1881 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Oct 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Aichtamtliches.

Dentsches Reich.

Preußen; Berlin, 7. Oktober. Das soeben im Ver— lage von G. Reimer in Berlin erschienene „Handbuch für die deutsche Handels-Marine auf das Jahr iss“ hat folgenden Inhalt: .

J. Verzeichniß der auf die Seeschiffahrt bezüglichen Reichs—⸗ Gesetze, Verordnungen u. s. w. ; .

II. Verzeichniß der im Deutschen Reich amtlich oder im amtlichen Auftrage herausgegebenen, ausschließlich auf die Seeschiffahrt bezüglichen Bücher, Zeitschriften und Karten.

IIl. Verzeichniß derjenigen auswärtigen Staaten, mit denen vom Deutschen Reich, vom früheren Norddeutschen Bund, vom früheren Deutschen Zoll- und Handelsverein und von einzelnen deutschen Bundesstaaten Verträge über die Aus⸗ lieferung desertirter Matrosen abgeschlossen sind, nebst Be—⸗ zeichnung dieser Verträge.

IV. Anweisung in Betreff der Beurkundung von Ge⸗ burten und Sterbefällen auf Seeschiffen während der Reise.

J. Cirkular an die Kaiserlich deulschen Konsulate, betreffend die kostenfreie Vermittelung des Geldverkehrs der deutschen Seeleute im Auslande mit der Heimath, vom 15. Juni 1877.

ö J. Verzeichnisse von Seebehörden innerhalb des Bundes⸗ ebietes. ö a. Die Inspektoren zur Beaussichtigung des Seesteuer⸗ manns⸗ und Seeschiffer⸗Prüfungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der Seesteuerleute und Seeschiffer.

b. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Maschinisten—⸗ PVrüfungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der

saschinisten auf Seedampfschiffen.

6. Verzeichniß der zur Ausfertigung der Befähigungs⸗ e ff für Seeschiffer, Seesteuerleute und Seedampfschiffs⸗

laschinisten zuständigen Landesbehörden.

d. Verzeichniß der auf Grund des §. 4 der Verordnung vom 26. Dezember 1875 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 387) bestell⸗ ten Personals der Deutschen Seewarte.

e. Die Schiffsregister⸗Behörden.

f. Die Inspeltoren zur Beaussichtigung des Schiffsvermes— sungswesens und die Schiffsvermessungs⸗ und Schiffsvermej— sungs⸗Revisionsbehörden.

g. Die Seemannsämter und die denselben vorgesetzten Landesbehörden.

h. Die Strandbehörden.

i. Behörden für die Untersuchung von Seeunfällen.

VII. Verzeichniß der deutschen Konfulate, nach der alpha⸗ betischen Reihefolge der Staaten und innerhalb jedes Staates nach der alphabetischen Reihefolge der in l. geordnet, nebst alphabetischem Register der Amtssitze.

X. Verzeichniß der deutschen Konsulate.

B. Alphabetisches Register der Orte, an denen die Konsularbehörden ihren Sitz haben.

VIII. Verzeichniß derjenigen fremden Konsulate in Deutschland, deren Amtsbezirke die deutschen Küstengebiete mit umfassen. ;

1X. Alphabetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei⸗ schiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1881.

X. Alphabetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei⸗ Dampfsschiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1881.

XI. Verzeichniß von deutschen Kauffahrteischiffen, welchen auf Grund des 8. 16 des Gesetzes, betreffend die Nationalüät der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Vundesflagge, vom 25. Olfober 1867 (Bundes-⸗Gesetblatt Seite 35), von den Kaiserlich deutschen Konsular-Vehbrden Flaggen⸗A tteste ertheilt worden sind.

XII. Alphabetische Liste der deutschen Heimaihshäfen mit Bezeichnung der Schiffsregister⸗-Vehörden, in deren Bezirk die Häfen liegen.

XIII. Statistische Uebersichten. J

a. Der Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe.

b. Uebersicht der Seereisen deutscher Schiffe zwischen ere , , e. Häfen in den Jahren 1873, 1875, 1877 und

679.

c. Der Seeverkehr in den deutschen Hafenplätzen für die Jahre 1873, 1875, 1877 und 1879.

d. Nachweis über die in den Jahren 1873, 1874, 1875, . 1877, 1878 und 1879 verunglückten deutschen See⸗ schiffe.

e. Uebersicht der Schiffsunfälle an der deutschen Küste während der Jahre 1873, 1874, 1875, 1876, 1677, 1878, 1879 und 1886.

XIV. Nachtrãge. ;

Das unter JX. aufgeführte Verzeichniß giebt für jedes einzelne Schiff an ;

3 Das Unterscheidungesignal.

2) Den Namen 3) Den Heimaths hafen.

4 Die Gattung (Bauart), insbesondere: a. bei Dampfschiffen, ob Rader⸗ oder Schrauben⸗Dampf⸗

ff;

b. bei Segelschiffen die durch die Takelage und die Form * Schiffskörpers bestimmte Gattung nach der landesüblichen

enennung.

5) Die Ladungssähigkeit (den Netto⸗Naumgehalt), sowohl in Kubikmetern, als auch in britischen Register Tons auf Grund der Vermessung nach der Schiffs vermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite * insoweit eine solche Vermessung noch nicht stattgesunden hat, ist dies erkennbar gemacht.

6) Die Pferdekräste der Dampfmaschinen; die Angabe über bieselben ist in der Form eines Bruches gemacht, in welchem die Zahl der effeltiven em, den 22 und diejenige der nominellen Pferdekräfte den Nenner bildet.

7) Das Jahr der Erbauung, d. h. das Jahr, in welchem das Schiff zuerst vom Stapel gelaufen ist; ersorderlichen Falles auch das Jahr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues. u 2 Das Hauptmaterial, aus welchem das Schiff erbaut

ob:

a. von Eisen,

b. von Holz, und zwar:

aa. von hartem (3. VB. Eichen-, Teak⸗) Holz,

bb. von weichem (z. B. Foöhren⸗ f z.

) Die Verbolzung; ob das Schiff verbolzt ist mit:

a. Vollen von Kupfer oder von irgend einer Kupfer⸗ ar , m. etall in engerem n

. Bolzen aus verzinktem (galvanisirtem) Eisen,

e. Voljen aus unverzinkteni Eisen.

; 10) Den Beschlag; ob der äußere Schiffsboden beschlagen ist mit:

a. Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupfer⸗ legirung (Muntzmetall, Metall in engerem Sinne),

b. Zinkfplatten.

1). Die Zahl der Schiffs- (Box-) Chronometer, welche das Schiff führt. .

12) Den Namen und Wohnort des Rheders. Bei ge— theiltem Eigenthum den Namen und Wohnort des Korrespon— dent⸗Rheders.

13) Den Namen und Wohnort des Schiffers (Schiffs— sührers, Kapitäns). .

14) Die Zahl der regelmäßigen Besatzung, einschließlich des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztlichen, Maschinen⸗. Verwaltungs⸗ und Dienstpersonals. .

Das Verzeichniß ist nach dem Namen der Schiffe alpha⸗ betisch geordnet. Schiffe gleichen Nc mens sind nach der alpha— betischen Reihefolge ihrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen, beziehungsweise den Namen und den Heimathshasen eines Schiffes, so wird man das Unterschei⸗ dungssignal, die Ladungsfähigkeit, den Namen und Wohnort des Nheders und Schiffers, sowie die sonstigen Angaben über das Schiff dem Verzeichnisse leicht entnehmen können.

Diese alphabetische Anordnung, sowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit der Angaben über jedes einzelne Schiff unterscheiden das Verzeichniß von der als Anhang zum inter— nationalen Signalbuche her usgegebenen Schiffsliste. Die letztere weist die Schiffe nach der systematischen Yieihesolge ihrer Unterscheidungssignale nach und beschränkt sich, unter Beibehaltung des Schemas der britischen beziehungsweije fran— zösischen Signalbuch-Schiffsliste, auf die Angabe des Uater— scheidungs-Signales, des Namens, des Heimathshafens, der Ladungsfähigkeit und der Naschinenkraft des einzelnen Schiffes. Während die Signalbuch-Schiffsliste daher vor— zugsweise den Signalisirungszwecken dient, ist das alphabetische Verzeichniß wesentlich zum allgemeinen Gebrauche fuͤr Behör— den, Kaufleute, Schiffer u. s. iw. bestimmt.

Ueber die deutschen Kauffahrtei⸗Dampfschiffe enthält das unter X. aufgeführte besondere Verzeichniß derselben im An—⸗ schluß an die Aufzeichnungen in 18. noch Folgendes:

a. Die nach 5. 22 der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872 behufs Feststellung der Identität der Schiffe er— mittelten Hauptmaße Länge, Breite, Tiefe, sowie Lange des Maschinenraumes derselben.

b. Den nach der Schiffsvermessunge⸗-Ordnung festgestellten Brutto⸗Raumgehalt der Schiffe, sowohl in Kubikmetern als auch in britischen Register-⸗Tons.

c. Den Unterschied zwischen dem Brutto⸗ und dem Netto⸗ . der Schiffe in Prozenten ihres Brutto-Naumge— altes.

d. Die Zahl und Bauart der Fortbewegungs⸗Maschinen der Schiffe, sowie die Zahl und Bauart der zu ersteren gehö⸗ rigen Dampfkessel. .

Die in diesem Verzeichnisse enthaltenen Dampfschiffe, welche Suezkanalmeßbriefe erhalten haben, sind am Schlusse des Verzeichnisses noch besonders nachgewiefen unter Angabe des nach den. Vorschriften, betreffend die Vermessung der Schiffe für die Fahr durch den Suezkanal, vom 15. April 1979 ermittelten Brutto⸗ und Netto- Raumgehaltes sowie des Unterschiedes zwischen dem Brutto⸗ und N. tto⸗Raumgehalte in Prozenten des Brutto⸗Raumgehaltes.

Nach 58. 77 der deutschen Civilprozeßordnung bedürfen Bevollmächtigte in bürgerlichen Rechtsstreitigkei⸗ ten zum Abschluß von Vergleichen zur Verzichtleistung auf den Streitgegenstand und zur Anerkennung des von dem Gegner geltend gemachten Anspruches keiner besonderen Ermächtigung. Das Gleiche gilt in Gemäßheit der Bestimmung im §. 65 der deutschen Konkursordnung auch für Zwangevergleiche in Kon— kursen. Dem §. 79 der Civilprozeßordnung zufolge kann die Befugniß zur Vornahme der gedachten Rechtshandlungen jedoch in der Vollmacht selbst ausgeschlossen werden. Nach einem Lirkularerxlaß des Ministers des Innern und des Finanz— Ministers, vom 17. August d. J, ist in allen den Vertretern des Fiskus in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Konkursen zu ertheilenden Vollmachten die fragliche Ermächtigung aus— drücklich ausgeschlossen, und bedarf es demnach zu Vergleichen, Verzichtleistungen und Anerkenntnissen gedachter Art einer be⸗ sonderen Ermächtigung der die Vollmacht ertheilenden Behörde.

= Der Kaiserliche Minister⸗Resident am Fürstlich serbischen Hofe, Graf von Bray⸗-Steinburg, 'ist vom Urlaube nach Belgrad zurückgekehrt und hat die Geschäste der dortigen Mission wieder übernommen.

Kiel, 6. Oktober. (Kl. Ztg.) Der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke, sowie das Kommando des Großen Ge— neralstabes, hat unsere Provinz verlassen. Graf von Moltke suhr gestern von Eutin über Lübeck nach Büchen, um sich von dort nach Münster zu begeben.

Baden. Karlsruhe, 7. Oltober. (W. T. B.) Der

Großherzog ist durch sein Unwohlsein noch ans Fimmer gefesselt.

Oesterreich Ungarn. Agram, 6. Oktober. (W. T. V.) Nach einer Meldung des „Pozor“ ist Prosessor Stadler zum Erzbischof von Serajewo ernannt worden.

Großbritannien und Irland. London, 7. Oktober. (W. T. B.). Die „Tim es“ vertheidigt sich gegen die ungünstige Kritik, welche ihre neuliche Correspondenz und ihr Leitartikel bezüglich einer Neugestaltung im Orient hervorgerufen haben, indem sie bemerkt: Alles, was sie behauptet, sei nur gewesen, daß Veränderungen in Vertheilung der Macht und des Einflusses am Mittel meere bevorständen, und daß es wünschenswerih sei, Englands Inter⸗= essen auf der nach Indien führenden ** welche von vitaler

ichtigkeit für die Existenz des Reiches sei, durch eine llare Politik in Betreff Egyptens sicher zu stellen. Dies als gleichbedeutend mit dem Vorschlage einer Theilung der Turkei

darzustellen, sei mehr als ein Mißverständniß und widerstreite den Thatsachen h 3

Frankreich. Paris, 6. Oktober, (B. T. B.) Der Prälident Grevyh ist heute Abend hier angekommen. r Minister des Auswärtigen, Barthelemy St. Dilaire, hat dem Justiz-Minister Cazot eine Klage egen den „Intrgnsigeant“ wegen Verleumdung des inister Residenten Rouslan in Tunis siberreicht; der Justiz⸗Minister hat dieselbe dem General⸗Prokurator uber- wiesen. Die gerichtliche Verfolgung sindet in Gemäßhein des

neuen Preßgesetzes durch die Slaatsanwaltschaft statt; Minister⸗ Resident Roustan tritt nur als Civilpartei auf.

Nach den letzten aus Tunis eingegangenen Nachrichten bleibt es dabei, daß die militärischen Operationen gegen Kahiruan am 12. d. ihren Anfang nehmen. Ali Bey behauptet; die von ihm eingenommenen Positionen; es waren französische Offiziere abgesendet worden, um den Be⸗ fehl über die tunesischen Truppen zu übernehmen. Meldungen aus Oran konstatiren, daß im Süden von Dran die größte Vuhe herrscht und daß die Vorbereitungen zu den militärischen Operationen ihren Fortgang nehmen. Die Aufständischen haben sich in den äußersten Süden, weit entfernt von den äußersten franzößsischen Posten, zurückgezogen.

(Fr. Corr.) Gegenüber einem Artikel des „Figaro“, welcher sehr heunruhigende, obgleich meistens auch sehr un⸗ bestimmte Mittheilungen über den Sanitätszustand in der afxikanischen Armee enthält, kann das Journal „Paris“ auf Grund amtlicher Quellen ertlären, daß noch am 15. September der Prozentsatz der Kranken in Tunesien 483 Proz. auf ein Effektiv von 26 000 Mann, in Algerien 4,82 Proz. auf ein Effektiv von 65 000 Mann und für Frank⸗ reich 4,30 Proz auf ein Effektiv von 327 501 Mann betrug.

7. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute das Dekret, durch welches die Kammern auf den 28. d. einberufen werden.

Italien. Rom, 6. Oltober. (W. T. B.) Der Papst empfing heute den in Bukarest akkreditirten en gli⸗ schen Gesandten White und beabsichtigt demnächst auch die hier eingetroffenen argentinischen Pilger zu empfan⸗ gen. Der Empfang der großen italienischen Pilger— schaar ist auf den 16. d. festgesetzt. Die Pil ger werden aruppenweise das Grab Pius' 1X. besuchen. Der in einer Spezialmission aus Uruguay hier eingetroffene Minister des Auswärtigen, Bordenana, ist vom Kardinal— Staatssekretär Jacobini empfangen worden.

Türkei. Konstantinopel, 6. Ottober. (W. T. B.) Die hier in französischer Sprache erscheinenden Journale ver— öffentlichen ein offizielles Communiqué, in welchem es heißt, der Khedive habe die Pforte benachrichtigt, daß der j.ngste Zwischenfall erledigt sei. In Anbetracht des Umstandes jedoch, daß die Pforte der Erhaltung der öffentlichen Ord⸗ nung in Egypten und der ungeschmälerten Aufrechthaltung der Bestimmungen des Kaiserlichen Ferman die größte Wich tigkeit beilege, sei durch ein Irade des Sultans die Entsen⸗ dung einer aus Ali Nizam Pascha und Ali Fuad Pascha be— stehenden Mission nach Egypten verfügt worden, damit diefe gegenüber dem Khedive der Befriedigung des Sultans über die Maßnahmen der Lokalbehörden zur Erhaltung der Srd— nung Ausdruck gebe und von den Änschauungen? der Pforte über die wichtige Frage, betreffend die dauernde Sicherung der Ruhe in Egypten Mittheilung mache.

Serbien. Belgrad, 30. September. (Wien. 3.) Gestern hat die Regierung über ihr vor einigen Wochen an die öster⸗ teichischungarische und türkische Regierung gestelltes Ersuchen, daß sie bei den serbischen Vertretungen in Wien und Kon“ stant in opel militärische Attachés aufzustellen wünsche, die Erledigungen erhalten. Während die österreichisch⸗unga⸗ rische Regierung dem gestellten Erfuchen entsprechen zu wollen erklärte, hat die türkische Negierung dasselbe abgelehnt. Die Wahl des neuen serbischen Militär-Attachées sür Wien ist bis jetz; noch nicht getroffen. Die Regierung hat beschlossen, behufs Erleichterung des Transportes der Bahnbaumaterialien bis zum Moravathale der Société d Union générale die Er— mächtigung zum Baue einer provisorischen Zweigbahn Semendria⸗Velikaplana zu ertheilen.

Bulgarien. Sofia, 1. Oktober. (Wien. 3) Eine der ersten Aufgaben des neuen Staatsrathes wird in der Ver— fassung einer Dienstpragmatik für das bulgarische Beamten corps bestehen. Die richterlichen Funktionäre sollen für unabsetzbar erklärt und alle Beamten, die sich eines Amtsdeliktes oder sonst einer Gesetzesübertretung schuldig machen, vor die ordentlichen Gerichte gewiesen werden. Ferner wird dem Staatsrathe der Entwurf eines Preßgesetzes vor⸗ gelegt werden, welcher, nach dem Muster der französischen Preßgesetzgebung entworfen, den lokalen Verhältnissen in Bulgarien Rechnung trägt. Alle Gerichtshöfe sollen mit absolvirten Juristen besetzt werden, und da an solchen ein empfindlicher Mangel herrscht, wünscht man russische Juristen zur Einwanderung nach Bul— garien zu bewegen. Eine größere Anzahl von Wortführern der liberalen Partei hat sich zum Wiedereintritte in den Staatedienst bereit finden lassen. Der gewesene Minister Stojanow wurde zum Oberprokurator am obersten Cassationshofe, der gewesene Minister Tischew zum Kreis⸗ chef von Tirnowo, der gewesene Kultusminister Serafow zum Chef der statistischen Bureaux, der gewesene Minister Giselew zum Mitgliede des Staatsrathes ernannt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Ok⸗ tober. (W. T. B) Der Minister des Innern eröffnete gestern Nachmittag 2 Uhr mit einer längeren Rede die hier tagende Kommission, welche Mittel und Wege herathen soll, durch welche die Verbreitung der Trunksucht unter dem Volke eingeschränkt resp. verhindert werden könnte. In⸗ dem der Minister die zur h hinzugezogenen Experten aus verschiedenen Gegenden Rußlands begrüßte, betonte er, daß der Kaiserliche Wille bereits zum zweiten Male in diesem Jahre Experten zu Berathungen von Negierungsvor⸗ lagen heranzuziehen befohlen habe, damit dieselben die Lebens⸗ sragen des Volkes mit * n Erfahrungen entscheiden hülfen. Vierauf ergrissen die Minister der Domänen und Finanzen, Ostroweky und Bunge, in kurzen Reden das Wort. um Präsidenten wählte die Kommission den Fürsten Schtscherbatow.

7. Oktober. (W. T. VB.) Das „Journal de Ste Peétersbourg“ kommt auf die Behauptung der

Times“ zurück, daß die egyptische Frage seht eine orientalische Frage geworden sei, und meint: das englische Vlatt habe damit begreiflich machen wollen, daß die egyptischen Angelegenheiten nun nicht mehr von den beiden Mächten, welche am meisten an der sinanziellen Verwaltung des Khedive und an den Forderungen der Glaäͤu— biger interessirt sind, behandelt und gelöst werden könnten. Es gäbe politische Interessen allgemeiner Art, für deren Lösung eine diekretionre Aktion der Kabinete von London und Paris durchaus nicht nützlich sein würde.

Schweden und dtorwegen. Stockholm, 3. Olto⸗ ber. (Damb. Corr.) Bei dem Familiend iner, das am Arend des Einzugstages des Kronprinzlichen Paarez im

Saale Carl XI. des Königlichen Schlosses stattfand, erhob König Oskar ein großes und die Königin Sophie ein kleines Familientrinkhorn, das vom Königlichen Geschlechte der Wasa herstammt und aus dem zu trinken für glückbringend angese⸗ hen wird, wobei der König folgenden Willlommgruß sprach: Nach alter nordischer Sitte wollen wir, meine geliebte Le⸗ bensgenossin und ich, unsere lieben Kinder, Sohn und Schwie— gertochter, Gustav und Victorig, willlommen heißen und ihnen aus vollem Herzen Glück an ihrem eigenen Herde, rieden in ihrem Heim und Segen bis auf die pätesten Tage, wenn es Gott gefällt, wünschen.“ Sodann reichte der König sein Trinkhorn dem Kronprinzen und die Königin das ihrige der Kronprinzessin. Die alsdann folgende Illumingtion war außerordentlich glänzend. Der Gustav⸗ Adolss-Platz mit dem Theater, das Prinzenpalais, das Hotel

Nydberg, das Standbild Gustav Adolfs, das Grand Hotel,

die Münze, der Schloßberg waren feenhast erleuchtet. Eine dekorative Nachbildung des Karlsruher Schlosses strahlte weithin in elektrischem Licht. Ungeheuere Menschenmassen wälzten sich durch die Straßen zum Feuerwerk, das damit schloß, daß, während 2000 blaue und gelbe Raketen auf— stiegen, die Buchstaben G und V in Brillantfeuer erschienen. Der Studentenverein von Upsala brachte spät noch der Kron⸗ prinzessin eine Serenade. Gestern Mittag fand zunächst ein Gottesdienst in der Schloßkirche statt, wozu die Mitglieder der ersten Gesellschastskreise geladen waren; um 4 Uhr folgte dann eine Gala⸗Promenadensahrt nach dem Thiergarten. Der König und die Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin wurden von den großen Volksmassen überall mit Jubel und Blumenregen begrüßt. Seit Menschengedenken hat man einen solchen Jubel in Stockholm nicht gehört. Heute Abend war Hofball, welcher äußerst glänzend verlief. Bei dem Souper brachte der König das Hoch auf die Neuvermählten aus, indem er hervorhon, daß die Prinzessin Victoria nicht als Fremde ge⸗ kommen sei, da auch ihre Ahnen Schioeden gewesen seien. Morgen Abend findet eine Galavorstellung statt, womit die Hoffestlichkeiten ihren Abschluß finden.

Süd⸗Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 4. Oktober. (Allg. Corr.) Graf Villeneuve ist zum bra⸗ silianischen Gesandten in Brüssel ernannt worden und reiste am 1. d. M. dorthin ab.

Asien. (Allg. Corr.) Der Sieg Ab durrahmanz über Ejub Khan wurde, einem Bericht der „Times aus Killa Abdula ö. ö . zu solze⸗ nicht so leicht

ewonnen, als anfänglich gemeldet worden. ö

; Die Kanzaharet Regimenter, welche Cjubs Frontlinie bildeten, schlugen den Angriff des Emirs zurück und erbeuteten Jogar drei seiner Kanonen, als ein Kabuleser⸗Regiment und drei Herater Regimenter, die in der Reserve standen, auf dieselbe sowie auf die irregulären Truppen zu feuern begannen. Die Kandaharer zogen sich selbst dann in guter Ordnung zurück und verschanzten sich in der alten Stadt Kandahar, um Lis aufs Aeußerste Widerstand zu leisten, als die zwei Kabuleser Re— gimenter, die bei Eiubs Bagage geblieben, sie im Rücken angriffen. Die Reiterei beiderseitig nahm wenig oder gar keinen Antheil an dem Kampfe. 21 Kanonen fielen dem Sieger in die Hände. Von den bei Ejub befindlichen Sirdars ist nur Gholam-Muhaid-den⸗Khan in der Stadt geblieben, aber mehrere andere, darunter Sirtip— nur⸗Mohamed Khan, sind in der Nachbarschaft und hoffen sich mit dem Emir, zu vergleichen. Gewisse Kaufhöfe und einige Häuser der reichen afghanischen Kaufleute wurden von dem Pöbel und Nachzüglern geplündert, aber der angerichtete Schaden ist nicht erheblich. Andererseits wurden die Dörfer in der Umrunde der Stadt den Truppen zur Plünderung bis zum Mittag des 24. ult. übergeben, worauf das Plünderungswerk auf Befehl, des Emirs eingestellt wurde. Am Freitag, den 23., begab sich der Emir nach der großen Moschee, um daselbst seine Gebete zu verrichten, und fand dort an der Thüre eine Proklamation angeschlagen, unter welche 11 der vornehmsten Mollahs ihre Siegel gesegt hatten und worin alle Muselmanen aufgefordert wurden, einen Glaubens—⸗ krieg gegen ihn, als einen Verbündeten der Ungläudigen, und darum selber einen Ungläubigen, zu führen., Darüber war er sehr entrüstet und da er fand, daß mehrere der Mollahs, welche die Proklamation untersiegelt hatten, sich in einem Heiligthum in dem benach— barten Schrim der Kbhirka⸗ i- Sharif, so genannt, weil er den Mantel Mohameds enthält, begab er sich dahin und ließ sie sich vorführen. Zwei gaben ihm in Erwiderung auf seine Fragen unverschämte Antworten, worauf er seinen Säbel zog, einen niederhieb und befahl, daß Beide zu Tode bajonnettirt würden. Dies eschah sofort und die Leichen wurden von Pferden durch den Kauf⸗ of geschleifst und öffentlich ausgestellt. Die anderen Mollahs lamen mit einer Geldbuße. davon. Kein anderer Att der Strenge wurde verübt, aber die städtische Bevölkerung fürchtet noch immer der Plünderung preisgegeben zu werden. Dies ist jetzt sehr un- wahrscheinlich, allein der Emir wird der Stadt wahrscheinlich eine beträchtliche Geldkentributien auferlegen. Versöhnliche Briefe sind an die Chefs der Durai⸗Stämme gerichtet worden, und für die Außen⸗ distrikte wurden Gouverneure ernannt. Karawanen gehen in großer Anzahl von Pischin nach Kandahar ab, aber es kommen noch leine dort an. Sirdar Muhamed Jusuf Khan und Muhamed Azij Khan, sewie General Ghulam Haidar Khan nicht der, welcher be Larezi⸗Atta besiegt worden, sondern ein Anderer sind mit Regimentern Infanterig und anderen Truppen nach den jenseits des Helmund gelegenen Distritten aufgebrochen. Der Emir verkündet seine Absicht, in wenigen Tagen zu folgen, allein seine Geldmittel sind er⸗ schöpft, und er wird h g unh nicht eher abmarschiren, als bis er seinen Schatz entweder aus den bereits entleerten Taschen der Ein— wohner von Kandahar oder durch eine weitere Subsidie der indischen Regierung wieder gefüllt hat.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin

sind bei den Liesigen Standetäm tern in der Woche vem 25. Septbr.

is inkl. J. Oktober er, zur Anmeldung gekemmen; 299 Cheschließungen, dit Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 96 Sterbefälle.

Das vom Kaiserlichen statistischen Amte herausgegebene neueste Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reichs bringt u. a. eine Statistik der Straffälle in Bezug auf die Zölle und Steuern des Deutschen Reichs bezw. Zollgebiets für das Etatsjahr 1860,81, bestehend aus einer Nachwelsung über den Proleßstand und die Verurtbeilungen, zu denen die erledigten Pro⸗ zesse geführt haben, sowie einer Nachweisung über Konfiskalionen von

aaten wegen Zolldefrauzation. Aus der erstgedachten Nachweisung gebt hervor, daß der Zahl nach nur die Projesse in Beziehung auf die Tabakstenener und die Zölle dem Vorsahre gegenüber erheblich zugenommen haben, doch wird zu der sehr erbeblichen Vermehrung der Tabaksteuerpresesse ven 2159 im Jahre 1879/89 auf 15 914 im Jahre 1830 81 erläuternd bemerlt, daß in den meisten Fällen nicht böser Wille, sondern lediglich Unbelanntschaft mit den Bestimmungen des neuen Steuergesetzes zu rügen und demnach auch nur mit Fringen Geldstrafen ab unrtheilen war. Die Jahl der Prozesse in ö. auf Salj und Rübenzuckersteuer, auf die Getraͤnkesteuern und die Ben lefen ssen; ist dem Vorjahre gegenüber zum Theil erheblich zurückgeblieben. Die Nachweisung üer Konfiskation wegen Zolldefranden ergiebt, daß Salj. Tabak, Kaffee, Zucker und Zeug. waaren die haupt sachlich ten Schmuggelartikel bilden, daß daneben

aber auch die Einschwärzung von Vieh häufig versucht wird. Ferner läßt sich aus der Nachweisung ersehen, daß von den Grenzen des Zollgebicts die gegen die Zollausschäffe an Elbe und Weser beim Schmuggel verkehr am meisten in Betracht kommen, und deren Lage die Zolleinkünfte vermuthlich am stärksten beeinträchtigt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die illustrirte Prachtausgabe der gesammten Werke—

Lessings, welche die Verlagsbuchhandlung von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag veranstaltet hat, ist bis zur 14. Lieferung gediehen. Die letzten Hefte enthalten die Oden, Fragmente, die poetischen Fabeln und Erzählungen, die Fabeln in Prosa, den Damon“, den Schluß von Minna von Barnhelm“ und den Anfang von Miß Sara Sampson“. Die illustrative Ausstattung ist eine sehr reiche; indessen liegen den in der von Waldheimschen artistischen Anstalt zu Wien meisterhaft ausgeführten Holzschnitten nicht immer Zeichnungen von gleichem künstlerischen Werthe zu Grunde. Die Rusgabe er— scheint in ungefähr 50 elegant broschirten Lieferungen von je 3 bis 4 Bogen mit im Ganzen cirea 50) Illustrationen, Initialen und Randverzierungen. Der Preis für eine Lieferung beträgt nur 50 3, und zwar werden alle 3 Wochen eine bis zwei Lieferungen ausgegeben.

Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig ist sochen erschlenen: Haustheater. Sammlung kleiner Lustspiele für gesellige Kreise. Von Roderich Benedix. Zweiter Band. (Preis in Umschlag brosch. 6 C6. In eleg. engl. Einband 750 S6) Dieser zweite Band des Benedirschen „Haustheaters“ enthält 22 kleine ansprechen⸗ den Benedixschen Lustspiele, die, wie die im ersten Bande enthaltenen, zu ihrer Aufführung keiner Bühne, keiner besonderen scenischen Vor— . bedürfen und daher in jedem Zimmer gespielt werden önnen.

(St. Pet. Ztg.) Am Tage der feierlichen Eröffnung des V. archäologischen Kongresses, dem 8. 29. v. Mts. erfolgte auch die nicht minder feierliche Einweihung und Eröffnung des Kaukasifchen Museums in Tiflis. Das neuerbaute Musenm umfaßt Ab⸗ theilungen für Zoologie und Botanik, für Geologie, Ärchäologie, Ethnographie, für Ornamente und verschedene Alterthümer. Zaft alle daselbst befindlichen Sachen sowie die zum Ameublement und zur Ausschmückung dienenden Gegenstände haben Bezug auf den Kaukasus; Gegenstände dagegen, die von außerhalb herstammen, sind einzig und allein nur zur Vergleichung zugelassen. Alles das ist, sebs zufammen⸗ gedrängt, in den 16 Zimmern des großen zweistöckigen Haufes aufge— stellt worden. Die größte und reichste Abtheilung ist die der Zoologie mit ihren Unterabtheilungen in Entomologie und Ornithologle.

Land- und Forstwirthschaft.

Hildesheim, 5. Oktober. (Hann. Corr) Die Kartoffeln— ernte ist in hiesiger Gegend in vollem Gange und übertrifft sowohl binsichtlich der Quantität wie auch der Qualität alle Erwartungen. Dasselbe ist, wie uns heute ein befreundeter größerer Landwirth aus der Halberstädter Gegend mittheilt, auch in dortiger Gegend der Fall; es wird dort ebenfalls eine Kartoffelnernte gemacht, wie es seit langen Jahren nicht der Fall gewesen. Während bislang a f einem Morgen etwa 2 his höchstens 3 Wispel geerntet wurden, stellt sich der diesjährige Ertrag auf 4— 5 Wispel pro Morgen. Unter diesen Umständen ist der Preis der Kartoffeln ein sehr billiger und wird der Wispel weißer Kartoffeln, gesiebt und bester Qualität, frei Bahnhof Wasserleben, zu 187 Thlr, geliefert. Für England werden auch in diesem Jahre wieder in der Halber⸗ städter und Haller Gegend bedeutende Aufkäufe gemacht, und es ist namentlich die blaßrothe Kartoffel, welche gern genommen und bis zu 18 Thlr. pro Wispel bezahlt wird. Die Kartoffel ist allent⸗ halben so vortrefflich gerathen, daß ein Steigen im Werthe durchaus nicht zu erwarten ist; ja, es kommt häufiger vor, daß, wenn fonst die hiesigen Händler behufs Ankaufs derseiben an Ort und Stelle reisen mußten, dieses Jahr die Produzenten hierher kommen und ihre Waare anbieten, da sie sie sonst kaum loswerden können.

Aus dem Lüneburgschen, 4. Oktober. (Hann. Cr.) Die Ernte ist in der Hauptsache vollendet, und mit fröhlichem Herzen hat am letzten Sonntage der Landmann das Erntedankfest gefelert. Und in der That konnte er es; was man bei der Kälte des Frühjahrs, der Dürre des Sommers und der dann folgenden Nässe nicht hoffen durfte, ist doch gescheben: ein reicher Erntesegen ist eingebracht. Mögen auch einzelne Fruchtgattungen, zumal Hafer und Bohnen, nicht befriedigen, das Brodkorn ist wenlgstens zur Genüge gewachsen; Buchweizen giebt guten Ertrag, und die Hauptfrucht, die Kartoffeln, sind in so großer Menge vorhanden, daß ( oft schwer hält, Säcke in hinreichender Menge zu finden, um den Segen zu bergen. Fuder auf Fuder wird eingefahren; überall sieht man kolossale Berge auf den Tennen, und in Folge davon nur fröhliche Gesichter. Das daneben die Kartoffeln gesfund und wohl⸗ schmeckend sind, erhöht nur ihren Werth. Auch die Grummeternte ist nun, Dank dem schönen Wetter der letzten Tage, meist vollendet und hat, was die Quantität anlangt, nur befriedigt; die Qualität läßt dagegen zu wünschen übrig, da manches Fuder nur in mangelhaftem Justande eingebracht werden konnte. Nach einer alten Bauernregel wird, wenn viel Futter gewachsen ist, im Winter auch viel verbraucht, d. h. es pflegt ein strenger Winter danach zu folgen. Daraus will man hier mit einiger Sicher⸗ beit folgern, daß, da an Stroh nur sehr geringe Vorräthe geerntet sind, auch ein milder Winter zu erwarten sei. Die Bestellung der Wintersaaten erfolgt bei äußerst günstiger Witterung, und die sunge Saat sproßt gar üppig empor, so daß sie kräftig wird in den Winter gehen können.

Gewerbe und FSandel.

Nach amtlichen Nachrichten aus Konstantinornel ist ven den dortigen Behörden mit Rücksicht auf den auch in Mekka erfolgten Ausbruch der Cholera für alle Provenienzen vom Rothen Meere eine zehntägige Quarantäne angeordnet worden. 4

Nach weiteren é] aus Belgrad Cingegangenen Nachrichten sind in Serbien auch im . Val jevoer und a Kreise bei Rindern mehrere Erkrankungen an Anthrax vorgekommen.

Auf der Tagezordnung der gestrigen Generalversammlung der Aktignäre der Berliner Werkieugmaschinen⸗Fabrik stand 1) Aenderung der en durch Hinzufügung der Worte: vorm. X. Sentfer, 2) Genehmigung der vom Aussichtsrath und der Direk⸗ tion beschlossenen Verwendung der durch die Reduttien des Aktienkapitals freigewordenen 150 M M zum Zwecke von Abschreibungen. Beide Anträge wurden angenommen. Ferner wurde beschlossen, die ver⸗ fügbar gewerdenen 50 0900 ½ wie folgt zu Abschreibungen zu ver⸗ wenden: 14011 0 auf Grundstück⸗ und Gebäudekonto, 1093 595 4 auf Modellkente, 222 160 M auf Maschinenkonto, 1627 ½ auf Fuhrwerkekente, 78 864 M auf Waarenkente, 24507 6 auf Gewinn; und Verlustkonte, 3148 M auf Spezialreserve⸗Konto. Unter Berücksichtigung der Abschreibungen stellt h die Bilanz ver J. April wie folgt; Aktiven: Grundstück'konto 53) 9M 6, Modell konto 40 M , Maschinen und Utensilienkonto 275 009 6, Fuhr werfelonto M0) , Wagrenfento 130 00 66, Unkostenlonto :. 16015 6, Effe tenkonto, Bankierguthaben, Debitoren 2c. 91 941 4 Summa: 1199498 M Passiven: Aktienkapital 0M 0 10, Hypo tbelenkento 150 070 , Reservekonto 13 872 6, Depotkonto 1200. , Diverse Kreditoren 25 280 6, Spezial ⸗Reservekonto 546 MW, Summa 1100498 6

Nach dem Geschäftebericht der Aktien- Lagerbier⸗ Brauerei zu Schleß-⸗-Chemnitz ist das Geschäftejahr 188981 als ein in seinen Resulfaten gr nr. zu * chnen. Verkauft wurden in der abgelaufenen Periode 24 33 I] Treber, 48 856 Maljkeime, 146 337.5 ig Akfallgerste, 66 15 zi Befen, somse

) eon. Reiche / Anzeiger Nr. 221 de 1551. ) con. Reicht ⸗Anzeiger Nr. 228 de 1851.

59 485 hl diverse Biere gegen 52 466 Ul des Vorjahres. Gebraut wurden 61 185 hl diverse Biere gegen 51 6565 bi im Jahre vorher. Das Bilanzconte weist einen Bruttoertrag von 341 737 * nach in? klusive des vorjährigen Gewinnsaldos. Hiervon sind 125 00 ½ als Abschreibungen auf die verschiedenen Conten, 37 307 j als 59 /oige Vorzugsdixidende für die Aktionäre, sowie 10 364 6 als Tantieme und Gratifikationen, zusammen 205 S64 (6 zu kürzen gewesen, so daß 138 873 6 verbleiben, worüber die Generalversammlung zu verfügen hat. Der Vorstand schlägt der Generalversammlung die Gewährung einer Superdividende von 1830ͤ, sowie die Ueberschtift von 1373 4 auf neue Nechnung vor. Hiernach würde die Gefammtdividende 237 betragen.

Am sterdaunm, 6. Oktober. (W. T. B.) Die niederlän— dische Bank hat heute den Diskont von 3 auf 37 * erhöht.

London, 6. Oktober. (W. T. B.) Die gestrige Woll— ruk tion war fest.

Berkehrs⸗Anstalten.

Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn-⸗Aktien-Gesellfchert sind im Monat September 1881 4 419 471 Perfonen befördert und da⸗ für 576 384 M oder durchschnittlich vro Tag 19 212 6 von beiden Gesellschaften eingenommen worden. Die Einnahme im September 1856 belief sich auf 527 321 (66 oder durchschnittlich pro Tag auf 17 577 A6.

Triest, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer »Esperon‘ ist heute Mittag aus Konftantinopel hier ein⸗ getroffen.

New⸗Jork, §. Oktober. (B. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier angekommen.

Berlin, 7. Oktober 1881.

Das Herbst-Meeting auf der Rennbahn zu Hoppe— garten nimmt am künftigen Sonntag seinen Anfang und wird sso— dann am darauf folgenden Montag und acht Tage später am Sonn— tag und Montag fortgesetzt resp. geschlossen werden. An jedem dieser vier Tage werden sechs Konkurrenzen abgehalten werden, zu denen Preise bis zu 10 000 4 ausgesetzt sind. Die Betheiligung an den Herbstkonkurrenzen auf diefer Bahn war von jeher eine leb— hafte, und sie ist es auch in diefem Jahre— Am künftigen Sonntag wird der Kampf mit dem Ermun? terungsrennen um den Staatspreis von 1700 begonnen werden, für welches 13 Pferde genannt sind. Das sich hieran anschlie⸗ 5ende Rennen um den Stagtspreis von 10 909 M weißt 26 Unterschriften auf und zu dem Rennen um den deutschen Ge— stüt spreis, der sich aus dem Betrage von 3 des Verkauferlöfes der Jährlingsaufzuchten der hierfür vereinigten Gestüte zusammensetzt.; sind 54 Unterschriften eingegangen, so daß der Preis für diefe Kon⸗ kurrenz sich voraussichtlich noch auf das Doppelte des im vorher— gehenden Rennen ausgesetzten belaufen dürfte. Diesem Rennen schließt sich dann ein Rennen für Dreijährige um den Staatspreis I. Klasse von 1509 ½ an, für welches 9 Pferde genannt sind. Das fünfte Rennen, Om nium, um den Klubpreis von 3066 10 weißt 43 Unterschriften auf, und das Schlußrennen, ein Herren— reiten, Caulsdorfer Handicap um den Graditzer Gestütz— preis von 1200 466 hat 13 Unterschriften gefunden. Am weiten Tage (Montag) ist die Betheiligung gleichfalls eine sehr lebbafte, und sind zu den an diesem Tage zu laufenden Konkurrenzen 17, 23, 41, UI, 28 und 19 Pferde angemeldet worden. Die Rennen beginnen jedesmal Mittags 1 Uhr und sind Nachmittags 4 Uhr beendigt. Extrazüge werden an den Sonntagen um 12 Uhr, 12,19 Uhr und 12,20 Uhr abgelassen, an den beiden Montagen jedoch nur zwei Züge unt 12 und 127 Uhr vom Ostbahnhofe aus abgelassen werden.

Perleberg, 5. Oktober. In der heutigen zweiten und letzten Sitzung des brandenburgischen Städtetages referirt zunächst Bürgermeister Jakobitz (Züllichau) über: „Eingeschriebene Hülfskassen“?. und zwar speziell über Artikel 1. des Reiche— gesetzes vom 8. April 1876. Die Ausführungen des Rednerz gipfelten in folgender, von demselben in Gemeinschaft mit dem Stadt⸗ verordneten hr. Schneider (Potsdam) proponirten Resolution: .Der Städtetag beschließt: Es ist allen denjenigen Städten, wo nach 3. 14 der Gewerbeordnung organisirte Hülfskassen auf eine, ihre Lebensfähigkeit sichernde Mitgliedschaft rechnen können, zu empfehlen: zunächst ungesäumt mit Grrichtung eines Orts« statuts vorzugehen und unter Verbreitung der nöthigen Belehrung die Umwandlung der vorhandenen Kranken⸗ kassen in eingeschriebene Hülfskassen“ nach Maßgabe der Reichsge— setze vom 7. und 8. April 1876 herbeizuführen und neue Krankenkassen nur als eingeschriebene Hülfskassen ins Leben treten zu lassen“. Nach kurzer Debatte gelangte diese Resolution einstimmig zur An-; nahme. Stadtverordneten ⸗Vorsteher Hobrecht (Rathenow) referirte hierauf über: „Errichtung von Kommunalbeamten⸗Versorgungskassen‘ Der Redner wies auf die Nothwendigkeit der Errichtung erwähnter Kassen hin und beantragte zu beschließen: „Indem der Städtetag die Ordnung der Frage wegen Versorgung der Wittwen und Waisen von Kemmunal⸗Beamten durch Gemeindestatut aus Humanitäts- und Zweckmäßigkeitsgründen für dringend wünschenswerth anerkennt, kann er seinen Mitgliedern das Potsdamer Statut vom 27. Februar 1879) zur Erwägung und Nachahmung empfehlen.“ Nach kurzer Debatte gelangte auch dieser Antrag einstimmig zur Annahme. Die Tages⸗ ordnung war damit erledigt und es wurde der Vorstand und Frankfurt g. O. als Ort für den nächstjährigen Städtetaz gewählt. Darauf erfolgte der Schluß des Städtetags.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl besuchte gestern Abend das Frie drich⸗Wilhelmstädtische Theater und wohnte da— selbst der Aufführung der Suppéschen Operette Der Gascogner“ bis zum Schlusse bei. 23

Im Belle⸗-Alliange-Theater snd von den Mitgliedern des Wallner Theaters die Vorstellungen von Sardeu s Cyprienne (Divoreene) mit großem Erfolge wieder aufgenommen worden. Frl. Schwarz, als Darstellerin der Cyprienne, der Mittelpunkt des heiteren Lustspiels, darf sich rühmen, mit ihrer Vorgängerin erfolgreich in ; dieser Rolle zu wetteifern. Hrn. Kurz, der den Prunelles spielt, fehlt zwar das Jugendliche seines Vorgängers Kepler, aber er weiß den verzweiflungerollen Humor, der in dieser ! Partie liegt. trefflich zur Geltung zu brinssen. Den wenig ansprechenden Adhemar hat Hr. Dore vom Belle⸗Alliance⸗Theater übernemmen, der den Zuschauer von vernberein darüber außer Zweifel läßt, daß er einen Einfaltz pinsel! darzustellen hat. Auch die kleineren Rollen sind durch Mit lieder beider Bühnen gut besetzt, so daß sich daz ansprechende Lust⸗ sriel in trefflichstem Ensemble vräsentirte und wohlverdienten Beifall erhielt. Die Hauptdarsteller wurden bisher nach jedem Aktschluß, im zweiten Akt selbst nach jeder Scene gerufen.

Congerthau z. Der Königliche Hofmusifdirekter Hr. Bilse bat am Dienstag an seinem reich bekränzten Pulte und von stürmj schem Beifall begrüßt, jum ersten Male, wieder den Djri⸗ entenstab geschwungen und damit die Wintersaison der eben o beliebten wie wessen ihrer künstlerischen Vollendung, boch⸗ geschãtzten Concerte selnes vorzüglich geschulten Orchesters glänzend kroͤffntt. Der J. Symphonie⸗Abend brachte auch bereits zwei sehr interessante Novitäten von Brahms und Raff, auf welche wir noch urücksukommen' gedenken. Hr. Medding, der Gigenthümer deg viel ˖ len eln. Hauses, bat dasselbe durch Erbauung cines neuen, geschmag ; voll delorlrten Sgales, welcher jugleich bei Festlichkeiten als Sreise⸗ saal dienen kann, bedeutend erwestert, so daß für die früher so häufigen , bei den Bilfe Concerken nun einigermaßen Abhülfe geschaffen ist.