Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nach alphabetischer Ordnung der Namen der Entleiher: von A— II. am Montag und Dienstag, „ J—R. am Mittwoch und Donnerstag, „ S. — . am Freitag und Sonnabend. Berlin G., den 25. Juli 1881. Der Königliche Geheime k und Ober⸗Bibliothekar epsius.
Königliche Friedrich⸗Wilhelms-Universität.
Bekanntmachung.
Die Universität wird am 3. August d. Is, Mittags 12 Uhr, in der Aula zur dankbaren Erinnerung an ihren er—⸗ habenen Stifter, König Friedrich Wilhelm III., eine Ge⸗
dächtnißfeier begehen. .
Die Eingeladenen werden ergebenst ersucht, die ihnen zu⸗ estellten Karten und die Herren Studirenden ihre Erkennungs⸗ arte am Eingange vorzuzeigen.
Berlin, den 25. Juli 1881.
Der Rektor. A. W. Hofmann.
Königliche Universität s-Bibliothek.
Die allgemeine Zurücklieferung aller aus der Königlichen Universitäts-Bibliothek entliehenen Bücher findet in der Woche vom 8. — 13. August statt. Vom 15—17. August bleibt die Bibliothek geschlossen. Während der Ferien ist dieselbe täglich von 11—1 Uhr geöffnet.
Berlin, den 27. Juli 1881.
Der Königliche Bibliothekar. Prof. Dr. Koner.
Abgereist: Se. Excellenz der Finanz⸗Minister Bitter nach Tarasp.
Rte des Deut f chen Rel chez
in 674 Blättern und im Maßstabe 1: 100 000 der natürlichen Länge. . Bearbeitet von den Generalstäben der Königreiche Preußen. Bayern, Sachsen und dem statistisch tovographischen Bureau des Königreichs Württemberg.
Im Anschluß an die diesseitige Anzeige vom 5. Mai d. Is. wird hierdurch bekannt gemacht, daß ferner nachbenannte Blätter der Karte des Deutschen Reiches:
Nr. 5 Hvidding, 11 Röm, 56 Husum, 57 Rendsburg dem Debit übergeben worden sind. — Diese Blätter, welche sich durchweg auf eine neue Triangulation und topographische Aufnahme gründen, sind im Kupferstich und mit illuminirten Kreisgrenzen und Gewässern ausgeführt. — In administrativer Beziehung enthalten obige 4 Kartenblätter Theile der Kreise Hadersleben, Tondern, Norder⸗Dithmarschen, Eiderstedt, Husum, Schleswig, Rendsburg und Eckernförde in der Provinz Schleswig ⸗Hoͤlstein.
Die 4 genannten Kartenblätter repräsentiren eine Fläche von 64,9 geogr. Quadrat⸗Meilen, von welchen 46,6 auf das Land und 18,z auf das maritime Gebiet fallen. Letzteres enthält eine voll⸗ ständige Darstellung der Watten, Hochsände (die Trümmer einer unter⸗ gegangenen Küstenzone), sowie eine Auswahl Tiefenzahlen und See— zeichen. Die Tiefenkurven begrenzen Stufen von 2, 4, 6 und 10 m. Diefe maritimen Angaben sind den neuesten Seekarten der Kaiserlich deutschen Admiralität entnommen. Das bereits früher veröffentlichte Blatt Westerland enthält eine ‚Uebersicht der Höhenlage des Mittel⸗ wassers an 23 Pegeln der Ost⸗ und Nordsee, sowie des mittleren Fluth⸗ und Ebbestandes gegen den Normal-Nullpunkt, auf welchen fa alle absoluten Höhenangaben des deutschen Festlandes in den neuern Kartenblättern beziehen!“. Für die diesseits veröffentlichten Kartenblätter (im Ganzen jetzt 164 Blätter in Kupferstich und 170
zrovisorische Blätter in Lithographie) ist der Kommissionsdebit der
imon Schroppschen Hoflandkarten⸗Handlung in Berlin Charlottenstr. 61, übertragen worden. Der Preis eines jeden Blattes beträgt 11650 3 und ist dasselbe nach vorgängiger Bestellung durch jede Buch- und Land kartenhandlung zu beziehen. Daselbst kann auch das Uebersichts- tableau und das gedruckte Verzeichniß aller bereits vorhandenen und künftig erscheinenden Sektionen der Karte des Deutschen Reiches eingesehen werden.
Berlin, den 26. Juli 1881.
Königliche Landes- Aufnahme. Kartographische Abtheilung. Geerz, Oberst und Abtheilungs⸗Chef.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. Juli. Wie „W. T. B.“ aus Gastein unter dem gestrigen Datum meldet, nahmen Se. Majestät der Kaiser gestern das gewohnte Bad, wurden aber durch Regenwetter an der Morgenpromenade und Nach⸗ mittags an der Ausfabrt gehindert. Für den Abend hatten Se. Majestät eine Einladung von dem Grafen Lehndorff⸗-Stein⸗ ort angenommen, in dessen Villa eine Dilettantenvorstellung stattfand.
— Die Zustellung eines Urtheils Seitens de Klägers an die Gegenpartei kann nach einem Erkenntniß des Reich gericht s V. Civilsenats, vom 11. Juni d. J., sowohl in einer Urtheileaussertigung als auch in glaubigier Abschrift ersolgen.
— Nachdem gestern Vormittag die Schlußbesichtigung des Lehrkursus der Militär⸗Turnanstalt im Dienst⸗ ebäude derselben stattgesunden hat, werden sich die zu dem⸗ elben kommandirt geiwesenen Offiziere am 1. kitg. Monats zu ihren Truppentheilen zurüdbegeben.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. Juli. Der Kaiser ist heute früh nach Bruck an der Leitha abgereist,
— T7. Jull. (B. T. B.) Die „Presse“ erfährt, Kaiser Franz Joses werde mit dem Besuche des Deutschen Kaisers in Gastein eine größere Reise über Munchen an den Bodensee und von dort über Vorarlberg und Tirol unter Berührung der Arlbergtrace
verbinden. Das hierbei in Aussicht genommene Zusammen⸗ treffen des Kaisers mit dem Großherzoge von Baden und den Königen von Sachsen und Württemberg werde als erneute Manifestation des innigen Freund⸗ schaftsverhältnisses aufzufassen sein, welches die öster⸗ reichisch⸗ ungarische Monarchie mit dem Deutschen Reiche verbindet. — Nach dem bisher festgestellten Programm wird der Kaiser am 3. August Vormittags in Salzburg bei dem kronprinzlichen Paare eintreffen, sich am 4 August nach Gastein begeben, wo er mit dem Deutschen Kaiser zusammen⸗ trifft und Abends nach Salzburg zurückkehren. Von dort besucht er in München die Prinzessin Gisela und reist am 6. August früh nach der Insel Mainau, wo er mit dem König von Württemberg und dem Großherzog von Baden, wahr— en auch mit dem König von Sachsen zusammentrifft.
m 7. August Abends tritt der Kaiser sodann die Reise nach Vorarlberg an. Er wird hier Bregenz, Feldkirch und Bludenz befuchen, äber den Arlberg nach Tirol reisen, in Landeck und Innsbruck Aufenthalt nehmen und am 16. oder 18. August
nach Ischl zurückkehren.
Bruck g. d. Leitha, 26. Juli. (Pest. L.) Der Kaiser ist heute früh in Begleitung des Erzherzogs Rainer hier ein⸗ in. Se. Majestät hat nach entgegengenommener Mel—⸗
ung das Infanterie⸗Regiment Hessen, ferner die hier lagern⸗ den Jäger⸗ und Landwehr⸗Truppen einzeln inspizirt, worauf bataillonsweise exerziert wurde und Feldübungen mit Gegen⸗ seitigkeit stattfanden. Den Schluß bildete das Defils jeder einzelnen Waffengattung. Der Kaiser kehrt morgen nach Wien zurück.
Triest, 27. Juli. (W. T. B.). Das Comits für die die in Aussicht genommene ö sterreichisch-ungarische Industrie- und landwirthschaftliche Aus tellung hat definitiv beschlossen, die Ausstellung im Jahre 1882 in Triest abzuhalten.
Großbritannien und Irland. London, 26. Juli. (Allg. C) Die Verhandlungen im Unterhause boten gestern Abend ein mehr als gewöhnliches Interesse. Der Minister des Innern, Sir W. Harcourt, gab, wie bereits tele⸗ graphisch gemeldet, Auskunft über die in Liverpool entdeckten Höllenmaschinen, welche in Cementfässern von Amerika ge—⸗ schickt sind und von denen man wohl mit einigem Rechte an⸗ nimmt, daß sie zum Arsenale der Irländer gehören, welche entschlossen sind, die englische Herrschaft in Irland mit allen Mitteln zu bekämpfen. Seiner Auskunft ging noch eine An— frage wegen des in London gehaltenen Revolutionskongresses vorher.
Mr. Bellington erkundigte sich, ob von der Regierung der Schweiz das Äbhalten eines revolutionären Kongresses auf schweizerischem Ge⸗ biete untersagt worden sei; ob die Regierung beabsichtige, Zusammen—⸗ künfte zu dulden, welche eine freundliche Republik zu a fand, um deren Stattfinden innerhalb ihrer Jurisdiktion zu gestatten, und ob die Regierung, als die Vertheidigerin von Gesetz und Ordnung, vorbereitet sei, derartige Versammlungen für die Zukunft zu ver⸗ bieten, oder ihren Schutz auf Diejenigen ausdehnen würde, die alle Autorität angreifen?
Sir William ,, erwidert: ‚Ich habe der Antwort, die ich dem ehrenwerthen Mitgliede unlängst ersheilte, und die dasselbe als ausweichend zu bezeichnen beliebt, nichts Wesentliches hinzuzufügen. Ich beabsichtigte, so freimüthig und deutlich als möglich zu sein. Es ist ganz unnöthig, zu versuchen, mir durch Citirung des Beispiels irgend einer fremden Regierun einen Stimulus zu geben. Wir haben unsere wohlaner⸗ kannten Ueberlieferungen in 4. Angelegenheit. (Hört, hörth Wenn irgend eine Person durch Rede oder Schrift zu einem Ver⸗ brechen aufwiegelt, gleichwohl ob dasselbe hier oder im Auslande ver⸗ übt werden soll, so ist es die Pflicht der Regierung, zur Bestrafung des Uebelthäters das Gesetz anzurufen, wie dies unlängst in der Ver- folgung der „Freiheit“ gezeigt worden, wo Beweise vorlagen und das Gefetz sich für den Zweck ausreichend erwiesen bat. Weiter können wir klugermaßen oder mit Sicherheit nicht gehen. Gegen Mei⸗ nungen, fo ausschweifend und gottlos dieselben auch sein mögen, falls dieselben nicht Hand in Hand mit Verbrechen gehen, kann die Regierung nicht vorgehen, und hat sie dazu, keine Auto ritat. (Hört, bört! Wenn irgend welche Beweise beigebracht werden sollten, daß Personen in diesem Lande mit der Aufwiegelung zu oder Verübung von Verbrechen beschäftigt sind, wird die Regie— rung stets bereit sein, das Gee eg dieselben in Anwendung zu bringen. (Hört, hört!) Keine englische Regierung könnte irgend etwas gegen das Gesetz oder über das Gesetz hinaus thun; sie ist nur die Vollstreckerin des Gesetzes.
Lord Sandon, konservativer Vertreter für Liverpool, erkundigt sich bei dem Minister des Innern, ob die in den Morgenblättern ent⸗ haltenen Berichte über die in Liverpool an Bord von aus Amerika angekommenen Dampfern erfolgte Entdeckung von mit Dynamit ge⸗ ladenen „Höllenmaschinen“ begründet seien.
Sir William Harcourt antwortet: Die in den heutigen Morgen blättern erschienenen Berichte mit Bezug auf die Entdeckung von zehn oder zwölf Höllenmaschinen an Bord zweier Passagierschiffe in Liver pool sind im Wesentlichen korrekt. Die Regierung wünschte bisher nicht diese Angelegenheit in die Deffentlichkeit zu bringen, einmal, da⸗ mit jede Vorsicht in Bezug auf die Ermittelung der Schuldigen an—⸗ geordnet werden könne, und zweitens, damit kein ungehöriger Allarm hervorgerufen werde. Vor mehr als drei Wochen wurde die Regie⸗ rung von der Versendung einer Anzabl von in Fässern mit Cement versteckten Höllenmaschinen aus Amerika nach Liverpool unterrichtet. Ich setzte mich folglich sofort mit den Zollkommissären in Verbindung, und ein vertraulicher Agent des Zollamtes, so⸗ wie ein bauptstädtischer Polizeibeamter wurden unverzüglich von London nach Liverpool geschickt, um die Ankunft der in der erhaltenen Information vorher bezeichneten Schiffe abzu⸗ warten. Diese Beamten trafen in Liverrvool nur wenige Stunden vor der Ankunft des ersten der Schiffe an. Die Ladungen wurden von den Zollbeamten in Gemeinschaft mit der Liverpooler Polizei untersucht. In dem ersten Schiffe wurden sechs dieser Maschinen in einem Fasse entdeckt, das angeblich Cement enthalten sollte, und wei⸗ tere vier wurden spater in einem jweiten Schiffe in ähnlicher Weise versteckt vorgefunden. Die Maschinen bestehen aus Metallbüchsen, die in zwei Kammern eingetheilt sind. Die obere Kammer enthalt ein sechsstündiges Uhrwerk, das so arrangirt ist, um die in der unteren Kammer besindlichen Nitroglvecrin⸗Patronen, etwa 11 an Zahl, zu entjünden. Jede der zehn Kisten enfbält etwag über 2 Pfund dieses böchst gefährlichen Sprengstoffegs. Es ist unmöglich, die verhängniß⸗ vollen Wirkungen einer nur zufälligen Explosion einer solchen Spreng⸗ stoffmasse zu schäken. Ich brauche wobl nicht zu sagen, daß Ihrer Majestaͤt Regierung jede Wr mur Verfügung stchende Fairen i. an ·
ewendet hat und noch anwendet, um die Empfänger der Maschinen in England, sowie den Absender in Amerika zu ermitteln. Die eigentliche Geschichte der Entsendung der Maschinen wird in Amerika jetzt auf das Genaueste untersucht. Der edle Lord wird nicht erwarten, daß ich jetzt auf Einzelbeiten eingebe, aber in Beantwortung seiner Anfrage will ich bemerken, daß ich diese Ma⸗ schinen als die buchstäbliche Erfüllung von Anschlägen betrachte, die in der irisch⸗fenischen Nee in Amerika offen eingestanden worden sind. (Hört, bört) Woche um Woche, während der letzten neun Monate, sind offene Drohungen und öffentliche Aufforderungen zu Allgemeinen. Aueschreitungen und versönlicher Ermerdung in den Spalten dieser Zeitungen erschienen. Geldgaben für diese Zwecke und die Anfertigung solcher Maschinen, wie diese, sind in den Ver einigten Staaten offen entgegengenommen und für diese Zwecke that⸗ sächlich verausgabt worden. Mehr als ein derartiges Atfentat ist in
England von den für den Zweck gemietheten und aus Amerika abge⸗ 6 Missethätern verübt worden, und deren Werk ist von den nstiftern als die Belohnung für frühere und das Motiv für neue Geldgaben bezeichnet worden. Ich hielt es im Anfange dieser Session für meine Pflicht, im Laufe der Debatte über die Waffenvorlage die Aufmerksamkeit des Hauses auf, diese. Publikationen, deren offenbaren Zweck und nothwendiges Ergebniß zu lenken. Einige thörichte und unüberlegte Personen, um einen milden Ausdruck zu gebrauchen, spöttelten über diese scheußlichen Lehren und verunglimpften alle Versuche zur Ermittelung und Bestrafung dieser Aufwiegelungen zu Verbrechen; allein die Regierung hat sie nicht als Dinge betrachtet, welche verspottet oder vernachlässigt werden können. Sie kannte den Ernst des Falles, und sie hat sich durch die unheilvollen Trugschlüsse ihrer Gegner nicht irre leiten lassen. In meinem Ermessen ist der auptursprung dieser Attentate in dieser Meuchelmordpresse zu finden. Hört, hört! Dieser giftige, aus der Hand gesäete Samen findet einen fruchtbaren Boden in bösen Gemüthern und trägt verhängnißvolle Früchte. Wir haben in der . der „Freiheit“ gezeigt, daß das Gesetz Englands fähig und bereit ist, gegen Verbrecher nicht we⸗ niger im Interesse unseres Volkes, als in dem fremder Staaten vor zugehen. (Beifall) Meinem Ermessen nach ist es die erste Pflicht einer jeden civilisirten Regierung, mitzuwirken um solche schändlichen Unternehmungen mit starker and zu unter⸗ drücken. (Hört! und Beifall.) Ich habe mit Bedauern Versuche Seitens Personen in diesem Lande, die besser berathen hätten sein sollen, gesehen, die Hände der Regierung zu schwächen mit Bezug auf die Vorstellungen, die sie der Regierung der Vereinigten Staaten in dieser Angelegenheit zu machen für ihre Pflicht erachtete. Es ist meine feste Ueberzeugung, daß die Regierung der Vereinigten Staaten ebenso bereit wie die unsrige ist, die Urheber dieser Verbrechen zu unterdrücken und zu bestrafen. Auf jeden Fall kann ich dem Hause versichern, daß Ihrer Majestät Regierung sich ihrer Verantwort⸗ lichkeit in dieser Sache völlig bewußt ist, und dies schon lange wa e Verantwortlichkeit, die, wie das Haus glauben möge, zuweilen schwer genug zu tragen ist, und die Regierung zählt zuversichtlich auf die Unterstützung des Parlaments und des Landes, während sie jede Befugniß der Exekutive und jede Maschine des Ge⸗ Fi , . um diese Mörderbande zu entdecken und zu vernichten. eifall.
Auf eine weitere Anfrage Lord Sandons, ob die Regierung der amerikanischen Regierung, Vorstellungen über den Gegenstand gemacht habe, antwortet der Minister des Innern; Es sind der Regierung der Vereinigten Staaten Vorstellungen mit Bezug auf die Preßaus⸗ schreitungen in Amerika gemacht worden, aber auf diese Vorstellungen ist noch keine offizielle Antwort erfolgt. In Betreff dieser Höllen⸗ maschinen können Vorstellungen erst gemacht werden, wenn das Er⸗ gebniß der in Amerika angestellten Untersuchung vorliegt.
— Am Montag Nachmittag ist das Reservegeschwa—⸗ der unter dem Herzog von Edinburg auf der Rhede von Leith eingetroffen. — Im Laufe der vergangenen Woche wur— den 32 britische und ausländische Schiffbrüche angemeldet, worunter sich 18 britische (inkl. 2 Dampfer) befanden. Die Gesammtzahl der Schiffbrüche für das laufende Jahr stellt sich somit auf 984, d. i. eine Zunahme von 238 im Vergleich mit demselben Zeitraum des vorigen Jahres. Der annähernde Werth des verloren gegangenen Eigenthums betrug 3 200 000 Pfd. Sterl., inkl. 1 709 000 Pfd. Sterl. britisches. Zwanzig Fahrzeuge gingen auf der Höhe der Küsten des Vereinigten Königreichs zu Grunde, darunter 11 Fischerboote mit einem Lebensverlust von 63 Personen auf der Höhe der, Schottland⸗ Inseln. Drei Schiffe sanken in Folge von Kollisionen.
— 28. Juli. (W. T. B.) Das soeben zur Vertheilung gelangte Blau buch in Betreff Tripolis enthält eine De⸗ pesche des Staatssekretärs des Auswärtigen, Lord Granville, an den englischen Botschafter in Paris, Lord Lyons, vom 15. Juli er, in welcher es heißt: England könne mit Rück⸗ sicht auf die unzweifelhafte Zugehörigkeit des Vilajets Tripolis zu dem türkischen Reiche, sowie mit Rücksicht auf die Nachbar⸗ schaft desselben mit Egypten eine Einmischung irgend welcher Art, von Seiten Frankreichs in Tripolis nicht in derselben Weise wie die jüngsten Vorgänge in Tunis betrachten. Es würde eine neue, von der tunesischen ganz verschiedene Frage entstehen, wenn Frankreich dahin streben sollte, einen aus⸗ schließlichen oder speziellen Einfluß bezüglich Tripolis auszu⸗ üben, wodurch die freundschastlichen Beziehungen zwischen Frank⸗ reich und England gestört werden dürften. — Lord Lyons ant⸗ wortete darauf am 17. uli, der französische Minister des Aus⸗ wärtigen, Barthélemy St. Hilaire, habe ihn versichert, daß die französische Regierung Tripolis unstreitig als einen Bestand⸗ theil des türkischen Reiches betrachte, und weder eine Invasion, noch die feln eines ausschließlichen oder vorwiegenden Einflusses daselbst beabsichtige. Die Pforte sei versichert worden, daß, wenn Frankreich seinen Hoffnungen und Wünschen zuwider genöthigt werde, militärische Maßnahmen zu ergreifen, solche nur defensiver Art sein würden. Die französischen Truppen würden Tripolis nicht überschreiten. — In einer 3 Lord Granville's vom 26. Juli an den englischen Botschafter in Konstantinopel, Lord Dufferin, wird Letzterer angewiesen, der Pforte anzurathen, mit der größten Vorsicht zu Werke zu gehen und Frankreich nicht einen plausiblen Grund zu einer Beschwerde zu geben.
— Aus Calcutta vom 24. ds. wird der „Times“ tele⸗ graphirt: „Die Nachricht von dem ersten regelmäßigen Treffen zwischen den Truppen Ejubs und Abdurrahmans wird stündlich erwartet. Gholam Hyder Khan, des Emirs General, berichtet den Empfang einer Botschast an Ejub, worin derselbe eine freundschastliche Theilung Afghanistans vorschlägt. Der General sügt hinzu, daß er das nsinnen entrüstet zurückwies, da er es nur als einen Vorwand betrach⸗ tete, um Zeit zu gewinnen.“
Bombay, 27. Juli. (W. T. B.) Nach hier eingegan⸗ genen Meldungen aus Kandahar haben die Truppen Ejub Khans den Helmund-Fluß oberhalb Girishk überschritten und rücken gegen Kandahar vor auf dem Wege über Bandi⸗ timur am Argandab⸗Flusse.
Frankreich. Paris, 27. Juli. (W. T. B.) Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sitzung das gesammte Auegabe budget. Das Einnahmebudget wird voraugsichtlich morgen votirt werden. Es scheint demnach nichts im Wege zu stehen, daß die Session der Zammern am nächsten Sonn⸗ abend i i fn wird und in Folge dessen die Wähler auf den 21. August einberufen werden.
— 28. Juli. (W. T. B.) Gestern hatten der Minister des Aeußern, Barthélemy St. Hilaire, und der türkische Botschafier Essad Bey eine Unterredung, die einen en
zu
Charakter hatie. Die „Agence Havas“ bemerkt mit hierauf:
an kann darin ein neues Seren der beiderseiti⸗ en 3 friedlichen Gesinnungen und der sehr freundschaft⸗ z
ichen iehungen zwischen Frankreich und der Türkei er⸗ blicken. — Nachrichten aus Tunis zufolge zeigt der Bey vollkommen guten Willen, die Wiederherstellung der Ordnung und die Neorganisation des Landes zu erleichtern.
— Der Marine⸗Minister hat gestem solgende Depesche
einen Soldaten oder gegen einen
des Kommandanten des Evolutionsgeschwaders erhal— ten, die von Gabes, 24. Juli, Mittags, datirt ist:
„Wie ich Ihnen gestern anzeigte, hat das Geschwader Sfar gestern Abend verlassen, um heute bei Tagesanbruch vor Gabes die Anker zu werfen. Die Landungscompagnien wurden sogleich ans Tand gesetzt, ohne daß die Araber, welche von der Schnelligkeit unse⸗ rer Bewegungen überrascht waren, Widerstand leisteten. Alle ihre Vertheidigungsmittel waren auf das Dorf Menzel und das Fort, Das daran grenzt, und, von unseren wackeren Maxinesoldaten unter der Leitung des Schiffskapitäns Marg Saint⸗Hilaire im Sturm eingenommen werden mußte, konzentrirt. Nachdem dies geschehen war, nahmen sie auch das Dorf Dzard ein. Bis jetzt wurden mir sieben Verwundete gemeldet, die Wunden von zwei scheinen tödtlich zu sein. Da nicht meine Absicht ist, die beiden der Küste allzufern liegenden DWrfer und die Gebäude zu besetzen, habe ich sie räumen lassen und Ihren Befehlen gemäß zwei Landungscompagnien in dem Hause des Gouver⸗ neurs und der umliegenden Baulichkeiten unterbringen lassen, Gabes ist also besetzt. Die Stellung ist sehr sicher, aber ich bitte Sie drin⸗ gend, unsere Seeleute baldigst ablösen zu lassen. Der „Voltigeur,“ er biese Depesche nach Tunis bringt, hat Befehl, sich dem General Logerot zur Verfügung zu stellen. Vie Hitze fängt auf den Panzer— schiffen unerträglich zu werden an. Ich, schicke den Abmiral Conrad und die Schiffe seiner Division, die mir große. Dienste geleistet ha⸗ ben, nach Sfar zurück und behalte hier die „Hyẽne“ und den Gladiateur.“
Portugal. Lissabon, 17). Juli. (Pol. C.) Die Re—⸗ gierung hat eine industrielle Enquete einberufen, deren Er⸗ gebniß die Grundlage für die Erneuerung des Handels- zertrages mit Frankreich bilden soll. In finanzieller Beziehung ist zu bemerken, daß die Staatspapiere ihre frühere Goursnotirung behaupten. Es ist genügend Geld am Markte, und der Metallschatz der Banken sowie die Depots sind in steigender Zunahme begriffen.
Griechenland. Aus Janina, 15. d. M., weldet man der „Pol. Corr.“ „In Arta stehen die Dinge über alles Erwarten gut. General Sutzos hat neuerdings proklamirt, . Jeder, der sich, sei es gegen ivilisten, zu beschweren hat, bis zur bevorstehenden Ankunft des Königlichen Kommissärs, Hrn. Luriotis, sich direkt an ihn wenden solle. Bis jetzt herrscht dort die. vollkommenste Ruhe. Die vortreffliche Irdnung, die Disziplin und das gute Benehmen, wel⸗ ches die griechischen Soldaten in Arta an den Tag legen, haben denn auch die Muhamedaner Artas, die ihr Heim verlassen hatten, beruhigt, und kehren dieselben wieder dahin zurück; man sieht sie wieder ihre gewohnten Arbeiten verrichten und unbehindert ihre religiösen Pflichten erfüllen. Die Wenigen, welche ihren Besitz vordem zu niedrigen Preisen losgeschlagen hatten, bereuen dies nun bitter. Sie sagen, daß sie sich von den fangtischen Ulemas täuschen ließen, und sind nun gezwungen, von den hiesigen Muhamedanern Almosen zu erflehen. Der größte Theil der muhamedanischen Truppen zeigt sich über die friedliche Lösung der griechischen Frage äußerst befriedigt. Sie hahen es schon satt bekommen, daß sie seit sieben Jahren fern von ihrer an. und ihren Familien unter den Fahnen behalten wurden. an besorgte, daß gelegentlich der Okkupation Artas Ruhestörungen und damit nene Schwierigkeiten entstehen könnten. Aber jetzt, nachdem die erste Zone des abzutretenden Gebietes in aller Ruhe und im Frieden über⸗ geben ist, und da man in Folge dessen auch hofft, daß die Ab⸗ sretung der übrigen Gebietstheile sich in derselben Ruhe be⸗ werkstelligen lassen wird, sprechen die türkischen Soldaten ganz offen ihre Freude aus und warten nur auf die vollständige Uebergabe, um sodann endlich ihren Abschied zu nehmen und in ihre Heimath zurück⸗ zukehren. — Die Grenzregulirungs-Kommission, welche am letzten Mittwoch aus Arta abgereist ist, folgte diesseits des Arachthon der Richtung des Pindus und bestimmte die Grenzen der ersten Zone, welche bereits von den griechischen Truppen besetzt ist. In diesem Abschnitte liegen die Ortschaften Kalarita, Syraku, Krapsi, Prosgoli und mehrere andere. Nach dem Buchstaben der Konvention geht die neue Grenzlinie genau durch Kalarita, das ein unbedeutendes Bächlein von den übrigen Ortschaften trennt. Wenn indeß nach dem Geiste der Konvention die in den nächstgelegenen See abfließenden Wässer des Peristeri als Grenzscheide angenommen werden, so wer— den auch die übrigen vorgenannten Ortschaften in das neue griechische Gebiet einbezogen. Es haben deshalb die Bewohner der diesseits von Kalarita gelegenen Dörfer eine Petition an die Grenzregulirungs ⸗Kommission abgefaßt, in welcher sie an der Hand der bydrographischen Verhältnisse ihrer Ortschaften den Geist der Konvention erläutern und demgemäß ersuchen, daß auch ihre Dörfer in Griechenland einbezogen werden. Die Bewohner von Syraku erinnern in ihrer Petition daran, daß aus ihrem Dorfe der bedeutendste Vorkämpfer des Befreiungskrieges von 18221 und größte Staatsmann Griechenlands, Koletis, wie auch der nationale Dichter Jalakostas entstammten. Die Entscheidung der Kommission ist noch unbekannt. Nach Erledigung der Arbeiten in der ersten Sektion wird die ren zr egulirungẽ tommissich sodann hierherkommen und hierselbst einige Tage verweilen, um sich von den Stra pajen auszuruhen. Von hier aus wird sie sich sodann nach dem in zweiter Reihe abzutretenden Gebiete verfügen, um dortselbst an dem von der Konvention zur Uebergabe festgestellten Zeitwunkte gegenwärtig zu sein. Es wurden bereits Wohnungen für die Mitglieder der Kommission hier bestellt und dürften dieselben schon morgen oder übermorgen eintreffen. Die zum Mufti von Arta autersehene Persönlichkeit ist hier angekommen, um die biesigen Koran gelehrten zu befragen, ob es ihm nach den Satzungen desselben gestat⸗· tet ist, unter der Herrschaft eines andersgläubigen Fürsten als reli⸗ giöses Oberhaupt der Gläubigen zu dienen. Die Ulemas und Hodjas kon Janina, welche hierüber zwei volle Tage beriethen, erwiderlen ihm: Ja, Allah gestattet dies im Nothfalle, aber es ist dem gläu— bigen Mufti zur Buße auferlegt, daß er außer den festgesetzten Ge⸗ beten noch zwei Gebete täglich abhalte, um allen Jenen, welche ibm die Erlaubniß ertheilten, den Ablaß ihrer Sünde ju erfleben'. Nach Erhalt dieses Fetwa ist der zukünftige Mufti nach Arta abgereist V.
Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. (W. T. VB.) Bei Gelegenbeit des Empfanges des neuen armenisch⸗ katholifchen Patriarchen empfing der Sultan gestern zugleich dessen 8 an ee und Vischöse und 2 Gemeinde⸗ Notabeln. Der Sultan überreichte dem Patriarchen den Großkordon des 8 m und dreien Bischösen, sowie den beiden Notabeln den Medschidje⸗Orden dritter Klasse. Nach einem Besuche der kirchlichen Würdenträger auf der hohen Pforte und nach deren Rückkehr in das Patriarchatg⸗ palaig sanden daselbst in Gegenwart einer sehr großen Volke⸗ menge Gebete für den Sultan statt.
2 * 7 der Theilnahme an der Ermordung des Sultans Abdul Aziz Verurtheilten werden, mit Auenahme der beiden 1— mpfer, welche ein Geständniß abgelegt haben und der beiben Offiziere, welche zu 10 jähriger Zwangsarbeit e, m. sind, nach Hedjas gebracht und dort internirt werden. Die Letzteren werden zunächst hier bleiben.
— Aus Salo nichi wird der, Pol. C.“ unter dem 12. d. M geschrieben:
In der Gegend von Siatista nimmt das Räu berwesen immer mehr überhand. Vergangenen Mittwoch gegen 4 Uhr Nach= mittags erschienen die aus je 3) Mann bestehenden Banden der Führer Brouphbos und Allemani in dem aus MM Häusern bestehenden Derse Boghatschko, um die Tscherbadschis (Notabeln) zu entfübren. Da die Absicht der Räuber rechtzeitig verrathen werden war, gelang es den Netabeln, eine Stunde vor Ankunft der Briganten sich durch
Flucht in Sicherheit zu bringen. Die Dorfbewohner, die wie die Be⸗ wohner aller chriftlichen Dörfer waffenlos sind, sahen sich genöthigt, den Räubern alle ihre Mundvorräthe und Getränke auszufolgen. Die Briganten aßen und tranken bis 10 Uhr Abends und brachen sodann auf, nachdem sie den Dorfbewohnern den Befehl hinterlassen hatten, binnen 4 Tagen einen Betrag von 590 Stück türk. L. zu erlegen. Zwei Tage darnach erschlen in Boghatschko eine Compagnie Soldaten. Während die Soldaten Erkundigungen über das Vorgefallene einzogen, tauchten die Räuber in Tschotili auf, wo alle Sonnabende ein großer Markt abgehalten wird, wo sie sich abermals gütlich thaten. Der am Markt erschienene Kaimakam des Distriktes ergriff mit seiner aus ZJapties bestehenden Bedeckung die Flucht, da die Briganten in Uebermacht waren. Am nächsten Tage erschienen die Briganten im Dorfe Bokhorina, um, ihrer Uebung gemäß, einen Spion zu bestrafen. Das Opfer war diesmal ein gewisser Thanas Liongos, welcher die Bewegungen der Räuber den türkischen Soldaten verrathen hatte. Der Unglückliche wurde aus dem Hause geschleppt und unter freiem Himmel in Stücke gehauen. Eine Musikbande, welche anläßlich einer Hochzeit gerade anwesend war, mußte bei dieser Exekution Tanzstücke spielen. Auch die Gegenden von Kassandra, Verria, Olympus, Kozani, Kastoria und Klorina sind von Räuberbanden stark heimgesucht. Die Hauptbandenführer heißen Davel, Niko (der seiner Zeit den englischen Obersten Tynge entführt hat), Katarakhia, Brouphos und Katsaros. Der Effektivstand sämmtlicher Banden beträgt etwa 360 Mann, die durchaus mit Chassepot und, Henri Martiny⸗Gewehren bewaffnet find. Die zur Verfolgung der Räuber ausgesendeten Trup⸗ penabtheilungen sind zu schwach und betreiben schon aus Furcht ihren Dienst fehr nachlässig. Die von ihnen verhafteten Personen sind theils Hirten, theils Bauern, die beschuldigt ginn den Räubern Ob⸗ dach und Brod gegeben zu haben. Die Räuber selbst lassen sich in der Regel lebendig nicht fangen; wenn ein Räuber in eine Falle geräth, so bringt er sich gewöhnlich selbst um Nur zwischen Salo⸗ nichi und Verrla kann auch Kavallerie zur Verfolgung der Räuber verwendet werden; in allen übrigen Distrikten ist durch die Beschaffen⸗ 6 * Terrains die Verwendung der genannten Waffengattung aus— geschlossen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. Juli. (St. Pet. Ztg. Der Kaiser begab sich am Sonnabend nach dem Lager von Krasnoje-Selo, wo derselbe an Sonntag die k des Preobraschenschen Leibgarde⸗Regiments ab— nahm.
Die Lage der auf administrativem Wege Ver— bannten ist, wie die „St. Pet. Ztg.“ mittheilt, gegenwartig höheren Orts der Gegenst and eingehender Berathungen.
— 28. Juli. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ meldet die Ernennung des Großfürsten Michael Nikolaje⸗ witsch zum Präsidenten des Reichsraths. .
Der Kaifer und die Kaiserin werden sich heute Nach— mittag mit dem Großfürsten Thronfolger und den Groß— fürsten Georg Alexandrowitsch und Alexis Alexandrowitsch, begleitet vom Minister des Innern Grafen Ignatieff und dem Grafen Woronzeff⸗Daschkoff und dem Kaiserlichen Gefolge, von Peterhof direkt nach Moskau begeben.
Amerika. Washington, 27. Juli. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des Staatssekretärs Blaine an die Vertreter der Unionsstaaten im Auslande von heute Nach⸗ mittag 1 Uhr ist in dem Befinden des Präsidenten Garfield eine bedeutende Besserung eingetreten.
— (Allg. C.) Vom 16. d. M. datirte Berichte aus Panama melden, daß Seüor Domingo Santa Maria zum Praäsidenten der chilenischen Republik gewählt wurde, nachdem General Baquedans von der Bewerbung um den Posten zurückgetreten.
Afrika. Egypten. Kairo, 25. Juli. (Allg. C.) Die Rinderpest in der Provinz Sicut ist nunmehr im Abnehmen begriffen. Die Höhe des Nils ist heute 9 Cubits 17 Kirats, gegen 12 Cubits 23 Kirats an demselben Datum im vorigen Jahre. — Die Mitglieder der abyssinischen Mission, die sich bald auf den Heimweg machen werden, engagiren eine große Anzahl von Arbeitern, die sie mit sich nach Abyssinien nehmen werden. Sie lehnten es ab, römische Katholiken an⸗ zuwerben. Der Finanz⸗Minister hat beschlossen, die neuen Silberpiaster in Paris prägen zu lassen.
Tunis, 27. Juli. (W. T. B.) Eine Abtheilung französischer Kavallerie ist in die Gegend von Radez entsandt worden, um weitere Plünderungen zu ver⸗ hindern. Zugleich hat der Bey Maßregeln ergriffen, um die Ordnung ünd Ruhe in der Umgebung von Tunis und Go⸗ letta zu sichern. Der Bey und Mustapha Pascha bereiten eine Reorganisation der tunesischen Armee vor.
— X27. Juli. Eine Bande von 1500 Arabern ist bis Radez, einige Kilometer von Tunis entfernt, vorgerückt und hat 7 Personen ermordet. Die europäischen Einwohner sind nach Tunis geflüchtet, wo der größte Theil der Geschästs⸗ lokale geschlossen ist. Es sind Maßregeln zur Wiederherstellung der Sicherheit getroffen worden. Die Schiffsbrücke zwischen Goletta und Radez ist abgebrochen.
Nr. 38 des Amtsblatts des Reichs- Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 22. Juli 1881. Ausführung der Pariser Übereinkunft vom 3. November 188 im Verkehr zwi⸗ schen Deutschland einerseits und Algerien, Corsika, Tunis und den französischen Kolonien andererseits; — vom 21. Juli 1881: Packete nach und aus Italien bei der Beförderung durch Desterreich· Ungarn; — vom 21. Juli iss: CGinrichtung einer Postanstalt auf dem Fest⸗ schützenplatz in Freiburg in der Schweiz.
Statistische Nachrichten.
Der Bürgermeister von Wien, Dr. Ritter von Rewald hat den Bericht über die Ergebnisse der städtischen Administratjon in den Jahren 1877 bis 1879 vorgelegt. Wir entnehmen demselben nach der Wien. Ztg. Folgendes:; — .
Die finanzielle Gebabrung der Gemeinde in den Jahren 1877 bis 15d war in allen ibren Details eine geordnete und eine in ihren Schlußergebnissen guͤnstige. Obwohl die ordentlichen Jahres · ausgaben nach den in dem letzten und dem gegenwärtigen Berichte enthaltenen Gebahrungẽ ⸗ Ausweisen in der Zeit von jo bis cinschließlich 1879 um 1263 0 FI. (darunter snebesondere die Uuslagen für Tilgung und PVPerzinsung der Gemeindeschuld um 112650 Fl, für die eigentliche Armenpflege um 56 G5 Fl. und für das Unterrichtswesen ohne Anrechnung der Schul ˖ bauten um 3 0M) Fl.) gestiegen sind, so ergab doch der Rechnungs⸗ abschluß für das Jabr 1879 — ohne daß für die Gesammtbesteuerung der Bevölkerung zu kommunalen Zweden eine Erböhung der Umlagen eintrat — bei Gegenüberstellung aller Einnahmen und Ausgaben einen Ücberschuß von 10 757 Fi. und einen schließlichen Kasserest von 56mM jz Fi, welcher den mit Ende des Jabreg 1876 verbliebenen Kassevorrath um nicht weniger als 51 350 Fl. überragte. Der Aftirstand der Kommune wurde um 453 07 Fl. erhöht.
Von der opferwilligen Sorgfalt der Gemeinde für das Unter⸗ richtswesen geben die Anordnungen und Verfügungen Zeugniß, welche fich auf den Bestand und die Einrichtung der Schulgebäude, auf die Lehrer- und Schülerzahl, auf die Ausbildung der Lehrer, auf die Verbesserungen im Unterrichte, kurz auf die Hebung des ganzen Volksunterrichtes beziehen.
Für die Verschönerung der Stadt wurde durch die Demolirung der sogenannten Salzgries⸗-Kaserne und die Regulirung des Salzgries vorgesorgt. Zur. vollständigen Sicherung der Donau⸗Regulirung, welche sich auch in diesem Zeitraume durch den gefahrlosen Abfluß der Hochwässer bewährte, und zur gänzlichen Beseitigung der Ge⸗ fahren, die durch Eisstoßversetzungen entstehen, erwies es sich als nothwendig, die Regulirung des Stromes in einem größeren Umfange— auszuführen, als ursprünglich projektirt war.
Auf dem Gebiete der Wasserversorgung war die Ergänzung der Kaiser⸗Franz⸗-Joseph⸗Hochquellenleitung durch die Errichtung des Wasserschöpfwerkes bei Pottschach das bedeutendste Moment. Eine weitere Vervollkommnung des Wasserleitungswerkes, welche zunächst zum Zwecke hatte, für den Fall einer temporären. wegen baulicher Reparaturen des Aquäduktes nothwendigen Unterbrechung der Wasserleitung einen größeren, für mehrere Tage ausreichenden Wasservorrath zu beschaffen, ist die in den letztverflossenen Jahren ausgeführte . des Reservoirs am Rosenhügel, auf der Schmelz und am Wienerberge, wodurch der Fassungsraum der sämmt⸗ lichen Wasserbehälter von 455 000 auf 1700 000 Eimer oder von 25 753 auf 96 2677 ebm erweitert wurde.
Der Rathhausbau wurde unter besonderer Sorgfalt für die künst⸗ lerisch einheitliche Gestaltung des großen Bauwerkes so weit gefördert, . einzelne Gebäudetheile bereits zu Amtszwecken benutzt werden önnen.
Im Straßenwesen ist außer sonstigen größeren Herstellungen die Verbindung der Renngasse mit dem Salzgries, wobei es sich um die entsprechende Lösung einer durch die Terrainverhältnisse schwie⸗ rigen technischen Frage handelte, und die Ausführung eines wichtigen Approvisionirungs⸗Verkehrsweges, nämlich der Stromstraße in der Brigittenau, von Bedeutung. Die Straßensäuberung und Straßenbespritzung wurde durch die probeweise Aktivirung eines Cen⸗ tralorganes für die Straßenpflege und durch die ausgedehntere An⸗ wendung von Hydranten fur die Straßenbespritzung verbessert.
Auf dem Gebiete der Kanalisirung ergaben sich bedeutende, mit großen technischen Schwierigkeiten verbundene Bauführungen. Außer⸗ dem wurde das Operat der Kanalaufnahme vollendet und eine Probir⸗ anstalt für hydraulische Bindemittel errichtet. Endlich wurde auch eine neue Methode der Abfuhr, nämlich mittels Schiffen, eingeführt, wodurch es möglich wurde, die Abfallstoffe rasch und in einer den sanitären Anforderungen entsprechenden Weise aus dem Bereiche be⸗ wohnter Stadttheile zu bringen.
Die Gesundheitsverhältnisse der Stadt Wien waren — abgesehen von der auf die Zeit von zwei Monaten des Jahres 1877 und auch da nur auf einige Stadttheile beschränkten Typhus⸗Epidemie — nor⸗ male und günstige, und es i, dieser Zustand, soweit administrative Verfügungen auf denselben überhaupt Einfluß zu nehmen vermögen, wohl zum großen Theile der Vorsicht und Energie zugeschrieben werden, welche die Gemeinde in der Ueberwachung der Lebens⸗ mittel und der Wohnungen, in der Förderung der Einleitung des Hochquellenwassers in die Häuser sowie in der Obsorge für Straßen⸗ reinigung, Bespritzung, Kanalisirung und Unrathsabfuhr ꝛc. be— thätigte.
Auf dem Centralfriedhofe wurde die Erweiterung des Beleg⸗ raumes um mehr als 37 ha angebahnt, die Pflanzung von Bäumen und Gesträuchen, zum Theil auch die Besämung der gemeinsamen Gräber bewerkstelligt, die Hochquellenwasserleitung eingeführt und endlich die Verhandlung wegen Ueberlassung eines Friedhoftheiles an die in,, Kultusgemeinde unter Wahrung der finanziellen Inter⸗ essen der Kommune abgeschlossen. Im Beerdigungswesen wurden durch entsprechende Ergänzungen der Begräbnißordnung und durch Verbesserungen im Leichentransporte zweckmäßige Neuerungen durch⸗ geführt und auch in Bezug auf den eventuellen Leichentransport mit- telst Eisenbahn die nöthigen Einleitungen getroffen.
Die Approvisionirung der Stadt Wien gestaltete sich in diesem Triennium im Großen und Ganzen befriedigend. Obwohl durch die Einwirkung des russich-türkischen Krieges der Marktverkehr in Fleisch, Mehl und Getreide und der Schlachtviehzutrieb durch die wegen des Auftretens der Rinderpest an den östlichen Grenzen der Monarchie wiederholt verfügte Sperrung wichtiger Kontumazanstalten zuweilen Störungen erlitt, und obwohl die Produktion von Getreide, Kartoffeln und Grünwaaren durch die Witterungsverhältnisse des Jahres 1879 beeinträchtigt wurde, so entsprach doch in den letzten drei Jahren die Zufuhr aller Nahrungsmittel dem mit der Zunahme der Bevölkerung gesteigerten Konsume.
Eine hochwichtige Angelegenheit für die Fleischversorgung Wiens bildete die Erweiterung und entsprechende Umgestaltung des Schlacht⸗ viehmarktes. Diese seit einer Reihe von Jahren ventilirte Frage wurde nach vielfachen schwierigen Verhandlungen und unter thunlichster Berück= sichtigung der für diesen Zweck zu Gebote stehenden Geldmittel ihrer Löfung zugeführt. Der bereits zur Zeit der Errichtung der Groß⸗ nn ahh projektirte und zur gedeihlichen Entwicklung des Markt⸗ ballenwesens nothwendig erkannte Bau von Detailmarkthallen wurde durch die Errichtung von drei neuen derartigen Hallen wesentlich ge— fördert.
Das städtische Lagerhaus erfreute sich bereits in der ersten Zeit seines Bestandes einer regen Inanspruchnahme von Seite der Han— delswelt. Schon im Jahre i877 genügte der ursprünglich auf 220000 Eg berechnete Lagerraum nicht mehr dem Waaren⸗ zuflusse, fo daß sich der Gemeinderath, veranlaßt sab, die Rotunde auf dem Weltausstellungsplatze zu Lagerhauszwecken in ÄUnspruch zu nehmen und im Jahre 1878 behufs weiterer Vergröße⸗ rung des Lagerraumes zwei neue Lagerhausmagazine mit einem Fassungsraume für 9 00 Kg zu erbauen.
Auf die gewerblichen und kommerziellen Interessen, namentlich jene des Kleingewerbe⸗ und Arbeiterstandes, bemühte sich die Gemeinde — insoweit diese als solche überbaupt zu einer Ingerenz berufen war — unterstützend und fördernd Einfluß zu nehmen. Die Inangriff nahme grõ⸗ serer Bauten unter der Kollektivbezeichnung Nothstandsbauten⸗ und die Anregung bei Staat und Land zur Vornahme solcher Herstellun⸗ gen galten zunächst den Baugewerben, den mit denselben in Verbin⸗ dung stebenden Geschäften und dem Arbeiterstande, der Aufruf an die Bevölkerung zu Gunsten der dem Kleingewerbestande gewidmeten Franz -Joseph⸗Stiftung und die fortgesetzte Thätigkeit in der ersprieß⸗ lichen Verwaltung dieser Stiftung dem gewerblichen Assoziations⸗ wesen und die lle Unterstützung des Weinbaukongresses und der niederssterreichischen Gewerbeautstellung in Wien den Interessen der Gewerbe und des Handels im Allgemeinen.
— Ueber den Stand der Gewerbe und des Handel im Gouvernement St. Petersburg liegt dem „Porsadel. folgen- des stanstische Maferial vor: die Zahl der Fabriken im Gouverne. ment betrug im vorigen Jahre 2g, mit einer Produktien von 32 650 82 Ril. und cinem Ärbeiterbestande von 28 501 Seelen. Gegen das Jahr 1879 war die Zahl der Fabriken um 16, der Um⸗ sat um 555 i5 Rbl. und die Jabl der Arbester um 2556 Mann gefallen. Die Verminderung der Jabs der Fabriken ist in 31 Fällen) bauptfächlich bei denjenigen Industriejweigen zu konstatiren, welche aus der Erde gewonnene Erzeugnisse bearbeiten, die Zahl der animalische und vegetabiiische Stoffe verarbeitenden Fabrllen stien dagegen um J5. Die Verringerung des Umsatzes fällt auf die letztere Kategorie; der Umsatz der ersteren war im Steigen begriffen. Die Gewerbstkätigkeit der Bauern und der staädtischen Bevol kerung war Jleichfalls im Äbnebmen. Die Bauern des Gouvernements St Petere- burg beschaftigen sich vorzüglich mit Holsfällen. Zufuhr und Fischfan Der Holsbandel war im verwichenen Jahre nicht so lebbaft wie sonst und der Fischfang Janz unergiebig. Der Handel hat, soweit er in der Zabl der Patente Uuedruck findet, ebenfalls einige Ginbuße erlitten. Die Zahl der ausgebändigten Gildenratente J. Klasse verringerte sich um Jö, die der weiten Gilde um 252.