zur Bestreitung überhaupt on von in Städten auf dem Lande städtische Schulbauten.. . S 6573 685 11069067 566 115
sonstigen sächlichen Zwecken.... 5542 615 6247 628 620 275
ziusammen T TN TNS d V TND ss Nö J auf je eine Klasse . 589. 439 —
Die Gesammtheit der Unterhaltungskosten der preußischen öffent ⸗ lichen Volksschulen beträgt also 101 ols 623 66, wovon auf die städtischen 43 898 750 4M entfallen. Von ihrer Höhe erhält man eine klarere Anschauung, wenn man erwägt, daß sie sich zum Soll der gesammten direkten Stagatssteuern wie 67,2 zu 100 verhalten, also über zwei Drittel des Betrages der Grund⸗, Gebäude⸗, Einkommen, Klassen⸗ und Gewerbesteuer zusammen ausmachen.
davon ⸗ Mittelschulen che ländliche 41688
14158 55 846
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Aus dem Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hierselbst, liegen wiederum zwei Re— gimentsgeschichten vor. Es sind dies.: ; .
1) Die Geschichte des Hessischen Feld-⸗A Artillerie: Regiments Nr. 11 und seiner Stammtruppentheile, bearbeitet von v. Cochenhausen, Premier -Lieutenant in dem genannten Re— gimente. — Das Buch giebt ein übersichtliches Bild der Erlebnisse des Regiments und seiner Stammtruppentheile. Es geht daraus heror, daß das Hessische Feld⸗-Artillerie⸗Regiment Nr. 11 seine Existenz als Ganzes, abgesehen von den später durchgemachten Meta⸗ morphosen, vom 11. November 1866 datirt, an welchem Tage die verschiedenen Bestandtheile der in den neuer worbenen Landestheilen zu formirenden Truppenkörper aus der Verpflegung ihrer alten Regimenter aus- und in diejenige der neuen Regimenter eintraten. Der 11. November 1866 ist demnach als Ge⸗ burtstag des Regiments anzusehen. Die Allerh. Kabinetsordre vom
30. Oktober 1866 hatte die Zusammensetzung des Regiments theils aus übernommenen ehemals kurhessischen und nassauischen Truppen— theilen, theils aus Abgaben älterer preußischer Regimenter befohlen. Hiernach und mit Berücksichtigung der nach dem Jahre 1866 an⸗ geordneten Aenderungen hat der Verfasser seiner Darstellung die Ein⸗ theilung in folgende 3 Abschnitte gegeben. Der erste Abschnitt be⸗ handelt die Vorgeschichte der Stammtruppentheile und zwar zunächst der altpreußischen Batterien in den Zeitabschnitten bis zum Jahre 1842, vom Jahre 1842 bis zum Jahre 1860 und seit 1860. Die
auptmomente der Regimentsgeschichte sind die Feldzüge in den Jahren 1813/14 und 1815 und der Feldzug im Jahre 1866. Ein eigenes Kapitel ist dem Zeitraum von 1816—1866 gewidmet. Im zweiten Kapitel dieses ersten Abschnittes wird über die ehemals kurhessischen Batterien und ihrer Theilnahme an den Feldzügen in Frankreich in den Jahren 1814 und 1815 berichtet, sowie über die Frledensperiode von 1816— 1866. Die ehemals nassauischen Batterien bilden den Gegenstand des letzten Kapitels dieses ersten Abschnittes. Der zweite Abschnitt umfaßt die Geschichte des Regiments vom 11. November 1866 bis 24. Oktober 1872 und berichtet über die Theilnahme des Regiments an dem Kriege von 1870171 in folgenden Artikeln: Die Mobilmachung. — Bis zum Vorabende der Schlacht bei Sedan. — Die Schlacht bei Sedan und der Zeitraum bis zum Eintreffen vor Paris. — Vom Beginne der Belagerung von Paris bis zum Waffenstillstande. — Vom Beginne des Waffenstillstandes bis zur Demobilmachung. — Der dritte und letzte Abschnitt des Buches beschäftigt sich mit der Geschichte des Regiments vom 24. Oktober 18672 bis auf die Gegenwart. — Als Anhänge sind dem Buche beigegeben die Verzeichnisse der Namen der sämmtlichen Stabs⸗ offiziere und Batteriechefs, mit Angabe des Datums, an welchem sie ihr Kommando übernommen haben; der Namensänderungen der Batterien seit der Zeit ihrer Zugehörigkeit zum Regiment bezw. 11. November 1866; ferner der von den Batterien des Regiments mitgemachten Schlachten, Gefechte, Belagerungen ꝛe,, sowie die Verlustlisten der jetzt noch, zum Regimente gehörigen Batterien vom Feldzuge 1870/71 und ein Verzeichniß der in Folge des Feldzuges 1870171 dekorirten Offiziere und,. Mannschaften. — Der Preis des mit einem kolorirten UÜniformbilde geschmückten Buches beträgt 5, 50 M. ;
Y Geschichte des 1. Westfälischen Husaren-Regi⸗ ments Nr. 8. — Preis 3,50 . — Die Darstellung der vorliegen⸗ den Regimentsgeschichte ist in folgende neun Abschnitte gegliedert: Die Errichtung des Regiments und der Feldzug von 1815. — Die
eriode von 1815 — 1848. — Die Periode von 1848 — 1864. — Ser eldzug 1864. — Friedensperiode 1865 —– 1866. — Der Feldzug 1866. — riedensperiode von 1866 — 1870. — Feldzug gegen Frankreich 1870 1871. — Friedens periode von 1871 bis zur Gegenwart. — Ange⸗ fügt sind der Geschichte des Regiments die Verzeichnisse sämmtlicher Offiziere, Portep6efähnriche, Aerzte und oberen Militärbeamten, die dem 1. Westfälischen , ,. Nr. 8 vom Tage seiner Er⸗ richtung ab bis zum Schluffe des Jahres 1881 angehört haben, sowie eine Rang- und Quartierliste des Regiments am Schlufsse des Jahres 1881.
— Die Verlagshandlung von Edwin Schlömp in Leipzig hat ihren verschiedengrtigen interessanten Publikationen auf dem Gebiete der Kunst, der künstlerischen Illustration und des Kunstgewerbes seit Kurzem ein neues Unternehmen hinzugefügt. Seit einigen Monaten läßt sie nämlich eine Sammlung kunstgewerbkicher und kunsthistorischer Vorträge erscheinen, welche in gefällig aus— gestatteten, zwanglosen Heften zu je 1 bis 1,50 M ausgegeben werden und im Ganzen 12 Hefte umfassen sollen. Das Prinzip, welches bei der Herausgabe dieser Sammlung leitend war, ist das: „dem Künstler sowohl wie überhaupt allen Gebildeten ein billiges und bequemes Mittel zu bieten, um sich nach freier Auswahl über diese oder sene kunstwissenschaftliche Frage und Verhältnisse zu unterrichten.. Bis jetzt waren erschienen: 1) Die Kunst im Hause von Dr. Stockbauer (l 6, 2) Die Kunstweberei der Alten von Dr. Kuhn (1 416), 3) Die Aufgaben der Provinziglmuseen von Dr. Pinder ( A), 4) Der Kunst⸗ i, zur Zeit Hadrians und der Gegenwart (init Berück— ichtigung des Romans „Der Kaiser“ von Georg Ebers) von Dr. Pyl 5). Das Kunstgewerbe auf den Auz⸗ stellungen zu Mailand und Stuttgart von Fritz Wernick. Ganz besondere Beachtung aber verdient das neueste Bändchen, Rr. 6 (Pr. 1, 5 416), betitelt: Reflexionen über die deutsche Malerei der Gegen⸗ wart«“, von Walter Schulte von Brühl, welcher darin mit beher— zigenswerthen ernsten Worten die flachrealistische Strömung der heu— tigen Kunst bekämpft. Die namhaftesten Maler der verschiedenen Richtungen und Schulen, wie Defregger, Dietz, Gussow, Knaus, Len— bach, Makart, Max, Menzel, Piloty u. 4. werden darin gegen ein⸗ ander gehalten und ihre Stellung zur nationalen Kunst mit' feinem Verständniß gekennzeichnet.
— Die neue (13) illustrirte Auflage von „Brockhaus' Con- versations-Lexi kon ist mit dem 15. Heft, das soeben ausge⸗ geben worden, zum Abschlu des ersten Bandes gelangt, der auf JYö4 Seiten den Tert von A. bis zum Artikel „‚Arraroba“ fortführt. An dem fertigen Bande, wie er jetzt vorliegt, treten die r r n dieser neuen Auflage erf ins rechte Licht. Vor allem macht sich die Menge instruktiver, künstlerisch ausgeführter Illustrationen als eine werthvolle Bereicherung geltend; dieselben umfassen bereits 35 be⸗ sondere Tafeln, nämlich 27 Tafeln mit mehreren hundert Abbildun⸗ gen und 13 geographische, historische, phest a lische Karten und außerdem 42 in den Text gedruckte Figuren. Ein zweiter Gewinn ist die durch den Satz in gespaltenen Kolumnen erzielte Raumersparniß, die es tte, auf gleicher Bogen⸗ zabl um fast ein Drittel mehr Textstoff zu liefern. In noch größerem Maße aber ist im Vergleich mit der vorigen Auflage die Anzahl der Artikel vermehrt worden; denn während in diefer der J. Bd. 2310 Artikel enthält, werden in der jetzigen 3814 geboten. Aus solcher Vergleichung geht auch hervor, wie durchgreifend die Erneuerungen
und Ergänzungen sind, die der gesammte Text diesmal aufweist. Alle Fächer nehmen daran Theil, und namentlich werden die Natur⸗ wissenschaften, sowie die Volkswirthschaft, Landwirthschaft und Technik, entsprechend der wichtigen Rolle, die sie im Kulturleben der Gegen⸗ wart spielen, mit möglichster Vollständigkeit vorgeführt. So kommt Brockhaus' Conversations⸗Lexikon dem höchsten Ziel eines solchen Werkes immer näher: auf den mannigfachen Gebieten des Lebens und Wissens über jede Einzelheit dem Suchenden leicht auffindbare, gründliche und zuverlässige Auskunft zu gewähren.
— Am 1. Mai und an den folgenden Tagen d. J. kommt zu Göttingen, im Auktionslokale, Jakobi⸗Kirchhof Nr. 3, eine Samm⸗ lung von Büchern aus gllen Wissenschaften, größtentheils aus dem Nachlasse des verstorbenen Prof, Dr. Lotze in Göttingen, zur Ver steigerung. Die Dieterich'sche Sortiments⸗Buchhandlung in Göttingen (Weenderstr. 25), hat über diese Büchersammlung einen Katalog ausgegeben, der im Ganzen 918 Nummern unter folgenden Rubriken aufführt: Philosophie (Nr. 1— 362), Theologie (Nr. 363 — 430), Akademien, Gesellschaften, Zeitschriften, Sammelwerke Mr. 431 — 90), Naturwissenschaften, Mathematik, Astronomie, Bau⸗ und Ingenieurwissenschaft (Nr. 491— 6453), Medizin und Phy⸗ siologie Nr. 644 — 669), Geschichte, Geographie, Jurisprudenz, Staatswissenschaft (Nr. 670 — 730), klassische Philologie und Alterthumswissenschaft nebst Sprachwissenschaft (Nr. 731 — 812), ältere und neuere deutsche und ausländische Literatur (Nr. 813 — 851), Kunstgeschichte, Kupferwerke, Musik (Nr. 852 — 893), Gartenbau (Nr. 894 — 906), Wörterbücher, Atlasse und Varia (Nr. 907 — 9189. Unter den verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten ist die Philosophie mit den meisten Schriften (362) vertreten, nächstdem die Naturwissen⸗ schaften u. s. w. (mit 153 Schr.). Fast alle Schriften gehören den letzten 40 Jahren an; nur einige wenige sind aus dem Anfange des 19. und aus dem 18. Jahrhundert. Unter denselben befinden sich viele interessante und wichtige Werke. Namentlich gilt dies von der Abtheilung über Philosophie. — Die oben erwähnte Dieterich'sche Sortiments-⸗Buchhandlung in Göttingen erbietet sich zur Besorgung von Aufträgen zu der am 1. Mai d. J. und an den folgenden Tagen bevorstehenden Auktion, die bis spätestens 3 Tage vor Beginn der⸗ selben portofrei erbeten werden.
. — Stolls u. Bgders Buchhandlung und Antiqua— rigt zu Freiburg i. Br. hat unter dem Titel Theologie und Philosophie. Inecunabeln“ soeben Katalog 39 ihres antigua— rischen Bücherlagers veröffentlicht Derselbe enthält ein Ver— zeichniß von 1376 Schriften, von denen sich 1327 auf Theologie und Philosophie, 49 aber auf Pädagogik beziehen. Die theologischen Werke sind des verschiedenartigsten Inhalts, Bibelausgaben (69 Nrn), be— treffen außerdem das Christenthum sowie das Judenthum überhaupt, ferner Kirchengeschichte und Dogmatik, das Papstthum, verschiedene Kirchenväter. Konzilien und Mönchthum, die Reformatoren (Luther, Zwingli, Calvin) und deren Werke. Ebenso mannigfaltig ist der In— halt der Schriften über Philosophie. Man findet in dem Kataloge die Schriften der älteren wie der neueren Philosophen (Spinoza, Kant, Fichte, Hegel, Schelling. Schopenhauer) verzeichnet sowie Schriften über dieselben. Die Mehrzahl der verzeichneten Werke ge— hört zwar erst dem 19. Jahrhundert an, doch datirt eine ziemlich große Anzahl derselben auch aus dem 15., 16., 17. und 18. Jahr⸗ hundert. Unter denselben befinden sich viele seltene Werke.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Kirberg, 13. März. (Wiesb. Ztg.) Der ungewöhnlich gelinde Winter und die warmen Tage des Lenzmonates haben nicht nur die Knospen der Bäume, sondern auch die Herzen unserer Landwirthe vor Freude schwellen gemacht, denn bis jetzt sind die Aussich ten auf ein recht gesegnetes Jahr wirklich ganz ausgezeichnete. Wie erquickend ist der Anblick des im üppigsten Grün prängenden Kornfeldes! Aber auch das Weizenfeld berechtigt zu den schonsten Hoffnungen. Der junge Klee steht durchweg recht gut und treibt bereits eine reiche Blätterfülle. Die Wiesen schmücken sich mit ihrem anmuthigen Grün, und die Qbstbäume zeigen eine Fülle von Tragknospen. Die Feld arbeiten haben in der hiesigen Gegend bereits begonnen; gar mancher Acker ist schon mit Frühlein und mit Hafer besäet, und in den Gärten graben die Hausfrauen gar fleißig, um die ‚„Frühgesäme“ dem Schooße der Erde anzuvertrauen.
Gewerbe und Handel.
Aus dem Abschlusse der Breslauer Straßenbahn werden folgende Zahlen bekannt: Der Reingewinn beträgt 166 393 M, davon kommen der Gesellschaft vorab 5, von 1700000 M zu mit 85 000 S; von den verbleibenden 81 393 MM. gebührt der Stadt Breslau h mit 2 131 46, dagegen der Gesell⸗ schaft 5 mit 54 262 , so daß der Gewinnantheil der Gesellschaft inkl. eines kleinen Vortrages aus 1880 insgesammt beträgt 139 279 S6 Der Separat⸗Reservefonds erhält hierbon 5567 S und nachdem von den verbleibenden 133712 46 statutengemäß 56 als Rücklage zum Reservefonds und 50g, als Tantième für den Aufsichts⸗ rath Gusammen 13 371 6) gekürzt sind, beträgt der gefellschaftliche Gewinnrest 120 341 46; derselbe gestattet die Vertheilung einer Divi⸗ dende von 60so.
— Der Rechenschaftsbericht der Rückversicherungs⸗Aktien⸗ gesellschaft Providentia in Frankfurt a. M. über das Jahr 1881 weist eine Gesammteinnahme von 342 202 M und eine Ge— sammtausgabe von 266 991 ½ nach, so daß ein Ueberschuß von 5 210 M resultirt. Von diesem Ueberschusse sind dem Kapital⸗ Reservefond 16 274 ½ überwiesen worden; an die Aktionäre kommen zur Vertheilung 56 000 6, der Rest von 3936 M wird auf neue Rechnung übertragen. Die Aktionäre empfangen hiernach 1465/0 des eingezahlten Kapitals. Der Kapital⸗Reservefond erhöht sich von 101 473 ½ auf 116747 6
Darm stadt 15. März. (W. T. B.) In der heutigen Auf. sichtsrathssitzung der Darmstädter Bank wurde die Dividende pro 1881 auf 100i festgesetzt.
Pest, 14. März. (W. T. B.) Die Hauptbilanz der Unggri— schen Kreditanstalt weist folgende Positionen auf: an Altiven: eigene Effekten 621 935, Debitoren 9 520 470, Diverse und Einzah— lung auf Konsortialgeschäfte 4692 526, Realitäten 411 300, vereinigte Dampfmühle 16021175, in Summa 16267 406 Fl. An Pafsiven: Aktienkapital 10009 666, Reservefonds 775 476, unerhobene Dividende 1 gf 1027161, Kreditoren 3 209 129, Gewinn per Saldo
London, 14. März. (W. T. B.) In der gestrigen Woll auktion waren Preise unverändert.
Glasgow, 14. März. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Woche betrugen 13 287 gegen S261 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Havre, 14. März. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2088 B., verkauft 1333 B. Die Auktion war belebt, Preise
sehr fest.
Washingten, 14. März. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Folger hat 3 Posten sechzprozentiger prolongirter Sbli—⸗ ,, von je 5 Millionen Dollars zur Rückzahlung einbe⸗ rufen.
New⸗JYPork, 13. Märj. (WB. T. B.). Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver“
einigten Staaten nach England 33 0009, do. nach dem Konti- nent 85 000), do. von Kalifornien und Oregon nach England 100 000, do. do. nach dem Kontinent 10 000 Qrtrs.
Verkehrs⸗Anstalten.
Verkehrsverhältnisse auf den Eisenbahnen in Ruß⸗ land. Die Rostow⸗Wladikawkas Eisenbabn übernimmt wieder die Haftpflicht für Innehaltung der Lieferfrist bei Eil⸗ und Frachtgütern.
Plymouth, 14. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar! ist hler eingetroffen.
Berlin, 15. März 1882.
Das Schinkelfest wurde auch in diesem Jahre, wie alliährlich, am 13. März festlich begangen. Der Festraum im Architektenhaus war durch eine Prächtige Dekoration geschmückt. Eine mächtige rothe Draperie, mit goldenen Schnüren und Quasten aufgenommen, hüllte die zanze Fenfterseite ein. Den Mittelpunkt bildete eine plastische Gruppe unter einem großen Bal⸗— dachin: Rauchs Victoria, die über einem von Kindergenien gehaltenen Wappenschilde schwebte, auf welchem mit goldenen Lettern die Namen der bedeutendsten Männer unter den im vergangenen Jahre dahinge⸗ schiedenen Mitgliedern des Architektenvereins zu lesen waren: Hitzig, Möller, Pardow, von Weber, Wer, Wiebe, Richter. Palmen und andere Dekorationspflanzen hoben sich mit dem dunklen Grün ihrer Blätter kräftig von dem rothen Hintergrunde ab und brachten einen frischen Ton in die Farben des übrigen Arrangements. Im kleineren Vordersagle waren die Arbeiten der Bewerber um den Schinkelpreis ausgestellt. Ein Festlied von Grell, gesungen von
einem Männergugrtett, eröffnete die Feier. Darauf gab der Vor⸗
sitzende, Hr. Hobrecht, eine kurzgefaßte Uebersicht des verflossenen Vereinsjahres, welches einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs an Mit⸗ gliedern gebracht hat, deren Zahl auf 1796 gestiegen ist. Von dem regen Vereinsleben zeugen die stattliche Reihe von wissenschaftlichen Vorträgen — 27 — und die 14 gemeinschaftlichen Exkursionen, unter denen ein Ausflug zur Ausstellung nach Halle besonders erwähnt
werden möge. Auch der Lotterie, die der Verein zur Förderung kunst⸗
gewerblicher Interessen veranstaltet hat, gedachte der Redner. Als ein freudiges Zeichen des wachsenden Gemeinsinns ist das. Vermächtniß eines verstorbenen Mitgliedes zu be⸗ grüßen, das nach des Erblassers Wunsch den Namen Karl und Klara Richterstiftung tragen soll. Bis es die Höhe von 69 000 M erreicht haben wird, sollen die Zinsen zum Kapital ge⸗ schlagen werden. Von da ab wird die eine Hälfte des Ertrages den
bedürftigen Hinterbliebenen von Vereinsmitgliedern zu gute kommen,
während die andere Hälfte das Kapital vermehren soll, bis dieses auf 100 000 AM gestiegen ist. Dem Bericht über die kleineren Monats⸗ konkurrenzen schloß fich die Verkündigung der Schinkelpreise an, um die sich acht Entwürfe für Hochbau und sechs für Wasserbau be⸗ worben hatten. Für ersteren war das Thema der Museumserweite⸗ rung gestellt. Der erste Preis war dem Bauführer B. Sehring (Motto: Spreegthen) zuerkannt; der zweite dem Bauführer Ludwig Hoffmann (Motto: Forum), doch waren die Preisrichter, um der hervorragenden Leistung gerecht zu werden, beim Ministerium um eine zweifache Verleihung des ersten Preises eingekommen. Den dritten Preis hatte Bauführer Richter davongetragen; den ersten Preis für das Thema aus dem Gebiete des Wasserbaues war dem Bauführer Roloff zugefallen. Hierauf nahm der Ministerial-Direktor Schneider in Vertretung des Ministers die Preisvertheilung vor, die er unter allgemeinem Beifall mit der Verkündigung eröffnete, daß der Minister für den Entwurf des Bauführers Hoffmann noch einmal den ersten Preis (1700 „) gewährt habe, eine Entscheidung für die der Vorsitzende sofort in warmen Worten den Dank des Vereins aussprach. Die Festrede des Abends, vom Baurath R. Neumann verlesen, verbreitete sich über die eigenartige Stellung der Baukunst zum Volke. — Bei dem darauf folgenden Festmahl brachte Hr. Hobrecht das feierliche Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. Professor Lessing knüpfte an die Festrede an und toastete auf das frische Vorwärtsstreben unter den Architekten,
das auch in dem Arrangement des schönen Festes seine Bethätigung
gefunden.
An dem 3. Vortragßabend des Wissenschaftlichen Cen
tralvereins sprach der Direktor Prof. Schwalbe über Natur⸗ erscheinungen in Ungarn, auf Grund persönlicher Beobachtungen im vorigen Sommer. Nach einer allgemeinen Skizze des Landes, das wie kein anderes in Europa die größten physischen und ethno⸗ graphischen Gegensätze in nächster Nähe vereinige, verweilte der Vortragende besonders bei den Quellen, den Seen und den Eishöhlen
dieses merkwürdigen Landes. Kein anderes besitze so viele und verschiedene
Mineralquellen; darunter seien sehr heilkräftige, und einige, den Geysern Islands ähnliche, welche näher besprochen wurden. Von den Seen fanden vorzugsweise die zahllosen kleinen hochromantischen,Meeraugen“ in Tatra, sowie der große Platten⸗ und der zeitweise verschwindende Neusiedlersee Beachtung. Das höchste Interesse aber erregten die ar le bil n fen, welche vom Frühjahr bis zum Herbst das durch- ickernde Wasser in gewaltige und abenteuerliche Eismassen verwan⸗ deln; zahlreiche Photographien veranschaulichten das Dargestellte.
Belle⸗Alliance⸗ Thegter. Von der Gesangeposse Kyritz= ri können nur noch 3 Aufführungen stattfinden, da am Sonnabend rl. Ernestine Wegner ihr Gastspiel mit Jacobsons Mann im Monde“ beginnt.
Redacteur: Riedel.
Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck! W. El gn er.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger ind Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M G4.
Berlin, Mittwoch, den 15. März
1882.
82
—
Nichtamtliches.
Vrenßen. Berlin, 15. März. Im weiteren Ver⸗ Laufe der gestrigen (34) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts-Etats sür das Etatsjahr 1882,83 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geist⸗ lichen 2ꝛc. Angelegenheiten (dauernde Ausgaben, Kap. 115 Bisthümer und die zu densel ben gehörenden Institute 1 254 261 0 Tit. 4) fort. Bei Tit. 4 (Bisthum Breslau 162110 6) klagte der Abg. Dr. Franz über die unpraktische und kostspielige Verwaltung des Vermögens einzelner Kirchen durch Kommis⸗— sarien. So habe in einem Bezirke die Verwaltung allein 15 Prozent der Revenüen verschlungen. Auch könne er einen Rückgang der Krankenpflege konstatiren; gleichwohl ertheile der Minister zur Bildung diesbezüglicher Orden seine Geneh⸗ migung nicht, wie dies in Peterswaldau der Fall gewesen sei.
Hierauf ergriff der Minister der geistlichen 2c. Angelegen⸗ heiten von Goßler das Wort:
Auf die allgemeinen Fragen gehe ich nicht ein, aber auf die letzte Behauptung kann ich zurückkommen, weil ich das Material ungefähr im Gedächtniß habe. Es ist schwer aus einem einzelnen Fall allgemeine Folgerungen zu ziehen; so auch hier. Es ist nicht richtig, daß der Kultus-Minister und der Minister des Innern die Nieder lassung in Peterswaldau abgelehnt haben aus Gründen, welche der Hr. Abg. Pr. Franz als vorliegend annimmt; sondern es ist damals der Antrag ze fel worden, in Peterswaldau eine Niederlassung zu gründen zu Gunsten der Grauen Schwestern zur Fürsorge für Kranke, Arme und Verlassenke. Bei dem Bescheide ist darauf hingewiesen worden Seitens der Centralbehörde, daß solche Ordensthätigkeit nicht dem Gesetze entspricht; Arme und Verlassene fallen nicht unter die Anwendung des Gesetzes vom 14. Juli 1880. Seit dieser Zeit ist ein neuer Antrag bezüglich der Gründung einer Niederlassung zur Krankenpflege gestellt worden, und über diesen Antrag noch nicht ent— J derselbe befindet sich, so viel ich mich erinnere, in Verhand⸗ lung bei den Lokalbehörden.
Tit. 4 wurde bewilligt.
Bei Kap. 116 (atholische Kirchen und Geistliche 1291057 6) bemerkte zu Tit. 1 (katholische Geistliche) der Abg. Mosler, die Pfarrzusatzgehälter der Gemeinden im Be— zirk Trier seien auf Grund des Sperrgesetzes zu Unrecht ein— behalten worden. Dennoch seien die Bürgermeister stets an— gewiesen worden, gegen die zur Zahlung verurtheilenden Er⸗ kenntnisse die Rechtsmittel einzulegen. Er bitte mit Rücksicht darauf, daß auch Obergerichte die Ansprüche der Geistlichen für berechtigt erklärt hätten, die Behörden mit anderen An⸗ weisungen zu versehen, und ihnen insbesondere die Verwen— dung gewisser Einreden zu untersagen.
Der Abg. Dr. von Cuny erklärte, auch er sei mit der be— züglichen in den Urtheilen der Gerichte vertretenen Rechtsauf— fassung nicht einverstanden, da die Last der Gehaltszahlung nicht auf der Civilgemeinde als solcher, sondern auf den katholischen Gemeindeangehörigen ruhe. Somit hätten die Bürgermeister, wenn sie Berufung eingelegt hätten, nur die Rechte ihrer Gemeinden wahrgenommen.
Der Staats⸗Minister von Goßler entgegnete, daß diese Frage zu dem Ministerium des Innern gehöre, weshalb er zur Zeit über dieselbe nicht orientirt sei. Einreden würden den Behörden nicht vorgeschrieben, sondern ergäben sich aus der Sache selber. . .
Die Diskussion wurde geschlossen und Tit. 1 genehmigt. Zu Tit. 2 (Bedürfnißzuschüsse, insbesondere für einen lalt— fatholischen! Bischof 48 0090 6) hatten die Abgg. Frhr. von Heereman und Frhr. von Huene folgenden Antrag gestellt:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:
I) Kap. 116 Tit. 2 abzulehnen;
2) eventuell für den Fall der Ablehnung des Antrages ad 1, die Position in ein besonderes Kapitel 1162. zu stellen.
Der Abg. Frhr. von Huene befürwortete seinen Antrag. In einem Kapitel des Budgets dürften nicht Dinge stehen, die ihrem inneren Wesen nach nicht in dasselbe gehörten. Die Regierung und dieses Haus hätten durch die Proponirung bez. Bewilligung einer preußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl es als ihre Ansicht dokumentirt, daß der heilige Vater in Rom das Oberhaupt der katholischen Kirche auch Preußens sei, und daß, wenn man in Preußen von einer katholischen Kirche spreche, darunter nur diejenige zu verstehen sei, die als ihr Oberhaupt den Papst anerkenne. Nun wolle diejenige kirchliche Genossenschaft, für die Tit. 2 Sorge tragen solle, von diesem Oberhaupt in Rom nichts wissen. Deshalb empfehle sich sein eventueller Antrag. Vorzüglich bitte er aber, die Position ganz abzulehnen.
Demnächst nahm der Staats-Minister von Goßler wie folgt das Wort: .
Meine Herren! Ob Sie den Eventualantrag annehmen wollen, muß ich im wesentlichen Ihrer Entscheidung überlassen; jedenfalls würde ein solcher Beschluß, wie ich ihn verstehe, nicht geeignet sein, den Staatshaushalt -⸗Etat in seiner Annahme zu gefährden. Ob alle die Ausführungen, welche der Hr. Abg. Frhr. von Huene gemacht hat, genügen, um den Eventualantrag zu begründen, stelle ich anheim; doch könnte die jetzige Fassung bestehen bleiben, ohne daß weitergehende Folgerungen daran geknüpft werden. — Dagegen muß ich mich ganz bestimmt wenden gegen den Prinzipalantrag. Die Stellung der Königlichen. Staatsregierung zu, diesem Titel; Bedürfnißzuschüsse und einmalige Unterstützungen, insbesondere für einen Bischof-, ist dieselbe geblieben wie vordem, sie ist noch zuletzt im vorigen Jahre von meinem Herrn Amtsvorgänger klargestellt worden und Lie Staatsregierung hält. daran fest, daß die altkatholische Gemeinschaft durch ein Gesetz eine öffentliche rechtliche Aner⸗ kennung gefunden hat, zweitens, daß ein ron der Gemeinschaft nach Auffassung der Staatsregierung in zulässiger und formeller Weise eingesetzter Bischof die Bestätigung Seitens des Landesherrn gefunden hat und endlich, daß der Staat sehr wohl in der Lage war, eine Dotation für die . Gemeinschaft auszuwerfen. So lange in diesem Verhältniß eine Aenderung nicht eingetreten ist, hält die Staatsregierung durchaus fest an der Dotation, welche , der Staatshaushalt, wie bisher, unverändert Ihnen zur Annahme vorgeschlagen hat. Ich bitte daher, den Vrinzipalantrag unter allen lin fle abzulehnen. 6 ;
Der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum hielt es bei dem be⸗ tehenden Antagonigmus des Centrums und der Altkatholiken ür eine berechtigte Forderung des Centrums, den Posten in ein anderes Kapitel zu verweisen und erklärte, für den Eventual⸗
Antrag stimmen zu wollen.
Der Eventual-Antrag wurde angenommen, im Uebrigen die Position bewilligt.
Bei Kap. 117, Provinzial-Schulkollegien 5o2 336 M, be⸗ schwerte sich zu Tit. 1 (höhere Beamte 196 056 6M der Abg. Dr; Kolberg daruber, daß in Ost- und Westpreußen die kathö— lischen Gymnasien von evangelischen Schulräthen inspizirt würden, und regte ein besseres allgemeines Ascensionsvvmrhältniß der Lehrer an nach der Richtung, daß bei Regelung der Lehrer— gehälter eine bessere Skala aufgestellt werde.
Hierauf ergriff der Staats⸗-Minister von Goßler das Wort:
Meine Herren! Auf den ersten Theil der Anfrage des Hrn. Abg. Kolberg möchte ich Folgendes erwidern. Che die Provinz Preußen getheilt wurde, befanden sich bei dem preußischen Provinzialschul⸗ ollegium vier Räthe. Davon waren 3 evangelischer, 1 katholischer Konfession. Bei der Theilung der Provinz ging in das westpreußische Provinzialkollegium ein evangelischer und ein katholischer Rath Über. Was nun die Vertheilung der Dezernate anlangt, so ist in den Pro⸗ vinzen, wo die höheren Lehranstalten beider Konfessionen sich im All— gemeinen die Waage halten, vielfach die Vertheilung der Dezernate nach Konfessionen eingetreten. In der Provinz Westpreußen ist dies nicht der Fall, sondern da ist, wie dies in der Befähigung der einzelnen Rãthe liegt, oder sonst aus anderen Ursachen sich ergiebt, dem einen Rath das seminaristische und dem anderen das gymnasiale und realistische Dezernat übertragen worden. Schwierigkeiten bestehen, soweit West⸗ preußen in Frage kommt, bei dieser Einrichtung überhaupt nicht, denn in Danzig werden alle Angelegenheiteu, wenn sie die eine Kon⸗ fession betreffen, von dem Dezernenten, welcher der anderen Konfession angehört, mit bearbeitet.
Ich will jetzt einige Zahlen geben, um den Herrn Vorredner darauf aufmerksam zu machen, daß eine Dezernatstheilung nach Maß— gabe der Konfession in Westpreußen in der That nicht wohl durch— führbar war, Der evangelische Provinzialschulrath hat dort die höheren Schulen, der katholische Schulrath die fämmtlichen Seminare, darunter natürlich auch die evangelischen Seminare. In Westpreußen giebt es unter 13 Vollgymnasien nur 4 Gymngsien, welche einen über— wiegend katholischen Charakter haben, aber einen katholischen Charakter nicht etwa in der Weise, daß die Schüler über— wiegend der katholischem Konfession angehören; im Gegentheil. Unter diesen 4 Gymnasien ist nur ein einziges, in welchem die Mehr⸗ zahl der Schüler der katholischen Konfession angehört, das ift das Gymnagsium zu Kulm. Dasselbe zählt 178 katholische, 161 evangelische und 39 jüdische Schüler, alle übrigen 3 Gymnasien katholischen Charakters werden überwiegend von evangelischen und jüdischen Schülern besucht; Konitz von 154 katholischen, 204 evangelischen und 72 jüdischen Schülern, Deutsch⸗Crone von 61 Katholischen, 128 Evan— gelischen, 45 Juden; Neustadt von R katholischen, 137 evangelischen, 22 jüdischen Schülern. Schon die Vorführung dieser Ziffern ergiebt, daß eine Spaltung der Dezernate in Provinzen, welche so geartet sind, wie die Provinz Westpreußen, sich ohne fachliche Schwierigkeiten nicht durchführen laße. Selbst wenn eine Trennung nach dem Charakter der Anstalten eintreten könnte, so würde damit immer noch nicht in Beziehung auf das Schülermaterial die ge— eignete Parität herbeigeführt werden. Zu meiner Freude hat der geehrte Herr Vorredner auch aus der thatsäͤchlichen Lei ung der Schulangelegenheiten der Provinz Westpreußen eine Bemängelung nicht begründet, ich glaube es wäre auch keine Veranlassung dazu ge⸗ wesen. Ich kann nur versiche rn, daß wie in der Central, so auch in Proxinzialinstanz in allen Angelegenheiten, welche die Interessen einer Konfession betreffen, Beamte dieser Konfefsion soweit als möglich zu⸗ gejogen werden. Was die Ascensionsverhaältnisse anbetrifft, fo werde ich mir erlauben, durch meinen Herrn Kommissar auf einzelne Schwierigkeiten, die von dein Herrn Vorredner vielleicht nicht ge— würdigt worden sind, hinweisen zu lassen.
Der Regierungskommissar Geheime Ober⸗Regierungs-Rath Dr, Bonitz entgegnete, die Verhaltnisse der Ascension für die Lehrer der höheren Unterrichtsanstalten seien bei Gelegenheit der Vorarbeiten für das Unterrichtsgesetz ermittelt worden. Eine Aszension bestehe gegenwärtig nur innerhalb jeder ein— zelnen Anstalt. Es wäre sehr vortheihaft, wenn man die ordentlichen und Oberlehrer nach demselben Prinzip wie die Direktoren und die Elementarlehrer an höheren Lehranstalten aszendiren lassen könnte, nämlich so, daß alle Direktoren und die betreffenden Elementarlehrer in der Monarchie ein Ganzes bildeten und nun nach der Anciennität, abgesehen von Lokal⸗ zulagen, im Gehalt stiegen. Es beständen dagegen aber fol— gende Bedenken: eine solche Regelung lasse sich nicht auf dem Verwaltungswege regeln, man brauche dafür ein Gesetz. Man könnte ja eine Aenderung nur für die staatlichen An⸗ stalten eintreten lassen, etwa für die einzelne Provinz. Dann würden aber einerseits wiederum die Lehrer an diesen Staats⸗ anstalten gegenüber den Schulen der Kommunen, und anderer— seits einzelne Provinzen, die viele staatliche Anstalten besäßen, vor denen mit einer kleineren Anzahl begünstigt. Gesetzlich müsse die Materie aber für die Privatanstalten geregelt wer⸗ den, weil die Patrone dieser Anstalten wohl das Berufungs— recht hätten, jedoch keine Gehaltsbestimmung treffen dürften. Diese Schwierigkeiten hätten eine prinzipielle Aenderung bisher verhindert. . .
Der Abg. Platen glaubte, daß die Ascensionsverhältnisse sich nach dem Lebensalter regeln lassen würden. Die Lehrer würden dadurch in die Lage kommen, mit der Vermehrung der Familie größere Subsistenzquellen zu erhalten, während der Staat in der Auswahl tüchtiger Kräfte für Oberlehrerstellen nicht beschränkt sei; der Staat brauche den Lehrern ja kein größeres Gehalt zu geben. Das bisherige System sei schon deshalb zu tadeln, weil es den Lehrer in fieberhafter Auf— regung erhalte darüber, ob nicht seine Vormänner durch Tod ihm Platz machen würden.
Der Abg. Schmidt (Stettin) machte darauf aufmerksam, daß die Unterrichtskonferenz im Jahre 1873 sich mit der Sache beschäftigt habe, aber wegen der Schwierigkeit der Materie zu keinem endgültigen Resultate gekommen sei. Auch der Minister Falk sei einem allgemeinen Ascensionsverhältniß nicht abgeneigt gewesen. Derselbe habe es für durchführbar durch eine Ausgleichung innerhalb der Provinzen gehalten.
Der Regierungskommissar erwiderte, dies habe er nicht bestritten, er habe nur gesagt, daß dies eine große Kluft zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Lehrern und einzelnen Provinzen aufweisen würde. In Brandenburg seien nur 5 staatliche und 22 städtische Gymnasien. In der Provinz Posen dagegen seien sämmtliche Gymnasien staatlich. Eine allgemeine Ascension wäre hinsichtlich der Direktoren nicht schwierig, denn sie würden von der Centralstelle angestellt, wohl aber bezüg⸗ lich der Lehrer. Der Platensche Vorschlag scheine die 36
Unterscheidung zwischen Lehrern und Oberlehrern nicht im Auge zu behalten.
Der Abg. Platen erklärte, er könne die Schwierigkeiten einer Ascension durch die ganze Monarchie nicht anerkennen. Aber auch für die Elementarlehrer an höheren Lehranstalten beständen keine feste Normen, die Gehaltsbestimmung hinge lediglich von dem Gutdünken des Provinzialschulkollegiums ab.
, Titel, sowie der Rest des Kap. 117 wurden be⸗ willigt.
Bei Kap. 118 (Prüfungskommissionen 79 666 S6) bean⸗ tragte der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst eine getrennte Ab⸗ stimmung über denjenigen Titel, welchen die Kommission für das „Kulturexamen“ betreffe, gegen den seine Partei aus den 5 im vorigen Jahre vorgebrachten Gründen stimmen werde.
. Dieser Titel sowie das ganze Kapitel 18 wurde geneh⸗ migt. Kap. 119 fordert für Universitäten 5 918 468 S und zwar in Tit. 1 als Zuschuß für die Universität Königsberg 742 189 M.
Zu Tit. 1 ging der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) des Näheren auf das preußische Universitätswesen ein und be⸗ klagte sich darüber, daß auf den Universitäten zu wenig gelernt werde. Die Ferien, die eigentlich nur 31½ Monate dauern sollten, betrügen effektio 5 Monate. Eine Beschränkung der An⸗ und Abmeldezeit müsse herbeigeführt werden. Wenn die jungen Leute 4— 5 Wochen beim Anfang des Semesters nicht die Vor⸗ lesungen zu besuchen brauchten, so gewänne es fast den Anschein, als wenn es nur auf das Anmelden, das Bezahlen der Gelder ankomme, nicht auf das Studium. Nicht felten komme es vor, daß die Professoren sagten, sie könnten nicht anfangen, denn es seien keine Studenten da. Werde da nicht das so hoch gehaltene Prinzip der Ternfreiheit etwas zu weit getrieben? Oder wäre es da nicht besser, wenn die jungen Leute ihre Studien machten, wo sie wollten, gar keine Universitäten besuchten und wie in Belgien nur ein strenges Examen durch⸗ machen müßten? Thatsächlich beschränkten sich die meisten Studenten, namentlich die Juristen, darauf, die Kollegien zu belegen. Die hiesige Juristenfakultät habe dies in einer Petition sehr angesehener Professoren, welche eine Ausdehnung der juristischen Studienzeit gesordert hätten, bestätigt. Auch Professor von Schulte habe sich in einer Rede darüber beklagt, daß die Mehrzahl der Studenten nur die Prüfung als den eigent⸗ lichen Zweck des Studiums ansehe und den größten Theil des Universitätslebens durch Vergnügungen und Duelle ausfülle. Es scheine, daß Rektor und Senat diesem Treiben gegen⸗ über machtlos daständen. Oder solle es etwa ein Produkt der „formalen, idealen, wahrhaft humanen Gymnasialbildung“ sein, wenn die Studenten ihre Zeit mit „Holzereien“ füllten? Das Duell, meist ein Produkt des Hochmuths und der Eitelkeit, namentlich bei diesen jungen Menschen, sei veraltet, es sei in England ganz abgeschafft, Belgien habe den Militärs das Duell verboten. Ferner werde viel zu wenig auf die Lehrgabe ber Professoren Rücksicht genommen. Wenn diese ihre Studenten zu kleinen Cyklen vereinigten, ihnen bestimmte Diskussionsthemata stellend mit ihnen debattirten, würde mehr erreicht werden, als durch bloße Vorlesungen. Ein wunder Punkt sei das Examen⸗ wesen. Auch bei den Juristen müßte schon in den ersten Se⸗ mestern wie bei den Medizinern ein Examen gemacht werden und der Examinand je nach seiner Ignoranz um mehrere Semester degradirt werden. Beklagenswerth sei auch die vielfach mangelhafte Gymnasialvorbildung, welche den Stu⸗ denten das Folgen erschwere. Eine Abhülse aller dieser Miß⸗ stände sei schwierig, denn man laufe Gefahr, durch eine Bu⸗ reaukrgtisirung der Universität ihnen den eigenthümlichen Charakter zu nehmen. Aber man müsse allmählich das Un⸗ kraut auf den Universitäten ausroden.
Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, er sei seinem Partei⸗ freunde für die gegebenen Anregungen sehr dankbar. Alle müßten das Gefühl haben, daß es, so wie es sei, mit den Universitäten nicht bleiben könne. Der Minister müsse eine dahingehende Enquete sobald wie möglich veranlassen. Nament⸗ lich in der juristischen Fakultät sei es traurig bestellt. Es fehle an Lehrern, welche anregend wirkten und es der Mühe für werth hielten, mit den Studenten in nähere Berührung zu treten. Eine rühmenswerthe Aus⸗ nahme habe für Berlin leider nur der schon verstorbene Professor Bruns gebildet. Außerdem müßte in den Kollegien nicht blos gelesen und geschrieben, sondern auch diskutirt wer⸗ den. Das Schreiben helse gar nichts, man könnte ebenso gut auch nach gedruckten Büchern studiren. Ferner müßten die Privatdozenten etwas mehr in eine einträgliche Stel⸗ lung befördert werden. Man sehe auf allen Univer⸗ sitäten eine Menge tüchtiger Privatdozenten, welche mehr Zuhörer hätten als die eigentlichen Prosessoren, nur deshalb nicht befördert, weil sie nicht zu dem Prosessorenring gehörten. Der Senat, welcher die Beförderung vorschlage, sehe in den Bewerbern die geborenen Rivalen. Wer es nicht verstehe, das Wohlgefallen der Pro⸗ fessoren oder der Frau Professorinnen zu erringen, werde nicht angestellt. Der Minister müßte persönlich sich von diesen Zuständen an den Universitäten überzeugen. Man höre sogar, daß in der theologischen Fakultät positiv Gläubige hinter den nega⸗ tiveren Elementen zurückgestellt seien! Diese Professoren müßten auf Vorschlag der kirchlichen Organe ernannt werden. Dem Vorschlag des Vorredners bezüglich des Examens stimme er zu. Das Freiwilligenjahr übe auch eine nicht günstige Wirkung; während desselben nehme die Lust zum Studium generell ab, und so lange die jungen Leute in der Ausbildung begriffen seien, stelle es ein Hinderniß der allerschwersten Art dar. Zudem habe das Studienquantum . angenommen, der in drei Jahren nicht mehr zu bewältigen sei, wenigstens nicht beim Juristen; eine Beschränkung würde durchaus zu⸗ lässig sein, wenn man das Refendariat entsprechend milderte. Eine Enquete sei also mehr als dringend nöthag.
Hierauf vertagte das Haus um 41e½ Uhr die weitere De⸗
batte auf Mittwoch 11 Uhr.
—