der Personenverkehr 2 393018 60 (2,7 o/,
der Güterverkehr 11133814 6 (5,1 o/o),
während die sonstigen Einnahmen gegen das 1621894 M (6,7 0½) zurückgeblieben sind. Von der Gesammteinnahme entfallen
1879/80.
auf den Personenverkehr 26,5 oO /o
auf den Güterverkehr 66.4 0 / auf die sonstigen Einnahmen 7,1 Oo 3 Oso ⸗
Die im Berichtsjahre besonders in der Steigerung des Güter⸗ verkehrs hervorgetretene Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse in vielen Theilen des Landes ist auch nicht ohne Einfluß auf die Personenfrequenz geblieben. Wenn auch zum Theil vorübergehende, außergewöhnliche Veranlassungen, wie bei den westlichen Bahnen in den Monaten Mai bis Oktober die Düsseldorfer Gewerbeausstellung, zeitweise eine ungewöhnliche Belebung des Verkehrs herbeigeführt haben, so wurde doch wiederum der Vergnügungs⸗ und Badeverkehr durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse des Sommers beeinträch⸗ tigt, so daß die stattgefundene Erhöhung der Frequenz und der Ein⸗ nahmen des Personenverkehrs dem allgemeinen Verkehrsaufschwung zugeschrieben werden darf. .
Wenn bei den verstaatlichten Bahnen die durch einfache arith— metische Reduzirung der Ergebnisse der fünfzehnmonatlichen Rechnungs⸗ periode vom 1. Januar 1880 bis 31. März 1881 auf Ein Jahr er⸗ haltenen Beträge eingestellt werden, so haben sich die Einnahmen aus dem Personenverkehr im Berichtsjahre zwar
um 2 393 018 S. (2, 8 o) . erhöht, jedoch entspricht diese Steigerung nicht der Erweiterung des Bahngebietes (um 4 0/0). Ein bei Weitem günstigeres Resultat er⸗ giebt sich jedoch, wenn bei den verstaatlichten Bahnen die wirk⸗ lichen Einnahmen aus dem Personenverkehr für die zwölfmonatliche Periode vom 1. April 1880 bis 31. März 1881 in Rechnung gezogen werden. Es stellt sich alsdann die Erhöhung der Einnahmen gegen das Vorjahr auf 4 887 414 M6 (5,6 C), übersteigt mithin die Er⸗ weiterung des Bahngebietes noch um 1,6 9.
Die Perso nenbeförderung ergab im Lokalverkehr 62511 455 y5 — 71,9 6 (1879 - 80: 60 629 633 A6 — 7157 !), im direkten Verkehr 24 436 350 MS. — 28,1 oso (1879 - 86: 23 932 352 S6 — 28,3 oo), zusammen 86 947 805 S6 (84 561 985 A6), die Gepäcküberfracht 3026055 6. 156 50 (G3 Ol 466 6 S 1,6 6b, die sonstigen Erträge waren 50 564 M6 (51 955 S).
Es hat hiernach bei der Personenbeförderung im Lokalverkehr gegen das Vorjahr eine Steigerung der Einnahmen
um 1881 822 M. (3,61 oso) und im direkten Verkehr eine solche um 503 998 AM (2,1 00) stattgefunden. ;
Demgemäß ist die
beförderung um 2375 820 AS (2,8 Olo) gegen das Vorjahr gestiegen. -
Die Einnahmen sind bei sämmtlichen 4 Wagenklassen gestiegen, bei der Militärbeförderung hat eine geringe Abnahme stattgefunden. Es kamen in den einzelnen Klassen ein (verglichen mit 1879 —80):
t t.
lee 3 g B 087817 — 72 960) II. N 009 031 — 31,1 00 (26 480 161 — 31,3 Oo) III. 34 102 814 — 39,2 ο (33 040 315 — 39, 1 oo) IV. 17 406 804 — 20,0 o. (16779 561 — 19,9 0so) Militär 2 064 994 — 2,4 6, o (2174 631 — 265 oo) Die Gesammtzahl der Reisenden hat gegen das Vorjahr zuge⸗ nommen. Dieselbe betrug: 69 225 216 im Jahre 1879 / 80, 73 140 358 im Jahre 1880/81, hat sich also gegen das Vorjahr um 3 915142 (5,7 ) vermehrt. Von der angegebenen Gesammtzahl der Reisenden entfallen auf die einzelnen Wagenklassen: o (973121
1 10603232 II. 9 622793 3,2 Csöo (9181 437 III. 36 007 701 9,2 oMoñ9 (33 812 464 IV. 24 380 753 33,3 9s0 (23 014 556 Militär 2125 879 — IO (2243 638 Die Zahl der zurückgelegten Personenkilometer betr 2 380 044 521 in 1879 / o, 2503 460 314 in 1880 81, mithin im Berichtsjahre 123 415 793 (5,29!) mehr. Im Durchschnitt wurden pro Kilometer Bahnlänge im Jahre 1879,80 220 624, 1880 81 223 126 Personenkilometer zurückgelegt. Jeder Reisende durchfuhr durchschnittlich 1879/80: 34,38, 1880/81: 34,A,23 km. Die durchschnittliche Einnahme aus der Personenbeförderung betrug:
Vorjahr um
1880/81.
Gesammteinnahme aus der Personen—
I III I ll III
im Jahre 1879, 80 im Jahre 1880,331. 1839 Mc. 7749 560 122 1,19.
3,553 3, 47 *
pro Kilometer Bahnlänge für jede beförderte Person pro Person und Kilometer... pro Achs⸗Kilometer der Personen⸗
R 167 1 (Schluß folgt)
— Dem Bericht, welchen das K. K. österreichische Ackerbau Ministerium soeben über den Bergwerk sbetrieb Oesterreichs im Jahre 1880 veröffentlicht hat, entnehmen wir daß die Frei schürfe, deren Zahl sich Ende 1879 auf 29 476 belief, um 1454 oder 4,9 g abgenommen haben. Die zum Bergbaue verliehene Fläche betrug 168 845 ha, um 1322 ha mehr als im Jahre 1879, und zwar sind beim Bergbau auf Gold ⸗ und Silbererze 0 ba, bei jenem auf Mineralkohle 1029 hinzugekommen. Die Gesammtzahl der Privat- Bergwerks esitzer betrug 1636 und die auf einen Besitzer entfallende Bergbaufläche 99 ba. In ganz Oesterreich waren 781 Bergbau⸗ unternehmungen und 131 Hůttenunternehmungen im Betriebe. Beim Bergbau waren 84 599 Arbeiter und beim Hüttenbetriebe 9827 in Verwendung, zusammen 94 426, um 2820 mehr als im Jahre 1879. Die folgende Tabelle gewährt eine Uebersicht über die bei den einzelnen Produktionszweigen beschäftigten Arbeiter.
Bei den Bergbau-Unternehmungen, mit Ausschluß des Salj⸗ bergbaues, waren beschäftigt:
Unterneh⸗
mungen Steinkoblenbergbau 163 Braunkohlenbergbau 363 Eisensteinbergbau 67
Männer Weiber Kinder Zusammen 32 845 2699 988 36 532 26772 1859 389 29020 4328 65 116 4509 Anderen Bergbauen 188 12 297 1 n 14 538 Für sämmtl. Bergbaue 781 76 242 5752 72G 84 599 Bei den Hüttenunternehmungen, mit Ausschluß der Salsudwerke, waren beschäftigt: Unternehmungen Männer Weiber Kinder Zusammen Für die Roheisen⸗ Gewinnung. . 64 für andere Rohmetalle 67
Zusammen 131
7463 118 298 1177 132 39 1948 9249 250 337 9827
Bei dem Salinenbetriebe waren beschäftigt 9725 Arbeiter, worunter 6424 Männer.
In den Lohnverbältnissen hat sich gegen das Vorjahr keine be— merkenswerthe Aenderung ergeben. Nur in Böhmen sind die Löhne beim Kohlenbergbau erheblich gestiegen, ebenso in Tirol beim Zink— und Vleibergbau und in Krain beim ärarischen Quecksilber⸗Bergbau. In, Mähren sind die Arbeitelöhne im Allgemeinen gefunken. Die Agitation gegen die Konsumvereine, welchen man die neuerlich zu Tage getretenen Arbeiterstrikes zuschreibt, hat schon in dem Berichte jahre die Auflösung einiger Konsumpvereine herbeigeführt. So wurde der Konsumperein der Brürer Kehlenbergkau⸗Gesellschaft aufgelöst, ferner hat sich der w bei den Braunkoblenbauen Römer⸗ bad und Tüffer aufgelöst. Die in ganz Desterreich erhobenen Berg— werktzabgaben beliefen sich im Berichte sahre auf 1235 276 Fi.
1879
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Im Verlage von Julius Springer in Berlin erschien soeben: Chronik des deutschen Forstwesens im Jahre )881, be⸗ arbeitet ven Wilhelm Weise, Königl. Oberförster zu Eberswalde. VII. Jahrgang. (Preis 1 M 20 3. Alljährlich erscheint ein Heft). — Diese 3. welche es sich zur Aufgabe gemacht hat. Kenntniß dessen zu verbreiten, was in den Forstverwaltungen, in Wirthschaft und Forstwissenschaft geschieht, was erstrebt und erreicht wurde, und was als eine Aufgabe der Zukunft im Auge zu behalten ist, wurde vom Oberförster A. Bernhardt in Neustadt begründet und in vier Jahrgängen geleitet. Der V. und VI. Jahrgang wurde von Fried. Sprengel, Kgl. Forstmeister zu Bonn, fortgeführt, mannigfache Amtsthätigkeit und ein Augenleiden zwangen den Letzteren jedoch, diese Thätigkeit aufzugeben. Der VII. jetzt erschienene Jahrgang ist vom Kgl. Oberförster zu Ebers⸗ walde Wilhelm Weise herausgegeben. Der letzte Jahrgang dieser für jeden Forstmann und Forstbesitzer zu empfehlenden Zeitschrift hat fol⸗ genden Inhalt: Personalien: in allen deutschen Staaten gestorbene, pensionirte und neu angestellte Oberförster, Forstmeister und Ober⸗ Forstmeister, Thätigkeit des preußischen Beamtenvereins und des Brandversicherungsverein preußischer Forstbeamten (segensreiche Wirk— samkeit derselben); österreichischer Beamtenverein. Witterungsbericht während des Jahres 1881 Aus der Wirthschaft: Anträge und Vorschläge über verbesserte Bewirthschaftung der Forsten. Aus der Verwaltung: Der preußische Volkswirthschaftsrath und seine Wichtigkeit für die Land—⸗ und Forstwirthschaft. Aus dem Versuchswesen: Anbau fremder Holz— arten. Größe der Bewaldung in Deutschland (Gesammtfläche in Qua⸗ dratmetern 53 877, davon 48,3 90 Ackerland, 11,0 0,½0 Wiesen, 85 6, Hütungen, 25,7 ½ Forsten; in Preußen bei einer Gesammtfläche von 34823 km 500 Acker⸗ und Gartenland, A6 og Wiesen, 10,8 ο, Weiden und Hütungen, 23,3 0/0 Forsten. Das Maximum der Bewaldungen in Deutschland (in Schwarzburg⸗-⸗Rudol⸗ stadt 45.4 o,o) findet man im Allgemeinen in Gebirgsgegenden, und in ebenen Bezirken, welche sehr geringen Boden, das Minimum in ebenen Lagen mit hoher Fruchtbarkeit). Die Forstvereine in Deutschland. Die verliehenen Patente. Die Literatur.
Gewerbe und Handel.
In einer längeren Besprechung von Wilh. Lübke's „Geschichte der Renaissanee in Deutschland' in der Augsburger „Allgemeinen Ztg.“ heißt es: Wer jetzt durch einen dienstfertigen Geist, einen „diable boiteux.“ Einblick in alle Häuser Münchens erhalten könnte, würde staunen über die Umwandlung, die sich im Innern derselben seit wenigen Jahren vollzogen. Wo es nur anging, hat man Täferungen, Holzplafonds und Butzenscheiben angebracht, zum wenigsten aber einige Möbel und Geräthe im alten Style eingethan, welche den guten Willen und Vorsatz des Inwohners, das Uebrige nachfolgen zu lassen, andeuten. Wer richtet sich jetzt noch bei uns in in Mahagoni ein? Matt Eichen- und Nußbaumholz, und als Surro— gat gebeiztes Tannenholz, sodann schwarz gebeiztes Birnbaumholz und natürlich gelassenes Lärchenholz, das sind die tonangebenden Helden des Tages. Die Möbel und die Täferungen haben das übrige Kunst— gewerbe nach sich gezogen; die Ueberzüge, die Teppiche, Vorhänge und Tapeten haben ihre Muster und Farben gründlicher gewechselt, als es sonst vermöge der Jahresmode geschieht. Der Orient wurde hiebei um Aushülfe angerufen und leistete sie.
Die Metallarbeiten, die Fayencen und das Glas folgten nach; Zinn, geschwärztes Eisen, Kupfer und cuivre poli erscheinen wieder, und das Porzellan sah sich ängstlich nach einem Kleide um, worin es in dieser tieffärbigen, strengstilisirten Gesellschaft erscheinen könne. Auf dem Gebiete des Schmuckes wird noch gekämpft, indem die inter— nationale Kleidermode große Schwierigkeiten in den Weg legt.
Das Kunstgewerbe hat sich in dem kurzen Zeitraume, seitdem diese Bewegung eingetreten ist, in einer ganz erstaunlichen Weise ent⸗ faltet und sich zu kaum gehoffter Bedeutung und Anerkennung empor⸗ geschwungen. Wer hätte noch vor einem Dezennium daran gedacht, die Eröffnung des Neubaues eines Gewerbemuseums mit solcher Feierlichkeit zu umgeben, wie dies jüngst in Berlin geschah?
Unser Kunstgewerbe hat sich entschieden von Frankreich und von der Imitation italienischer Renaissance emanzipirt und ringt, den Fabriken zum Trotz, nach nationaler, lebensvoller, individueller Ge⸗ flaltung. Nicht wenig kam gerade ihm die neue Zollgesetzgebung und nicht minder die Aufstellung des Urheberrechts wie des Muͤsterschutz⸗ gesetzes zu statten, welche die aufkeimende zarte Pflanze mit einem schützenden D mme umgaben, der das Ueberfluirhen und Erdrückt— werden durch fremde Waare verhinderte
München, das allerdings die Sache noch etwas kaufmännisch rühriger und großhandelsmäßiger anfassen könnte, exportirt z. B. erst seit einigen Jahren, wesentlich auf Veranlassung der Oberammergauer Besucher, nach England und Amerika feine farbige Glaswaaren, be⸗ sonders auch bemalte. Für Glasmalereien, für welche England gleichfalls Liebhaber ist, desgleichen Schweden, hat sich ihm neuer— dings in Rumänien ein Gebiet eröffnet. Münchens Spiegel, und Bilderrahmen gehen in alle Welt, seine Goldstickereien, Kirchengeräthe und Heiligenfiguren in alle katholischen Länder der Erde. Alt— deutsche Stickereien gehen von hier aus namentlich nach Oesterreich, Entwürfe nach der Schweiz. Leinendamast wird in Deutschland für England und Rußland verfertigt, Smyrna -⸗-Teppiche und Chenillewaare für Amerika und England. Unsere trefflichen Münchener Kunstschlosserarbeiten werden in Kon— lurrenz mit Berlin nach England, Skandinavien und Holland geliefert. Von Stuttgart, Mainz, Cöln und Berlin gehen Möbel nach Ruß— land, Skandinavien, Egypten und Amerika. Tapeten, welche Ber— lin, Cöln, Mannheim, Darmstadt fabriziren, werden nach Oesterreich, Italien, Spanien, Amerika versandt. Bereits findet ferner die mit großen Anstrengungen geschaffene bedeutende Produktion Berlins in enivre oli, welche in Augsburg und Stuttgart Nebenbuhler hat, einen Theil ihres Absgtzes selbst in Frankreich. Auch nach Münchener Zinnwaaren, die in Desterreich Anklang sinden, haben die Franzosen einiges Verlangen gezeigt. Selbst Porzellan liefert Deutschland an Frankreich, gestattet demselben aber allerdingsZs die Verläugnung der Herkunft, und es wird sogar von jenem rücimportirte Waare bei uns als französisches Fabrikat verkauft. Dieses Verfahren findet leider noch in einigen anderen kunstgewerblichen Zweigen statt, ist aber doch lange nicht mehr so stark im Schwange wie früher und, Dank dem Wachsen unserer Geschicklichleit und unseres nationalen Selbstgesühls, mehr und mehr in Abnahme begriffen.
Somit dürfte es nicht mehr zu lange dauern und es wird zur (früher lächelnd bezweifelten) Thatsache, daß unsere uns so lange im Kunstgewerbe über gewesenen Nachbarn, die Franzosen, unsere kunst⸗ gewerblichen Erzeugnisse, und vor Allem diejenigen der führenden deutschen Kunstgewerbestadt, nämlich Münchens, ihres eigenartigen Ge⸗ präges, ihrer hohen Schönheit wegen, zu schätzen und zu beziehen be—⸗ ginnen, um sie in den Schaufenstern ihrer Boulevards als etwas Exquisites aufzustellen Die Vorzeichen sind ja schon längere Zeit da; in den feinen deutschen Magazinen, welche früher fast nur fran⸗ zösische, englische und orientalische Waaren führten, sah man zuerst vor einigen Jahren konkurrirend Wiener Waaren auftauchen und jetzt erblicken wir mit dem Besten in einer Reihe die Erzeugnisse des Deutschen Reichs.
Nurnberg, 2. Februar. Hopfenmarktbericht von Leopold Held. In der Schlußwoche des zu Ende gegangenen Monats sind die Preise abermals um 5 — 10 4 zurückgegangen da zu den alten Notirungen Verkäufe nicht mehr zu erzielen waren und die Eigner sehr zum Abgeben drängten und noch drängen. In Folge des niedrigen Preisstandes wurde es dem Export ermöglicht, wieder seine Thätigkeit zu eröffnen und entnimmt derselbe jetzt fäglich ein paar hundert Ballen aller Sorten in den Preislagen von 70-80 6 dem Markte. Ueber den letztgenannten Preis gehen die Exporteure nicht 'nen Die Zuführen sind immer noch beträchtlich. ie Stimmung ist matt.
Wien, 3. Februar. (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ lung der 3 sterreichisch⸗ungarischen Bank genehmigte ein⸗ stimmig die Bilanz pro 1881 mit einer Jabresdividende von 39 Fü, von welcher die Restquote von 22 Fl. von morgen ab erhoben werden kann.
Paris, 3. Februar. (W. T. B.) Das Comptantgeschäft ist fortwährend ein gutes. Hierdurch und da zugleich das Termin geschäft etwas belebter, gewinnt die Gesammtbörse an Kraft. Die egyptische Frage macht keinen Eindruck. Die Lage des Lyoner Platze⸗ dagegen erscheint noch immer sehr schwierig.
In Folge der Verhaftung Bontour' und Feders ist die Ver— sammlung der Aktionäre der - Unien gènsrale“ wieder abgefagt worden. Die Haft Bontoux' und Feders wurde aufrechterhalten.
Madrid., 4. Februar. (W. T. B.) Die Erhöhung dez Bankdiskonts auf 50½ wird von der amtlichen ‚Gaceta“ nun⸗ mehr publizirt.
Kopenhagen, 3. Februar, (W. T. B.) Die Nationalbank * 2 morgen ab den Wechseldiskont und Lombardzinsfuß auf
. .
Berlin, 4. Februar 1882.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei Jer heute beendeten Ziehung der 4. Kklasse 165. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1Gewinn von 30 000 S auf Nr. 68186.
2 Gewinne von 15 000 S auf Nr. 35 503. 48011.
49 Gewinne von 3000 MS auf Nr. 7348. 10 104. 19778. 20 405. 22417. 24 915. 24 999. 26102. 28 634. 300933. 34 320. 35 505. 35 678. 35 854. 36510. 37 316. 37 800. 42 029. 42 687. 42721. 43 792. 44 708. 45 844. 53 062. 54 253. 54 906. 55 608. 56 165. 58 593. 58973. 63 260. 63 361. 65177. 69 985. 70 572. 70 964. 72 058. 721909 765 253. 78 328. 79 998. 80 100 S3 469. 84 512. 84 791. 85 616. 89 069. 89 744. 93779.
45 Gewinne von 1500 S auf Nr. 1211. 32486. 3395. Je7. Gg, vgs, 19 196. 11 659. 12 930. 22 687. 23 544. 23 844. 28 277. 30 423. 36 356. 36 384. 37 341. 39 679. 41 014. 41 090. 41 685. 44731. 46 592. 48 323 51403. 52 902. 55 704. 62 553. 64 574. 66 419. 67 028. 69 995. 71 633. 75 352. 75 517. 77 609. 81 633. 85 821. 87 645. 93 566. 93 584.
55 Gewinne von 600 SG auf Nr. 783 1732. 4740. 8060. 8269. 8864. 10 304. 11 085. 12127. 14 679. 16626. 17 519 19510. 20 Al53. 21 350. 22 340. M 436 76 geg 27 540. 29 174. 30 810. 34 921. 52 044. 55 098. 57 530. 58 605. 59 188. 61 655. 64 998. 65 357. 67 778. 67 803. 69 126. 69 244. 69 490. 70 066. 70 342. 70 369. 70 462. 71 822, 78 197. 4 dl, n 9 d, si 44 l 82 205. 82 747. 83 019. 84 635. 90 956. 91 156. 93 4039. 94 413. 94913.
1272. 12660. 35 006. 41 574.
Der Vorstand des Vereins der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland ladet zu der 29., am 15. bis 18. Februar d. J. zu Berlin stattsindenden ordentlichen Generalversammlung der Spiritus-Fabrikanten, verbunden mit der Jubelfeier des 25jährigen Bestehen des Vereins und einer Ausstellung für Spiritus⸗Industrie, ein. Das Programm ist folgendermaßen fest— gestellt: Mittwoch, 15. Februar, Abends 6 Uhr: Sitzung der Chemiker und Preßhefe-Fabrikanten. Abends 9 Uhr: Begrüßung der Festgenossen im Central-Hotel (Friedrichstr. 143). Donnerstag, 16. Februar, Mittags 1 Uhr: Feierliche Eröffnung und gemeinsame Besichtigung der Ausstellung (Invalidenstraße 42 in der Ausstellungk— halle); Abends 5 Uhr: Festdiner im Englischen Hause (Mohrenstraße 49. Freitag, 17. Februar, Vormittags 11 Uhr: Generalversammlung (erster Tag für technische Fragen) im Englischen Hause; Abends 7 Uhr: Festvorstellung in einem zu bestimmenden Theater; nach dem Theater gesellige Vereinigung im Central⸗Hotel. Sonnabend, den 18. Februar, Vormittags 11 Uhr: Generalversammlung Ciweiter Tag für technische Fragen) im Englischen Hause. Abends gesellige Ver— einigung im Central-Hotel, Ball des Klub der Landwirthe.
Die Ausstellung dauert vom 16. Februar bis 5. März. Billets sind an der Kasse zu folgenden Preisen zu haben: Donnerstag, 16. Februar ven 11 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags 3 ; Freitag, 17. Februar, von 9 Uhr Vormittags bis Abends 7 Uhr 2 Me; Sonnabend, 18. Februar, von 9 Uhr Vormittags bis Abends 7 Uhr 2 Æ ; Sonntag, 19. Februar und folgende Tage bis Mittags 1 Uhr 1 , Nachmittags O, 50 6.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Zeitschrift für preußische Geschichte und Landes— kunde, unter Mitwirkung von Droysen, Duncker und L. v. Ranke, herausgegeben von Constantin Rößler. Neunzehnter Jahrgang. Januar⸗Februar⸗Heft. (Nr. 1 und 2.) Berlin, 18827. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. — Inbalt: Briefe des Kurfürsten Albrecht Achilles an die Verwalter der Mark Brandenburg (1470 — 1485). Dr. Christian Meyer. — Der Feldzug Burggraf Friedrichs von Nürnberg im Februar 1414. G. Sello. — Peter der Große und seine Gemahlin Katharina in Wesel. Freiherr B. v. Köhne. — Neuere Forschungen.
Mittheilungen der Großherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landes statistik. Nr. 258. — Inhalt: Ausmünzung von Reichsmünzen in der Großh. Münze in Darmstadt von 1ñ 372 — 81. — Sterblichkeitsverhältn. Nov. 1881. — Meteorol. Beob⸗ achtungen zu Darmstadt Nov. 1881. — Vergl. meteorol. Beobacht. Nov. 1881. — Ergebnisse des Landgestüts 1880. — Geburten, Sterbe⸗ fälle, Heirathen und Ehescheidungen 1880. Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1880. Eisenbahnen Okt. u. Nov. 1881. — Tägl. Wasserstände Juli, Aug, u. Sept. 1881. — Niedere landw. Unterrichtsanstalten im Großb. Hessen 1880— 81. — Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegensl. Nov. 1881. — Todesfälle III. Quartal 1881.
Politische Gesellschafts ⸗ Blätter. Sozial ⸗politische Wochenschrift. 1. Jahrgang. 9. Heft. — Inhalt: Die Ver— sicherungsfrage, insbesondere die Arbeiterversicherung. Die Frei⸗ beit und Souveränetät des römischen Stuhls. — Dalmatinische Wirren. — Die Realsicherheit der Hypothekenbriefe. — Die neuen Militärvorlagen in Frankreich. — Vermischtes. — Correspondenz.
Humboldts Monatsschrift für die gesammten Naturwissen⸗ schaften, 2. Heft (Verlag von Ferdinand Enke in Stutt= gart), enthält nachstehende Original ⸗ Aufsäͤtze: Professor Aug. Heller in Budapest: Ziele und Wege der modernen physika⸗ lischen Forschung. — Professor Dr. Aug. Vogel: Vegetation und Technik. — Privat Doc. Dr. C. Chun: Die mifroskopischen Waffen der Cölenteraten. (Mit Abbildungen) — Prosessor Pr. H. Fleck: Die Genußmittel. — Dr. H. Reichenbach: Darwins neuestes Werk über die Arbeit der Würmer. — Dr. J. Höfler: Verschwun⸗ dene Meere. (Mit Abbildungen.) — Ingenieur Th. Schwartze: Das moderne Beleuchtungswesen. J. — Prof. Dr. EG. Reichardt: Alexander von Humboldt. 11. — Fortschritte in den Naturwissen⸗ schaften. — Literar. Rundschau. — Bibliographie. — Astron. Ka— lender. — Neueste Mittheilungen.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Druck! W. Elgnen Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).
Berlin!
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Auzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
ES8S2.
Berlin, Sonnabend, den 4. Februar
— —
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 4. Februar. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (7) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den weiteren Erwerb von Privat— eisenbahnen für den Staat, fort. Nach dem Abg. Büch⸗ temann ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten May— bach, wie folgt, das Wort:
Es wird mir nicht so ganz leicht werden, auf alle die Details, die der Herr Vorredner erwähnt hat und welche nach meiner Auf— fassung den Kern der Sache in keinem Punkte treffen, sofort zu erwidern. Ich werde es indeß versuchen, und daran eine weitere Be⸗ gründung der Vorlage selhst knüpfen. .
Zunächst möchte ich Einiges auf das erwidern, was der Hr. Abg. von Tiedemann bemerkte. Es ist von ihm bemängelt worden, daß bei der jetzigen Einrichtung eine Verschiebung in der Verwaltungs⸗— organisation von den nachtheiligsten Folgen für die Kommunen, die bisher Steuern erhoben haben, und auch für die Kreise seien. Nach den bisherigen Gesetzen waren wir nur berechtigt, die Steuer an die Kommunen weiter zu zahlen, nicht an die HKreise, und das hat ein Erkenntniß des Ober-Verwaltungsgerichts ausdrücklich ausgesprochen. Die Staatsregierung verkennt aber nicht, daß in dem gegenwärtigen System ein Uebelstand liegt. Die Gemeinden sind mit ibrem Haushalt auf eine bestimmte Summe der Regel nach ange⸗ wiesen, und wenn eine Verschiebung in der Organisation durch Zu— tritt neuer Strecken durch Zutritt früher unter anderer Verwaltung gestan⸗ dener Bahnen eintritt, so erwachsen daraus für die Kommunen Uebelstande, die möglichst vermieden werden müssen. Wir sind mit der Erörterung be⸗ schäfligt, wie diesem Zustande abzuhelfen sein würde, und würden erentuell in Aussicht nehmen, durch eine besondere Gesetzesvorlage den berechtigten Wünschen der Kommunen nach dieser Seite entgegen zukommen. Es liegt der Staatseisenbahnverwaltung und der Staats⸗ regierung durchaus fern, aus dem Erwerb der Eisenbahnen ein Geschäft zu machen zu Gunsten der Staatskasse, zum Nachtheil der Kommunen. Wir stehen ja im Gegentheil auf dem Boden, daß wir eine Erleich⸗ terung der Gemeinden wünschen in ihrer Belastung, die ja an manchen Punkten ganz unerträglich geworden ist. — Die Berlin-Anhaltische Bahn, deren der Hr. Abg von Tiedemann gedacht hat, ist allerdings für die Arrondirung des Complexes, dessen Aufnahme in den Staats—⸗ besitz wir Ihnen vorschlagen, sehr erwünscht; die Verhandlungen dar— über schweben noch, ich habe aber die Hoffnung, daß sie zum guten Ziele führen werden, und wenn dem so, so werden wir, vorausgesetzt, daß das hohe Haus der jetzigen Vorlage zustimmt, noch in die Lage kommen, Ihnen eine bezügtliche Gesetzesvorlage zu machen.
Der Hr. Abg. Büchtemann hat nun zunächst gefragt, weshalb wartet man denn nicht noch etwas, man kann ja die Wirkungen der bisherigen Operationen noch nicht genügend übersehen, es hat ja noch Zeit. Der Herr Abgeordnete bezweifelt die gute Wirkung im Prinzip wielleicht ebenso sehr, wie auch in der Praxis. Es ist mir das nicht unerwartet bei ihm, er hat ja auf einem gewissen Gebiete sich auch Erfahrungen gesammelt, Erfahrungen, die ich aber für mich — ich sage das ganz offen — nicht als maßgebend anerkennen kann. Es kommt für mich darauf an, ob Jemand den Ueberblick gewonnen hat über das Ganze der Sache, und diesen Ueberblick kann ich dem Herrn Abgeordneten nicht zugestehen. Sie fragen dann, ja, weshalb wartet man denn nicht? Die Regierung hat ja vor zwei Jahren erklärt, sie wäre der Ansicht, daß man die Wirkung erst übersehen müsse. Nun, wir haben damals die Schwierigkeiten der Durchführung der Organisation, der Einverleibung in das alte Netz überschätzt, auf der andern Seite die Nachtheile, die Bedenken, die sich aus dem Fortbestehen des gegen— wärtigen Zustandes ergeben, unterschätzt. Wir haben uns sagen müssen, es wird der Verwaltung, wie sie jetzt sich gestaltet, — es ist ein Pferd mit drei Beinen, gestatten Sie mir den Vergleich — nie mög⸗ lich sein, so viel zu leisten und so glatt zu laufen, wie dies der Fall sein würde, wenn sie noch das in sich aufgenommen hat, was zur Ergänzung ihres Netzes gehört.
Diese Wahrnehmungen sind es, die uns bestimmen, schon jetzt mit einer Vorlage vor Sie zu treten, mit dem Zwecke, auf einem großen abgeschlossenen Gebiet aus dem bisherigen Nriegszustande in einen Friedenszustand zu gelangen, einen Friedenszustand zum Nutzen der Bevölkerung, zum Nutzen auch der Finanzen des Staats und der Verwaltung selbst.
Der Hr. Abg. Büchtemann hat weiter eingewendet: wir haben ja noch gar keine Garantien gegen Mißbrauch der Gewalt, welche der Staatsregierung gegeben wird, weder in wirthschaftlicher noch in finanzieller Beziehung, die betreffenden Gesetzesvorlagen sind ja noch nicht zur Annahme gelangt.
Daß der Herr Abgeordnete sich darüber beschwert, ist mir nicht recht begreiflich, weil er selbst im vorigen Jahre erklärte, die Ga— rantien seien werthlos, und weil er sich in der Kommission dagegen ausgesprochen hat. Wir werden also sehen in welcher Weise er glaubt die Garantien wirksamer gestalten zu müssen.
Der Herr Abgeordnete findet die Kritik über die Privat⸗ bahnen eigenthümlich, insofern sie sich dahin richtet, daß die Privatbahnen in Bezug auf die Unterhaltung und Erneue— rung nicht mit der Sorgfalt vorgehen möchten, mit der sie sonst verfahren würden, wenn sie nicht die Hoffnung auf Verstaat⸗ lichung hätten. Ja, meine Herren, wenn der Zustand auf den Privat— bahnen jetzt auch noch gut ist, wer sagt Ihnen denn, daß, falls diese Lage der Dinge noch lange fortdauert, er auch noch lange gut bleiben wird? Denn die Spekulation auf die Verstaatlichung besteht ja, Sie können alle Tage an der Börse hören, daß bald dieses bald jenes Unternehmen verstaatlicht werden soll. — ohne allen Grund, das mag sein, aber es macht doch Eindruck auf die Aktionäre und auf die Ver⸗ waltungen und diese werden nicht geneigt sein, noch große Aufwen⸗ dungen zu machen, insbesondere auch für Sekundärbahnen. Ich möchte nur eine Bahn anführen, die Berlin ⸗Hamburger. Ich weiß nicht, ob dem Herrn Abgeordneten bekannt ist, welche Stellung diese den Sekun⸗ därbahnen gegenüber einnimmt, die an ihrer Seite entsteben. Ich kann es ihr ja nicht verdenken, daß sie Unternehmungen, die wenig oder gar nicht rentabel sind, nicht 2. mit baaren Mitteln unterstützt, aber ich meine doch, es wäre einer so außerordentlich reichen und mächtigen Bahnverwaltung möglich und auch angemessen, wenn sie sich den Aus— ban der Sekundärbahnen an ihrer Selte materiell wohlwollender er⸗ wiese. Uebrigens bin ich weit entfernt, ihr daraus einen Vorwurf zu machen, sondern ich habe nur die Thatsache konstatiren wollen.
Dann, meine Herren, ist von dem Herrn Vorredner erwähnt, daß in Bejug auf die Ertheilung von Konzessionen für Se⸗ kundärbahnen übermäßige Schwierigkeiten gemacht werden.
muß diesen Vorwurf rundweg ablehnen. Wir haben darüber, welche Erleichterungen zulässig, weitläufig verban⸗ delt, und es ist in manchen Punkten, so weit es eben in unserer Macht stand, eine Erleichterung gewährt worden. Aber der Grund, meine Herren, weshalb die Sekundärbabnen beute nicht aus der Erde springen, das liegt auf einem andern Gebiet. Es kommen ja zahlreiche Anträge an mich, um Genehmigung zu Vorarbeiten für Sekundärbahnen und um Kenzessionen. Ich bin indeß diesen An— trägen gegenüber etwas sreptisch. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hinter diesen Anträgen häufig die Spekulation steckt, daß mit anderen Worten der Schwindel sehr stark betheiligt ist bei diesen Anträgen, daß man bald mit diesen Anträgen auf die Course von
gewissen Aktien einen Druck zu üben versucht, bald jene Genehmigung
zu Vorarbeiten zu verwerthen sucht, bald Unternehmungen im Auge
hat, wie in der Zeit von 1871 bis 1873, an die ich nicht wieder erinnert sein möchte. Und, meine Herren, wenn jetzt in
der Zeit des Krachs, wie er jetzt auch wieder eingetreten ist, im
Auslande, bei uns in Berlin und in Preußen die Verhältnisse des
Geldmarktes gesunder aussehen, — Gott sei Dank! — als anderswo,
so darf ich das sehr stark dem Umstande zuschreiben, daß wir in
dieser Beziehung — ich meine in Bezug auf die Propagirung des
Sekundärbahnwesens im Wege der Privatspekulation — sehr vor—
sichtig gewesen sind.
Der Herr Abgeordnete hat dann bemerkt: Ja, diese Finanz resultate für das Jahr 1880, für sich berechnet, ergeben ja nur 14900900 M Ueberschuß, wenn die Privatverwaltungen die Bahnen noch gehabt hätten, wären es 7 Millionen gewesen, es würden also bei der Staatsverwaltung nur 7 oder 8 Millionen Mehrertrag her⸗ auskommen. Das ist richtig, wenn man die Rechnung nach der frü— heren Buchführung legte, es ist dies auch in der Denkschrift ganz offen gesagt worden, aber, meine Herren, was beweist das? Ist dieses Resultat auf denselben Grundlagen gewonnen, auf denen die Privatbahnen es erzielt haben könnten? Das ist die Vorfrage und die verneine ich.
Die Sekundärbahnen, die wir bisher gebaut haben und deren Weiterbau wir Ihnen vorschlagen, jzusammen seit zwei Jabren nicht weniger wie 40 mit einem Kapital von hundertundvierzig Millionen Mark, bauen wir eben, wie der Hr. Abg. Büchtemann richtig gesagt hat, aus den uns gewonnenen Ersparnissen der Privatbahnen. Es giebt keine nützlichere Verwendung für dieses Geld als die Entwickelung der Sekundärbahnen im Interesse der Wohlfahrt des Landes, und ich möchte wissen, ob in irgend einem Landestheile der Wunsch bestände, wir möchten in dieser Weise weniger thun, wie wir gethan haben. Im Gegentheil, ich glaube, daß wir, sowie es die Verhaäͤltnisse ge—⸗ statten, besonders die Lage der Finanzverwaltung es zuläßt, in diefer Beziehung weiter noch Manches thun müssen. 118 von den 141 J haben wir aus diesen Ersparnissen für solche Zwecke ver— wendet.
Der Herr Abgeordnete erwähnt weiter, die Besoldungen der Be⸗ amten bei den verstaatlichten Bahnen werden erhöht werden müssen, das wird zu erheblichen Ausgaben führen. Gewiß, meine Herren, die Besoldungen der Unterbeamten bei den verstagtlichten Bahnen waren meistentheils recht schlecht, und es ist unsere Pflicht und unser Wunsch, für diese Beamten Sorge zu tragen. Ich habe ein Ver⸗ zeichniß zur Hand, woraus hervorgeht, daß für die verstaatlichten Bahnen bis jetzt überhaupt gewährt sind 1816000 SF an Be⸗— soldungserhöhungen.
Ich glaube, wir erfüllen damit eine Pflicht gegen diese Beamten, und daß die Staatsverwaltung gewillt ist, das auch noch weiter zu thun, dafür liefert der Etat den Beleg.
Daß die Züge nicht genügend vermehrt wären, hat der Herr Abgeordnete bemängelt. Ich habe die desfallsige Behauptung im vorigen Jahre in dem Sinne aufgestellt, daß die Züge nicht ver— mindert seien, wie damals angegeben wurde, ich habe aber aus den verschiedensten Theilen des Landes, und gerade auch aus denjenigen Theilen, die dem Herrn Abgeordneten von früherer Zeit nahe stehen, den Ausdruck des Dankes bekommen für die Ver⸗ besserung der Zugverbindungen, die wir geschaffen haben, für die Vermehrung der Stationen und Haltestellen und für die Verbesserungen der Verkehrseinrichtungen. Und ich kann mich auch auf seinen eigenen Wahlkreis Potsdam berufen, dessen städtische Vertretung mir den Dank ausgesprochen hat, daß für sie gut gesorgt sei; auch Magdeburg ist zur Zufriedenheit bedacht, in welchem Bezirk er für den Reichstag gewählt ist.
Ueber den Tarif hat der Herr Abgeordnete sich auch ausgesprochen. Er hat gesagt, es ist eine Erhöhung eingetreten in Hannover von so und so viel bunderttausend Mark und es ist ein Segen daraus nicht erwachsen. Die Tarifregulirung, wie sie stattgefunden hat, konnte ja nicht im Wege der Nivellirung auf einmal erfolgen, das wäre auch nicht zweckmäßig, wir müssen den Verbältnissen Rechnung tragen, wir dürfen auch nicht mit Ermäßigungen sprungweise vorgehen, wir müssen vorsichtig sein; denn wollten wir das thun, würden wir zu der Noth— wendigkeit gelangen, die ich absolut perhorreszire, später wieder Er⸗ höhungen eintreten zu lassen, wie sie in den Jahren 1871 — 1874 auf Initiative der Privatbahnen zur Ausführung gekommen sind. Sehen Sie nach auf Seite 237 des Betriebeberichts, da ist gesagt, daß aus den eingeführten Tarifänderungen sich eine Gesammtmindereinnabme von 702 270 S6 ergiebt, und daß in der Provinz Hannover auf der einen Seite einer Mehreinnahme von 300 0090 „M eine Minder einnahme von 400000 6 gegenübersteht, weil die Provinz Hannover vermöge des zersplitterten Eisenbahnnetzes nicht gleichmäßig behandelt wurde. Bezüglich der Differentialtarife, meine Herren, habe ich meine Grundsätze so oft ausgesprochen, daß es in der That nicht nöthig sein wird, darüber noch ein Wort zu reden. Ich glaube, daß, wenn der Herr Abgeordnete seine Aeußerungen, die er im Reichstage gethan hat, mit seinen heutigen Aeußerungen vergleicht, er mir wird zugestehen müssen, daß dieselben nicht immer ganz übereinstimmen. In der Reichstagesitzung vom 5. Dezember behauptete Hr. Büchte⸗ mann:
„Heute kommt das Getreide fast ausschließlich über die russi⸗ schen Häfen — diesen Ersatzweg haben die russischen Bahnen sich suchen müssen, weil sie bei den deutschen Bahnen keine Gegenliebe fanden — mit russischen, schwedischen und norwegischen Schiffen über Stettin von dort per Wasser hierher.“
Vorhin bat er gesagt, die Differentialtarife sind nicht aufgeboben, bier wird aber gesagt, weil keine Gegenliebe gefunden sei, werde der Wasserweg benutzt.
Dagegen hat der Herr Abgeordnete in der Landtagssitzung vom 17. Dezember 18580 behauptet:
In Bezug auf das Getreide habe ich schon bemerkt, daß das russische Getreide, welches allein für den Konsum im Innern Deutschlands in Betracht kommt, noch heute zu denselben Sätzen fährt, wie früber, daß also in den wichtigsten Getreide⸗ tarifen mit dem Ausland keine Aenderung nach der Verstaatlichung eingetreten ist.
Ich weiß nicht, wie diese Dinge mit einander in Einklang zu bringen sind. Ueber die Konkurrenz am Rhein hat der Herr Ab⸗ geordnete in der Reichstagssitzung vom 15. Dezember 1881 behauptet — ich bitte um Entschuldigung, daß ich diese Acußerungen verlese, es ist aber zur Richtigstellung nothwendig:
Früher bestanden Differentialtarife von Ungarn und Galijien, die die Einfuhr von Getreide nach den westlichen Provinzen erleichterten; sie sind beseitigt, sind aufgehoben.
; Was ist die Folge? Heute wird das Getreide in die rheini⸗ schen Provinzen fast ausschließlich auf dem Rbein importirt.
In der Landtagssitzung vom 17. November 1880 hat er erklärt:
Diese Tarife (Getreidetarife von Ungarn nach Rbeinland und Westfalen) sind überhaupt niemals in Deutschland Diffe⸗ rentialtarife gewesen; — sie haben sich bei der Umrechnung nicht erhöbt, sondern zum Theil ermäßigt.
Ueber die Nohzuckertransporte werden wir uns rielleicht später noch unterhalten. — Wenn der Herr Abgeordnete über die Orga⸗ nisation der Verwaltung anführt: das ist ja alles nicht richtig, es sollte decentralisirt werden; es wird aber centralisirt noch viel mehr wie bisher, — ja, meine Herren deutlicher kann man es Ihnen nicht
vorlegen, als wenn man in der Organisation genau bestimmt, diese Be⸗ fugnisse hat sich der Minister vorbehalten, alle übrigen fallen auf die Provinzial⸗ und Lokalbehörden. Es ist durchaus nicht meine Meinung, mich in die Obliegenheiten der Provinzialinstanzen ein⸗ zumischen, ich danke dafür; diese Dinge können und müssen die Pro⸗ vinzial⸗ und Lokalbehorden viel besser beurtheilen. Aber, meine Herren, sowie irgend etwas passirt, dann wendet man sich an mich, ich soll verantwortlich sein, daß die Coupés immer geheitzt sind, daß die Restaurationen guten Kaffen und gutes Bier verkaufen ꝛc. Wenn einmal ein Wagen nicht angehängt wird an einen Zug, so werde ich dafür verantwortlich gemacht, als ob das nicht Sache der Provinzial⸗ instanz ist. Ich kann also einen solchen Vorwurf, daß man hier nach Centralisation strebe, nicht annehmen. Meine Herren, einen that⸗ sächlicheren Beweis für meine Behauptung kann ich Ihnen kaum liefern, als wenn ich mittheile, daß, seitdem wir die Verwaltung der verstaat⸗ lichten Bahnen übernommen haben, die Arbeitskräfte in der Central⸗ instanz nicht verstärkt worden sind. Die Wagenämter in ihrer Trag weite ganz zu würdigen, — ich weiß nicht, ob der Herr Abgeordnete dazu in der Lage ist; ich habe ein Urtheil gelesen in einem öffentlichen Organ, welches eine amtliche Berichtigung erfahren hat, ich weiß nicht, ob ich ihn als den Verfasser des Artikels in dem betreffenden hiesigen Blatte ansehen soll. (Ruf: welches?) Die Tribüne! — Die Thatsache, daß durch das Wagenamt im Jahre 1880ñ81 der bis dahin ronisch gewesene Wagenmangel im Ruhr⸗ revier beseitigt worden ist, ist nicht wegzuleugnen. Wenn der Herr Abgeordnete weiter sagt, die Bergisch⸗-Märkischen Wagen sind die⸗ jenigen, welche diesen Ausgleich herbeigeführt haben, so irrt er, — die Disposition erfolgt ohne Rücksicht auf das Eigenthum der Wagen lediglich nach dem Bedarf — es werden also die Wagen genommen, wo sie sich finden, und es ist somit gleich, ob die Wagen von dieser oder von jener Bahn sind. Ich glaube, daß der Herr Abgeordnete die Einrichtung nicht genau kennt, wie sie besteht, sonst würde er anderer Ansicht sein. Es wird vielleicht, wenn nothwendig, einer meiner Herren Kommifsare diesen Punkt noch näher ausein⸗ andersetzen, wenn auch nicht in dieser Generaldebatte, so doch in der Budgetkommission oder in der Eisenbahnkommission, die Sie in Aussicht genommen haben.
Dann ist mir der Vorwurf gemacht, ich hätte vom grünen Tisch aus Instradirungen in dem Ruhrkohlenrevier verfügt in Folge dessen die Kalamität entstanden sei, die zu Klagen Veranlassung gegeben habe. Wiederum ein Irrthum. Ich habe die Instradirung gar nicht angeordnet, vielmehr lediglich mit der Tarifirung mich zu befassen ge⸗ habt, auf die Vorschläge der Direktionen, welche diese Vorschäge ge⸗ macht haben nach Benehmen mit den wirthschaftlichen Interessenten. Wenn nun die Direktionen selbst geglaubt haben, mehr leisten zu können auf einzelnen Strecken als möglich und dadurch eine augenblickliche Transportkalamität hervorgetreten ist, ja, meine Herren, dann ist es doch nicht meine Schuld.
Dann die Behauptung, daß die Bahnhöfe nicht zureichen, daß die jetzige Organisation oder richtiger gesagt die bauliche Organisation in dem Ruhrkohlenrevier dem Bedürfnisse nicht entspricht und ver⸗ ändert werden muß — diese Behauptung finden Sie von uns selbst unterstützt und besonders begründet in der Vorlage Nr. 2 der Drucksachen. Das Ruhrkohlenrevier — um darauf kurz einzugehen — ist in seinen Eisenbahnverzweigungen eine Beute der Folgen der Eisenbahnzersplitterung geworden. Es hat jede der drei großen Bahnen, welche dort bestehen, für sich allein gebaut, blos mit Rücksicht auf ihre Interessen; es fehlt also die genügende Verbindung der einzelnen Linien unter sich, es fehlt eine solche Einrichtung einzelner Bahnhöfe, wie sie nothwendig ist, damit der Verkehr bewältigt werden kann, insbesondere an den End⸗ und Eingangspunkten des Kohlenreviers. Diese Einrichtungen können erst geschaffen werden, wenn Sie die Güte haben, dem Erwerb der bergisch⸗märkischen Bahnen zuzustimmen. Mit diesen Einrichtungen aber werden wir die Uebelstände beseitigen, daß zahlreiche Linien über und untereinander herfahren, aber nicht mit einander verbunden sind, und dann wird die Leistungsfähigkeit der Bahnhöfe, die, wie ich dem Herrn Abgeordneten zugeben will, den jetzigen Bedürfnissen nicht entspricht, die nötbige Höhe erreicht haben.
Militärische Disziplin hält der Herr Abgeordnete nicht für noth⸗ wendig. Ich bedauere, daß ich in diesem Punkt nicht mit ihm über⸗ einstimmen kann; sein Standpunkt ist ein so durchaus anderer, daß ich glaube, wir werden uns da nie nähern.
Daß die Beamten verhindert wären, ihre Meinung zu äußern, nun meine Herren, darüber haben wir, glaube ich, für das Gegen⸗ theil zahlreiche Beispiele, und ich muß sagen, ich würde es beklagen, wenn ein Beamter nicht den Wunsch haben dürfte, seine Meinung zu äußern, aber ich wünsche, daß er sie äußert, wie es sic für einen Königlichen Beamten geziemt. Die beschworene Pflicht eines Beamten ist, Sr. Majestät dem Könige treu und gehorsam zu sein und die Pflichten seines Amtes gewissenhaft zu erfüllen. .
Dann hat der Herr Abgeordnete weiter einen Passus angesührt aus der Anklageschrift des Staatsanwalts in Bromberg. Es würde mir viel lieber gewesen sein, wenn er das 6 vorgelesen hätte, denn das ist das entscheidende. Dies Erkenntniß ist, wie Ihnen be⸗ kannt sein wird, noch nicht rechtskräftig. — Die Kündigung der be⸗ treffenden Beamten ist, das will ich nicht bestreiten, von mir angeordnet worden, vorausgesetzt, daß vorgängige Unter⸗ suchung bestätigen sollte, daß, wie es den Anschein gewann, eine derartige unerhörte Agitation in Szene gesetzt sein sollte. Ueber die Petitionen spreche ich nicht, sondern über die ganz unerhörte Agitation, von der ich Ihnen neulich Mittheilung gemacht habe.
Dann hat der Herr Abgeordnete auch wieder den Punkt berührt, den auch der Hr. Abg. Richter neulich erwähnte, daß einem Beamten gekündigt sei, weil er sich mit einem Abgeordneten in Verbindung gesetzt habe. Wenn nur dieser Vorwurf ihm zu machen wäre, so würde ich das allein nicht für geschickt halten, aber es ist noch ein anderer Passus bei der Vorlesung zum Vorschein gekommen, daß er nämlich gekündigt worden sei wegen der Invektiven gegen die Vorge⸗ setzten in den Zeitungen. Ja, meine Herren, das ist doch ein starkes Stück, das werden Sie mir zugeben, wenn in einer Verwaltung, die auf Disziplin balten muß, die einzelnen Beamten dazu übergehen, über ihre Vorgesetzten die gröbsten Invektiven in die öffentlichen Blätter zu bringen. Und das thut ein Beamter, der noch im Kündigungsverhältniß sich befindet und der desinitio erst angestellt werden sollte, wenn er sich bewährte. Was würde er erst thun, wenn er definitiv angestellt sein würde? Soviel über die Bemerkungen des Hrn. Abg. Büchtemann.
Ich muß zurückgreifen, um eine Schuld einzulösen — was mir der Herr Präsident vielleicht bei dieser Gelegenheit erlauben wird — gegen den Abg. Richter. Hr. Richter hat beim Schluß der vorigen Sitzung gesagt: es ist nicht verbindlich von dem Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten, daß er in Bezug auf zwei Punkte in meiner Rede, über welche er mir hat Auskunft geben wollen, die Ausfunft nicht gegeben hat. Meine Herren, es war der Schluß der Diskussion bereits zum zweiten Mal von Ibnen beschlossen, und ich hätte weiter ausbolen müssen, wollte ich noch einmal auf die Sache eingehen. Ich babe im Interesse des hohen Hauses am Schlusse einer langen Diskussion die Antwort verschoben. Ich werde die Antwort beute geben; ich scheue mich nicht, das zu thun. Wenn aber der Hr. Abg. Richter dabei ge⸗ sagt hat, es sei mein Verfahren nicht verbindlich, so freue ich mich, daß das Wort verbindlich‘ aus scinem Lexikon noch nicht ganz ge⸗ strichen ist. Denn von der Verbindlichleit gegen die Staatsregierun Seitens det Herrn Abgeordneten habe ich nech nicht viel bemerkt. 3