Gebiet der Stadt und der Amtshauptmannschaft Leipzig betr., deren Motivirung und Beantwortung Seitens der Kgl. Staatsregierung. Fünste n n . Sitzung der Zweiten Kammer am 5. November 1881. Nach dem amtlichen stenographischen Bericht.“ auf Grund des §. 11 des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie verboten. Ansbach, den 13. Dezember 1881. Königlich bayerische Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern. Frhr. von Herman.
Die Druckschriften: Program Galicyjiskiej
Partyi Robotnicz ej (Programm der Arbeiterpartei in Galizien) und Czegöit chea? (Was wollen sie?), beide in
polnischer Sprache, erstere gedruckt angeblich Lwöw w Majun 1881 r. (Lemberg im Mai 1881), letztere ohne Angabe des Druckorts, werden auf Grund des 5§. 11 des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878 hiermit verboten.
Konstanz, den 11. Dezember 1881.
Der Großherzoglich badische Landeskommissar für die Kreise J Villingen und Waldshut. aas.
Aichtamtliches.
Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 15. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern vor dem Diner den Vortrag des Botschafters, Grafen Hatzfeldt.
eute nahmen Se. Majestät die Vorträge des Kriegs⸗ Ministers und des General⸗Lieutenants von Albedyll entgegen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte heute dem Königlich portugiesischen und dem Königlich württembergischen Gesandten die nachgesuchten Antritts— Audienzen und empfing, nach Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, in Abschieds⸗Audienz den französischen Botschaften, Grafen St. Vallier, dem zu Ehren später ein Diner im Königlichen Palais stattfand.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich am Montag früh Te, Uhr nach dem Anhalter Bahnhofe zum Empfange Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen, stattete . Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen⸗Altenburg im Königlichen Schlosse einen Besuch ab und empfing um 1 Uhr auf dem Dresdener Bahn⸗ hofe Se. Majestät den König von Sachsen und Se. Königliche Hoheit den Prinzen Georg von Sachsen.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten im Laufe des Nachmittags den Bazar im Künstlerhause in der Kommandantenstraße.
Um 4 / Uhr erfolgte die Abreise Sr. Kaiserlichen Hoheit zur Jagd nach Königs⸗Wusterhausen.
m Dienstag, Abends 7 Uhr, traf mit Sr. Majestät dem Kaiser Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz wieder in Berlin ein und besuchte demnächst noch die im National⸗Theater und im Victoria⸗Theater zum Besten der Hinterbliebenen der bei dem Brande des Wiener Ring⸗Theaters Verunglückten gegebenen Vorstellungen.
Gestern begaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe mit dem 10 Uhr⸗Zuge nach Potsdam und kehrten von dort Nachmittags um 5 Uhr 41 Minuten hierher zurück.
— In der heutigen (16. Sitzung des Reichstages, welcher der Staats⸗Minister von Boetticher, mehrere andere Be⸗ vollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben bei⸗ wohnten, theilte der Präsident ein Schreiben des Reiche kanzlers Fürsten von Bismarck mit, wonach das Strafverfahren gegen den Abg. Dohrn eingestellt ist. Das Haus trat darauf in die Berathung des ersten Gegenstandes der Tagetzordnung ein: Interpellation des Abg. Dr. Freiherrn von Hertling. Die⸗ selbe lautet:
bn e,, den Herrn Reichskanzler erlaube ich mir die Anfrage zu en:
Liegt es in der Absicht der verbündeten Regierungen, in ihrer ürsorge für das Wohl der arbeitenden Klassen die bestehende Fabrikgesetzgebung einer weiteren Ausbildung zu unterziehen, ins⸗ esondere in der Richtung, daß
die Sonntagsarbeit thunlichst beseitigt, die Frauenarbeit weiter
eingeschränkt und eine übermäßige Ausdehnung der Arbeitszeit fur erwachsene männliche Arbeiter verhindert werde, daß ferner
spezielle Vorschriften über die im Sinne des 8. 120 Abs. 3
der Gewerbeordnung in den gewerblichen Anlagen vorzunehmenden Schutzmaßregeln erlassen und die mit der Fabrikinspektion beauf— — Beamten mit umfassenderen Befugnissen ausgestattet werden
Der Vize⸗-Präsident Frhr. von Franckenstein, welcher an Stelle des für heute entschuldigten ersten Präsidenten von Levetzow den Vorsitz führte, richtete an den Staats⸗Minister von Voetticher die Frage, ob und wann die Reichsregierung diese Interpellation zu beantworten gedenke.
Der Staats ⸗Minister von Voetticher erklärte darauf: Obwohl die verbündeten Regierungen über mehrere der Fragen, von denen die Interpellation handele, sich noch nicht schlussig gemacht hätten, so würde der sosortigen Beantwortung doch materiell ein Beden⸗ ken nicht entgegenstehen. Bei den nahen Beziehungen aber, welche diese Fragen zu dem sozialpolitischen Programm der Reichsregierung hätten, sei es der lebhafte Wunsch des Reichs— kanzlers, selber die Interpellation zu beantworten und an der Diskussion, welche sich eventuell daran knüpfen würde, theilzuneh⸗ men. Der Reichskanzler sei zu seinem lebhaften Bedauern durch sei⸗ nen . verhindert, in der heutigen Sitzung zu erscheinen; derselbe bost aber, daß es ihm möglich sein werde, bereits am nächsten Sonnabend auf die Interpellation zu antworten. Deshalb stelle er anheim, den Gegenstand auf die Tagesordnung der Sonnabendsitzung zu setzen. Hierauf folgte die Berathung des Antraßes des Abg. Paher, . die Ermäßigung der Gerichtsgebühren. Derselbe
utet:
Der Reichstag wolle beschließen:
wiederholt die Erwartung auszusprechen, daß die verbündeten Re⸗ gierungen der nächsten Session des Reichstage Vorschläge machen
werden, welche eine durchgreifendere Ermäßigung der Gerichts-⸗ gebühren herbeiführen, als durch das Reichsgesetz vom 29. Juni 1881 gewährt worden ist. ö ;
Zur Begründung des Antrages führte der Abg. Payer aus, daß sich das Bedürfniß nach Reform des Gerichtskostengesetzes schon längst herausgestellt habe und von allen Parteien anerkannt sei. Redner gab sodann einen historischen Ueberblick über die Reformver⸗ suche, die in dieser Richtung bereits gemacht worden. Durch die frühe Einberufung des Reichstags sei es dem Bundesrath zwar unmöglich gemacht, schon jetzt eine Gesetzes vorlage einzu⸗ bringen. Aber das Haus habe die Pflicht, einen Sporn anzu⸗ wenden, damit die Regierung rascher auf diesem Gebiete zu Reformen schritte. An Materialien für eine derartige Re⸗ vision könne es nicht fehlen, da man in den einzelnen Staaten Erfahrungen genug gesammelt habe, auch hätten die Be⸗ rathungen in den früheren Sessionen der Regierung klar gezeigt, in welcher Richtung diese Reformen zu 3 . Der Antrag sei nicht aus einer Fraktions⸗ politik entsprungen, kein demagogisches Mittel, sondern einfach der jetzigen Situation entnommen. Gerade das neue Haus, das so eben die Beschwerden des Volks vernommen, habe die Pflicht, dem Volke nicht die Möglichkeit, den Rechtsweg zu betreten, zu verkümmern. Der Abg. Petersen führte aus, daß es der Regierung überlassen werden müsse, mit bestimmten Reformvorschlänen zu kommen, aber man könne auf einzelne Punkte doch auch aus dem Hause hinweisen. Die Auffassung des i, sei eine sehr verschiedene. Gegen das Pauschsummensystem würden in Süddeutschland mehr Klagen gerichtet, als in Norddeutschland. Bei der Rechtspflege dürfe man nicht darauf sehen, daß der Staat die Summen, die er für dieselbe aufgewendet, von den Rechtssuchenden zurückbekomme. Bei civilrechtlichen Klagen sei es allerdings gerechtfertigt, von den Rechtssuchenden einen Beitrag zu erheben, aber man dürfe eine an sich be— rechtigte Ausnahme nicht zur Regel erheben. Man habe auf die Länder, in denen die Rechtspflege sehr billig gewesen, gar keine Rücksicht genommen, das sei sehr bedenklich, denn dort hätten sich die Kosten um das Vier- und Fünffache gesteigert. Dadurch werde entschieden das Be⸗ treten des Rechtsweges erschwert. Die in 5§. 8 des Gerichts⸗ kostengesetzes aufgestellte Skala müßte deshalb herab⸗ gesetzt werden. Jetzt seien die Verhandlungs⸗, die Beweis⸗ und die Entscheidungsgebühren gleich normirt. Dieser Nachtheil hange zum Theil mit Pauschsummensystem zusammen, aber es ließe sich wohl erwägen, ob nicht die Verhandlungsgebühr auf die Hälfte der Beweisgebühr und zwar entsprechend auch der Vorschuß herabgesetzt werden könne. Der Fiskus laufe dabei gar keine Gefahr; gerade die Höhe der jetzigen Gebühr vermehre die Zahl Derjenigen, die bei Prozessen von dem Armenrecht Gebrauch machten. Ebenso empfehle es sich, den Gerichten die Befugniß zu er— theilen, im Falle der Abweisung der Klagen die Enischeidungs⸗ gebühr herabzusetzen, sofern es sich nicht um frivole Klagen handele. Endlich sei eine Vertheuerung der Rechtspflege noch dadurch entstanden, daß die Rechtsanwalttz⸗ ebühren zu hoch bemessen seien. Ein besonderer Mißstand ei es, daß sich die Rechtsanwälte hier und da noch ein be⸗ sonderes Honorar neben den Gebühren ausbedungen. Es sei eine Remedur hier wichtig, damit die neue Justizgesetzgebung nicht partikulgristischen Strömungen Vorschub leiste. Diesem politischen Gesichtspunkte sollte sich die Regierung besonders nicht verschließen.
Der Abg. Birkenmayer hob hervor, daß der Unterschied zwischen den Gebühren von sonst und jetzt ein sehr erheblicher sei und besonders in Süddeutschland als eine große Härte empfunden werde. Die Hauptschäden der Gerichtskostengesetz⸗ gebung lägen in den 88. 8 und 18. Beim Schluß des Blattes erhielt das Wort der Abg. Dr. Hartmann.
— Ein Kurpfuscher, welcher die Kurpsuscherei ge⸗ werbsmäßig betreibt und dabei durch Fahrlässigkeit die Körper⸗ verletzung eines Andern verursacht, verfällt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 25. Oktober d. J., den verschärften Strafbestimmungen über fahrlässige Körper⸗ verletzung mit Uebertretung der von ihm übernommenen Ge⸗ werbspflicht. Durch dasselbe Urtheil hat das Reichsgericht auch ausgesprochen, daß eine Hebeamme, welche, abgesehen von dem Falle einer Entbindung, ihrer Instrultion zuwider sich mit Kurpfuscherei befaßt und dabei fahrlässig einen Menschen an seiner Gesundheit beschädigt, nicht ihrer Berufspflicht als Hebeamme zuwiderhandelt, und demzufolge ihre Strafverfol⸗
gung wegen fahrlässiger Körperverletzung nur auf Antrag eintritt.
Münster, 13. Dezember. Heute wurde der 25. West⸗ fälische Provinzial-Landtag durch den Landtags⸗Roin⸗ missarius, Ober⸗Präsidenten und Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Kühlwetter feierlichst geschlossen, nachdem der Land⸗ tag sämmtliche Vorlagen erledigt hatte.
Bayern. München, 14. Dejember. (W. T. B.) In der Kammer der Abgeordneten legte der Finanz⸗ Minister heute einen Gesetzentwurf, betreffend die provisorische Forterhebung der Steuern für 1882, vor. — Die Wahl des Ab⸗ eordneten Bonn (Regensburg) wurde nach langer ausführ⸗ icher Debatte dem Antrage des Ausschusses entsprechend für ungültig erklärt.
Sessen. Darm stadt, 12. Dezember. (Darmst. Itg.) Nachdem nicht uur alle größeren deutschen Staaten, sondern auch lleinere, wie Braunschweig und die Thüringer Staaten, sorstliche verfugen akfon errichtet und den „Verein der sorstlichen Versuchsanstalten Deutschlands“ gegründet haben, erscheint es unserer Regierung als ein dringendes Be⸗ dürfniß für das Großherzogthum Hessen, im Anschluß an diesen Verein ebenfalls eine forstliche Verfuchs⸗ anstalt zu errichten, wodurch intensivere Fortbildung der Forstwissenschaft und Schaffung rationeller Grund⸗ lagen für die Bewirthschaftung der Forste bezweckt wird. Es sind deshalb im Staatsbudget für die Finanzperiode 1882 85 im Ressort des Finanz⸗Ministeriums unter der Rubrik
n, Versuchswesen⸗ 6600 jährlich in Ausgabe vor⸗ esehen. Die Leitung dieser dem Ministerium der Finanzen,
rde lung für Forst⸗ und Cameralverwaltung, zu unter— stellenden Anstalt werden die beiden Professoren der Forst⸗ wissenschaft an der Landeguniversität besorgen.
Oldenburg. Oldenburg, 13. Dezember. (Wes. Zig.) In der heutigen Landtagssitzung machte der 3
nch die Mittheilung, daß eine Verlängerung des Landtags is zum 1. Februar k. J. und eine Vertagung desselben vom 21. d. M. bis zum 18. Januar k. J. von der Staatgregiernng in Aus⸗
sicht genommen sei und erklärte sich der Landtag mit der Ver⸗ tagung einverstanden. Die Beschlußfassung über die zu er⸗ wartenden Anträge des Eisenbahnausschusses und der Gesetz⸗ entwurf, betreffend den Forstdiebstahl und die Forst⸗ und Feldpolizei, sowie die von der Regierung eingebrachte Novelle zum Schulgesetz mit einigen anderen, aber nicht erheblichen Gegenständen, werden den Landtag nach dem 18. Januar k. J. beschäftigen. — Heute genehmigte der Landtag u. a. den Gesetzentwurf, betreffend Errichtung einer Bodenkreditanstalt für das Herzogthum Oldenburg in zweiter Lesung mit einigen unerheblichen Modifikationen.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Presse“ meldet, daß auf Befehl des Kaisers morgen in der Schloßkirche in Gödöllö ein Reguiem für die Ver—⸗ unglückten stattfinden wird, welchem der Kaiser, die Kaiserin, der Hofstaat und das ganze Hofpersonal beiwoh⸗ nen werden. — König Humbert und Königin Margarethe übersandten 80009 Fries. in Gold für die Hinterbliebenen der beim Ring⸗Theater Verunglückten. Von der italienischen Bot⸗ schaft wurden außerdem noch 4000 Fr. übergeben. — Der Kronprinz und die Kronprinzefsin besuchten heute Vor— mittag den Centralfriedhof und verrichteten ein kurzes Gebet an dem Massengrabe.
— Im Abgeordnetenhause begründete Herbst seinen Antrag, die Antwort des Minister-Präsidenten Grafen Taaffe auf die Interpellation, betreffend die Länderbank, einem Ausschusse zuzuweisen. Grocholski erklärte, die Polen seien durch die Antwort befriedigt worden und würden gegen den Antrag stimmen. Der Finanz⸗Minister vertheidigte den Standpunkt der Regierung. Die Debatte wird morgen fort⸗ gesetzt werden. — Das Herrenhaus nahm den Gesetzent⸗ wurf, betreffend die Galizische Transversal-Bahn ohne Debatte mit großer Majorität an.
Pest, 12. Dezember. Die „Pol. Corr.“ meldet: „Aus der Thatsache, daß die Vorlage, betreffend die Revifion des Zolltarifes, den beiderseitigen Parlamenten in diesem Jahre nicht mehr unterbreitet werden soll, wurde vielfach die Folgerung abgeleitet, daß wahrscheinlich noch Differenzen zwischen der ungarischen und österreichischen Regierung in dieser Frage obwalten; diese Annahme ist aber eine irrige. Die beiten Regierungen haben sich vollständig geeinigt; es stellt sich jedoch als materiell unmöglich heraus, alle einschlä⸗ gigen Gesetzentwürfe vollständig zu erledigen und mit 1. Ja⸗ nuar ins Leben treten zu lassen. Nur deshalb erscheint es gebotener, mit dem Gesetzentwurfe über die Zollrevision erst nach den Ferien vor die Parlamente zu treten. — Zwischen den beiderseitigen Finanz Ministern werden seit einiger Zeit eingehende Verhandlungen über wesentliche Modifikationen der indirekten Besteuerung gepflogen. Auch die Frage der Verrechnung der Steuer-⸗Restitutionen bildet einen Gegen⸗ stand der Erörterung.“
— 14. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses hielt der Präsident eine Ansprnche, in welcher er die tiefe Erschütterung erwähnte, mit welcher jeder Einzelne die Kunde von dem schweren Schlage aufgenommen habe, von der die Stadt Wien betroffen worden sei und worin er zu⸗ gleich das Unterhaus aufforderte, seiner Theilnahme Ausdruck zu geben und das Präsidium zu ermächtigen, von den Gefühlen des Unterhauses dem Präsidium des österreichischen Reichs⸗ raths Kenntniß zu geben. Es erfolgte allgemeine Zustimmung. — Das Haus nahm darauf den Gesetzentwurf über Regelung des Appreturverkehrs mit dem deutschen Zoll⸗ gebiete, sowie ferner den Gesetzentwurf an, wonach Gesetze künftig nicht mehr im Parlament promulgirt, sondern nur im Amtsblatt publizirt werden.
Schweiz. Bern, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Bundesversammlung wählte heute die bisherigen sieben Mitglieder des Bundesraths wieder. Zum Bundes⸗-Präsidenten wurde Bavier, zum Vize⸗Präsidenten Ruchonnet und zum Kanzler der Alt⸗Ständerath Ringier aus Aarau gewählt.
Großbritannien und Irland. London, 13. De⸗ zember. (Allg. Corr.) Das Comité, aus hervorragenden Mitgliedern beider Häuser des Parlaments, den leitenden Banquiers und Kaufleuten der City u. s. w. bestehend, wel⸗ ches von dem Lordmayor von London gebildet wird, um ihn — wie es in der Ankündigung heißt — in der Verwaltung des zu sammelnden Fonds des Mansion House zur Wahrung des Eigenthums in Irland zu unterstützen, tritt heute zu einer Berathung zusammen, um die Zwecke und Handhabung des Fonds und sonstige Pläne festzusetzen, welche sofort öffentlich dem Publikum bekannt gegeben werden sollen, mit einer formellen Eröffnung der Sammlungen. Dieselben sind, nach den Worten des Lordmayors in seinem am Sonnabend von allen Zeitungen veröffentlichten Briefe dazu bestimmt, „dem loyalen Volke von Irland in dessen gegenwärtiger , wirksame Unterstützung zu gewähren“, und sind von poli⸗ tischer Tragweite, welche auf die künstigen Beziehungen zwischen England und Irland von bedeutsamen und nach⸗ haltigen Folgen sein dürfte.
Graf Münster hat als Vorsitzender bei dem 64. Jahres⸗ diner der deutschen Wohlthätigkeitsgesellschaft in London, welches am 30. Dezember in Willis Rooms statt⸗ sinden wird, auch an hervorragende Persönlichkeiten in Deutsch⸗ land eine Einladung zur Theilnahme an der Festlichkeit und zur Unterstützung der Gesellschaft ergehen lassen. Dieselbe hat in diesem Jahre über 1500 Personen unterstützt und mehr als 100 Hülssbedürftigen freie Rückkehr nach Deutschland und Desterreich verschafft. Das Comité besteht aus den Herren Graf Karolyi, österreichischer Gesandter am Hofe von St. James; Baron Alfred von Rothschild;: Dr. von Bojanowaski, Legations⸗Rath und deutscher Generalkonsul; Chevalier de Liverhoff, österreichischer Generalkonsul; Baron Henry de Worms und Baron Julius de Reuter.
Frankreich. Paris, 14. Dezember. (W. T. B.) Die heutige Aussage des früheren Ministers Waddington in der Prozeßsache Roustan⸗Rochefort war, wie die gestrige Barthälemy's de St. Hilaire, sehr lobend für Roustan. Beide betrachten ihn als einen sehr ehrenhaften und sehr sähigen Agenten. Lesseps und der Gesandte in Mexiko, Ceutouly, sprachen sich in demselben Sinne aus Barthélemm stellte die Vehauptung Billings, daß er diesem eine offizielle Mission in Tunis ufer ag habe, kategorisch in Abrede.
Aus Tunis wird gemeldet, daß General For gemol, welcher von Tebessa in Algier aufgebrochen war und ganz Süd⸗Tunis durchschnitten hatte, über Kairuan und Gafsa gestern mit dem General Saussier wieder in Tebessa ein⸗
erückt ist. Ueberall in den von dem Marsche berührten
Eee den hatte die Bevölkerung ihre friedlichen Gesinnungen bekundet, mit Ausnahme der Hammama, welche in dem von fliegenden Kolonnen von jenseits der Schotts aufrecht erhalte⸗ nen Aufstande verharren. diese sich bald unterwerfen werden, um zu ihren Wohnsitzen zurückkehren zu können.
Italien. Rom, 15. Dezember (W. T. B.) Der Appellhof in Ancona hat, dem Urtheile des hiesigen Appellhofes entsprechend, entschieden, daß die unbeweglichen Güter der Propaganda, dem Gesetze vom 19. Juni 19873 gemäß, der Konvertirung in Rente unterliegen. — Der Minister des Aeußern, Mancini, legte der Kammer der Deputirten einen Gesetzentwurf, betreffend die Verlänge—⸗ rung der Frist für die Justizre form in Egypten, vor. Die Kammer votirte die Dringlichkeit der Vorlage.
Türkei. Konstantin opel, 9. Dezember. (Pol. Corr.) Der Nationalrath der nichtunirten armenischen Gemeinde hat dem Patriarchen Narses, welcher bekanntlich in Foige von Mißhelligkeiten mit dem Katholikos von Cicilien die De⸗ mission eingereicht hat, sein Vertrauen ausgesprochen und eine an den Patriarchen zu richtende Adresse beschlossen, in der er um Zurücknahme des Entlassungsgesuches gebeten wird. Ferner wurde beschlossen, eine Adresse an die Pforte mit dem Er⸗ 6 zu richten, sie möge die Demission des Patriarchen ablehnen.
Rumänien. Bukarest, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Kammer der Deputirten nahm einstimmig den An—⸗ trag des Generals Lecea an, der österreichischen Regierung das Beileid des Hauses anläßlich der Ring-Theater⸗ Katastrophe auszudrücken.
Serbien. Belgrad, 13. Dezember. (Wien. 3.) Es hat in hiesigen Regierungskreisen einen vorzüglichen Eindruck hervorgerufen, daß es den Bemühungen des Kaiserlichen und Königlichen Gesandten Grafen Khevenhüller gelungen ist, die Königliche ungarische Regierung zu einer koulanteren Haltung in der Frage der Viehausfuhr von Serbien nach Ungarn zu bestimmen. Die ungarische Regierung hat bereits dieser Intervention Rechnung getragen, und vor einigen Tagen ist schon in Belgrad die Mittheilung ein— gelangt, daß die Einfuhr von über 9000 Stück Vieh nach Ungarn gestattet worden sei.
Bulgarien. Sofia, 13. Dezember. (Wien. 38.) Die zwanzig Erstzewählten für dei Staatsrath treten am 3. Januar zusainmen, um die Wahlen zu verifiziren. Der Staatsrath wird für den 13 Januar einberufen. — Ein Cirkular der Pforte an die Großmächse bezüglich der Va⸗ coufkommission behauptet, die bulgarischen Delegirten wollen die Entscheidung rücksichtlich des streitigen Eigenthums den Fürstlichen Gerichten anheimstellen. Diese Behauptung ist nicht gerechtfertigt, da die im zwölften Artikel des Berliner Vertrags vorgesehene Kommission das Mandat zur Behand⸗ lung dieser Fragen hat.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Da sich herausgestellt hat, daß das Attentat auf den General Tschexewin aus politischen Gründen erfolgte, so ist die Untersuchung in dieser Angelegenheit beschleunigt und der Verbrecher Nicolai Martinoff, wie der „Regie⸗ rungs-⸗Anzeiger meldet, nach beendeter Untersuchung dem Kriegsgericht übergeben werden.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Bei der Stichwahl in Altena-⸗Iserlohn sind im Ganzen 17390 Stimmen abgegeben worden, von welchen Hr. Dr. Langer⸗ banns (Fortschritt) l9g7, Hr. Bueck nat. lib.) 7711 und Hr. Oppen⸗ heimer (Soz. Dem.) 354 Stimmen erhalten haben. Ersterer ist somit zum Mitgliede des Reichstags gewählt worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Soeben ist das Schlußheft des Generalstabswerks über den deutsch-französischen Krieg (Berlin, E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung) zur Ausgabe gelangt. Eine Uebersicht über den Verlauf des Krieges seit der Schlacht von Sedan, von Kürze und Schärfe, eröffnet dasselbe. Es folgt eine kurze Geschichte des Waffenstillstandes, der Friedensverhand⸗ lungen, des Rückmarsches und der Okkupation. Den größten Theil des Heftes nimmt eine gehaltvolle Uebersicht der im Dienste des Krieges stehenden Hülfskräfte und des in ihm aufgewandten Per— sonals und Materials ein. Nicht allein die Großartigkeit der Ver⸗ hältnisse, sondern auch die alle anderen Kriege überragende Groß artigkeit der Leistungen und Erfolge tritt daraus überwältigend zu Tage und legt ein achtunggebietendes Zeugniß für die Genia— lität der Heeresleitung und die Pflichttreue und Vaterlands⸗ liebe des deutschen Volkes ab. Es werden demnach in Organisation und Wirksamkeit geschildert die Feldtelegraphie, die Feldpost, der Munition verbrauch und ⸗Ersatz, die Verpflegung der Armee, der Sanitätsdienst und die freiwilllge Krankenpflege, die Seelsorge und die Rechtspflege und das Ersatzwesen in der Heimath. Mit einer kurzen Zusammenfassung der „Ergebnisse des Krieges“ schließt das große Werk: 11 S6 franzöfische Sffiziere und zi obs Mann sind während des Krieges fefngen nach Deutschland geführt worden, 7456 Offiziere und 241 686 Mann baben in Paris die Waffen gestreckt, ferner 2192 Offiziere und 88 381 Mann sind über die schweijer Grenze gedrängt worden. Erbeutet wurden 107 Adler und . 1915 Feldgeschütze und 5526 Festungsgeschütze. Als höchsten
reis des Krieges nennt das Werk in seinem 1 Wieder ⸗·
errichtung des Deutschen Reichs. — Unter den Anlagen sind hervorzuheben ein „Gefechts kalender, der sämmtliche Aktionen des Krieges nach der Zeitfolge übersichtlich ordnet und ein Sach.“ und Namenzregister über alle fünf Bände des Werks, welches für dessen Gebrauch sich unentbehrlich erweisen wird.
— Goethe's Briefe. Verzeichniß derselben unter Angabe von Quelle, Ort, Datum und Anfangsworten. Nebersichtlich nach den Empfängern geordnet, mit einer a 4 Verhaltnisses Goethe's zu diesen und unter Mittheilung vieler bisher ungedructer Briefe Goethe s. Bearbeitet von Fr. Strehlke. Berlin, 1881. Verlag von Gustar Hempel, (Bernstein u. Frank) — 2. und 3. Lieferung. — Die jweite em ren seiner Zeit eingehender besprochenen Werke beginnt mit dem Namen des berühmten Natur= sorschers Johann Friedrich Blumenbach. Weiterhin folgt ein den Briefwechsel Goethe's mit Sulpij Boisserse betreffender Artilel, dessen Korrespendenzen zu den interessantesten Dokumenten für die Thätigkeit des Dichters im höhern Alter er Das angehãngte chrono⸗ logisch geordnete Verzeichniß der Briefe ist besonders umfangrelch. Ferner verdienen aus diesen neuen Lieferungen Hervorhebung die Abschnitte: Larl August Böttiger, Frau von Branconi, Clemens Brentano, Friederike Brion (an die nur ein Brief Goethe's bekannt geworden ist), Graf Moritz von Brühl, Buchholj. Bürger, Carl Gustav Carus,
Indessen man glaubt, daß auch.
Gräfin Chasseport, de Chezu, Peter von Cornelius, Carl Bernhard und Johann Friedrich von Cotta (mit einer umfangreichen chrono⸗ logischen Uebersicht der gesammten Korrespondenz), Coudray, Herzogin von Cumberland, Frl. v. Cuvier, Dalberg, Darid, Deutsche Bundes— versammlung, Döbereiner, Eckermann, die Geschwister v. Egloffstein u. s. w. — Auch in diesen Lieferungen wird eine Anzahl bisher ungedruckter Briefe Goethe's veröffentlicht; so ein sehr interessanter Brief an einen nicht näher zu ermittelnden Adressaten des Namens Buchholz; saus dem Jahre 181) mit treffenden Bemerkungen über die Charaktereigenschaften der Deutschen; 4 Briefe an Dorothea, Gräfin von Chasseport, geb von Knabenau (frühere Hofdame der Herzogin von Kurland), von denen der letzte (aus dem Jahre 1830) der Ent—⸗ stehung der Davidschen Büste erwähnt, ein Brief über das indische Drama „Sakuntala: an den Drientalisten de Chszy, meh— rere Schreiben an Johann Friedrich von Cotta, in deren einem (Herbst 1808) Goethe mit eigenthümlicher Genugthuung seiner Begegnung mit Napoleon, sowie des ihm verliehenen Ordens der Ehrenlegion Erwähnung thut und den korsischen Eroberer seinen freundlichen und gnädigen Herrn nennt; Briefe an den Ober⸗Bau⸗ direktor Couvray, an die Herzogin von Cumberland (jüngere Schwester der Königin Luise), an Frl. von Cuvier (Tochter des Naturforschers), an den Bildhauer Darid (mit der entschuldigenden Einleitung, daß sich der Dichter seiner Muttersprache bediene, da er sich in der fran⸗ zösischen „nicht so bequem auszudrücken fähig“ seih, an die deutsche Bundesversammlung (vom Januar 1825, worin er um ein Privile— gium für die neue Ausgabe seiner Werke nachsucht, eine Bitte, die übrigens recht wunderlich stylisirt isty und die Geschwister von Caloffstein. — Diese sehe dankenswerthen und ebenso werthvollen Briefabdrücke bringen in das Verzeichniß eine angenehme Abwechse⸗ lung; auch hat der Herausgeber die biographischen Einleitungen durch bemerkenswerthe Citate aus dem reichen Schatze seiner Be— lesenheit anziehend zu machen verstanden.
— Ein neues vaterländisches Pracht werk. Wer ver—⸗ folgt hat, wie der betriebsame deutsche Buchhandel in den letzten Jahren bestrebt war, alle möglichen Kulturländer dem deutschen Bolk in großen Bilderwerken vorzuführen, der mußte unwillkürlich an das alte Wort: „Warum in die Ferne schweifen?‘ gedenken; bietet doch unsere Geschichte so reichen und dankbaren Stoff für den Künstler dar. Mit besonderer Freude begrüßen wir daher unter den vielen diesjährigen Weihnachts⸗Novitäten das von dem Ober— Ceremonienmeister Sr. Majestät des Kaisers, Grafen Stillfried— Aleäntara und dem Professor Dr. Bernhard Kugler herausgegebene neue vaterländische Prachtwerk: Die Hohenzollern und das Deutsche Vaterland. Illustrirt von den ersten deutschen Künst⸗ lern. J. Bis zum Tode Friedrichs des Großen. Mit etwa 240 Illustrationen, darunter über 30 Vollbilder und 4 Faesimile⸗ Beilagen von Handschriften und alten Drucken. Folioformat. Reichster Prachtband in edler Renaissance⸗ Ornamentik. Friedr. Bruckmanns Ver⸗ lag in München. Preis 45 14. Die ersten Künstler Deutschlands, wie Bleibtreu, Camphausen, enzel, Thumann, A. v. Werner u. A. haben gewetteifert, ein Werk zu schaffen, welches durch seinen mannig— faltigen Bilderschmuck so recht eigentlich den Namen eines vaterländi⸗ schen Prachtwerkes verdient. Auch die reichen Kunstschätze der Kaiser— lichen Schlösser, der Staatsarchive sowie viele bisher unbekannte Quellen haben sich dem Werke erschlossen, und in glücklichster Ver⸗ einigung stellt sich die Illustration dem Text ebenbürtig an die Seite, dessen hervorragende Bedeutung schon durch die Namen der beiden Verfasser gewährleistet ist. Das nach Stoff und Form gleich würdige Werk hat in dem prächtigen äußeren Gewande, den ihm die Verlags⸗ handlung gegeben hat, die Anwartschaft, ein wirkliches Familienbuch zu werden und dürfte sich ganz besonders als Festgabe für den Weih— nachtstisch eignen. .
— Die Verlagsbuchhandlung von Heinrich Schmidt und Carl Günther in Leipzig hat sich beeilt, das Prachtwerk: Indien in Wort und Bild von Emil Schlagintweit (mit 417 Illustrationen [140 Lieferungen) à 18 S) noch für den Weih⸗ nachtstisch fertig zu stellen. Das große Werk. beginnt mit einer Schilderung des Landes und seiner Erzeugnisse und führt den Leser dann nach Bombay, der ersten indischen Stadt, wo er in das Treiben am Hafen, unter die dunkelfarbigen Bewohner der Eingeborenenstadt versetzt wird, den Welt— handel pulsiren sieht und die Bedeutung des Suezkanals für den Verkehr mit dem ganzen südlichen und östlichen Asien kennen lernt. In dem Kapitel über die Völker und Kasten erschließt sich eine neue Welt; zum erstenmale sind hier aus den Volkszählungen und ethnographischen Einzelnarbeiten die Folgerungen gezogen. Die Südindier sind als die ältesten Urbewohner erwiesen; zu ihnen gesellten sich aus Hinterindien Schanvölker, aus Innerasien Arier, später Türken; der Islam begeisterte Araber zum Zuge nach Indien, seine Schätze lockten Afghanen und in der Neuzeit West— europäer. Den Felsentempeln ist ein besonderes Kapitel gewidmet. Während die Egypter Steinmassen übereinander thürmten, Assprier in Steinen ihre Bildwerke eingruben, höhlte der Indier die Berge aus und schuf sich hier für seine Priester Wohnungen, für seine Götter Tempel; die Wände sind bearbeitet als Holz oder Mauer—⸗ werk und bedeckt mit zahllosen Figuren. Im Dekhan wird der Leser mit dem Leben der Europäer und ihrer Frauen bekannt, er eilt mit den Reiterschaaren der Marathen über große Provinzen und sieht die Leiden in Hungersnothjahren. Die Beschreibung des Staates Haida— rabad schildert das politische Leben in einem mohamedanischen Ge⸗ meinwesen, zeigt die Schattenseiten der Vielmännerei, die Genügsam⸗ keit der indischen Bauern, seine Drangsale und Feste. Im Kapitel Madras staunt man die südindischen Tempelbauten an und gewinnt auch einen Ueberblick über die epische Literatur Indiens. In den Nilgiris macht sich der Europäer breit, ihm ist hier Alles dienstbar. Als äußerst fleißige Studie folgt die Geschichte des Christenthums in Indien, vom 52. Jahre der christlichen Zeitrechnung bis zum Jahre 1880, ein Anhang schildert die blühende jüdische Gemeinde an der Malabar— küste. Ebenso eingehend und übersichtlich wird im nächsten Kapitel die Religion der Hindus behandelt. In Bengalen führt der Ver= fasser die Größe des indischen Kaiserreichs vor Augen, schildert die Landes. und Justizverwaltung und, das Treiben in der Reichshauptstadt Kalkutta. Mit den Indigopflanzungen in Berar und den feurigen Nationaltänzen unter Oraonz und Santhals schließt der erste Band des Prachtwerkes. — Der zweite Band hebt an mit der Umgestaltung, die Buchdruckerpresse, Volksschulen und Zeitungen zu Wege brachten. Dann folgt eine w — von Hindostan, der Kernprovinz aller mohamedanischen Kaiser Indiens; der indische Baustil ist eingehend erläutert. In dem Kapitel der Nordwestprovinzen wird den Wanderungen der Arier nach⸗ gespürt und die Marschroute dieser alten Kulturträger der Menschheit dargelegt, dann in die Gegenwart übergetreten, Opiumkultur und der Impfzwang erläutert und die Städte am Ufer des Ganges und der Dschamna beschrieben. Auch wird der siegreiche Kampf Englands 1857158 um seinen Besitz in Indien gegen die aufstän— dischen Eingeboren⸗Regimenter geschildert. In Centralindien wird der Leser an die Höfe der Fürsten und zu ihren Jagden geführt und gelangt zuletzt in eine im vorigen Jahrhundert von Deutscen besetzte Garnison, wo deutsche Soldtruppen im Herjen von Indien den Thron eines eingeborenen i vertheidigten. In Radschvutana werden die Wirkungen der Gisenbahnen quf den Handel wie auf die Gewohnheiten der Bewohner in den von ihnen durchzogenen Gebieten veranschaulicht. Unter Gudscharat ist das Treiben der Damen an den Höfen geschildert; eine Fürstenbochzeit schließt das Kapitel. Im Pandschab werden die Ackerbau treibenden Kasten des nördlichen Indiens gejeigt, in Delhi die Residenz der alten Tea hie ge schildert, das große Epos Mahabbarata im 2 kinirt. Der aletscherreiche Himalaya schließt Indien von Centralasieng in den Thälern die Bewohner lernt der Leser in den Tempeln der Buddhisten diese weit verbreitete Religion kennen. Der englisch indischen Armee ist mit Recht ein eigenes Kapitel gewidmet. Gin 4 * englischer Kriegführung giebt das Schlußkapiiel; der afghanische Grenzbezirh ist geschildert einerseites als Operationsgebiet für die gegen Afghanistan aufgebotenen Truppen, sodann nach den dort gestellten Verwaltungg⸗ aufgaben. Die Schilderung stützt sich auf eine umfassende Verwal ·
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tungs⸗Literatur, deren Hauptwerke in einem Anhange verzeichnet sind. Man hat durchgehends das wohlthuende Gefühl, einer verlässigen Führung zu folgen. Dabei ist die Sprache verständlich, der Vortrag fesselnd und elegant Den Text erläutern 417 Abbildungen theils eingedruckt, theils als Tafeln beigegeben. Die Bauten werden ver⸗ anschaulicht, das Volk in ethnographischen Gruppen geschildert, die leitenden Personen in Porträts dargestellt. Alle Illustrationen sind mit Sorgfalt ausgewählt und Muster von Holzschnitten. Eine Karte ist beigegeben, eben so wenig fehlt ein ausführlicher alphabetischer Index. Das Format des Werkes ist groß Folio, das Papier sehr fein, der Druck klar und sauber. Verfaffer und Verleger haben zusam⸗ mengewirkt, eine Lücke in unserer Literatur auszufüllen und den Weih— nachtsbüchermarkt um eine schöne Gabe zu bereichern. Wie zum ersten Bande liefert die Verlags handlung auch zum zweiten Bande stylvolle elegante Einbanddecken zum Preise von 5 M.
— Das im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erscheinende MUniversal-Lexikon der Kochkunst“, auf das wir nach der Ausgabe der früheren Lieferungen bereits wiederholt aufmerksam ge— macht haben, liegt jetzt in zweiter, vielfach vermehrter und verbesserter Auflage mit seinen mehr als 10000 Rezepten abgeschlossen vor. Das für Hausfrauen empfehlenswerthe jweibändige, reich aus⸗ gestattete Werk kostet 20 .
— Land und Leute in der bralilianischen Provinz Bahia. Streifzüge von Jul. Naeher. Mit gegen 53 Abbildungen nach den Originalen des Verfassers, zum Theil nach Aufnahmen für Se. Majestät den Kaiser Dom Pedro II. Preis 6 4M. Verlag von Gustav Weigel, Leipzig. — Das Buch giebt unterhaltende Reife— schilderungen, und ist zugleich für Reisende nach Bra— silien ein berathender Begleiter, da auch die Reisegelegen⸗ heiten, die Seefahrt, Winde und Meeresströmungen ꝛc. darin eingehend geschildert werden. Die vorliegende Beschreibung um— schließt zwar nur einen kleinen Theil des großen Reiches Brasilien, aber diese nördliche Provinz Bahia nimmt fowohl durch die Wichtig keit der Hauptstadt Bahia als durch das Ansehen ihrer Bewohner und die dort seit lange zu hohem Aufschwunge gekommene Zucker- und Kaffeeproduftion den ersten Rang im Kaiferreiche ein. Da ihr bis jetzt noch keine besondere Darstellung durch deutsche Reisende gewidmet wurde, so darf das vorliegende Buch als ein willkommener Beitrag zur Kulturgeschichte Brasiliens betrachtet werden.
— Die in Leipzig am 17. Dezember erscheinende Nr. 2007 der -Illustrirten. Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das Moltkedenkmal in Cöln. — Die Denkmünze zur Vollendung des Gölner Doms. Modellirt und ausgeführt von Johannes Lorenz in Hamburg. Vorder- und Rückseite. — Ein neuer monumentaler Brunnen in Cassel. — Porträts aus dem deutschen Reichstag: 2. Hans von Kleist⸗Retzow. — Das am Abend des 8. Dezember niedergebrannte Ring⸗Theater in Wien. — Berliner Bilder: Eine nächtliche Razig. im Thiergarten. Originalzeichnung von Ferdinand Lindner. — Iphigenie in Tauris. Nach dem Gemälde von Eduard Kanoldt auf Holz gezeichnet von Ernst Heyn. — Luther und seine Zeitgenossen. 12 Abbildungen aus Julius Köstlins neuestem Werk Luthers Leben! Ceipzig. Fues Verlag). — Ami Bous, 4 21. November. — J. Temme, F am 14. Novem⸗ ber. — Das Fischerdorf Ellerbeck in Holstein. Gezeichnet von Gustav Schönleber. Aus dem illustrirten Werk „Küstenfahrten an der Nord⸗— und Ostsee“ (Stuttgart, Gebr. Kröner)! — Weihnachtsbüchertisch: Setterhunde. Aus „Diang. Blätter für Jagd- und Hundefreunde“. 2. Auflage. (Stuttgart, Schickhardt u. Ebner). — Auf dem Rhein 1866. Aus Fedor v. Köppen's vaterländischen Balladen „Männer und Thaten“ (Leipzig, A. Dürr). — Hauptmann über ein Fähnlein deutscher Landsknechte, und Landsknecht⸗Brandmeister. Nach Jost Ammann. Aus dem Buche: „Die deutschen Lande knechte“ von Pr. F. Blau (Görlitz, C A. Starke). — Das Waldweibchen. Aus der Märchensammlung „Aus dem Zauberland“ Ceipzig, Ed. Schloemp).
Gewerbe und Handel.
Unter der Firmg „ Interventions-Bank' ist am hiesi⸗ gen Platze ein neues Kreditinstitut gegründet worden, welches es sich nach den Ausführungen des Prospektes zur speziellen Aufgabe machen will, finanzielle Schwierigkeiten jeder Art bei Kaufleuten durch materielle und moralische Hülfe zu beseitigen, indem es in allen den— jenigen Fällen interveniren wird, in denen das Dazwischentreten einer unparteiischen und zugleich kapitalskräftigen Centrale angezeigt und förderlich erscheint. — Das Aktienkapital der Interventions⸗Bank ist auf 109000 000 4 festgesetzt worden, wovon zunächst eine Million zur Ausgabe gelangt ist. An der Spitze des Verwaltungsraths steht Prof. Dr. Heinrich Contzen; als Direktor hat H. Kleeberg den Prospekt unterzeichnet.
— Die ordentliche Generalversammlung der Berliner Adler⸗ Bierbrauerei ⸗Aktien⸗Gesellschaft vom 14. d. M. geneh⸗ migte den vorgelegten Geschäftsbericht nebst Rechnungsabschluß pro 1881 und ertheilte dem Vorstande und dem Aufsichtsrath Decharge. Aus dem Bericht entnehmen wir, daß in diesem Jahre 3318 Tonnen Bier mehr abgesetzt murden als im Vorjahre und daß überhaupt die finanzielle und wirthschaftliche Lage der Gesellschaft sich günstiger ge⸗ staltet hat. Die Verwaltung beantragt, eine Reduktion des Aktien kapitals der Art, daß die Aktien von 300 M auf 150 „M herabgesetzt werden und auf den Namen lauten sollen. Die Versammlung 6 migte diesen Antrag.
Doeartmund, 12. Dezember. (Ess. Ztg.) Im GEisengeschäft hat sich die günstige Stimmung und feste Tendenz der letzten Wochen erhalten. Infolge der bessern Konjunktur für Gießereieisen auf den englischen und schottischen Märkten und wegen der stetigen Zu— nahme des heimischen Bedarfs ist diese Roheisensorte in voriger Woche um je 1 S für Nr. J. und Il. und um 3 S für Nr. III. pro Tonne erhöht worden und notirt dementsprechend Nr. J. 76 4, Nr. II. 71 44 und Nr III. 65 M pro Tonne ab Werk. In Spiegel⸗, Bessemer und Puddelroheisen sind nur noch kleine Quan⸗ titäten bis 1. April nächsten Jahres disponibel, für welche der Preis von Fall zu Fall kontrahirt wird. In Walzwerkfabrikaten macht sich immer noch eine Steigerung der Nachfrage bemerkbar. Für Stabeisen geht man daher schon über 135 Æ pro Tonne hinaus, und rechnet demnächst auf 140 Æ Zu 135 M soll schon nicht mehr leicht anzukommen sein. In schweren Blechen erhält sich ein belang⸗ reicher Bedarf; der Satz von 205 — 210 MS pro Tonne hat sich mit Leichtigkeit eingeführt. Gegenwärtig besteht auch eine lebhafte Nach— frage nach Fagoneisen, das in bedeutenden Quantitäten zur Herstellung der vielen in Bestellung gegebenen Waggons erforderlich ist. Sehr gesucht ist ferner Bandeisen, welches in raschen Steigerungen bis auf 165 Æ pro Tonne heraufgeseßt worden ist. Auch Walsdraht ist sort⸗ während rege gefragt, und die Werke sind daher lebhaft beschäftigt; die Preise verfolgen steigende Tendenz. Die meisten Aufträge befinden sich aber immer noch in den Händen der Stahlwerke, indem dieselben vielfach Bestellungen übernommen haben, deren Effektuirung bis über das Jahr 1882 hinausreicht. Dabei ist besonders erfreulich, daß ein großer Theil der bezüglichen Lieferungen für das Inland bestimmt ist. Die Kleineisenzeugfabriken sind ebenfalls sehr reichlich und für längere Zeit beschäftigt, erzielen auch für die neueren Abschlüsse bessere Preise, wie auch die Notirungen für Stahlschienen, Satzachsen, Bandagen nach den jüngsten Submissionsergebnissen wesentlich gestiegen sind. Lokomotiy⸗ und Waggonfabriken haben in der letzten Zeit eine Reihe von neuen Auf⸗ trägen erhalten, indem außer der Cölner rechts rheinischen Staatsbahn auch die Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Magdeburg eine erhebliche
ahl von Lokomotiven und Waggons in Submission vergeben hat. Dazu kommt, daß die Cölner linksrheinische Staatsbahn neudings wieder die Lieferung von 72 Stück gedeckten Güterwagen und 75 Stück eisernen Kohlenwagen in Submission ausgeschrieben bat. Die Maschinenfabriken und Gießereien, sowie die Dampfkesselfabriken sind nach wie vor flott beschäftigt. — Auf dem Kohlenmarkt besteht ebenfalls bei andauernd reger Nachfrage und bedeutendem 6 eine feste Tendenz und nimmt man an, daß bei Eintritt des Frostwetters die Preise weiter aufwärts gehen werden. l
Frankfurt a. M., 14. Dejember. (W. T. B.) Die beutige außerordentliche Generalversammlung der Dent schen Handel s. ifm ff an ft hat die Anträge des Aufsichtsrathe, das Grundkapital