1882 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Diejenigen jungen Leute, welche Preußen sind und ein Reifezeugniß von einem deutschen Gymnasium oder einer preußischen Realschule . Ordnung nicht erworben haben, je⸗ doch anderweitig den Besitz einer sür die Anhörung von Uni⸗ versitätsvorlesungen genügenden Bildung nachweisen, können auf Grund des §. 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landesuniversitäten ꝛc. vom 1. Oktober 1879 auf Vier Semester auf hiesiger Universität immatrikulirt werden, ohne daß sie jedoch durch diese Aufnahme den Anspruch auf künf⸗ tige Zulassung zur Anstellung im inländischen gelehrten Staats⸗ oder Kirchendienst erwerben. ; .

Gesuche solcher jungen Leute um Immatrikulation an hiesiger Universität müssen schriftlich an das unterzeichnete Kuratorium gerichtet werden und haben Bittsteller ihrem Ge— suche ein Zeugniß über ihre bisherige sittliche Führung, sowie ein solches über die erworbene wissenschaftliche Ausbilbung beizulegen. . .

Eine Verlängerung des Studiums auf weitere zwei Semester kann gestattet werden und sind die bezüglichen Ge⸗ suche vor Ablauf des vierten Semesters bei dem unterzeich— neten Kuratorium schriftlich unter Ueberreichung der Ma— . des Anmeldungsbuchs und der Erkennungskarte anzu— ringen.

Berlin, den 28. März 1882.

Königliches Universitäts⸗-Kuratorium. In Vertretung: Curtius. Schulz.

Der dänische Thierschutz-Verein hat einen Preis von 2900 Franes und ein Accessit von 1009 Francs für die beste bzw. nächstbeste wissenschaftliche Abhandlung über denjenigen Theil der Vivisektionsfrage ausgesetzt, welcher die Ersetzbarkeit lebender Thiere durch frisch getödtete bei physiologischen Ver⸗ suchen betrifft. Die Preisschristen können in dänischer, schwe⸗ . englischer, deutscher oder französischer Sprache ab⸗ efaßt sein.

J Die weiteren Bedingungen der Preisbewerbung werden auf schriftliche Anfrage von dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten mitgetheilt werden.

Die Nummer 10 der Gesetz⸗-Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. 8844 das Gesetz, enthaltend Bestimmungen über Ge— richtslosten und über Gebühren der Gerichtsvollzieher. Vom 21. März 1882; und unter

Nr. 8845 den Allerhöchsten Erlaß vom 27. März 1882, betreffend die anderweite Abgrenzung der Eisenbahndirektions⸗ bezirke Bromberg und Berlin.

Berlin, den 31. März 1882.

Königliches Gesetz-Sammlungs-Amt. Didden.

Psoiges vormals Nassauisches Staatsanlehen von 10600000 Fl. d. d. 1. Oktober 1851.

Bei der am 3. d. M. stattgefundenen 31. Verloosung der k des unter Vermittelung des Bankhauses der Herren A. von Rothschild. & Söhne in Frankfurt g. M. negocirten o/ igen vormals Nassauischen Staatsanlehens von 1666 0 Fl. d; d. 1. Oktober 1851 sind die nachverzeichneten Obligationen zur Rückzahlung auf den 30. Juni 1882 gezogen worden:

Litt. A. à 1009 Fl. oder 1714 6 35 J. Rr. 63 67 78 3 Stück über 3000 T. oder 5142 S 87 3.

Litt. B. à 500 Fl. oder 857 M 14 3. Nr. 6 62 113 118 123 125 143 195 2453 269 295 322 340 342 34759 376 458 5602 8665 621 633 638 646 669 689 755 26 Stück über 13 6000 Fl. oder 22 285 S 64 .

Litt. C. à 300 Fl. oder 514 M 29 3. Nr. 7 40 99 100 101 106 156 222 224 233 300 364 423 436 452 484 489 569 555 663 609 629 638 655 692 705 754 765 7527 843 918 934 982 2 33 Stück über 9909 Fl. oder 16971 S 57 3.

Litt. D. à 100 Fl oder 171 S 43 S3. Nr. 10 28 39 48 61 129 131 226 235 247 250 350 396 408 453 450 524 565 577 641 650 690 741 742 758 775 794 S811 816 876 878 957 gi 936 9837 9gö64 1034 1942 1277 1293 130 1395 1422 1423 1468 1476 1485 1549 1575 1587 1598 1616 1629 1681 1698 1702 1718 1749 1774 1830 1873 1885 1904 1929 1974 65 Stück über 6500 Fl. oder 11142 66 95 , Summa 127 Stück über 32 460 Fl. oder b5 543 M 3 5.

Die Inhaber dieser Partial⸗Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rückzahlungs termine stattfindet, bei folgenden Stellen erhoben werden können:

Bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M, bei der Königlichen Regie— rungs⸗ SHauptkasse in Wiesbaden, und bei jeder anderen Königlichen Regierung s- und Bezirks- aupt⸗ kasse, bei der Königlichen Staatsschulden⸗-Ti gungs⸗ kasse in Berlin und bei der Königlichen Kreiskasfe in Frankfurt a. M.

Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu gehörigen Zinsscheine Ser. III. Nr. 7 und 8 und Zinsschein⸗ anweisung.

.Der Betrag der etwa fehlenden unentgeltlich zurückzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapital nnr e , n Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vor⸗ enannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs Haupt⸗ asse hier oder bei der Königlichen Kreiskaffe in y n, a. M., 1 bei einer der anderen Kassen bewirkt wer en, so sind die etreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zinescheinanwei⸗ sungen 14 Tage vor dem Verfalltermin bei dieser Kasse einzureichen, von welcher dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.

Rückständig sind noch aus den Verloosungen:

pro 30. Juni 1878: B. 550, D. 1611.

pro 39. Juni 1880: B. 665, D. 1029 1558 1687 1818.

pro 20. Juni 1881: B. 712, C. 39 45 75 129 209 273 369 496 692 632, H. 38 45 119 15g 131 335 s5i 78 s836 9s“ 1133 1304 1324 1496 1580 1584 1742 1812.

Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert.

Wiesbaden, den 6. März 1882.

Der Regierungs⸗Präsident von Wurmb.

der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 13 der eib nregister⸗Bekanntmachungen verbffentlicht.

Nichlamtliches. Deunutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. März. Bei Ihren Kaiser⸗ lichen Majestäten fand gestern im Palais eine größere musikalische Soirée statt, in welcher, unter Leitung des Ober⸗ Kapellmeisters Taubert, Hr. und Fr. Artst de Padillg, Frl. Baldi, Hr. Lübeck und die Königlichen Opernsänger Betz, Ernst und Fricke betheiligt waren. ö

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Examen der Konfirmandinnen und heute der Konfirmation in der Kaiserin-Augusta⸗Stiftung bei.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh 8 Uhr 40 Minuten nach Potsdam und wohnte dafelbst den Compagnie Besichtigun⸗ gen des Füsilier⸗Bataillons 1. Garde Regiments z. F. bei.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin folgte Sr. Kaiserlichen Hoheit mit dem 19 Uhr⸗Zuge.

c 1 ö. Uhr erfolgte die Rückkehr der Höchsten Herrschaften nach Berlin.

Abends 7 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kron⸗ prinz den Hofprediger Frommel in Audienz und begab Sich um 9 Uhr zur Soirée zu Ihren Majestäten.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen traten heute zu einer Sitzung zusammen.

Der heutigen (14) ihn des Herrenhauses, welche der Präsident, Herzog von Ratibor, um 12 Uhr 20 Mi⸗ nuten eröffnete, wohnten der Pize⸗-Präsident des Königlichen Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister von Puttkamer und die Staagts-Minister Bitter, von Boetticher, Mayhach, Lucius und Dr. Friedberg sowie mehrere Regierungskommissarien bei. Das an trat sofort in die Tagesordnung ein, deren einziger

egenstand der Bericht der Budgetkommission über den Stgatshaushalts-⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1882/83 sowie über den die Feststellung desselben be⸗ treffenden Gesetzentwurf war. Vor Eintritt in die Generaldebatte meldete sich zur Geschäftsordnung Freiherr Senfft von Pilsach, um gegen die Berathung der Vorlage Widerspruch zu erheben, da die Vorlage noch nicht 3 Tage lang gedruckt in den Händen der Mitglieder sich befunden habe. Der Präsident erwiderte dem Redner, daß ihm bereits am 27. d. Mts. vom Hause in dieser Beziehung Dispens ertheilt sei. Hierauf trat das Haus in die Berathung ein. Die Generaldiskussion leitete der Generalreferent Graf von Zieten-Schwerin durch einen allge— meinen Ueherblick über den, Etat ein. Derselbe bedauerte zu⸗ nächst, daß trotz aller möglichen Beschleunigung es doch nicht gelungen sei, das Gesetz rechtzeitig zu Stande zu bringen, so daß seine Publikation noch vor dem 1. April hätte erfolgen können. Die Schuld treffe nicht die Staats⸗ regierung, auch nicht das Herrenhaus, sondern eine andere Stelle, welche er aus Courtoisie nicht nennen wolle. Er spreche dies nicht im Namen der Kommission, sondern im eigenen Namen aus. Das andere Haus habe an dem Etat nur wenige und unerhebliche Veränderungse vorgenommen, und es gehe daraus hervor, das die Finanzverhältnisse des Staates eine allgemeine Besserung erfahren hätten. Trotz mannigfacher Differenzen in der Kommission, namentlich uͤber die Opportunttät des neuen Steuererlasses, habe die Kommission doch ge— glaubt, den Etat nicht ablehnen zu sollen, und empfehle er die Annahme des Etats, indem er gleichzeitig den Wunsch ausspreche, sodaß die Hoffnungen, welche man auf den neuen Etat gesetzt habe, sich in reichem Maße erfüllen möchten, ferner daß der diesjährige der letzte der ruck, und stoßweisen Steuererlasse sein möge, und daß hinfort so viel Staatemittel aufkommen möchten, um die Verwaltungsbeamten in ihren Gehältern den Justizbeamten gleichstellen zu können.

Der Spezialreferent Frhr. von Tettau erklärte, er habe gegen den Etat nicht unerhebliche, namentlich finanzielle Be— denken, und erblicke Lie Finanzlage nicht so rosig; die Ver— minderung der Matrikularbeitrage sei nur durch eine ent— sprechende Uebertragung der Ueberschüsse auf den Reichs⸗ haushalts⸗ Etat ermöglicht worden; Ausgaben i eigentlich in das Exiraordinarium gehörten, wie die Packhof⸗ Anlage, habe man durch Anleihen zu decken versucht, und nicht den ganzen rechnungsmäßigen Ueberschuß, sondern nur etwa den vierten Theil desselben auf die Staatseisenbahn-Kapitalschuld verrechnet. Aus diesen Er— wägungen lönne er nicht begreifen, wie man da einen neuen Steuererlaß von 61“ Millionen vorschlagen könne. Die po⸗ litiscen Gründe seien für ihn nicht entscheidend genug. Bei Schluß des Blattes ergriff der Finanz-Minister Vitter das Wort.

Der Schl ußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (46.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten von Goßler nebst mehreren Kommissarien beiwohnte, stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Entwurfs eines Geser es, betreffend Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetz e.

Der Abg. Dirichlet erklärte nochmals, daß sich seine Partei nie auf den Boden diskretionärer Vollmachten stellen werde. Auch das Centrum habe früher so geurtheilt, und wenn es trotzdem jetzt den Vorschlägen der Konservativen zustimme, so setze es sich in direkten Wider spruch mit den Erklärungen, die von dem Abg. von Schorle mer⸗ Alst hier im Abgeordnetenhause abgegeben sesen. Die Bemerkungen, die der Abg. von Rauchhaupt über den Abg. von Kardorff gemacht, zeigten klar, warum die Konser⸗ vativen mit diesen Vorschlägen gekommen seien. Es komme ihnen einfach nur darauf an, die Stimmen des Centrums sür ihre Wirthschaftspolitik zu gewinnen. Denn der Abg. von Kar⸗ dorff habe es im Reichstag laut prollamirt, daß man Frieden machen müsse mit dem Centrum, weil dieses die neue Wirth⸗ schaftgpolitik unterstütze.

Der Abg. Graf zu Limburg-Stirum wies darauf hin, daß die Entscheidung darüber, ob mit diesem Antrag Rechte des Staats geopfert würden, durch die weiten Kreise geliefert werde, die bis jetzt immer hinter der Regierung gestanden hätten. Kein Mensch glaube mehr daran, daß das ganze System der Maigesetze ein Dogma sei, an rem kein Titel geändert werden dürfe, ohne daß auch die Staatautorität ver—

etzt würde. Dieselbe enthalte eine Reihe kampfartiger, dok— trinärer Bestimmungen, die nothwendig entfernt werden müß⸗ ten. Die ganze gestrige Verhandlung habe auch gezeigt, daß es allein der Bischofsparagrayh sei, in dem man nach den gegen⸗ wärtigen Anträgen der Konservativen eine Schädigung des Staats zu erkennen glaube. Aber werde derselbe nur richtig gehandhabt, so biete er zu keinerlei Bedenken Anlaß Besonders werthvoll sei es, daß das Centrum sich wieder mit den Konservativen auf den Weg der Thatsachen gestellt habe, um den kirchlichen Streit beizulegen. Gegen die Aussührungen des Abg. Dirichlet bemerke er, daß der Abg. von Kardorff die Aussöhnung mit dem Centrum nie als ein Schacherobjekt angesehen habe. Seine Aeußerung habe den echt staatsmännischen Gedanken enthalten, daß man einer Partei gegenüber, die sich wirklich an der nationalen Entwickelung des preußischen Volks betheiligt habe, nicht eine Gesetzgebung aufrecht erhalten könne, die aus der An— nahme hervorgegangen sei, daß sich jene Partei in prinzipieller Opposition zur Regierung befinde. Allerdings betone er, daß die konservativen Anträge der Regierung große Vollmachten in die Hand gäben, allein er habe das volle Vertrauen, daß die Regierung dieselbe nur benutzen werde, um den Frieden her—⸗ beizuführen.

Der Abg. Schmidt (Sagan) rechtfertigte seine Partei zu⸗ nächst dem Aba. von Rauchhaupt gegenüber. Der Abg. von Kardorff sei nie das Haupt derselben gewesen. Redner be— rührte sodann die materiellen Vorwürfe, die gegen seine Partei gerichtet worden seien. Man habe gesagt, sie hätten sich hinter kleinliche Amendements versteckt. Die Verhandlungen in der Kommission bewiesen indessen, daß diefe Be— hauptungen vollkommen unbegründet seien. In einer Reihe von Punkten hätten sie mit den Konservatlven über— eingestinmt. Aber der Bischofsparagraph sei für seine Partei unannehmbar. Sollte dieser vom Hause angenommen werden, so würden er und seine Freunde gegen das ganze Gesetz stimmen.

Der Abg. Richter meinte, daß auf kirchenpolitischem Ge⸗ biete sich zeige, daß die Fortentwickelung des nationalen Geisles in Uebereinstimmung mit dem Reichskanzler nicht möglich sei. Nicht von Ideen, sondern von reinen Machtfragen werde die gegenwärtige Politik beherrscht. Das Interessanteste an der ganzen Debatte sei für ihn der Bruderzwist in den Reihen der Konservativen, den er sich daraus erkläre, daß der Reichskanzler abgereist und keine Direktive hinterlassen habe. Dieser Um— stand erkläre es vielleicht auch, warum das Centrum so große Eile habe, die Vorlage unter Dach zu bringen.

Der Abg. Frhr, von Minnigerode polemisirte gegen die Auslassungen der Abgg. Dirichlet und Schmidt. Mit Worten könne hier nicht geholfen werden, sondern allein mit der That.

Beim Schluß des Blattes nahm der Staats⸗Minister von Goßler das Wort.

Der Darlehn vermittler, welcher bei dem Abschluß eines Darlehnsgeschäftes von dem Schuldner sich eine unver⸗ hältnißmäßig hohe Provision für seine Vermittelung ver⸗ sprechen läßt, um in dieser Form dem Gläubiger die wucher⸗ lichen Vortheile für das Darlehn zu verschaffen, macht sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, l. Strafs., vom 19. Januar d. J, der Bei hülfe zum Wucher schuldig, wenn er im Auftrage des Darleihers gehandelt hat; dagegen macht er sich sogar selbständig des Wuchers schuldig, wenn er ohne Austrag des Darleihers in dessen Interesse sich die hohe Ver⸗ mittelungsprovision versprechen ließ.

Wäes baden, 28. März. Nach Verlesung des Protokolls wurde in der heutigen 8. Plenarsitzung des Kommunal— Landtags zunächst die Wahl eines stellvertretenden Mit— gliebes in den ständischen Verwaltungsausschuß vorgenommen und der Abgeordnete Aumüller gewählt. Sodann ward ein stellvertretendes Mitglied der Klassensteuer⸗Bezirkskommission an Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Thome gewählt und fiel die Wahl auf den Abgeordneten Groos.

Auf den Bericht der Finanzkommission zu dem Gesuche des Gemeinderaths zu Goldhausen um Bewilligung einer Bei⸗ hülfe von 1809 6 zu den Kosten der Errichtung einer Eisen⸗ bahnhaltestelle bei Goldhausen wurde beschlossen, den erbetenen Betrag zu bewilligen.

uf die Berichte der Eingabenkommission beschloß der Landtag: 1) dem Friedrich Hebel zu Höchstenbach die Hälfte des von ihm erbetenen Zuschusses für sein“ verendetes Pferd zu bewilligen; 2) das Rekursgesuch des Philipp Prester und Peter Wenzel zu Allendorf, betreffend die Dispensation um Wiedergufbau abgebrannter Gebäude auf der Brandstelle, zu bewilligen; 3) zu dem Gesuche des Wilhelm Blum II. zu Grenzhausen um Auszahlung der Brandentschädigung für die am 30. November 1880 zu Berg⸗ Nassau abgebrannten Gebäude seiner Enkelin Bertha Schind⸗ ler ohne den Wiederaufbau dieser Gebäude: a den Prin⸗ zipalantrag abzulehnen, b. dem Gesuchsteller zu gestatten, an einer anderen Stelle in der Gemeinde Berg ⸗Nassau oder in der Stadt Nassau den Aufbau eines entsprechenden Gebäudes aus der Brandentschädigung zu vollziehen, jedoch in Uebereinstimmung mit dem ständischen Verwaltungs ausschuß mit der Verpflichtung, die stehenden Ruinen abzulegen; 4) über das Gesuch des Johann Pfriem zu Lorchhausen um Gewährung einer Beihülfe zur Reparatur seines Wohnhauses zur Tagesordnung überzugehen; 5) das Gesuch der freiwilligen Feuerwehr zu Herbornseelhach um Gewährung einer Unter⸗ stützung an den ständischen Verwaltungsausschuß zu überweisen.

Auf den Bericht der Wegebaukommission zu der Vor⸗ lage des ständischen Verwaltungsausschusses, betreffend die Veräußerung von Chausseeabschnitten, wurde der Vorschlag der Kommission angenommen.

Nachdem die Sitzung geschlossen war, wurde in vertrau— licher Sitzung die Wahl der Landesbank Beiräthe vorgenommen und 1) der Fabrikant Hesse in Heddernheim, 2) der Justiz⸗ Rath Hilf in Lim urg, 3) der Kommerzien⸗Rath Lotichius in St. Goarshausen gewählt.

29. März. In der heutigen 19. Plenarsitzung des Kom— mungl-Landtags wurde zunächst der Bericht der Finanz⸗ kommission zu dem Entwurfe des ständischen Finanzetäts pro 188283 verlesen und mit den vorgeschlagenen Modifikationen genehmigt, hierdurch zugleich: 1) eine Eingabe des Ver— lagsbuchhändlers Niedner wegen Subvention für die 2 ersten Halbbände des Nassauischen Urkundenbuches, 2), ein Gesuch des Vorstandes der Blindenanstalt zu Wiesbaden um Gewährung einer Beihülfe von 5006 pro 1882/83, 3) ein Gesuch des Gemeinderaths zu Weilburg um eine Subvention für die dortige Landwirthschaftsschule im Sinne der Antragsteller genehmigt.

Ferner wurde auf Bericht der Finanzkommission in

Betreff der Verwendung der von der Nassauischen Landesbank und der Nassauischen Sparkasse in 1881 erzielten Ueberschüsse beschlossen, die verwendbar bleibenden UÜeber—⸗ schüsse der Landesbank von 117416 S mit 100 00 9, dem Irrenhausbaufonds welcher dadurch auf 700 0060 MS anwächst und 17 416 M dem eigenen Vermögen des In⸗ stituts sowie von den Ueberschüssen der Sparkasse von 113 889 6 die Summe von 50 000 S dem Central-Waifen— fonds und den Rest mit 63 889 ½½ dem Reservefonds der Sparkasse zu überweisen.

Auf die Berichte der Eingabenkommission wurde: 1) ein Rekursgesuch des Ernst Schleusener zu Dotzheim zurüͤckge⸗ wiesen, 2) hinsichtlich der Entscheidung des Ministers des Innern auf den Antrag des Kommunal⸗-Landtags vom 5. April v. Is. wegen Heranziehung der Prokuratoren zc— zu den Gemeindelasten beschlossen, Rekurs an das Staats— Ministerium zu erheben.

Die öffentliche Sitzung wurde hierauf in eine vertrauliche verwandelt, in welcher zunächst bezüglich der Aufbesserung der Gehälter standischer Oberbeamten resp. Titel verleihung Beschluß gefaßt und sodann die Protokolle zweier vertraulicher Sitzungen verlesen und genehmigt wurden.

Nach Wiedereröffnung zer öffentlichen Sitzung erwähnte der Vorsitzende, daß alle Geschäfte des Landtags erledigt seien, worauf der stellvertretende Landtagskommissar den 14. Kommunal⸗Landtag mit warmen Worten der Anerkennung für die diesjährige Thätigkeit desselben Namens Sr. Maj estät des Königs schloß. Der Abgeordnete Schneider dankte dem Vorsitzenen des Landtags, Grafen Matuschka, für seine un⸗ parteiische und geschickte Handhabung der Geschäfte, worauf Graf Matuschka mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Ma—⸗ jestät den König die Sitzung schloß.

Bayern. München, 30. März. (W. T. B.) In der heutigen Spezialdebatte über den Etat des Kultus— Ministeriums in der Kammer der Abgeordneten brachte der Abg. Schels bei der Position „Allgemeiner Ministerial-Etat“ den Antrag ein, rieselbe gänzlich zu streichen, den Reservefonds um die betreffenden Beträge zu erhöhen und die Krone um Aufhebung des Kultus⸗-Ministeriums zu bitten. Die Abgg. Hörmann (Linke), Kopp (Rechte) und der Referent Rittler bekämpften den Antrag als verfassungswidrig. Der— selbe wurde denn auch schließlich abgelehnt und diese Etats— position in namentlicher Abstimmung mit 144 gegen 8 Stim— men angenommen. Der Dispositionssonds des Kultus-Ministers wurde dagegen abgelehnt. Schels hatte erklärt, da die Oppo— sitiöon nicht mehr wirksam sei, nunmehr dafür stimmen zu wollen.

(Allg. Ztg) Der Finanzausschuß der Ab— geordnetenkammer hat die Berathung des Etats des Staats⸗Ministeriums der Justiz erledigt. Der Ausschuß be⸗ antragt in der Hauptsache statt der postulirten Gesammtaus⸗ gaben von 12899 1738 6 nur 12 628558 6 zu bewilligen; ferner sei dem Vorbehalte der Staatsregierung in den Er— säuterungen zum Etat, bei etwaigen Erübrigungen die ge⸗— schäftsleitenden Oberamtsrichter an Amtsgerichten mit vier oder fünf Richtern zu Ober-Landesgerichtsräthen und ältere Amtsrichter in größeren Städten unter Belassung in ihrer Geschästssparte zu Ober-Amtsrichtern zu befördern, nicht hei⸗ zustimmen; endlich sei an Se. Majestät den König die Bitte zu richten: „Allerhöchstdieselben wollen anzuordnen geruhen, daß die Oberlandesgerichte und Landgerichte auf eine den dermaligen Geschäftsverhältnissen entsprechende Zahl vermindert werden.“

Oesterreich- Ungarn. Wien, 30. März. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet: Aus Cettinje: Der russische Minister⸗Resident, Staatsrath Jonin, erhielt einen längeren Urlaub, den er zu einer Reise nach Italien benutzen wird. In diplomatischen Kreisen gilt seine Versetzung auf einen anderen Posten für wahrscheinlich. Aus Athen: Das der Kammer pro 1882 vorgelegte Budget be— ziffert die Einnahmen auf 66 Millionen, wovon 8 Millionen auf die neuen Provinzen entfallen, und die Ausgaben auf 77 Millionen. Aus Sofia: Der russische Ge— neral-Konsul Hitrowo hat den Mitgliedern der russi— schen Kolonie bei einer Versammlung derselben erklärt, daß der russische Kaiser absolut nicht wünsche, daß von seinen Unterthanen zu Gunsten der Aufständischen in Bos. nien und in der Herzegowina irgend etwas, sei es in Worten oder Thaten, unternommen werde.

Nach einer aus Gravosa eingegangenen Meldung ist in dem Garten des Bürgermeisters von Kameno, Kuka Pawlovies, das Gewehr eines der am Sylvesterabend er— mordeten Gensd armen aufgefunden worden; auf dem Ge— wehrlaufe waren die Worte eingeätzt: „Luka Pawlovies für die Freiheit“ Lula Pawlowies ist auf dem Schiffe „Pollux“ zur Aburtheilung nach Cattaro traneportirt worden.

Aus Ragusa, 25. März, wird der „Pol. Corr.“ ge⸗ schriehen:

So sehr auch die Expedition vom 9g. und 10. d. M. in der Krivoscie alle Erwartungen übertraf, und in so glänzendem Lichte sie die Kaiserlichen Truppen, sowohl was Führung alsauch was Schulung, Ausdauer und Tüchtigkeit betrifft, erscheinen ließ, für jeden mit Land und Leuten einigermaßen vertrauten Beurtheiler war es nichtsdesto— weniger von vornherein kla, daß dieser glänzende Waffengang die vollstän— dige Niederwerfung des Aufstandes keineswegs bedeute. In unterrichteten Kreisen wußte man, daß eine bedeutendere Zahl der Insurgenten, dem Vorstoße unserer Truphen nach Dragalf wa stwärts ausweichend, sich am 10. d. M. in die Macija Stopa und Macija Planina geschlagen hatte, mo sie in Voraussicht einer derartigen Exentualität schon Fseit Wochen die erforderlichen Lebensmittel und Munitionsvorräthe zu— sammengetragen haben sollen. Die Wahl dieses Terrains war in sofern mit großer Klugheit getroffen, als dessen beispiellose Unzugänglichkeit und die für militärische Zwecke befonders ungünstige Grenzkonfiguration in Verbindung init den Schwierigkeiten der Jahreszeit einer erfolgreichen Unternehmung zur völligen Ver⸗ drängung der Aufständischen aus diesem Schlupfwinkel derzeit fast unüberwindliche Hindernisse in den Weg legen. So war man denn im Hauptquartiere vollkommen darauf gefaßt, daß von dieser unwirth⸗ lichen und gegenwärtig fast unnahbaren Zufluchtsstätte aus die Em— örung ihr Dasein noch eine Zeitlang fortfristen werde, und fühlte * durch die Vorstöße der Infurgenten, welche der Expedition gegen Dragali trotz deren außerordentlichen Erfolges unmittelbar folgten, keineswegs überrascht. ö =

In der öffentlichen Meinung wußte man sich die erneuten Kämpfe nach der Besetzung von Dragalj nicht anders als durch ein perrätherisches Doppelspiel Montenegros zu erklären, welches den In⸗ surgenten gestattet habe, seine Grenze an cinem Punkte zu üßer⸗ schreiten, um sie an einem anderen zu frischen Unternehmungen gegen die Kaiserlichen Truppen wieder durchschlüpfen zu lassen. So allge— mein dieser Erklärungsversuch und mit so großer Sicherheit er auch

gemacht wurde, er, entspricht; nichtsdestoweniger der Wahrheit nicht, und Gerechtigkeit macht es zur Pflicht, dies ausdrück— lich zu konstatiren. Jener Theil der Krivoscianer von welchem die Beunruhigungen der Truppen ausgingen und wohl noch eine Weile hindurch ausgehen werden, hat die montenegrinische Grenze, an der er sich unmittelbar eingenistet hat, bisher nicht überschritten. Der montenegrinische Cordon hat gerade am 9. und 10. d. M. und seither in völlig korrekter Weise gewirkt. Aus Montenegro ist den, Brüdern“ in der Krivoscie an jenen heißen Tagen keinerlei Succurs geworden. Es ist dies unter der Bevölkerung in den Bocch- allgemein bekannt und wird auch von den Kaiserlichen Behörden konstatirt. FME. Baron Jovanovic hat denn auch, als der russische Minister, Resident Jonin sich vor mehreren Tagen nach Cęttinje begab, denselben eigens ersucht, dem Fürsten Nikolaus diese Thatsache mit dem Ausdrucke seiner besonderen Werthschätzung derselben bekannt zu geben. Aehnlich verhalten sich die Dinge längs der Grenze in der Herzegowina. Wie, soeben aus Cettinje gemeldet wird, ließ die montenegrinische Regierung auf Grund von Rekla— mationen des K. und K. Ministerresidenten von Thömmel, welcher über einige Uebertretungen der Cordons-Instruktionen, die namentlich im Gebiete von Piva vorgekommen sein sollen, Beschwerde erhob, eine strenge Untersuchung einleiten. ; ; ö

Als die Kaiserlichen Truppen mit zwei Geschützen gegen Dragalj vorrückten, ließ der montenegrinische Cordon die schon seit dem 8. und 9. vor demselben angehäuften flüchtigen Familiengenossen der In⸗ surgenten über die Grenze nach Montenegro ein. Dies geschah mit Vorwissen des Obersten von Thömmel, welchem von dieser unabweis— bar gewordenen Maßregel zuvor Anzeige erstattet worden war. Dabei deckten etwa 156 bewaffnete Krivoscianer den Abzug der Flüchtlinge durch ein lebhaftes Gewehrfeuer aus den“ um das ehemalige Fort DragalJ herum gelegenen Behaufungen. Die Kaiserlichen Truppen erwiderten mit Gewehr und Geschützfeuer, welches die Insurgenten alsbald nöthigte, die Häufer zu verlassen und sich, stets feuernd, auf die Höhen längs der vom montenegrinischen Cordon weithin sichtbar besetzten und markirten Grenze zurückzuziehen. Hierbei platzten einige Shrapnels in der Nähe der zusammengedrängten flüchtigen Weiber, Kinder ꝛc., was namen⸗ loses Entsetzen unteren Letzteren verbreitete. Oberst von Thömmel, davon in Kenntniß gesetzt, telegraphirte sofort an FMe. Baron Jovanovie und GM. Winterhalder, die denn auch ungesäumt das Nothwendige veranlaßten. Auf. diesen Austausch von Telegrammen beschränkte sich die brevi wann aufgeklärte und ab— gethane Sache, die hinterdrein fälschlicher Weise zu einer besonderen, obendrein durch einen Spezialgesandten in Wien anhängig gemachten Reklamation Montenegros aufgebauscht wurde, Es war dies nicht der erste derartige Zwischenfall während der diesjährigen Campagne und wird kaum der letzte sein.

Voch schlimmer steht es um eine andere Meldung, durch welche die Stimmung vor Kurzem alarmirt wurde, um die angebliche Mobilisirung der montenegrinischen Armee. Diese Mobilisirung ge⸗ hört nämlich einfach ins Gebiet der Fabel.

Schweiz. Bern, 29. März. (N. Zürch. Itg. Das Traktandenverzeichniß für die nächste Bundes ver—⸗ sammlung enthält 31 Nunimern. Darunter sind folgende neue: der Handelsvertrag mit Frankreich, Annexverträge, Eisen hahnkonventionen, Uebereinkunft mit Frankreich, betreffend Negulirung der Zollverhältnisse zwischen Genf und der freien Zone von Hochsavoyen, Bundesbeitrag für die Rheinkorrektion in Domleschg, Revision des Gesetzes wegen Unterhaltung des Linthwerks und Beschwerde der Luzerner Regierung, betreffend Genehmigung von Eisenbahnbauplänen.

Niederlande. Luxemburg, 30. März. (W. T. B.) Die Kammer berieth heute über die Ursachen des Sturzes der Nationalbank. Die Majorität der Kom— mission findet dieselben in der Nichteinzahlung von Kapital, so daß die Bank mit den von der Regierung, der Sparkasse, den Gemeinden, Fabriken und Kirchen bei ihr deponirten Geldern operirte, sowie in verschiedenen statutenwidrigen Oprrationen, ferner in der Intervention der Regierung, um Philippart den Erwerb von 16 000 Bankaktien vermittelst der eigenen Fonds der Bank zu erleichtern, in der unzeitgemäßen Kapitalsreduftion gerade in dem Augenblick, wo die Hülfs— quellen der Bank bereits unbeweglich gemacht waren und endlich in der schlechten Führung der Verwaltung und in dem Mangel einer Ueberwachung durch die Regierung. Die Mino⸗ rität der Kommission schreibt die Katastrophe lediglich der schlechten Leitung zu. Die Regierung verlangte sur ihre Antwort eine Frist auf unbestimmte Zeit. Die Kammer vertagte die weitere Berathung.

GSroßbritannien und Irland. London, 30. März. (W. T. B.) Im Oberhause antwortete Lord Granville heute auf eine bezügliche Anfrage Lord Strathedens und Lord Salisburys: er erwarte erst weitere Nachrichten über das Einlaufen eines russischen Schiffes mit einem Militärtransport in den Bosporus und über die zur Passage eines zweiten russischen Schiffes mit Verbannten unter militärischer Bedeckung nachgesuchte Erlaubniß, ehe er darüber beschließen könne, ob Rußland deshalb Vorstellungen zu machen seien.

Im Unterhause wurde von Bright die Debatte über die Reform der Geschäftsordnung fortgesetzt.

31. März. (W. T. B) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde das von Mariott zu Giadstone's Cloture⸗-Bill eingebrachte Amendement mit 318 gegen 279 Stimmen abgelehnt. In diesem Amendement war vorge— schlagen worden, daß einfache Majorität nicht genügen solle, die Cloture herbeizuführen.

Dublin, 30. März. (W. T. B.) In Castle-Island (Grafschaft Kerry) wurde gestern der Friedensrichter, Grund— besitzer Herbert, meuchlings erschossen.

Frankreich. Paris, 29. März. (Cöln. Ztg.) Gambon, der neue Resident in Tunis, ist heute auf seinen Posten ab gereist. Die Spezialarmee für Afrika soll folgender⸗ maßen gebildet werden: 6 vierte Bataillons und 2 Regimenter, die der französischen Armee angehören, sollen nach Frankreich zurückkehren, dagegen folgende Corps errichtet werden: 2 Ba— taillone Zuaven, 1 Regiment Schützen, 1 Regiment der Fremdenlegion, im Ganzen 16 Bataillone. Sodann soll unter Anderem 1 Negiment leichter Infanterie mit 3 Bataillonen gebildet werden, ferner 4 Regi⸗ menter Chasseurs d'Afrigue, 1 Regiment Spahis, 4 Batterien Artillerie, 4 Genie⸗Compagnien, eine Arbeiter- und eine Krankenpfleger⸗Abtheilung. Die Rekrutirung der neuen Regimenter erfolgt durch freiwillige Kapitulation. Dazu kommt ein Kontinental⸗Kontingent. Die Verpflichtung lautet auf fünf 35 und giebt Anrecht auf Prämie. Leute, die im Dienste sind, werden zugelassen, um ihre fünf Jahre zu ver⸗ vollständigen, und erhalten eine entsprechende Prämie für drei Jahre; sie lönnen auf zwei bis sünf Jahre mit Prämie kapituliren und erhalten den höchsten Penstonssatz, wenn sie 15 Jahre, davon 8 in Afrika, gedient haben.

(Fr. Corr) Dem „Temps“ wird aus Tunis u. d. 28. berichtet:

Die Meldungen aus dem Innern besagen, daß man einer Bande von Marodeurs, welche die Gegend zwischen Keruan und Gafsa un⸗ sicher macht, auf den Fersen ist. Bald wird diese Truppe von sechs⸗ hundert Reitern in unseren Händen sein. Sie war es, welche in der letzten Zeit die friedlich gesinnten Stämme beunruhigte und aus⸗ plünderte. Da diese Marodeurs jetzt keinen Ausweg nach dem Süden finden können, der von unseren Truppen gut bewacht wird, so suchen sie eine Zuflucht in den nördlichen Land⸗ schaften. Die Verstärkungen, die wir von Tunis und Susa nach Gabes geschickt haben, gestatten, in aller Sicherheit vorzugehen und jeden Versuch einer Rebellion niederzuhalten. Alle Gerüchte, die über Ali⸗ben-Khalifa in Umlauf waren, find falsch. Er ist ganz ge⸗ wiß nicht in Tunesien; aber man sagt, daß er den Bey um Aman gebeten habe. Die Regierung wäre entschlossen, ihm den Pardon zu gewähren, und dem Gouverneur von Gabes, Oberst Allegro, soll die schwierige Aufgabe zufallen, diesen Führer des Aufstandes zu bekehren. Taleb Bey hat niemals den Bardo verlassen, dessen Zugänge nach wie vor bewacht und dessen Fenster vergittert sind.

30. März. (W. T. B.) Vom Senat wurde heute die Generaldiskussion über den französisch⸗italienischen Handelsvertrag fortgesetzt. Buffet und Pouyer⸗Quertier sprachen sich lebhaft gegen das System der Handels verträge aus, der Handels-Minister Tirard vertheidigte dasselbe. Die Berathung wurde so dann auf nächsten Sonnabend vertagt.

In Deputirtenkreisen hält man für nicht unwahrscheinlich, daß die Ferien der Kammer erst nach dem 1. April ein⸗ treten werden, damit dieselbe noch über alle Handels⸗ verträge Beschluß fassen könne; sämmtliche Berichte über die Handelsverträge gelangten heute in der Kammer zur Ver— theilung.

Die Vertreter von 50 Handelskammern haben sich in einer heute abgehaltenen Versammlung für die Auf⸗ rechterhaltung der spezifischen Zölle aus esprochen, gegen jede Reduktion im Generaltarif, welche 24 Proz. übersteigt, protestirt und den Wunsch ausgesprochen, daß das System des Generaltarifs an die Stelle des Systems der Verträge trete. Damit, daß die Klausel der meist begünstigten Nation bestehen bleibe, erklärten sich die Vertreter der Handelskammern einverstanden, sprachen aber das Verlangen aus, daß die Ver⸗ 6 wenigstens eine Dauer von 5. Jahren nicht überschreiten

ürften.

Graf Wolkenstein ist gestern nach Wien zurückgereist. Der Zweck seines Hierherkommens war lediglich, fich über die Ansichten der französischen Regierung betreffs der Donau⸗ frage zu unterrichten. Graf Wolkenstein hatte eine einzige Unterredung mit dem Ministerpräsidenten de Freycinet, aber mehrere Besprechungen mit Barrére und überbringt die offi— ziellen Vorschläge Frankreichs. Die weiteren Verhandlungen sollen auf diplomatischem Wege geführt werden.

Spanien. Madrid, 30. März. (W. T. B.) Nach eingegangenen Meldungen wurden in Barcelona mehrere Fabriken geschlossen, um damit eine Art von Protest gegen den französisch-spanischen Handelsvertrag und gegen den Industriezoll einzulegen. Die Arbeiter durchzogen in mehreren Haufen die Straßen unter aufrührerischen Rufen, sodaß schließlich 35 Verhaftungen vorgenommen wurden. Das Ministerium scheint entschlossen, gegen die geheime Gewalt, welche den Widerstand gegen die Gesetze organisirt, energisch einzuschreiten. Die Majorität der Kammer ist dem französisch⸗spanischen Handelsvertrag ugeneigt.

39. März. (W. T. B.) Wie das Journal „El Correo“ meldet, hat sich die Sewegung in Barcelona gesteigert und die Schließung von Werkstaäͤtten verallgemeinert. Eine Gruppe von Arbeitern wollte die Bahnzüge am Ablaufen verhindern. Auf die Polizei, welche einschritt, wurden Gewehrs chüsse abgefeuert, die Züge konnten aber abgehen. Es heißt, der Be⸗ lagerungszustand werde morgen über ganz Catalonien verhängt werden. Die catalonischen Deputirten baten Sagasta, die Annahme des französisch⸗spanischen , angesichts der Opposition, welcher derselbe in

atalonien begegne, nicht zur Kabinets frage zu machen. Sagasta ging keine diesbezügliche Verpflichtung ein und wird die Angelegenheit mit seinen Kollegen besprechen. Der Finanz-Minister Comacho erklärte in der Kammer: er übernehme allein die Verantwortlichkeit für seine Finanz⸗ entwürfe und würde seine Entlassung im Falle der Ab— lehnung derselben nehmen.

Italien. Palermo, 29. März. (W. T. B.) Die Stadt, ist belebt, doch herrscht vollkommene Ordnung. Die Vachricht, die hier lebenden Franzosen seien abgereist aus Furcht belästigt zu werden, ist unbegründet. Garibaldi hat seinen Einfluß geltend gemacht und Ruhe empfohlen. Die Festlichkeiten beginnen morgen und sollen rein muni— zipalen Charakters sein. Morgen wird Crispi eine Rede halten.

Griechenland. Athen, 30. März. . (W. T. B.) Der Finanz-⸗Minister legte heute der Kammer das Budget für 1882 vor; die Einnahmen betragen 67 Millionen Drachmen, die Ausgaben 78 Millionen, das Defizit von 11 Millionen soll durch noch disponible Obligationen der 120, Millionenanleihe gedeckt werden. Die Regierung verhandelt mit der griechischen Bank über eine Anleihe von 20 Millionen zur Herstellung von Wegen und wird mit derselben auch über eine weitere Anleihe von 40 Millionen zu Marinezwecken unterhandeln.

Türkei. Konstantinopel, 31. März. (W. T. B.) Die Pforte hat dem Administrativrath der Bondholders mit— getheilt, daß die cedirte Tabakssteuer in diesem Jahre noch für Rechnung der Regierung eingezogen werden würde, weil die Vorarbeiten für die Einziehung vor der Cession durchgeführt worden seien. Der Administratiorath hat das Recht der Pforte hierzu unter Hinweis auf den Art. 5, §. 8 der Konvention bestritten. Es ist wahrscheinlich, daß ein be— friedigendes Kompromiß zu Stande kommt.

Numänien. Bukarest, 30. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtentammer wurde von der Kommission das Gutachten über die Organisation des Richterstandes vorgelegt. Von der Majorität der Kommission wurde das Institut gewählter Nichter empfohlen, die Mingrität der Kommission hat sich für die Unabsetzbar— keit der Richter ausgesprochen. In Fortgange der Sißung genehmigte die Kammer den von Rosetti eingebrachten Gesetz= entwurf, betreffend die Verbesserung der Lage der Bauern. Als Nachfolger des österreichischen Gesandten Grafen Hoyos, welcher nach Ostern sein Abberufungsschrei⸗ ben überreichen wird, um sich auf seinen neuen Posten nach Wien zu begeben, wird der österreichische Gesandte in Athen, Fürst Wrede, genannt. Den Nachrichten auswärtiger Blätter über die Don aufrage gegenüber bemerkt der „Ro⸗ manul“, daß Rumänien seine Rechte aufrecht erhalten werde.