für den tapferen Muth, welchen Ew. Durchlaucht erst jüngst wieder in so herrlicher Weise bewährt haben; wir unsererseits werden nach dem Maße unserer Kräfte mit preußischer Königstreue vor unseren Mitbürgern Zeugniß ablegen.
Gott schütze unseren Kaiser und erhalte Ew. Durchlaucht noch recht lange die dem Vaterlande gewidmete Lebenskraft!“ .
Darauf ist dem Vorsitzenden des Vereins, Dr. Haesecke, folgendes Antwortschreiben des Reichskanzlers zugegangen:
Berlin, den 5. Februar 1882.
Es freut mich, Euer Wohlgeboren mittheilen zu können, daß Se. Majestät der Kaiser und König von Ihrem Schreiben vom 29. v. M. mit Befriedigung Kenntniß genommen und mir befohlen hat, für die in demselben ausgesprochene Gesinnung Ihnen und Ihren Herren Auftraggebern Allerhöchstseinen Dank auszusprechen.
von Bismarck.
— Vierundzwanzig Tabaksbauern aus der bayerischen Pfalz haben, wie die genannte Zeitung meldet, an den Reichs⸗ kanzler eine Adresse gerichtet, in welcher es heißt: .
Indeß fehlt es auch in Süddeutschland Ihnen nicht an aufrich⸗ tigen Verehrern. Wir rechnen uns dazu, und sprechen in dieser Petition unseren Dank für Alles aus, was Sie für den Bauers— mann gethan haben. Insbesondere legen wir Ihnen an das Herz, Sie wollen uns das Tabaksmonopol als unseren Osterhas bescheeren. Es sorgen gegenwärtig (in diesen Tagen wird Tabak verkauft durch die ganze Tabak bauende Pfalz) die Bedienste⸗ ten der Großhändler, Makler, Agenten durch alle möglichen Chikanen, die sie dem Bauer machen, daß wir nicht allein kommen mit dieser Bitte, uns wird bald eine Masse von Tabaksbauern nachfolgen. Eins nur beklagen wir aufrichtig und von Herzen, daß wir jetzt erst zu Ihnen kommen, nachdem wir uns mißhandelt sehen von unseren Drängern, den Tabaksgroßhändlern, und nicht schon lange den Weg zu Ihnen eingeschlagen haben, da wir wissen konnten, daß Sie es besser t uns meinen, als all' Ihre Gegner im Reichstage und in der Presse. ö
— Das „Deutsche Handelsblatt“, Wochenblatt für Handelspolitik und Volkswirthschast, Organ des Deutschen Handelstages, widmet der „Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Waarenartikel im deutschen Zollgebiet für den Monat Dezem— ber 1881 und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezem⸗ ber 1881“ einen längeren Artikel. Nachdem das Blatt ein— gehend die einzelnen Ermittelungen der amtlichen Statistik besprochen 46 faßt dasselbe seine Betrachtungen in folgenden Schlußsatz zusammen: .
h . . aus dieser Betrachtung, daß sich im Jahre 1881 die Verhältnisse gegen das Vorjahr durchaus nicht verschlechtert haben, daß sogar bei einer großen Anzahl von Industriezmweigen eine nicht unwesentliche Besserung eingetreten ist. Und sicher wird eine Bilanz sämmtlicher Artikel, auf welche näher einzugehen wir später noch Gelegenheit haben werden, eine nicht ungünstige sein. Ein nicht zu unterschätzender Umstand ist noch besonders der, daß sich die Ausfuhr unserer Industrieprodukte in der zweiten Hälfte des Jahres bedeutend günstiger stellte, als in der ersten Hälfte; wohl ein Zeichen dafuͤr, daß wir es mit einer fortschreitenden Besserung zu thun hahen. . Die „Deutsche Landwirthschaftliche Presse bespricht die Verhandlungen des Hauses der Abgeordneten über den Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung. Sie sagt u. A.: .
Aus dem Verwaltungsbericht und der darin geschilderten Lage der Landwirthschaft wurden Argumente pro und contrg gesucht, alte Parlamentsdebatten citirt aus der Zeit, da der Minister noch der populären Freihandelstheorie folgte, und schließlich auch das Ver⸗ einsrecht benutzt, um ihm ein Bein zu stellen. Gerade die ver⸗ schiedenartige Ausnutzung des Verwaltungsberichts konnte der Mi⸗ nister mit Recht als einen Beweis der Objektivität desselben aus⸗ legen, und was den Freihandel angeht, sich unter dem Beifall der Mehrheit als einen solchen bekennen, der von den Thatsachen gelernt habe, was man von den Dogmatikern des Freihandels nicht behaupten kann. Das ist ja der Unterschied zwischen den Praktikern und den Theoretikern, daß erstere mehr auf die thatsächlichen Verhältnisse sehen, letztere nur ihr allein seligmachendes System kennen, in dessen Prokrustesbett sie alle auch noch so sehr wechselnden Verhältnisse prefsen wollen.
Nr. 10 des Amtsblatts des folgenden Inhalt: Verfügungen: vom änderte Behandlung der Eilsendungen.
Nr. 11 hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 19. Februar 1882. Eröffnung der Post-Dampfschiffahrt auf der Linie Stettin⸗Kopenhagen.
Nr. 12 hat folgenden Inhalt: Allerhöchster Erlaß vom 22. Fe⸗ bruar 1882.
Reichs⸗Postamts 20 Februar 1882:
hat Ver⸗
Gewerbe und Handel.
Die Königlich italienische Finanzverwaltung hat in Betreff der Verzollung von Tabak beim Eintritt nach Itafien nach— stehende Bekanntmachung erlassen:
Der Finanz⸗Intendant für die Prvvinz macht hiermit bekannt:
I) daß die italienischen Finanzgesetze die Einführung von was immer für kleinen Quantitäten Tabak in das Innere des König⸗ reichs, ohne die Entrichtung der entfallenden Zollgebühren, verbieten (Art. 1 des Gesetzes über das Staats monopol 15. Juni 1865 und Art. 40 der Zollordnung);
27) daß selbst die kleinsten für den persönlichen Gebrauch mitge⸗ führten Mengen Tabak von der Zollentrichtung nicht befreit sind;
3) daß die Finanzgesetze des Königreichs alle Diejenigen, welche Tabak über die Zollgrenze einbringen oder einzubringen versuchen, ohne es den betreffenden Zollorganen zu erklären, mit Geldbuße und, in gewissen Fällen, auch mit Gefängnißstrafe belegen; endlich:
4) daß alle Reisenden verpflichtet sind, auch die kleinften Vor— räthe Tabak anzugeben. Jeder bei der Person oder im Gepäcke vor⸗ gefundene und nicht im voraus deklarirte Tabak wird als eingeschmug⸗ gelt betrachtet und behandelt.
Die preußische Lebensver sicherungs-Aktiengesell⸗ schaft in Berlin hatte im Jahre 1881 an Kapitalversicherungen auf den Todesfall beziehentlich Erlebensfall oder Rente 6942 Anträge über 18290 244 M Kapital und 3814 M jährliche Leibrente zu er— ledigen und hat 5767 neue Polizen über 14 344 594 M Kapital und 3814 S jährliche Leibrente gezeichnet. Der reine Zuwachs an Ver⸗ sicherungen betrug 29206 mit 7 552280 Ss Kapital und 3814 * jährliche Leibrente und der Bestand ultimo 1881 209 286 Versicherungen über 49 685 593 M Kapital und 7901 4 jährliche Leibrente. Die reine Prämieneinnahme betrug 1714956 6c, die Einnahme an Zinsen, Mieihen und Gebühren 229 015 MS, wäh— rend für Schäden, Aussteuern, Rückkäufe und Renten 652 120 0 und für neue Reserven 582 805 M6 verausgabt wurden. Die Ge— sammtreserven stellen sich auf 4789 635 56 Die Dividende der Aktionäre soll, wie wir hören, 10 99 betragen, während den Ver⸗ sicherten mit Gewinnantheil außer den garantirten 25 06 noch 8 0so der im Jahre 1881 gezahlten Prämien zufallen sollen.
— Die Generalversammluͤng der Aktionäre der Continental- ies d, Gi senßß abn. Ce fe ich aft genehmigte den Geschäfte⸗
ericht nebst Rechnungsabschluß vro 1881 und ertbeilte der Verwal⸗ tung Decharge. Die auf 40 festgesetzte Dividende sst vom 25. 8. M. ab zahlbar. Aus dem Geschäftebericht ist hervorzuheben, daß die Einnahmen sich ungefähr ebenso stellten wie im Vorjahr, nämlich auf 140 963 M, die Ausgaben beliefen sich auf 855 M, so daß ein Brutto ⸗Ueberschuß von 157 651 „ verblieb. Von letzterer Summe werden an die Attionäre 193 200 M vertheilt (1 o/o), 5000 M ent⸗ fallen auf Tantiemen und 29 451 „ werden auf Amortisations⸗ Fonds ⸗Conto übertragen.
— Der Aussichtsrath der Bꝛaunschweig⸗Hannoverschen Lypothekenbank hat die Dividende für das verflossene Jahr nach Dotirung des Reservefonds auf 50/ festgesetzt.
Paris, 24. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des Pariser Börsenblatts“ aus Lyon hat die Generalversammlung der Aktionäre der Bangue de Lyon et Loire den Liquidatoren für ihre seitherige Geschäftsführung einstimmig ihren Dank votirt und die Liquidatoren ermächtigt, gemeinsam mit dem Comité der Aktionäre alle Maßnahmen zur Rekonstituirung der Bank zur Ausführung zu bringen. Der Verwaltungsrath erklärte zu diesem Behufe 8 Mil— lionen hergeben zu wollen, andere Syndikatsofferten werden noch ge⸗ prüft werden.
Ne w⸗York, 24. Februar. (W. T. B) Baum wollen Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 55 060 B. Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 62 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 16000 B., Vorräth 16084 000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bellinzona, 23. Februar. (R. Zürch. Ztg.) Heute Nach⸗ mittag 4 Uhr trat zum ersten Male das durch den Gotthard— tunnel gelegte telegraphische Kabel in Thätigkeit.
Berlin, 25. Februar 1882.
Die seit dem 15. d. M. eröffnete VIII. Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen in Berlin ist ganz besonders umfangreich und mannigfaltig. Sie nimmt nicht wie ehedem nur den Uhrsaal und die Galerie zur Linken, an der Front, sondern diesmal auch den dahinter liegenden großen Saal der Kunstakademie ein, in welche sie wieder aus dem pro— visorischen Ausstellungsgebäude am Cantian⸗Platze übergesiedelt ist. Die übersichtliche Auseinanderhaltung der einzelnen Abtheilungen, welche dort durch die größere Anzahl von Räumen erleichtert wurde, war hier leider nicht möglich, indesfen kam dieser Umstand der Aus⸗ stellung vielleicht doch wieder insofern zu Statten, als in Folge dessen eine strengere sorgfältigere Auswahl unter dem Andrang des Gebotenen nöthig wurde. Wie früher, so überwiegt auch diesmal, den natürlichen Bedingungen entsprechend, das Blumen⸗ und Fruchtstück sowie die dekorative Kleinkunst das Stillleben und die Landschaft in Oel und Agguarell, dann folgt das Porträt und die Bildnißstudie; seltener schon ist das Genre, noch seltener die religiöse Malerei. Die letztere ist jedoch durch ein Eccs homo vertreten, welches nach Auffassung und malerischer Ausführung gleich bemerkenswerth erscheint. Die Malerin desselben, Gräfin Olga zu Eulenburg bewährt sich auch sonst durch eine Reihe charaktervpoll erfaßter orientalischer Köpfe in Oel und eine große Kollektion von Aquarell skizzen, gesammelt auf einer orientalischen Reise, als vielseitige Künstlerin von sorgfältiger Naturbeobachtung und feinem malerischen Sinn. Gegen ihr mit energischem Pathos erfaßtes Ecce homo nimmt sich der „segnende Christus?“ von Glara Denicke bei allen malerischen Vorzügen doch etwas sentimental aus. Auf dem Gebiet des Genres begegnen wir den von der großen Kunst⸗ ausstellung her nicht unbekannten Namen von Auguste Ludwig und Agathe Röstel. Erstere Dame kultivirt auch in dem größeren der beiden ausgestellten Gemälde das unerschöpfliche Thema der Wochen⸗ stuben, während Agathe Röstel unter dem Titel „Wunder⸗ geschichte!“ uns in poetischer Auffassung eine in düsterer Küche auf dem Herde sitzende blinde, hexenhafte Alte vor⸗ führt, welche furchtsam lauͤschenden Kindern Märchen erzählt. Sehr hübsch sind ferner zwei Pendants von Fr. Gräfin Posadowsky, „Der Kirchgang? und „In der Kirche“, auf weschen di? anmuthige Gestalt einer Thüringer Bürgerin in der Tracht des vorigen Jahr⸗ hunderts den Mittelpunkt des Interesses bildet. Auch Rosa Behm und Marie von Rouvroy in Dresden haben hübsche Genrebilder eingesandt. Als talent⸗ und humorvolle. Genrezeichnerin erheitert Marie Galle durch einen Rahmen mit hübsch erfundenen Kompositionen sowie Aquarellen ähnlichen genrehaften Inhalts.
Unter den Landschaftsmalerinnen nimmt Marie von Keudell eine hervorragende Stelle ein; die Ansichten, welche diese Künstlerin aus⸗ gestellt hat und welche Tirol, die gebirgigen Elbufer bei Tetschen⸗ Bodenbach z. zum Gegenstand haben, reihen sich ihren von der großen Kunstausstellung und anderen Ausstellungen her bekannten Landschaftsgemälden ebenwerthig an. Ebenfalls keineswegs un⸗ bekannt ist der Name von Fr. Luise Begas⸗ Parmentier, welche einen Wandschirm mit 3 prächtigen Landschaften sowie Architekturen aus Venedig, ihrer Spezialität, ausgestellt hat. Johanna Budczies bevorzugt felsige Küsten mit schäumender Bran⸗ dung, deren Naturcharakter sie mit eigenartiger Farbengebung inter⸗ pretirt, wie zwei Gemälde von der schwedischen Küste beweisen; frischer und freier von Manier noch sind ihre Studien aus Rügen, Schweden, von der Riviera und aus der Schweiz. Helene Rouffet' wählt mit Vorliebe Motive aus der märkischen Haide und Tiefebene, während Paula Bonte mit gleichem Erfolge das Gebirge, namentlich das Riesengebirge zum Gegenstande ihrer Gemälde machte. Besonders bemerkenswerth sind ferner die Landschaften von der Riviera di Levante und aus Nervi von Mathilde Wurl, die Aquarellen aus Capri von Marie Stüler, eine Serie von durch Lichtdruck repro⸗ duzirten Kohlenzeichnungen von Bodman und Umgebung, von Sophie Ley daselbst, ferner Landschaften in Oel von Elisabeth Habelt, Marie Maul, Fr. Dr. Liska Schröder, Martha von Stuckrad ü. v. A. Als Architekturmalerin zeichnet sich Frl. Emma Lobedan aus, welche ein Kircheninterieur von Sta. Maria del popolo in Rom sowie das Studirzimmer einer bekannten Berliner Schriftftellerin (mit deren Porträt am Schreibtisch) ausstellte. In derselben Richtung be⸗ thätigte sich mit Erfolg Berta Schrader in Dresden, deren Ansichten aus dem alterthümlich malerischen Thun Hervorhebung verdienen.
Recht erfreulich sind die Leistungen unserer Künstlerinnen im Bild⸗ nißfach. In diesem haben Helene Büchmann, Rosa Petzel, Adele Tobias, Clara Heinke, Clara Oenicke und Elisabeth Strempel der Zahl und Bedeutung der eingesandten Porträts nach besonders Tüchtiges geleistet. Von der erstgenannten Künstlerin ist namentlich das Bildniß eines reizenden kleinen Mädchens, daneben aber auch zwei genrehaft behandelte, weibliche Studienköpfe (EIn Gedanken ver⸗ loren“ und, Wenn Blüthenträume reifen“) von interessanter Technik zu nennen, während die anderen Damen auch wohlgelungene Herrenporträts malten, wobei sich Rosa Petzel mit Erfolg des Pastells bediente. Elise Goebler hat eine gut gemalte, nur etwas gezwungene Kinder⸗ gruppe, Elisabeth Pochhammer, Hedwig von Madeweiß, Anna Ernst, Lydia von Meybom in Eisenach und Baronin Bissing in Naumburg Damenbildnisse in Oel und Aquarell eingesandt. Mehrere von den schon genannten Damen wären außerdem auch noch als Malerinnen hübscher oder charaktervoller Bildnißstudien zu erwähnen. Speziell als solche ercellirt Helene Richter in Rom durch einige fein gemalte Bildchen dieser Art, welche italienische Typen zum Vorwurf baben. Neben ihr sind aber auch Rosa Behm, Eleanor Bell in München und Anna Ernst nicht zu vergessen. — Die Thiermalerei fand durch die mecklenburgische Künstlerin Minna Stocks 6. 3. in München) eine zwar ziemlich vereinzelte, aber um so beachtenswerthere Vertretung.
Alle bisher besprochenen Kunstgattungen werden jedoch auch auf der diesjährigen Ausstellung an Zahl uͤbertroffen durch diejenige der Still⸗ leben Blumenund Fruchtstücke Auf diesem Gebiet sindet das dekorative Schönheitsbedürfniß unserer Damen, der reproduktiven weiblichen NVaturanlage gemäß, die ansprechendste Gelegenheit zur Entfaltung. So eng dasselbe zu sein scheint, bietet es dennoch dem Geschmack, dem Farbensinn, der beschaulichen Freude an den Gaben der Natur und menschlicher Kunstfertigkeit Nöum genug zu mannigfaltigster Be⸗ thätigung, wie die außerordentlich zahlreichen Arbeiten in Oel, Aquarell und Gouache nach jeder Richtung hin bekunden. Und gerade dieses Kunstgenre ist auch durch Werke repräsentirt, an welchen der Beschauer ein volles uneingeschränktes Wohlgefallen haben kann. Einen der ersten Plätze nimmt die wohlbekannte Meisterin der Still⸗ lebenmalerei, Baronesse Hermine von Preuschen, in Karlsruhe, ein, welche auch auf dieser Augstellung mit zwei virtuos gemalten Tafeln
erscheint, von denen die eine eine Kupferkanne mit Grãäsern, die andere einen prachtvollen Strauß der goldgelben, früher als bäuerisch verachteten, jetzt in die Mode gekommenen Sonnen⸗ blumen in vornehmster Farbenbehandlung vor Augen führt. Da⸗ neben aber begegnen wir gleich forgfältig und geschmackvoll kom⸗ ponirten Gemälden von Helene Büchmann, von Enkevort, Julie von der Lage (alte Waffen ꝛc. unter dem Titel „Aus alter Zeit“), Hilde⸗ gard Lehnert, Clara Lobedan, Rosa Wagner (ein Jagdstillleben) und Eleanor Bell. Eine große Reihe von Künstlerinnen pflegte speziell die Blumen- und Fruchtmalerei und erzielte auf diesem Felde in Oel⸗ und Aquarellbildern zum Theil sehr Anerkennenswerthes, wie Maria Endell in Merseburg, Helene von Fischer, Selma Gaspary, Jeannette Girard, Minng von Heyligenstädt, Mathilde Kopp in Stuttgart, Julie von der Lage (auch treffliche Blumenstudien für den Druch) Therese Laudien, Clara Lobedan, Anna Maffalien in Posen, Marie von Reichenbach in Altwasser (Schlesien. Maria Remy, Antonie Schulz, Maria Sohr, Pauline Steindorf, Marie Sturm, Fr. Tobler⸗ Stocker in Zürich, Clara Voitus in Dessau, Toni Volkart u— A. Unter den ausgestellten Kopien verdient ein entzückend schöner Mädchenkopf nach einem Künstler der Münchener Schule, von Fr. Angelika von Woringen zu Freiburg in Baden, mehrere Kopien nach Franz Hals (darunter die Hexe von Haarlem), von Johanna Kawerau, und ein nach einer Marmor-Reliefbüste gemaltes Ecce homo von Clara Heinke Hervorhebung. — Ebenso zahlreiche wie ver⸗ schiedengrtige und -werthige Arbeiten hat endlich auch in dem seit der letzten Ausstellung verflossenen Zeitraum der Fleiß der Mitglieder des Künstlerinnen⸗Vereins in dem weiten Bereiche der angewandten Kunst gezeitigt. Nicht wenige Stücke dieser Abtheilung und der zur Ver— loosung bestimmten Kollektion geben allerdings wiederum davon Zeugniß, daß ihre Urheberinnen es noch immer verschmähen, sich den strengeren Gesetzen der Formensprache des dekorativen Styls zu fügen, und statt dessen in liebenswürdigem Ueber— muth einem ungezügelten, leben- und farbenfrohen Raturalis— mus huldigen, der auf Porzellan- und Majolikatellern, Fächern, Spiegeln ꝛc, sich zu tummeln genügenden Raum findet. Indessen nimmt ihre Zahl mit jedem Jahre ab, und die diesjährige Aus⸗ stellung enthält sogar Arbeiten, welche, guten Vorbildern folgend, in Bezug auf dekoratives Formgefühl und geschmackvolle Farben— zusammenstellung wenig oder nichts zu wünschen übrig laffen. Eine herporragende Stelle, in, dieser Beziehung nimmt, wie früher, die Holsteinerin Anna Viktoria Mannhardt zu Hanerau ein, wesche einen Kabinetsschrank aus imitirtem Ebenholz mit zarten Arabesken im Renaissancestyl auf weißer Holzeinlage, eine Kassette und einen Feuerungskasten in Truhenform, ebenfalls mit fein stylisirten Orna⸗ menten bemalt; hergesandt hat. Ferner sind hervorzuheben: geschmack⸗ voll gemalte Majoliken von Anna Winkel, 6 Rahmen ornamentaler Muster, meist für Holzmalerei bestimmt, und ein bemaltes feidenes Kaminbanner von Rosa Schwink in Königsberg, eine Tischplatte von Fr. von Beulmitz in Rudolstadt ꝛc.
An der Spitze der Kunstfreundinnen erscheint auch auf der jetzigen Ausstellung, unter der bescheidenen Bezeichnung Maria Anna, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl, und zwar mit einer stimmungsvollen, poetischen Mondscheinlandschaft eigener Komposition, welche vom Saume eines hochstämmigen Parks einen bezaubernden Blick auf den davor sich ausbreitenden spiegelklaren⸗ mondbeglänzten. See gewährt. Frau Gräfin Octavia Götzen in Görlitz hat die sinnige Idee gehabt, eine kleine, reich geschnitzte Holztruhe in Form eines Sarkophages mit elegischen Sprüchen zu verzieren, welche auf die Bestimmung als Aufbewahrungsort für Briefe von Verstorbenen hindeuten. Hübsche Malereien, Kopien, Aufnahmen nach der Natur z. haben ferner in dieser Sektion aus gestellt: Frl. v. Alvensleben, Fr. General von Boyen, Gräfin H. Brühl, Gräfin Rose v. d. Schulenburg. Fr. Olga Hartnack (zwei treffliche norwegische Landschaften) und Frl. Babette Meyer (Por⸗ trätzeichnungen nach der Natur). Eine für eine Kunstfreundin seltene, interessante Sonderstellung nimmt Fr. Thierry⸗Preyer in Wies baden ein, welche mit drei aus Terracotta geformten, durch vorzüglich modellirte Blumen verzierten Gefäßen außer Mitbewerbung bleibt.
Am Ende des großen langen Saales sind die Werke der ver— storbenen Mitglieder vereinigt, deren der Verein seit der letzten Aus⸗ stellung nicht weniger als 3 zu beklagen hat, welche sich sämmtlich eines tüchtigen künstlerischen Rufes erfreuten: es sind Frl. Blanca von Hagen, Elisabeth Jerichow⸗Baumann und Frl. Ulrike Laar. Die mit Kränzen und Trauerflor geschmückten Selbstbildnisse der drei Künstlerinnen schauen von der Höhe über ihren zum Theil sehr tüchtigen Arbeiten auf den Besucher herab und stimmen zur Wehmuth ükber die zu früh Dahingegangenen. Nur Fr. Jerichow⸗Baumann ist es beschieden gewesen, ihre reiche Begabung ganz zu entfalten, die sich freilich in den hier ausgestellten Gemälden nur bruchstückweise kund— giebt, aber doch, außer verschiedenen anderen Jugendarbeiten jwei sehr bekannte, weit über den rein künstlerischen Werth hinaus als literarisch⸗historische Denkmäler unschätzbare Bilder auf⸗ weist, nämlich das bekannte Porträt der Gebrüder Grimm und ferner Andersen, den Kindern Märchen erzählend. Von Blanca von Hagen ist ein mit liebevollster Sorgfalt ausgeführtes vorzügliches Porträt ihrer Mutter und ein Studien kopf, von Ulrike Laar Porträts und poetisch aufgefaßte Bildnißstudien sowie hübsche Genrebilder vor— handen. . 5 w .
An der Nordseite desselben Saales sind ferner die Arbeiten der Schülerinnen der Zeichenschule des Vereins ausgestellt. Dieielben legen von den Erfolgen dieser Anstalt recht erfreuliches Zeugniß ab. Be⸗ sonders gilt dies von den Kursen im Zeichnen nach der Antike und dem lebenden Modell, welche vom Maler Bublitz und Professor Eybel geleitet werden, dann aber auch von der Kostüm- und Aquarellirklasse (Maler Jakoh! und der Abtheilung für Blumen— malerei (Maler Grönland), während die Blätter aus der Landschafte— klasse (Professor Scherres) nicht frei von Manier sind.
Außerordentlich mannigfaltig ist endlich die Abtheilung der zur Verloosung bestimmten Kunst‘ und kunstgewerblichen Gegenstände, welche die Künstlerinnen sowohl wie die Kunstfreundinnen in reichem Maße gespendet haben und sich über alle denkbaren Gebiete erstrecken, sodaß sogar die Radirung durch Fr. Begas⸗Parmentier und Doris Raab und die Bildnerei durch Frl. Kahle nicht unvertreten sind. Im Einzelnen auf all die reizenden Sachen einzugehen, würde zu weit führen; hervorgehoben seien nur ein Paar sehr hübsche bemalte Pa letten von Marie von Olfers.
Die Ausstellung ist bis zum 23. März, täglich von 11 bis 4 Uhr, geöffnet. Am 24. März findet die Verloosung statt.
Am Dienstag, den 28. Februar, Abends 7 Uhr, veranstaltet Hr. Adolf Friedrich unter Mitwirkung der Concertsängerinnen Frl. Rosa Bläsing, Frl. Elisabeth Schultze, des Hrn. Julius Sturm, des Violinisten Hrn. W. Schröder und eines Korner⸗-Quartetts in der Parochial⸗ Kirche, Klosterstraße, ein G eistliches Concert zum Besten eines seit Kurzem erblindeten Familienvatere. Billet X 1 sind zu haben in der Musikalienhandlung von Trautwein, Leipzigerstr. 107, und beim Küster Walter, Klosterstr. 65.
Zum Besten des unter Leitung des Hrn. Professor Dr. Paulus Cassel stehenden Kinderheims „Hast du mich lieb“ findet am Mitt⸗ woch, den 1. März, Abends 77 Uhr, im großen Saale des alten Architektenhauses (Wilhelmstraße 118) ein Konzert statt, in welchem Orpheus', Oper in 3 Akten von Gluck, unter Leitung des Hrn. Kasimir Danvsz, zur Aufführung gelangt. Der Eintrittspreis beträgt 1 0
Redacteur: Riedel. erlag der Cppeditlon (eff.. Dru; W. El ener.
Sieben Beilagen (eias chließlich Börsen · Beilage).
Berlin:
zum Deutsch
M 49.
— * *
Zweite Beilage en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 25. Fehruar
1882.
Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Im aktiven Heere.
Beförderungen und Versetzungen. Berlin, 18. Februar. nn
Graf zu Rantzau,
Vberst⸗Lt. vom 1. Garde⸗Regt z. F. unter Stellung à la suite diefes
Regts, zum Commandeur des Lehr⸗Inf. Bats. ernannt.
v. Peters⸗
dor ff, Major 3à la suite des J. Garde⸗Regts. z. F., unter Entbind. von dem Verhältniß als Commandeur der Unteroff. Schule zu Pots⸗
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Bat. Commandeur i sen berg, Major vom Gard snite dieses
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Regt. einrangirt. v. Ro⸗ Regt. Nr. 2, unter Stellung zum Commandeur der Unteroff. Horst, Major vom
Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, zum etatsmäß. Stabsoffiz. ernannt. von
Gaudy, Hauptm, bisher C Nr. 2, zum überzähl. Major b
Comp. Chef von dems. Regt. ,
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Regt. auptm. u. verliehen.
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Haupt-⸗-Kadettenanstalt, unter Beförder.
in das Garde⸗Gren. Regt. Nr. 68, zur Haupt⸗Kadetkenanstalt,
Regt. Nr. 2,
von Enge ström, gen. von Dahlstjerna, Pr. Lt. vom Garde⸗
Gren. Regt. Nr. 2, in das Inf. Sec. Lt. v. Garde: Gren. Regt. Nr. 2 v. Knebel, Oberst⸗Lt. z. D.,
Landw. Regts. Rr. 7 ernannt. Nr. M, zum etatsmäß. Stabs⸗Offiz. ernannt.
zum
Regt. Nr. 68, versetzt. von Kathen,
.3. Pr. Lt., vorl. ohne Pat., befördert. Bez. Commandeur des 2. Bats. Kruska, Major vom Inf. Regt. v. Tet tau, Pr. Lt.
vom Inf. Regt. Nr. 99, dem Regt. unter Beförder. zum Hauptm. aggreg.
v. Bu sse,
v. Bi
24
Pr. Lt., aggreg. dem Inf. Regt. Regt. einrangirt.
v. Berenhorst, Hauptm. vom
Nr. 99 in dieses
2. Garde⸗Regt.
; ismarck, Hauptm. vom 3. Garde⸗Regt. z. F., komman⸗ dirt als Agiut. bei dem Generalkommando des Garde-Corzs, zu über— zähligen Majors befördert.
. Frhr. Comp. Chef. vom 3 Garde⸗Regt. zähligen Major, in v. Trescko w, Premier⸗Lieutenant 4 Regts. z. F., unter Entbind. von dem
das Infanterie⸗Regiment Nr.
v. Rechenberg, Hauptm. und z. Fa unter Beförder. zum über—⸗ 99 versetzt. la suite des 3. Garvde⸗ Kommando als Adjut. bei der
Insp. der Kriegsschulen und unter Beförd. zum Hauptm. und Comp.
Fhef, in das gen. Regt. einrangirt. Gren. Regt. Nr. 10, unter Stellung Adjut. zur Insp. der Kriegsschulen kommandirt. vom Gren. Regt. Nr. 10,
Ser. Lt. Hauptm. vo
der 9. Div., zum überzäh Lt. vom 2. Garde⸗Regt. z. F mens, See. Lt. vom Inf.
versetzt. Goßlau,
Magdeburg
Abschiedsbewilligungen. v. Win lung als Bez. Commandeur des v. Knebel, Oberst⸗Lt.
Berlin, 1
bunden.
m Garde⸗Gren.
versetzt.
8. Februar.
zur Disp. gestellt.
Im Sanitäts⸗Gorps.
Aerzte 2. K
Garde⸗Pion. Bat, Dr. Riege, vom Feld⸗Art.⸗Regt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 19, Dr. Fricke, Dr. Vockeroth,
wedel, Nr. 19, Gren. Regt.
Aerzte 2. 5, 3 .
Pr. Dyren Stahl,
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Dr. Fromme,
Dr. Ritterbusch,
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vom Inf. Regt. Nr. 88, Nitze, Hertel, Dr. Weber, vom Feld⸗Art. R Ulan. Regt. Nr. 9, zu Assist. Kl. der R
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h, vom 1. Bat. Landw. Regts. rom Res. Landw. Regt. Nr. 35,
2. Bat. Landw. Regts. Nr. Il,
Landw. Regts. Nr. HJ, 7, Lindenborn, Lehmann, Trompetter, vom Ref. Landw. Regt. Nr. zs, hausen, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 565, . Kl. der Res. befördert. — Die Assist. Aerzte
M. Nr. 9,
Dr. Comp
Nr. 35,
vom 1.
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v. Wedel l, Pr. Lt. vom à la suite des Regts., als v. Sch ickfus, zum Pr. Lt., v. Sydow,
Regt. Nr. 2, kommandirt als Adjut. bei l. Major befördert.
v. Chappius, Sec.
„in das Inf. Regt. Nr. 42, SJ e⸗ Regt Nr. 69, in das Inf.
Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Zeug-Lt. vom Art. Depot zu Berlin,
Regt. Nr. 46
20. Februar. zum Art. Dep. in
Im Beurlaubtenstande. S8, Oberst⸗Lt. z. D., von der Stel⸗
2. Bats. Landw. Regts. Nr. 7 ent- vom Inf. Regt. Nr. 99, mit Pens.
Berlin, 16.
Februgr. Die Assist. von der Marine, Dr. Leu, vom Nr. 4, Salz⸗ vom Drag. Regt. vom vom Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2,
egt. Nr. 25, Dr. Jungnickel, vom Aerzten 1. Kl. befördert. Dr. Finger vom 1. Bat. Landw. Regts.
Die Assist.
m Reserve-Landwehr Bataillon
ꝛ Dr. Riehn, vom 1. Bat. Landw. „Dr. Rein ecke, Dr. Hildebrand, vom
vom 2. Bat. Landw. Regts. l. Bat. Landw. Regts. Nr. 8, Nr. 59, Dr. Dr. Löwenstein, vom Dr. Schomburg, vom 2. Bat.
Dr. Lerche, vom 1. Bat. Landw. Regts. 2. Bat. Landw. Regts.
, Landwehr⸗Regiments Nr. 165, Dr. Volk⸗
zu Assist. Aerzten 2. Kl. der Landw.:
Bat. Landw. Regts. Nr. 68, Dr. Zeh, Dr. Kriegk, vom Res. Landw. Bat. Nr. . Bat. Landw. Re Dr.
S0, Dr. Beelitz, vom
gts. Nr. 67, Dr. Sag ß, vom Res. Landw. Regt. Unterberger, vom
Res. Landw. Bat. Nr. 33,
Dr. Schadow, vom 1. Bat. Landw. Regt. Nr. 110, Dr. Racine,
vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 57, Landw. Regts. Nr. 79, Dr. Dubois,
Dr. Mecke, vom 2. vom 1. Bat. Landw.
Bat. Regts.
Ur. 453, zu Assist. Aerzten J. Kl. der Landw. befördert. Dr. Lauffs,
Stabs- und Abtheil. Arzt von der 2. Abtheil. des Feld ⸗ Art. Dr. Hynitzsch, Stabsarzt der Landw. vom J. Bat. Landw. Regts. Nr. 66, Dr. Hennerici, Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts.
Nr. 165, mit Pens.,
Regts.
Stabarzt der Nr. 70. Dr. Stimpel, Assist.
Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 34, Dr. Broe⸗
lem ann, Assist. Arzt J. Nr. 16, der Abschied bewilligt. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 23, aus dem und zu den Sanitätszoffizn. der
übergetreten.
Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Dr. Klein, Assist. Arzt 1. Kl. vom aktiven Sanitäts⸗Corps ausgeschieden Res. des Res. Landw. Regts. Nr. 40
Preußen.
Aichtamtliches.
laufe der gest rigen (8.)
solgte der mündliche die Petition der Attu e Landesgerichts zu Naumburg a. S.
Berlin, 25. Februar.
Im weiteren Ver⸗
Sitzung des Herrenhauses er⸗
Bericht der Budget⸗Kommission über are im Bezirke des Königlichen Ober⸗
mit dem Antrage,
die Aufnahme der für ihren Ober⸗Landesgerichtsbezirk bean-
tragten den Staats Annahme
der ältesten Gerichtg organisation atten, auf 2409 M erhöht werde. — Der : die erstere Petition in arien der Königlichen Staatsregierung zur Er⸗
r. Stey
der Bureaudi
etatsmäßigen
und ständigen
Diätarienstellen in
ushalts⸗Etat event. die Erhöhung der Fonds zur ändiger Gehülfen zu bewirken, und über die Petition der Gerichtsschreibergehülfen zu Naumburg und Er— furt mit dem Antrage
die
n, beantragte: ät
Gerichlssch ahn er Sschrei erge höchste
u wirken, daß das Gehalt hulfen welche vor der Gehaltsstufe erreicht eserent, Herr
Belreff
Dägung zu überweisen, Üüber den zweiten Theil derselben in Betreff der Militäranwärter 6 Tagesordnung überzugehen;
die zweite geeignet zu
erachten.
Petition aber zur
erathung im Plenum für nicht
Graf von der Schulenburg⸗-Beetzendorf wünschte im In⸗ teresse der Gerichtsbarkeit und mit Rücksicht auf die ange⸗ strengten Leistungen dieser Kategorie von Unterbeamten die Petition der Staatsregierung nichk nur zur Erwägung sondern zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Regierungskom⸗ missar, Geheime Ober⸗Fustiz⸗Rath Schmidt widersprach diesem Antrage. Er gebe zwar zu, daß noch manche Uebelstände in der Justizverwaltung zu befeitigen seien, die Darlegungen in der Petition seien jedoch auch vielfach übertrieben. Hierauf wurde der Antrag des Grafen von der Schulenburg abge⸗ lehnt und derjenige der Kommifsion angenommen.
Der nächste Gegenstand der Tagesordnung war der münd—
liche Bericht der Kommission für Handels- und Gewerbe ange⸗ legenheiten über die Petition des Kreisausschusses des Kreises Sppeln, mit dem Antrage, die Beihülfe des Staates für den Bau einer festen Brücks über die Oder bei Krappitz zu er⸗ wirken,. Der Berichterstatter Graf von Pückier beantragte, die Petition der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. Nachdem Herr Dr.- Stephan diesen Antrag gleichfalls empfohlen und konstatirt hatte, daß mit Rücksicht auf den dortigen sehr lebhaften Verkehr die Zustände bei Krappitz ganz unerträgliche seien, wurde der Antrag ange⸗ nommen.
Den Schluß der Tagesordnung bildete der mündliche Bexicht der Kommission für die Geschäftsordnung über das Schreiben des Justiz⸗Ministers vom 26. Januar er., betreffend die Ermächtigung zur strafrechtlichen Verfolgung der in Nr.] der „Breslauer Montags⸗Zeitung“ vom 14. Februar 1881 enthaltenen Beleidigung des Herrenhauses. Der Bericht⸗ erstatter Herr von Wiedebach und Nostiz⸗Jänkendorf bean⸗ tragte, die Ermächtigung nicht zu ertheilen und datz Haus beschloß demgemäß. Schluß der Sitzung 2 Uhr 45 Minuten.
— Im weiteren Verlaufe der gestrigen (19) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Ftatsjahr 1882.83 mit, der Diskussion über den Etat des Ministeriums des Innern (dauernde Ausgaben, Gehalt des, Ministers) fort. Nach dem Abg. Rickert ergriff der Vize Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer, das Wort:
Bevor ich auf den eigentlichen Gegenstand der Ausführungen des Herrn Vorredners eingehe, will ich mir doch erlauben, zwei Punkte zu erläutern, mit denen er seine Ausführungen begann.
Er sprach sich mit Mißbilligung darüber aus, daß ich es in Ab— rede gestellt hätte, daß das Haus das Recht habe, hier Maßregeln der Verwaltung in die Erörterung zu ziehen, daß ich es für unzu— lässig erklärt habe, darüber hier zu sprechen. Meine Herren! Ich glaube nicht, daß dieser Sinn meinen Worten untergelegt werden konnte. (Ruf: Ja wohl! links.) Es ist mir sehr lieb, wenn er darin liegen konnte, daß ich das gleich berichtigen kann. Ich habe es für unzulässig und nicht richtig gehalten, hier in der Wesfe, wie der Hr. Abg. Dirichlet es meiner Auffassung nach gethan hat, Dinge, vom Zaun gebrochen, in das Haus zu werfen, ohne alle Vorbereitung, von denen er selbst sagt, er wisse nicht, ob sie wahr seien, und ich habe daran die Bemerkung geknüpft, daß, wenn in diefer Weise über Verwaltungsmaßregeln gesprochen würde, dann allerdings die Diskussion unbegrenzt fein wurde. Ich glaube, der Hr. Abg. Rickert wird, in diesem Lichte betrachtet, meinen Worten eine solche Bedeutung, wie er sie ihnen untergelegt hat, kaum beimessen können.
Dann sprach er über mein noch immer nicht eingelöstes Ver⸗ sprechen, über Wahlagitationen das Wort zu nehmen. Das glaube ich, ist doch eine Verschiebung unseres gegenseitigen Standpunktes. Ich habe auf diesem Gebiete die Angriffe abzuwarten, und dann werde ich darauf antworten, und ich habe die Hoffnung ausgesprochen, daß diese Antwort eine durchaus befriedigende sein wird.
Nun komme ich zu dem eigentlichen Gegenstande der Rede des Hrn. Abg. Rickert. Meine Herren! Niemand ist von der Thatsache der Verbreitung und Veröffentlichung des viel berufenen Flugblattes peinlicher berührt gewesen, wie ich. Ich habe es, nachdem ich es ge⸗ prüft habe, doch nur so beurtheilen können, daß nach Form und Inhalt, namentlich mit der Unterschrift eines König—⸗ lichen Beamten, ich es als ein durchaus ungehöriges Produkt habe bezeichnen müssen. Das habe ich dem Hrn. Landrath von Bennigsen sofort zu erkennen gegeben und zwar in ernstester Weise. Daran knüpfte sich für mich aber nun sofort eine ganze Reihe sehr schwieriger Erwägungen. Ich sagte, auch selbst die Richtigkeit der in dem Flugblatt behaupteten Thatsachen vorausgesetzt, dürfte die Veröffentlichung nicht erfolgen; aber ich mußte mich doch nun fragen, was weiter thun? Eine Einleitung der Disziplinaruntersuchung gegen den Landrath von Bennigsen war, nachdem der Hr. ä. Berling, wozu er vollkommen berechtigt war, sich dlese Genugthuung auf gerichtlichem Wege ver⸗ schaffen wollte, nach dem Gesetz ausgeschlossen; es wäre also übrig
eblieben, ihn sofort von seinen Funktionen abzuberufen. Auch dies
abe ich erwogen, meine Herren, aber ich bin zu einem entgegengesetzten Entschluß gekommen, wahrscheinlich fehr wenig in Uebereinstimmung mit den Anschauungen des Hrn. Abg. Rickert. Ich gehe näm⸗ lich davon aus,. daß, wenn ein Beamter = in diesem alle gewiß nicht ohne seine Schuld — in eine gericht⸗ liche den, ,. verwickelt ist, deren Endergebniß eine Gefängnißstrafe bis zu 2 Jahren sein kann, dem pendente lite von seinen Vorgesetzten kein öffentlicher Schritt ausgehen darf, der dem Urtheile schon präjudizirt.
So sehr der Schein gegen den Landrath von Bennigsen war — und Lie Thatsachen haben ergeben, daß er völlig im Ünrecht war — so sehr der Schein gegen ihn war, hielt ich mi doch verpflichtet — und ich balte das nöch heute aufrecht, — genau auseinander zu halten meine Verpflichtung als Verwastungschef usschreitungen der Beamten entgegenzutreten und meine auf der andern Seite liegende Verpflich⸗ tung, dem angeklagten Beamten meinen Schutz nicht eher zu ent— ziehen, als bis er durch zwingende Gründe verurtbeilt ist Wöre die Amtssuspension unmittelbar erfolgt, so war der Landrath ron Ben⸗ nigsen so gut wie gerichtlich verurtbeilt, denn ez würde ganz un⸗ zweifelhaft bei den Erwägungen des Gerichtshof schwer ins Gewicht 23 en sein, daß eine solche Suspension auf Grund derselben Thal⸗ 96 g der Beurtheilung des Gerichts unterlegen, stattgefun.
en hätte.
Das, meine Herren, ist auch dasjenige Motiv, welches mich ge⸗ leitet hat bei Beantwortung der an mich berichteten Beschwerde deg Kammer Raths Berling; ich babe diese Beschwerde ker wohl er- wogen a jede Silbe derselben von dem von mir sochen angeden⸗ teten Gesichts punkte aus in Befracht gezogen und ich kann nur wieder
olen, daß ich, so sehr ich dafür wahrscheinlich werde angegriffen werden och guf dem Standpunkt steben bleiben muß, 6 ich als böchster Vorgesetzter eineg angeschuldigten Beamten, so sehr der Schein gegen ihn sein mag, doch die Verpflichtung babe, vor dem Augtrage der Sache nichts zu thun, waz seine Stellung un⸗
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bedingt verschlimmert in dem schwebenden Prozeß. Daß der Landrath von Bennigjsen in einer Weise gehandelt hat, welche es unmöglich machen wird, ihm ein Amt mit politischer Verantwortung wieder zu übertragen, das glaube ich auch. Im übrigen aber muß ich mir. und. der,. Staatsregierung das Urtheik. darüber, welche Maßregeln später ergriffen werden, vorbehalten, nachdem seine Verurtheilung in einem anderen Prozeß in Lübeck erfolgt war, und nachdem ich mich durch die von Hrn. Rickert hier zum Theil ver— lesenen Entlastungsmomente, die mit ja vorgelegen haben, von der von ihm selbst anerkannten völligen Unhaltbaärkelt seiner Anschuldi⸗ gungen überzeugt habe, da war der Augenblick eingetreten, mir zu sagen: und jetzt ist der letzte Zweifel geschwunden, und jetzt muß ich die letzten Konfequenzen ziehen, und da habe ich ihn natürlich von seiner Stellung enthoben. Bie Stellung, die er jetzt einnimmt, ist eine durchaus unverantwortliche, er ist Hülfsarbeiter bei einer anderen Königlichen Behörde und wird da nicht in die Lage kommen, mit amtlicher Autorität nach außen hin aufzutreten.
Meine Herren, wenn die Sache so liegt dem Landrath von Bennigsen gegenüber, so komme ich nun zu dem Verfahren und Ver— halten des Herrn Ober⸗Präsidenten. Die Mittheilung, welche er an das, Landschaftskollegium gemacht hat, und welche der Hr. Abg. Rickert verlesen hat, eigene ich mir in seiner Form keineswegs an; sie scheint zu stark von Lokaleindrücken gefärbt zu sein und hätte meines Erachtens anders formulirt sein müsfen, in der Sache aber — und es thut mir leid, mich darin in einer fundamentalen Meinungsverschiedenheit mit dem Hrn, Abg. Rickert zu befinden — kann ich das Verhalten des Ober Präsidenten nicht tadeln. (Hört, hört! Unruhe links.) —
aben Sie nur die Güte mich anzuhören, ich werde Ihnen diesen tandpunkt, wie ich hoffe mit Erfolg, darlegen.
Der Ober Prasident ist der Vorgesetzte des landschaftlichen Kollegiums, ist die höchste Provinziglinstanz und hat feinerfeits mit darüber zu wachen, daß diesem Kollegium“ keine disqualifizirten Mitglieder angehören. Nun lag ihm eine Anzeige des Landraths von Bennigsen vor, wonach schwere Anklagepunkte gegen Hrn. Kammer⸗ Rath von Berling erhoben waren und es war meiner Ansicht nach seine Pflicht, dieser Anklage näher zu treten und die laudirten Zeugen darüber vernehmen zu lassen. Ich muß dem Hrn. Abg. Rickert doch das eine sagen, daß, wenn hier nur — wie ich ja selbst von vorn⸗ herein gewußt habe, nachdem das Material mir vorgelegt war — so vage. Beschuldigungen des Zeugen Schmidt vorgelesen sind, so haben die des Zeugen Jürgens ganz anders und bedeutend beschwerender gelautet, und daß die Behörden bei der Würdigung dieses Materials völlig in gutem Glauben sich befunden haben, das wird auch bewiesen durch die fernere Thatsache, daß dieser Zeuge Jür⸗ gens seine Aussage vor Gericht beeidigt hat. Er ist ein bis dahin vollkommen unbescholtener, des Eides würdiger Mann, der im späte⸗ ren gerichtlichen Verfahren alles dasjenige, was er im informa⸗ torischen Verfahren ausgesagt hat, durch den Zeugeneid bekräftigt hat. (GSuruf links: Und nachdem er geschworen, fuͤr fremdes Geld ausge⸗ wandert ist! Unruhe.)
Ja, meine Herren, ich habe den Zwischenruf — es wird wohl wieder der Abg. Struve gewesen sein — nicht verstanden, er wird mir aber eben seinem Wortlaute nach mitgetheilt. Allerdings ist der Zeuge Jürgens nach Amerika ausgewandert, er hat aber diesen Ent⸗ schluß schon Monate vorher angekündigt, und der Landrath von Ben⸗ nigsen hat, um sich gegen den Vorwurf zu schützen, daß ein nicht beeidigtes Zeugniß vorläge, zum ewigen Gedächtniß seine eidliche Vernehmung herbeigeführt, bevor er auswanderte. Also mit welchem fremden Gelde der Zeuge Jürgens ausgewandert sein soll, ist mir nicht erfindlich, wird auch wohl nicht zur Sache gehören.
Der Ober-Präsident war also in folgender Lage: Ihm war eine . Berling belastende Anzeige zugegangen von dem Landrath von Bennigsen, er hat über diese Anzeige Zeugen vernehmen lassen, und hat aus diesen Zeugenvernehmungen nacht die Anschauung gewonnen, die Hr. Rickert entwickelt, daß es sich um bloße, leere Verleumdungen, sondern daß es sich um ein ernstlich vorliegendes, schwer gravirendes Anklagematerial gegen dieses Mitglied des Landschaftskollegiums handelt, und unter dem Eindruck diefer Verhandlungen hat er nun an den Vorsitzenden des Landschaftskollegiums in einem Schreiben — dessen Form, wie ich wiederhole, ich mir nicht aneigne — der Sache nach beantragt; Prüfet diese Angelegenheit und entscheidet dann, was rechtens ist. (Widerspruch links. — Meine Herren, ich habe aus⸗ drücklich erklärt, die Form des Antrages will ich mir nicht aneignen —, aber nur in dem Sinne, daß eine Prüfung stattfinden soll, und dann der Beschluß. Nun, meine Herren, hängt ja die ganze Beurtheilung dieser höchst unerquicklichen Sache immer davon ab: in welchem Maße lag für die Behörde die Berechtigung vor, zu glauben, daß Dassenige, was gegen den Abg. Berling vorgebracht war, in Wahrheit begründet sei oder nicht? Ich wiederhole, daß ich meiner⸗ seits fest davon durchdrungen bin, daß diefer gute Glaube stattgefunden hat, und daß dieses durchaus nicht in der Luft steht, beweist Ihnen die Thatsache, daß der Zeuge seine Aussage beschworen hat. Ist er meineidig gewesen. — meine erren, das hat er auf sein Gewissen zu nehmen, und ich kann mir nach dem Material, was ich nachher gesehen habe, auch nicht anders denken, als daß der Staatsanwalt ihn würde zur Rechenschaft haben ziehen müssen nach den anderweitigen vorliegenden Aussagen. .
Aber geht denn aus dieser ex post festgestellten Thatsache hervor, daß, wenn so vollkommen substantiirte Uussagen vorliegen, die Behörden von vorn herein hätten sehen ollen, dag, alles Das nicht wahr ist? Die Schlußfolgerung lag eben in dem Antrage an Ritter und TLandschaft, welche doch ihrerseits einen Beschluß zu fassen hatte. Ich kann also nur sagen, daß, wenn der Hr. Abg. Rickert von mir verlangt, daß ich gegen den Ober Prãsidenten disziplinarisch vorgehen sollie, so ist das ein An⸗ sVruch, den ich für begründet nicht erachten kann. Ich habe dem Ober ⸗Präsidenten keinen Zweisel darüber gelassen, daß ich mit der Form seines Vorgehens nicht einverstanden bin. Aber ich kann nicht Inden, daß sein Verhalten ein solches gewesen sei, welches einen Tadel verdient. . .
Also ich resumire mich dabin, daß ich die ganze Angelegenheit aufs Tiefste heklage, daß ich das Vorgehen des Landraths von Ben⸗ nigsen dem öffentlichen Urtheil durchaus preisgeben muß, daß ich die bauptsächlichen Konsequensen davon gejogen habe, daß ich der Pro · vinzialinstanz allerdings den Vorwurf nicht ersparen kann, in der Form gefehlt zu haben, aber daß ich in der Sache weiter nichts thun ann, als was bereits geschehen ist, dem Ober⸗Präsidenten zu eröffnen, daß ich die Fassung seines Schreibens an das Landschafiskollegium für glücklich und richtig nicht balten könne.
Der Abg. Richter erklärte, der Landrath von Bennigsen sei für seine Partei abgethan; wichtiger sei für seine Partei das Verhalten des Ministers und des Ober⸗Präsidenten. Wenn der Minister das Vorgehen des Landraths 85 ungehörig ge⸗ halten habe, so hätte derselbe dies in der Deffentl chkeit, vor dem ganzen Lande bekunden müssen. In einem Schreiben an
rn. Berling habe der Minister das Gegentheil gesagt. Das Flugblatt sei zwei Tage vor der Wahl Sr . der Land⸗ rath * sich also als Parteiführer gt. Der Mi⸗ nister hätte das als ein verwerfliches Wahlmandver öffenllich erklären müssen. Daß der Minister durch ein disziplinarisches