verzeichnen. Von Städten ist Nottingham am meisten begünftigt, da seine Einwohnerzahl sich seit 1371 nahezu verdoppelt hat. Liverpool und Birmingham haben um je 60000, Leeds um 5000, Sheffield und Bristol um je 70 00 Einwohner zugenommen; von NManchester wird dagegen berichtet, daß es nahezu 19 009 Einwohner eingebüßt hat. Daß sonft die Städte sich eines riesigen Wachsthums erfreuen, geht aus dem Umstande hervor, daß im Jahre 1871 nur 16 parlamentarische Burgflecken von über 100 00 Einwohner existirten, während es deren heute A giebt. Die Bevölkerung Londons ist von 32542360 Seelen in 1871 auf 3814571 in 1881 gestiegen, weist mithin eine Zunahme von 560 311 Köpfen auf. Dieser Zuwachs ver⸗ theilt sich auf alle Bezirke der Metropole (29 an Zahl) mit Aus— nahme der City, deren Einwohnerschaft sich um 24414 Seelen ver⸗ mindert hat. Auf die Quadratmeile Flächenraum in London kommen jetzt 33 325 Einwohner. Nächst London ist Lirerpool die größte Stadt des Ver. Königreichs mit etwas über 550 900 Einwohnern. In England und Wales hat die Bevölkerung seit 171 um 3 256 M0, in Schottland um 374 352 Seelen zugenommen, in Irland dagegen 252 538 oder ungefähr ein Neuntel (auptsächlich durch Auswanderung) eingebüßt. Zu bemerken ist noch, daß die Gesammtzahl der männ⸗ lichen Einwohner von Großbritannien und Irland (17 253 947) hinter der weiblichen um nahezu 750 009 zurückbleibt. Die Bevölkerung von Bombay ist seit dem Census von 1871 um 110 621 auf 755 9000 Seelen in 1881 gestiegen. Im Punkte der Seelenzahl ist Bombay jetzt die zweitgrößte Stadt des britischen Reiches.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nachdem der Preußische Beamten⸗Verein im Jahre 1877 zur besseren Erreichung seiner Ziele die Monatschrift für Deutsche Beamte“ ins Leben gerufen, ist das Bedürfniß eines eigenen Organs zur Vertretung der Interessen des gesammten deutschen Beamtenstandes während des nunmehr vierjährigen Er⸗ scheinens der Zeitschrift in immer weiteren Kreisen zur Geltung ge— kommen. Wenn nun auch die Zeitschrift jetzt bereits eine ausgedehnte Verbreitung findet, so steht letztere doch noch lange nicht in einem entsprechenden Verhältniß zu der überaus großen Zahl der Inter⸗ essenten, und es ist sehr zu wünschen, daß diejenigen Beamten, Geist—⸗ lichen, Lehrer c., die noch nicht zu den Lesern der Monatschrift ge⸗ hören, auch ihrerseits durch Selbstabonnement und Empfehlung des Blattes in Freundeskreisen dazu beitragen helfen, dem zur Ver⸗ tretung der Interessen des Beamtenstandes geschaffenen Organ in demselben immer ausgedehntere Anerkennung und Wirksamkeit zu verschaffen. Die Zeitschrift erscheint im Verlage von Friedr. Weiß Nachf. in Grünberg i. Schl. (unter der Redaktion des Königl. Geh. Reg.⸗Raths und Landtags⸗Abgeordneten Jacobi in Liegnitz) in monatlichen Heften, und es beträgt das Abonnement beim Bezuge durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 3 „S pro Halbjahr bei direkter Kreuzband⸗Zusendung durch die Verlangs handlung (inkl. Porto) 3 60 60 3. Probehefte werden von letzterer auf Wunsch gratis und franko versandt.

Wie uns der Redacteur und der Verleger der ‚Deutschen Kommunal-Zei tung“ mittheilen, hat das Kaiserliche Zeitungs⸗ Postamt, als dieselben um Eintragung der Zeitung in das Zeitungs⸗ register ersuchten, diesen Antrag zuruͤckgewiesen mit dem Bemerken, daß, da der Herausgeber der ‚„Deutschen Gemeinde -Zeitung“, Dr. Hermann Stolp, bereits eine Zeitung unter jenem Namen an⸗ gemeldet habe, es unthunlich erscheine, eine gleichlautende zweite Zei⸗ tung einzutragen. Die Bestellungen auf das Blatt sind daher direkt an die Verlags⸗Expedition der „Deutschen Kommunal⸗Zeitung (P. Ellerholz), Berlin 80., Josephstr. 8, zu richten.

Joseph Baer u. Co. in Frankfurt a. M. und Paris haben für Juni⸗Jult 1881 Nr. 312 ihres „Antiquarischen An⸗ zeigers“ ausgegeben. Dieselbe enthält ein Verzeichniß von 294 historischen Memoiren und Briefsammlungen. Der bei weitem größte Theil dieser höchst interessanten Memoiren⸗ und Brief⸗ sammlung ist in französischer Sprache und von Franzosen verfaßt, datirt größtentheils aus dem 18. und 19. Jahrhundert, zum Theil auch aus dem 17. und 16., und bezieht sich der Mehrheit nach auf die Zeit Ludwig XV., die französische Revolution, Napoleon J. und Napoleon 11J. Außerdem befinden sich in dieser Sammlung aber auch ziemlich viele englische Schriftstücke, betreffend die englische Revolutions⸗ zeit u. A.; mehrere sind aus Rußland, einige aus Italien, Schwe⸗ den, den Niederlanden und aut Deutschland (Hardenbergs Denkwür⸗ digkeiten, herausgegeben von Ranke; Dorows Denkwürdigkeiten und Briefe, Gentz Tagebücher, des Ritters v. Lang Memoiren, des Ge—⸗ nerals v. Minutoli militärische Erinnerungen u. A. Um wenigstens ziniges anzuführen, machen wir aufmerksam auf die Sammlung histo— risch⸗berühmter Autographen ꝛc. (1846), enthaltend gute Facsimiles von ca. 300 Briefen berühmter Persönlichkeiten, u. a. von Friedrich d Gt Königin Luise von rene Aug. v. Weimar, August des Starken, Blücher, Hardenberg, Luther, Melanchthon u. s. w.; Collection des Memoires reiatifs à la Revolution Frangaise ete. (6 vols.); de Goulanges, MNemoires ete,; Napoleon J., Cor- rens pondance. . Kopenhagen, 11. Juli. (W. T. B. Die Malerin Frau Jerichau⸗Baumann ist heute gestorben ned,,

Gewerbe und Handel.

Zu der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Großen Berliner Pferdebahn⸗Gesellschaft waren 1270200 M Aktienkapital angemeldet. Nach Erledigung der For⸗ malitãten motivirte der Direktor Dittmann den Antrag der Verwal⸗ tung, das Aktienkapital um 5 1000909 4 zu erhöhen und den Be⸗ schluß der Generalversammlung vom 30. Dezember 1880 bezüglich Aus⸗ gabe von 5 00000 M Prioritäten zu kassiren. Derselbe führte aus, daß die Neubauten, welche noch auf dem Programm der Gesellschaft seien, 5 600 900 M erforderten, dazu kommt die Abfindung der Gründer mit 1500000 6 Die Abstimmung ergab die Annahme des Antrages der Verwaltung. In Bezug auf die Ausführung dieses Antrages wurde bestimmt, daß auf zwölf alte Aktien fünf neue zum Course von 139 entfallen Jollen, daß ferner das Bezugsrecht in der Zeit vom 15. Juli bis 31. August geltend zu machen sein würde, daß auf die neuen Aktien das Agio mit 30060 und fernere 100, der Einzahlung sofort bei Anmeldung zu entrichten sein werden, und daß endlich die Vollzahlung der neuen Aktien bis zum 31. Dezember er. zu ge⸗ schehen habe.

Nürnberg, 9. Juli. Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfenkommissionsgeschäft). Während der letzten 8 Tage zeigte der Geschäftsverkehr einen durchaus stillen Charakter. Der Gesammt⸗ umsatz in neuer Waare mag sich auf ca. 60 Ballen belaufen, die Zufuhren betragen ungefähr 40 Säcke. Die Preise sind im Allge⸗ meinen unverändert, nur einige kleine Posten Primawaare wurden etwas billiger abgegeben. Man zahlte für Prima bis zu 135 , für gut Mittel bis zu 110 , für Mittel bis zu 90 SS und für geringe bis zu 65 MW Die Stimmung des Marktes ist eine ruhige, die Ernteberichte aus den Produktionsplätzen lauten verschieden, theils günstig, theils auch weniger gut, doch kann noch überall geeignetes Wetter den Stand der Pflanze wieder zu einem schönen machen.

London, 9. Juli. (W. T. B.) Baring Brothers und Hambro laden zur Subskription auf 365 Mill. Fres. der fünf⸗ prozentigen italienischen Rente ein, deren Gesammtbetrag 7129 745 006 Fres. ausmacht. Der Rest wird nicht vor dem nächsten Jahre emittirt werden. Die Verzinsung beginnt für den jetzt zur Emission kommenden Betrag mit dem J. Juli 1881, und es sind die Zinsen in Paris und London zahlbar. Die Subskription wird am I3. Juli eröffnet und am 14. Juli geschlossen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 11. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer ‚Van⸗ dalia ist gestern Morgen, geschleppt von den Dampfern Conqueror? und Erpreß “*, in Greenock eingetroffen. An Bord Alles wohl. Nach der Reparatur wird die Vandalia“ am 18. d. nach New⸗Nork abgehen.

Triest, 11. Juli. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Diana“ ist gestern Nachmittag mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Berlin, 11. Juli 1881.

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.

Das deutsche Exportgeschäft nach China. Shanghai, März 1881. (Fortsetzung.)

V. Verschiedenes. 1) Barometer und Thermometer.

m. Import sehr geringfügig.

2) Bleifarben

m. kommen aus England. . .

p. (G.). Der Norden Chinas importirt viel vom Süden Chinas. Hier für Ningpo ist Hongkong und Canton Be— zugsort.

q. (A.) Für rothes Blei ist in Amoy guter Absatz und glaube ich wohl, daß deutsche Waare, wenn importirt, hier

verkäuflich wäre. 3) Blumen, künstliche.

d. Dieselben lassen sich, wenn hübsch und geschmackvoll wie die pariser Waare aufgemacht, in mäßigen Quantitäten schon verkaufen. Vielleicht würde sich auch ein Versuch mit künstlichen Blattpflanzen und Blumen in Töpfen empfehlen.

m. Das Geschäft hierin ist klein. Es wird theilweise mit Deutschland gemacht; Erfahrung hat jedoch gelehrt, daß Ordres von Paris reeller ausgeführt werden, als von Deutschland. Verwendung zum weiblichen Haarputz und in Tempeln.

p. (N.) werden in China selbst (Canton) sehr zart und schön angefertigt.

4) Bürsten.

d. Kleider,, Haar- und Zahnbürsten sind ohne Schwierig⸗ keit hier zu verkaufen.

m. ein sehr gerinfügiger Import.

q. (A.) Der Bedarf in Amoy ist nur für Europäer und wird so ziemlich aus Deutschland, als billigster Bezugsquelle,

gedeckt. 5) Cement.

g. Deutscher Cement ist ziemlich gering, geht aber gut, e,. findet der englische größeren Absatz, weil billiger her⸗ ulegen.

j 3. kommt theilweise von Deutschland, ist aber schwerer verkäuflich als der englische, der anerkannt der beste ist.

q. (A.) aus England bezogen.

6) Coirmatten

m. werden von Manilla bezogen.

7) Droguen und Medizinalwaaren. ;

d. Das Geschäst in diesen ist bisher ausschließlich in den Händen der hiesigen Apotheker und Dispensaries gewesen, die ihre alten Verbindungen in Europa haben und ihren ziemlich bedeutenden Bedarf direkt von dort decken, so daß es groß⸗ händlerischen Firmen schwer fällt, neben ihnen Droguen und Chemikalien aus Deutschland einzuführen, um so mehr als die Engländer nicht leicht andere als Howardsche Präparate kaufen. An die Chinesen direkt ist ein Artikel, Chinidin sulfurie in Flaschen à 1 0nce in beschränkten Mengen, einige hundert Flaschen jährlich, zu verkaufen; in Hongkong soll ein wesent⸗ lich größerer Absatz davon sein, auch Chinin sulfuric findet dort ziemlich regelmäßigen Abgang. Besonders starken Ver⸗ brauch haben in China von Medizinalien Chloralhydrat erystal, Liebreich Bromkali, Jodkali, Jodoform und Karbolsäure, reinste und beste in Krystallen und hat es mit deren Verkauf, wenn in regelmäßigen Zwischenräumen und nicht zu großen Quantitäten gesandt, keine Gefahr. Die Sache ist eben, daß die deutschen Präparate, die ja in jeder Beziehung mit den englischen konkurriren können, bekannter werden, besonders unter den Engländern, dann ist wohl auch auf ein größeres Geschäft darin zu hoffen. . . =

p. (.) Europäische Medizinen finden hier in Ching von Jahr zu Jahr größeren Absatz, zumal Chinin, Sarsa— parilla u. dgl. Es ist jedoch zu bedauern, daß viel

Schwindel mit Medizinen getrieben und den Chinesen sehr häufig schlechte Waare für schweres Geld verkauft wird. A. (.) Da die Mehrzahl der Aerzte hier draußen Eng⸗ länder sind, so werden gewöhnlich nur englische Medikamente gebraucht.

S) Farben, Anilin.

a. Deutschland ist Hauptbezugsland.

d. Deutsche Anilinfarben sind sehr in Aufschwung ge⸗ kommen und hat wasserlösliches Blau, welches durch das Minderergebniß der aus verschiedenen (in China) einheimischen Pflanzen gewonnenen Indigopasta besonders in Frage kam, hübsches, blau nüancirtes Cosine und arsenikfreies Rubin be⸗ sondere Berücksichtigung gefunden. Farben mit alten bekann⸗ ten Marken verkaufen sich stets am besten, in letzter Zeit scheint Verpackung in Blechbüchsen vor der früher so beliebten Glasflaschenpackung Bevorzugung zu finden. Die Preise von allen Farben, mit Ausnahme vielleicht von Blau, welches aus angeführtem Grunde sehr hoch bezahlt wurde, haben, gedrückt durch sehr beträchtliche Zufuhren, einen sehr niedrigen Stand— punkt erreicht und hat unser Markt sehr durch Ueberfüllung gelitten, was zu ruinösen Resultaten von vielen Aussendungen geführt hat.

f. Anilinfarben und ähnliche Produkte kommen haupt— sächlich von Deutschland, obgleich England auch Quantitäten, namentlich der besseren Sorten liefert.

g. Anilinfarben, deutsche, machen dem englischen und fran⸗

zösischen Fabrikate erfolgreiche Konkurrenz und werden gern genommen. Berliner Blau findet keinen großen Absatz; da— gegen ist Schweinfurter Grün in ziemlichen Posten unter— zubringen. m. Der Import deutscher Anilinfarben zum Färben von Seide, Baumwolle, Wolle und Papier ist bedeutend. Die einheimischen Färbemittel sind zu theuer, um damit konkur⸗ riren zu können. Schweinfurter Grün und Preußisch Blau finden Absatz. Von Ultramarin kommen circa 500 Kisten jährlich aus Deutschland.

Jetzige Marktpreise:

Magenta in 2 onze Flaschen per Flasche Taels 0.14 0.21. 8 Büchsen Büchse 0.45 0.70.

2! . 0.80 1.65. Flaschen Flasche 0.20 - 059. Büchsen Büchse

o. 50 = 0. 671. Flaͤsche

0, / 20 Blau . , ), 8 y „20 y y K Schweinfurter Grün per Pikul Ultramarin . ; 8.75 9.50. Preußisch Blau „10.00 - 50.00. n. Das Geschäft in Ultramarin ist keiner Ausdehnung fähig. Der Artikel leidet beinahe stets an Ueberfüllung. Die Bezüge kommen lediglich aus Deutschland, englische Waare ist verdrängt.

p. (N.) Ultramarin hier (Ningpo) gut verkäuflich, Schwein⸗ furter Grün desgleichen. Packung: 1 Pikul Kisten mit 1, 3 und 6 Katty Packeten. Anilinfarben finden hier auch guten 6 und steht deutsches Fabrikat in allen diesen Färbstoffen obenan.

q. (A.) Vornehmlich englische, welche die deutschen in der Qualität übertreffen.

1.50 1.70. 0. 16— 0.30. 17.00 21.50.

9) Fensterglas.

a. Belgien ist Hauptbezugsland. ö

b. Aus Belgien. Umsatz eirca 20 000 Kisten per Jahr.

g. Belgiens Konkurrenz schließt jedes andere Fabrikat aus.

m. Nur belgische Waare. Preis per Kiste von 100 Qua—⸗ dratfuß Taels Ab bis 230 je nach dem Sortimente.

n. Kommt von Belgien. Wir glauben nicht, daß in Deutschland Fabriken für Fensterglas existiren. .

b. (N.) Meist aus Belgien via Shanghai eingeführt. in Ningpo circa 100 Kisten assortirter Größen jährlich.

q. (A.) Durchschnittlich belgisches Fabrikat.

10) Fenstervorhänge.

a. In Folge geschmackloser Dessins und Farben ist deutsche Waare unbeachtet.

m. Nur von Detailgeschäften importirt aus England und Frankreich, von Deutschland kommt wenig.

1I) Feuersteine.

g. Deutschland ist mit England nicht konkurrenzfähig.

m. Bezugsländer nur England und Amerika.

p. (N.) Per Segelschiff als Ballast von den Straits ein⸗ geführt. Feuerschwämme werden aus den Yangtehäfen im—

portirt. 12) Gemälde und Stiche.

m. Für chinesische Idee wird, so viel ich weiß, billige Waare durch englische Häuser über England von Deutsch⸗ land importirt; es fehlen direkte Verbindungen mit den Fabrikanten.

13) Geld⸗ und Silber⸗Draht, Imitation.

g) Ein deutscher Artikel, findet im Norden nur beschränk⸗ ten Absatz. ;

m. Geht nur in kleinen Ouantitäten, von Deutschland kommend, findet Verwendung in der chinesischen Schuhfabrika⸗ tion und zu Stickereien.

14) Gummiwaaren. .

m. Deutsche Gummispielsachen lassen sich für chinesischen Bedarf unterbringen.

15) Guneysãcke.

m. Die von Calcutta und Indien überhaupt kommenden sind die billigsten, jede Konkurrenz ausschließend. Sie werden zum Reistransport verwandt und erzielen hier 11— 20 Taels per Tausend. . ü :

d. (à.) Mit den von Calcutta importirten können keine anderen konkurriren.

16) Instrumente, musikalische.

m. Musikdosen (für Chinesen) kommen aus Frankreich und der Schweiz. Pianos (nur für Europäer): die hier an⸗ erkannt besten sind Broadwoods, London; deutsche finden mit Ausnahme weniger bereits bekannten Marken geringen An⸗ klang und müssen billig verkauft werden. .

q. (A.) Die Manie für Musikdosen hat sich in den letzten Jahren hier draußen sehr gelegt und kann man eigent⸗ lich nur auf europäischen Bedarf rechnen.

17) Konditorwaaren. . f. Für den Konsum der Chinesen kommen dieselben aus⸗

ließlich aus London. ; ö 2 England werden Bonbons in nicht unbedeutenden Quantitäten importirt, welche ohne Zweifel in Deutschland ebenso billig gemacht werden könnten, doch sind die englischen

Marken hier feit Jahren bekannt und schwer zu verdrängen.