1881 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Publikation dürfte manchen sonst Kauflustigen abschrecken, was bei der Vortrefflichkeit derselben nur auf das . bedauert wer⸗ den 8 ;

. . Unter den Prachtwerken für das diesjährige Weihnachtsfest wird die Gusta v Frevtag-Galerier einen Platz einnehmen. Vier neue Kompositionen zu den Gebilden des Dichters beschließen das in einer Zeitdauer von fünf Jahren, unter der Mitwirkung hervorragender deutscher Künstler, glücklich zu Ende geführte Bilderwerk. Es sind dies die Blätter zu Freytags Dramen „Valentine“, mit Porträt der Fr. Ellmenreich (die Scene im Boudoir der Valentine, gemalt von J. Leisten in Düsseldorf), Graf Waldemar‘ (die Spielscene, gemalt von dem flotten Sportmaler G. Koch, der sich zu Modellen der Hauptvertreter dieses Dramas die Herren Barnay, Friedmann und Fr. Claar⸗Delia genommen hat), »Die Brautfahrt“ (gemalt vom Hofmaler Fur in Wien nach der Scenerie der Wiener Hofburgaufführung) und endlich aus dem letzten Ahbnenbande „Aus einer kleinen Stadt“ die Scene, worin Oberft Desalle vor seiner Abreise seine Feindschaft zu Dr. König ãußert. Letztere hat F. Skarbinag zu einem ergreifenden Bilde gestaltet. Die jetzt. aus 30 Bl. bestehende Galerie (Verlag von Edwin Schlömp in Leipzig) gehört zu den werthvollsten Geschenken für den Weih— 1 ] 3 . Die lernende Jugend dürfte es mit Vergnügen hören, da sich der unter dem Titel Mentor ' erscheinende . 2. O. A. Piererschen Verlags in Altenburg auch für das Jahr 1882 in seinen beiden Ausgaben für Schüler und für Schülerinnen wieder eingestellt hat. Seit zwölf Jahren hat sich derfelbe in der Gunst der betreffenden Kreise erhalten. Der Kalender bemüht sich ein Regulator des Fortschritts der lernenden Jugend zu sein, indem er über das, was dieser einmal fest im Gedächtniß fitzen foll, eine Kontrole darbietet. Er kräftigt das Gedächtniß durch stete Hinweise auf geschichtliche Erinnerungstage und prägt gewisse not wendige Begriffe, Zahlen und Kenntnisse in Memorirstoffen fest ein. Dadurch, daß er ferner zu Ordnung und Zeiteintheilung hinleitet, unterstützt er die Zwecke der. Schule im Hause. Der neue Jahr⸗ gang enthält wieder ein Kalendarium mit auf die alte, mittlere und neue Geschichte zurückgreifenden geschichtlichen Erinnerungstagen, einen Tafelkalender, Lektionspläne, Schülerverzeich⸗ nisse, verschiedene Tabellen, Geschichtstabellen, eine revidirte geogra— phisch⸗statistische Tabelle aller Staaten der Erde. Neu und lehrreich in der Ausgabe von 1882 ist eine Erklärung der gewöhnlichen und interessanten Naturerscheinungen und eine Kunstgeschichte im Miniatur⸗ bilde. Den Schluß bildet ein Kalender der alten Römer. Bei dem Preise von 60 für das dauerhaft kartonirte, von 1 für das ansprechend gebundene Exemplar kann das Büchlein als ein billiges und nützliches Weihnachtsgeschenk angesehen werden. .

. Wir machen auf eine soeben im Verlage von Müller— Löpen hierselbst erschienene Fluß- und Eisenbahnkarte vo m Deutschen Reiche, im Maßstabe von 1: 2060006, aufmerksam. Dieselbe ist nach der im Ministerium der öffentlichen Arbeiten gefertigten Karte der Wasserstraßen in Preußen“ sehr sorgfältig und überficht⸗ lich gearbeitet und entspricht allen Anforderungen an einen Verkehrs⸗ plan. Die. auch in tvpischer Hinsicht gelungene Karte, welche in 6 Farben hergestellt ist, hat einen recht mäßigen Preis. Sie kostet brochirt 175 „S, auf Leinwand in Mappe 2,56 S. London, 4. Dezember. (Allg. Corr) Wie die „Academy“ er⸗ fährt, sind 5000 babylenische Schxifttafeln, darunter viele sehr gut erhaltene, welche Mr. Rassam in den Erdhügeln von Abu— Habba entdeckte, unterwegs nach dem britischen Museum. Abu⸗Habba ist die Stätte von Sippare, dem Sepharoaim des alten Testaments. Es ist möglich, daß dieser Fund die Bibliothek von Sargon J., der im Jahre 2000 vor Christi Geburt lebte, enthält.

Gewerbe und Handel.

Die Bank des Berliner Kassen-Vereins hat zur Erleichterung des Verkehrs in den an der hiesigen Börfe hauptfächlich gehandelten Effekten ein Giro-Effektendepot eingerichtet, dessen Bureaur werktäglich von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Nachmittags ge⸗ öffnet sind. Die Verwaltung des Instituts veröffentlicht foeben die Geschäftsordnung für das Giro⸗Effektendepot und macht zunächst 38 verschiedene Effekten namhaft, die in geschlossenen Packeten im Giro⸗Effekten-⸗Depot niedergelegt werden können und in denen der Verkehr sich zukünftig auf dem Wege der Uebertragung durch Checks vollziehen wird. Für die Art der Ein- und Auslieferung der Effek— ten, der Empfangsbescheinigungen, der Checks ꝛc. sind in der Ge— schäftsführung ausführliche Anweifungen gegeben. Ueber die even— tuelle Annahme anderer als der angeführten Werthpapiere entscheidet eine Aufnahme⸗Kommission. ;

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Nach einer Privat⸗ dexesche aus Queenetown ist der Hamburger Packetdampfer „Allemannia“ heute Mittag daselbst beschädigt eingeschleppt worden; derselbe hatte Hamburg am 13. v. M. verlassen und war nach New-⸗Jork bestimmt.

Queen stown, 5. Dezember. (W. T B.) Der Hambur Packetdampfer . Allemannia“ ist vom Dampfer Han un ger bier einbugsirt worden. Der Hauptschaft ist gebrochen. An Bord befinden sich auch einige Blatternkranke.

Triest, 5. Dezember. (W. T. B). Der Lloyddampfer Argo“ ist heute, Vormittag 11 Uhr, mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Plymouth, 6. Dejember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer . Cimbria ist hier eingetroffen.

. Newer Nork 5. Dezember. (B. T. B.). Der Dampfer „Ita nö. von der National-Dampfschiffs- Compagnie

6. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 6. Dezember 1851.

Im Wissenschaftlichen Kunstverein (Sitzung v. 16. No—⸗ rember d. J.) hielt auf Ersuchen des Vorstandes der Oberst Baron Korff einen ungemein interessanten Vortrag über seine dies jährige Reise im Kaukasus und in Persien. In der Kürze der Zeit entwarf der Vortragende unter Zugrundelegung des Gedankens, wie geo⸗ graxhische und klimatische Verhältnisse im Lauf der Jahrhunderte für die Geschichte der Völker zwingend werden, ein Bild der heutigen Zustände, wie sie aus der Kette der vorhergegangenen Kämpfe wie eine Erbsünde erwachsen seien. In farbenreicher poetischer Schilde— rung wurden die Zuhörer von den Mythe⸗umwobenen Schneegipfeln des Elborus und Kasbek in die pitores ken Schluchten und blumigen Thäler an die Ufer des Terek, Kuban und des gelbrollenden Kur geleitet. Die Darstellung des chronologischen Verlaufs der Jahrhunderte ließ den Völkerwirrwar wie ein Schachbrett von Gegensätzen, aber in scharf gejeichnetem Bilde erkennen, belebt durch linzuistische wie archäologische Forschungsresultate. Die lebendige klare Schilde⸗ rung der heutigen Zustände in Sitten und Gebräuchen, Ür— sachen und Wirkungen in Verbindung mit vielen interessanten Perso⸗ nalbeziehungen, ließen den Wunsch aussprechen, die Fulle des Mate⸗ rials noch für fernere Mittheilungen nicht zurückbalten zu wollen. Ein Schatz von vortrefflichen Bildern, Werken und Photographien Rirculirte in dem lebhaft angeregten Auditorium, dem sich auf besonderen Wunsch auch die Damen der Mitglieder des Wissenschaftlichen Kunst⸗ vereins angeschlossen hatten.

Der landwirtbschaftliche Centralverein des Regie⸗ rungshbezirks Pete dam trat am Dienstag Vormittag im Saale des Norddeutschen Hofes unter Vorsitz des Ritterschaftsratbe von Wedell ·Malchew zu seiner 37. Generalrersammlung zusammen. Die geschäftlichen Angelegenheiten waren bereits Seitens der stimm⸗ berechtigten Abgeordneten in einer am Montag Abend abge⸗ baltenen Vorversammlung erledigt worden. Dem dort vom General⸗ sekretär Dr. ven Ganstein erstatteten Jahresbericht ent⸗ nehmen wir, daß der Centralrerein im Jahre 1881

Z Lokalvereine mit ca. 5000 Mitgliedern umfaßt, zu welchen die 62 zu einer besonderen Deputation, der märkischen 5konomischen Ge⸗ sellschaft zu Potsdam zusammengetretenen unmittelbaren Mitglieder zuzurechnen snd. Eingegangen, beziehungsweise ausgeschieden sind im laufenden Jahre sechs erst. neuerdings gegründete Vereine, die sich als nicht lebensfähig erwiesen. Im Allgemeinen ist dagegen das landwirthschaftliche Vereinsleben im kräf⸗ tigsten Aufschwunge begriffen. Der landwirthschaftliche Central⸗ verein hat auch im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Staats— beihülfe, in Höhe von 19775 MS erhalten. Dazu sind 6098 Beiträge der Lokalvereine und 1950 ½. Beitrage der Aachener und Münchener Feuerversicherung gekommen. Trotzdem haben die Einnghmen mit den Ausgaben nicht den gleichen Schritt halten können. Was die landwirthschaftlichen Verhaͤlt⸗ nisse im Allgemeinen anbetrifft, so bemerkt der Jahres⸗ bericht hierzu Folgendes: das landwirthschaftliche Schulwefen kann zur n Fals ein überaus geordnetes bezeichnet werden. Die landwirthschaftliche Hochschule zu Berlin, die mit einer Versuchs— station verbundene Landwirthschaftsschule zu Dahme, die Winterschule zu Oranienburg, die Arbeitsschule zu Beckenthin, die die Satzungen des häuslichen Gewerbfleißes der ländlichen Arbeiterbevölkerung zu— führen will, haben jede in ihrer Art erfreuliches geleistet, wenn auch für letzteres Institut sich noch eine gewisse Gleichgiltigkeit jeigt. Vom Centralverein subventionirte Thierschauen sind 2. im Bezirk des Vereins abgehalten worden; dazu treten die Mastyviehgusstellung zu Berlin, die Bienenausstellung zu Potsdam und die Abstausstellung in Werder. Auf diesen Schauen waren von 1064 Ausstellern 2745 Thiere und andere Sachen ausgestellt und in Summa 30 191 „4 an Preisen vertheilt worden. 8 Zuchtpferd— genossenschaften sind im Jahre 1881 neu begründet worden. Durch die u. ministerieller Subventionen wie auch aus eigenen Mitteln haben sich die speziell der Fischerei gewidmeten Vereine des Bezirkes bemüht, die Besetzung der Seen und Flüsse mit Fischen zu fördern. Unterstützungen zur Hebung des Obst⸗ und Gartenbaus sind auch in diesem Jahre reichlich gewährt worden. = Der Kassenbericht ergab einschließlich 39 824 S Bestand 59 760 Einnahme und 33 991 4M. Ausgabe. An Stelle des aus dem Vor— stand ausscheidenden Hrn. von Türk trat Rittergutsbesitzer Jacobs neu in den Vorstand ein. Auf Antrag des Vereins Zehdenick be—⸗ schloß die Delegirtenversammlung sich mit der Blite an das Kriegs⸗Ministerium zu wenden, dahin zu wirken, daß die Ersatz— reserve J. Klasse zur Hauptübung im Frühjahr und nur zu den klei— neren Uebungen im Herbst eingezogen werde. Die Hauptversamm— lung wurde am Donnerstag Vormittag von Hrn. von Wedell mit einem Hoch auf Se, Majestät den Kaiser eröffnet. Im Auftrage ö. ae n r nen, nn, wohnte der Versammlung, ie sich gusschließlich mit wirthschaftlichen Fragen beschäftigte, Ge⸗ heimen Regierungs⸗Rath Dr. Thiele bei. . J

Der Verein für die sieben Goßnerschen Kleinkinder— bewahranstalten hielt gestern Abend in der mit Blumen und Kränzen reich geschmückten Bethlehemskirche sein 47. Jahresfest ab. Das, Gotteshaus war bis auf den letzten Platz dicht gefüllt; die Fest⸗ predigt hatte der Hof- und Garnisonprediger Frommel übernommen; das Wort der Heiligen Schrift aus dem 14.—16. Vers des 117' Psalms lag derselben zu Grunde. Den Bericht, der fich wefentlich auf, die Schilderung erhebender Momente aus dem Vereinsleben be— schränkte, erstattete Pastor Knak. In den 7 Bewahranstalten, die sich auch in diesem Jahre Allerhöchster und Höchster Protektion er— freuten, befinden sich zur Zeit 5o5ß Kinder gegen 585 im Vorjahre. Am stärksten besucht ist zur Zeit die Anstalt in der Müllerstraße, die unter dem speziellen Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin steht. Unter den Pflegebefohlenen befinden sich, wie Pastor Knak ausdrücklich konstatirte, sechs Ungetaufte und sechs Juden. Heute wird in der Wohnung des Pastor Knak der Weihnachtsverkauf zum Besten der Anstalten eröffnet.

. Auxjich, 2. Dezember. (Neue Hannoversche Ztg.) In der heu— tigen Sitzung der außerordentlichen Synode der evangelisch-refor— mirten Gemeinden der Provinz Hannover wurde die Spezialdebatte des Synodalentwurfs fortgesetzt. Die §§. 50-57 wurden ohne größere Debatte mit einigen unwesentlichen Aenderungen von der Synode angenommen; 5§. 58 wurde zum Schluß mit einem Antrag des Synodalen Ibeling, der die Wahlen auf 6 Jahre, statt auf 3 Jahre festsetzte, genehmigt.

Im Concerthause brachte Hr. Hof⸗Musikdirektor Bilse am Sonnabend wieder eine Novität, nämlich eine Suite Algérienne Impressions pittoresque d'un oyage en Algérie, von Camille Saint-Sasng, zur Aufführung. Das Werk setzt sich aus einer Reihe von tonmalerischen Genrebildern zusammen, welche ebenso originell erfun⸗ den sind, als sie stimmungevoll charakteristisch wirken. Die interessante Suite wird im morgigen Symphonieconcert wiederholt werden. Außer⸗ dem bringt der morgige Abend u. A. die fünfsätzige Symphonie in En–-dur Ländliche Hochzeit,, von Carl Goldmark, und die schot— tische Ouverture von N. W. Gade. Auf dem Programm des Ge— sellschaftsabends, am Dannerstag, stehen Solovorträge der Herren Thomson und Türpe. Am Freitag werden das prächtige Siegfried⸗ Idyll und das Vorspiel zur Oper Tristan und Ifolden, von R Wagner, zum Vortrage kommen, und die Herren Hekting und Turpe Solostücke spielen.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Preußisches Verwaltungs⸗Blatt. Wochenschrift fur Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen. Herausgeber: Dr. jur. Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewitz in Berlin N. Monbijou⸗Platz 10. Jahrgang III. Nr. 19. Inhalt: Un⸗ abänderlichkeit der Finalabschlüsse der Staatskassen. Sonntage— anzug nicht der Pfändung unterworfen. Reichs- Stempelabgaben. Haftstrafe für Schulversäumnisse. Beurlaubung von Zöglingen der Zwangserziehungsanstalten. Versagung der Bauerlaubniß [wegen Verkehrsstörung, 2) wegen Verunstaltung. Versagung der Bauerlaubniß auf Grund des §. 11 Baufluchtengesetzes. Merkmale eines Umbaus. = Zu §§. 17, 22, 25, 31, 85 Nr. II Reiche Unterstützungswohnsitzỹgesetzes.˖ Zu §§. 14 und 27 Reichs- nter⸗ stüßungswohnsitzgeseßes. Schadenzsersaß pflicht der Richter. Zur Entschädigungsvflicht der Feuerversicherungsgesellschaften. Stemwbel ju Pfandbriefen. Bedrohung mit einer Beleidigung. Vollendung des gewerbsmäßigen Glückspiels. Straflosigkeit des Vertriebs zu⸗ gelassener Loose über ihren örtlichen Bereich. Ueberschreitung des Züchtigungsrechts des Lehrers. Verletzung der Dienstpflicht des Gesindes und der ländlichen Arbeiter. Feier der Sonn. und Fest⸗ tage. Ausweichen und Beleuchtung von Fuhrwerken auf zffeni⸗ lichen Wegen. Anlegen der Hunde. Feilhalten im ÜUmberzieben auf den Wochenmãrkten. Maßregeln gegen Scharlach und Dirh⸗ theritie. Wider Fälschung von Vieh⸗Ursprungeattesten. Wider die * und * 7666.

Beiheft zum Militär⸗Wochenblatt, herausgegeben vo v. Löbell, Oberst j. D. (Berlin, Ernst Siegfried rr * 8603 Nr. 10 Jahrgang 1881). Inhalt: Der Entwurf einer Instruktion für die Gefechtethätigkeit der Russischen Feldartillerie in Verbindung mit den übrigen Waffengattungen. Bearbeitet von Krahmer, Major im Großen Generalstabe. Ueber den wahrscheinlichen Verbrauch an Kleingewebrmunition im Festungskriege der Jukunst.

Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Rr. 97. In balt; Die moderne Witterung kunde und ihte Bessebungen jur Land— wirthschafst. Von Dr. Aßmann, Vorsteber der Magdeburger Werter⸗ warte. Die Nähmaschine als Hausfreundin Haferersatz bei Lr define, Von . Dietrich. Die Ernteschäden in den Jahren 1878 8 in Preussen. Deutsche Viebzucht. und Herdbuch⸗ Gesellschaft. Jauchevertheiler für dickllüssigen Latrinendün er. Von

Verhandlungen des Vereins zur Befördeun Gewerbfleißes 1881. IE. Heft (November). Inhalt: bt lungen. Berichte über die wirt schaftliche Lage der deutschen Industri Die wirthschaftliche Lage der Zink-⸗Industrie in den westlichen Pro⸗ vinzen Deutschlands im Jahre 1880. Von Oskar Bilharz, technistz Direktor der Aktiengesellischaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieh . . zu Preuß. Moresnet. Die dage

ndustrie in Oberschlesien im Jahre 1880.

Kgl. . zu Breslau. . . Althan⸗ riedri eorg Wiecks ‚Deutsche illustrir y herausgegeben von der Werl l gt fit, 94 Mitwirkung tüchtiger volkswirthschaftlicher und technologifcher Kraft Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart. Nr. 15. Inhe Das ginge, vom 13. Juli 1881. 17. Cin Beitrag Mt Berichtigung der Dampfkessel⸗Explosionstheorien. Ein kunftge wen liches Arbeitsgebiet der Frauen. Toepfers Fernschließer. n Sprengstoff. Die Fliegen als Luftreiniger. Imitation . Jacaranda⸗ oder Palisanderholzes. Die Zukunft des Gaseg. Ein neuer Versilberungsprozeß für Eisen und Stahl. Wochen bericht des technischen und Patentburegus von H. Simon. Ve. schiedenes. Vom Büchertische. Anzeigen. ö

Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen, Ver— lag Berlin 8w., Lindenstr. 80, haben folgenden Inhalt: Erweitern . oder obligatorische Unfallversicherung von Albert Pütsch

sivilingenieur in Berlin. Schlafwagen der Königlichen Eisenbahn direktion Bromberg, gebaut von der Breslauer Aktiengesellschaft fir Eisenbahnwagenbau, vormals Linke, in Breslau. Mit 6 Abt. * Verein deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung vom IJ. No vember 1881. Vortrag des Hrn. J. Goebel, Maschinen⸗Ingenieur über eine Präzisionssteuerung für Turbinen. Mit Abb. = Dis kuffion über den Vortrag des Hrn. R. Garbe, Königlichen Eisenbahn⸗Ma⸗ schinenmeister, betreffend die Technologie der Eisenbahnwer kstätten. Fragekasten: Phosphorbronze und ihre Anfertigung, Mittel gegen Kesselstein, Funkenfänger für Lokomotive mit Holzfeuerung, Leucht thürme an den deutschen Küsten. Der Schienenmarkt in den Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika von 1860 - 1880. Mit 1 Abb Veitrag zur Beurtheilung der Düsseldorfer Dampfkesselverfuche von L. und C. Steinmüller in Gummersbach. Sicherheits kesse⸗ System Schmidt von J. Lüders, Professor in Aachen. Deutscher Marktbericht von O. Philipp, Ingenieur in Berlin. Englischer Wochenbericht von H. Simon, Ingenieur in Manchester. Fran⸗ zösischer Marktbericht. Verschiedenes. Personalnachrichten. = Anlage 1 Patentamt. Anlage 2 Literaturblatt. Inserate.

Gewerbeblatt aus Württem berg, herausgegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel. Rr. 49 * Inhalt: Internationale Fischerei⸗Ausstellung zu Edinburg 18875 Zur Frage der Innungsorganisation. Neuss Verfahren bei der Schwefelgewinnung. Flaschenzug mit Schneckenradbetrieb. Neues im Musterlager. Die Zahl der Befucher der Mustersamm⸗ n , 25 Ankündigung.

utsche Bauzeitung, Verkündigungsblatt des = des deutscher Architekten und , , * rg . und F. W. Büsing, TV. Jahrgang. Nr. 97. Inhast: zas Münster zu Freiburg i. Br. (Schluß.) Förderung des tech nischen Unterricht und der technischen Lehranstalten in England. * Karl des Großen Rheinbrücke bei Mainz, eine Römerbrücke. Schluß) Die Kanaglisation auf getrenntem Wege. Mittheilungen au Vereinen: Verein für Eisenbahnkunde. Bremer Architekten⸗ und Ingęnicurverein. Architekten- und Ingenieurverein in Hamburg 8 , . un Di fe e herz . Konkurrenzen: Konkurrenz für Entwürfe zu einem Krieger in Mainz. = 8. ö. ,. f gerdenkmal in Mainz. Bau ge wer Ss-Zeitung. Organ des Verbandes deu Baugewerksmeister. Zeitschrift für praktisches Bauwesen. f daf de Verlag von Bernhard Felisch, Baumeister in Berlin. Rr. 96. Inhalt: Vereins ⸗Angelegenheiten. Lotales und Vermischtes. Schulnach⸗ richten. Technische Notizen. Soziales. Brief- und Frage⸗ kasten. Berliner Baumarkt. Submissionen. Markt⸗Bericht Wahlrxede des Zimmermeisters Blödner. Beilage: Annoncen.

Nr. MM. Inhalt: Das fünfzigjährige Jubildum der Bau— gewerksschule zu Holjminden. Terrazzo. Vereins⸗Angelegenheiten. Berliner Neubauten. Schulngchrichten Lokales und Ver. mischtes. Technische Notizen. Bücher⸗Anzeigen und Rezensionen. Personal⸗Nachrichten. Brief und Fragekasten. Patent⸗Er⸗ theilungen. Berliner Baumarkt. Submissionen. Annoncen n r ,.

Die Orgel⸗ und Pianobau-⸗-Zeitung. schrift die Gesammtinteressen der Hen nr und ,, instrumente. Dffiziellee Organ des Vereines Deutscher Piandofabri= anten und Händler. Begründet von Dr. M. Reiter. Nr. 45. Inhalt. Zeitung: Der Plan einer für das Jahr 1883 rojektirten internationalen Ausstellung von Mnsikinstrumenten zc. zu Berlin. III. Vereinsnachrichten. Orgelbaunachrichten. —2 Technisches. Noch ein Beitrag zur Schraubenstimmung für Pianos. Physikalisches. Ueber die Töne, welche beim Ausströmen des Wassers entstehen. (Fortsetzung) Verschiedenes. Kleinigkeiten. Jahresbericht des amerikanischen Patentkommissärs pro 1885. Bücherschau. Patentnachrichten, Marktbericht. Briefkasten. Anzeigen. O Feuilleton: Die Musik und ihr Schicksal. (Fortsetzung. ) Mosaik. Auszeichnungen. Räthselauflösung.

Deutsche Töpfer⸗ und Ziegler⸗Zeitung. Begründet von A. Türrschmiedt. Redigirt von Friedr. Soff mann. Organ det Ziegler⸗ und Kalkbrenner Vereins. Berlin. XIñ. Jahrgang. Nr. 49. Inhalt: Pyrometrische Prüfung eines Staßfurter Magnesiasteins. Einiges über den Bau und Betrieb der particllen Ringöfen. Asphalt und seine Werthbestimmung. Vermischtes. Brief⸗ und ie n Anzeigen.

Mittheilungen der Großherzoglich sischen Centralstelle für die dan drr e oil st ' 9 hr 26h e C if Verjeichniß der Gemarkungen und Gemeinden mit Angabe der ortt— anwesenden Bevölkerung nach der Zählung vom 1. Dezember 1880. X Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände Dftober 18581. Sterblich eits verhaltnisse Okteber 1881. Meteorologische Beob⸗ 2 7 , . Oltober 1851.

Auf der Oöhe. Internationale Revue, herausgegeben von Leopold v. Sacher ⸗Masech. J. Band. 3. k 188! Leipzig. Greßner & Schramm. Inhalt: Damenico EGiampol. Cam bobasse/] Der Nattermann. Eine Geschichte aus den Abrunzen, D. Sacher. Masoch. Ceipzig. Die guten Feen. Moritz Willkomm. (Prag.) Ein Frühlingstag in der Sierra Nevada. Lulgl Pal mieri. Neapel.) Ueber den gegenwärtigen Justand des Vefuv. J. J Vonegger. (Zürich. Veduten von der Riviera. Touis vin. (Paris.) Die Wahlen in Frankreich. 1791 und 17927. Ludwig Nobl. (Heidelberg.) Die neuere Oper. J. H. Schwicker. (Buda⸗ pest. Aus halbvergangener Zeit. Theodor Stromer. (Leipiig) Gudrun. Clemens Steyrer. [ Passau.) Ghriftabend. Glemenz danliewic Cö-ernowicz.) Die Volklephilosephie bei den Kleinrussen. Jehann Fastenrath. (Göln.) Der Dichterfürst des spanischen Amerika. Friedrich von Hellwald. (Stuttgart.) Zur Völkerkunde Amerilat. Baronin Clise Lon Hobenhausen. (Berlin.)

Dol Rousseu . Revue des Lebens. Frankfurt a. M. (Johanneg

J roeln deipvrig (Derm, Roskoschny.) London. (Helen Iimmern.) Venedig. (Envico Castelnuovo. ) Wien. (Fritz Lemmaver. ) Chro ni der eleganten Welt. Berlin. (Arthur von Lory.) Budapest. (Barnoin Lipejkv) Paris. Mme. de Rochethullou.)

Redact : Ri Gerlins acteur: Riedel

Verlag der Gmeritlon Cessey Dru: W. Elsner. Fünf Beilagen

8; Kühn. Erfrorene Kartoffeln. Von Eisbein. Gebisde auf

Rosen u. A.

(einschließlich Börsen⸗ Beilage).

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 286.

Berlin, Dienstag, den 6. Dezember

EG g.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 6. Dezember. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (10) Sitzung setzte der Reichstag die zwe te Berathung des Entwurfs eines Ge— setzes sort, betreffend die i n. des Reichshaush alt s⸗ Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit dem Spezialetat des Reichs⸗-Eisenbahnamts (fortdauernde Ausgaben 203 15046, Einnahmen Tit. 1 und 2 S851 6). Der Abg. Schrader fragte an, wie es mit dem Erlaß des wiederholt versprochenen Reichs⸗Eisenbahngesetzes stehe? In der vorigen Session sei mitgetheilt, daß der Entwurf eines Reichs-Eisenbahngesetzes von der preußischen Regierung dem Bundesrath vor⸗ gelegt sei. Seitdem sei nichts in der Sache geschehen, man sei heute nicht weiter gekommen als im Jahre 1880, ein unerwünschter Zustand, zunächst für das Reichs-Eisenbahnamt, das durch den Mangel eines solchen Gesetzes der für Ausübung der ihm gesetzlich zugewiesenen Thätigkeit nothwendigen Grundlage ent— behre. Ohne Zweifel habe das Reichs-Eisenbahnamt auf dem ihm gebliehenen Felde eine höchst nützliche Wirksamkeit geübt und übe sie noch, viele gemeinsame Einrichtungen habe es angeregt und ausgeführt, vor allen Dingen sei seine neueste Einrichtung einer Statistik zu schätzen, die, auf ganz Deutsch⸗ land nach gleichmäßigen Normen ausgedehnt, ein sehr werth⸗ volles Material für die Beurtheilung der Eisenbahnverhält— nisse Deutschlands liefern werde, aber den Hauptzweck zu er— füllen, um deswillen es im Jahre 1873 eingesetzt worden sei, eine wirksame Aufsicht über das deutsche Eisenbahnwesen zu üben und wirksam einzugreifen in die Verkehrsverhältnisse, damit eine einheitliche Verkehrspolitik besolgt werde, das sei dem Reichs-Eisenbahnamt nicht gelungen, weil demselben die Befugnisse fehlten, die ihm nur durch ein Gesetz gegeben werden könnten. In der Zeit seines Bestehens sei es auf dem wichtigsten Gebiet der Güter— tarifangelegenheit nicht vorwärts, sondern zurückgekommen. Ihre Ordnung habe von vornherein als eine seiner haupt— sächlichsten Aufgaben gegolten, deren es sich auch sofort ange— nommen habe: zusammen mit der Eisenbahnverwaltung habe es in kurzer Zeit ein einheitliches Tarifsystem hergestellt. Leider sei dieses System damals nicht zur Ausführung gekom— men, vermuthlich weil durch den Wechsel des Präsidiums im Reichs-Eisenbahnamt die Ansichten desselben sich geändert hätten; das schon fertige System sei nicht genehmigt. Es sei eine Tarif⸗Enquetekommission zusammengetreten, auch aus dieser sei nicht ein fertiges Tarifsystem hervorgegangen und nun habe das Reichs-Eisenbahnamt erklärt, daß es zur Zeit keine Hoffnung babe, ein einheitliches System zu Stande zu bringen. Es sei aber wieder durch Vereinbarung der Eisenbahnverwaltung ein einheitliches System geschaffen und zunächst zur Einsührung gekommen, aber ohne jegliche Mitwirkung des Reichs⸗Eisenbahnamtes, das also zu dem Tarifwesen gar keine Stellung mit eingreifen der Wirksamkeit mehr habe. Es sei zur Fortbildung des einheit— lichen Gütertarifsystems eine Kommission durch Vereinbarung der Bundesregierungen eingerichtet. Die Leitung dieser Kommission und der sich daran schließenden Generalkonferenz führe der preußische Minister für die öffentlichen Arbeiten.

Das Reichs-⸗Eisenbahnamt habe auf diesem Gebiet keine an— deren Befugnisse als an den Sitzungen sich als Zuhörer zu betheiligen. Es sei ohne Einfluß auf die Entscheidung der Streitigkeiten, die sich in der Instradirungsfrage erhohen hätten, und auf die Ausrüstung der Eisenbahnen. In letzter Zeit seien bekanntlich erhebliche Beschwerden ge⸗ gen die Verwaltung der Eisenbahnen in Westfalen und Schlesien wegen Wagenmangels und unzweckmäßiger In⸗ stradirung erhoben worden: auch auf diesem Gebiete könne das Reichs⸗Eisenbahnamt nicht eingreifen, wie es doch ange⸗ zeigt wäre. Vorwürfe seien demselben deshalb nicht zu machen, es sei eben durch die Verhältnisse in die Unmöglich⸗ leit versetzt, anders vorzugehen; die Thatsache sei dafür be⸗ zeichnend, daß ihm bis heute der Präsident fehle. Die Ver— hältnisse seien aber gerade jetzt dazu angethan, die Reichs⸗ eisenbahn⸗Gesetzgebung wieder aufzunehmen. Es seien ja allerdings wesentliche Veränderungen in dem deutschen Eisen⸗ bahnbesitz eingetreten, aber derselbe sei nicht in einer Hand und bedürfe noch immer einer einheitlichen Leitung, und selbst wenn deiselbe ganz und gar in einer Hand, sogar in der Hand des Reiches wäre, würde es immer noch nothwendig sein, die Rechte des Publikums und des allgemeinen Verkehrs durch eine Behörde und durch gesetzliche Einrichtungen gegenüber der Einwirkung und dem Interesse des Fiskus zu wahren. Unter allen Umständen würden Privateisenbahnen in Deutschland bestehen bleiben, die Sekundärbahnen. Die Regelung ihrer Verhaltnisse sei von größter Bedeutung und bisher habe auf diesem Gebiet noch nichts geschehen lönnen, als was geschehen sei durch das Reichs⸗Eisenbahnamt, durch einheitliche Normen über die Ausrüstung und den Betrieb; aber die Kon⸗ zessionsbedingungen, die Beziehungen zur Post, Telegraphie und Militärverwaltung harrien einer einheitlichen gesetzlichen Negelung, die mit den Gesetz über das Neichs-Eisenbahnamt versprochen sei. Die Frage werde von Jahr zu Jahr dring⸗ licher und erscheine trotz der Verschiedenheit der Parteirich. tungen sehr wohl lösbar, um ein, wenn auch vielleicht nicht vollkommenes, aber doch ein Eisenbahngesetz zu Stande zu bringen, mit dem man ein erhebliches Stück weiter kommen würde. Das Neichs-Eisenbahnamt würde dann eine ersprieß⸗ liche Thätigkeit üben können durch Augarbeitung eines Ge— setzes mit dem man für längere Zeit auskommen lönne. Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Vundesrath, Geh. Dber⸗Regierungs⸗Rath Körte bas Wort: ö: Meine Herren! Die auf die Reichsgesetzgebung über das Eisen · babnwesen bejüglichen Arbeiten sind noch nicht in ein Stadium ge⸗ lommen, welchez ez mir ermöglichte, über ihren Fortgang und Ab⸗ schluß dem hoben Hause näbere Mittheilung zu machen. Abgeseben ben den großen Schwierigkeiten, welche die zu behandelnden Materien an sich darbieten. hat auch die imwischen innerhalb des Reichegebietz in Fluß gekommene Bewegung in der Gestaltung des Gisenbahnwesens eine Bewegung, die ja auch, außer⸗ halb Deutschlandd anscheinend immer mehr Raum gewinnt ganz von selbst dahin geführt, daß für die Löoösung der den Bundes

rathsausschüssen überwiesenen gesetzgeberischen Aufgaben auf diesem Gebiet einspruchslos zunächst, noch eine zuwartende Stellung ein genommen ist, die voraussichtlich noch andauern wird, bis sich die be⸗ züglichen Verhältnisse nach allen Richtungen hin geklärt und konsolidirt haben und damit ein fester Boden für die Gesetzgebung, die darin bin ich mit dem Herrn Vorredner vollkommen einverstanden auch dann noch nöthig fein wird, geschaffen ist. In der jetzt noch bestehenden Uebergangsperiode mit der reichsgesetzlichen Regelung des Eisenbahnwesens vorzugehen, würde nach verschiedenen Richtungen hin sowohl für das

materielle Recht wie für den behördlichen Theil ein Rechnen mit

noch unfertigen Zuständen bedingen. Unter den obwaltenden Um⸗ ständen wird daher auch der Wunsch, das Reichs⸗Eisenbahnamt mit größeren Machtbefugnissen ausgestattet zu sehen, einstweilen wohl noch zurücktreten müssen.

Der Abg. Büchtemann unterstützte die Ausführungen des Abg. Schrader und erklärre, er könne sich mit der diplomatischen Auskunft des Bundesrathsbevollmächtiaten nicht begnügen. Wenn erst gewartet werden solle, bis im Eisenbahnwesen eine klare Situation geschaffen sei, so werde man im Laufe dieses Jahrhunderts nicht zu einem Reichs— Eisenbahngesetz kommen. In jedem Jahre träten neue Aufgaben an das Eisenbahnwesen heran, träten neue Verschiebungen in den Besitzverhältnissen ein, und es wäre deshalb angezeigt, auch unter den gegenwärtigen Zuständen eine Reichs- Eisenbahngesetzgebung zu schaffen. Anläufe hierzu seien schon wiederholt gemacht worden. Als das Reichs—⸗ Eisenbahnamt geschaffen sei, habe der Reichskanzler gesagt, er hoffe und glaube, daß das Reichs-Eisenbahnamt wesentlich eine verwaltungsgerichtliche Stellung einnehmen werde. Dies sei durchaus nicht eingetreten. Das Reichs-Eisenbahnamt handele ganz nach den Anweisungen des Reichskanzlers und in Folge dieser Abhängigkeit von politischer Erwägung habe es seine Selbständigkeit verloren. Diese Vereinigung der Politik mit den Eisenbahnverhältnissen habe sich besonders nachtheilig er⸗ wiesen für die Tarife. So sei z. B. eine Vereinigung der deutschen mit den österreichischen Bahnen in Bezug auf das Tarifwesen unmöglich. Auch in Bezug auf die Differenzialtarife sei das Reichs-Eisenbahnamt entgegen den allgemeinen Strömungen den Anregungen des Reichs⸗ kanzlers gefolgt. Es wäre wünschenswerth zu erfahren, ob es auch jetzt noch den Standpunkt aufrecht erhalte, den der Reick stag hier vertreten habe und der in einem Bundesraths—

beschluß sich wiederfinde, der dahin gehe, sämmtliche Verträge

mit dem Auslande hinsichtlich der Differenzialtarife zu kün— digen und einheitliche Tarifsätze für Deutschland herzustellen. Der Reichskanzler habe damals gesagt, es sei unmöglich, eine Zollpolitik unabhängig von der Eisenbahnfahrpolitik zu treiben, es sei ein unhaltbarer Zustand, daß man billiger das Getreide hereinfahre als herausfahre, so habe beispielsweise der Diffe— renzialtarif das Dreifache und Vierfache des Zolls betragen. Nun könne er aber konstatiren, daß, was die land— wirthschasftlichen Produkte betreffe, nur ein einziger Tarifsatz 18679 in Deutschland bestanden hahe, der das Einfache des Zolls übertroffen habe, und dieser habe sich auf den Verkehr noch Hamburg bezogen. Nun entstehe die Frage, habe sich denn die Aufhebung der Differenzialtarise gerade für die landwirthschaftlichen Produkte bewährt? Keines⸗ wegs. Der Zweck der Großgrundbesitzer, die linnere Land⸗ wirthschaft durch Aufhebung der Differenzialtarife zu begün⸗ stigen, sei nicht entfernt erreicht. Hier in Berlin kamen etwa jährlich 2B bis 3 Millionen Centner Roggen hinein. Mit Auf⸗ hebung der Differenzialtarife habe sich der Import nicht ver⸗ mindert, dagegen habe sich zum Nachtheile der deutschen Eisen⸗ bahnen der Weg geändert. Das russische Getreide werde jetzt zu Wasser auf schwedischen und norwegischen Schiffen nach Stettin und ebenso per Wasser hierher eingeführt. Nicht anders lägen die Verhältnisse am Rhein, wo das ganze Ge⸗ treide ver Wasser befördert werde. Auch der deutsche Export nach Oesterreich erfolge nicht mehr auf dem Eisenbahn⸗, sondern auf dem Wasserwege, natürlich zum Schaden der preußischen Eisenbahnen. Oesterreich habe nun aber seine hohen Tarissätze behalten und die preußische Verwaltung habe die gesammte Differenz auf sich genommen. Wenn man nun bedenke, wie früher in der Frage der Holztarife es als ein großes Unrecht bezeichnet sei, daß die deutsche Verwaltung die Hölzer billiger führe, als die österreichische Verwaltung, welche die Differenz auf sich nehmen müsse, so srage es sich doch, sei diese Tarispolitik des preußischen Ministers sür die öffent⸗ lichen Arbeiten im Sinne des Bundesrathsbeschlusses? Sei sie es nicht, so müsse der Tarif aufgehoben werden. Auf dem Breslauer Kongreß, betreffend den Differenzial⸗ tarif für galizisches und rumänisches Getreide sei darüber ver⸗ handelt, ob der Differenzialtarif, welcher jetzt nach der Qst⸗ und Nordsee bestehe, aufrecht zu erhalten sei oder nicht. Die Handelskammer babe sich im Interesse der deutschen Nation sür die Aufrechterhaltung des Tarifs erklärt, weil sonsi der Getreidetransport zum Nachtheile der deutschen Industrie den Seeweg nehmen würde. Der Vertreter des preußischen Land⸗ wirthschafts-Ministers dagegen habe den Dißfferenzialtarif unter allen Umständen für nachtheilig für die deutsche Landwirthschaft Schlesiens erklart. Einen Beweis hierfür habe derselbe nicht erbracht, und er wäre begierig zu hören, ob irgend ein Mitglied der rechten Seite des Hauses den Nachweis zu führen versuchen wolle, daß die deutsche Landwirthschaft darunter leide, daß derartige Differen⸗ zialtarife ausrecht erhalten würden. Ob nun der Vundes⸗ rathsbeschluß aufrecht erhalten werden solle oder nicht, vermöge er nicht zu sagen. Die Stellung des preußischen Ministers begreife er wohl. Er habe an dem Differenzialtarif ein siskalisches Interesse. Gebe der Minister den Tarif auf, so chädige er seine Staatsbahnen. Dieselbe Haltung nehme

auch die bayerische n ein im Widerspruch mit dem erwähnten Bundesrathabeschluß. Es wäre sehr erwünscht zu erfahren, welche 1 die Reichsregierung hierzu einnehme. Darauf nahm der Bevollmächtigte zum Vundegrath, Ge⸗

heime Ober⸗Regierunge⸗Rath Körte wie folgt das Wort: Mesne Herren! Die Ausführungen des Herrn Vorrednerg haben sich auf einem sehr weiten Felde bewegt, auf welches ich nicht überall bin folgen kann. Denn zum Theil liegt dasselbe überhaupt außerhalb des Gebiets desjenigen Ressoerts, das ich zu vertreten die Ehre habe; jum Theil aber sind Sxesialfragen berührt, in die sofort näher ein⸗

zugehen von mir unmöglich erwartet werden kann; und endlich sind

darin speziell gegen den preußischen Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten Angriffe entbalten, die voraussichtlich, wenn näöthig, an anderer Stelle ihre Widerlegung finden werden. Ich habe mich nur auf einige allgemeine Gegenbemerkungen zu beschränken, die darauf abzielen sollen, den anscheinend vom Herrn Vorredner erhobe⸗ nen Vorwurf, als hätte das Reichs⸗Eisenbahnamt in der Tarifange⸗ legenheit, soweit seine Machtbefugnisse reichen, nicht seine volle Pflicht gethan, zu widerlegen.

Meine Herren! Die Stellung des Reichs⸗Eisenbahnamtes in der Frage der Differenzialtarife ist insofern eine ganz einfache, als durch bestimmte Bundesrathsbeschlüsse, die doch selbstredend vom Reichs⸗Eisenbahnamt zu beachten sind, die Direktive gegeben ist. Ich muß zurückgehen auf die Entstehungsgeschichte des jetzt in Geltung befindlichen Tarif⸗ systems. Es beruht bekanntlich auf einer Berathung und freien Ver⸗ einbarung der deutschen Staats⸗ und Privatbahnverwaltungen. Das Reich hat dazu nur insoweit Stellung genommen, als der Bundes⸗ rath in seinem Beschluß vom Dezember 1876 sich dahin aussprach, daß vom Standpunkte des Reiches gegen die Einführung des aus diesen Berathungen hervorgegangenen Tarifschemas unter bestimmten Voraussetzungen nichts zu erinnern sei. Unter diesen Voraussetzungen gehörte unter andern auch die, daß die Einführung ron Ausnahme⸗ und Differenzialtarifen, soweit nicht etwa konzessionsmäßige Rechte entgegenständen, von der Genebmigung der Aufsichts⸗ behörde abhängig gemacht werde. Dies hat demnächst anläßlich eines besonderen Falles eine Ergänzung dahin erfahren, daß im Be⸗ schlusse des Bundesrathes vom April 1877 die Voraussetzung ausge⸗ sprochen wurde, daß behufs thunlichster Fernhaltung von Tarifen, welche den deutschen Handel und Ackerbau und die deutsche Industrie zu schädigen geeignet sei, die Bundesregierungen bei der Umgestaltung des Gütertarifs davon ausgehen würden, daß alle Tarife, welche für ausländische Produkte und Fabrikate einen an sich oder verhältniß⸗ mäßig günstigeren Frachtsaßz gewähren, als für gleichartige inländische Erzeugnisse, der Genehmigung der Aufsichtebehörde vorbehalten wür⸗ den. Das Reichs-Eisenbahnamt erachtete es derzeit für seine Aufgabe festzustellen, nach welchen Grundsätzen die Bundesregierungen in den vorgedachten Richtungen verfahren würden, und wenn nöthig darauf hinzuwirken, daß in diesen Grundsätzen thunlichst eine Einheitlichkeit bergestellt werde, eine Einheitlichkeit im Gesammtinteresse der deut⸗ schen Volkswirtbschaft.

Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten theilte damals dem Reichs⸗ Eisenbahnamte mit, wie es in seiner Absicht liege, nach folgenden Grund⸗ sätzen zu verfahren, ich sehe mich genöthigt, sie nochmals mitzutheilen, weil, wenn mein Gehör mich nicht getäuscht hat, der Herr Vorredner sie nicht vollständig wiedergegeben hat. Der Herr Minister sagte, es liege in seiner Absicht, die Genehmigung zur Einführung von Differenzialtarifen im internationalen Verkehr fortan nur dann zu ertheilen, wenn entweder eine Benachtheiligung deuticher wirthschaftlicher Interessen überhaupt nicht zu besorgen ist oder doch überwiegende Interessen anderer Zweige der Volkswirthschaft sür die beantragte Tarifermäßigung sprechen, insbesondere die Interessen des deutschen Seehandels oder der inländischen Konsumtisn oder diejenigen der eigenen Ausfuhr oder endlich die eigenen Interessen der Eisen⸗ bahnen in Frage kommen.

Meine Herren! Das Reichgs⸗Eisenbahnamt konnte gar keine Be⸗ denken tragen, sich mit diesen Grundsätzen vollkommen einverstanden zu erklären und dahin überzugehen, bei den übrigen betheiligten Bundesregierungen sich zu vergewissern, ob nicht auch dort nach glei⸗ chen Grundsätzen verfahren werden würde; es hat darauf im Wesent⸗ lichen zustimmende Erklärungen erhalten. Daß von diesen Grund- sätzen in neuerer Zeit prinzipiell abgewichen sei, daß insbesondere auch der preußische Herr Ressort⸗Minister grundsätzlich von diesen Ge⸗ sichtspunkten zurückgetreten sei, kann ich, wenigstens nach dem Material, welches dem Reichs⸗Eisenbahnamt vorliegt, nicht als zutreffend anerkennen, und ich glaube auch, daß aus den Spezialfällen, die der Herr Vorredner erwähnt bat, ein Rückschluß darauf gegenüber der Formulirung der von mir vorhin bezeichneten Gesichtspunkte nicht begründet ist.

Welcher von diesen Gesichtspunkten im einzelnen Falle zu verfolgen ist, ist selbstverständich von den konkreten Verhält nissen desselben abhängiß und bei etwa wechselnder Ge⸗ staltung derselben eine nochmalige Erörterung und weitere Erwä⸗ gung in dieser Beziehung nichts weniger als ausgeschlossen. So schwierig es auch bei der Stellung des Reichs-Eisenbahnamtes ist, seinerseits in eine sachliche Prüfung der Maßnahmen im ein⸗ zelnen Falle einzutreten, zumal wesentliche Momente dabei ins Gebiet anderer Ressorts fallen, so hat sich das Reichs⸗Eisenbahnamt doch auch der sachlichen Prüfung der einzelnen Maßnahmen nicht entzogen und hat da, wo es Anlaß zu Bedenken finden zu müssen glaubte, diesem an geeigneter Stelle Ausdruck gegeben und ihnen Geltung zu verschaffen gesucht. Ich weise daher den von dem Herrn Vorredner, wenn ich recht gehört habe, gegen die Thätigkeit des Amts in dieser Beziehung erhobenen Vorwurf als durchaus unbegründet zurück.

Der Abg. Dr. Perrot erklärte, ein Reichs-Eisenbahnamt, welches wirklich eingreifen solle, müsse die Befugniß haben, die Einzelstaaten zu nöthigen, einen gewissen Tarif anzu⸗ nehmen und darnach seine Einnahmen zu erhöhen oder zu vermindern. Eine solche Befugniß könne jedoch nach Lage der Dinge dem Reich nicht beigelegt werden; so habe sich das Reichs⸗Eisenbahnamt auf eine gewisse diplomatische Rolle beschränken müssen; seine Wirksamkeit sei eine wesentlich statistische. Bezüglich der Differenzialtarife finde sich u. A. in einem Berichte der Handelskammer in Saarbrücken vom Jahre 1875 der Nachweis, daß eine Anzahl von Transporten aus dem Auslande nach dem deutschen Inlande erheblich billiger transportirt würden, als dieselben Artikel auf gleiche Entfer⸗ nung innerhalb des Deutschen Reichs. Hier müsse Nemedur geschaffen werden. Wenn man von der Einheitlichkeit des deutschen Tarissystems gesprochen habe, so könne er dieselbe nicht finden. Es werde auch heute noch unmöglich sein, die bestehenden Tarife periodisch alljährlich in einem Bande zu⸗ sammen zu publiziren. Es existirten über 1009 Tarife, die fort und sort wechselten. Nicht einmal ein amtliches Augkunftsbureau würde im Stande sein, jeder Zeit die Transportkosten von einem bestimmten Orte nach einem be⸗ stimmten Orte für alle Fälle bestimmt anzugeben. Dieser Zustand sei auf die Dauer unhaltbar. In Frankreich existire wenigstens die Möglichkeit, die dort bestehenden Tarife regel⸗ mäßig zu publiziren; in Deutschland sei diese Möglichkeit völlig abgeschnitten. Die Beseitigung dieser Schwierigkeiten lasse sich auf dem Wege der Reichsgesetzgebung nicht erreichen, sondern nur in der Weise, daß die Einzelstaaten auf ihren Staatsbahnen in gleichmäßiger Weise vorgehen. Nur durch eine derartige Vereinbarung der Staaten untereinander lasse sich eine gewisse Einheitlichkeit in das deutsche Tarissystem hineinbringen. 2

Der Abg. Büchtemann bemerkte, seine Auff assung von der Stellung des Reichs-Eisenbahnamts sei eine andere als die

des Vorredners: er meine, daß dasselbe sehr wohl praktisch