1881 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

. Es ist bis auf Weiteres verboten, lebende Schafe oder Ziegen, welche aus den Kronländern Niederösterreich oder Galizien kommen, beziehungs⸗ weise durch dieselben transportirt worden sind, in Bayern ein⸗ oder durchzuführen.

2) Ferner ist. die Ein⸗ und Durchfuhr aller von Wiederkäuern stammenden thierischen Theile in frischem Zustande aus Oesterreich⸗-Ungarn nach Bayern bis auf Weiteres untersagt.

3) Bezüglich der Ein- und Durchfuhr lebender Schafe aus den andern Kronländern Oesterreich Ungarns abge⸗ sehen von Niederösterreich und Galizien verbleibt es bei den Bestimmungen der Bekanntmachung vom 18. Januar 1880 Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 1z und 14 —.

4 Die Ein⸗ und Durchfuhr von lebenden Ziegen aus den unter Ziff. 3 bezeichneten Kronländern Oesterreich— Ungarns unterliegt keiner Beschränkung.

5) Die Ein⸗ und Durchfuhr lebenden Rindviehes aus SOesterreich⸗Ungarn bemißt sich auch fernerhin nach den Vorschriften der Bekanntmachungen vom 28. Juli 1879 Gesetz und Verordnungsblatt S. 713 u. f. und vom 27. Juli l. J. Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 861 u.

6) Ebenso bleiben hinsichtlich der Einfuhr von Schweinen aus Oesterreich⸗Ungarn die Bestimmungen der Bekanntmachung vom 10. August l. Is. Gesetz. und Verordnungsblatt S. 963 u. f. aufrecht erhalten.

7) Der Verkehr:

a. mit Butter, Milch und Käse,

b. mit vollkommen trockenen Häuten, sowie mit trockenen oder gesalzenen Därmen,

c. mit Wolle, Haaren und Borsten, geschmolzenem Talg, desgleichen mit lufttrockenem, von thierischen Weich— theilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen bleibt bis auf Weiteres unbeschränkt.

8) Auch ist nicht beschränkt der Verkehr mit Gespannen von Rindrieh zwischen österreichischen und bayerischen Grenz— orten, beziehungsweise Grenzmarkungen und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreichischen Fluren auf bayerische Fluren.

München, den 8. September 1881.

v. Dillis, Staatsrath. Auf Königlich Allerhöchsten Befehl: Der General⸗Sekretär, Ministerial⸗Rath v. Schlereth.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind, von Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm, Heinrich und Albrecht begleitet, laut Meldung des W. T. B., gestern Nachmittag 4 Uhr 39 Minuten auf der Reise nach ibeher durch 9 passirt. Im

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Bahnhofe fand keinerlei Aufenthalt statt. mn Publikum, welches an der Bahnlinie überall nach Tausenden Spalier bildete und die Allerhöchsten Herrschaften enthusiastisch bewill⸗ kommete, winkten Se. Majestat der Kaiser mit dem Taschen⸗ tuche Grüße zu.

Kurz nach 6 Uhr Abends trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wohlbehalten in Itzehoe ein. Auf dem prächtig dekorirten Bahnhofe wurden Se. Majestät von der Generalität und den Spitzen der Behörden empfangen. Vom Bahnhofe begaben Sich Se. Majestät der Kaiser in offenem Wagen unter dem Geläute der Glocken und unter den jubeln⸗ den . der Bevölkerung nach dem Absteigequartier in der Villa des Kommerzien⸗Raths de Voß. Auf dem Wege dahin bildeten die Gewerke und Vereine Spalier; vor der Kirche war die Schuljugend aufgestellt. Die Stadt ist auf das Prächtigste geschmückt.

Zum Empfange Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher Sich nach Seinem Absteigequartier im Schlosse Breitenburg begeben hatte, waren alle Ortsvorsteher, der Kriegerverein und die Liedertafel erschienen. Die Schul jugend begrüßte den Kronprinzen mit einem Gesange. Se. Kaiserliche Hoheit unterhielt Sich mit den Lehrern und Kindern auf das Leutseligste. Später am Abend wurde Höchstdemselben von sämmtlichen Gutseingesessenen ein Fackelzug dargebracht.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat die nachgesuchte Antrittsaudienz des Vischofs von Trier bis auf spätere Zeit verschieben müssen, weil der langsame Verlauf der Rekonvalescenz noch keine offiziellen Audienzen ge⸗ stattet. Ihre Majestät wird auf Wunsch der Aerzte im Laufe dieser Woche von Coblenz nach Baden übersiedeln.

Aus Jakobsdorf bei Konitz meldet ein Tele⸗ gramm des „W. T. V.“, vom 10. September: Bei dem heutigen Kavallerie⸗Manöver wurde insbesondere ein großer Angriff ausgeführt. An dasselbe schloß sich der Parademarsch von sammtlichen hier vereinigten 48 Escadrons und zwei Batterien Artillerie an. Obgleich der Boden durch die Regen⸗ güsse der letzten Tage sehr durchweicht war, ging der Vorbei⸗ marsch doch tadellos von Statten. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm nach der Parade ein Frühstück im Bahnhote zu Firchau ein und trat sodann mittelst Extrazuges die Rückreise nach Berlin an.

Aus Schneidem ühl wird von demselben Tage berichtet: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron— prinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht passirten heute Nachmittag 4 Uhr Schneidemühl. Auf dem Bahnhofe waren die Spitzen der Behörden, die Schützengilde, der Kriegerverein und die Schulen mit ihren Fahnen auf⸗— gestellt. Beim Einsahren des Zuges intonirte die Musik die Nationalhymne. Der Kronprinz und Prinz Albrecht verließen den Wagen und nahmen die Kundgebungen huldvoll entgegen. Unter Hurrahrufen setzte sich der Bahnzug sodann wieder in Bewegung.

Von der Deputation der Aktionäre der Bergisch⸗ Märkischen Eisenbahngesellschast ist bei der König⸗ lichen Staatgregierung beantragt, das staatsseitige An⸗ gebot jür die Abtretung des Unternehmens an den Staat in der Weise zu erhöhen, daß den Aktionären neben einer baaren Zuzahlung von 15 6 pro Aktie à 3090 4 anstatt der offerirten Rente von 47. Proz. eine solche von 5 Proz. ge⸗ wahrt werde.

Dieser elntrag ist Sitens der Königlichen Staatsregierung definitiv abhelehnt wordn.

Die zum 21. d. M einberufene Generalversammlung der Aktionäre wird daher ewgültig darüber sich schlüssig zu machen haben, ob sie das bezeitnete Angebot der Königlichen Staats⸗ regierung annehmen wil.

Die Bestimmum des §. 186 Strafgesetzbuches, wonach die Behauptung herabpürdigender, nicht erweislich wahrer Thatsachen in Beziehum auf. einen Anderen als qualifizirte Beleidigung zu bestnfen ist, findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 29. Juni 1881, nur An— wendung, wenn die Bhauptung einem anderen gegenüber (gleichriel ob in Gegewart des Beleidigten oder in dessen Abwesenheit) erfolgt ist; dagegen liegt in einem mündlich oder brieflich nur gegen den Beleidigten ausgesprochenen Vorwurf keine aus 5. 186 strafbae Beleidigung, und es kann in einem solchen Falle nur die Aiwendung des §. 185 Strafgesetzbuchs, betreffend die einfache Bleidigung, in Frage kommen.

Zu den Beisetzungs⸗Feierlichkeiten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande ist eine Allerhöchst befohlene Deputation des 2. Garde⸗-Regiments zu Fuß, bestehend aus dim Obersten und Regiments-Comman— deur von Wißmann, dem Major und Bakaillons-Comman—⸗ deur von Loßberg, dem Hauptmann von Berenhorst und dem Premier⸗Lieutenant von Etzel, aus dem Manöver— Terrain hier eingetroffen und wird sich demnächst nach dem Haag begeben.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich hessischen Hofe, von Alvenskeben, hat einen ihm Allerhöchft bewil— ligten Urlaub angetreten.

Der Großherzoglich hessische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Dr. Neidhardt, ist nach Ablauf seines Urlaubs hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Schröder in Riesenburg, DDr. Fischer, Großmann, Rosen⸗ berg und Winzer in Berlin, Becker in Liegnitz.

S. M S. „Vineta“, 19 Geschütze, Kommandant Kapt. z. See Zirzom, ist, telegraphischer Nachricht zufolge, am 10. September er, in Kapstadt eingetroffen und beabsichtigte nach 8 Tagen die Heimreise fortzusetzen.

S. N. S. „Freyg“, 8 Geschütze, ist am 29. August er. in Port Said eingetroffen und beabsichtigte am 2. Septem⸗ ber er. nach Gibraltar zu gehen.

S. M. RKnbt. „Iltis“, 4 Geschütze, Kommandant Kaptlt. Klausa, ankerte am 24. Juli er. in Shanghai.

Kiel, 12. September. (W. T. B.) Die russische Fregatte „Swetlana“ und die russische Korvette „As kold“ sind gestern Abend hier eingelaufen.

Sachsen. Dresden, 10. September. (Dr. J.) Der König wird sich morgen Nachmittag von der Bahnstation Niedersedlitz nach Glauchau begeben, daselbst bei dem Grafen Clemens von önburg⸗ Glauchau Wohnung nehmen und den am 12, 13. und. 14. d. Mts. bei Crimmitschau stattfindenden Divisionsm ant. vern anwohnen.

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 9. Sep⸗

tember. Der König ist heute Nachmittag gegen Uhr von

Bebenhausen wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 11. September. (W. T. B.) Die Großherzogliche Familie ist heute früh von Mainau zu dauerndem Aufenthalte hier wieder eingetroffen.

Pforzheim, 12. September. Der Großherzog ist gestern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, um den hier stattfindenden Truppenmanövern beizuwohnen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. September. Die Kaiserin und Königin ist gestern Morgens von Ischl nach Schönbrunn zurückgekehrt. Ei Kronprinz Erzherzog Ru⸗ dolf ist heute Nachmittags aus Prag hier eingetroffen und hat sich mit dem Erzherzog Friedrich zu den Manövern nach Miskolcz begeben. Der Erzherzog Rainer ist, wie der „Pester Lloyd“ meldet, gestern Abends von Wien in Budapest angekommen, um sich von dort heute nach Miskolcz zu begeben.

11. September. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ meldet in ihrem amtlichen Theil: Der Kaiser hat den ehe⸗ maligen Statthalter von Böhmen, Frhrn. von Weber, zum Statthalter von Oberösterreich ernannt und demselben den

Orden der Eisernen Krone erster Klasse verliehen.

Mit dem gestrigen Tage haben die großen Corps⸗ manöver im Territorium von Miekolez ihren Anfang ge— nommen, nachdem sie durch die gestern früh bei Emöd durch⸗ geführten letzten Kavallerieübungen, die die Bestimmung eines Aufklärungsdienstes hatten, regelrecht eingeleitet worden sind. Diese Manöver finden unter der Oberleitung des General⸗ Inspektors der Armee, Feldmarschalls Erzherzog Albrecht und in Anwesenheit der geladenen Offiziere aus Preußen, Frank⸗ reich, Großbritannien, Jrialien, Rußland, Dänemark, Serbien und des japanesischen Gesandtschajste⸗Militär⸗-Attaches statt. Wag die taktische Zusammensetzung der manövrirenden Corps selbst anbelangt, werden bei Migkolcz sowohl Truppen der gemeinsamen Aimee als jene der Königlich ungarischen Land⸗ wehr gemeinsam operiren und gelangt somit, wie das „Prag. Abltt.“ bemerkt, zum ersten Male seit dem zwölfjährigen Be⸗ stande der Honvedtruppe, die Zusammengehörigkeit der in der Stunde der Gefahr zu einheütlichem Wirken berufenen zwei Wehr⸗Institute in bestimmter Gestalt zum Ausdrucke.

Pest, 109. September. Der „Ellenör“ bringt einen Ar— tikel über die neuesten Daten der Wagarenverkehrs⸗ sta tistik, woraus erhellt, daß der ungarische Export größer ist als der Import. Auf die im Zuge befindliche Agliation für ein selbständiges Zollgebiet hinwessend, wird im Artikel hervorgehoben, daß die Basis dieser Agitation in dem Glauben wurzelte, daß Ungarn aus dem Auslande auch heute noch mehr ein⸗ als ausführt; er erwartet schließlich von den Daten über die Waarenverkehrsstatistik die eine gute Wirkung, daß die politische Agitation sich endlich genöthigi sehen werde, die Frage des . Zollgebietes aufzugeben, eine Frage, die in ihren Händen immer gefährlich sei, da sie eine die Leidenschaften der Menge aufstachelnde Waffe bilde.

Großbritannien und Irland. London, 9. Sep⸗ tember. (Allg. Cerr) Liverp ol prangte gestern im Festee⸗ schmucke. Der Prinz und die Prinzessin von Wales

hielten ihren feierlichen Einzug in die Stadt, um die neuen North Docks zu eröffnen, welche einen Umfang von 61 Acres haben und besonders für die Aufnahme der großen atlan⸗ tischen Dampfer erbaut worden sind. Das Hauptdock, welchem nach der Prinzessin von Wales der Name „Alexandra⸗-Dock“ beigelegt worden, hat einen Wasserflächenraum von 440 Acres und ist für Löschungs⸗ und Verladungszwecke wohl das größte Dock der Welt, da in demselben 22 der größten Dampfer zu gleicher Zeit ihre Ladungen einnehmen oder löschen können. Das Thꝛonfolger⸗ paar wurde von der versammelten Volksmenge enthusiastisch begrüßt. An der Landungsbrücke angelangt, begaben sich Ihre Königlichen Hoheiten an Bord eines dort bereitstehenden Salondampfers, der sie zu Wasser nach den neuen Docks führte. Die Panzerschiffe „Agincourt“ und Defence“ waren im n stationirt und feuerten Salut— schüsse ab, als der Königliche Dampfer vorbeifuhr. Alle in den Docks oder im Flusse befindlichen Schiffe waren reich beflaggt, während auf den Quais und Brücken sich eine ungehenere Zuschauermenge eingefunden hatte. Der Eröffnungsfeier schloß sich ein Dejeuner an, welchem die Ueberreichung einer Willkommenadresse im Rathhause folgte, worauf 46 9060 Schulkinder beiderlei Geschlechts und die Freiwilligen⸗Corps von Liverpool bei dem Prinzen und der Prinzessin vorbei— marschirten.

Die Admiralität hat beschlossen, die Taucheroperationen auf dem Schauplatze des Unterganges des „Doterel“ ein⸗ zustellen, und es wird kein Versuch gemacht werden, die schweren Maschinen oder Kanonen des gesunkenen Schiffes an die Oberfläche zu bringen. In Chatham wurde gestern bei schönem Wetter und im Beisein vieler Tausender von Zu⸗ schauern das für die britische Marine bestimmte gepanzerte Thurmschiff „Congueror“ vom Stapel gelassen. Das für Angriffs⸗ und Vertheidigungszwecke gleich furchtbare Kriegsfahrzeug ist 270 Fuß lang, 58 Fuß breit, hat eine Tragkraft von 6260 Tonnen und Maschinen von 4506 Pferde—⸗ kraft. Es führt vier Geschütze im Thurme, dessen staͤhlerne Panzerbekleidung 12 Zoll dick ist. Außer einem mehrere Fuß vom Bug hervorragenden Widder ist der „Conqueror“ mit einem Whiteheadschen Torpedo-Apparat versehen.

11. September. (W. T. B.) Eine gestern eingegangene Depesche des Vize⸗Königs von Indien meldet, daß Abdurrahm an die Vorschläge Ejub Khans zurückgewiesen,

Khelat am 4. d. verlassen habe und in Robat am 8. d. angekommen sei.

Frankreich. Paris, 11. September. (W. T. B.) Ein Telegramm an den Marine⸗Minister meldet, daß Susa gestern von 3 Bataillonen und 1 Batterie widerstandslos be⸗ setzt worden ist. Die Truppen wurden von dem tunesischen Gouverneur und den Notablen der Stadt gut aufge— nommen.

Der „Agence Havas“ wird aus Algier gemeldet, daß ein französisches Detachement bei Gabes eine Niederlage erlitten haben soll; jedoch bedürfe diese Nachricht noch der Be⸗ stätigung. Aus Tunis wird gemeldet, daß Mu stapha Pascha scch demnächst auf einige Zeit nach Frankreich begeben werde, weil derselbe von der Nothwendigkeit überzeugt sei, in der Leitung der inneren Verwaltung von Tunis eine Aende⸗ rung eintreten zu lassen; wie es heißt, wird sein Vorgänger, Muhamed Khassadar, an seine Stelle treten.

St. Die, 11. September. (W. T. B.) Bei dem hier statt⸗ gehabten Festbanket hielt der Ninister-⸗Präsident Ferry eine Rede, in welcher er den Charakter der Neuwahlin zur Kammer dahin präzisirte, daß sie eine Niederlage der Intran⸗ sigenten und Monarchisten seien, und daß sie ergäben, daß das Kabinet nicht stillgestanden, sondern große Dinge aus— geführt habe, insbesondere die Zerstreuung der religiösen Ge⸗ nossenschaften und die Reform des öffentlichen Unterrichts. Das Land habe durch die Wahlen die Billigung der Politik des Ka⸗ binets ausgesprochen, denn die Mitglieder der früheren Kammer⸗ majorität seien bei den , ,. sast vollstandig wieder⸗ gewählt. Die Wahlprogramme seien nicht in dem Sinne der Intransigenten erlassen. Eine geringe Minoritä sordere die Unterdrückung des Kultusbudgets, welche das Ministerium ver⸗ weigere. Das Ministerium wolle die strikte und entschiedene Ausführung des Konkordats. Man werde dies erreichen können durch einige leicht zustandezubringende Gesetze; es sei also keine Aushebung der Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Programm der Majorität vorhanden, ja es gebe nicht einmal eine Spaltung hinsichtlich der Personenfrage. Die neue Ma— jörität werde der Regierung gestatten, eine noch klarere und freiere Haltung anzunehmen. Eine große Demokratie könne nicht eine Reihenfolge von Theatercoups sein, müsse sich viel⸗ mehr bescheidenen, aber fruchtbaren Fortschritten widmen. Wir werden die Gerichsform und die militärischen Reformen voll⸗ enden. Die Demokratie auf dem Lande will eine Verringe⸗ rung der Dauer des Militärdienstes. Wir werden diesem Wunsche entsprechen, ohne indeß die Armee zu schwächen, welche der Panzer des Landes ist. Schließlich sprach sich Ferry miß⸗ billigend über die beleidigenden Angriffe der intransigen⸗ tischen Journale gegen Gambetta aus; eine Partei, die solche Mittel anwende, eine Partei, die die Entwaffnung der Armee und die Wiederherstellung der Nationalmilizen ver⸗ lange, sei gerichtet. Er sei überzeugt von dem Vorhandensein einer homogenen Majoritat, die eine verständig-reformatorische Politik aufrechterhalte. Die Gruppen der Linken und der Union republicaine seien verschmolzen in der einen republi⸗ kanischen Partei. Sein Toast gelte der Majorität, die komme, und der Majorität, welche gehe. (Beifall).

Bulgarien. Sofia, 7. September. (Wien. 3.) Der neue aus zwölf Mitgliedern, acht gewählten und vier ernann⸗ ten, bestehende bulgarische Staatsrath soll am 12. Sep⸗ tember, als dem Namengtage des Fürsten Alexander, ins Leben treten. Die mit der Fesistellung der Grenze zwischen Bulgarien und Macedonien betraut ge⸗ wesene Kommission ist nach vollständiger Durchführung ihrer Aufgabe in der bulgarischen Hauptstadt eingetroffen. Die bei der Grenzdelsmitation zwischen Bulgarien und Serbien aufgetauchten Differenzen sind dagegen noch nicht behoben und die Arbeiten der bezüglichen Kommission, wel

gleichfalls nach Sosia zurückgekehri ist, sind somit noch nicht als beendet anzusehen.

NMußland und Polen. St. Petersburg, 11. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffent⸗ licht einen Kaiserlichen Ukas, nach welchem zur diesjährigen Rekrutenaushebung siati 235 009 Mann nur 212 6090 Mann zu stellen sind.

Das dänische Königspaar hat gestern Abend auf der Jacht ‚Danebrog“ die Rückreise von Peterhof nach Kopen⸗

hagen angetreten. Das dänische Kriegsschiff Thomas“ hatte bereits Morgens in See Aufstellung genommen, um die Danebrog“ zu erwarten. Die russischen Klipper „Rasboinik“ und „Najestnik“ eskortiren die Yacht durch den finnischen Meerbusen. Die Kaiserin und der Großfürst Thron—⸗ folger gaben dem Königspaare bis hinter Kronstadt hinous das Geleit und kehrten heute mit dem Kaiser zurück.

Amerika. Wa shington, 10. September. (W. T. B.) Der Staatssekretär Blaine telegraphirte heute Morgen: Die ärztlichen Berichte über das Befinden des Präsidenten Garfield lauten günstiger; der gestrige Tag war der beste seit wehreren Wochen. Fieber sehr gering, Respiration nor— mal, Puls nicht über 106.

Long-Branch, 11. September. (W. T. B.) Das offizielle Bulletin von gestern Vormittag besagt: Der Präsident hat gut geschlafen; seine Kräfte sind im Zu— nehmen begriffen, und die Geschwulst ist vollständig ge⸗ schwunden.

Afrika. Egypten. Aus Konstantinopel, 10. Sep— tember, meldet die „Pol. Corr.“: Heute hier einlangende Mel— dungen bestätigen den Ausbruch einer Militärrevolte in Kairo. Mehrere Regimenter umzingelten gestern den Palast des Khedive, von dem sie die Gewährung einer Konstitution und die Entlassung mißliebiger Minister forderten. Der Khedive erklärte, in letzterem Punkte willfahren zu wollen. Sherif Pafcha soll mit der Bildung eines neuen Kabinets betraut werden.

Die „Times“ vom 12. schreibt: „Die Wiederherstellung der Autorität des Khedive durch die Khedive selber würde am meisten im Einklange stehen mit den Wünschen und der Politik Englands. Die egyptische Armee müsse auf— gelöst werden. Einer gemeinsamen oder einer separaten Okkupation Seitens Englands und Frankreichs ständen unüber⸗ windliche Schwierigkeiten entgegen. Es bleibe keine andere Wahl, als die Türkei zu ersuchen, Egypten zu besetzen, bis die Ordnung wiederhergestellt sei.“

Eine Correspondenz der „Agence Havas“ aus London weist auf die schweren Unzuträglichkeiten hin, welche eine Be⸗ setzung Egyptens durch die Türkei herbeiführen würde; dieselbe würde alle in Egypten erreichten Fortschritte zer⸗ stören. Es sei nicht anzunehmen, daß Frankreich und Eng— land einen derartigen Fehler zulassen würden; das Einver— nehmen dieser beiden Mächte in Bezug auf die finanziellen Angelegenheiten habe Egypten gerettet. Die öffentliche Mei⸗ nung in Frankreich und England wünsche lebhaft die Auf⸗ rechterhaltung dieses Einvernehmens.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Buream.

Paris, Montag, 12. September, Mittags. Nachrichten aus Tunis zufolge hat Mustapha Pascha aus Gesundheits—⸗— rücksichten seine Entlassung gegeben und glaubt man, daß der Bey dieselbe annehmen werde. Die Nachricht von der Nieder⸗ lage eines französischen Detachements bei Gabes bestätigt sich bis jetzt noch nicht.

Washington, Sonntag, 11. September, Abends. Staats⸗Sekretär Blaine telegraphirt über das Befinden des Präsidenten: das Fieber habe in der verflossenen Nacht erheb⸗ lich zugenommen, Staats⸗Sekretär Windom, welcher den Prä⸗ sidenten Mittags besuchte, habe denselben sehr erschöpft gefun— den; sein Geist sei indeß klar.

Nr. 2 des Armee⸗Verordnungs⸗Blatts hat folgenden Inhalt: Aenderung der Bestimmungen über das Tragen des Kara— biners ꝛc. Seitens der Spitze und Vedetten. Proben der Revolver⸗ tasche und der Kartusche zur Unterbringung der Revolrermunition. Naturalrerpflegungsgebührnisse der zur Uebung einberufenen Unter⸗ irzte des Beurlaubtenstandes. Nebenkosten für Eisenbabn⸗-Zu⸗ und Abgänge bei Dienstreisen einzeln entsendeter Unteroffiziere ohne Porte⸗ ree und Mannschaften. 2. Nachtrag zum Reglement über die Remontirung der Armee vom 2. November 1876. Käuflicher Be⸗ jug der ‚Instruktion zum Unterricht in der Kenntniß und Behand⸗ lung des aptirten Chassepot-Karabiners M71 *. Routenvorschrift in den Requisitionsscheinen. Gewährung von Marschgebührnissen bei Einberufungen und Entlassungen.

Land⸗ und Forstwirtbhschaft.

Schweinitz, 8. September. (Mgdb. Ztg.) Die Hopfen ernte in den Schweinitz-Jessener Anlagen und wo diese Pflanze sonst noch im Kreise gebaut wird, scheint in diesem Jahre in Folge der ungünstigen Witterung recht kärglich auszufallen. Schon das nasse und rauhe Frübjahr war dem Wachsthum der Ranken nicht förderlich, und der Sommer hat den Schaden nicht gut gemacht. Die Pflanzen haben daher nur wenig gejweigt und kleine Trauben mit dürftigen Blüthen getrieben. Für die Oualität der Frucht ist eine trockene Witterung von ganz besonderer Wichtigkeit, und an dieser bat es ganz gefehlt. Auch die Hopfengärten bei Gräfenhainichen ellen viel zu wünschen übrig lassen.

Gewerbe und Bandel.

Amtlichen Nachrichten zufolge ist im Gouvernement War- schau die Rinderpest in den Dörfern Tokarv und Osinr, Kreis Gostrnin“), sowie in Choiny und Gorki, Kreis Neworadomsf““) er⸗ loschen. ;

Posen, 10 Seytember. (WB. T. B.) Die heutige General- versammlung der Posener Sprit Aktiengesellschaft geneb⸗ migte die Bilanz, nach welcher 3Y/9 Dividende vertheilt und 33 185. ju Abschreibungen verwendet werden. Nürnberg 10. September. ; . Loy. Held.) Der dies wöchentliche u g am Nürnberger dorfenmarkt beläuft sich auf ca. 200) Ballen, die einer, gleich großen Zufuhr entsprachen. Die Tendenz des Marktes war eine durchgebends weichende, und es sind in Felge dessen die Preise während der letzten acht Tage um ca. M M jurückgegangLen. Der Preisfall ist bauptsächlich auf das Größerwerden der Zuführen und auf den Umstand, daß die Mehrjabl der ankommenden Hopfen noch sehr schlecht getrocknet ist, jurückurfübren. Heute bezahlt man se nach Dualität und Trockenbeit für Marktwaare 75— 100, Hallertauer 85 129. Würtlember ger 95 130. Badische 86 115 4.

London, 19. September. (B. T. B.) In der gestrigen Woll auktion waren Preise unverandert. ö i

Glasgow, j0. Sertembet. (W. T. B.) Die Vorräthbe von Robeisen in den Stores belaufen sich auf 582 50 Tons gegen Ho l Tons im vorigen Jabre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hechöfen 119 gegen 49 im vorigen Jahre.

BVerkebra⸗Anstalten.

Newm⸗York, 10. Sertember. W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lleyd „Elbe“ ist bier eingetroffen.

( Hoyrfenmarktbericht von

et. Nr. 183 de 1851. ef. Nr. 115 de 1881.

Berlin, 12. September 1881.

Rennbahn Lankwitz-Lichterfelde 1881. Trotz der Un— gunst der Verhältnisse, daß zu gleicher Zeit in Weißensee der Traber klub seine Rennen abhielt und auf der Oberspree eine Regatta statt⸗ fand, und daß beide Arrangements ein zahlreiches Kontingent der Berliner Sportliebhaber nach sich gezogen, war der Besuch ein recht erfreulicher. Die Felder waren gut besetzt und boten den Besuchern ein ebenso spannendes als interessantes Schauspiel dar, um so mehr, als sie gut geritten wurden. Die Leitung war in folgender Weise arrangirt: das Schiedsgericht setzte sich zusammen aus den Herren: Oberst⸗Lieutenant Grf. Arnim⸗Zichow, Major v. Below, Land⸗ rath v. Dertzen, v. Cramm und Kammerherrn v. Prillwitz. Als deren Stellvertreter fungirten die Herren Grf. Nicol. Esterhazr, Rittmeister Frhr. v. Geyr, Major Meyer und Rittmeister Grf. Schlippenbach, als Sekretär Lieutenant v. Heyden⸗Linden II., als Richter Frhr. von Thielmann; die. Waage beaufsichtigte Or. E. Markwald, und als Starter fungirte Hr. N. Wackerow. Die Rennen, welche ohne Unfall verliefen, begannen Nachmittags 25 Uhr mit: ; ;

J. Steeple chase Preis 1200 Æ Herrenreiten. Für Pferde aller Länder, welche in den Jahren 1880 und 1881 kein Hinderniß⸗ rengen im Werthe von 1600 ½ς und darüber gewonnen haben. Distanz ca. 3500 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. Von 8 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, erschienen am Pfosten: Grf. B. Bninski's a. F. W. „Furley'“, 81 kg (Hr. von Tepper-Laski)h, Rittmstr. Frhrn. von Zieglers 4ähr. br. H. .-Bromley“, 70 kg (Lt. von Kramsta), Hrn. F. Bandelows a. br. St. . Mary of Scotland“ 78 kg (Lt. von Sydow J.), Hrn. C. Pitzschke's a. schw. St. „Banshee“, 81 kg (Bef.). „Banshee“ wurde während des Rennens matt und angehalten. ‚Mary of Scot⸗ land“ ging an der Hürde mit Graben kopfüber. Schließlich siegte Furleyn im Handgalopp gegen „Bromley“ mit 4 Längen. Werth 1380 606 dem Sieger, 180 dem Zweiten. Dem Rennen folgte um 3 Uhr: . ö

II. Verkaufs-Hürden-⸗Rennen. Preis 1000 A6 Für 3jähr. und ältere Pferde aller Länder. 60 „. Eins., 40 6 Reug. Der Sieger ist für 2400 c käuflich und wird gleich nach dem Rennen öffentlich versteigert. Distanz ea. 2000 m über 5 Hürden. Von 10 genannten Pferden erschienen 9 am Pfosten: Grf. Bernstorff⸗Gylden⸗ steens ziähr. hr. St. Wanderpalme“, 59 kg (Gillern), Kapt, Jos's a. br. St. „Hymne“, 69 kg (Planner Mr. Decems 4jähr. St. „Lemon Girl. 67 kg (Kelly), Hrn. O. Dehlschlägers 3jähr. br. St. Ausgaben, 52 kg. (Sosnowski)h, Lieut, Leistners zjähr. br. H. „Oedipe“, 63 kg (Germann), Trainer G. Kelly's 4jähr. br. St. „Vespasia“, 65 kg (R. Johnson), Lieut. Frhrn. v. Rochows Zjähr. br. St. „Redlock'. 56 kg (G. . Hrn. C. Pitzschke's a. br. St. . . Brenda, 71 kg. (Schweitzer), Kapt. Clairs zjähr, br. St. „Heiderose“, 58 kg (Dixon). Nach scharfem Kampf mit 2 Längen gewonnen. Ein Hals zwischen der zweiten und der dritten. Werth 1580 M, welche der Siegerin zufielen, die für 2500 M zurückgekauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueberschuß von 5060 M erhielt. Um 3 Uhr schloß sich diesem Rennen an: ;

III. Match. 500 MS Jeder. Hürden⸗Rennen. Gewicht 723 kg. Dist. 20009 m über 5 Hürden. Kapt. Clair's a. br. H. Talisman 725 kg. (Hr. Paul Reichenheim), Grf. B. Bninski's 6jähr. F. W. Hesperus“ trug 73) kg (Reit. Besitzer). Nachdem „Hesperus“ wegen Fehlens der letzten Hürde distanzirt war, von „Talisman“ im Trabe gewonnen. Um 4 Uhr folgte dem Rennen; ;

IV. Verkaufs⸗Steeple⸗Chase. Preis 10900 „M Für Z jährige und ältere Pferde aller Länder. 60 „M Eins. 40 M Reu⸗ geld. Der Sieger ist für 4000 6 käuflich und wird gleich nach dem Nennen öffentlich versteigert. Distanz eg. 3500 m. Für fünf Pferde wurde Reugeld gezahlt. Am Pfosten erschienen: Hrn. von Cramms 5 jLuhr. br. H. „Freitag. 64 kg (Planner), Lient. von Kramsta J. a. schwbr. 9 „Verger“ 60 kg (Netthöfelj, Rittmstr. Mollards 6jähr. br. St. „Fürstin“ 67 kg (Harraways, Lieut. von Sydows II. 4. F. St.. Quodlibet“ 644 Kg (Germanr), Hrn. O. Dehl⸗ schlägers 4jähr. br. St. „Märchen“ 648 kg (R. Johnston), Hrn. C. Pitzschke's a. schwbr. St. Banshee“ 635 kg (Schweitzer). Nach scharfer Gegenwehr schlieflich mit einer Länge gewonnen. 25 Längen zwischen. 25 Längen zwischen dem zweiten und der dritten. Werth 1560 4M, welche der Sieger erhielt, der für 3000 MW an Hrn. Oehl⸗ schläger verkauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueberschuß von 500 MS erhielt. Diesem Rennen schloß sich um 49 Uhr an:

V. Hürden⸗Rennen. Handicap. Preis E260 S. Herren⸗ Reiten. Für 3jährige und ältere Pferde aller Länder. 80 4 Einsatz. 30 S Reugeld. Distanz 240 m über sechs Hürden. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 12 Unterschriften, G zahlten Reugeld. Am Pfosten erschienen und siegten: Hrn. C. Pitzschke s jähr. dbr. H. „Havaneser, 763 kg (Besitzer), Graf Bernstorff⸗Byldensteens Gjähr. F. H. Jules César', 71 kg (Hr. von Tepper⸗Lastih, Kapt. Clairs a. F.-St. „Zazel ', 71 Eg (Hr. Paul

Reichenbeim), Lieut. von Herden-Lindens 4jähr. F. H. „Florican“,

73 kg (Besitzer Liꝑeut. Frhrn. von Rochows Zjehr. br. St. „Red⸗ locke, 67 kg (Mr. Davis), Lient. von Kramsta's J. 3jähr. br. St. Compagnie“, 669 kg (Besitzer). Nach scharfem Kampfe und den letzten Sprüngen mit einer Halslänge gewonnen, eine halbe Länge zwischen dem zweiten und der dritten. Werth 15 S dem Sieger, 3390 S für „Jules César.“ Den Schluß des Tages bildete um 5 Uhr:

VI. Handicap⸗Steeple⸗Chase. 4 jähr. und ältere Pferde aller Länder. 1090 S6 Einsatz, halb Reug. Diftanz ca. (00 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 9 Pferde genannt, 4 am Pfosten. Es siegten Lieut. v. Marschalls 4 jähr. F. H. . Bulgare“, 68 kg (Germann), Hrn. v. Cramms a. br. W. Cartel 77 kg (Planner), Lieut. Graf Schmettows a. br H. Die npe“, 75 kg (Mar Leane], Lieut. Frhrn. v. Rochows 4 jãhr. br. St. Sarcenet 669 kg (R. Johnson). Nach Kampf sicher mit einer guten Länge gewonnen. I30 Langen jwischen zweiten und dritten. Wertl des Rennens 1825 M für „Bulgare“, 350 Æ für Cartel“).

Preis 15090 Æ Für

Der Elektrotechnische Verein ladet durch ein Preicaus⸗ sbreiben zur Bewerbung um einen von der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin ausgesetzten Preis von 100 4 zur Be—⸗ arbeitung der Preisaufgabe: . Kritische Vergleichung der elektrischen Kraftübertragung mit den gebräuchlichsten mechanischen Kraftübertra⸗ gungen“ ein. Von mechanischen Kraftübertragungen sind zu berück⸗ sichtigen: diejenigen mittels Wellen und Gestänge, diejenigen mittels Drahtseilen, ferner die hydraulische und die pneumatische. Jedes System ist zuerst einzeln nach seinem Wesen eingehend darzustellen auf Grund won veräffentlichten Versuchen und Theorien. Alsdann sind sämmtliche Systeme zu vergleichen, sowehl im Allgemeinen, als spejiell in Bejug auf die Kosten, welche bei verschiedener Größe der Entfernung und der zu übertragenden Kraft entstehen, und zwar nicht nur für den Fall, daß eine gegebene Arbeitsfraft mit möglichst wenig Verlust übertragen werden soll, sondern auch unter der An⸗ nahme, daß für die primäre Arbeitskraft beliebig große Wasserkräfte zu Gebote steben. Das Verlagsrecht der mit dem Preise bedachten Arbeit gebt ausschließlich auf die Verlags buchbandlung von Julius Sxrringer über. Die Abbandlungen sind unter Beifügung der er⸗ forderlichen Zeichnungen und Berechnungen in deutscher, französischer oder englischer Sprache einzureichen. In den beiden letzteren Fällen gestattet der Bewerber die Uchersetzung in Deutsche. Die Ein⸗ sendung der Arbeiten hat spätestens bis zum 1. Okteber 1882 unter der Adresse des Vorstandes des Glektrotechnischen Vereins zu erfolgen. Das Preierichteramt wird durch den technischen Ausschuß des Gleftro⸗ technijchen Vereins ausgeübt.

Der 5. Internationale Grientalisten⸗-Kongreß ist beute Vormittag in der Aula der Universität feierlichst eröffnet worden. In Vertretung der Staateregierung waren der Staats⸗Minister ven Goßler, der Ministerial⸗Direkter Greiff der Geheime Ober ⸗Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Gärrert erschienen. Die Mitglieder des Kongresses batien sich jzablreich eingefunden. Nachdem Prosessor Dill⸗

mann den Kongreß Staats-Minister von Goßler das Wort, um im Namen

der Regierung die „Veteranen der Kongresse von Paris

London, St. Petersburg und Florenz“ und die neuen Mitglieder, welche

ihre frischen Kräfte den Bestrebungen des Kongresses zu widmen bereit

sind, zu begrüßen. In kurzen Zügen charakterisirte der Redner so⸗

dann das, was Preußen und speziell Berlin für die Förderung der

orientalischen Studien gethan, wies darauf, hin, wie Berlin 1810

keinen einzigen, heute J Lehrstühle für orientalische Wissenschaften

aufzuweisen habe, wie es deren 1851 in Preußen nur 15, jetzt 34

gebe, wie unser Vaterland durch Sammlungen, und in neuerer

Zeit auch durch praktische Unternehmungen die Wissenschaft zu för—

dern gesucht habe. Redner schloß etwa wie folgt: ‚Ob mit dem Werk—

zeug in der Hand oder mit der Feder, ob unter der Gluth der Tropen

oder in der Studirstube arbeitend, immer bleiben wir Jünger derselben

Wissenschaft Groß ist das Feld der Arbeit, und je weiter wir vor—

wärts schreiten, um so mehr öffnet sich unser Blick; gelöst kann die

Aufgabe nur werden durch Vertiefung der Einzelarbeit und Verbindung

mit verwandten Bestrebungen. Im Reiche der Wissenschaft, im Streben

nach Wahrheit giebt es keine Nebenbuhler, giebt es nur Mitarbeiter und mit Recht nennt unser großer Dichter den glücklich, der am fremden Verdienst, wie am eignen sich zu erfreuen vermag. Möge unter diesem Wahlspruch Goethe's auch dieser Kongreß seine Arbeit vollbringen zur wechselseitigen Befriedigung ihrer selbst, zur Anerken⸗ nung der Nationen und zum Ruhm der Wissenschaft. Im Namen des vorbereitenden Comités bewillkommnete sodann Prof. Dillmann die Erschienenen in längerer Rede, in der, nachdem er dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß Prof. Lepsius das ihm ursprünglich zugedachte Präsidium, nicht habe annehmen können, auf die Aufgabe des Kon⸗ gresses hinwies, dessen Hauptzweck in seinem internationalen Charakter zu suchen sei. Es sprachen dann, im Namen ihrer Nationen Prof. Schefer-Paris, Prof. Max Müller-Oxford, der zugleich, nach⸗ dem er das mehr praktische Gebiet der Drientforschung Eng lands skizzirt, das erste Heft der ungedruckten , überreichte, Direktor Ayuso« Madrid, Prof. mari⸗Rom, Prof. Ascoli⸗Mailand und Prof. von Gottwaldt-Kasan. Auch diese Herren überreichten gleichzeitig die neuesten Erscheinungen der wissenschaftlichen Forschungen ihrer Nationen. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Professors Bastian nahmen noch Professor Conte de Gubernatis-Florenz, Professor Tiele⸗Leyden und R. N. Cust⸗London das Wort, worauf der Kon— greß in die Konstituirung der Sektionen eintrat.

eröffnet hatte, nahm zunächst der

Die Märkisch⸗-Baltische Bienenzucht-Ausstellung— in Potsdam wurde am Sonnabend Nachmittag von der Hohen Protektorin, Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin, Höchstwelche von Ihren erlauchten Töchtern begleitet war, in Augenschein genommen. Geführt von dem Grafen Zieten-Schwerin und dem Kammerherrn von Behr durchschritten die Höchsten Herrschaften, alle Theile der Aus⸗— stellung. Kurz darauf erschien, Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander, am Sonntag Mittag Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold. Auch der Staagts⸗Minister von Boetticher und der Staatssekretär Dr. von Schelling beehrten die Ausstellung mit ihrem Besuche. Am Sonnabend vereinigte ein Festdiner die Aussteller im großen Saale des Schützenhauses. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte der Ehren⸗Präsident Graf Zieten aus. Die Preisrichter haben ihr Urtheil bereits gefällt und den Ehrenpreis der Kronprinzessin der Kollektivausstellung der Herren Schulz u. Gühler zuertheilt. .

Zürich, 12. September. (W. T. B.) Gestern Abend 5 Uhr hat bei dem Dörfe Elm im Kanton Glarus ein Bergsturz statt— gefunden. Es sollen an 30 Häuser und gegen 200 Personen ver⸗ schüttet sein. Das Thal steht unter Wasser. .

Ba sel, 12. September. (W. T. B) Die „Baseler Nach⸗ richten melden über den Bergsturz; bei Elm; das Bergdorf Elm im Renftthal (Kanton Glarus) ist durch den Plattenberg theilweise verschüttet, 150 Personen sind unter dem Bergsturz begraben, Hülfe ist unmöglich Das ganze an tausend Seelen zählende Dorf ist bedroht.

Ueber den bereits telegraphisch gemeldeten Brand der Raphtha⸗Fontaine des Hrn. Krassilnikoff werden den ‚Nowosti⸗ aus Baku noch folgende Einzelheiten berichtet: Die Fontaine ergießt sich in einen Naphta⸗See der 6 Werst lang und etwa 2 Werst breit ist. Die Tiefe des Sees oder des Bassins beträgt nicht über 2 Fuß, so daß derselbe während großer Hitze nicht selten austrocknet. Das Schauspiel, das der See während des Brandes darbietet, ist ganz furchtbar. Der ganze See ist mit Wolken schwarzen Rauches bedeckt, von dessen dunklem Grunde sich eine Feuersäule von kolossaler Höhe abhebt. Der Rauch und die Gluth sind bis zu dem Grade heftig, daß man sich dem Feuer nicht mebr als auf eine Werst nähern kann. Das Feuer zu unterdrücken —, dazu sind keine Mittel vorhanden. Bei abnehmendem Feuer steht eine neue Gefahr bevor. Das Feuer kann nämlich unter die Erde dringen und eine Explosion hervorrufen. Dabei aber kann diese Explosion, da die unterirdische Richtung der Naphthafluth unbekannt ist, mit einer ganz entsetzlichen Katastrorbe verbunden sein. Wenn der Brand nicht in Folge irgend eines Zu⸗ falls aufhört, so werden zieht man den Umfang des Sees in Be— tracht ca. 44 Millionen Kubikfuß Naphtha oder weit über 5 Millionen Pud verbrennen. Der Brand kann 2, 3 Wochen bis ein paar Monate dauern. Auf der unter dem Winde befindlichen Seite werden auf einer Entfernung von 3 bis 4 Werst alle Bäume, Gegen stände und Gebäude mit Ruß bedeckt; der Ruß dringt sogar in das Innere der Gebäude, durchzieht die Kleider und theilt sich den Spei⸗ sen mit. Es brennt nicht nur die Naphtha, sondern auch die von Naphtha durchtränkte Erde.

St. Petersburg, 12. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Baku hat die Naphthaquelle von Krassilnikoff, welche vor einigen Tagen in Brand gerathen war, gestern, ganz von selbst, zu brennen aufgehört.

Die Direktien des Wallner ⸗Theaters, welche nach einer Fause von mehreren Monaten die diesjährige Wintersaison mit einigen beliebten älteren Stücken ibres Repertoires eingeleitet batte, fuübrte am Sonnabend die erste Neubeit der begonnenen Saison vor die Lampen. „Kalte Seelen, Lustspiel in A Akten, betitelt sich dieselke und hat G. von Meser zum Verfasser. Um es gleich vorweg zu sagen, das Stück hat eine recht freundliche Aufnahme gefunden. Die zahlreiche Versammlung, welche vorgestern alle Plätze des Wallner ⸗Theaters füllte, zeigte sich freilich wahrend des ersten Aktes, wenig angeregt durch den schlerpenden Gang der Handlung, ziemlich kübl. Einige recht wirksame Situationen im keiten Akte und rornebmlich der am meisten gelungene interessante deitte Akt indessen versetzten das Auditorium allmählich in eine fehr animirte Stimmung und heitere Laune, welche bis zum Schlusse an= hielten und über den günstigen Erfolg des Stückes entschieden. AUller⸗ dings darf nicht unerwähnt bleiken, daß an dieser freundlichen Aufnabme des Lustspiels der vorzüglichen Darstellung der Lowenantheil gebnhrt. Jede einzelne Rolle wurde auf das Vortheilhafteste vertreten und der Gesammteindruck der Aufführung durch das im Wallner -Theater ge⸗ wohnte fließende und abgerundete Zusammenspiel in der erfolgreichsten Weise gehoben. Die weibliche Hauptrolle wurde von Frl. Merer in anmuthiger Weise verkörpert. Neben ihr fand ein nen engaanirtes Mitglied, Frl. Bellau, eine noch sehr junge talentvolle Dame, deren Sxiel indessen mehrfach noch die Anfängerin erkennen ließ, ermunternde Anerkennung. Die weiblichen Figuren sind von dem Verfasser in dieser Arbeit etwas stiefmütterlich Fedacht, während er die männlichen mit mehr Sorgfalt bebandelt bat. Letz tere wurden durch die HH. Kur, Engels. Blencke und Kadelburg, welche sich wieder als Hauptstützen der Wallner⸗Bübne bewährten, trefflich dargestellt, wofür ibnen nach jeder Scene der lebbafteste Beifall gejellt wurde. Auch der Verfasser, nach dem dritten und vier⸗ ten Alte wiederbolt herreorgetufen, batte an dieser Auszeichnung Theil.