1882 / 65 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

auch erst neuerdings dem Museum überwiesene Scheibe, welche in der Sammlung Hulot in Paris als Werk Albrecht Dürers galt, und wenn auch nicht von diesem Künstler gefertigt, doch jedenfalls ein Meister⸗ werk der deutschen Frührengissance von 1525 ist. Die übrigen Schei⸗ ben der beiden bunten Fenster, welche erst vor zwei Tagen eingefügt sind, stammen wie die vielen Hunderte in den übrigen Sälen des Mußeums vertheilten Glasmalereien aus dem alten Besitz der Kunst— kammer.

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt— leren , während des Februar 1882.

a der Wärmeüberschuß, der sich in jedem der drei vorhergegan⸗ . November, Dezember 1881 und Januar 1882 an äammtlichen meteorologischen Stationen ergeben hat, durch die Tem⸗ peratur des Februar nicht ausgeglichen worden ist, sondern da. auch der Februar wieder einen Wärmeüberschuß hatte, so möge von einigen Stationen die mittlere Temperatur der Zeit vom 1. November 1881 fis 28. Februar 1882 angegeben werden, daneben der langjährige

Durchschnitt und die Abweichung.

Grad. Grad Grad. Königsberg .. 1.5 gegen 1.8 im Durchschnitt. Abweichung 3.1 Bromberg .. 1.6 0.7 33 Breslau ... 2. 2 2 , 6 ( Hannover... ö ö

3.

Was nun den Februar im Besondern anlangt, so schien es, als ob zu Anfang . im Gegensatze gegen das, Ende des Januar sich winterliche Witterung einstellen wollte; allein unter der vor⸗ wiegenden Herrschaft der äquatorialen Windesströmung hob sich die Temperatur mehr und, mehr und erreichte gegen Ende des. Monats eine ganz ungewöhnliche Höhe. Die mittlere Monatswärme des Februar uͤbertraf den langsährigen Durchschnitt in den westlichen Provinzen um 1 bis 2, in den östlichen um 2 bis 4 Grad Frosttage, F. h. Tage, an denen das Minimum der Temperatur unter Os sinkt, waren im Osten zwei Drittheile sämmtlicher Mongtstage, im Westen kaum die Hälfte; dagegen gab es Eistage, d. h. Tage, an welchen das Maximum unter (o bleibt, mit Ausnahme, der Gebirgsstationen nur wenige, in den westlichen Provinzen gar keine mehr. An Nieder⸗ schlägen fehlte es in der ersten Hälfte des Februar fast ganz: daher der niedrige Stand der meisten Flüsse und zum Theil das Versiegen der Quellen; in der, zweiten Monatshälfte stell⸗ ten sich zum Theil, reichliche. Niederschläge ein, so daß, als zu Ende desselben die hohe Wärme auftrat, Vegetation auf . . Theil des Jahres ganz ungewöhnliche Weise sich zu entwickeln anfing. .

. begann mit einem sehr hohen Luftdrucke. Alle in der Uebersicht unten aufgeführten Stationen hatten am 1. Februar ihr barometrisches Maximum (nur in Aachen und Hechingen stand am 26. Februar bas Barometer noch etwas höher.) An einigen Sta⸗ tionen nahm das Barometer fast denselben ganz ausnahmẽweise hohen Stand ein, wie in der Mitte des Januar, z. B. in Breslau, Görlitz, Torgau, Berlin, Putbus, Hannover. Bereits am 2. Februar begann der Luftdruck, abzunehmen und das Barometer sank bis zum 6. Fe⸗ bruar, und zwar an den östlichen Stationen mehr. als an den westlichen. Zu Anfang des Monats wehten nördliche Windes⸗ strömungen; sie gingen mit dem Fallen des Barometers in äquatoriale über, welche im Osten mit ziemlicher Stärke auftraten, während im Westen, wo die barometrischen Schwankungen ge⸗ ringer waren, leiser Wind oder selbst Windstille herrschte, Die zwei oder drei ersten Monatstage war der Himmel überall heiter, zum Theil ganz unbedeckt. Erst als am 4. Februar die feuch⸗ ten Westwinde mehr und mehr Platz griffen und der Wasserdampf in Dunst sich kondensirte, trübte sich die Atmesphäre, es traten starke Rebel und Reif auf, an einzelnen Orten im Osten auch ganz leichtes Schneegestöber; aber kaum an einer Station fielen in diesen ersten Monatstagen meßbare Niederschläge. Mit dem barometrischen Maxi⸗ mum zu Änfang des Monats fiel im Allgemeinen auch das thermo⸗ metrische Minimum zufammen. Auf den Gebirgsstationen war der J. Februar der kälteste Monatstag, der 2. Februar, zum Theil be— deutend milder, während in der Ebene eine Zunghme der Kälte statt⸗ fand. In Schreiberhau hatten die beiden ersten Monatstage eine mittlere Temperatur von 6,5 Grad und 4/4 Grad, in Wang 75 Grad und 6,9 Grad, auf der Schnerkoppe 1244 Grad und 5,1 Grad, dagegen in Eichberg —4,1 Grad und 74 Grad, in Breslau 2,7 Grad und 3.5 Grad. Die erste Pentade hatte überall die tiefste Temperatur, und es machten hiervon nur die nord⸗ östlichsten Stationen eine Ausnahme. In. Claußen und Königsberg war die zweite Pentade auch. etwas kälter und in ihr der 8. Februar der kälteste Monatstag; feine mittlere Wärme betrug in Claußen 82 Grad und in Königs⸗ berg 5,4 Grad, während weiter westlich die mittlere Temperatur schon über den Gefrierpunkt gestiegen war. In einer solchen Höhe hielt siß sich nun dort bis etwa zum 13. Februar, nur langsam ein wenig steigend. Auch die Schwankungen im Luftdrucke waren während diefer Beit nur unbedeutend. Im Westen war auch jetzt noch die Windstärke gering und bis zum 13. Februar fielen daselbst keine Riederschläge; im Osten war die Atmosphäre bewegter und es fielen auch schon in der erften Monatshälfte vereinzelt Niederschläge, wenn auch nicht in bedeutender Menge, theils als Regen, theils als Schnee. Einen erheblichen Umschlag erfuhr die Witterung in der Mitte des Monats. Bei stark sinkendem Barometer stieg im Westen bereits am 13., weiter östlich am 14. Februar die Wärme um mehrere Grade. Zwar ging sie bei steigendem Luftdruck ein Paar Grade herab, im Allgemeinen aber blieb sie bis gegen Ende des Monats etwas über ihrer normalen Höhe. An den rheinischen Stationen sank vom 13. Februar an das Thermometer nicht mehr bis zum Gefrierpunkte herab, in den mittlern Provinzen fiel es nur vereinzelt des Nachts oder des Morgens ein Wenig unter denselben, und nur im aͤußersten Osten und an den Gebirgsstationen geschah es öfters. Die zweite Hälfte des Februar war zugleich eine Zeit häufiger Niederschläge. Es gab Stgtionen, welche vom 14. bis 25. Februar täglich oder fast täglich Regen, auch wohl abwechselnd Schneegestöber, Hagel und Grgupeln, hatten. Auch an elektrischen Erscheinungen fehlte es nicht. Breslau verzeichnete am 16. Februar, Görlitz am 19. Februar ein Gewitter, und später, am 27. Februar, wurden in der Nähe von Lauenburg Donner und Blitz beobachtet. Oft gestalteten sich nach lokalen Verhältnissen an nahe bei einander ssegenden Orten die Niederschlagserscheinungen sehr verschieden. Die Schneeknnppe, welche bis zum 14. Februar ganz frei von Niederschlägen gewesen war, hatte nur an 6 Tagen in der Zeit vom 14. bis 21. Februar ein wenig Schnee; ähnlich war es mit Gichberg, während die benachbarten Stationen Wang und Schreiberhau in derselben Zeit reich an Niederschlägen waren. Auf der Schneekoppe gaben diese Niederschläge eine Wasserhöhe von 15,8 mm, in Eichberg 133 mm, in Wang aber fielen in derselben Zeit 33, 6 mm und in Schreiberhau 42.5 um. Auf den andern Stationen östlich der Elbe wechselten Regen und Schnee, wenn auch letzterer nur selten und nicht in großer Menge; westlich der Elbe kam ein ganz vereinzelt geringes Schnee⸗ gestöber, zuweilen auch Graupelwetter vor. Bemerkenswerth sind die häufigen Stürme, welche namentlich im äußersten Osten in dieser Zeit auftraten. Elgußen hatte überhaupt im. Monat Februar 17 Tage mit Sturm, Königsberg 19). Bei 15 in, der Zeit vom 19. is 23. Februar in Königsberg gemachten Windbeobachtungen wurde die Windstärke 4 mal mit 3, 7 mal mit 4, 3 mal mit 5 und mal mit der höchsten Zahl 6 bezeichnet. Nachdem vom 24. oder 25. Februar an das Barometer herabgegangen und, wo bis jetzt noch polare Strömung geherrscht hatte, an ihre Stelle aquatoriale getreten war, hörten die Niederschläge auf und die Wärme stieg bis zu einer für diesen Theil des Jahres ganz ungewöhnlichen Höhe. Der 26 und

27. Februar hatten eine 5 bis 7 Grad höhere mittlere Temperatur, als die Tage vorher, und an manchen Orten eine Wärme, wie durch schnittlich die ersten Tage des Mai. So ist in Emden seit 1846 im Monat Februar eine so hohe Lufttemperatur, wie der 25. Februar dieses Jahres sie hatte, nicht vorgekommen. Gan dasselbe . Berlin. Auch an den Gebirgsstationen stieg die Wärme ungewöhn⸗ lich hoch; auf der Schneekoppe war der 26. Februgr der einzige Tag mit positiver mittlerer Temperatur. Am letzten Monatstage änderte sich namentlich an den östlichen Stationen das Wetter wieder: das Barometer stieg, der Wind ging nach Nord und das Thermometer sank Abends bis zum Gefrierpunkte herab.

Mittlerer Barometerstand im Februar 1882 nebst den Extremen, ausgedrückt in Millimetern.

; Mittl. . . Seehöhe ö Maxim. Minim. in Fhen. Barometer Tag. Sie nd. Tag Stand.

Glaußen 114 770.6 733.9 Königsberg 2.6 80.9 41.9 Lauenburg 29. 4 82. 40.0 Bromberg 47 805 2 40.4 147.4 1 34.2 52.6 16.4 640.9 612.4 764.9 727.6 76.2 36.2 26 7 696. 81.2 739.1 79.2 35.5 83. 8 38. 3 79.6 37.3 85.1 391 77.9 36.6 . 39. 3 64.2 2 27.2

ĩ 66.6 31.4 Darmstadt 68. 65 32.3 Hechingen 32.6 03.

Mittlere Temperatur im Februar 1882, nebst den ab— soluten Extremen, Anzahl der Frost- und Eistage.

Mittl. Tem Maxim. Minim. peratur. Tag. Stand Tag. Stand. tage. tage.

Claußen . 28 12.90 2

Breslau Eichberg Schneekoppe Görlitz Torgau Breitenbach Berlin Putbus ö

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imden Münster Cöln

2 C O —ᷣs . Mο⏑ Ꝙο 8838 88SS8SRSRSSS E 0 E ON NN i dj OX,

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12 8 Si Sr S

Königsberg 1.4(— 3.4) 27 12. 5 18 Hela 1 56441 13 Lauenburg 1.7(—1.2) 27 13.0 19 Konitz O. 5(— 2.8) 26 12.0 21 Bromberg l.2(—– 1.5) 26 14.0 18 Breslau 1.7( - 0.6) 26.27 14.1 17 Eichberg 6(— 11) 26 12.5 21 Wang Il. 6(- 2.4) 26 25 Schneekoppe 28 Görlitz 1.8( 14 Torgau ? s Breitenbach 0.3 J.

O L O O 1

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T S8 D 8, S S 8 e d O g , =

15 19 16 14 11

8 21 11 16 11 16 13

88

Berlin Putbus Hamburg Hannover Clausthal Emden Münster Cöln Aachen Trier Darmstadt . . ͤ 17 . 13 Hechingen 0.4 I. 6) 15.7 2 —12. 6 21

Hechingen ist die einzige Station, wo die Monatstemperatur etwas gegen den mittleren Durchschnitt zurückstand, sowie überhaupt, auch wo ein Wärmeüberschuß stattfand, derselbe nach Südwesten zu mehr und mehr abnahm.

Höhe der Niederschläge im Februar 1882, größte Höhe

derfelben in Millimetern, Anzahl der Tage mit Vieder⸗

schlägen ün Klammern Anzahl der Schneetage), Anzahl der heiteren und trüben Tage.

Tage mit Heitere Trübe Niederschl. Tage Tage. 18 15 15 14 h 12 8 16 11 12 8 11 11 11 10 11 14 11 15 10 17 16 19 11 13 13 9 8 A.

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Höhe der Größte Höhe

Niederschläßge. Tag Höhe

Claußen 22.5 (26.3) 17 Königsberg (862 0) Hela 21 Lauenburg 67.5) 16 Konitz 26.87 17 Bromberg (ah. 16 6, (36866) 185 (76.4) 16

(2.1) 34. 6) 5743 1435

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& , O O, O O O . Q o , ö . o m, o oo

Wang Schneekoppe Görlitz Torgau Breitenbach Berlin Putbus (26.7) Hamburg (25.9) Dannover 20.5 (28.4) lausthal 91.7 (112.7) Emden 51.1 (41.0) Münster (39. 6) Cöln 636.2) Aachen (40.6) Trier 639. 5) Darmstadt (34.6) Hechingen (23.6)

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) In Bezug auf den Barometerstand von Aachen, der in den vorhergehenden Monaten immer zu niedrig erschien, werde bemerkt, daß, wie sich beim Umtausch des dortigen Barometers mit einem neuen durch Vergleichung ergab, das frühere Barometer um 3.5 mm zu niedrig stand, so daß also zu den Barometerständen von Aachen aus früheren Uebersichten 3.5 mm hinzuaddirt werden müssen.

Die T. Geflügelausstell ung des unter dem Protektorat Sr. Königlichen. Hoheit, des Prinzen Garl stehenden Vereins ‚Cypria“ wird morgen in den Räumen der Kaiser gallerie eröffnet werden. Die Ausstellung, die diesmal nur von Mitgliedern beschickt werden durfte, überrat, wenn auch nicht quantitativ, so doch gualitativ die der Vorjahre ganz bedeutend; sie ist in Wirklich keit eine Musterausstellung geworden, welche Exemplare aufweist, die in gleich vortrefflicher Zucht selten gezeigt worden sind. Auch diesmal hat sich der Hohe Protektor des Vereins, Se, Königliche Hoheit der Prinz Carl, als Aussteller an der Schau betheiligt. Aus den wohl⸗ renommirten Schlägen Höchstdesselben sind Paare bucharischer Trom⸗ meltauben, englischer Kröpfer, chinesischer Mövchen, Almonds, Berliner Altstämmiger, sowie ein Kupfertiger zur Ausstellung gebracht worden, der auf das respektable Alter von 26 Jahren zurückblicken kann. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl hat einige Exemplare Seiner auf der Försterei Dreilinden gezüchteten

Frost⸗ Eis⸗ 4

trefflich vertreten sind diesmal die Berliner Altstämmigen, eine Rasse, die nahezu dem Aussterben nahe war, jetzt aber vor Allem Dank der Bemühungen des Vereins, wieder in ganz prächtigen Exem⸗ plaren gezüchtet werden. Feld und Gartentauben sind in 69 Tum mern vertreten. Vorzüglich ist auch diesmal die Kröpfersammlung, die etwa 60 Nummern aufweist. Am zahlreichsten sind die Tümmler zur Ausstellung gekommen, neben ihnen verdienen auch die in theilweise erquisiten Exemplaren vorgeführten Möychen, Pfauen tauben, Orientalen und Hühnertauben gebührende Erwähnung. Unter den Orientalen zeichnet sich diesmal die Sammlung der Carrier ganz be⸗ sonders aus. Hühner sind in ca. 180 Nummern zur Schau gestellt. Durch vortreffliche Zucht excelliren hier vor Allem die Cochinchina. Gänse, Enten und Truthühner sind schwach vertreten. Eine beson⸗ dere Abtheilung ist für gemästetes Geflügel bestimmt. Auch diesmgl hat man Sing- und Ziervögel nicht ausgeschlossen. Mieth, Brune, J. F. Schul ze u. Bergmann Berlin, Geupel Connewitz, Fockelmann⸗ Hamburg u. A. haben einheimische und fremdländische Körner⸗ und Weichfutter⸗ fresser aller Art in zahlreichen Pärchen ausgestellt. In der Aus—⸗ stellung der Papageien sind ganz vortreffliche Sprecher von hohem Werth zur Schau gestellt. Auch Kanarien sind nicht unvertreten geblieben. Se. Majestät der Kaiser haben auch in diesem Jahre eine goldene Stagtsmedaille, der Hohe Protektor eine Chrengabe in Silber der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Der Minister für Landwirth— schaft hat 8 silberne und 9 bronzene Medaillen überwiesen. Außer— dem gelangen zahlreiche vom Vereine gestiftete Preise zur Vertheilung.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

von Dänemark, geb

Caroline Amalie, Königin Eine

Prinzessin von Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Augustenburg. Lebensfkizze. Lübeck 1882. Ferdinand Grautoff.

Monatschrift für Deutsche Beamte. Organ des unter dem Protektorat Sr. Majestät des Kaisers stehenden Preußischen Beamtenvereins, redigirt von X. Jacobi, Königlicher. Geheimer Regierungs⸗Rath. (Grünberg i. Schl., Verlag von Friedr. Weiß: Nachfolger) 6. Jahrgang. 1882. 3. Heft. Inhalt: Angelegen⸗ heiten des Vereins. Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamtenvereins. Rechtsverhältnisse der Beamten. A. Gesetz⸗ gebung; Verordnungen; Erkenntnisse. B. Abhandlungen und Nach⸗ richten über Fragen des Beamtenthums: Zur Gehaltsfrage der Be⸗ amten. König Wilhelm⸗Stiftung für erwachsene Beamtentöchter. Darlehns-Kassenverein der Kontrolbeamten zu Straßburg i. E. Rechenschaftsbericht pro 1881. Die Spar⸗ und Vorschußkasse der Beamtenvereinigung für Halberstadt und Umgegend. Deutsche Beamte in türkischen Diensten. Eine Petition der Stagtspen⸗ sionäre. Wohlfahrtseinrichtungen (Stiftungen z für Beamte und deren Hinterbliebene. Abhandlungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts. Nekrolog des Geheimen Ober -Regierungs-Raths Dr. Knerk zu Berlin. Unbefangene Betrachtungen über die deutschen Gerichts⸗ kostengesetze und die Novelle vom 29. Juni 1881 vom praktischen Standpunkte. II. Die Umwandelung des verbrecherischen Willens, ein soziales Kapital. (Fortsetzung) Bilder aus dem Schwarz⸗ walde. Postwesen. Vermischtes. Aufklärung, Die vier Jahreszeiten. Für schriftstellerische Beamte. Bestrafung des Wuchers. Beamte als Börsenspekulanten. Vrozesse als Zeit⸗ vertreib. Sprechsaal. Rangiren der Beamten der Zoll- und Steuer⸗ erhebung und Kontrole durch den ganzen Staat. Zur Gehalts aufbesserung. Bücherschau. Vakanzenliste. Inserate.

Deutsches Literaturblatt, begründet von Wilhelm Herbst, fortgeführt von Heinrich Keck. Nr. 24. Inhalt; Rückblick des Herausgebers. Das neue Münchener Dichterbuch. (H. Keck.) Weitbrecht, Nohmol Schwöbagschichta. (Dr. H. A. Köstlin). v. Najmajer, Eine Schwedenkönigin. (K. Schrattenthal) Sta⸗ nislas. Wandervögel. (Dr. H. Zurborg.) Storck, Luiz de Ca—⸗ moens' sammtliche Gedichte. (Dr. P. Foerster) r, Leixner, Illu⸗ strirte Geschichte der fremden Literaturen in volksthümlicher Dar⸗ stellung. (F. Zimmermann.) Pischon, Der Einfluß des Islam auf das häusliche, soziale und politische Leben seiner Bekenner. (Dr. Weitbrecht. Duboc, Der Optimismus als Weltanschauung und seine religiös⸗ethische Bedeutung für die Gegenwart. (Lie Th. Förster.) Haupt, Die Kirche und die theologische Lehrfreiheit. (́. Broecker) Kübel, Ueber den Unterschied zwischen der positiven und der libe⸗ ralen Richtung in der modernen Theologie. (ã5. Broecker) Kurze literarische Umschau: „Missionsbilder; Wackernagel, Rechnungsbuch der Froben und Cpiscopius.

Milch-Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny, unter Mit⸗ wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Dekonomie-Rath, in Eutin (Fürstenthum Lübeck,, Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 11. Inhalt: Zur Kenntniß der deut⸗ schen Viehrassen, Schläge und -Stämme Von C. Petersen. Der Nutzen der Molkerei für Viehzucht und Landwirthschaft. Von Ab⸗ leitner. (Schluß) Verschiedene Mittheilungen. Deutschland.« Berlin: Molkenbrod. Cöln; Stierhaltung. Schleswig; Vieh⸗ einfuhr aus Dänemark. Ansteckende Hausthierkrankheiten. Deutsch⸗ land: Impfversuche gegen Milzbrand. Ausstellungen. Oesterreich⸗ Ungarn: Industrielle und landwirthschaftliche Ausstellung in Triest. Frankreich: Zuchtviehausstellung in Paris 1883. Internatio⸗ nale Ausstellung von Molkereigeräthen ze, in Saint Lo. Allge⸗ meine Berichte. Milchkonsumverein in Biel (Schweiz). 1X1. Jahresbericht der ersten ungarischen Borstenvieh⸗Mastanstalt und Vorschuß⸗Aktiengesellschaft. (Schluß) Kontrole, der Milch. Erfahrungen in der Praxis. Vergiftung von zwei Pferden Durch schimmliges Brod. Die Verwerthung der abgerahmten Milch bezw. Molken. Von D. Gäbel. (Schluß.) Geraäͤthe⸗, Maschinen⸗ und Baukunde. Die Kleinmotoren und der deutsche Molkereibetrieb. Literatur. „La fabrication du fromage de Brie. Sprech saal. Eine amerikanische Stimme über Magermilch als Nahrungs⸗ mittel. Fahrlässige Tödtung durch Verkauf trichinenhaltiger Schinken. Zur Torfstreu. Berichtigung. An⸗ und Verkäufe von Zuchtvieh. Marktberichte. Anzeigen.

Deutsche Landwirthschaftliche Pfresse. Nr. 20. In- halt: Mittel und Wege, die Rentabilität unserer Viehzucht wieder herzustellen. Von Schäͤfereidirektor R. Müller. Pumpen und Spritzen. Vergleichende Anbau⸗Versuche mit verschiedenen Kar⸗ Sh fenen. Von F. Heine. Der nöthige Luftbedarf als Grund bedingung gesunder Wohnungen. Mergelung. Von J. Fittbogen. Braunheu. Von Wiarda. Künstlicher Dünger zu Kartoffeln. Von Kraus u. a. m.

Die Direktion des WilUhelm-Theatzers hat den beliebten Komiker Hrn. Eduard Weiß vom Krollschen Theater für einige Gast⸗ spiele gewonnen. Derselbe wird am Sonntag in einer seiner besten Partien auftreten.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. El gnen. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Berlin:

Schopfwachteln ausgestellt. Insgesammt weist der Katalog 955 Nummern auf, die sich auf 99 Aussteller vertheilen. Ganz vor—

Erst‚te Beilage

zum Deulschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M G5.

Berlin, Donnerstag, den 1tz. März

1882.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 16. März. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (35.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 119 Universitäten, Tit. 1, Zuschuß für die Universität Königsberg 742 189 s6) fort. Der Abg. Dr. Windthorst er⸗ klärte, er habe natürlich erwartet, daß seine gestrigen Ausfüh⸗ rungen Widerspruch erfahren würden; auch heute könne er nichts davon zurücknehmen. Gerade sein großes Inter⸗ esse an dem glanzvollen Fortblühen der preußischen Universitäten habe seine Aeußerungen provozirt, da er eine Degeneration befürchte und dieser nach bestem Können vor— beugen wolle. Die Antwort des Ministers befriedige ihn weniger, als sie die Professoren und Studenten befriedigen werde; der Minister habe für lange Ferien plädirt, und da— für werde selbstredend der „urkräftige Salamander“ nicht ausbleiben. Das Verlangen der Synoden, bei der Ernennung der Theologie⸗Professoren mitzuwirken, müsse nach wie vor unterstützt werden, dem Minister fehle es gewiß nicht an gutem Willen, aber an dem richtigen Organ, das die Bedürfnisse der Kirchengemeinden zu beurtheilen verstehe. Der Abg. Virchow sei sehr empfindlich geworden über seine (des Redners) gestrigen Ausführungen bezüglich der Privat⸗ dozenten und des Professorenringes. Es sei ihm psychologisch höchst interessant, daß der verehrte Abgeordnete einen Angriff auf die Institution, der derselbe angehöre, so empfindlich auf⸗ nehmen könne. Wie empfindlich müsse es aber für einen Minister sein, wenn derselbe vom Abg. Virchow in heftiger Weise angegriffen werde. Das sei dann natürlich etwas An— deres. Der Abg. Virchow habe es ganz in der Ord— nung gefunden, was der Minister in Bezug auf die Privatdozenten und deren Beförderung gesagt habe. Er begreife, daß der Abg. Virchow die Dinge jetzt in einem rosi⸗ geren Lichte ansehe wie zur Zeit, als derselbe Privatdozent gewesen sei. Man kenne ja auch den Weg des Abg. Virchow und es mache demselben und seinem Talent Ehre, daß der— selbe die Stufe, die er jetzt bekleide, erreicht habe. Derselbe sollte aber doch etwas milder urtheilen über diejenigen Kräfte, die hinter ihm heranwüchsen, welche dafür hielten, daß mehr für sie geschehen könnte, daß man bei den Beförderungen objektiver urtheilen könnte, als es jetzt der Fall zu sein scheine. Er habe ausdrücklich erklärt, daß die Spezialitäten, welche er angeführt habe, sich seiner eigenen Wahrnehmung entzögen, aber aus zudverlässiger Quelle stammten. Er halte auch jetzt noch aufrecht, daß die Fakultäten bei der Beförderung der Privatdozenten den bisherigen Einfluß nicht behalten dürften. Die Herren kämpften überall gegen die Zünste, könne man indeß eine beredtere Vertheidigung des

unftwesens hören als die Rede des Abg. Virchow? Das sei nicht der Boden freier Wissenschaft, sondern Zünftelei. Dieses Zunftwesen ziehe sich durch alle Universitäten hindurch; das zu beweisen wurde ihm veranlassen, eine Reihe von Persön⸗ lichkeiten hereinzuziehen, was er vorläufig unterlasse, aber dabei bleibe er stehen, daß auf der Universität ein Ring be⸗ stehe, welcher durchbrochen werden müsse. Es habe ihm fern gelegen, mit diesem Ausdruck zu verletzen. An amerikanische Zustände habe er dabei nicht gedacht. Er hätte ja, was sonst üblich gewesen sei, von Cliquenwesen und Kameraderien sprechen können. Man habe dafür jetzt den Ausdruck Ring. Diejenigen Männer, welche einen Einfluß auf die Ernennung ausübten, habe er nicht angreifen wollen. Wenn sie ein⸗ ander befürworteten, so mache sich das eben ganz von selbst ohne irgend ein bewußtes Vorgehen und gerade ihre Exklusivität beweise ihm, wie stark diese Gesellschast sein müsse. Die Herren sprächen ohne Zweifel nach ihrer Ueberzeugung, aber durch die Exklusivität sei es schwer, außerhalb des Kreises, in dem man sich befinde, etwas Gutes zu entdecken. Die Enquete müsse klarstellen, welchen Einfluß Bekanntschaften, Freundschaften, Verwandtschaften auf die Beförderungen gehabt hätten. Dieser Einfluß zeige sich ja im ganzen Beamtenthum. Wenn einer nach Berlin befördert werde, so heiße es, der sei mit dem und dem Geheimrath bekannt. Zur Bearbeitung von Universitätssachen würde er nie einen Professor nehmen. Wenn der Minister glaube, in der Zuziehung von Pro⸗ fessoren zum juristischen Examen etwas besonders Gutes gethan zu haben, so irre derselbe. Das führe nur dazu, daß die Studenten nur bei den Professoren hören würden, die bei dem Examen zugegen seien. Wo bleibe da die Freiheit der Wissenschaft? Er wiederhole also, auch die Pro— sessoren könnten sich vom allgemein Menschlichen nicht be— freien, und er sage von ihnen humani nihil alienum a vobis esse puto. An Geheimrath Hübler habe er nicht gedacht. Was dem Vorredner unverständlich gewesen, sei an der Stelle, welcher seine Worte gegolten hätten, verstanden worden. Er wolle jetzt auf diesen Punkt dem Minister gegenüber nicht eingehen, aber der verehrte Herr möge versichert sein, nach⸗ lassen werde er nicht, bis Remedur geschaffen sei.

Nachdem ein Schlußantrag abgelehnt war, bemerkte der Abg. Dr. Virchow, der Vorredner habe mit der Geschicklichkeit, die man an ihm kenne, sich auf allgemeine Erfahrungssätze

estützt und dieselben auf spezielle Fälle angewendet. Der

bg. Windthorst habe damit gezeigt, daß derselbe seine Lauf⸗ bahn verfehlt habe. Derselbe hätte eigentlich Professor werden sollen! (Abg. Windthorst:; Er werde das am Ende noch.) Der Abg. Windthorst habe die Fakultäten mit den Zünften zusammen— gestelt Ein unglücklicheres Beispiel hätte derselbe nicht wählen önnen. Der Staat mache also bestimmte n und sage zu den Männern der Wissenschast, sie verständen mehr von den Fähigkeiten der Lehrer als der Staat, sie wüßten demselben Vorschläge zu machen, wenn eine Vakanz eintrete. Solche Lehrkörper hätten genau so eng begrenzte Aufgaben wie alle anderen Staatsinstitutionen. an könne doch nicht in die Ferutg Jeden aufnehmen, der das Zeug in sich fühle, zum Lehren. Eine solche Expansion würde gar nicht im Sinne des Abg. Windthorst sein. Es würde dann wahrscheinlich recht viel gepredigt werden, was weder ihm noch seinen Freunden

angenehm sein würde. Daß der Abg. Windthorst aber als Champion der freien Wissenschaft auftrete, sei sonderbar in dem⸗ selben Augenblick, wo derselbe die theologischen Fakultäten unter Synoden und päpstliche Dekrete stellen wolle. Keine einzige preußische Universität würde eine Enquete über die Beförderungen zu scheuen haben. Die Professoren hätten am allerwenigsten Ursache zur gegenseitigen Eifersucht. Jeder Ordinarius habe seine besondere Domäne, innerhalb deren derselbe von seinen Kollegen nicht beunruhigt werde und jeder Einzelne habe das Interesse, daß sein Nachbar der möglichst ausgezeichnete Mann sei. Neue Vorschläge könnten doch nicht anders gemacht werden, als daß man sich bei verschiedenen Personen, die für befähigte Männer gälten, erkundige. Es sei ganz natürlich, daß eine Fakultät bei einer Berufung nach auswärts gefragt werde, was sie von dem Mann halte? Daß irgend ein verwandtschaft⸗ liches Verhältniß eine Rolle gespielt habe, dafür liege auch nicht die leiseste Andeutung vor. Er könne sich sehr täuschen, aber er glaube, daß zwischen den Mitgliedern der medizinischen Fakultät in Berlin nicht die allerleiseste Verwandtschaft weder männlicher⸗ noch weiblicherseits bestehe. Den Angriff auf die „Heimia“ müsse er als unbegründet zurückweisen, in ihr sei weder die Majorität der Mitglieder der Fakultät noch irgend eine andere Majorität enthalten.

Die Debatte wurde hiernach geschlossen und nach persön⸗ lichen Bemerkungen der Abgg. Br. Reichensperger und Pr. Seelig der Tit. 1, Zuschuß für die Universität Königsberg 742 189 M, bewilligt.

Bei Tit. 2 „Zuschuß für die Universität Berlin 1 447 835 “, bemerkte der Abg. Schmidt (Stettin), von den deutschen Uni⸗ versitäten sei die Berliner hinsichtlich der Zahl ihrer Hörer und Professoren die bedeutendste. Daraus entwickelten sich bedeutende Schattenseiten. Es reichten die Auditorien nicht mehr aus, so daß sogar ein Barackenauditorium hinter der Universität hätte gebaut werden müssen. Er möchte sich nun die Frage erlauben, ob gemäß einem Beschlusse des Herrenhauses die Vorarbeiten für ein besonderes naturwissenschastliches Museum im Gange seien.

Der Regierungskommissar Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Göppert entgegnete, ein naturhistorisches Museum würde in hoffentlich nicht zu langer Zeit aufgeführt und vielleicht schon in nächster Session dem Landtage eine bezügliche Vorlage gemacht werden. Inzwischen solle das freiwerdende Gebäude der gynäkologischen Klinik in der Dorotheenstraße für Auditorien⸗ zwecke mit herangezogen werden.

Der Abg. Dr. Weber (Erfurt) bedauerte, daß seit 7 Jah⸗ ren in dieser Sache nichts geschehen sei. Schon vor 7 Jahren habe man die erste Rate bewilligt, 160 000 S6, und noch immer sei kein einwandsfreies Bauprojekt vorhanden, während es an einem Platze keineswegs mangele; daß man in 7 Jah⸗ ren nicht weiter gekommen, sei wahrhaft kläglich. Im vorigen Jahre hätte der Kommissar der Regierung im Herrenhause mitgetheilt, daß das neueste Projekt der Akademie des Bauwesens zur Prüfung vorgelegt worden sei. Von dieser Prüfung könne er sich nicht viel versprechen, da das Maß des Verständnisses, welches diese Akademie auf praktische und finanzielle Bedürfnisse in den speziellen Fällen verwendet habe, nicht überall ausreiche. Die rein kritische Thätigkeit dieser Akademie habe an sich etwas gefährliches. Für eine Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal habe sie ein monu— mentales Bauwerk verlangt.

Hierauf ergriff der Minister der geistlichen 2c. Angelegen⸗ heiten von Goßler das Wort:

Ich würde das Wort nicht ergriffen haben, wenn nicht die Be⸗— hörde eines anderen Ressorts der Gegenstand eines meines Erachtens ungerechtfertinten harten Angriffs gewesen wäre. Die Erklärung, welche der Herr Vorredner in seinen Ausführungen gegeben hat, daß er exemplifizire ,. Fußgängerbrücke, habe mir allerdings das Motiv für seine Ausführungen näher gebracht. Im vorliegenden Falle meines Ressorts ist in keiner Weise der Angriff gegen die Thätigkeit der Akademie des Bauwesens be⸗ gründet. Ich kenne die Sache seit ungefähr 25 Jahren und kann versichern, daß niemand lebhafter wünschen kann, wie der Chef der Unterrichtsverwaltung, daß das re, endlich zur Ausführung gelangt. Die Schwierigkeiten liegen vor Allem in dem Projekt selbst. Es handelt sich darum, in einem beschränkten Raum zwischen zwei große Baumassen drei Museen hineinzubauen in einer Farm und Aus⸗ gestaltung, wie wir sie noch gar nicht kennen, für Sammlungen, wie wir sie zum Theil noch nicht in neuen Gebäuden unter— gebracht haben. Durch Anstellung eines ö Baubeamten ist es möglich gewesen, die Sache so zu fördern, daß jetzt ein generelles Projekt aufgestellt werden konnte. Dieses Prosekt ist in nicht mehr als ungefähr 14 Tagen von der Akademie des Bauwesens durchberathen worden, allerdings nicht in allen Punkten gebilligt, aber die gemachten Vorschläge sind so wichtig und eingehend, daß man daraus erkennen kann, daß ein volles Verständniß bei dieser Behörde für die Aufgaben des diesseitigen Ressorts besteht, und ich bin dankbar dafür, daß, wenn auch die Arbeiten für mich wieder wachsen, ich hin⸗ gewiesen worden bin auf neue Mittel, auf neue Konstruktions⸗ weisen, um den vorhandenen Raum nützlicher zu verwerthen. Also davon kann überhaupt keine Rede sein, daß die Akademie des Bauwesens meinem Ressort gegenüber als eine Behörde hingestellt werden kann, welche alle Projekte begräbt, ohne praktisches Bedürfniß handelt und auf finanzielle Verhältnisse keine Rücksicht nehmen wird. Soweit die gemachte Bemerkung auf das vorliegende Projekt geht, halte ich sie nicht für begründet.

Der Abg. Dr. Weber nahm mit e ,, . Kenntniß von der endlichen Erledigung dieser Angelegenheit.

Tit. 2 wurde bewilligt. Bei Tit. 3 (Universität Greif⸗ wald 136 744 6) brachte der Abg. Dr, Vierling eine Reihe von Beschwerden vor über die unverhältnißmäßig schlechte Dotirung der Universität gegenüber Kiel, welches die gleiche Frequenz habe.

Der Regierungskommissar machte darauf aufmerksam, daß die Dotirung Greifswalds allerdings hinter der der Kieler Universität zurückstehe, daß diese aber eine Sternwarte habe, welche Greifswald nicht besitze; indeß habe sich Greifswald in Bezug auf Aufwendungen nicht zu beklagen; den Spezial⸗ wünschen des Vorredners werde er möglichst entgegenkommen. Der Titel wurde bewilligt, desgleichen Tit. 4 (Breslau 692 794 66)

Zu Tit. 5 (Halle 467 7022 66) lag ein Antrag der

Budgetkommission vor, 5460 M für einen ordentlichen Pro⸗ fessor der Zoologie abzusetzen.

Der Referent Abg. Br. Virchow theilte mit, daß die Ab⸗ setzung im Einverständniß mit der Regierung erfolgt sei, da der bisherige Inhaber der Professur inzwischen verstorben und nunmehr die Kreirung einer zweiten Professur überflüssig ge⸗ worden sei.

Der Abg. Dr. Majunke kam bei dieser Gelegenheit auf die Schrift „Erasmus redivivus“ zurück und kritisirte dieselbe nochmals abfällig. Der Minister habe gesagt, das Thema: die Vergleichung Erasmus' mit Döllinger, sei den Katholiken vielleicht unangenehm, aber vollständig zulässig. Dem gegen⸗ über müsse er bemerken, daß zur Zeit des Erasmus das tri⸗ dentinische Konzil noch nicht abgeschlossen gewesen sei und deshalb vollständige Diskussionsfreiheit bestanden habe. Döl⸗ linger habe sich gegen einen Beschluß des ökumenischen Kon⸗ zils aufgelehnt, Erasmus würde sich jedenfalls dem Beschluß des Konzils, sowie derselbe publizirt worden wäre, unterworfen haben. Redner berief sich zum Beweise dessen auf die Schrift Döllingers über Erasmus, in welcher derselbe den theolo⸗ gischen Entwickelungsgang desselben bespreche.

Demnächst nahm der Staats⸗-Minister von Goßler, wie folgt, das Wort:

Aus den Ausführungen des Herrn Vorredners ist mir endlich klar geworden, weshalb der Schlottmannschen Angelegenheit dieser breite Raum bei der Etatsberathung hat gegeben werden sollen. Ich bin dankbar für die erhaltene Andeutung; ich habe sie wohl ver⸗ standen; ich werde auf die Andeutung zur Zeit nicht antworten. Ich habe neulich, wie der Herr Abgeordnete aus dem steno⸗ graphischen Bericht, der mir noch nicht vorliegt, vorgelesen hat, gesagt, es sei das Thema: Erasmus redivivus, die Parallele zwischen Erasmus und Döllinger den Katholiken wohl kein erwünschtes, keineswegs aber ein unzulässiges. Ich bin heute belehrt worden, daß das den Katholiken ein erwünschtes Thema sei: es spricht das sicher⸗ lich zu Gunsten der Anschauung des Hrn. Abg. Majunke; jedenfalls aber kann man mir daraus. daß ich aus einer gewissen Höf⸗ lichkeit annahm, dieses Thema sei vielleicht nicht ganz ktakt⸗ voll gewählt, einen Vorwurf nicht machen. Ich muß nun sagen: die Frage, ob Erasmus und Döllinger miteinander ver⸗ glichen werden können oder weshalb nicht, alle die Abschweifungen des Herrn Vorredners auf hiesige evangelische Kirchen und Prediger spielen für mich absolut gar keine Rolle. Es ist mir nicht im Traum ein⸗ gefallen, auf den materiellen Inhalt des Buches einzugehen. Ich habe Hrn. Freiherrn von Fürth damals auch nicht so verstanden, daß er den materiellen Inhalt des Buches zur Diskussion stellen wollte. Warum schreibt der Abg. Majunke nicht eine Gegenbrochüre? ich habe nichts dagegen; gleiche Waffen auf dem Gebiet der Wissenschaft! Das, was allein mich interessirt, war die Frage der Disziplin und in dieser Hinsicht habe ich erklaͤrt und kann es wieder erklären: ich bedaure, daß solche Ausdrücke, wie geschehen, gewählt worden sind; sie hätten vermieden werden können, und ich hatte gewünscht, daß sie vermieden wären. Das möchte ich wiederholt erklären und thue es bereitwillig; ich habe auch versprochen, nach dieser Richtung hin keinen Zweifel über meine Anschauung an der betreffenden Stelle aufkommen zu lassen. Aber das geht doch weit über alles Mögliche hinaus. daß ich mir zumuthen lassen muß, ich sollte in den . schaftlichen Inhalt des Buches hineinsteigen; und daß ich mir Vor⸗ würfe gefallen lassen muß darüber, daß aus einer mangelhaften In⸗ formation meinerseits der Hr. Schlottmann etwas gesagt hat, was er auch vom materiellen Standpunkt nicht hätte sagen sollen. Es wird mir nicht einfallen, auf diesem Gebiet einen Geschichtsforscher, einen Theologen zu rektifiziren, sondern ich werde ihm nur vorkommenden Falls eröffnen, er solle im Interesse des Friedens unter den Konfessionen, des Friedens an der Univer—= sität derartige formell anfechtbare Publikationen vermeiden. Ich habe ferner darauf hingewiesen, daß das Buch an und für sich schon deswegen nicht die ,, verdient, weil es lateinisch geschrieben ist, auch nur zu einem ganz bestimmten Zweck verfaßt ist. Wenn es in den Bibliotheken ganz ruhig liegen geblieben wäre, hätte es weni⸗ ger Schaden gestiftet Ich sehe jetzt aber allerdings, daß es aus dem Dunkel gezogen ist zu einem gewissen Zweck und den Zweck habe ich verstanden.

Der Abg. Sombart bat den Minister, die Mittel nicht zu versagen, die von Halle zur Errichtung einer besonderen Vete⸗ rinärklinik demnächst würden gefordert werden. Die Forderung liege lediglich im Interesse der Wissenschaft, denn es sollten in jenem Institut wissenschaftliche Versuche mit der Pasteurschen Schutzlymphe gegen Milzbrand angestellt werden.

Der. Abg. Dr. Majunke dankte dem Minister, daß derselbe die Schrift des Prof. Schlottmann eine Taktlosigkeit genannt habe. Eine solche Rüge werde genügen, andere Professoren vor ähnlichen Unternehmungen zu bewahren.

Der Tit. 5 wurde darauf nach dem Antrage der Budget⸗ kommission genehmigt, ebenso die Tit. 6, Kiel 439 189 6 und Tit. 7, Göttingen 282 576 ις ohne Diskussion.

Bei Tit. 8 (Marburg 473 219 6) ersuchte der Abg. Schreiber den Minister, der modernen Philologie etwas mehr Wohlwollen zu erweisen, die bis jetzt in Marburg zu stief⸗ mütterlich behandelt se Zu den drei vorgengnnten Pro⸗ fessoren der klassischen Philologie sollten jetzt noch zwei hinzu⸗ kommen. Da wäre es piliß wenn auch noch ein zweiter Professor für moderne Philologie oder zwei Lektoren bestellt würden, die dem Professor nach Analogie der medizinischen Assistenten unterzuordnen seien.

Tit. 8 wurde bewilligt, ebenso Tit. 9, Bonn 761 137

Bei Tit. 10 (Akademie in Münster 119 763 06 wies der Abg. Sarrazin auf die Unzuträglichkeiten hin, die durch die Bestallung nichtkatholischer Professoren an der rein katholischen Akademie Münster entstanden seien. Unter dem Minister von Puttkamer hätten sich die Zustande etwas gebessert, auch das Wohlwollen des jetzigen Kultus-Ministers sei nicht zu verkennen. Aber volle Heilung werde erst kommen, wenn der Kulturkampf beseitigt sei. Anerkennenswerth sei es, daß jetzt ein; Privatdozent nach 25jährigem Harren zum außerorden⸗ lichen Professor ernannt sei; hoffentlich werde man ihm mit dem Titel auch das Gehalt gewährt haben. Ein zweiter Wunsch betreffe den Studienfonds der Akademie, der durch Verwendung zu Bauzwecken widerrechtlich alterirt sei. Er hoffe vom Wohlwollen des Ministers, daß durch Positionen, die in das Extraordinarium des nächsten Etats einzureihen seien, dieser Fonds allmählich restaurirt werde. Durch den Kulturkampf sei die Mitwirkung des in bei der Be⸗ n der Professuren verhindert, um so mehr bitte er den

inister als Centralinstanz, auf diese Besetzungen zu achten.

Tit. 10 wurde bewilligt.