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umherlaufend auch solche Hunde verstanden werden, welche sich in geschlossenen Raumen, wie Höfen, Gärten, Treppen und Korridoren befinden. Andernfalls müßte sogar das freie Umherlaufen von Hunden in bewohnten und zu⸗ r ichen Zimmern unter dieselbe Wirkung des Gesetzes allen.
Dem Reiche und seiner Gesetzgebung kann sonach die Verantwortlichkeit für Anwendung derjenigen äußersten Strenge, welche durch das Reichsgesetz unter Umständen ge— stattet ist, nicht zugewiesen, und das Maß dieser Strenge, soweit es nicht sachlich nothwendig erscheint, kann erhobenen Klagen gegenüber nicht durch Bezugnahme auf den formalen Zwang des Reichsgesetzes gerechtfertigt werden. Ebensowenig vermag das Gesetz einen Schutz da zu gewähren, wo die zu seiner Ausführung erlassenen Anordnungen sich mit dem Ge— setze selbst nicht decken. Von diesem Gefichtspunkte aus ist die Annahme ausgeschlossen, daß beim Erlasse der Ausführungs— vorschriften es die Absicht des Bundesrathes gewesen sei, die vom Gesetze im öffentlichen Interesse gestatteten Eingriffe in Privatrechte zu erweitern.
In der Voraussetzung, daß die ꝛc. Bundesregierungen sich mit meiner vorstehend erörterten Auffassung in Ueberein⸗ stimmung befinden, beehre ich mich, Hochdenselben die weitere Veranlassung mit dem Bemerken ganz ergebenst anheimzu— stellen, daß die dem Gesetze nicht entsprechende Praxis einzelner Polizeibehörden auf einer mißverständlichen Auslegung des 8. 20 Abs. 6 der Instruktion vom 12.24. Februar 18891 (Centralblatt S. 37) zu beruhen scheint. Ohne in dieser Be— ziehung Zweifel zu hegen, beabsichtige ich doch dem Bundes— rathe nach seinem Wiederzusammentreten eine Vorlage zum . der Verhütung analoger Mißverständnisse zugehen zu assen.
— Hat eine Person einem Theile der gerichtlichen Haupt— verhandlung in einem Strafverfahren im Zuhörerraum beigewohnt, so hindert dies, nach einem Urtheil des Reichs—⸗ gerichts, vom 13. Mai 1881, nicht, diese Person demnächst in derselben Sache noch als Zeugen zu vernehmen.
— Das Hinaufsteigen an der äußeren Wand eines Ge⸗ bäudes, ohne in dasselbe einzutreten, und das Hineinlangen in ein Fenster desselben, um zu stehlen, begründet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 14. Mai 1881, keinen Diebstahl mittelst Einsteigens, und der Diebstahl ist somit nicht als schwerer Diebstahl zu bestrafen.
— Der Gouverneur des Invalidenhauses, General der
Infanterie von Ollech, ist von Urlaub hier wieder ein⸗ getroffen.
— Der General -Lieutenant Wiebe, Inspecteur der L.. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion. hat eine Dienstteise behufs In⸗ spizirung der unterstellten Truppentheile, sowie zum Manöver
des 1IX. Armee⸗Corps, wohin derselbe als Schiedsrichter kom— mandirt worden ist, angetreten.
— S. M. Kbt. „Nautilus“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv. Kpyt. Chüden, ist am 4. September er. in Plymouth eingetroffen und beabsichtigte am 6. September er. nach Kiel in See zu gehen.
S. M. S. „Luise“, 8 Geschütze, Köommdt. Korv. Kpt. Stempel, ist am 24. August cr. auf Rhede Funchal (Madeira) zu Anker gegangen.
Sachsen. Dresden, 4. September. Der Landtag ist heute mit folgender Thronrede eröffnet worden:
Meine . Stände! Sie sind heute zusammen gekommen, um nach verfassungsmäßiger Ordnung die dem neunzehnten ordentlichen Landtage obliegenden Geschäfte zu erledigen, und Ich heiße Sie in Meiner Residenzstadt willkommen.
Ich habe Sie schon heute zusammen berufen, da Ich es Mir nicht versagen wollte, die fünfzigste Wiederkehr des Tages, an welchem die Verfassung unseres Landes verkündigt worden ist, in Ihrer Mitte zu begeben. Ein Tag so wichtiger Erinnerung darf nicht mit Schweigen übergangen werden.
Gern gedenken wir Alle der Art, in welcher vor einem halben Jahrhunderte unsere Verfassung gegründet worden ist. Sie ist nicht mit einem gewaltsamen Abbruch der Vergangenheit entstanden, son⸗ dern aus einer durchaus maßvollen Entwickelung hervorgegangen. Hatte der Kurstaat Sachsen schon seit Jahrhunderten eine Vertretung in der Form des älteren deutschen Ständewesens besessen, und in treuem Zusammenwirken mit dieser ein geachtetes Kulturleben er— rungen, so galt es vor fünfzig Jahren, unserem Staate eine neue Organisation zu geben, damit er befähigt würde, die größeren Auf⸗ gaben des öffentlichen Lebens dieses Jahrhunderts zu erfüllen. Wir wissen, mit welcher Umsicht und Opferbereitschaft man damals ge⸗ bandelt, und in welchem Frieden sich der Uebergang aus dem älteren in den neuen Verfassungsstaat vollzogen hat, und dankbar erinnern wir uns heute der Männer, deren patriotischem Wirken wir dieses entscheidende Ergebniß zuschreiben.
Steht man aber an dem halbhundertjährigen Abschluß der Wirk—⸗ samkeit einer solchen Organisation, so fühlt man sich wohl aufgefor—⸗ dert, die Frage zu beantworten, was sie in einem Zeitraume geleistet hat, in welchem es galt, Ansprüche des Volkslebens zu befriedigen, wie sie so umfassend in keiner früheren Zeitperiode aufgetreten sind. Denn wenn sich unser früheres Staateleben Jahrhunderte hindurch auf wesentlich unveränderten Bahnen bewegte, so gab es in dieser Periode kein Gebiet des öffentlichen Rechts, das nicht eine planmäßige Erneuerung nach den volitischen Bedürfnissen der Zeit gefordert hätte.
In der That bedarf es nur eines Blicks auf das, was in diesen fünfzig Jahren in Gesetzgebung und Verwaltung geschehen ist, um sich von der Fruchtbarkeit unseres neuen Verfassungelebens zu Über⸗ zeugen. Justij und Verwaltung, Finanzverfassung und Steuern, das Heerwesen, Kirche und Schule, das Recht der Gemeinden und des gewerblichen Lebens haben völlig neue Ordnungen erhalten, und oft ist es nicht bei einer einmaligen Umgestaltung geblieben. So ist unter Mimwirkung der Stände der jetzigen Verfassung unser Staat ein völlig neuer geworden.
Wenn Ich hierauf hinweise. so thue Ich dies nicht in dem Ge⸗ danken, daß diese Ergebnisse unseres neuen Verfassunge lebens überall als abgeschlossen zu gelten hätten. Denn definitive Abschlüsse lassen sich im Staate, zumal bei dem Charakter unseres modernen Staats⸗ wesens, nur selten erreichen, da die Wechselwirkung der Kräfte eines gesunden Volkelebens von selbst zu weiteren Entwickelungen hinführt. Aber trotz der rascheren Veränderung der politischen Beduürfnisse kann auch das moderne Staateleben nicht besteben ohne jene konstanten Kräfte, welche die Mannigfaltigkeit im Wechsel regeln und be⸗ berrschen; sie wurjeln in der unverbrüchlichen Treue und Liebe zum Vaterlande und in der selbstlosen Hingebung bei der Pflege seiner Interessen. Und wenn die Stände unserer Verfassung in diesem balben Jahrhunderte es verstanden haben, gleichzeitig als Vertreter der mannigfaltigen Interessen des Volks, wie als treue und zuverlässige Stützen bei der Erbaltung des Vaterlandes zu dienen, wenn ferner die auf dem Inhalte unserer Verfassung rubende balb⸗ Fundertjährige Arbeit zur Forderung der Gerechtigkeit, jur Hebung der Sittlichkeit des Volks und zur Entwickelung seiner geistigen und wirth⸗ schaftlichen Kräfte gefübrt bat, so darf man sagen, daß die vor fünfzig Jabren gegründete Verfassung die Erwartungen ihrer Einführung er⸗ füllt und als ein Segen unseres Volks sich erwiesen bat. Es ist Mir ein landes väterliches Bedürfniß, diese Anerkennung mit dankbarem Herjen heute öffentlich auszusprechen.
Sowie aber in früberen Jahrhunderten unser Staat sich mit dem Gesammtleben des deutschen Volks verbunden gezeigt hat, was die von hier ausgegangenen Einwirkungen auf alle Gebiete des deut schen Kulturlebens sattsam bezeugen, so will auch unser heutiger Staat seine Kraft und Gesundheit vor Allem in dem Gedanken er— halten, daß er damit sich als ein wirksames und dem Ganzen förder⸗ liches Glied des Deutschen Reichs erweise.
So wollen wir uns denn heute dankbar daran erinnern, was unter Gottes gnädiger Führung unser Vaterland in diesen fünfzig Jahren mit seiner Verfassung erreicht hat, und zugleich getrost in die Zukunft mit der Hoffnung ausblicken, daß unser Volk, wenn aber— mals ein halbes Jahrhundert verflossen ist, mit denselben Empfin— dungen des Dankes und Vertrauens seiner Verfassung gedenken werde.
Fs gereicht Mir zu großer Befriedigung, den gegenwärtigen Landtag, welchem Meine Regierung nur wenige Gesetzentwürfe vor— zulegen Veranlassung hat, mit der Erklärung eröffnen zu können, daß mit der allmählich fortschreitenden Hebung der wirthschaftlichen Ver—⸗ hältnisse des Landes auch die Finanzlage des Staates eine erfreuliche Wendung zum Besseren genommen hat. Die im Steigen begriffenen Erträge der Betriebsverwaltungen des Stgates, insbesondere der Eisenbahnen, bei welchen die günstigen Wirkungen der Kon— solidirung des sächsischen Staatseisenbahnnetzes und der angestrebten Betriebs vereinfachungen immer mehr zur Geltung gelangen, gestatten es, für die nächste Finanzperiode auf, den größeren Theil der außer ordentlichen Steuerzuschlaͤge zu verzichten. (Freudige Bewegung in der Versammlung.)
Mögen auch die Verhandlungen dieses Landtags vom besten Er⸗ folge begleitet sein und zum Segen des Landes gereichen.
— 4 September, Abends. (W. T. B.). Anläßlich des fünszigjährigen Konstitutions⸗-Jubiläums prangt die Stadt trotz ungünstigen Wetters im Flaggenschmucke. Vormittags fand in der evangelischen Hofkirche feierlicher Gottesdienst statt, dem die Stände des Landes und die Staats⸗ Minister anwohnten. Der Landtagseröffnung wohnten auch die Vertreter des diplomatischen Corps und die Generalität bei.
— 5. September. (W. T. B.) Der König nahm heute Mittag eine aus Anlaß der Verfassungsfeier an ihn gerichtete Adresse der beiden Kammern entgegen. Am Nachmit— tag begaben sich die Königliche Familie und die Stände mittels Extrazuges resp. auf beflaggtem Separatdampfer nach Meißen zu, einem großen Galadiner auf, Schloß Albrechtsburg. Die Stadt Meißen selbst war reich mit Flaggen geschmückt, die Straßen von einer dichten Menschenmenge belebt.
Württemberg. Stuttgart, 2. September. (St. A. f. W.) Heute sind die Hauptstraßen unserer Stadt zur Fejer des natio⸗ nalen Gedenktages beflaggt; das Wetter ist trübe und regnerisch. Um 9 Uhr füllte sich die Stiftskirche zum Fest— gottesdienst. Stiftsprediger Dr. Burk hielt die Festpredigt, in welcher er an der Hand des Textes 5. Mos. 32, 39: „Sehet ihr nun, daß Ich es bin?“ der andächtigen Versammlung die wunderbaren Führungen des deutschen Volkes durch seinen Gott seit dem überraschenden Erfolge von Sedan vor Augen führte. Nach dem Festgottesdienst nahmen die Schulfeiern ihren Anfang.
— 3. September. Dem unerschöpflichen Regen, der gestern den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein andauerte, ist es nicht gelungen, die Feier des Nationalfestes zu stören; der Festsaal der Liederhalle hatte sich vollständig gefüllt. Auch die Frauen und Mädchen Stuttgarts hatten sich durch das schlechte Wetter nicht abhalten lassen, in großer Anzahl das nationale Fest mitzufeiern:
Baden. Main au, September. (W. T. B.) Der
Großherzog hat sich nach Lörrach zu den Manövern der 29. Division begeben.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. September. Der Fürst Milan und die Fürstin Natalie von Serbien sind gestern Nachmittag aus Ischl in Wien angekommen. — Der Erzherzog Wil helm ist heute Nachmittag von hier zu den Manövern nach Ungarn abgereist.
— Aus Mezö⸗Kövesd, 2. September, berichtet die „Wien. Ztg.“: Dem festgestellten Programme gemäß haben die dortigen Manöver mit einem Kavallerie⸗Divisions⸗ Manöver heute begonnen. Während der Waffenübung, welche 2 Stunden dauerte, hatte sich ein intensiver Regen ein—⸗ gestellt, in Folge dessen der Kaiser, welcher die Uebungen bis zum Schlusse mit eingehender Aufmerksamkeit ver— folgte, ohne jede weitere Besprechung in Beglei— tung seines Gefolges in die Stadt zurückkehrte. — Das Programm 9 den Empfang Sr. Majestät in Mis kolcz ist in solgender Weise festgestellt: Der Kaiser, welcher am 9. d. M. in Migkolcz eintrifft, wird vom Finanz Minister Grafen Szäpäry, ferner den Deputationen des Bor⸗ soder Komitates und der Stadt Miskolcz feierlich begrüßt werden. Am Abend des gleichen Tages wird die Stadt zu Ehren Sr. Majestät illuminirt, während am 10. d. M. ein Fackelzug veranstaltet wird. Am 11. d. M. Vormittags wird der Kaiser die verschiedenen Deputationen empfangen, worauf die Besichtigung der öffentlichen Anstalten folgt. In der Schießstätte, welche Se. Majestät am selben Tage kbesuchen wird, findet ein Festschießen statt. Abenda ist schließlich Gala⸗ vorstellung im Nationaltheater.
Agram, 2. Seytember. (W. 3.) Der Banus ist von seiner Grenzbereisung hierher zurückgekehrt. Bei Kukujevac nächst Mitrovitz wurben die Pferde des Vanus scheu. Der Wagen stürzte, der Vanus wurde aus dem Wagen 6 und erlitt an der rechten Seite eine Verletzung; doch wurde die Neise fortgesetzt. Der Vanus ist wohl noch leidend, be⸗ findet sich jedoch bereits in Rekonvalegcenz.
Großbritannien und Irland. London, 3. Sep⸗ tember. (W. T. 4 Bei der anderweitigen Wahl eines Abgeordneten für das Unterhaus in North⸗Dur⸗ ham wurde der Kandidat der Konservaliven, Elliot, mit 5564 Stimmen gewählt. Der von den Liberalen aufgestellte Gegenkandidat, Laing, erhielt 4896 Stimmen.
Das anläßlich der Explosion auf dem Panzerschiffe „Doter el“ eingesetzte 6 hat den Kapitän und die Offiziere freigesprochen und die Meinung ausgesprochen, 26. 66 Fer efhn durch Gas in den Kohlenbehältern ver⸗ ursacht sei.
= 65. Seytember. (W. T. B.) Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin hat mit Höchstihren Töchtern gestern Abend die Rückreise nach Deutschland an⸗ getreten. — Die im ern reich Indien vorgenommene Volkszählung hat eine Bevölkerung von 252,541,210 See⸗ len, mithin eine Zunahme der Bevölkerung um 12705565 Seelen seit dem Jahre 1871 ergeben. — Die, Times“ meldet aus Quetta von gestern: Nach authentischen Berichten aus
die Absicht, den Emir zu belämpfen, aufgebe, und zugleich den heiligen Krieg gegen die Engländer proklamirt. Limerick, 5. September. (W. T. B.) Gestern Abend
fand hier ein ernster Zusammenstoß zwischen der Polizei und der Bevölkerung statt. Die Polizei war genöthigt, bei einem zwischen Bürgern und Soldaten entstan— denen Streite einen Soldaten in Schutz zu nehmen. Die Volksmenge griff die Polizei darauf mit Steinwürfen an; die Polizeibeamten machten Gebrauch vom Feuergewehr und ver⸗ wundeten 6 Personen, darunter zwei schwer.
Frankreich. Paris, 4. September. (W. T. B.) Gambetta hielt bei der Enthüllung der Statue Dupontz de l'Eure zu Neubourg eine Rede, in welcher er an das Datum des 4. September erinnerte und sagte: Wenn Frank⸗ reich fiel, so geschah dies, weil es der bürgerlichen Tugend ermangelte, um seine Geschicke zu erfüllen. Frankreich muß dieselben nicht ferner in die Hände einer einzelnen Person, n in die Hände des Volkes und des allgemeinen Stimm rechts legen.
Bei dem am Abend stattgehabten Banket erwiderte Gambettza auf einen auf ihn ausgebrachten Toast: Nach seiner Ansicht bedeute der Ausfall der Wahlen, daß die Re publik, nachdem sie den ersten Theil ihrer Aufgabe gelöst, indem sie ihre Autorität im ganzen Lande zu einer unbe— strittenen gemacht habe, jetzt den Durchschnitt der Reformen verwirklichen müsse, welche die öffentliche Meinung verlange. Es sei eine reformirende, aber nicht eine nivellirende, utopische Republik nothwendig. Die Frage des Listenskrutiniums dürfe nicht sofort wieder erneuert werden; die väterliche Gewalt, unter der man lebe, werde sich dem Willen anschließen, den die Kammer aussprechen werde. „Ich hoffe, daß der Tag des 4. September, an welchem wir s. Z3. die Ehre hatten, uns auf dem Posten der Gefahr zu finden, uns gestatten wird, die Vereinigung aller Franzosen unter der nämlichen Fahne zu feiern.“ (Lebhafter Beifall.)
— 5. September, früh. (W. T. B.) Von den gestern vorgenommenen 64 Stichwahlen zur Deputirten⸗ kammer sind bis jetzt 84 bekannt. Von den Gewählten sind 32 Republikaner, 1 Bonapartist, 1 Monarchist; unter den 32 Republikanern befinden sich 15 Intransigenten oder An— hänger der äußersten Linken; die Republikaner haben von den Bonapartisten und von den Royalisten je 3 Sitze ge— wonnen. In Paris wurden Frederie Passy (gemäßigter Re⸗ publikaner) gegenüber Godelle (Bonapartist) und ferner Rane (Opportunist), Maret und Revillon (beide Intransigenten), in Nantes wurde Laisant, in Marseille Peytral, in Besangon Beauquier, in Lyon Bonnet⸗Duverdier gewählt. Die drei Letzteren zählen zu den Intransigenten. In Brest wurde der Polizei⸗Präfekt von Paris, Camescasse, gewählt.
Die „Agence Havas“ meldet aus Tunis, vom z. September: Die Infurgenten begingen nach dem Rückzuge der Kolonne Corréard nach Hammanlif große Erpressungen in Soliman, Grumbela und Turki, ungeachtet der in nächster Nähe lagernden tunesischen Truppen, welche keinen Verfuch machten, dies zu verhindern. Die Insurgenten scheinen sich von da nach Westen wenden zu wollen, um die französischen Truppen anzugreifen, die Zaghuan besetzt halten. Viele Ein⸗ geborne verlassen Tunis mit Waffen und Munition. Die Besetzung von Tunis durch französische Truppen wird daher zur Vothwendigkeit. —
— 5. September. Nach dem nunmehr seststehenden Re⸗ sultate wurden bei den gestrigen Stichwahlen 56 Republi⸗ kaner, 3 Royalisten und 5 Bonapartisten gewählt. Die Re⸗ publikaner haben 10 Sitze gewonnen, und zwar 7 von den Bonapartisten und 3 von den Royalisten; 2 Sitze gingen den Republikanern verloren. Die neue Kammer zählt, mit Aus⸗ schluß der Deputirten der Kolonien, 459 Nepublikaner, 47 Bo⸗ napartisten, 41 Monarchisten. Zum linken Centrum werden 39 Deputirte n,. zur Linken 168, zur Union républicaine 206 und zur äußersten Linken 46.
Spanien. Madrid, 3. September. (W. T. B.) Bei den Senatoren wahlen sind 200 ministerielle, 18 konser⸗
vative, 15 demokratische und unabhängige Kandidaten gewählt worden.
Italien. Rom, 5. September. (W. T. B.) Der König hat sich diese Nacht zu den Manövern in Venetien begeben. — Ein in Catania zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts abgehaltenes Meeting verlief in größter Ordnung.
Türkei. Konstantinspel, 3. September. (W. T. B.) Die Frage der Feststellung der südöstlichen Grenze Montenegros wird auf den durch den türkischen Gesandten in Cettinje der Psorte mitgetheilten Wunsch Montenegros wahrscheinlich zwischen der Türkei und Montenegro direki ge⸗ ordnet werden.
— 5. September. Der Delegirte der deutschen Be⸗ sitzer tür kischer Schuldtitel ist gestern hier eingetroffen; die zweite Plenarsitzung der Delegirten wird heute stattfinden.
Rumänien. Bu karest, 4. September. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches die belgisch⸗rumänische Konvention, betreffend die Ein⸗ kassirung kaufmännischer Anweisungen und Fakturen und an⸗ derer nicht protestirbaren, den Vetrag von 1009 Fres. nicht übersteigenden Handelswerthe genehmigt wird. Die Konven⸗ tion tritt am 15. September in Kraft.
Serbien. Belgrad, 3. Seytember. (W. T. B.) Wegen der an der serbisch⸗albanesischen Grenze aus gebrochenen Rinderpest ist von der serbischen Regierung ein Militärcordon errichtet und zugleich die Türkei um Anordnung umfassender Maßregeln zur Unterdrückung der Seuche ersucht worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Anläßlich des lun af en Jubi⸗ läums des Großfürsten Konstantin Niko af df als General⸗Admiral veröffentlicht der, Regierungsbote“ heute ein Reskript des Kaisers an den Großfürsten, in welchem demselben unter Anerkennung seiner Verdienste um die Flotte die mit Diamanten besetzten Porträts des Kaisers Nitolaus und des Kaisers Alexander II. verliehen werden.
Der General⸗Inspelteur der Armee, Großsürst Nicolai, ist zur Abhaltung von Truppenrevuen nach dem Innern des Reiches abgereist. — Dem Vernehmen nach ist der Chef der Kontrole im Ministerium des Kaiserlichen Hauses und Di⸗ rektor der Kaiserlichen Theater, Baron Küster, um seine
Kandahar hat Ejub Khan öffentlich verkündigt, daß er
Entlassung eingekommen.
Amerika. Washington, 4. September. (W. T. B.) Dem Bulletin von heute früh Si, Uhr zufolge hatte Präsi⸗ dent Garfield gestern Abend spät und dann eine Stunde nach Mitternacht Erbrechen, hat aber trotzdem den größten Theil der Nacht gut geschlafen. Heute Morgen hat der Prä—⸗ sident Nahrung zu sich genommen und dieselbe bei sich be— halten, ohne Uebelkeit zu empfinden. Der Puls ist etwas schneller, der Zustand im Uebrigen ungefähr wie gestern
Morgen.
Für Montag früh wird ein Extrazug bereit gehalten, der den Präsidenten Garfield von hier nach Longbranch führen soll. Der Präsident hat sich gestern Abend bedeutend wohler gefühlt. — Der Gouverneur von Pennsyl—⸗ vanien sordert in einer Proklamation die Bevölkerung auf, sich am 6. September in den Gotteshäusern zu ver⸗ fammeln, um für die Herstellung des Präsidenten zu beten und spricht die Hoffnung aus, daß die Gouverneure der anderen Staaten diesem Beispiele folgen werden.
— 4. September. (W. T. B.) Nach, dem am Abend ausgegebenen offiziellen Bulletin hat der Präsident Garfield einen ziemlich guten Tag gehabt und Nahrung zu sich ge— nommen, ohne daß das Erbrechen wiederkehrte. ö
Allgemein ist man der Ansicht, daß die Uebersiedelung Garfields nach Longbranch schlechterdings nothwendig ist, weil derselbe sonst dem um diese Jahreszeit hier herrschenden Fieber klima erliegen würde. . .
New⸗York, 3. September. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, däß der amerikanische General Carr mit 7 Offi⸗ zieren und 110 Soldaten von dem Stamme der Ap achen an⸗ gehörigen Indianern aus Neu⸗-Mexiko überfallen und nieder— gemetzelt worden sei.
— 3. September, Abends. (W. T. B) Verschiedene hier eingegangene Meldungen bestätigen die Nachricht von der Niedermetzelung des Generals Carr und seiner Eskorte. Nach einer Meldung sollen nur 64 Personen dabei umgekommen sein. Der Kommandant von Arizona hat um Verstärkungen gebeten; man glaubt indeß, daß der Aufstand kein allgemei⸗ ner sei.
. 4. September. (W. T; B) Bei der Nieder—⸗ metzelung der Carrschen Brigade sollen 2 Kavallerie— Compagnien vernichtet sein. Es gehen Truppen nach Arizona ab.
Nr. 43 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 31. August 1881. Unzu—= lässigkeit der Mittheilung der Adressen von Handels firmen ꝛ. Seitens der Postanstalten an Priwatpersonen; — vom 25. August 1881: Er— öffnung der Eisenbahnstrecke Blumberg-Staßfurt.
Nie. 27 des Eifenbahn-Verordnungs-Blatzts, heraus gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn 1) von Rybnik nach Loslau, 2) von Inowraclaw nach Montwy, 3) von Strehlen nach Nimptsch durch die Oberschlesische Eisenbahn⸗Gesellschaft. Vom 15. August 1881. — Allerhöchster Erlaß, betr. anderweite Verwendung eines Theiles der durch die Priviegien a, vom 28. März 1870, b,. vom 4. November 18572, e. vom 9. April 1873, d. vom g. Juni 1879, e. vom 85. Ja⸗ nuar 1880 genehmigten Prioritätsanleihen der Oberschlesischen Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft. Vom 15. August 1881. — Allerhöchste Kon⸗ zessions⸗Urkunde, betreffend den Ban und Betrieb einer Eisenbahn von Osterwieck nach Wasserleben durch die Stadtgemeinde Osterwieck. Vom 17. August 1881. — Erlaß des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten: Vom 19. August 1881 betreff end Vermeidung von Zugverspätungen und Nachbringen verfpãteter Anschlußzüge. — Vom 21. August 1881, betr. Abänderung des Reglements über die Prüfung der nicht im Stations, Eupeditions- oder Bureaudienst be⸗ schäftigten mittleren und niederen Staats Cisenbahnbeamten. — Vom 25. August 1881, betr. Anwendung der Volliugsbestimmungen zum Eisenbahn⸗Postgesetz vom 20. Dejember 1875. — Vom 26. August 1881, betr. Ausführungsbestimmungen zu dem Regulativ über die Dienstwohnungen der Staatsbeamten vom 26. Juli 1839. — Vom 25. August 1881, betr. Beitritt der Braunschweigischen Eisenbahn zu dem Uebereinkommen über die Behandlung der Rellamatignen aus dem Personen⸗, Gepäck und Güterverkehr ꝛc.— Vom 26. August 13815, betr. Gewährung von Funktionszulagen an Bahnwärter bei Dienstverrichtungen auf Nachbarstrecken. — Vom 27. August 1881, betr. Vollstreckung der Defektenbeschlüsse. — Nachrichten.
Nr. 23 des Centralblatts der Bauverwaltung, her⸗ ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Meldung der Kandidaten des Bau, oder Ma— schinenfachs zur ersten Staatsprüfung. — Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Die Regulirung der Weser zwischen Münden und Tarlshafen. — Der Brandleite- Tunnel in der Eisenbahnlinie Erfurt⸗ Grimmenthal · Ritschenhausen (Schluß). — Der Verband deutscher Architekten und Ingenieur Vereine. — Von der internationalen Elel⸗ trizitäts-Rlusstellung in Paris 18581. — Vermischtes: Geheimer Re gierungs⸗Rath Möller f. — Akademie des Bauwesens in Berlin. —
Berliner Stadsbahn. — Das neue Gymnasium in Moabit bei Ber⸗ lin. — Der Löwenbrunnen in Cassel. — Normalprofile für Wali⸗ eisen. — Die Erfahrungen in Betreff des verzinkten Eisens für Bau = zwecke. — Behandlung kechnischer Fragen in der Tagespresse. — All-
gemeine deutsche Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin 1882. ; .
Rr. 16 des Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt des Reicht ⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs ⸗Postamts, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Auf⸗ sätze: e Schenkungen für die chinesische Abtheilung des Pest- museums (mit Abbildungen). — Statistik des Weltpostvereins für das Jahr 1579. — Neuer Schreibapparat für lange unterseeische Telegtaphenleitungen. — Eigenhändige Randverfügungen preuischer Regenten in Postangelegenheiten. — Kleine Mittheilungen: Eisen⸗
bahnstatistik. — Expreß⸗Dampferlinie zwischen Milford. Daven und Vew⸗ Jork. — Tunnel zwischen England und Frankreich. — Das
Fliegen, fünstlich und natürlich. — Eine Cisenbahn über den Brünig. Laß. — Literatur dez Verkehrtweseng: Cin Vorschlag zur praktischen Einrichtung der Postsparkassen in Desterreich. Von Camillv Hell. Wien. Im Selbstverlage des Verfassers. 40 Seiten 8. — Zeit- schriften Ueberschau.
Statistische Nachrichten.
Die Zahl der Dampfkesselerrlesienen im Deut. schen Reiche hat, trotz der vorauszusetzenden Steigerung in der Ver = wendung der Damvpfkraft, während des Jahres 1889 nicht zugenom— men, die Zahl der durch die Erplosionsfälle verunglückten Personen ist sogar Jegen die Vorjahre nicht unerheblich zurückgegangen. Im Jahre 1877 fanden 2 in den Jahren 1878 bis 1880 dagegen über⸗ cinstimmend je 138 Gwlosionen statt; die Zahl der getsdteten oder verletzten Personen betrug 1877 55, 1878 32, 1879 78, 1889 dagegen nur 29. avon wurden leider 19 sofort getödtet oder verstarben in 45 Stunden, 5 wurden schwer und 14 leicht verwundet. In dem Julsteft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt heraugegehenen Monatabeste zur Statistik deg Deutschen Reichs ist schen der 4. Jahresbericht uber diese Unfälle veröffentlicht. Die Nach
wessungen entkalten für jeden einzelnen Fall auf Grund genauer tech. nischer Fesiftellungen eine detaillirte, mit den nöthigen Zeichnungen
und Maßen erläuterte Beschreibung des Kessels und eine Darlegung der Umstände und der muthmaßlichen Ursachen der Erplosion. Diese Berichte, die in ihrer Jahresfolge ein werthvolles Material für die Dampfkesseltechnik bilden, sind in Separatabdrücken verkäuflich.
— (Cöln. Ztg.) Im Bezirk Mailand hat die Ernte von den Seidenwürmern im letzten Jahre 2 785 242 kg, also mehr als das Doppelte im Jahre 1879, betragen. Im Ganzen sind wäh⸗ rend des Jahres 1880 in Italien über 36 1357 487 Kg Seidencocons eingeheimst worden, ebenfalls mehr als das Doppelte im Jahre 1879, was einen Werth von etwa 129 Millignen Franken darstellt. Die Vermehrung in der Zucht von jungen Rassen betrug im Bezirk Mai— land allein 93 573 kg, und so war diese Vermehrung durch das ganze Seidenzucht treibende Italien in ähnlichem Verhältniß zu bemerken. Auch im südlichen Frankreich stieg im letzten Jahre die Ernte auf d Koh O kg.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Unser Jahrhrhundert. Ein Gesammtbild der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Geschichte, Kunst. Wisenschaft und Industrie der Neuzeit. Von Otto von Leixner. Mit zahlreichen Illustrationen. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart. Lieferungen 27 u. 28. (Preis 50 3.) — Mit der 27. Lieferung gelangt der 1. Band dieses reich illustrirten Werkes zum Abschluß. In der 28. beginnt sodann das 3. Buch, in welchem die nächsten Folgen der Juli⸗Repo⸗ lution in Deutschland und Oesterreich bis 1846, sowie die Ereignisse in England und im Orient in den Jahren 1830 — 40 behandelt werden. Die letzte Lieferung erregt durch die Porträts der englischen Staats— männer jener Zeit (nach alten Originalen getreu reproduzirt) ein her— vorragendes Interresse. ; J
— Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig ist soeben er⸗ schienen: Orchomenos, Bericht über meine Ausgrabungen im böo—⸗ tischen Orchomenos, von Dr. Heinr. Schliemann, mit 9 Abbil— dungen.
. Große theoretisch-praktische Violinschule von Edmund Singer und Max Seifriz. Stuttgart, Verlag von J. G. Cotta. Obwohl es an guten instruktiven Werken für die Geige nicht mangelt, schien bisher doch immer eines zu fehlen, das in streng methodischer Folge die verschiedenen Disziplinen zusammenfaßt, eine aus der anderen sich entwickeln läßt, in die Uebungen der linken Hand und des rechten Armes zweckmäßige Abwechselung bringt und dem Lehrer und Schüler das einschlägige Material in genügender Fülle an die Hand giebt. Diesem Mangel abzuhelfen, scheint das obige Werk, dessen erster Band uns vorliegt, vor allen an⸗ deren geeignet zu sein. Die Autoren, denen durch ihre amtliche Stellung als Professor am Konservatorium für Musik bezw. Concert⸗ meister und Hof⸗Kapellmeister, eine langjährige Erfahrung zur Seite steht, sind von dem Grundsatz ausgegangen, nicht nur die Technik des Instrumentes in eingehender Weise zu pflegen, sondern von den ersten Anfängen des Unterrichts an auch die musikalischen Anlagen des Schülers nicht außer Acht zu lassen und fördernd und be— lebend auf sie einzuwirken. Die Methode hat die Aufgabe, dem Schüler, trotz aller Schwierigkeiten, welche sich ihm namentlich im Anfang entgegenthürmen, immer die Freude an seiner Kunst zu er— halten. Wie nun jeder erfahrene Lehrer ire. ist der Anfangs⸗ unterricht in allen Fächern von der größten Bedeutung. Er ist beim Studium der Geige in besonderem Grade schwierig: ist hier etwas Wesentliches verabsäumt worden, so läßt es sich später kaum wieder gut machen. Als einen Hauptfehler sehen die Herausgeber den Umstand an, daß von der ersten Lage gewöhnlich viel zu bald in die anderen , . übergegangen wird, ehe der Schüler in jener vollständig heimisch geworden ist. Die hieraus erwachsenden Nach⸗ theile sind mannigfach und äußern ihre verderbliche Wirkung nicht nur auf die linke Hand und die reine Intonation. sondern auch auf den rechten Arm. Der uns vorliegende erste Band ist daher nur für die erste 533 , ,., und . ö. 6 Materien der verschiedenen
weige des Violinspiels zu Grunde gelegt. . d 1. Die Nr. 1 keen gn, Familienblatts“ (Ver⸗ lag von J. H. Schorer in Berlin, pro Quartal 1,60 ) enhält: Violante, Erzählung von A. J. Mordtmann Get — X Lister und die neue Wundbehandlung, von R. Koch in Berlin. — Die tro— pischen Stürme, von Herm. J. Klein. — Zur Frauenfrage, von 2 gFrertag HI. — Plauderecke: Cin Stündchen beim Antiquar. Reisende Amerikaner. Bildnisse unseres Dichterfürsten. (Mit Abb.) c. — Holzschnitte: Des Prinzen erster Ritt, von Fritz Neuhaus. — Salta— rella, von J. Selles.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Dem von dem ungarischen Amtsblatt ‚Budapesti Közlönd“ ver⸗ öffentlichten Berichte für die Zeit vom 1, bis 23. August d. J. über die Ernte in Ungarn entnehmen wir folgende Angaben: Die Cerealienernte, welche zur Zeit der Berichterstattung fast durchgehends beendigt war, ist bei Weizen, Roggen, Gerste und größtentheils auch bei Hafer „gut mittel- ausgefallen; nur in einigen Bezirken wurden die Erwartungen um ein Geringes übertroffen und in noch wenigeren nicht zur Hälfte realisirt. Dagegen haben die Hackfrüchte, welche ursprünglich einen schönen Ertrag erwarten ließen, mit geringen Ausnahmen durch die andauernde Hitze und Trockenheit derart gelitten, daß die Ernte der⸗ selben in vielen Gegenden schon als vernichtet, in anderen wenigstens als nicht den Hoffnungen entsprechend betrachtet wird. Nur in ganz wenigen Bezirken einzelner Komitate hat der in letzter Zeit eingetretene Regen den Hackfrüchten wieder aufge— holfen. Die Weiden sind allenthalben derart vertrocknet, daß die Thiere auf Handfutter angewiesen sind. Wiesen sind in manchen Gegenden in Folge der Witterungsverhältnisse schlecht und ohne Er⸗ trag geblieben; im Allgemeinen aber ist die Heu⸗ und Grummeternte „schwach mittel“. Wein und Obst ist viel vorhanden, doch hat auch diesen der Mangel an Regen und die Dürre insofern geschadet, daß die Trauben in der Entwicklung gelktten haben, viel Obst in un⸗ reifem Zustande abfällt. — * wird aber noch auf einen ziem⸗ lich guten Mittelertrag gerechnet.
1 31. August. Die Wein ⸗ Halle/ schreibt: Auch der Auguft liegt nunmehr hinter uns, aber er hat seine Schuldigheit in den Wein ker en nicht gethan. Die Rebe bedarf in diesem Monate einer trockenen, warmen Witterung, jedoch dargn hat es fast ganz gefehlt. Mit Ausnahme von nur einigen Tagen ist es seit etwa drei Wochen kühl und feucht gewesen; ja, wir haben schon recht Lerbstliche Tage und. Nächte gebabt, in welch letzteren die Temperatur bis zu 4 5 Grad R. sank. Die Trauben haben deswegen im Reifen nur schlechte Fertschritte gemacht, und da nach manchen Anzeichen zu schließen, dn Jahre ein früher Derbst in Aussicht steht, so gewinnen die Befürchtungen, daß der SsIer gar nicht mehr Zeit genug finden wird, zu einer ausgezeichneten Qualität, welche man vor etlichen Wochen noch erhoffen durfte, gukt= zureifen, leider an Boden. Der Quantität hat die ungünstige Witterung noch keinen Eintrag gethan, aber wenn die Nässe noch fangere Zeit andauern sollte, dann würde den Trauben die Gefahr der Sauersäule — auch Reohfäule genannt — droben, und dann würde es sicher auch Ausfall in der Quantität geben.
Gewerbe und Sandel.
Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Aeltesten - Kollegiums
der Berliner Kaufmannschaft traten am 3. d. M. die Delegirten einer großen Anzahl deutscher OSandels kammern ung kaufmännifcher Korporatienen zu einer Berathung über all= gemeine Normen für Ausführung des Gesetzes wegen Erhebung don Reich sstempelabgaben zusammen. Vertreten waren z. A. Hamburg, Brezlau, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Frankfurt, Nann⸗ beim. Die Grundlage der Verathung bildeten, wie wir der . B. Börs. Itg. entnehmen, die 8 1 Aeltesten · Ktolle⸗ — iesigen Kaufmannschaft ausgearbeitet hat. , , . Aufsichtsrath der irren Maschinenbau⸗ Anstalt zu Wetter a. d. Ruhr bat beschlossen, für das abgelau⸗ fene Geschäftssabr 18351 eine Diridende von 300 zur Vertheilung zu bringen und 108 00 M zu Abschreibungen zu verbuchen.
— Nach dem Jahresbericht der Dy namit-⸗Aktien⸗Gesell⸗ schaft, vormals Alfred Nobel u. Co. in Hamburg, betrug der Reingewinn der Gesellschaft im verflossenen Geschäftsjahr 486 166 ½; hiervon gehen statutengemäß 3 5½ für die Reserve und 5H oso des Kapitals als erste Dividende ab; von den verbleibenden 296 581 S fallen 40½ als Tantième an den Aufsichtsrath. Von dem Rest von 284718 M sollen 70/9 als Superdividende und 39718 S als Extrareserve verwendet werden.
London, 3. September. (W. T. B.) In der gestrigen Woll⸗ auktion waren die Preise bei guter Kauflust unverändert.
Glasgow, 3. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 580 900 Tons gegen 467 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 118 gegen 32 im vorigen Jahre.
Berkehrs⸗Anstalten.
Am 1. September erschien zum Berliner IA. B. C.⸗ Coursbuche ein Nachtrag, welcher für Berlin wichtige Aenderun⸗ gen der Abfahrtszeiten, neu eröffnete Ei senbahnstationen, Dampfschiffahrten nach den Nordseebädern ꝛc. enthält und den Be⸗ sitzern der Sommerausgabe des .A. B. C.‘ von der Verlagshand⸗ lung (Hugo Steinitz, Centralbuchhandlung) gratis verabfolgt wird.
Wien, 3. September. (W. T. B.) Der gestern Abend von Pest nach Wien abgelassene Personenzug stieß bei Szobb auf den vorausfahren⸗ den Güterzug auf. Die Maschine des Personenzuges und einige Lastwagen wurden beschädigt und entgleisten. Der Lokomotivführer und der Zugführer des Personenzuges sind schwer verletzt, einige Reisende erlitten leichte Verletzungen. . ;
Zürich, 4. September. (N. Zürch. Ztg.) Die internationale Delegirtenkommission hat auf ihrer Inspektionsreise von Flüelen aus auf dekorirtem Materialwagen am 2. September zum ersten Male den Schienenweg des Gotthards befahren. Die Lokomotive trug die Fahnen der drei subventionirenden Staaten, der Schweiz,. Italiens und Deutschlands. Der Materialwagen war bequem mit Sitzen ein⸗ gerichtet und reichlich mit Kränzen, in denen die Wappen sämmt⸗ licher Kantone angebracht waren, geschmückt. Längs der Linie waren noch weitere Dekorationen angebracht. — Wie die „Urner⸗tg.“ ver⸗ nimmt, wird von, dem Vorhaben, mit Anfang oder Mitte Oktober die Post regelmäßig durch den großen Tunnel zu befördern, abstrahirt und dafür der 1. Januar oder frühestens der Dezember in Aussicht genommen. Für den Oktober sind einzelne Arbeiten noch zu sehr im Rückstande und von den definitiven Betriebsschienen ist im Tunnel selbst noch keine Spanne gelegt.
Berlin, 5. September 1881.
Straßburg i. E., 4. September. (W. T. B.) Der Rhein ist bei Kehl fortwährend im Steigen und hatte heute Abend 8 Uhr beinahe den Wasserstand vom Juni 1876 erreicht. Die Straße von hier nach Kehl ist stellenweise vom Wasser überspült. Der Illfluß, welcher die Rheinebene im Elsaß durchfließt, ist vom hohen Wasserstand des Rheines vollständig unberührt geblieben.
— 5. September, Morgens. (W. T. B.) Der Rhein ist seit heute früh 4 Uhr langsam im Fallen; der Wasserstand war nur 10 em unter dem höchsten Wasserstande dieses Jahrbunderts, den dasselbe am 15. Juni 1876 eingenommen hatte, zurückgeblieben. Der Illfluß ist von der Hochfluth des Rheines ganz unberührt geblieben.
London, 3. September. (W. T. B) Die „Union Steam⸗ ship Company“ zigt an, daß die für Knysna bestimmten 44 Passa⸗ giere des gescheiterten Da mpfers „Teuton“ nicht, wie angenommen wurde, vor dem Schiffbruch in Kapstadt gelandet worden, sich daher beim Untergange auf demselben befunden hätten. Drei derselben. William Barrett, Joseph Allen und ein Mädchen, Namens Jizzie Roß, seien gerettet worden.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Allgemeine Literarische Correspondenz Nr. 96. — In⸗ balt: Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. Festprogramm zum Schriftstellertage in Wien am 18., 19., 20., 21., 22., 23. und 24.
September 1851. — Die Entstehung der griechischen Tragödie. Von Ludwig Nohl. — Agnes von Lilien. Ein Roman von Schillers Schwägerin Karoline von Wolzegen. — Kritische Umschau: Pulszky,
Meine Zeit, mein Leben, bespr. von M. Benfev; Honegger, russische Literatur und Kultur, bespr von Mar Vogler; Gottschall, Die deutsche Nationalliteratur des 19. Jabrhunderts, bespyr. von Otto Weddigen; Friedmann, Don Juans letztes Abenteuer, bespr, von . Kalau vom Hofe. — Zeitgeschichtliche Mittheilungen. — Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. — Neuigkeiten vom Büchermarkt. — Anzeig
p und Gewerbe⸗-Zeitung, Verlag von Bruer & Co.,, Berlin 8. Nr. 5. — Inhalt: Das Handelsregister — Aus dem Geschäftsleben. (Der Bürge für eine Wechselschuld. Fälligkeit von gekündigten Forderungen. Konventionalstrafe, Ein stetiger Streitpunkt zwischen Agenten und Fabrikanten, Grundlose Dienst⸗ entlassung. Die Thätigkeit der Schiedsmänner. Erlöschen der Policen⸗ ansprüche. Rechtshängigkeit. Gerichtsvollzieher⸗Auktionen. Vertrag im kaufmännischen Sinne. Zwangẽvollstreckungen.) — Beachtenswerthe Rotijen. (Ueber die Verwendung der Wechselstempelmar ken. Die Postsparkassen in England. Neue Zollerhöhungen in Rußland. Schriftvervielfältigung. Ausgabe von Reisegepäck. Bevollmächtigte
in Civilprozessen. — Briefkasten. — Register der neu eingetragenen Firmen mit Angabe der Geschäftsbranchen. — Konkurseröffnungen. Patentanmeldungen. — Submissionen.
Deutsche Töpfer- und Ziegler Zeitung. Begründet von . Türrschmiedt. Redigirt von Friedr. Soffmann. Qrgan des Ziegler und Kalkbrenner Vereins. Berlin. XII. Jahrgang. Nr. 36. —
nhalt: Baugewerbliche Austellung zu Braunschweig. — Ueber Brennstoffersxarniß beim Ringofenbetrieb. — Franz zur Neddens selbftthätiger Riemenverbinder. = Patentbericht. — Gin ⸗ und Aus fuhr von Cement und einigen Thonwaaren im deutschen Zollgebiet. — Vermischtes, — Submission. — Anzeigen. a n,.
Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt, herausgegeben unter Mitwirkung von Arthur von Studnitz, Dresden. (Vierjährl, 2 6) Nr. 74. 236 Rath⸗ schläge für Schiffer. — Benachtheili zung der Getreideshiffer. — Vom Rhein. — Die Verschmel ung der Kettenschleppschiffahrt der Oberelbe mit der ben,, Dampsschiffahrtsgesellschaft. — Gewerkeautstellung zu Freiberg. — Flußhäfen. — Häfen. — Brücken. — Projekte. — Wasserbau. — Schiff bau. — Rheinsee⸗ schiffahrt. — fe. — Güterschiffahrt. — Schiffahrts betrieb. — Fähren. — Flößerei. — Strompolizei. — Unfälle. — Diebstähle. — Gerichtliches. — Personalien. — Sport. — Notizen. — Vermischtes. — Vom Frachtennarkt. — Autländische Patente. — Tteratur. — Anfragen. — Wasserstand. — Course. — Berich⸗ i — Inserate. tian; . lee. gert nng. Drgan des Verbandes Peutscher Bauger ci siinciften Zeltschrift für vrakltisches Bauwesen. Redaktion und Verlag ven Bernbard Felisch, Baumeister in Berlin. Nr. 71. — Inhalt: Gin Einblick in die Innungsnovelle. — Fabrikation des Mareno= marmor. — Die allgemeine baugewerbliche Ausstellung Braunschweig. — Bauverhältnisse, Bauaussichten, Löhne, Miethaverbaltnisse in ver- schicĩtenen deutfchen Städten. — Projekt eines Realgymnasiums für Reval (Rußland); — Juristisches. — Vereinsangelegenheiten, — Lokales und Vermischtes. — Technische Nollen. — Bucheranzeigen und Recenfionen. — Brief und Fragekasten. — Amtliche ;.⸗— Per- sonal Nachrichten. — Berliner Baumarkt. — Submissionen. — Annoncen.