schastlichem und politischem Boden. Die verfassungsmäßigen Bedenken, die man gegen den Zollanschluß erhoben, seien hin⸗ sällig. Die — * Hamburgs seien vollkommen gewahrt. Er halte es für ein Unglück, wenn der Antrag Hänel ange⸗ nommen und dem Parlament das Recht zuerkannt werden sollte, in das Detail der Zollbestimmungen einzugreifen. Andere Seestädte würden bald dieselben Vergünstigungen, wie sie hier Hamburg gewährt werden sollten, für sich in Änspruch nehmen, und schließlich komme noch dazu, daß nach den Be— stimmungen der Hollgesetzgebung der Antrag Hänel unhaltbar sei. Bei dieser echt nationalen That, die nur die Vollendung der deutschen Verfassung bezwecke, solle man doch der Bundes⸗ regierung nicht unnöthig Schwierigkeiten bereiten.
Bei Schluß des Blattes nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister Bitter, das Wort.
— In Rom ist ein Comité zusammengetreten, um eine dort für 1882,83 beabsichtigte internationale Kunst— ausstellung zu veranstalten. Ein von dem Comits er— lassener Aufruf fordert alle in- und außerhalb Italiens leben— den ausländischen Künstler zur Betheiligung an der Ausstellung auf. Dieselbe wird in einem eigens für diesen Zweck erbauten Gehäude stattfinden. Der Aufruf stellt den Erlaß eines be⸗ züglichen Reglements in baldigste Aussicht. Unter den Mit— gliedern des Comités befindet sich auch ein in Rom lebender deutscher Künstler, Professor Eduard Müller aus Coburg, der Schöpfer der in der hiesigen Nationalgalerie aufgestellten Prometheusgruppe.
— Nach der im Reichs-Eisenbahn-Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat November 1881ñ auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 47 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebe länge von 29 328,3, km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 11940 Courier⸗ und Schnellzüge, 83 924 Personenzüge, 5l S24 gemischte Züge und 83 486 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 1563 Courier-, Schnell-, Personen⸗ und gemischte Züge und 32 320 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 690 961 711 Achskilometer bewegt, von denen 191 497 195 auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeför⸗ derung entfallen. Es verspäteten von den 147 688 fahrplan— mäßigen Courier⸗, Schnell-, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 16597 oder 1,098pCt., (gegen 1,31 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,97 pCt. im Vormonat). Von diesen Ver⸗ spätungen wurden jedoch 549 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 1048 Verspätungen (= 0, 71pCt.) zur Last fallen (gegen 1B 11 pCt. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 140138 beförderten fahrplanmäßi⸗ gen Zügen mit Personenbeförderung 989 oder (6,71 pCt., mithin ebensoviel. In Folge der Verspätungen wurden 329 Anschlüsse versäumt (gegen 306 in demselben Mona! des Vorjahres und 446 im Vormonat).
— Die Strafbarkeit eines seine Zahlungen einstellenden Schuldners wegen einfachen Bankerutts aus t. 210 Nr. 2 der Reichs-Konkursordnung infolge unordentlicher Buchführung ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 21. November v. J., ausgeschlossen, wenn in irgend einem der Zahlungseinstellung vorhergegangenen Zeitpunkt, zufolge un— orden licher Buchführung, eine Uebersicht des Vermögensstandes des Schuldners gefehlt hat, durch spätere ordentliche Buch— führung aber dieser Mangel wieder beseitigt worden ist. Zur Anwendung des Strafgesetzes ist also erforderlich, daß der Mangel einer Uebersicht des Vermögensstandes zufolge un⸗ ordentlicher Buchführung mit der Zahlungseinstellung zeitlich zusammentrifft, wenn auch ein Kausalzusammenhang zwischen beiden Faktoren (3ahlungseinstellung und unordentliche Buch⸗ führung) nicht erforderlich ist.
— Nach 5§. 30 des Gesetzes vom 5. Mai 1872 über den Eigenthumserwerb hasten für die auf Grundstücken eingetrage⸗ nen Hypotheken und Grundschulden unter Anderem auch die dem Eigenthümer zufallenden Versicherungsgelder für abgebrannte oder durch Brand beschädigte Gebäude, wenn org Gelder nicht statutenmäßig zur Wiederherstellung der Gebäude verwendet werden müssen oder verwendet worden sind. Diese Vorschrift, welche, gegenüber dem älteren preußi⸗ schen Rechte, neu ist, hat, nach einem Urtheil des Reichs— gerichts, V. Civilsenats, vom 3. Dezember v. J., rück⸗ wirkende Kraft auch auf vor Emanation des Grundeigenthum— Erwerbgesetzes vom 5. Mai 1872 eingetragene Hypotheken für Brandsälle, die nach Emanation des bezeichneten ere, eingetreten sind.
— Se. Hoheit der Herzog Paul von Mecklen— burg⸗Schwerin, Major und Escadron⸗Chef im 2. Hessischen Husaren⸗Regiment Nr. I4, ist zum Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler aus Cassel hier angekommen. Ferner sind zu demselben Zwecke hier eingetroffen: der General der Kavallerie von Tümpling, kommandirender General des I. Armee Corps, die Generale der Infanterie: Freiherr von Barnekow, kommandirender General des J. Armee Corps, und von Tresckow, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, kommandirender General des 1X. Armee⸗ Corps, und der General der Infanterie z. D. Graf von erg bach Chef des 1. Niederschlesischen Infanterie⸗Regiments
r. 46.
Sachsen. Dregden, 19. Januar. (Dr. J.) Die Erste Kammer trat heute nach kurzer Debatte nach dem Vorgange der Zweiten Kammer den auf den Ankauf der Chemnitz⸗Würschnitzer Eisenbahn und der sächsisch⸗ thüringischen Ostwestbahn Zwickau⸗Weida bezüg—⸗ lichen Anträgen der Staatsregierung einn immig bei und über⸗ wies die auf Errichtung eines Landgerichts in Zittau ge⸗— richteten Petitionen, welche die Zweite Kammer der Regierung zur Erwägung überwiesen wissen will, der Regierung lediglich zur Kenntnißnahme.
Die Zweite Kammer ertheilte der zwischen den Staatg⸗ r des Königreichs Sachsen und des Großherzog⸗ thums Sachsen über die Mitbenutzung einiger Königlich sächsischer Landeganstalten Seitens der Großherzoglichen Re— gierung vorläufig verabredeten Uebereinkunst ihre Genehmigung.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. Januar. Die, Wiener Zeitung“ meldet: Der Kaiser hatte mittelst Handschreibens vom 12. November v. J. auf Antrag des Finanz⸗-Ministers
die Einsetzung einer besonderen, aus einem Präsidenten und 19 Mitgliedern bestehenden Kommission befohlen, zur Prüfung der Verwaltungseinrichtungen behufs Einführung von Vereinfachungen und Erzielung thunlichster Ersparungen im Staatshaushalte. Mittelst Entschließung vom 8. Januar ist Graf Hohenwart zum Präsidenten dieser Kommission ernannt worden.
— Ueber die Zustände in Bosnien und der Herze— gowina wird der „Pol. Corr.“ unter dem 18. d. N. ge⸗ schrieben:
Der Zeitpunkt für die Durchführung der Militärkonskription in dem durch Oesterreich⸗ Ungarn okkupirten Gebiete rückt immer näher, und die Vorbereitungen für diese Maßregel, deren Durch⸗ führung keinem Zweifel unterliegen kann, nehmen ihren stetigen, ent—⸗ sprechenden Fortgang. Die Konskriptionslisten sind bereits fertig⸗ gestellt, und zum Zwecke der Einleitung des Reklamationsverfahrens, der Ergänzungen u. s. w. an die Ortsältesten geleitet worden. Wie⸗ wohl es keine eben seltene Erscheinung ist, daß sich die Letzteren gegen die Uebernahme dieser Manipulation sträuben und um deren Besor⸗ gung durch die Kaiserlichen Behörden bitten, sind die Fälle, in denen diese Weigerungen auf ausgesprochen bösen Willen und absichtsvolle Renitenz zurückzuführen wären, doch nur höchst vereinzelte.
In, einigen Theilen Bosniens, besonders in dessen Norden, häufen sich Seitens der muselmaͤnnischen Bevölkerung die Fälle, daß letztere Pässe begehrt, als ob man auszuwandern gedächte. Diese Bewegung wird durch einen spekulativen Theil der griechisch⸗ orthodoxen Be—⸗ völkerung, welcher sich dadurch zu Spottpreisen in den Besitz schöner Grundwerthe zu setzen hofft, genährt und gefördert; andererseits fordert aber gerade diese Erscheinung das Mißtrauen der im höchsten Grade argwöhnischen Mohammedaner heraus. Auch die zahlreichen ins Land dringenden Berichte über materielles Elend, mit dem die mohammedanischen Emigranten zumeist das Wohlgefühl des Aufent⸗ haltes auf „geweihter Erde“ zu bezahlen haben, bieten keinerlei Antrieb zu überstürzter Ausführung dieser Auswanderungsgelüste. Seitens der österreichisch-ungarischen Behörden wird, abgesehen von den Fällen, in denen es sich um konskriptionspflichtige Individuen handelt, dieser scheinbaren Emigrationslust keinerkei Hinderniß in den Weg gelegt.
Anders liegen die Verhältnisse in der Herzegowina in den Be— äirken von Foca, Stolae, Bilek, Gaeko, Newesinje, und Trebinje. Auch hier fungiren die österreichisch⸗ungarischen Behörden unbehelligt an allen Punkten, und die gegentheiligen Meldungen sind absolut un— wahr; es fehlt hier aber nicht an ernst zu nehmenden Symptomen einer intensiveren Gährung und einer entschlosseneren Agitation, welche Vorsicht in jeder Weise gebieten. Von einer Insurrektion in der Herzegowina zu sprechen, wäre heute eine nicht zu rechtfertigende Ueber⸗ treibungz es fehlt aber nicht an wohl zu beachtenden Anzeichen, daß an der Insurgirung des Landes werkthätig gearbeitet wird, daß die— selbe Fortschritte aufzuweisen beginnt und daß weiterem Wachskhume durch entsprechende Kraftentfaltung vorgebeugt werden muß. Macht! das ist das Einzige, wovor sich die Herzegowzen zu beugen seit Fahrhunderten gewöhnt sind. Die ruheliebenden Bewohner des Landes selbst, deren es nicht wenige giebt, dringen in die Regierung, sie möge die Gar— nisonen des Landes verstärken und mit Achtung gebietender Macht auftreten, dies als das einzige, aber auch als ein zuverlässiges Mittel bezeichnend, der Verführung der Massen Seitens der Hetzer zu fteuern und einer möglicher Weise ernsten Beunruhigung des Landes zuvor— zukommen. Im Sinne einer weisen Prophylaktik, die sich nicht scheut, durch ein kleineres Opfer in der rechten Stunde der Gefahr größerer Opfer für die Zukunft entschlossen vorzugreifen, erscheint eine ent⸗ sprechende Machtentfaltung in der Herzegowina schon jetzt als dringend geboten. Nicht nur die Nothwendigkeit einer Repression in der Krivoscie allein, sondern auch das Gebot kluger Präventive heischt schon derzeit eine ausgiebigere Stärkung der Machtmittel Oesterreich— Ungarns in der Herzegowina.“ ö ;
== (W. T. B) Als der zusstsche Botschafter von Oubril und der Botschaftssekretär von Krupenski gestern, Nachmittags 3!“ Uhr, zu Wagen von der griechischen Kirche nach dem Bot⸗ schaftshotel zurückkehrten, wurde durch das Fenster des Wagens nach den darin Sitzenden ein großer Stein geworfen; der Botschafter von Oubril und der Botschaftssekretär von Krupenski wurden indeß nicht verletzt. Der Thäter wurde alsbald verhaftet; derselbe soll Johann Zich heißen, aus Böhmen gebürtig sein und als Freiwilliger in der russischen Armee den letzten türkischen Krieg mitgemacht haben. Wie es heißt, wollte derselbe einen Racheakt ausüben, weil er angeb⸗ lich von der russischen Botschaft mit einem Bittgesuche abge⸗ wiesen wurde.
Prag, 19. Januar. (W. T. B.) Eine vom Comité der verfassungstreuen Großgrundbesitzer abgehal— tene Versammlung beschloß, auf einen Kompromiß mit dem konservativen böhmischen Großgrundbesitze bezüg⸗ lich der am 18. k. M. stattfindenden Ergänzungswahl nicht einzugehen.
Pest, 19. Januar. (W. T. B.) Im Unterhause wurde vom Deputirten Helfy eine Interpellation an den Minister⸗Präsidenten darüber eingebracht, ob die Gerüchte über Unruhen in Süddalmatien und in den okkupirten Län— dern begründet seien und, wenn dies der Fall, welchen Ur⸗ sachen die Regierung die Entstehung der Bewegung zuschreibe, welches Vorgehen die Regierung zu beobachten gedenke, ob die Regierung bezüglich der okkupirten Länder bestimmte Zukunfts— pläne habe und welche, ob die türkische Regierung, Angesichts der Bewegung Schritte gethan habe, eventuell ob die Regierung geneigt sei, den bezüglichen Notenwechsel vorzulegen.
Niederlande. Haag, 19. Januar. (W. T. B.) In der Zweiten Kammer kündigte der Deputirte Gleichman für nächste Woche eine Interpellation an die Regierung, betreffs der Küstenschiffahrt niederlandischer Schiffe an der deutschen Küste, an.
Frankreich, Paris, 19 Januar. (W. T. B.) Zur Vorberathung der Regierung svorlage über eine be— schränkte Revision der Verfassüng und über den Eintrag des Prinzips des Listenstrutiniums in die Ver— sassung wurde heute von den Bureaux eine aus 33 Mitglie⸗ dern bestehende Kommission gewählt. Die große Mehrheit der Kommissionsmitglieder sprach sich gegen die Regierungs— vorlage aus und möchte lieber eine unbeschränkte Revision der Verfassung vorgenommen sehen. Auch der Eintrag des Prinzips des Listenstrutiniums in die Verfassung wird von der Kom— missionsmehrheit abgelehnt.
— 19. Januar, Abends. Nach weiteren Mittheilungen gelten von den 33 Mitgliedern, aus denen die Kom mission zur Vorberathung der Verfassungerevision besteht, 30 als Gegner der Regierungsvorlage. In den Bureaux scheinen die Stimmen in der Art getheilt, daß etwa ein Drittel sich für die Regierungsvorlage ausspricht und zwei Drittel gegen die— selbe. — Die der Regierung nahestehenden Zeitungen sagen: das Ministerium werde betreffs seiner Vorlage die Kabinett frage stellen und jede Modifikation derselben zurückweisen.
— 19. Januar, Nachig. Die heute gewählte Kom⸗ mission zur Vorberathung des Revisionsentwursfes wird morgen ihre Berathungen beginnen. — Es wird bestätigt, daß das Kabinet fest entschlossen sei, seine Entlassung zu nehmen,
falls die Kammer nicht den von der Regierung vorgelegten Entwurf in seiner Gesammtheit annehmen sollte.
Italien. Rom, 19. Januar. (B. T. B.) Die Kammer hat die Mandatsniederlegung des Deputirten Sella nicht angenommen, demselben vielmehr zur Herstellung seiner Gesundheit einen halbjährigen Urlaub bewilligt. Die Begründung der Interpellationen der Deputirten Berio und Ricotti ist bis nach der Debatte über die Wahlreform verschoben worden.
Türkei. Konstantinopel, 17. Januar. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier berichtet: Die Pforte dementirt amtlich die hier veröffentlichte Meldung, daß die Regierung beabsichtige, die Christen zur Wehrpflicht heranzuziehen, und sie erklärt, daß sie nur einen Census der christlichen Bexölkerung angeordnet habe.
— Aus St. Petersburg, 19. Januar, meldet „W. T. B.“: Dem „Golos“ zufolge hätte die rufsische Re— gierung ihrem Delegirten Thörner in Konstantinopel bezüglich der Regulirung der von der Türkei an Rußland zu zahlenden Kriegsentschädigung neue ergänzende In⸗ struktionen zugehen lassen. Thörner hatte in Folge dessen die beabsichtigte Reise nach St. Petersburg auf unbestimmte Zeit verschoben.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Januar. (W. T. B.) Der Reichstag wurde heute durch den König eröffnet. Die Thronrede gedenkt der der Kronprinzessin entgegengebrachten Sympathien sowie der Sympathien, welchen der König im Auslande für das Königliche Haus und für die Völker Schweden-Norwegens begegnete. Der Handelsvertrag mit Frankreich wird vorgelegt werden; dagegen finden in diesem Jahre keine Vorlagen in Betreff des Steuerwesens und des Heerwesens statt. Das Budget weist in Einnahme
und Ausgabe 78 680 000 Kronen auf.
Dänemark. Kopenhagen, 19. Januar. (W. T. B.) Der Minister des Innern brachte heute im Folkething eine Vorlage ein über den Bau einer Verbindungsbahn zwischen der Pram minge⸗-Ribe⸗Bahn und der proöjektirten Bahn durch Westschleswig bis zu einem Punkte der Lan— desgrenze, südlich von Ribe, für den Fall, daß das letztgenannte Bahnprojekt zur Ausführung kommt.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 17. Januar. Dem „Reuterschen Bureau“ meldet man: Der englische und der französische Genergl-Controleur haben von ihren resp. Regierungen strenge Weisungen erhalten, irgend einem Zugeständnisse der Regierung gegen den Anspruch der Notabelnkammer, das Budget zu votiren, keinen Vor— schub zu leisten. — In Alexandrien ist die Meldung von der Ermordung des griechischen Konsuls in Manfalul, QOber⸗-Egypten, eingegangen. Das Verbrechen wurde von Räubern verübt.
Zeitungsstimmen.
Aus Aidenbach in Bayern ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, dem Reichskanzler folgende Zustimmungsadresse zugegangen:
Der patriotische Verein Aidenbach, welchem 512 Kleingrund⸗ besitzer und Kleingewerbetreibende als Mitglieder angehören, erlaubt sich, Ew. Fürstlichen Durchlaucht die vollste Uebereinstimmung mit Hochihrer gegenwärtigen Wirthschaftspolitik kund zu geben und zugleich die Bitte ehrfurchtsvoll auszusprechen, von diesen gefunden Bestre⸗ bungen nicht mehr abzulassen.
Wir sind der festen Ueberzeugung, daß auch der verrannteste Frei⸗ händler in wenigen Jahren seinen Irrthum einsehen wird.“
— Aus Hildesheim wird derselben Zeitung unter dem 18. d. M. geschrieben:
Die in landwirthschaftlichen Kreisen des Fürstenthums Hildes— heim schon seit längerer Zeit ventilirte Frage einer Zustimmungs⸗ adresse an den Fürsten Bismarck zu seiner neuen Wirthschaftspolitik, fand in einer heute hier tagenden zahlreich besuchten Versammlung von Landwirthen aus den Kreisen Hildesheim und Marienburg ihre Erledigung dahin, daß man einstimmig beschloß, die in der Versamm— lung zur Verlesung gebrachte Adresse an den Reichskanzler abgehen zu lassen. Als zweckdienlich wurde es anderseits anerkannt, daß, um der Adresse den gehörigen Nachdruck zu verleihen, es angejeigt er— scheine, möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Zu diesem Zwecke wird nun die Adresse in den landwirthschaftlichen Kreisen der vorbezeichneten beiden Aemter eirkuliren. — Es ist auch dieser Vor⸗ gang ein sprechender Beweis dafür, wie sich die Landwirthe unferes Fürstenthums von dem manchesterlichen Liberalismus, der die ackerbau— treibenden und industriellen Kreise unserer Landdrostei rücksichtslos be⸗ herrschte, immer mehr emanzipirt und die Wahrung ihrer Interessen, die diejenigen der ganzen produzirenden der Nation sind, in der Reichskanzlerischen Wirthschaftspolitik am sichersten gewährleistet finden. Diesem Gedanken gab auch in der bezeichneten Versammlung der Landesökonomie⸗Kommissar Hr. Brügmann beredten Ausdruck, der in einem interessanten Vortrage das Wesen des Manchesterthums, auf eine Fülle statistischen und praktisch⸗wissenschaftlichen Ma— terials gestützt, erläuterte und dessen Verderblichkeit gerade für die Landwirthschaft in beredten Worten nachwies. Eine eingehende Dar stellung widmete Hr. Brügmann dem Schlagworte der Freihändler: billige Lebensmittel. Redner wies statistisch nach, daß in allen Län— dern und zu allen Zeisen die Lebensunterhaltungsverhältnisse dann am ungünstigsten waren, wenn die Lebensmittelpreise am niedrigsten standen. Redner exemplifizirte auf die Türkei, Portugal und auf die verschiedenen Landestheile in unserem deutschen Vaterlande. Der rheinländische Arbeiter stehe materiell besser, als der ostpreußische und schlesische, obgleich der erstere höhere Preise für die Lebensmittel be— jahlen müsse. Nicht billige Lebensmittelpreise sei das Endziel einer rationellen und nationalen Wirthschaftspolitik, viel⸗ mehr allgemeiner, lohnender Verdienst. Wenn der Arbeiter etwas verdiene, vermöge er auch einen Pfennig mehr für Brot und Fleisch zu zahlen, wenn es ihm aber an Verdienst feble, so könne er auch die niedrigsten Lebensmittelpreise nicht erschwingen. Das hohe Verdienst, die nationale und rationelle Wirthschaftspolitif eingeführt zu haben, gebühre dem Reichskanzler; darum sei es Pflicht eines Jeden, der ein offenes Auge und ein warmes Her; für die Nation habe, den Fürsten Bismarck in seinen hohen Zielen zu unter—⸗ stützen. Die Ausführungen des Redner fanden ungelheilten Beifall. Auch lassen die warmen Sympathien, die man allseitig der neuen Wirthschaftspolitik entgegenbrachte, darauf schließen, daß sich die fur demnächst in Aucssicht genommene Gründung eines konservativen Vereins unter zahlreicher Betheiligung vollziehen wird.
— In der „Germgniga“ beginnt eine Correspondenz aus dem westfalischen Kohlenrevier Mitte Januar mit folgen⸗ den Worten:
Unsere Eisenwerke sind mit Aufträgen wohl verseben, das Eisen⸗ geschäft ist daher ein vollständig befriedigendes, und sind weitere Preissteigerungen mit Sicherheit zu erwarten. Das ist die Sachlage und wird sie mit vollem Rechte auf den durch die Zollgesetzgebung von 1879 berbeigefübrten 36 der nationalen Arbeit zurückgeführt.
Der Schluß des Artikels lautet:
Der Waggonmangel ist beseitigt, was wir im Interesse der
Kohlen ⸗ und Eisenindustrie gern konstatiren. Hoffen wir, daß nie wieder eine solche so leicht vermeidliche Industrieplage wieder⸗ kehren wird. ;
— In einem Artikel der „Deutsch. Volksw. Corr.“ * deutsche Handel und die deutschen Seestädte“, wird esagt: ges Was aber den Punkt betrifft, daß es nämlich nur einzelne Industriezweige seien, welche den Vortheil von der jetzigen Zollpolitik hätten, und daß vielleicht ebenso viele andere durch dieselbe benach⸗ theiligt würden, so glauben hieran unsere Gegner selbst nicht recht. Es mag ja wohl sein, daß noch in manchen Punkten nachgebeffert werden muß, und daß auch der durchdachteste Tarif immer noch ein— zelnen Branchen Grund zur Beschwerde übrig läßt. Aber die Erfah— rung ist ganz und gar auf unserer Seite, wenn wir unsere fröhliche Hoffnung aussprechen, daß der eingetretene Aufschwung sich in nicht ferner Zeit als ein allgemeiner herausstellen wird.
— Die „Staatsbürger-Zeitung“ äußert sich zur Diskussion über die Unfallversicherung wie folgt:
Unserer Ansicht nach sind nicht alle Mitglieder des Reichstages, welche sich für die Einbringung des Buhlschen Entwurfs entschieden haben, mit dem Inhalt desselben einverstanden; sie kennen die großen Fehler desselben zu genau; aber sie wissen auch ebenso gut, daß sie es mit einem todtgeborenen Kinde zu thun haben, bei dem es voll— kommen gleich ist, ob es mit graden Gliedmaßen, oder als Krüppel auf die Welt gekommen ist
»Aber, wie ist es möglich, ein solches Gesetz machen zu wollen, das die meisten Fabrikanten ruiniren muß!?“ rief ein Fabrikherr seinem Kollegen zu, worauf ihm dieser lächelnd erwiderte: „Sie sind doch wirklich noch zu naiv, wenn Sie an das Zustandekommen dieses Gesetzes glauben, man wird es in der Kommission begraben und damit für alle Zeit beseitigen.“
Vollkommen ehrlich mit dem Buhlschen Entwurfe meinen es allerdings alle Diejenigen, welche für die Privatversicherungsgesell⸗ schasten schwärmen: die echten Manchestermänner, die im Aktienwesen das Heil des Nolkes erblicken.
Daß solche Gesellschaften keine Garantie bieten, ist wiederholt gesagt und nachgewiesen worden. Dies können auch die größten Ver— ehrer des Privatversicherungswesens nicht bestreiten, und deshalb müssen sie schon, so leid es ihrem manchesterlichen Herzen auch thun mag, Bedacht darauf zu nehmen, daß eine gewisse staatliche Kontrole Platz greift; hiermit sprechen sie aber über ihr eigenes Prinzip das Todesurtheil. Wer die Versicherungsgesellschaften unter die staat— liche Kontrole gebracht wissen will, der kann auch die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle direkt zu einer Sache des Staates machen.
Wir wollen durchaus nicht bestreiten, daß auch eine größere Anzahl von Abgeordneten einzig und allein von dem Interesse für die Arbeiter geleitet wird, aber gerade zu diesen Herren haben wir das Vertrauen, daß sie schließlich doch der staatlichen Unfallversicherung zustimmen werden, die allein eine sichere Garantie bietet.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 8. Januar bis inkl. 14. Januar er. zur Anmeldung gekommen: 141 Eheschließungen, 891 Lebendgeborne, 36 Todtgeborene, 477 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von Prof. Wilhelm Scherers Geschichte der deutschen Literatur ist kürzlich das fünfte Heft ausgegeben worden (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung). In demselben wird das 9. Kapitel: Reformation und Renaissance' zum Abschluß gebracht. Hans Sachs, Nicodemus Frischlin, Herzog Heinrich Julius, Jakob Ayrer und ihre Dramen, sowie die Dichter der folgenden Zeit des dreißigjährigen Krieges: Opitz, Flemming, Rist, Dach, Zesen, Gryphius 2c. werden in scharf umrissenen Skizzen vorgeführt, welchen treffende kulturgeschichtliche Seitenblicke als Hintergrund dienen. Im 10. Kapitel beginnt sodann die Schilderung der Anfänge der mo⸗ dernen Literatur. Die Darstellung wird jetzt allmählich breiter und ist tropz der nicht eben bedeutenden Erscheinungen, die sie zu behandeln hat, nicht gerade so fesselnd wie nur möglich. Dies gilt namentlich von dem Abschnitt „Religion und Wissenschaft“, in welchem die geistlichen Dichter und Schriftsteller Friedrich Spee und Johann Scheffler, der Augustiner⸗ Pater Abraham a Sankta Clara, Paul Gerhardt, Spener, Graf Zinzendorf u. A. treffend und bündig charakterisirt werden. In Anknüpfung an die Letzteren wird auch die Entwickelung des Kirchen⸗ gesanges berührt und bei den Kantaten⸗ und Oratoriendichtern Neumeister und Brockes der musikalischen Heroen Bach und Händel gedacht. Muster⸗ haft bei aller Kürze ist die Charakteristik von Leibniz und Thomasius. In dem folgenden Abschnitt betitelt Die Veredlung des volks⸗ thümlichen Geschmacks“ erweitert sich die literarhistorische Darstellung zu einer umfassenden kulturgeschichtlichen Studie, reich an intimen Einblicken in den Lauf der Entwickelung, welchen das deutsche Geistes⸗ leben in dieser Zeit genommen hat. Der sodann beginnende Ab— schnitt, welcher sich speziell mit der Romandichtung beschäftigt, wird in diesem Hefte noch nicht beendigt. — Der Verfasser enischuldigt die Verzögerung des Fortgangs und hofft, daß es ihm gelingen werde, die drei noch ausstehenden Kapitel in verhältnißmäßig kürzerer Zeit zum Abschluß zu bringen.
München, 19. Januar. (W. T. B.) Der bekannte Natur⸗ sorscher und Reisende Hermann von Schlagintweit Sakün⸗— lünski ist heute gestorben.
— Die am 21. Januar erscheinende Nr. 2012 der Illustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. J. Weber) enthält u. A. folgende Illustrationen: Graf von Waldersee. — Der Umzug der Ehren zeichen Kleinbasels, nach einer Zeichnung von Karl Juslin. — Vene— tianische Bilder: Der Palast Contarini, nach einer Zeichnung von A. Blaschnik. — Römische Bilder: Die Prozession mit der wunder⸗ thätigen Santo Bambino in der Kirche S. Maria Aracoli am 6. Januar, nach einer Zeichnung von N. Effenberger — Das Ende des Kampfs, nach dem Leben gezeichnet von F. Specht, Michael Wagmüller, Gustav Süs. Das neue europäische Kasino in New⸗ Vork.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht eine Zusammenstellung der Präfektenberichte über die letzte Weizen⸗ und Roggenernte Frankreichs. Die bestellte Fläche betrug für Weijen 7054 036 ha, für Roggen 1834 848 ha. Die Erntemenge überhaupt belief sich auf 25,5 Mill. Hektoliter Weizen und 23.6 Mill. Hektoliter Roggen. Es entfallen daber auf ein Hektar 135,6 hl Weizen und 23.6 h Roggen. Nach dem Gewichte betrug die Erntemenge in Weizen 7,3 Mill. und in Roggen 1,7. Mill. Tonnen. Das Durchschnitte⸗ gewicht eines Hektoliters Weizen belief sich auf 76,6 kg und das eines Hektoliters Roggen auf 72 kg.
Gewerbe und Sandel.
Die von der französischen Regierung zur Verhütung der Einschleppung von Rinderpest unterm 21. Dezember v. J. angeord— nete Maßregel, nach welcher die Ein und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern, sowie von frischen Häuten und anderen Abfällen derselben, insofern diese Gegen stände aus Deutschland herrübren, verboten wurde, ist mit Rücksicht auf die Lolalisirung der Seuche in Deutschland und auf die hier zur Unterdrückung derselben getroffenen energischen Maßnahmen durch ein Dekret vom 15. d. M. dahin modifißirt worden, daß jenes Verbot jetzt nur noch für lebendes Rindvieh und für frische Abfälle desselben bestehen bleibt, die Gin und Durchfuhr von geschlachtetem Nindfleisch aug Deutschland aber wieder zugelassen ist.
— Die Verwaltungevorstãände der Berlin-Anhaltischen Eisenbahngesellschaft haben eine Denkschrift ausgearbeitet, welche für die berorstehende Generalrersammlung der Aktionäre be⸗ stimmt ist. Wir entnehmen derselben Folgendes: Die Königliche Staatsregierung hat sich entschlossen, für die Ueberlassung des Berlin⸗ Anhaltischen Eisenbahnunternehmens eine Rente von 6 „Mn zu bieten, also diejenige Dividende den Aktionären dauernd zu gewähren, welche sie für das Jahr 1880 bezogen haben und welche für das Jahr 1851 wahrscheinlich ganz oder doch nahezu erreicht werden wird. Die Offerte entspricht dem zeitigen Nutzungswerthe des Unternehmens. Das in den nächsten Jahren die Rente des Unternehmens erheblich höher wird, ist nicht mit Sicherheit vorauszusetzen, da gegenüber den allerdings vor⸗ handenen Aussichten auf Hebung nes allgemeinen Verkehrs und ins besondere des Verkehrs der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahn doch auch die ungünstigeren Chancen in Betracht zu ziehen sind, welche sich aus der zu erwartenden stärkeren Konkurrenz der preußischen Staats— eisenbahnen ergeben. Es ist auch zu berücksichtigen, daß die obwalten⸗ den Geldverhältnisse, welche den Cours unserer Aktien, wie aller guten Anlagepapiere sehr erhöht haben, anderen Platz machen können, und daß die Aktionäre im Falle der Ablehnung der Offerte, mit einem geringeren Course der Aktien, sowohl bei einer Veräußerung derselben als auch bei später wieder an sie herantretenden Offerten der Regie⸗ rung zu rechnen haben würden. Wenn wir nun auch der Meinung sind, daß der dauernde Werth des Unternehmens für die Gefellschaft und in noch höherem Maße für den Staat größer als der Preis ist, welchen jetzt die Staatsregierung bietet, so glauben wir doch annehmen zu müssen, daß unter den obwaltenden Umständen die Aktionäre nicht geneigt sein werden, eine dem heutigen Nutzungswerthe entsprechende Offerte mit Rücksicht auf eine, doch, nicht sichere spätere höhere Einnahme und trotz der Möglichkeit eines Rückganges des Ertrages zurückzuweisen; sedenfalls vermögen wir nicht, zur Zurück— weisung zu rathen. Dieselbe würde sich nur empfehlen, wenn die Aktionäre in ihrer großen Mehrheit entschlossen sind, das Unter— nehmen in eigenem Betriebe auf die Gefahr ungünstiger Ergebnisse zu behalten; sind sie aber der Meinung — und dies glauben wir bei der großen Mehrheit annehmen zu dürfen — daß der Verkauf an sich erwünscht sei, wenn nur ein angemessener Preis bezahlt werde, so empfiehlt es sich für sie, die jetzige Offerte anzunehmen, da eine Er— höhung derselben nicht wahrscheinlich it.
— Die New⸗Yorker Hdls.⸗-Itg.“ äußert sich in ihrem vom 6. d. M. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Am Waaren—⸗ und Produktenmarkt hat sich nichts Neues von speziellem Interesse ereignet. Die Spekulation in Weizen und Mais war kaum so animirt wie in der Vorwoche und die Exportfrage für diese Getreide⸗ sorten bewegte sich in sehr engen Grenzen. Getreidefrachten fanden daher nur wenig Beachtung und ist für volle Ladung diese Woche kein einziges Schiff gechartert worden; Petroleumfrachten waren da⸗ gegen fest und verkehrten in steigender Tendenz. Baumwolle in disponibel Waare hatte sehr stilles Geschäft und ist 3.166. per Ballen gewichen; Termine waren dagegen in den letzten Tagen recht lebhaft, konnten aber vorwöchentliche Schlußnotirungen ebenfalls nicht behaupten. In Rio Kaffees nahm das Geschäft einen ruhigen Verlauf, für west⸗ und ostindische Sorten zeigte sich dagegen mehr Kauflust. Rohzu cker hatte bei fester Haltung stillen Verkehr. Von Provisionen war Talg für Export begehrt, während Schmalz, Schweinefleisch und Speck nur wenig Beachtung fanden. Am Hopfenmarkt hat sich die Frage etwas gebessert. Terpentinöl hatte ruhiges Geschäft, Harz war dagegen fest und rar und für Ex— port beachtet. Raff. Petroleum flau und nominell. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die beute beendete Woche 2089 935 Doll. gegen 1742 043 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Berkehrs⸗Anstalten.
Triest, 19. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer
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Venus! ist heute Nachmittag aus . hier eingetroffen.
New⸗Yor k, 19. Januar. T. B) ‚Der Dampfer „Helvetia“ von der National⸗Dampfschiffs-Company (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 20. Januar 1882.
Vreußische Klassenlotterie, (Ohne Gewähr.)
Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Kiasse 165. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
16Gewinn von 300 000 6 auf Nr. 4777.
2 Gewinne von 15 000 6 auf Nr. 4756. 12701.
5 Gewinne von 6000 6 auf Nr. 11 317. 16634. 49 393. 56 691. 92 410.
41 Gewinne von 3000 S6 auf Nr. 212. 3715. 6789. 11 646. 13 597. 13845. 15 824. 17 357. 24968. 28 188. 30 865. 31 886. 32 918. 37 275. 37 418. 37 886. 44 181. 47171. 51 422. 52 030. 53 564. 54 653. 54 740. 54 763. 56 325. 57 020. 57 916. 58 272 65573. 72 629. 76 391. 80 343. 80 370. 81 208. 82487. 82 645. 84 445. 88 399. 88737. 90 009. 90732.
56 Gewinne von 1500 6 auf Nr. 3958. 4558. 9g020. 11080. 12505. 13014. 15115. 16422. 17534. 19026. 20 659. 21 765. 22 668.ů 22 679. 23 586. 28 003. 30 208. 33 029. 34 865. 365 298. 36 707. 38 558. 40 184. 41 498. 43 552. 44 627. 45 605. 47 071. 47 107. 47 465. 47 623. 49 908. 53 481. 54 694. 62 807. 68 683. 70 374. 70451. 74433. 75 099. 75 489. 76 007. 76944. 77 298. 77 944. 77980. 77993. 78421. 80 265. 83 986. 83 g9g9g. 86 820. 88 303. 91 407. 91977. 94541. ö
71 Gewinne von 600 6 auf Nr. 992. 1458. 1647. 5288. 6699. 7217. 10790. 12476. 13 015. 13 198. 13 438. 13479. 18 091. 19 474. 25 472. 25 893. 26 7860. 27 598. 30573. 32 050. 35 243. 35 351. 37 904. 38 146. 38 9931. 39 405. 39651. 40040. 40 146. 41 767. 42 163. 42 168. 42928. 47 861. 51 320. 51 537. 52 703. 54 443. 55 268. 56 944. 57 861. 58441. 58 570. 58 986. 60 548. 62 869. 63 811. 66 594. 66825. 66998. 68 366. 68 407. 69 635. 70 525. 72 343. 73 028. 73 564. 74 507. 79978. 80 247. 82141. 83 392. 83412. 84139. 85 818. 87 648. 88 020. 88 312. 91 434. 92 369. 93 204.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen. Dasselbe erscheint vierteljährlich zum Preise von 30 M für den Jahr ⸗ gang im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung zu Berlin.)
J. Königliche Museen in Berlin.
Im Laufe des Vierteljahres vom 1. Juli bis 30. September 1881 wurde von dem zuerst am 3. August 18890 veröffentlichten Führer durch die Königlichen Museen eine jweite verbesserte und entsprechend den inzwischen eingetretenen Veränderungen ergänzte Auflage aus gegeben. .
A. Gemäldegalerie. (Keine Erwerbungen.)
B. Abtheilung der antiken Skulpturen.
Ein Zuwachs von Originalen fand, mit Ausnahme eines Relief⸗ fragments römischen Ursprungs, räthselhafter Darstellung und merk⸗ würdiger Hochreliefbebandlung, kaum statt. Den Königlichen Museen gesichert wurde allerdings der ganze Bestand von Fundstücken einer jweiten vom 1. August 1880 bis dahin 1881 unter Hrn. Humanns Leitung und mit Unterstützung des Hrn. Regierungs⸗ Baumeisters Bohn auf der Akropolis von Pergamon durchgeführten Ausgrabungscampagne. Was wir dieser Art der Geneigtheit der Kaiserlich osmanischen Regierung und der Mitwirkung des Auswärtigen Amtes und der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel verdanken, wird erst im Laufe des Winters hier eintreffen. Schon jetzt angekommen sind nur einige unten als aufgestellt zu nennende Stücke nebst wenigen anderen geringeren Werthes. Einen vorläufigen Bericht über die ganze zweite Campagne bringt der zweite Theil dieses Heftes.
Die Abgußsammlung wurde namentlich durch einige aus der Formerei des Louvre in Paris erworbene Stücke bereichert. Grab⸗ stele der Philis von Thasos (Fröhner, musées de France pl. 39), attische Grabstele des Thainippos, ein merkwürdiges wahrscheinlich attisches Relief, den sogenannten Besuch des Dionysos bei Fkarios in neuer Weise darstellend. Satyrbüste aus Vienne (Fröhner, Catalogne Nr. 270, weiblicher Kopf aus Epirus (Henzen, Monum. grees publ. par l'assoc. pour l'encour. des études gr. 183 pl. L), sogenannter Medusenkopf (Fröhner, mus. 4. Frange pl. 25) und die viel besprochenen Arm- und Handfragmente zur Venus von Melos. Die Originale sind sämmtlich im Louvre. Außerdem ist von einem Driginale im Cabinet des médailles zu Paris, der Abguß einer Tänzerin, Replik der kleineren schöneren Statue der Königlichen Museen aus Rom (Nr. 755 A), erworben. Aus Athen wurde die neugefundene Kopie der Parthenos des Phidias im Abgusse erworben, aus Berliner Privatbesitz der eines jugendlichen männlichen Porträt⸗ kopfes trefflicher Kunst römischer Zeit; das Original stammt aus Rom.
An der Reinigung und Herstellung der Pergamenischen Fundstücke arbeiteten die Herren Freres und Possenti unausgesetzt und mit gutem Erfolge. Die Statue eines stehenden Hermaphroditen, deren Theile bis auf den rechten Arm und die linke Hand so gut wie vollständig im Südosten des Altarfundaments gefunden worden sind, kam zur öffentlichen Aufstellung. Fast fertig wurde eine im Wesentlichen sogar ganz vollständige Statue des Zeus (Ammon), deren Theile ebenfalls nahe am Altare, nach Norden zu, gefunden worden sind.
Von Fundstücken der zweiten Pergamenischen Campagne wurden ein weiblicher Kopf (von den Herren Friedlaender und Sallet dem Nikekopf auf Münzen (R) von Metapont verglichen), und zwei Sta⸗ tuetten aufgestellt. Die beiden letzteren, von etwas kleineren Massen als die Braunschen Figuren aus den athenischen Gruppen des Attalos, stellen beide Kämpfer dar, die eine den bogenschießenden Herakles, die andere einen lebhaft bewegten nackten Mann.
Der Römische Saal konnte nach Beendigung der Umstellungen wieder geöffnet werden, während das etruskische und griechiche Kabinet baulicher Arbeiten halber noch geschlossen bleiben mußten. Als neu⸗ aufgestellt ist im römischen Saale zu nennen der Ausschnitt aus der Krönung eines großen römischen Rundgrabmals aus Falerii.
Der große Katalog der Originalskulpturen mit Ausschluß der Pergamener ist etwa zu einem Viertel der Druckfertigkeit nahegebracht.
Der Direktor war eine Zeit lang in Pergamon, Hr. Dr. Furt⸗ wängler in London abwesend. Hr. Br. Puchstein verließ zum 1. Ok⸗ tober das Königliche Museum nach Beendigung namentlich der Ar⸗ beiten über Provenienz der Skulpturen für den Katalog.
Conze. Sammlung der mittelalterlichen und Renaissance⸗ skulpturen.
Die Sammlung der Originale wurde um folgende Stücke deut⸗ scher Arbeit bereichert:
ein weibliches Bronzeköpfchen aus Nürnberg, wahrscheinlich von P. Vischer;
Thomasgruppe in Holz, fast lebensgroß, von fränkischer Arbeit um 1480-90;
Holzmodell einer Gruppe von Herkules und Cacus, vielleicht vom jüngeren Labenwolf; 3
Holzstatue einer Maria, wohl von einer Kreuzigungsgruppe stammend, schwäbische Arbeit, um 1500;
endlich die durch Schenkung zugegangene bemalte Holzstatue des hl. Jakob, angeblich aus dem Atelier des Syrlin; sowie ein
Christuskopf, in demselben Material und aus der gleichen Zeit, wie die genannte Statue.
Die französische Schule, welche in der Abtheilung nur durch eine hervorragende Statue des Roccoco vertreten war, konnte durch ein tüchtiges Werk aus der Blüthezeit der Renaissance bereichert werden: die Reliefbüste der Jeanne de Balsae, Dame de Montal, in reicher architektonischer Umrahmung (datirt 1527). Dieselbe bildete einen Theil vom bildnerischen Schmucke des Chateau Montal im Departement du Lot, welcher im Frühjahr dieses Jahres in Paris versteigert wurde.
Bode.
C. Antiquarium.
Von Bronzen wurde ein Kastenbeschlag erworben mit einer Platte, in welcher das Schlüsselloch wohl erhalten ist, neben ver⸗ schiedenen gut gearbeiteten Reliefköpfen, welche als Verzierung des Kastens dienten, nebst Rosetten, Ketten, Griffen u. s. w.
Aus Tanten erhielten wir ein ansebnliches Glasgefäß.
Von Seiten der Egpptischen Abtheilung wurde eine Anzahl klei⸗ ner Antiken übergeben, die Hr. Prof. Dr. Brugsch auf der persischen Gesandtschaftsreise 1861 in Hamadan und Bagdad gesammelt hat; es sind meist Figürchen und Geräthe aus Bronze; außerdem eine Reihe von Cylindern mit Keilschrift und eine Mplittastatuette aus Alabaster, vergl. Jahrb. Il. S. LXXXVI.
E. Curtius.
D. Münzkabinet.
Der Zuwachs des Münzkabinets betrug in dem Vierteljahre vom 1. Juli bis 30. September nur 60 Stücke: 2 goldene, Il silberne und A bronzene, von denen 6 geschenkt und 5 gegen Dubletten ein⸗ getauscht wurden. Die Geschenkgeber waren das Königliche Mini⸗ sterium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Hr. Professor Kiepert, Hr. Geheim⸗Rath Reuleaur und die Stadt London. ĩ
Von Bedeutung unter den Erwerbungen sind allein 6 römische Bronze- Medaillons von großer Schönheit und Seltenheit, einige sogar Unica. Unsere noch immer nicht reichen Reihen solcher me daillenartigen Prachtstücke wurden durch diese in erwünschter Weise vergrößert. . ᷣ
Auch einige werthvolle griechische Münjen traten hinzu, nament- lich eine schöne Silbermünze von Cos mit dem Kopfe eines jugend⸗ lichen Herakles im Dreiviertelvrofil, dann eine Bronzemünze ven Aphrodisias mit zwei knöchelspielenden Ecoten, eine von Cibvra in Phrygien unter Elagabal geprägt. mit der Jahrzabl 195 einer Aera, welche unter Tiber begann, als dieser Gibyra und 13 andere Städte Kleinasiens, die durch ein Erdbeben zerstört waren, herstellte, worauf sie ibn in Puteoli ein Denkmal errichteten, dessen Basis noch vor⸗ handen ist, während die Bildsäule selbst auf einer römischen Bronze⸗ münze erhalten ist. ; ( .
Aug Inowrazlaw gelangte eine keltische Goldmünze, eine soge⸗ nannte Regenbogenschüssel, in die Sammlung. von durchaus anderem Gepräge als die gewöhnlichen in Bavern und Böhmen gefundenen.
Die mittelalterlichen Müngen wurden auch durch ein Paar Stücke vermehrt, ebenso die orientalischen. Das Königliche Minssterium für Landwirtbschaft schenkte die wohl gelungene Preismedaille der Fischerei⸗ Ausstellung mit dem Bildniß St. Kaiserlichen und Königlichen Hobeit
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des Kronprinzen, welche der Hofmedailleur Schwenzer in Stuttgart
geschnitten hat.
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