1882 / 72 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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der II., die Kaiserinnen Anna und Katharina II) und einzelner bervorragender Männer (Suwaroff, n. A.), Ruß⸗ lands verschiedene Kriege (in den Jabren 1812, 1814 und 1815, namentlich die mehrfachen Kriege mit der Türkei und mit Schweden), sowie die anderweitigen Verhältnisse Rußlands (Religion, Rechtswesen, Finanjwesen, Industrie, Handel. Münzwesen, Sprache, Schulwesen u. s. w.), theils die Geschichte und Verhältnisse der ver⸗ schiedenen russischen Provinzen, Landschaften und Städte (Polens, Esthlands, Lievlands, Curlands, Finnlands, der Städte St. Peters burg, Moskau, Dorpat, Reval, Mietau). Namentlich beziehen sich viele Schriften auf Polen und seine Geschichte, insbesondere auf dessen Theilung. Außerdem enthalten ziemlich viele der aufgeführten Schriften Beschreibungen von Reisen in Rußland. Die Mehrzahl der Schriften datirt zwar erst aus dem 19. Jahrhundert, doch gehören manche dem 185, 17., 16. und 15. Jahrhundert an. Die Sprachen, in denen die . verfaßt sind, sind die französische, englische, deutsche, dänische, chwedische. polnische, italienische und spanische. Unter den zusammen⸗ gestellten Schriften befinden sich interessante und wichtige Werke; mehrere derselben sind selten und im Buchhandel nicht mehr vorhan⸗ den. Der Antigugrische Anzeiger“ bringt in 314 Nrn. Miscellanedn, d. i. ein Verzeichniß von Schriften der verschiedensten Art und aus den verschiedensten Zweigen der Wissenschaften, in deutscher, französischer, englischer, italienischer und dänischer Sprache, Auch in diesem Kataloge fehlt es nicht an wichtigen und zum Theil seltenen Werken. .

Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg von H. Eram er, Geh. Bergrath und Ober⸗Bergrath in Halle a. S. 6. Heft. Die Kreise Schwiebus⸗ Züllichau und Krossen. Halle 4. S., Verl. 8. Buchhandlg, d.

aisenh. 1882. Nachdem der Verfass. 1878 u. 1880 im vorher⸗ gehenden 5. Hefte eingehend über den Bergbau und die Geschichte desselben in der Niederlausitz gehandelt, liefert er im 6. Hefte, das soeben erschienen, interessante, zum Theil noch unbekannte, werth— volle Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in den Kreisen Schwiebus - Züllichau und Krossen. Der Bergbau im Kreise Schwiebus⸗Züllichau und der Bergbau im Kreise Krossen werden in 2 von einander gesonderten Abtheilungen von seinem Beginn an bis zum Jahre 1880 erörtert. Der Bergbau im heutigen Kreise Schwiebus—⸗ Züllichau hat es nur mit Braunkohlen und mit Eisenerzen zu thun. Der wirkliche Braunkohlenbergbau in der Umgegend von Schwiebus und Liebenau begann erst im Jahre 1342. Die Eisenerze wurden nur in sehr beschränktem Maße zu Metall verschmolzen. Außerdem finden sich im genannten Kreise alte Hüttenstätten, auf denen in früherer Zeit metallisches Kupfer verarbeitet wurde. Viel früher begann im Kreise Krossen der Bergbau. Der Verf. giebt zunächst eine geschichtliche Uebersicht über den Bergwerksbetrieb des Kreises überhaupt, nament⸗ lich zur Zeit Friedrichs d. Gr., und handelt sodann über die einzelnen Hüttenwerke des Kreises insbesondere sowie über die beiden Glas— hütten, über die Mineralquelle im Kreise, die Münzstätte in Krossen, die Alaunerze und den Braunkohlenbetrieb im Krossener Kreise. Beiden Abtheilungen der Schrift sind Zeittafeln und ein Sachregister

beigefügt. Gewerbe und Handel.

Nach einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta Ufficiale' vom 15. März d. J. soll von den Militär⸗Kommissariats⸗ Direktionen der Divisionen zu Turin und Neapel die Lieferung von Militärtuchen, Leinen, und Baumwollengeweben im Submissionswege vergeben werden, und zwar:

1) von der Direktion zu Neapel unter Anderem:

zwei Posten blaues Militärtuch, von 1,30 m Breite, im Werthe von 360 000 und von 210 000 Lire; .

ein Posten graues Militärtuch von 1,0 m Breite, im Werthe von 212 500 Lire;

ein Posten blaues Militärtuch, von 140 m Breite, im Werthe von 96 090 Lire;

ein Posten Leinwand, von O, 74 m Breite, im Werthe von 330 0090 Lire;

ein Posten Baumwollenstoff zu Hemden, von 0,74 m Breite, im Werthe von 122 500 Lire;

verschiedene Posten farbige Tuche zu Aufschlägen, Baummollen⸗- und Leinengewebe zu Unterfutter, Zelten, Leibwäsche u. dergl.

2) Von der Direktion zu Turin unter Anderem:

zwei Posten blaues Militärtuch von 1,30 m Breite, im Werthe von 360 000 und von 262 500 Lire;

ein Posten graues Militärtuch von 1,330 m Breite, im Werthe von 297 500 Lire: .

ein Posten blaues Militärtuch, von 1,0 m Breite, im Werthe von 120 000 Lire;

ein Posten Leinwand von O74 m Breite, im Werthe von 330 000 Lire;

ein Posten Baumwollenstoff zu Hemden von 0,74 m Breite, im Werthe von 175 000 Lire;

ein Posten grauer baumwollener Futterstoff, von O62 im Breite, im Werthe von 120 009 Lire;

verschiedene Posten farbige Tuche zu Aufschlägen, Baumwollen⸗ und Leinengewebe zu Zelten, Leibwäsche u. dergl.

Die Submission findet am 30. März d. J. um 1 Uhr Nach⸗ mittags in den Direktionen der Militärkommissariate zu Turin bezw. zu Neapel statt. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle zu erfahren.

In der Generalversammlung des schlesischen Bank⸗ vereins wurde Bericht erstattet über die von dem Verwaltungsrath vorgenommene Prüfung der Bilanz und die erfolgte Dechargirung der Geschäftsinhaber. Die zur Vertheilung gelangende Dividende be⸗ trägt 6 0.

Die Deutsche Hypothekenbank in Meiningen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 449 278 M er⸗ zielt. Hiervon gehen ab: 4 Zinsen auf die Aktien mit 384 115 4A Von dem Rest von 65 162 6 gehen nach Art. 64 der Statuten ab: 150 für den Reservefonds mit 9774 4Æ, 100, Tantième für die Mitglieder des Verwaltungsrathes und der Direktion mit 6518 , in Summa 16290 „S, so daß 48 8712 M verbleiben; hierzu kommt der Vortrag aus dem Jahre 1880 mit 1274 M, so daß der Betrag von 50 146 M zur Vertheilung einer Superdividende übrig bleibt. Der Verwaltungsrath tn g hiernach, daß auf jede Aktie eine Super⸗ dividende von oo gezahlt und der verbleibende Rest von 2146 auf Dividendenkonto 1882 übertragen werde. Aus dem Bericht der Verwaltung heben wir hervor, daß auch für 1881 eine günstige Fort⸗ entwickelung der Gesammtlage des Instituts zu konstatiren r Die Bank hat bei Begebung der im Jahre 1881 in mehreren Raten an ein Konsortium verkauflen 3 500 000 M. 4osciger Pfandbriefe einen successiv steigenden Cours erzielt und zu Beginn des laufenden ahres weitere 1500000 M zu guͤnstigem Course begeben. Der Gesammtbetrag der gegen hypothekarische Sicher⸗ heit ausgegebenen Darlehen belief sich am Schlusse des Jahres 1851 auf 54 523 260 6, erhöhte sich also gegen das Vorjahr um 4708 668 MM Die am 31. Dezember 1881 in Cirkulation be⸗ findlichen Pfandbriefe repräsentirten die Summe von 48373 325 (4 3045 860 S). Die bei der Bank 1881 eingegangenen Darlehns⸗ anträge ö 563 ich auf 22 305 760 M, bewilligt wurden 452 Dar— lehen in Höhe von 9 612260 . Die Zahl der Subhastationen, bei welchen die Bank betheiligt war, betrug 12 gegen 126 des Vor⸗

jahres. Die Bank war in 17 Fällen genöthigt, die ihr , ,,

Grundstücke selbst zu erstehen und hat davon 9 wieder verkauft. Von den am Schlusse des Jahres 1889 unverkauft gebliebenen 38 Ob— jekten sind im Laufe des vorigen Jahres 10 be uff worden, so daß die Bank Ende 1881 noch 28 : demnach belief sich die Gesammt⸗ zahl der in ihrem Besitze befindlich gewesenen Immobilien auf 36. Die Bilanz der österreichischen Länderbank pro 1881 weist unter den Aktiven auf: Baarbestände 1200998, Wechsel S 887 152, Effekten 10 472 963, Konsortial⸗Geschäftsantbeile 11 187 225, Effektenvorschüsse 20 461 878, Debitoren 29 219 778. Inventar 5656 Fl.; unter den Passiven: Aktienkapital 46 825 009, Goldagio⸗ Reserve 25009009, außerordentliche Reservefonds 7023759, Tratten 6932 281, Kreditoren 18 167 027, Reserve füg dubiose

Forderungen 192 549, Gewinnsaldo 2215 914 Fl. Das

ewinn und Verlustkonto weist, nach an Aktiven: Zinsen⸗ gewinn 1837 265, Bankgeschaͤfst 184 604. Waarengeschäft 23 078, Syndikatsgeschäfte 68 310 . Unter den Passiven nebst Gehalten, Spesen, Steuern und Abschreibungen wird ein Effekten verlust von 68 208 Fl. aufgeführt; den Effektenbestand bilden Renten (etwa 44 Millionen), Grundentlastungen, Prioritäten, Babnpapiere und gute Industriepapiere. Unter den Debitoren 3 mit dem gleichen Betrage Kreditoren 8274031, durch Effekten bedeckt 11 21322 F. Die Gffekten sind zum Courswerthe vom 6. März in die Bilanz ein⸗ gestellt, der Effektenbestand hat sich seit dem 31. Dezember auf etwas unter 9 Millionen vermindert. .

London, 23. März. (W. T. B.) In der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

Paris, 23. März. (W. T B.) Die Bank von Frank reich hat den Diskont auf 39 herabgesetzt.

Verkehrs⸗Anstalten.

(Centralblatt der Bauverwaltung) Bereits seit dem Jahre 1876 sind an der Nordseeküste auf Veranlassung der preußischen Re⸗ gierung Versuche angestellt worden, um eine Verbindung der an besonders gefährdeten Stellen in der Nähe der Küste liegenden Leuchtschiffe mit dem Festlande und den Lootsen⸗ stationen mittels Brieftauben zu erreichen. Die durch eine solche Verbindung ermöglichte Vermittelung von Nachrichten bei stürmischer See zwischen den Leuchtschiffen und dem Lande ist nicht nur für die weit draußen vor Anker liegenden Leuchtschiffe in Gefahr⸗ fällen von großer Bedeutung, sondern hat einen noch größeren Werth für die von See einfahrenden Schiffe, wenn diese in der gefähr⸗ lichen Nähe der Küste Havarie leiden oder bei Stürmen auf Grund gerathen, da ihnen bei rechtzeitiger Benachrich⸗ tigung vom Lande aus, sei es durch die an den Hafen— plätzen bereit liegenden Bugsirdampfer, sei es durch Rettungsboote . gebracht werden kann. Man ließ sich deshalb bei der großen

ichtigkeit dieser Frage für die Sicherheit der Küstenschiffahrt durch die anfänglichen Mißerfolge nicht abschrecken, die zunächst an der schleswigschen Westküste bei Tönning an der Mündung der Eider angestellten Versuche jahrelang fortzusetzen, und infolge dieser Aus⸗ dauer ist man nunmehr zu einem Abschluß derselben gelangt, welcher als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden darf und nicht minder den mit der Aufgabe betrauten Beamten als dem Unternehmer, einem Taubenliebhaber in Tönning, zu danken ist. Namentlich im ver⸗ flossenen Jahre während der außergewöhnlich starken Herbst⸗ stürme hat! sich die Einrichtung an. der Eidermuͤndung aufs glänzendste bewährt. Es sind hier auf zwei draußen liegenden Leuchtschiffen, dem Seemeilen von Tönning entfernten äußeren Feuerschiff! und der zwischen diesem und dem Lande ankernden Eidergaliote! Taubenpoststationen eingerichtet, durch welche Nachrichten, die für die Schiffahrt, für das Lootsen⸗ wesen ꝛc. wichtig sind, mittels Taubendepeschen nach Tönning beför⸗ dert werden. Abgesehen von einer Anzahl von Mittheilungen, die sich auf einlaufende Schiffe bezogen und nicht nur von Wichtigkeit für die Lootsenstation waren, sondern in einigen 6 auch für ret, als Spediteure u. dergl., welche hierdurch über Art und

ustand der ankommenden Schiffsladung frühzeitig unterrichtet wur⸗ den und ihre geschäftlichen Maßregeln treffen konnten, waren es namentlich mehrere Unfälle im letzten Herbst, bei denen die Einrich⸗ tung sich ganz besonders zweckmäßig und wertbvoll erwiesen hat.

Berlin, 24. März 1882.

Das Märzheft von „Pete rmanns Mittheilungen“ (Gotha, Verlag von Justus Perthes) bringt einen Auszug aus dem Bericht des Kapitäns Gallieni, Chefs der französischen Expedition vom Senegal nach dem oberen Niger (1886 81). Dieselbe wurde auf dem Wege zum König Ahmadu von Segu durch die Bambara überfallen, dezimirt, alles Gepäcks beraubt und mußte, nachdem sie das Ostufer des Niger erreicht hatte, dort 10 Monate auf die Er— laubniß zur Rückkehr warten, kehrte aber trotzdem mit einem Ver⸗ trage zurück, in welchem Ahmadu den oberen Niger unter den Schutz Frankreichs stellte. Die französische Regierung aber ließ in Folge dessen schon vor der Rückkehr Gallieni's zu Kita, auf dem Wege vom Senegal zum Niger, ein Fort errichten, schickte Truppenkörper ins Innere, schiebt die Eisenbahnstränge in gleicher Richtung vor und ließ jüngst durch ein Mitglied der Gallieni'schen Expedition, den Dr. Bavol, ähnliche Verträge mit den Häuptern von Futa Diallon abschließen. Von allen Völkern, die sich an der Erschließung Afrikas in so leb⸗ haftem Wetteifer betheiligen, gehen sonach in der Gegenwart nur die Franzosen erobernd vor. „Frankreich erweitert seine Gebiete in Afrika in bedeutendem Umfang und mit großem Erfolg. Wie es von Alge⸗ rien aus dem benachharten Tunis sein Protektorat aufzwang, trotz der nominellen Oberhoheit der Türkei, wie es am Ogowe und Congo sich festsetzt, so dringt es vom Senegal aus energisch nach den Niger⸗ ländern vor, und wenn die gegenwärtigen Bestrebungen von einigem Bestand sind, so wird es ohne Zweifel binnen wenigen Jahren Herr von einem beträchtlichen Theil des Sudan sein. Ferner finden wir in dem März-Heft die Beschreibung einer Sommerreise durch den mittleren gebirgigen Theil der Hauptinsel von Japan im Jahre 1879 nebst großer Itinerarskizze, von E. Knipping; eine Kritik der (wie seine Ortsbestimmungen) ziemlich oberflächlichen thermobgrometrischen Beobachtungen des gefeierten amerikanischen Reisenden Stanley, von Professor Dr. K. Zöppritz, und die geographische Nekrologie des

ahres 1881. Die leʒtere verzeichnet, alphabetisch geordnet, die —Namen: Almeida, Anderson, Arendts, Bionne, Bird, Bonnat, Bou, Bruhns, Chodzko, Comboni, Cortambert, Delesse, Dufour, Eyre, Flatters, n,, . de Langle, Gessi, Giulietti, Gosse, Gould, Hayes, Hilde randt, Holland, Joanne, Kornerup, Krapf, Krefft, Krusenstern, Leu, Lewis, Litta, 6 Mallet, Mariette, Matteucci, Me Call, Gräfin von Nostitz Rieneck, Patterson, Piaggia, Popelin, Purdy, Ricci, Roncisère⸗le⸗Noury, Stahl, Weyprecht, Wilson, sowie als Nachtrag aus dem Jahre 1880: Brunn, Law, Phipson⸗Wybrants. In einem weiteren Artikel legt Herm. Berghaus einige Gesichtspunkte dar, welche bei der Neubearbeitung von Stielers Schul ⸗Atlas leitend waren. - Der Monatsbericht verzeichnet nicht weniger als drei neue geographische Gesellschaften, welche im Januar d. J. in Deutschland entstanden sind, nämlich die Geographische Gesellschaft zu Jena, welche sich aus der dortigen Sektion des sächsisch thüringischen Ver⸗ eins für Erdkunde in Halle als selbständige Gesellschaft mit ca. 109 Mitgliedern konstituirt hat; die auf. Anregung des Prof. Dr. Zöppritz in Königsberg, gebildete Königsberger Geo— graphische Gesellschaft (von 220 Mitgliedern) und die Geo⸗ graphische Gesellschaft in Lübeck (von 29 Mitgliedern). Die beunruhigenden Gerüchte über das Schicksal des Afrikarelfenden Dr. Junker sind durch einen Brief Giegler⸗Paschas aus Chartum, vom 23. Januar zerstreut worden. Es verlautete, er sei ausgeplündert und in Gefangenschaft gerathen oder gar getödtet worden. In jenem Briefe aber heißt es; es lasse sich mit Bestimmtheit annehmen, daß Junker am Leben und frei sei und sich wobl befinde. Wie es scheint, ist es dem Reisenden gelungen, den Uelle ein beträchtliches Stück weiter abwärts zu verfolgen und neue Gebiete unserer Kenntniß zu erschließen. Bezüglich der Reise Schüttz hat Dr. W. Erman nachträglich durch Aussagen seines Begleiters P. Gierow und durch Einsicht in die Tagebücher erkannt, daß mehrere Abschnitte der Routen desselben fin⸗ girt sind, so nicht nur der Abschnitt von den Quanza-⸗Fällen bis zur Mündung des Loando, sondern namentlich der von Nambanza, dem wahren Endpunkt der Reise, nach Norden hin bist jum Mai, welchen Häuptling Schütt gar nicht besucht hat. Ueber den Verlauf der ö Erpedition der Jeannette“ ist noch immer kein einziger zusammenhängender Bericht der geretteten Offiziere zur Veröffentlichung gekommen. Nur Andeutungen, nament- lich aus den Depeschen des Lieutenants Dannenhauer lassen jetzt einigermaßen erkennen, wie und wo die . Jeannette die beiden Jahre verbrachte. Wie diese melden, hatte das bekanntlich auf Kosten des Besitzers des ‚New⸗Jork Herald“, J. G. Bennett in Paris zur

Aufsuchung der Vega“ ausgesandte Schiff im Jahre 1879, nach ei

Besuch der Koliutschin⸗Bai und der Ueberwinserungestelle 3 seinen Kurs nach Norden genommen, war aber bereits am 6. Sep⸗ tember in der Nähe des Wrangellandes, wo es auch zuletzt, am ? und 3. September gesehen worpen ist, vom Gise eingeschlossen worder. Beide Winter und den dazwischen liegenden Sommer hindurch, 71 Monate lang, trieb es mit den Eismassen umher. Gerade am 1 Ja⸗ nuar 1880 entstand am Schiffsbug ein Leck, so daß man 18 Monate lang. die Pumpen brauchen mußte, indessen leistet? das Schiff im Ganzen den Eispressungen guten Widerstand Die Wannschaft litt bei sehr ergiebiger Jagd (35 Baͤren. 250 Seehunde, 6. Wallrosse) keinen Mangel und ien sich die Anstellung wissenschaftlicher Beobachtungen angelegen sein Das wichtigste Ergebniß der Expedition war die Entdeckung von bre Inseln im Nordosten der neusibirischen Inselgruppe und so nahe der letzteren, vaß man sie füglich dazu rechnen darf. Dieselben haben die Namen Jeannette, Henrietta und Bennett erhalten. Nachdem daz Schiff am 12. Juni 1881 zu Grunde gegangen war, bewerkstelligte die Mannschaft nun ihren Rückzug über, das Eis nach den neufibiri⸗ schen Inseln. Dabei aber machte sie in der ersten Woche dieselbe Erfahrung wie einst Parry im Norden von Sibirien, nur im umgekehrten. Sinne. Während nämlich Parry nord- wärts strebte, trieb das Eis unter ihm nach Süden, und in gleicher Weise trieb die Mannschaft der „Jeannette“ mit dem Eise 27 Miles weiter zurück, alg sie vorwärts marschirte. An das offene Meer kam sie erst bei der Semenow.-Insel, die halb⸗ wegs jwischen der großen Kotenoi⸗-Insel und dem Kap Barkin liegt. Kaum aber hatten sie am 12. September diese Insel verlassen, um dem genannten Kap zuzusteuern, als heftige Stürme aus Rordost die Boote von einander trennten. Das erste unter de Longs Führung verlor. Mast und Segel, gelangte aber gleich dem (dritten an die sibirische Küste, wogegen das zweite unter Lieutenant Chipp seitdem verschollen und wahrscheinlich zu Grunde gegangen ist. Dannenhauer, Melville und die Mannschaft des dritten Bootes haben wie schon gemeldet, den Ort Bulun an der Leng erreicht. De Long mußte sein Boost des seichten Wassers wegen 2 Miles von der Nord' küste des Lena. Deltas verlassen und watend das Land zu erreichen suchen. Dies geschah am 17. September bei dem verlassenen Dorfe

Sagastyr. Landeinwärts ziehend, kam er dann am 23. September

zu einer Hütte und hinterließ hier die später aufgefundene briefliche Nachricht, daß er am anderen Tage nach der Westseite des , n. ühersetzen werde, um eine Ansiedelung aufijusuchen; seine Abtheilung sei nur auf 2 Tage mit Lebensmitteln versehen. Später wurden noch drei andere Nachrichten eingegraben gefunden. Einem von der Mann schaft waren die Zehen erfroren, so daß ihm dieselben amputirt wer- den mußten. Derselbe erlag jedoch seinen Leiden. Zwei Andere, welche 15 Tagereisen gegen Süden vorausgeschickt worden waren, wurden halb verhungert aufgefunden. Auf diese Nachricht hin, welche am 29. Ok- tober nach Bulun gelangte, begannen die Nachforschungen in Den Wildnissen am Westufer der Lena. Aber leider verweigerten die Cingeborenen bald ihre fernere Mithülfe, so da man um⸗ kehren mußte. Gegenwärtig werden nun große Anstrengungen gemacht; um de Long und seine Gefährten aufzusuchen. Wäh— rend Dannenhauer, der, vollständig erblindet war und erst später auf dem einen Auge die Sehkraft wieder erhielt, dem Befehle des Staatssekretärs Hunt folgend, mit 9 Invaliden die Heimreise antrat und zu Anfang Februar in Irkutsk, war, begab sich Melville, begleitet von zwei Matrosen und dem Polizeichef von Werchojansk, von Jakutsk nach der unteren Leng und organisirte dort drei Aufsuchungsabthei⸗ lungen, welche mit Proviant und Geld bis zum 1. Juli versehen sind. Man hoffte, daß alle drei Abtheilungen zu Anfang März die Gegend erreicht haben würden, wo man de Long vermuthet. Auch der an der unteren Lena sich aufhaltende Graf. Ahlefeldt⸗Leeuwingen widmet sich dem Rettungswerk mit Eifer, und nicht weniger bestreben sich J. G. Ben⸗ nett und das amerikanische Marine ⸗Ministerium in derselben Richtung. Beobachtungen über die Thierwanderung, welche sich seit An—⸗ legung des Suez-⸗Kanals aus dem Rothen Meere und dem Indischen Ocean nach dem Mittelländischen Meere vollzieht, stellt gegenwärtig Dr. C. Keller mit Unterstützung der Ostschweizerischen geographisch⸗ kommerziellen Gesellschaft an. Der genannte Forscher gelangte zu dem interessanten Ergebniß, daß auch die Perlmuschel allmählich durch den Kanal wandert und bereits jetzt im Kanal Perlen erzeugt. Indessen werde es vermuthlich noch. 1 bis 2 Dezennien dauern, big sie in größerer Zahl nach dem Mittelmeer gelangt. Jedenfalls sei aber gegründete Aussicht vorhanden, daß in kommenden Jahrhunderten der Perlmuschelfang nicht mehr auf die indischen Meere beschränkt bleiben, sondern künftige Generationen des Abendlandes sich mit europäischen Perlen von Melegrina margaritifera würden schmücken können.

Auf Allerhöchsten Befehl und in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet die diesjährige General⸗ versammlung des Berliner Frauen-Lazareth-Vereins am Dienstag. den 28. März Mittags 12 Uhr, im Saale des Justiz= Ministeriums, Wilhelmstraße Nr. 65, statt. Die Tagesordnung lautet: 1) Neuwahl des Vorstandes, 2) Berichterstattung über die Vereinsthätigteit im Jahre 1881, Vorlage der Jahresrechnung und Antrag auf Decharge⸗Ertheilung, 3) Ergänzung des Vereinsstatuts.

(Centralbl. der Baup.) Die Vorarbeiten für den Bau eines Tunnels zwischen England und Frankreich werden jetzt durch eine von der Südostbahn gegründete „Submarine Continental Eisenbahngesellschaft? betrieben. Auf ihre Einladung fand Ende Februar Seitens der Vertreter der Londoner Tagespresse eine Be⸗ sichtigung der Tunnelarbeiten bei Dover statt, über deren gegenwärtige Lage englische Blätter eingehende Berichte bringen. Zwischen Folke⸗ stone und Dover unfern von Shakespegre's Cliff ist ein Schacht von 2,7 i Durchmesser abgeteuft, dessen Tiefe 48 mu beträgt, davon 30 m unter Ebbespiegel. Von diesem Schacht aus ist auf etwa 1 km Länge ein Versuchsstollen in östlicher Richtung, also parallel zur Meeresküste vorgetrieben; in seinem vorderen Theil 2,! m weit, nach dem Schachte zu auf 3— 3,6 m aus— geweitet. Die Bohrarbeit erfolgt durch Beaumontsche mit kompri⸗ mirter Luft betriebene Bohrmaschinen, die Förderung der Spreng— massen mit Beaumontschen Luftlokomotiven. Der Versucht⸗ stollen wird mit 48 elektrischen Lampen (8wan's incandescent lamps) beleuchtet. Die ausgedehnte Maschinenanlage für die Kompression der Luft und den Betrieb der elektrischen Beleuchtung befindet sich am Mundloch des Schachtes. Zweck des Versuchsstollens ist, die Mächtigkeit und Beschaffenheit der Kalkschicht festzustellen, welche sich nach geologischen Annahmen unter dem Kanal bis zur französischen Küste hinzieht. Bis jetzt hat sich dieselbe dicht und ohne Klüfte gezeigt, so daß trotz der großen Nähe des Meeres nur ein mäßiger Wasserandrang zu bewältigen ift. Auf der französischen Seite bei Sangatte soll der Kalkfels weniger fest sein. Die günstigen Ergeb— nisse beim Baue dieses 1 km langen Versuchstollens in Bezug auf Ventilation und Ausnutzung des elektrischen Lichtes zur Tunnel beleuchtung beweisen natürlich nichts gegen die schweren Bedenken, welche gegen die Ausführung eines 32 km langen Tunnels unter der See erhoben worden sind.

München, 24. März. (W. T. * Heute früh brach im hiesigen Aquarium eine Feuersbrun st aus, welche einen Theil des inneren Gebäudes zerstörte; eine große Anzahl von Thieren, darunter besonders Vögel und Affen, sind dabei umgekommen.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck:! W. Elsner. Fünf Beilagen (einschließllich Börsen · Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 3.

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 72.

Berlin, Freitag, den 24. März

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Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 24. März. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (40.) Sitzung setzte das Haus der Ab⸗ eordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1882ũ83 mit der Diskussion des Etats der Eisenbahnverwaltung (dauernde Ausgaben Tit. 8, der Kap. 23 29) fort. Nach dem Abg. Rickert ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach das Wort:

Ich habe an sich kein Bedenken, dem Antrage des Hrn. Abg. Rickert zujustimmen. Ich sehe daran nichts Gefährliches, Ihnen eine Nachweifung vorzulegen, wie die Summen, die im Etat ausgeworfen sind, fur Remunerationen und Unterstützungen nach den einzelnen Kategorien zur Vertheilung gelangen. Ez ist richtig, daß bei verschiedenen Ver waltungen, und jwar in den höheren Instanzen, derartige Fonds zu Remunerationen und Unterstützungen nur ausgeworfen sind fur Unter⸗ beamte. Bei der Eisenbahnverwaltung ist aber, wie bei anderen Provinzialverwaltungen, nach einem bestimmten Maßstab ein Fonds ausgeworfen u Remunerationen und Uuterftützungen für alle Be⸗ amten. Es ist in dieser Beziehung also nicht etwas Abweichendes bei der Eisenbahnverwaltung eingeführt.

Wenn Sie nun fragen, wie man denn dazu gekommen, diese Weihnachtsgratifikation einzuführen, so bitte ich Sie sich zu vergegen— wärtigen, daß früher das Etatsjahr sich deckte mit dem Kalenderjahr und daß es im Lauf der Jahre dadurch Regel geworden ist, diejenigen Beträge, die bis zum Jahresschluß sich als noch verwendbar dar stellten, iu Weihnachten jur Vertheilung zu bringen. Der maßgebende Gesichtspunkt ist dabei, tüchtige, besonders hervorragende Leistungen neben guter Führung anzuerkennen. Man kann natürlich nicht eine Anerkennung geben, wo mittelmäßige Leistungen vor— liegen, oder die Führung nicht befriedigt. Eine Gratifikation hat den Charakter einer Anerkennung im Laufe der Jahre gewisser⸗ maßen mehr als die Form einer regelmäßigen Subvention angenommen, und ich weiß nicht, ob es bei den Beamten Anklang finden würde, wenn wir dieses System ganz beseitigen würden. Für richtiger halte ich es allerdings, wenn nicht bis zum Jahretschluß, der sich jetzt bis zum 1. April hinauszieht, gewartet wird mit der verdienten Anerken⸗ nung, sondern, daß man im Laufe des Jahres aus dem konkreten Anlaß diejenige Anerkennung in Form einer Remuneration gewährt, die der betreffende Beamte verdient hat.

Ich wiederhole also, ich sehe keinen Grund, dem Antrage des Hrn. Abg. Rickert zuwider zu sein. Wir werden uns ja dann später weiter darüber unterhalten können, ob es eine andere Form giebt, die den Zweck ebensogut erreichen läßt, wie er bisher erfüllt worden ist, und sie würde ja wohl am Ende auch für andere Verwaltungszweige Anwendung finden. .

Wenn nun der Hr. Abg. Rickert noch bemerkt hat, daß aus den Petitionen, die an das hohe Haus gelangen, mir manches zur Kennt⸗ niß gekommen sei, was ich sonst nicht erfahren hätte, so habe ich schon neulich erklärt, daß das richtig sei. Ich erkenne auch an, daß wenn eine solche Petition hierher gerichtet wird, in der richtigen Form und daß Petitionen nicht in einer ö nnpassenden Form hierher gerichtet werden, wird auch der Hr. Abg. Rickert nicht wollen darin ein Druck auf die Re⸗ gierung nicht wohl ju erkennen ist. Auch ist es nach meiner Auffassung verfassungsmäßiges Recht des Beamten, daß er eine Bitte, die er selbst bei der vorgesetzten Behörde noch nicht ausgesprochen hat, auch hier ausspricht. Freilich muß ich daran erinnern, daß es früher üblich war in diesem Hause, derartige Anträge, die den

Instanzenzug nicht durchgemacht hatten, auf den Instanzenzug zu

verweisen.

Wenn nun der Herr Abgeordnete noch erwähnt hat, daß allen denjenigen Beamten, welche sich die übliche Weihnachtsgratifikation nicht gewährt worden sei, so ist das nicht auf meine Anordnung geschehen; ich glaube aber annehmen zu müssen, daß die betreffende Behörde in der Form der Petition nicht in der Abfassung derselben an sich etwas Unzulässiges gefunden hat, einen Verstoß gegen die dienstliche Ordnung und den Respekt, welchen man den vorgesetzten Behörden zu zollen hat. Da die Anregung gegeben ist, werde ich die Sache untersuchen. Im All⸗ gemeinen aber kann ich nur wiederholen, daß einer Petition, die in richtiger Form angebracht wird, meinerseits ein Hinderniß nicht in den Weg gelegt wird. .

Der Abg. Hahn bemerkte, es bestehe für das Haus kein zureichender Grund, diese Nachweisungen zu verlangen. Man habe sich in der Kommission überzeugt, daß es unmöglich sei, feste Grundsätze für die Vertheilung der Remuneration auf⸗ zustellen und daß dieser Fonds im Gegentheil dem diskretionären Ermessen der Behörden zu überlassen sei. Selbst die Centralinstanz vermöge nicht den Einzel⸗ direktionen bestimmte Vorschristen in dieser Beziehung zu machen: wie solle es da für das Haus möglich sein, aus der ver⸗ langten Nachweisung auf die Feststellung abändernder Grund⸗ sätze hinzuwirken? In welcher Weise diese Nachweisung ein⸗ gerichtet werden solle, werde nicht gesagt. Die Gründe für die Gewährung der Remunerationen anzugeben, sei doch unthun⸗ lich und die Beamtenkategorien, denen die Unterstützungen zu⸗ 66 seien, würden schon jetzt auf Verlangen der Budget⸗ ommission mitgetheilt. Da also diese Nachweisung nichts nützen und der Regierung nur unnöthige Arbeit machen würde, stimme seine Partei gegen den Antrag.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, aus dieser Nachwei⸗ sung würde allerdings viel Nützliches zu entnehmen sein, und das Haus brauche sie, da es im künftigen Jahre mit der Re⸗ gierung die Grundsätze festzustellen beabsichlige, nach welchen die Verhältnisse der Beamten geregelt werden sollten. Das Centrum sei daher für den Antrag. Er danke dem Minister für seine Erklärung, daß derselbe die Entziehung der Remu⸗ nerationen wegen Betheiligung an Petitionen näher untersuchen lassen wolle, diese Erklärung werde jedenfalls den ihm als tüch⸗ ti und ehrenwerth bekannten Beamten Beruhigung gewähren.

undern dürfe der Minister sich nicht, wenn ihm darüber bisher

noch keine Beschwerden R.. seien, nicht als ob die

Beamten an der gerechten Aufnahme derselben zweifelten; aber sie würden sich hüten, sich die Nachtheile zuzuziehen, denen man sich bei Beschwerden über Vorgesetzte auszusetzen pflegte. Er empfehle dieselbe nochmals dem Wohlwollen des Ministers. .

Der Abg. Büchtemann brachte aus dem Eisenbahndirektions⸗ bezirk Magdeburg einen Fall zur Sprache, in dem aus Anlaß der Ausübung des Petitionsrechtes Seitens einiger Beamten gegen diese durch die Mittelinstanz Stenger. verhängt worden seien. In der betreffenden Verfügun 6 der mit den Erklärungen des Ministers im Widerspruch e ende Grundsatz ausgesprochen, daß Petitionen an den Landtag durch die Hände der vorgesetzten Behörde gehen müßten.

an einer Petition betheiligt haben.

1 SS2.

Der Abg. Grumbrecht bemerkte, der Abg. Hahn habe heute Grundsätze vorgetragen, die man im Hause nicht hätte hören sollen; er glaube, der Abg. Hahn habe dadurch beim Minister selbst keinen Dank geerntet. Das Haus habe immer ein Recht, Auskunft zu verlangen, und dieses Recht könne dem Hause selbst der Abg. Hahn nicht absprechen.

Hierauf wurde nach persönlichen Bemerkungen der Ab⸗ geordneten Hahn und Grumbrecht die Diskussion geschlossen und der Antrag Rickert und Genossen angenommen.

Zu Tit. 9, Unterstützungen für Arbeiter, Zuschüsse zu Krankenkassen 2c. 209 300 S, fragte der Abg. Schmidt (Stettin), welche Stellung die Staatsregierung zu den Pensions kassen der verstaatlichten Bahnen bezüglich der Rechte einzunehmen gedenke, welche die Pensionäre sich durch ihre bereits geleisteten Zahlungen erworben hätten.

Der Regierungskommissar Ministerml⸗Direktor Schneider erwiderte, die Regierung sei bereits in die Prüfung dieser Angelegenheit eingetreten, die Ermittelungen seien zur Zeit jedoch noch nicht abgeschlossen, er müsse sich deshalb außer Stande erklären, eine bestimmte Antwort zu ertheilen.

Der Tit. 9 wurde unverändert angenommen.

Im Anschluß an Titel 11, „Steuern, Kommunal— abgaben ꝛc. 480 000 Mνι !, brachte die Kommission noch folgende Resolution in Vorschlag:

Königliche Staatsregierung zur baldigen gesetzlichen Regulirung der Kommunalbesteuerung der Staats⸗ und Privat-Eisenbahnen aufzufordern.“

Der Referent Abg. Dr. Hammacher erklärte, über die Grundsätze, nach welchen die Eisenbahnen zu den Kommunal— steuern herangezogen werden sollten, bestehe eine Reihe von Kontroversen. Sollten nur die Einnahmen aus den auf einer Station franko aufgegebenen Gütern oder solche aus allen frankirten und unfrankirten Güterversendungen steuerpflichtig sein? Früher babe die letztere Auffassung Geltung gehabt, jetzt die erstere. Das habe aber zur Folge, daß es von dem Belieben der absendenden Geschäsftsleute abhänge, ob und wie weit eine Bahn zur Kommunalsteuer herangezogen wer⸗ den solle. Es gebe Stationen mit sehr bedeutendem Güterverkehr, wo die Gemeinden durch die zahlreichen Bahn⸗ arbeiter bedeutende Lasten zu tragen hätten, die Bahn aber doch, weil die meisten Sendungen nicht frankirt würden, nur in geringem Maße Steuern zahle. Wie solle ferner die Frage entschieden werden, wenn die Station auf dem Territorium mehrerer Gemeinden liege? Endlich würden die durch die Verstaatlichung vom Staate zu übernehmenden Beamten jetzt der durch das Gesetz von 1822 den Staatsbeamten gewäbrten Benefizien theilhaftig, wodurch ebenfalls die Gemeinden tangirt würden. Alle diese , hätten bie Kommission zu obigem Antrage veranlaßt, der ohne Diskussion vom Hause geneh⸗ migt wurde.

Tit. 12 16 wurden ohne Debatte genehmigt.

Bei Tit. 17 (Erneuerung der Betriebsmittel 970 000 M ) bemerkte der Abg. Büchtemann, daß die für Erneuerung der Betriebsmittel im Ordinarium ausgeworfenen Summen nicht ausreichten, wenn man zum Maßstab der Erneuerung nicht blos die Erhaltung der Zahl der Betriebsmittel, sondern auch

die Wahrung der Leistungsfähigkeit derselben nähme. Die

letztere nehme alljährlich ab.

Der Regierungskommissar Ministerial⸗-Direktor Schneider entgegnete, daß auch bei Berücksichtigung jenes Maßstabes, den übrigens die Regiernng stets beobachtet habe, die gefor⸗ derte Summe genüge. Daß die Leistungsfähigkeit sich that⸗ sächlich verringere, sei unrichtig. J

Dieser Titel, sowie die Titel 18 und 19 wurden ohne Debatte bewilliat. ;

Bei Kap. 24 (Bezirk der Eisenbahn⸗Direktion zu Brom⸗ berg 27 000 000 MS) beklagte der Abg. Berger, daß das Maximalgehalt der Maschinenmeister höher sei, als das Minimalgehalt der Maschinen⸗Inspektoren, so daß die Ersteren, wenn sie zu Inspektoren befördert würden, sich oft eine Herabsetzung ihres Gehaltes gefallen lassen müßten, was älteren Maschinenmeistern gegenüber zu Unbilligkeiten führe. Redner kam demnächst auf seine neulichen Beschwerden über die diätarische Beschäftigung der Regierungsbaumeister zurück und wünschte, daß wenigstens diejenigen etatsmäßig angestellt würden, welche bereits vor 10 oder 12 Jahren ihr letztes Examen absolvirt hätten.

Der Regierungskommissar Ministerial-⸗Direktor Schneider erwiderte, daß fast jeder zum Maschineninspektor beförderte Maschinenmeister das Maximalgehalt beziehe, so daß Unbillig⸗ keiten in der angedeuteten Richtung nicht zu befürchten seien. Die dem Wunsche des Vorredners zu Grunde liegende Vor⸗ aussetzung sei irrig.

Der Abg. Köhler unterstützte die Beschwerde des Abg. Berger rücksichtlich der Maschinenmeister.

Der Titel wurde bewilligt.

Zu Tit. 14 (Kosten der Züge 2164 000 ) bat der Abg. Dirichlet: 1) den Tagescourierzug von Berlin nach Königs⸗ berg über Königsberg hinaus womöglich bis nach Eydtkuhnen, mindestens aber bis Insterburg zu führen. Daß der Zug hinter Königsberg noch als Courierzug fahre, verlange er nicht einmal. Er wünsche ferner die Einlegung eines dritten Zuges auf der Bahn von Insterburg nach Prosken, da die jetzige Einrichtung des Fahrplans ebenfalls zu unfreiwilligen Aufenthalten nöthige.

Dieser Titel sowie der Rest des Kap. 24 wurde ohne Diskussion angenommen, ebenso die Kap. 25 und 26, Eisen⸗ bahn⸗Direktionen zu Hannover und Frankfurt a. M.

Bei Kap. 27, Magdeburg, machte der Abg. Büchtemann Mittheilung von einer Entscheidung der betreffenden Eisen⸗ bahn⸗Direktion, welche das Petitionsrecht der Beamten in der vielsach besprochenen, unzulässigen Weise beschränke, indem gegen einen Weichensteller eine Ordnungsstrafe von 2 M des⸗ wegen verhängt sei, weil der Betreffende seine Petition nicht durch die Hände seiner vorgesetzten Behörde habe gehen 2 Solches Verhalten stehe mit den Aeußerungen des Ministers in direktem Widerspruch.

Bei Kap. 28 „Eisenbahndirektion zu Cöln“ (links⸗ rheinische) beschwerte sich der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) über die stiefmütterliche Behandlung des linksrheinischen Bahn⸗

verkehrs, speziell Crefelds; er bitte den Minister dafür zu

sorgen, daß dort ein neuer Bahnhof gebaut und den Reisenden

Gelegenheit geboten werde, sich über ihre Rechte und Pflichten

zu unterrichten. ;

Diese Kapitel, sowie die Kap. 29 33 wurden ohne Dis⸗ kussion genehmigt.

Das Extraordingrium der Eisenbahnverwaltung bezifferte sich nach dem Voranschlag auf 3 928 500 S6. Die Kommission empfahl die unveränderte Genehmigung, schlug aber vor, die Bewilligung von 100 060 M „zum Umbau und zur Erweite⸗ rung des Bahnhofs zu Halle“ in folgender Form auszusprechen:

„Zum Bau einer Unterführung am Personenbahnhofe Halle, dem hierzu erforderlichen Grunderwerb und den damit in Ver⸗ bindung stehenden Gleisänderungen und sonstigen Anlagen erste 5 2 für den Umbau und die Erweiterung des Bahn⸗ ofs Halle“.

Der vorstehende Anirag wurde ohne Diskussion geneh⸗ migt und das ganze Extraordinarium bewilligt. Damit war der Etat der Eisenbahn verwaltung erledigt.

Es folgte der Etat der Allgemeinen Finanzver⸗ waltung, Kap. 22 der Einnahme isl 417 865 6 Die Titel 1 und 2 „Antheil an dem Ertrage der Zölle, der Taback⸗ steuer und der Reichsstempelabgaben“, wurden einstweilen aus⸗ gesetzt, da sie mit den später zu diskutirenden Steuererlassen in Verbindung ständen.

Tit. 3, Einnahme des vormaligen Staatsschatzes

5 „S6 wurde unverändert genehmigt, ebenso die Tit. 4

is 12.

Bei Tit. 13, „Hinterlegte Gelder 31 000 000 4“ wurde zugleich der Rechenschaftsbericht über die Verwendung der flüssig gemachten Bestände der im 5. 94 der Hinterlegungs⸗ ordnung vom 14. März 1879 bezeichneten Fonds und Gelder für die Zeit vom 1. Oktober 1880 bis 31. Dezember 1881 zur Debatte gestellt.

Der Abg. Kieschke beantragte die Verweisung dieses Be⸗ richts an die Budgetkommission.

Das Haus beschloß demgemäß und bewilligte den Tit. 13 ohne Diskussion.

Tit. 17 „Verkaufserlös für zwei Grundstücke in Breslau 250 000 MS fiel aus, nachdem das Haus in zweiter Be⸗ rathung den Bau eines Regierungsgebäudes in Breslau ab⸗ gelehnt hatte, ebenso fiel Tit. 19 „Ertrag der Anleihe 4 966 700 M weg, da die Regierung das Anleihegesetz zurück⸗ gezogen hatte.

In Kap. 42 der Ausgaben wurde der Matrikularbeitra in Gemäßheit des Vorstehenden von 58 340 8388 au , . „M6 herabgesetzt (vorbehaltlich nachträglicher Rekti⸗

zirung).

Die übrigen Titel der Ausgaben wurden bewilligt.

Es folgte die Diskussion über die bis jetzt ausgesetzt ge⸗ wesenen Tit. 3 und 4 des Etats der Verwaltung der direk⸗ . en Steuern „klassisizirte Einkommensteuer“ und „Klassen⸗

euer! .

Der Etatsentwurf veranschlagte den aufkommenden Be⸗ trag beider Steuern auf 33 466 0090 resp. 40 823 500 M; davon sollen außer dem bereits gesetzlich feststehenden dauern⸗ den Steuererlaß von 14 Millionen noch weitere 61 Millionen (aus den Reichsstempelabgaben) nach dem Vorschlag der Re⸗ gierung erlassen werden, und zwar sollten:

I) statt 3 Monatsraten deren 4 von sämmtlichen Stufen der Klassenstensteuer und der fünf untersten der Einkommen⸗ steuer erlassen werden;

2) sollte ferner der Erlaß einer fünften Monatsrate der sechs untersten Klassensteuerstufen eintreten.

Die Budgetkommission hatte den vorgeschlagenen weiteren Steuererlaß mit 13 gegen 7 Stimmen abgelehnt, und be⸗ antragt die Summe von 61 Millionen als Einnahme ein⸗ zustellen und auf die Amortisation der Staatseinsenbahn⸗ Kapitalschuld zu verrechnen.

Außerdem beantragte die Kommission folgende Re⸗ solution:

„Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, im Sinne einer organischen Steuerreform in der nächsten Session dem Landtage eine Gesetzes vorlage ju machen, durch welche nach Maßgabe der Mehrbelastung der einzelnen Steuerstufen durch die indirekten im . anderweite Vertheilung der direkten Steuern herbei⸗ geführt wird.“

Die Digkussion wurde zugleich eröffnet über sämmtliche weiter vorliegenden Anträge. Die Budgetkommission schlug nämlich noch vor:

1) Im Etat der Staatsschuldenverwaltung: Dauernde Aus⸗ gaben, als Kapitel 36a. aufzunehmen:

„Zur Verrechnung auf die Anleihe zur Erweiterung des Staats⸗ eisenbahnnetzes 9191 400,30 M “*

Bemerkung: Die Abschreibung von der Eisenbahnkapitalschuld , nicht nur den nebenstehenden Betrag, sondern die ganze in dem Vermerke am Schlusse des Etats der Eisenbahnverwaltung

angegebene Summe von 14383 327 4.

Im Etat der Eisenbahnverwaltung: Dauernde Ausgaben, fe Kap. 33 folgende Bemerkung aufzunehmen: Von dem Ueber⸗ chusse von 192 463 261 M sindd.. . . . 14 383 327 4

zur Tilgung der Eisenbahnkapitalschuld zu verwenden und von derselben abzuschreiben.

Von der gedachten Summe sind insbesondere bestimmt:

1) nach §. 4 Nr. 1 des Eisenbahn⸗Garantiegesetzes zur planmäßigen Amortisation der Kapitel 36 des Etats der Gia ef n waltung bezeichneten Eisenbahnschulden. 3 763 871 4

2) nach §. 4 Nr. 2 desselben Gesetzes:

a. zur Deckung der etatsmäßigen

Staatsausgaben pro 1882/83.

b. zur Verrechnung auf die Anleihe

zur Erweiterung des Staats-

Eisenbahnnetzes. ;

1428056 4

9191 400 , 10 619 456 ,

mn Viiũt̃·- , n, .

Der Abg. Frhr. von Hammerstein hatte den in der

Budgetkommission abgelehnten Antrag des Grafen Clairon d'Haussonville wieder aufgenommen, dahin gehend:

die unterste Stufe der Klassensteuer 66 aufzuheben, d. h.

zu dem Dreimonatgzerlaß auch die übrigen 9 Monatsraten hinzuzu

fügen und brachte zugleich einen diesbezüglichen Gesetzentwurf ein, dessen materieller Inhalt mit zur Diskussion gestellt wurde. Zu dieser Außerhebungsetzung“ soll der mehrgenannte Betrag von 61 Millionen verwendet werden.