1882 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

k

ö

ö

2 . , D , . . .

. 2

Ministerium des Innern.

Dem Amtehauptmann Vo igts ist die Amtshauptmanns—⸗ stelle in Freiburg und zugleich die Wahrnehmung der Funktion als farm traum für den dortigen Kreis übertragen worden.

Justiz⸗Ministerium.

Der Rechtsanwalt Hem bd zu Soldin ist zum Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung feines Wohnsitzes in Soldin, ernannt worden.

Der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Fuxius in Cöln ist in Folge seiner Ernennung zum Rath bei dem Kaiserlichen Sber⸗ i r eri in Colmar aus dem preußischen Justizdienst ge⸗

ieden.

Versetzt sind: der Amtsgerichts-Rath Thöne in Erwitte als Landgerichts Rath an das Landgericht in Bielefeld, der Amtsgerichts⸗Rath Bisling in Halberstadt an das Amts— gericht in Heiligenstadt, der Amtsrichter Kalisch in Heiligen⸗ stadt an das Amtsgericht in Halberstadt, der Amtsrichter Buddenberg in Attendorn an das Amtsgericht in Erwitte.

Der Amtsrichter Voigts in Freiburg in Hannover ist in Folge seiner Ernennung zum Amtshauptmann aus dem Justizdienst geschieden.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts— anwglt, Justiz-Nath Bethe bei dem Landgericht in Görlitz, der Rechtsanwalt Peterson bei dem Ober⸗-Landesgericht in Breslau und der Rechtsanwalt, Justiz-⸗Rath Westram in Nimptsch bei dem Landgericht in Schweidnitz.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichtsassessor Dr. Burgheim bei dem Amtsgericht in Bockenheim, der Gerichtsassessor Ladewig bei dem Land⸗ 3 J. in Berlin und der Gerichtsassessor Dr. Jo seph bei

em Amtsgericht in Rastenburg.

Der Senats-Präsident, Geheime Ober⸗Justiz-Rath Sommer in Frankfurt a. M. und der Amts⸗Gerichts⸗Rath Müller in Glatz sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten.

Der Thierarzt Josef Terez ist als Lehrer an der Thierarzneischule zu Hannover angestellt worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Dem bisher in der Bau⸗Abtheilung des Königlichen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten angestellt gewesenen Bauinspektor Moritz Hellwig in Berlin ist eine Lokal— Baubeamtenstelle bei der Königlichen Ministerial-Bau— kommission verliehen worden.

Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten sind der Eisenbahn⸗Sekretär Gronarz zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator und der Bureau-Diätarius Schnei⸗ der zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. April. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern die Vorträge des Ober— Hof⸗ und Hausmarschalls Grafen Pückler und des Hof⸗Bau⸗ raths Perstus und empfingen darauf den vom Urlauß zurück⸗ gekehrten Botschafter Grasen Hatzfeldt.

Heute nahmen Se. Majestät zunächst die Vorträge des Polizei⸗Präsidenten von Madai, des Chefs des Militär⸗ kabinets, General-Adjutanten von Albedyll, sowie in Gegenwart des Kommandanten, General-Majors von Winter— feld einige militärische Meldungen entgegen und empfingen den Prinzen Gustav Biron von Curland, Seconde⸗-Lieutenant im 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, welcher die Orden seines ver⸗ storbenen Vaters, des Oberst-Schenken, Prinzen Biron von Curland überreichte.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte am Sonnabend Abend der liturgischen Andacht und am Sonntag dem Gottesdienste im Dome bei.

Das Familiendiner fand bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais statt.

Gestern wohnte Ihre Majestät dem Gottesdienste im Magdalenenstift bei und besuchte das Augusta⸗Hospital. Das Familiendiner fand bei Ihren Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin stait.

Heute geben Ihre Kaiserlichen Majestäten ein Diner zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen und bei Rhein.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten am Sonnabend Abend mit ihren Königlichen Hoheiten den Prin— , n, . Sophie und Margarethe der liturgischen

dacht im Dome bei.

Am Sonntag Vormittag gegen 16 Uhr begaben Sich die Kronprinzlichen Herrschaften zu Sr. Majestät dem Kaiser und wohnten sodann dem Gottesdienst im Dome bei. Das Diner nahmen Höchsidieselben bei 2 Majestäten ein.

Se. Kaiserliche Hoheit besuchte mit den Großher oglich hessischen Herrschaften die Vorstellung im ö und begab Sich sodann mit Höchsidenselben zum Thee zu Ihren Majestãten.

Gestern besuchte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit den Großherzoglich hessischen Herrschaften im Laufe des Vormittags die Nationalgalerie und das Königliche Schloß.

Um 121 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Großherzoglich hessischen Herrschasten nach Potsdam und kehrten im Laufe des Nachmittags nach Berlin zurück.

Um 5 Uhr erschienen Ihre Kaiserlichen Majestäten zum Diner bei den Kronprinzlichen Herrschaften.

Am Abend besuchten die 3 Herrschaften mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria die Vorstellung im Dpernhause.

Der Bundegrat t in der Sitzung vom 16. März 3d. beschlossen, daß die frischen und getrockneten (gedarrten

BVestimmung im §. 11 Absatz 2 Ziffer 3 des Gesetzes Über die Statistik des Waarenverkehrs mit dem Auslande vom 20. Juli 1879 Anwendung findet, auszunehmen sind.

Der mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Staats— sekretärs im Auswärtigen Amte betraute Kaiserliche Bot⸗ schafter, Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube hierher zurückgekehrt und hat seine Funktionen wieder übernommen.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich italienischen Hofe, von Keu dell, hat Rom mit kurzem Urlaube verlaffen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistischer Ge⸗ schäftsträger der Legations⸗Rath von Derenthall.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. von Jacobson in Pelplin, Dr. Bartsch, Dr. Eppner, Flachs, Freudenberg, Gentz, Dr. Karewski, Reinke und Pr Smidt in Berlin, Stabsarzt Dr. Lenhartz in Colberg.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 10. April. (W. T. B.) Die Erbgroßherzogin ist gestern Abend in Palermo von einem Prinzen entbunden worden.

Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: In der Nacht vom 4. auf den 5. J. M' ist der Insurgentenführer Ham sic Bego aus Durakovic mit drei Genossen, von denen einer verwundet war, nach kurzem Gefechte aufgegriffen worden.

9. . April. (W. T. B.) Der „Montagsrevue“ zufolge hat der Minister-Präsident Graf Taaffe gemessene Weisung ertheilt, Versammlungen mit ausgesprochen antisemi⸗ tischer Tendenz überhaupt nicht zu gestatten. Die Polizei⸗ organe sollen angewiesen werden, Versammlungen, in welchen derartige Bestrebungen auch nur nebenher auftreten, sofort aufzulösen. Die Regierung halte sich für verpflichtet, einen jeden Staatsbürger ohne Rücksicht auf seine politische oder konfessionelle Anschauung in allen seinen Rechten zu schützen.

Großbritannien und Irland. London, 6. April. (Alls. Corr) Fast sämmtliche Minister haben London verlassen, um die Osterferien des Parlaments auf dem Lande zuzubringen.

Die Polizei von Dublin belegte gestern daselbst ein großes fenisches Waffendepot mit Beschlag und nahm im Zusammenhange damit mehrere Verhaftungen vor.

Mr. Bradlaugh, der Abgeordnete für Northampton, hat die Geldbuße von 500 Pfd. Sterl., zu deren Zahlung er wegen unbefugter Abstimmung im Unterhause verurtheilt worden, bei seinem Rechtsanwalt deponirt. Das Geld wird an die Depositenkasse des Queens⸗Bench⸗ Gerichtshofes abge⸗ führt werden und dort bleiben, bis das Haus der Lords Über die von Bradlaugh gegen das Urtheil eingelegte Berufung entschieden haben wird. = 10. April. (W. T. B.) Der Deputirte Parnell ist auf eine Woche und gegen die Verpflichtung auf Ehren⸗ wort, sich nach dieser Zeit wieder zu stellen, aus der Haft ent⸗ lassen worden, um seiner in Paris wohnenden Schwester, deren Kind gestorben ist, einen Besuch abstatten zu können.

Frankreich. Paris, 6. April. (Fr. Corr.) Das Budget des Ministeriums des Aeußeren für 1883 beläuft sich auf 14418 200 Fres., d. i. um 582 900 Fres. mehr, als die für das vorige Jahr bewilligten Ausgaben. Der größte Theil dieses Plus ist sür das Kapitel: „Spesen für die Amtswohnungen“, namentlich der Konsulate im Orient, bestimmt. 32 060 Fres. werden durch die neu eingeführten Postdienste nach Mexiko und Syrien, 17 0060 Fres. durch die Errichtung des Konsulats in Tunis und der Vize⸗Konsulate in Diarbekir und Gabes, 51 000 Fres. durch die Kosten, welche die Feier des Nationalfestes vom 14. Juli im Aus⸗ lande verursacht, 138 000 Fres. durch die neuen Vize⸗Konsu⸗ late in Syrien und Arabien und die Einsührung des Post— dienstes nach Tunesien benöthigt, wozu dann noch einige andere untergeordnete Gehalteverbesserungen treten.

Italien. Rom, 10. April. (B. T. B.) Der König empfing heute Nachmittag den serbischen Gesandten Christics, welcher ein Schreiben des Königs Milan, betreffend die Annahme des Königetitels, überreichte.

Nach einer Meldung aus Montevideo, von heute, hat der Zwischen fall mit der Regierung von Uruguay unter den vom italienischen Geschäststräger sormulirten Bedingungen eine befriedigende Lösung dahin gefunden, daß die Schuldigen bestraft werden, daß die Beschädigten eine Entschädigung von 50 009 Fres. erhalten, und daß dem italienischen Geschäfisträger vom Präsidenten der Republik Uruguay ein ossizieller Besuch abgestattet wird.

Die Gerüchte von einem Wechsel in der Besetzung der diplomatischen Posten Italiens in Konstantin opel und Bukare st werden von der „Agenzia Stefani“ als unbegründet bezeichnet.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute wieder hier eingetroffen. Se. Majestät der König von Württemberg wird am nächsten Mitt— woch hier erwartet. Zu Ehren beider fürstlichen Gäste findet am Donnerstag am Königlichen Hofe ein Tiner statt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. April. (W. T. B.) Nach einer Bekanntmachung im, Regierungs⸗ Anzeiger“ wird morgen in Gatschina der am Osterseste übliche Besuch des Kaisers in der Hofkathedrale und die Ent⸗ gegennahme von Gratulationen nicht siattsinden. Die Zei⸗ tung „Moskauer Telegraph ist auf 4 Monate sistirt worden.

Wie der „Golos“ ersährt, wäre die gestern erfolgte Truppensendung von Ddessa, Bender und Rieo= lajew nach der Stadt und dem Kreife Ananjeff in Folge von Exzessen geschehen, welche in Ananjeff und in einigen Ortschasten des Ananjeffchen Kreises vorgekommen. An dem Markttage, am Sonntan, den 2. April, hätten Bauern in der 25 Werst von Ananjeff entfernten Ortschaft Wale⸗ gozulowo die dortigen jüdischen Buden und Häuser überfallen. Nach Unterdrückung der Exzesse lte sich ergeben, daß 30 Buden und über S0 Häuser judischer Besitzer demolirt

worden.

. 8. April. (W. T. B.) Das Journal de St. Péetersbourg“ veröffentlicht ein Kai erliches Keskript an den Reichekanzler, Fürsten Gortschakoff, durch welches

derselbe auf seinen Wunsch aus Gesundheügrücksichten und

orien Nr. 233 des statistischen Waarenverzeichnisses in das Verzeichniß derjenigen Massengüter, auf welche die

wegen seines hohen Alters von der Leitung des Aus— wartigen Amtes entbunden und gleichzeitig der Staats selretãr vo n

GSiers zum Minister des Auswärtigen ernannt wird. Der Ukas, durch welchen Fürst Gortschakoff von der Leitun des auswärtigen Amtes entbunden wird, enthält am Schlusse die Worte: „Mit aufrichtiger Achtung Ihr dankbarer Alexander.“ Fürst Gortschakoff behält außer dem Titel des 44 auch die Würde eines Mitgliedes des Reichs⸗ raths.

Der „Regierungsanzeiger“ konstatirt gegenüber anderweitigen Behauptungen, daß außer im Ananjeffschen Kreise auch in einem Distrikt Volhyniens Streitigkeiten zwischen Juden und Christen und Beschädigungen j⸗udischen Eigenthums vorgekommen seien. In dem ersteren Bezirke seien 14, in dem letzteren über 360 Ruhestörer ver⸗ haftet und Maßregeln gegen eine Wiederholung der Unruhen ergriffen worden. Alle anderweitigen Gerüchte seien unbe⸗ gründet. Der Regierungsanzeiger“ sagt, er werde nicht ver⸗ fehlen, alle wirklichen Vorgänge dieser Ärt bekannt zu geben.

11 April. (W. T. B.) Anläßlich des in der Be— setzung des Ministeriums des Auswärtigen eingetretenen Perssonenwechsels sagt das „Journal de St. Péter s⸗ burg“: die Ernennung des neuen Ministers werde keine Ver⸗ änderung in Rußlands auswärtiger Politik herbeisühren, auch werde kein anderes Cirkularschreiben an Rußlands diploma—⸗ tische Vertreter im Auslande erlassen werden, als das jenige, welches den Personenwechsel anzeige. Die Politik der gegen— wärtigen Regierung sei klar präzisirt in dem nach der Thronbesteigung des Kaisers am 16. März 1881 er⸗— lassenen Cirkularschreiben, welches die Unterschrift des Ministers

Giers trage, noch heute in Kraft sei und, wie Alles hoffen

lasse, noch lange das Programm der Regierung bleiben werde. Das Journal eitirt die wesentlichsten Stellen dieses Cirkularschreibens, in welchem u. A. gesagt sei: „die Politik des Kaisers werde vor Allem gewidmet * sein den inneren Arbeiten, welche der Fortschritt des bürgerlichen Lebens und die wirthschaftlichen und sozialen Interessen erheischten, die heute den Hauptgegenstand der Sorgze aller Regierungen bildeten. Rußlands auswärtige Politik werde eine wirk⸗ lich sriedliche sein. Rußland werde treu bleiben seinen Freundschaften, seinen traditionellen Sympathien. Indem Rußland sich die Stellung wahre, welche ihm im Konzerte der. Mächte gebühre, und indem es über die Erhaltung des politischen Gleichgewichts wache, soweit seine eigenen Inter⸗ essen davon berührt würden, halte es sich für solidarisch für den allgemeinen Frieden, der auf der Achtung des Rechts und der Verträge beruhe.“ Schließlich weist das Journal darauf hin, daß die auswärtigen Angelegenheiten Rußlands während des letzten Dreivierteljahrhunderts nur von zwei Ministern des Auswärtigen, dem Grafen Nesselrode und dem Fürsten Gortschakoff, geleitet worden seien, und erblickt darin einen Beweis sür die Stabilität in der auswärtigen Politik des Reiches und ein sicheres Unterpfand für die Zukunst.

Moskau, 8. April. (W. T. B.) Der „Moskauer Zeitung“ zufolge beabsichtigt das Kriegsministerium, sofort nach Schluß der diesjährigen Lagerzeit, 37 500 Mann zu beurlauben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. April. (Hamb. Corr.) Zu der dem Reichstage unterbreiteten Zollreform-Vorlage sind von einem Mitgliede der Zwei⸗ ten Kammer verschiedene Aenderungsanträge in schutzzöll— nerischem Sinne eingebracht worden.

Amerika. Washington, 4. April. AUAllg. Corr.) Der Präsident Arthur hat dem Kongreß eine Bot! schaft übersandt, welche die die Einwanderung der Chi— nesen verbietende Bill mit einem Veto belegt. Der Haupt⸗ einwand desselben richtet sich gegen das 20 jährige Verbot der Einwanderung, welche er als eine Verletzung der Unterhand⸗ lungen, auf deren Grundlage der chinesische Vertrag geschlossen worden, betrachtet. Die Maßregel schließe folglich einen Bruch des nationalen guten Glaubens in sich. Die Botschaft weist auf die angeblichen Vortheile hin, welche die Industrie bisher von den Pacificstaaten durch die Anwesenheit der Chinesen er⸗ zielt habe, und drückt die Besorgniß -aus, daß eine derartige Gesctzgehung, falls sie nicht sorgfältig von Schutzwehren um— geben sei, eine nachtheilige Wirkung auf den amerikanischen Handel mit China ausüben werde. Der Präsident empfiehlt demnach, ohne irgend eine spezifische Suspensionsperiode anzu⸗ geben, daß die Länge der Frist eine verfucheweife sein solle. In der heutigen Sitzung des Senats brachte Mr. Miller aus Calisornien eine Bill bezüglich der Chinefen— ausschließung ein, welche mit derjenigen, die der Prasident gestern mit seinem Veto belegte, identisch ist, indeß mit der Ausnahme, daß der Suspensionstermin der Chinesen⸗ einwanderung auf zehn Jahie herabgesetzt ist und das Gesetz 60 Tage nach seiner Annahme in Krast treten soll.

Afrika. Egypten. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo vom 9. hätte der egyptische Ministerrath den Vorschlag Englands abzu⸗ lehnen beschlossen, daß durch eine Konvention zwischen Italien und Egypten die Souveränetät beider Länder über die Gebiete an der Südwestküste des Rothen Meeres festgestellt werde. Egypten sei lediglich gewillt, ein Lrivatübereinkommen mit der Gesellschaft Rubattino abzu⸗ schließen. Der diplomatische Agent Italiens habe erklärt, daß die Entschließung des egyptischen Ministerraths, auch wenn sie eine endgültige sein sollte, keinerlei Einfluß haben könne auf die Entschließungen Italiens, das in Affab eine shat⸗ ken und rechtlich ganz unbestreitbare Stellung bereits esitze.

Zeitungèstimmen.

In einem Artikel der letzten Nummer der „Nordd. Allg. Ztg.“ heißt es:

Abgesehen davon, daß durch die Einführung des (Taback ) Mono⸗ pols die Finanzen des Reiches auf eine rationelle, durch die Frfah⸗ rungen der vorgeschrittensten und reichsten Staaten erprobten Grund— lage gestellt werden würden, daß durch das Monopol der Ginnahme— bedarf des Reiches durch eine ergiebi e und die Bevölkerung am min⸗ desten drückende Steuer sichergestellt werden würde abgeseben von dieser finanzpolitischen Kräftigung des Reiches würde daß Monepol ein neues,. wirthschaftspolitischeé Band um alle Einzelglieder desselben schlingen. Die bedeutenderen Üutoritäten der Vatlenalökonomie haben jetzt schon längst anerkannt und es in ibren Schriften offen ausgesprochen, welches unerläßliche Fundament für die spätere positische Ginigung Deutschlands die vorhergebende wirth⸗= schaftliche Verbindung durch den Joslverein gebildet hat. Die enge Verknüpfung und die Wechselseitigkeit der wirthschaftlichen Interessen aller Theile Deutschlands, wie sie im Zollverein real zu 3 trat, hat der deutschen Nation die Nothwendsgkeit und Folgerichtigkeit der

politischen Einigung mehr jum Bewußtsein gebracht, als es urch alle. hierüber erschienenen Schriften und gehaltenen

geschehen ist. Ja, beim Rückblick auf die zurück⸗ gelegte Entwickelung darf man behaupten, daß, wenn der Zoll⸗ vereln nicht bestanden hätte, im Jahre 1871, trotz aller ührigen günstigen Chancen, das Zustandekommen des Reiches sehr in Frage estanden hal en würde. Wie aber das Bestehen des Zollvereins die er nrendige Vorbedingung zur spãteren Begründung des Deutschen Reiches gewesen ist, so würde die Einführung einer gemeinsamen Sieuerorganisation, eben des Tabackmonopols, ein noch festeres und scbendigeres Einheitsband Bilden, und die wirithschaftlichen, wie poli= tischen Interessen aller Reichstheile unauflöslich miteinander ver—

lzen. ; . schuelnt Die „El saß⸗Lothringer Zeitung“ schreibt:

Demokratie und Freihandel, organisiren neuerdings Bürger versammlungen“, welche sich mit möglichst starken Resolutionen! gegen das Tabackmonopol ausgesprochen haben. So in Mannheim, München u. s. w. Fürst Bismarck ist jetzt zwanzig Jahre Minister. Wollte er alle die „Resolutionen“ zusammenlegen lassen, welche in diefen zwanzig Jahren gegen seine Politik beschlossen worden sind und die sich schon sehr kurze Zeit nachher als komisch erwiesen haben man könnte einige stattliche Aktenstöße daraus machen und es. wäre vielleicht sogar wünschenswerth, alle diese Beschlüsse“ der Nachwelt zu erhalten, damit ieselbe zaraus lerne, wieviel Verkehrtheiten das Treiben der Parteien im Gefolge hat. Vor sechszehn Jahren regnete es in der Frühjahrszeit auch allerlei Resolutionen gegen die Politik des damaligen Minister⸗ Präsidenten v. Bismarck, womöglich in noch vernichtenderer Tonart als heute, und schon nach drei Monaten hatten sie sich sämmtlich als Spreu erwiesen. Aehnlich ging es 1889 und 1881 mit der Hamburger JZollanschlußfrage und gerade ebenso wird es mit dem Taback—

opol ergehen.

ö. 3 en anderen Artikel beleuchtet das genannte Blatt die von der Handelskammer zu Baden empfohlene amerikanische Tabacksteuer. Der Artikel schließt, mit den Worten:

Frankreich hat wiederholt die Einführung dieses Systems ver⸗ sucht, ist aber immer wieder auf das Monopol, als das einzig richtige und zweckdienliche System zurückgekommen und erfreut sich desselben als einer Quelle reichlicher Einnahmen und Niemand unter der prak— tischen französischen Handelswest denkt daran, dasselbe aufzuheben. Auch bei uns in Deutschland wird es segenbringend, werden, sobald es einmal eine Zeit lang zur Einführung gelangt ist. Die Taback— pflanzer werden das Monopol noch als, ein Glück begrüßen, die Arbeiter werden in den verschiedenen Fabriken eine sichere Anstellung und höhere Löhne erhalten, sowie auch die, humanste und rücksichts— vollste Sorge für ihre Gesundheit und ihr sittliches Gedeihen finden.

Dieselbe Zeitung enthält weiter folgenden Artikel:

Seit Jahren ist vom Tabgckmonopol in Deutschland die Rede, noch niemals aber haben die, Hülfsindustrien der Tabackindustrie“ ihre Ansprüche angemeldet. Daß sie es jetzt thun, ist ein Zeichen, daß man in den betheiligten Kreisen an die Einführung des Monopols glaubt und demnach bei der zu erwartenden allgemeinen Liquidatien nicht fehlen oder gar übergangen sein will. Am Sonntag hat in Cassel eine Versammlung von Vertretern der „Hülfsindustrien der Tabackfabrikation“ stattgefunden, welche sich nach langer Debatte zu der üblichen ‚„Resolution“ vereinigt haben. Die letztere erklärt sich auf das Entschiedenste gegen das Tabackmonopol.).

„Die Fabrikation von Cigarrenkisten, Wickelformen und Four⸗ nieren, die Druckereien und lithographischen. Anstalten, die Papier · und Papierwagren⸗, Seidenband⸗ und Maschinenfabriken, Gießereien, Zinn folien, Drahtstiftfabriken, eine große Anzahl von Handwerken und Hausindustrien sie Alle finden in der Tabackindustrie die Quelle der Ernährung und des Wohlstandes. Die Gesammtausgaben für die Verbrauchsgegenstände zur Ausstattung und Verpackung der Tabackfabrikate werden sich auf etwa 20 Millionen Mark im Jahre belaufen. Alle diese Grwerbsthätigkeiten werden vom Mono- pol ihrer Basis beraubt; dasselbe wird sowohl durch Reduktion der Kosten für die Verpackung und Ausstattung, die mehr und mehr künstlerische Bedeutung () gewonnen hat, als auch durch Verringe⸗ rung des Cigarrenkonsums den Verbrauch der Erzeugnisse der Hülfs⸗ industrien aufs . einschränken, vielleicht diese Fabrikate selbst in eigener Regie herstellen.“ .

Es wird 3 Vorstehenden also anerkannt, daß bisher 20 Mil— lionen Mark im Jahr für Verpackung und Ausstattung ausgegeben worden sind, welche demnach thatsächlich eine erhebliche Belastung der jetzigen Tabackindustrie darstellen. Die Befürchtung, daß die Monopolverwaltung diese Kosten reduziren und weniger künstlerischen Luxus treiben könnte, mag für die Betheiligten allerdings unbequem sein, der Steuerzahler, dem die Erträge des Monopols zu Gute kommen sollen, fährt jedenfalls sehr gut dabei, wenn die Verwaltung solchen Luxus nicht treibt. . . .

Der Berl. Aktionär bezweifelt die Richtigkeit der durch die deutsche Presse laufenden Mittheilungen über die Neu⸗Organisation der Staatsbahnverwaltung in Folge der Verstaatlichung weiterer Bahnen und bemerkt dazu:;

Die oberste Eisenbahnverwaltung Preußens kann für sich die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß sie bisher nicht nur mit Muth, Entschlossenheit und Zähigkeit, sondern auch mit Besonnenheit und gewissenhafter Abwägung aller Faktoren dem Ziele nachgestrebt hat, das sie sich stellte, als sie im Interesse des deutschen Wirthschafts⸗ lebens unter Schonung der eingebürgerten Gestaltungen, soweit dies mit jenen Interessen vereinbar erschien, unserem Verkehrswesen die neue Richtung gab. Wir alauben, das Land darf vertrauen, daß die großen Erfolge, welche sie neuerdings erzielte, sie nicht berauschen und auf den Weg der Uebereilung drängen werden. Gut Ding will Weile haben! Das hat fich die Eisenbabnverwaltung bei ieder Ge— legenheit gesagt, und je größer ihre Aufgabe und ihre Verantwort⸗ lichkeit wird, um so fester wird sie an diesem bewährten Grundsatze unwandelbar festhalten.

Amtsblatt des Reichs-⸗Postamts. Nr. 21. Inhalt: Verfügungen: vom 4. April 1882. Abnahme der ankommenden Kartenschlüsse; Uebergabe auf Bahnböfent t

Deutsches Handels- Archiv. Zeitschrift für Handel und Gewerbe. Aprilhest. Inhalt: Erster Theil. Gesetzgebung: Deutsches Reich: Ermächtigung einer weiteren Zollstelle zur unbe⸗ schränkten Abfertigung von Baumwollgarn, Leinengarn und Leinwand. D Beschluß, betreffend die Statistik des Wagrenverkehrs mit, dem Auslande. Wiederermächtigung einer Zollstelle zur Abfertigung von Baumwoll⸗ und Leinengarn. Tarifirung versilberter Glas⸗ platten. Tarisirung von Asbestwaaren. Spanien: Verzollung der Lokomotivtender. Gestattung der Aus und Einschiffung ge—⸗ wisser Materialien in dem Küstenorte Bolaga. Gestattung der Aut, und Einschiffung verschiedener Artikel im Hafen von Elanchove. J Griechenland: Griechischer Zolltarif vom Oktober 18809. Berichte: Belgien: Der auswärtige Handel und die Schiffahrt Belgiens ün Jahre 1830. Niederlande: Middelburg (Verkehr deutscher Schiffe im Hasen von Vlissingen⸗Middelburg während des Jahr eg 18815. Spanien: Havana. (Verkehr deuischer Schiffe in. 1881). Rumänien (Verkebr deutscher Schiffe in Galatz während des Jahres 1881). Cina: Amov (deutscher Schiffs—= verkehr in 1881). Portugal: Ilba do Sal (Verkehr deutscher Schiffe und Saljaus fuhr in 1881). Uruguay: Montevideo (deut- scher Schiffsverkehr in 1881) Italien: Livorno ö 6 deut scher Schiffe in 1881). Desterreich Ungarn: Schiffahrt von Triest im Jahre 1881. Rußland: Beitrage zur Kenntniß der Industrie Rußlandt, inebesondere des Moskauer Fabrikbezirks. Japan; Be⸗ richt aus Jokohamg über den auswärtigen Handel Japans im Jabre 1880. Vereinigte Staaten von Amerika: New Nor (Winke für den deutschen Erporfeur). Frankreich: Saigon (Aussichten der Reis. und Baumwollenernte in Französisch. Cochinchinay Dieppe (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 18815. Groß-

britannien: La Valetta (Schiffsverkehr von Malta in 1881. Glasgow (Eisenindustrie seit Dezember 1881 Brasilien: Desterro (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881). Zweiter Theil, Konsulgtsberich e: Osteuropa. Archangel: Jahres— bericht für 1881. Südeuropa. Kalamata: Jahresbericht für 1881. Vrragona: Jahresbericht für 18811 Messing: Bericht über die Schwefelindustrie Siciliens. Westeuropa. Dover: Jahres⸗ bericht für 1881. Nordeuropa. Korsör: Jahresbericht für 1851. Friedericia: Jahresbericht für 1381. Aalborg: Jahresbericht fur 1886 und 1881. Nordamerika. Mexiko: Der Importhandel Mexikos. Zweiter Theil. Galveston: Handelsverkehr im Jahre 1881). Afrika. Algier: Bericht über die wirthschaftlichen Verhältnisse Algeriens; Schiffahrt und Handel im Jahre 1880 und deutscher Schiffsverkehr im Jahre 1881. Port Louis (Mauritius): Jahresbericht für 1881. Australien und Polynesien. Sydney: Produktion und Ausfuhr von Gold in Victoria im Jahre 1881. .

Ju stiz ⸗Ministerial⸗Blatt Nr. 14. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 1. April 1882, betreffend die Ressortverhältnisse der Militärbehörden bei der Pfändung von Diensteinkommen und Pensionen der Offiziere und Militärbeamten. Allgemeine Ver—⸗ ügung vom 4. April 1882, betreffend die Bezeichnung der der w in dem Etat für 1882ñ‚83 zur Verfügung stehenden

onds.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 14. Inhalt: Amtliches; Hagen⸗Stipendien⸗Stiftung. Personalnachrichten. Nichtamtliches; Der Baubetrieb des Gotthardtunnels. Das römische Kastell in Deutz. Flußregulirungen und Nutzbarmachung von Wasserkräften in Bayern und Württemberg (Schluß). Ver⸗ mischtes: Das Ober⸗Landesgerichtsgebäude in Posen. Museum für die Kunstschätze des Herzogs von Cumherland. Konkurrenz um Entwürfe zu einem Mustertheater. Die Kommission für das Nationaldenkmal Victor Emanuels in Rom. Bestrebungen zur Verstaatlichung der Kanäle in England.

Statisttsche t achrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits— Amts sind in der 13. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorb en gemeldet: in Berlin 25.6, in Breslau 35,6, in Königsberg 29,1, in Cöln 29.8, in Frankfurt a. M. 27,7“, in Hannover 23, , in Cassel 7,4, in Magdeburg 22,2, in Stettin 2635, in Altona 20,5, in Straßhurg —, in Metz 3350, in München 37,9, in Nürnberg 44,1, in Augsburg 28,9, in Dres den 20, s- in Leipzig 18,3, in Stuttgart 35,1, in Braunschweig 25,6, in Karlsruhe 345), in Hamburg 259, in Wien 41,1, in Budapest IZ8M in Prag 4253, in Triest 31, in Krakgu 47,3, in Bafel 1956, in Brüssel 25,5, jn. Amsterdam 25,6, in Paris 0,7, in Kopen hagen 23,3, in Stockholm 18,3, in Christianig 23,0, in St. Peters— burg 41,5, in Warschau 37,2, in Odessa 28,7, in Bukarest 26,3, in Rom —, in Turin 301, in Madrid 6744, in London 22.2, in Glaͤs⸗ gow 24,6, in Liverpool 26,9, in Dublin 36,0, in Edinburg 19,5, in Alexandria (Egypten) 28.2. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗YJork 23,1, in Philadelphia 3455, in Chicago 25,8, in St. Louis 19,3, in Cincinnati 22,7, in San Franzisko 277,8, in Kalkutta 27,1, in. Bombay 32.38, in Madras 47,7. l

Beim Beginn der Berichtswoche waren an den ost⸗, nord- und mitteldeutschen Beobachtungsorten südliche und südöstliche, an den süd⸗ und westdeutschen westliche und südwestliche Windrichtungen, die an letzteren Stationen sogar stürmischen Charakter annahmen, vor— herrschend, gingen aber bald ziemlich allgemein, in Nord- und West⸗ deutschland nach vorübergehendem Wechsel mit Nordwest, in westliche und südwestliche Luftströmungen und zu Ende der Woche in östliche und nordöstliche (in Konitz in nordwestliche) über. Die Temperatur der Luft überstieg allgemein, an den ost⸗, nord- und mitteldeutschen Stationen um mehre Grade Celsius, die normale. In Konitz, Bremen, München sank das Thermometer zeitweise bis unter 00 6. Niederschläge, auch Schnee, Hagel, waren nicht selten. Der beim Wochenbeginn schon niedrige Druck der Luft nahm bald zu, stieg aber bis zum 28. rasch, sank am 29. wiederum, zeigte jedoch am Schluß der Woche an allen Stationen Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeit waren im Allgemeinen in der Berichte woche eine größere; von den größeren Städten Europas hat sie nur in London und Wien etwas abgenommen. Die allgemeine Sterblich⸗ keitsverbältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,8 (von 27,1) auf 1000 Bewohner und pro Jahr gerechnet, besonders war in den west⸗ und süddeutschen Städten die Sterblichkeit eine gesteigerte. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine größere. Von 10000 Lebenden starben pro Jahr 92 Kinder unter 1 Jahr gegen 85 der Vorwoche (in Berlin 81 gegen 65).

Unter den Todesursachen wurden von den Infektionskra, kheiten nur Scharlach, Pocken und Kindbettfieber etwas häufiger Todes⸗ veranlassung. Mehrere haben ziemlich allgemein nachgelassen, so in Berlin, Christiania, Kopenhagen, London, Dublin, Edinburg, Paris; nur in Heidelberg, München und Wien ist eine Abnahme der Todes fälle nicht ersichtlich. Scharlachfieber bedingten in Kiel, Dresden, Hamburg, Hannover, Barmen, Elberfeld, St. Petersburg mehr, in Berlin, Frankfurt a. M., Wien weniger Todesfälle. Diphtherie zeigte in Königsberg, Danzig, Stuttgart, Nürnberg, Dresden, Berlin, Hannover, Barmen, Wien eine Abnahme, in Elbing, Bretlau. Thorn, Chemnitz, Hamburg, Elber— feld, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Pest, Paris, London, Turin eine Zunahme der Sterbefälle. Die Zahl der Todesfälle an Keuchhusten war in London im Abnehmen, in Ham— burg, Altona, Frankfurt a. M. im Zunehmen. Unterleibstvphen traten allgemein in beschränkter Zahl auf, Todesfälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten 6 (je Baus Bromberg und Thorn, je aus Memel und Graudenz) zur Meldung. Ferner kamen aus Triest, Odessa, Bukarest, Valencia und Malaga vereinzelte, aus Budapest und Warschau je 3, aus Krakau 5, aus St. Petersburg 17 Todes fälle an Flecktyphus zur Anzeige. Auch Rückfallsfieber zeigten sich in den Regierungsbezirken Stettin und Königsberg mehrfach, jedoch meist mit günstigem Verlauf. Darmkatarrhe der Kinder haben in Wien, Brech⸗ durchfälle in Freiburg i. B. mehr Todesfälle hervorgerufen. Lungen- entzündungen führten allgemein, besonders aber in Nürnberg und Stuttgart, häufiger zum Tode. Pockentodesfälle waren in Wien, Budapest, Paris, St. Petersburg, Warschau, London häufig, in Prag, Brüssel, Liverpool, Manchester, zeigten sich Pocken in beschränkter Zabl. Die Pockenepidemie in Essen forderte in der Berichtswoche G weitere Opfer. Ferner kamen aus deutschen Städten noch 2 Todes fälle an Pocken aus Beuthen, je 1 aus Königsberg, Memel und München, zur Meldung. ;

Das Centralblatt für die gesammte Unterrichts verwaltung in Preußen“ enthält im Märzheft einen unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeiteten, sehr eingebenden Aufsatz über die unterrichtliche Versorgung der Schulkinder im preußischen Staate. Wir entnehmen diesem Aufsatz Folgendes:

Als vor 10 Jahren sich ein bedenklicher Mangel an Volkeschul⸗ lehrern fübkar machte, nahm die Regierung darauf Bedacht, dem Lebrerstande durch die Verbesserun e. äußeren Lage eine erheb⸗ lich größere Zahl von Bewerbern zuzuführen, dann aber auch den angehenden Lehrern sichere Wege jur Ausbildung zu bieten. Insonderheit ist dem Uebelstande, daß die Volksschule die Schüler im fünfijehnten Lebensjahre entläßt, das Seminar dieselben aber erst mit dem achten Lebensjahre aufnimmt, dadurch abgeholfen wor den, daß für die drei Zwischenjabre Präparandenanstalien ins Leben gerufen bemw. unterstüßt worden sind. Im Jahre 1881 82 waren bereits 30 staatliche Präparandenanstalten, über die ganze Monarchie, mit Aufnabme der Provin; Brandenburg, zerstreut, vor⸗ handen, welche 405 595 * Ausgaben erforderten, und außerdem verfügte die AUnterrichts verwaltung noch über einen 194 878 betragenden Dispositions fonds zur Förderung des Präparandenweseng. Dank den Präparandenanstalten ist es möglich gewesen, saͤmmtliche etatsmäßige Stellen in den Seminaren zu be⸗

setzen, was aber auch nur durch die Erhöhung des Etats der Semi⸗ nare leinschließlich des Präparandenwesens) in den letzten 10 Jahren um 3212 694 46 möglich gewesen ist. .

Wie groß die Aufgabe der Verwaltung auf diesem Gebiete ist, ergiebt die Thatsache, daß in den 7 größten Städten Preußens die Einwohnerzahl von Ende 1871 bis Ende 1885 von 1 543 304 auf 2049431 stieg, das heißt um 506 127 Einwohner (32, 8/ ) oder noch 1566 mehr, als der ganze Regierungsbezirk Minden mit seinen 882 Lehrerstellen zählt. Verhältnißmäßig noch größer war die Zunahme der Bevölkerung in 23 mittleren und kleineren Städten, in denen die Einwohnerzahl von 573 497 auf 818117 oder um 244 620 (4277 ½9) stieg, d. h. 30 006 mehr als der Regierungsbezirk Stralsund mit seinen 6532 Lehrerstellen. Um das unterrichtliche Mehrbedürfniß dieser 30 Städte zu befriedigen, würden bei den bescheidensten Ansprüchen mindestens 1600 Ldehrer⸗ stellen nöthig gewesen sein, ohne daß darum irgend wo anders auch nur eine Stelle entbehrlich geworden wäre. Die Aufgabe der Unterrichts verwaltung, der stetigen Zunahme der Einwohnerzahl mit einer entsprechenden Ver⸗ mehrung der Lehrerkräfte zu folgen, wird dann noch durch die Ungleich—⸗ mäßigkeit in der Bewegung der Bevölkerung erschwert. In den Landkreisen ist z. B. das Maximum der Zunahme (Lübben) 17,5300, wogegen das Minimum (Elbing, Land) auf 1,180 /0 sinkt. Einzelne Mittheilungen aus den Berichten der Aufsichtsbehörden veranschaulichen die Größe der ihnen obliegenden Aufgabe. In Berlin hat sich die Ein— wohnerzahl im letzten Jahrzehnt um nahezu 360 000 ver⸗ mehrt, was mindestens C00 neue Lehrerstellen erfordert haben würde. Ende 1870 betrug die Gesammtzahl der in den Gemeindeschulen und in 18 Privatschulen unterrichteten Kinder 50 943, Ende 18389 empfingen 94399 Kinder unentgeltlichen Unter⸗ richt in 117 Schulen mit 1763 Klassen in 1387 eigenen Gebäuden. Die Aufwendungen für das Volksschulwesen in Berlin sind von 1876— 80 von 2627599 auf 4161538 4M, also um S283 417 S gestiegen. In 11 Jahren sind 64 Schulen mit 1148 Klassen neu entstanden. An den Volksschulen sind, die Taubstummen- und Blin— denschulen und eg. 500 technische Lehrerinnen ungerechnet, 1742 Tehr⸗ kräfte thätig, 1100 mehr als vor 11 Jahren. Die Lehrer strömen aus allen Provinzen nach Berlin, so daß die Versorgung der Hauyptstadt mit Lehrern überall ins Lande Lücken entstehen läßt. Noch größer ist die Aufgabe der Schulverwaltung in der Umgebung Berlins, für welche im Jahre 1877 eine selbständige Schulinspektion Berlin Land“‘ gebildet ist. Dieselbe umfaßt in 30 Gemeinden 37 Schulen mit 197 Klassen, 143 Lehrern, 21 Lehrerinnen, 31 Handarbeitslehre⸗ rinnen, 11 815 Schulkindern. 58 Klassen und 53 Lehrerstellen sind hier in 4 Jahren neu begründet worden. Erheblich stärkerer Anstren—⸗ gungen bedarf die Unterrichtsverwaltung, um ihre Ziele in den Pro⸗ vinzen zu erreichen, wo die Bevölkerung nach Sprache und Bekennt— niß gemischt ist, wo die Verschiedenartigkeit der Bodengestaltung, und der Erwerbsverhältnisse sowie der aus diesen ö ergebenden Bedürfnisse eine gleichartige Ordnung des olksschulwesens unmöglich macht und mancherlei Nothbehelf unvermeidlich er⸗ scheinen läßt, wie die Beschäftigung von Wanderlehrern lin Ost⸗ und Westpreußen), die Einrichtung von Laufschulen (in Schlesien), von Doppelschulen (in Hefssen⸗ Nassau), von Schulen mit verkürzter Unterrichtszeit für Kinder, welche in Fabriken arbeiten oder auf dem Lande zum Hüten des Viehes ver⸗ miethet sind (Fabrikschulen, Hüteschulen, Sommerschulen). Wie eine im Jahre 1871 aufgenommene Zählung ergab, fanden sich unter den damaligen Volksschulkindern nur polnisch redende 360 528, litthauisch redende 10075, wendisch 6690, mährisch 8239, böhmisch 1131, dänisch 21 243, friesisch 1035, wallonisch 1430, holländisch 7, zusam⸗ men 410 380 Kinder, welche bei dem Eintritt in die Schule nicht deutsch verstanden. Es ist möglichst dafür gesorgt worden, daß es den bilinguistischen Schulen niemals an Lehrern fehle und daß diese auch zur Ertheilung des Unterrichts bei anders redenden Kindern

befähigt seien. (Fortsetzung folgt.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

5.

Dem diesjährigen Jahresbericht über die Fried— richs⸗Werdersche Gewerbeschule in Berlin, erstattet von dem Direktor derselben. Gallenkamp, entnehmen wir folgende Angaben: Die Friedrichs ⸗Werdersche Gewerbeschule ist eine lateinlose Realschule mit neunjährigem Kursus. Sie hat 9 Klassenstufen mit Jahres kursen. An der Anstalt unterrichteten im Sommersemester 1881 35, im Wintersemester 1881 52 31 Lehrer (außer dem Direktor 9 Ober⸗ lehrer, 9 ordentliche Lehrer, 6 bew. 8 wissenschaftliche Hülfslehrer, technische Lehrer. Die Anzahl der Schüler betrug im verflossenen Schuljahre: im Sommersemester 1881 im Ganzen 546, im Winter⸗ semester 1881— 32 im Ganzen 525. Nach abgelegter Abiturienten⸗ prüfung verließen zu Ostern 1881 2, und zu Mickaelis 1851 4 Schüler die Anstalt mit dem Zeugnis der Reife. Außerdem baben im verflossenen Jahre von Dstern 1851 incl. bis Ostern 1882 exel. Schüler die Gewerbeschule verlassen: Ober-⸗Prima 1. Unter Prima 9, Ober ⸗Sekunda 12, Unter⸗Sekunda 40, Ober ˖⸗Tertia 9, Unter Tertia 18. Quarta 29, Quinta 15, Serta 17. Dagegen wurden Zufgenommen; Ostern 1881 69, Michaelis 1881 864 Schüler. Im Winter Semester 188] / 8ꝰ hat bei der Schule eine Fortbildunge Anstalt nach den neuen . Grundsäßzen für die Verwaltung des Fortbil dunge· Schulweseng der Stadt Berlin“ bestanden. Dieselbe hatte 2 Abtbei⸗ lungen. In der einen, von der Stadt selbst eingerichteten, wurde im deutschen Stil (2 Stufen), im lkaufmännischen Rechnen, in der Buch- führung, im Französischen (2 Stufen) und Englischen (2 Stufen) unterrichtet; in der anderen, von der Korporation der Kauf⸗ mannschaft unterhaltenen Abtheilung wurden Handelsgeogra⸗ phie und Handelsrecht vorgetragen. Die Gewerbeschule bildet ihre Schüler für die Studien auf technischen Doch⸗ schulen; in ihren mittleren Klassen verfolgt sie zugleich daz Ziel der Vorbildung für den bürgerlichen Beruf. Sie ist keine Fach sbule, sondern eine Bildungeanstalt, welche das geistige Vermögen ihrer Schüler zu dersenigen Entwigkelung bringen will, welche die notbwendige Voraussetzung einer freien und (= Erfassung des Lebengberufes bildet. Sie pflegt neben den sprachllch historischen Fächern besonderg die mathbematisch-raturwissenschaftlichen und daz Zeichnen; das Lateinische ist von ihrem Lehrrlan

ausge · Rien. Das durch die 1 biturientenprũfung an der * zerbeschule erworbene Zeugniß berechtigt unmittelbar zu den