Majesläten verabschiedeten, im Königlichen Schlosse ein déjeuner dinatoire statt.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich am Freitag Vormittag um 10 Uhr in das Königliche Schloß zu den Großherzoglich sächsischen Herrschaften und besuchte sodann mit Höchstdenselben das Kunstgewerbe⸗Museum. . .
Nachmittags 3 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Reichskanzler Fürsten von Bismarck. .
Das Diner nahm Höchstderselbe mit Ihren Königlichen
oheiten dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin von Sachsen ein, wohnte Abends der Vorstellung im Opernhause bei und war sodann zum Thee bei Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden. ö
Am Sonnabend früh 8 / Uhr begab Sich Se. Kaiser⸗ liche Hoheit mit . Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prin⸗ zessin Wilhelm nach Potsdam und kehrte um 10 Uhr nach Berlin zurück.
Um 111½ Uhr nahm Höchstderselbe militärische Meldungen entgegen und wohnte um 2 Uhr der Schlußvorstellung der Eleven des diesjährigen Kursus in der Königlichen Turnlehrer⸗ Bildungsanstalt bei. ö
Im Lause des Nachmittags besuchte Se. Kaiserliche Hoheit mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden das Kunstgewerbe⸗Museum und begab Sich um 4 Uhr zum Diner zu Ihren Majestäten. . .
Abends 8! Uhr war Se. Kaiserliche Hoheit der Kron⸗ prinz zum Thee bei Ihren Majestäten und begab Sich dem— nächst zur Verabschiedung von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden und Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog nach dem Potsdamer Bahnhofe.
Gestern Vormittag 113 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz militärische Meldungen entgegen und empfing darauf mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin den Abschiedsbesuch der Großherzoglich sächsischen Herrschaften.
Um 1 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kron— prinz zu dem déjeuner dinatoire der Großherzoglich sächsischen Herrschaften nach dem Königlichen Schlosse und besuchte dem⸗ nächst die unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin zum Besten des Heimathhauses für Töchter höherer Stände im Königlichen Opernhause veranstaltete Matinèse.
Vom Opernhause begab Sich Höchstderselbe zur Ver— abschiedung von den Großherzoglich sächsischen Herrschaften um Anz Uhr nach dem Anhalter Bahnhofe.
— Das Herrenhaus hielt heute seine 11. Sitzung ab. Derselben wohnten der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach und mehrere Regierungskommissarien bei. Der Präsident theilte mit, daß das Präsidium des Herrenhauses anläßlich des Allerhöchsten Geburtstags von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige huldvollst empfangen, und von Allerhöchstdem⸗ selben der Präsident beauftragt worden sei, den Dank Sr. Majestät für die Allerhöchstdemselben dargebrachten Glück— wünsche auszusprechen.
Der Pröäsident verlas alsdann ein Schreiben des Staats⸗ Ministers Maybach, mittelst dessen die Mitglieder des
Herrenhauses zum Dienstag, 28. d. M., Nachmittags 2 Uhr, nach dem . „Friedrichstraße“ zu einer Fahrt auf der
Stadtbahn eingeladen werden.
Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung (ein, deren einziger Gegenstand der mündliche Bericht der Eisen⸗ bahnkommission über den Gesetzentwurf, betreffend den Erwerb von weiteren 6 Eisenbahn-Unternehmen für den Staat, war. — Der Referent Fürst von Hatzfeldt⸗ Trachenberg beantragte Namens der Kommission unveränderte Genehmigung der Vorlage in derselben Fassung, in welcher sie aus den Berathungen des Abgeordnetenhauses hervorgegangen sei. Die Kommission, bemerkte der Referent, erkenne die guten Erfolge der bisherigen Verstaatlichungen für die wirthschastlichen und
olitischen Interessen des Staates an und heiße auch das be⸗ el ge, Tempo der weiteren Verstaatlichung gut.
In der Generaldiskussion nahm zunächst der Staats⸗ Minister Maybach das Wort, um sich über die Frage zu äußern, ob das gemischte Eisenbahnsystem dem Staatsbahnsystem vorzuziehen sei. Schon der erste Versuch, welchen die Regierung im Jahre 1879 gewagt habe, sei zu Gunsten des Staatsbahnsyssems ausgefallen, und, gestärkt durch diese Erfolge, könne die Staatsregierung, gestützi auf dieses System, getrost der Zukunft entgegensehen. Dle Fehler des früheren Systems hätten nicht im Hand⸗ umdrehen beseitigt werden können. Der Ausdruck, welcher von anderer Seite gefallen sei, daß es sich hier um einen Augias⸗ stall handle, sei allerdings zu scharf gewesen, aber sesistehe, daß große Summen hätten erspart werden können. Die Durchführung des Staatsbahnsystems sei zum Vortheile des Staates und der Entwickelung seiner Finanzen geschehen. Auf wirthschaftlichem Gebiete sei durch dieses System dem Gedanken der Reichsverfassung nach einem einheitlichen System Ausdruck gegeben. Auf finan⸗ ziellem Gebiete sei das Resultat überaus günstig, denn trotz der ungünstigen Witterungsverhältnisse könne man schon jetz den Ueberschuß aus der Staatsbahnverwaltung bis zum 1. Februar auf nicht viel weniger als 14 Millionen Mark veran⸗ schlagen. Er wolle zugeben, daß unsere jetzige Organisation des Eisenbahnwesens noch verbesserungefähig sei, aber konstatiren könne er, daß sie sich bewährt habe, und daß Preußen, wie bisher, so auch ferner in Bezug auf die Eisenbahn verwaltung eine Musterverwaltung sei. Daß dies auch ferner so bleiben solle, werde die Aufgabe der Verwaltung sein, und er hoffe, sie werde dies Ziel erreichen. Dabei werde auch die Verwal—⸗ tung nach der anderen Seite hin die erforderliche Vorsicht nicht aus den Augen lassen. Nothwendig sei es aber, das Staate bahnwesen zu arrondiren, und hierzu solle die Vorlage helfen, welche er anzunehmen bitte. Das Haus werde sich dadurch großen Danl der Regierung erwerben.
Zur Generaldiskussion nahm Niemand mehr das Wort.
9 der Spezialdiskussion empfahl der Berichterstatter die Spezialbestimmungen der einzelnen Paragraphen des Gesetzes zur Annahme und das Haus stimmte dem zu. — Bei 8. 8, welcher die Staatsregierung ermächtigt, die Verwaltung der Anleihekapitalien, o weit hu sesben vom Staate als Selbstschuldner übernommen sind, resp. übernommen wer⸗ den, der Hauptverwaltung der Staateschulden zu übertragen, entspann sich eine Diskussion zwischen dem Hichn zur Lippe, als Mitglied der Staatsschuldenkommission und dem Kommissar des Finanz⸗Ministers, Geheimen Finanz⸗Rath Schmidt. Graf
zur Lippe beantragte, an die Staatsregierung das Ersuchen zu richten, die betreffende Bekanntmachung, welche die Staats⸗ schuldenkommission mit dieser Funktion betraut, durch die Gesetzsammlung zu publiziren. — Der Regie⸗ rungslommissar, Geheime Finanz⸗Rath Schmidt be⸗ merkte, er halte dies für unnöthig, während der Referent , von Hatzfeldt, sich für den Antrag aussprach. Der
inister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, erklärte, daß er diese Frage mit dem Finanz⸗Minister gemeinsam in Erwägung ziehen werde. — Der Antrag des Grafen zur Lippe wurde hierauf angenommen, und schließlich das ganze Gesetz genehmigt.
Der Praäsident theilte mit, daß von den Herren Brüning und Freiherrn von Mirbach ein Antrag eingegangen sei, zu beschließen, daß den Mitgliedern des Herrenhauses für die⸗ jenigen Staatsbahnen, welche zwischen dem Wohnorte der be⸗ treffenden Mitglieder und Berlin gelegen seien, Karten zur freien Fahrt ertheilt werden sollen. -
Das Haus beschloß, diesen Antrag durch Schlußberathung zu erledigen, und der Präsident setzte ihn auf die Tagesord⸗ nung der nächsten Sitzung, welche er auf Mittwoch, 12 Uhr, anberaumte. — Schluß der Sitzung A Uhr.
— In der heutigen (42.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats— Ministeriums von Puttkamer, die Staats-Minister Maybach, Bitter, Lucius, Dr. Friedberg, von Boetticher und von Gohßler nebst zahlreichen Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Entwurfs des Staats⸗ haushalts-Etats für das Jahr 1882/83 mit dem Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Feststellung dieses Etats. Zur General⸗ diskussion ergriff Niemand das Wort. Auch der Etat der Forsten und Domänen wurde ohne Digkussion gemäß den Beschlüssen der zweiten Lesung genehmigt.
Beim Etat der direkten Steuern nahm der Abg. Grumbrecht seinen Antrag, den Budgetkommissionsbeschluß be⸗ züglich des Steuererlasses abzulehnen, wieder auf.
Der Abg. Frhr. von Hammerstein zog seinen Antrag, betreffend die Aufhebung der untersten Stufe der Klassensteuer, zurück, erklärte aber, daß er nunmehr mit seinen Freunden gegen den Steuererlaß stimmen werde.
Der Antrag Grumbrecht wurde hierauf vom Hause ab— gelehnt und der Etat der direkten Steuern unverändert an— genommen.
Bei dem Etat der indirekten Steuern wies der Abg. von Griesheim auf die Frage des Tabackmonopols hin. Seit geraumer Zeit befinde sich die Tabackindustrie, welcher 9gl00 Werk— stätten mit 63 000 Arbeitern dienten, in einem Zustande der Beun⸗ ruhigung, der für dieselbe schwere Schäden zur Folge gehabt habe. Trotz des ablehnenden Votums des Volkswirthschaftsraths sei in den Verhältnissen auch jetzt noch nicht viel geändert, wie ein Artikel der „Nordd. Allg. Ztg.“ über die Abstimmung im Volkswirthschaftsrath deutlich erwiesen habe. Es sei darum auch jetzt nicht ohne Verdienst, den von der Regierung vorgelegten Monopolentwurf einmal einer gründlichen Betrachtung zu unterziehen. Redner kam hierbei zu dem Schluß, daß der Regierungsentwurf sowohl in seinen Angaben über den Konsum wie über die Entschädigungen auf einer falschen Grundlage beruhe. Man habe einfach die Zahlen der Enquete von 1879 benutzt, die irrig seien. Er richte deshalb an die Regierung die Bitte, daß, wenn man wieder mit einer Mo— nopolvorlage lomme, dieselbe besser fundirt werde, vor Allem aber zu sorgen, daß künftighin nicht mehr in dieser Weise mit der Industrie verfahren, und daß endlich einmal die Verhältnisse der Straßburger Tabackmanufaktur klargestellt würden. Ihm scheine es, als ob die diesmalige Monopolvor⸗ lage nur wegen der Kaiserlichen Fabrik in Straßburg einge— bracht sei. Denn gingen dort die Dinge so weiter wie bisher, so ö. n in den nächsten Jahren eine Katastrophe unver— meidlich.
Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, daß der Land— tog nicht der Ort sei, eine so kontroverse Frage wie die des Tabackmonopols zur Entscheidung zu bringen. Um nicht lediglich Deklamationen nach Außen hin zu veranstalten, lehne er jede Diskussion der Frage ab. Der Abg. Richter gab zu, daß der Landtag nicht der Ort sei, wo die Frage des Taback— monopol diskutirt werden könne; nichtsdestoweniger hebe er mit Befriedigung hervor, wie selbst die Konservativen in der Mono— polfrage den Rückzug angetreten hätten. Für eine Annahme des Monopols im Reichstag sei darum nur wenig Aussicht vorhanden. Redner bedauerte, daß der Abg. Kiepert nicht anwesend sei, um die Stellung der nationalliberalen Partei zu der Monopol— frage klar zu legen. Nachdem der Abg. Sternenberg noch den Wunsch ausgedrückt hatte, daß möglichst bald eine authentische Interpretation des Reichsstempelgesetzes im Interesse der Handelswelt gegeben würde, genehmigte das Haus auch den Etat der indirekten Steuern. Die Etats der Lotterieverwal⸗ tung, der Seehandlung und des Münzwesens wurden ohne Debatte erledigt.
Bei dem Etat der Berg-, Hütten- und Salinen⸗ verwaltung kam der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst auf die Lohnverhältnisse der Bergwerkearbeiter zurück. Seine bei der ersten Lesung des Etats über dieselben gemachten Bemerkungen seien von den Abgg. Dr. Schulz und Pr. Ham⸗ macher dahin gedeutet worden, als habe es in seiner Absicht gelegen, die Arbeiter gegen die Arbeitgeber auszuhetzen. Gegen eine solche Auffassung müsse er sich auf das Nachdrüdllichste verwahren.
Der Abg. Dr. Schulz (Bochum) suchte dem gegenüber nachzuweisen, daß die Löhne der Arbeiter in den letzten Jahren allerdings gestiegen seien. Der Etat wurde hierauf unver⸗ ändert angenommen.
Die Etats der Eisenbahnverwaltung Herrenhauses wurden ohne Debatte erledigt.
Bei Schluß des Blattes folgte die Berathung des Etats des Abgeordnetenhauses.
— Der Bericht über das Protokoll der zehnten Sitzung des Volkswirthschaftsraths befindet sich in der Ersten Beilage.
— Die im Reichs -Eisenbahn⸗Amte aufgestellte, in Nr. 73 des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffentlichte Üeber⸗ sicht der Hetriebs-Ergebnisse deutscher Eisen— bahnen für den Monat Februar d. Is. er⸗ giebt für die 61 Bahnen, welche auch schon im entsprechen⸗ den Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Ver— gleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten: (Die preußischen Staatsbahnen und vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen sind dabei als ein Bahn⸗ komplex betrachtet, weil durch die am 1. April v. Is. ein⸗ getretene veränderte Bezirkseintheilung ein Vergleich bei
und des
den einzelnen Verwaltungsbezirken nicht durchweg zu ermög⸗ lichen war)
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Fe⸗ bruard, J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermit⸗ telten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 125,80 km Betriebslänge) bei 44 Bahnen mit zusammen 23 849,60 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 5276, 20 Rm niedriger als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 44 Bahnen mit zusammen 23 849, 60 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 5276, 20 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Ve rgleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisfe des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 125,80 km Betriebslänge), bei 44 Bahnen mit zusammen 22 977,87 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 6147,93 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 44 Bahnen mit zusam⸗ men 22 977,87? km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen s6147, 93 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs— länge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres.
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom . Ja⸗ nuar bis Ende Februar d. Is. : a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau— fenden Jahres mit dem Definitivüm des Vorjahres im Ganzen (mit 29 125,80 km Betriebslänge), bei 52 Bahnen mit zusammen 27140, 438 km höher und bei 3 Bahnen mit zusammen 1985,32 km geringer, als in dem— selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo“? meter Betriebslänge bei 51 Bahnen mit zusammen 25 919,56 km höher und bei 10 Bahnen mit zufammen 3206,24 km (darunter 1 Bahn mit vermehrter Betriebs— länge) geringer als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b, beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten pro⸗ väösorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 125, 80 km Betriebslänge), bei 43 Bahnen mit zusammen 26 976,87 km höher und bei 13 Bahnen mit zusammen 2146, 93 Km ge⸗ ringer als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 47 Bahnen mit zusam— men 25 7657,95 km höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 3367, 86ßõ5 km (darunter 1 Bahn mit vermehrter Betriebs— länge) geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres.
Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Februar d. J das gesammte ko nzessionirte Aulagekapital 1197261 300. (393 957 900 6 Stammaktien, 44 595 006 ½ Prioritäts Stamm- aktien und 768 708 300 S6 Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 4951,ü88 km, so daß auf je 1 Rm 95 483 M entfallen.
Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat hahnen betrug Ende Februar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1432567 i433 MM. (576 497 150 Se Stammaktien, 213 756 900 M6 Prioritäts⸗ Stammaktien und 6423 313 993 (S6 Prioritäts⸗Obligationen) uad die Länge derjenigen Strecken, für welche diefes Kapi— an r irt ist, 7277,52 km, so daß auf je 1 Rm 196 848 entfallen.
— Die niederländische Postverwaltung wird bekanntlich vom 1. April ab an dem internationalen Packetaustausch Theil nehmen, nachdem sie kürzlich dazu übergegangen ist, auch für den inländischen Verkehr den Post⸗Packeibeförderungsdienst einzurichten. In gleicher Weise hat vor einigen Monaten auch die italienische Postverwaltung ihren Wirkungs— kreis erweitert. Diese bemerkenswerthen Vorgänge beweisen, daß diejenigen Postverwaltungen, welche sich seither ausschließ— lich auf die Besörderung von Briefsendungen beschränkt haben, mehr und mehr dazu übergehen, den in Deutschland bestehenden Post⸗-Packetdienst, nicht nur im Inlande, sondern auch im Verkehr mit dem Auslande einzuführen.
— Die Einnahmen der Post⸗ und Telegraphen— verwaltung des Reichs haben sür die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats Februar 1882 132196418. S6 betragen (8 624 040 44 mehr al- in demselben Zeitraum des Vorjahres), die der Reichs-Eisenbahnverwaltung 37 413 450 M τν 616100 6.
— Durch eine allgemeine Verfügung vom 16. März d. J. behuss Herbeiführung einer möglichst einheitlichen Be— handlung der Stempelangelegenheiten in allen Theilen des preußischen Staates hat der Justiz-Minister, im Einver— ständnisse mit dem Finanz⸗-Minister, für die Provinz Hannover sowie für die Bezirke des vormaligen Appellationsgerichtshofes zu Cöln und des früheren Appellationsgerichts zu Frank⸗ jsurt a. M. Folgendes bestimmt: Wenn Inventarien, Taxen, letztwillige Diepositionen und Vollmachten, und zwar letztere innerhalb vierzehn Tagen nach ihrer Ausstellung, von den Par eien oder deren Vertretern ohne den vorgeschriebenen Stempel zu gerichtlichen Verhandlungen eingereicht werden, so ist von der Beibringung des Stempels in Stempelmateriai Abstand zu nehmen und der Betrag desselben von der ver— pflichteten Partei als Gerichtsgebühr zu erheben.
— Die Bestimmung des §. 221 des Strafgesetzbuchs, nach welchem die Aussetzung einer wegen Krankheit hülsflosen Person mit Gefängniß nicht unter drei Monaten bestraft wird, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 9. Januar d. J, auch auf die Aussetzung von durch Trunkenheit hülflosen Peisonen Anwendung.
— Der General⸗Lieutenant Freiherr von Salmuth, Commandeur der 7. Division, hat sich nach Abstattung persön⸗ licher Meldungen in seine Garnison zurückbegeben.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Brier in Zouny, Dr. Schaefer in Blesen, hr. Ozegoweki in Grabow, Hr. Glaser in Fraustadt, Dr. Meyersohn in Ratwitz, Dr. Hillebrand in Menden, Dr. Stroomann in Schwelm, Dr. Ingendahl in Setterich, Meessen in Rötgen.
Wiesbaden, 24. März. Nach Verlesung des Proto⸗ kolls und nach Erledigung eines Schreibens des stellvertreten⸗ den Landtage kommissars, betreffend eine Deklaration des am 21. März gefaßten Beschlusses hinsichtlich der Bewilligung eines Zuschusses von 27 009 66 zu dem Bau der Bahn Lollar⸗ Gladenbach durch Ertheilung der gewünschten Deklara⸗ tion, wurde in der heutigen 7. Sitzung des Kom⸗ munal-Landtages Mittheilung von einem Erlasse des Ministers des Innern auf den Antrag des Kommunal-Land⸗
tages vom 5. April 1881 gemacht. Der Erlaß wurde der Eingaben kommission überwiesen. 2
Nach Eintritt in die Tagesordnung ward auf Berichte der Finanzkommission beschlossen:
i) über eine Eingabe der Landeshuchhalter Fach, Wiß⸗ mann und Genossen in Betreff der Wilhelm⸗Augusta⸗Stif⸗ tnngs-Pensionskasse für die Wittwen und Waisen der stän—⸗ pischen Beamten zur Tagesordnung überzugehen, —
2) das Gesuch des Kuratoriums des landwirthschaflichen Instituts zu Hof⸗Geisberg um Erhöhung des Zuschusses für diefe Anstalt auf 1500 MS zu genehmigen,
3) betreffend die Darlehnsschuld der unter Kuratel ge— stellten Gemeinde Langhecke an die ständische Hülfskasse
a. die von der Gemeinde Langhecke für vorbezeichnetes
Darlehn bis jetzt noch nicht bezahlten Zinsen niederzu— schlagen,
b. vorerst noch bis auf. Weiteres von der Erhebung
weiterer Zinsen abzusehen und . c. für die bereits fälligen und die demnächst noch fällig werdenden Amortisationsrenten einen Ausstand zur Zahlung von vorläufig auf die Dauer von drei Jahren zu bewilligen,
4) das Gesuch des Centralvorstan es des Gewerbevereins für Nassau um eine Beihülfe aus ständischen Mitteln von 1800 M6 zu genehmigen,
5) über die Eingabe des Staatsarchivars Herquet zu Aurich, betreffend die Subvention für das Nassauische Urkunden— buch, zur Tagesordnung überzugehen. .
Auf die Berichte der Eingabenkommission wurde be— schlossen:
I) Auf das Gesuch des Philipp Boll zu Kemel um Zahlung der durch seine Verpflegung im Hospitale zu Langen— schwalbach entstandenen Kosten aus ständischen Mitteln zur Tagesordnung überzugehen,
2) das Gesuch des Wilh. Schwarz zu Seelenberg um Dispensation vom Wiederaufbau seiner abgebrannten Ge⸗ bäude auf der Brandstelle unter Bedingungen zu genehmigen,
3) das Gesuch des Mathias Reus zu Hornau um Ent— schädigung für seine abgebrannte Scheune zurückzuweisen,
4) das Gesuch des Konsolidationsvorstandes zu Herborn— seelbach um Bewilligung eines Darlehns von 40 000 S½ dem ständischen Verwaltungsausschusse zu überweisen, um eventuell ein Darlehn aus der Hülfgkasse zu gewähren,
5) das Gesuch des Jacob Sabel zu Görgeshausen um Zahlung seines Guthabens an Chausseebau-Unternehmer Jo— hann Haßbach ausständischen Mitteln zurückzuweisen,
6) den Jahresbericht der Seyberthschen August- und Minchen⸗Stiftung dankend ad acta zu nehmen.
Auf die Berichte der Wegebaukommission ward be— schlossen:
1) das Gesuch des Carl Doest zu Höchst an den stän— dischen Verwaltungsausschuß abzugeben,
2) auf ein Schreiben des Königlichen Amts zu Wall— merod vom 1. März, betreffend die Ausführung der Vor— arbeiten zur Instandsetzung bezw. stellenweiser Verlegung des Vicinalweges von Wallmerod nach Nentershausen auf kom— munalständische Kosten das Gesuch an den ständischen Aus— schuß zur Berücksichtigung abzugeben,
3) die Eingabe des Bauunternehmers Peter Neuhof zu Biskirchen, betreffend Auszahlung seines Restguthabens für Ausführung von Bauarbeiten an dem Grundbachthalweg, eben⸗ falls dem ständischen Ausschuß zu überweisen.
Zum Schlusse der Sitzung wurde die Wahl eines stän— dischen Oberbeamten vorgenommen und von 21 anwesenden 1 der Gerichts⸗-Assessor Otto Grimm einstimmig gewahlt.
Paderborn, 26. März. (W. T. B.) Heute ist die offizielle Nachricht von der Ernennung des Dr. Drobe zum Bischof von Paderborn hier eingetroffen. Von allen Kirch⸗ thürmen erschallt feierliches Geläute. Im Dom wird ein Te— . abgehalten. Die Stadt hat reichen Flaggenschmuck an— gelegt.
Oesterreich- Ungarn. Wien, 24. März. Die „Polit. Corr.“ schreibt: „Eine friedliche und beruhigte Auffassung der europäischen Lage beginnt allmählich auch in jene Kreise zu dringen, welche bisher, durch mancherlei Alarmgerüchte aufge—⸗ schreckt, von lebhafter Sorge für die Gestaltung der Dinge in der Zukunft erfüllt waren. Es läßt sich erfreulicher Weise kon— statiren, daß von den alarmirenden Gerüchten eines nach dem anderen desavouirt worden ist und seinen beunruhigenden Effekt verloren hat. Die Fortschritte in der Bewältigung des Ausstandes haben die Hoffnungen Derjenigen vernichtet, welche aus dieser Quelle europäische Verwicklungen vorhergesehen oder herbeigewünscht haben mochten. Die Meldungen über be⸗ vorstehende Mobilisirungsmaßnahmen der montenegrinischen Re⸗ gierung haben sich als irrig erwiesen und wurden schließlich auf die , n. Thatsache zurückgeführt, daß einzelne monte⸗ negrinische Unterthanen zu den regelmäßigen sonntägigen Waffenübungen einberufen wurden. Auch die Kongreßidee, die einige Tage hindurch, wohl nicht ohne verständliche Absicht, auf das Programm der politischen Diskussion gesetzt erschien, hat die strenge Sichtung des Wahren vom Falfchen nicht zu überdauern vermocht und ist am Ende, mit gutem Rechte, als eine ganz gewöhnliche Zeitungsente erkannt worden. Nicht besser erging es den Nachrichten, welche dem Grafen Wolken— stein eine besondere Mission bezüglich der Einverleibung Bosniens und der Herzegowina zuschrieben, eine Mission, diethatsachlich nicht existirt. Zu den Symptomen beruhigender Art, soweit sie durch die Zerstörung dieser alarmirenden Gerüchte gegeben waren, ist aber neuestens, sie wesentlich verstärkend, ein positives und überzeugendes Moment in dem Frieden ver⸗ kündenden und Frieden verheißenden Gruße hinzugetreten, den Se. Majestät Kaiser Alexander III. am Geburtstage seines Großoheims, Sr. Majestat des Deutschen Kaisers, nach Berlin adressirt hat. Dieser Freundschafte⸗ und Friedenegruß ist ein eindrucksvolles Desaven gewisser zügellofer Enünciationen, welche die politische Welt über Gebühr alarmirt hatten. In diesem Sinne finden die Worte des Kaisers Alexander III. = die richtige Deutung und die freudigste Auf⸗ nahme.“
— 26. März. (W. T. B.) Großfürst Wladimir von Rußland mit Gemahlin ist heute Nachmittag hier ein⸗ getroffen und auf dem Nordbahnhofe von dem Kaiser empfangen. Derselbe trug die Uniform seines russischen Re⸗ giments mit dem Bande des Andreas⸗Ordens und war be⸗ gleitet von dem General⸗Adjutanten Baron Mondel und
einem Flügel-Adjuanten. Der Großfürst trug die öster reichische Husarenuniform mit dem Großkreuz des Stefans⸗ Ordens. Er wurde vom Kaiser sehr herzlich begrüßt und zweimal umarmt. Der Kaiser küßte der Großfürstin Maria Paulowna die Hand und erkundigte sich angelegentlichst nach deren Befinden. Kaiser Franz Josef geleitete das Großfürst⸗ liche Paar zu deren Hofequipagen und fuhr mit denselben in die Hofburg. Auf dem Bahnhofsperron waren außerdem der russische Botschafter von Oubril mit dem Botschafts⸗ personale, der deutsche Botschafts-⸗Rath Graf Berchem und die den Hohen Gästen während ihrer Anwesen⸗ heit in Wien zugetheilten Persönlichkeiten anwesend. — Großfürst Wladimir von Nußland empfing hald nach seiner Ankunft die Besuche der hier anwesenden Erzherzöge. Nachmittags unternahm der Kaiser mit dem Großfürsten in offener Hofequipage eine Spazierfahrt in den Prater. Nach der Rückkehr stattete der Großfürst den Erzherzögen seinen Gegenbesuch ab. Abends 5 Uhr fand Diner in der Hofburg statt, an welchem der Kaiser und die Kaiserin, der Großfürst und die Großfürstin, die Erzherzöge und die Erzherzoginnen.
— Der Zollausschuß des Abgeordnetenhauses nahm das Einführungsgesetz zum allgemeinen Zolltarif, sowie die noch unerledigten Positionen des Zolltarifs unver— ändert an. Die Regierung erklärte, sie glaube den Mehl— verkehr auf Grund des bestehenden Zollgesetzes wieder auf— nehmen zu können. Beide Regierungen hätten thatsächlich auf Grund des bestehenden Textes den Restitutionsverkehr gestattet, wenn die Identität der bearbeiteten Materialien sicher festgestellt werden konnte. Sie wolle in diesem Sinne fortfahren. Die ungarische Regierung sei damit einverstanden, bezüglich des Zolles auf Kaffee für die Einfuhr über Triest und Fiume einen Differentialzoll zuzugestehen. Chlumecki meldete zu mehreren Tarispositionen Minoritätsantraäͤge an.
— 27. März. (W. T. B.) Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute früh um 8 Uhr hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen, wo ec von dem Kaiser, der Kaiserin, dem Großfürsten und der Großfürstin Wladimir begrüßt wurde. Um 10/ Uhr nahmen die hohen Gäste das Déejeuner in der Hofburg ein, um 111 Uhr stattete der Großherzog den Erzherzögen und Erzherzoginnen Besuche ab. Der Großfürst Wladimir hat seine Apartements heute Vormittag nicht verlassen.
— Amtlich wird gemeldet: ;
Auf einer Streifung am 23. d. M. über Backopolje, Zivanj und Tresnoviea wurden keine Insurgenten vorgefunden. Eine Seiten kolonne wurde in der Nacht vom 19. zum 20. März bei ihrem Ab⸗ stiege von Selanj nach Zivanj von Insurgenten angeschossen, wobei die Truppen 1 Todten und 3 Verwundete hatten. In der Umgebung von Bilek tauchten wiederholt Insurgentenbanden auf. beschießen die Truppen auf große Distanzen und ziehen sich dann in der Richtung auf die Grenze zurück. Im Allgemeinen treten in der Herzegowina zahlreiche kleine Banden auf, welche sichtlich den Truppen überall ausweichen. Größere Ansammlungen scheinen gegenwärtig nirgends stattzufinden. — Baron Dahlen meldet unter dem 26. die Rückkehr der Kolonne Arlow, die gegenwärtige Vertheilung der Streitkräfte in der Zagorje, und berichtet über Streifungen mehrerer Kolonnen im Geblete von Gorodza, Cajnica und Foca, ohne Insurgenten zu begegnen; auf dem rechten Drina⸗Ufer habe eine Bewegung der Insurgenten gegen Norden stattgefunden; im Allgemeinen sei eine Zersplitterung derselben in kleinere Gruppen bemerkt worden. Eine Durchstreifung der bisher wenig oder gar nicht berührten Gegenden mit bedeutenden Kräften und mit Zuziehung politischer Beamten behufs Erforschung der Zahl der abwesenden Ortsbewohner sei bevorstehend.
Zara, 27. März. (W. T. B.) Die Insurgenten haben in der Krivoscie mehrere Häuser niedergebrannt. Der Insurgentenführer Petac Milie wurde von den Truppen an die montenegrinische Grenze gedrängt und dort von den montenegrinischen Behörden entwaffnet und verhaftet. Viele Insurgenten aus Ubli und Ledenice haben sich, durch Hunger genöthigt, den Truppen gestellt.
Schweiz. Bern, 21. März. (Cöln. Ztg.) Der Bundesrath hat heute die Botschaft an die Bundesver— sammlung in Betreff des neuen Handelsvertrages mit Frank— reich festgestellt und beschlossen, die Zolltarif-Kommission des Nationalraths zur Vorberathung auf den 3. April, die Bundes⸗ versammlung selbst aber auf den 17. April einzuberufen.
Großbritannien und Irland. London, 24. März. (Allg. Corr.) Aus Men tone wird gemeldet, daß das Fest, welches die Einwohnerschaft zu Ehren der Königin Vic— torig veranstaltete, sehr glänzend verlaufen sei. Die präch⸗ tige Illumination nahm die Monarchin von dem Balkon der von ihr bewohnten Villa in Augenschein. Am Mittwoch früh— stückte das sächsische Königspaar bei der Königin. Die Panzer⸗ fregatte „Inflexible“, welche seit der Ankunft der Königin auf der Höhe von Mentone stationirt war, hat sich wegen des ver— änderlichen Wetters nach Villefranche begeben. Lord Lyons, der britische Botschafter in Paris, ist in Mentone eingetroffen. Prinz Leopold ist in Folge einer Verletzung, welche er sich durch einen Fall auf einem Spaziergange zugezogen, ans Zimmer gefesselt. Der Aufenthalt der Königin in Mentone wird wahrscheinlich bis zum 17. April verlängert werden, und ihre Rückkehr nach Windsor dürfte nicht vor dem 20. oder 21. April erfolgen.
Frankreich. Paris, 24. März. (Fr. Corr.) Die Wahl der Kommission für das Budget für sss ist ein höchst bedeutsamer Sieg der Regierung. Vier von den 30 gewählten Mitgliedern (aus einem Bureau ist das Resultat noch rückständig) sind Gegner des Finanzsystems des Herrn Léon Say, namlich die Herren Lockroy, Jules Roche, Cle— menceau und Thomson, die übrigen 26 sind im Wesentlichen mit Léon Say einverstanden, denn wenn auch einige von ihnen im Prinzip anderen Sinnes sind, so haben sie erklärt, daß sie sich den Ansichten Leon Says anschließen Nur ein einziger Gambettist ist in die Kommission gewählt, näm— lich Themson. Die Erörterungen in den Bureauxr sind sehr ausführlich gewesen. Die Rechte stand in allen Abtheilungen auf Seite der Regierung und hat deren Kandidaten ange— nommen. —
— 25. März. (W. T. B.) Die Kammer der De⸗ putirten hat den französisch⸗belgischen Handel s— vertrag genehmigt. Zum Präsidenten der Budgetkom⸗ mission ist Wilson gewählt worden.
— 26. März. (W. T. B.). Bei den heutigen Nach⸗ wahlen zum Senat wurde in Feix der Nepublikaner Frézoul, in Montauban der Legitimist Delbreil gewählt.
Laut Nachrichten vom Senegal ist der französische Posten in Sedhiou, welcher von aufständischen Stämmen blockirt war, am 25. d. M. entsetzt und die unbotmäßigen Döcfer besetzt, sowie die Eingebornen streng gezüchtigt worden.
Dieselben
Die sranzösischen Verluste werden auf 3 Todte und 17 Ver⸗ wundete angegeben.
Italien. Rom, 26. März. (W. T. B.) Das der Deputirtenkammer vorgelegte Exposé des Finanz⸗ Ministers Magliani über die Lage der Finanzen Italiens führt aus, daß der für das Jahr 1881 veran⸗ schlagte Ueberschuß von 7* Millionen, welcher sich durch nachträg⸗ liche Ausgaben auf 415 Millionen hätte reduziren sollen, 491 Mil⸗ lionen erreicht habe und 59! Millionen erreicht haben würde, wenn nicht theils fakultative, theils obligatorische Ausgaben hin⸗ zugekommen waren. 6 Millionen seien durch Ersparungen und 43 Millionen durch Mehreinnahmen erzielt worden. Die ordentlichen Einnahmen hätten die ordentlichen Ausgaben um 140 Millionen überschritten. Die Steuern und die öffentlichen Verwaltungen hätten 32 Millionen mehr ergeben, als ver⸗ anschlagt gewesen. Es sei daher keinerlei Emission nothwendig gewesen. Nur für neue Eisenbahnbauten sei ein Theil der bewilligten Rente emittirt worden. Im Auslande habe keinerlei derartige Emission stattgefunden. Der Betrag der Schatzbons habe sich von 218 Millionen auf 186 Millionen vermindert. Nach dem Programm des Finanz⸗Ministers wird keinerlei Rentenemission beab⸗ sichtigt, mit Ausnahme derjenigen für Eisenbahnbauten. Die schwebende Schuld soll möglichst reduzirt werden. In dieser Hinsicht sei die Finanzlage Italiens eine der besten in Europa. Der Ueberschuß des definitiven Budgets pro 1882 habe sich in Folge der Vermehrung der Ausgaben, unter denen sich 12 Millionen des Kriegsbudgets befinden, von 2li 4 auf J. Millionen herahgemindert. Die Besse⸗ rung der Finanzen sei ein augenscheinlicher Beweis sür die Besserung der ökondomischen Verhältnisse des Landes. Die Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1881 sei über 109 Millionen besser gewesen, und der Export von 1880 habe um 62 Millionen zugenommen. Dies beweise, daß die Auf— hebung des Zwangzecourses nicht schädlich gewirkt habe. Die Zunahme gewisser Importartikel weise auf eine größere natio⸗ nale Thätigkeit hin. Das Expossé bespricht sodann die Art und Weise der fortzusetzenden Reform des Steuersystems, namentlich der Grundsteuer. Eine Herabsetzung des Salzpreises sei nicht möglich, solange die Aufhebung der Mahlsteuer nicht eine vollständige sei. Dies sei ohne Schäzigung des Budgets im Jahre 1884 zu erreichen. Die Elastizität des Budgets werde man aufrecht erhalten können, wenn die durch mehrere Jahre hindurch auf 200 Millionen fixirten ordentlichen und außer⸗ ordentli en Ausgaben des Kriegsbudgets nicht überschritten würden. Die guten finanziellen und ökonomischen Verhält— nisse des Landes sichern den Erfolg der bereits dekretirten Aufhebung des Zwangscourses. — Das Exposé wurde auf das Beifälligste aufgenommen.
Garibaldi ist gestern in Catanzaro eingetroffen und reist heute nach Reggio weiter.
Türkei. Konstantinopel, 25 März. (W. T. B.) Der russische Botschafter von Nowikoff hat an die Pforte das Ersuchen gerichtet, den russischen Dampfer ‚„Vischni⸗ nowgorod“, welcher unter russischer Kriegsflagge Deportirte mit militärischer Eskorte nach der Insel Sachalin transportiren soll, den Bosporus passiren zu lassen. Die Pforte machte unter Berufung auf den Pariser Vertrag Schwierigkeiten, während der russische Botschafter auf zahlreiche Präzedenzfälle hinwies. Die Pforte hat alsdann dem russischen Dampfer „Nischninowgorod“ die Erlaubniß ertheilt, den Bosporus zu passiren und dabei betont, daß dieses ausnahmsweise Zu⸗ geständniß als kein Präzedenzfall angesehen werden solle.
Rumänien. Bu karest, 26. März. (W. T. B.) An⸗ läßlich des ersten Jahrestages der Proklamirung Rumäniens zum Königreiche fand heute ein Tedeum statt, welchem der König, das diplomatische Corps, die Staats—⸗ würdenträger, die Generale und Offiziere beiwohnten.
— Das amtliche Blatt stellt die Mittheilung mehrerer Journale in Abrede, wonach der Bankgouverneur Campineanu und ein Mitglied des Verwaltungsraths des Crédit mobilier im Auslande eine Anleihe behufs Rückkaufs der Eisen⸗ bahn Cernavoda⸗-Custendje zu negoziren beabsichtigten. Der Kauspreis der besagten Eisenbahn werde vielmehr, wie in dem vom Senat bereits votirten Gesetzentwurfe ausgesprochen sei, durch eine öffentliche Subskription auf rumänische Rente gedeckt werden.
Serbien. Belgrad, 25. März. (W. T. B.) Eine bulgarische Deputation, an deren Spitze der Kriegs⸗ Minister Krilow steht, ist hier eingetroffen, um dem Könige zu gratuliren. Dieselbe hatte heute Audienz und wurde zu einem Galadiner geladen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. März. (W. T. B.) Der offizielle „Russische Invalide“ be⸗ richtet heute über den bereits gemeldeten Toast des Kaisers bei dem Frühstück mit den Ofsizieren in Gatschina. Er sagt: Gegen das Ende des Frühstücks erhob sich der Kaiser und brachte einen Toast auf Kaiser Wilͤhelm aus. Derselbe endigte in einem lauten Hurrah, worauf ein brausendes Hurrah aller Anwesenden den Saal erfüllte. Die Musik intonirte die deutsche Nationalhymne. Der „Invalide“ fährt sodann wörtlich sort: Mit dem Namen des Deutschen Kaisers verbindet jeder wahre Russe den Begriff jener engsten und aufrichtigsten Freundschaft mit unserem unver⸗ geßlichen Czarbefreier, einer Freundschaft, nicht nur befestigt durch persönliche Gefühle, sondern durch die tiefe Erkenntniß, daß sie die Basis der Interessen der befreundeten Reiche ist. Die russischen Truppen haben sich stets der wohlwollenden und theilnehmenden Aufmerksamkeit des Kaisers Wilhelm er⸗ freut; der 22. März gab einen neuen Beweis dafür, daß die Freundschaft zwischen den Nachbarreichen sortdauern wird. Die so herzliche und so enthusiastische Antwort der Offizier: auf den Toast unseres Kaisers dient als klarster Beweis für die Gefühle, welche inmitten unserer Armee herrschen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. März. Der Kronprinz gab gestern zur Feier des Geburts⸗ tages des Deutschen Kaisers ein Diner, zu welchem der König und der Prinz Eugen, der Minister des Aeußern Freiherr von Hochschild, der deutsche Gesandte und der Legationssekretär, der deutsche Generalkonsul sowie die ober sten Hoschargen des Königshauses geladen waren. Der König brachte den Toast auf den Kaiser Wilhelm in deutscher Sprache aus ͤ
— 24. März. Der Kronprinz ist unterm heutigen Tage zum Oberst⸗Lieutenant in der Svea⸗Leibgarde, im Dragoner Corps des Leibregimenls und im Regiment Werm⸗
land ernannt worden.