ordentlichen Ausgaben weist der Etat 2 265 330 4 nach, welche zum Neu⸗ bez. Erweiterungsbau von Gerichts⸗Geschäftsgebäuden und Ge⸗ fängnissen bestimmt sind. — Cine dem Ctat beigegebene Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben der Justiz· Dffizianten · Wittwenkasse für das Jahr vom 1. April 1882 83 erweist eine Einnahme von 264 000 M und eine Ausgabe von 274005. 4 Der darnach 10 000 4 betragende Ueberschuß der Ausgabe über die Einnahme wird aus den in früheren Jahren verbliebenen Ueberschüssen gedeckt.
Statistische Nachrichten.
Der Waldeckische Landes-Kalender auf das Jahr 1882 (Mengeringhausen, W. Weigelsche Hof⸗ und Regierungs⸗Buch⸗ druckerei) enthält wiederum die neuesten st atistischen Daten über die Für ten thümer Waldeck und Pyrmont. Das erstere hat 19.17 geogr. Quadratmeilen (1955468 km) mit 13 Städten, MN Dörfern und (Dezember 1880) 48 528 Einwohnern. Das Fürsten⸗ thum Pyrmont umfaßt 1,19 geogr. Quadra tmeilen (65,579 Em) mit 1⸗ Stadt, 10 örfern und S020 Einwohnern. Die weit überwiegende Mehrzahl der Einwohner beider Fürsten⸗ thümer. bekennt sich zur evangelischen Konfession, nur das Kirchspiel Eppe ist ert bens katholisch; auch in Arolsen und Pyrmont sind kleine kat olische, in Sachsenberg und Arbach separirte lutherische Gemeinden. Außerdem kommen Juden und ganz vereinzelt Mennoniten und Quäker vor. Das Fürstenthum Waldeck bildet 3 Kreise (Twiste, Eisenberg und Eder), das Fürstenthum Pyrmont bildet den gleichnamigen Kreis. Der Landtag besteht aus 15 Abgeordneten. An der Spitze der Verwaltung steht bekanntlich der Landesdirektor (3. Z. Frhr. von Puttkamer). Die Funktionen der Ober⸗Schulbehörde sind dem Königlichen Proyinzial⸗Schulkollegium in Cassel übertragen. Höhere Unterrichtsanstalten sind das Landesgymnasium in Korbach und die höheren Bürgerschulen in Arolfen, Wildungen und Pyrmont. Die Verwaltung des Bergwesens ist dem Königlichen Ober⸗Bergamt zu Bonn überwiesen. Als Gewerberath fungirt kom— missarisch der Ober⸗Medizinal⸗Assessor Br. Kind in Cassel. Das Landgestüt ist mit dem Gestüt zu Dillenburg vereinigt wor- den. Die Ablösung der Servituten, Theilung der Gemeinschaften und Zusammenlegung der Grundstücke wird von der Königlichen General— Kommission zu Cassel. wahrgenommen. — Als Justizbehörden fungiren die Amtsgerichte zu Arolsen, Korbach, Wildun—⸗ gen und Pyrmont, letzteres zum Landgericht Hannover bezw. Ober⸗Landesgericht Celle, erstere drei zum Landgericht bezw. Ober⸗ Landesgericht Cassel zugehörig. Zum Militärdienst werden die waldeck⸗ schen Staatsangehörigen meist in das in Arolsen garnisonirende Füfilier⸗ Bataillon des 3. Hessischen Infanterie⸗Regiments Rr. 83 eingestellt. An der Spitze der Kirchenverwaltung steht das Konsistorium in Arol⸗ sen, unter welchem 3 Superintendenten fungiren. Der Fürstlichen Domanenkammer in Arolsen unterstehen u. J. 3 Forstinspektionen mit 15 Forstrevieren sowie 4 Domanial⸗Rentereien und die Brunnen⸗ und Badehaus⸗-Administrationen zu Pyrmont.
— Die „Els. Lothr. Ztg.“ veröffentlicht folgende Uebersicht über den Umfang des Post⸗ und Telegraphen⸗Verkehrs von Straßburg, Elsaß, ausschließlich der Vororte fuͤr das Jahr 1881.
Es sind befördert worden:
Briefe, Postkarten, Drucksachen, Waarenproben.... Packete ohne Werthangabe Briefe und Packete mit Werth— 1 2 58 000 85 der Werthangaben. l 784 000 ostnachnahme⸗Sendungen. . 21 000 Nachnahme⸗Betrag 204 000 . Postaufträge . 18 000 Betrag zur Geldeinziehung 1896000 Postanweisungen ... 272 000 Geldbetrag derselben. 16112000 Telegramme J 98 000 Telegramme im Durchgang Summe der Telegramme Es sind verkauft worden: Freimarken und gestempelte Briefumschläge Postkarten J 758 0)0 Im Wege des Postabonnements sind von den Ih in Straßburg erscheinenden Zeitungen, Zeitschriften und amtlichen Blättern 18 695 Exemplare mit 3 078763 Nummern abgesandt und von auswärts 1210 verschiedene Zeitungen und Zeischriften in 10989 Exemplaren mit 2017966 Nummern bezogen worden und zwar: Iö5. verschiedene Blätter aus dem Deutschen Reich, 22 aus Oesterreich⸗ Ungarn, 356 aus Frankreich, 48 aus der Schweiz und 19 aus England.
ankommend
5376 000 353 000
abgehend
9 004000 423 000
35 009 71 399 900 4. 35000 377 000 55 000
158 0909 9737 000 . 90 000 147009 635 000
6590000
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Ein Landaufenthalt von Onkel Titus, eine Ge— schichte für Kinder und auch fur Solche, welche die Kinder lieb haben. Von Johanna Spyri. (Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1881. Preis 2M 40 , geb. 3 6 60 3.) — Diese jüngste Erzählung der beliebten Jugendschriftstellerin zählt zu ihren besten Gaben. Eine vater⸗ und mutterlose Waise wird den Händen von kinderlosen und lieblosen Verwandten übergeben, die durchaus kein Verständniß und kein Herz für eine Kindernatur, ihre Bedürfnisse und Neigungen haben. Die Kleine bleibt einsam, unverstanden: „Onkel Titus“, ein in Büchern vergrabener, gelehrter Egoist, der keinerlei Geräusch hören kann; die Tante nur bedacht, den Gelehrten vor Lärm und Menschen zu hüten. Endlich findet auf einer Reise in die Schweiz das halb verkümmerte und vergrämte Kind Eingang in eine kinderreiche und glückliche Familie. In diesem fröhlichen Hause als ein Kind auf— genommen, lebt die Verlassene auf; sie hat Heimath, Eltern und Liebe gefunden. In der Hinbewegung nach diesem Ziele liegt der Kern der anziehenden und frisch erzählten Geschichte.
In demselben Verlage erschien: Um eine Menschenseele. Phantasie von Helene Nievert. (i881. Preis 140 M, geb. 2,4 M) — Die junge Schriftstellerin bietet in dieser ihrer Erstlingsgabe ein sinniges Märchen. Eine Meerjungfrau, ergriffen von dem seligen Frieden einer in den Wogen gebetteten Jünglingsleiche und voll von Sehnsucht, der Braut des Tobten die Kunde von seinem Scheiden zu bringen, gehoben von der Ahnung des auch in Mißgeschick und Tod noch immer überreichen Glückes einer dem Himmel verwandten un⸗ sterblichen Menschenseele, verwandelt sich in ein sterbliches Weib und erfüllt zunächst die Aufgabe, der verwaisten Braut Gewißheit zu geben über die bis in den Tod getreue Liebe ihres Bräutigams; dann aber empfindet sie mehr und mehr das süße Glück des Menschen⸗ loses in selbstloser Entsagung und werkthätiger Nächstenliebe. Die kleine Erzählung verknüpft in anmuthiger Weise die mit kindlicher Phantasie beseclten elementaren Mächte mit ben ethisch⸗ religissen Motiven der Menschenwelt. Die Darstellung ist plastisch; mit wenigen, aber klaren Strichen werden schöne Naturscenen nicht minder wie ergreifende Bilder des Menschenwelt gezeichnet; die Erzäblerin aber tritt nie mit Reflexionen störend zwischen die vorgeführten Thatsachen. Dabei ist die Sprache von Adel und Wohllaut.
— Griechenland in Wort und Bild. Eine Schilderung des bellenischen Königreiches von A. von Schweiger ˖ Lerchen feld. Mit car 200 Illustrationen. In 20 Lieferungen zu je 6. Leipzig, Schmidt &. Günther. — Die vierte foeben erschlenene Lieferung bringt eine Ansicht des heutigen Eleusis Lefsina) und die Volkstracht der dortigen Frauen, sodann die Ruinen der Propyläen von Eleusis und ein großes Bild der Ebene von Marathon. Der Verfasser führt uns über Megara, Korinth und Akrokorinth und orientirt den
Leser auf, dem klassischen, nur noch mit Trümmern bedeckten Boden mit der Leuchte der Geschichte.
bis Ende August d. J. zu M Stein, Thon⸗ ausländischen Industrie zu dieser
men wurde. Dieselbe die auf den Bergbau,
Vergünstigungen des Zollgesetzes zr
haben keine amtliche Stellung. D kommissar nicht ernannt.
ni schem Nadelholz zu Schi 131 750 Lire, nachdem in einem
Ueber die speziellen Bedingungen der Arsengle von Spezia, Venedig
— Die Preußische Aktiengesellschaft erzielte, und Rechnungen für das Bruttogewinn von
neuen Schädenreserven mit 76 235
rath hat die Bilanz nach den Vorf 2 9/o 1880: 24 Oo.
— Die Newa Jorker H
handel machen sich die Folgen d Produktenspekulgtion, beim Beginn Bekanntlich kaufen Produzenten im ihren Ernteerträgen. Durch deren
Schulden mann übt
und der
diesen bei
von seinen
welche es schließen;
heblich gewichen — für letztere sind bereits große Ordres
bald ein Ende nehmen wird, freilich Frühjahrssaison einzuwirken, — unseres Platzes um fast 23 Mill.
zugenommen hat namentlich Weizen, verkehrten in
wesentlichen Belebung des Exportge treideladungen sind fünf wolle hat unter dem Drucke fl 66 eines bedeutenden hiesigen owohl in disponibler Waare,
wesentliche Preiseinbuße erlitten.
festere Stimmung, und west⸗ und zunehmender Frage. Der Markt für Schmalz,
auer
wie Terpentinöl ruhig; letzteres hat nicht behaupten können. Der Hopf
zu sehr brillanten Preisen, doch s
Der Import fremder Webftoffe 2851 939 Doll., gegen Vorjahres.
Oderufer⸗Eisenbahn⸗ Priorit röder, Mendelssohn u. Co,
Glasgow, 25. Februar. Roheisen in den Stores belau 526000 Tons im vorigen Jahre.
Hochöfen 198 gegen 126 im vorigen
Gewerbe und Sandel.
Es ist bereits darauf hingewiesen, adrid eine Ausstel lung von Er⸗ zeugnissen des Bergbaues, i und Glassfabrikation stattfinden soll. Nach weiter eingegangenen amtlichen Mittheilungen ist die Zulaffung der
tragenden Ausstellung enger begrenzt,
ist auf die die Hüttenkunde, die Stein-, Thon⸗ und Glas?“ fabrikation Bezug haben, beschränkt. nicht ein. In Betreff der Verzollung kommen nur die allgemeinen
mit dem Exekutivcomité vermittelnden deutschen Agenten in Madrid
— Nach einer Veröffentlichung Ufficiale' vom 15. Februar soll von pezia eine Lieferung von baltischem oder nordamerika⸗
erfolgt sind nunmehr am 8. März um 12 Uhr Mittags im Palazzo della R. Maring in Spezia im Submissionswege vergeben werden.
nischen Marine⸗Ministerium zu erfahren. i Hypotheken⸗-Versicherungs⸗
Jahr 273 645 M, schäftsunkosten und Inventarabschreibung mit 67 83533 „SP, und der „, einen vertheilbaren Reingewinn von, 129 573 M, welcher eine Dividende von 30so des eingezahlten Aktienkapitals gestattet, während der Kapitalreservefond daraus den statutenmäßigen Zuwachs von 17673 . erhält.
und die Vertheilung einer Dividende von 30so l Nach diesen Festsetzungen betragen die Reserven des Instituts: Kapitalreserve 929 333 ut, Rerserve für außergewöhnliche Bedürfniffe ĩ dls. Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 10. d. M. datirten Wochenbericht
bedarf auf Kredit und zahlen ihre Schulden mit dem Erlöse aus Spekulation betheiligt, fehlen bis jetzt die Mittel zur Tilgung ihrer
Frühiahrseinkäufen sicht. Somit bleibt das Geschäft weit hinter der Dimension zurück, sonst Mitte Februar erreicht zu haben pflegt. Jetzt endlich scheint man sich zur Realisirung der großen Produktenvorräthe zu ent⸗
durch starke Zufuhren ist der Preis von Brodstoffen diese Woche bedeutend herabgedrückt worden;
its zu den Limiten ausgeführt worden — und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß
Im Januar ist der Produktenexport Doll. gegen denselben Monat vorigen Jahres zurückgeblieben, waͤhrend der Wagrenimport um fast 9 Mill. Doll. In der Lage des marktes hat keine wesentliche Aenderung stattgefunden.
bedeutende Rückgang, weschen letztere Getreideart erfahren, zu keiner
Fahrzeuge gechartert worden.
; Schweinefleisch und Speck hatten ruhigen Verkehr und Rindfleisch fand nur wenig Beachtung. war für die gewöhnlichen Sorten begehrt,
fremden Manufakturwaaren sind einzelne Fabrikate,
worden; mit anderen ist es noch still, geschäft für nächsten Herbst in Wollenwaagren werden. In einheimischen Manufakturen ist das Geschäft noch zurück. für die heute beendete Woche beträgt 2733 249 Doll.
Breslau, 27. Februar. (W. T. gefundenen Termin zur Begebung von
. Darmstädter Bank über die konkurrirenden Gruppen durch Yi et den Zuschlag erhalten. 3 ᷣ ͤ
Zahl der im Betrieb befindlichen Jahre.
daß in der Zeit vom 15. Mai der Hüttenindustrie, der
nur einen nationalen Charakter als anfänglich angenom⸗ Ausstellung von Maschinen,
Transportvergünstigungen treten
ir Anwendung. Die den Verkehr
eutscher Seits ist ein Ausstellungs⸗ in der italienischen Gazzetta der Direktion des Arsenals zu
ffsbauzwecken im Werthe von früheren Termine Angebote nicht
st das Nähere bei den Direktionen und Neapel, sowie bei dem italie—⸗
wie aus den Abschlüssen 1881 ersichtlich, einen
und nach Abzug der Ge
Der Verwaltungs⸗ chlägen der Direktion genehmigt beschlossen (1878:
Schädenreserve 836 0600 4, 314 000 M.
folgendermaßen: Im Waaren“ er seit letzten Herbst bestehenden der Frühjahrsaison sehr fühlbar. Westen und Süden ihren Winter—
bisherige Zurückhaltung an der Zahlungen
abhängige
Kauf⸗ die größte
Vor⸗
8. Baumwolle ist ebenfalls er= dieser Tage hier und im Süden
es mit der Exportsperre nun zu spät um noch günstig auf die
Waaren- und Produkten⸗ Brodstoffe, weichender Tendenz, doch hat der schäfts geführt. Für volle Ge— Baum⸗ Liverpoolberichte und dem Falli⸗ Hauses in dieser Branche, wie im Termingeschäft eine Für Rio Kaffees herrschte ostindische Sorten begegneten Rohzucker war still aber fest. Raff. Petroleum fest. Harz im Uebrigen aber ebenso die vorwöchentlichen Notirungen enmarkt ist unverändert. Von wenn auch nicht chon recht umfangreich verkauft doch verspricht das Lieferungs— sehr bedeutend zu
in der Parallelwoche des
B.) Bei dem heute hier statt—
9 (00 000 6 40 Rechte⸗ äten hat die Gruppe S. Bleich— anderen
B.) Die Vorräthe von fen sich auf 631 600 Tons gegen
Hauptversammlung zunächst die a gelegenheiten, Ernennung von Rechn Etats für das Jahr 1883 2c. und gin des Stadtrgths Friedel über die im
schen Funde, die zu diesem Jwecke im
Theil weit in die vorwendische Zeit derart gehäuft und aneinander ef von der ältesten Ansiedelu ãßt. nicht unbedeutende Terrain dem Spreeufer, welches das Grade in Anspruch nimmt. Die sumpfiger Natur, ist offenbar Dur bewohnbar gemacht worden. Ez
—
bauans
zwis
kolaikirche hinaufgefuͤhrt hat. die hinter dem Hause Rr. I (Motz für eine uralte Besiedelung diefer den Funden zu urtheilen — ein im Sumpfe versunken und stecken Spittelmarkt erregt in neuester Zeit der Forscher, standen haben soll, abbrechen lassen wollte. Pöchst inter ging des alten Mechanssmus zum r. Mühle aufgefunden zu haben.
Rei
vorgeschrittener Zeit auf seinen Vortr
Berlin, 27. Februar 1882.
Der Verein für die Geschichte Berlins Sonnabend unter dem Vorsitz des Geheimen
Ent und Bewässerungsarbeiten, bei Bauten zc. gemachten archäologi⸗ Jabr 1881 ist überaus reich an derart gen Funden gewesen, die zum Zeit hineinreichen und sich mit der Namentlich aber ist es die Südfeite der Stralauerstraße, dus
Interesse der Archäologen in hohem
— iedelung gewesen zu sein, von der in dem höher gelegenen west⸗ lichen Theile eine Holjbrücke, deren Spuren noch Zahlreiche Funde aller Art, namentlich Hegend, wo in der That — nach geblieben zu sein schelnt. Auch der we nach, einer aufgefundenen Notiz die erste Kirche ge die dieserhalb Friedrich
Hülker am schlesischen Busch scheint eine vollständige germanische
erledigte am Raths Sachße in einer usstehenden geschäftlichen An— ungs ⸗Revisoren, Feststellung des g sodann über zu dem Vortrage Jahre 1881 in Berlin bei den
Das
Saale aufgestellt waren. geschlossen haben, daß sich fast ng am hiesigen Orte herstellea
chen der Baufluchtlinie und
ses Terrain, durch und durch ch Holjbauten aller Art erst scheint eine Art von Pfahl⸗ vorhanden, zur Ni⸗ u. Wegener) gemachten, sprechen tersmann mit Roß und Waffen
mehr als früher das Interesse Wilhelm J. auch nicht estant war außerdem die Erläu⸗ Steinbohren und zum Mahlen.
Nachdem Rektor Fischer wegen
Berlin verzichtet hatte, fügte Hr. Alfieri den lungen einige Ergänzungen hinzu.
Kiel, 27. Februar. (W. T. B.) Der Kieler Zeitung! zufol ertranken 6 die Marinekadetten Crepin, von Steht und Quistorp, welche bei flürmischem Süd⸗West eine Segelfahrt in der Kieler Bucht machten. Das Boot kenterte. Die Kadetten Werck⸗ meister und Stahmer wurden gerettet.
Friedelschen Mitthei⸗
Im Wilhelm⸗Theater findet in dieser Woche bereits die 70. Aufführung der belebten Posse „Ueber Land und Meer“ statt.
—
Wetterbericht vom 26. Februar 1882, 8 Ehr Morgens.
Barometer an O Gr. n. d. Neares- spiegel reduz. in Millimeter.
732
731
731
746
740
727
ö
735 745 746 745 747 752 I56 754 751 758 758 162 757 754 764
Tempera n in O Celsius 50 C. = 43 R. Regen 10
wolkig Schnee bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt
Stationen. Wetter.
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.. Haparanda Moskau..
Cork. Queens-
C N CO ̊L L G O
Regen Regen wolkig wolkig bedeckt bedeckt bedegkt bedeckti)
bedeckt?) wolkig bedeckt wolkig wolkig wolkig still heiter 3 wolkig?)
til ere! ) Abends stark dunstig und
Hamburg .. Swinemũnde Neufahr wass. Memel ..
Münster. Karlsruhe. . Wiesbaden. München. Leipzig. Berlin.. Wien. Breslau. 760 ,, 769
I See grob, Nachts Nebel. böig. 3) Neblig.
Anmerkung Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerha ib jeder Gruppe ist die Richtung von West nach ost eingehalten.
Skala für die Windstärke: 1 leiser Zug, 2 — leicht, 3 — schwach, 4 — mässig, 5 — frisch, 6 — starse, 7 steif, 8 — stürmisch, 9 — Sturm, 10 — starker Sturm, 11 — heftiger Sturm, 12 — Orkan.
Uebersicht der Witterung.
Durch eine lange Furche sehr niedrigen Drucks, welchs sich Ton Nordirland bis Lappland erstreckt, wird ein Streifen kalter Nordostwinde im äussersten Nordwesten getrennt von einem gressen sehr warmen südwestlichen Luftstrom, welcher vom Atlantischen Ocean bis Nordrussland und südostwärts bis Oester-= reich-Ungarn sich ausdehnt; im südlichen Sandinavien erreicht derselbe vielfach die Stärke 8, an der deutschen Küste und auf den britischen Inseln allgemein nur dis Stärke 6 der 12 theiligen Skala. In Deutschland Bt bis jetat nur wenig Regen gefallen. Deutsche Seewarte.
— O — — — 0 C D WE G σο0.
S890
Wett erverieht vom 27. Febrnar 1882. 8 Uhr Norgens. . auf ⸗ S tationen. M . Wind. Wetter. 1
737 741 741 737 737 747 755
Temperarnr
in O Celginz
50 CG. — 403.
56 Regen 7
4 wolkig!) 3
wolkig — Regen 8 Regen — wolkig —18 wolkig
Mullaghmore Aberdeen... Christiansund Kopenhagen. Stockholm. . Haparanda 3. Moskau .. Cork, Queens- a;, Brest. Helder .. Sylt Hamburg.. Swinemünde. Neufahr wass. Memel... Münster... Karlsruhe.. Wiesbaden. München
7239 743 738 737 741 742 7144 17144
142
halb bed. *) 3 halb bed. I) 3 wolkig z bedeckt 5 wolkig i) halb bed.) bedeckt bedeckte) bedeckt?, 748 wolkig 746 bedeckt) 751 3 wolkig 745 wog 741 3 wolkig 751 still bedeckt 748 2 bedeckt 9 756 still Regen 16
Breslan .. Triest.. ) Seegang mässig. *) Abends böbig mit Regen, Wind. ) Seegang müsig. ) Nachm. feiner Regen. Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppen geordner! I) Nordeuropa, 7) Küustenzone von Icland bis 9atpreussen, 3) Mittel- Suropa südlich dieser Zone, 4) Sudenropa. — Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von Wegt nach ost eingehalten. Skala für die Windstärke: 12 leiser Zug, 2 — leicht 3 — sehwach, 4 mässig, 5 — frisch, 6 — stark, 7 — gteit S — stürmisch, 3 — Sturm, 10 — gtarker Sturm, 11 — heftige Sturm,. 12 — Orkan. Cebersieht der Witterung. Eine Furche niederen Lustdrucks, deren centraler Theil am Skagerack liegt, erstreckt sich von Südbritannien, über die Nordsee nnd Süädekandinavien nach dem finnischen Busen, daher wehen über Nordwesteuropa nordöstliche, meist müssige bis starke, über dem Gebiete südlich der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen südwestliche, vielfach starke Winde. Ueber Centralenropa
ist das Wetter warm. vorwiegend trübe, jedoch ohne erhebliche Niederschläge.
Seegang mässig. ) Seegang hoch. Nachts stürmisch. 3 Nachts starker ) Gestern zeitweise Regenschauer.
Dentsebe Seewarte.
Redacteur: Riedel.
Berlin:
Verlag der CGhypepition Eesseh. Druck. W. Elsner. Fünf Beilagen
ag über die „Goldprinzessin in
(einschließlich Börsen · Bellage). (252)
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 50.
Berlin, Montag, den 27. Fehruar
1882.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 27. Februar. Im weiteren Ver— laufe der vorgestrigen (9.) Sitzung des Herrenhauses beantragte Herr von Pfuel zu 5§. 3 der Landgüterordnung für die Provinz Westfalen 2c, welchen die Kommission in folgen⸗ der Fassung zur Annahme empfahl:
Ein Landgut soll in die Rolle nur dann eingetragen werden, wenn die Voraussetzungen des 5. 1 Absatz 2 zur Zeit der Ein⸗ tragung vorhanden sind.
Die Eintragung kann nicht aus werden, weil diese Voraussetzungen zur vorhanden gewesen seien.“
folgenden Zusatz:
„Auf dem Blatt oder Artikel des Grundbuchs ist die Nummer
des Rollenblattes kostenfrei zu vermerken.“ . dagegen aber den von der Kommission eingefügten 5. Ga. welcher lautet:
Die in der Rolle bewirkten Eintragungen und Löschungen des Landguts oder eines Theils desselben sind von Amtswegen kostenfrei im Grundbuche zu vermerken.“
zu streichen. -
Der Justiz-Minister Dr. Friedherg erklärte diesen 58. 6a. für unannehmbar, weil derselbe mit dem Grundgedanken der Grunpbuchordnung nicht im Einklange stehe. An' der Debatte betheiligten sich die Herren von Bernuth, Graf zur Lippe, von Pfuel, von Winterfeldt und Pr. Dernburg. Bei der Abstimmung wurde der Antrag von Pfuel angenommen, da⸗ mit also 8. 6a. gestrichen; ebenso wurde der §. 3 nach den Anträgen der Kommission genehmigt.
Die 85. 4— wurden ohne Debatte genehmigt. Als 8. 7Ja. beantragte die Kommission folgenden Paragraph dem Gesetz einzufügen:
„Bei Grundstückserwerbungen zu einem in der Rolle ein— getragenen Landgute ist gleichzeitig mit der Zuschreibung in dem Grundbuche die Zuschreibung auch in der Rolle zu bewirken, wenn der Erwerber seine entgegengesetzte Äbsicht nicht ausdrücklich erklärt.
Bei Veräußerungen eines Theiles von einem in der Rolle ein⸗ getragenen Landgute ist gleichzeitig mit der Abschreibung im Grund⸗ buche auch die Löschung des veräußerten Theiles in der Rolle zu be— wirken, wenn bei demselben die Voraussetzungen des 5. 1 Absatz 2 nicht zutreffen.
In den Fällen dieses Paragraphen erfolgen die Zuschreibungen und Löschungen in der Rolle von Amtswegen und kostenfrei“.
Das Haus trat ohne Debatte dem Beschlusse bei, ebenso auch dem Antrage der Kommission, dem 5. 8 hinzuzufügen:
Die Einsicht der Rolle erfolgt kostenfrei.
Die Ss. 9 bis 12 wurden in gleicher Weise nach den An⸗ trägen der Kommission erledigt. — .
Im 5§. 13 der Regierungsvorlage ist u. a. die Bestimmung enthalten:
! „Kinder, welche für geisteskrank oder für Verschwender erklärt, oder welche zur Zuchthausstrafe und zugleich zum Verluste der ö Ehrenrechte verurtheilt sind, stehen den übrigen Mit— erben nach.“
Die Kommission hatte diese Bestimmung folgendermaßen efaßt: . efaß »Kinder, welche zur Zeit des Erbfalls für geisteskrank oder für
Verschwender erklärt sind, stehen bis zur Wiederaufhebung der Ent⸗ mündigung, Kinder, welche eine Verurtheilung zu Zuchthausstrafe und zugleich zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erlitten haben, für immer den übrigen Mitbewerbern nach.“ .
Der Referent vertheidigte diesen Beschluß der Kommission, während sich Herr Dr. Beseler gegen diesen Paragraphen aus⸗ sprach, der die Rechtsgleichheit verletze und zu Härten führe.
Der Justiz-Minister Dr. Friedberg protestirte dagegen, daß die Regierung mit diesem Paragraphen einen Einbruch in das Recht beabsichtigt habe. Der Paragraph sei auf den Wunsch der Bevölkerung Westfalens in das Gesetz aufgenommen und es sei Sache des Hauses, ob es denselben acceptiren wolle oder nicht. — Herr Dr. Dernburg plaidirte für die Streichung der ganzen Bestimmung. Nachdem sich noch die Grafen von Brühl und von der Schulenburg⸗Veetzendorff für die Annahme ausgesprochen hatten, nahm das Haus mit großer Majorität die Fassung der Kommission an. ö .
Die 8§. 14—16 wurden ohne Diskussion den Anträgen der Kommission gemäß erledigt. ; ; ;
Der §. 17 handelt von den Grundsätzen, nach welchen die Feststellung der Taxe erfolgt. Die Kommission hatte der Nr.? desselben folgende Fassung gegeben: ; (
2) Nicht besonders geschätzt werden und bleiben außer Be—
rechnung: ö ,,,,
a. die zur Wohnung des Eigenthümers, seiner Familie, seiner Dienstleute und Arbeiter bestimmten, sowie die zur Bewirthschaf⸗ tung erforderlichen Gebäude; ferner die dem Cigenthümer zufallen den Versicherungsgelder für solche Gebäude, insofern die letzteren abgebrannt oder durch Brand beschädigt und die Gelder nicht zur Wiederherstellung derselben verwendet sind.
b, Bäume und Holzungen, letz tere mit Ausnahme des nach forstwirthschaftlichen Grundsatzen überstãndigen . ĩ
Hierzu beantragte Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorff die Nr. 2b. zu fassen: .
„Bäume und Holzbestände, mit Ausnahme der bereits gefällten oder auf dem Stamm verkauften Hölzer.“ 62
Der Referent empfahl die Annahme des Kommissions⸗ antrages, Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorff seinen Zusatz⸗ antrag. Yer Minister für die Landwirthschaft 2c. Dr. Lucius gkklärte sich, wie bereits in der Generaldiskussion, gegen beide Anträge, die für die Regierung ganz unannehmbar seien, weil samentlich der Kommissionsantrag den bestehenden ge etlichen BVestimmungen über das Versicherungswesen widerstreite. An der Debatte betheiligten sich noch die Herren von Klützow und Freiherr von Patow. Dann wurden beide Anträge abgelehnt und die Regierungsvorlage wieder ü . .
Die 88. 18 bis 25 wurden ohne Debatte in der von der Lommission vorgeschagenen Fassung angenommen, ebenso der Titel des Gesetzes, welchem die Kommission folgende Fassung
gegeben hatte: : ü ür die Provinz Westfalen . einer Landgüterordnun — rh c nn
. Kreise .* en (Land), D. t.
lle lic 2 der ganze Gesetzenwurf einstimmig ge⸗
nehmigt und um 33, Uhr die Sitzung geschlossen. Zur
3 Sitzung wird ber Präsident besondere Einladungen
ergehen lassen.
dem Grunde angefochten Zeit der Eintragung nicht
— Im weiteren Verlaufe der vorgestrigen (20.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882ñ83 mit der Diskussion über den Etat des Ministeriums des Innern (dauernde Ausgaben, Kap. 91 Polizeiverwaltung zu Berlin) fort. Nach dem Abg. Dr. Virchow ergriff der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer, das Wort:
Nur einige Theile aus der Rede des . Dr. Virchow geben mir Veranlassung zu ein paar kurzen Bemer ungen. Das Haus hat unzweifelhaft das Recht, die Frage, welche eben in Rede und Gegen rede so lebhaft diskutirt ist und welche, wie ich annehme, auch zu tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Nation Anlaß gegeben hat, zu diskutiren, wenn ich auch nicht recht erkennen kann, in welchem Zusammenhang diese Angelegenheit mit der Berliner Polizei- verwaltung steht. Zweifelhafter ist mir die Berechtigung des Vorredners, die Regierung hier zu einer Erklärung zu provoziren, welche Stellung sie zu feiner das Volle leben tief aufregenden generellen Frage einnehmen will, um so zweifelhafter, als dem Hrn. Abg. Dr. Virchow ja nicht unbekannt sein kann, daß eine, wie ich den Eindruck noch immer habe, vollkommen ausreichende authentische Erklärung der Königlichen Staatsregierung in diesem Haufe abgegeben ist. .
Sollte ihn sein Gedächtniß im Stich gelassen haben, oder sollte er es vielleicht nicht haben erwähnen wollen, ich weiß nicht, welches das richtige ist, aber ich glaube, ich thue doch gut, daran zu erinnern, daß in der zwölften Sitzung der vorigen Session am 29. November 1880 aus Anlaß der bekannten Interpellation des Hrn. Dr. Hänel der damalige Vize⸗Präsident des Königlichen Staats— Ministeriums ausdrücklich sich darüber ausgesprochen hat, welche Stellung die Königliche Staatsregierung zu der sogenannten Juden⸗ frage einnimmt. Ich will nun die letzten Worte nochmals rekapitu⸗ liren, und der Hr. Abg. Dr. Virchow wird sich dann daran erinnern, und sich vielleicht auch davon überzeugen, daß gar keine Veran⸗ lassung vorliegt, mich jetzt zu einer neuen Erklärung zu provoziren. Die Königliche Staatsregierung hat damals durch, den Mund des Hrn. Grafen von Stolberg ausgesprochen, daß sie die am Schluß der Interpellation gestellte Frage dahin beantworte, daß die bestehende Gesetzgebung die Gleichberechtigung der religiösen Bekenntnisse in staatsbürgerlicher Beziehung ausspricht, und daß das Staats—⸗ Minifterium nicht beabsichtigt, eine Aenderung dieses Rechtszustandes eintreten zu lassen. (Bravo! auf allen Seiten des Hauses.) Ich kann alse hiernach einfach das beiderseits mir zugerufene . videant consules“ von mir ablehnen. Die Regierung kennt ihre Pflicht auf dem hier bezeichneten Gebiete, und wird sie erfüllen.
Aber, meine Herren, ich muß mich denn doch noch zu einer Ab⸗ wehr gegen den Hrn. Dr. Virchow wenden, die etwas entschieden ge⸗ halten werden muß. Er hatte die Güte zu fagen, daß die in Pom⸗ mern und Westpreußen im vorigen Sommer stattgehabten sehr be⸗ klagenswerthen Tumulte, welche notorisch mit der Judenfrage zu⸗ sammenhingen, doch wohl nicht ganz ohne Schuld der Regierung entstanden und verlaufen sind. Die Kaltblütigkeit des Mitansehens von Seiten der Regierung, als wenn diese Dinge sie gar nichts angingen, scheine doch wohl einen Theil der Schuld an diesen beklagengwerthen Ereignissen zu tragen. Meine Herren, ich habe im vorigen Sommer, als diese Dinge in Westpreußen und Pommern sich zutrugen, die thörichten Bemerkungen der Presse in, dieser Beziehung ruhig über mich ergehen lassen, wenn es da fast in jeder Nummer verschledener Berliner Blätter hieß, man sieht ja, es kann nicht anders kommen, die Regierung steht diesen Dingen mindestens neutral gegenüber, die Bevöl⸗ kerung glaubt das wenigstens, also trägt die Regierung die moralische Mit⸗ schuld an den pommerschen und westpreußischen Excessen. Meine Herren, ich sage die thörichten Bemerkungen habe ich damals mit Still⸗ schweigen übergangen, weil sie mir in der That zu wenig thatsäch⸗ lichen Boden zu haben schienen, um irgendwie darauf reagiren zu können. Aber, meine Herren, wenn jetzt nach Verlauf, von vielen Monaten, wo doch jedenfalls die Kaltblütigkeit des Urtheils über jene Ereignisse sich in weiten Kreisen wieder hergestellt haben muß, wenn da von Seiten eines hervorragenden Abgeordneten der Linken gegen die Regierung nach Verlauf von so langer Zeit noch ein ähnlicher Vorwurf heute in diesem Hause erhoben werden kann, dann, meine Herren, kann ich das gar nicht nachdrücklich genug widerrufen. .
Meine Herren, was können Sie denn von der Regierung ver⸗ langen? Aufrechterhaltung des Landfriedens, und dieser Pflicht ist die Regierung sich auch nicht einen Augenblick nicht bewußt geblieben. Glauben Sie denn, daß, wenn dergleichen Dinge, man könnte sie ja hier chronologisch anführen, sich in den Provinzen ereignen, die im höchsten Grade bedauerlich sind, die Regierung darauf ihre Aufmerk samkeit nicht richtet? Aber, meine Herren, eine ganz andere Frage ist doch die, ob die Staatsregierung die Pflicht hat, vom Centrum aus bei jeder in einer Provinz entstehende Unruhe, gleichviel aus welchen Quellen sie fließt, die umfassendsten Maßregeln zu treffen, ohne sich auf die Verantwortlichkeit und Selbstthätigkeit der Lokal⸗ und Provinzialbehörden zu verlassen? das wäre, glaube ich, eine Um⸗ kehr der bestehenden Ressortsverhältnisse und der rechtlichen und that⸗ sächlichen Zustände.
Und, wie haben sich denn die staltet! Es sind, wie ja bekannt preußischen und pommerschen Städten Tumulte ausgebrochen, und nach den mir vorliegenden, ich denke doch authen⸗ tische Nachrichten haben die Kräfte der dort vorhandenen städti⸗ schen Polizeiverwaltungen in Verbindung mit denen der Kreisbehör den vollständig ausgereicht, die ausgebrochenen Tumulte im Keime zu erstiken. Also, was sollte dann weiter geschehen Verlangt etwa der Hr. Abg. Virchow, daß wir bei jeder Gelegenheit, wo es sich um befürchtete oder bereits ausgebrochene Unruhen handelt, die mög licherweise ernstliche Folgen haben könnten, gleich militärische Kräfte aufbieten und uns nicht mehr auf die Energie, die Pflichttrteue der vorhandenen Lokalpolizeiverwaltungen verlassen ; Das kann doch und konnte doch erst dann geschehen, wenn durch den Erfolg sich gezeigt hätte, daß didi meh bestellten Lokal⸗ und Bezirksverwaltungen ihre Schuldigleit nicht get an haben. Das ist aber in keiner Weise weder bewiesen noch thatsächlich der
Fall gewesen Ich habe allerdings — zum Ueberfluß kann ich Gott 9. Dank sagen — nachdem der Erzeß in Schievelbein, bei welchem zum ersten Mal, und ich glaube, ich kann auch sagen, zum letzten Mal, ein Angriff auf ECigenthum gemacht war nachdem dieser Erzeß berichtet war, habe ich mir allerdings die Frage vorgelegt, ob es nicht an der Zeit sei, durch eine Ver ⸗ fügung an die betreffenden Regierungs- Präsidenten — Tine Se reren, war es nicht, aber durch eine an die Regierunge⸗ e . zu Marienwerder und Cöslin gerichtete Irrfu ng die esondere Aufmerksamkeit dieser Behörden auf die dort entstandenen Unruhen zu lenken. Ich kann ju meiner Freude sagen, daß diese Cirkularverfügung überflüssig war, denn unmittelbar, nachdem sie erlassen war, ich kann sasen mit umgebender Post, bekam ich bereit von den Herren Präsidenten ganz ausführliche Berichte über die vollständig zufriedenstellenden und augreichenden Maßregeln, die sie ihrerseits getroffen hatten. Ich kann also in“ der That meine Verfügung vom 5. August — ich weiß nicht, ob der X. Abg. Virchow sie eines Blickes gewürdigt bat, sonst würde ich sie ibm no jur Verfügung stellen, sie ist zu lang, um sie ohne Jeitverluft vorzu— lesen — ich kann sagen, daß diese meine Verfügung gegenstandgkoz
thatsächlich ge⸗
Dinge 1 einzelnen west⸗
ist, in
war. Daß in unseren kleinen hinterpommerschen und westyreußischen Städten es recht schwer ist, wenn einmal sich gewisse vopuläre Leiden⸗ schaften entfesseln, die Ordnung mit den dort vorhandenen Kräften aufrecht zu erhalten, das ist ja eine notorische Thatsache. Bedenken Sie doch, woraus bestehen denn diese Kräfte? Aus dem Chef der Lokalpolizei⸗ verwaltung, dem Bürgermeister und zwei oder drei aus dem Stande der Halbinvaliden hervorgegangenen Polizeisergeanten, und wenn das Glück gut ist und die Stadt eine Kreitzstadt ist, noch aus dem Land⸗ rath mit einigen Gensd'armen. Das reicht ja im Allgemeinen aus für unsere namentlich in den östlichen Provinzen sehr einfachen und fried⸗ fertigen Verhältnisse, wenn aber einmal eine bedeutende Ruhestörung stattfindet, ja, dann gebe ich zu, daß es schwer ist, mit den vorhan⸗ denen geringfügigen Kräften die Ruhe aufrecht zu erhalten. Wenn der Hr. Abg. Virchow in dieser Beziehung eine, kräftigere Initiative von der Regierung verlangt, dann werde ich ihn einmal bei gele⸗ gentlicher Veranlassung bitten, mir, eine Verfünffachung unserer Gensd'armerie zu bewilligen, dann will ich ihm dafür stehen, daß, ähnlich wie bei der französischen Organisation, die Gensd' armen in größeren Brigaden zusammengezogen find und in jedem gegebenen Augenblick und auf jeden gegebenen Punkt geworfen und konzentrirt wer⸗ den können und daß dann auch solche Dinge im Keime erstickt werden; aber so lange wir unsere einfachen und mit sehr bes cheidenen Mitteln ausgestat⸗ teten örtlichen Polizeiverwaltungen in den östlichen Provinzen haben, wird Niemand im Stande sein, im Voraus Ruhestörungen, die irgendwie einen ernsten Umfang annehmen, zu verhindern, ich glaube, man muß sich mit den vorhandenen Mitteln bescheiden. Es ist ja im vorigen Sommer, als diese Dinge spielten, gerade in liberalen Blättern mit einem, ich möchte fagen, gewissen. Fana⸗ tismus nach energischem Einschreiten, ja sogar nach militärischer Hülfe gerufen. Ich bitte, nicht mit dem Feuer zu spielen, die Requi⸗ rirung militärischer Kräfte zur Unterdrückung von Volksaufläufen ist eine sehr zweischneidige Waffe, und ich glaube, man darf nur in den alleräußersten und letzten Nothfällen darauf rekuxriren.
Ich bin der Meinung, daß wir alle . haben, uns ganz außerordentlich auf diesem Gebiet in Acht zu nehmen. Wenn die mili⸗
tärischen Kommandos, die in solchen Nothfällen requirirt werden
ürfen, stets mit sehr großem Takt und großer Humanität verfahren,
1 a ö ihres Ce hefe, kaum bedarf, um den Grund des Uebels zu stopfen, so ist das ein großes Glück, aber man muß in dieser Be⸗ ziehung, ich wiederhole das, die Vorsicht doch nicht zu weit treiben.
Also ich habe damals von diesen Provokationen, die ich nur in liberalen Blättern gefunden habe, absolut keine Notiz genommen und ich glaube, ich kann mir dazu Glück wünschen, denn wenn ich mir vergegenwärtige, was es auf sich gehabt hätte, in diesen, vom Abg. Virchow in sehr lebhaften Farben geschilderten Fällen durch vorzeitiges Rufen nach militärischem Einschreiten vielleicht ein großes Blutvergießen zu pro— voziren, und mir dagegen den äußerst mäßigen Umfang vor Augen halte, in dem die Dinge doch glücklicherweife verlaufen sind ohne Blutvergießen, vielleicht der Zeit nach etwas mehr in die Länge gezogen, dann bin ich doch der Meinung, daß von meiner Seite der richtige Standpunkt innegehalten ist, und ich glaube, ich kann mit gutem Gewissen dem Hrn. Abg. Virchow sagen, daß jeder Vorwurf, der in dieser Beziehung auf die Königliche Staats⸗ regierung geworfen ist, als wenn sie durch ihr gleichgültiges Zusehen an dem fu hn fen dieser Dinge mit schuld wäre, absoluf unbe⸗
ündet ist. . 6 sthabe keine Veranlassung, auf die übrigen Ausfüh⸗ rungen des Hrn. Virchow einzugehen, er wird mir ge⸗ statten, anzunehmen, daß er in den Berliner Lokalfragen sich mit dem Abg. Berger genügend auseinandergesetzt hat und auch seine Kritik über das Verfahren, der Polizeibehörde hier bei Ausübung der Ueberwachung der öffentlichen Versammlungen ist, glaube ich, schon zwischen mir und dem Hrn. Abg. Richter gestern in ziemlicher Ausführlichkeit vollständig und erschöpfend erörtert worden; der Herr Abgeordnete hat es nur beiläufig vorgetragen, ich glaube annehmen zu können, daß Sie in dieser Beziehung auf eine Er— widerung meinerseits verzichten.
Der Abg. Strosser erklärte, gestern habe der Abg. Richter über zu schnelles Eingreifen der Polizei geklagt, heute klage der Abg. Virchow über zu wenig Initiative und mangelhaste Maßnahmen der Polizei in den Judenkrgwallen. Wem solle die Regierung es nun recht machen? Wenn sich der Abg. Virchow über die Kreisblätter beschwert habe, so könne er demselben nur erwidern, daß die Kreisblätter im Westen der Monarchie keine amtlichen Organe seien und auch im Osten sei der eigent⸗ liche redaktionelle Theil dieser Blätter von den Behörden un⸗ abhängig. Es sei dem Abg. Stöcker Mangel an historischem Wissen vorgeworfen. Das historische Wissen des Abg. Stöcker sei indeß mindestens gleichwerthig mit dem historischen Wissen, das die gesammte Fortschrittspartei in den letzten zehn Jahren gezeigt habe. Wenn man darüber hier eine Prüfung vornehmen wollte, dann würde der Abg. Stöcker gewiß das Prädikat „sehr gut“ be⸗ kommen. Es sei zweifelhaft, wer heute in die Judenfrage weiter ein⸗ gegangen sei, der Abg. Stöcker oder Abg. Virchow. Ersterer habe diese Frage nicht aus freien Stücken hier wieder zur Sprache gebracht, sondern derselbe sei hierzu durch Richters neuliche Angriffe gezwungen worden. Der Abg. Virchow wolle den Juden das allen Staatsbürgern zukommende verfassungs⸗ mäßige Recht gewahrt wissen. Es sei aber eigentlich sehr schwer zu sagen, was in Preußen verfassungsmäßiges Recht sei, insbesondere ob es dauernd ein solches bleibe. Wenn der Abg. Pirchow hier die Freiheit der Katholiken in Vergleich ziehe und dabei das Wort Emanzipation gebrauche, so müsse er sagen, daß die Katholiken in Preußen nicht mehr emanzipirt zu werden brauchten. Der Liberalismus habe freilich diese Freiheit wieder etwas einzuschränken gesucht. Es sei ferner gesagt, der Abg. Stöcker leide an großer Armuth an Gedanken. Aber auch bei dem Abg. Virchow kehrten immer wieder dieselben Gedanken zurück, namentlich wenn es sich um kirchliche Angelegenheiten handele. Der Abg. Virchow irre, wenn derselbe meine, daß die Judenfrage durch die Er⸗ llärung des Ministers aus der Welt geschafft sei. Diese Frage betreffe nicht die religiöse Seite; er habe zwar die größte Achtung vor der Religion der Juden und wolle diese nicht antasten, er verlange nur, daß die Juden ebenso vor den Heiligthümern des Christenthums stilleständen. Nicht die semitis Abkunst mache er ihnen zum Vorwurf. Seine (des Redners) Partei treibe nur zur Agitation gegen die Juden die enorme Benachtheiligung, an welcher die ndwerker, Landwirthe und kleinen mten durch dag wucherische Treiben der Juden zu leiden en. Und es seien schon eine Anzahl jüdischer Stimmen aufgetre⸗ ten, die sich selbst über dieses unwürdige Gebahren le Glaubensgenossen beklagt hätten. Eg der Fortschrittz⸗ partei zum Schaden, daß dersel ben fast alle Juden an denn
dadurch werde sie zur Vertheidigung des Judenthumgz ver⸗ anlaßt und 2 dabei, was sie ihrer Kirche schuldig