Zeisgendorf bei Dirschau für die von ihm gefertigte Kon⸗ Arrenzarbeit zu Theil.
2 Der Giacomo Meyerbeersche Preis für Tonkünstler ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses ist dem Musiker 2 Humperdink aus Xanten a. / Rhein zuerkannt worden.
3) Zur Bewerbung um den Preis der ersten Michael Beerschen Stiftung, nur für Bekenner jüdischer Religion und in diesem Jahre für Bildhauer bestimmt, hatte sich Niemand gemeldet, während
4) der Preis der zweiten Michael Beerschen Stiftung, in diesem Jahre für Musiker bestimmt, wegen Unzulänglichkeit der von fünf Bewerbern eingereichten Arbeiten nicht zur Ver⸗ theilung kommen konnte.
Sodann sind den nachstehend aufgeführten Schülern der Königlichen Akademie der bildenden Künste hierselbst in An⸗ erkennung ihrer Fortschritte und Leistungen während des letzten Studienjahres Prämien zuerkannt worden:
1) im Maler⸗Aktsaal: der J. Preis dem Maler Georg Meyn,
2) in der Malklasse II.:
der J. Preis dem Maler Richard Scholz, . 6. II. Preis den Malern Eugen Siegert und Otto u st,
3) in der Kompositionsklasse (kleine Konkurrenz):
der J. Preis dem Maler Max Lübke, der Il. Preis dem Maler Louis Schmidt,
4) in der Antikenklasse: der J. Preis dem Maler Emil Brack, 9 ö II. Preis den Malern Max Sievert und Franz oltz, der III. Preis dem Maler Karl Mahler, 5) in der Vorbereitungsklasse:
der J. Preis dem Maler Ernst Geyger, der II. Preis dem Maler Hans Looschen,
6) im Atelier für Landschaftsmalerei: der J. Preis den Malern Paul Voorgang und Benno Treidler, der II. Preis dem Maler Paul Mangelsdorff;
7) in der Thier klasse:
der J. Preis dem Maler Richard Martin, der Il. Preis dem Maler Eduard Wratzke;
8) in der Modellirklasse: der J. Preis den Bildhauern Wladyslaw Marein— kowski und August Mosecker, der II. Preis dem Bildhauer Albert Henning; 9) im Bildha uer-⸗Aktsaal: der J. Preis dem Bildhauer Johannes Böse, der II. Preis dem Bildhauer Richard Grüttner, der IIl. Preis dem Bildhauer Wilhelm Neumann. Endlich erhielten für eingereichte Kompositionen und Studien außerordentliche Anerkennungen: die Maler Carl Röchling, Hans Fechner und Richard Knötel. Berlin, den 6. August 1881.
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste. Hitz ig.
Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Justiz⸗ Minister Dr. Friedberg nach Ems;
Se. Excellenz der Staats-Sekretär des Reichs⸗Justiz⸗ amts, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Schelling nach der Schweiz.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. August. Se. Majestät der Kaiser und König trasen, laut Meldung des W. T. B.“, am Sonnabend, Mittags 1 Uhr, über gend wohlbehalten in Salzburg ein. Se. Maje stãt wurden bei der Ankunft von . Kaiserlich Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen Rudolf von Oesterreich und dem Erzherzog Ludwig Victor sowie den in Berchtesgaden domizilirenden russischen Groß— fürsten Sergius und Paul, Kaiserlichen Hoheiten, empfangen und von der Bevölkerung mit Hochrusen begrüßt. Se. Kaiser⸗ liche Hoheit der Kronprinz Rudolf hatte preußische Uniform angelegt. Se. Majestät stiegen im „Hotel de l'Europe“ ab und nahmen Nachmittags in Hellbrunn bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen Rudolf das Diner ein. Um 6 Uhr begaben Sich Se. Majestät zu dem in Klesheim veranstalteten Gartensest, bei welchem die Kapelle des Regiments Constantin aus Linz musizirte Im Hotel wurden Se. Majestät von 1 n Hoheit der Prinzessin Albrecht von Preußen
grüßt.
Gestern, Sonntag, Morgen besuchten Se. Majestät der Kaiser den Frühgatteedienst in der protestantischen Kirche und empfingen um 8 Uhr im Hotel den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Rudols, Höchstwelcher Se. Majestät zum Bahnhofe begleitete, wo Se. Kaiserliche Hoheit der Erz⸗ herzog Ludwig Victor, Graf Bombelles, der Statthalter Graf von Thun ⸗Hohenstein und andere Notabilitäten anwesend waren. Nach herzlicher Verabschiedung erfolgte um 8 Uhr 40 Minuten die Abreise Sr. Majestaät via Rosenheim nach München.
Abends 9, Uhr lamen Se. Majestät der Kaiser über Treuchtlingen, wo dag Diner eingenommen wurde, wohlbehal⸗ ten in Frankfurt a. M. an. Se. Majestät wurden auf dem Bahnhof von dem e e,, von Wurmb, dem Ober⸗Bürgermeister Miquel und der Generalitat empfangen und auf dem Wege zu Allerhöchstihrem Absteigequartier, der Ober⸗Postdirektion, von den Kopf an Kopf gedrängten Menschen⸗ massen enthusiastisch begrüßt. .
deute Mittag 121 Uhr haben Se. Majestät mit Gefolge . furt wieder verlassen und Sich über Mainz nach Coblenz
geben.
— Nach einem von dem Staats⸗-Ministerium im Einver— ständnisse mit der Ober⸗Rechnungskammer gefaßten Beschlusse vom 21. Juni er. ist die Gewährung des vollen Satzes der Umzugskost en (68. 1 und 5 des Gesetzes vom 24. Februar 1877) nicht von dem Umstande, daß die Uebersiedelung that⸗ sächlich mit Familie bewirkt worden, sondern lediglich davon abhängig zu machen, daß der Beamte zur Zeit des Umzuges Familie gehabt hat. Die Umzugskosten-Liquidationen der Beamten sind daher in Zukunft zutreffenden Falles dahin zu bescheinigen, daß der Betreffende zur Zeit des Umzuges Fa⸗ milie im Sinne der Bestimmung der Cirkular⸗Verfügung vom 4. Mai 1877 gehabt habe.
— Wegen Wuchers ist nach einem Urtheil des Reich s— gerichts, J. Strafsf, vom 23. Juni d. Is., auch Derjenige zu bestrafen, welcher einem Andern ein Darlehn gewährt unter Ausbeutung der Nothlage eines Dritten, der die Ge— währung des Darlehns an den Darlehnssucher wünscht und zur Zahlung der wucherischen Zinsen sich versteht.
— Der General-Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗ꝛArtillerie⸗Inspektion, hat sich zu den Armirungs- und , nen der unterstellten Truppentheile bezw. Festungen egeben.
— Der im Kollegium der General⸗Kommission zu Mün⸗ ster beschäftigte bisherige Amtsrichter Peltzer ist zum Re— gierungs⸗-Assessor ernannt worden. .
— Als 3 haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Barz in Märk. Friedland, Dr. Brohm, Dr. Kunitzky und Dr. Albert Rosenberg in Berlin, Dr. Zimmern und Dr. Auer— bach in Frankfurt a. / M., Diefenbach in Hadamar, Dr. Rei⸗ mann in Graevenwiesbach, Altdorfer in Barmen, Berrisch in Elberfeld und Dr. Viauden in Trier.
— S. M. S. „Luise“, 8 Geschütze, Kommandant Kapt. Stempel, ist am 2. d. Mts. in Plymouth eingetroffen.
Bayern. München, 6. August. (W. T. B.) Die Königin von Sachsen ist heute Vormittag nach Tarasp abgereist. — Im Laufe des Tages statteten sich der Kaiser Franz Josef und der König von Sachsen gegenseitig Besuche ab. Am Abend kehrte der König von Sachsen nach Dresden zurück.
— 7. August. (W. T. B.) Der Kaiser von Oester⸗ reich ist heute Morgen 8 Uhr 15 Min. mittelst Extrazuges nach Lindau abgereist.
Baden. Karlsruhe, 6. August. Der Großherzog beabsichtigte, wie die „Karlsr. 3.“ meldet, am 7. d. M. St. Moritz zu verlassen und am folgenden Tage auf Schloß Mainau einzutreffen, wo der Großherzog dem Besuche des Kaisers von Oesterreich im Laufe des 9. August entgegensehe. Die Großherzogin und die Prinzessin Victoria bleiben noch zur ,, des Kurgebrauchs in St. Moritz. — Wie dasselbe Blatt vernimmt, werden sich die Festlichkeiten in hiesiger Stadt aus Anlaß der silbernen Hochzeitsfeier des Großherzogs und der Großherzogin, sowie der Vermählung der Prinzessin Victoria mit dem Kronprinzen Gustav von Schweden auf e e von Sonntag den 18. bis Sonntag, den 25. Septembe 22
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. August. Die „Elsaß-Lothr. Ztg.“ veröffentlicht wiederum ein Verzeichniß von 375 Personen, deren Option bezw. Auswanderung der Statthalter auf Grund des von der Optionskommission ab— gegebenen Gutachtens durch Erlaß vom 27. v. M. anerkannt hat.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. August. (W. T. B.) Die Nachricht englischer Zeitungen, daß Oesterreich die Ga⸗ rantie für eine von Montenegro kontrahirte Anleihe übernommen habe, ist, dem, Telegraphen⸗Correspondenz⸗Bureau“ zufolge, darauf zurückzuführen, daß Montenegro bei einer hiesigen Bank eine Anleihe zu negoziiren sucht. Die öster⸗ reichische Regierung ist hierbei durchaus unbetheiligt.
Pest, 6. August. Ueber den Empfang des Erzherzogs Eugen Seitens des rumänischen Königspaares bei Gelegenheit von kürzlich erfolgtem Besuche des Erzherzogs im Schlosse zu Sinaiga berichtet der „Egyertétés“ Folgendes: „Der König reiste seinem hohen Gaste bis nach Perisior ent— gegen, seinen Höhepunkt aber erreichte der bereits bei der Be⸗ gegnung überaus herzliche Empfang im Schlosse zu Sinaia, wo der König in Gegenwart der anwesenden Herren die folgenden Worte an den Erzherzog richtete: „Es thut mir unaussprechlich wohl, daß ich so das Glück habe, ein Mitglied jener mächtigen Dynastie begrüßen zu können, welche mein Land auch in der allerletzten Zeit mit so viel Gutem, mit so viel Gunst überhäuft hat. Ich drücke meine aufrichtig empfundene Freude darüber aus, daß ich ein Mitglied jener Dynastie begrüßen kann, welcher ich und mein Land so viel Dank schulden und auf deren Freundschast ich für die Zulunst so viel Gewicht lege.“
Großbritannien und Irland. London, 6. August. (W. T. B) Die diplomatische Korrespondenz, be⸗ treffend Cypern, ist im Parlament zur Vertheilung gelangt. Dieselbe enthält Depeschen Gladstone's und de Staatssekretärs der Kolonien, Lord Kimberley, an den Gou⸗ verneur von Cypern, in welchen das Gerücht, die englische Regierung habe Griechenland Cypern angeboten, für unbe⸗ gründet erklärt wird.
Bei der Berathung des Ausgaben-Etats im Unter⸗ hause sprach sich Labouchere mißbilligend über die Haltung des diplomatischen Agenten Englands in Sosia, Lagcelles, aus. Der Unter⸗Staatssekretär Dil ke bedauerte, daß La⸗ bouchere nicht die Mittheilung des betreffenden Schriftwechsels abgewartet habe, aus welchem hervorgehe, daß es den Bemühungen Lascelles gelungen, die Anrede der Vertreter der auswärtigen Mächte an den Fürsten wesentlich zu modifiziren. Lagcelles habe sich von seinen Kollegen nicht getrennt, weil eine VBeein⸗ flussung der Nationversammlung ausgeschlossen gewesen sei, da dieselbe das Verhalten des Fürsten bereits ratifizirt hatte. Der Staats selretär des Aeußern, Lord. Granville, habe in seiner bezüglichen Depesche erklart, daß einige Ausdrücke in
der Anrede der diplomatischen Vertreter der Mächte an den Fürsten weiter gegangen seien, als die englische Regierung ge⸗ wünscht habe. Er verstehe aber die schwierige Position Lag⸗
celles, sowie daß derselbe sich von seinen Kollegen nicht ge⸗
trennt habe, da eine Beeinflussung der Nationalversammlung außer Frage gewesen sei. .
— 7. August. (W. T. B) Bei dem gestern im Man⸗ sion⸗House stattgehabten Lordmayors⸗Banket hielt Gladstone eine Rede, in welcher er die Zwischenfälle be⸗ klagte, die in der gegenwärtigen Session des Parlaments über die so hoch stehende gesetzgebende Versammlung Ohn⸗ macht und Unehre gebracht hätten und wirksame Gegenmaß⸗ regeln nothwendig machten. Er hege die, wenn auch vielleicht verfrühte doffnung daß wenigstens eine große Maßnahme, die irische Landbill, zum Gesetz werden werde. Bezüglich der auswärtigen Angelegenheiten äußerte Gladstone: trotz einiger Mißerfolge glaube er, daß man sich auf dem Wege befinde, welcher zum Frieden und zur Ruhe führe. Die gegen⸗ wärtige Lage Afghanistans beweise die Richtigkeit der Ansicht, daß es ein Fehler gewesen sei, vor 3 Jahren eine Spaltung des einigen unabhängigen Landes herbeizuführen. Er hoffe, daß der Weg, welchen die englische Regierung jetzt eingeschlagen habe, keine weiteren schmerzlichen Eindrücke zurück⸗ lassen werde. Die Afghanen würden sich nur der Wünsche der Engländer für ihre Wohlfahrt und ihre Unabhängigkeit zu erinnern haben. Der Redner sprach sich sodann anerkennend über die Loyalität der Boern bei den mit ihnen geführten Verhandlungen aus. Unter dem Schutze der Regierung der Königin von England werde die Zukunft des Transvaal⸗ landes eine ebenso glückliche werden als diejenige der übrigen Kolonien. Der Thätigkeit Göschens zollte Gladstone seine vollste Anerkennung. Dank der Festigkeit der Mächte in dem europäischen Konzert sei eine große Territorial-Regulirung vollendet und eine Bevölkerung aus einem despotischen Joche zu der Vereinigung mit einem Volke ihrer Abstammung ge—⸗ bracht, welches Institutionen habe, die denjenigen Englands fast analog seien. Dies begründe die Hoffnung auf eine dauerhafte Erhaltung des Friedens.
— 8. August. (W. T. B.) Der Deputirte Bourke ist am Sonnabend nach Konstantinopel abgereist. — Der am 2. Mai verhaftete Deputirte Dillon ist gestern aus dem Kilmainhamgefängniß entlassen worden.
— (Allg. Corr.) Das indische Amt in London empfing . . von Indien folgende, vom 4. d. M. datirte epesche: pe Meldung von der Gefangennahme des ehemaligen Gou— verneurs von Kandahar, Schumsuddie Khan, bestätigt sich. Er wurde von kabulesischen Soldaten festgenommen, als sich dieselben von ihrem Befehlshaber im Stiche gelassen sahen Die Meldung, daß in den Straßen Kandahars 19 Personen verstümmelt worden, wird in Abrede gestellt. In der Stadt und im Lande soll jetzt völlige Ruhe herrschen. In der Gegend von Pischin ist die Ruhe ebenfalls nicht gestört worden.“ Aus Durham meldet eine Reutersche Depesche vom 4. ds. Der Vertrag mit den Boeren ist unterzeichnet worden, und die Regierung von Transvaal wird am 8. ds. an die Boeren übertragen werden. Der Präsident des Oranje⸗ Freistaates und der Oberrichter Sir J. H. de Villiers sind nach Bloemfontain abgereist. Sir Evelyn Wood kehrt morgen nach Natal zurück, und Sir Hercules Robinson wird am 6. ds. die Reise nach Kapstadt antreten.
Frankreich. Paris, 6. August. (W. T. B.) Eine Mittheilung des Kriegs-Ministers erklärt die be⸗ unruhigenden Gerüchte, betreffend Algier und Tunis, für unbegründet. Die in Sfid, Kreider und Mecheria befind⸗ lichen Truppen würden jeden weiteren Aufstandsversuch verhindern. Die Arbeiten an der Eisenbahn würden rüstig gefördert. Bei den an der aufständischen Bewegung be⸗ theiligt gewesenen Stämmen kehre die Ruhe zurück. Es bestehe daher kein Grund für die Befürchtung eines all⸗ gemeinen Aufstandes, welche in Frankreich zur Beein⸗ flussung der Wahlen verbreitet werde. In Tunis sei neuer⸗ dings keine ernstliche Ruhestörung vorgekommen. Die ein⸗ heimische Gensd'armerie werde voraussichtlich in der Lage sein, in Kurzem die Räubereien zu unterdrücken, deren Bedeutung übertrieben worden sei. Schließlich wird in der erwähnten Mittheilung bemerkt, daß der Gesundheitszustand der Truppen in Algier und Tunis nicht weniger günstig sei als derjenige der Truppen in Frankreich. — Hich einer aus Tripolis hier eingegangenen Meldung hat der Spahi Amar ben Hania, welcher dem Massacre der Flatterschen Mission entkommen war, angegeben, daß der türkische Gouverneur von Ghadames Mitschuldiger an dem Massacre sei und sogar Antheil an der Beute gehabt habe.
Die „Agence Havas“ erklärt die Behauptung der „Morningpost“, daß die Absendung einer Truppenmacht von 40 000 Mann nach Afrika in Frage stehe, für gänzlich unbegründet.
— 7. August. (W. T. B.) Ein Cirkurlar des Kriegs⸗ Ministers erörtert die Lage der Unteroffiziere in der Armee, setzt die Bedingungen ihrer Karriere fest und gestattet die Verheirathung der unter bestimmten Bedingungen weiter dienenden Unterofsiziere.
Die französischen Militärbehörden in Tunis sind im Einvernehmen mit Roustan damit beschäftigt, die
Streitmacht der Eingeborenen wiederherzustellen, um das Ma⸗
rodiren zu verhindern. Im Falle einer Zerstörung der tele⸗ graphischen Verbindung in Tunis sollen die betreffenden Stämme, in deren Gebiet die Zerstörung vorgekommen ist, zur Verantwortung gezogen werden.
Italien. Rom, 7. August. (W. T. B.) An dem heute stattgehabten Meeting gegen das Garantiegesetz nahmen etwa 3000 Personen Le dltᷣ. Die Behörde untersagte die Verlesung der Tagesordnung, welche das Gesetz abschafft, und hob die Sitzung auf. Ruhestörungen kamen nicht vor.
Türkei. Konstantinopel, 6. August. (W. T. B.) In Betreff des Verlangens der Pforte, nach der Uebergabe der zweiten Sektion der an Griechenland abzutretenden Gebiets⸗ iheile die weitere Regulirung der griechisch⸗türki⸗ schen Grenze bis gegen den 15. September e. hinaugzuschie⸗ ben, sind unter den Vertretern der Mächte mehrere Mitthei⸗ lungen ausgetauscht worden. Im Anschluß an dieselben hat der italienische Botschafter Graf Corti heute der Pforte eine Kollektivnote Überreicht, in welcher die Gründe für die Ableh⸗ nung des Verlangens der Pforte auseinandergesetzt werden. Namentlich wird in der Note der Verlust eines ganzen Monats hervorgehoben und die Pforte gebeten, sobald als möglich den Ort und den Tag für die Wiederaufnahme der Grenzregu⸗ lirunggarbeiten zu bestimmen. — Der Minister des Auswär⸗ tigen, Assym Pascha, und der griechische Gesandte, Condu⸗ riotis, sollen am nächsten Montag die Ratifilationen der direkten griechisch türkischen Grenzregulirungs⸗ Konvention augtauschen.
Numänien. Bu karest, 7. August. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht die Ernennung Mavrogheni's zum Gesandten in Rom.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. August. 95 T. B) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht ein eskript des Kaisers an den Großfürsten Michael Nikolajewitsch, in welchem der Kaiser demselben seinen Dank ausspricht für die so langjährige thatenreiche Wirk— samkeit als Statthalter des Kaukasus. In dem Reskripte heißt es sodann: Wie immer von besonderer Hochachtung erfüllt für die dem Throne und dem Vaterlande von Ew. Hoheit geleisteten Dienste, habe ich es jetzt für gut befunden, Sie durch Ernennung zum Präsidenten des Reichsrathes zu meinem nächsten Mitarbeiter in den höchsten Staats— angelegenheiten zu berufen. — Durch Entscheidung des Mi— nifters des Innern vom 6. d. ist dem „Golos“ die dritte Verwarnung ertheilt und dessen Erscheinen auf 6 Monate inhibirt worden. Dieselbe ist in erster Stelle durch einen Artikel gegen den Fürsten von Bulgarien veranlaßt worden und wird damit motivirt, daß derartige Ver— letzungen des Anstandes gegen das Haupt eines fremden Staates, welcher mit Rußland in freundschaftlichen und ver— wandtschaftlichen Beziehungen steht, nicht geduldet werden könnten. Ferner sind die erwähnten Maßnahmen veranlaßt durch unziemliche und beleidigende Artikel gegen die russische Flotte.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. August. (Hamb. Corr.) Der König und die Königin werden morgen aus Schoonen (Sophiero) hier eintreffen und sich sofort nach Drottningholm begeben, wo sie wahrscheinlich bis Mitte September verweilen werden, um alsdann die Reise nach Karlsruhe zu den Vermählungsfeierlichkeiten des Kron— prinzen anzutreten. Da sowohl der König wie der Kronprinz alsdann außerhalb des Landes verweilen, werden die beiden vereinigten Königreiche während ihrer Abwesenheit, der Ver— fassung gemäß, von einer schwedisch-norwegischen Interims⸗ regierung verwaltet werden.
Dänemark. Kopenhagen, 8. August. (W. T. B.) General-Feldmarschall Graf Moltke ist gestern Abend auf der Reise nach Schweden hier durchpassirt.
Amerika. Washington, 4. August. (Allg. Corr.) Das Befinden des Präsidenten Garfield bessert sich stetig. Die Mitglieder des Kabinets bereiten sich zur Abreise von Washington vor. In Folge des befriedigenden Zustandes des Präsidenten ist die Ausgabe des Mittagsbulletins eingestellt worden.
New-York, 4. August. Die Feier des 4. Ju li, welche in Folge des Mordversuchs gegen den Präsidenten Garfield verschoben wurde, ist heute in dem festlich geschmückten Brook— lyn abgehalten worden. Ueber die Aussicht auf des Prä— be, . Wiederherstellung wird große Freude an den Tag gelegt.
Asien. Persien. (Allg. Corr) Aus Tabriz wird dem Reuterschen Bureau unterm 5. d. gemeldet: Hamzeh Agha, der persische Kurden-Chef während der jüngsten In⸗ surrektion, ferner einer seiner Brüder, einige Neffen und eine Anzahl von Dienern wurden am 29. v. M. in Doujbulagh erschossen. Ihre Köpfe wurden alsdann dem Gouverneur von Azerbaidjan, Ala⸗ed⸗Dauleh, der sich gegenwärtig in Urmia aufhält, übersandt.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes ämtern in der Woche vom 24. Juli bis inkl. 30. Juli er. zur Anmeldung gekommen: 175 Eheschließungen, S55 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 1013 Sterbefälle.
Gewerbe und Handel.
Amtlichen Nachrichten zufolge ist im Gourernement Warschau die Rinderpest in den Dörfern Tokary und Osiny, Kreis Gostynin, ausgebrochen.
Glasgow, 6. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 573 600 Tons gegen 455 300 Tons im rorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 123 gegen 117 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn⸗Aktiengesellschaft sind im Monat Juli 1881 4679 522 Personen befördert und dafür 625 090,10 „M oder durchschnittlich vro Tag 20 164,21 (6 von beiden Gesellschaften eingenemmen. Die Einnahme im Juli 18890 belief sich auf 531 133,20 60 oder durchschnittlich pro Tag 17133, 33 (6
Im Juli 1881 entfallen auf die Linien: Ringbabn DJ //. Gesundbrunnen - Rosenthalerdhor . 22 259, 45. Pankow — Schönhauser Thor... 20 463,85. Tegeler Chaussee — Weidendammer
ö Temrelhof — Dönbofferlatz. Rirdorf — Dönhoff s platz kö Charlottenburg- Monbijourlatz Kreuzberg — Doͤnhoff s platz Kreujberg = VBehrenstraße Moabit = Spittelmarkt. Trextow — Sxittel markt. Schöneberg — Sxyittelmarkt Zoologischer Garten — Srittel⸗
markt Rd Zoologischer Garten = Moritzrlatz Görlitzer Babn — Brandenburg⸗
strahe — Behrenstraße . 13 841, *. Eisenbabnstraße — Hallesches Thor 9204,30. Monbijouxlatz- Bülowstraße. 14 9w.-. Tronenstraße = Hafenvlatz 364. — Tegeler Chaussee — Dalldorf 361,9. Abonnements 2199,50.
Pers. 12107209
. 162 941
* 105 895 34 330. —. 1111,35. 22 917.20. 23 840. 60. 20 296.50. 6 191. —. 242 325 30334. —.— 245 806 43 603. —. 338 451 42 430, 60. 317030
283038 61891 165 303 181 870 202 538
34 068. 60.
35 882.70.
264 646
261 88 380042 29579
73610 3617
Berlin, 8. August 1881.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) ö Bei der heute sortgesetzten Ziehung der 4 KRlasse 164. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 390 9090 6 auf Nr. 32 933. 1ẽ6Gewinn von 15 000 6 auf Nr. 8952. 3 Gewinne von 6000 66 auf Nr. 14 842. 67 501. 76 439.
14512
schrift. n en iu Stuttgart, letztere der Königlichen Dandbibliotbet. ?. Unter den Tertilarbeiten der Alterbümerabtbeilung sind es vor
33 Gewinne von 3000 (S6 auf Nr. 52. 3099. 4937. 8967. 17758. 26057. 27792. 36 329. 37 836. 38 268. 39174. 40 685. 40913. 44 564. 54 720. 54 854. 55 374. 59 433. 59 625. 59 650. 66 465. 68 517. 68 649. 69735. 70 554. 74408. 74 894. 77 466. 81 194. 85 517. S6 931. 91779. 93368.
46 Gewinne von 1500 M auf Nr. 1947. 8645. 131839. 13228. 14518. 16829. 17713. 18566. 22 742. 23 282. 26 508. 27 644. 28 669. 29 920. 35 393. 37 744. 37 979. 38 474. 40495. 43 394. 46 622. 49 054. 51 980. 55 691. 60 989. 62671. 64 146. 71 153. 71777. 73 825. 75 741. 76 648. 76 824. 78 630. 84116. S5 514. S5 596. 86 748. 88 585. 88798. 90 933.
67 Gewinne von 600 SJ auf Nr. 573. 1095. 1185. 1628. 1863. 3506. 4747. 5408. 6294. 6341. 6607. 9060. 11847. 12117. 12 807. 14018. 15991. 18439. 19493. 20107. 21 354. 22 073. 22 552. 28 892. 31 212. 32408. 32964. 33125. 34 040. 34 084. 37 486. 39 780. 40 300. 40 929. 42 952. 43 145. 55 500. 55 723. 57 116. 58157. 59 501. 60147. 60 380. 60401. 61 228. 62 832. 63 285. 63 639. 65 625. 66 352. 67619. 67 813. 71 695. 73 780. 73 837. 75 872. 76104. 76982. 77 978. 82 296. S3 649. 84177. 85 950. 88 190. 90 432. 91 421. 94155.
10029. 18696. 32 301. 44905. 63 512.
Württembergische Landes⸗-Gewerbe-⸗Ausstellung. Ausstellungs⸗ Briefe.)
Stuttgart, 5. August. Die Alterthümer⸗Abtheilung.
Wozu ein Alterthums-Kabinet in einer Gewerbe-Ausstellung? kann man hier und da fragen hören. Wir vermögen darauf keine bessere Antwort zu geben, als der Verfasser der Einleitung zum Alterthümerkatalog dies gethan hat mit den Worten: in den Samm⸗ lungen der Werke unserer Väter drängt es sich jedem prüfenden Auge auf, wo wir vor Allem zu lernen, Geschmack und Geschick wieder zu gewinnen haben.
Zum Muster also und Vorbild für unsere heutigen Kunstgewerb— treibenden soll die reiche und prächtige Sammlung von Kunstschätzen dienen, welche das Comité für Alterthümer, — an dessen Spitze der treffliche Kenner alter und neuer Kunst, Ober-Baurath von Egle, der Erbauer des Polytechnikums und der Baugewerkeschule — ver— anstaltet hat und zu welcher das Königlich württembergische und das Fürstlich hohenzollernsche Haus, der Adel und die Staats⸗ und Privatsammlungen des Landes ihr Schönstes und Werhvollstes zu— sammengetragen haben. Als Annex dieser Abtheilung ist das prächtige altdeutsche Zimmer des Barons von Reischach zu betrachten, welches in der Nähe des Alterthümersaals in dem ursprünglich für die Cotta'sche Buchhandlung bestimmten Kabinet seinen Platz ge— funden hat.
Es kann in der That nichts Interessanteres geben, als nach Besichtigung der Möbelkabinette, der Schränke unserer Juweliere und der modernen Webereien und Stickereien der Alterthümer⸗ abtheilung einen Besuch abzustatten und die Werke des Kunstfleißes unserer Tage mit denen unserer Väter zu vergleichen.
Und erwägt man, wie kurz her die Wiedergeburt des deutschen Kunstgewerbes datirt, so kann es nicht beschämend sein, zu sehen, wie wir in Form und Gedanken vielfach noch aufs Engste an die Muster und Vorbilder unserer Väter uns anlehnen, wie wir nichts sind als die Schüler der alten, trefflichen Meister.
Vielmehr darf es uns mit Stolz erfüllen, daß wir nicht nöthig haben, bei Fremden zu borgen, daß wir schöpfen dürfen aus unserem Eigenen, aus dem von unseren Vätern ererbten Schatz deutscher Kunst, der eine lebendige Quelle ist auch für die Schöpfungen unserer Tage. Einer der schönsten Erfolge unserer Ausstellung wäre es, wenn unsere Kunsthandwerker, nicht minder aber auch unsere Künstler, be⸗ geistert von der Anschauung dessen, was das deutsche Kunstgewerbe vergangener Zeiten, als es das erste der Welt war, geschaffen hat, Muth und Lust gewinnen würden zu eigenem schöpferischen Schaffen. Denn nicht beim sklavischen Nachahmen der alten Vorbilder darf es bleiben; ist erst mit der Kenntnis derselben auch der alte Kunstsinn, das sichere feine Gefühl für stilvolle Formenschöne wieder lebendig in unsern Meistern erwacht, dann gilt es, auf dem Alten weiterbauend und fortbildend Neues zu schaffen. Und dieses Ziel selbstschöpferischer Künstlerschaft muß auch auf diesem Gebiete wieder errungen werden, wenn das Kunsthandwerk auf dem mit Ernst beschrittenen Weg weiter schreitet, wenn Kunst und Handwerk fortfahren, sich die Hände zu reichen. An unseren Künstlern liegt es, Liebe für dieses Feld künst⸗ lerischer Thätigkeit zu gewinnen, an unseren Handwerksmeistern, den Werth künstlerischer Hülfe und Leitung zu erkennen.
Wie viel hierin schon erreicht ist, das zeigt unsere Ausstellung. Riske des Vallfaals, in welcher sonst das Srchester saß, ist pro
Ueberall im Katalog finden wir unter den Firmen unserer Kunstindu⸗ striellen die Namen der Künstler verzeichnet, durch deren Mitwirkung es ihnen gelang, so Schönes, Harmonisches zu schaffen. Aber immer
weiter sollte die Ueberzeugung bindurchdringen, daß der Meister des
Kunsthandwerks sein Kapital nicht besser anlegen und umtreiben kann, Frnani' ron Verdi, eine bier nicht eben oft
als wenn er die ersten Künstler herbeiruft, Form und Gedanken für seine Gebilde zu schaffen.
Es kann nicht die Aufgabe dieser Briefe sein, auch bei der Alter⸗ thümerabtheilung in eine Beschreibung der einzelnen Gegenstande ein⸗ zugehen. Der Werth dieser Schätze ist längst entdeckt, längst aner⸗ kannt und der größte Theil derselben bleibt auch nach Schluß der Aucstellung, wenn auch nicht in dieser Zusammenstellung, den Kunst⸗ freunden zugänglich. Nur ein oberflächliches Bild des Ganzen wollen wir mit den folgenden Zeilen zu geben versuchen.
Wobl nicht als Muster für unsere Meister von heute, aber um das bistorische Bild schwäbischen Landesgewerbes vollständig zu machen,
historischen Funde aus uns Höblen 8 aräbern etablirt,
Paulus, deren Namen längst auch einen guten Klang baben, die treffende exigrammatische Auf⸗ schrift Vor 2000 Jahren‘ gegeben haben. Wir finden hier aus der ältesten Steinzeit, die Messer aus Feuerstein und die Beile aus Horn⸗
I.
bat sich im Vorraum des Alterthümersaals die Ausstellung der prä⸗
außerhalb des Schwabenlandes
blende, aber auch schon den primitiren Halsschmuck aus aneinander ⸗ z ? p 83 * . gereibten Zähnen des Pferdes. Unter all dem Interessanten, was aus
der altgermanischen Zeit bier zu finden, nennen wir nur die allen Alterthum e freunden bekannten, berühmten Goldfunde aus den Fürsten⸗ gräbern des Klein⸗Atrerale s (am Fuße des Asperg) und ven Hunder⸗ singen an der Donau, die sonst in dem Museum raterländischer Alter⸗ thümer in Stuttgart aufbewahrt sind.
Wiederum ron rein bisterischem Interesse sind — und damit treten wir in den Altertbümersaal selbst ein — die alten Urkunden, unter deren Verfassern, ber. Unterzeichnern, wir Deutschen Kaisern ven Ludwig dem Frommen bis Joserh 11, den Reformatoren Luther und Zwingli und unter anderem auch einem Bericht des Eleven der Karleschule, Friedrich Schiller, begegnen.
Ins künstlerische und kunstgewerbliche Gebiet aber gebören bereits die alten Pergamenthandschriften. Miniaturen, alten Buch- drucke und Siegelstemrel. Die älteste der Pergamenthandschriften ist wobl das aus dem 7 8. Jahrhundert stammende lateinische Psal⸗ terium, die berübmteste, die unter dem Namen der Weingartner Lieder⸗ sammlung“ aus der Literaturgeschichte bekannte Minnesängerhand⸗ Erstere ist Eigenthum der Koäniglichen öffentlichen Bibliothek
Allem drei gewirkte Terriche, welche die Aufmerksamkeit verdienen.
Der eine, aus dem Fürstlich bobenzollernschen Museum in Sigmarin⸗
gen, wabrscheinlich landrische Arbeit sischen Eres n. Wilbelm ren
stellt Scenen aus dem franzö⸗ Drlenz ! dar, deren eingehende
8 8212 2 2 38] . daß riele Besucher wohl ei
sellschaft hat eine
seit langer Zeit jährlich als uch ir
anlagen
Besichtigung an der Hand unseres vortrefflichen Alterthümerkatalogs wir den Besuchern als reichen Genuß darbietend em⸗ pfehlen. Sehr schöne niederländische Arbeiten sind die Teppiche Antependien) von Prof. Seyffers in Stuttgart, Scenen aus der christlichen Legende darstellend. Endlich nennen wir den prächtigen großen Wandteyppich (Haute-lisse-Weberei) des Königlich bayerischen Gesandten in Stuttgart, Graf Tauffkirchen, welcher einen Theil der im Münchener Nationalmuseum befindlichen Ahnentafeln des Markgrafen Ott Heinrich von der Pfalz bildet.
Aus der überaus reichen Kollektion von Arbeiten in Gold, Sil⸗ ber, Email, edlen Steinen und Elfenbein möchten wir herausheben das unter dem Namen des „Schmuckkästchens der Herzogin Barbara“ bekannte prachtvolle Kästchen aus Perlmutter mit vergoldetem Silber⸗ beschlag und reichem Edelsteinschmuck aus der Königlichen Sammlung in Bebenhausen, und das uralte, jedenfalls aus dem vorigen Jahr⸗ tausend stammende Reliquienkästchen aus Elfenbein mit der Himmel⸗ fahrt Christi in Relief, aus dem Kunst- und Alterthümerkabinet in Stuttgart, endlich die vergoldete Monstranz aus dem Fürstlich hohen⸗ zollernschen Museum in Sigmaringen, mit Glasflüssen, Perlen und Steinen, ein ungemein interessantes Kunstwerk als Beispiel der Auflösung alles Architektonischen in Gebilde aus der Pflanzen⸗ welt. Unter der ungemein großen Zahl von Vasen, Bechern, Trink⸗ hörnern u. dgl. nennen wir den der Gräfin Mathilde von Bentinck gehörigen Reichserbschenkenbecher der Grafschaft Limpurg vom Jahre 1562, den einzigen bekannten und erhaltenen von all den Bechern, welche in der langen Zeit der Dauer des hl. römischen Reichs bei Kaiserkrönungen verwendet wurden.
In Majolika und Porzellan sind es einerseits die pracht— vollen Majolikaplatten schoͤnster italienischer Arbeit im Privatbesitz des Königs, andererseits die meist dem Museum vaterländischer Alter⸗ thümer angehörigen Ludwigsburger Porzellanvasen und -Figuren, den Meißner Arbeiten ebenbürtig, welche die Besucher besonders an— ziehen. In nichts hat sich der Geschmack der Rococcozeit so charakte⸗ ristisch ausgesprochen, wie in diesen zierlichen koketten griechischen Göttern, den Schäfern und Schäferinnen, Tänzern, Bacchanten u. s. w.
Unter den Waffen findet der Besucher viele prächtige Schwerter (das Reichsschwert des Herzogs Eberhard), Pistolen, Gewehre, Pferde⸗ körbe, Pulverhörner u. s. w.; unter den Arbeiten in Holz nennen wir das der Stadt Ulm gehörige sog. „Schongauwaldärchen“, aus der Hauskapelle einer Patrizierfamilie stammend, jetzt in der Sakristei des Münsters zu Ulm aufgestellt, Chor- und Betstühle mit Holz⸗ schnitzereien des Jörg Syrlin, ebenfalls aus dem Münster zu Ulm und eine Reihe Stationen (in Holz geschnitzte und bemalte Haut⸗ Reliefs) der altoberdeutschen Schule, aus der Kirche des Klosters Zweifalten stammend.
Ob wir mit dem Angeführten das Bedeutendste unter den vielen bedeutenden und werthvollen Kunstschätzen der Alterthümerabtheilung herausgehoben haben, vermögen wir bei der Schwierigkeit einer solchen Wahl nicht zu sagen. Der Alterthumsfreund wird es sich ja nicht nehmen lassen, an der Hand des ausführlichen und über alles unter— richtenden Katalogs diesem interessanten Theil unserer Ausstellung eine eingehende Besichtigung zu widmen und zu entdecken, was wir Hervorragendes übersehen haben.
Der Verein Concordia hat in Gemäßheit der Beschlüsse seiner letzten Generalversammlung zwei Preise von 1200 „ resp. 600 „6, für die besten Broschüren über die rationellste Anlage und Errichtung von Wohnhäusern für je eine Arbeiterfamilie unter Berücksichtigung der Verhältnisse in ver⸗ schiedenen Theilen Deutschlands, sowohl in Städten als auf dem Lande, ausgesetzt. Das Generalsekretariat des zu Main; domizi⸗ lirten Vereins Concordia ertheilt Denjenigen, welche sich an der Konkurrenz zu betheiligen wünschen, nähere Auskunft und ist die Schrift erst am 1. März nächsten Jahres einzureichen.
Neben dem Lehrbuch für Steno-Tachygraphie zum Preise von 1 M ist auch ein solches nach heuristisch⸗kalkulirender Me⸗ thode für das Lehmannsche System zum Selbstunterricht bearbeitet worden und zum Preise von 1 S 55 mit sämmtlichen dazu ge⸗ hörenden 113 Diktaten zum Selbstunterricht durch den Vor⸗ sitzenden der stene⸗tachvgraxhischen Gesellschaft, Hrn. A. Lehmann, Berlin, Schenkendorfstraße 2, zu beziehen.
Im Central⸗Skating⸗Rink (Bernburgerstr. 2 a.) hat am Sonnabend die Eröffnung der angekündigten italienischen Opernstagione stattgefunden. Die Kunst des bel eanto, die wäh⸗ rend der nächsten 6 Wochen in diesen, eigentlich dem Rollschuhsport und der Muse Terrsichore geweihten Räumen gepflegt werden soll, mußte sich hier mit einer recht bescheidenen Heimstätte begnügen: die
visorisch zu einer kleinen Bühne herausstaffirt worden, so unscheinbar, in Lächeln beschlich, gepaart mit der
Annahme, daß auch wohl nicht viel dahinter sein werde. Um so erfreulicher jedoch war die Enttäuschung. Man gab den gehörte Oper und
erfreulicher aber ist, daß recht gute bezeichnen konnte. Reihe sehr beachtenswerther Kräfte auf⸗ zuweisen: der Repräsentant der Titelrolle, Sigr. Francesco Giannini, ist ein kraftvoller Tenor, dessen baritonistisch dunkele Fär⸗ bung dem leidenschaftlichen Charakter der Partie sehr zu Statten kommt, und der im ersten Akt und der Schlußscene große Effekte er⸗ zielte; Sigr. Augusto Brogi, ein vortrefflicher Bariton von schönen Stimmmitteln und rortrefflicher Schule, sang den Don Carlos; er wurde ganz besonders reich mit Beifall ausgezeichnet, gewährte jedoch ie schöne aber anstrengende Caratine im 3. Aft tretz stür⸗ Verlangens wohlverstãndiger Weise nicht da capo; ra. Wizjat (Elrira) erinnert in ihrer Erscheinung an eine hier Gastin weilende, hochgeschätzte Sängerin, die ihr a künstlerischer Beziehung als Vorbild ge⸗ dient zu haben scheint; sie brachte es mit ihren routinirten Mitteln namentlich in dem erschütternden Schlußterzett zu realistisch angelegter, großartiger Wirkung; Sgr. Enrieo Gasverini endlich, ein wohl geschulter Bassist ron imponirendem Aeußeren, vervollständigte als Silra das Quartett, dessen treffliche Leistungen die berechtigtste Anerkennung fanden. Der Chor sang natürlich deutsch; die Ensembles waren rräzis und wobl einstudirt. Nach dem glänzenden Finale des III. Aktes wurden sämmtliche Hauptdarsteller wiederbolt hervorgerufen, auch Sgr. Oreste Bimboni, der hier von früber bereits vortbeilbaft bekannte Dirigent, dem ein ganz besonderes Verdienst um die, wenige Unfälle abge⸗ rechnet, wohl gelungene Aufführung zukommt. Befremdlicher Weise verließ ein großer Theil des jzablreich anwesenden Publikums das Haus bereits nach diesem 3. Atte, vermuthlich in der Mei nung, die Orer sei aus, und die Peripetie für den Schluß haltend. Nach dem die Katastrophe bringenden 4. Akte wieder⸗ bolten sich die Beifallebejeugungen jedech in gleich reichem Maße. Das Unternebmen ist senach unter günstigen Ausrizien ins Leben ge⸗ treten. Weitere Aufführungen werden ung jedenfalls auch Gelegen⸗ beit bieten, die Fähigkeiten der Künstler im siorirten Gesange zu beurtbeilen, wezu die dramatische Musik des ‚Ernani' wenig Ar laß giebt. Die Akustik des Lokals ist übrigens wider Erwarten so gut, aß sich der Seuffleur wohl ctwag Mäßss zung aufersegen fonnte, — In dem eleganten großen Sommersfating⸗ Rink mit seinen schönen Garten⸗ rremenirte in den Zwischenaften ein buntes, animirtes Publikum.
schon deshalb glücklich gewählt; noch man die Aufführung als eine
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