accise bei Ausfuhr von Chokelade, Konfitüren 2c. — Brasilien: Pro⸗ visorische Ermäßigung des Einfuhrzolles auf Fichtenbarze. — Hayti: Gesetz, betreffend Konsulargebühren. — Berichte. Deutsches Reich: 8 a. S. — Frankfurt a. M. — Gleiwitz. — Düsseldorf. — ielefeld. — Mannheim. — Magdeburg. — Leipzig. — Nürnberg. — Augsburg. — München. — Braunschweig. — Emden. — Stettin. — Posen. — Glogau. — Mainz. — Cöln. — Hannover. — Lübeck. — Danzig. Görlitz. — Essen. — Metz. — Karlsruhe. — Bremen. — Dresden. — Gera. — Chemnitz. — Breslau. — Hamburg. — Kiel. — Cassel. — Dortmund. — Aachen. — Straßburg. — Frankreich: Weinhandel in Frankreich — Rußland: Arensburg. — Japan: YJokohama. — Nachtrag. Gesetzgebung: Deutsches Reich: Bekanntmachung, betreffend die Berechnung der Stempelabgabe von ausländischen Werthpapieren und der Wechselstempel⸗Abgabe von den in einer anderen als der Reichswährung ausgedrückten Summen. — Frankreich, Oesterreich⸗ Ungarn, Belgien, Spanien, Italien, Portugal, Schweden und Nor⸗ wegen, Großbritannien, Niederlande und Schweiz: Verlängerung der Handelsverträge zwischen Frankreich und den genannten anderen Ländern. Zweiter Theil. Konsulatsberichte: Ostasien. Tschifu: Jahresbericht für 1880. — Osteuropa. Moskau: Bericht über die russische Zucker⸗ industrie. — Südeuropa. Barcelona: Handele⸗- und Verkehrsbewe⸗ gung in Spanien, insbesondere Barcelona, im Jahre 1880. — Nizza: Bericht über den Ernte Ausfall in den Alpen⸗ departements und im Var⸗Gebiet. — Westeuropa. Ostende: Jahresbericht für 1880. — Nordeuropa. Stockholm: Wirth— schaftliche Verhältnisse Schwedens im Jahre 1880. — Nordamerika. Mexiko: Wirthschaftliche Bewegung in Mexiko. — Südamerika. Rio Grande do Sul: Jahresbericht für 1880. — Buenos Ayres: Die deutschen Exportinteressen in Argentinien. — Australien und Polynesien. Sydney: Verschiffungen von Wolle aus Victoria, Neusüdwales, Südaustralien und Queensland im Jahre 1880.81. — Wirthschaftliche Verhältnisse, Handel und Schiffahrt der Kolonie Westaustralien im Jahre 1880. Nr. 7 des Ju stiz⸗Ministerial⸗Blatts hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 15. Februar 1882, betreffend die Errichtung einer Kammer für Handelssachen in der Stadt Bochum und die anderweite Organisation der Kammer für Handelssachen in der Stadt Essen. — Allgemeine Verfügung des Justiz⸗Ministers vom 14. Februar 1882, betreffend die Bekanntmachung des Herrn Reichs—⸗ kanzlers vom 1. Februar 1882 über die Berechnung der Stempel abgabe von ausländischen Werthpapieren und der Wechselstempel⸗ abgabe von den in einer anderen als der Reichswährung ausgedrückten Summen. — Allgemeine Verfügung vom 14. Februar 1882, betreffend Bescheinigungen über belgisches Recht. Nr. 9 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 12 Februar 1882: Nach⸗ sendung von Postanweisungen im Verkehr zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn. — Vom 11. Februar 1882: Behandlung der Postanweisungen nach Australien. — Vom 14. Februar 1882: See— postverbindung mit Norwegen auf der Linie Hamburg⸗Drontheim. — Vom 10. Februar 1882: Lieferung von Lederausschnitten zu dem Schuhwerk der Unterbeamten.
Nr. 3 des Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗Postamts, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Auf⸗ sätze: Die Beziehungen der französischen Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung zu den Sekundärbahnen und Straßenbahnen. — Nor—⸗ wegens Telegraphenwesen im Jahre 1880. — Ueber Gewitter und Blitzableiter. — Die Reisen des Kaisers Hadrian. (Mit Karte.) — Kleine Mittheilungen: Die italienische Südpolarexpedition. — Tunnel unter der Meerenge von Messina. — Verkehrsverhältnisse in Siam. — Die größte Spannweite eines Telegraphendrahtes. — Postpacket⸗ beförderung in Italien. — Die Whitsand⸗Bay. — Schiffbarkeit des Mississippi und seiner Nebenflüsse. — Telegraph in China. — Fla— schenpost. — Literatur des Verkehrswesens: Dr. K. E. Zetzsche, Hand⸗ buch der elektrischen Telegraphie. Vierter Band: Die elektrischen Telegraphen für besondere Zwecke, J. Bearbeitet von L. Kohlfürst und K. E. Zetzsche. Mit 668 in den Text gedruckten Holzschnitten und 10 statistischen Tabellen. Berlin, 1881. Verlag von Julius Springer. 864 Druckseiten. 8. — Zeitschriftenüberschau.
Nr. 4 des Central-Blatts der Abgaben⸗Gesetz gebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allge⸗ meine Verwaltungsgegenstände: Zahlung des Bureaukostenaversums an die Bezirks⸗Obercontroleure. — Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Indirekte Steuern: Tarifirung von Wollengarn. — Erkenntniß. Ueber die Verpflichtung zur Nachzahlung defraudirter Maischsteuer ist im gericht—⸗ lichen Strafverfahren nicht zu entscheiden. — Art der Festsetzung der Maischsteuer⸗Kontraventionsstrafe gegen mehrere Mitschuldige. — Ausführung des Gesetzes wegen Erhebung der Reichsstempelabgaben. — Verfahren bei Ermittelung des Nettogewichts steuerpflichtigen Salzes in Säcken. — Personalnachrichten.
Nr. des Centralblatt der Bauverwaltung, heraus— gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung. — Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Ueber Anlagen zur Schiffshebung mittelst senkrecht bewegter Schleusenkammern. (Schluß aus Nr. 4) — Das neue Kriminalgericht in Berlin-Moabit. — Zweischiffige Kirchen an der mittleren Mosel. — Zur Baugeschichte Pomnpejis. — Vermischtes: Die Konkurrenz für den Entwurf zu einem Reichstagsgebäude. — Ausgaben für die Regulirung der preußischen Ströme. — Selbst— entzündung von Kohlen in Seeschiffen. — Eine Konkurrenz für Ent— würfe zu einem monumentalen Laufbrunnen in Cöln. — Kunstgewerb— liche Konkurrenzen. — Rechtsprechung und Gesetzgebung.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits. ams sind in der 6. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,3, in Breslau 31,5, in Königsberg 39,7, in Cöln 31,9, in Frankfurt a. M. 20,4, in Hannover 24,6, in Cassel 25,, in Magdeburg 32,2, in Stettin 23,8, in Altona 19,9, in Straßburg 26,3, in Metz 17,9, in München 37,H, in Nürnberg 24,6, in Augsburg 38.0, in Dres den 25,ů7, in Leipzig 27,3, in Stuttgart 26,0, in Braunschweig 27,7, in Karlsruhe 27,9), in Hamburg 30,2, in Wien 29,8, in Budapest 40,5, in Prag 32,9, in Triest 39,9, in Krakau 28,3, in Basel 22.0, in Brüssel 25,F, in Amsterdam 25,2, in Paris 31,7, in Kopen hagen 27,2, in Stockholm 22,3, in Christiania 20,8, in St. Peters burg 37,6, in Warschau 344, in Odessa 31,8, in Rom —, in Turin —, in Bukarest 30,2, in Madrid 44,l, in London —, in Glas—⸗ gow —, in Liverpool — in Dublin —, in Edinburg 18,8, in Alexandria (Egppten) 30,2. — Ferner aus früheren Wochen: in New⸗JYork 32,V, in Philadelphia 4,6, in Chicago —, in St. Louis 22,4, in Cincinnati 16,5, in San Franzisko 28,4, in Kalkutta —, in Bombay 30,1, in Madras —.
Beim Beginn und bis um die Mitte der Berichtswoche herrsch⸗ ten an den ost⸗ mittel⸗ und westdeutschen Beobachtungsorten west⸗ liche und nordwestliche Luftströmungen, die in Cöln und Heiligenstadt mit südwestlichen wechselten, während in Bremen südwestliche, an den süddeutschen Stationen schwache östliche bis nordöstliche Windrichtun⸗ gen vorwiegend waren. Am 8. ging der Wind an den ost⸗ und mitteldeutschen Stationen bis nach Nord, in Cöln nach Südost und in den letzten Tagen der Woche an den meisten Stationen nach Süd und Südost, in Mittel. und Norddeutschland bis nach Südwest. — Die Temperatur der Luft war eine mäßig kalte. In Konitz und Berlin lag die Temperatur über, an den übrigen Stationen, nament⸗ lich an den süddeutschen, wo meist strenges Frostwetter herrschte (in Karlsruhe — 7, Grad CO., in München — 12,4 Grad C.) unter der
lara Reichner. — Die Anforderungen der Schule an unsere
stieg in den ersten Tagen der Woche noch mehr, zeigte jedoch in den ö der Woche eine Abnahme. Niederschläge fielen nur
pärlich.
Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten
Großstädten Europas, und zwar nicht unerheblich, zugenommen. Für die deutschen Städte stieg die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl auf 28,6 (pro Mille und Jahr berechnet) von 26,2 der Vorwoche, und zeigen besonders die Städte in der Oder⸗ und Warthegegend, im sächsisch⸗märkischen Tieflande und in der niederrheinischen Niederung eine bedeutende Steigerung der Sterblichkeit. Die Theilnahme des Säuglingsalters sowohl wie die der höheren Altersklassen war eine vermehrte. Von 19000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet S6 Kinder unter 1 Jahr gegen 83 der Vorwoche (in Berlin 77 gegen 68).
Unter den Todesursachen traten die Infektionskrankheiten im all⸗ gemeinen stärker hervor. Masern haben wohl in den deutschen Städten vielfach abgenommen, wie in Berlin, Stuttgart, München, Hamburg,
Cöln, auch in Christiania ist ein stetiges Nachlassen ersichtlich, dagegen gewannen Masern in Wien, Budapest, Triest, Paris und besonders in Kopenhagen größere Ausdehnung. — Auch das Scharlachfieber wurde in Kiel, Erfurt, Hamburg, Berlin, Crefeld, Dortmund, Wien seltener Todesveranlassung. Dagegen mehrte sich die Zahl der Opfer in Stettin, Lübeck. Dresden, Cöln, Elberfeld, Wiesbaden, Offenbach, Kreuznach sowie in Warschau. — Eine bedeutende Zunahme der Sterbefälle zeigt aber die Diphtherie in den meisten größeren deutschen sowie außerdeutschen Städten. Sehr zahlreich und zum Theil gegen die Vorwoche gesteigert war die Zahl der Todesfälle in Berlin, München, Augsburg, Hamburg, Hannover, Dresden, Chemnitz, Königsberg, Elbing, Cöslin und in den größeren Städten des Niederrheins (Barmen, Düsseldorf, Elberfeld, Essen), sowie in Straßburg. Auch in Budapest, Prag, Triest, Amsterdam mehrten, in Danzig, Stuttgart, Wien, Paris, St. Petersburg, Warschau ver⸗ minderten sich die Zahl der Todesfälle. Typhöse Fieber zeigten sich in Königsberg häufiger. Todesfälle an Flecktyphus kamen aus St. Petersburg 18, aus Wien, Krakau, Valencia je 2, aus Warschau, Malaga, Granada, Thorn, Graudenz, Bromberg je 1 zur Meldung. Der Keuchhusten wurde in Königsberg, Rostock, Hamburg, Wesekl, Offenbach mehrfach Todesveranlassung. Auch führten entzündliche Erkrankungen der Athmungsorgane viel Todesfälle herbei. Die Zahl der Sterbefälle an Pocken hat in Wien, Prag, Paris, St. Peters⸗ burg ab⸗, in Saragossa, Budapest, Warschau zugenommen. Einzelne Pockentodesfälle wurden aus Granada und Brüssel gemeldet. Aus deutschen Städten kamen 7 Todesfälle an Pocken zur Anzeige und zwar je 1 aus Dresden, Hof, Aachen, Essen, Coblenz, Berlin und Darmstadt.
. Die Augsburger „Allg. Ztg.“ theilt aus einer Uebersicht über die „Arbeitsthätigkeit in den Strafanstalten und Ar— beitsbäusern des Königreichs Bayern nach dem Stande vom 31. Dezember 1881, welche das bayerische Justiz⸗Ministerium veröffentlicht hat, folgende Zahlen mit: Die Gesammtzahl der männlichen Gefangenen betrug 6674, hiervon 306 unbeschäftigt, da— gegen heschäftigt: L) für den eigenen Bedarf der Anstalten 889, 2) mit landwirthschaftlichen Arbeiten, mit gewöhnlichen Taglöhner— arbeiten, sodann mit Arbeiten auf Rechnung des Staates 2386, 3) für die Anstaltsbeamten und Bediensteten 69, 4) für Rechnung von Gewerbetreibenden 2355 (von diesen mit Schneiderei 456, Schuhmacherei 424, Filzschuhmachen 162, Weberei 161, Goldleistenfabrikation 276, Brillengestell⸗Fabrikation 330, Kartonngge⸗ und Buchbinderarbeiten 199 u. s. w.); 5) für Rechnung der Anstalten zum Verkaufe an Geschäftsleute waren beschäftigt 436 (hiervon mit Wollweberei 248, Leinweberei 76 u. s. w und 6) für Rechnung der Anstalten zum Verkaufe überhaupt, dann für Rechnung von Privaten waren 233 beschäftigt. Die Gesammtzahl der weiblichen Gefangenen betrug 1194, hiervon 80 unbeschäftigt. Dagegen wurden beschäftigt: 1) für den eigenen Bedarf der Anstalten 138; 2) mit Arbeiten auf Rech⸗ nung des Staates 158; 3) für die Anstaltsbeamten und Bediensteten 6; 4) für Rechnung von Gewerbetreibenden 656 (und zwar mit Filzschuhmachen 720, mit weiblichen Arbeiten 584), dann 5) für Rechnung von Privaten 156 (und zwar mit Spinnen und Feder⸗ schleißen 26, dann mit weiblichen Handarbeiten 130).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Einen beachtenswerthen Beitrag zur Namenkunde gab der Gymnasiallehrer P. Kühnel in einer Programm-Abhandlung des Gymngsiums zu Neubrandenburg vom Jahre 1881 über „Die slavi⸗ schen Ortsnamen in Mecklenburg⸗-Strelitz, J. Theil, die Ortsnamen im Lande Stargard enthaltend. Es war diese Arbeit ein Auszug aus einer größeren, ganz Mecklenburg umfassenden Abhandlung des Ver⸗ fassers, welche bald nach der Veröffentlichung im 46. Bande der „Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter— thumskunde“ erschien. Jetzt ist diese umfassende Abhandlung zugleich mit Nachträgen und Berichtigungen in einem Separatabdruck aus— gegeben worden unter dem Titel: „Die slavischen Ortsnamen in Mecklenburg, von P. Kühnel, Gymnasiallehrer zu Neu⸗ brandenburg. (Neubrandenburg. InKommission bei C. Brünslow. 1882.) Sind in Kühnel's Arbeit auch manche als slavisch angenommene Ortsnamen deutschen Ursprungs, harren manche der etymologisch ge— deuteten Ortsnamen noch einer sicherern Erklärung, so ist doch diese Sammlung und Zusammenstellung der Namen sowie der Versuch ihrer Deutung sehr dankenswerth, und darum erscheint die Separat— ausgabe der gedachten Schrift willkommen, weil die genannten Jahr bücher nicht im Buchhandel vertrieben werden.
— In Carl Heymanns Verlag hierselbst erschien soeben: Das Gesetz über die Enteignung von Grundeigen⸗ thum, vom 11. Juni 1874, für den praktischen Gebrauch erläutert von F. Seydel, Regierungs⸗Assessor und Hülfs⸗ arbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Preis 4 4M) Die vorliegende Bearbeitung des Gesetzes über die Ent— eignung von Grundeigenthum soll in erster Linie dem praktischen Ge— brauch dienen. Sie will den Behörden, Bauunternehmern, Gesell—⸗ schaften wie sonstigen Interessenten ein Handbuch bieten, welches das Verständniß des Gesetzes erleichtern und dazu beitragen soll, daß die vielfach laut gewordenen Klagen über Verzögerung deg Enteignungs⸗ verfahrens durch unnütze Beschwerden u. dergl. in der Folge vermin— dert werden. Dabei verdient Hervorhebung, daß in dieser Publikation namentlich die öffentlich⸗rechtliche Seite des Gesetzes behandelt wird, und zwar in so eingehender Weise, wie es bisher kaum von anderer Seite geschehen sein dürfte, und daß besonders die bisher noch nicht veröffentlichten in der Ministerial⸗Instanz ergangenen Entscheidungen berücksichtigt worden sind.
— Die letzten Nummern der neuen illustrirten Zeitschrift „Deutsches Familienblatt“ zeugen durch ihren reichen und ge⸗ wählten Inhalt wieder in beredter Weise für die Gediegenheit dieses Blattes, das seinem Titel alle Ehre macht und als literarischer Gast in jeder Familie willkommen sein dürfte. Außer den genannten Vor— zügen und dem billigen Preise von 1560 „ vierteljährlich (oder in Deften zu 59 2) besitzt das „Deutsche Familienblatt! auch die Eigenschaft, daß es den politischen und religiösen Zwistigkeiten des Tages gegenüber eine durchaus objektive Haltung beobachtet. Das zuletzt ausgegebene Heft 1 des neuen Jahrgangs enthält neben einer ganzen Reihe künstlerisch ausgeführter Holzschnitte folgenden Lesestoff: Vatalie. Roman von W. Black. — Ein Traum. Novelle von W. Jensen. Illustrirt von Woldemar Friedrich. — Aus Großväter Tagen. Erinnerungen von Albert Lindner. — Ein Beichtgeheimniß. Historische Skizze von Rudolf Immann. Zum gleichnamigen Bilde. — Italienische Dorsprinzessinnen. Von Woldemar Kaden. Mit Illustration. — Reisen und Entdeckungen. V. VI. VII. — Die Diphtheritis. Von einem praktischen Berliner Arzte. — Zur Frauenfrage. VI. Die deutschen Frauenarbeitsschulen. Von . Pecht. VII. Ein deutsches Lehrerinnenheim. Von Elisabeth Förster. — Streiflichter. VII. Ein Nothschrei aus Ungarn. — VIII. Mode und Emanzipation. Von
Jugend. J. Von F. A. Petermann. — Eisfeste in St. Petersburg.
normalen. — Der schon beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft
Polizei. Von EC. O. Hopp. — Thurmbläsers Neujahrslied.
EC. O. Hopp. Zum gleichngmigen Bilde. — Winterlied. Von —— Stieler. — Die Bergfee. Von Adolf Frey. Mit Bild. = Sula⸗ mith. Von Paul Halm. Zum gleichnamigen Bilde. — Plauderecke Die Quelle. Von ö Seidel. — Eine berühmte Schönheit. Von Fr. von Hohenhau en. — . Der echte schwedische Punsch. Von G. O Hilder. — Chinesische Dienstboten. Von H. von Kupffer. — Aus der ärztlichen Prgris. — Donaudampfer „Orient.. Mit Abbildung X Unsere Winterflora. - Unaufmerksam oder krank? — Orientalische Sage. — Leuchtende Farben. — Mißheirathen. — Der prãchtige Kaiserpreis. Mit Abbildung. — Zranzjösischer Humbug. — Der Deutsche in Paris. — Sankt Nemo. — Amerikanischer Sport * Der Herzogsstuhl in Kärnten. — Voltaire. Mit Bildniß. — Unsere Künstler. — Vom deutschen Parnasse. — Originelle Szenen aus dem Vellsleben des sechzehnten Jahrhunderts. Von Bl. von W. * Feinschmecker und Vielesser. — Jankeetricks. — Die Soa⸗Salzpfanne in Südafrika. Mit Abbildung. — Schlangenmenschen. — Hänschen von Mönkgut. Mit Illustration. — Räthsel. — Beilage. Kleine . — Literatur. — Sprechsaal. — Briefkasten.
nzeigen.
Gewerbe und Handel.
Nach dem Geschäftsberichte der Deutschen Union⸗Ba u Mannheim beziffert sich der Gesammtumfatz des Institufs ö. Jahre 1881 auf 396 325 66. Der erzielte Bruttogewinn von 316 458 setzt sich aus folgenden Posten zusammen: Gewinnübertrag von 1865 3124 S, im Effektenverkehr 145 90 S6, an Wechseln 39 589 an Coupons und Treffern 752 M, an Sorten S830 M6, an Konto— korrent-Zinsen 51 G71 „S, an Provisionen 68 856 „SJ, Miethe für, Liegenschaften 743 6. Der Reingewinn sitellt sich auf 1694591 4. Hiervon empfangen die Aktionäre vorweg 5 0½ des eingezahlten Aktienkapitals mit 120 000 S½ Vom Ueberschusse don 47 451 „ würden zu verwenden sein: a) zur Dotirung des Reservefonds 199,½ mit 4745 6, b) die statutenmäßige Tantieme des Aufsichts raths 10069 mit 4745 , c) 15 ½' Superdividende für die Aktignäre mit 36 900 eς, d) zum Vortrag auf Gewinn- und Verlust⸗Conto pro 1882 1960 ƽ. Die Gesammt⸗Dividende stellt sich demnach auf 6h o/o 3 ö.
— Nach dem Rechnungsabschluß für 1881 hat die Badische Bank zu Mannheim, im Diskontoverkehr verdient 678 669! 4 (1880 565 511 46), an Lomhard 43 8904 M (1880 49 255 ). Außer⸗ dem wurden verdient resp. Zinsen eingenommen auf Effekten 4463 . (1880 1925 Ae), Zinsen und Provisionen in laufender Rechnung 16 855 M6 (1886 15 3338 66) ꝛc, so daß die gesammten Gewinne zuzüglich 3764 M (18280 77657 4A), aus dem Vorjahre 757 033 A gegen 649 272 in 1880 betragen, davon gehen ab Steuern 33 995 4. (880 35 625 υνς),. Spesen 96 658 S. (1880 92 240 6), Zinsen für Vaardepositen 988 44 (880 46729. Es bleiben 618 376 0 gegen 495 805 M in 1880. Dagegen sollen 5, ) / Dividende vertheilt werden. Dies erfordert 531 900 6, während für 1880 nur 5iss og ausgezahlt wurden. Ende 1881 hatte die Bank nur 15,46 Millionen Mark Noten in Umlauf gegen 17,27 Millionen Mark Ende 1880. An Metall und Reichskassenscheinen waren 5,46 Millionen Mark vor— handen gleich 35,3 / (Ende 1880 40200). Das Institut schuldete Ende 1881 an Kreditoren O52 Millionen Mark, an Depositen M94 Millionen Mark (1880 093 Millionen Mark). Abgefsehen von dem erwähnten Kassenbestande besaß das Institut 19,17 Millionen Mark in Wechseln, 1,06 Millionen Mark in Lombardausftänden, 121 700 „ in Effekten. 1.6 Millionen Mark in Debitoren, endlich Bankzrundstücke und Mobilien für 294 000 66. Das Aktienkapital beträgt 9 Millionen Mark, die Reserve enthält 121922 gleich ca. l5, d ch . 43
— Der Verwaltungsrath der Breslauer Straßenbahn hat, beschlossen, für das Jahr 1881 eine Dividende von . zu . th eilen. Die Dividende übersteigt diejenige des Vorjahrs um zs,
— Der Verwaltungsrath der Nordhausener Tapetenfabrik hat die Dividende für das verflossene Jahr auf 7 0 festgesetzt.
— Die Dividende der hiesigen Gum miwaarenfabrik vorm. Voigt und Winde ist pro 1881 auf 9 o festgesetzt worden.
Paris, 20. Februar. (W. T. B.) Die Handelskammer von Paris hat den Wunsch zu erkennen gegeben, daß das Gefetz vom Jahre 1857 über die Fabrikmarken in dem Sinne des englischen Gesetzes vom Jahre 1872 modifizirt werde, durch welches die Einfuhr und Durchfuhr aller auswärtigen Erzeugnisse verboten wird, welche die Angabe eines englischen Ursprungs tragen. Die Handelskammer von Paris, indem sie die Bezeichnung Paris“ als industrielles Eigenthum der Handelstreibknden von Parls be— trachtet, erklärt, daß sie die Importeure von Waaren mit diefer Be— zeichnung gerichtlich rerfolgen werde, da die Angabe des Wortes Paris nur den Zweck hätte, für die nach Frankreich eingeführten Waaren eine Qualität zu usurpiren, welche denselben nicht zukomme.
Verkehrs⸗Anstalten.
Plymouth, 20. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland! ist hier eingetroffen.
Triest, 20. Februar. (W. T. B.) Dei Lloyddampfer „Saturno“ ist heute Vormittag mit der ostindisch-chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, 21. Februar 1882.
Posen, 20. Februar. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Mendelsohn und Genossen wurde heute das Urtheil ge sprochen. Dasselbe lautet gegen Mendelsohn wegen Vergehen gegen die öffentliche Ordnung und Uebertretung des Vereinsgesetzes auf 1Jahr 8 Monate Gefängniß und 3 Monase Haft, gegen Trußzkowski auf 2 Jahr 9 Monate Gefängniß und 3 Monate Haft, gegen Ja⸗⸗ niszewski wegen obiger Vergehen und wegen Majestätsbeleidigung auf 2 Jahr 3 Monate Gefängniß und 3 Monate Haft, gegen Marie von Jankovska wegen Führung falschen Namens und Uebertretung des Vereinsgesetzes auf 3 Monate Haft, wovon 2 Monate durch die Untersuchungshaft als verbüßt erachtet werden, gegen Bujakiewicz auf 3 Monate Gefängniß und 30 Æ event. noch 6 Tage Gefängniß, gegen Kosubueki auf 1 Monat Gefängniß. Goryszewski wurde frei gesprochen.
Marseille, 21. Februar. (W. T. B.) Am verflossenen Sonnabend ist vor dem Hafen von Genug das russische Schiff Helena“, welches mit einer Haferladung von Odessa nach Mar— seille bestimmt war, in Folge eines heftigen Anstoßes unterge—⸗— gangen. Die Schiffsmannschaft wurde gerettet bis auf einen Matrosen, welcher ertrank.
Im Viktoria⸗-Theater findet morgen die erste Wiederholung der mit so großem Beifall aufgenommenen „Troubadour“ Vorstellung mit den Damen Pasqua und Turolla statt.
— Der morgigen 100. Aufführung der Posse Kyritz⸗Pyritz' im Belle⸗Alliance- Theater wird ein humoristischer Prolog, von Justinus gedichtet, rorangehen.
—
Redacteur: Riedel.
Berlin: — — 6 . Verlag der Expedition (Kessel). Druck! W. El sner Fünf Beilagen
Winterssije von Max Dittrich. — Die großen Städte und ihre
(einschließlich Börsen⸗ Beil age).
M 45.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stuats-Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 21. Fehrnar
18382.
.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 21. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (4) Sitzung des Herrenhauses nahm bei der Generaldiskussion über den Gesetzent⸗ wurf, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten nur der Referent Herr Bredt das Wort. In der Spezʒial⸗ diskussion wurde zunächst die Berathung des 5§. 1 bis nach Beschlußfassung über 8. 24 ausgesetzt. Dann wurden die §5§. 2 bis 19 en bloe nach den Anträgen der Kommission in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Den 5. 20 empfahl die Kommission im Absatz 1 unverändert in der Fassung der Regierungsvorlage anzunehmen, dagegen dem Äbsatz 2 folgende veränderte Fassung zu geben;
Die Beschreitung des Rechtsweges iht den Betheiligten offen, doch muß die Entscheidung des Departementschefs der Klage vor hergehen und letztere sodann bei Verlust des Klagerechts innerbalb fechs Monaten, nachdem den Betheiligten die Entscheidung des Departementschefs bekannt gemacht worden, angebracht werden“
Nachdem der Referent Herr Bredt diesen Antrag befür— wortet hatte, wurde derselbe ohne Debatte vom Hause ge⸗ nehmigt. Dem §. 21 emfahl die Kommission in folgender Fassung der Regierungsvorlage zuzustimmen ⸗
„I) der §§. 10 und 13 des dänischen Pensionsgesetzes vom
24. Februar 1858, .
2) des dritten Theils des kurhessischen Staatsdienstgesetzes vom
8. März 1831,
3) der 8§. 28 ff. des Staatsdieneredikts für das Fürstenthum
Hohenzollern ⸗ Sigmaringen vom 20. August 1831 und der
§§. 26 ff. der Dienstpragmatik für das Fürstenthum Hohen—
zollern⸗Hechingen vom 11. Oktober 1843, ; treten für die zum Bezuge des in den 55 Tff. dieses Gesetzes be—⸗ stimmten Wittwen⸗ und Waisengeldes Berechtigten mit der Maß—⸗ gabe außer Kraft, daß das denselben zu bewilligende Wittwen ⸗ oder Waisengeld nicht hinter demjenigen Betrage zurückbleiben darf, welcher ihnen nach den vorstehend unter Ziffer 1 bis 3 bezeichneten Vorschriften aus der Staatskasse hätte bewilligt werden müssen.“
Hierzu beantragte Dr. Weigel folgenden Zusatz:
„und daß derjenige Theil des pensionsfähigen Diensteinkom⸗ mens des Wartegeldes oder der Pension, welcher nach den Bestim⸗ mungen dieses Gesetzes dem letztgedachten Betrage entspricht, bei der im 8. 3 vorgesehenen Prozentberechnung außer Ansatz bleiht,.“
Der Antragsteller begründete seinen Antrag unter Hin⸗ weis auf die Gesetzgebung, welche in den ehemals kurhessischen Landestheilen bestanden. Ohne die von ihm beantragten Bestimmungen würde das Gesetz in die bestehenden Zustände Härten einführen und wohlerworbene bei der Annexion über⸗ nommene Rechte beschränken, die durch seinen Antrag ver— mieden würden, ohne daß dadurch dem Staate bemerkens⸗ werthe Unkosten verursacht würden. .
Der Regierungskommissar Geheime Ober-Finanz⸗-Rath Germar bat um Verwerfung dieses Antrages, der mit der Reichsgesetzgebung in Widerspruch stehe, während Herr Mölling im Interesse der schleswig-holsteinischen Beamtenwittwen und Waisen um die Annahme des Antrages Weigel bat. Nachdem sich noch der Finanz-Minister Bitter gegen den Antrag aus— gesprochen hatte, wurde derselbe abgelehnt. ö
Die 8§. 22 und 23 wurden ohne Diskussion in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen und dann um 33M Uhr die Sitzung vertagt.
— Im weiteren Verlaufe der gestrigen (15.) Sitzung setzhze das Haus der Abgeordneten die zweite Berathun des Entwurfs des Staatshaushalts⸗ Etats für das Etatejahr 1882ñ83 mit der Diskussion des Etats des Bureaus des Staats-Ministeriums Tit. 14 (Dispositionsfonds für allgemeine politische Zwecke 93 000 S6) fort. Der Abg. Stöcker bemerkte, der Gang der Debatte habe gezeigt, auf welcher Seite das Unrecht zu finden sei. Wenn man sich über die Heftigkeit der Sprache im Wahlkampf beschwere, so sei die Heftigkeit wohl hauptsaächlich auf der linken Seite gewesen, während auf der Rechten viel mehr Nuhe und Freudigkeit zu finden gewesen sei. Seine (des Redners) Partei sei auch durchaus loyal dabei verfahren, etwas Gravirendes sei gegen dieselbe von der Linken nicht vorgebracht. Dagegen seien die Bestrebungen der Linken antimonarchisch, antinational und antichristlich. Gewiß ein schweres Wort, aber das Wort von der bankerotten Firma von Gottes Gnaden sei antimonarchisch, das Wort vom preußischen Großmachtskitzel sei antinational, und was Virchow über die Kirche gesprochen habe, sei antikirchlich und sein Vorwurf wegen der mangelnden erziehlichen Wirkung des Christenthums antichristlich. Er wolle die Fortschrittspartei nicht reichsfeindlich nennen, weil dies eine subjektive Bosheit derselben voraussetze, aber er stehe nicht an, sie reichsgefährlich zu nennen. Habe nicht der Abg. Virchow in seinem Bericht über die ober⸗ schlesischen Zustände, abgedruckt im Archiv für Pathologie und Physiologie, die volle unumschränkte Demokratie als Ziel hingestelt und den „gekünstelten Formularismus des konstitutionellen Staates“ verworfen. Das Merkwürdigste aber sei das positive Heilmittel, welches der Abg. Virchow damals vorgeschlagen habe, nämlich die Association der besitz⸗ losen Arbeiter mit dem Kapital des Staates, worin derselbe sich als ein stark angeregter Sozialdemokrat entpuppt habe. Heute mache der Abg. Virchow gegen die sozialpolitischen Pläne des Reichskanzlers eine maßlose Opposition. Und was solle man dazu sagen, wenn der Abg. Löwe in einer Volksversamm⸗ lung den Eid des Ministers, ja des Königs, geltend mache für die parlamentarische Regierung. Wenn es immer von der linken Seite heiße: „Der Reichskanzler müsse fort von seinem Platze“, so heiße doch das, einen Theil der nationalen Position aufgeben. Die Armee reduziren zu wollen, zeuge anch nicht von Patriotismus. Sei dies monarchisch? Wie aber das Ausland die Stellung der Fortschrittspartei auffasse, gehe aus einem Artikel der Pariser „Estafette“ hervor, welches den Sieg der Liberalen und Fortschrittler er hoffe, damit Deutsch⸗ land zu Grunde gerichtet werde. Die Linke habe wohl Ver. anlassung darüber nachzudenken, ob ihre Haltung patriotisch genug sei. Wie habe man nicht die sozialpolitischen BVestre⸗ bungen des Reichskanzlers in den Staub gezogen. Solche
elende Phrasen, wie der Abg. Virchow, der da auf Tivoli ge⸗ sagt habe, wenn alle sozialpolitischen Projekte ausgeführt wür⸗ den, so müßten die Bürger zum Essen wie zur Arbeit kom— mandirt werden, habe in Berlin kein Sozialdemokrat gemacht. Das heiße große Dinge wie ein Kind behandeln. Die Fortschrittspartei sei auch aneichristlich. Wenn man die den lg, Kirche in einzelne Gemeinden auflöse, so würde man die Kirche gerade so schwächen, wie wenn man den Staat in einzelne Gemeinden zerlegen würde. Der Abg. Richter habe die Pastoren der Erbschleicherei angeklagt, dafür aber den Beweis nicht erbracht. (Abg. Richter: Die Stelle vorlesen! Derselbe habe Hödel einen mit Gesangbuchversen vollgepfropften Musterknaben der preußischen Regulative ge⸗ nannt, obgleich doch Hödel im vorgerückten Alter aus Sachsen nach Preußen gekommen sei. Wenn die Prediger das predig⸗ ten, was sie glaubten, so nenne die Fortschrittspartei das Heuchelei, und wenn die Fortschrittepartei die Prediger schmähe, so sei das Heldenthum. Das sei nicht christ⸗ lich. Die jetzigen Gegensätze seien nicht mehr König— tbum und Parlamentarismus, sondern König hum und Um⸗ kurz. Die Linke sollte der Regierung danken, wenn dieselbe wider ihren Willen diese Partei vor diesen Dingen bewahren wollte. Er bitte die Linke, einzuhalten in der Zügellosigkeit ihrer Agitation. Er biete der Linken nicht die Hand zum Frieden, aber zu einer besseren Art des Kampfes. Er sei bereit, von jeder Bitterkeit und Schärfe, von jeder Beleidigung im öffentichen Leben zurückzutreten, wenn die Linke seine (des Redners) Partei dazu nicht mit den Haaren herbeizöge, er gebe den Liberalen das ehrliche Wort als konservativer Geistlicher und als Patriot, in die dargebotene Hand einzuschlagen, dann würden sich beide Parteien auf diesem Gebiete verständigen.
Der Vize⸗-Präsident Frhr. von Heereman bemerkte, der Redner habe von elenden Pbrasen gesprochen. Er setze vor⸗ aus, daß die Acußerung nicht gegen ein bestünmtes Mitglied des Hauses gerichtet gewesen sei, er hätte sie sonst als durch⸗ aus ungehörig bezeichnen müssen.
Der Abg. Stöcker erklärte diesen Ausdruck nicht zurück— nehmen zu können, worauf der Vize⸗Präsident denselben für parlamentarisch ungehörig rügte. . .
Der Abg. Rickert erklärte, es sei wohl selten ein Friedens angebot in der Wese gemacht, wie das eben der Abg. Stöcker gethan habe. Derselbe habe erst eine lange Rede gehalten, sorgfältig gegliedert, die den Zweck gehabt habe zu beweisen: die Fortschrittler seien antimonarchisch, sie seien antinational, sie seien antireligiös oder antichristlich, und nachdem der Abg. Stöcker sich bemüht habe, in langer Rede der Fortschrittspartei Alles das abzusprechen, was man als die Grundlage einer menschenwürdigen Existenz auf geistlichem und sittlichem Ge⸗ biet bezeichne, nachdem derselbe die Fortschrittler zu Menschen gemacht, die eigentlich gar nicht im Vaterlande zu existiren verdienten, biete derselbe die Hand zum Frieden. Das nenne die Rechte vom christlichen Standpunkt aus die Hand bieten zu einer gemeinsamen Arbeit für das Vaterland? Diese Art sei jeden⸗ falls ganz neu. Sei es der Rechten wirklich Ernst mit dieser gemeinsamen Arbeit, wozu schleudere sie diese bodenlosen Be⸗ hauptungen gegen eine große Partei? Der Vorredner spreche von der Preffe des Auslandes — habe derselbe denn kein Gefühl dafür, was das für einen Eindruck im Auslande machen müsse, wenn man hier im Parlament eine Partei, hinter der eine sehr erhebliche Zahl aller Wähler stehe, für antinational, antimonarchisch, antichristlich erkläre? Der Abg. Stöcker sage, die Fortschrittspartei wäre Schuld daran, daß einem großen Theil der Bürger die Freude am Vaterlande benomnien sei. Gewiß, verleidet sei Vielen die Freude am Vaterlande, aber darüber, daß eine Partei, an deren Spitze der Abg. Stöcker stehe, die jetzigen Zustände zurückschrauben wolle in Das Mittelalter. Der Abg. Stöcker spreche davon, daß der Fortschritt durch sein Nörgeln dem Volk seine Gesetze verleide; der Abg. Stöcker, der an der Spitze einer Pariei stehe, die täglich in ihren Preßorganen und Reden die bestehenden Gesetze, die die Unterschrist des Königs trügen, auf das Heftigste angreife, darunter auch die über die Gleichberechtigung der Juden. gegen welche gerade der Abg. Stöcker Reden gehalten, die gewiß nicht dazu beigetragen hätten, den Frieden im Lande herbeizuführen und die er in der Zeit nach Wieder⸗ erringung der deutschen Einheit nicht für möglich gehalten hätte. Die Mahnung zum Frieden nehme sich im Munde des Abg. Stöcker sehr wunderlich aus. Was die von dem Abg. Stöcker so verurtheilte Stellung der Fortschrittspartei zur Militãrfrage betreffe, so habe derselbe sie schärfer beurtheilt, als der Kriegs⸗ Minister. Kenne der Abg. Stöcker nicht die Artikel des „Reichsboten“, der doch seinen (des Abg. Stöcker) An⸗ schauungen sehr nahe stehe und der wiederholt sehr bestimmt gegen die dauernde Vermehrung der Militärausgaben Stellung genommen habe? Auch die Fortschrittspartei, mit der er ja in dieser Frage nicht Üübereingestimmt habe, habe doch für fast alle Militärausgaben gestimmt, sie habe jeden⸗ falls nicht weniger bewilligt als das Centrum, dessen Freund⸗ schaft der Abg. Stöcker doch wünsche. Der Abg. Stöcker spreche von der Maßlosigkeit der Wahlagitation. Kenne derselbe den vom Wahl verein der Khonservativen herausgegebenen, Patrioten“ (Redner verlas eine Stelle über das Wuchergesetz, die Gewerbe⸗ ordnung, die Freizügigkeit, die mit einem Appell an die Arbeiter schließe, die man nach den jetzigen Gesetzen aus⸗ nutze und dann wegwerfe, die das Recht hätten zu hungern und zu verhungern.) Pr. Kropatscheck meine, die Linke sei über die Erfolge der Konservativen erregt. Er glaube Aerger und Erregung sei auf ganz anderer Seite. Die Linke könne mit ihren Ersolgen, die weder rechts noch bei der Negierung angenehm berthrt hätten, ganz zufrieden sein. Das Volk werde sich immer niehr davon überzeugen, daß die Politik der undurchführbaren Versprechungen — und jetzt würden davon wieder Millionen auf Millionen gehäust — demselben nicht zum Heil gereichen könne. — Er könne den Preßfonds nicht bewilligen, weil die offizielle und offiziöse Presse in einer ganz ungehbrigen Weise Personen und Parteien angreife. Der Antrag Thilenius ermögliche es wenigstens, die Aus⸗
daß er (Redner), wie Abg. Windthorst behaupte, die Standes⸗ unterschiede in die Debatte gebracht. Vom Adel habe er kein Wort gesprochen, auch nicht von Junkern. Die Ausdrücke; Junker und Pfaffen, an denen der Abg. Stöcker solchen Anstoß nehme, seien übrigens in den letzten Jahren durch ein konservatives Blatt, die „Post“, wieder eingeführt und man schiebe dieses Citat allgemein der Inspiration eines sehr hervorragenden Führers der frei⸗ konservativen Partei zu, der allerdings über den Abg. Stöcker sehr scharf geurtheilt habe. Der Abg. Windthorst wolle den Preßfonds einem Ministerium Rickert nicht ohne Weiteres bewilligen. Schon am Sonnabend habe der Abg. von Meyer— Arnswalde, um sich mit einigen heiteren Bemerkungen über den Ernst der Lage und Diskussion hinwegzuhelfen, ihm die Ehre angethan, ihn auf die Kandidatenliste für ein zukünftiges Ministerlum zu setzen. Er möchte aber die Herren bitten, wenn sie von einem zukünftigen liberalen Ministerium sprächen, welches auch er mit Bestimmtheit erhoffe, seinen Namen wegzulassen. Sein Ehrgeiz bestehe lediglich darin, ein freier und unabhängiger Mann zu bleiben. Zum Minister des Innern könne, nach dessen Ausführungen im Reichstage über die Stellung der Beamten, kein liberaler Mann Ver— trauen haben. Bie reaktionäre Signatur der Verwaltung überhaupt sei es auch, welche ihn zu einer Ablehnung des Dispositionsfonds bestimme. Aus der qu. Rede des Abg. Richter in Iferlohn könne man nicht herauslesen, daß derselbe den Reichskanzler egoistischer Interessenpolitik habe beschuldigen wollen. Jedenfalls hätte der Minister die Erklärung des Abg. Richter mit Dank acceptiren sollen, daß ihm solcher Gedanke fern gelegen habe. Zum Schluß möchte er den Abg. Stöcker bitten, für sein Friedens⸗ bedürfniß eine andere Grundlage zu suchen. Auch er würde sich sehr freuen, wenn in der Art der Diskussionen hier eine Aenderung eintreten würde und wenn der Wahl⸗ kampf hier nicht fortgeseßt würde. Führe man doch einen anderen Ton in die Debatten des Hauses ein. Ihm werde man schwerlich aus seinen Reden nachweisen können, daß er persönlich gehässig sei — auch nicht aus dem Wahlkampf. Aber eins verlange seine Partei von der Rechten unbedingt, daß sie nicht die Vaterlandsliebe und das Gewissen der Libe—⸗ ralen antaste. Seine Partei gebe Niemandem das Recht, auch dem Höchststehenden nicht, daß derselbe sich zum Interpreten der Gefühle für den preußischen Monarchen und für das preußische Vaterland mache. Er sei der Mei⸗ nung, daß derjenige Unfrieden säe und das Land dem Ab⸗ grunde zuführe, den der Abg. Stöcker fürchte, und welcher großen Parteien, die Millionen von Bürgern hinter sich hätten, die Vaterlandsliebe, die Liebe zum Könige und die Pietät für Religion und die religiöse Ueberzeugung abspreche.
Der Abg. von Wedell (Piesdorf) bemerkte, dem Abg. Rickert danke er zunächst für die Erklärung, daß derselbe nach einem Ministerium nicht strebe. Die Reden des Abg. Stöcker würden beständig von Zornausbrüchen der Linken begleitet, weil Niemand so wie der Abg. Stöcker die Schwächen der Linken aufzudecken verstehe. Mit dem Abg. von Bennigsen sei er darin einverstanden, daß mehr Anstand in die Wahlagitation kommen müsse, in dieser Beziehung sei von allen Parteien gesün⸗ digt. Aber die Palme gebühre doch auch hier der Fortschritts⸗ partei. Er wünsche lebhaft eine sachliche Erörterung politischer Fragen, die seine Partei auf keinem Gebiet zu scheuen habe. In Bezug auf demagogische Agitation sei der Fortschrittspartei keine gewachsen, keine verstehe es wie dieselbe, Unzufriedenheit im Lande zu schüren. Darum bezweifle er sehr, daß die Fort⸗ schrittsdartei die Forderung Bennigsens erfüllen werde, sie kenne viel zu gut ihre Ueberlegenheit auf jenem Gebiete. Doch hoffe er, bis das Volk sich übersättigt von dieser Agita⸗ tion abwenden werde, werde seine Partei Schulter an Schulter mit der Königlichen Ftegierung den Kampf gegen die Liberalen weiter führen. Die Abgg. Rickert wie Richter hätten gesagt, daß die konservative Partei nur Bestand habe, so lange der Reichskanzler zu ihr halte, und gewiß würde seine Partei, wenn sie prinzipielle Opposition machen wollte, zum großen Theil verschwinden, aber um der Gefahr eines solchen Dis⸗ sensus willen werde seine Partei ihre Ueberzeugung nicht opfern, denn sie wisse, daß in Preußen jede Regierung bald zur konservativen Partei zurückkehren müsse. In diesem Ver⸗ hältniß zur Regierung liege ein Moment varlamentarischer Schwache, aber auch die Garantie, daß sie stets einen maß⸗
ebenden Einfluß auf die Regierung haben werde. Die Fort⸗ chrittspartei kenne die Bedeutung einer monarchischen Regie⸗ rung sehr wohl, daher ihre glücklicherweise nicht sehr erfolg⸗ reichen Versuche, das Volk in seinen monarchischen Gefühlen zu beirren. In dieser Beziehung habe auch der Königliche Erlaß vom 4. Januar Wandel gebracht, und er habe denselben darum mit Freuden begrüßt. Denn sein Wunsch sei, daß das monarchische Gefühl ungeschwächt bleibe. Eine kleine Unter⸗ stützung hierzu werde durch die g3 9000 (6. geboten. Er möchte seine politischen Freunde darum bitten, für die Forderung zu stimmen. , .
Der Abg. Richter bemerkte, die wirklichen Anhänger des monarchischen Systems brauchten wohl dem Vorredner nicht allzu dankbar zu sein, daß derselbe am Schluß seiner Rede die Annahme der geheimen Fonds in Höhe von 93 000 66 zur Stärkung des monarchischen Gefühls in. Deutschland und Preußen empfohlen habe. So sei es wirklich nicht in Preu⸗ ßen, daß durch die Geheimpolizei die Anhänglichkeit sür den Monarchen belebt werden müsse. Der Vorredner habe von den Agitationsmitteln gesprochen. Er habe hier gerade etwas in der Hand. Im Reichstage seien bekanntlich keine Fonds zum Hopfenbau bewilligt, wenn es also hier in dem ihm vorliegenden Schriftstück heiße, wenn die Herren von Lüderitz und von Wedell in den Reichstag ge⸗ wähll würden, so würden die Herren sich der Sache annehmen; so 1 das sehr zweireutig in Bezug darauf, daß hier nicht ge⸗ sagt werden solle, daß die Staatsunterstützung als Prämie sür diese Wahlen gezahlt werde. Der Wahlkreis habe sich gleich⸗ wohl nicht verlocken lassen. Was man in diesem Kreise im Kleinen gethan hahe, das hätten die Herren von der Rechten im Großen gethan in anderen Flugblattern. Wer habe diesen
gaben für die „Provinzial⸗Corresp.“, die nach ziemlich all⸗ gemeinem Urtheil schädlich wirle, abzusetzen. Unrichtig sei es,
gehässigen Wahlkampf angefangen? Niemand anders als
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