Der Korreferent Herr Bredt vertheidigte den Standpunkt der Kommission, indem er auf die im Berichte angeführten historischen Vorgänge hinwies und außerdem aus der Ge⸗ ö te des englischen Parlamentarismus das im Art. 62 der
erfassung ausgesprochene Prinzip, entgegen den Auffassungen des Grafen zur Lippe, beleuchtete. Der Redner bat das Haus, gegen den Antrag des Grafen zur Lippe zu stimmen, Und dankte noch besonders der Staatsregierung, indem er den Wunsch aussprach, daß sie die Rechte des Herrenhauses auch ferner, wie in diesem Falle, in Schutz nehmen möge.
Herr Dr. Dernburg erklärte sich gleichfalls vom juristi⸗ schen Standpunkte aus für die Anschauung der Kommission. Er zolle dem Eifer des Grafen zur Lippe, das Haus vor etwaigen unkorrekten Handlungen zu wahren, volle An⸗ erkennung, glaube aber, daß in diesem Falle die Bedenken des Grafen zur Lippe unnöthig seien. n .
Baron Senfft von Pilsach äußerte sich gleichfalls dahin, daß das Haus zur Behandlung des Gesetzes kompetent sei.
Graf Brühl bemerkte, er habe sich in einer früheren Sitzung der Auffassung des Grafen zur Lippe angeschlossen, heute müsse er sich dagegen aussprechen. Denn im anderen Hause habe man schon den Antrag Virchow eingebracht, ehe noch das Herren⸗ haus sich in der Frage entschieden habe. Dadurch habe das Abgeordnetenhaus den Konflikt schon angefangen, und das Herrenhaus könne nun nicht mehr zurückgehen. Der Staatsregierung sei er für die heute abgegebene Erklärung sehr dankbar und dafür, daß sie die Rechte des Herrenhauses gewahrt und den Muth gezeigt habe, den ihr angebotenen Konflikt nicht zu scheuen.
Die Diskussion wurde hierauf geschlossen. Der Referent Herr Dr. Beseler rekapitulirte die Debatte und sprach sich für die Auffassung der Kommission aus. Der gesunde Menschenverstand müsse dem Hause schon das Recht zugestehen, in die Berathung des Gesetzes einzutreten. Die Kommission müsse er vor dem Vorwurf der Abhängigkeit von der Regie⸗ rung verwahren. Sie habe aber auch ebensowenig die Absicht gehabt, in die Rechte des anderen Hauses einzugreifen. Er beantrage, die Vorfrage für erledigt zu erachten und in die Berathung des Gesetzes einzutreten. ;
Dieser Antrag wurde schließlich mit großer Majorität an⸗
genommen und das Haus trat nunmehr in die materielle Be⸗ rathung der Vorlage ein. (Schluß des Blattes.)
— Der Schlußbericht über die vor gestrige Sitzung . der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— In der heutigen (15.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats⸗ Ministeriums von Puttkamer, nebst mehreren Kommissarien bei⸗ wohnte, stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗ Etats für das Jahr 1882.83. Bei dem Etat des Bureaus des Staats⸗Ministeriums bemerkte der Abg. Dirichlet, daß von dem Minister sowohl als auch von den Konservativen der Streit um die Frage, ob die Angriffe der „Provinzial⸗ Correspondenz“ zu rechtfertigen seien, auf ein an⸗ deres Gebiet hinüber gespielt worden sei. Die Reden dieser Herren hätten sich lediglich mit dem Verhältniß der Parteien während der letzten Wahlen beschäftigt. Daraus ließen sich indessen wohl kaum die Angriffe erklaͤren, zu denen das halbamtliche Organ seiner Partei gegenüber gemißbraucht sei; es werde dadurch nur eine Begriffsverwirrung hervorgerufen, wie sie schlimmer nicht gedacht werden könne. Redner be⸗ schästigte sich hierauf mit den Auslassungen, die der Abg. von Meyer (Arnswalde) gestern gemacht. Derselbe habe die Flugblätter der Fortschrittspartei einer abfälligen Kritik unter⸗ worfen, sie als unanständig bezeichnet. Für Ostpreußen habe er selbst meist die Redaktion dieser Blätter besorgt, und da könne er sagen, daß sich dieselben durchaus innerhalb der Grenzen des Erlaubten gehalten. Ein Gleiches lasse sich aber von den Flugblättern der Konservativen nicht behaupten. Da werde die Sache immer so dargestellt, als ob die Konservativen das Monopol der Königstreue besäßen. Der Abg. von Bennigsen habe, da der Minister von Putt⸗ kamer in einigen Punkten seine Mißbilligung geäußert, die Hoffnung ausgedrückt, daß die Haltung der „Provinzial⸗ Correspondenz“ in Zukunft eine vornehmere werde. Auf Vor⸗ nehmheit komme es aber nicht an, sondern auf Wahrheit. Das Vertrauen, das der Abg. von Bennigsen ausgedrückt, könne er nicht theilen. Die Rügen gegen die „Provinzial⸗ Correspondenz“ seien immer schwächer, die Haltung des Blattes dagegen immer bedenklicher geworden. Er werde darum gegen diesen Fonds stimmen.
Der Abg. Dr. Windthorst hob hervor, daß es bei dieser Frage darauf ankomme, ob man solche Fonds immer und ob man sie dem gegenwärtigen Ministerium bewilligen solle. Er konstatire, daß er dagegen sei, solche Fonds unter allen Umständen zu bewilligen; übrigens verstehe er nicht, warum nicht ein Theil der hier geforderten Summen offen in das Budget eingestellt sei. Die „Prov.⸗Corr.“ habe Personen und Parteien in nicht zu billigender Weise angegriffen, und er bedauere es darum, daß die Weisung des Ministers nicht früher erfolgt sei. Aber die Linke mache er darauf auf⸗ merksam, in welcher Weise die Blätter ihrer Richtung das Centrum angegriffen hätten. Die „Prov.⸗Corr.“ habe der Regierung mehr geschadet als genützt, er begreife darum nicht warum man immer noch an dem Blatte festhalte. Man höre da wohl: dasselbe sei nöthig, um Thatsachen zu berichtigen. Aber dazu könne man ja den „Staats⸗Anzeiger“ benutzen. Be⸗ züglich des geheimen Dispositionsfonds erkläre er, daß er denselben jeder Regierung verweigere, welche sich in wesent⸗ lichen Punkten in direktem Gegensatz zu ihm befinde. Die kirchen⸗ politische Frage sei die entscheidende, unwillkürlich beherrsche dieselbe die ganze politische Situation. Einem Ministerium Falk würde er für solche Fonds keinen Groschen bewilligen, aber wenn er sehe, daß die Regierung einen wenn auch nur leisen Schritt zur fru thue, wenn sich für ihn der Schimmer einer Hoffnung erhebe, so habe er gegen diese Forderung nichts einzuwenden. Der Minister von Puttkamer habe das große Verdienst, daß er den Muth gehabt, mit der Wendung zu beginnen. Er werde ihm darum die geforderten Gelder bewilligen.
Der Präsident machte hierauf Mittheilung, daß zwei An⸗ träge in e gangen seien der eine: vom Abg. Dr. Thilenius, bezwecke die Herabsetzung der für den Dispositionsfonds ge⸗ jorderten 93 000 S auf 60 000 S6, der zweite, vom Abg. Dirichlet und Gen., fordere namentliche Abstimmung.
Der Abg. Richter führte aus, daß sich die heutigen Erklärungen des Abg. Windthorst in direktem Wider⸗ spruch befänden mit seinen früheren prinzipiellen Aus⸗
lassungen. Da habe derselbe immer erklärt, daß ge⸗ heime Fonds naturgemäß zur Korruption führen müßten. Vollziehe sich solche Wandlung der Anschauung jetzt, wo, wie der Abg. Dr. Windthorst hervorgehoben, nur ein Schimmer von Hoffnung vorhanden sei, was habe man da zu erwarten, wenn die Hoffnung sich ganz realisire. Müsse sie da nicht zu einer Verleugnung aller Grundsätze führen? Seine Iserlohner Rede habe der Minister von Puttkamer unvollständig zitirt; derselbe habe gerade abgebrochen vor einer Stelle, die eine Schlußfolgerung, wie sie der Minister gezogen, von vorn⸗ herein ausschließe. Seine Polemik habe sich, wie aus der Rede deutlich hervorgehe, nicht gegen den Reichskanzler, sondern gegen seinen Gegner im Wahlkreis, Herrn Bueck, gerichtet.
Der Vize⸗Präsident des Staats ⸗Ministeriums von Puttkamer konstatirte, daß er die Grenzen der Loyalität nicht überschritten habe. Die ganze Rede zu verlesen, sei er nicht verpflichtet. Uebrigens werde sich Niemand dem Eindruck entziehen können, daß die ganze Rede nichts bezwecke als die Herabsetzung des Reichskanzlers. Der Abg. von Qugst er⸗ nnerte daran, daß viel schärfer präzisirte Angriffe auf den Reichs⸗ kanzler, als die soeben verlesenen, vom Abg. Richter in Gransee gemacht worden seien. Da sei behauptet worden, der Reichs kanzler habe den Eisenzoll aufgehoben, um seine Maschinen zollfrei einzuführen. Später sei dann der Eisenzoll wieder eingeführt, und zwar in Folge eines Kompromisses, um die Eisen⸗ produzenten für die Holz⸗ und Getreidezölle günstig zu stimmen.
Der Abg. Richter behauptete, man sei genöthigt, immer auf die persönlichen Verhältnisse des Reichskanzlers zurück- zukommen, weil derselbe selbst seine persönlichen Erfahrungen zur Unterstützung seiner Gesetzgebung benutze. Wenn er je geglaubt hätte, daß der Reichskanzler von Eigennutz bestimmt werde, so sei er nicht der Mann, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, er würde dann hier im Hause Anklage erheben. Was der
Abg. von Quast vorgebracht, sei willkürlich komprimirt aus
einer längeren Rede.
Der Vize⸗Präsident des Staats ⸗Ministeriums von Puttkamer betonte nochmals, daß er durchaus loyal verfah⸗ ren sei.
EKie Abgg. von Kropatschek und Szumann traten hierauf für die Forderung ein. .
. Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Stöcker das ort.
— Die Wahrnehmung, daß von den Staatsbehörden nur selten Aufträge zu An- und Verkäufen von Effek⸗ ten für den Staat, dessen Kassen und Institute an die Seehandlung gelangten, hatte dem Finanz⸗-Minister bereits unterm 24. Mai 1855 Veranlassung gegeben, die Be⸗ stimmungen unter Nr. IV. 4 der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 17. Januar 1820, nach welchen jene Geschäfte durch die General⸗Firektion der Seehandlungs⸗Sozietät auf Requisition der betreffenden Behörden gegen Erstattung der üblichen Kosten beforgt werden sollen, den Regierungen in Erinnerung zu bringen. Nach einer Mittheilung der General⸗Direktion ber Seehandlungs⸗-Sozietät ist indessen noch jetzt die Zahl der Behörden und Einzelbeamten, welche bei den für Rechnung des Stagtes und von Instituten stattfindenden An⸗ und Verkäufen von Effekten sich der Vermittelung der Seehandlung bedienen, nur eine verhältnißmäßig Rringe, an sind namenilich von den Regierungs- bezw. Besirks-Hwauptkassen nur in vereinzelten Fällen der Seehandlung einschlägige Aufträge zugegangen. In Folge dessen und da der Gegenstand auch von der Ober— Rechnungskammer bei Revision der Geschäftsbücher der See⸗ handlung in Anregung gebracht worden ist, hat der Finanz— Minister durch eine Cirkularverfügung vom 12. d. M. den Regierungen die obigen Vorschristen von Neuem zur Befolgung in Erinnerung gebracht. Die General— Direktion der Seehandlungs-Sozietät hat den Provisions⸗ satz für Effekten -An⸗ und Verkäufe Behörden, Beamten, Instituten 2c. gegenüber künftig von 1 Proz. auf 16 Proz. ermäßigt und wird nach wie vor in den Fallen, wo durch ihre Ver⸗ mittelung Effekten verkauft und für den Erlös andere Effekten angekauft werden, die Provision nicht vom Verkaufs- und Ankaufsbetrage, sondern nur von dem größeren dieser beiden Beträge, also nur einmal, jedoch mindestens mit 50 Markpfennigen in Rechnung stellen.
Außerdem bietet die Vermittelung der Seehandlung bei den in Rede stehenden Geschäften mancherlei Vortheile, welche auf anderem Wege nicht in gleichem Maße geboten werden. Während bei den durch Banquiers vermittelten An- und Ver⸗ käufen von Effekten grundsätzlich meist 1. ο0 vom An⸗ bezw. Verkaufs⸗Courswerthe an Courtage berechnet werden, berechnet die Seehandlung diese Gebühr nur dann, wenn dieselbe von ihr selbst den Maklern hat gezahlt werden müssen. Die Cour— tage kommt also nicht in Ansatz, wenn die Seehandlung die Geschäfte ohne Vermittelung eines Maklers hat ausführen können, und dies wird, da es sich bei den für Rechnung der Staatsbehörden auszuführenden Geschäften hauptsächlich um Staatspapiere, Pfand⸗ und Rentenbriefe handelt, nicht selten der Fall sein. Ferner kann eine Ersparung an Portokosten erzielt werden, wenn sich die Behörden der General⸗Staatskasse und des Girolontos der Seehandlung bei der Reichsbank zum Zwecke der portofreien Uebermittelung baarer Gelder und Effekten bedienten und wie auch bisher bei vorliegendem Ein⸗ verständniß der Betheiligten bereits üblich in getrennten Packeten, Obligationen 2ꝛc. für sich und die dazu gehörigen Coupons für sich, mit verschiedenen Postzügen unter De⸗ klaration eines geringeren Werthes oder der Deklaration eines solchen und der Versicherung des Mehrwerthes bei einer soliden Versicherungsgesellschaft versendet werden.
— Die Entwendung einiger Cigarren, in der Absicht, dieselben selbst bald aufzurauchen, ist, nach einem Urtheil des Reichsgericht s, III. Strafsenats, vom 31. De⸗ zember v. J., nicht als Diebstahl, sondern nur als Ueber⸗ tretung aus 5. 370 Nr. 5 des Strafgesetzbuches (Entwen⸗ dung von Nahrungs⸗ oder Genußmitteln zu alsbaldigem Ver⸗ brauch) zu bestrafen, selbst wenn der Dieb eine oder mehrere der entwendeten Cigarren sodann, statt selbst sie zu rauchen, verschenkt.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Hermann Fischer in Königsberg, Dr. Räuber in Allen⸗ berg, Löffler in Baruth, Assistenzarzt Dr. Münter in Potsdam, Dr. Beymann in Langensalza.
Schleswig, 19. Februar. Heute Mittags 12 Uhr wurde hier nach zuvor in der Domkirche stattgehabter kirch⸗ licher Feier der XV. schleswig⸗holsteinische 19 ia l⸗ Landtag in Gegenwart von 50 Mitgliedern von dem Ober⸗ Präsidenten Steinmann mit nachstehender Ansprache eröffnet:
Hochgeehrte Herren!
Bei Ihrem, auf Grund Allerhöchster Berufung Sr. Majestät des Kaisers und Königs erfolgenden Zusammentritte zum XV. schles—⸗ y Provinzial⸗Landtage habe ich die Freude, Sie Namens der Staatsregierung herzlich willkommen zu ber nr.
Das Jahr, welches seit Ihrem letzten Zusammensein verflossen ist, war für unsere Provinz ein nach sehr verschiedenen Richtungen bedeutungsvolles.
Bedeutungsvoll zunächst in trübem Sinne, denn durch fortgesetzte Unbill der Witterung ist in weiten Distrikten des Landes ein großer Theil des Erntesegens vernichtet und dem Wohlstande der Besitzer schwerer Schaden zugefügt worden, zu dessen Ausgleichung es manchen kommenden Jahres bedürfen wird. ; .
Bedeutungsvoll aber noch weit mehr durch freudige Ereignisse, die uns auf das Tiefste berührt haben. .
Mit warmer Sympathie und frohster Hoffnung hat die Provinz die Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm mit einer erlauchten Prinzessin des Landes begrüßen dürfen, welche sich im Anfang des verflossenen Jahres vollzogen hat.
Und zu höchster Freude und edelster patriotischer Begeisterung erhoben sich die Gemüther an dem Besuche, mit welchem Se. Majestaͤt der Kaiser und König Allerhöchstselbst die Provinz in den September tagen beehrten. ;
Der Empfang, welchen das Land Sr. Majestät bereitete, fand warmen Widerhall in dem Königlichen Herzen, und mit Stolz und Freude wird Schleswig-Holstein sich bis in die fernsten Tage der Dankesworte erinnern, in denen der geliebte Herr Seine Empfindun⸗ gen dem Lande gegenüber zum Ausdruck brachte.
Von den Gegenständen, welche Sie neben den Fragen von eigent- lich kommunaler Natur während der letzten Session beschäftigten, hat das Statut für die Landeskultur⸗Rentenbank inzwischen die Allerhöchste Sanktion erlangt. . ö Es ö, zu hoffen, daß das neue Institut, zugleich mit dem kürzlich ebenfalls genehmigten und mit Ihrer ,, voraus⸗ sichtlich bald in das Leben tretenden landschaftlichen Boden-Kredit— Institute, segensvolle Bedeutung für den Grundbesitz unserer Provinz erlangen wird. . .
Die Leitung Ihrer Verhandlungen ist auch diesmal den be— währten Händen des Herrn Grafen zu Rantzau⸗Rastorf als Landtagẽ⸗ Marschall und des Herrn Landespfennigmeisters Niemand als Vize— Marschall anvertraut. .
Von Seiten der Stgatsregierung wird Ihre Thätigkeit für die gegenwärtige Session in hervorragender Weise in Anspruch genommen werden. Dieselbe unterbreitet Ihrer Begutachtung zwei Gesetzes— entwürfe von der höchsten Bedeutung: ö
den Entwurf einer Kreisordnung für unsere Provinz sowie, den Entwurf eines Gesetzes wegen Einführung der Provinzial⸗ ordnung vom 29. Juni 1875. . ;
Die Staatsregierung ift überzeugt, daß Sie sich der Prüfung beider Entwürfe, von denen der erstere den während Ihrer letzten Session zum Ausdruck gelangten Anschauungen, soweit dies nach den Verhältniffen der Provinz hat für thunlich erachtet werden können, Rechnung trägt, — in gewohnter Treue und patriotischer Hingebung unterziehen werden. Sie richtet durch mich dabei an. Sie die Bitte, daß Ihr Gutachten so gefördert werden möge, daß die Entwürfe mit diefem letzteren noch zur Berathung des gegenwärtig versammelten Landtages der Monarchie gebracht werden können. ü .
Neben der Berathung dieser wichtigen Gesetzesentwürfe, sowie neben einigen Wahlen, deren Vornahme die Staatsregierung von Ihnen wünscht, wird vorzugsweise die Sorge für die kommunale Verwaltung der Provinz Ihre Thätigkeit in ausgedehntem Maße in Anspruch nehmen. .
Die großen Provinzial⸗Anstalten, das Landarmen- und Korrigenden⸗ wesen., das täglich sich erweiternde Netz der Provinziasstraßen, endlich die Förderung der Aufferstungen, bei denen die ständische Verwaltung schon seit längerer Zeit mit so schönem Erfolge vorgegangen ist, werden, wie ich überzeugt bin, von Neuem Gegenstand Ihrer hoch⸗ herzigen Fürsorge sein. .
Fe e hre Berathungen und Beschlüsse, hochgeehrte Herren, auf allen diesen Gebieten auch diesmal unserer Provinz zum Segen ereichen. w ; Mit diesem Wunsche und in dieser Hoffnung erkläre ich im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kgisers und Königs den XV. schleswig⸗holsteinischen Provinzial⸗Landtag für eröffnet.
Sachsen. Dresden, 18. Februar. (Dr. J) Die Erste Kammer berieth in ihrer heutigen Sitzung eine Reihe von Anträgen und Petitionen. Der von der Zweiten Kammer beschlossene Antrag des Abg. Grahl, nach welchem die Aus⸗ scheidung aus einer Mobiliar-Feuerversicherungsanstalt unter Verzicht auf Entschädigungsansprüche wegen künftiger Brand⸗ schäden und der Uebertritt zu einer anderen Anstalt gestattet werden soll, wurde für erledigt erklärt, da die Staatsregierung sich bereit erklärt hat, auf dem Wege der Verordnung darauf hinzuweisen, daß durch den Verzicht des Versicherten auf seine Rechte aus dem abgeschlossenen Ver⸗ sicherungs vertrage, wie ihn der Antrag bedingt, der Begriff einer strafbaren Doppelversicherung ausgeschlossen werde. Da⸗ gegen wurde der Antrag des Abg. Niethammer, betreffend die Statuirung eines früheren Beginns der Versicherungsfähigkeit für Gegenstände der freiwilligen Versicherung, in der von der Zweiten Kammer geänderten Fassung angenommen.
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Oesterreich⸗Uugarn. Wien, 18. Februar. (W. T. .) FML. Jovanovic inspizirte am 17. d. in Trebinje die Ubikationen und die Objekte der Truppen und fand Alles in größter Ordnung. Die wenigen Verwundeten befinden sich in guter Spitalpflege. Eine als Eskorte und zur Herstellung von Telegraphenleitungen von Korito abgesendete halbe Com⸗ pagnie des 67. Regiments wurde auf dem Rückmarsche nach der Uebergabe der Verpflegungekolonne bei der Telegraphenabthei⸗ lung am 17. d. am Kobilaglava⸗Sattel von Insurgenten an⸗ gegriffen. Gleichzeitig wurde eine größere Ansammlung von Insurgenten auf Troglava und östlich von Korito beobachtet. Eine aus Korito entsendete halbe Compagnie verhinderte das Vordingen der Insurgenten, welche sich hierauf an den Berglehnen von Troglava vereinigten. Nach dem Eintreffen einer weiteren Verstärkung bei den österreichischen Truppen ergriffen die Insurgenten die Flucht in der Richtung auf Montenegro und wurden bis Diace, welches sie selbst in Brand steckten, verfolgt. Ein Gefreiter wurde getödtet und ein In⸗ fanterist schwer verwundet. — Die von verschiedenen Zeitungen gebrachte Meldung über einen bei Vranduk begangenen Eisen⸗ bahnfrevel beschränkt sich auf das Herunterwerfen einiger Steine in einen Einschnitt. Die Steine waren von den Bahn— aufsehern rechtzeitig entfernt worden.
— 19. Februar. (W. T. B.) Oberst Arlow meldet, er habe am 15. d. M. eine Streifung östlich von Trnowa und nordöstlich vom Sattel des Rogoj ausgeführt und sei dabei mit etwa 80 Insurgenten zusammengestoßen Nach kurzem Feuergefecht seien letztere gegen Jahorina Planina zurlickgewichen, er habe bei seinen Truppen keinerlei Verluste
ehabt. Durch andere übereinstimmende Meldungen sind In⸗
r in dem Raume südlich der Korjen⸗ Planina konstatirt und wurden dementsprechende Verfügungen getroffen.
Pest, 18. Februar. (W. T. B.) Im Unterhause gab die Petition der Geistlichkeit des Eisenburger Komitats, um Auf—⸗ hebung der Emanzipation der Juden und Ablehnung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ehen zwischen Christen und Juden, zu einer längeren Debatte Anlaß. m Laufe derselben beantragte der Deputirte Istoczy unter heftigen Aus⸗ fällen gegen die Juden, die Petition der Regierung zur Prü⸗ fung der Frage zuzuweisen. Der Minister⸗Präsident Tisza trat den Ausführungen Istoczy's sehr energisch entgegen und sagte, nach seiner Ueberzeugung habe Ungarn einen großen verdienten und für die Zukunst wichtigen Triumph errungen, als es nach Jahrzehnte langen Kämpfen die ungerechte Aus⸗ schließung eines Theiles seiner Einwohner von den politischen Rechten ihrer Religion wegen aus dem Gesetzbuche strich. Schließlich wurde der Antrag des Ausschusses, den ersten Theil der Petition fallen zu lassen und den zweiten Theil, betreffend die Eheschließung, dem Justizausschuß zu überweisen, angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 17. Februar. (Allg. Corr) Der General ⸗Adjutant Sir Charles Ellien hat sich nach Dover begeben, um die Kanal⸗ tunnelarbeiten persönlich in Augenschein zu nehmen. Er wird, dem Vernehmen nach, seine Ansichten über das Tunnel⸗ projekt, insbesondere mit Bezug auf den militärischen Aspect desselben, dem Kriegs-Ministerium mittheilen. Wie ver⸗ sichert wird, beabsichtigt die Regierung ein neues und größeres Comité niederzusetzen, welches hochstehende Militärs und Andere über die etwaigen Nachtheile des Projekts einer unter⸗ seeischen Tunnelverbindung mit Frankreich vernehmen wird. Es sind jetzt über 1000 Yards des neuen 7 Fuß hohen Ganges fertiggestellt. Die Bohrungsarbeiten finden des Nachts jetzt bei eleltrischer Beleuchtung statt. Es sind nunmehr nahezu 24 Arbeitsstunden per Tag gesichert und die durchschnittliche Bohrungsrate ist von 28 auf 30 Fuß per Tag erhöht worden.
Frankreich. Paris, 18. Februar. (Cöln. Ztg.) Die gambettistischen Blätter behaupten, daß die Klöster der Dominikaner und anderer im Faubourg St. Honoré gelegenen Ordensgemeinschaften von den Mönchen wieder bezogen seien, nur daß diese noch nicht in Ordenstracht austräten. Die Blätter, welche diese Nachricht bringen, fordern die Re— gierung zum Einschreiten auf. — In dem heute im Elysse gehaltenen Ministerrath theilte der Kriegs⸗-⸗Minister die Namen der Mitglieder des neuen Militärausschusses mit, dessen Präsident General Osmont ist. Der Conseils⸗Präsident de Frey⸗ cinet legte die Depeschen der diplomatischen Agenten im Aus⸗ lande in Beantwortung des Rundschreibens über Egypten vor. Diese Depeschen melden einstimmig den guten Eindruck, den die französischen Vorschläge gefunden hätten. — Der Gesetz— entwurf über Abänderungen am Gesetze von 1849 soll im nächsten Ministerrath vorgelegt und zur Beschlußnahme gelangen. — Am Donnerstag wird der Deputirten kammer der Gesetzentwurf vorgelegt werden, der den politischen Flüchtlingen in Frankreich den Aufenthalt gestattet, aber das Recht der Ausweisung in bestimmten Fällen aufrecht er⸗ hält und namentlich den Ausländern, welche keine genügenden Hülfsquellen nachweisen können, den Aufenthalt in Frankreich untersagt.
— 19. Februar. (W. T. B.) Der Minister des In⸗ nern hat ein Rundschreiben an die Präfekten gerichtet, worin dieselben ersucht werden, ihm diejenigen Niederlassungen zu bezeichnen, nach welchen zie ausgewiesenen Ordens— geistlichen etwa versuchen sollten zurückzukehren.
— 20. Februar. (W. T. B.) Das „Journal offi⸗ ciel“ veröffentlicht die Ernennungen de Courcy's zum Commandeur des 1. Armee⸗Corps (Lille), Cornats zum Com⸗ mandeur des 3. Armee⸗Corps (Rouen), Berckheims zum Com— mandeur des 4. Armee⸗Corps (Le Mans), Schmitz' zum Commandeur des 9. Armee⸗Corps (Tours), Gallifets zum Commandeur des 12. Armee⸗Corps (Limoges) und Chanzy's zum Commandeur des 6. Armee⸗-Corps (Chalons s. M.).
Türkei. Konstantinopel, 18. Februar. (W. T. B.) Die Mitglieder der außerordentlichen preußischen Gesandtschaft werden nach der Ueberreichung des Schwarzen Adler⸗Ordens vom Sultan zur Tasel gezogen werden, zu welcher auch die Mitglieder der deutschen Botschaft geladen sind. Morgen findet zu Ehren der Gesandtschaft auf der Botschaft ein Ball statt. Die Festlichkeiten und Ausflüge werden bis zum 28. Februar dauern.
19. Februar. (W. T. B.) Die Mitglieder der außerordentlichen preußischen Gesandtschaft wurden gestern Nachmittag 5 Uhr von dem Introducteur der Gesandten in 3 Hofgalawagen abgeholt, im Palaste des Sultans vom Mi— nister des Auswärtigen empfangen und durch denselben zum Sultan geleitet. Die Ueberreichung des Schwarzen Adler-Ordens an den Sultan fand in Anwesenheit der Mitglieder der hiesigen deutschen Botschaft statt. Bei der Ueberreichung des Schwarzen Adler⸗Ordens durch den Fürsten Nadziwill sagte der Sultan, die ihm erwiesene Ehre sei ein neues Unterpfand der guten Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei und er hoffe, daß diese Beziehungen sich in Zukunft immer fester gestalten werden. Nach der Ueber⸗ reichung zog sich die außerordentliche preußische Gesandtschast zurück und nahm die Vorstellung der Paschas und anderer hohen Würdenträger entgegen. Bei der darauf folgenden Festtafel im großen Saale hatte der Sultan am oberen Ende der Tafel Platz genommen, rechts von ihm saß der Chef der außerordentlich preußischen Gesandtschaft, Fürst Radziwill, links der deutsche Geschäftsträger und erste BVot⸗ schasts⸗Sekretär von Hirschfeld. Die Privatkapelle des Sul⸗ tans machte Tafelmusik. Nach der Tafel wurden die Mit⸗ glieder der außerordentlichen preußischen Gesandtschast und die höchsten Würdenträger nach dem Privatsalon des Sultans entboten, wo sich der Sultan mit ihnen auf das Huldvollste unterhielt. — Der Sultan verlieh dem Fürsten Radzi⸗ will den Großcordon des Osmanie-Ordens.
Numänien. Bukarest, 18. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat eine Gesetzvorlage vorbereitet, welche den Iweck hat, den Einwohnern derjenigen Distrikte, welche in Folge der vorjährigen Mißernte in Noth gerathen sind, durch Aufnahme einer Anleihe bei der Depositenkasse zu Dülfe zu kommen.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 19. Februar. (W. T. B.) Der vor einigen Tagen zum Verweser des De⸗ partements der Apanggen ernannte Graf Peter Schuwa⸗ loff ist nicht der frühere Botschasfter Rußlands in London und — soweit bekannt — mit dem Letzteren trotz der Gleich⸗ heit des Namens gar nicht verwandt.
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Amerika. Washington, 17. Februar. (Allg. Corr.) Am Mittwoch Abend hat eine Konferenz des Staats⸗ Sekretärs der Marine, Mr. Hunt, mit den Mitglie⸗ dern der Marineausschüsse des Senats und des Reyrä⸗ sentantenhauses stattgefunden. Abmiral Porter und viele Offi⸗ ziere sowie die Abtheilungs Chefs im Marine⸗Ministerium waren zugegen. Mr. Hunt erklärte, daß die Marine im jetzigen Augenblicke die Aufmerksamkeit der Negierung auf sich ziehe, da die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu den anderen Mächten in Betreff des Pan amakanals anfingen kritisch zu werden. Alle Mitglieder der Konferenz, welche das Wort er— griffen, erklärten sich für die Herstellung großer Stahlkreuzer von größter Schnelligkeit. ;
Süd⸗Amerika. (W. T. B.) Aus Buenos-Aires in London eingegangenen Nachrichten zufolge ist es zwischen den Einwohnern von Pisko und den peruanischen Soldaten am 24. vor. Mts. zu einem blutigen Gemetzel gekommen. Der Oberst Mas mit 600 Mann von Ica griff Villavicentio an und plünderte, nachdem er denselben besiegt hatte, Pisko. Die Soldaten steckten alsbald die Häuser in Brand und ermordeten viele Einwohner; 400 Fremde suchten den Meuterern Widerstand entgegenzusetzen, wurden aber ebenfalls zurückgeworfen und 309 von denselben getödtet. Die Zahl der Opfer des Blutbades beträgt mehr als 1900. Es geht das Gerücht, daß auch der französische Konsul sich unter den Opfern befinde, und daß Oberst Mas durch die Truppen Gareia's und Calderons getödtet sei.
Seitun gsstimmen.
In einer Correspondenz der „St. Petershurger Ztg.“ aus Berlin, vom 13. d. M, heißt es:
Die Debatte in der bayerischen Abgeordnetenkammer über das Tabaksmonopol hat wieder Zeugniß von der echt deutschen reichs⸗ freundlichen Gesinnung der bayerischen Minister abgelegt, welche sich mannhaft gegen die partikularistischen Bestrebungen, Anklagen und Vorwürfe der bayerischen Patrioten zu vertheidigen wußten. Aus den Erklärungen des bayerischen Finanz-Ministers von Riedel geht hervor, das der Tabaksmonopol-⸗Entwurf den Regie⸗ rungen noch nicht zur Begutachtung vorliegt, ferner aber, daß er in dem Monopol selbst keineswegs eine Beeinträchtigung der partikularistischen Interessen oder eine Erhöhung der Machtstellung des Reichs erblicke. Man ist! geneigt, hieraus zu schließen, daß Bayern keineswegs im Bundesrath gegen das Monopol votiren wird, wenn auch der bayerische Landtag soeben den Antrag angenommen hat, daß der König seine Bevollmächtigten beim Bundesrath im Sinne der Ablehnung dieses Projekts instruiren möchte. Ganz besonders wohlthuend berührt es, wie der Finanz⸗Minister nicht nur die Nothwendigkeit der Bundestreue Bayerns und der Erfüllung der Pflichten Bayerns gegen das Reich betont, fondern auch die preußische und deutsche Regierung gegen den Vorwurf unitarischer Tendenzen ver— theidigt hat. Es zeigt sich hier einmal wieder so recht, daß das Ver⸗ hältniß der Bundesstaaten zu einander ein über allen Zweifel erhabe— nes vortreffliches ist und daß die deutsche Zwietracht und Uneinigkeit, über die man zu klagen Ursache hat, viel mehr in den Prinzipien der Parteien und im Parlamentarismus, als in der deutschen Stam— mesverschiedenheit begründet ist. Die Staaten sind einig und fest an einander geschlossen, nur die Parteien bringen den Hader hervor.
— Die „Neue Westf. Volksztg.“ schreibt über den Bericht des Staats-Ministers Maybach betr. die fiskalischen Bergwerke, Hütten und Salinen:
Ueberhaupt ist dieser Bericht (er bezieht sich auf das Etats— jahr 1880) ein beredtes Zeugniß von der erfreulichen Wirkung der Zollpolitik. Gaben doch die fiskalischen Bergwerke, Hütten- und Salinen einen Ueberschuß von über 12 Millionen Mark, trotzdem daß die Durchschnittspreise noch nicht die normale Höhe erreicht hatten, wenn sie auch höher waren als im Jahre 1879. Wir wollen das an einigen Zahlen zeigen.
Die Förderung sämmtlicher Bergwerke Preußens: im Jahre 1880 betrug 57712511 t zum Werthe von 314788 345 AM, im Jahre 1879 51 863 020 t zum Werthe von 264 549 946 M Dabei waren be⸗ beschäftigt: im Jahre 1880 247 356 Personen; im Jahre 1879 231 782 Personen.
Es hat also der Bergwerksbau Preußens und das ist uns eine Hauptsache mit, im Jahre 1880 15574 Personen mehr beschäftigt als im Jahre 1879, also viel mit zur Verminderung der Arbeits⸗ losigkeit beigetragen.
Sehen wir uns nun das Kapitel ‚Hütten betrieb“ an, so ist, wie wir schon oben erwähnten, auch hier eine erfreuliche Besserung eingetreten. Besonders die Roheisenproduktion zeigt hier eine sehr bedeutende Zunahme.
Es wurden nämlich produzirt im Jahre 1880 2052672 t zum Werthe von 130 161 861 S bei 169227 Arbeitern, im Jahre 1879 1689676 t zum Werthe von 89 843 448 S bei 14399 Arbeitern. Also auch hier hat die Arbeiterzahl um 2523 Arbeitern zugenommen.
Dabei mag von Interesse sein, anzuführen, daß die Roheisen⸗ produktion von 1873, dem günstigsten Jahre vor der Krisis, sich auf nur 1573902 t aber im Werthe von 181515774 M0 belief.
Sehen wir uns nun die Arbeiterverhältnisse an, so hat die Lage der bei der Montanindustrie beschäftigten Arbeiter (deren Zahl, was von Bedeutung ist gegenüber der Arbeitslosigkeit der vorhergehenden Jahre, wie nachgewiesen, bedeutend zugenommen hatte) zwar keine eingreifenden Veränderungen erlitten, aber immerhin sich doch günstiger gestaltet. Denn die größere Lebhastigkeit im Betriebe gestattete nicht nur eine vermehrte Anzahl von Arbeitern überhaupt zu beschäftigen, sondern denselben auch — zum Unterschiede von den letztrergangenen Jahren — volle und regelmäßige Beschäftigung zuzuwenden.
— Dem „Deutschen Handel s⸗Archiv“ wird aus Düsseldorf u. A. berichtet:
Wenn wir die Ergebnisse unserer Informationen und Eindrücke zusammenfassen, so können wir uns nur dahin aussprechen, daß jetzt fast überall angestrengte und lohnende Thätigkeit herrscht. Den Im⸗ puls hierzu hat die Eisenindustrie ben. Diesen Aufschwung in derselben verdanken wir der veränderten Wirthschaftspolitik, die eine Schutzwehr gegen die Eisenfabrikate des Auslandes aufrichtet, dem größeren Verbrauch im Inlande, namentlich seitdem die Staats⸗ regierung wieder größere Aufträge auf Schienen und rollendes Material gegeben bat, und der Nachfrage des Auslandes.
Das Zusammenwirken dieser drei Umstände macht unsere heutige Lage zu einer entschieden günstigeren, als diejenige zur Zeit des Auf⸗ schwungs im Herbste 1879 war
Man darf behaupten, daß alle Eisenhütten, mit Ausnahme viel⸗ leicht der Stabeisenwalzwerke, im rverflossenen Jahre befriedigend zu arbeiten vermochten, sofern sie sich in normalen Verhältnissen befan⸗ den und in der schlechten Zeit gelernt hatten, billig zu produziren. Seit dem Herbst herrscht überall angestrengte und auch lohnende Thätigkeit; alle Schienenwerke scheinen für das erste Halbjahr dieses Jahres voll besetzt zu sein.
— Die „Post“ schreibt:
Einige Mittheilungen, welche die letzte Nummer des ‚Deutschen Handeleblattes“ über die Verhandlungen der Handelskammer zu Frank⸗ furt a. M., betreffend die Eisenbahnfrage, enthält, verdienen weiter bekannt zu werden. „Die Handelskammer, so heißt es in der Cor⸗ respondenz, spreche sich gegen die — bekanntlich auch vom Plenum des Handelstages mit großer Mehrheit abgelehnten — Anträge des Referenten des Deutschen Handelstages in der Eisenbabntariffrage aus, weil als Ziel der Tarifbildung, Einheitlichkeit, Stetigkeit
und Uebersichtlichkeit zu fordern sei. Eine blos formelle Gleich⸗ mäßigkeit des Tarifschemas und der Tarifvorschriften genügt zur Er⸗ reichung dieses Zieles nicht. Vielmehr muß eine gewisse materielle Einheitlichkeit hinzutreten, um die zahllosen, dem Klassifikationssystem entwachsenen Verschiedenheiten zu beschränken und zu einer einfacheren und gleichmäßigeren Gestaltung der Tarife zu gelangen. Die Handele⸗ kammer kann daher auch der dem Landtage vorgelegten Denkschrift über die Tarife der Staatsbahnen (Anlage 24 des Betriebsberichts für 1880 81) ihre Billigung um so weniger versagen, als die Um⸗ gestaltung der Tarife unter schonender Berüäcksichtigung be⸗ rechtigter Interessen vor sich gehen soll. — Die Handels⸗ kammer konstgtirt ferner, daß die Abgrenzung der sachlichen Zustän⸗ digkeit der Staats eisenbahnbehörden nach dem Gesichtspunkte thun⸗ lichster Decentralisation erfolgt sei, und daß die neue Organisation auch praktisch günstig auf den Personen⸗ und Güterverkehr eingewirkt habe. Der zeitweise aufgetretene Wagenmangel, der zum Theil dem
NUebergangsstadium zur Last falle, werde hoffentlich nach Vermehrung
des Wagenparkes und nach Ausführung der in Aussicht ge⸗ nommenen Verkehrsmaßregeln nicht wieder auftreten. Ber Reiseverkehr sei in Bezug auf die Benutzung der Retour⸗ billets, die Gewährung von Gepäckfreigewicht, die Fahrten . Gesellschaften und der Schüler, die Besetzung der Coupes u. s. w. wesentlich erleichtert. Auch der Güterverkehr habe gewonnen durch die Verkürzung der Lieferfristen, Erweiterung der direkten Ex= peditionen, Beseitigung der Ueberfuhrgebühren und Ausscheidung un⸗ wirthschaftlicher Umwegstranporte. Die Ermäßigung der Expeditions⸗ gebühr auf kürzere Entfernungen, die Beförderung der Massengüter des Spezialtarifs III. auf Entfernungen über 100 kin für den Silber⸗ pfennigsatz, die bevorstehende Ausgabe der allgemeinen Tariftabellen für das gesammte Staatsbahnnetz in einem eingzigen Hefte, dies Alles seien Momente, welche für die neue Organisation sprechen.“
Statistische Nachrichten.
Die Zinkproduktion von ganz Europa im Jahre 1880 be⸗ läuft sich, wie der „Glück auf“ berichtet, in Summa auf 203 330 t; dieselbe vertheilt sich auf die einzelnen Länder, wie folgt:
Vent chlannd J England 22000 H,,
r Oesterreich⸗ Ungarn.. 3 200 .
Somit steht Deutschland bezüglich der Zinkproduktion obenan. Von den genannten 99 4056 t kommen übrigens 65 437 t allein auf Ober⸗ schlesien. Die Herstellungskosten anlangend, betrugen dieselben in Oberschlesien pro 1 t Rohzink 289 S½ . und stellt sich, da der Ver⸗ kaufspreis 338 SV betrug, der Gewinn pro Tonne auf 49 Æ, was für den oberschlesischen Bezirk einem Gesammtgewinn von 3 106 413 0 gleichkommt. 2.
— Ueber die Bergwerks- und Hüttenproduktion Bayerns im Jahre 1881 berichtet „Glückauf, Berg⸗ und Hütten⸗ männische Ztg. für den Niederrhein und Westfalen“:
Nach offtzieller Mittheilung des Königlichen Ober⸗Bergamts in München wurden auf den bayerischen Bergwerken gefördert: 70 388 659 t Eisenerze (gegen 73 560 140t im Jahre 1880), 122 250 t Zink- und Bleierze (gegen 280 000 t), 481 099 550 t Steinkohlen (gegen 529 M9 2090 t), 20 042 500 t Braunkohlen (gegen 15 8343006 t). Die Hütten produzirten 30268 750 t Roheisen (gegen 29 292 650 t im Jahre 1880), Gußwaaren 26 439 000 t (gegen 28 696997 c), Stabeisen 58 056 300 t (gegen 66 786 648 t), Schwarzblech 1 133 750 t (gegen 2 269 650 t), Eisendraht 2361 300 t (gegen 2637 300 t), Stahl 9377 300 t (gegen 760 100 t).
— Im Herzogthum Sach sen⸗Meiningen hat nach den An⸗ gaben des Herzoglichen statistischen Bureaus das Sparkassenwesen folgende Ausdehnung gewonnen: Als allgemeine Sparkassen bestehen im Deriogthum 16Institute mit 19 855 Sparkassebüchern und 10766 607 4. Spareinlagen. Im Jahre 1880 ergab sich eine Zunahme von JIJ55 494 S6 An diesen Spareinlagen sind betheiligt Landwirthe mit 163 603 MS, Fabrikanten, Kaufleute und Handwerker mit 170 137 4, Fabrikarbeiter mit 56 543 M, Dienstboten mit 70 462 A6, Beamte, Geistliche und Lehrer mit 32 426 S, sonstige Berufsarten mit 118075 S½ und Korporationen bezw. Stiftungen mit 52 734 S Die Zahl der Schul⸗ (Pfennig̃) Sparkassen beträgt 20, die der Einleger 1424 und die Summe der Einlagen 12 403 6
— Elsaß-⸗-Lothringen weist, wie die ‚Gemeinde⸗Zeitung für Elsaß⸗ Lothringen“ mittheilt, nach der Volkszählung vom 1. Dezem⸗ ber 1880 eine Gesammtbevölkerung von 1566 670 Seelen auf, hierunter 353 965 Personen des aktiven Militärstandes. Auf Unterelsaß entfallen 612015 Personen (39M C), auf Oberelsaß 461 942 (29, 48 o,), auf Lothringen 492713 (31,45 56. Nach Abzug der Militärbevölkerung verbleibt eine Civilbevölkerung für das ganze Land von 1527 707 Personen, an welcher Unterelsaß mit 598 541 (39,17 0,½ ), Oberelsaß mit 456 672 (29,97 )), Lothringen mit 471494 Personen (30,86 ½) betheiligt sind. Mit den beiden vorhergehenden Zählungen verglichen ergiebt sich für ganz Elsaß⸗ Lothringer 880 gegen 1875 ein Zuwachs von 1,91 oso, gegen 1871 ein solcher von O67 Co. Unter den Bezirken weist pro 1880 gegen 1875 Unterelsaß die stärkste Zunahme mit 2,21 0,9, Lothringen die schwächste mit 1420/0 auf, desgleichen gegen 1871 Unterelsaß mit 1,64 /, während Lothringen sogar eine ÄAb⸗ nahme von O, 59 ½ ergiebt. Die Civilbevölkerung betrug in 1875 in Unterelsaß 585 573 Personen, gegen in 1871 588 947; in Ober⸗ Elsaß in 1875 448 549 Personen, gegen in 1871 454231; in Lothringen in 1875 464 898 Personen, gegen in 1871 474 316 Per⸗ sonen; zusammen in Elsaß⸗Lothringen in 1875 1499 020 Personen, gegen in 1871 1517494 Personen. Während die Zählung von 1875 gegenüber der von 1871 nur für fünf Kreise, Straß⸗ burg Stadt und Land, Mülhausen, Zabern, Saargemürd eine Zunabme der Civilbevölkerung von im Ganzen 13 421 Seelen feststellen konnte, die übrigen siebenzehn Kreise dagegen eine Abnahme von 31 895 Seelen ergaben, zeigt umgekehrt die Volkszählung von 1889 eine Zunahme in 12 Kreisen, Straßburg Stadt und Land, Metz Stadt und Land, Mülhausen, Gebweiler, Colmar, Hagenau, Erstein, Diedenhofen, Forbach, Saargemünd von zusammen 24413 Personen und nur zehn Kreise haben noch eine Abnahme von im Ganzen 4274 Einwohnern zu verzeichnen. Nur ein Kreis, Zabern, welcher 1875 gegen 1871 eine Zunahme aufwies, hat 1880 gegen 1875 eine Abnahme allerdings die relativ geringste (O, 12 0½) erlitten. Für den neunjährigen Zeitraum von 1871 bis 1880 ergeben neun Kreise eine Vermehrung, dreizehn eine Verminde⸗ rung ihrer Einwohnerzahl. Die relativ größte Zunahme 188) gegen 1875 findet man in den beiden großen Städten des Landes, Straß⸗ burg mit 11,14, Metz mit 15,86 0y , die relativ stärkste Abnahme in Schlettstadt mit 1,25, Weißenburg mit 1,66
Die Militärbevölkerung Elsaß⸗Lotbringens 38 g63 Mann ( 2,48 o/ der Gesammtbevölkerung) hat sich gegen den Bestand im Jahre 1875 von 32 784 um 6179 Mann ssomit um 18, 85 do), gegen den im Jahre 1871 von 32244 (5490 weniger als im Jabre 1875) um 6719 Mann (- 20382 o) vermehrt. Die Vermehrung des Militär⸗ standes vom Jahre 1875 auf 1889 trifft im Bezirk Lothringen, zumal die Besatzungen im Landkreise Metz, welche von 2515 Mann auf 5668 Mann vermehrt wurden, sodann die Stadt Metz selbst, wo die Militärbevölkerung von 8357 auf 10436 Mann und Bitsch, wo ste von 132 Mann auf 6655 Mann stieg. In Unterelsaß sind es Straß⸗ burg und Weißenburg, auf welche die geringe Erhöhung von 1880 gegen 1875 (mit 641 biw. 250 Mann) jur Hauptsache entfällt. In Dberelsaß wurde die Garnison Sulz (1875: 481 Mann stark) ganz aufgehoben und erlitten gleichfalls Neu⸗Breisach eine größere von 506 Mann, Colmar eine kleinere Einbuße von 109 Mann, wohingegen Mühlhausen (Nord) um 600 Mann verstärkt wurde.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Langenscheidtsche Verlags ⸗ Buchhandlung hierselbst (Prof. G. Langenscheidt) bat soeben unter dem Titel: Kurzer Leit⸗ faden der Geschichte der englischen Literatur“ eine deutsche
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