1881 / 305 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Per son alver änderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven . Berlin, 22. Dejembe r. Frhr. v. Mirbach, Hauptm. u. Comp. Chef v. Garde Füs. Regt, auf 3 Monate z. Dienst⸗ leistung bei des Prinzen Wilhelm von Preußen Königliche Hoheit kommandirt. Frhr. v. Minnigerode, Major vom Großen Gęneral⸗ stabe, zum Generalstabe der 28. Div. versetzt. v. Rudorff, Major z. D., zum Bez. Commandeur des 2. Bats, Landw. Regts. Nr. 17 ernannt Bauer, Major vom Inf. Regt. Nr. 58 als Bats. Com⸗ mandeur in das Inf. Regt. Rr. 63 versetzt. v. He ineccius, Maj. vom Inf. Regt. Nr. 58, zum etatsmäß. Stahsoffiz. ernannt. Hey⸗ mond, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 55, unter Beförder. zum Üüberz. Major, in das Inf. Regt. Nr. 58 versetzt. Graf d. Reichen bach, Hauptm. A la snits des Inf. Regts. Nr. gb, unter Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei des Erb⸗ prinzen Reuß j. L. Durchlaucht, als Comp. Chef. in das Inf. Regt. Rr. 55 verfetzt. Werner, Hauptm. A la suite des Inf. Regts. Rr. S8, zum Platzmajor in Diedenhofen ernannt. Pikardi, Major z. D., zum Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Rr. 15 ernannt. v. Portatius, Major z. D. und Bez. Com— mandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 16, im aktiven Heere, und zwar als charakteris. Major bei den Offizn. von der Armee, wieder⸗ angestellt und mit der Führung der Geschäfte der Eisenb. Linien— Kommission in Sachsenhausen beauftragt. ö

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 22. Dezember. v. Rudorff. Major vom Inf. Regt. Nr. 65, mit Pens. zur Disp. gestellt. Pikardi, Major, aggreg. dem Gren. Regt. Nr. 5 und kommandirt zur Dienstleist. bei der Eisenb. Abtheil. des Großen Generalstabes, mit Pens. zur Diep. gestellt. v. Rage, Pr. Tt. vom Inf. Regt. Nr. 94 mit Pens. verabschiedet. Kolw, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Landw. Inf. des Res, Landw. Bats. Rr. I3, der Charakter als Hauptm, verliehen. 24. Dezember. Bork, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Inf. 2. Aufgebots des damal. Ref. Land. Bats. Rr. 35, der Charakter als Hauptm. verliehen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittags 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und hörten danach die Vor— träge des Kriegs Ministers und des Chefs des Militär— kabinets. . ;

Später unternahmen Se. Majestät eine Ausfahrt und empfingen um Zi Uhr den Unter⸗Staatssekretär im Aus⸗ wärtigen Amt, Wirklichen Geheimen Legations-Rath Dr. Busch.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag 11, Uhr einige mili— tärische Meldungen entgegen und ertheilte Nachmittags 4 Uhr dem Unter-Staatssekretär Dr. Busch Audienz.

Am Abend besuchten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften die Vorstellung im Schauspielhause.

Diejenigen Personen, welche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin aus Veranlassung des eintretenden Jahreswechsels ihre Glückwünsche darbringen möchten, haben ihre Karten am 31. d. Mis. bei der Ober Hofmeisterin Gräfin von Perponcher abzugeben.

Zur Herbeisührung eines gleichmäßigen Verfahrens hat der Finanz⸗-Minister durch Cirkularverfügung vom 13. v. M. bestimmt, daß die Grundsätze, welche durch die Allerhöchste Ordre vom 29. August 1838 und den Allerhöchsten Erlaß vom 16. März 1878 bezüglich der Aussetzung des Strafvoll⸗ zugs aus Anlaß von Immediat-Begnadigungs⸗ gesuchen festgesetzt sind, entsprechend auch auf die Ein— stellung der Zwangsvollstreckung bei Immeriatgesuchen um Erlaß von Gerichtskosten anzuwenden sind. Demnach ist die Zwangsvollstreckung nur dann auszusetzen, wenn auf ein erstes Begnadigungsgesuch Allerhöchsten Orts Bericht ersordert worden ist. Im Uebrigen darf regelmäßig die bloße Einreichung eines Gnadengesuchs die Zwangevollstreckung nicht aufhalten, jedoch sind die Hauptamtsdirigenten ermächtigt, wenn nach ihrem verantwortlichen Ermessen dem Bittsteller so er— hebliche Begnadigungsgründe zur Seite stehen, daß eine Er— mäßigung oder Niederschlagung der Kosten im Wege der Gnade zu erwarten ist, die Zwangsvollstreckung bis zur Aller— höchsten Entschließung auszusetzen. Die Sicherstehung der Kostenforderung durch Pfändung wird in der Regel nur dann zu unterlassen sein, wenn dem Schuldner durch diese Pfän— dung ein unersetzlicher Vermögensnachtheil entstehen würde. In den betreffenden Berichten ist jedesmal anzuzeigen, was in dieser Hinsicht veranlaßt ist.

Nach einem Spezialerlaß des Ministers des Innern, vom 16. v. M., kann es im Hinblicke auf die bezüglichen Fest⸗ setzungen im Theil II., Titel 7, 8. 37 des Allgemeinen Land⸗ rechts einem begründeten Zweifel nicht unterliegen, daß den Gemeinden die Ablieferung der in ihren Bezirken ange⸗ haltenen Fahnenflüchtigen und anderen Militär⸗ arrestaten an die nächste Militärbehörde obliege, ohne daß sie auf Entschädigung für die Bewachung, Begleitung und den Transport derselben einen Anspruch haben. Es sei dem— entsprechend in den in Betracht kommenden Landestheilen bisher auch verfahren worden. In dem Reglement über die Geldver⸗ pflegung der Truppen im Frieden vom 7. April 1853 (5§. 260) so⸗ wie in der Umarbeitung desselben vom 24. Mai 1877 hätten jene landrechtlichen Vorschristen, insoweit dabei Fahnenflüch— tige und andere Militärarrestaten in Betracht kommen, wieder⸗ holt Ausdruck gefunden. Die gegen die Anwendbarkeit des vorerwähnten Geldverpflegungs-Reglements erhobenen Zweifel erledigten sich dadurch, daß dasselbe durch Allerhöchste Ordre bestätigt und seine Einführung in dem Armee-Verordnungs⸗ blatte pro 1877, Seite 110, sub Nr. 125 öffentlich bekannt gemacht worden sei. Fangprämien würden nach §. 262 des Geldverpflegungs(Reglements vom 7. April 1853 nur noch sür die Einbringung desertirter Sträflinge, für die Ein⸗ lieferung anderer Fahnenflüchtigen im Inlande aber nicht ge⸗ währt. Inzwischen seien dergleichen Prämien auch für das Einbringen von Sträflingen (Militärgefangenen) mit Emani⸗ rung des Allerhöchst bestätigten Militär⸗Strafvollstreckungs— Reglements vom 2. Juli 1873 in Wegfall gekommen.

Ein kleines, von dem geräuschvollen Verkehr der Land⸗ straße abgeschlossenes Gut, welches zum ruhigen ländlichen Sommeraufenthalt der Besitzerin diente, sollte durch Anlage

einer nenen Linie der Cöln-Mindener Eisenbahn durchschnitten werden. Ein Theil des Gutsterrains wurde expropriirt und die dafür fixirte Entschädigung wurde gezahlt. Dagegen ver⸗ stand sich die Eisenbahngesellschaft nicht zu einer Entschädigung für die Entwerthung, welche das verbliebene Restgut in Folge der Enteignung und der auf den enteigneten Stücken erfolgten Bahnanlage dadurch erlitten hat, daß demselben die Abge— schlossenheit und Ruhe des ländlichen Aufenthaktes verloren gegangen ist. Die Besitzerin klagte demzufolge gegen die Eisenbahngesellschaft auf Ersatz für diese Entwerthung des Rest⸗ gutes, und das Ober⸗Landesgericht sprach ihr auch einen Ersatz zu, nachdem durch Sachverständige festgestellt worden, daß durch die Anlage der Bahn auf dem expropriirten Theil die Ruhe und der ländliche Aufenthalt durch die Nähe der Eisenbahn am Hause gestört, die Abgeschlossenheit des Gütchens nach Außen durch Niederlegung des größten Theils der der Klägerin ge⸗ hörig gewesenen Kastanien⸗Allee aufgehoben und ein freier Einblick auf die Gebäude und Anlagen von dem Eisenbahn— damm und dem dem Hause näher gerückten öffentlichen Wege aus gewährt werde. Auf die von der Eisenbahngesellschaft eingelegte Revision bestätigte das Reichsgericht durch Urtheil vom 5. November d. J. Il. Hülfssenat) das vorinstanzliche Erkenntniß.

Leistet der Cedent einer Hypothek für dieselbe Gewähr, so bedarf es nach einem Erkenntniß des Reichs— gerichts, J. Hülfssenats, vom 25. Oktober d. J., wenn der CTessionar sodann bei der Subhastation des verpfändeten Grundstücks mit seiner Hypothek ausfällt, einer Inanspruchnahme des persönlichen Schuldners Seitens des Cessionars nicht zur Erhaltung des Regresses gegen den Cedenten.

Die Schuldeputation eines Magistrats ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 28. Ok— tober d. JI, im Geltungsbereich der Preußischen Städte— ordnung vom 30. Mai 1853 eine mittelbare Staatsbehörde, welche wegen der einem Kommunallehrer zugefügten Be⸗ leidigung einen Strafantrag stellen kann.

S. M. S. „Hertha“, 19 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See von Kall, ist am 15. November er. von Wusung-Rhede nach Amoy in See gegangen.

S. M. Kanonenboot „Habicht“, 5 Geschütze, Kom— mandant Korvetten-Kapitän Kuhn, ist am 12. Oktober er. in Apia eingetroffen und beabsichtigte am 1. Dezember er. nach Auckland zu gehen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geschütze, Kommandant Korvetten-Kapitän Strauch, ist am 12. November cr. auf der Rhede von Hoihow eingetroffen.

Stettin, 28. Dezember. (W. T. B.) In Gegenwart des Chess der Admiralität, Staats⸗-⸗Ministers von Stosch, des Staats-Ministers von Boetticher und des chinesischen Gesandten Li⸗Fong-Pao lief heute die für schinesische Rechnung auf der Werft Vulkan erbaute Panzerkorvette glücklich vom; Stapel. Der chinesische Gesandte vollzog die Taufe in chine⸗ sischer Sprache; das Schiff erhielt den Namen „Ting yuen.“

Großbritannien und Irland. London, 27. Dezember. (Allg. Corr.) Gleichzeitig mit dem von dem „Standard“ betonten, temporär ein zetretenen Stillstand in den agrarischen Prozeßstreitigkeiten in Irland berichtet der Correspondent der „Times“ in Dublin auch eine Ruhepause in dem Tumult der widerstreitenden Interessen und Leidenschasten. „Das Land schreibt derselbe bietet eine verhältnißmäßig friedliche Oberfläche dar, gestört nur hie und da von einzelnen wenigen ausnahmsweisen Gewaltthätigkeiten. Selbst eine nur augenblickliche und vorübergehende Erholung von der Aufregung und den Schreckensvorfällen ist willkommen, und obgleich der milde und erfreuliche Einfluß, welcher in vergangenen Jahren herrschte und sich geltend machte, nicht länger empfunden wird, so liegt doch ein tiefes Wohlgefühl in der Abnahme des Leidens und in der Hoffnung auf bessere Zeiten, welche erloschen zu sein schien, aber von Neuem lebendig erwacht ist. Wenn die Zustände des Landes sich nur nach dem äußeren Ansehen, welches die Hauptstadt zeigt, beurtheilt werden könnten, so möchte man annehmen, daß die düsteren Schilderungen, welche von denselben gemacht wurden, nicht wahr und nicht natur— getreu gewesen sein konnten. Der Zeichen der Vorbereitung für die Festtage sind ebenso viele und von ebenso anziehender Art gewesen als in früheren Jahren, und es war eine Freude, die Fröhlichkeit und Geschäftigkeit in den volks— gedrängten Straßen anzuschauen, obschon es nur ein vorüberziehender Sonnenstrahl sein mag, der die schwarze tiefe Fluth der Besorgnisse, der Befürchtungen und de Mühen mit erquickendem Scheine bedeckt. Sich die Aussichten mit Ruhe und Besonnenheit betrachtend, können dem aufmerksamen Beobachter, welcher nicht in den mörderischen Kampf mit verwickelt ist, der zwischen den gegeneinander streitenden Kräften der Regierung und der Anarchie, der gesetzlichen Autorität und der revolutionären Leidenschaften wogt, gewisse Anzeichen einer Rückkehr der sozialen Ordnung nicht entgehen, welche, wenn auch bis jetzt noch so vereinzelt und schwach erscheinend, doch sehr er— muthigender Art sind. In der Zwischenzeit werden alle mög— lichen Anstrengungen gemacht zur Aufrechterhaltung des Ge— setzes und zum Schutze der Eigenthumsrechte, und wenn die Landeigenthümer und die Grundherren mit entschlossener Energie handeln, die Zahlung der ihnen zustehenden Pacht⸗ gefälle zu erzwingen, so wird ihnen von der Regierung alle nur billigerweise zu erwartende Hülfe gewährt werden.

Dublin, 28. Dezember. (W. T. B.) Durch eine Ver⸗ fügung tes Geheimen Rathes ist angeordnet worden, daß in Zukunst die Exmissionsmandate in den im Belage— rungszustand befindlichen Distrikten nicht persönlich be— händigt, sondern brieflich per Post zugestellt werden sollen.

Durch einen Erlaß des Vize-Königs wird ferner das unbesugte Halten und Tragen von Waffen in den Grafschasten Dublin, Waterford, Kildare, South Drogheda, Meath, Tipperary, Wersord und Wicklow verboten.

Frankreich. Paris, 27. Dezember. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, welches die bieherige Direktion der Kultusabtheilung aufhebt und den kürzlich auf diesen Posten berufenen Staats⸗Rath Castagnary beauftragt, diesen Verwaltungszweig neu zu organisiren und die Aenderungen vorzuschlagen, welche in der zustänzigen Gesetzgebung zweckmäßig und wünschenswerth scheinen könnten.

Der Admiral Conrad telegraphirt aus La Goletta unter dem 26. Dezember an den Marine-Minister:

Die Kolenne Logerot, die am 21. in Gabes eingetroffen war, mußte am 24. wieder nach Sfar aufbrechen. Nach einem Gefecht im Djebel⸗Merud, das zu unseren Gunsten endete, konnte der General Tedjrut besetzen und erlangte nun die Unterwerfung der Metmatas⸗ Geruas und der Beni⸗Zid, welch letztere sich durch ihren seit einigen Tagen gefangenen Scheikh wieder zur Empörung hatten aufstacheln lassen. Dieser Streifzug nach dem Süden hat den besten Erfolg gehabt, denn ohne ihn wäre Gabes nach dem Abgang der Truppen bloßgestellt gemesen. Die Uarghammas, welche allein noch Widerstand leiften, werden sich nächstens wohl auch unterwerfen.

28. Dezember. (W. T. B.) Der tunesische General Eligs bezeichnet die bei der Verhandlung in dem Prozesse Roustan⸗Rochefort über ihn und seine Frau gemachten Angaben als Verleumdungen und erklärt, daß der angebliche Denunziant Arib Effendi vor zwei Jahren in Konstantinopek, von Irrsinn bezallen, gestorben sei.

Spanien. Madrid, 29. Dezember. (W. T. B.) Im Senat richtete der frühere Minister Lasala eine Anfrage an die Regierung in Betreff ihrer Haltung, falls während des Nichtzusammenseins des Parlaments die eine oder die andere Macht die Rechte des Papstes schützen würde. Der Minister des Auswärtigen erwiderte: er wisse nicht, ob irgend eine Nation beabsichtige, die Rechte des Papstes zu schützen; er müsse es indessen ablehnen, Erklärungen abzugeben, welche eine andere Nation irgendwie verletzen könnten. Im Uebrigen sei seiner Ansicht nach die Lage des Papstes in Rom die gleiche wie damals, als die spanischen Bischöfe an— läßlich der Vorgänge in Rom interpellirten.

Italien. Rom, 28. Dezember. (W. T. B.) Der „Diritto“ sagt bei einer Besprechung des Möglichkeit, daß Deutschland internationale Verhandlungen über die Papst⸗ frage einleiten möchte: Jtalien müsse solchen Verhandlungen zuvorkommen, indem es sich Oesterreich Ungarn und Deutsch— land anschließe und das Werk, zu welchem die Wiener Reise der erste Schritt gewesen, vollende. Nicht nur die die Papst— rage allein betreffenden Gründe, sondern auch Gründe all— gemeiner Natur, besonders die Erhaltung des europäischen Friedens, müßten Italien hierzu bestimmen.

Der „Popolo Romano“ dementirt die Nachricht, daß Italien von den Mächten Eröffnungen über die Lage des Papstes erhalten habe, und erklärt: die Regierung würde jede diesbezügliche Verhandlung ablehnen, indem sie die Frage der Freiheit des Papstes als durch das Garantiegesetz erschöpft, als eine rein innere Angelegenheit betrachte. Das Journal fügt hinzu: „Wenn Oesterreich⸗Ungarn, dessen Bevölkerung gänzlich katholisch, niemals in zehn Jahren daran dachte und dies mit anerkennenswerther Delikatesse, Zweifel in die Rechte Italiens auf Rom hervorzurufen, vielmehr immer die volle Freiheit Italiens anerkannte, die päpstliche Frage als innere Angelegenheit zu regeln, so ist es zum Mindesten unzulässig anzunehmen, daß das zum großen Theile von Nichtkatholiken bevölkerte Deutschland die päpstliche Frage als eine internationale betrachten könnte. Die Erklärungen selbst der italienischen Monarchie bei Ver⸗ legung der Hauptstadt nach Rom verschlössen jeder äußeren Einmischung in diesem Falle das Thor. Der Papst habe zwei Wege: entweder sich dem Geschicke zu fügen, indem er mit Italien sich auseinandersetze, oder abzureisen. Wir glauben nach wie vor, daß der gegenwärtige Papst zu sehr Italiener ist und ein viel zu hohes Verständniß besitzt, um den zweiten Weg zu wählen.“

Gegenüber der Nachricht, daß der frühere französische Minister Constans nach Italien kommen und über ein Arrangement bezüglich Tunis verhandeln werde, sagt die „Opinione“: der einzige und richtige Weg hierzu wäre die Herstellung der Autorität des Bey, indem man ihm die Regierung über seine Städte zurückgäbe, welche die Franzosen sofort nach der Be⸗ zwingung der Insurrektion räumen sollten. Das Blatt zweifelt, daß Gambetta diesen Weg einschlagen werde, und fügt hinzu: Italien müsse über alle Vorschläge, welche mmer es seien, freundschaftlich verhandeln, aber ohne seine Freiheit zu engagiren oder die Polikik der Annäherung an Oesterreich⸗ Ungarn zu verlassen; keinesfalls aber könnte Italien den Bardovertrag anerkennen.

Türkei. Konstantin opel, 28. Dezember. (W. T. B.) Der Sultan hat die Konvention der Pforte mit den Banquiers von Galata, welche das Uebereinkommen mit den Delegirten der Bondholders vollständig ergänzt, sanktionirt. Der von Smyrna kommende russische Dampfer „Azoff“

hat heute Vormittag im Bosporus den Post dampfer „Provence“ der Messageries srangaises, welcher daselbst vor Anker lag, angefahren. Der Dampfer „Provence“ versan nach 26 Minuten bei einer Tiefe von 37 Metern. Die Mann⸗ schaft wurde vollständig gerettet. Der Dampfer „Azoff“ ist leicht beschädigt. Der gesunkene Dampfer, welcher heute nach Marseille abgehen sollte, hatte eine bedeutende Ladung, namentlich mehrere Geldgroups, an Bord. Die Postbeutel waren noch nicht eingeschifft; dieselben gehen mit dem nächsten italienischen Dampfer nach Brindisi.

29. Dezember. Die Delegirten der Bond hol⸗ ders versammelten sich gestern zum letzten Male und nahmen, nachdem sie das Protokoll der Konvention unterzeichnet und die aufrichtige Mitwirkung der Pforte konstatirt hatten, offiziell von den indirekten Steuern Besitz, welche sie bis zum 14. März der gegenwärtigen Administration überantworteten. Hierauf trennte sich die Versammlung. Der englische Delegirte Bourke ist gestern bereits abgereist. Der durch den Untergang des französischen Dampfers „Provence“ verursachte Schaden wird einschließlich des Schiffes auf 5 Millionen Frs. geschatzt, von denen 3 Millionen auf die Ladung entfallen.

Numänien. Bukarest, 28. Dezember. (W. T. B.) Das Budget sür das Jahr 1882 wird morgen den Kammern vorgelegt werden. Der Ueberschuß der Einnahmen beträgt 310 762 Fres. Die Ausgaben für die Staatsschuld sind mit 45 Millionen, diejenigen für das Kriegs-Ministerium mit 261 Millionen, diejenigen für das Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten mit 9 Millionen und diejenigen sür das Ministerium des öffentlichen Unterrichts mit 1019 Millionen veranschlagt.

Asien. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“ aus Kalkutta, vom 28. Dezember, hat Ajub Khan am 14. d. M. auf dem Wege nach Teheran die persische Stadt Khaff erreicht.

9 Göttingen 769 Preußen,

Zeitungsstimmen.

Einer Privatmittheilung der „Voss. Ztg.“ aus Oder— berg i. M. vom 23. d. M. entnehmen wir Folgendes:

Der hiesige Oderberger Se, an der Mündung der Finow in die alte Oder, früher unter dem Namen „Lieper See bekannt bildet das Centrallager für sämmtliche Hölzer, Tie aus der Weichsel, Warthe, Netze und Oder dem Finowkanal zugeführt werden, und deren Zuführung in diesem Jahre sich auf etwa zo0 000 Stück Bauhol ohne die sonstigen Brenn, und Rut hölzer, belaufen hat. Dieses Holzlager, welches von den hiesigen romantischen Höhen aus einen, herrlichen Anblick gewährt, Ast umringt von 10, Dampfschneidemühlen, 2 kei Liepe, 4 bei Oderberg und 4 bei Brahlitz, welche die rohen Blöcke in Bauhölzer Bohlen Dielen, Latten u. s. w. verwandeln und dann durch Kähne wester be? fördern. Fast alle diese Mühlen, bei denen seit mehreren Jahren vielfach große Stockungen vorhanden waren zum großen Leidwefen der Arbeiterklaͤssen, arbeiten jetzt Tag und Nacht und beschäftigen Hunderte von Arbeitern; ein Beweis, daß das Geschäftsleben sich wieder mehr zu heben beginnt. Auch ist bereits eine bedeutende Lich— tung des Holzlagers auf hiesigem See bemerkbar geworden.

Aus Morgenroth wird der „Schles. Ztg.“ be⸗ richtet, daß die Löhne auf Paulus-Grube (Eigenthum des Grafen Schaffgotsch um 5 Prozent erhöht worden ' sind, so daß also der letzte Monat des Jahres zahlreichen Bergarbeitern eine erfreuliche Aufkesserung ihres Einkommens gebracht hat.

In einem Berliner Blatte fand sich als Beitrag zur Frage der Unfallversicherung dieser Tage das nachstehende ,

Eine Frau, deren Mann auf der Bahn todtgefahren wurde, sucht einen tüchtigen Rechtsanwalt. Adresse: Gohlis Hauptpostamt J., lagernd Leipzig.“ ö

Dazu bemerkt die „Südd. Presse“:

So lange unsere Eisenbahn- und Versicherungsgesellschaften in jedem nur denkbaren Falle zunächst eine Klage abwarten, um die ge— wöhnlich armen Klagesteller durch Zeitverlust mürbe zu machen und dann billiger abfinden zu können, wird die Frage der staatlichen Re— gelung dieser Angelegenheit, trotz aller Hinweise auf die „berech— ö. Interessen“ des Versicherungsgeschäftes, nur stets unabweisbarer werden.

Teichstags⸗Angelegenheiten.

Bei der Nachwahl im 8. Frankfurter Wahlbezirk (Sorau) sind 14227 gültige Stimmen abgegeben worden. Davon haben erhalten: Hr. Witt (Sezessionist) 8021, Hr. Schön (Reichs⸗ partei) 6206. Ersterer ist somit gewählt. .

Statistische Nachrichten.

Die Zahl der Lehrer an den preußischen Universitäten, der Akademie zu Münster und dem Lyceum zu Braunsberg im Sommer— semester 1881 betrug nach dem „Centralbl.. in 1) Berlin: 6H ordentliche Professoren, 6 Honorarprofessoren, 71 außerordentliche Professoren, 81 Privatdozenten, zusammen 223 Dozenten; von diesen gehörten zur evangelisch⸗theologischen 18, zur juristischen Fakultät 16, zur medizinischen Fakultät 79, zur philosophischen Fakultät 110 außerdem waren noch 3 Lektoren für Sprach-, landmirthschaftlichen Unterricht c., 4 Lehrer für den Unterricht in Stenographie, Mufik, Zeichnen, Turnen zc. angestellt. 2 Bonn: 53 ordentliche Professoren, 1 Honorarprofessor, 238 außerordentliche Professoren, 22 Privat⸗ dozenten, zusammen 104 Dozenten; von diesen gehörten zur evangelisch— theologischen Fakultät 19, zur katholisch⸗theologischen 5, zur juristi— schen 19, zur medizinischen 24, zur philosophischen 55, außerdem waren angestellt noch 2 Lektoren für Sprach⸗ ꝛc. Unterricht und z Lehrer für Stenographie ꝛc.. 3) Breslau: 53 ordentliche 2 Honorar⸗, I außerordentliche Professoren, 29 Privatdozenten, zu⸗ sammen 114 Dozenten, von diesen gehörten an: der evangelisch-⸗theofo— gischen Fakultät 9. der katholischtheologischen 6, der juristischen 11, der medizinischen 37, der philosophischen 51 Professoren, außerdem waren angestellt 2 resp. 4 Lehrer für ach⸗ ꝛc. Unter⸗ richt und für Stenographie ꝛc.. 4) Göttingen: 58 ordent⸗ liche, 1 Honorar⸗, 24 außerordentliche Professoren, 32 Privat- dozenten, zusammen 115 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelisch⸗theologischen Fakultät 9, der juristischen 14, der medi— zinischen 25, der philosophischen 67 Professoren; ferner waren an— gestellt 5 Lehrer für Stenographie, Zeichnen ꝛc4c3. 5) Greifswald: 3 ordentliche, 15 außerordentliche Professoren, 10 Privatdozenten, jusammen 62 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelisch— theologischen Fakultät 6, der juristischen 7, der medizinischen ig, der rbilosophischen 30 Professoren; außerdem waren 3 Lehrer für Stenographie, Zeichnen ꝛc. angestellt. 6) Halle: 47 ordent— liche, ! Honorar⸗, 22 außerordentliche Professoren, 28 dozenten, überhaupt g8 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelisch⸗theologischen Fakultät 109, der juristischen 11, der me—⸗ dizinischen 22, der philosophischen 55 Professoren; außerdem angestellt 3 Lektoren sür Sprach⸗ ꝛc. Unterricht, 5 Lehrer für Steno— graphie, Zeichnen ꝛc. 7) Kiel: 40 ordentliche, 8 außerordentliche Professoren, 15 Privatdozenten, überhaupt 63 Dozenten, von diesen gehörten an: der evangelisch⸗theologischen Fakultät 7, der juristischen

der medizinischen 18, der philosophischen 33 Professoren, außerdem waren 2 resp. 3 Lehrer für Speach⸗ ꝛc. Unterricht und ür Stenographie, Zeichnen ꝛc. angestellt. ) Königsberg: tz ordentliche, 11 außerordentliche Professoren, 14 Privat—⸗ dozenten, zusammen 68 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelisch theologischen Fakultät 6, der juristischen 7, der medi⸗ snischen 29, der philosophischen 41 Professoren, außerdem waren an⸗ gestellt 1 resp. 4 Lehrer für Sprach- ꝛc. Unterricht, und 4 für Steno⸗ sraphie, Zeichnen ꝛc. 7 Marburg: 43 ordentliche, 11 außerordent⸗ liche Professoren, 14 Privatdozenten, zusammen 68 Dozenten; davon sehörten an: der evangelisch theologischen Fakultät 8, der juristischen 11, der medizinischen 18, der philosophischen 31 Professoren; außerdem waren an⸗ zestellt: 1 resp 4 Lehrer für Sprach⸗ꝛc. Unterricht und für Stenographie, Zeichnen 2c. 10) Münster: 190rdentliche, 7 außerordentliche Professor, Privatdozenten, zusammen 31 Dozenten; davon gehörten an: der latholisch⸗theologischen Fakultät 7, der philosophischen 24 Professoren, außerdem waren 1 resp. 2 Lehrer für Sprach⸗ ꝛc. Unterricht, für Stenographie, Zeichnen ꝛc. angestellt. 11) Braungherg: 8 ordent— liche, L außerordentlicher Professor, 1 Privatdozent, überhaupt 10 Do— zenten; hiervon gehörten an: der katholisch⸗theologischen Fakultät 5, der philosophischen 5 Professoren. Im Ganzen waren daher für das Sommersemester 1881 angestellt 71 Dozenten, 15 Lektoren für Sprach“, landwirthschaftlichen c. Unterricht, und 36 Lehrer füt Stenographie, Musik, Zeichnen, Turn⸗ ꝛc. Unterricht. Die Zahl der Studirenden betrug, nach dem „Centralbl.“, im Sommersemester 1881 auf den preußischen Universitäten, auf der Akademie zu Münster und dem Lyceum zu Braunsberg: Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden: 11 305, davon 9918 Preußen und 1387 Nichtpreußen; außerdem waren zum Besuche der Universitãten berechtigt 1458, so daß die Gesammtzabl aller an den Vor⸗ lesungen Theilnehmenden 12763 betrug; davon gehörten an: der evangel.« theologischen Fakultät 1266, der katholischen 256, der juristischen 2424, der medizinischen 1930, der philosophischen 5192. Es waren immatrikulirt in 1) Berlin 3128 Preußen, 581 Nichtpreußen, zusammen 3709; ) Bonn g5ß Preußen, 114 Nichtpreußen, zusammen 1090; 3) Breslau 1359 Preußen, 21 Nichtpreußen, zusammen 1380; 761 233 Nichtpreußen, zusammen 1002; ) Greifswald 98 Preußen, 46 Nichtpreußen, zusammen 644; 5 Halle 1108 Preußen, 185 Nichtpreußen, zusammen 1293; 7) Kiel 28 Preußen, 66 Nichtpreußen, zusammen 441; 8) Königsberg

Sr rach.

Privat

waren

einem 4.

SI4 Preußen, 27 Nichtpreußen, usammen 841; 601 Preußen, 109 Nichtpreußen, zusammen 701; 286 Preußen, 14 Nichtpreußen, zusammen 300; 21 Preußen. ;

Der Ab- und Zugang der Studirenden in den preußischen Universitäten, der Akademie zu Münster und dem Lyceum zu Brauns— berg betrug nach dem ‚Centralbl.“ vom Wintersemester 1880/81 zum Sommersemester 1881: Im Wintersemester 188081“ waren imma⸗ trikulirt in: Berlin 4107, Bonn 903, Breslau 1281, Göttingen 971, Greifswald 603, Halle 1232, Kiel 285, Königsberg 801, Marburg 6904, Münster 268, Braunsberg 18, zusammen 11073; davon sind abgegangen in: Berlin 1311, Bonn 298, Breslau 254, Göttingen 337, Greifswald 143, Halle 317, Kiel 76, Königsberg 135, Marburg 170, Münster 54. Braunsberg 1; es sind . blieben auf allen Universitäten 2c. 977 Studirende Im Sommer— semester 1881 sind hinzugekommen in: Berlin 913, Bonn 465, Bres— lau 353, Göttingen 368, Greifswald 184, Halle 378, Kiel 135, Königsberg 175, Marburg 267, Münster 86. Braunsberg 4; mithin betrug die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden im Sommer— semester 1881 auf allen Universitäten ꝛc.: 11 305. Die Zahl der in den philosophischen Fakultäten als immatrikulirt aufgeführten Preußen betrug zusammen auf allen Universitäten ꝛc.: a. mit dem Zeugnisse der Reife 3825, b. ohne Zeugniß der Reife (5. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879) 621; zusammen 4445 Studirende. .

. Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu— direnden auf der Königlichen Universität zu Greifs— wald im Winter⸗Semester 1881/82. Im Sommer-SemesteVr 1881 sind immatrikulirt gewesen laut Personalverzeich 644. Nach Aufstellung dieses Verzeichnisses wurden noch immatrikulirt 2, zufam— men 646. Davon sind abgegangen 180, es sind demnach geblieben 466. Dazu sind in diesem Semester gekommen 188. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 654. Die theolo— gische Fakultät zählt Preußen 92, Nichtpreußen , zusammen 98. Die juristische Fakultät zählt Preußen 69, Nichtpreußen 3, zusammen 72. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 288, Nichtpreußen 20, zusammen 308. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 142, p. Preußen ohne Zeugniß der Reife, nach §. 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landesuniversität vom 1. Oktober 1879 14. 6. Nichtpreußen 20, zusammen 176. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität, als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt, mit Genehmigung des z. Rektors 7. Es nehmen mithin an den Vorlesungen Theil 661.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu—⸗ direnden auf der Königlichen Universität Marburg im Winter-⸗-Semester 1881182. Im Sommer-Semester 1881 sind (einschließlich 2 noch Hinzugekommener) immatrikulirt gewesen [Oz. Davon sind abgegangen 251. Es sind demnach geblieben 452. Dazu sind in diesem Semester gekommen 194. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt 646. Die evangelisch— theologische Fakultät zählt Preußen T3, Nichtpreußen 6; zusammen 79. Die juristische Fakultät zählt Preußen 81 Nichtpreußen 12; zusammen 93. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 130, Nichtpreußen 34; zusammen 164. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 209, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach 5. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 56; zu⸗ sammen Preußen 255, c. Nichtpreußen 45; zusammen 310. Außer diefen immatrikulirten Studirenden besuchen noch Vorlesungen mit Genehmigung des Rektors 19. Es nehmen mithin an den Vor— lesungen überhaupt Theil 665.

(Wiener Zeitung). Die General⸗Direktion der fran⸗ zösischen Tahakmanufakturen hat eine übersichtliche Dar— stellung ihres Gebahrens und der Resultate des Tabakmono— pols im Jahre 1878 veröffentlicht. Die Zahl der einheimischen Pflanzen, welche im Jahre 1876 in Frankreich und Algerien 40563 betragen hat, ist im Jahre 1877 auf 35 596 gesunken. Die Tabak⸗ kultur wurde von denselben im Jahre 1877 auf 14279 ha betrieben und wurde hierauf eine Gesammternte von 15146 860 kg erzielt. Die Tabakregie hat im Jahre 1878 35 000000 kg Blaäͤttertabak und Tabakprodukte angekauft. Verkauft wurden durch die Tabakregie im Jahre 1878 im Ganzen 32 240 864 kg Tabak und Tabakfabrikate. Die Zahl der Tabakverschleiße betrug Ende Dezember 1878 42707; dieselben bezogen von der Regie 31 842 366 kg Tabak in allen Formen um den Gesammt— betrag von 326 11611145 Fr. und haben für diese Quantitat 357 831 865,59 Fr. von den Konsumenten eingenommen. Der Gewinn der Detailverkäufer betrug demnach 31 715 754,14 Fr. oder 9772 von 1090 Fr. Umsatz. Das Tabakmonopol in Frankreich hat dem Staats— schatze im Jahre 1878 einen Reinertrag von 272 611 812 Fr. abge— worfen. Von 1811, in welchem Jahre das Tabakmonopol in Frank— reich eingeführt wurde, bis 1814 betrug das Reinerträgniß für die vier Jahre zusammen 93 355 84 Fr.; im Jahre 1815 32123 Mill. Fr.; im Jahre 1825 44 030 Mill.; im Jahre 1835 51,7 Mill.; im Jahre 1845 82534 Mill. x im Jahre 1855 113816 Mill.; im Jahre 1865 177920 Mill.; im Jahre 1875 254 547 Mill. Fr.

9) Marlurg 10 Münster 11) Brauns berg

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Dezemberheft XXVII. Bandes von Petermanns

Geographischen Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) bringt

den Schluß der Hydrologie des Bering⸗Meeres und der benachbarten Ge— wässer, von W. H. Dall, sowie ferner den Schluß der Arbeit über die Wasser⸗ straßen Frankreichs, von H. Keller. Der letztere Artikel behandelt in Abschnitt die Wasserstraßen des Nordwestens, dann die des Loire Beckens, die Charente⸗ Gruppe, das Garonne— Becken, die Adour⸗ Gruppe und endlich das Rhone - Becken. Die Gesammtlänge der im Jahre 1878 in Betrieb gewesenen Wasser— straßen Frankreichs betrug, den in der Schlußbetrachtung mitgetheilten Daten zufolge, 1I 600 km, nämlich 4500 km Kanäle und 709 km Flüsse (das Eisenbahnnetz hatte eine Länge von 21 700, das Land— straßennetz eine solche von 37 100 km; das Verhältniß der 3 Ver— kehrsstraßengruppen war also 17: 31: 52). Die Summe der Trans porte bezifferte sich auf den Wasserstraßen mit 2000 Millionen Kilo— metertonnen (auf dem Eisenbahnnetz mit 8500 Kilometertonnen, auf dem Landstraßennetz mit 1700 Kilometertonnen; das Verhältniß war also 1699: 70 ö : 14 9). Die durchschnittliche Transport—

menge pro Kilometer betrug auf den Wasserstraßen 173000 t (auf

den Eisenbahnen 390 000, r, auf den Die durchschnittlichen Anlagekosten straßen auf 115000 Frs. pro den Eisenbahnen auf 445 000 Frs., bei den Landstraßen auf 33 000 Frs.) Die Betriebekosten berechnen sich fur die Wasserstraßen auf 2 Ems. pro Kilometertonne (für die Eisenbahnen auf h Ems., für die Land— straßen auf 30 Ems. ). Ferner wird in diesem Heft auch der Be— richt über den geographischen Kongreß in Venedig, vom 15. bis 22. September 1881, abgeschlossen. Besonders anziehend ist die Schil⸗ derung einer Reise von Kanagawa nach dem Oyama und Hakonegebirge in Japan, von E. Knipping. Beigegeben ist eine Karte, auf welche die Reiseroute nach den eigenen Aufzeichnungen des Verfassers eingetragen ist. In dem „‚Geographischen Monatsbericht“ wird mitgetheilt, daß nach längerer Unterbrechung wieder Nachrichten von dem Gouverneur der egyptischen Aequatorialprovinzen, Dr. Emin-Bey in Lad, einge— troffen sind. Dieselben reichen bis zum 8. Juli 1881 und bezeugen, daß derselbe mit ungeschwächtem Eifer die Wohlfahrt der ihm unter gebenen Länder zu heben bestrebt und es ihm gelungen ist, voll— kommene Ordnung und Ruhe in seinem weiten Bereiche herzustellen und zu erhalten. Häuptlinge, welche früher die heftigsten Gegner der egvptischen Regierung waren, sind jetzt zuverlässige Anhänger ge— worden. Die Regierung scheint denn auch großes Ver⸗ trauen in ihn zu setzen, denn erst in diesem Jahre wurden die Gebiete von Rohl und Amadi, Theile der Niam— Niam⸗-Länder und ganz Monbuttu, zu seiner Provinz hinzugefügt. Weiter werden interessante Auszüge aus Briefen des Dr. Stecker an Hofrath Gerhard Rohlfs, datirt aus Debra Tabor, vom 21. Juni und Aschangi, 9. August 1881, mitgetheilt. Derselbe hat eine Karte von dem Tana⸗See und seinen gebirgigen Ufern im Maßstabe von

) Landstraßen stellten sich bei Kilometer (bei

45 000 t). den Wasser⸗

demnach ver⸗

Eisenmarktes ist fortwährend sehr fest.

1 zu 200000 nach Berlin abgesandt, die er für sehr zuverlässig hält Der Reisende war im Begriff nach Zabul, einem für den Natur⸗ forscher wie für den Geographen jungfräulichen Gebiet aufzubrechen, von dem er sich besonders viele Ausbeute versprach. Im Tert des Monatsberichts ist ferner eine kleine Karte von Ed. Robert Flegels Reisen im Nigergebiet (1880 81) abgedruckt, welche die bedeutenden Aenderungen in der Zeichnung des Nigerlaufs zwischen Bussa und Gomba sowie den Lauf des zum ersten Mal aufgenommenen Gulbi⸗nͤ⸗Gindi, des aus Sokoto kommenden großen Nebenflusses des Niger, veranschaulicht.

Unter dem Titel „The political eéconomist's library. Cata- logue of Books and Pamphlets on serial science, political economy, the currency, the finances, banking, population, pauperism, charitx, the land question., politics, political biography. and kindred sub- jects, including Ireland. India, Turkey. and other prostrate States. For Sale by Henry Carey Baird & Co., Industrial Publishers, Bookfellers and Importers, 810 Walnut Street, Philadelphia, Pa.“, ist am 15. November d. J. ein Verzeichniß von ca. 1486 Schriften erschienen, welche in der Buchhandlung von H. Car. Baird & Co. in Philadelphia käuflich zu erhalten sind. Dieselben beziehen sich auf die Volkswirthschaft und zwar theils im Allgemeinen, theils auf die einzelnen Zweige derselben und verwandte Gegenstände, soziale Wissenschaft, politische Oekonomie, Finanzwesen, Geld und Münzwesen, Bankwesen, Kapital und Arbeit, Armuth und Reichthum, Vertheilung des Geldes, ie Bevölkerungsfrage einschl. der Landfrage in Irland, Handel und Gewerbe (verschiedene volkswirthschaftliche Systeme), Politik u. s. w. und jwar in der Weise, daß über einen Gegenstand theils ohne Rücksicht auf ein bestimmtes einzelnes Land gehandelt, theils ein bestimmtes Land und eine bestimmte Zeit berücksichtigt wird. Aus der Menge der in dem vorstehenden Kataloge zusammengestellten volkswirthschaftlichen Schrif— ten des rerschiedenartigsten Inhalts heben wir besonders die 50 Schrif— ten von Carey, dem Reformator der Volkswirthschaftslehre und der Soziglwissenschaft hervor. Einzelne Schriften betreffen die Vereinig— ten Staaten von Nordamerika, andere England, Irland, Indien, China, die Türkei, ein paar Schweden, Dänemark, Schleswig-Hol⸗ stein, Preußen, Frankreich, die Schweiz, Italien, Rußland. Mit Ausnahme von 3 deutsch geschriebenen Schriften, die sich auf Carey beziehen, und 2 französische Schriften, sind alle übrigen in englischer Sprache abgefaßt und datiren ihrer entschiedenen Mehrzahl nach aus den letzten 20 Jahren; mehrere gehören dem 18. Jahrhunderte an.

Die (Leipzig, am 31. Dezember, erscheinende Nr. 2099 der Illustrirten Zeitung“ J. J. Weber ') enthält folgende Abbil⸗ dungen: Prinz Leopold von England, Herzog von Albany, und seine Ver⸗ lobte Prinzessin Helene von Waldeck. Karte des Südpols und der an— tarktischen Regionen mit Angabe der zu ihrer Erforschung unternommenen Expeditionen. Der Brand des Wiener Ring-Theaters: Das Innere des Gebäudes nach dem Brand. Originalzeichnung von V. Katzler. Porträts aus dem deutschen Reichstag: Max von Forckenbeck. Die neue evangelische Johanneskirche in Düsseldorf. Nach einer pho— tographischen Aufnahme gezeichnet von G. Theuerkauf. Bilder aus St. Petersburg. 2 Abbildungen. DOriginalzeichnungen von G. Bro— ling: 1) Der Weihnachtsmarkt auf der Bolschaja Sadowaja. Dworniks (Hauswächterc) in der Sylesternacht. Zusammentreffen einer englichen Dampspinasse mit einem arabischen Sklavpenschiff an der Ostküste Afrikas. Nach einer Zeichnung des Spezialzeichners der „Illustrated London News“, Mr. J. Bell. Die Beschießung des Risikopfs bei Elm in der Schweiz. Nach der Natur gezeichnet von Th. Pestalozzi. Prosit Neujahr! Nach einer Photographie aus dem Verlag von W. Luks in London. Kuriosi— täten aus den Gebieten der Heraldik, Numismatik, Sphragistik ꝛc.: Ein Beitrag zur antiquarischen Sagenbildung. Polytechnische Mittheilungen: Ein neuer Geradehalter für Schulkinder. 2 Figuren. Universal⸗Wärmapparat. 2 Figuren. Moden: Berthen zur Gar⸗ nitur von Ballkleidern.

Gewerbe und Handel.

Das „Deutsche Handel s-Archiv“ veröffentlicht Folgendes: Die stets wachsende Fülle und Bedeutung der Materialien, deren Ver⸗ öffentlichung das „Deutsche Handels-Archiv“ sich zur Aufgabe gesetzt hat, läßt es wünschenswerth erscheinen, der Zeitschrift eine Einrichtung zu geben, welche in höherem Maße die Benutzung derselben erleichtert und dem bleibenden Werthe ihres Inhalts entspricht. Die bisherige Form einer Wochenschrift, bei welcher der beschränkte Raum jeder Nummer auf das gesetzgeberische Material und auf die Mittheilungen über Handels- und Verkehrsverhältnisse zu vertheilen war, hatte viel fach eine Zersplitterung des Gesammtinhalts zur Folge, welche der Uebersichtlichkeit Eintrag that und die Benutzung des Einzelnen erschwerte. Als ein Uebelstand ist es namentlich empfunden worden, daß die von den Kaiserltchen Konsulaten erstatteten Berichte und die in denselben enthaltenen werthvollen Uebersichten über die Handels⸗ verhältnisse der betreffenden Gebiete nicht gesondert, vielmehr in Ver mischung mit dem sonst vorliegenden Material und oft bruchstückweise zur Veröffentlichung gelangten. Man alaubt, diesen Mängeln am zweckmäßigsten durch Umwandlung der Zeitschrift in eine Monats schrift abhelfen zu können. Das „Handels-Archiv' wird demnach von Anfang des nächsten Jahres an in monatlichen Heften ausgegeben werden. Eine Aenderung in Bezug auf den Inhalt ist damit nicht verbunden. Das „Handels⸗Archiv' wird auch ferner bemüht sein, die für Handel und Verkehr wichtigen Gesetze, Verträge und Anordnungen des In- und Auslandes in thunlichster Vollständigkeit zu sammeln, und daneben durch Mittheilung von Berichten und statistischen Aus weisen den Fortgang von Handel und Industrie zu verfolgen. Von den zwei Theilen, in welche jedes Heft zerfällt, soll der erste den oben genannten Stoffen gewidmet sein, während der zweite ausschließlich bestimmt ist, die Berichte der Kaiserlichen Konsulate aufzunehmen, und dieselben zu einer vollständigen für sich bestehenden Sammlung zu vereinigen. Beide Theile werden für sich paginirt und am Jahres schlusse mit besonderem Titel und Inhaltsverzeichniß versehen. An Stelle der beiden Halbjahrsbände bilden sich daher in Zukunft aus dem Jahrgange zwei inhaltlich ven einander geschiedene Jahresbände und weiterhin zwei Folgen von Bänden, deren jede ihren selbständigen Werth besitzt. Das Abonnement ist halbjährig und beträgt für das Semester 9 Mark.

Dortmund, 27. Dezember. (Ess. Ztg.) Die Tendenz des Da die Nachfrage sich noch immer in allen Branchen verstärkt, so dauert auch die Aufwärts⸗ bewegung der Preise an. Die Hochöfen haben ihre gesammte Pro— duktion für das 1. Quartal nächsten Jahres verschlossen, in Spiegel⸗ eisen auch diejenige für das 2. Quartal, kleine Posten, die sie noch über das muthmaßliche Quantum hinaus zu vergeben haben, suchen sie möglichst hoch an den Mann zu bringen; aber zu größeren, weiter gehenden Abschlüssen sind sie wenig geneigt, da sie auf höhere Preise rechnen. Es verlautet, daß die kartellirten Luremburger Hochöfen beabsichtigen, den Preis für Luremburger Roheisen um weitere 5 Frs, also auf 60 Frs. pro Tonne zu erhöhen, was jedenfalls auch die Erhöhung des rheinisch⸗westfälischen Puddelroheisens zur Folge haben würde. Bessemer Roheisen ist infolge verstärkter Nachfrage der Stahlwerke um 2 S pro Tonne gestiegen. In Walz— werkfabrikaten bleibt die Nachfrage ebenfalls sehr rege, in erster Linie aber in Blechen, so daß es den Blechwalzwerken nicht schwer ge⸗— worden ist, die verhältnißmäßig große Erhöhung von 10 66 pro Tonne durchzusetzen. Siegener Feinbleche sind den Kesselblechen in der Aufwärtsbewegung gefolgt, indem dieselben ebenfalls einen Preis aufschlag von 10 M erfahren haben und 210 S pro Tonne notiren. Stabeisen ist in lebhaftem Begehr geblieben und hat daher auch darin die Preiserhöhung von 5 (S leicht durchgeführt werden können. Zu 135 M ist nur noch bei einzelnen kleineren Werken anzukommen, man sordert fast allgemein 140 4 pro Tonne. Ebenso wird Klein— eisenzeug von den betreffenden Produzenten höher gehalten und jüngst haben auch die Fabrikanten von Breiteisenwaaren (Schaufeln ꝛc.) be— schlossen, die Preise in Rücksicht auf die gestiegenen Rohmaterialien um 10 0j zu erhöhen. In Walzdraht ist immerfort eine sehr rege Nachfrage zu konstatiren, die Walzdraht⸗Etablissements sind daher