1882 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

12. Plenarsitzung des Herrenhauses, Mittwoch, den 29. März 1882, Mittags 12 Uhr.

Tagesordnung:

Mündlicher Bericht der Petitionskommission über die 3 tition der städtischen Behörden zu St. Johann. Mündli Bericht derselben Kommission über die Petition des früheren Domanenpächters Rassow zu Berlin. Bericht der Matrikel⸗ Kommission. Einmalige Schlußberathung über den Antrag Brüning und Freiherr von Mirbach.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. März. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute die Vorträge des Militär⸗Kabinets sowie des Polizei⸗Präsidenten von Madai entgegen und empfingen im e des Tages den komman—⸗ direnden General des VI. Armee⸗Corps, General der Kavallerie von Tümpling, den Regierungs⸗-Präsidenten von Pilgrim, den Major a. D. von Wrangel und den Legations⸗-Sekretär von Tümpling.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin er— schien heute Vormittag in der Generalversammlung des Frauen⸗ Lazarethvereins im Saale des Justiz⸗-Ministeriums.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe gestern Vor⸗ mittags 11 Uhr nach Potsdam, besuchte daselbst die Kapelle der Friedenskirche und kehrte um 3 Uhr hierher zurück.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu— sammen.

Der Schl ußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Ab geordneten und das Protokolt über die elfte Sitzung des permanenten Ausschusses

des Volkswirthschaftsraths befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (43.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsdent des Staats⸗-Mini⸗ steriums von Puttkamer, sowie die Staats⸗-Minister Bitter und Lucius nebst mehreren Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß Se. Majestät der Kaiser und König die von dem Präsidium dargebrachte Gratulation des Hauses huldvollst entgegen genommen und das Präsidium . habe, dem Hause Allerhöchstseinen Dank auszu⸗ prechen.

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war: Fortsetzung der dritten Be— rathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1882ñ83 (Ministerium des Innern, landwirthschaftliche Verwaltung, Gestütverwaltung, Ministerium der geistlichen,

Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Kriegs⸗Ministerium, ö mit dem Gesetzentwurfe, betreffend die Feststellung ese ats.

Der Abg. Bachem kam noch einmal auf die 6 er

Angelegenheit zurück und warf die Frage auf, ob Tas Einschreiten der Behörden überhaupt . haltbar sei. Die Aeußerung eines Regierungsbeamten daß in diesem Falle Gewalt vor Recht gehe, spreche nicht sonderlsch hierfür. Schließlich bat Redner, daß eine Untersuchung darüber veranstaltet werde, ob es zulässig sei, die durch den Vorfall erwachsenen Kosten der Gemeinde aufzubürden.

Der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, von Putt⸗ kamer, erklärte, daß, wenn hier eine Rechtsfrage überhaupt aufgeworfen werden sollte, dieselbe wohl besser so formulirt würde, ob es der Gemeinde erlaubt sei, Anordnungen der Be— hörden nicht nur passiven, sondern auch aktiven Widerstand entgegenzusetzen. Bezüglich der Kostenfrage bemerke er, daß die 66 die Liquidation prüfen und vielleicht in der Lage sein werde, einen Theil der Kosten der Gemeinde abzunehmen. Das ihm vorliegende Aktenmaterial enthalte 6661 nichts von der Aeußerung eines Regierungsbeamten, we sie der Abg. Bachem citirt habe. Er könne aber konsta⸗ tiren, daß, wenn dieselbe begründet wäre, er nicht unterlassen haben würde, dieselbe auf das Entschiedenste zu reprobieren.

Von den Abgg. Hahn und Francke wurden sodann Aeußerungen, die von den Abgg. Wierzbinski und Lasson in der gestrigen Sitzung über Unterdrückung der polnischen, resp. dänischen Sprache gemacht worden waren, richtig gestellt.

Der Antrag der bg Dr. Thilenius und von Wedell⸗ Malchow, betreffend die Reorganisation des meteorologischen Instituts, welcher lautet:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

die Königliche Staatsregierung zu erfuchen, dieselbe wolle die Re— organisgtion dez Königlichen meteorologischen Inftitutes fowohl im Interesse der D fen haft als auch in demjenigen der Nutzbar⸗ machung der Beobachtungen für das bürgerliche Leben in Angriff

n und die erforderlichen Mittel im Gtat 1883. 84 bereit ellen.

wurde nach einer kurzen Motivirung desselben Seitens des Abg. Dr. Thilenius der Budgetkommiffion überwiesen.

Beim Etat der Polizeiverwaltung in Berlin kam der Abg. Stöcker auf die Behauptungen zurück, die der Abg. Richter bei der zweiten Lesung dieses Etats über den Redacteur Dietze gehen hatte. In dem Erkenntniß des Gerichts befinde sich der

usdruck jsempörende Gemeinheit“ nicht. Der Abg. Richter räumte dies ein, versicherte aber, daß er persoönlich Erkundigungen eingezogen, die ergeben hätten, daß der Richter sich jenes Ausdrucks in der mündlichen Verhandlung bedient . Die weiteren Titel des Etats des Ministeriums es D 6 e. rg. ei Schluß des Blattes folgte die Berathung des Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung. .

Nach einer telegraphischen Anzeige ist am 23. d. M. der Kaiserliche gonsul Brüning in Beirut gestorben. Näheres über den Tod ist * nicht bekannt. Das Auswärtige Amt, dem der Verstorbene seit dem Jahre 1871 angehörte, verliert in ihm einen tüchtigen und pflichttreuen Beamten, dessen An⸗ denken in Ehren gehalten werden wird.

Die Vestimmung des 8. 9 der Strafprozeßordnun P nach welchem bei einer im Auslande begangenen rng baren Handlung dasjenige Gericht zur Aburtheilung der

Strafthat zuständig ist, in dessen Bezirk die Ergreifung des Thãters erfo 6 nach einem Beschluß des . gerichts, J. Senats, vom 2. Januar d. J, auch dann An⸗ wendung, wenn die Ergreifung nicht wegen der im Auslande

begangenen Strasthat, sondern aus einem anderen Grunde erfolgt war.

ö sa 83 864 der . 1 o sch ist behu ornahme jahrs⸗Inspizirungen na Wilhelmshaven und 3. abgerens .

Oldenburg. Oldenburg, 24. März. (Kl. Ztg.)

Durch staatsministeriellen Erlaß vom 27. Februar sind die Standarten des Großherzoglichen Hauses wie folgt festgestellt worden: Die Großherzogliche Standarte enthält in blauem Grunde ein einfaches rothes Kreuz belegt mit dem Großherzoglichen, von der Kette des Haus- und Vẽerdienst⸗ Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig umgebenen Wappen und in den vier Eckfeldern des Fahnen tuchs je drei Königliche Kronen. Die Erbgroßherzogliche Standarte enthält die drei Kronen nur in dem oberen ersten Eckfelde, die Stan⸗ darte der Herzöge hat keine Kronen in den Eckfeldern. Im Uebrigen stimmen diese Standarten mit der Großherzoglichen überein. Die Standarten haben die Form eines Quadrats.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 27. März. (W. T. B.) Im Laufe des Vormittags empfing die Großfürstin Wla—⸗ dimir die Besuche der Kaiferin und der Erzherzoginnen. Der Großfürst Wladimir empfing um 11 Ühr den Mi— nister des Aeußeren, Grafen Kalnoky, welcher fast eine Stunde bei demselben verweilte und besichtigte Nachmittags einige Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Zu Ehren der hier anwesenden Fürstlichen Gäste fand heute in der Hofburg ein Galadiner statt, an welchem der Kaiser, die Kaiserin, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Großfürst Wladimir, die Minister Kalnoky, Taaffe, Szlavy, Orczy, Bylandt⸗Reydt, die Mitglieder der russischen Botschaft, der deutsche Botschafts⸗ rath Graf Verchem und das Gefolge der Fürstlichen Gäste theil⸗ nahmen. Abends war bei der Erzherzogin Elisabeth eine Soirée, zu welcher die Fürstlichen Gäste und die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses geladen waren. Der Erzherzog Karl Ludwig nahm Abends mit seiner Gemahlin den Thee bei der Großfürstin Wladimir ein, welche wegen ihres leidenden Zu⸗ standes an dem Galadiner nicht theilnehmen konnte.

Das Ab geordnetenhaus nahm den Handelsvertrag, die Konsularkonvention, die Verträge über gegenseitige Rechts⸗ hülfe bei Behandlung von Perlassenschaften, sowie ein Ueber— einkommen in Betreff der Viehseuchen an, welche sämmtlich mit Serbien abgeschlossen worden sind. Ferner wurde der Gesetzentwurf über Einführung von Postsparkassen angenom⸗ men. Weiter überreichte der Handel s⸗Minister einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Herstellung einer Abzweigung der Istrianer Staatsbahn von Herpelje nach Triest; ferner einen Gesetzentwurf, betreffend die Herstellung von Abzweigungen der Galizischen Transversalbahn von Sucha über Skawlna nach Podgorze und nach Oswiecim und von Sayhusch zur Verbindung mit der Kaschau⸗Oderberger Bahn auf Staats— kosten im Maximal⸗Kostenhetrage von 14 Millionen Gulden. Der Entwurf bestimmt im Art. 2, daß, falls mit Ungarn eine Vereinbarung zu Stande komme, durch welche die Verbindung von Saybusch mij Kaschau⸗Oderbsrger Bahn theilweise auf ungarischem Gebi sichergestellt wer e, diese Abzweigung nur bis zu dem einverständlich zu ermittelnden Anschlußpunkte an der galizischungarischen Landesgrenze herzustellen sei und in diesem Falle der Gesammtbetrag 111 Millionen als Maximalbetrag zu gelten habe. Bei dem Abschlusse solcher Vereinbarungen dürsen jedoch keinesfalls Verpflichtungen ein⸗ gegangen werden, durch welche die volle Selbständigkeit der Galizischen Transversalbahn in Beziehung auf die Tarif⸗ und Verkehrspolitit eingeschränkt würde. Der Bau hat im Jahre 1883 zu beginnen und ist in A Jahren zu vollenden. Das Haus stimmte der provisorischen Handelskonvention

mit Frankreich zu. Das Herrenhaus nahm die Petro— leumsteuererhöhung an.

Die vom Handels⸗-Ministerium einberufene Kommis— sion zur Bergthung der Eisenbahntariffrage wurde heute von dem Sektionschef Pußwald im Namen des Handels— Ministers eröffnet. Die Handelskammern, Gewerbevereine,

sonstige Korporationen und die Eisenbahnen sind zahlreich vertreten.

Das „Fremdenblatt“ erblickt in dem überaus freundlichen Empfange des Großfürsten und der Großfürstin Wla—⸗ dimir Seitens des Kaisers und der Kaiserlichen Familie einen neuen Beweis sür die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Wien und St. Petersburg, sowie eine weitere Ge— währ für die freundliche Gestaltung der internationalen Lage Gegenüber den Meldungen, der Großfürst Wladimir sei der Träger wichtiger politischer Anträge und sei insbesondere beauftragt, über eine Zusammenkunft der Kaiser von Dester— reich und von Rußland zu verhandeln, versichert das „Fremden⸗ blatt“ auf das Bestimmteste, daß der Großfürst mit keiner Spezialmission betraut sei.

25. März. (W. T. B.) Die Delegationen sind durch Kaiserliches Handschreiben für den 15. . M. zu einer außerordentlichen Session nach Wien einberufen.

Nach einer Meldung aus Zara soll sich bei Orahowci und bei dem montenegrinischen Orte Zalazzi eine In sur⸗ gentenbande angesammelt haben. Per Prozeß genen den englischen Zeitungscorresondenten Evans und gegen Gopcevie und den Kaufmann Alexis wird im nächsten Monat vor dem Schwurgericht zu Ragusa zur Verhand⸗ lung kommen, da die Verhastung der Angeklagten noch vor Einführung des Ausnahmegesetzes erfolgte. Aus Ce ttinje wird gemeldet, in dem am 24. cr. abgehaltenen Ministerrathe sei beschlossen worden, die Flüchtlinge aus der Crivoscie in Podgorizza und Spuz, diejenigen aus der Herzegowina in Nijegusch, Grahowo, Niksie und Bfelopovlie zu interniren; bis⸗ lang sei die montenegrinische Grenze von 25090 bewaffneten Insurgenten überschritien worden.

In dem Befinden des Sohnes des deutschen Bot⸗

schafters Prinzen Reuß ist eine anhaltende Besserung ein⸗ getreten.

Großbritannien und Irland. London, 27. März. (W. T. n In der heutigen Unterhaussitzung erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Dilte auf eine Ansrage O'Shea's: die spanische Regierung habe den Wunsch ausgesprochen, die Frage bezüglich der englisch⸗spanischen Sandelsbezie⸗

hungen in Madrid zu berathen. Dem Deputi

entgegnete der General⸗Postmeister Jan? fee nme, habe, die Einführung der Packet pe st genehmigt Sobnk. dieselbe im Innern eingeführt sei, solle sie sofort mit der internationalen, Packetyost verbunden. werden. Alsdann würden z. B. Packete bis zu einem Gewicht von 3 kg aus ganz England nach allen Theilen Frankreichs 1 8. 9 4. kosten Der bezügliche Plan sei jetzt den Eisenbahnen unterbreitet die Ausführung solle mit möglichst geringem Zeitverluste erfolgen Hierauf wurde die Debatte über die Reform ver Ge⸗ schäfts ordnung fortgesetzt. ö

Frankreich. Paris, 27. März. (W. T. der De putirte nkammer interpellirte heute 6 nn Freppel die Regierung wegen der Aus weisung der Benediktiner aus der Abtei Solesmes und warf der⸗ selben Willkür vor. Der Minister des Innern erwiderte: die Regierung habe nur das betreffende Gesetz ausführen lassen; die Rückkehr der Benediktiner nach Solesmes sei eine Herausforderung gewesen, welche nicht hätte geduldet werden können. Die Kammer nahm schließlich mit 418 gegen 3 Stimmen eine Tagesordnung an, durch welche die von der

Regierung behufs Anwendung der Märzdekreie ĩ Maßregeln gebilligt werden. ( ergriffenen

Italien. Rom, 27. März. (W. T. B. n heute abgehaltenen Kon sistorium ernannte re en , der üblichen Allocution über die Verdienste der zu ernennen? den Persönlichkeiten folgende Kardinäle: den päpstlichen Majordomus Ricci, den Sekretär des h. Kardinalskollegiums Lasagni, den Patriarchen von Venedig, Agostini, die Erz⸗ bischöfe von Algier, Sevilla und Dublin, und den Assessor ö. , ö. . Jacobini. Fer⸗ ner präconisirte der Papst den neuen Erzbischof von ü und 15 Bischöfe. . ö

28. März. (W. T. B.) In dem am Donner stattfindenden Konsfistorium wird der Papst . französische und deutsche Bischöfe präconisiren. Garibaldi ist gestern Nachmittag über Mefsina nach Pa⸗ lermo abgereist, wo er heute eintreffen wird. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.

Rumänien. Bu karest, 27. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer begann die Berathung des von dem früheren Minister Rosetti eingebrachten Gesetzentwurfs, welcher die Ver besserung der Lage der unter dem bezüglichen gegenwärtigen Gesetze vollständig von den Großgrundbesitzern abhängigen Bauern bezweckt. Nachdem zahlreiche Deputirte, darunter die dem Entwurfe günstigen Mitglieder der Oppositionspartei, Jonesco Karp und Cogalniceano, ge⸗

sprochen hatten, wurde der erste Artikel mit 65 gegen 19 Stimmen angenommen.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 28. März. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „St. Petersburger Herold“ aus Kiew ist daselbst verfügt worden, daß die jüdi⸗ schen Einwohner ihre im Podol, dem Geschäftsbezirke, be⸗ legenen Wohnsitze aufzugeben und sich jenseits des Kanals in die Vorstadt zurückzuziehen haben. Ferner dürfen jüdische Dienstboten, wenn sie nicht berechtigt sind, in Kiew zu wohnen, nicht länger bei ihrer Herrschaft und in der Stadt bleiben. Die jüdische Bevölkerung muß sich verpflichten, ihre christlichen Dienstboten zu entlassen.

Amerika. Washington, 8. März. Allg. 3tg.) Immer trauriger lauten die Nachrichten aus den üder—⸗ schwemmten Gegenden des Mississippi-Thals. Der einzige Trost läßt sich aus der Mittheilung schöpfen, daß es zu regnen aufgehört hat und an einzelnen Punkten das Wasser ein wenig gefallen ist.

In einzelnen Gegenden ist der telegraphische Verkehr unterbrochen, und in Folge dessen fehlen Berichte aus einem nicht unbeträchtlichen Theil der heimgesuchten Landesgegend. So viel aber läßt sich mit annähernder Bestimmtheit konstatiren, daß nicht viel weniger als sechszigtausend Menschen von Haug und Hof vertrieben wurden und viele derselben fast ihr ganzes Hab und Gut eingebüßt haben. Der größere Theil der besten , , in Louisiana, Missisippi, Arkansas und Tennessee steht unter Wasser, und unter den günstigsten Umständen kann nicht, mehr als zwei Drittel des Baum— wollareals im Missisippi · Thal dieses Jahr bepflanzt werden, da die Baumwollpflanzer ihr Vieh und ihre Äckerbaugeräthschaften eingebüßt haben und mittellos dastehen. Die mit der Vertheilung der von der Regierung gelieferten Lebensmittel betrauten Kommissäre be— stätigen in ihren Depeschen an den Kriegssekretär die Berichte über den großen Nothstand. So telegraphirte heute L. H. Mangum, der Kommissär von Arkansas, von Memphis aus:. „Ich habe an unge— fähr 15 0090 Nothleidende in den

New⸗York, 24. März. (Allg. Corr) Das Reprä⸗ sentantenhaus hat mit 167 gegen 65 Stimmen das Gesetz angenommen, welches die Einwanderung der

Ch inesen verbietet. Alle mildernden Amendements wurden verworfen.

Afrika. Egypten. Aus Paris, 28. März, meldet We T. B.“: Nach einer Meldung aus Kairo hat der Minister⸗ Bräsident eine Eingabe an den Khedive gerschtet, in welcher darauf hingewiesen wird, daß in dem Berichte der Finanzcontroleure bezüglich der künstigen Handhabung der Finanzkontrole und bezüglich der Integrität der Garantien der egyptischen Gläubiger eine gewisse Be⸗ unruhigung zu Tage getreten sei. Der Minister⸗Präsibent er— klärt dem gegenüber den festen Entschuß des Ministeriums, die für die Sicherstellung der Verwaltung der konsolidirten Schuld bestimmten Institutionen loyal aufrechtzuerhalten, insbesondere

stehende Adresse zugegangen.

Rurfürstenthum

die Finanzkontrole und die Befugnisse der Controleure, wie hies in dem vam Khedivg am 13. November 1879 erlasse nen n unter Zustimmung Frankreichs und Englands veröffent⸗ Khten Dekrete bestimmt worden sei. Die Thatsache der Kon⸗ trole und der Einrichtung einer finanziellen Ueberwachung hänge mit den politischen Einrichtungen Egyptens absolut nicht zusammen; die in der politischen Organisation Egyptens eingetreienen Aenderungen könnten die Finanzkontrole weder n dem Umfange ihrer Befugnisse, noch in den den egyptischen Gläubigern gewährten Garantien irgendwie berühren.

,

Seitungsstimmen.

Vom konservativen Kreisverein Witzenhausen ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, dem Reichskanzler nach⸗

in Witzenhausen zusammengetretene konservative

Der heute

Kreisverein sagt Ew. Durchlaucht seinen enrfurchtsvollsten Dank für

die bereits eingeführten und ferner beabsichtigten Wirthschafts⸗, Steuer⸗ und Sozialreformen. . . Wohl in keinem anderen Regierungsbezirke findet die Wirthschafts⸗ politik Ew. Durchlaucht ungetheiltere Zustimmung als im ehemaligen Hessen. Bei dem praktischen Sinne der Bevölkerung finden die maßlosen Entstellungen der Fortschrittspartei nur wenig Glauben. Gerade die durch die Bodenverhältnisse weniger begünstigten Gegenden wissen den Schutz der nationalen Arbeit in Landwirthschaft und Industrie und die Beseitigung der doppelten Besteuerung am eisten zu cha zen. meistn . uns, diese Zustimmung auch schon durch die That haben bezeugen zu können, denn seit, dem Sommer 1878 sind von den acht Reichstagswahlkreisen drei (bei dem vierten fehlten nur wenige Stimmen) und von den vierzehn Landtagswahlkreisen unseres Bezirks neun im Besitz der Konservativen, während dieselben früher nur einen Reichstags und drei Landtagswahlkreise inne hatten. Wie in unserem Regterungsbezirke, so werden überall die großartigen Reformpläne Ew. Durchlaucht siegreich durchdringen! .

Möge Gott Ew. Durchlaucht noch lange Jahre zum Heil und Segen unseres Vaterlandes erhalten!

Witzenhausen, März 1882. . .

Im Auftrage des konservativen Kreisvereins Witzenhausen.

Der Vorstand. (gez. G. Löbbecke, Gutsbesitzer zu Marzhausen. (gez.) Frhr. von Buttlar⸗Ziegenberg.

Eine vom 23. d. M.. datirte Correspondenz der Leiziger Zeitung“ aus Thüringen beschäftigt sich wiederum mit dem Tabackmonopol und stellt, nachdem sie die Ablehnung des das Monopol betreffenden Gesetzentwurfs Seitens des Volkswirthschaftsraths einer Besprechung unterzogen, folgende Betrachtungen an:

Wie man sich auch in den einzelnen Parteigruppirungen Thü—⸗ ringens und Deutschlands zu dem Monopol stellen möge, ob ab— lehnend oder bejahend, so sollte man doch, auch bei den Gegnern, einige Hauptgesichtspunkte nicht unberücksichtigt lassen. Durch die neue Zoll⸗ und Steuerreform, besonders aber durch das Monopol, ist es allein möglich, die Matrikularbeiträge der einzelnen Staaten, welche die Finanzen derselben nicht wenig belasten, wesentlich und dauernd zu mindern, auch die direkten Abgaben auf den untersten Steuer⸗ stufen ganz fortfallen zu lassen. Der Einfluß, welchen eine solche Steuerbefreiung auf die ärmere Bevölkerung speziell der Waldorte Thüringens haben würde, ist nicht hoch genug anzuschlagen und würde auf Wohlsein und Stimmung dieses Theils des thüringischen Volkes höchst segensreich einwirken. Dem Tabackproduzenten selbst aber würde es, unter der selbstverständlichen Voraussetzung, daß die Bebauungs—⸗ gebiete nicht eingeschränkt werden, nur zum Vortheil gereichen, wenn er von den schwankenden Tabackpreisen der Spekulation nicht mehr abhängig erscheint, sondern am Staate einen. sichern und zahlungsfähigen Abnehmer seiner Produkte ge— winnt, während der Konsument die gleichmäßige Güte der gebotenen Waare bald schätzen lernen wird. Dazu kommt, daß Deutschland keine andere Einnahmeguelle hat, welche auch nur an⸗ nähernd die Einnahme aus dem Tabackmonopol ersetzen könnte; selbst die vom Volkswirthschaftsrath empfohleue höhere Besteuerung des Tabacks wird den angestrebten volkswirthschaftlichen Zweck nicht zu erfüllen vermögen und das Bebauungsgebiet gewiß wesentlich ein⸗ schränken. Diese ganz objektive Betrachtung sollte keine Partei aus den Augen lassen, der es um ein objektives Urtheil zu thun ist.

Dem J„Düsseldorfer Anzeiger“ wird vom Nieder⸗ rhein, 23. März, geschrieben:

Nehmen wir an, die vom Volkswirthschaftsrath und demnächst auch vom Reichstag vorgeschlagene enorme Erhöhung der Tabaksteuer werde Gesetz: was dann? Zuerst werden die mittleren und kleineren Tabackinteressenten ohne Entschädigung durch die großen an die freie Luft gedrängt. Und dann werden die wenigen Tabackmonopolisten den Tabackkonsumenten bluten lassen. Während der Staat sowohl ein Interesse daran hat, daß die Produzenten nicht geschädigt werden und auch im Hinblick auf die Konsumenten bei der Preisbestimmung die Kirche im Dorfe bleibt, werden die Privatmonopolisten gar keine Rücksicht obwalten lassen.

Aus Düsseldorf, 24. März, schreibt BVlatte:

Wir haben für alle wohlmeinenden Betheuerungen, mit denen unsere Parteien, der rührige Fortschritt mit dem starken Centrum voran, sich der Steuerreform widersetzen, gar kein Verständniß, son—⸗ dern sehen nur den Effekt, daß Deusschland nicht vom Fleck kommt und daß schließlich jede Opposition gegen die Finanzreform gegen den Bestand der vaterländischen Wehrkraft gerichtet bleibt bewußt oder unbewußt. Man täusche sich darüber nicht.

man demselben

klassen erlassen will, errichtet sich schon durch diese bloße Absicht ein unvergängliches Denkmal der Liebe und Verehrung in den Herzen, wenn auch nicht der Mitwelt, so aber sicherlich in dem der Nach⸗ elt. In der That, auch wenn der Kanzler zur Milderung wirthschaftlicher Nothstände nie etwas anderes gethan hätte und nie etwag anderes thun wollte, als dies, es reichte vor Gott und den Menschen für den Ehrennamen „Anwalt des kleinen Mannes voll ommen aus.

Das h„Deutsche Tageblatt“ beschästigt sich mit einem Berichte des amerikanischen Farmers Hrn. Dummy zu Baltimore, welchen derselbe „als Antwort auf einen von den britischen Kommissaren im englischen Agrikultur-Departement, Read und Peel, publizirten Bericht“ veröffentlicht hat. Der Verfasser dieses Berichtes wirst in demfelben die Frage auf: Wie hoch stellen sich die faktischen Gesammtkosten von 1 Quarter

27 nach Europa? und antwortet darauf durch solgende abelle:

Nach Read Correkt Kosten der Produktion. Fracht nach Chicago. . New⸗Jork . , Verschiedene Spesen in Amerika . Verschiedene Spesen in England ö ö. T dr. R s se , 4.

Hieraus ist ersichtlich, so heißt es in dem Berichte weiter, daß die Totalkosten von 1 Quarter Weizen rund 25 Scheffel zu 50 Liter) sich richtig auf 35 Shilling 7 Pence (der Gewinn der Produzenten ist in dieser Ziffer nicht enthalten) stellen, also um 12 Shilling 23 Pence niedriger, als dieselben nach der Berechnung der britischen Kommissare betragen. Daraus aber folgt, daß Amerika auf dem europäischen Getreidemarkt auch dann noch konkurriren könnte, wenn sich der Preis des Weizens in Liverpool selbst nur auf 40 Shilling = 2 Lstr., also 4.86 „ι) für den Quarter stellte.

Das „Deutsche Tagebl.“ bemerkt hierzu:

Diesen Zahlen gegenüber und in Berücksichtigung des Umstandes, daß die amerikanische Konkurrenz auf dem Getreidemarkte in Deutsch⸗ land noch durch Rußland bekämpft wird, wird Niemand mit Erfolg behaupten können, daß der fortschrittlicherseits so sehr bekämpfte Korn⸗ zoll irgend welchen für den deutschen Konsumenten nachtheiligen Ein⸗ fluß auf die Getreidepreise übt, oder gar dazu angethan wäre, die Produzenten, d. h. die Grundbesitzer auf Kosten der Konsumenten zu bereichern. Der, deutsche Landwirth, durch übermäßige Abgaben, welche ihm zumeist durch das ihm leider feindlich, gegenüberstehende Kapital auferlegt sind, in seinen Verhältnissen erheblich zurückgekommen, vermag bei dem Mangel der erforderlichen Mittel den heimischen Boden nicht mit solcher In— tensität zu bewirthschaften, die nöthig sein würde, so viel hervorzubrin⸗ gen, als Deutschland an Brotfrüchten bedarf, oder auch nur den deutschen Landwirth befähigten, mit dem amexikanischen erfolgreich zu konkurriren. Hieraus geht hervor, daß, wird nicht in irgend einer Weise Wandel geschaffen, die deutsche Landwirthschaft einer Krisis entgegengeht, deren Folgen nicht zu übersehen sind. J

Die „Kaufmännischen Blätter“, Fachschrift für Kaufleute, insbesondere für die Interessen der Handlungs— gehülfen (Leipzig, besprechen in einem Artikel „Ein Wort noch zur rechten Zeit“ die vom Reich beabsichtigte gesetzliche Regelung der zwangsweisen Krankenversicherung für Hand⸗ lungsgehülfen und Lehrlinge, für Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken ꝛc., und äußern sich über den betreffenden Gesetz⸗ entwurf, wie folgt: K

Wir begrüßen denselben sympatisch. Bisher sind die Kranken kassenverhältnisse in unserem Stande so durchaus zerfahren gewesen, die Mitglieder haben sich allen genossenschaftlichen Unternehmungen mit einem solch beispiellosen Indifferentismus etngegengestellt, daß schließlich nichts anderes übrig bleibt, als die Verhältnisse, die frei⸗ ö der Interessenten nicht gebessert werden, durch Zwang zu ändern.

Amtsblatt des Reichs⸗Posta mts. Nr. 19. Inhalt: Verfügungen: Vom 21. März 1882. Unzulässigkeit der Versendung von Bücherzetteln im Verkehr mit anderen Ländern. Vom 18. März 1882. Abfassung der Berichtigungs⸗Telegramme im Ver⸗ kehr mit dem Auslande. Vom 21. März 1882. Seepostverbin⸗ dung mit Norwegen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 12. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches; Der Tempel der Athena Alea in Tegea (Schluß). Die Themsebrücken in Lonzon. Neue Schleuse und Hafeneinfahrt in Harburg (Schluß). Mas⸗ sive Deckenkenstruktion, System Murat. Barock, Rokoko, Zopf. Vermischtes: Dankeskirche in Berlin. Ehrenforum in Hannover. Holzarchitekturaufnahmen. Die evangelische Kirche in Groß-Lunau. Eline Konkurrenz für einen Aussichtsthurm auf dem Astenberge in Westfalen. Theaterbrände. Zur Stephanie -Brücken⸗Konkurrenz in Wien Die Frage der Dauer der Eisenkonstruktionen. Technische Hochschule in Darmstadt. Die diesjährige Generalversammlung deutscher Architekten- und Ingenieurvereine.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 11. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 26,2, in Breslau 37,æ, in Königsberg 2931, in Cöln 26,2, in Frankfurt a. M. 28,5, in Hannover 20,0, in Cassel 20,5, in Magdeburg 164, in Stettin 146, in Altona 24,3, in Straßburg 30,, in Metz 17,9, in München 41,9, in Nürnberg 34,9, in Augsburg 42,9, in Dres den 25,9, in Leipzig 27,3, in Stuttgart 28,3, in Braunschweig 23,6, in Karlsruhe 223), in Hamburg 27,2, in Wien 39,0, in Budapest 1404, in Prag 43,3, in Triest 37,8 in Krakau 41,3, in Basel 24,4, in Brüssel 26,8, in Amsterdam 274, in Paris 28,4, in Kopen⸗ hagen 27,6, in Stockholm 21,9, in Christiania 264, in St. Peters ˖ burg 39,3, in Warschau 38,5, in Odessa 3437, in Rom —, in Turin 31,0, in Bukarest 25,7, in Madrid 58,3, in London 2,7, in Glas⸗ gow 24,9, in Liverpool 26, in Dublin 31,2, in Edinburg 18,4, in Alerandrig (Eqypten) 28,7. . Ferner aus früheren Wochen: in New⸗JYork 36,2, in Philadelphia A, 3, in Chicago 22,5, in St. Louis 22.2, in Cincinnast 239, in San Franzisko 28,9, in Kalkutta 31,9, in Bombay 34,4, in Madras 44,1.

Während der Berichtswoche herrschten an den ost⸗, mittel⸗ und norddeutschen Beobachtungsstationen meist schwache, an den Ost⸗ stationen auffrischende bis stürmische, zwischen Nord. und Südwest sich bewegende Wiadrichtungen, die gegen Ende der Woche in Mittel⸗ deutschland bis nach Südost, in Berlin und Bremen bis nach Nordost umliefen. An den süddeutschen Stationen waren während der Woche östliche und nordöstliche, in Cöln südöstliche Luftströmungen vorwiegend, die nur um die Mitte der Woche in Süddeutschland vorübergehend nach West und Südwest gingen. Die Temperatur der Luft lag an allen Stationen um mehrere Grade über der normalen, bedeutend waren die Tagesschwankungeg der Luftwärme besonders an den süde und westdeutschen Stationen in Karlsruhe bis zu 2 Grad C.). Meßbare Niederschläge fielen nur spärlich. Der beim Wochen- beginn hohe Druck der Luft nahm unter geringen Schwanungen in der ersten Wochenhälfte noch zu, zeigte jedoch gegen Schluß der Woche ein langsameg Abnehmen. ̃ n,

Obgleich die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten Großstädte Europas noch keine günstige zu nennen waren, zeigte sich doch in vielen, besonders in den westlich gelegenen Städten eine Abnahme der Sterblichkeit. Die allgemeine Sterblichkeit sverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 27,7 (von 280 der Vorwoche) pro Mille und Jahr berechnet. Namentlich wurde die Theilnahme des Saäͤuglingsalters an der Sterblichkeit eine geringere. Von 190090 Lebenden starben pro Jahr 89 Kinder unter 1 Jahr gegen 93 der vorangegangenen Woche (in Berlin 90 gegen 85). ;

Unter den Todesursachen wurden von den Infektionskrankheiten Masern und Neuchhusten seltener, die übrigen, in aunerdeutschen Städten namentlich Pocken und Flecktyͤphen häufiger. Die Masern⸗ epidemien in Breslau, München. Stuttgart, Barmen, Bochum, Triest, London jeigen noch keinen Nachlaß der Tedesfälle, wobl aber werden letztere in Berlin, Christiania, Kopenhagen, Wien, Pest, 8 seltener. Todesfälle an Scharlachsieber haben in München,

resden, London, St. Petersburg ab, in Erfurt, Berlin, Hamburg, Barmen, Frankfurt a. M., Wien zugenommen. Die Zabl der Opfer an Diphtherie wurde in Elbing, Breslau, München, Stuttgart, Augsburg. Dresden, Chemnitz, Magdeburg. Hamburg. Barmen, Düsseldorf, Karlsrube, Wien, Triest, Turin, St. Petergburg eine ge⸗

steigerte, in Berlin, Königsberg, Danzig, Stettin, Nürnberg, Hanno ver, Braunschweig, Paris, London eine etwas verminderte. Todes⸗ fälle an Unterleibstyphus waren in Königsberg und st. an Tlecktpuohus in Wien, Krakau, Amsterdam, rschau, St. Petersburg häufiger. Einzelne Sterbefälle daran kamen aus Pest, Odessa, Valencia, Malaga, Murcia, Saragossa und aus deutschen Städten 2, (aus Posen und Danzig je 1) zur Meldung. Einzelne Erkrankungen und 1 Todesfall an Rückfallsfieber kamen aus 1 bejw., aus Tilsit zur Anzeige. Der Keuchhusten bedingte in Rostock, Berlin, Hamburg und London zahlreiche Sterbefälle. Darm katarrhe der Kinder führten in Berlin häufiger, in Breslau, München, seltener zum Tode. Sterbefälle an Pocken wurden aus deutschen Städten 9 (8 davon allein aus Essen, 1 aus Dortmund) gemeldet. Zahlreich waren Todesfälle an Blattern in Wien (25), in Prag, Krakau, Pest, Paris, in Warschau (47). Abgenommen haben Pockensterbefälle in London und St. Petersburg. Einzelne Sterbefälle kamen aus Chri⸗ stiania, Brüssel, Manchester und Murcia zur Meldung. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem im Verlage der Königlichen Hof⸗Buch- und Kunst⸗ handlung von Sigmund Soldan in Nürnberg erscheinenden großen Werke „Albrecht Dürers sämmtliche Kupferstiche, mit Tert von Dr. Wilhelm Lübke. Nach den besten Originalen des Königlichen Kupferslichkabinets in München, durch unveränder⸗ lichen Lichtdruck in Originalgröße reproduzirt von J. B. Ober⸗ netter, liegen uns weitere folgende Blätter vor: Adam und Eva. Passion: Christus am Oelberg. Passion: Die Gefangen⸗ nehmung, Passion: Die Dornenkrönung. Passion: Die Schau⸗ stellung Christi. Christus am Oelberg. Eisenstich. Maria mit dem langen Hagr und dem Stirnband. Maria mit dem Affen. Der Apostel Philippus. Der heilige Georg zu Fuß. Der heilige Sebastian an den Baum gebunden. Die Buße des heiligen Chrysostomus. Die Entführung der Amymone. Das kleine Glück. Der Marktbauer und die Bäuerin. Der Sackpfeifer. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Wilibald Pirkheimer. Wir ergreifen diese Ge⸗ legenheit, erneut auf dieses verdienstliche Unternehmen der thätigen Verlagshandlung aufmerksam zu machen. Durch diese sehr gelungene Reproduktion der trefflichen Kupferstichwerke des al deutschen Meisters werden dieselben, bisher wegen ihres hohen Preises und ihrer Seltenheit nur in einigen reich ausgestatteten Museen zu finden, weiteren Kreisen zugänglich. Die Kupferstiche Albrecht Dürers sind nicht nur wegen ihres hervorragenden historischen Werthes für Kenner der Kunstgeschichte von besonderem Werthe, auch ihr hoher unvergänglicher Kunstwerth, der die Jahrhunderte überdauert hat, macht sie für den verständnißvollen Freund deut⸗ scher Kunst zu einer überaus werthvollen und genußreichen Gabe. Die vorzügliche technische Ausführung wird auch den weit⸗ gehendsten Kunstforderungen gerecht, und der begleitende Text aus der kundigen Feder Lübke's giebt dankeswerthe historische und künstlerische Erläuterungen der einzelnen Blätter sowie der gesammten Thätigkeit Dürers als Kupferstecher. Alle Kunstfreunde ernster Richtung, welche die Größe und Bedeutung Dürers zu würdigen verstehen, werden es daher der Verlagshandlung Dank wissen, daß sie die großen Kosten und viele M he, welche das Unternehmen verursacht, im Dienste der Kunst nicht gescheut hat; zu wünschen bleibt nur., daß sie in ihrem lobenswerthen Bestreben recht rege und wirksame Unterstützung finde. In diesem Sinne sei das Werk hier wiederholt auf das Wärmste empfohlen, auch im Hinblicke auf das herannahende Auferstehungsfest. Die große Anzahl der Blätter, welche religiöse Stoffe behandeln, birgt eine Fülle christlich weihevollen Gehaltes, und eignet sich das Vir ö. recht eigentlich zu einer ebenso würdigen wie werthvollen

ergabe.

Im Verlage von Emil Prager hierselbst ist soeben erschienen: „Wilhelm Wieprecht, Direktor der sammtlichen Musikchöre des Garde⸗Corps, sein Leben und Wirken, nebst einem Auszuge seiner Schriften“, von A. Kalkbrenner, Musikmeister im 42. Infanterie⸗ Regiment. Die kleine Schrift giebt den interessanten Lebensabriß des seiner Zeit bei den Berlinern außerordentlich beliebten und populären Mannes von seinen ersten Lehrlingsjahren an (er war 1802 in Aschers⸗ leben als Sohn des dortigen städtischen Musikmeisters geboren) bis zu seinem nach ehrenvollster Laufbahn im Jahre 1872 erfolgten Tode. Die großen Verdienste Wieprechts um die Reorganisation der preußi⸗ schen Militärmusik sind allgemein anerkannt: hauptsächlich seinen grundlegenden Bemühungen ist es zu verdanken, daß dieselbe auf den im Auslande, in Paris und Philadelphia, stattgehabten Wett⸗ kämpfen den internationalen Siegespreis davongetragen hat. Um so dankenswerther ist die hier gebotene knapp gefaßte Geschichte der allmählichen Entwickelung unserer Militärmusik, welche nament⸗ lich durch die mitgetheilten Briefe an den Geheimen Hofrath, Louis Schneider (den Sohn seines Amtsvorgängers, des Musikdirektors Abraham Schneider) lebendig illustrirt wird, insofern diese einen lebendigen Einblick gewähren in seine Ideen und seine uner⸗ müdlichen Bestrebungen in der Richtung auf Vervollkommnung. Dasselbe gilt von den im Anhange abgedruckten Vorreden zu seinen Bearbeitungen einiger größeren Orchesterwerke für Militärmusik. Ein ganz eigenthümliches Interesse aber be— anspruchen die Mittheilungen über sein Zusammentreffen mit dem Pariser Instrumentenmacher Sar in Coblenz, welcher ihm bei dieser Gelegenheit Rede stehen mußte wegen der von Sar in Anspruch ge⸗ nommenen, in Wirklichkeit deutschen Erfindung der Ventil⸗Instrumente (von Stöljel und Blümel). Das hübsch ausgestattete Werkchen ist mit dem sprechend ähnlichen Porträt Wieprechts in Lichtdruck geziert und ihm Facsimiles aus Briefen von Liszt, Meyerbeer, Spontini und Ole Bull beigegeben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Sans souci bei Potsdam fand am Sonnabend, den 25. März d. Is. , die Abgangs prüfung von 13 Eleven in Gegenwart des Kuratoriums und unter Leitung des Direktors der Anstalt statt.

Von den auf der Anstalt befindlichen 33 Eleven wurden 13 Eleven geprüft und erhielten 12 das Prädikat Gartenkünstler und einer das Prädikat Kunstgärtner.

Von dem verbliebenen Bestande von 20 Eleven gehören an: den Provinzen: Brandenburg 4, Pommern 2, Sachsen 2, Schleswig⸗ Holstein 1, Hannover 2, Hessen⸗Nassau 1; dem Königreich Bavern 1; den Großberjogtbümern; Mecklenburg 1, Oldenburg 2; den sächsischen Herzogthümern 1, dem Fürstenthum Reuß 1, der Stadt Hamburg 1, Bremen 1.

Die Zahl der neu aufgenommenen Eleven beträgt 17.

iervon stammen aus den Previnzen: Ostpreußen 1, Brandenburg 8, * 2, Schlesien 1. Schleswig ⸗Holstein 1. Rheinprovinz 1; dem Großherzogthum Mecklenburg 1, dem Fürstenthum Reuß 1, der Stadt Bremen J. .

Bestand für den Kursus vom 1. April 1882 bis dahin 1883 in Summa 37 Eleven. .

In der bei der Königlichen Landesbaumschule zu Alt · Geltow be⸗ stebenden ersten Abtheilung wurde ein Zögling entlassen und einer neu aufgenommen, so daß daselbst ein Bestand von 3 Zöglingen verbleibt. . 2 .

Greifenbagen (Prov. Pomm.), 20. März,. Der N. St. 3. schreibt man; Die Befürchtungen, zu denen die Ernte des verflossen en ungünstigen Sommers Anlaß bot, haben sich erfreulicher Weise dier nur schwach erfüllt. Dem ausnahmteweise milden Winter ist es d verdanken, daß der befürchtete Futtermangel sich niiãht in dem Maße fühlbar gemacht hat, wie mancher Landwirth im Herbste annehmen mochte. ECinerseitg konnte das Vieh ungewöhnlich lange auf den Weideplätzen Nahrung finden, andererseits bat die reichlich und gut gewonnene Kartoffel, die außerdem keine Einbuße durch Lieferungen nach dem Autlande erlitt, manchen Ausfall gedeckt. Wegen ihrer ergiebigen Menge konnte sie zur Viebfütterung verwendet werden; zudem gelang es den praktischen Landwirthen, wobl manche Mittel und Wege ju ersinnen, um dem befürchteten

uttermangel durch Ersatz anderer Näbrmittel Abhülfe * leisten. kommt noch die günstige Aussicht auf eine frübzeitige Ent- wickelung der ganzen Vegefation. Auf diese Weise sind wobl nur die