1882 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

De Ring ist an Stelle Ducros⸗Auberts, welcher zur Disposition gestellt wurde, zum Gesandten für Rumänien ernannt worden.

Aus Tunis wird unter dem 2. Januar gemeldet: Auf die Ansprache des ersten Deputirten der fran zösischen Ko⸗

onie bei dem Empfange des Minister⸗Residenten Ro ustan erwiderte dieser: Die Sympathien der französischen Kolonie und die Unterstützung, welche ihm von der Regierung zu Theil würde, trösteten ihn Über die gegen ihn vorgebrachten Verleum—⸗ dungen, welche er verachte. Er ruse die französische Kolonie, welche ihn kenne, zum Zeugen auf. Seine Rückkehr beweise, daß die Regierung nicht die erzielten Resultate aufgeben, sondern das in Tunis begonnene Werk fortsetzen werde. Die Prüfung, welche er durchgemacht habe, werde die Konsular⸗ agenten Frankreichs, welche wie er verleumdet und beschimpft worden seien, nicht entmuthigen; sie würden stets die natio⸗ nalen Interessen aufrecht erhalten, im Vertrauen auf die Sym⸗ pathien des Landes und die Unterstützung einer gerechten und starken Regierung. Das gelbe Fieber, welches am Senegal herrschte, ist vollständig erloschen.

Italien. Rom, 3. Januar. (W. T. B.) Wie der „Agenzia Stefani“ aus Suez gemeldet wird, hat die anläßlich der jüngsten Ereignisse in Suez eingesetzte gemischte Untersuchungs-Kommission ihre Aufgabe vollendet. Der des Mordes an dem egyptischen Offizier verdächtige Ita⸗ liener ist nach den stattgehabten Ermittelungen nicht schuldig. Der Haupträdelsführer der Emeute wurde nach Kairo ge— bracht, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Der Gouverneur von Suez besuchte den italienischen Vize⸗Konsul und drückte demselben das Bedauern der Regierung über die bei den Unruhen gegen das italienische Konsulat vorgekom— menen Kundgebungen aus.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. Januar. (W. T. B.) Wie das „Journal de St. Pétersbourg“ meldet, hat China die erste Rate der in dem Kuldscha⸗ Vertrag gesetzten Entschädigungssumme durch die Firma Baring Brothers in London an Rußland auszahlen lassen.

Afrika. Egypten. Aus Alexandrien wird der „Allgem. Corr.“ unterm 26. d. gemeldet: Die Delegirten⸗ kammer trat heute zusammen und einigte sich über ihre Antwort auf die Rede des Khedive. Die Kammer ist in fünf Ausschüsse eingetheilt, welche mit den Angelegenheiten der fünf Sektionen des Reiches betraut sind. Dieselben werden die Erfordernisse der ihnen zugewiesenen Provinzen prüfen und darüber in Berathung treten und der Kammer die vor⸗ geschlagenen Maßregeln unterbreiten. Der Minister des In⸗ nern hat eine Geschäftsordnung entworfen, welche in einer der nächsten Sitzungen geprüft werden wird.

Eine vom 29. d. datirte Depesche aus Alexandrien meldet: Eine Deputation der Notablenkammer über— reichte heute dem Khedive eine Adresse in Antwort auf die Thron rede. Der Tezt der Adresse ist noch nicht veröffentlicht worden, aber wie verlautet, ist dieselbe im Wesentlichen eine Paraphrase der Rede des Khedive.

Seitungsstimmen.

Die „Staatshürger⸗- Zeitung“ rügt in ihrem . daß der soziale Kampf nicht ehrlich ausgefochten werde:

Feinde aller Schönfärberei, Vertuschungen und Fälschungen, ver— langen wir volle Wahrheit und Klarlegung der Thatsachen von allen Seiten und halten jede Sache für schlecht, die sich der Lüge bedienen muß, um zum Siege zu gelangen.

Wohl in keinem Jahre ist in dieser Beziehung mehr gesündigt worden, als in dem verflossenen, und mit Freuden würden wir es begrüßen, wenn der Jahreswechsel uns auch einen Wechsel in der Kampfesweise brächte, wenn man seine Zuflucht nicht mehr zu Mitteln nähme, die wir als unehrenhaft verdammen müssen.

Ganz besonders ist dies in Betreff der Wirthschaftspolitik in Deutschland der Fall, wo fast keins der enragirten Parteiorgane vorhanden ist, das nicht wissentlich falsche Thatsachen für die Sache der Partei geltend gemacht oder wahre Thatsachen verschwiegen hätte.

Während auf der einen Seite behauptet wird, daß die neue Zoll— politik des Deutschen Reiches eine Hebung der Industrie zur Folge ge— habt habe, wird dies auf der andern Seite nicht nur bestritten, sondern ganz das Gegentheil behauptet. Wir haben uns diese Dinge etwas genauer angesehen und die statistischen Ermittelungen und alles, was zur Klärung dieser Angelegenheit dienen kann, sorfältig verfolgt, und da haben wir denn gefunden, daß die manchesterliche Presse systematisch alles verschweigt, was die Behauptung der Gegner unterstützen könnte. Sie vergißt dabei ganz, daß sie dazu berufen und verpflichtet ist, ihren Lesern klaren Wein einzuschänken. Daß die Eisenindustrie sich um Millionen von Centnern gehoben hat, davon erzählen die Blätter ihren Lesern kein Wort, weil das ja für die Nützlichkeit der neuen Zollpolitik sprechen würde, dagegen werden alle Phrasen von Ver— theuerung der nothwendigsten Lebensmittel des armen Mannes so oft wiederholt, daß die Phrasendrescher schließlich selber an die große Lüge glauben.

Wir sind bekanntlich keine Freunde der Kornzölle; aber wir ver⸗ mögen nicht zu Ungunsten derselben zu lügen, und da müssen wir denn ehrlich erklären, daß dieselben auf die Vertheuerung des Brotes gar keinen Emfluß haben. Um dies zu begreifen, sehe man sich doch einmal die Verhältnisse unserer Kornbörse an. Nach wohl verbürgten Mittheilungen werden an einer einzigen, der Berliner Boͤrse, Differenzgeschäfte im Umfange von ca. zwei Millionen Wispel Roggen abgeschlossen, während kaum 100 009 Wispel im Durchschnitt jährlich nach Berlin kommen. Wir betrachten die Unternehmer diefer Differenzgeschäfte als Spieler von Profession, denen kein Mittel der List und Ueberredung schlecht genug ist, einander das Geld aus der Tasche zu locken. Von diesen Leuten aber werden die Preise gemacht, und die Theuerung des Brotes hängt am meisten davon ab, wer es am besten versteht, die Männer der Hausse oder die der Baisse.

Uebrigens wollen wir hierbei gleich erwähnen, daß die Phrase von der Vertheuerung der nothwendigen Lebensmittel durch die Ge— treidezölle ꝛc. überhaupt nicht zutrifft. Auch bei der direkten Steuer wird hauptsächlich das, was der Mensch verzehrt, als Steuerobjekt in Betracht gejogen; so z. B. zahlt das Dienstmädchen, das 120 M Lohn erhält, von 420 M Einkommen Steuer, weil man ihren Unter— halt auf 30 „6 berechnet. Das ist doch unzweifelhaft die Besteue⸗ rung der allernothwendigsten Lebensmittel.

Sehen wir uns noch auf einem anderen Gebiete, dem Gebiete der Haftpflicht, um, so wissen alle Parteien und alle Organe der— selben, daß die Versicherungsgesellschaften in Unglücksfällen alles mögliche aufbieten, die von Unfällen Betroffenen so niedrig wie mög⸗ lich abzuspeisen. Früher wurden dergleichen Fälle zuweilen an dle Oeffentlichkeit gezogen und gerügt, aber seit die Regierung mit dem Unfall versicherungggesetz vorgeht, sind alle Klagen verstummt. Die manchesterlichen Partelorgane haben ja das Nichtzustandekommen des Reichs ⸗Unfallversicherungẽgesetzes im Auge, und da dürfen sie beileibe nichts bringen, was eine othwendigkeit desselben erkennen ließe.

Die „Tribüne“ äußert sich über die ri ff gafte⸗

Wir sind den Schritten dieses Mannes lange Zeit hindurch mit Dank und Bewunderung gefolgt und es hat uns mit Sorge erfüllt, als wir ihnen ferner nicht zu folgen vermochten. Wir sind aus seinen Anhängern allmählich seine Gegner geworden. Aber Eines dürfen wir beruhigt hervorheben: wir sind stets bestrebt gewesen, gegen ihn

erecht zu sein. Nicht allein, daß die Kämpfe, die wir in den letzten

Gehe gegen ihn zu führen gezungen waren, niemals unsere Dankbarkeit für Das getrübt haben, was er in früheren Jahren für uns geleistet, so sind wir auch niemals blind gewesen für den berechtigten Kern, der in seinen heute von uns bekämpften Projekten enthalten ist. Wenn wir auch seine Zollpolitik für falsch halten, so theilen doch auch wir die Ansicht, daß das Reich finanziell unabhängig sein muß; wenn wir auch dem Staatssozialismus widerstreben, so halten doch auch wir es für ein dringendes Gebot, für den durch Alter und Krankheit arbeits⸗ unfähig Gewordenen, für die Hinterbliebenen des frühzeitig Verstor⸗ benen Maßregeln der Fürsorge ins Leben zu rufen.

Und wenn der Gegensatz der Parteien sich zuweilen bis zur Er⸗ bitterung zuspitzt, wenn zuweilen das Gefühl der Rathlosigkeit vorübergehend die Oberhand gewinnt, so scheint uns doch, daß wir nicht mit falsch gestellten, sondern nur mit schwierig zu lösenden Pro⸗ blemen zu thun haben und daß wir durch alle Schwierigkeiten hin⸗ durch dieser Lösung näher kommen werden. Mit dieser Hoffnung treten wir in das neue Jahr ein. . .

Das „Centralblatt für die Textil⸗Industrie, Organ für die Gesammt⸗Interessen der Wollen⸗,Baumwollen⸗, Flachs- und Seiden⸗-Industrie, Spinnerei, Weberei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur, Organ des deutsch-öster⸗ reichischen Webschullehrer⸗Verbandes“, äußert sich in einem Rückblick auf das Jahr 1881, wie folgt:

Man hat in Deutschland vielfach über die Frage gestritten, ob der neue Zolltarif eine günstige Wirkung auf die Industrie und die Volkswirthschaft überhaupt ausgeübt habe oder nicht. Die Einen leugnen den günstigen Einfluß, die Anderen behaupten ihn. Daß im Allgemeinen die Beschäftigung in der Industrie eine regel mäßigere geworden ist, als sie es vor einigen Jahren war, kann schwerlich in Abrede gestellt werden. Wie weit dieser Umschwung indessen mit den oben angedeuteten allgemeinen Erscheinungen im Zusammenhange steht oder dem Zolltarife zu danken ist, dürfte sehr schwer zu ent— scheiden sein. Daß diejenigen Industriezweige, welche von der neuen Zollgesetzgebung besonders begünstigt worden sind, dadurch Vortheile erlangt haben, ist gar nicht zu bezweifeln.

Um bei der uns hier allein interessirenden Textil⸗-Industrie stehen zu bleiben, so hat die Baumwollspinnerei, welche bei dem Zolltarif von 1879 den Löwenantheil davon getragen hat, entschieden gewonnen, umsomehr, als die englische Konkurrenz erheblich nach den östlichen Märkten abgelenkt war und daher nicht so stark auf die kontinenta⸗ len Märkte drückte. Die Baumwollspinnerei hat daher in fast allen Bezirken, in denen sie vertreten ist, eine mäßige Zunahme des Ver⸗ brauchs an Rohstoff und der Spindelzahl erfahren. In einem Punkte sind jedenfalls die Erwartungen, welche die betheiligten Kreise an die Staffelzölle für Baumwollengarne knüpften, getäuscht worden. Eine Entwickelung der Feinspinnerei ist in Folge des Zolltarifs bis— her nicht eingetreten. n nr, scheint, wenigstens in einigen Be⸗ zirken, die Zunahme des Rohstoffverbrauches gerade auf den Rück⸗ 1 der Spinnerei auf gröbere Nummern zurückgeführt werden zu müssen.

Auch die Kammgarnspinnerei hat, obwohl der Zollsatz des neuen Tarifs den Wünschen der betreffenden Industriellen nicht entsprach, sowohl in Sachsen als auch im Elsaß eine Zunahme der Spindelzahl erfahren, und die Lage dieses Industriezweiges dürfte als eine ziemlich blühende zu betrachten sein.

Dagegen klagen die Leinenspinnereien über die zunehmende Kon— kurrenz des Auslandes, namentlich Oesterreichs, und haben bei den Reichsbehörden eine Erhöhung des Zolles auf Leinengarne und Ge⸗ webe beantragt. Ob sie mit diesem Antrage reüssiren werden, ist bei den igen Parteiverhältnissen im Reichstage sehr zweifelhaft.

as die verschiedenen Zweige der Weberei angeht, so nehmen sie an dem allgemeinen, wenn auch mäßigen Aufschwunge der Geschäfte natürlich gleichfalls Theil; einige Branchen, wie die Herstellung der früher fast ausschließlich in Dewsbury angefertigten Halbwollen⸗Stoffe, sodann die Fabrikation sogenannter englischer Gardinenstoffe, sind durch den neuen Tarif erst in Deutschland heimisch geworden.

Die Veredelungshranchen, Appretur, Färberei, Druckerei, können, wenn Spinnerei und Weberei gut gehen, nicht zurückbleiben. Ihre Lage ist im Allgemeinen gesund, in einzelnen Fällen sogar glänzend.

Die „Ess. Ztg.“ bringt in ihrer Nummer vom 31. Dezember v. J. einen längeren Artikel „Zum Jahres— wechsel“, in dessen Verlauf u. A. über die Neubildung der Parteien Folgendes ausgeführt wird:

Die soziale Frage, deren Lösung die Kaiserliche Botschaft in so schönen und treffenden Worten als das nächste Ziel der deutschen Regierung hingestellt hat, wird die Basis und den Kern zu dieser Neugruppirung hergeben. Wir stehen schon mitten darin. Denn das ist kein Zweifel, daß alle Diejenigen, welche der neuen Zollpolitik des Fürsten Bismarck, d. h. der Umkehr unseres Vaterlandes von dem manchesterlichen Wege auf wirthschaftlichem Gebiete ihre Zustimmung gegeben haben, der neuen Sozialpolitik der Reichsregierung, d. h. dem Wunsche, an Stelle der durch die frühere Gesetzgebung vernichteten sozialen Verbände neue Vereinigungen zu schaffen, welche auch für den Arbeiter und den Handwerker das Leben in der Gegenwart zu „einer Lust“ machen, gleicherweist ihre Unterstützung nicht versagen können und dürfen. Sind doch die Fäden, welche das wirthschaftliche Leben mit dem sozialen Leben verbinden, besonders in unserer industriellen, arbeitsamen Gegend so klar erkennbar. Hier liegt also gegen das vergangene Jahr ein bedeutsamer Fortschritt: seitdem Fürst Bismarck die Idee des Volkswirthschaftsrathes, der Arbeiterunfallversicherung und ähnlicher auf die Besserung des Loofes der Arbeiter und was nicht zu übersehen ist auf die Besserung des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinzielenden Pläne zur Diskussion gestellt hat, sind die Grund lagen für eine neue Parteibildung von selbst geschaffen.

Der „Berliner Actionär“ schreibt:

Der Gang der Geschäfte zu Weihnachten läßt einigermaßen auf den Gang aller Geschäfte schließen. Man nimmt mit vollem Rechte an, in Zeiten wirthschaftlichen Niederganges spare man zunächst auch an Geschenken, bei besseren Zeiten werden für letztere mehr Geld ausgegeben. Nun sind allerdings genaue Ziffern über den Gang der Geschãfte zur Weihnachtszeit schwer zu haben. Immerhin ergeht über den hiesigen Post⸗Weihnachtsverkehr folgende interessante Mit— theilung:

In Berlin sind an Packeten aufgegeben:

Im Jahre 1881 440718 StückE. Im Jahre 1880 383 540 Stück. Mithin 1881 mehr. 7 IId Sf.

Angekommen sind in Berlin:

Im Jahre 1881... 295 834 Stück. Im Jahre 1880 272 355 Stück.

J Mithin 1881 mehr. 23 777 Sfss.

Dies Steigen des Weihnachtsverkehrs würde gerade nicht für den Ruin des Landes durch die Zollpolitik sprechen.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheite⸗ amts sind in der 51. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 26,65, in Breslau 28,3, in Königsberg 32.3, in Cöln 26,2, in Frankfurt a. M. 19,, in Hannover 22,4, in Cassel 27,7, in Magdeburg 17,6, in Stettin 29,5, in Altona 22,8, in Straßburg 27,6, in Metz 22,6, in München 31,0, in Nürnberg —, in Augsburg 26,7, in Sres⸗

politik des Fürsten von Bismarck, wie folgt:

ü n 6 1 .

den 28,!, in Leipzig 23,3, in Stuttgart 23,4, in Braunschweig 27,9,

X

in Karlsruhe 25,0, in Hamburg 245, in Wien 307, in Budapest —, in Prag 32,5, in Triest 32,4, in Krakau 25,6, in Basel 25,1, in Brüssel 22, in Amsterdam 234, in Paris 27.0, in Kopen⸗ hagen 19,9, in Stockholm 23,2, in Christiania 28,1, in St. Peters⸗ burg 43,8, in Warschau 33,5, in Odessa 330, in Rom —, in Turin 20,6, in Bukarest 29,l, in Madrid —, in London 22,5, in Glas⸗ gow 25,l, in Liverpool 30,5, in Dublin —, in Edinburg 23,5, in Alexandria (Egypten) 36,3. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 29,3, in Philadelphia 20,1, in Chicago 22,, in St. Louis —, in Cincinnati 15,6, in San Franzisko 20,2, in Kalkutta 40,3, in Bombay 26,9, in Madras 35,5.

Beim Beginn und in der ersten Hälfte der Berichtswoche waren an den deutschen Beobachtungsstationen westliche und südwestliche, sturmartigen Charakter annehmende Windrichtungen vorherrschend, die in der zweiten Hälfte der Woche an den meisten Stationen in nörd⸗ liche und nordwestliche Luftströmungen übergingen und bis an das Ende der Woche auch vorwiegend blieben, nur an den süddeutschen Stationen ging der Wind nach Nordost, in Heiligenstadt nach Süd⸗ ost. Die Temperatur der Luft überstieg im Allgemeinen die normale etwas, in Bremen und Cöln erreichte sie dieselbe nicht ganz. Das Wetter war meist trüb und neblig; Niederschläge, auch Schnee, fielen nicht selten und ergiebig. Der Luftdruck nahm beim Wochen⸗ beginn an allen Stationen rapid ab und sank, obwohl am 19. etwas steigend, am 20. von Neuem auf einen selten niedrigen Standpunkt, stieg aber in den letzten Tagen der Woche ungemein rasch, so daß gegen den Schluß der Woche das Barometer einen ungewöhnlich hohen Stand einnahm.

Die Sterblichkeit war in der Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas eine größere als in der vorangegangenen Woche. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 25, (pro Mille und Jahr) von 24,3 der vorher⸗ gegangenen Woche, und erscheint sowohl die Theilnahme des Säug— lingsalters wie die der höheren Altersklasse (über 60 Jahr) an der Sterblichkeit wesentlich gesteigert. Von 10,0090 Lebenden starben pro Jahr 79 Kinder unter 1 Jahr gegen 73 der Vorwoche, in Berlin 82 gegen 72.

Unter den Todesursachen zeigte von den Infektionskrankheiten nur die Diphtherie eine weitere nicht unerhebliche Zunahme. In einer bedeutenden Zahl deutscher wie außerdeutscher Städte ist die Zahl der Opfer an Diphtherie eine große, zum Theil recht Besorgniß erregende, wie in Königsberg, Elbing, Dresden, Chemnitz, Freiberg i. S. München, Fürth, Berlin, Hamburg Crefeld, Frankfurt a. M., Straßburg, Wien, Triest, Paris, London, St. Petersburg, Warschau, Odessa u. a. Die Diphtherie herrscht auch noch in einer größeren Zahl anderer, zum Theil kleinerer Städte, wenn auch die Zahl der durch sie hervorgerufenen Todesfälle noch eine beschränktere blieb. Masern und Scharlachfieber riefen etwas weniger Sterbefälle hervor. Doch ist die Zahl der ersteren in Dresden, Hamburg, Barmen, Berlin, Wien, Christiania, Paris, London, Glasgow, Liver— pool, New⸗Jork, die der letzteren in Stettin, Kiel, Guben, Barmen, Crefeld, Dortmund, London noch immer eine bedeutendere. Unterleibstyphen zeigten sich meist in beschränkter, nur in Prag in größerer Zahl. Todesfälle an Flecktypphus kamen aus Thorn 4, aus Memel 1, aus London und Granada je 3, aus Warschau und Ma⸗ laga je 2, aus St. Petersburg 9 zur Meldung. Der Keuchhusten forderte mehr Opfer, besonders groß war die Zahl der daran Ge— storbenen in London, aber auch in Görlitz, Hamburg, Hannover, Al⸗ tong hat die Zahl derselben zugenommen. Die Pocken bedingten in Wien, Prag, Warschau, London viel Todesfälle, in Paris, St. Petersburg, Saragossa war die Zahl derselben eine beschränkte. Ein⸗ zelne Todesfälle an Blattern kamen aus Krakau, Alexandria, Liver⸗ pool, Königsberg, Dresden, Aachen zur Meldung. Todesfälle an entzündlichen Prozessen der Athmungsorgane waren allgemein ver— mehrt. .

Im Jahre 1881 wurden im Königreich Preußen nach dem Centralbl.“ vierwöchentliche Turnkurse für im Amte stehende Volksschullehrer in folgenden Provinzen abgehalten: 1) Provinz Ostpreußen (Osterode), 2) Provinz Westpreußen (Löbau), 3) Provinz Brandenburg (Köpenick, 4) Provinz Psommern (Pyritz). 5 Provinz Schlesien (Oels), 6) Provinz Sachsen (Halberstadt)h, 7 Provinz Han— nover (Osnabrück), 8] Provinz Hessen⸗Nassau (Homberg). Die Zahl der Theilnehmer in diesen Provinzen betrug im Ganzen 175; in Ostpreußen 24 (unter 25 Jahren 1, von 25— 30 Jahren 6, von 30 - 35 Jahren 8, von 35— 40 Jahren 5, von 40 —45 Jahren 2, von 45 - 50 Jahren 2); in Westpreußen 21 (unter 25 Jahren 6, von 25 30 Jahren 6, von 30 - 35 Jahren 4, von 35— 40 Jahren 1, von 40-45 Jahren ; in Brandenburg 21 (unter 25 Jahren 16, von 25 30 Jahren 3. von 50 —– 35 Jahren 2, von 35— 40 Jahren 3, von 40 45 Jahren 3); in Pommern 18 (unter 25 Jahren 2, von 25 30 Jahren 5, von 39 35 Jahren 3, von 35 40 Jahren , von 40 45 Jahren 1, von 45— 50 Jahren 1); in Schlesien 25 (unter 25 Jahren 4, von von 25 30 Jahren 8, von 30 35 Jahren 7, von 35— 40 Jahren 5, von 40 —=45 Jahren 1); in Sachsen 22 (unter 25 Jahren 5, von 25 30 Jahren 5, von 39 35 Jahren 3, von 35 40 Jahren 5, von 40-45 Jahren 4; in Hannover 22 (unter 25 Jahren 6, von 25 30 Jahren 3, von 30 35 Jahren 3, von 35—40 Jahren 8, von 40— 45 Jahren 2); in Hessen-Nassau 22 (unter 25 Jahren 2, von 25 530 Jahren 4, von 360 35 Jahren 8, von 35 40 Jahren 3, von 40— 45 Jahren 4, von 45 - 50 Jahren L. Turnuntexricht haben bereits erhalten in einem Seminare: in Ostpreußen 16, in Westpreußen 10, in Brandenburg 19, in Psommern 8. in Schlesien 19, in Sachsen 18, in Hannover 14, in Hessen— Nassau 17, in Summa 121; anderweit: in Ostpreußen 2, in West⸗ preußen 5, in Pommern 2, in Sachsen 2, in Hessen⸗Nassau 1, in Summa 12. Turnunterricht haben bisher nicht erhalten: in Ost⸗ Freußen 6, in Westpreußen 6, in Brandenburg 2, in Pommern 8, in Schlesien 6, in Sachsen 2, in Hannover 8, in Hessen-Nassau 4, zu— sammen 42.

„Turnunterricht haben bereits ertheilt und zwar: nur in Frei⸗ übungen: in Ostpreußen 13, in Westpreußen 11, in Brandenburg 6, in Pommern 12, in Schlesien 14, in Sachsen 9, in Hannover 5, in Hessen-Nassau 15, zusammen 85; einen vollen Turnunterricht: in Ostpreußen 5, in Westpreußen 3, in Brandenburg 5, in Schlesien 10, in Sachsen 7, in Hannover 7, in Hessen⸗Nassau zusammen 41; Turnunterricht haben bisher nicht ertheilt: in Ostpreußen 6, in West— preußen 7, in Brandenburg 19, in Pommern 6, in Schlesien 1, in. Sachsen 6, in Hannover 10, in Hessen-Nassau 3, zusammen 49. Die Zahl der Unterrichtsstunden während des ganzen Kursus betrug: in Ostpreußen 100 (Freiübungen 28, Uebungen mit Handgeräthen 12. Geräth⸗ und Gerüstübungen 36, Instruktion (Theorie) 24); in Westpreußen 92 (Freiübungen 34, Uebungen mit Handgeräthen 9, Geräth⸗ und Gerüstübungen 32, Instruktton 17); in Brandenburg 104 (Freiübungen 36, Uebungen mit Hand⸗ geräthen 10, Geräth« und Gerüstübungen 34, Instruktion 24); in bommern 90 Freiübungen 3M, Uebungen mit Handgeräthen 10, Geräth⸗ und Gerüstübungen 32, Instruktion 18); in Schlefien 99 (Freiübungen 19. Uebungen mit Handgeräthen 24, Geräth und Gerüstübungen 32, Instruktion 24); in Sach sen 90 (Freiübungen 30, Uehungen mit Handgeräthen 22, Geräth- und Gerüstübungen 26, Instruktion 12); in Hannover 9 (Freiübungen 18, Uebungen mit Handgeräthen 4, Geräth⸗ und Gerüstübungen 48, Instruktlon 21); in Hessen⸗Nassau 1099 (Freiübungen 3, Uebungen mit Hand⸗ geräthen 22, Geräth⸗ und Gerüstübungen 28, Instruktion 28). Außer dem haben die Theilnehmer bei dem Turnunterricht von Schülern hospitirt: in Ostpreußen 1 Stunde, in Westpreußen 14 Stunden, in Pommern 6 Stunden, in Schlesien 1 Stunde, in Hannover 1 Stunde, in Hessen⸗Nassau 6 Stunden; Lehrübungen selbst abgehalten in Ostprreußen 8 Stunden, in Westpreußen 21 Stunden, in Vranden⸗ burg 53 Stunden (je 3 Stunden), in P⸗eeꝛ0emern 6 Stunden, in Schlesien 4, in Sachsen 10, in Hannover 6, in Hessen⸗Nassau 12. Es sind während des Kursus: Turnspiele vorgenommen: in Ostpreußen 4 mal, in Westpreußen 8 mal, in Pmmnmern 6 mal, in Schlesien 4 mal, in Sachsen 6 mal, in Hannover 8 mal, in Hessen⸗Nassau 2 mal; Turn—⸗ fahrten unternommen: in Ostpreußen 2 mal, in Westpreußeun 1 mal,

in Brandenburg 3 mal, in Pommern 4 mal, in Schleien

4 mal, in Sachsen 3 mal, in Hannover! mal, in Hessen⸗ Nassau 2 mal. Am Schlusse des Kursus haben erhalten das Befähigungszeugniß mit dem Prädikate sehr gut 25 (in Ostpreußen 3, in Westpreußen 2, in Brandenburg 1, in Pem⸗ mern 2, in Schlesien 1. in Sachsen 5, in Hannover 6, in Hessen⸗ Nassau 5); gut 97 (in Ostpreußen 11, in Westpreußen 15, in Bran⸗ denburg 15, in Pommern 9, in Schlesien 11, in Sachsen 14, in Hannover 10, in HessenNassau 12); genügend 53 (in Ostpreußen 10, in Westpreußen 4, in Brandenburg 5, in P oiumern 7, in Schlesien 13, in Sachsen 3, in Hannover 6, in Hessen⸗Nassau 5).

Im Monat Dezember v. J. wurden bei der All gem ein en Un⸗ fallversicherungs-Bank in Leipzig 13 Todesfälle, 5 lebens— gefährliche Verletzungen, 6 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänz—= liche oder theilweise Invalidität der Beschädigten erwarten lassen, und 1029 Unfälle, aus welchen sich für die Verletzten nur eine vor⸗ übergehende Erwerbsunfähigkeit vorhersagen läßt, zusammen 1053 Un— fälle angemeldet.

Dem im „St.. A. f. W. jüngst veröffentlichten Berichte des Königlich württembergischen Justiz⸗Ministeriums an den König von Württemberg betreffend die Ergebnisse der württem bergischen Ju stizverwaltung in dem Zeitraum vom 1. Oktober 1879 bis zum 31. Dezember 1889 entnehmen wir in Folgendem die haupt— sächlichen Angaben: Durch die Reichs-Justizgesetze sind seit dem J. Oktober 1879 wesentliche Aenderungen in der Organisation der Behörden und in dem Verfahren herbeigeführt worden. An die Stelle des Ober⸗Tribunals ist das Ober⸗Landesgericht getreten, an die Stelle der 8 Kreisgerichtshöfe und des Kreisstrafgerichts in Eßlingen sind 8 Landgerichte am Sitz der früheren Kreisgerichtshöfe, an. die Stelle des Stadtgerichts Stuttgart und der 63 Ober Amtsgerichte 64 Amtsgerichte mit dem bisherigen Sitz getreten Die Staats⸗ anwaltschaft, welche früher nur bei den höheren Gerichten bestand, ist nun auch als Amtsanwaltschaft bei den Amtsgerichten eingeführt. Mit der Besorgung der Geschäfte der Amtsanwaltschaften sind, foweit dieselben nicht von den Staatsanwaltschaften bei den Land—⸗ gerichten mitbesorgt werden, besondere Beamte betraut, die Amtsanwälte für gemeine. Strafsachen, für Forstrüge⸗ sachen, für Steuerstrafsachen, für Zollstrafsachen und Post— straffachen. Die neuen Bestimmungen über das Zustellungs— und Vollstreckungsverfahren. erforderten die Anstellung von Gerichtsvollziehern und von besonderen den Gerichten beigegebenen ZJustellungsbeamten. Durch das Gesetz sind die Ortsvorsteher für ihren Gemeindebezirk zu Gerichtsvollziehern bestimmt, es können jedoch die Ortsvorsteher die Uebernahme oder die Fortführung des Gerichts⸗ vollzieherdienstes mit Zustimmung der bürgerlichen Kollegien ablehnen, und in diesem Fall hat der Gemeinderath einen besonderen Gerichts⸗ vollzieher zu wählen. Unter gewissen Umständen erfolgt gerichtliche Bestellung. In den 1911 Gemeinden des Landes hat sich demzufolge eine gewisse Verschiedenheit in der Versehung des Gerichtsvollzieher⸗ dienstes ergeben; es besorgen denselben in 1487 Gemeinden, die Ortsvorsteher, in 420 Gemeinden Beamte, welche von den Gemeinde— behörden gewählt sind, in 4 Gemeinden gerichtlich bestellte Beamte. Der Personalbestand der Gerichte war etatsmäßig: an richterlichen Beamten bei den höheren Gerichten: vor dem 1. Oktober 79: 127, nach dem 1. Oktober 79: 127; an richterlichen Beamten bei den Ober⸗ Amtsgerichten, jetzt Amtsgerichten 158 bezw. 149, an staatsanwalt— lichen Beamten bei den höheren Gerichten 18 bezw. 21; an Beamten für den Gerichtsschreiberei⸗ und Kanzleidienst, sowie für das Kassen⸗ und Rechnungswesen: bei den höheren Gerichten 55 bezw. 55; bei der Staatsanwaltschaft der höheren Gerichte nach dem 1. Oktober 79: 9; bei den Ober⸗Amtsgerichten, jetzt Amtsgerichten, 60 bezw. 120, zusammen 418 bezw. 481. Die Personalvermehrung war in der Haupt⸗ fache eine Folge der gesetzlich gebotenen Errichtung von Gerichtsschreibe⸗ reien bei sämmtlichen Amtsgerichten und der Beigebung besonderer Kanzleibeamten bei den Staatsanwaltschaften der höheren Gerichte. Außerdem erforderte die sehr erhebliche Geschäftsaufgabe der Herichts⸗ schreibereien die Zutheilung zahlreicher Hülfsgerichtsschreiber bei den Amts⸗ und Landgerichten Desgleichen mußten die Staatsanwalt schaften bei den Landgerichten, neben der Anstellung dreier weiterer etatsmäßiger Staatsanwälte in Stuttgart. Heilbronn und Ulm, zur Bewältigung ihrer namhaft vermehrten Obliegenheiten von Anfang an mit Hülfsbeamten ausgestattet werden. Das Personal hierzu konnte theilweise dem etatsmäßigen Richterpersonal der Amtsgerichte entnommen werden, bei welchen in Folge der neuen Gesetz gebung eine gewisse Geschäftsverminderung in Betreff der eigentlichen richterlichen Äufgaben eingetreten ist. Betreffend das Prüfungswesen, so haben in dem Zeitraum vom 1. Oktober 1879 bis 31. Dezember 1880 je 3 erste und 3 zweite höhere Justiz⸗Dienstprüfungen, sowie eine Notariatsprüfung stattgefunden. Hierbei haben 51 Kandidaten die erste, 45 die zweite höhere Justizdienst-Prüfung, 29 die Notariatsprüfung mit Erfolg bestanden. Die Rechtsanwalt⸗ schaft hat durch die reichsgesetzliche Rechtsanwalts ordnung am 1. Okto⸗ ber 1875 ebenfalls eine neue Organifation erhalten. Die sämmtlichen bei den württembergischen Gerichten zugelassenen Rechtsanwalte bilden nunmehr eine Anwaltskammer. Die Anwaltskammer wählt aus ihrer Mitte einen aus mindestens 9 Mitgliedern bestehenden Vorstand. In dem Zeitraum vom 1. Oktober 1879 bis 31. Dezember 1880 war die Anwaltskammer einmal, nämlich am 18. Januar 1880, ver sammelt, wobei in Gemäßheit der damals festgestellten Geschäfts⸗ ordnung die Zahl der Mitglieder des Vorstandes auf

15 erhöht worden ist. Der Vorstand trat in dem er— wähnten Zeitraum 7 Mal zusammen. Derselbe hatte 14 Gut— achten zu erstatten und außerdem hatte er zu behandeln 12 An⸗ träge auf Zulassung von Rechtsanwälten, wovon 1 unerledigt ge— blieben ist, Beschwerden gegen Rechtsanwälte und Vermittlungs— gesuche von Parteien gegenüber den von denselben beauftragten Rechts—⸗ anwälten, wovon 5. unerledigt geblieben sind, und 2 Anträge auf Ein⸗ leitung des ehrengerichtlichen Verfahrens. Rechtsanwälte waren zu⸗ gelassen am 1. Oktober 1879 137, am 31. Dezember 1880 159. Die Zahl der immatrikulirten Notare betrug am 31. Dezember 188) 11, während sie am 30. September 1879 13 betragen hatte. Eine Ueber⸗ sicht über das Kassen⸗ und Rechnungswesen des Justizdepartements in dem Etatsjahr 1. April 1879 bis 31. März 1889 ergiebt, daß der Etat auf 3 751 969 66 48 8 berechnet war, daß aber 3 995069 ( 48 3 ausgegeben wurden, daß also der Etat um 233 100 46 überstießen wurde. Die Einnahmen aus der Anmtethätigkeit der Justizbehörden betrugen an Sporteln, Geldstrafen und Konfiska⸗ tionen 1 122 689 S 14 3, an Gerichtsgebühren (neuen Rechts) in Civilsachen, im Konkursverfahren und in den auf Privatklage beruhen⸗ den Strafsachen in der Zeit vom 1. Oktober 1879 bis 31. März 1880: 220 170 5e 46 5, zusammen 1 342 859 6 690 . Werden die den Kameralämtern in der Zeit vom 1. April 1879 bis 31. März 1880 zum Wiedereinzug übergebenen Untersuchungskosten im Betrage von 222991 M 41 3 hinzugerechnet und die denselben in der Zeit vom J. Oktober 1879 bis 31. März 1880 zum Einzug übergebenen Gerichts⸗ gebühren in Strafsachen, mit Ausnahme der auf Privatklage beruhenden, im Betrage von 1117 4, so ergiebt sich eine Einnahmesumme von 1566968 1ͤ1 43. Wird diese Summe von den Ausgaben abgezogen, so berechnet sich der wirkliche Aufwand der Staatskasse für das Justizdepartement auf 2 428 1091 ½ 47 3. Was die Geschäftsthätig⸗ keit der Behörden des Justijdepartements vom 1. Oktober 79 bis 31. Dezember 80 betrifft, so kamen bei dem Justiz⸗Ministerium 12486 Aktenstücke (auf 1 Jahr berechnet 9989) ein, welche sämmtlich erledigt worden sind. Bei den Gemeindegerichten waren Rechte⸗ streitigkeiten anhängig 12048 auf 1 Jahr berechnet 9638). Hiervon wurden beendigt 11 579 und unbeendigt blieben 46. Bei den Amts⸗ gerichten waren anhängig: 1) Civilprozesse 39794. Hiervon wurden be⸗ endigt 25 773, unbeendigt blieben 5021. 2) Gant und Konkursprozesse 3655, wovon beendigt wurden 3127 und unbeendigt blieben 528; 3) Mahnsachen waren anhängig 118 832 (auf 1 Jahr berechnet 95966). . dem Mahnregister betrug die Zahl der zurückge⸗ wiesenen Gesuche 2850, der Zahlungsbefehle 115031, der Widersprüche gegen Zahlungsbefehle 20692, der Voll⸗ streckungsbefehle 42 129, der Einsprüche gegen Vollstreckungsbefehle 183. Bei den Civilkammern der Landgerichte waren Civilprozesse

3779 erster, 551 zweiter Instanz, blieben unbeendigt 12M erster, 149 zweiter Instanz. Bei den Civilsenaten des Qber Landesgerichts waren Civilprozesse anhängig 398, wurden beendigt 362 und blieben unbeendigt 36. Was die Strafrechtspflege betrifft, so betrug A. bei den Amtsanwaltschaften 1) für gemeine Strafsachen die Gesammtzahl der in den Listen eingetragenen Fälle 15 874 (auf 1 Jahr berechnet 12 699), Anträge und Anzeigen wurden ohne weiteres Verfahren zurückgewiesen 472, an die zuständige Behörde abgegeben 1201, Vorverfahren wurden beendigt 13 344, Vorverfahren blieben unbeendigt 659, darunter solche, in welchen ein Beschluß auf vorläufige Einstellung ergangen war, 82; 2) für Steuer- und Zollstrafsachen betrug die Gesammtzahl der in die Listen eingetragenen Fälle 24, Anträge und Anzeigen wurden ohne weiteres Verfahren zurückgewiesen 4, an die zuständige Behörde ab⸗ gegeben 5, Vorverfahren wurden beendigt 197, Vorverfahren blieben unbeendigt 7; 3 Poststrafsachen wurden Win die Listen eingetragen. B. Bei, den Amtsgerichten waren Strafsachen (mit Aus⸗ nahme der Forstrügesachen) anhängig 31 673, wovon beendigt wurden 30057, und unbeendigt blieben 1616. Forstrügesachen wurden 14773 beendigt (auf ein Jahr berechnet 11 519). Von den Beschuldigten waren in Untersuchungshaft 1 Monat und weniger 11 723, mehr als 1 Monat 188. Auf die verhältniß⸗ mäßig große Zahl der Fälle von Untersuchungshaft ist, so bemerkt der Bericht, ohne Zweifel das starke Auftreten des Vagantenthums in der vorliegenden Geschäftsperiode von Einfluß gewesen. 9. Bei den Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten betrug die Gesammt⸗ zahl der in den Listen eingetragenen Fälle 31 861 (auf ein Jahr be— rechnet 25 489). Anträge und Anzeigen wurden ohne weiteres Ver⸗ fahren zurückgewiesen 4606, an die zuständige Behörde abgegeben 605. Vorverfahren wurden im Ganzen beendigt 24 288, Vorver— fahren blieben unbeendigt 2394, darunter solche, in Beschluß auf vorläufige Einstellung ergangen war, 170. Vor⸗ untersuchungen wurden geführt: durch die Untersuchungsrichter bei den Landgerichten 2050 auf 1 Jahr berechnet 1640), durch die Amtsrichter 1002 (auf 1 Jahr berechnet 802. D. Bei den Land⸗ gerichten, und zwar 1 den Strafkammern, waren a. im Hauptoer—⸗ fabren in Sachen J. Instanz anhängig 4004, wurden beendigt 359, blieben unbeendigt 410; b. im Hauptverfahren in Berufungssachen waren anhängig 608, wurden beendigt 536, blieben unbeendigt 12; c. im Hauptverfahren waren anhängig 4612, wurden beendigt 4130,

denen

blieben unbeendigt 482; 2) bei den Schwurgerichten im Hauptver⸗ fahren waren anhängig 396, wurden beendigt 348, blieben unbeendigt 48. Von den Angeklagten waren in Untersuchungshaft: mehr als 12 Monate (bei dem Landgerichte Um) 3, mehr als 9 Monate (darunter bei dem Landgerichte Um 11) 17, mehr als 6 Monate 297, mehr als 1 Monat 1524. In der Zeit vom 1. Oktober 1879 bis 31. Dezember 1880 wurden 4 Todesurtheile gefällt, sämmtlich wegen Mordes. In einem Falle wurde die erkannte Todesstrafe durch Enthauptung vollzogen, in den drei übrigen durch Königliche Be⸗ anadigung in lebenslängliches Zuchthaus verwandelt. E. Bei dem Strafsenat des Ober-Landesgerichts und der Ober⸗Staatsanwaltschaft, und zwar: 1) in Strafsachen alteren Rechts waren a. Nichtigkeits⸗ beschwerden, sämmtlich eingewendet von den Beklagten, anhängig 71, und wurden sämmtlich beendigt; 2) in Strafsachen neuen Rechts, und zwar a. Revisionen waren anhängig 11, beendigt wurden 8, unerledigt blieben 3; v. Beschwerden waren anhängig 78, wurden beendigt 76, blieben unbeendigt 2; e. Beschwerden bei der Ober⸗Staats⸗ anwaltschaft nach §. 170 der Reichsstrafprozeßordnung waren an⸗ hängig 69, wurden beendigt 67. Was die Verwaltung der nicht streitigen Gerichtsbarkeit betrifft. so hatten A die Gerichts⸗ und Amtsnotare vom 1. Dezember 1879 bis 30. November 1881 zu er⸗ ledigen: 43 216 Inventuren und Theilungen, 20 964 Vormundschafts⸗ Rechnungen, 3106 Gantgeschäfte, erledigt wurden 41 491 bez. 20 903 und 3105, unerledigt blieben 1725 Inventuren und Theilungen und 61 Vormundschafts⸗Rechnungen. Der Aufwand auf die Notariate be⸗ trug in dem Etatsjahr vom 1. April 1879 bis 31. März 1880 577 936 M 13 3. Dagegen beliefen sich die Notariatssporteln (ausschließlich der 195465 4A 5 3 betragenden Erbschafts⸗ und Vermächtnißsporteln) auf 512766 4M 27 3. Dieselben haben somit zur Deckung des Gesammtaufwands nicht hingereicht um 65 231 S 86 53. B. Bei den Amtsgerichten waren Vormundschafts⸗ rechnungen jzu reridiren 25 285, wurden revidirt 22376, abzuhören waren 28409, wurden abgehört 22617, blieben rückständig 5792. C. Die Civilkammern der Landgerichte hatten zu erledigen 7 Inventuren und Eheverträge, 21 Theilungen, erledigt wurden 4 bez. 14, rückständig blieben 3 bez. 7. Von den zu beauf⸗ sichtigenden 62 Kuratelen und Administrationen hörten 6 auf. Kuratel⸗ und Administrationsrechnungen waren zu revidiren 54, wur⸗ den revidirt 5l, waren abzuhören 57, wurden abgehört 36.

Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1880.

Staaten

Landes t hei

Ortsan wesende Bevölkerung

und am 1. Dezember 1880

Bevölkerungs⸗Zunahme (Abnahme —) in den fünf Jahren 1875.80

am 1. Dezember 1875 (nach dem Territorialbestand vom 1. Dezember 1880 *)

J

4. 5. . . ö 9

Männsich Weiblich Zusammen Männlich Weiblich Zusammen Männlich Weiblich Zusammen

J. Preußen, a. nach Regierungs⸗Bezirken Reg.“ Bez. Königsberg. ö. Gumbinnen Danzig. ö Marienwerder Stadt Berlin.. Reg. Bez. Potsdam -. Frankfurt ö Stettin. K Stralsund . Posen Bromberg. Breslau Liegnitz. Oppeln. Magdeburg. Merseburg . Erfurt Schleswig. Landdrostei Hannover. Hildesheim Lüneburg. Stade. Osnabrück Aurich. z. Münster Minden . Arnsberg Cassel Wiesbaden. Coblenz.. Düsseldorf . 799 907 Cöln. , 349 788 Lcd 327 408 Aachen 263 022 Sigmaringen. 32 453 b. nach Provinzen: Provinz Ostpreußen Westpreußen . Brandenburg Pommern. 758 633 Posen d 822 516 n Sachsen . 1146 362 Schleswig⸗Holstein. 564944 Hannover. 1060660 Westfalen . 1037531 Hessen⸗Nassau 756 454 . Rheinland. 2042857 Hohenzollern. . 32 453 Königreich Preußen II. Bayern Reg. ⸗Bez. Oberbayern Niederbayern Pfalz. Oberpfalz. Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben Königreich Bavern. III. Sachsen. Kreishauptmannschaft Dresden 9 Leixzig n Zwickau. = Bautzen. Königreich Sachsen Württemberg. Neckarkreis Schwarzwald kreis Jagstkreis. . J Königreich Württemberg.

554 935, 373 093 405298. 277 377 291 804 411 393 425 324 542 829 579501 584 901 576431 39 646 565 847 366 250 371539 287 607 298 508 104 776 111354 525 834 570039 296 682 310 842 734 532 809 760, 485 032 537 305 688 618 752678 469 084 468 221 481 893 489 205 195 385 208 219 564 944 229 859 214 304 202 882 162 578 145 473 105 564 238 162 249 860 549 559 398 528 357 926

302732

* * * 2 28 2 8 8

232 240 218390 198 457 159671 144 662 1066088 232 482 254 797 518 582 424 423 373 499 301 320 791 462 353 146 324140

261 075

928 918 688770

2099743 562 205

1005861 797922 2031143 85 171

481 456

330936

470 521 316011 331 883 254986 280156 312 337 304135 308 881

2578910

417108 359 767 568 395 182205

391 401 318 059 536 746 169 121 15 335

302 080 224 626 197 084 227 810 951 600

3290 832 248 132 210 529 240 025 1019518

erster Instanz anhängig 4986, zweiter Instanz 70), wurden beendigt

Reichs Bd. XLVIII. (Februarheft 1881) S. II. 107 Sp. 9.

600 560 1 155 545 778 391 569 181

1441296 937 305 971 098 403 604

562 205 1127149 462 099 432 694 401 339 322 249 290135 211652 470 644 504 657 Oß8 141 822 951 731 425 604 052

1591369 702934 651 548 524097

67 624

1933936 1405898 3389155 1540034 43 368 1 1703397 k 4027 925 1165645 2312007 1127149 3 1059 508 2120 165 7 725 1009668 2017393 2043442

1554 376 4074000 67 624

13 414 866 13 864 245 27 279111

951977 646947 677 281 313182 528 564 575 357 643 817 626 305 634 530 296 433

5 284 778

S808 512 707 826 1105141 351 326

527 475 2972 805

622912 472 758 407 613 467 835

1971118

/ 528 nig 572 931 1101647 26269. hl 345 335 435 754 754 11 344 264 558 277515 54 316 12679 393 791 407 010 So 7211 1759 18284 1586 735 182 314 969 950) 56 093 37 187 554 756 543 174 19057 930 30145 33 257 517 559 541 S853 1 655 393 22 107 23 994 345 59 366 635 655 734 20561 2150 272 588 385 458 557 524 15515 13 072 109 823 107 897 2308725 39485 3457 191 517 559 430 165535 747 31517 39 699 279 3283 252 405 5732 337 16759 15433 703 568 768 346 1472354 30624 41 414 471 1135 535 970 995 083 iz3 gig l3 335. 661 301 715061 1376362 2317 37617 4395 647 439 955 379 597 29 42 28366 445 557 458 375 965 851 36 341 30 826 187 363 igs 23531 385 459 8117 53988 536 775 537 155 1675 9233 28163 25655 215 364 214 655 43656055 14455 175435 204 010 209587 4135307 19291 8 803 194 586 192 138 386714 8296 5329 154 594 155 515 3608 259 7854 65156 135 009 277761 5712 6 667 123574 101 713 201053 6 251 16 599 236 157 443 344 15015 2285 27300 243 580 480612 11828 24045 470 178 9891 741 37996 S6 400 406 709 788 886 16351 34 065 343 603 679612 21517 ; 2586 245 571559 17421 717909 1460376 57 440 327 118 654791 22115 306 2460 615 1 18537 17900 250 5887 592 51 11365 10188 34 643 66 466 630 528

27 o9 11 8735 14 1565

53 898 23 617 26 865 35 976 153 280 3402 46101 42 055 28 591 7495 62 126 35 187 72 038 27 51 64 934 57 708 67 167 18 105 53 223 32040 19097 14625 14040

30 496 15 072 73 553 ; 26028 308 871 7 251 657

31 823

39 502

32 470

154 438

38 033

49042

92 366 164 226

69 080 142980

25 055 53 223

49 8490 102 775

72 906 137745

1467 898 48 210 S6 478

3 804381 142741 269619 66 466 31 528 1158

Sl4 211 1536707

38013 30371 108 345 40018

890065 658 399 559 031

966 356 1 856 421 1343057

3126 372

161983 1605084 200 377 3 843 699 1096565 2169027 537 150 1073926 932 955 1905697 749 712

] 888 102 34 643

13 050 034 25 742 404

66 071 25279

885 906 621 668 641 289 503 780 302. 5 2. 554935 20422 60 734 35 663 308 241 596929 29 376 313731 610164 24 366

2570796 5022 4251. 262 353

443 788 317083 328 107 261 823 285 024 312999

301 585

241 957 269911 294 755

288 688

x 8 9 SO

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2451 629

59 009 67 851

36 306 36 254 40983

5 2

380 80? 749 593 323 513 639975 527412 1931 905 176 550 339203 408 277 2760586

368 701 316462 504 493 162 653 352 309 119198 587 834 454937 9065 390703 9032 448031 10 377 1881 505 44 286

15 812 19266 38756 1878

3427

45 327

35 078 17821 16910 19 801

89 615

286 268 215561 188 052 217433

907 314

301 566 239 376 202 651 250 598 N4 191

M R 92 1 . ee f ear EKnisse Se Nol faz ß * 8389 J in: S sti es De 6 ) Gebietsveränderungen s. in der Mittheilung der vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung von 1880 in: Statistik des Deutschen