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treffenden Disziplinarstrafe wegen Körperverletzung im Amte aus 5. 340 Str. G. B. zu bestrafen, auch wenn die dem Schüler zugefügte Mißhandlung keine gesundheitsgesährdenden Folgen gehabt hat.
— Der General⸗Lieutenant des Baxres, Präses der Ober⸗Militär⸗Examinationskommission, hat sich mit kurzem Urlaub nach Eisenach begeben und wird demnächst von dort e eine Dienstreise nach Cassel, Hannover und Potsdam an⸗ reten.
— Der General⸗Lieutenant von Hartmann, In⸗ specteur der Kriegsschulen, ist zum Direktor des Depar⸗ tements für das Invalidenwesen im Kriegs⸗-⸗Ministerium er⸗ nannt worden.
— Der General-Lieutenant Freiherr von Schleinitz, Commandeur der 12. Division, ist nach Abstattung persönlicher Meldungen heute früh nach Neisse abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. November. Der Kaiser ist gestern Abend nach Gödölls abgereist.
— (W. T. B.). Im Abgeordnetenhause legte der Handels⸗-Minister einen Gesetzentwurf, betreffend die Errich⸗ tung von Post-Sparkassen vor. Ferner wurde der Minister⸗ Praͤsident im Wege der Interpellation um die Gründe ge— fragt, weshalb der Länderbank die Sonderbegünstigung ge— währt worden sei, junge Aktien vor der vollen Einbezahlung der alten Aktien ausgeben zu dürfen.
Prag, 22. November. Der Kronprinz Rudolf und die Kronprinzessin Stephanie sind heute im besten Wohlsein hier eingetroffen.
Großbritannien und Irland. London, 22. Novem⸗ ber. (Allg. Corr) Der Geburtstag der deutschen Kronprinzessin ward gestern in Windsor mit den üblichen Ehrenbezeigungen gefeiert. Die Glocken der St. Georgskapelle und der Pfarrkirche läuteten abwechselnd, und am Long Walk sowie in Virginia Water wurden Salutschüsse abgefeuert. Am Königlichen Hoflager in Balmoral wurde der Geburtstag ebenfalls in festlicher Weise begangen.
— 23. November. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ dementirt formell das von einem französischen Journal gemeldete Gerücht, daß Graf Herbert Bismarck dem Lord Granville von Seiten des Fürsten Bismarck das formelle Versprechen überbracht habe, England über Egypten srei verfügen lassen zu wollen. Graf Herbert Bismarck habe den Lord Granville noch nicht gesprochen und halte sich noch immer in Brighton auf, wo er etwa 14 Tage zu ver— bleiben gedenke, ehe er seine Funktion als zweiter Sekretär der deutschen Votschaft in London antrete.
Frankreich. Paris, 21. November. (Fr. Corr) Der General Delebecque meldet dem Kriegs-Minister aus Oglat⸗Feidja vom 14. November:
Unsere Truppen, von denen der größere Theil von dem Gebirge berabgestiegen ist, baben den Insurgenten während der Gefechte vom 13. und 14. beträchtlichen Schaden zugefügt. Man hat ihnen viele Schafe, 180 beladene Kameele u. A. abgenommen. Der Feind hat diemlich ernstliche Verluste erlitten. Ich werde meinen Truppen Rast geben und dann das Gebirge weiter durchstreifen lassen. Die Brigade Louis lasse ich in Funassa zurück, die Brigade Colonien und die ganze Karallerie in Oglat-⸗Feidja, wo ich mich selbst noch befinde.
U. d. vom 19. telegraphirt dann der General Delebecque aus Moghar⸗Tukani:
Ich komme soeben mit der Brigade Louis in Moghar ⸗Tukani an, nachdem ich die Brigade Colonien in der Ebene von Feidia zurückgelassen habe. Der Ksar ist, wie man mir schon längst berich⸗ ct hat, im Stiche gelassen worden und wird morgen zerftört werden. Die Brigade Negrier wird am 22. November in Ain⸗Sefra neu for mirt sein.
Der General Saussier meldet über Tebessa:
Lager von Ued el-Tekka, 16. November. Wir steben beute am Uedel⸗Tekka. Die Insurgenten, die wir am 15. geschlagen, ba⸗ ben sich mit Hinterlassung vieler Viehbeerden in Verwirrung auf die Straße von Gabes jurückgejogen, welche die Rolonne Logerot schon eingeschlagen hat. — Lager von Cerminia, 18. November. Wir steben mei Tagemärsche von Gafsag. Die Notablen der Stadt sind erschie⸗ nen, um mich ihrer guten Gesinnungen zu versichern. Tie Hammama baben erst vorgestern ibr Lager verlassen und sick nach Südosten , Der Gesundheitszustand der Kolonne Forgemol ist ein Guter.
— 23. November. (W. T. B.) Der Botschaster Graf St. Vallier ist nach Berlin abgereist, um dort sein Ab— berusungsschreiben zu überreichen.
Aus Algier wird gemeldet: General Delebecque ist am 21. c. in Moghartatani angekommen, hat das Haus Bon Amema's zerstört und die demselben gehörigen Palmbãume vernichtet. Die Truppen, welche an den vor ergehenden Tagen die Verge durchstreiften, erbeuteten zahlreiche Heerden, stießen wiederholt mit dem Feinde zusammen und halten da⸗ bei 2 Todte und 5 Verwundete, wahrend der Feind 16 Todte auf dem Platze ließ und eine Anzahl weiterer Gefallenen mit sich davon führte. — Die im Süden von Tunis operi⸗ renden Truppen treiben die Aufständischen immer weiter zurück und nehmen die Heerden derselben weg. Fast alle dortigen Stämme bieten ihre Unterwerfung an.
23. November, Abend. W. T. B.) Der Marine⸗ Minister Gougeard bat dem Marine⸗-oryps angezeigt, daß er zwei Bootgmeister (maitres) und zwei Contre⸗Booig⸗ meister (xontre- maitres), welche, weil sie vor einiger Zeit einer Civilbeerdigung beigewohnt, die Ersteren pensionirt, die Letz⸗ teren verabschiedet worden waren, wieder in ihre Funktionen eingeseßt habe. Der Minister bezeichnete die über die Be⸗ treffenden verhängte Strafe als eine starke Verletzung der Ge⸗ wissen freiheit.
General Saussier ist in Gafsa eingerückt. Die Auf⸗ stãndischen unterwerfen sich zahlreich.
Rumänien. Su karest, 23. November. (B. T B.) Tie Donaukommission wird ihre Sitzungen morgen oder übermorgen beginnen, jedoch glaubt man, baß die Donau— Fage erst im Januar jur Berathung kommen wird. — Der kisherige Justi⸗Minister Fereridi ist zum Gefandten in PVaris ernannt worden.
— 24. November. Das amtliche Blatt veröffentlicht das Dekret, durch welches der bigherige Votschafter in Paris, Callimaki⸗-Catargi, von seinem Posten abberufen wird.
Außland nud Polen. St. Peters burg, 23. Novem⸗ ber. (. T. S.) Heute früh s Uhr ist der Generaladfjutant — 9 General der Infanterle Nepokoitschitzki ge⸗
ben.
nung vom 17. November v. J.
Amerika. Washington, 23. November. (W. T. B) Prozeß Guiteau. Nach zahireichen Unterbrechungen Sei⸗ tens Guiteau's beendete der Advokat Scoville heute seine Vertheidigungsrede. Der Gerichtshof begann darauf mit der Vernehmung der Entlastungszeugen. Der Arzt Guiteau's sagte aus, daß er im Jahre 1876 den Geisteszustand Huiteau's geprüft und gefunden habe, daß Guitegu nament⸗ lich in religiösen Fragen unzurechnungsfähig sei. Er habe der Familie empfohlen, ihn unter Aufsicht zu halten. Die Verhandlungen wurden schließlich bis zum Freitag vertagt.
— 23. November. (W. T. B.) Der hiesige Gesandte von Peru machte in Erwiderung auf eine Anfrage die Mit⸗ theilung, daß der Präsident von Peru, Calderon und der Minister des Auswärtigen, Galvez, nach einer ihm zu⸗ gegangenen Pariser Depesche am 9. d. von den Chilenen verhaftet und nach Santiago transportirt worden seien. Der chilenische Gesandte in Washington habe hiervon amtlich noch keine Kenntniß, indeß habe derselbe privatim erfahren, daß die Verhaftung Calderons durch den General Lynch erfolgte, weil er trotz des Absetzungsbefehls des Letzteren fortgefahren, seine Funktionen auszuüben. Ueber die Authenticität des Vorfalls sowie über die Haltung der Unionsregiernng hinsichtlich 9 müsse das Staatsamt zunächst jede Auskunft ab⸗ ehnen. .
Neichstaas⸗ Angelegenheiten.
Dem Etat liegt eine Denkschrift bei, betreffend die Errichtung eines deutschen Volkswirthschaftsrathes. Dieselbe lautet; ;
Mittelst Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Ctat für das Etatsjahr 1881582 ist, bei dem Reichstag die Bewilligung einer Summe von 84 000. für Diäten und Reisekosten der Mitglieder eines vermittelst Kaiserlicher Verordnung zu errichtenden deutschen Volkswirthschaftsraths in Antrag gebracht, dieser Antrag vom Reichstag jedoch in der Sitzung vom 10. Juni d. J. abgelehnt, worden. Dieses Beschlusses ungeachtet haben die verbündeten Regierungen sich für verpflichtet gehalten, den Antrag zu erneuern. In Folge dessen ist in den Voranschlag des Reichshaushats ⸗ Etats für das Etatsjahr 1882/83 und zwar beim Etat des Reichsamts des Innern Kapitel 7a. Titel 11 ein nunmehr auf 85 900 16 bemessenes Pauschquantum zu dem gedachten Zweck eingestellt worden.
Um den Bedenken zu begegnen, welche bei der Berathung der be⸗ treffenden Etatsposition in der letzten Sitzungsperiode des Reichstags hervorgehoben und anscheinend fuͤr den ablehnenden Beschluß aus— schlaggebend gewesen sind, insbesondere auch um die Stellung der Bundesregierungen in der fraglichen Angelegenheit völlig klar zu stellen, so daß Zweifel über die Motive, von welchen sie bei der Ab sicht, einen deutschen Volkswirthschaftsrath ins Leben zu rufen, ge—= leitet worden sind, nicht weiter bestehen können, wird unter Bei— . des Entwurfs der wegen Errichtung des deutschen Volkswirth⸗ , . zu erlassenden Kaiserlichen Verordnung das Nachstehende emerkt:
Für das Königreich Preußen ist durch die Königliche Verord— reußische Gesetz⸗Samml. S. 367), welche in der Anlage abgedruckt ist, ein Volkswirthschaftsrath bereits ins Leben gerufen.
Die Aufgabe desselben ist in dem S. J dieser Verordnung dahin angegeben. daß er einen technischen Beirath Sr. Majestät des Königs in denjenigen, die wirthschaftlichen Interessen von Handel, Gewerbe und Landwirthschaft betreffenden Fragen bilden soll, welche der Rege= lung im Wege der Gesetzgebung oder der Königlichen Verordnung unterliegen und daß derselbe insbesondere auch vor Stellung von
preußischen Anträgen auf Erlaß von Gesetzen und Verordnungen für
das Reich und vor der Abgabe der von Preußen im Bundesrath ge—⸗ führten Stimme über Anträge, welche das wirthschaftliche Gebiet berühren, gehört werden soll. In gleicher Weise soll der deutsche Volkswirtbschaftsrath lediglich informatorischen Zwecken für den Kaiser und die verfassungsmäßigen Organe des Reichs dienen.
Bei der Vorbereitung der Gesetzesvorlagen, welche das wirth— schaftliche Leben der Nation berühren, hat es bisher an einer Stelle gefeblt, an welcher dieselben einer geregelten Kritik durch Sachver- ständige aus den zunächst betheiligten Kreisen unterzogen werden konnten. Die mit der Vorbereitung der Gesetzgebung betrauten Reichsbehörden selbst haben diesen Mangel seit geraumer Zeit empfun⸗ den und zur Sprache gebracht. In der That leuchtet es ohne weiteres ein, welchen hohen Werth für die . . des Reichs die Kenntniß des Eindrucks haben muß, den eine beabsichtigte Gefetzes— vorlage oder allgemeine Anordnung auf diejenigen Kreise macht, deren besondere Verhältnisse dadurch berührt werden. Diese Verhãltnisse werden der Natur der Sache nach in der Regel nur von Solchen zu. trefend gewürdigt werden können, welche mit ihnen unmittelbar praktische Füblung baben. r n, mit der Praxis des wirth= schaftlichen Lebens in ausreichendem Maße zu gewinnen und zu ke= balten, ist für die betbeiligten Behörden nur in den seltensten Fällen möglich, Sie bedürfen des sachversländigen Beiraths aus den Kreifen der betheiligten Interessenten. Mangels eines solchen Beiraths ist es bisher nicht immer gelungen, Sr. Majestät dem Kaiser und den verbündeten Regierungen bei der Vorlage von Gesetz Entwürfen für 2 Zweckmäßigkeit das erforderliche Maß von Sicherheit zu gewãhren.
Wie sebr die Wirthschaftsgruppen der Industrie. des Handels und der Gewerbe sowie der Landwirthschaft das Bedürfniß einer größeren Berücsichtigung ibrer Interessen gefühlt haben, geht aus der Thatsache hervor, daß im Laufe der beiden letzten Jabrzeknte aus der freien Initiative der Betheiligten in dem Deusschen Handels tag é, in dem Centralverhande deutscher Industrieller und in dem Deutichen Landwirthschaftsrath! drei Körperschaften entstanden sind, deren Aufgabe im Wesentlichen darin bestekt, in der Gefen gebung wie in der Handels und Zollpelitie den Wuünschen der produktiven Volkeklassen Geltung zu verschaffen.
Im Hinblick auf die Gemeinsamkeit vieler und jwar der wich= tigsten Interessen ist sowebl im Deutschen Handelstag wie in dem Gentralverbande deutscher Industrieller wiederbolt der Wunsch laut geworden. aus oder neben * drei Körverschaften ein einheitliches Fentralorgan errichtet zu sehen. Nach vielfachen Vorverbandlungen kat der Centralverband deutscher Industrieller auf feinem welten 2 Berlin berufenen Kongresse am 22. Februar 1875 folgende Be⸗ schlusse gefaßt:
„) Die Scelidarität der Interessen des Handels, der Industrie und der Landwirtbschaft erheischt eine Verbindung der drel big jetzt getrennt stebenden Gruppen. s dein sackliche, auf das Gedeihen der gesammten wirtkschaftlichen Tkätigkeit der Nation gerichtete Prüfung der einschlagenden Verkaäͤlt⸗ nisse gewabrleistet.
2 Der Centralverband erachtet die Einsetzung eines Kollegiums für er erderlich, welches, aug Höheren Beamten und Vertretern des
andelt. der Industrie (ber r der Landwirthschaft und des Verkekrewesen? bestebend, als von der Reichsregierung anerkannter Beirath derselben in nn Fragen fungirt. Der Tentral⸗ verband beauftragt das dium und den Ausschuß mit der Fort . serung der Verbandlungen bebufg schleuniger Erreichung des Zieles.
In der Plerarzersamml des achten Deutschen Handelstag vem 30 Dkte ker 158785 sind f de Resolutionen angencmmen:
7 Die Bildung eines volfewirthschaftlichen Senat als begut⸗ achten der, staatlich anerkannter Beirath der Reichsregierung in wirkk— schaftlichen Fragen ist notbwen
2) Dieser Beirath wird ehen baben aus Vertretern des Handelt, der Industrie * de,. der Landwirthschaft, des Ver err teen, am aut höheren Beamten der betheiligten Resserte.
ur durch diese Vereinigung wird eine
Seine definitive Organisation ist durch Gesetz festzustellen, und seine Zusammensetzung hat theilweise aus Kaiserlicher Ernennung, tbeil-⸗ 2 aus den Wahlen obiger wirthschaftlicher Gruppen hervor⸗ zugehen.“ . . dritte in Vorschlag gebrachte Resolution, folgendermaßen autend:
3) Big zur definitiven gesetzlichen Regelung wird mit Rücksicht auf die HSringlichkeit der demnächst zu entscheidenden wirthschaftlichen Fragen die provisorische Bildung und Berufung durch Kaiserliche Er⸗ nennung befürwortet,“
wurde mit 56 gegen 40 Stimmen abgelehnt.
Die für das Königreich Preußen erlassene Verordnung kann nur als ein erster Schritt zur Befriedigung der hierdurch kundgegebenen be⸗ rechtigten Wünsche angesehen werden, auf die Dauer aber nicht ge⸗ nügen. Die wirthschaftliche Gesetzgebung steht der Hauptsache nach dem Reich zu, und die Interessen der übrigen Bundesstaaten können nicht unvertreten bleiben. Es ist daher auch von vornherein die In⸗
stitution des Volkswirthschaftsraths als Reichseinrichtung ins Auge.
gefaßt worden, und es war für das zunächst auf Preußen beschränkte Vorgehen mit der Einrichtung eines solchen nur der Umstand maß⸗ gebend, daß sich auf diese Weise die vermißte Einrichtung auf kür⸗ zerem Wege, mithin schneller ins Leben rufen ließ und fo noch für eine Reihe wirthschaftlicher, in Vorberathung für den nächsten Reichs- tag befindlicher Vorlagen eine Begutachtung durch die betheiligten
Kreise, wenn auch zunächst nur eines Bundesstaates, herbeigeführt
werden konnte.
Die Mitglieder des für das Königreich Preußen errichteten Volks⸗ wirthschaftsraths gehen nach 88. 3, 4 der Verordnung vom 17. No⸗ vember 1880 theils aus Präsentationswahlen, theils aus direkter Be—⸗ rufung hervor, und zwar ist das Präsentationsrecht den auf gesetz⸗ licher Bestimmung oder freier Vereinbarung beruhenden Vertretungen kaufmännischer, gewerblicher und landwirthschaftlicher Interessen zu⸗ gestanden worden. Von den 90 auf diese Weise Gewählten werden dem König durch die betreffenden Ressort⸗Minister 15 Vertreter des Gewerbes, 15 des Handels und 15 der Land- und Forstwirthfchaft, außerdem aber nach freier Wahl dieser Minister noch dreißig Mit⸗ fire, unter denen mindestens 15 dem Handwerker⸗ und dem Ar⸗
eiterstande angehören, zur Berufung vorgeschlagen.
In ähnlicher Weise soll auch die Zusammensetzung des Volks wirthschaftsraths für das Reich erfolgen. Da es indessen als un durchführbar anzusehen ist, die Wahlkörper für alle deutsche Staaten in der Verordnung selbst zu bestimmen, indem — abgesehen von der Organisation des deutschen Landwirthschaftsraths, weiche sich gleich= mäßig über das ganze Reich erstreckt, — die Vertretungen der in Betracht kommenden wirthschaftlichen Interessen ganz verschiedenartig gestaltet sind, so soll den einzelnen Regierungen die Bestimmung darüber uͤberlassen werden, in welcher Weise die Auswahl der dem Bundesrath zur Berufung in Vorschlag zu bringenden Vertreter der fraglichen Berufszweige (Landwirthschaft, Gewerbe, Handel, Handwerk und Handarbeit) zu bewirken ist.
m großen Durchschnitt entfallen nach dem , n, Ent⸗ wurf einer Kaiserlichen Verordnung auf je eine Million der Ein⸗ wohnerzahl drel Vertreter. Da, wo die Bevölkerung einzelner Staaten Million nicht erreicht, sind mehrere Staaten von möglichst gleich- artigen wirthschaftlichen Zuständen zur Berufung von einem, zweien oder drei Delegirten vereinigt.
Nach dem Verhältnisse der Mitgliederzahl des preußischen Volks⸗ wirthschaftsraths zur Ziffer der preußischen Bevölkerung im Jahre 1875 stellt sich die Mitgliederzahl des deutschen Verb nn d ts ., etwa auf 125. Eine Tabelle über die Vertheilung derselben auf die k nebst kalkulatorischer Erläuterung dazu, ist
eigefůg
Die Mitglieder des Volkswirtbschaftsraths sind zur Abgabe von Gutachten berufene Sachverständige, welche von der Zeit ihrer Ein⸗ berufung ab nach Maßgabe der Srganisation dieser Institution dem Reich ihre Dienste leisten bezw. zur Verfügung len Daß den⸗ selben in dieser Eigenschaft eine Entschädigung für ihre Thätigkeit nicht wohl versagt werden kann, bedarf einer Begründung nicht.
Bei der Errichtung des deutschen Volkswirthschaftsraths handelt es sich nicht um die Begründung einer neuen Institution politischen Charakters. Es handelt sich auch namentlich nicht, wie geltend ge⸗ macht worden ist, darum, zwischen den Bundesrath und den Reichs= tag etwa eine neue Körperschaft einzuschieben. Dies kann schon um deswillen nicht in der Absicht liegen, weil politische Befugnisse für den Volkswirthschaftsrath nicht in Anspruch genommen werden. Ing besondere kann der letztere nicht als gleichbedeutend mit der Seftion eines Stagtsraths betrachtet werden. Für diese Analogie dürfte weder in seiner Zusammensetzung noch in den ihm zugedachten Auf- gaben ein Anhalt zu finden sein. Diese Auffassung widerlegt sich vielmehr schon dadurch, daß dem Volkswirthschaftsrath keinerlei gesetz⸗ liche Mitwirkung bei dem Erlasse von Gesetzen oder Kaiserlichen Verordnungen eingeräumt werden soll.
Die ganze , der Institution zeigt, daß die Ab⸗ sicht, der Thätigkeit der parlamentarischen Kzörperschaften im Reich und in den Einzelstaaten durch den Volkswirthschaftsratb eine Kon- kurren; zu bereiten, vollständig gusgeschlofsen ist. Der einzige poli- tische Gesichtspunkt, welcher dabei in Betracht kommen kann, ist der, daß es nicht angänglich erscheint, dem Reich eine Einrichtung vor⸗ zuenthalten, welche für Preußen, also für drei Fünftheile Deutsch⸗ lands, besteht. Der Volkswirthschaftsrath ist nur tbätig bei der Vorbereitung von Verlagen und faßt keine Beschlüsse mit irgend welcher verbindlichen Kraft. Das Votum der Majorität hat daher als solches lein politisches Gewicht, sondern lediglich infermatorische Be- deutung. Die Thätigkeit des Volkswirthschaftsraths fällt fonach in ein gans anderes Stadium und hat eine ganz andere Wirkung, als die des Reichstags, welcher als Faktor der Gesetzgebung über die ihm vorgelegten Gesetzesvorlagen mit verbindlicher Kraft besch!ießt.
Der Schwerpunkt der neuen Institution liegt lediglich darin,
daß jede Erfahrung und jedes Interesse zu Worte kommen ann und daß die verbündeten Regierungen dadurch in die Lage geseht werden, die Ansichten und Motive, welche in den betheillgten Kreifen in Geltung sind kennen n lernen. Die Enischeidung selbst siebt aber lediglich bei den zur Mitwirkung bei der Gesetzgebung verfassungt= mäßig berufenen Organen des Reichs, welch die vorgebrachten Gründe nach freiem Ermessen und unter Berücsichtigung der in Frage kommenden politischen Gesichtspunkte zu wärbigen haben. Ez handelt sich senach lediglich um eine sachverständige Begutachtung. und es ist wobl nur die Form derselben, welche zu dem Bedenken Anlaß geben konnte, als sollte eine neue i fte Körverschaft, welche die Autorität des Reichstags schädigen könne, ins Leben treten. Die Form ist es aber gerade, welche Fesonders jweckmäßig erscheint. und — abgesehen ven besonderen Fällen — namentlich auch zweq⸗ mäßiger, alg die übliche Form der Enqueten, bei welchen die ab—= jubörenden Sachrerständigen einseln vernommen und zur Beantwor⸗ tung bestimmter e en veranlaßt werden. Derartige Enqueten bie- ten kein in sich abgeschlosseneg Gesammtbisd der Verhandlungen und erschweren die Bildung eines richtigen Urtheilg, welches nur mähsam aus den einzeln abgegebenen und deshalb unübersichtlichen und bäufig n r. 3 der Sachverständigen entnommen werden kann. ĩ s wird aher weiter die Ansicht schwerlich begründet werden können, daß die Errichtung der Institution des Vol kswirtbschaftsraths wobl ür reußen, nicht aber für das Deutsche Reich, und jwar letzteres um deswillen nicht julässig sei, weil daffelbe cine föderative Verfassung habe. Daß die Errichtung deg Volkewirthschafteraths im Wege Naiser⸗ licher Vererdnung erfolgen kann, ist staatgrechtlich nicht wohl zu be= zweifeln. Dieser Weg ist gewählt worden, wesl er für eine Gin= richtung, die sich in ihren Ginzelbeiten erst noch bewähren soll und vielleicht bier oder da noch der Abänderung bedürfen wird, um fur die Löoösung der ibr gestellten Aufgaben nech tauglicher gestaltet zu werden, jweckmäßiger erscheint, als der der e e gf ne. ie großere Beweglichkeit welche der Ginrichktung bewahrt bleibt, wenn dieselbe 2 138 serliche Verordnung geschaffen wird, erscheint als ein besone erer Vorzug.
Ueber die Thätigkeit des vreußischen Vol kewirtkschafterathe bei
der Vorherathung des Unfallversicherungs, sowie des Innungsgesetzes sind im Reichstag mebrfach abfällige Kritiken geübt worden. Die verbündeten Regierungen theilen dieses ungünstige Urtheil nicht. Sie glauben vielmehr anerkennen und, aussprechen ju sollen, daß ihnen aus dem Volkswirthschaftsrath vielfach neue Gesichtspunkte und bis dahin unbekannte Erfahrungen entgegengetragen worden sind, welche bei der Vorbereitung neuer Gesetze nützlich verwerthet werden konnten. Sie sind daher der Meinung, daß sich die Einrichtung bisher den gehegten Erwartungen Vip en; und gut bewährt hat und rechnen mit Sicherheit darauf, daß sich dieselbe, je länger sie besteht, desto besser bewähren wird. . ö Unter diesen Umständen glauhen die Bundesregierungen ver- trauen zu sollen, daß der Reichstag ibnen nicht abermals die Mittel für eine Einrichtung versagen werde, ohne welche es nur unter Benutzung des preußischen Volktswirthschaftsraths und auch in diesem alle nur noch unvollkommen möglich sein würde, in wirthschaftlichen e n n, des Reichs mit sachgemäßen Vorlagen, für deren all⸗ eitige und gründliche Vorbereitung die betheiligten Organe des irg. ganz und voll einzustehen im Stande wären, hervorzutreten.
Definitives Stichwahlresultat nach Meldung des . W. T. B.“:
Elsaß Lothringen. 6. Wahlkreis. Schlettstadt. Abgegeben 16 190 Stimmen, davon y Lang zu Schlettstadt 6978, für Regierungs⸗Rath
öckler 3118 Stimmen. Coburg, 23. November. (W. T. 2 Bei der Neu,; wahl eines Reichstagsabgeordneten erhielt, soweit bis jetzt festgestellt ist, Professor Mommsen 3684 Stimmen. Die Wahl
Mommsens gilt als gesichert.
Der Etat für den Reichskanzler und die Reichs— kanzlei ist in den Ausgaben (ap. 3: 125 770 A6) unverändert ge⸗ blieben. Als Einnahme (Cap. 6a.) sind in Folge des Gesetzes vom 20. April 13881 1189 Æ Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge neu ein⸗ gestellt worden. . K ;
In dem Etat für das Auswärtige Amt erhöhen sich die Cinnahmen (Kap. 7: 524 6569 6) gegen den laufenden Etat um 71315 66 Davon entfallen 19 565 „6 auf die Gebühren bei den ge—⸗ sandtschaftlichen und Konsulatsbehörden (361 629 ), 1700 auf die 1 ,,. (22 700 AM und 50 060 MS auf die Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge.
Die reren Ausgaben. G 676 775 44) stellen sich um 111 885 66 höher. In dem Kapitel 4 „Auswärtiges Amt“ 1133 610 4 (4 28 440 66 sind 1509 4 Funktionszulage für den mit Wahrnehmung der Direktoriglgeschäfte beauftragten Rath in Wegfall gekommen, nachdem die Stelle eines Unter, Staatssekretärs im Auswärtigen Amt errichtet worden ist. Im Chiffrirbureau und in der Geheimen Registratur sind durch die Zunahme der Geschäfte je zwei neue Stellen nothwendig geworden, die mit 16 800 M jum Etat gebracht sind. Ebenso hat sich die Vermehrung der Kanileidiener um mindestens 6 als unverläßlich berausgestellt und sind zu diesem
weck 8100 6 in den Etat eingestellt worden. Durch die 19 neuen tellen erhöben sich die Wohnungsgeldzuschüsse um 5040 6. Bei Kap. 5 „Gesandtschaften und Konsulate“ 5 106 00 M tritt eine Er⸗ höhung von 84 00 M ein. Das Diensteinkommen des Legations⸗ kanzlisten zu. Buenos Aires, welches 6900 46 beträgt und nicht mehr im Verhältniß zu der dortigen Theuerung aller Lebensbedürfnisse fteht, soll um 15009 SM. aufgebessert wer; den. Das Diensteinkommen für die Beamten des vor jzwei Jahren in Sydney errichteten General - Konsulats hat sich nach den inzwischen gesammelten Erfahrungen als unzureichend erwiesen, und sind deshalb 6000 4 für den General⸗Konsul und 600 4 für den Sekretär daselbst in Zugang gestellt worden. Das Sekretariat in Kairo soll aus einer n , . in eine feste Stelle umgewandelt werden, wozu 4000 S auf den Etat gebracht sind. . den Vize⸗ Konsul in Chicago sind 16500 6 als Zulage ausgeworfen, die durch die Steigerung der Lebengmittel und Miethen um 20 — 390 daselbst veranlaßt ist. Die bedeutende Geschäftsvermehrung des Konsulats in Chicago macht auch die Anstellung eines zweiten Sekretärs nothwendig, zu dessen Besoldung 4000 Æ in den Etat eingestellt sind. Für den Konsul in Jerusalem ist ebenfalls eine Theuerungszulage von 1500 M zum gn gebracht. 30 000 1 sind als Dotation für das neu errichtete Konsulat in Manila ausgeworfen. Der bis jetzt unbesoldete Posten des Konsuls in Manila ist seit zwei Jahren unbesetzt. Nach den während dieses Zeitraumes an= gestellten Ermittelungen ist am Orte ech Niemand vorhanden, dem das Amt übertragen werden könnte. Eine Aufhebung des Konsulats ist nicht thunlich, da die deutschen Handelsinteressen auf den Phi⸗ lippinen, welche nicht unerheblich und einer weiteren Steigerung fähig nd, eines kräftigen Schutzes bedürfen. Außerdem machen die Ver⸗ ältnisse im Sulu ⸗ Archipel eine energischere Vertretung, als sie von einem Wahlkonsul gewährt werden kann, wünschenswerth. Unter diesen men erscheint die Bestellung eines Berufskonsuls, die bereits üher in Anregung gebracht war und auch jeßt wieder von den etheiligten Kreisen lebhaft befürwortet wird, tg ech Als Dienst˖ einkemmen für den Konsul sind 24009 M6 und für einen Sekretär SoM als angemessen zu erachten. Die Ausgaben für Unterheamte lassen sich noch nicht übersehen. Es erscheint vorläufig ausreichend, hierfür bei Titel 8 einen Betrag von 300 M vorzusehen.“ Die Sekretärstelle in Messina soll in eine dauernde mit 3600 M Gehalt umgewandelt werden. Bei dem Konsulat in Smyrna werden 10094 erspart.. Dem . . in Buenos Aires ist die erbetene Entlassung aus dem Dienste ertheilt worden. Ihm aus der geht der am Orte ansässigen Kaufleute elnen Nachfolger zu geben, ist aus dem Grunde nicht möglich, weil die Konsulatageschäfte zu umfangreich sind, als daß ein auf seine Erwerbgthätigleit angewiesener Geschäftgmann sie ju übernehmen bereit und im Stande wäre. Aus finanziellen Rücksichten wird. beabsichtigt, von der Crrichtung eines Berufekonsulats abzusehen, vielmehr den Minister⸗ Residenten in Buenos Aires Cee fia nit dem Charakter und den Funktionen eines eneral - Kensuls auszustatten, und ihm zur Besergung der konsularischen Büureauarbeiten einen Vijekonsul zur Seite zu stellen. An Unterpersongl ist ein Kanzlist und ein Unterbedienter erforderlich. Das Diensteinkommen des Minister ⸗Residenten wird durch seine Ernennung zum General-⸗Konsul nicht beeinflußt. f den Vizekonsul ist eine Besoldung von 12 050 , für den Kanzlisten und für den Unterbedienten sind Remunerationen von bejw. ib M und 18060 0 in Aussicht genommen. w Mehrausgaben stehen nicht unerhebliche Konsulatseinnahmen gegenüber; dieselben haben sich nach dem Durchschnitt der Jahre 1513, 1879 und. 1869 af rund 12009 4 belaufen. Das Wahlkonsulat in Niza wird seit meh⸗ reren Jahren von einem besoldeten Kanzler verwaltet. Dies * viserium ist big jetzt in der Erwartung beibehalten worden, daß es lich sein werde, die Stelle in angemessener Weise durch einen un⸗ oldeten Konsul wieder zu . Diese Crwartung hat sich in
en nicht erfüllt; da der jetzige Zustand auf die Dauer nicht haltbar
müß auf die mwandlung des Poftens in einen berufsmäsigen . e . werden. Dr, Kanzler hat von er n ge; rern kein Grequatur und kann ein solches auch nicht erhalten. ne amtliche Thätigkeit ist eine so umfangreiche, daß sie hinter der
det Derufskonsuss in Marseille kaum zurückfteht. e werden an ibn Ansprüche erhoben, wie an jeden Konfulatsvorsfeher. Verfuchs.« eie soll junächst nur ein Mize. Konsulat eingerichtet werden. Für den Vije⸗Konful ist ein Dienstein kommen von 1H M aufgenommen, die fr den biaberigen Kansler bewilligt gewesene Besolbung von D M dagegen in Abgang gestellt worden. f. 6 66 0 lär einen Sefreiär und 1h) i für einen Boten eingestellt worden. E Fonds für Renumeration und Diäten für nicht sest 3 — amte ꝛc. bei den Generalkonsulaten ꝛc. ist dem Bedurfni e ent⸗ brechend von 266 00 auf 6 M6 4 erböht worden. Der allge meine Fonds Kap. 6: 437 165 M bat sich um 1255 Æ ermäßigt.
Zu einmaligen Ausgaben (ap. ) sind 78 So00 4 ( 52 600 M) ausgeworfen: 30 009 16 Subvention an die geolo⸗ gische Station des Professor Dr. Dobrn in Neapel uad 48 800 60 zum Ankauf eines Konsulatsgebäudes in Canton.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Bonn, 23. November. 8 T. B Der Wirkliche Geheime Rath Dr. Broicher, ehemaliger Präsident des Appellations⸗Ge⸗ richtshofes in Cöln, Mitglied des Herrenhauses und Kronsyn— dikus, ist gestorben.
6.
Statistische Nachrichten.
Besteuerung des Bieres in n i m Etatsjahr 1880381. (Gem. Ztg. f. Els.- L) Die unergiebigen Weinernten der Jahre 1879 und 1889 haben einen namhaften Auf— schwung der Bierproduktion Elsaß Lothringens herbeigeführt. Es wurden im Etatsjabr 1880 81 fabrizirt: 38 316 kl obergähriges Bier, 09 181 hl untergähriges Bier und 35 162 h Dünnbier; zusammen 982 659 hl, während im Etats jahr 1879/89 nur IS8 542 hl erzeugt worden waren. Von vorstehendem um sind 275 046 bl — annähernd 28050 — aus Elsaß⸗Lothringen ausgeführt worden, im Vergleich zum Vorjahr 34 650 bi mehr. Dem haupt⸗ sächlich nach Frankreich stattfindenden Export steht eine Bier⸗ einfuhr von 132 8688 hl gegenüber, welche diesenige des Vor⸗ jahres um 30598 hl übersteigt. Das eingeführte Bier stammt mit verschwindenden Ausnahmen aus dem Zoll vereinsgebiet, vor⸗ nehmlich aus Bavern. Es ergiebt sich hiernach für den eigenen Kon⸗ sum Elsaß⸗Lothringens ein Quantum von 8.40 481 hl Bier — 33371 auf den Kopf der Bevölkerung. In 1879/80 hatte sich der Bier⸗ verbrauch auf 42.5 1 und in 1878s79 nur auf 394 1 berechnet; binnen 2 Jahren hat sich derselbe also um 14,3 1 (ea. 36 o/s ) ge⸗ hoben. An dieser Konsumsteigerung bat das eingeführte Bier beinahe in dem gleichen Verhältniß Theil genommen wie das inländische Fabrikat. Es entfielen nämlich von dem in Elsaß⸗Lothringen Überhaupt fonsumirten Bier auf das aus dem Zollgebiet einge—⸗ führte Fabrikat in 1880/81 — 15,7 60, in 1879/80 — 15,6 oH G und in 1878579 — 18 lg. Aus der Zunghme des Exports nach Frank— reich dürfte zu schließen sein, daß auch in diesem Lande der Ausfall der letzten Weinernten den Bierkonsum erheblich gefördert hat. Am Schluß des Etatsjahres bestanden in Elsaß ⸗Lothringen 297. Brauereien, von welchen 222 im Betriebe gewesen sind (drei weniger als in i879, 80). Die Bruttoeinnahme an Biersteuer betrug 2171737 M; außerdem wurden 304 114 * Uebergangsabgabe für eingeführtes Bier erhoben. Von diesen Einnahmen gehen 632 606 A Rückvergütung für ausgeführtes Bier ab; es verbleibt hiernach eine Nettoeinnabme von 1 813 246 , welche diejenige des Vorjahres um 415 102 „ übersteigt. Die von den Brauern zu entrichtenden Licenz⸗ gebühren beliefen sich auf 8467 M — !
—. Die Besteuerung des Branntweins in Elsaß⸗ Lothringen im Etatsjahre 1880 / 81. (Gem. Ztg. f. Els . Lothr.) Im vorgenannten Zeitraum waren von den in Elsaß⸗Lothringen überhaupt vorhandenen 29 784 Brennereien 18 470 in Betrieb gesetzt — 847 weniger als im Vorjahr. Es befgßten sich 18346 Betriebs⸗ anstalten mit der Verarbeitung nichtmehliger Materialien (Obft, Weintreber ꝛc.); 94 Brennereien erzeugten Branntwein aus mehligen Stoffen (Kartoffel, , und 30 Brennereien verarbeiteten Enjignwurzeln. Von den ersterwähnten Brennereien unterlagen nur S0 einer eigentlichen Betriebskontrole; die übrigen 18296. Bren- nereien waren einer solchen durch den Abschluß von Fixationsver⸗ trägen enthoben. — .
Der zur Versteuerung angemeldete Maischraum betrug hei Kar toffeln 39 283 hl (28 239 hl mehr als im Vorjahr), bei Getreide 5703 hl ( hl weniger) und bei Enzianwurzeln z10 il (173 hl we⸗ niger). Die große Betriebssteigerung bei der ersteren Material⸗ gattung wurde durch die günstige Kartoffelernte des Jahres 1880 und durch den niedrigen Preis derselben herbeigeführt. Im Durchschnitt entfielen auf je eine im Betrieb gestandene Kartoffel oder Getreide⸗ brennerei 479 hl versteuerter Malschraum, gegen 390 hl in 1879/80.
Nichtmeblige Stoffe kamen in einer Gesammtmenge von 249159 hl (24599 hl weniger als 1879/80) zur Versteuerung. Hier⸗ von entfielen: auf Steinobst 126 387 hl (40 423 hI mehr); auf Kern⸗ obst und Treber von Kernobst 9969 hl (9048 hl weniger); auf Wein⸗ treber 87 139 hl (44084 hl weniger) ; auf flüssige Welnhefe 14480 hl (13939 hl weniger); auf Glattwasser, umgeschlagenes Bier und Hefenbrühe 9545 bl (1830 bl mehr); der f von 1639 hl vertheilt sich auf anderweitige Materialgattungen. Hiernach ergiebt sich als durchschnittliche Materialverwendung je einer im Betriebe gestandenen Brennerei eine Menge von 13,6 hl gegen 14,2 hl in 1879/80.
Die in Klammern ersichtlich gemachten Betriebsabweichungen gegenüber dem Voriahr beruhen, abgesehen von dem Glattwasser, gleichfalls auf den bezüglichen Ernteergebnissen. Während bei Stein- obst im Jahre 1880 ein reichlicherer Ertrag erzielt wurde als in 1879, blieb andererseits der Ertrag an Kernobst, sowig an Wein bedeutend hinter dem Ergebniß des Vorjahres zurück. Die Betriebe zunahme bei Glattwasser und umgeschlagenem Bier hängt mit der gesteigerten Bierproduktion zusammen. ; ᷣ
An Branntweinsteuer kamen zur Erhebung; 51 980 46 Maisch= bottichsteuer (1 SsSs7 M mebr als im Vorjahr) und 227 615 06. Materialsteuer (1337 M mehr). Für ausgeführten Branntwein wurden J594 6 zurückvergütet (1802 Irie nach Abzug deren eine Nettoeinnabme von 27609 verbleibt. Derselben treten hinzu: S8 6s M. Uebergangs⸗ und Ausgleichungsabgabe von Branntwein [2213 . 1 und 205 407 r von eingefühctem Branntwein (20 966 M weniger). Es beträbt hiernach das Gesammt i von Branntwein 550 149 , gegen 548 302 M im Etats⸗ jahr 1879/80.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Bonn, 24. Nevember. (B. T. B. Der Professor der Chi- * ie, Geheime Medizinal / Rath Dr. Wilhelm Busch, ist ge⸗
orben.
— Aus dem Verlage der Gebrüder Kröner in Stuttgart liegen wieder die ersten rr, jweier neu erscheinenden Prachtwerke vor, zunächst: Der Wunderborn“, eine Sammlung der s oöͤnsten Märchen und Sagen aus deutschen Gauen, herausgegeben von Karl Seifert, illustrirt von Eugen N. Neurenther Gwollständig in 12 Liefe— rungen à 50 7. Der 32 hat diese Sagen und Märchen auf seinen Wanderungen durch Nord ⸗ und Süddeutschland gesammelt und durch einige der schönsten Grimmschen Märchen vermehrt; Eugen Neureuther hat dieselben sinnig mit Bildern . die in dem rvlograpbischen Atelier von Cloß ga g, in K* chnitten sind. Die erste Lieferung hat I Inhalt: Die rtburg und der Sängerkrieg. Mit 2 Illustrationen. — Dag Königgkind Ei et kommt zur Wartburg. Yin Textillustrationen. — Glisabeths Rosen. Mit Initial. — Aus der Bliede geworfen. — Friedri mit der ge bissenen Wange. Mit , d . Der * und der Tannbäuser. Mit Textillustration. — Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich. Mit Initial. — Hackelnberg und die Tut -Usel.
Mit Initial. — Das Gesicht der Fuhrleute. — Der getreue Eckart und der wilde Jäger. Mit Illustration. — Sagen vom Kyffhäuser. J. Der derjauberte Kaiser. Mit. Textillustration. I. Der Ziegen- hirt. Mit Initigl, — Alg Vollbild ist beißefügt: Der Froschkönig und der eiserne Heinrich. Durch seinen billigen Preis wird die An— schaffung dieses anmuthigen Werks in den deutschen Familien wesent⸗ lich erleichtert.
Die zweite neue Erscheinung aus dem . Verlage ist die „Rheinfahrt', von der Quelle des Rheins big zum Meere, von Karl Stieler, Hans Wachenhusen und F. W. Hack⸗
länder, illustrirt ron. R. Püttner, A. Baur u. A. Die einen selbstãndigen Theil des Sammelwerkes Unser Vater land kildende Rheinfahrt ! ist eine Lieferungsausgabe des gleichnamigen, im Jahre 1875 erschienenen Buchs, welches den Rhein in seinem Reich⸗= thum an Natur und Kunst, an Geschichte und Sage so erschöpfend wie fesselnd schildert, und zwar aus der Feder Karl Stielers den Rhein von seinen Quellen bis nach Mainz, Hans Wachenhufens den Mittelrhein von Mainz bis Cöln, und F. W. Hackländers den Nieder⸗ rbein ron Cöln bis zum Meere. Aber nicht blos den Rhein selbst und seine nächsten Ufer entlang geht die Rheinfahrt, sie erftreckt sich auch auf die bedeutenderen Nebenfluͤsse, wie Neckar, Main, Lahn, Nahe, Mosel, Ahr ꝛc.ͥ, sowie auf die den Rbein begrenzenden Gebirgszüge, auf Schwarzwald, Vogesen, Bergstraße, Taunus u. s. w., kurz, durch das ganze Stromgebiet des Rheins. In hervorragender Weise ist in dem Werke die Illustration vertreten, an welcher sich die bedeutendsten KFünstler Deutschlands betheiligt haben: X Knaus, W. Diez F. Keller, B. Vautier, W. Simmler, G. F. Deiker, A. Baur. R. Püttner, G. Schönleber, G. Franz, L. Ritter, Th. Schüj, Th. Weber 3c. Die Holischnitte zu dem Werke sind in dem rühmlichst bekannten Atelier von A. Cloß ausgeführt, und auch auf den Druck ist die äußerste Sorgfalt verwendet worden. Sechzig große, ganzseitige Kunstblätter, und gegen dreihundet in den Text gedruckte größere und kleinere Illustrationen schmücken das Werk. In der landschaftlichen Illustration sind fast alle irgend bedeutenden Punkte don den Quellen des Rheins bis zum Meere vertreten. Dis neue Ausgabe erscheint in genau 22 Lieferungen zum Preise von 1 4. Jeden Monat eine Lieferung. Von diesen Lieferungen enthalten sech⸗ zehn je 3 ganzseitige Tondruckblätter und 4 Bogen Text, sechs je 2ganzseitige Tondruckblätter und bis 6 Bogen Text. — Die vor⸗ liegende erste K führt bis zum Bodensee und enthält außer 17 Textbildern in Vollbildern: die „Via Mala“, von R. Püttner; den Dom zu Cöln“, von L. Ritter und ‚Auf einem Rhein⸗ dampfer“, von B. Vautier.
— Die Verlagshandlung von Carl Flemming in Glogau bietet als Weihnachtsfestgabe Italien, eine Sommerfahrt nach dem Sü⸗ den?, von Woldemar Kaden, dar. Der Verfasser hat sich durch seine Mitarbeiterschaft an dem großen, im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart erschienenen Prachtwerk Italien“ und durch andere Schrif⸗ ten über dieses Land als ein Kenner desselben und durch seine Be⸗ gabung, die dort erbaltenen Eindrücke in fesselnder Weise Anderen mitzutheilen, so bekannt gemacht, daß es keiner weiteren Empfehlung auch dieser seiner Schilderung jener herrlichen Halbinsel, von den Alpen bis nach Sicilien hinab, bedarf. Das 380 S. starke Buch ist mit vier künstlerisch vollendeten Aquarellen von E. Beringer, mit 20 Ton⸗ druckbildern und zahlreichen Textillustrationen hervorragender Künftler geschmückt und seinem Inhalt entsprechend in Druck, Papier und Ein⸗ band ausgestattet.
— E. Leeder, Schulwandkarte von Deutschland, aus 23 Blättern bestebend, Größe im ganzen 1,B50 m boch, 1,365 m breit. Preis unaufgezogen 5 6, aufgezogen inkl. Mappe 12 6, aufgezogen mit Rollstäben i4 Æ Verlag von G. D. Bädeker in Essen. — Von dieser Karte, deren Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit beim Schul⸗ unterricht allgemeine Anerkennung gefunden hat, ist jetzt die 10. Auf⸗ lage erschienen. Die erforderlich gewesene neue lithographische Zeich⸗ nung . wesentliche Verbesserungen erkennen: schärfere Ausprägung der orographischen Verhältnisse, markirtere und korrektere Darstellung des bydrographischen Netzes sowie zweckmäßige und sorgfältige Erganzung der Bahnlinien, historischer Jahreszahlen und Höhenangaben. Besonderer Fleiß wurde auf die Ausscheidung alles überflüssigen Details, welches Verdunkelungen und Unklarheiten der Fläche erzeugte, verwendet, so daß daz Wichtige und Bedeutende nun desto besser hervortritt. Eine wesentliche Verbesserung hat die neue Auflage auch im Kolorit erfahren. Der bunte Charakter mit grellfarbigem Flächendruck wurde glücklich vermieden; an seine Stelle traten mattere, aber dennoch scharf mar⸗ kirte Farbentöne, die in wohlthuendem Farbenwechsel die ganze Karte als ein angenehmes, mehr helles und klares Bild erscheinen lassen, auf welchem das Auge des Beschauers gerne verweilt. Leeders Karte wird in ihrer neuen Gestalt sich unzweifelhaft immer mehr Freunde erwerben; namentlich wird sie Schulen willkommen sein, welche das physikalische und das politische Kartenbild auf einer Karte vereinigt . oder denen die Mittel fehlen, sich beiderlei Karten zu eschaffen.
— Chronik des alten Theaters in Oldenburg 1833 bis 1881. Festschrift zur Eröffnung des neuerbauten Theaters am 8. Oktober 1881 von Frhr. R. von Dalwigk, Mitglied der Groß⸗ herzogl. Theater ⸗Kommission Oldenburg. Schulze'sche Hofbuchhand⸗ lung (. Berndt und A. Schwartz). So, eleg. geheftet 3 60 In Orig. „Einbd. 3, s 6 — Die Oldenburger Bühne, welche vor Kurzem ihr neues Heim bejogen und durch eine solenne Festvorstel⸗ lung eingeweiht hat, nimmt in der deutschen Theatergeschichte eine geachtete Stellung ein. Namentlich dürfte die Beschreibung ihrer Blüthezeit, da Julius Mosen als Dramaturg, unterstützt von Adolf Stahr, von Gall u. A., dem Oldenburger Theater Ruf verschaffte, und der später als Vorleser weitbekannt gewordene Palleske an demselben als Schauspieler wirkte, in dem den Theater nahestehenden Kreisen mit Interesse aufgenommen werden. .
In dem nämlichen Verlage erschien ferner eine kleine Schrift, deren Ertrag an die Kaiser-Wilhelm- Stiftung für deutsche Invaliden abgeführt werden soll. Dieselbe ist von dem Landes— delegirten für Oldenburg und Wilbelmshaven, Dr, Hover, verfaßt, welcher schon früber zwei Schriften über die Grabstätten der olden⸗ burgischen und baverischen Krieger publizirt hat und schildert Die Grabstätten der deutschen Kämpfer aus den Jahren 1870 71 in Belgien (Go, geheftet 60 5H). Das Bändchen wird namentlich den Angehörigen der Tapferen, welche in dem Kriege den Heldentod starben und fern von der Heimath ihre Ruhestätte ge⸗ sunden haben, willkommen sein.
— Die in Leipzig am 26. November d. J. erscheinende Nr. 204 der Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen; Zur Säklularfeler der Leipziger Gewandhauskonzerte. 4 Porträts: 1 Konsul Bernhard Limburger, Vorsitzender des Direktoriums der
ewandhauskonzerte. 2) Engelbert Röntgen, Konzertmeister. 3) Karl Reinecke, Kapellmeister. 4) Henry Schradieck, Konzertmeister. — Die Vereidigung von Garderekruten in einem Berliner Gxerzierhaus. Driginalieichnung von E. Hosang. — Das neue Post. und Tele⸗ graphengebäude in Braunschweig. Nach einer photoßraphischen Auf⸗ nabme * Graßboff in Braunschweig. — Die letzten Augen⸗ blicke einer Wahlschlacht. Nach dem Gemälde von Ludwig Bokel mann. (Zweiseitig) — Ludwig Belelmann. — Sine drobende Kapp⸗ stürjung an der deutschen Nordseeküste. Origaljeichnung von Fer⸗ dinand Lindner. — Belgische Velksspiele: Das Ballspiel auf der Place du Grand Sablon in Brüssel. Nach einer Jeichnung von L. von Elliot. — Aug Ariost s Rasende n Roland“, illustrirt von Gustav Dors (Breslau. S. Schottlaender).
— Der Stuttgarter Buchbandel hat nach dem Jabhret⸗ bericht der Handelskammer zu Stuttgart im Jahre 1889 trotz der im deutschen Buchhandel gegenwartig um sich greifenden Veen trali⸗ ationebestrebungen, nach Leipzig 22 Mill. (1875 nur 1,5 Mill), nach
ien 38 000 Eg gegen 283 0990 im Jahr 1876, in die Schweiz rund 16993 gegen 1149 Eg im Vorjahr, nach Glsaß ˖ Lothringen 35 90 g gegen durchschnittlich 2 0 in früheren Jahren überführt. Zusammen wurden 1 233 Mill. Eg gegen 2,1 Mill. im Jahre I875 ausgeführt, s0 00 Rg mehr als im Vorjabre, und jwar fällt der Hauptantheil davon diesmal wieder Leipzig . ;
— Josepyb Baer u. Co.,, Buchbändler und Antiquare in Frankfurt 36 Paris und London, baben vor Kurzem 3 Kataloge ausgegeben, die Nrn. 98 u. 99 ibrer Lagerkataloge und den „Antiquarischen Anzeiger‘ Nr. 15 für Nevember 1851. Die Nr. I8 der Lagerkatalege Stagtswissenschaft und National öskenomier enthält in den 2 Abtbeilungen . Staatsrecht, Politik, Völkerrecht., und Nationalokonomie, Handel iran een, Stati⸗ stik', ein Verzeichniß von 1119 Schriften — 469 in der ersten und FBöh in der 2. Abtheilung — welche die genannten Gebiete betreffen. Dieselben sind theils allgemelnen Inbalts, tbeils beziehen sie sich auf einzelne Zweige der erwähnten Wissenschaften oder betreffen einzelne