Wenn ungeachtet aller dieser ungũnstigen Momente die Preis steigerung in den meisten Artikeln eine anhaltende, das Schlußergeb⸗= niß der meisten Industrie⸗ und Handelsunternehmungen ein befriedi⸗ gendes war, und trotz der thatsäͤchlich an Quantität gesunkenen Im— porte aus dem Auslande und der der Menge nach nicht wesenilich vermehrten Exporte die Einnahmen sämmlicher deutscher Bahnen aus dem Frachten˖ und Personenverkebr eine ansehnliche Zunahme im Vergleich zum Jahre 1879 aufweisen, so darf hierin wohl ein Ii eines wirklichen Aufschwunges erblickt werden, indem zur Erzielung solcher Resultate der Austausch der Waaren innerhalb der Zollgrenzen ein um so regerer gewesen sein, sich daher 1 der Volkswohlstand in Deutschland gehoben
ußte.
Dem weiteren Berichte entnehmen wir no olgende . h ch sols Zwei Regierungsakte haben das Jahr 1880 zu einem bedeutsamen für die deutsche, Wirthschaftspolitik gemacht; es sind dies ö ein⸗ leitenden Schritte zur Einbeziehung eines Theils des Hamburger Freihafenbeʒirks in, das deutsche Zollgebiet und die Kreirung des preußischen Volkswirthschaftsraths. Die Regierung war im Frühjahr 1880 noch mit einer dritten Vorlage vor die Kammern getreten, welche berufen gewesen wäre, eine neue Epoche der Wirthschaftspolitik zu inauguriren. Die seit Jahren in beunruhigender Weise zunehmende Auswanderung aus Deuschland dürfte einer der Gründe gewesen sein, daß die Regierung die . über⸗ seeischer Unternehmungen in Erwägung zog, durch welche die dem Vaterlande durch die Auswanderung verloren gehenden, oft sehr schätzenswerthen Arbeitskräfte mit demselben auch fernerhin in einem innigeren Zusammenhang erhalten werden könnten. Von diesem Gesichtspunkte betrgchtet kann wohl die sogenannte Samoa⸗Vorlage, in welcher die Regierung für die in finanzielle Schwierigkeiten gerathene „Deutsche Handels- und Plantagengesell⸗ schaft der Südseeinseln zu Hamburg“ die Zuwendung einer Staats— garantie für die Verzinsung des Aktienkapitals beantragte, als ein erster Schritt bezeichnet werden, bei welchem die Regierung jedenfalls über die bloße Rekonstruirung jener Gesellschaft hinausgehende Ziele vor Augen gehabt haben mag.
Bereits bei Besprechung der Eisenbahneinnahmen wurde hervor— gehoben, daß sich im Jahre 1889 der Import in das deutsche Zoll⸗ gebiet gegen das Vorjahr erheblich vermindert und die Ausfuhr in vielen Artikeln, wenn auch nicht bedeutend, vermehrt hat. Es ergiebt sich daraus eine Besserung der Handelsbilanz, welche bis zum Jahre 1865 noch aktiv war, sich jedoch von dem in das Jahr 1865 fallenden geänderten Zollsystem angefangen, immer ungünstiger gestaltete, so daß sie schon 1868 passiv wurde, und seitber permanente Unter⸗ bilanzen, welche für die Jahre 1872 bis inkl. 18378 auf 8 Milliarden Mark geschätzt werden, zum Vorschein kamen.
Ein⸗ und Ausfuhr gestalteten sich nämlich seit 1860 folgender—
maßen: Einfuhr Ausfuhr Mill. Mark Mill. Mark
1095 1398
2442 2236
3468 2495
4257 2489
3673 2460
3577 2562
3913 2606
1877. 3877 2829 . V 3723 2916
Da die Veröffentlichung der Wertbschätzungen der Ein- und Ausfuhr nur bis inkl. 1878 reicht, so läßt sich nicht angeben, ob im Jahre 1880 bereits eine aktive Bilanz erreicht wurde; doch ist nicht zu leugnen, daß die erhöhten Zölle in dieser Richtung jedenfalls von günstiger Wirkung waren.
Ein günstiges Symptom für die Gesundung der deutschen Eisen⸗ industrie kann namentlich darin erblickt werden, daß das Mißverhält— niß jwischen den Preisen des Rohmaterials und denjenigen des Fabri⸗ kats nunmehr so ziemlich beseitigt ist. Die theilweise noch aus dem Jahre 1879 übernommene und Anfangs 1860 fortgesetzte Ueber⸗ ,. hatte manchen deutschen Unternehmer veranlaßt, englische
fferten im Auslande durch Unterbieten zu schlagen, und demzufolge hatte auch auf den englischen Plätzen zuerst die Baisse bei den Fabri⸗ katen an Ausdehnung gewonnen, welche sich dann bald dem deutschen
Eisenmarkte mittheilte und Preise brachte, die es oft fraglich erschei⸗ nen ließen, ob dabei die Entstehungskosten gedeckt seien.
Gegen Schluß des Jahres hatten jedoch die großen Waarenvor— räthe meistentheils ihren Abfluß gefunden, und die gleichzeitig auf— tretende lebhaftere Nachfrage hatte eine neue Entwicklung des Geschäfts gebracht, so daß z. B. Walzwerke für das erste Ouartal 18351 reichlich mit Aufträgen versehen waren, kleinere Posten nur gegen höhere Preise übernahmen und sich, wie Hochofenwerke, in der Erwartung weiterer Preigsteigerungen für das II. Quartal 1881 nicht binden wollten.
Andererseits hatten die hohen Roheisenpreise zu Beginn des Jahres in den Grenzbezirken, namentlich in Sberschlesien, eine Ab— at e. . er m, . . denselben z. B. ungarisches Doljkohlen⸗Roheisen vorübergehend erfolgreich mit schlesis 5⸗ 66 , . ln J
Ungegchtet der außerordentlichen Fluktuationen, welche die deutsche Eisenindustrie im Jahre 1880 durchzumachen hatte, läßt sich a e ten, e , mn. . n des Jahres 1881 wesentlich
esser als zu Ende 1878 und viel normaler als zum Schlusse de 8 1879 ir ee g te hat. e ,
Lin namhafter Vortheil ist der deutschen Holzindustrie bereits dadurch erwachsen, daß die hohen Zölle auf r ih 36 nament- lich Fußbodenbretter und Parquetten (6 resp. 10 M ausländische Einfuhren, welche früher besonders aus Schweden, Norwegen und Desterreich Ungarn kamen, fast gänzlich ausschlossen, da sich unter dem Schutze dieses Zolles in Lübeck, Emden, Duisburg, Bremen zc. Hobelwerke etablirten, welche aus den verhälinißmäßig mit einer viel geringeren Abgabe belegten Robhöljern, die sie aus Schweden und Norwegen beziehen, diese Artikel mit einem ansehnlichen Gewinn gegenũü er der ausländischen Konkurrenz herstellen können.
— Die „Gewerbliche Zeitschrift, Organ für die nationale Industrie und des Wohl ihrer Arbeiter“ führt zum Beweise der Thatsache, daß der Lohn der Bergleute in Folge der neuen Wirthschaftspolitik gestiegen ist, Folgendes an:
Vor zwei Jahren wurden auf vielen Gruben nur fünf Schichten verfahren, auf manchen noch öfter gefeiert, heute sind die Ärbeiter, wie sie selbst sagen, zu Ueberschichten gezwungen und der Monatz— verdienst ist eingestandenermaßen höher als früher.
Im Jahre 1878 79 betrug der mittlere Arbeitsverdienst eines Arbeiters auf den Königlichen Gruben zu Saarbrücken Sil M, im Jahre 1881 8876 und in ganz ähnlichen, stellenweise noch sehr viel günstigeren Verhältnissen hat sich der Jabresverdienst der Kohlen⸗ arbeiter im westfälischen Industriebezirk gehoben. .
. Die Kohlenarbeiter der Dortmunder Unlon verdienten z. B. in 1878379 durchschnittlich 722 M, 1880/81 dagegen 786
Ist. das ein Besserung der Lage der Arbeiter oder nicht? Und * c ö 44 — 3 der diese Besserung der Lage der Arbeiter konstatirt, oder derjenige, der diese Konstatiruug „als Wahrheit nicht entsprechend‘ hinzustellen versucht? e 2.
Dazu kommt, daß an verschledenen Gruben, namentlich die bessern gelernten Arbeiter, auch höhere Lohnsätze erhalten haben, wie wir nächstens mit Namen und Zahlen nachweisen werden.
Jahr
1860. 1868. 1872. 1873. 1874. 1875. 1876.
Neichotags⸗ Angelegenheiten.
Der Reichstag war in dieser Session vom 17. Norember 1851 bis 3). Januar 1857 — das sind 75 Tage — berklinnesñt᷑ Es haben während dieser Zeit 38 Plenarsitzungen,
92 Sitzungen der rerschiedenen Kommissionen stattgefunden.
Dem Reichstage wurden folgende Vorlagen gemacht:
Nachtrags zu demselben; Vertrãge;
jahr 18 7 6,
jahr 1880,81;
den Ftatsjahre 1878779 und 18795380; 1 Bericht der Reichsschulden⸗Kommission; 9 Denkschriften, Berichte und sonstige Uebersichten;
mächtigung zur Einleitung strafrechtlicher Verfolgung. Von diesen Vorlagen haben ) Gesetzentwürfe und 3 Verträge die Zustimniung des Reichstages erhalten; die allgemeine Rechnung, die Rechnungen der Kasse der Ober⸗ Rechnungs kammer, der Bericht der Reichs-Schuldenkommission sind durch Ertheilung der Decharge erledigt worden. Die Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1880/81 ist durch vorläufige Genehmigung der nach— gewiesenen Etatsüberschreitungen erledigt. Ein Ersuchen wegen Ertheilung der Ermächtigung zur strafrecht lichen Verfolgung wegen Beleidigung des Reichstages ist abgelehnt. Die Denkschriften, Rerichte ꝛc. haben durch Mittheilung der⸗ selben an die Mitglieder, bezw. durch die Beschlüsse des Reichstages ihre Erledigung gefunden. Sin, von Mitgliedern des Reichstages eingebrachter Gesetzentwurf erhielt die Genehmigung. ; Von Mitgliedern des Reichstages wurden eingebracht: 4 Gesetzentwürfe, 1 Interpellation, 1 Antrag über die Frage der Fortdauer des Reichstagsmandats, 3z weitere Anträge. Die Interpellation ist von den verbündeten Regierungen be— antragt worden, 9 gestellte Anträge bezw. Gesetzentwürfe haben durch . ihre Erledigung gefunden, 4 Anträge sind unerledigt geblieben. Die Zahl der Petitionen beträgt 461, darunter: 69, welche sich auf die Neblaus⸗Konvention beziehen, 52, die Aufhebung des Impfzwanges betreffend, 41, betreffend die Einschränkung des Hausirhandels, 25, betreffend die Aufhebung des Anwaltzwanges, 29, wegen Abänderung der Gewerbeordnung, 6, betreffend die Einschränkung der Vivisektion und 6, wegen Erlasses eines Vogelschutzgesetzes. Davon wurden: 3 später zurückgezogen, o sind dem Reichskanzler überwiesen, 15 durch die bezüglichen Reichstagsbeschlüsse für erledigt erklärt, 23 durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, 148 zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet und 220 Petitionen haben wegen zu späten Einganges bezw. wegen des bevorstehenden Schlusses der Session auch in der Kommission nicht mehr zur Berathung gelangen können. . Die Kommissionen haben 24 schriftliche und 23 mündliche Be— richte , . Bei den im Laufe der Session stattgehabten Wahlprüfungen wurde die Wahl von 354 Mitgliedern für gültig . . sind beanstandet und 37 Wahlen liegen der Wahlprüfungs⸗-Kommission
bezw., den Abtheilungen zur Prüfung noch vor. Ein Mandat ist erledigt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Uns liegen folgende in jüngster Zeit erschienene Bücher vor: Das Staatsrecht der Preußischen Monarchie. Von Dr. Ludwig von Rönne, Appellations⸗-Gerichts-Vize⸗Präsident a. D. Vierte vermehrte und verbesserte Auflage. In fünf Bänden. Sie— bente Lieferung. Bogen 10—18 des zweiten Bandes. Leipzig: F. A. Brockhaus. 188. . Das deutsche Militär-⸗Ersatzwesen. Gemeinverständ— lich dargestellt und erläutert von Emil Brandt. Halle a. S. Verlag von C. E. M. i (R. Stricker). 1882. — Preis 2 .. Lehrbuch der Geschichte und Theorie des 6nster— reichischen Civilprozeßrechtes. Von Raban Freiberr von 6e nf en, 66 ite . ord. Professor der Rechte an er Karl⸗Franzens⸗Universität in Graz. II. Buch. Berli 9 Heymanns a 1882. . , Statistische Skizze der österreichisch- ungarischen Monarchie nebst den olkupirten Ländern Hor n und n, und dem zollvereinten Fürstenthum Liechtenstein. Von Pr. H. F. Bracelli, K. K. Hofrath und o. ö. Professor, Vorstand des statistischen Departements im K. C. österreichischen Handels- Mini⸗ sterium x. Ergänzung zu der siebenten Auflage von Stein und Wappäus' Handbuch der Geographie und Statistik. Achte verbesserte Auflage. Leipzig, 1881. . J. C. Hinrichssche Buchhandlung. Stgtistische Skizze der europäischen Staaten von Dr. H. F. Brachellie Zweite Abtheilung. Fünfte verbesserte Auf— lage. Leipzig, 1882. J. C. Hinrichs sche Buchhandlung. — Preis zusammen mit der oben genannten 1. Abtheilung 4 60 . Handbuch für den Turn- und Waffenunterricht der Jugend von Scheibert und Hönig. Lehrerausgabe. Preis 1,5 g kartonnirt. Leipzig. Verlag von Wols Urban. 18582. Die Reform des Knappschaftswesens und die allge— meine Arbeiterversicherung. Von Albert Caron. Berlin, 1882. Puttkammer u. Mühlbrecht. ̃ Gutachten der juristischen Fakultät zu Christiania über das Sanktionsrecht des Königs bei Grundgesetz⸗ veränderungen. Uebersetzt und herausgegeben von Emil Fonas. 1882. Leipzig und Qberhausen. Verlag von Ad. Spaarmann. Der Geschichts ⸗ und Alterthum sverein zu Leisnig, im Königreich Sachsen, hat das 6. Bändchen seiner Mitthei⸗ lungen“, zusammengestellt und berausgegeben von Dr. med. C. M. Müller, (Selbstverlag des Vereins) erscheinen lassen. Wir finden darin zunächst einen musikgeschichtlich werthvollen Beitrag über die alte Kantorei zu Leisnig, von dem Herausgeber und Vorsteher des noch bestehenden Kollegium, welches im vorigen Jahre sein 300 jähriges Jubilaum begehen konnte. Besonders merkwürdig ist der wortlich abgedruckte erste Statutenentwurf und das Inventarienver⸗ zeichniß vom Jahre 1773. — Dann folgen Mittkeilungen vom Kantor Hingst über den Grafen Wiprecht von Groitzsch, welcher vsn dem Kaiser Heinrich 1IV. für seinen Heldenmuth mit Leisnig, Dornburg und Zubehör belehnt wurde. EG rettete nämlich dem Kaiser bei der Belagerung Roms in einem Ausfallekampfe der Römer dadurch das Leben, daß, als der Kaiser im Kampfgetümmel sein Schwert verloren batte, er ihm sein eigenes reichte, mit dem bloßen Schilde unter die Feinde rannte, sse zuruͤchrängte und durch, Erspähung einer schwachen Stelle in der Befestigung am 2. Juni 1083 die Erstürmung der Leostadt ermöglichte Der hohe steinerne Wartthurm, der sich im Schloßbofe zu Leisnig erhebt und erst in neuerer Jelt auf Veranlassung des Vereins cine gründliche Revaratur erfahren hat, ist wahrscheinlich noch von dem Grafen. Wiprecht erbaut worden, während die Rnbrigen Burggebäude Leisnigs wohl aus der Zeit der späteren Burg⸗ grafenherrschaft und von den Meißener Markgrafen berrübr.
15 Sitzungen der einzelnen Abtheilungen, und
19 Gesetzentwürfe bezw. Anträge, einschließlich des Reichs baus- balts-Etats für das Etatsjahr 1882583, einer Ergänzung und eines L allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für das Etats 1 Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etats
2. Rechnungen der Kasse der Ober⸗Rechnungs kammer bezüglich derjenigen Theile, welche die Reichsverwaltung betreffen, für die bei⸗
1 Schreiben des Herrn Reichskanzlers wegen Ertheilung der Er—
folgende Vortrag des Superintendenten Anacker, über die Kasten. ordnung der Gemeinde zu Leisnig, vom Jahre 1523, 2 3 in doppelter Hinsicht werthvolle Dokument, welches einmal davon Zeugniß giebt, wie man im Reformationszeitalter in evangelischen Kreisen die soziale Frage jener Tage zu lösen versuchte, und andererseitz durch seine von Luther geschriebene Vorrede noch ein beson · deres, Gewicht Frhält, insofern diese kleine Gelegenheitsschrift uns interessante Blicke in das Wesen des Reformators thun läßt Angehängt ist die Correspondenz mit Luther. — Ferner enthalt daz Heft noch eine eingehende , , . der bereits oben erwähnten Burg Leisnig, vom Herausgeber (illustrirt durch die Abbildungen der Portale von der Burgkapelle und dem großen Bankettsaale, einer Holzsäule aus diesem Saale, der Felsentreppe, der Dachwerkg⸗ kenstruktion am Vorderschlosse und eine Ansicht der Burg nach Merian, aus dem Jahre 1637), sowie einen Beitrag über Leisnig im schmalkaldischen Kriege, 1547, vom Kantor Hingst. — Am Schlusse sind die Protokolle der Vereinsversammlungen in den Jahren 1878 - 89 zusammengestellt. Die Sammlungen des Vereins sind, wie das mit getheilte Verzeichniß ergiebt, in den letzten Jahren durch mancherlei interessante und werthvolle Gegenstände vermehrt worden.
. , , g, und Handel. as unterm 17. Dezember 1877 von der spanischen Regi erlassene Verbot der Einfuhr von J er . . ,. . n. . gegenüher auf · ehoben worden, jedoch unter Aufrechterhaltung der sonsti Bestim⸗ . = ,, n ; , anach dürfen au e aus Deutschland herrührenden Karto deren Blätter, Stengel, Abfälle, Rinden ze, nur üer die . von Irun, Santander, Cadiz, Badajoz, Alicante und Barcelona ein- geführt werden, woselbst derartige Sendungen ebenso wie diejenigen Kartoffeln, welche aus den Schiffen als Proviantüberschuß in den Häfen ausgeladen werden, einer von den Mitgliedern des Ausschusses für Landwirthschaft, Industrie und Handel bezw. deren Stellvertretern vorzunehmenden Prüfung und, falls sie nicht vollkommen gesund und rein befunden werden, der Vernichtung unterliegen. a . .
— In einer Sitzung des Direktorialraths der Oldenburge Versächerungs⸗Gesellschaft wurde der Reingewinn des e schäfts für 1381 auf 60 947 „ festgestellt und beschlossen, auß dem⸗ selben 39 0900 6 oder 5oso den Aktionären als Dividende, 12 1835 der Kapttalreserve und 15710 „ der Reserve für unvorhergesehene Fälle zu überweisen; letztere beiden Fonds erreichen damit zufammen i, . von 150 423 ½ oder H,O? bo des baar eingezahlten Aktien.
Frankfurt a. M., 28. Januar. (W. T. B.) Die „Mittel deutsche Kreditbank“ giebt bekannt: In Ihe des Todes ö A. Solf in Cöln ist G. A. Solf u. Comp., Filiale der Kreditbank in Liquidation. Die Kreditbank ist mit 1 050 0600 M betheiligt. Der Verlust bei der Liquidation wird die Dividende der Kreditbank, welche bisher auf 39 elo geschätzt wurde, wesentlich verringern.
Brüssel, 28. Januar. W. T. B.) Durch Verordnung von gestern ist die wegen Rinderpest bestehende Grenzsperre gegenüber . und Luxemburg vom 30. d. M. ab aufgehoben vorden.
London, 29. Januar. (W. T. B.) Dem „Observer“ wird au Dublin das Fallissement eines Fondsmaklers gemeldet. . Vassiva desselben sollen über 200 000 Pfd. Sterl. betragen. Weitere in , , nh den befürchtet.
London, 30. Januar. (W. T. B.) Die Bank von E
hat heute den Diskont von 5 auf 60 * fr K. Glasgow, 28. Januar. (W. T. B. Die Vorräthe von Roh⸗ eisen in den Stores belaufen sich auf 631000 Tons gegen 513 800 Tons im vorigen Jahre. Zabl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 105
een, 6. Jahre. (
ar is, 50. Januar. (W. T. B.) Das „Pariser Börsen⸗ blatt! meldet: Seit heute Guichets der Union . rale ö. schlossen — 5prozentige Rente stieg auf die Nachricht von der
Uebernahme des Finanz⸗Ministeriums durch Say auf 113,86. ) conf. „R. A.“ Nr. 19 de 1878.
Berlin, 30. Januar 1882.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat in Anbetracht eines fühlbar gewordenen Bedürfnisses, zur Aufbesserung der finanziellen Lage der Berliner Sanitäts⸗ wachen ein außerordentliches Geschenk von 2000 6 bewilligt.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) der heute fortgesetzten hung der 4. Klasse a
Bei 165. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 15 000 S6 auf Nr. 23 624. 3 Gewinne von 6000 S6 auf Nr. 43 237. 65 040. 83195. 41 Gewinne von 3000 S auf Nr. 2777. 6727. 12 652. 13781. 16848. 28 332. 28 914. 28 957. 35010. 36 311. 36327. 38 355. 39 070. 44148. 46 274. 46814. 49594. 54 164. 54743. 55 660. 56 202. 58 006. 58 471. 58 628. 61 312. 61 783. 66826. 70 103. 70 275. 72 372. 75 346. 77 233. 79491. 81 726. 82 822. 83 095. 83461. S4 022. S5 105. 94 747. 94 864. 46 Gewinne von 1500 s 11 680. 12001. 12205. 12432. 29044. 30 095. 32 382. 32906. 39 351. 40211. 40725. 41 683. 46946. 48045. 50 233. 50565. 58 731. 59 434. 63 674. 66 255. 701655. 70 689. 72787. 77 269. 78 760. S4 603. 89 252. 89 862. 93 Gewinne von 600 66 auf Nr. 411. 592. 1239. 1670. 2669. 3235. 3892. 5528. 6075. 6931. 8029. 11 607. 15219. 15 279. 16919. 18341. 196046. 19590. 19 601. 21164. 23 019. 23726. 25 329. 25 734. 25 9912. 26 550. 29 245. 29 646. 29 687. 29 940. 30 093. 30 306. 32033. 33 376. 33957. 35 112. 35 598. 35 799. 35 9966. 36 887. 37 373. 37916. 38 477. 39 8863. 40761. 42 205. 43 159. 43451. 13 508. 44113. 46776. 48 396. 49 657. 49 745. 50 592. 5 9609. 51 186. 52 319. 53 221. 54471. 54 623. 56 505. 56 854. 64242. 64 679. 64961. 65 083. 65 831. 66 322. 66 716. 67 761. 68 344. 69112. 69 236. 71 224. 71729. 72 365. 72768. 72 930. 76 249. 79 160. 81 228. 83 257. S4 699. 86 524. 87 279. 89 206. 91 868. 92059. 92273. 92754. 92782. 93 381. Berichtigung. In dem Bericht vom Sonnabend steht 48131 mit 3000 S, muß heißen 48 132 mit 3000
auf Nr. 21537. 34 622. 42 572. 52 264. 66 875. 80 486.
9221. 23 018. 36 341. 42 582. 55 177. 67 231. S3 h553.
10799. 27916. 36 885. 42 868. 57 635.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Cesseh. Druct W. GlIgner. Vier Beilagen (einschließlich Bor en · Bellage).
Berlin
24)
Der Aufsatz verbreitet sich des Weiteren über die Bestz— verhältnisse des Grafen als Herr von Leisnig und Colditz. 2
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 26.
Berlin, Montag, den 30. Januar
1882.
8
Aichtamtliches. Preußen. Berlin, 30 Januar. In der vorgestri— gen (37.) Sitzung setzte der Reichstag die dritte Be⸗ rathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗ stellung des Reichshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882‚83 auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter Be⸗ rathung gefaßten Beschlässe mit der Diskussion des Etats des Reichs-Schatzamts fort. Der Abg. Dr. Bamberger erklärte, das Haus möge es ihm nicht als Grausamkeit an⸗ rechnen, wenn er nach den ermüdenden Debatten der letzten Tage auf die von seinem Kollegen, dem Abg. Leuschner, an⸗ geregte Debatte eingehe. Man könne nicht gerade sagen, daß fich die großen Klassen des Volkes für diesen Gegenstand interes⸗ sirten; nur in gewissen Kreisen werde der Gegenstand lebhaft diskutirt. In Veutschland sei die Frage, ob Goldwährung oder Bmetallismus, gar nicht entstanden. Sie habe zuerst in England gespielt und sei von dort zunächst nach Frankreich verpflanzt worden. Erst von dort her habe Deutschland sie überkom men. In Deutschland sei der Gegenstand bisher eigent— lich nur eine publizistische und keine Parteifrage gewesen. Derselbe sei fast nur in Broschüren und in der Börsenlitera—⸗ tur behandelt worden. Außer den Börsenkreisen interessirten sich für die Doppelwährung nur die Agrarier. Diesen gegenüber stehe die große Menge der Geschãfts⸗ leute und sämmtliche Fabrikantenkreise, die mit den gegenwärtigen Münzverhältnissen einverstanden seien. Die⸗ selben wünschten nur, daß die Goldwährung möglichst bald ganz durchgeführt werden und den Schlußstein erhalten möchte. Auf dem letzten Handelstage hier in Berlin hätten sich von 89 Handelskammern 84 entschieden gegen die Doppel⸗ währung erklärt. Dies sei doch ein starkes Jeugniß für die Zweckmäßigkeit der Goldwährung. Aehnlich hätten sich auch die Interessenten der Baumwollenindustrie ausgesprochen. Alles dies beweife doch, daß nicht die geringste Mißstimmung über die gegenwärtige Währung in den Handelskreisen herrsche, Es sei zu beklagen, daß von der anderen Seite gegen dieselbe so heftig agi⸗ tirt werde. Vielfach herrsche der Glaube, daß Schutzzöllner und Anhänger der Doppelwährung, Freihändler und Freunde der Goldwährung identisch seien. Dem sei nicht ganz so. Man könne sich hier im Hause davon überzeugen. Er wolle sich hiernach weiter gegen die Aeußerungen des Abg. Leuschner wenden. Er werde aber darin dem Beispiele desselben, mit Zahlen Beweise beibringen zu wollen, nicht folgen. Die große Mehrzahl könne aus diesen Zahlen nichts schließen, die—⸗ selben hätten nur Werth fur Sachkenner. Er wolle die Frage nur einer allgemeinen Charakteristik unter⸗ werfen. Er vertrete seine Ansicht in der Münzfrage seit mehr als 20 Jahren, und dieselbe habe sich immmer mehr bei ihm befestigt. Wie schon gesagt, habe die Bewegung gar nicht in Deutschland begonnen, sondern erst durch die gestern er— wähnte Broschüre des Dr. Arendt so große Dimensionen an⸗ genommen, d. h. nur in gewissen Kreisen; in der Arena dieses Kampfes habe der Dr. Arendt einen größeren Namen er⸗ worben, als demselben gebühre. Derselbe schreibe für die Börsen⸗ zeitung; daraus lasse sich doch ein Schluß ziehen. Das Be⸗ dürfniß, die Frage hier im Reichstage anzuregen, hänge zu⸗ sammen mit einer Pression von, Außen. Die Pariser Münzkonferenz, die sich vom 12. April vorigen Jahres bis zum 15. Juni d. J. vertagt habe, sei ganz sicher von Ein⸗ fluß darauf gewesen, daß beregter Gegenstand vor dem Forum des deutschen Reichstages verhandelt werde. Es werde morgen in der Börsenzeitung stehen, daß man in Deutschland noth⸗ wendig zur Doppelwährung übergehen müsse, übermorgen würde es dann in der run Histhen Presse heißen: „Auch der deutsche Reichstag habe sich mit großer Majorität sür die Doppelwährung ausgesprochen.“ Die Münzkonferenz wäre gar nicht zu Stande gekommen, wenn nicht von deutschen und französischen Fachmännern die Ansicht verbreitet wor⸗ den wäre, als wenn in Deutschland Stimmung für QVi⸗ metallismus vorhanden wäre. Der Reichstag müsse recht vorsichtig in seiner Haltung sein, damit man in dieser Frage der Reichsregierung nicht vorgreife. Der Abg. Leuschner als alter Bimetallist habe gewiß proprio motu gehandelt, aber derselbe stehe doch unter dem Eindruck einer Pression von Außen, die ausgeübt werde, damit der deutsche Reichstag sich mit dieser Sache beschäftige. Als Verg⸗ mann habe der Abg. Leuschner, wie alle Bergleute, eine Art poetischer Vorliebe für das Silber, aber die eigentliche An⸗ regung für sein Austreten liege darin, daß der Pariser Münz⸗ kongreß am 12. April d. J. sich wieder versammele, sür den es wichtig sein möchte, eine der Doppelwährung günstige Ver⸗ handlung im Reichstag vorzufinden,
die Meinung zu verbreiten, der für die Doppelwährung erklärt. Darum spreche er. ĩ daß die Goldausprägung
fein Gold mehr dafür habe einkaufen können.
Beruf, sich zu bewegen. vornehme, wie er glaube mit Recht.
in Barrenform, sondern meistentheils in Form Münzen. Diese während ü Damit würden die Umprägungelosten eventuelle Export des Goldes erleichtert. die Reichsbank 28 000 000 fremder daß Deutschland in demselben
Quantitäten Gold nicht abgegeben
das statistisch nachgewiesen, slimme auch
omme, deutendere es sei
— denn von einer Ent⸗ scheidung könne ja hier nicht die Rede sein — und einer geschictt geleiteten Presse könne es nicht schwer fallen, in der ganzen Welt Neichstag habe sich und nur darum Was wolle der Abg. Leuschner damit beweisen, im letzten Jahre abgenommen habe. Die Thatsache sei richtig, erkläre sich aber einfach dadurch, daß Deutschland kein Silber mehr habe verkaufen wollen, folglich Es könnte so⸗ gar Gold weggegangen sein, und Deutschland könnte ein Minus gegen früher haben und es würde damit noch nichts be⸗ wiesen sein. Gold sei ja bekanntlich rund und habe den 217 3 daß 8 2 ö. 5 aägung die deutsche Reichsbank eine andere Prozedur — 9 Deutschland beziehe näm⸗ lich das Gold, das nach Deutschland komme, nur noch selten fremder bewahre die Bank jetzt in natura auf, sie früher in deutsches Geld umgeprägt seien. erspart und der . 3 in den ersten zehn Monaten des Jahres 188
ede r i en * Goldmünzen eingekauft abe, bis Ende des Jahres also vielleicht 30 000 000 S6 Dazu Jahre be⸗ habe,
den Beobachtungen der Handelswelt überein und gehe endlich ganz untrüglich aus den Wechselkoursen hervor. Diese hätten den sogenannten Goldpunkt nie über⸗ schritten, nämlich den Punkt, bei dem es vortheilhaft sei, Gold auszuführen; er denke also, es sei ein ganz gutes Symptom, daß im Laufe des Jahres 1881 man eine überwiegende Gold⸗ einführung nach Deutschland habe. Nun behaupte der Abg. Leuschner weiter, daß der Uebergang zur Goldwährung Deutsch⸗ land mehr gekostet habe als 40 000 000 S6. Ueber die Höhe der Ziffer verweise er denselben an die Reichsregierung, die ja die Münzdenkschriften aufstelle. Er sehe heute von der Ziffer ab und gebe nur Folgendes zu bedenken: Die Ver⸗ treter der Doppelwährung, die für sich eine Silberwährung sei, zögen aus ihrer Doktrin die nothwendige Kon⸗ sequenz, daß die um 10 Prozent unterwerthige Silber—⸗ münzen eingeschmolzen und umgeprägt werden müßten. Diese Operation würde auch 37 000 000 M kosten, und diese wären rein weggeworfen, denn es leisteten die jetzigen Reichs⸗Silber⸗ münzen genau denselben Dienst, den sie bei vollerem Gehalt leisten würden. Vielleicht gebe man ihm auch zu, daß die Einführung eines guten unantastbaren Goldsystems für eine große Nation wie Deutschland, wohl eben so viel werth sei, wie die Hamburger Freihafenordnung, für die bereits 40 000 000 66 bewilligt seien, und noch weit mehr geopfert werden müßten. Die Kosten der Herstellung des Münz— systemz, wie Deutschland es jetzt beinahe und hoffent⸗ lich einst ganz haben werde, fielen gar nicht ins Gewicht gegen die Kosten, die England zu gleichem Zwecke früher auf⸗ ewendet habe. Was solle es denn heißen, wenn der Abg. i , sage, die Macht der Thatsachen habe Deutschland verhindert, die Münzreform einzuführen? Wenn Deutschland noch 200 bis 300 Millionen Mark alte Thaler abgestoßen hätte, so wäre man in Deutschland ja mitten in der Gold⸗ währung. Leider wisse man nicht, wie hoch der Gold- und Silberbestand der Bank sich belaufe; darüber Klarheit zu haben, sei ein Wunsch, den er mit dem Abg. Leuschner theile. Man sei auf Schätzungen angewiesen und ohne einen Allarm in die Welt hinauszusetzen, wolle er amehmen, die etwaige Hälfte des Bankbestandes, also ungefähr 300 Millionen, bestehe aus Silber. Wire es denn eine Herkulesarbeit, diesen Bestand ahzustoßen? Zu der Be⸗ hauptung, die der Bankpräsident srüher gethan habe, es sei unmöglich, Silber zu verkaufen, könne ein Kenner des Geld— markts doch nur lächeln. Die jährliche Silberprodultion be⸗ wege sich um 400 Mill. Mark; die würden zoch nicht einge⸗ pfeffert und eingesalzen. Beiläufig 100 Vill. Mark führe jährlich die amerikanische Regierung aus und die 300 anderen Millionen würden, wie das der Geldmarkt zeige, ganz gut verkauft. England führe jährlich 200 Mill. nach Asien und selbst Oesterreich mit seiner Papierwährung habe im letzten Jahre 20 Mill. Silber gekauft. Könnte. Deutschland bei diesen Verhältnissen nicht 40. Mill. auf den Markt bringen? Und hätte Deutschland nach 1879, den Silber⸗ verkauf fortgesetzt, so wäre es jeßt die Hälfte des Bankschatzes 6 los. Also keine Uebertreibung! Leider habe der Bankpräsident, als derselbe hier die Einstellung der Silberverkäufe befürwortet abe, etwas zu weihevoll aus⸗ gerufen: Das Ausland würde Teutschland für diese Einstellung segnen. Es habe es allerdins gesegnet; denn während Deutschland Gewehr im Arm! gestanden habe, hätten andere Nationen Silber verkauft, daß s eine Lust gewesen sei. Und es würde Deutschland noch mhr segnen, wenn Deutschland sich jetzt der bimetallistischen Kawvention anschlösse, das Gold abgäbe und Silber annähme. Der Abg. Leuschner spreche ein großes Wort gelassen aus, die deutsche Goldwährung stehe blos auf dem Papier. Der gane deutsche Handel und Verkehr, die ganze Stellung Deutschlande in der Welt, dem Kredit, dem Umfatz, der Produktion und dm Absatz nach beruhe auf der faktischen Goldwährung, die Teutschland habe und ohne die es sich in der Welt nicht sehe llassen könnte. Glaube man denn, daß man in Paris 12 Francs für einen Hundert⸗ markschein geben würde, wan die Goldwährung nicht wäre? Daher sei es ihn schwer verständlich, daß ein Herr, der mitten im praktischen Leben stehe, hier vor aller Welt behaupten könne, die deutsche Gold⸗ währung stehe nur auf dem papier. In der ganzen Welt sei im internationalen Verker Gold die einzige Währung. Er glaube, man habe in Deischland ein solideres Geldsystem als früher und könne sich ganz gut in der Welt sehen lassen. An dm Goldumlauf von 1400 bis 1500 Millionen sei Deutschlnd ungefähr mit 4090 — 509 Mill. betheiligt und daß Deutschlad daneben noch 500 Millionen in Silber und 150 Million in Kassenscheinen und etwas in Banknoten habe, das sei keieswegs unsolide. Ein ungedeck⸗ ter Banknotenverkehr von 390 Millionen und ein Kassenschein⸗ umlauf von 150 Millionen sei nichts Exzessives; und wenn auch der deutsche Goldvorra) auf den Kopf hinter dem von England und Frankreich irückstehe, so stehe Deutschland doch den übrigen Natinen gleich oder sehr nahe. Es sei zuzugeben, daß manbei Einführung der Goldwährung die Entwerihung des Silbs nicht in dem Maße in die Be⸗ rechnung gezogen habe, wie le thatsächlich eingetreten sei. Um so richtiger sei aber der zei Einführung der Goldwährung maßgebende allgemeing (sichtspuntt, Sicherheit in diesen Dingen zu schaffen. Wenn dann auf die Abnahme der Gold⸗ produktion hingewiesen wode, so sei doch auch gar nicht ge⸗ sagt, daß der Bedarf an old nur dann zu decken sei, wenn steis die allerhöchsten Quatitäten, die in einzelnen wenigen Jahren zufällig erzielt, geonnen würden. Die Befürchtungen einer künftigen Goldnoth seien lediglich ein Phantom; für künftige Vedürfnisse kön die Gegenwart unmöglich sorgen. Eine rings von Feinden umgebene Nation, wie die deutsche, sönne ihr Münzsystem cht auf eine papierne Konvention basiren. Es sei ferner rihümlich, daß man ein besseres Verhältniß von Gold ; Silber als von 151 zu 1 fest⸗ setzen könne. Er wolle ir an das Fiasko erinnern, welches ber Münzkongreß selbst nach dem Jeugniß der Anhänger desselben erlitten habe. Is im vorigen Jahre der Kongreß
mit
als eine heilsame That igekündigt sei, habe er offt daß er sich über sein Komen freue, da nun endlich die
Sterilität jener Idee nachgewiesen werde. Er habe hinzu⸗ gefügt, er habe das Vertrauen, daß die Reichsregierung sich ablehnend verhalten und höchstens einige Konzessionen machen werde, um anderen Staaten, die Verlangen nach der Doppel⸗ währung hätten, die Einführung derselben zu erleichtern. Alles sei eingetroffen, wie er vorausgesagt, und die Männer der Wissenschast, auf die man sich beziehe, beständen in 3 oder 4 Professoren, die man als berühmt hinstelle. Er wolle auch sie nicht kritisiren, aber sie seien doch nicht Beweise, mit denen man eingreifen könne in eine so wichtige Angelegenheit, wie die dieser Münzreform. Die Gefahr, die entstehen könnte, wenn das Gold wirklich so rar werde, wie die Herren prophe⸗ zeiten, verkenne er so wenig wie die umgekehrte Gefahr. Das Bedürfniß einer Währung sei, daß sie stabil sei. Ueber das Zweischneidige, was wünschenswerth sei, ob eine Währung, die die Tendenz habe, leise an Werth zuzunehmen oder zurückzugehen, darüber wolle er heute Betrachtungen nicht anstellen. Nur so viel wolle er sagen, daß jttzt, wo so viel Sozialpolitik gemacht werde, die größere Gefahr für den Unbemittelten, für den, der Arbeitslohn empfange, ja selbst sür den Staat in dem Herabgehen der Währung liege. Die deutsche Nation werde darum nicht ein⸗ greifen in die zur Durchführung der Münzreform nöthigen Maßregeln und mit dem Aufräumen des Silbervorrathes sich in der Weise verhalten, wie sie die deutsche Regierung auf dem Pariser Münzkongreß bezeichnet habe. Deutschland habe ein höheres Interesse, sich ablehnend gegen die bimetall stische Münzkonvention zu verhalten, als England und selbst die Niederlande mit ihren Kolonien oder selbst Frankreich, von Italien gar nicht zu reden. Er müsse den Abg. Leuschner nicht richtig verstanden haben, als derselbe hinzugefügt habe, Hr. Soetbeer, sein hochverehrter Freund, sei der Ansicht, man könne eine Konvention abschließen, die das Werthverhältniß zwischen Gold und Silber feststelle. Wenn derselbe gemeint habe, inklusive England, so wolle er nicht widersprechen, aber das habe Hr. Soetbeer im Gegensatz zu ihm zugegeben, daß, wenn England einer solchen Konvention beitrete, es möglich sei, für längere Zeit das Verhältniß festzustellen, ohne England aber nimmermehr, und sogar Hr. Arendt, der eifrigste Vertreter der Doppelwährung, habe den Gedanken ausgesprochen, daß man ohne England nichts machen könne. Der verstorbene Hr. Seyd, einer der bestunterrichteten Männer in dieser Frage, habe aus⸗ drücklich eine Münzkonvention für jedes Land und speziell für Deutschland für verfehlt gehalten, so lange England nicht daran theilnehme. Jetzt, wo Englands Nichttheilnahme immer deutlicher werde, wolle man Deutschland an den Gedanken ge⸗ wöhnen, daß Deutschland einer solchen bimetallistischen Kon⸗ vention ohne England beitreten könnte, aber er glaube, in Deutschland werde man nicht erst davor zu warnen brauchen. Den Liverpooler und Manchester Kaufleuten, welche für die Bildung von bimetallistischen Konventionen Propaganda gemacht hätten, antworte er: Man solle nur erst in England anfangen, dann wolle Deutschland sich überlegen, was es thun wolle. Der Abg. von Reden entgegnete, der Vorredner habe seine Meinung gegen früher schon etwas geändert, denn während derselbe früher für eine allgemeine Goldwährung eingetreten sei, wolle derselbe jetzt diesen Kreis etwas enger gezogen wissen. Er hoffe, daß der Vorredner dereinst in das bimetal⸗ listische Lager übergehen werde. Man begehe oft den Fehler, diese Frage als eine politische, als eine Parteifrage hinzustellen. Der Vorredner habe sie früher in einer Schrift in noch stärkerer Ausdrucksweise sogar mit dem Klerikalismus in Verbin⸗ dung gebracht. Stelle man doch die Sache nicht so dar, als wären die Bimetallisten Reaktionäre und die Mono⸗ metallisten Liberale. Er wenigstens verwahre sich aus⸗ drücklich dagegen, als sei die Währungsfrage eine politische Frage. Sie sei ein rein technische Frage, allerdings eine solche von eminent wirthschaftlicher Bedeutung. Die bimetallistischen Bestrebungen ständen allerdings im Gegensat zum Manchester⸗ thum, dieses aber sei durchaus nicht identisch mit dem Libe⸗ ralismus. Die Beantwortung der Frage, ob es möglich sei, das Werthverhältniß von Gold und Silber gesetzlich zu fixiren, erscheine ihm als der Hauptkern der ganzen Frage. Daß dies möglich sei, zeige die französische Doppelwährung von 1850 — 71. Nun sage der Vorredner, es hätten immer Schwan⸗ kungen im Silberpreise stattgefunden. Nun habe aber der englische Nationalökonom Seyd unwiderleglich nachgewiesen, daß die scheinbaren Schwankungen lediglich — — seien durch die Transportkosten von England nach dem Kontinent und umgekehrt, je nachdem England Silber für Indien gebraucht habe oder nicht; Soetbeer gebe zu, daß die französische Alternatiy⸗ währung das Steigen des Silberpreises verhindert habe. Es sei ein erfreuliches Zeichen, daß liberale Männer, welche früher für die Goldwährung gewesen seien, in ihren Schristen für den Bimetallismus eingetreten seien, und er glaube, daß es neben dem Abg. Bamberger nur noch wenige gelehrte An⸗ hänger der Goldwährung gebe. Dieser Umschwung der Mei⸗ nung datire genau aus der Zeit, wo man überhaupt angefan⸗ gen habe, sich mit dieser Sache zu beschäftigen und seitdem die Männer der Wissenschast sich von den sogenannten gold⸗ kundigen Autoritäten freigemacht hätten. Verschiedene Han⸗ delskammern hätten sich für den Bimetalliemus aus- gesprochen, und er wundere sich, daß der Vorredner, ber sonst so großes Gewicht auf das Urtheil der Handelskammern lege, sich diesmal nicht von denselben bestimmen lasse. Auf der ersten Pariser Münzkonserenz, auf der Deutschland durch seine Abwesenheit e nn habe, habe sich die Meinung noch nicht geändert. Auf der zweiten Konferenz hätten sich schon die Niederlande, Spanien und Italien für den Vimetallismus erklärt, Rußland und Däne⸗ mark hätten Vermittelungsvorschläge gemacht, und Deutsch⸗ land habe sich zu gewissen Konzessionen bereit erklärt. Nach diesen Thatsachen würde nicht mehr behauptet werden können. daß der Bimetallismus absurd sei. Es herrsche die Meinung, als ob Deutschland mit der Silberausprägung vorgehen müsse. Davon sei durchaus bei den Bimetallisten keine Rede. Es solle in einer alliance à trois oder à quatre vorgehen und es handle sich nur um die Frage, ob mit oder ohne England. Zunãchst glaube er, würde es sehr günstig wirken, wenn Frankreich und England erklären würden, ihrerseits zunächst mit