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Pflanzen und Thiere, des Menschen Leid und Freud, berrorragende Landschaften und Bauwerke, die berühmtesten Männer und Frauen der politischen und Kulturgeschichte aller Zeiten und Völker, Maschinen und Münzen, kurz eine Fülle von Gegen⸗ ständen und zwar möglichst nach klassischen Vorbildern vor. Eine Erklärung kommt der Wissensbegierde zu Hülfe. In letzterer sinden wir kleine zusammenhängende Abhandlungen, wie über die Geschichte der Baukunst, Bildnerei und Malerei, über Versteinerungen, dann auch wieder kurze Erläuterungen der Kunstwerke, Lebensbeschreibungen, Erläuterungen von Wappen, Maschinen, Naturerscheinungen u. dergl. Neben dem Anschauungsstoff wird hier Alt und Jung ein mannig⸗ faltiger Wissensstoff, geboten. Eltern, welche Werth darauf legen, die Fantasie ihrer Kinder mit gesunden und nützlich anregenden An⸗ schauungen zu beschäftigen, darf dieses Buch, das auch Mädchen un= bedenklich in die Hand gegeben werden kann, vornehmlich auch als ein schönes Weihnachtsgeschenk angelegentlichst empfohlen werden. Alles irgendwie Anstößige ist sorgfältig vermieden. Obwohl die Koscen, welche die Herstellung eines solchen Werkes erfordert, bekanntlich sehr bedeutende sind, ist der Preis erstaunlich billig. Das 25 Bogen starke Werk kostet nur 4 4 50 3 und ist in jeder Buchhandlung, oder was vielleicht bei der jetzt wegen der Nähe des Weihnachtsfestes drängenden Zeit vorzuziehen sein möchte, direkt von dem „Volksblatt⸗ Verlag“ in Straßburg i. E. gegen Einsendung des Preises zu
erhalten.
Gewerbe und Handel.
Kunst und Gewerbe, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie. Herausgegeben vom bayerischen Gewerbe⸗ museum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. XV. Jahrgang. (Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G. Dietz) in Nürnberg 12. Heft 1881. — Mit dem vorliegenden Dezemberheft schließt der XV. Jahrgang der Zeitschrift. Das letzte Heft bringt einen zweiten (Schluß) Artikel vom Prof. G. Ultsch über die verschiedenen Bergbahnsysteme, welcher die Systeme mit feststehenden Motoren behandelt (mit mehreren Abbil— dungen) und einen Bericht über die badische Kunst- und Kunst— gewerbeausstellung zu Karlsruhe, von H. Billung. Unter der Rubrik Museen, Vereine, Schulen. Ausstellungen ꝛc.“ begegnen wir Beiträgen: über die von Essenwein, Direktor des Germanischen Museums gusgeführte Restauration der Frauenkirche in Nürnberg, über die Anstalt für Glasmalerei in Lauingen, über die Reuleaursche Aus— stellung japanischer und indischer Kunstindustrie im Berliner Architekten— hause 2c. Notizen für die Werkstatt, aus dem Buchhandel und kleine Nach— richten füllen den Rest des Hefts, welches auch diesmal mit zahl— reichen Illustrationen ausgestattet ist. So finden sich im Text ver— theilt: eine Marmorfüllung vom Grabmale des Kurfürsten Moritz im Dome zu Freiberg, ein gläserner, geschliffener, venetianischer Spiegelrahmen (aus dem South-⸗Kensington⸗Museum), eine Leder— pressung aus dem 16. Jahrhundert, eine Randleiste nach einem alten Gemälde und eine arabische Vase aus dem 14. Jahrhundert. Die besonders beigelegten Kunsthlätter zeigen Grotesken von Bernardino Pocetti (Motive zu den Deckenmalereien im oberen Korridor der Uffizien zu Florenz), ein Metallgefäß (nach einer Handzeichnung des 18. Jahrhunderts) und ein schmiedeeisernes Gitter. — Gleichzeitig er— scheinen die Nrn. 2 und 235 der Mittheilungen des bayerischen Gewerbe— museums. Das dem Heft beigegebene Inhaltsverzeichniß für den ganzen Jahrgang liefert durch den Reichthum und die Mannigfaltigkeit an be— lehrenden Aufsätzen und geschmackbildenden, künstlerisch ausgeführten Ab⸗— bildungen älterer Meisterwerke sowohl wie musterhafter neuerer Arbeiten den Beweis, daß die Zeitschrift sich die selbstgestellte Aufgabe der Förde⸗ rung des Kunstgewerbes mit einem Eifer angelegen sein läßt, welcher den, Erzeugnissen der bayerischen Kunstindustrie bereits in glänzender Weise zu Gute gekommen ist und denselben denn auch einen Ruf ver— . welcher der gesammten deutschen Kunstindustrie zur Ehre gereicht.
Nürnberg, 17. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die feste Haltung des Hopfenmarktes hat 2 zweiten Wochenhälfte angehalten, wenn auch im Allgemeinen der Ge— schäftsverkehr ein etwas ruhigerer geworden ist. Die Forderungen vieler Eigner sind bereits wieder sehr hohe, und da Käufer dieselben nicht acceptiren wollen, bewegen sich die Umsätze in mäßigen Grenzen. Seit Mitwoch wurden ca. 900 Ballen zu unverändert festen Preisen verkauft. Die Gesammtzufuhr im gleichen Zeitraume wird auf ca. 500 Säcke geschätzt. Zu den alten Preisen ist Seitens des Exports und des Kundschafts handels gute Kauflust vorhanden. Der Preis— . . gegenwärtig um 5—10 M höher, als Ende des vergangenen
onats.
Glasgow, 17. Dezember. (W. T. B.)) Die Voxräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 626 400 Tons gegen 492 509 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen 105 gegen 122 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗JYork, 17. Dejember. (W. T. B.) Der Hamburger
Postdampfer „Wiegand“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 19. Dezember 1881.
Cöln a. Rh, den 18. Dezember, 1 Uhr 12 Min. früh. Die Englische Bost vom 17. Dezember früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 12 Min. Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt aus Verviers.
Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 14. Dezember 1881. Nachdem Professor Holtze seinen Bericht über die jüngsten Forschungen auf dem Gebsete der märkischen Geschichte erstattet hafte, zeigte der Oberlehrer Ernst Fischer in längerem Vortrage, wie mannigfach unsere Kenntniß von den früheren Zuständen der Mark sich aus den älteren Reisehand⸗ büchern bereichern läßt. Diese Handbücher erscheinen feit dem Be—⸗ ginn des 17. Jahrhunderte, Anfangs unseren Coursbüchern ähnsich, nur Itinerarien enthaltend, allmählich aber mehr und mehr die Bädeckerform annehmend. Die Reihe eröffnet das jtinerarin n, nni- ersae Germaniae, Ursel 1602, von dem berühmten Kupferstecher Mathias Quade, dem Verfasser der ‚Teutscher Nation Herrlsch= eit. Es ist die Uebersetzung eines deutschen Reisebuches mit Karten von Gerhard Mercator vom Jahre 1601. — Im Jahre 1605 folgt Allgemeines oder General Reißbuch‘ von Corneliu Sutorius, Ursel, Mit den Mappen (Karten) des berühmten Geographi Herrn Gerhardi Merkatoris conferiret.. 2. Ausgabe. Sie bringt be den Dauvtorten schon einige beschreibende Zusätze. — Der Beliciarum Germaniae... index Viatorius von Cyprian Eichovius, Ucsel i604, giebt Reiserouten von Augsburg ausgehend nach allen wichtigen Städten Guropas. — Der Polvhistor Martin Zeiller, Steiermärker, in Ulm thätig, gab Straßburg 1632. sein Itinerarium Germaniae heraus; er hat die ganze betreffende Literatur En Sebastian Münster ee, Werke einverleibt und viele handschristliche Reise⸗
eichreibungen benutzt, die jetzt wohl zu Grunde gegangen sind. Sein Buch ist besonders wichtig, weil es den Justand der Mark, die er jedoch nicht 6 zu haben scheint, vor den Verwüstungen des W jährigen Krieges schildert; es ist sehr selten ge⸗ worden, wabrscheinlich weil es, eben in Folge dieser Veränderungen, bald unbrauchbar geworden war. Eine Gontinuatio, welche er j6ätj solgen ließ, enthäli nur eine Nachlese. Seine viel verbreiteten Topo— graphien sind oft wörtlich aus diesem Reisebuche abgeschrieben, wel⸗ ches eingehendere Beschreibungen namentlich von Küstrin, Frankfurt a. d. O. Berlin, Spandau und Brandenburg liefert und mit elner wenig wohlwollenden Charakteristik der Hire schließt.
Der Verein für die Geschichte Berlins bielt am Sonn— abend seine letzte diesjährige Arbeitssikung ab. Nachdem zunächst der Vorsitzende die geschaftlichen e n fer kurz erledigt, machte Dr. jur. Béringuer Mittheilung über dse dem Verein neuerdings ge⸗ wordenen Zuwendungen. Der erste Gegenstand der Tagesordnung
war sodann ein Vortrag des Stadtraths Friedel über die Tief- bohrungen in Spandau. Redner warf zunächst einen Blick zurück auf die geringen Versuche, die bisher in Berlin gemacht worden, in die Tiefe unserer Erdoberfläche einzudringen. Erst in der allerneuesten Zeit ist man weiter vorgeschritten, so in der Acker⸗ straße 92 bis auf 72 m, im Admiralsgarten bis auf 78 m bei Wigankow bis auf 161 m, wo auch ein artesischer Brunnen ge— funden wurde. — In Sperenberg freilich ist man bis auf 1271 m unter dem Spiegel der Ostsee vorgedrungen und hat das bekannte großartige Steinsalzlager gefunden. Das ist aber kein eigentlicher Berliner Boden mehr, und es sind daher die Bohrungen auf der Citadelle von Spandau um so mehr von Bedeutung für Berlin. Trinkwasser allerdings hat man in Spandau nicht erbohrt; die wissen⸗ schaftlichen Resultate aber, die man bisher bei einer Tiefe von 430 m unter der Ostsee erzielt hat, sind so bedeutend und interessant, daß die großen Kosten der Bohrungen vollauf aufgewogen werden. Redner gab nun nach den eigens zu diesem Zweck angefertigten Angaben des die Bohrungen leitenden Ingenieur⸗Lieutenants Hrn. Teuchert eine Ver— anschaulichung des Mechanismus der Bohrungen, und zeigte eine große, interessante Anzahl von Proben der bei den Arbeiten zu Tage geför— derten Produkte, die bei 35 m Schwefelkies⸗ und sogar Triasschichten aufweisen, ganz ähnlich wie sie bei Helgoland gefunden werden. Die Bohrungen in Spandau gewähren sonach sichere Hoffnung, uns bis auf das feste Gerippe unseres Untergrundes zu führen. — Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Vortrag des Hrn. Budezies: „Der Tetzelkasten im Märkischen Museum und Hans v. Hake auf Stülpe.“ Redner hat bereits im vorigen Jahre auf der Besitzung derer von Hake in Kl. Machnow den Nachweis geführt, daß die bekannte Sage von dem durch Hans v. Hake auf Stülpe begangenen Raube des Tetzel— schen Ablaßkastens historisch unbegründet sei. Seitdem ist im Märkischen Museum ein Kasten aufgestellt worden, der aus der auf Großkreuz an— sässig gewesenen Familie von Hake herstammt und der nach einer Aukt— führung des „Bär. als derjenige bezeichnet wird, welchen Hans von Hake auf Stülpe dem Ablaßkrämer abgenommen haben soll. Dies gab dem Redner Anlaß, nachzuweisen, daß Hans von Hake auf Stülpe weder den im Märkischen Museum befindlichen noch irgend einen andern Kasten jemals dem Ablaßkrämer Tetzel geraubt habe. Nach der Familientradition soll nämlich die Stülper Familie im Anfang des 14. Jahrhunderts Großkreuz erworben und den betreffenden Kasten mitgebracht haben. Dies ist aber, wie Redner des Genaueren aus Lehnsverhältnissen der Familie in der Genealogie derselben nachwies, einfach nicht möglich. Die Stülper Herren sind nie auf Großkreuz sewesen und können daher auch keinen Tetzelkasten dahin gebracht haben. Ebenso wenig aber kann Hans von Hake auf Stülpe den Ablaßkasten geraubt haben; es ist überhaupt fraglich, ob dem Ablaß— händler jemals ein Kasten geraubt ist. Die ältesten Schriftsteller nennen als Ort der That bald Leipzig, bald Jüterbock, bald Trebbin und als Thäter hald einen Reiter, einen Landsknecht, bald einen Edelmann von Hagen, von Schenk oder von Hake. Ebenso wenig ist die Zeit genau angegeben, wenn der Kastenraub geschehen sein soll. Wenn aber der Kasten 8090 Jahre nach der That nach Großkreuz ge— kommen sein soll und man die vermeintliche Uebersiedelung der Stülper Herren in das Jahr 1610 setzt (um diese Zeit ward in der That Großkreuz erworben, aber nicht von einem Herrn aus der Stülper Linie), so müßte der Raub 1630 geschehen sein, während es bekannt ist, daß Tetzel schon 1519 zu Leipzig starb. In letzterem Jahre aber gab es gar keinen Hans von Hale auf Stülpe. Die ganze Erzählung fällt also in das Reich der Mythe und wird darin trotz aller historischen Gegenbeweise wohl auch noch lange leben. — An 3. Stelle verlas Hr. M. Repenning (Berlin) eine Anzahl von „Charakteristischen Militärbefehlen aus der Zeit Friedrichs des Großen“.
. Anthropologische Gesellschaft hielt am Sonnabend im Hörsgal des Victoria-Loceums ihre Generalversammlung ab. Der Bericht konnte mit Befriedigung auf die Thätigkeit der Gesellschaft zurückblicken. Die Zahl der Mitglieder ist von 434 auf 469 ge— wachsen. Die Sammlungen die zur Zeit behufs ihrer Unterbringung im neuen ethnographischen Museum neu geordnet werden, haben sich regelmäßig vermehrt, theils durch die Freigebigkeit der Mitglieder, theils durch Kauf. Die Einnahme betrug einschließlich des Ministerial zuschusses 10 809 „, die Ausgabe 10514 M Der bisherige Vorstand wurde durch Akklamation wiedergewählt. Die Versammlung trat sodann in die Erledigung der laufenden Geschäfte ein. Dr. Schlie⸗ mann, der zur Zeit in Athen mit der französischen Ausgabe seines „Ilios beschäftigt ist, hat der Gesellschaft, zu deren Ehrenmitgliedern er zählt, seine gesammten Schriften zum Geschenk gemacht. Vom Reisenden Dr. Finsch ist ein vom 18. Oktober datirter Bericht eingegangen. Derselbe weilt zur Zeit auf einer kleinen Insel der Torres⸗Straße und will sich später dem westlichen und südlichen Australien zuwenden, scheint somit seine ursprüngliche Absicht, über Java nach Europa zurückzukehren, aufgegeben zu haben. Hr. von Röbsdorff widmet sich zur Zeit der Erforschung der Riko⸗ baren. Unter den eingegangenen Mittheilungen über neue prähisto— rische Funde verdient eine Nachricht des Direktors Schwarz aus Posen über in Steingräbern gefundene Bronzen insofern Beachtung, als man sonst geneigt war, diese Gräber einer ältern Zeit zuzurechnen. Den Hauxptvortrag des Abends hielt Professor Dr. Virchow uͤber seine kaukasische Reise.
Von der bekannten Kunstgärtner- Firma J. C. Schmidt in
Erfurt (Königlicher Hoflieferant. Zweiggeschäft: Unter den Linden 3a, hierselbst), liegt uns ein von einem geschmackvollen getrockneten Kornblumenkranz umgebenes Bildniß Sr. Majestät des Naisers vor, welches die anmuthig⸗sinnige Verwendung derartigen Blumenschmucks um Porträts zu Festgeschenken, wie solcher von der genannten Firma besorgt wird, einnehmend darthut und vielseitigen Beifalls gewiß sein dürfte.
Ueber Land und Meer“ ketitelt sich eine Novität, welche am Wilhelm Theater am ersten Weihnachtsfeiertage zum erster Male in Scene geben wird. Es ist das Stück: „Ein Böhme in Amerika“, welches in Wien . Z. die 120. Aufführung erreicht hat. Die Direktion des Wilhelm⸗Theaters hat für Berlin das alleinige Aufführungsrecht des Stückes erworben und dasselbe lokalisiren lassen.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Beiheft zum Militär-⸗Wochenblatt, kerausgegeben von v. Löbell, Oberst . D. (Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn) Nr. 11 und 12 (Jahrgang 1831). — Inhalt: Des Fürsten Leo⸗ pold J. von Anhalt. Dessau Jugend. und Lehrjahre. Aus dem Nach⸗ lasse des General-Lieutenants 3. D. A. von Witzleben. — Die Uebungen der kombinirten beverischen Kavallerie⸗Division bei Schroben⸗ hausen im August und Schtember 1889. (Mit 3 Kartenbeilagen und (iner Druckkbeilage) — Das neue Infanterie ⸗Ererzierreglement in Desterreich⸗ Ungarn. — Die griechische Armee während der Mobilisi⸗ rung 1880 81. — August von Goeben, Königlich preußischer General der Infanterie und kommandirender General des VlIII. Armee, Corps. Eine Lebeneskige von von i fe General⸗Major und Chef des Generalstabes Vll. Armee⸗Corps. (Mit dem Bildniß des Generals von Goeben. — Das Vordringen der Russen in Turkmenien. Von Krahmer, Major im Großen Generalstabe. (Mit einer Karte von Achal'teke und Merw und 2 Skifzen zum Angriff aus Geok - tepe. — Zwei Vorträge über Kavallerie. Von Frhrn. von Sasenhofen, König⸗ lich baperischer Oberst 3 D. — Die Lehren der Kröegsgeschichte ür die Kriegfübtung. — Der Entwurf einer Instruktion für die Gefechts⸗ thätigkeit der russischen Feld-⸗Artillerie in Verbindung mit den übrigen Waffengattungen. Von Krahmer, Major im Großen Generalstabe. — licher den wahrscheinlichen Verbrauch an Kleingewehr⸗ Munition im Festungskriege der Zukunft. — Anti R. V. Untersuchungen über den Werth der Kavallerie in den r gen der Neuseit. Von Kähler, . und Commandeur deg 2. Schlesischen Husaren ⸗Regiments
r. 6.
Deutsche Landwirthschaftliche Pꝛresse. Nr. 101. — Ju⸗ halt: Zur Agrarverschuldungsfrage. — Das Kuhländchen. Von Ger- land. — Die Pferde in London. Von Nathusius. — Die Mastvieh⸗ ausstellung des Smithfield. — Clubs. — 11 1200 Ausbeute vom Maischraum. — Zur Grundsteuerfrage. Von Freiherrn von Stein Kochberg. — Verpflichtung des Besitzers eines angekörten Deckhengstes zur Führung eines Beschälregisters. Von H. von Rathusius. — Tret⸗ werke für Hunde. Ven C. Nordmann.
Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Zugleich Organ 6 forstliches Versuchswesen. Herausgegeben in Verbindung mit den ehrern der Forstakademie zu Eberswalde, sowie nach amtlichen Mittheilungen von Dr. jur B. Danckelmann, Königlich preußischer Ober⸗ Forstmeister u. Direktor der Forstakademie zu Eberswalde. Berlin, Verlag von Julius Springer. 13. Jahrgang. 12. Heft (Dezember). — In⸗ halt: Abhandlungen: Ueber die Maßnahmen der Eisenbahn-Verwal— tungen zum Schutze der deutschen Waldwirthschaft. Vom Forstmeister Wagener zu Castell. — Ueber Lungenwürmer im Rothwilde. Vom Prof. Dr. Altum. — Mittheilungen: Die X. Versammlung des Preußischen Forstvereins zu Memel im Juni 1881. Vom Oberf. and. Conrad. — Bericht über die 1I8. Versammlung des hessischen Forstvereins zu Cassel am 12. und 123 August 1881. Vom Oberf. Kand. Wiroth. — Bericht über die 27. Versammlung des sächsischen ZForstyereins zu Chemnitz am 9. 10. und 11. Juni 1881. Von Francke, — Mein letztes Wort über Pinus sylvestris de Riga von Heinrich Keller in Darmstadt. — Schlußantwort auf Vorstehendes. Von John Booth in Klein-Flottbeck. — Statistik: Statistische Nach⸗ weisungen aus der Forstverwaltung des Großherzogtbums Baden für das Jahr 1878 und 1879. Bearb. durch Oberf.⸗Kand. von Alten zu Eberswalde. — Literatur: Frank, Krankheiten der Pflanzen. Bericht— erstatter Dr. Kienitz zu Eberswalde. — Nördlinger, Anatomische Merkmale der wichtigsten deutschen Wald⸗ und Gartenholzarten. Be— richterstatter Dr. Kienitz. — Burkarts Sammlung der wichtigsten europäischen Nutzhölzer. Berichterstatter Dr. Kienitz. — Kohli, Die preußischen Jagdgesetze. Berichterstatter Amtsgerichts-Rath Rätzell zu Gberswelde, = . Uebersicht der forstlich beachtenswerthen Literatur. — Notizen: Beiträge zu dem Denkmal für den Ober⸗Landforst meister von Hagen (Zweite Beitragsliste). — Waldsämereien.
Deutsche Bauzeitung, Verkündigungsblatt des Verban—⸗ des deutscher Architekten- und Ingenieurvereine, Redacteure K. E. O. Fritich und F. W. Büsing, XV. Jahrgang. Nr. 101. — Inhalt: Maßregeln zum Schutz gegen Thealerbrände. — Förderung des tech—⸗ nischen Unterrichts und der technischen Lehranstalten in England. (Schluß) — Ueber Filteranlagen zur Wasserversorgung, mit beson— derem Bezug auf Berlin. — Der Platz für das Haus des Deutschen Reichstags. — Das Paulus-Museum zu Worms. — Ueber die Hoch— wassergefahren der Weser bei Bremen. — Mittheilungen aus Vereinen: Verein für Baukunde zu Stuttgart. — Architekten- und Ingenieur— verein in Hannover. — Architekten- und Ingenieurverein zu Ham— burg. — Vermischtes: Von der Berliner Wasserversorgung. — Die internationale Kunstausstellung in Wien 1882. — St. Gertrud in Danburg. — Der Abbruch der Hahnenthorburg in Cöln. — Todten—⸗ schau — Personalnachrichten. — Brief- und Fragekasten.
Milch-Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mit— wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oceko— nomie⸗Rath. in Eutin (Fürstenthum Lübeck⸗. Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 50. — Inhalt: Ausrahmung der Milch nach Benutzung des Lawrence'schen Kühlers. Von H. v. Peter, Kiel. — Verschiedene Mittheilungen. Deutschland. Berlin. Tatter⸗ saal für edle deutsche Zuchtthiere. — Oldenburg. Torfstreu⸗Fabrik. — Großbritannien. London. Konkurrenz von Molkerei⸗Produkten von Amerika. — Dänemark. Kopenhagen. Reinhaltung und Ver— besserung des jütischen Viehs. — Ansteckende Hausthier⸗-Krankheiten. Deutschland. Rinderpest. — Oesterreich⸗Ungarn. Stand der Rinder⸗ pest. — Ausstellungen. Deutschland. Landwirthschaftliche Produkten⸗ Ausstellung in Hildesheim. — Desterreich-Ungarn. Industrielle und landwirtoschaftliche Ausstellung in Triest. — Großbritannien. „Smith- Kiel Club Cattle skom“ in London. — Allgemeine Berichte. Pros⸗ kau. Milchwirthschaftliches Institut. — Generalversammlung des ostpreußischen landwirthschaftlichen Centralvereins. — Erfahrungen in der Praxis. Fett- Trockensubstanz⸗Gehalt und spezifisches Gewicht der Milch. — Reißpreßschlemhe. — „Säure⸗Wecker'. — Geräthe⸗ Maschinen⸗ und Baukunde. Gibbs Heutrocken-Maschine. — Literatur. Fünfter Jahresbericht der Königlichen Deputation für das Veterinär⸗ wesen über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten in Preußen,“ — Sprechsaal. Leichtes oder schweres Angler Vieh? — Milchwirth⸗ schaftlicher Verein. — Deutsche Viehzucht und Herdbuch⸗-Gesellschaft. Sitzung des Ausschusses am 26. November 1881 in Berlin. — An— und Verkäufe von Zuchtvieh. Zweiter Zuchtviehmarkt in Budapest. ö ,. Einfuhr von edlem Zuchtvieh nach Kanada. — Markt erichte.
Baugewerks-Zeitung. Organ des Verbandes deutscher Baugewerksmeister. Jeitschrift für praktisches Bauwesen. Redaktion und Verlag von Bernhard Felisch, Baumeister in Berlin. Nr. 100. — Inhalt: Der Brand des Ring⸗Theaters in Wien und Vorschläge zur Verhütung derartiger Unglücksfälle. — Terrazzo. — Vereins⸗ Angelegenheiten. — Lokales und Vermischtes. — Schulnachrichten. — Soziales. — Brief ⸗ und Fragekasten — Marktbericht. — Sub missionen. — Annoncen.
Nr. 101. — Inhalt: Der Stand der gewerblichen und bau— gewerblichen Bestrebungen im Reiche und im Reichstage. — Terxrazzo. — Gebäude zur Stärkefabrikation. — Berliner Neubauten. — Der Brand des Wiener Ring- Theaters. — Die Unterbrechung der Ver— jährungsfristen. — Vereins⸗Angelegenheiten. — Lokales und Ver— mischtes. — Sch ilnach richten. — Personalnachrichten. — Brief⸗ und Fragekasten. — Submissionen. — Annoncen. — Beilage: Sub⸗ missionen. — Annoneen.
Friedrich Georg Wiecks „Deutsche illustrirte Ge— werbezeitung“, herausgegeben von der Verlagshandlung unter Mitwirkung tüchtiger volkswirthschaftlicher und technologischer Kräfte. Verlag von Carl. Grüninger in Stuttgart. Nr. 47. — Inhalt: Von der Württembergischen Landesgewerbe⸗Ausstellung. — M. Gru⸗ bers Beobachtungsresultate über die Schädlichkeit des Kohlenoryd— gases in der Zimmerluft. — Trennung von verschiedenen Gangarten in Erzen. — Ueber das Färben mit Methvlenblau. — Cnivre pri- Imitation. — Befestigung von Tusche. — Neues Verfahren zum Imprägniren von Kerzendochten, Geweben, Zündhöljern. — Ueber japanische Metallindustrie. — Universal⸗Frais⸗, Cannelir ⸗ und Winde⸗ apparat von A. Geigers Maschinenfabrik in Stuttgart. — Wande⸗ rung des Kohlenstoffs im Eisen. — Fettgas und, seine Verwendung. — Lack für farbige Zeichnungen. — Neuer praktischer Tellerwärmer. — Metallfolien. — Eine Aufforderung zur öffentlichen Prüfung von Kassenschtänken. — Wochenbericht des technischen und Patentbureaus von X Simon. — Verschiedenes. — Vom Büchertische. — Anzelgen.
Deutsche Töpfer und Ziegler⸗Zeitung. Begründet von A. Türrschmiedt. Redigirt von Frledr. Hoffmann. Qrgan des Ziegler und Kalkbrenner ⸗Vereins. Berlin. XII. Jahrgang. Nr. 51. — Inhalt: Neuerungen in der Magnesia⸗Industrie. — Was ist Ponti⸗ Gement? — Neuer Gipsofen, System Ubler⸗Robert. — Verwerthung des Brandschiefers zu keramischen Produkten. — Ueber architektonische Terrakotten in Griechenland ꝛc. — Ein« und Ausfuhr von Ce— ment ꝛc. — Vermischtes. — Brief ⸗ und Fragelasten. — Marktbericht. — Anzeigen.
Redacteur: Riedel. Berlin; .
Vier Beilagen
(einschließlich Börsen Beilage). (14279
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 292.
Berlin, Montag, den 19 Dezemher
HS.
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Aichtanitlich es.
Preußen. Berlin, 19. Dezember. Im weiteren Verlaufe der vorgestrigen (19) Sitzung setzte der Reichstag die zweite Berathung des Reichshaushalrts⸗ Etats für das Jahr 1882/83 mit den der Budgetkommission zur Vorberathung überwiesenen Theilen: Zölle und Ver⸗ dbrauchssteuern ꝛc. (Tahaksteuer) fort. Nach dem Abg. Schneider ergriff der Bevollmächtigte zum Bunvdesrath Staats sekretär des Reichsschatzamts Scholz das Wort:
Meine Herren! Ich lasse dahingestellt, wie weit nach den An⸗ schauungen dieses hohen Hauses die zweite Berathung des Etatz der geeignete Punkt ist, um eine solche Ausführung zu machen, wie sie der geehrte Herr Abgeordnete soeben gemacht hat; ich glaube nicht, daß es in der Ordnung ist, wenn die zweite Bergthung auf diese Weife zum Tummelplatz gemacht würde für die Bekämpfung und Vertheidigung von Projekten, die mit dem Etat nichts zu thun haben. Ich glaube aber noch viel bestimmter, meine Herren, die Meinung autsprechen zu können, daß, wenn Seitens der Reichsregierung in
der Weise, wie es geschehen ist, dem hohen Hause eine Vorlage an⸗
gekündigt worden ist — über das Tabaksmonopol, — daß dann füg⸗
lich jeder der Herren sich derartige Reden bis dahin aufsparen könne,
wo die Vorlage eingegangen sein und zur Berathung stehen wird. Jedenfalls muß ich erklären, daß es für, die Regierung unannehmbar sst, in eine derartig vorgreifende Diskussion einzutreten, und daß ich deshalb bitte, daraus, daß sie das nicht thut, nicht irgend einen Schluß ziehen zu wollen zu Gunsten der Ausführungen des Herrn Vorredners, die ich überwiegend für unzutreffend halte.
Der Präsident konstatirte, daß es Sache des Hauses resp. seines Präsidenten sei, zu prüfen, in wie weit einem Nedner das Wort zu belassen und wie weit die Diskussion auszu⸗ dehnen sei. .
Der Abg. Lohren führte aus, daß es allerdings richtig sei, wenn in einzelnen Theilen Deutschlands die beabsichtigte Einführung des Tabaksmonopols auf einige Bedenken stoße und die Tabakssteuer hin und wieder kleine Kreise in be— drängte Lage gebracht habe. Die Sache werde aher in der gegnerischen Presse zu sehr aufgebauscht, denn die Berichte der Fabrikinspektoren aus dem letzten Jahre hätten gerade ergeben, daß die Lage der in den Tabaksfabriken beschäftigten Arbeiter sich materiell gebessert habe und viele durch Cinstellung von Fabriken brodlos gewordene Arbeiter wieder Beschäftigung ge⸗ funden hätten. Das Tabaksmonopol werde neue Einnahmen bringen, welche zur Durchführung der von Sr. Majestät ge— wünschten sozialen Reformen gebraucht würden, und aus diesen Gründen müsse jedem wohlmeinenden Staatsbürger eine solche Vorlage sympathisch erscheinen. In der Bevölkerung herrsche auch weniger Furcht vor dem Tabaksmonopol, als der Wunsch nach Besteuerung der Börsengeschäfte; um die Wiederherstellung des sozialen Friedens zu fördern, die Pläne der Regierung auf Staatsfürsorge für die Armen und Schwachen, auf In⸗ validitätsversorgung, zu unterstützen, habe die konservative Partei des Hauses keine Veranlassung, einer etwaigen Vor⸗ lage des Monopols gegenüber sich ablehnend zu verhalten und wer ein Herz für die Leiden der Armen habe, werde sich mit ihr identifiziren. Von dem Abg. Hasenclever habe er (Redner) erwartet, daß derselbe als Vertreter der sozialistischen Partei die Gelegenheit mit Freuden ergreifen werde, eine von der Regierung angestrebte Besserung der Arbeiterlage herbeizuführen. Der Abg. Richter habe immer betont, daß es Aufgabe jeder Partei sein müsse, ihr Möglichstes zur Lösung kultureller Aufgaben beizutragen. (Rufe links: Tabak! — Der Prä—⸗ sident ersuchte den Redner, bei der Sache zu bleiben. — Abg. Lohren (fortfahrend): Der Freihandel habe es schon einmal erfahren, daß die Einführung des Tabaksmonopols in
reußen dem Staate Wohlstand und nicht unheträchtliche innahmen gebracht habe. König Friedrich der Große habe das Monopol eingesührt, bis es unter Friedrich Wilhelm II. dem Freihandel wiederum geglückt sei, zur Herrschaft zu ge⸗ langen. (Rufe links: Zur Sache) Damals wie heute habe es eine Partei gegeben, die auf den Thronwechsel spekulire. Stürmische Unterbrechung und Lärmen links. Glocke des rãäsidenten.) ; r
Der Vize⸗Präsident Frhr von Franckenstein, durch Zuruf zum Ordnungsruf aufgesordert, lehnte diesen ab. .
Der Abg. Lohren bemerkte, er habe keine Partei dieses Hauses oder Deutschlands gemeint, sondern nur den Frei⸗ handel als solchen bezeichnen wollen.
Der Vize⸗Präsident ersuchte den Abg. Lohren nunmehr wiederholt, bei der Sache . bleiben.
Der Abg. Lohren erklärte, es sei ihm unmöglich, ohne auf den Gegenstand zurück zu kommen, sich über die Vorlage auszulassen, zumal wenn er fortwährend unterbrochen werde. (Redner verließ die Tribüne.)
Der Abg. Sander bemerkte, der Vorredner habe ent⸗ schieden sehr viel über Freihandel und Schutzzoll, aber nichts Wesentliches vom Tabak gesagt; die bloße Behauptung, daß das Tabaksmonopol den sozialen Frieden herbeiführen werde, sei ja kaum diskutabel. Das Tabaksmonopol scheine mehr und mehr als „Mädchen für Alles“ betrachtet zu werden. Das Monopol solle also Deutschland den sozialen Frieden bringen, indem es zunächst eine große Industrie vernichte und die Lage der Arbeiter verbessern, indem es sie in Masse brotlos mache und zur Auewanderung zwinge! Der Tabaks⸗ anbau habe 1881 eine Zunahme erfahren: 2 000 ha gegen 24 000 im vorigen Jahr. Nur 1872 sei diese Ziffer über⸗ troffen worden (39 500 ha), sie sei aber schon 18733 auf 12 009 herabgesunken. Die jetzige Zunahme sei der Stasselsteuer und dem Schutz des inländischen Tabaksbaues zuzuschreiben. Aber von 1882 ab, wo die höchste Stufe dieser Staffel erreicht sei, werde der Anbau sicher wieder abnehmen. Daß die Tabaks⸗ steuer sich praktisch am besten bewähre, beweise der Etat, und sie würde noch ergiebiger sein, wenn man die Tabaksbranche nicht sortwährend durch die Ankündigung des Monopols be⸗ unruhigte. Außerdem aber richteten sich die Klagen der deutschen Tabalsbauer gegen die Blatterzählung, diesen schwie⸗ rigen und kostspieligen Modus, der eine große Menge von Steuerbeamten erfordere. Wenn die Regierung die Steuer augschließlich nach dem Gewicht veranlagen würde, was ge setzlich schon jetzt neben der Blätterzählung zulässig sei, so würde man gerechte Veschwerden abstellen und den
Beamtenapparat vereinfachen können. Außerdem werde durch eine Menge von Vollziehungsvererdnungen die Kontrole sehr erschwert und Unzufriedenheit erregt in der Landbevölkerung, die jede Neuerung schwer empfinde. So bestimme eine Voll⸗ ziehungsverordnung zu der gesetzlichen Bestimmung, daß nach der Tabhaksernte die Tabaksstengel abgehauen oder auf eine andere Weise beseitigt werden sollten, daß die Beseitigung durch Verbrennung oder Unterpflügen geschehen müsse. Beides sei für die Tabaksbauer sehr lästig. Auch sei es wünschens⸗ werth, daß die Steuer für den gekauften Tabak an jedes be⸗ liebige Steueramt abgeliefert werden könne. Die Regierung habe die Pflicht, diese Wünsche zu berücksichtigen, sonst ent⸗ stehe im Lande die Ansicht, man wolle die Tabaksindustriellen nur mürbe machen, um sie für das Monopol umzustimmen.
Der Abg. Kopfer erklärte, er, als Gegner des Monopols, habe alle bisherige Abwehr dagegen als Vorpostengefechte be⸗ frachtet, seine Partei werde sich aber für den Fall, daß es wirklich zu einem entscheidenden Hauptkampf kommen sollte, ihr Pulver trocken halten. Noch immer könne er sich nicht von der Ansicht trennen, daß Deutschland jener Kampf erspart bleiben werde; denn jetzt müsse es doch der Regierung klar sein, daß die Nation im Allgemeinen sich gegen das Monopol sträube und daß der Versuch der Einführung desselben eine Gefahr für das Reich sein würde. Die Enquetekommission, der Han⸗ delstag, der Reichstag von 1880 habe sich (mit 181 gegen 69 Stimmen) dagegen erklärt und im jetzigen würde die Majorität noch größer sein. Größere Einnahmen von Tabak seien, wenn erst die volle Steuer wirken und der vor ihr eingeführte Vor⸗
rath aufgebraucht sein würde, ohnehin nicht zu erwarten und
wer auf sie und auf die Möglichkeit eines dem Monopol aünstigen Reichstags rechne, befinde sich in einer Illusion. Die einzige Wirkung des Monopols werde die Zerstörung zahlloser Existenzen sein. Die Straßburger Manufaktur ar⸗ beite faktisch mit Schaden, abgesehen davon, daß ihr Besitztitel für die Reichslande noch unerledigt sei und den Reichstag noch beschästigen werde. Schon jetzt werde durch die Schwierigkeiten, welche bei der Steuerrückvergütung für Tabake, die ins Ausland gehen, während der drei Jahre des Bestehens der Staffelsteuer für inländischen Tabak bereitet werden, der Export namentlich von Rohtabaken, die sich im freien Verkehr befänden, außerordentlich beschränkt und der Geschäfts—⸗ verkehr dadurch sehr benachtheiligt werden. Die Steuerkontrole des Blätterzählens sei so außerordentlich belästigend für die Produzenten und unzuverlässig für die Steuerbehörde, daß sie durchaus von ihr abstehen und sich auf die Gewichtskontrole beschränken müßte.
Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor im Reichs⸗Schatzamt Burchard das Wort:
Meine Herren! Ich möchte auf die Bemerkungen des Herrn Vorredner, soweit sie sich auf daz bestehende Tabaksteuergesetz be⸗ zieben, vorweg erwidern, daß die Regierung ihrerseits durchaus bemüht gewesen ist, die sehr schwierigen und intrikaten Vorschriften für den Tabakbau und die Ermittelung der steuerpflichtigen Tabakmengen so einfach zu gestalten, wie es irgend mit dem fingnziellen Interesse ver⸗ einbar gewesen ist. Daß es nicht leicht ist, eine hohe Tahaks—⸗ steuer in diefen Formen zu erheben, ist ja schon bei der Berathung des Tabaksteuergesetzes nicht verkannt worden. Es ist das eben eine sehr schwierige Aufgabe, denn man muß bedenken, daß, wenn der Tabak ein hoch besteuertes Objekt wird, dann auch der Anreiz vor— handen ist, möglichst viel der Versteuerung zu entziehen, daß die Kontrolvorschriften, wenn sie überhaupt eine Wirkung haben sollen, so geartet fein müssen, daß sie einige Garantie dafür bieten, daß dasjenige, was wirklich geerntet wird, auch zur Versteuerung gelangt. Das sind die Gesichtspunkte gewesen, die bei Erlaß des Ge— gesetzes maßgebend gewesen sind. Es ist damals — un gleich auf den ersten Punkt des Herrn Vorredners einzugehen, nämlich auf die Abschätzung des jur Steuerzahlung zu stellenden Tabaks — neben dem urspränglichen dem französischen entlehnten System der Blätter⸗ zählung auch eine Gewichtsabschätzung zugelassen. Im allgemeinen war man bei Ausarbeitung des Gesetzes daven ausgegangen, daß die Regel die Blätterzählung bilden müsse, weil sie das zuverlässigste . gebe, man war sich auch bewußt, daß es schwer sein würde, das Gewicht im trockenen Zustande abzuschätzen. Gleichwohl ist aber wie gesagt im Gesetz dieses alternative Verfahren zugelassen und in die Hände der Steuerbehörden gegeben worden, die eine oder andere
Form anzuwenden.
Soweit ich nun unterrichtet bin — es ist das ja Sache jeder einzelnen Landesbehörde, wie weit sie hierbei gehen will — haben sich auf diesem Gebiet sehr verschiedene Resultate ergeben. Mir ist zum Beispiel bekannt, daß in Mecklenburg die Blätterzählung ohne jeden Anstand geblieben ist, daß sich dabei gar keine Schwierigkeiten herausgestellt haben. In Baden — ich glaube mich nicht ju irren, ist im ersten Jabre die Ge vichtsabschätzung zugelassen, es haben sich dabei aber so kolossale Irrthümer herausgestellt — ich glaube, sie haben sich bis auf 75 5/9 belaufen — daß die badische Landesbehörde dazu gekommen ist, die Gewichtsabschätzung als Regel nicht mehr zusulassen, sondern die Blätterzählung einzuführen. Sie ersehen darauz, daß die Sache außerordentlich schwierig ist, und daß es in die Hand der Landesbehörden gelegt ist, nach dem Bedürfniß der Landeseingefesfenen und unter Berücksichtigung der finanziellen Inter essen das Richtige für die lokalen Verhältnisse zu finden.
Der erste der Herren Redner hat nun den Wunsch aus— gesprochen, man möchtle überhaupt nur die Gewichtsabschätzung zu= lassen; das würde aber dem Gesetz nicht entsprechen, es würde meines Erachtens einer Abänderung des Gesetzes bedürfen, um obligaterisch von dem alternativen System auf das ausschließliche der Gewichts abschãtzung überzugehen. . . ]
Was den jweiten Punkt betrifft, die Schwierigkeiten bei der Zahlung der Steuern für gekauften Tabak, so sind mir bisher Klagen in dieser Beziehung noch nicht zu Ohren gekommen; so weit ich weiß, liegt auch dem Bundekrath feine vor. Die Sache greift le , . tief in das. Rechnungs⸗ und Kassen⸗ wesen der Finzelstaaten ein, ich bin außer Stande, zur Stunde eine Erklärung darüber abzugeben, inwiefern die Beschwerden als gerecht⸗ fertigt aujusehen sind, und inwiefern es möglich sein wird, Abhülfe zu schaffen. Ich muß die weiteren Ermittelungen darüber abwarten, aber ich werde gern Anlaß nehmen, nach dieser Richtung hin Er mittelungen ju veranlassen. . ; ö .
Waß den dritten Punkt betrifft, die Ausfuhrvergütung, so ist dieser Punkt in der Budgetkommission besprochen worden, und der Herr Referent hat das hervorgeboben, wat. Seitens des Vertreters des Reicheschatzamts in der Budgeikemmission über diesen Punkt zu sagen war; ich glaube meinerseité keinen Anlaß zu haben, dem etwag hinzuzufügen, möchte nur noch darauf aufmerksam machen, daß ich glaube, daß es sich nicht anempfehlen wird, früher die höheren Sätze lntreten ju lassen, als bis, wenigstens im wesentlichen, die unter der Herrschaft des früheren Steuergesetzes geernteten Tabake
zur Ausführung gelangt sind, man würde sonst Gefahr laufen, sehr , . Erträge in Form von Rückvergütungen zu Unrecht zu zahlen.
Der Abg. Frhr. von Ow (Freudenstadt) erklärte, daß der Abg. Lohren nur in seinem eigenen Namen gesprochen habe, wenn derselbe sich für das Tabaksmonopol erklärt habe unter der Voraussetzung, daß den jetzigen Interessenten Entschädi⸗ gungen gewährt und die Erträge des Monopols zu Gunsten sozialer Reformen verwendet würden. In Württemberg seien die Sympathien für das Monopol groß gewesen, aber dieselben hätten abgenommen, seitdem man es zum Patrimonium der Enterbten habe stempeln wollen. Im Namen der Reichs⸗ partei könne er erklären, daß sie sich gegen das Monopol in Verbindung mit sozialreformatorischen Plänen ablehnend ver— halten werde.
Der Abg. Dr. Hueter betonte, daß er der Freihandels⸗ partei angehöre, von der Abg. Lohren behauptet habe, daß sie auf einen Thronwechsel spekulire. Anfangs sei er und mehrere seiner Freunde starr über diese Aeußerung gewesen. Allein bei genauerer Ueberlegung sei ihm dieselbe erklärlich erschienen nach dem, was man juͤngst im Hause vom Bundes⸗ rathstische vernommen. Wenn damals die Person des Kaisers in die Debatte habe gezogen werden können, sei es entschuld⸗ bar, wenn heute von einer Partei, die der Regierung nahe stehe, Spekulationen über die Ansichten des Thronfolgers an⸗ gestellt würden. Seine Partei werde eine solche Praxis, die zu nichts Gutem führen könne, nie beobachten.
Der Abg. Goldschmidt bemerkte, da die Verwendung von Tabakssurrogaten nicht verboten sei, würden dieselben jetzt in großer Menge in den Handel gebracht. Hierin liege eine große Schädigung der reellen Fabrikanten und der Reichs⸗ finanzen, der man entgegentreten müsse.
Demnächst nahm der Direktor im Reichsschatzamt Burchard das Wort:
Meine Herren! Die Reichsregierung ist allerdings auf diesen Um stand bereits seit längerer Zeit aufmerksam. Es ist ganz zutreffend, was der geehrte Herr Abgeordnete hervorgehoben hat, daß nach dem §. 27 des Tabaksteuergesetzes die gesetzliche Möglichkeit offen bleibt, solche Surrogate für Tabak zu verwenden, die gar keinen Tabak ent⸗ halten. Die Frage ist auch vom juristischen Standpunkt aus ein⸗ gehend erörtert worden, ob man nicht zu einer entgegengesetzten Auf⸗ fassung kommen könne, ob man nicht auf Grund des 5. 27 derartige Surrogate verbieten könnte. Man hat sich aber doch dazu entschlossen, einem derartigen Handel nicht entgegenzutreten. Nun ist das voll⸗ kommen zutreffend. Wenn dieser Handel große Dimensionen annähme, so würden die Reichsfinanzen dadurch sehr erhebliche Gefahr laufen. Es würde ein derartiger Vertrieb geeignet sein, das Ein⸗ kommen an Tabakssteuern wesentlich herabzudrücken. Es sind deshalb eingehende Ermittelungen im Reiche über den Umfang dieses Handels veranlaßt worden und da hat sich herausgestellt, daß dieser Handel nicht, wie der Herr Abgeordnete sagte, ein großer wäre, seondern ein kleiner und im Rück gang begriffen ist. Nach den exakten Ermittelungen, die angestellt sind, belief sich bisher seit Einführung des neuen Tabaksteuergesetzes die Menge von Surrogaten, die ohne Beimischung von Tabak im Vertrieb sind, zusammen auf 560 Doppelcentner, also in etwa 2 Jahren, und die Steuer, die dadurch dem Reich entzogen worden ist, würde sich auf etwa 14 690 M berechnen. Nun, meine Herren, für einen Zeitraum von 23 Jahren ist das immerhin ein Sbjekt, aber, wie Sie mir zugeben werden, kein so erhebliches. um jetzt Veranlassung zu nehmen, etwa eine Aenderung des §. 27 des Gesetzes herbeizuführen. Von der Reichsregie⸗ rung wird jedoch dieser Punkt fortdauernd im Auge behalten, und wenn sie nach den von Zeit zu Zeit veranlaßten Ermittelungen zu der Ueberzeugung gelangt, daß in der That hierdurch die Finanzen des Reiches erheblichen Schaden erleiden, daß der Handel größere Dimen⸗ sionen annimmt, wird sie gewiß nicht verfehlen, mit bezüglichen Vor⸗ nene auf Abänderung des Gesetzes hervorzutreten. .
Der Abg. Walter bedauerte, daß nur ein Vertheidiger des Tabaksmonopols heute gesprochen habe, da den Gegnern des Monopols damit der beste Dienst geleistet würde, wenn noch mehrere Redner im Sinne des Abg. Lohren sprechen möchten. Die Exemplifikation auf Oesterreich und Frankreich sei nicht am Platze, da in diesen Ländern zur Zeit der Ein⸗ führung des Monopols keine Tabaksindustrie bestanden habe. Die von dem Staats-Minister von Puttkamer gestern ausge⸗ sprochene Billigung der amtlichen Wahlbeeinflussungen müsse aber noch mehr zu einem Widerstande gegen das Monopol anregen, weil durch dasselbe viele Leute von der Regierung abhängig würden.
Darauf wurde die Debatte geschlossen. .
Persönlich bemerkte der Abg. Frhr. von Minnigerode, wenn der Abg. Hueter die Ausführungen des Abg. Lohren mit den Anschauungen seiner (des Nedners) Partei iden⸗ tifiziren wolle, so müsse er das im Namen seiner Freunde zurückweisen. .
Der Abg. Lohren bemerkte dem Abg. Hueter, daß die Krone nicht heute, sondern neulich durch Verlesung des Coburger Briefes in die Debatte gezogen worden sei. .
Der Abg. Rickert erklärte, der Abg. Lohren scheine nicht zu wissen, wer der Verfasser jenes Briefes sei, denn sonst wurde derselbe nicht behauptet haben, daß durch seine Ver⸗ lesung die Krone in die Debatte gezogen worden sei.
Der Abg. Lohren meldete sich wiederholt zum Wort, der Präsident hatte aber inzwischen dem Referenten Abg. von WedellMalchow das Wort ertheilt und erklärte, es diesem nicht mehr entziehen zu können. .
Die Position wurde darauf genehmigt.
Bei Tit 3 Rübenzuckersteuer 4 421 460 6 weniger gegen 188182 2131 540 60 bemerkte der Abg. Haerle, daß die Rübenzuckersteuer eine Mindereinnahme von 2 200 0090 66 aufweise; das wäre Grund genug nachzusorschen, woher dieser Rückgang komme. Leider sei es aber mit jener Summe nicht abgethan, es seien Anzeichen für noch weitere Ausfälle vorhanden. Der Staatssekretär habe bei der ersten Lesung des Etats gesagt, daß sich das Defizit von 12 Millionen aus dem Ausfall von 18 Millionen an Rübenzuckersteuer erklären lasse, ohne diesen wäre ein Plus von 6 Millionen zu erwarten gewesen; serner habe der Staatssekretär dem Hause mitgetheilt, daß durch einen Beschluß des Bundesraths der Modus für die Kreditirung und Vonisizirung abgeändert sei, wodurch die Deckung des Defizits durch den Ueberschuß der Ruübenzuckersteuer in diesem Jahre ermöglicht werde. Sei diese Bundesrathamaßregel geeignet, die Thatsache der Ver⸗