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großen Prinzipien unserer auswärtigen Politik werden durch den Wechsel im Ministerium keine Aenderung erfahren. — Die „Presse“ sagt: Baron Haymerle wußte das Freundschafts⸗ bündniß mit Deutschland so wohl zu pflegen, daß dasselbe heute als einzig unwandelbares, festes politisches Verhältniß innerhalb der schwankenden Haltung der anderen europäischen Mächte, als festeste Friedensbuürgschaft gepriesen wird.
Pest, 9. Oktober. Die „Bud. Corr.“ meldet: „Den in Wien verbliebenen ungarischen Vertretern bei der öster⸗ reichischungarischen Zollkonferenz wurden die neuen Instruktionen bereits zugesendet. Sobald die österreichische Regierung ebenfalls schlüssig geworden, werden die Be⸗ rathungen der Konferenz wieder aufgenommen.“
Schweiz. Bern, 10. Oktober. (W. T. B.) Die inter⸗ natis nale? Konferenz für Transportrecht ist geschlossen worden. Es wurde eine Einigung über einen Vertragsentwurf, betreffend die Ausführungsbestimmungen erzielt, sowie der Vorschlag ein internationales Buregu zu errichten, angenommen. Der Bundesrath wird die Beschlüsse den betheiligten Regierungen mittheilen und dieselben gleich⸗ zeitig auffordern, sich über dieselben zu äußern. Nach Ein⸗ gang der Antworten wird das weitere Erforderliche, event. eine neue Konferenz angeordnet werden.
Frankreich. Paris, 9. Oktober. (Fr,. Corr.) Eine Depesche aus Tunis, vom 8. Oktober, meldet: . Die Minister des Beys haben gestern unter seinem Vorsitz einen Confeil gehalten. Welche Mühe man sich auch gab, die ge⸗ faßten Beschlüßse geheim zu halten, verbreitete sich doch das Ge⸗ rücht, daß der Bey in die Besetzung von Tunis gewilligt hat. Einst⸗ weilen lagern unsere Truppen noch immer in der Nähe des Haupt⸗ thors von Tunis. Die europäifche Kolo nie bereitet eine Pe⸗ tition vor, in welcher sie auf die Besetzung der Stadt dringt. Die Rachricht von einem scharfen Gefecht, welches der Oberst Laro que vor einigen Tagen vor Kef zu bestehen gehabt hätte, wird bestätigt. Man meldet ferner, daß die Brigade Sabathier zwei Etappen in der Richtung auf Kheruan 6 hätte, und daß diese Kolonne auf große Schwierigkeiten für ihre Versorgung mit Wasser gestoßen wäre. Aus Algier wird unter dem 7. Oktober telegraphirt: Der General Delebecgue ist angekommen. Er schildert die Lage des Südens der Provinz Oran als eine befriedigende und glaubt, daß man keinen Grund habe, sich zu beunruhlgen. Der General Saussier soll den Oberbefehl nicht der Kolonne von Jaghuan, wie man gesagt hat, sondern der Kolonne von Susa Übernehmen. Es ist ferner nicht gewiß, ob die Kolonne von. Tebessa auch wirklich Kheruan zu ihrem Objektiv hat. Wahrscheinlich wird sie sich vielmehr gegen Gefsg im . wenden, um den Insurgenten den RlÜckzug nach Süden abzuschneiden. . Der General Logerot telegraphirt dem Kriegs ⸗Minister aus La Manuba, vom 9. Oktober: . Gestern um? Uhr Nachmittags hat das Lager von Testur einen Angriff zu bestehen gehabt. Die Infurgenten wurden nachdrücklich zurkickdeworfen mit Verlusten, die man auf dreißig kampfunfähig ge machte und auf eine noch größere Anzahl von Pferden schätzen kann. Auf unserer Seite wurden nur ein Mann und ein Pferd verwundet und ein Mann leicht verletzt. Die Truppen Ali Be ys rückten aus und unterstützten die von unseren Streitkräften ergriffene Offensive. — (BJ. T. B.) Aus Tu nis wird unter dem 10. Qlto= ber gemeldet: Die französischen Truppen sind heute früh in Tunis eingerückt und haben die Stadt, die Kasbah sowie zwei Forts besetzt. Das Gerücht von der Plünderung Hammamets hat sich bis jetzt nicht bestätigt, doch wird dasselbe von den Insurgenten blockrt.
Italien. Rom, 10. Oktober. (W. T. B.). Die Nachricht von dem Ableben des Baron ö. hat in Italien einen tiefschmerzlichen Eindruck hervorgerusen. Der König befahl den Ministerium des Auswärtigen, der Trauer anläßlich des Todes dieses treuen Dieners des Kai⸗ sers von ODesterreich, dieses hervorragenden Staatsmannes und Freundes Italiens öffentlich Ausdruck zu genen. Der Unter⸗-Staatssekretär des Ministeriums des Auswärtigen sprach sofort nach dem Bekanntwerden der Trauernachricht der öster⸗ reichisch ungarischen Botschaft das aufrichtige Beileid der italie⸗ nischen Regierung aus.
— 11. Oktober. (W. T. B. Die Pilger der argen⸗ tinischen Republik überreichten am 9. Oktober dem Papst 25 000 pesos suertes.
Türkei. Konstantinopel, 6. Oktober. Der „Times“ wird von hier gemeldet: Die Pforte veröffentlicht heute eine amt⸗ liche Mittheilung über die Spezialmission nach Egypten, die etwas verschieden von dem in der gestrigen Spezalaus⸗ 66 des „Vakit“ publizirten Communiqué abgefaßt ist. Sie autet wie folgt: „Se. Hoheit, der Khedive, hat die Hohe Pforte benachrichtigt, daß der Zwischenfall, welcher neulich entstand, beendigt ist; allein in Anbetracht der großen Wichtig— keit, welche die Kaiserliche Regierung der. Aufrecht⸗ haltung der öffentlichen Ordnung in diesem Lande (nämlich in Egypten) beilegt, und um die Aufrecht⸗ , der Versügungen des Kaiserlichen Firmans sortzu⸗ etzen, hat ein Iradé des Sultans die Entsendung einer Spezialmission, bestehend aus Ihren Excellenzen Ali Nizam Nascha, Muschir der Kaiserlichen Armee, und Ali Fuad Pascha, Staatsrath, nach Egypten angeordnet, zu dem Zweck, dem Khedive Sr. Majestat Befriedigung über die von den Lokal⸗ behörden zur Aufrechthaltung der Ordnung getroffenen Maß⸗ nahmen, sowie die Ansichten der Sehen Pforte mit Bezug auf die wichtige Frage der Sicherung sortgesetzten Friedens und der Ruhe in Egypten zum Ausdruck zu bringen.“ ei
— 11. Oktober. (W. T. VB.) In der gestrigen Sitzung der Delegirten der Inhaber türkischer Schuldtitel wurde die Zusammensetzung des Administrationsrathes für die Steuern sesigesetzt. Derfelbe besteht aus je einem Dele⸗ girten eines jeden Staates, einschließlich der Türkei, unab⸗ hängig von dem Kommissar der Pforte. Jeder Delegirte erhält jahrlich 200 Pfd. Sterling mit Ausnahme der beiden in Konstantinopel domizilirenden, welche 1200 Pfd. Sterl. er⸗ halten. Der englische Delegirte wird von dem Rathe der auswärtigen Bondholders oder im Falle der Weigerung von der englischen Bank oder einer Versammlung u ond⸗
olders gewählt. Der franzöͤsis Delegirte wird von — * Etablissements oder einer re n, fran⸗ Fiischer Besitzer iürkischer Schuldtitel gewählt; in ent⸗ prechender ise findet die Wahl des deuischen und bie des österreichisch⸗ ungarischen egirten statt. Der türtische Delegirte wird von einer Versammlung tür⸗ kischer Schuldtitelbesitzer gewahlt, der italienische von der Handelskammer. Die Frage wegen der Wahl eines Dele⸗ jrten der Bankiers von Galata ist noch nicht erledigt. Die e ce, alternirt jährlich zwischen dem englischen und dem französischen Delegirten. Die Pforte hat die von den europaischen Delegirten beanspruchte Erhebung der Abgaben
für Seide genehmigt, hinsichtlich der Fischereitaxe wurde noch Nichts beschlossen. Der ruffische Delegirte Thorner ist hier eingetroffen.
(Pest. L.)
Montenegro. Cettinje, 9. Oktober. s Die Mohamedaner von Dulcigno haben sich bereit er⸗ klärt, in den montenegrinischen Kriegsdienst zu treten. Ueber hundert derselben, welche hier weilten, leisteten bereits den Fahneneid.
Nußland und Polen. St. Petersburg. 10. Ok⸗ tober. (W. T. B.) Der neuernannte englische Botschafter Thornton ist heute Abend hier eingetroffen.
Amerika. Washington, 10. Oktober. (W. T. B.) In der heute stattgehabten Sitzung des Senats stellte Pendleton den Antrag, daß Bayard (Demokrat) zum Prä⸗ sidenten des Senats pro tempore ernannt werde, Edmunds (Republikaner) beantragte, die jüngst für die Staaten New⸗ ork und Rhode⸗sland gewählten Senatoren vorläufig zum enate zuzulassen. Der Edmundssche Antrag wurde von der Repräfentantenkammer mit 34 gegen 33 Stimmen ab⸗ gelehnt, der Pendletonsche Antrag aber mit 34 gegen 31 Stim⸗ men' angenommen. Bayard nahm in Folge dessen alsbald den Praͤsidentensitz im Senate ein, der sich hierauf vertagte.
Afrika. Eg ypten. Die Londoner „Morningyost“ vom II. d. M. erfährt, der französische Minister des Aus⸗ wärtigen, Barthélemy St. Hilaire, hätte eine Note an Lord Granvilke gerichtet und denselben darin ersucht, die
nitiative zu einem sofortigen gemeinsamen Vorgehen in
gypten a ergreifen und die Bedingungen vorzuschlagen, unter welchen dasselbe möglich sei. Lord Granville habe sich dazu bereit erklart und die Absendung einer identischen Note an die Pforte vorgeschlagen, welche unter Betonung des zwischen Frankreich und England bestehenden vollkommenen Einvernehmens erklären sollle, daß beide Mächte, während sie die Suzeränetät der Pforte über Egypten anerkennen, eine Einmischung in die Finanzverwaltung Egyptens nicht dulden würden. Die Ver⸗ freter Frankreichs und Englands in Kairo seien ersucht wor⸗ den, bei dem Khedive und bei Sherif Pascha ihren Einfluß behufs Beschleunigung der Abreise der türkischen Kommissäre geltend zu machen. Für Nothfälle seien 2 Panzerschiffe nach Alexandrien gesendet worden.
Nr. 20 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗„Gewerbe⸗ und Handels-Gesetzgebung und Verwaltung in den König⸗ sich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetz. Sammlung und im Relchsgesetzblatte erschienenen Geseße und Verordnungen. — I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände; Zahlung des vollen Satzes der Umzugskosten an Beamte mit Familie. — Ver- änderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen. — Buch⸗ und rechnungsmäßige Behandlung der Reichs stempelabgaben. — III. . Steuern: Tarifirung von Käse in Umschließungen von Stanlol. — Tarifirung von eingesalzenen Fischen in luftdicht verschlossenen Töpfen. — Ausführung des Reichsstempel⸗ gesetzes. V. Personalnachrichten.
* a,
Et atistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheit s amts find in der 39. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet; in Berlin 23,4 in Breslau 25,2, in Königsberg 335, in Cöln 21.93. in Frankfurt a. M. 194, in Hannover 20, in Cassel 23,2, in Magdeburg 23,5, in Stettin 15.4, in Altona 14,8, in Straßburg 22,7, in Metz 20,7, in Rünchen A,I, in Nürnberg 25.4, in Augsburg 17,5, in Dres— den 25,5, in Leipzig 1638, in Stuttgart 15,1, in Braunschweig 27,9 in Karlsruhe 23,5, in Hamburg 182, in Wien 24,0, in Budapest 30, in Prag 2555 in Triest M6, in Krakau 310, in Basel 15,l, in Brüssel 2,3, in Paris 207, in Amsterdam 19,9, in Kopen hagen 20,3, in Stockholm 18,5, in Christiania 1354, in St. Peters⸗ ßurg 49,5, in Warschau — in Odessa 3238, in Bukarest 17,9, in Rom 28,9, in Turin — in Madrid 35,1, in London 13,6,ü in Glas⸗ gow 18,7, in Liverpool 32,7, in Dublin 17,8, in Edinburg 17,1, in Alexandria (Egvpten) 483. — . Ferner aus früheren Wochen: in New⸗Jork 29.3, in Philadelphia 21,4 in Chicago 347, in St. Louis —, in Cincinnati 22, in San Franzisko 15,3, in Kalkutta 24,1, in Bombay 28,8, in Madras 374.
Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche waren an den deutschen Beobachtungestationen östliche und südöstliche, nur in Konitz nordöstliche bald nach Südwest umlaufende Windrichtungen vorherrschend. Am 26. September ging der Wind an den meisten Stationen nach Nord und Nordwest, in Bremen und Cöln nach vor—⸗ sbergehendem Wechsel mit Südwest, nur in Kenitz blieben östliche Luftströmungen bis zum Schluß der Woche vorwiegend, welche Wind- richtungen an den letzten Tagen der Woche auch an den anderen Stationen wieder die Oberhand erhielten. Bei meist heiterem Wetter war die Temperatur der Luft eine kühle und blieb allgemein bis ju mehreren Graden Celsius unter der normalen. Nachtfröste wurden vielfach gemeldet; Niederschlage dagegen selten und nur in München in ergiebiger Weise. Der beim Wochenbeginn bohe Druck der Luft nahm in den ersten Tagen der Woche langsam ab. Am 28 stieg das Barometer an allen Stationen und erreichte an den meisten einen 6 Standpunkt, den es aber bis zum Wochenschlusse nicht bebaur⸗ ten konnte.
Auch in dieser Berichtswoche blieben die Sterblichkeit verbältnisse in den meisten Großstädten Europas, namentlich in den deutsche. Städten günstige. Die allgemeine Sterblichkeit verhälinißzabl für die deutschen Städte sank auf 21,8 (pro Mille und Jahr) ven 22.4, der Vorwoche und zeigte eine abermalige erhebliche Abnahme der Sierblichkeit des Säuglingsalter. Von 10009 Lebenden starben aufs Jabr berechnet 74 Kinder unter 1 Jahr gegen 83 der Vorwoche (in Berlin 78 gegen 86). ⸗
Unter den Todesursachen haben im Allgemeinen Darmkatarrhe und Brechdurchfalle der Kinder eine weitere Abnahme erfahren und ubersteigt ihr Vorkommen in den meisten Städten das normale nur wenig. Auch Todesfälle an Ruhr waren seltener, nur in Posen, Granada und Alerandria ist eine Abnahme der durch sie hervor=
ebrachten Todesfälle, noch nicht ersichtlich. Scharlachsieber und
spbtberie, namentlich letztere, hat in der Berichtewoche wieder größere Verbreitung gefunden und fordern häufig mit einander auf- sretend zablreiche Srser. Besonders heftig verlauft Scharlach in Viel, ünster und Erfurt, aber auch in Cöln, Barmen Dortmund, München, Dir Berlin, Pest ist die Jai der Todesfälle eine größere. Diphtberie berrscht da e. in Könige⸗ berg, Dresden, Berlin, e , Hamburg, doch waren auch in Cöln, Hannover, Duüsseldorf. Gladbach, München, Nürnberg, Pest, Magdeburg Todesfälle an Dirbtberie nicht selten. — De eigten sich in Hamburg. Braunschweig wieder häufiger. Tyxrböse ö. haben ziemlich allgemein abgenommen, nur in Wien und Lon ⸗ don stieg die Zabl der Todesfälle ansehnlich.= — Sterbefãlle an Fleck⸗· tyrbus wurden aus London 4, aus St. Petersburg 11, aus Thorn, Krakau,. Bukarest je 1 gemeldet, auch aus den größeren spanischen Städten Valencia, Malaga, Murcia, Granada werden einzelne Todes ˖ faͤlle berichtet. Danzig zeigte sich das Rückfalls fieber wieder. —
Die Pocken verliefen meist milder, wie in Paris, London, St. Peter burg,
Saragossg. In Wien und Pest stieg die Zahl der Todesfälle ein wenig. Aus deutschen Städten wurden 3 Pockentodes fälle (aus Dresden, Aachen, Essen je I), ferner aus Granada gleichfalls ein Blatterntodesfall gemeldet. — Die Nachrichten über die Cholera aus Aden lauten günstig.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Musikdirektor und Professor Richard Wüerst (geboren am 22. Februar 1824) ist am 9. Oktober plötzlich verstorben.
— Wir machen auf folgende im Verlage der Königlichen Hof⸗ buchhandlung von EC. S. Mittler & Sohn hierselbst erschienene Bücher aufmerksam: I) Statistischer Sanitäts-⸗Bericht über die Königlich preußische Armee und das XIII. (Königlich württem⸗ bergische Armee⸗Corps für das Rapportjahr vom 1. April 1873 bis 31. März 1879. Bearbeitet von der Militär-Medizinal⸗Abtheilung des Königlich preußsschen Kriegs⸗Ministeriums. Preis 3 50 6 — Dieser Bericht zerfällt in zwei Theile: in den Haupttheil (Text), der eine wiffenschaftliche Darstellung der. Gesundheitsverhältnisse der Armee, eine Üebersicht und Charakteristik aller zu Tage getretenen Krank—⸗ heiten bietet, und in die tabellarischen Anlagen, in denen als Ma⸗ terial zu näheren Untersuchungen die Einzelbelege der vorangehenden Darftellung geliefert werden, Uebersichten, die, sowahl nach Krank⸗ heitsgruppen wie nach Garnisonen geordnet, die Gesundheitsverhält⸗ niffe der einzelnen Waffen und Truppenverbände verzeichnen. 2) Die Münzen Bernhards Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachfen von Dr. Theod. Elze. Zweites Heft: Die Bracteaten ö als , von Sachsen. 1180— 1212. Mit 5 Kupfertafeln. reis 6 66. — Schon in einem früheren Hefte (1870) hat der Verfasser begonnen, eine Ueber⸗ sicht sämmtlicher Münzen Bernhards von Sachsen zu geben. Jenes ift den aus feiner Herrschaft als „Graf von Anhalt“ stammenden, dieses denjenigen gewidmet, welche er als „Herzog von Sachsen' prägen ließ, und zwar bringt es alle Arten der vorhandenen Münzen des Herzogs zur Darstellung. Der Verfasser hat diese Publikation abge⸗ schlossen im letztvergangenen Jahre, in welchem dieses Ereigniß 180) siebenhundertjährig wurde. Ein drittes Heft wird dies für die Münz⸗ freunde und die Kenner niederdeutscher Geschichte wichtige Werk abschließen. — 53) Registrande der geographisch⸗ statistifchen Abtheilung des Großen Generalstabes. Neues aus der Geographie, Kartographie und Statistik Europas und seiner Kolonien. Elfter Jahrgang. Quellennachweise, Auszüge und Besprechungen zur laufenden Orientirung, bearbeitet vom ö Generalstabe, geographisch⸗statistische Abtheilung. 12,50 Mt — Gelegentlich der Herausgabe des vorjährigen 10. Bandes dieses vom Königl. Großen Generalstab veröffentlichten Jahrbuches hat die Kritik bereits hervorgehoben, daß dieses Unternehmen von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen habe und für viele Interessen der Wiffenschaft, der Volkswirthschaft und des Verkehrs eine reiche Quelle geworden fei. Das Werk enthält eine Uebersicht aller neuen Frgeb— nisse geographischer Forschung, aller kartographischen Veröffentlichun⸗ gen und die neuesten Zahlenangaben über den Stand und die Ent⸗ wickelung der verschiedenen Lebensgebiete europäischer Staaten,
Von dem Werke: Die Erde und ihr organisches Leben“, von Br. Klein und Dr. Thoms (Verlag von W. Spemann, Stuttgart), liegen jetzt die Lieferungen 49 — 53 vor. Dieselben behandeln die Faung und Flora der Vereinigten Staaten mit besonderer Be⸗ rückfichtigung der Bodenkultur und Ausnützung der Wälder. ö schließen fich an: die südlichen Prairien und das mexikanische Gebiet, Westindien, Südamerika diesseits des Aequators, die tropischen Anden, Brasilien und Südamerika jenseits des Wendekreises. — Wenn das Werk vollendet fein wird, dürfte dasselbe mit seinen vielen treff⸗ sichen Illustrationen nicht nur jeder naturwissenschaftlichen und geögraphischen Bibliothek zur Zierde gereichen, sondern auch für den Handelsstand wegen seiner Fülle werthvoller Mittheilungen in Bezug auf Handelsgeographie und Handelspolitik von Werth sein.
— Dr. Bernhard Christof Fausts Gesundheits-Ka⸗ techismus zum Gebrauche in den Schulen und beim häuslichen Unterrichte, herausgegeben von Dr. S. Wolffberg, Dozent der öffentlichen Gesundheitspflege an der Universität Bonn, Verlag von Emil Strauß in Bonn, 1881. Zu Ende des vorigen Jahr⸗ kunderts hatte eine deutsche Fürstin, Juliane von Schaumhurg— Lippe, von dem Grundsatz ausgehend, daß eine gesunde Seele nur in einem gesunden Leibe wohnen könne und es der landes väterlichen Fuͤrsorge obliege, für das Wohl des Leibes der Landeskinder in der Schule den Grund zu legen, ihren Leibarzt Dr. Bernhard Christof Faust veranlaßt, zum Unterricht in der Gesund⸗ heitspflege einen Leitfaden in der knappen scharf ausgeprägten Form eines Katechismus mit Frage und Antwort herzustellen. Der Versuch war von bestem Erfolge begleitet, und rasch fand das vortreffliche Büchlein seinen Weg über die Grenzen des kleinen Staates hinaus; überall nachgedruckk und übersetzt in mehrere fremde Sprachen, wurde es in hunderttausenden von Exemplaren über die ganze eivilisirte Welt ver⸗ breitet. In dem Kriegsjahre um die Wende des Jahrhunderts ge⸗ riethen ader Br. Faust und sein Katechismus so sehr in Vergessenbeit, daß heute das Büchlein zu den Seltenbeiten der Bibliotheken gehört. Der Herausgeber hat es deshalb unternommen, diesen Katechismus der Gegenwart wieder zugänglich zu machen. Veraltetes hat er weggelassen und dem Vorschritie der Wissenschast durchweg Rechnung getragen, die knappe Form aber geschont. Der Preis des Büchleins beträgt nur 50 . Die Ausstattung ist hübsch und solide.
— Von der bereits angekündigten, im Verlage von Greßner u. Schramm in Leipzig erscheinenden Zeitschrift Auf der Höhen, Internanonale Revue herausgegeben von Leopold v. Sacher ⸗Masoch, sst foeben das 1. Heft (Oktober) ausgegeben worden. Dag neue Unternehmen charafterisirt sich am Besten durch die nachstebende Inhaltsangabe des ersten Hefts. Dasselbe enthält folgende Beitrãge: Unfer Programm und unsere Mitarbeiter. — Hermann Lingg (Mün- Hen), Die Genien der Menschheit. — Sacher ⸗Masoch (Leipzig). Der Judenraphael. — Juliette Lamber (Mme. Adam, Paris) Portici. — Fin verabschiedeter Staatsmann, Oesterreich⸗ungarische Zustände und Gefabren. = Carl Vogt (Genf), Ueber den Ursprung des organis chen Lebens. = Bluntschli (Heidelbern), Prisenrecht und Prisenrechtepflege. — Johann Fastenrath. (Cöln). Die Madrider Calderonfeier. — Rickard Oberländer (Leirzig), König Kalakaua und das Königreich Dawa. — Daniel Sanders (Alt ⸗Strelitz, Spracheigenthümlichkeiten bei Lessing. — Corvin TLeipig), Auf dem Kriegspfad. — Rabbiner L. Stein (Frankfurt a. M.). Das Beste im Hause (aus dem Talmud). — Flarlotte Arand (Berlin), Der Herr Assessor. — Revue des geistigen Lebens: Belgrad (Bozsidar Body). Berlin (Baronin Har⸗ der. Cöln (A. Reiser). Teipzig (O. Roskoschny). Paris (Paul d Abrest). — Chronik der eleganten Welt: Paris (Mme, de Noche⸗ tbullons. Wien (Frau von Kapff⸗Essenther). — Die Zeitschrift er⸗ scheint am J. jeden Monats. Abonnement für 1 Quartal 6 4, für 1 Semester 12 ., für 1 Jahrgang 24
Gewerbe und Sandel.
Ueber die Geschäftgergebnisse des Bergis⸗Märkischen Bergwerksvereins wird Folgendes berichtet: Im Geschãfts jahr 188081 betrug die r. auf den Schächten Henriette und Dummelbanf 1 625 353 Scheffel gegen 144 324 im Vorjahr, bei einem durchschnittlichen Verlaufgpreis von 26,42 n 235. 06 0 Gs wurden durchschnittlich 37 Arbeiter gegen 339 beschäftigt, welche auf Förderung sz Schichten gegen S5 78 und auf. Aus richtung 19 535 Sichten gegen 17515, insgesammt 119 347 Schichten geren 105 i verfubren. Der durchschnittliche Schichtlohn betrug 233 M gegen 235 M Die Selbstkosten stellten sich bei ge · werkschaftlicher Verrechnung auf 22.3 * gegen 2 66 M, so daß sich ein Gewinn von 62 87 „ gegen 5761 M im Vorjahre ergiebt. Die Bilan uekt ab mit einem Gewinn von 2688 und nach den wr ungen in Höhe von 64 004 M mit einem Verlust von
J 66
— Der Gourg für die bier zahlbaren ö5sterreichischen
Silbers oupons ist auf 173 M für 109 Fl. herabgesetzt worden.
Nürnberg, 8. Oktober. (Hopsenmarktbericht von Leopold Held). Der biesige Hopfenma rkt hat sich heute mehr beruhigt, wenn uch die Prelse sich gut behauptet haben. Es trafen nur ca. 60M Ballen mittelfränkische und 0 Ballen auswärtige Sorten ein, wo⸗ don erstere nur theilweise und von letzteren, was nicht zu hoch gehal⸗ ren wurde, abgesetzt werden konnte. Die Preise blieben die letztnotir⸗= ten, und nur für Primawaare konnten ca. 3 46 mehr erzielt werden. Die Tendenz ist entschieden ruhiger, Preise jedoch fest.
London., 8. Oktober. (Allg. Corr.) Nach dem heute ver⸗ öffentlichten Ausweis des britischen Handelsamts pro Sep⸗ tember 3. e. beträgt der Werth der Einfuhr während des Monats 33 191 235 Pfd. Sterl. oder 1084 102 Pfd. Sterl. weniger als in demselben Monat des Vorjahres. Der Werth der Einfuhr für die abgelaufenen 9 Monate beziffert sich auf 296 843 993 Pfd. Sterl. oder 13 0963 769 Pfd. Sterl. weniger als in den ersten 9 Monaten von 1880. Der Aus fuhrwerth des Monats beläuft sich auf 260 900 563 Pfd. Sterl., d. i. eine Zunahme von 833216 Pfd. Sterl. im Vergleich mit September 1880, während der Ausfuhrwerth für die abgelaufenen 9 Monate 171 819 622 Pfd. Sterl. oder 4773 645 Vfd. Sterl. mehr als in demselben Zeitraum von 1880 beträgt.
St. Petersburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Die Reichs⸗ bank macht im „Regierungsboten“ bekannt, daß vom 28. September (10. Oktober) ab der Verkauf neuer 5prozent. Bankbillete wegen gänzlicher Deckung des Betrages sistirt worden ist.
Washington, 16. Oktober. (W. T. B.). Der Schatz⸗ sekretär Windem macht bekannt, daß er am 17. Oktober und an den folgenden Tagen 5. Millionen zur Amortisation aufge⸗ rufene Obligationen mit den Zinsen bis zum Tage der Ein— lösung amortisiren werde. Das Schatzamt verfüge über die erforder⸗ lichen Mittel und verfolge den Zweck, Zinsen zu sparen. Die An—⸗ fäufe werden demnach allwöchentlich fortgesetzt werden. Heute hat das Schatzamt für weitere 2 Millionen Dollars Obligationen auf⸗ gekauft.
Berkehrs⸗Anstalten.
Triest, 10. Oktober. (W. T. B.). . Der Lloyddampfer Ceres“ ist heute Vormittag mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Piymouth, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer -Wjeland“ ist hier angekommen.
New⸗York, 106. Oktober. (W. T. W) Der Dampfer Spain“ von der National ⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 11. Oktober 1881.
Berliner Rennbahn . 1881. Herbst⸗ „teeting. Zweiter Tag, ontag, 10. Oktober. Der Befuch am ersten Tage war zahlreicher als der des zweiten Tages, obgleich das Wetter an dem setzteren viel günstiger war; auch die Konkurrenzen, welche am zweiten Tage gelaufen wurden, boten ein mannigfaches Interesse dar. Die Rennen begannen um 1 Uhr mit:
J. Ermunterungs⸗- Rennen, Stagtepreis 1102 46 Für 2 und Zjähr. inländ. Hengste. 100 6 Eins., halb Reug. Dist. 1090 m. Dem jweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Pferde liefen. Rach Gefallen siegte mit 3 Längen: K. Hpt. Gest. Graditzs F. H. „Nebenmann“, drei Längen zwischen dem weiten Hrn. Ulrichs F. H. „Gottfried von Bouillon«, und Dritten Fürst Hohenlohe⸗Oehringens F. H. „Il Fratello“. Werth: 2300 6 dem Sieger, 600 „S dem
weiten. =. II. Stuten⸗Biennial. Staatspreis 3000 ge Für 1879 geb. inländ. Stut. 150 M Eins., 10 4 Reug. Die Reug. von Ih M fallen der Siegerin von 1882 allein zu. Dist. 10600 m. 4 Pferde liefen. Es siegte: K. rt Gest. Graditz br. St. Wetterwolke“! gegen Fürst Hohenlohe⸗Oehringens F. St. Flami⸗ nia Werth: 3725 „ der Siegerin, 725 M der Zweiten.
Iss. Stuten⸗Biennial. Staatspreis 300 60 Für 1878 geb. inländ. Stut. 159 4 Eins., 100 6 Reug. Dist. 2000 m. Pferde starteken. Es siegte mit drittehalb Längen: Hrn. O. Oehl⸗ schlägers br. St. „ Siegespalmer gegen K. Hpt.-Gest. Graditz F. St. ö Werth: 5100 S der Siegerin, 1300 „6 der
weiten.
IV. Staatspreis 1II. Kl. 3000 6. Für inländ. Hengste und Stuten. 180 „ Eins, halb Reug. Dist. 2600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. 2 Pferde liefen; Es gewann leicht Pr. Fr. Hatzfeldts 2 Flatterer' gegen Fürst Hohenlohe⸗ Dehringens dbr. H. . Blue Monkeyn. Werth: 3585 M dem Sieger, 585 6 dem Zweiten. . ;
V. Smnibus-Handieap. Klubpreis 130 46 Pferde aller Länder. 160 6 Eins., 50 6. Reug. Dist. 240) m. Das Fritte Pferd erhält den doppelten Eins; der Rest der Eins. und Reug. zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt, 9 Pferde erschienen am Pfosten. Es siegte leicht mit zwei Längen Frhrn. Ed. v. Dphen⸗ beims F. W. „Pagen, anderthalb Längen zwischen dem Zweiten Kapt. Jos s br. 5. „Cathedral“ und Dritten Bar. C. Biels F. H.
Graditzer Gestütspreis 60 M Eins. 40 .
Eine Versteigerung, die in erster Linie für die Freunde der Geschichte Berlins und der Mark Brandenhurg von höchstem Interesse ist, aber auch in weiteren Kreisen von Sammlern alter Drucke und Abbildungen sowie kulturgeschichtlicher Curiosa Be⸗ achtung verdient, findet in Lepke's Berliner Kunstauktionsbause am Montag, den 21. Oktober, und den folgenden Tagen von 10—2 Uhr statt. Das Objekt der Auktion ist eine Sammlung von Ab- bildungen, Flugschriften und Büchern zur Geschichte Berlins und der Mark Brandenburg, sowie anderer Theile des vreußischen Staates (den Provinzen Pommern, Ost⸗ und Westpreußen, Sachsen und Schle—⸗ hen die im Ganzen 1507 Nummern umfaßt und in ihrer Zzuf die Residenz bezüglichen Hauptabtheilung an Reichhaltigkeit und Vielsei⸗ tigkeit des Inhalts geradezu einzig dasteht Der sorgfältig gearbeitete, von dem Antiguar Albert Cohn verfaßte Kataleg giebt die biblio. graphische Fe sämmtlicher Stücke der Sammlung und macht zugleich auf die durch Seltenheit berrerragendsten Nummern und Gruppen besonders aufmerksam. Er zerfällt in zwei größere Abthei⸗ Iungen, von denen die der Abbildungen und Flugblätter, wie nicht anders denkbar, die kostbarsten und auch für weitere Kreise bemer fengzwerthesten Stücke, diejenige der Druckschriften aber ganze Grun pen lokalgeschihtlich wichtiger und zum Theil bisher, gänzlich unbekannter Gelegenbeitsblätter enthält, wie sie, für dag In⸗ teresse des Tages berechnet, naturgemäß schnell der Vernich. tung und Vergessenbeit anheimfallen und in einem späteren Jahrhundert nur mit bebarrlichstem Sammlerfleiß und unter beson ˖ ders glücklichen Umständen wieder zusammengebracht werden können. Wag die vorliegende Sammlung gerade nach dieser Seite hin in ciner Folge von fast 25 auf einzelne Personen und Bersiner Fa— milien., auf Hochseiten, Taufen, Jubilãen, Todesfälle 3c. bezaglicher Gelegenheitsschriften des 17. und 18. Jahr hundert sowie in einer kleineren Nollektion auf die Geschichte der französischen Kolonie be⸗ äglicher Publikationen vereinigt zeigt, läßt die wieder bererstebende
erstreuung des Ganzen besonders le haft edauern. Bemerkengwerth nd aus der Abtbeslung der Druckschriften sodann noch die Gruppe er Berliner Drucke des 16. Jabrhunderts, unter denen das überbaupt ältesse der in Berlin gedruckten Bücher, die Kirchen Ordnung der
Marcken zu Brandenburg“ rom Jahre 1540 obenan steht, ein vor⸗ züglich erhaltenes Exemplar der S hedelschen, zu Nürnberg 1493 ge⸗ druckten Holschnittchronik, des vielleicht ersten Druckwerks, in welchem der Name Berlins vorkemmt, ein Ablaßbrief des Papstes Sirtus IV. zu Gunsten der Ballei Brandenburg vom Jahre 1481, der in seiner noch unbeholfenen Typographie vielleicht das überhaupt älteste Druck⸗ werk der Mark Brandenburg darstellt, und die an Seltenheiten reiche Reihe alter Kalender, Adreßkalender, Taschenbücher u. f. w. sowie schließlich die in der Rubrik Mark Brandenburg? verzeichneten seltenen Schriften, die das Haus Hohenzollern, die Mark im Allgemeinen und eine Reihe märkischer Ortschaften im Besonderen betreffen. In der Abtheilung der Abbildungen und Flugblätter ragen als älteste, die Residenz betreffende Darstellungen das Prognostikon Thurneissers für die Jahre 1573 — 1575 mit einem großen figuren⸗ reichen Holzschnitt, der Kupferstich des „Pallast zu Collen ahn der Spree“ vom Jahre 1592 mit der Abbildung der Front des alten von Kaspar Theiß erbauten Schlosses und zwei auf die Anwesenheit des Königs Christian IV. von Dänemark im Jahre 1595 bezügliche Radirungen als höchst seltene Arheiten des Jö. Jahrhunderts hervor. An sien schließt sich das prachtvolle Krönungswerk von 1701, „Der Königlich Preußischen Crönung Hoch— feyerliche Solemnitäten“, die von Leygebe ausgeführte Tuschzeichnung des Sarkophags König Friedrichs J. von Andreas Schlüter, das „Christ-Königliche Trauer- und Ehren⸗Gedächtnüs der Frauen Sophien Charlotten, Königin in Preußen 2c.“ von 1705, der Prospekt der Palläste und Lustschlösier S. K. M. in Preußen: von J. B. Broebes von 1733, der älteste Plan Berlins in einer Kupferradirung von etwa 1640 und eine stattliche Folge von Ansichten hervorragender Bau— werke und öffentlicher Denkmäler sowie von bildlichen Darstellungen der verschiedensten Ceremonien, Feste und sonstigen interessanten Er— eignisse des öffentlichen Lebens, von denen manche zugleich für die . Kunstgeschichte von mehr oder minder erheblichem Inter— esse sind.
Im Verein für die Geschichte Berlins hielt am Sonn— abend der Geometer Vogt einen Vortrag Zur Geschichte des Feuerlöschwesens“, worin er nach archivalischen und anderen Quellen ein anziehendes Bild gab von den primitiven Veranstaltungen, die man früher zur Bewältigung des Feuers traf. Nach im 14. Jahr⸗ hundert, wo in Berlin dreimal, 1367, 1377 und 1386 große Brände wütheten, hatte man hier äußerst mangelhafte Einrichtungen. Erst seit 1438 ward auf bessere Bebauung gedrungen, Stroh- und Rohrdächer verboten und für Brunnen und Wasser geforgt; in besonderen Schuppen sollten sogar Haken und Eimer bereit gehalten werden. Auch legte man bequeme Zugänge zur Spree (Krögel c. an, um bei Feuersgefahr nicht Mangel an Wasser zu haben. Allein die Ausführung aller guten Vorsätze blieb mangelhaft, und 1580, 1616 und 1618 folgen neue Anordnungen. Nach dem 30 jährigen Kriege erschien am 15. Juni 1672 eine neue konfirmirte Feuerordnung, die schon ziemlich umfangreich war, auch Rathschläge zur Verhütung von Bränden enthält. Bis jetzt hatte man nur Hand— spritzen; die erste fahrbare Spritze wird zwar schon 1612 er⸗ wähnt, jedoch kommen erst 1672 die Schläuche in Amsterdam auf und 1674 schaffte der Rath von Berlin eine solche Spritze an. Am 31. März 1727 erschien die Königlich Preußische Feuerordnung, die über 100 Jahre in Gültigkeit blieb.
München, im Oktober 1381. In den Tagen vom 29. Sep— tember bis 1. Oktober fand die diesjährige Plenarversammlung der historischen Kommission statt. Gegenwärtig waren von den auswärtigen Mitgliedern der Präsident der K. K Akademie zu Wien und Direktor des geheimen Haus-, Hof⸗ und Staatsarchivs, Geheime Rath Ritter von Arneth, der Geheime Regierungs ⸗Rath Waitz aus Berlin, der Klosterprobst Freiherr von Lilieneron aus Schleswig, der Hofrath Professor Stel aus Wien, die Professoren Baumgarten aus Straßburg, Dümmler aus Halle, Hegel aus Erlan⸗ gen, Wattenbach aus Berlin, von Wegele, aus Würjburg und von Wyß aus Zürich; von den einheimischen Mitgliedern nahmen an den Sitzungen Antheil der Vorstand des K. allgemeinen Reichsarchivs Geheime Rath Professor von Löher, Professor von Kluckhohn, der Geheime 3. und Staatsarchivar Professor Rockinger und der Geheime Rath Professor von Giesebrecht, der in Abwesenheit des Vorstandes Geheimen Regierungs-Rathes von Ranke den Vorsitz übernahm.
Aus den Verhandlungen ergab sich, daß alle Arbeiten der Kom— mission in regelmäßigem Fortgang sind und es nur zufälligen Um⸗ ständen zuzuschreiben ist, wenn mehrere Werke, deren Publikation im Laufe des Jahres zu erwarten stand, im Drucke nicht ganz vollendet wurden. Veröffentlicht sind: 35
1 Jahrbücher der deutschen Geschichte. . Jahrbücher des Deut⸗ schen Reichs unter Heinrich III. von Ernst Steindorff, Bd. II.
2) Allgemeine deutsche Biographie, Lieferung LVII-— LXVI.
3) Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. XXI.
4 Sachregister zu Bd. J1— XX. der Forschungen zur deutschen Geschichte.
Außerdem wurde mit Unterstützung, der Kommission publizirt das Werk von Richard Braungart: „Die Ackerbaugeräthe in ihren praktischen Beziehungen, wie nach ihrer urgeschichtlichen und ethno— graphischen Bedeutung.“ (Mit einem Atlas.)
Die außerordentliche Liberalität und Gefälligkeit, mit welcher die Arbeiten der Kommission von den Vorständen der Archive und Bibliotheken fortwährend unterstützt werden, verpflichtet immer aufs Neue zum lebhaftesten Danke.
Von der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland ist im Laufe des letzten Jahres kein Band erschienen, doch stebt jetzt nach den Erklärungen des Professors von Wegele dem Beginn des Druckes feiner Geschichte der Historiographie kein Hinderniß mehr im Wege, und werden dann bald auch die anderen noch feblenden Abtheilungen dieses großen Unternehmens folgen.
Die von Professor Hegel herausgegebene Sammlung der Deutschen Städtechroniken ist bis zum 17. Bande vorgeschritten, der bis auf die Vorrede im Druck vollendet vorlag. Er bildet den ersten Band der Mainzer Chroniken und enthält eine bisher ungedruckte deutsche Chronik aus der Mitte des 15. Jabrhunderts, bearbeitet vom Herausgeber selbst unter Mitbülfe von Pr. Rob. Pöhlmann und Dr. Albr. Wagner. Diese (Ebronif bandelt von den inneren Parteiungen zwischen den Geschlechtern und Zünften in dem Zeitraume von 1332 — 1452 und erzählt am Schluß auch de Streit zwispchen dem Rath der Stadt und der Pfaffheit; in den
Vejslagen sind gleichzeitige Urkunden und Berichte zur Ergänzung und Er⸗
läuterung der Chronik abgedruckt. Der zweite Band der Mainzer Chroniken, welcher im nächsten Jahre erscheinen soll, wird die Ver⸗ fassungegeschichte der Stadt Mainz vom Herausgeber enthalten, über. dies eine von demselben olücklich wiedergefundene lateinische Chronik von der Mitte des 14. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, von welcher bieber nur Fragmente bekannt waren. Die Bearbeitung der Lübecker Chroniken durch Dr. Kerpmann ist so weit vorgeschritten, daß der Druck des ersten Bandes, welcher die Detmar Chronik in jbren verschiedenen Recensionen bringen soll, voraussichtlich im näch⸗ sten Jahre beginnen wird ;
Auch die Arbeiten für die deutschen Reichstagzakten sind erbeb⸗ lich gefordert worden. Der vierte Band, der erste us der Regie⸗ runge periode König Ruprechts, von Prefesser J. Weissacker, dem Leiter des Unternehmens, bearbeitet, ist im Druck bereits weit vor—= , Im Sommer deg laufenden Jahres ist es Professor Kerler in Würjbur gelungen, auch den achten Band, den zweiten aug der Jeit König Sijymunds (i42I— 1426), fertig zu stellen, so daß der Bruck demnächst anfangen kann. Jugleich sind die Arbeiten auch für mehrere andere Bände fortgesetzt und eine größere Anzahl von Archiven benutzt worden. In Herůngen unterstützte Pr. G. Bern⸗ beim als Mitarbeiter das Unternehmen. In Wien gewährte demsel⸗ ben Br. JZimerman durch Abschritten aus den Reichsregistratur, büchern Veibülfe. In Basel hat Staatgarchivar Dr. Wackernagel wertvolle Mitteilungen aus seinem Institute gemacht. Zur weite—
ren Förderung des Unternehmens wird Dr. Quidde aus Bremen als Mitarbeiter eintreten.
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Für die Sammlung der Hanserezesse hat der Herausgeber Dr. Koppmann auf Reisen nach Lüneburg, Elbing und Thorn eine An⸗ zahl werthvoller Stücke gewonnen. Der Druck des sechsten Bandes, der bis 1420 voraussichtlich reichen wird, soll in wenigen Monaten begonnen werden. Dieses Unternehmen geht seinem baldigen Abschluß entgegen.
Von den Jahrbüchern der Deutschen Geschichte lag die erste Hälfte
des die Regierung Konrads III. betreffenden Bandes in der Bear⸗ beitung des Professors W. Bernhardi druckfertig vor und wird dieser Band im Laufe des nächsten Jahres veröffentlicht werden können; auch andere Abtheilungen der Jahrbücher nähern sich der Vollendung. Die Zeitschrift: Forschungen zur Deutschen Geschichte“, die sich in verschiedenen Beziehungen als ein Bedürfniß erweist, wird in der bisherigen Weise auch ferner unter Redaktion des Geheimen Regie⸗ rungs⸗Raths Waitz und der Professoren von Wegele und Dümmler fortgeführt werden; mit dem Drucke des zweiundzwanzigsten Bandes ist bereits der Anfang gemacht. . Die Allgemeine Deutsche Biographie, redigirt von Klosterpropst Freiherrn von Liliencron und Prbfessor von Wegele, ist in regel⸗ mäßigem, raschem Fortgang begriffen. Der zwölfte und dreizehnte . ist vollendet und der vierzehnte schon zum größeren Theile ge— ruckt.
nommen werden können.
Wie die schon eine Reihe von Bänden ausfüllenden Wittels— bachschen Correfpondenzen zeigen, hat die Kommission seit ihrer Be⸗ ,, es als eine Hauptaufgabe angesehen, das Material für die Geschichke des Hauses Wittelsbach allgemein zugänglich zu machen. In diefer Abfichk hat sie sich auch auf Antrag des Geheimen Haus— und Staatsarchivars Rockinger schon seit längerer Zeit mit dem Plane einer vollständigen Neubearbeitung der Wittelsbachschen Regesten von Fr. Böhmer beschäftigt. In der diesjährigen Plenar— versammlung gab Geheime Rath von Löher die Anregung zur Heraus⸗ gabe eines Wittelsbachschen Urkundenbuchs für die Zeit von 1180 bis 1347. Obwohl ein solches Werk, wenn es würdig ausgeführt werden soll, einer langen Vorbereitung und viel größerer Mittel be⸗ darf, als für die nächste Zeit der Kommission zu Gebote stehen, glaubte sie doch nicht zögern zu dürfen, mit der Sammlung der Wittelsbachschen Urkunden, namentlich aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern, den Anfang zu machen; sie beschloß deshalb, zu diesem Zwecke im Laufe des nächsten Geschaftsjahres eine archivalische Reise unternehmen zu lassen.
Leipzig, 10. Oktober. (W. T. B.) Vor dem Reisgerichte begann heute der Hochverrgthsprozeß gegen den Schuhmacher Bruder, den Schneider Kristupeit;, den Schuhmacher Baum, den Schneider Christ, den Schneider Peschmann, sämmtlich aus Frank⸗ furt a. M., den Schlosser Jacobi aus Bessungen, den Gärtner Mahr, den Schuhmacher Boll, den Bäcker Braun, sämmtlich aus Darmstadt, den Metallschläger Lichtensteiger aus Lechhausen, den Arbeiter Dillich aus Bessungen, den Literaten Dave aus Alost, den Stenographen Waterstraat aus Luckenwalde, den Kommis Metzkow und die Schneiderin unverehel. Legel, beide aus Berlin, welche sämmtlich aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurden. Der Gerichtshof besteht aus den 14 Mitgliedern des 2. und 3. Strafsenats des Reichsgerichts, unter dem Vorsitz des Senats⸗ Präfidenten Drenkmann; die Staatsanwaltschaft vertritt der Ober⸗ Reichsanwalt v. Seckendorff. Als Vertheidiger fungiren die Rechts—⸗ anwälte am Reichsgericht Patzki, Erythropel, Lewald und Dr. Fels. Vorgeladen sind im Ganzen 12 Zeugen. Die Anklage geht dahin, daß die Angeklagten in der zweiten Hälfte des Jahres 1880 in Frank furt a. M., Darmstadt und Umgegend sowie in Ber⸗ lin vorbereitende Handlungen u einem auf gewaltsame Aenderung der Verfassung des Deutschen Reiches und der deutschen Bunder staaten gerichteten hochverrätherischen Unter⸗ nehmen vorgenommen und an Verbindungen, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Staatsregierung geheim gehalten werden sollte und zu deren Zwecken oder Beschäftigungen gebörte, die Ausführung des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Be⸗ strebungen der Sozialdemokratie durch ungesetzliche Mittel zu ver⸗ hindern oder zu entkräften, Theil genommen haben. Im Besonderen werden die Angeklagten beschuldigt, revolutionäre Schriften, nament⸗ lich die von Most in London herausgegebene Freiheit‘, in Masse verbreitet und derartige Schriften u. A. auch in die Kasernen, vornehmlich in solche in Darmstadt, Mannheim und in die Kaserne des Kaiser Alerander⸗Grenadier ⸗Regiments in Berlin hineingeschmungelt zu haben. — Die Verhandlungen gelangten heute bis zu der Vernehmung der Angeklagten Breuder, Peschmann, Kristupeit, Baum, Christ und Jacobi. Die ersteren Drei räumten ein, an der Herstellung und Ver⸗ breitung revolutionärer Schriften, insbesondere der Freiheit und der Schrift „Die revolutionäre Sozialdemokratie! Theil genommen zu haben, sie leugneten aber, daß geheime Grupxenverbindungen zum Zwecke gewaltsamen Umsturzes begründet worden seien. Es seien die gebildeten Vereinigungen lediglich gebildet worden behufs Geld⸗ fammlungen für ausgewiesene Sozialisten. Baum und Christ lehnten jede Schuld ab, Jacobi machte weitgehende Zugestãndnisse.
Stockbolm, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Brand des Thegters ist gelöscht; der Salon und die Bühne sind gerettet, doch sind große Verluste an Requisiten und Garderobe zu beklagen. Die Vorstellungen sind voraussichtlich für mehrere Monate unterbrochen. Im Victoria⸗-Theater hat Hr. Ernst Possart gestern sein Gastsriel als ‚Adrokat Berent“ in Björnsons Fallissemente erfolg- reichst fortgeseßt. Die Rolle gebört zu seinen glänzendsten und ist von dem Künstler bis in die kleinsten genrebaften Züge mit liebevollster Sorgfalt zu einem vollendeten fast idealen Charakterbilde ausge. arbeltet, denn in Wirklichkeit dürfte die hier vorgeführte Spezies cbenso felten sein wie der idealisirte Sbylock, den wir vorher ge—⸗ seben baben. Das Ensemble der anderen Mitwirkenden verdient alle Anerkennung, besonders Hr. Door, der den Großhändler Tjälde in den ernsten Momenten mit erschütternder Wahrheit charakterisirte, aber auch Hr. G. Müller als biederer braver Braumeister Jacobson,
die r — Keßler und Witt (Töchter und Frau Tjäldes) und Sr. Bergmann (Sanna), denen auch der Weisall des zabl. reich erschienenen Publikums nicht feblte. Das Stüg ist elegant