1881 / 283 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Staatsrath zinzusetzen und die Gedanken des Reichskanzlers hätten daniit übereingestimmt. Der letztere habe dem Reichstag das Beduürfniß für die Vorbereitung der Gesetze so geschildert, wie es nur befriedigt werden könne durch einen Staatsrath. Der Abg. Leuschner habe einmal von den Männern des praktischen Lebens, die aus der Kenntniß der Thatsachen allein Belehrung schaffen sollten, sodann aber auch von dem großen historischen und statistischen Material gesprochen, ohne welches solche Fragen nicht entschieden werden könnten. Nun dürften die Mitglieder des Volkswirthschaftsraths nicht mit jenem Ma⸗ terial versehen sein und es wäre dem Neichskanzler wohl nicht angenehm, wenn sie mit großen Studien belastet würden. Man werde im Volkswirthschaftsrath die objektive Wahrheit nicht fördern. Der Abg. Leuschner habe auch die Vertreter gewerblicher Interessen und die Handelskammern bekämpft, weil die letzteren nichts darin leisten könnten. Aber auch im Volkswirthschaftsrath seien die Handelskammern zum Funda—⸗ ment gemacht, es seien 80 Handelskammern bestimmt, ihre Delegirten zu wählen unter 125 Abgeordneten. Die Handels—⸗ kammern müßten daher darin nicht so inkompetent sein. Be⸗ denklich sei die Zusammensetzung. Diese liege in der Hand der Regierung, es würden in Preußen 90 Mitglieder gewählt, wovon die Hälste von der Regierung herausgezogen werde und die Zahl werde auf 75 kompletirt dadurch, daß der Minister noch 30 Mitglieder ernenne. Es könne also leicht eine Regierungsmehrheit gebildet werden. Noch mehr sei dies bei den permanenten Kommissionen der Fall. Seine Partei wolle zu dem Zweck, unparteiische Reden zu extrahiren, gern die Mittel bewilligen, aber es müsse dies auf unparteiische Weise geschehen. Schon das vorige Mal habe er sich darüber be— schwert, daß die Verhandlungen des Volkswirthschaftsraths un⸗ verdaut, unverarbeitet, unübersehbar dem Reichstage gegeben worden seien, daß man sich durch dieselben habe durcharbeiten müssen. Die Enqueten anderer Nationen, namentlich der Engländer, würden viel mehr ausgenutzt und geordnet, als es in Deutschland geschehe. Wenn der Reichskanzler schildere, wie schwer es den Arbeitern in den Ministerien würde, die Materien durchzustudiren, so werde derselbe diese Mühe nur vermehren, wenn derselbe einen Volks⸗ wirthschaftsrath schaffe, dessen Debatten die Herren durch— zustudiren hätten. Er glaube, spezielle Enqueten würden hier vielmehr zu dem Ziele führen, das ins Auge gefaßt sei. Ob das nun eine parlamentarische oder eine Regierungskommission sein solle, darüber wolle er heute nicht streiten. Er glaube allerdings, daß dies wie in anderen Ländern, so auch in Deutschland, erstrebt werden müsse. Das praktische Bedürfniß, an das hier appellirt werde, daß man Männer vor sich habe, die wirklich vertraut seien mit der Spezialität, werde doch in diesem Volkswirthschastsrath durch seine generelle Komposition so unvollkommen wie möglich befrie— digt. Dasselbe habe auch der Abg. von Bennigsen in seiner vorjährigen Rede treffend auseinandergesetzt. Dann sei auch die Zusammensetzung des Volkswirthschastz— raths derart, daß es sehr leicht sein würde, ihn so zu kon⸗ struiren, daß derselbe lediglich auf die Meinung der Regierung reflektire. Ein objektives, unparteiisches Urtheil sei nicht zu erwarten; der Einfluß einzelner Mitglieder auf die übrigen würde weit größer sein, als es im Parlament der Fall fei, zumal bei den vielen Spezialfragen doch nur wenige Mit⸗ glieder wirkliche Sachverständige sein könnten, und das Gros Dilettanten sein würden. Wenn der Reichskanzler es jetzt für unzulässig erkläre, daß er Leute neben sich haben solle, die er um ihre Meinung befrage, so komme es daher, daß der Reichskanzler immer nur seine eigene Meinung hören wolle. Zu Zeiten des Ministers Delbrück, von dem sich der Reichskanzler getrennt habe, sei es anders gewesen. Wie die Regierung über die Aeußerung freier Meinung denke, zeige der Mahnbrief, den der Reichskanzler an die Handelskammer in Grüneberg gerichtet habe. Er wolle nicht Partei er⸗ greifen und nicht entscheiden, ob die Handelskaminer Recht oder Unrecht gehabt habe, wenn sie die gegenwärtige unerfreuliche Lage ihres Handels und ihrer Industrie von den neuen Zoll— und Handelsverhältnissen herleite. Aber er frage sich doch, ob, wenn man so viel Werth darauf lege, die Leute, die im Leben praktisch am nächsten zu den Dingen stehen, ob man da so Recht habe, wenn einmal die Meinung nicht so aus⸗ falle, wie man wünsche, sofort einen furchtbaren „Rüffel“ zu ertheilen. Das scheine ihm nicht die Art derjenigen zu sein, welche objektive Wahrheit haben wollten. Die Sache lönne ja des Näheren untersucht werden. Er wolle den Fall einmal umgekehrt setzen: hätte die Handelskammer in Grüneberg vor zwei Jahren einen solchen Nothschrei erlassen, so würde sie begrüßt worden sein mit Pauken und Trompeten. Es mache ihn argwöhnisch, daß der Reichstag eine Institution schaffen solle, die einerseits Meinung zu machen, andererseits Meinungen zu ersticken be⸗ stimmt sei. Der Vorredner meine, nur die Interessenten sollten für Urtheile über wirthschaftliche Fragen maßgebend sein. Er glaube, das nächste Interesse mache blind, Niemand sei weniger geeignet, eine Spezialfrage richtig zu beurtheilen, als der, welcher sich täglich in ihr herumbewege, wie in einer Tretmühle. Gerade weil der Reichskanzler eine Anekdote von dem alten Pariser Rothschild erzählt habe, so wolle er eine daran anrejhen, die das am besten illustrire. Der⸗ selbe sei ein sehr kluger Mann gewesen und die fran— zösische Regierung habe einst eine Enquete über das Bank⸗ wesen gemacht, in welchem derselbe ganz gewiß zu Hause ge⸗ wesen sei, und einer der Leiter der Enquete, Michel Chevalier, habe ihm einst gesagt, von allen in dieser Enquete vernomme⸗ nen wäre Niemand weniger geeignet gewesen, ein allgemeines Urtheil zu sällen, als gerade Rothschild; derselbe habe nur immer von seinem Standpunkt gesprochen, das sei für Leute, die so voll durchdrungen seien von ihren bürgerlichen Auf⸗ gaben, von ihrem Gesichtspunkte aus, die Regel. Es liege in diesem Appell an die Weisheit und Erleuchtung des Interessenten ein ganz großer Irrthum. Es n be— stehe die Verwechslung zwischen Zeugen und Richter. Zeu⸗ gen sollten die Interessenten sein, aber nicht Nichter. enn man ein Gericht aus lauter Zeugen J, so entstände eine babylonische Verwirrung. ann würden die Zeugen von denen, die Jügel in der Hand hätten, heran⸗ gelockt, es würden jene Tauschgeschäfte entstehen, die man in den letzten Jahren oft erlebt habe. Allgemeine Wahrheiten lämen dabei nicht heraus. Er sei es ja gewohnt, davon reden zu hören, daß hier Fachlenntniß vermißt werde, daß Keiner die Sache aus dem Leben heraus kenne und nur journali⸗ stische und publizistische, literarische und wirthschaftliche Ur⸗ theile gefällt würden. Das ganze allgemeine Urtheil, in dem die Kultur sich weiter, entwickele, beruhe seines Er⸗ achtens darauf, daß eine Menge unparteiischer Menschen

eine Materie so genau kennen zu lernen suche, wie sie ein aufmerksames Studium den Laien nahelegen könne, ohne sie als Lebensberuf zu haren, und daß daraus ein richtiges Durchschnitturtheil her.uskomme. Das sei der Sinn der parlamentarischen Art zu urtheilen; diese durch ein kleines Nebenparlament verbessern, in dem man Berufaleute einsetze, das sei eine Täuschung, denn man bekomme dann von dem allgemeinen Urtheil nur die Parteiinteressen. Der Reichs⸗ kanzler habe es den Reichstag oft fühlen lassen, daß hier sehr wenig Männer wären, die Sachkenntniß des Lebens hät⸗ ten, der Volkswirthschaftsrath würde aber gerade geeignet sein, dem Parlament das praktische Element streitig zu machen. Diese Institution würde für Manchen gewiß einen ähnlichen Reiz haben, wie die Mitgliedschaft in einer Volksvertretung. Wolle die Regierung Zeugen vernommen haben, wolle sie Enqueten und Spezialuntersuchungen, welcher Art sie seien, wolle sie ausnahmsweise einmal eine besondere Versammlung von Fach⸗ männern zusammenberufen, um eine spezielle Frage zu stu⸗ diren, und dann Bericht zu erstatten, er werde ihr niemals in den Weg treten, aber ein neues Volkswirthschaftsparlament mit allen Fehlern eines Parlaments ohne dessen gute Eigen⸗ schaften niederzusetzen, dazu könne er niemals rathen. .

Demnächst nahm der Reichskanzler Fürst von Bismarck wie folgt, das Wort:

Bevor ich auf die Sache eingehe, will ich dem Herrn Vorredner die Erklärung geben, daß es mir, wenn ich ihn gestern oder vorgestern persönlich erwähnte, nicht eingefallen ist, ihn, wie er meinte, damit lächerlich zu machen, es würde mir auch schwerlich gelungen sein, son⸗ dern ich habe ihn gerade als einen der hervorragendsten meiner Gegner zitirt, um dadurch ju zeigen, wie es für mich doch nicht möglich wäre, meine Vorlagen nach den Wünschen einzurichten, die hier im Reichs⸗ tage mir gegenübertreten. Dann muß ich aber auch auf seine Aeuße⸗ rungen, was ich leider in der Ausdehnung, in der er gesprochen hat, nicht vermögen werde, doch noch Einiges erwidern, weil der Herr Vorredner die Bedeutung, die Tragweite der ganzen Vorlage, wie wir sie bringen, wesentlich verschoben hat, vielleicht unabsichtlich, vielleicht mißversteht er selbst, was wir erstreben. Er hat wiederholt den Accent darauf gelegt, er wolle Zeugen zulassen, aber Sie brauchten keine Richter. Nun, meine Herren, weiter wie Zeugen über Sachverhält⸗ nisse, suchen wir ja auch gar nichts. Richter! Mein Gott, worüber sollten denn diese richten! Ein Nebenparlament, das liegt uns ja ganz und gar fern. Ich möchte sagen, da kommt bei Ihnen das Mißtrauen des argwöhnischen Alleinherrschers zum Vorschein, der keine andere Größe neben sich dulden will; uns liegt das aber sehr fern. Der Herr Vorredner hat gesagt, dieser Wirthschaftsrath würde nicht unparteiisch sein. Das soll er auch gar nicht. Die Regierung setzt ihn zusammen, das ist ja ganz natürlich. Die Regierung sucht dabei keinen Richter weder uͤber sich, noch über den Reichstag, sie sucht ein Hülfsorgan, um ihren eigenen Schwächen, ihrem Mangel an Kenntniß zu Hülfe zu kommen, oder, wie der Herr Vorredner schärfer gesagt hat, sie sucht Zeugen über die wirklichen Thatbestände, die durch die Vorlagen der Regierung berührt werden können. Sie ,, auch nicht, sich die Meinung machen zu lassen von dem Volksrath, sondern sie will nur ihre Meinung nicht eher feststellen, als bis sie diese Sachkundigen über den Thatbestand, über die Be⸗ f fr über die Leiden der betreffenden Industrien gehört haben wird.

Der Herr Vorredner hat damit begonnen, daß er mir einen Vor⸗ wurf daraus machte, daß ich nach so kurzer e 5 oder 6 Monate, nachdem Herr von Bennigsen zu meinem großen Bedauern diese Vor⸗ lage, die gar keinen politischen Charakter hat, was ich schon damals sagte, bekaͤmpft hat, sie wieder einbringe. Ja, meine Herren, wenn wir das nicht thäten, so würden Sie glauben, daß das Bedürfniß, eine solche Institution zu haben, bei uns nicht fortbestehe. Wir müssen Sie mahnen, diesem Bedurfniß abzubelfen, wir sagen Ihnen, wir, die Regierungen, wir bedürfen der Informationen. Darauf sagt Hr. Bamberger: da irren Sie sich, Sie bedürfen derer gar nicht; je weniger informirt Sie vor uns kommen, desto leichter ist unser Spiel (Widerspruch links). Mag der Gedanke zu Grunde liegen ich weiß es nicht, aber auf mich macht es den Eindruck, und im Lande macht es den Eindruck: Sie brauchen diese Informationen nicht, Sie sollen Ihre Informationen allein hier im Reichs- tage suchen. Meine Herren, der Reichstag kann Alles, Alles ablehnen, Alles amendiren; aber die Vorlagen kann er für die Regierung nicht arbeiten. Darauf kommt es aber an, und das liegt in der ganzen Motivirung, die wir voriges Jahr gebracht haben, und die wir immer wieder bringen. Zur Herstellung unserer Vorlagen brauchen wir den Wirthschaftsrath; da ist von Richten, von Beschränkung der Kompetenz des Reichstags nicht die Rede, wenn man nicht außer—⸗ ordentlich argwöhnisch und mißtrauisch in dieser Richtung ist, wie ich das zu meinem Bedauern von einem so angesehenen Parlamentarier, wie der Herr Vorredner ist, heute vernommen habe. Ich glaubte, Sie wären Ihrer Stellung und Herrschaft sicherer, als daß Sie sich vor dem Wirthschaftsrath fürchteten! Unser Bedürfniß bestebt fort, und davon haben wir Ihnen von Neuem Kenntniß geben müssen. Außerdem hat der Herr Vorredner darauf doch zu wenig Gewicht ge—⸗ legt, daß dies ein ganz neuer Reichstag ist. Wenn wir dem unfser Bedürfniß nicht wieder anmeldeten, 6 würde man mit Recht an⸗ nehmen: Sie sind still, also Sie sind zufrieden, daraus sieht man, es ist eine Quängelei und ein plötzlicher Einfall, einer von den vielen. schenialen “*, Einfällen, wie ein Herr sich gestern ausdrückte ich würde genialen? sagen die in dem Gehirn des Reichskanzlers entstehen und wieder vergehen, je nachdem es phosphoreszirt. Den Vorwurf würde man wiederum gemacht haben; ich aber, ich habe die Absicht, an diesem einmal erkannten Bedürfniß, so lange ich lebe, zu beweisen, daß die Meinungswechsel bei mir nicht so häufig sind. Der Volkswirth⸗ schaftsrath soll gar nicht, wie der Herr Vorredner sagte, zwischen dem Reichstag und dem Bundesrath stehen, hinter den Regierungen, namentlich hinter der eigentlichen Präͤsidialinitiative, von der die meisten Vorlagen ausgehen, damit diese durch die Zeugenvernehmung dieser Sachkundigen sich informiren kann, bevor sie mit ihrer Weisheit an das Licht des Tages tritt. Ich erstrebe nicht eine Einrichtung nach Maß ; gabe der wiederum nicht passenden Berufung des Redner auf die gleichmäßige französische Institution. In Frankreich ist nie irgend ein Parlament und die französischen Parlamente, ich meine die heutigen, nicht die alten waren sehr viel wechselnder und gefähr⸗ deter in ihrer Stellung wie unsere so kleinmüthig gewesen, daß es sich vor dem franzoͤsischen Volkswirtbschaftsrath gefürchtet hätte. Daß er Turgot, dem Minister einer absoluten Monarchie, unter Umständen unbequem gekommen ist, das mag sein, mir ist auch nicht Allez lieb gewesen, was aus unserem Wirthschaftsrath berausgekom- men ist, aber belehrend sind seine Aeußerungen doch immer, und ich möchte Sie bitten, namentlich von Ihrer Seite, sich nicht dem Ver⸗ dachte des Absolutismus, der keinen anderen Einfluß neben sich dul⸗ det, aus usetzen, sondern es uns zu gönnen, wenn wir unsere Lern bedurftigkeit eingestehen, uns belehren zu lassen. Ez ist das sonst eine außerordentlich geringschätzige Behandlung der Regierungen, wenn sie alle 25 darüber einig sind, sie bedürfen dessen, und bier wird ung gesagt! nein, Sie irren sich alle 25, Sie bedürfen dessen nicht, Sie sind für un sere Bedürfnisse klug genug, Sie sollen sich nicht besser informiren, als wir. Wir werden dafür keinen Groschen bewilligen.

Ich erwähnte schon, daß die Zusammensetzung des Wirthschafts⸗ rathes natürlich in den Händen der Regierung liegen muß, sie sucht ihre Information da, wo sie sie zu finden glaubt. An eine Art Richterkollegium dabei sich zu wenden, das fällt ihr nicht im Traume ein, Richter haben wir schon genug in der Welt.

Der Herr Vorredner hat gemeint, wir würden denselben Zweck durch Enqueten ad hoe jedesmal mit weniger Arbeit erreichen. Er hat mir also nicht geglaubt, was ich vorhin schon sagte, die Enqueten ad hoe machen ganz zweifellos mebr Arbeit, weil man immer hamine- noyi dabei bekommt, don denen seder Einzelne zuerst viel⸗ leicht das Bedürfniß hat, den Beweis zu liefern, wie sachkundig er

ist, was für ein Mann er ist, was er versteht, was er weiß; Die—⸗ jenigen, die schon eine Position gewonnen haben, bei denen es nicht mehr zweifelhaft ist, welche Bedeutung sie haben, die keine Stellun mehr zu gewinnen baben, mit denen wird leichter zu arbeiten sein. B neuen Enqueten findet man sehr häufig unrichtige Vorstellung über das, was für die Gesetzgebung überhaupt erreichbar ist, also was der Herr Vorredner bezeichnete mit dem Monopolbedürfniß eines jeden Einzelnen, über das sich der Minister Turgot beklagt hätte. Das findet man bei den plötzlichen Enqueten, bei den Sachkundigen, die noch „grün! sind auf diesem Gebiete, sehr viel häufiger, als bei Denen, die schon einigermqhen eingelernt sind.

Es ist wirklich bedauerlich, daß ich vor Ihnen so lebhaft plai⸗ diren muß für die Sorte Information, die wir zu brauchen glauben, und über deren Bedürfniß, ohne den Rechten des Reichstags zu nahe zu treten, meines Erachtens die Regierungen allein urtheilen können. Wir können natürlich, soweit es Geld kostet, es nicht ohne Ihre Zu⸗ stimmung machen; aher daß Sie uns den Brodkorb so hoch hängen, daß Sie uns die Information nicht gönnen, die wir zu brauchen glauben, das halte ich nicht der parlamentarischen Billigkeit und dem Entgegenkommen entsprechend, welches die gesetzgebenden Körper ein⸗ ander leisten sollen.

Der Herr Vorredner meint, daß man in dem Wirthschaftsrathe die objektive Wahrheit nicht finden würde. Ja, da möchte ich nur mit Pilatus fragen: was ist Wahrheit auf diesem Gebiete? Ich weiß nicht, ob wir darüber jemals vielleicht in einzelnen Fragen klar würden, ob wir jemals darüber einig würden, was objektive Wahr- heit ist. Die suchen wir auch in dem Sinne, wie der Herr Vor—⸗ redner es meinte, nicht. Wir suchen Kenntniß über dasjenige, was dem bureaukratischen Blicke vermöge der Stellung, von der er allein ausgehen kann, entgeht. Wir suchen Belehrung, und ich wiederhole, wir glauben sie zu bedürfen, ohne unwissender zu sein wie Andere.

Einer der Lerren Redner hat mir gestern die Fähigkeit abge⸗ sprochen, in 4 Jahren überhaupt etwas zu lernen. Nun ich habe schon gesagt, daß ich meine Lernfähigkeit nicht über den Durchschnitt der Menschen stelle, aber ein Triennium. 3 Jahre, sind doch das äußerste, was die meisten von den Herren hier, die etwas hierüber ge⸗ lernt zu haben glauben, für sich anführen können. Ein Jahr mehr noch, . wenn man durch eine fünfzigjährige bewußte Er—= fahrung im Leben für die Dinge, die man lernen soll, vorbereitet ist, kann mich wirklich dahin bringen, daß ich vielleicht irre ich mich von den Dingen doch eben so viel verstehe; wie der Durchschnitt von Ihnen, meine Herren, den Herrn Redner selbst eingerechnet. Von der Allgemeinheit in einzelnen technischen Rich⸗ tungen vielleicht nicht aber in der Gesammtheit glaube ich darüber ebensoviel Urtheil zu haben, wie Jeder von Ihnen. Die Herren müssen doch nicht glauben, daß ihnen die Wahl ihrer Mitbürger zu⸗ gleich durch eine gewisse mystische Weihe alle die Intelligenz, die ge= sammte, überträgt, daß Sie die Klugheit der zehntausend Wähler, die hinter Ihnen stehen, mitbringen. Meine Herren, Sie verstehen von der Sache nicht mehr wie ich. Seien wir also bescheiden und räumen wir Beide ein, daß wir der Belehrung bedürfen, und setzen Sie sich nicht auf das hohe Pferd, daß Sie uns sagen; wir nämlich die Fraktion, der der Herr Vorredner angehört wir wissen genug für beide, für Regierung und Reichstag, die Regierung braucht nichts von Sachkundigen zu lernen.

Der Herr Vorredner sagte noch ganz beiläufig: seitdem ich mich von Hrn. Minister Dellbrück getrennt habe es ist das wieder einer der historischen Irrthümer, die einreißen der Hr. Minister Delbrück hat sich von mir getrennt, und zwar einfach unter Be⸗ rufung auf seine Gesundheit. Ich will die ärztlichen Details hier nicht erwähnen, die er mir anführte, und ich habe mich vergeblich be⸗ müht, irgend ein anderes Motiv, ein sachliches von ihm herauszu⸗ bringen unter dem Erbieten, ihm entgegenzukommen, in dem, worüber er etwa klagen könnte. Er ist einfach dabei beharrt, sowohl Se. Majestät dem Kaiser gegenüber wie mir, sich auf seinen Gesund⸗ heitszustand zu berufen, und ich habe nicht den n . Grund anjunehmen, daß er mir, der ich mit ihm seit dem Jahre 1851 pari, passu in wirthschaftlichen Dingen, er in Zollvereinsgeschäften und ich in Bundeggeschäften in Frankfurt zusammen arbeitete, daß er Jemanden, mit dem er so lange bekannt und vertraut wäre, irgendwie nicht die volle Wahrheit bekannt hätte; es liegt das überhaupt nicht in enen Charakter, nicht die Wahrheit zu sagen. Wenn ich damals gesagt babe: davon verstehe ich nichts, fragen Sie Delbrück, so muß das doch gegenüber einem Manne wie Delbrück nicht so buchstäblich genommen werden; ich habe damit sagen wollen, Delbrück versteht davon mehr wie ich, er hat das Ressort in , . ich greife ihm nicht leicht ein, ohne Besprechung mit ihm. Da ist doch der r Vorredner mit den üblichen Formen, die zwischen Leuten wie dem Minister Delbrück und ihm und mir bestehen, vertraut genug, um aus dieser meiner Aeußerung nicht gleich ein öffentliches parlamentarisches Argumert für meine Unwissenheit machen zu dürfen. Ich habe schon öfters gesagt, ich habe mich in dieses Ressort nicht gemischt. so lange es in der Hand Delbrücks war, der eine große Autorität hatte, der seinerseits auch die Verantwor⸗ tung und die Vertretung davon übernahm. Sie haben auch aus dem, was ich eben anführte, entnehmen können, daß über seine Geschäfts⸗ führung kein Meinungsstreit zwischen uns bestand, und daß meine Anerkennung seiner Autorität so9 groß war, daß die wesentlichen Zweifel, die bei mir zu keimen begannen, ob wir auf dem richtigen Wege wären, von mir unterdrückt wurden gegenüber der Bedeutung und technischen Ueberlegenheit dieses Mitarbeiters, auf den ich nicht verzichten wollte. Ich habe damals solchen Wirthschaftspolitikern gegenüber, die sich darüber beschwerten, daß nicht Alles gut ginge und ich

laube, ich kann Zeugen dafür aufrufen gesagt: es ist möglich, daß wir tellenweise auf einem irrthümlichen Wege sind und daß nicht Alles richtig ist, was Minister Delbrück unternimmt; aber ich weiß nicht. wie ich die Lücke decken sollte, die entstehen würde, wenn er ausscheidet. Ich kann seinen Antheil neben Allem, was ich sonst zu thun habe, nicht übernehmen und weiß keinen Ersatz. Ich muß mir, wie es so häufig im Leben ist, eine tüchtige Kraft mit ihrem Können und Leisten und mit ihren Irrthümern, wenn welche da sind, erhalten und kann da nicht einen Mann von der Bedeutung, wie Delbrück, behandeln einfach wie einen , Rath, dem ich sage: ich habe Sie bitten lassen, nicht um Ihre Meinung zu hören, sondern um Ihnen die meinige zu sagen; so geht das nicht, sondern ich habe mit Kollegen doch nur den Gesammtdurchschnitt und das Fant zu ziehen und ab⸗ zuwägen, ob ich, unerachtet einzelner Verschiedenheiten, mit ihnen weiter arbeiten kann und muß oder nicht, und kann nicht in Einzel heiten sagen: das verstehe ich besser. ;

Der Herr Vorredner hat nachher wieder auf eine rein preußische Frage, auf die Antwort, die ich in meiner Stellung als Handele⸗ Ir fte der Handelskammer ju Grünberg in Schlesien ertheilt habe, Bezug genommen. Es ist vorauszuseben, daß darüber in Zu—⸗ kunft Verhandlungen im Preußischen Landtage stattfinden werden, da werde ich als Handels⸗Minister Rede stehen. Hier will ich zur Erläuterung blos anführen, daß die Berichte der Handelskammern ge⸗ setzlich vorgeschrieben, amtliche Aktenstücke sind. Wenn ich in diesen amtlichen Aktenstücken aber solche Widersprüche in den Ziffern, solche Widersprüche der Schlußziehung mit den Ziffern siade, wie darin, so müßten die Herren Berichterstatter selbst und die ganze annehmen, daß ein Handele ⸗Minister, der sich ruhig solche Berichte einreichen läßt, ohne darauf zu reagiren, sie gar nicht gelesen bat, und daß er seine Schuldigkeit nicht thut. In einem amtlichen Be— richte verlange ich vor allen Dingen Wahrheit; die habe ich darin nicht gefunden, und das habe ich offen gesagt und bin es bereit zu vertrelen, und, wenn Zeit wäre, so würde ich es bewelsen, indem ich alle diese Jiffern, die sier zur Hand liegen, Ihrem Sitzungs protokoll einverleibte. Ich will Sie aber nicht damst langweilen, und Sie werden heute gewiß mit mir gern darauf verzichten.

Der Abg. Dr. Frege bemerkte, der Abg. Bamberger habe

ewünscht, daß die Protokolle des Volkswirthschaftsraths autz⸗ ̃ rlich ausgearbeitet und publizirt würden. Er glaube aber, ein werde, gewisse Tendenz bei dieser Arbeit

dann gewiß der mn. Bamberger der Erste ne

welcher der Regierung e

vorwerfen würde. Daß der Abg. Leuschner für die Vorlage in verschwommener Weise plädirt habe, könne er nicht fin⸗ den; derselbe habe vielmehr mit klaren Worten auf die Nothwendigkeit hingewiesen, im praktischen Leben stehende Männer mit der Vorberathung wirthschaftlicher Gesetz⸗ entwürfe zu betrauen. Wenn der Abg. Bamberger sich immer wieder mit Entschiedenheit gegen die entsprechende französische Einrichtung erkläre, so erinnere er doch daran, daß dieselbe einer Zeit ihren Ursprung verdanke, in der das dem genannten Redner gewiß sympathische Regime des Bürger⸗ königs am Ruder gewesen sei. Wie man aus der Wieder⸗ einfügung dieser im vorigen Reichstag abgelehnten Position Mißtrauen gegen dieselbe entnehmen könne, verstehe er nicht; habe doch diese Praxis Präzedenzfälle in genügender Anzahl für sich. Was bleibe denn auch der Reichsregierung übrig, wenn sie die in Rede stehende Institution für ein noth⸗ wendiges Bedürfniß ansehe, als mit derselben immer wieder an den Reichstag heranzutreten. Es sei an der Zeit, die wirthschaftlichen Fragen in energischer Weise in die Hand zu nehmen, die bei den großen Neuorganisationen, welche die Gesetzgebung bisher beschäftigt hätten, zu kurz gekommen seien, zum Vortheil einer kleinen Minderheit. Habe nicht ein Theil des Volkes reale Gewinnste daraus gezogen, daß man das Großkapital unkontrolirt habe schalten und walten lassen in deutschen Landen? Er glaube, daß man mit großer Befriedigung das Geständniß des Reichstanzlers, er wolle noch mehr lernen, acceptiren müsse. Wenn sich ein Mann, der so Großes für das deutsche Vaterland gethan, in dieser Weise ausspreche, dann sei man wohl verpflichtet, die Mittel, welche er zu diesem Zwecke im Interesse der Gesammtheit verlange, anstandslos zu bewilligen. Er bitte namentlich diejenigen Herren, welche s. 3. sich für die wirthschaftliche Abtheilung erwärmt hätten, heute den Volkswirthschaftsrath als logische Konsequenz davon zu bewilligen. Den preußischen Volkswirth⸗

schaftsrath mit allgemeinen Reichsangelegenheiten zu befassen,

sei ein Unding. Zudem werfe die Opposition der Fort⸗ schrittspartei ein eigenthümliches Licht auf deren Taktik, da sie es sonst stets für angemessen erachtet habe, den Vorwurf des Partikularismus gegen die Konservativen auszuspielen. Er mache darauf aufmerksam, welche Kreise es gerade gewesen seien, die den verbündeten Regierungen gegenüber die For⸗ derung eines Reichsvolkswirthschaftsraths immer wiederholt hätten. Es seien dies große Interessentengruppen von Handel⸗ treibenden und Industriellen gewesen, denen der Landwirth⸗ schaftsrath in wohlwollender Neutralität zur Seite gestanden habe. Es handle sich demnach nicht um ein einseitiges Be⸗

dürfniß der Regierungen, sondern um eine Forderung des ganzen Volkes selber, der Wähler, denen doch auch der Abg. Richter gewiß gerecht werden wolle. Ec (Redner) freue sich aber dieser Institution, namentlich auch deshalb, weil dieselbe die Ansänge einer organischen Vertretung des Arbeiter standes enthalte, wenn auch nur noch schwache; er hoffe in— dessen, daß die Einrichtung auch in dieser Beziehung bald zu lebenskräftigen Gestaltungen führen werde. Die Gründe, welche die Gegner dieser Position vorgebracht hätten, seien vorwiegend formeller Natur. Er gebe zu bedenken, daß der Vorschlag, dieselbe vorläufig nur für das nächste Etats jahr zu bewilligen, doch nach keiner Richtung hin engagire. Sollte sich herausstellen, daß der Volkswirthschastsrath die an ihn geknüpften Erwartungen nicht erfülle, dann brauche man ja künftig die Mittel nicht zu bewilligen. Jedenfalls bitte er, für jetzt dieses völlig ungerechtfertigte Mißtrauen gegen eine neu zu schaffende Institution bei Seite zu lassen.

Die Diskussion wurde geschlossen; es folgte eine Reihe persönlicher Bemerkungen.

Der Abg. Richter (hagen) bemerkte, der Abg. Frege habe das Verständniß seiner (des Redners) ländlichen Wähler für ihre Interessen bezweifelt. Er möchte dem Abgeordneten, dessen Wiederwahl für die sächsische Gensd'armerie und die sächsischen Amtshauptleute wahrlich ein schweres Stück Arbeit gewesen sei, bitten, sich um seine Wähler nicht eher zu kümmern, als bis er ihn darum ersuche.

Der Abg. Dr. Frege erklärte, er habe nur von seinen Wählern gesprochen und müsse in dieser Beziehung seine Aeußerungen aufrecht erhalten.

Der Abg. Frohme konstatirte, daß er sich zum Worte ge⸗ meldet habe, durch den vorzeitigen Schluß der Debatte aber am Sprechen verhindert worden sei. Wahrlich habe es die Partei, der er anzugehören die Ehre habe, wohl verdient, in einer die wirthschaftlichen Interessen des Volkes so nahe an— gehenden Frage gehört zu werden. Sie sei aber daran gewöhnt, daß ihre Aeußerungen über wirthschaftliche Verhaäͤltnisse hier in unerhörter Weise unterdrückt würden.

Der Präsident rief den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.

Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, was der Vorredner hervorgehoben habe, sei keineswegs so unerhört, da auch die größte Fraktion dieses Hauses nicht zum Worte gekommen sei, obwohl er sich dazu gemeldet habe.

Der Abg. von Czarlinski konstatirte, daß der Schluß der Debatte es auch der polnischen Fraktion unmöglich gemacht

habe, die Gründe zu entwickeln, weshalb sie gegen diese Posi⸗ tion stimmen müsse.

Der Abg. Stolle erklärte, er habe sich gleich zu Anfang zum Wort gemeldet, sei aber vollständig überzeugt, daß, wenn sich nach ihm noch mehr als 20 Redner gemeldet hätten, diesem vor ihm das Wort ertheilt worden wäre.

Der Präsident rief den Redner zur Ordnung, da derselbe die Richtigkeit dessen, was er hier amtlich verkünde, in Zweifel gezogen habe.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn seine Partei eine Ahnung davon gehabt hätte, daß es dem Abg. Windthorst darum zu thun gewesen sei, gegen den Reichskanzler zu sprechen, so hätte seine Partei nicht für den Schluß gestimmt.

Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, er denke, daß jeder, der gemeldet sei, das Recht habe, zum Wort zu kommen, möge er für oder gegen den Reichskanzler sprechen wollen, wenn— gleich er gern glaube, daß Diejenigen, welche es zu ihrer Hauptbeschäftigung machten, gegen den Reichskanzler zu sprechen, hierüber anderer Ansicht seien.

In namentlicher Abstimmung wurde hierauf die Position mit 169 gegen 83 Stimmen verworfen.

Titel 14 desselben Kapitels verlangte 5000 M als „Kosten aus Anlaß der Maßregeln gegen die Reblauskrankheit.“

.Der Abg. Ackermann benutzte diese Gelegenheit, um an die Regierung die Frage zu richten, ob die revidirte internatio— nale Reblauskonvention auch die Bedürfnisse der Handels—⸗ gärtnerei berücksichtige und ob sie dem Reichstage noch in dieser Session vorgelegt werde, damit sie den Gärtnern noch . der für sie wichtigsten Jahreszeit, im Frühjahr, zu gute

omme.

Der Staats-Minister von Boetticher erwiderte, daß die Konvention noch in der laufenden Session vorgelegt werden würde; dieselhe enthalte nach einer Seite hin strengere Vor— schriften; im Interesse der Handelsgärtnerei feien aber für den Export von anderen Pflanzen die beschränkenden Vor— . beseitigt; es dürften nur keine Reben mit versendet werden.

Die weitere Berathung des Etats wurde vertagt.

Der Präsident von Levetzow machte dem Hause die schmerzliche Mittheilung, daß der im 2. braunschweigischen Wahlkreise gewählte Abg. von Heinemann verstorben sel. Die Mitglieder erhoben sich, um das Andenken des Verstorbenen zu ehren, von ihren Plätzen.

ö. i ruf vertagte sich das Haus um 4 Uhr auf Freitag

2 Uhr.

K * In serate für den Deutschen Reichs und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des Neuntschrn Reichs- Anzeigers und Königlich Prrußischen Staats Anzeigers:

Berlin 8w., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

Deffentlicher Anzeiger.

1. Steckbriefe und Vntersuchungs. Sachen. 5. Industrielle Etablissements, Fahriken 2. Subhastationen, Aufgebote, ö und Grosshandel.

u. dergl. 3. Terkäufe, Verpachtungen, Submissionen ete. 7. Literarische Anzeigen. 4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung 92 XR n. s. v, von öffentlichen Papieren.

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6. Verschiedene Bekanntmachungen.

S. Theater- Anzeigen. 1 der Börsen- 9. beilage. k X

„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein

& Vogler, G. L. Danbe & Co., E. Schlotte,

Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaux.

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Kaufmann resp. Seemann Georg Schulze, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen

Steckbrief. Gegen die unverehelichte Auguste Wilhelmine Henriette Dorothee Lembke, am 7. März 1853 zu Schleusenach

Kreis Boitzenburg,

bahn B. 123 de 79 III. am 24. September 1879 unter Nr. 4661 zur Asservation e . maligen Königlichen Stadtgerichts abgeliefert Verkaufs vorgezeigt hat, der Spezialkonkurs erkannt. hat, und die demnächst an die hiesige Hinter⸗

Kiel vom 19. Oktober d. J. auf Auslieferung der es da⸗ Hvpgthet zum Zweck des gerichtlichen öffentlichen 8

2.

Daher werden Alle, welche Ansprüche dinglicher

wiederholten Diebstahls in den Akten L. R. II. II61 81 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungsgefängniß zu Alt-Moabit 11/12 abzuliefern. Berlin, den 290. No⸗ vember 1381. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte J. Johl. Beschreibung: Alter 24 Jahre, geb. 11. 11. 57 in Berlin, Größe Im 70 em, Statur untersetzt, Haare dunkel, 4 braun, Nase etwas gebogen, Mund klein, Zähne vollstandig, Gesicht rund, voll, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch.

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Jo⸗ hann Friedrich Ferdinand starenz, 4. April 1814 in Alt Schadow geb., in Senzig wohnhaft, welcher sich verborgen hält, soll eine durch vollstreck= bares Urtheil des Königliches Landgerichts J. der Strafkammer JI. zu Berlin vom j. Juni 1881 erkannte Gefängnißstrafe von neun Monaten voll—⸗ streckt werden. Es wird ersucht, denselben zu ver⸗ haften und in das Amtsgerichtzgefängniß des Er= Enn sorte abzuliefern. Berlin, den 29. Novem-

r 1881. Königliche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht J. Beschreibung: Alter 369 Jahre, Größe 1.69 m, Statur mittel, Hagre dunkelblond, Stirn niedrig, Augenbrauen blond, Augen blaugrau, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Jähne voll ˖ ständig, Kinn rund, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch.

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen ngenieur Bronislaw Harazki alias von Ki- ngty, aus Rußland, angeblich Lenczica, gebürtig, welcher sich verborgen baͤlt, ist die Untersuchungshaft wegen wiederholten Betruges in den Akten 83 G. 2ll S1 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu derbaften und in das Untersu ungsgefaängniß zu Berlin, Ait Moabit Nr. 11113 8a abzuliefern. Berlin, Alt Moabit Nr. 1112 (NW.), den 28. No⸗ dember 1881. Königliches Amtsgericht J., Abth. 83. Veschreibung: üllter 33 Jahre, Größe 1.567 m, Statur schwächlich, Saare blond, Stirn hoch, . Pollbart. Augendranen blond, Kugen biau, tief= liegend, Mund gewöhnlich, Zähne vonlftändig, Kinn val, Geficht länglich, oval. Sprache volnisch. Be⸗ onder Kennzeichen: Unter dem linken Unter er eine Narbe.

Steckbriefs · Erledigung. Der hinter den frühe⸗ an Werkführer Johann Gottlieb Hermann Kuhn, jn den Affen ze. 23, S5, jetzt 335 rey. unter dem 12. Juni 1865 erlassene und unter dein . Dttober 1868 und 7. März 1872 erneuerte Steck lrie wird zurückgenommen. Berlin, den 22. No⸗ dember 1881. Königl. Staatganwaltschaft bei dem dandgericht J. Bast.

Steckbriefs Erledigung. Der gegen den Schuh macher Hermann Adolf Jaeckel unter dem 19. Ok— ober 185 erlassene Sted brief wird n, .

n, den 25. November 1881. Königliche Staat zanwal ischaft bei dem Landgericht J.

geboren, welche sich ., halt, ist die Unter⸗ suchungshaft wegen Diebstahls aus §. 242 St. G. B. in den Akten J. II. B. 372 81 verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in das Unter— suchungs⸗Gefängniß hierselbst Alt ⸗Moabit 11.12 ab⸗ zuliefern. Berlin, den 17. November 1881. König liche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht J.

Steckbrief. Gegen die unverehelichte Henriette Lipsky, am 14. April 1861 in Druska geboren, zu⸗ letzt in Poti dam wohnhaft nähere Beschreibung Ee welche sich verborgen hält, ist die Unter⸗ uchungshaft wegen wiederholten, theils einfachen, theils schweren Diebstahls verhängt. Es wird er⸗ sucht, dieselbe zu verhaften und in das Gerichtsge⸗ fängniß zu Potsdam abzuliefern. Potsdam, den 29. November 1881. Der Untersuchungsrichter bei

dem Königlichen Landgerichte.

44587 Steckbriefs · Erledigung.

Der hinter den am 1. Februar 1854 in Samter geborenen Arbeiter Oskar Hugo Cardinal von Wid⸗ dern am 22. Juli 1880 in aetis R. J. 1882 / 8) er- lassene Steckbrief wird hiermit zurückgenommen.

Berlin, den 25. November 1851.

Königliche Staatsanwaltschaft J.

Subhastationen, Aufgebote, Von⸗ ladungen u. dergl.

[445395 Deffentliche Zustellung.

Der Altsitzer Johann Friedrich Haack zu Tornau, vertreten durch den Rechtsanwalt Marfording zu Stendal, klagt gegen den Arbeitsmann Johann Christian Henning, früher zu Tornau wohnhaft, jetzt in unbekannter Abwesenheit lebend, wegen 270 „6 nebst 24,25 6 Jinsen, sowie 50 / 0 Zinsen von 29 M seit dem 31. August 1876 aus dem Schuldscheine vom 15. Februar 1873 und der Bürg⸗ schaft von demselben Tage, sowie der Quittung des

redit ! und Sparvereins zu Stendal vom 31. August 1876, und ladet den Beklagten vor das Kö— nigliche Amtsgericht * Stendal auf

den 23. Januar 1882, Vormittags 10 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Stendal, den 28. November 1881. . Gerichteschreiber des Königlichen Amtsgerichts: Pfannschmidt,

Se kretãr.

lrbs] Oeffentliche Zustellung. Die e n S. Baschwitz Sohn zu Berlin, , vertreten durch den Rechts anwalt Ernst hier klagt gegen die A. P. Kaiser Ferdinand Nordbahn, vertreten durch ihre Direktion ju Wien, wegen Einwilligung in die Auszahlung einer Arrestlaution von 600 6 mit dem Antrage: die Beklagte kostenpflichtig zu verurtheilen in die Herausgabe derjenigen Arrestkautien von 60M 9 S deutsche Reicheschuldrerschreibungen nebst Coupons Nr. 2 —8 und Talens, bezüglich den aus den fälligen Coupons gelösten Betraä gen in beglaubigter Form zu willigen, welche die Klägerin in der Prozeß ache S. Baschwitz Sohn wider die A. P. Kaiser Ferdinand Nord⸗

legungsstelle abgeführt ist, und ladet die Beklagte zur mündlichen Verhand⸗ lung des Rechtsstreits vor das Königliche Land— gericht J. zu Berlin, Civilkammer 10, auf den 20. Februar 1882, Vormittags 10 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Berlin, den 28. November 1881. Karaus, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts J. Civilkammer 10.

Mgson Aufgebot.

Der Müllergeselle Carl Holtz zu Stargard hat das Aufgebot des ihm angeblich gestohlenen oder verloren gegangenen Stargarder Sparkassenbuchs Nr. 20 123 jum Betrage von 600 S6 nebst Zinsen auf den Namen „Carl Holtz hier lautend, Behufs Kraftloserklärung beantragt.

Der Inhaber der Urkunde wird spätestens in dem auf

den 23. Juni 1882, Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 12, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlogerklärung der Urkunde erfolgen wird. Stargard i. Pomm., den 19. November 1851. Königliches Amtsgericht. J.

44593 Anfgebot. 1 Nr. 26790. Die Ehefrau des Privat Sebastian Wissert, Franziska Antonia, geb. Sartory, in Frei⸗ burg besitzt in Folge vollzogener Vermögensabson⸗ derung seit 1879: 194 Ruthen Acker, nunmehr Reben im mittle⸗ ren hintern Schlierberg, Gemarkung Freiburg, einerseits, Anton Berauer, anderseits Güterweg, welche deren Ehemann am 5. Dezember 1868 von der Verwaltung der Mädchenschule der Oberstadt läuflich erworben hat, ohne daß der Rechtstitel der Verkäuferin im Grundbuche eingetragen ist,. Auf Antrag der Besitzerin werden alle Diejenigen, welche in den Grund ünd Pfandbüchern nicht ein⸗ getragene dingliche oder auf einem Stammguts⸗ oder Familienguts verband beruhende Rechte haben oder zu haben glauben, aufgefordert, solche längstens in dem Termine Samstag, den 4. Februar 1882 Vormittags 10 Uhr, anzumelden, widrigenfalls die nicht angemeldeten Ansprüche für erloschen erklärt werden würden. Freiburg i. Bad., den 28. November 1851. Der Gerichteschreiber des Gr. Amtsgerichts. Dirrler.

aufgefordert,

11300I . Spezialtonkurs Anzeige.. Ueber das Grundstück des Milchers Jochim Frie⸗ drich Staack Nr. 17A. in Hassee, Hamburger Chaussee, wird auf Antrag des an erster Stelle pro⸗ tokollirten Gläubigers, welcher ein vollstredbares Er- kenntniß des Königlichen Amtsgerichts, Abth. V. zu

Art gegen dieses Grundstück oder Einspruch gegen das Spezial⸗Konkursverfahren glauben erheben zu kön⸗ nen, insbesondere die Hebungsbeamten und Ein⸗ nehmer wegen rückständiger Steuern und Abgaben, allein die protokollirten Gläubiger wegen ihrer ein⸗ getragenen Forderungen ausgenommen, hierdurch befehligt, solche Ansprüche spätestens in dem auf

den 30. Januar 1882, Mittags 12 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine hierselbst, Zimmer Nr. 11, anzumelden, Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Vertreters, bei Strafe des Ausschlusses von dieser Masse und des pfandfreien Verkaufs des Grundstücks. ĩ =.

Wegen Verkaufs des Grundstücks wird weiterer Termin vorbehalten.

Zum Zwangsverwalter ist der Rentier Asmussen in Kiel, Ringstr. Hö, bestellt.

Kiel, den 29. November 1881.

Königliches Amtsgericht. Abtheilung IIA. (gez.) Goldbeck Löwe. Veröffentlicht: Su kstorf, Gerichtsschreiber.

144599 Erbvorladung.

Bei der Verlassenschaft des am 14. d. M. ver⸗ storbenen Schreiners Anton Stihl in Wiechs sind dessen beiden Söhne Carl und Mathias Stihl als Erben betheiligt.

Da deren Aufenthaltsorte unbelannt, so werden solche zur Vermögensaufnahme und den Theilungs⸗ verhandlungen

mit Frist von drei Monaten mit dem Bemerken vorgeladen, daß, wenn sie nicht erscheinen, die Erbschaft nur denen zugewiesen würde, welchen sie zukäme, wenn die Vorgeladenen zur Zeit des Erbanfalls nicht mehr am Leben gewesen wären.

Thengen, den 29. November 1881.

Der Großh. Notar Schmidt.

Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nach durch Anschlag an die Gerichtstafel und durch Abdruck in den Mecklenburgischen Anzeigen bekannt gemachtem Proklam finden zur Zwangsversteigerung des Wohnhauses Nr. 121 hiesiger Neustadt an der Waisenstraße mit Zubehör Termine

I) zum Verkaufe nach zuvoriger endlicher Reguli⸗

rung der Verkaufsbedingungen am Hillen den 8. r. 1882, Vormittags 12 Uhr, 2) zum Ueberbot am ö. Mittwoch, den 1. März 1882, Vormittags 12 Uhr, ; im Zimmer Nr. 16 Schöffengerichtssaal des hiesigen Amtẽgerichtsgebäudes statt.

Auslage der Verkaufsbedingungen vom 25. Ja⸗ nuar E J. an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem 3 Sequester bestellten Rechtsanwalt Beetz hie⸗ selbst.

Schwerin, den 30. November 1881. : Großherzogl. Mecklenburg ⸗Schwerinsches Amtsgericht. Zur Beglaubigung:

Der Gerichtsschreiber Kuhg.

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