1882 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Abends wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen der Vorstellung im Opernhause bei und geleitete Höchstdenselben sowie die Prinzessinnen Victoria uud Elisabeih von Hessen um 10 Uhr nach dem Potsdamer Bahnhofe.

In der am 12. April unter dem Vorsitze des Staats⸗ Ministers von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths nahm die Versammlung zunächst Kenntniß von der Vorlage, betreffend die geschäftliche Behandlung der dem Bundesrath vorliegenden, wichligeren Berathungsgegenstände. Die Gesetzentwürfe über die Krankenversicherung der Arbeiter, über die Unfallversicherung der Arbeiter, über Abänderung der Gewerbeordnung, über das Reichs Tabackmonopol und über Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879, sowie der am 10. Januar d. Is. unterzeichnete Konsular⸗ vertrag mit Brasilien wurden, soweit diefelben bereits vor⸗ liegen, den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung über—⸗ wiesen; soweit die Entwürfe noch nicht an den Bundesrath gelangt sind, wurde beschlossen, dieselben nach dem Eingange an die Ausschüsse zu überweisen. Mit den Ausschußanträgen in Betreff der Vorschläge wegen Besetzung dreier Rathsstellen bei dem Reichsgericht war die Versammlung einverstanden. Schließlich wurden ein Antrag wegen Zulassung eines Steuer⸗ manns zur Schifferprüfung und eine Eingabe, betreffend die Aufhebung des Zolls für eingedickte Milch, den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

In einem Strafverfahren wegen Wuchers können zur Begründung der eine härtere Strafe bedingenden Gewerbs⸗ mäßigkeit des Wuchers nach einem Urtheil des Reichs⸗

erichts, II. Strafsenats, vom 24. Januar d. J., die vor dem Jalnctleelen des Wuchergesetzes von dem Angeschuldigten gemachten Wuchergeschäfte in Betracht gezogen werden; dagegen können diese früheren, straflos gewesenen Geschäfte nicht zur Begründung des gewohnheitsmäßigen Wuchers Seitens des Angeschuldigten herangezogen werden.

= Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich ,, n, Ober⸗Regierungs⸗Rath Herrmann sst hier ange⸗ ommen.

Der General⸗Lieutenant von Kleist, Commandeur der 1. Garde⸗-Infanterie⸗Division, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Kiel, 12. April. (Kl. Ztg.) Die Panzer-Korvette »Sachsen ging zur Fortsetzung ihrer Probefahrten nach der Eckernförder Bucht. Die Fregatte „Niobe“ hat aus dem Werftbassin auf die hiesige Rhede geholt.

HGessen. Darmstadt, 12. April. (W. T. T.) Die Erste Kammer hat den von der Zweiten Kammer gefaßten Beschluß, wodurch die Regierung ersucht wird, bei fortdauernd schwacher Frequenz der technischen . deren Auf⸗ hebung in Betracht zu ziehen, abgelehnt und, ebenfalls ab— weichend von dem Beschlusse der Zweiten Kammer, die Mittel für alle Vorschulen der Gymnasien bewilligt.

Sach sen⸗ Altenburg. Altenburg, 8. April. (Weim. Ztg.) Am 16. d. findet die Vermählung der Prinzessin Anna, Tochter des Prinzen Moritz, mit dem Er bprinzen von Schaumburg-Lippe statt. Die Festlichkeiten bei Hofe beginnen bereits am 14. mit einem Hofball.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. April. (W. T. B.) FM,. Dahlen meldete am 7. d. M. Nachmittags, daß mehrere Nachrichten, sowie der Ueberfall bei Igovci, der einer Abthei⸗ theilung Freiwilliger von der Truppenabtheilung des Obersten Langer in der Nacht vom 1. zum 2.8. M. gelungen sei, darauf hindeuteten, daß größere Schwärme von Aufständischen und namentlich von den am 28. v. M. von Tientista vorwärts gedrängten in dem Raume zwischen Sadjici, Grandici und Curevo sich aushalten könnten. JM. Dahlen wurde dadurch, obwohl nach den jüngsten Erfolgen ein positives Resultat kaum zu erwarten war, bewogen, den General⸗Major Obadich nach dem Abschluß der Operationen gegen Celebic mit einer Strei fung in dem gedachten Raum am linken Drinaufer zu beauf⸗ tragen, hauptsächlich um diese Gegend, welche das letzte Zufluchts⸗ gebiet größerer Banden auf dem insurgirten Territorium ist und welche von den Truppen nur selten berührt wurde, gründlich durch⸗ streifen zu lassen. Gleichzeitig meldete . Dahlen, daß diese Operationen nach den vom General-Major Obadich ge⸗ stellten detaillirten Anträgen eingeleitet seien. Nach diesen Anträgen sollten 5 Kolonnen die Gegend von Ljubini, Gran⸗ diei, Igovci, Kozman und Ostra Glava besetzen, die Haupt⸗ kolonne sollte am 9. d. Mts. von Igovci aus über Sadjtei, Curevo, Tientista, Urkali und Poposmost gegen Grandici hin streifen. Wie FM. Dahlen unterm 11. 88. Mts. Abends berichtet, ist diese Operation dem Entwurfe gemäß durchgeführt und dabei die Ueberzeugung gewonnen worden, daß ger eres m sut enten haaren in jener Gegend nicht mehr vorhanden sind. Um ein Zurückfluihen der Insurgenten zu erschweren, wurde die Besetzung einiger Orte angeordnet. FMS. Jo vano vic meldete unterm 8. d. M., daß die In⸗ argen nen Tags vorher einen Posten bei Goli Orb erfolglos angeriffen haben und daß an demselben Tage ein Soldat vom 43. Infanterie⸗Re iment beim Wasserholen erschossen, ein an— derer vom 14. Infanterie⸗Regiment durch einen Schuß leicht verwundet wurde.

13. April. (W. T. B.) Zur Berathung der den Delegationen zu machenden Vorlagen fand gestern ein vierstündiger Ministerrath statt; die Berathung wird heute fortgesetzt. .

Ira 13. April. (W. T. B) Dem „Prager Lloyd“ folge beschloß das Wahlcomité des verfassungstreuen

roßgrundbesitzes, den Kompromißantrag der Konservativen nicht ohne Weiteres abzuweisen und ver— schloß sich nicht der Thatsache, daß der Großgrundbesitz sich nicht zu weit in die Oppositiongpolitik hineintreiben lafsen könne, weil zwischen jeder Negierung in Oesterreich und dem Großgrundbesitze eine gewisse Solidarität der Interessen bestehe.

Lemberg, 13. April. (W. T. B.) Die Rathekammer des Strafgerichts beschloß gestern, die Untersuchung wegen Hochverraths gegen 5 Bauern aus Hniliczti und den ruthe⸗ an NRedacteur Szezerban einzustellen und dieselben

Aus Lemberg, 9. April, wird der „Pol. Corr.“ berichtet:

Der von der Regierung versendete Fragebogen betreffs der Zweck⸗ mäßigkeit einer Reform der Erbfolge im landwirthschaft— lichen Besitze durch Einführung des in Hannover und Westfalen be⸗ reits bestehenden Anerbenrechtes hat vielleicht in keinem Kronlande so lebhaftes Interesse hervorgerufen als in Galizien, weil eben nirgends die vielen nachtheiligen Wirkungen der bestehenden Freitheilbarkeit der Grundstücke und der dadurch veranlaßten Zerstückelung des Klein⸗ ir e ffn auf die Bodenkultur, die Steuerkraft und die volks⸗ wirthschaftlichen Verhältnisse überhaupt in so empfindlicher Weife wie hier zum Vorscheine gekommen sind.

Alle um Gutachten befragten Behörden, Körperschaften und Fach= männer beeilten sich, in der von der Regierung ausgesetzten sechẽ⸗ wöchentlichen Frist die verlangte Aeußerung abzugeben. Der galizische Landesausschuß hat ein Rundschreiben an sämmtliche Obmänner der Bezirksvertretungen im Lande mit der Aufforderung gerichtet, über diese Hauptfrage und deren Prinzipien die Ansicht der hervorragen⸗ deren Mitglieder der Gemeinde. und Bezirksvertretungen aus dem Bauernstande einzuholen und darüber Bericht zu erstatten. Die ein— laufenden Berichte werden hierauf als Basis des der Regierung ab— zugebenden Gutachtens benützt werden. .

Von den bisher eingelaufenen Gutachten äußert sich die Mehr— zahl dahin, daß die geplante Reform allein ohne eine weitere Ein— schränkung der Theilbarkeit der Grundstücke (für Galizien wenigstens) nicht ausreichen wird, daß daher, um der sortschreitenden Zerstücke⸗ lung der Grundstücke wirksam vorzubeugen, weitergehende gesetz liche Reformen als erwünscht, ja dringend geboten betrachket werden imäfsen. Das Lemberger Landesgericht äußert 6 dahin, daß das projektirte Gesetz die Dispositionsfreiheit des Grundbesitzers sowohl unter. Lebenden als für den Todesfall unberührt läßt, obgleich zur Herbeiführung der gegenwärtigen bedauerlichen Lage des Kleingrundbesitzes eben die schrankenlose Freiheit in der Verfügung mit dem unbeweglichen Vermögen beigetragen hat. Es erscheine daher im Interesse des Staates geboten, den ungetheilten Uebergang des Kleingrundbesitzes von einer Generation auf die andere obligatorisch einzuführen, und zwar füglich durch Erlassung von Ver— äußerungs⸗ und Belastungsverboten, beziehungsweise durch Wieder— herstellung des Bestiftungszwanges in einer von der früher bestandenen ö abweichenden, den gegenwärtigen Verhältnisfen entsprechenden

eise.

Großbritannien und Irland. London, 11. April. (Allg. Corr) Die Königin wird am Dienstag Mentone ver—⸗ lassen und sich über Cherbourg nach Windfor zurückbegeben, um der am 27. d. M. stattfindenden Vermählung des Prinzen Leopold mit der Prinzessin Helene von Waldeck beizuwohnen.

Die n nnn, am Ostermontag in Vortsmouth ist höchst erfolgreich verlaufen. Etwa 25 000 Freiwillige und ca. 3000 Mann regulärer Truppen betheiligten sich an dem Manöver, welchem der Prinz von Wales, der Herzog von Camhridge, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar, zahlreiche Generale und die Militärbevollmächtigten Deutsch- lands, Frankreichs, Italiens und anderer fremden Mächte bei⸗ wohnten. Den Feldoperationen schloß sich ein Vorbeimarsch an, der um 4 Uhr Nachmittags begann und erst gegen 6 Uhr vorüber war. Abends fand auf Southseg Common ein großer Zapfenstreich statt, dem der Prinz von Wales beiwohnte.

Liverpool, 12. April. (W. T. B.) Bei einem an— läßlich der Einweihung des neuen konservativen Klubs stattgehabten Ban quet hielt der Marquis von Salis bury eine Rede, in welcher er sich gegen die Schwäche und den Wankelmuth der Regierung wandte, welche der Bewegung in Irland successive Konzefsionen gemacht habe. Die Landbill werde niemals zu einer Pacifikation des Landes führen; das einzige Mittel, den Frieden und die Zufriedenheit in Irland wieder herzustellen, sei eine Erleichterung des Ankaufs der Farmen durch die Pächter, welche, wenn sie Eigenthümer würden, gleichzeitig Vertheidiger der Ordnung en. der mit dem Besitzthum verbundenen Rechte werden würden.

Frankreich. Paris, 11. April. (Fr. Corr.) In

dem heute abgehaltenen Ministerrathe beschäftigte man sich mit Kanalprojekten, welche von den Ministern der öffentlichen Arbeiten und des Handels vorgelegt wurden. Es handelte sich zunächst um den Plan eines Bewãässerungskanals des Rhonethals, welcher unter dem Namen „Canal Dumont“ bekannt ist. Der Staat würde die beiden Haupt⸗ linien der Wasserableitung aus beiden Ufern des Flusses ausführen, während die Nebenzweige an die Privatindustrie vergeben werden würden. Weiter sollte an der Rhonemündung in Baue ein Seesort angelegt werden; endlich prüste man das Projekt eines Kanals, welcher, der Trace des schon bestehenden Canal du Midi folgend, ven Atlantischen Ocean mit dem Mittelmeere ver— binden soll. Dieser Plan würde eine Ausgabe von nicht weniger als einer Milliarde erfordern; man hielt es daher, ehe man einen Beschluß faßte, für angezeigt, die Rückkehr des Finanz⸗Ministers Leon Say abzuwarten, der eine Erholungs⸗ reise nach dem Süden angetreten hat. Fast alle Abendblätter sprechen ihre Genugthuung über die friedliche Wendung aus, welche, nach der definitiven Ernennung des Hrn. Giers zum Minister des Aeußeren zu urtheilen, in der auswärtigen Politik des St. Petersburger Kabinets eingetreten ist.

(Cöln. Ztg.) Dem Minister des Innern, Goblet, hat der Seinepräfekt Floquet am 8. d. M. seinen Vorentwurf über⸗ reicht, welcher nicht allein die Ober⸗Bürgermeisterei von Paxis herstellt, sondern auch den Gemeinderath der französischen Hauptstadt neu organisirt. Paris soll danach einen Ober⸗-Bürgermeister mit zwei Beigeordneten er⸗ halten, welche der Gemeinderath für die ganze Dauer seines Mandats wählt. Der Ober⸗Bürgermeister ist der Präsident, die Veigeordneten die Vize⸗Präsidenten des Gemeinderaths. Die Sekretäre werden vom Gemeinderath für die Dauer der Session gewählt. Der Ober⸗Bürgermeister von Paris wird die nämlichen Amtsbefugnisse haben, wie sein Kollege von Lyon,. Die 20 Bezirksbürgermeister von Paris werden als Veamte des Civilstandes aufrechterhal⸗= ten. Der Ober⸗Bürgermeister von Paris kann, wie alle a Bürgermeister, durch präsidentschaftliches Dekret abgesetzt werden und ist dann während eines Jahres nicht wählbar. Der Gemeinderath wird in Zukunst nicht mehr für Stadtviertel, sondern für Arrondissement (Gezirk), und zwar nach der Liftenabstimmung gewählt. Der Gemeinderath von Paris kann aufgelöst, aber nicht suspendirt werden. Der Ge— meinderath kann jedes Jahr eine Entschädigung für seine Mit— glieder sowie für den Ober⸗Bürgermeister und seine Vei— geordneten bewilligen, aber diese Zuwendung muß jedes Nal der Billigung des Präsidenten der Republik unterbreitet werden. So ungesähr der Entwurf, der natürlich zuerst von

sosort auf freien Fuß zu setzen. Die übrigen verhafteten Ruthenen verbleiben in Eu fe nere ,

der Regierung put g ien und dann vom Parlament ange— nommen werden muß.

Spanien. Madrid. 12. April. (B. T. B.) Der Belagerungszustand ist nunmehr auch in ganz Cata⸗ lonien aufgehoben.

. Italien. Rom, 12. April. (B. T. B) Der Papst

empfing heute den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prin- zen in. von Preußen, welcher von dem Gesandten von Schlözer und von seinem Gefolge begleitet war. Se. Königliche Hoheit stattete darauf dem Kardinal⸗Staatsfekrefär Jacobini einen Besuch ab.

Serbien. Belgrad, 12. April. (W. T. B.) Der russische Minister⸗Resident, Staatsrath von Pers iani, wird demnächst in Urlaub nach St. Petersburg reisen. Ob derselbe auf seinen Posten zurückkehren wird, ist fraglich. Der König tritt am Donnerstag seine Rundreise an; es ist noch ungewiß, welcher Minister ihn begleiten wird. Die Königin a der Thronfolger werden mit dem Könige bis Schabat ahren.

Dänemark. Kopenhagen, 8. April. (Hamb. Corr.) Der heutige Geburtstag des Königs Christian wurde in gewohnter Weise gefeiert.

Die von der Regierung niedergesetzte Kommission zur Ausarbeitung eines neuen Schiffahrtsgesetzes hat ihre Arbeiten nunmehr zum Abschluß gebracht. Der betreffende Gesetzentwurf enthält 370 Paragraphen und ist von sehr aus— führlichen Motiven begleitet. Die Kommission wurde 1871 niedergesetzt, verschiedene Umstände namentlich der Tod der Professoren Gram und Aagesen bewirkten jedoch, daß die ö a nn rette Arbeit erst jetzt zum Abschluß gebracht wer— en konnte.

Afrika. Eg ypten. Kairo, 12. April. (W. T. B.) Die verhafteten tscherkessischen Offiziere hatten eine Versammlung abgehalten, um eine Petition aufzusetzen, in welcher der Kriegs-Minister um Zurücknahme ihrer Versetzung nach dem Sudan ersucht werden sollte. Hierbei hatte einer der Offiziere, einen Revolver in der Hand haltend, Drohungen gegen Arabi Bey ausgestoßen. Diese Thatsachen wurden denunzirt und alle Offiziere verhaftet.

Zeitungsstimmen.

Der „Nordd. Allg. Ztg.“ wird aus Baden von der schweizer Grenze geschrieben:

Wenn die Tabackfabrikanten und ihre Anhänger gegen das Taback⸗ monopol ihre Stimme erheben, so kann man dies noch begreifen, aber unbegreiflich bleibt es, wenn ein landwirthschaftliches Organ sich gegen das Monovol auszusprechen Veranlassung nimmt, da doch allgemein anerkannt werden muß, daß die Tabackbauern sich dabei besser befin⸗ den, als ohne dasselbe. Den Beweis hierfür lieferten erst wieder vor ganz kurzer Zeit die landwirthschaftlichen Vereine im Elsaß, welche in ihren Versammlungen einstimmig fur das Monopol eintraten. So wenig man aber aus der Abstimmung unserer Zweiten Kammer die Meinung ableiten darf, daß das badische Volk ein Gegner des Monopols sei, ebensowenig darf? man aus der kundgegebenen Abneigung der landwirthschaftlichen Centralstelle in Karlsruhe schließen, daß unsere landwirthschaftliche Bevölkerung gegen das Monopol eingenommen sei. Bereits haben sich auch drei, um die Hebung der Landwirthschaft sehr verdiente Vertreter im Central— ausschuß am 21. März d. J. gegen die Ansicht ihres Präsidenten ausgesprochen, und dürften diesem Beispiele noch andere landwirth⸗ schaftliche Vereine nachfolgen. Auch das Generalcomité des land— wirthschaftlichen Vereins für Bayern . sich in seiner Zeit⸗ schrift sehr wohlwollend für das Tabackmonopol aus, indem es unter anderen Vortheilen desselben die Unabhängigkeit von den Händlern, Hebung der Tabackkultur durch Unterweisung der Monopol⸗ verwaltung, sofortige Verwandlung der ganzen Ernte in Geld und vermehrten Absatz infolge erhöhten Konsums billiger Sorten 2c. gegen nur drei unerhebliche Nachtheile ins Feld führt. Aber auch außer halb der deutschen Landwirthschaft nimmt man bereits da und dort von Seite des Handels und der Gewerbe einzelne Stimmen zu Gunsten des Monopols gewahr, und hat sich namentlich auch in letzter Zeit die Handels- und Gewerbebank in Rastenburg mit 5 gegen 4 Stim⸗ men für Einführung des Monopols ausgesprochen.

AUnterdessen wird auch bekannt, daß schon Staatsrath Mathr, unser ehemaliger Domänendirektor und Finanz⸗Minister, sich früher für das Tabackmonopol sehr warm ausgesprochen hat, und muß eg uns Badenern um so mehr auffallen, daß sich unfere oberste sand— wirthschaftliche Behörde im Widerspruche zu der Änsicht dieses her⸗ vorragenden, im besten Andenken beim badischen Volke stehenden Staatsmannes in dieser für das Deutsche Reich so hochwichtigen An⸗ gelegenheit befindet und auf Seite der Monopolgegner Stellung nimmt. Uebrigens möge sich der Reichskanzler in feinen Bestrebungen um das Tabackmonepol durch das Auftreten der Gegner nicht irre machen lassen; mit der Zeit werden sich die Monopolfreunde mehren und mit Erfolg ihre Stimme zum Wohle des Deutschen Reichs mächtig erheben.

maßregeln. Auch dies ist bereits unter den ]

Trotz allem Widerstande und mancherlei Schwierigkeiten auf dem neuen Gebiet hat sich auch hier der deussche Geist zähen Fort arbeitens treu und glänzend bewährt; das Interesse an der ig refermfrage wuchs kräftig in die Breite, es entstanden allmãblich zahlreiche Fischereigenossenschaften, es wurde ein deutscher Fischerei. verein gegründet, alljährlich reichlich Brut einer großen Reibe guter. z. Th. seltener Fischarten auegesetzt, die Aufsicht über die Schonreviere und Fischwässe verschärft und die noch in unser Aller, Andenken stehende Interngtionase Fischerei, Llusstellung in Berlin veranstaltet. Der Gtatposten für Fischerei. Aufsichtebeamte ist neuerdings im preußischen Budget von 666656 auf 141722 * erhöht und die Zabl der OberFischmeister wesentlich verstärkt worden. Die Bildung von Fischereigenossenschaften auf Grund der §§. 9 und 109 des Fischereigesezeß vom 30. Mai 187 hat einen zwar langsamen, aber stetigen Fortgang genommen, es be= stehen jetzt solche mit genebmigten Statuten 14, freiwillige 19. Die Ursache des langsameren Fortschrittes der Sache liegt in der Scheu der Betbeiligten vor der Kontrole, ohne die doch eine rationelle

Wasserwirtbschaft nicht möglich ist. Die Ausdehnung der Laich ⸗Schon

reviere geht ebenfalls vorwärts, besonders in der Provinz Posen, wo sie auf zahlreichen Seen mit einem Termin von 5—6 Jahren fest⸗ gesetzt ist; in anderen Fällen sind unbemittelten Fischern für Durchführung der Schonzeit Entschädigungen gewährt worden. Die Aussetzung der Fischbrut ist bereits sehr umfangreich, die Fisch⸗ zuchtanstalten in Hüningen, in Gelzenhof bei Freiburg im Breisgau, Radolfzell am Bodensee und Kolzen bei Witten ꝛc. liefern die em⸗ bryonirten und angebrüteten Eier regelmäßig an den Deutschen Fischereiverein ab, der sie dann unter die einzelnen Vereine und Private vertheilt. Es mögen jetzt etwa 10 Millignen Fisch— chen des In⸗ und Auslandes in deutsche Flüsse und Seen gesetzt sein. Die in ihrem Zweck wie ihrer Ein— richtung so hochinteressanten Fischzuchtanstalten haben überall eine ungemein rege Theilnahme gefunden, ihre Zahl ist, in Preußen bereits auf 125 gestiegen! Hier haben theils die landwirth⸗ schaftlichen Vereine eine rühmlich anerkennenswerthe Thätigkeit ent⸗ wickelt, theils Private für sich Anstalten errichtet, während das land— wirthschaftliche Ministerium und die Provinzialregierungen dem ver⸗ dienstlich en Werke mit Subventionen zu Hülfe gekommen und neuer— dings auch in den Staatsforsten gleiche Anlagen geplant sind.

Nachdem dann noch weiter ausgeführt fl was der Staat und der Deutsche Central⸗Fischerei⸗Verein auf diesem Gebiete geleistet haben, schließt der Artikel: .

Im Uebrigen geschieht Seitens der Regierung auch sonst das Möglichste zur Unterstützung der Seefischerei. Die Admiralität hat seit mehreren Jahren ein Kanonenboot zur Leitung von Fischerei⸗ versuchen an der Oderbank abgesendet, um die Lachsfischer, die leider nur ungedeckte Böte haben, deshalb auf offener See leicht gefährdet sind, zu schützen; die Versuche sind indessen ohne Erfolg gewesen, da die Fischer keine für das hohe Meer geeig⸗ neten Netze besitzen. Außerdem hat die Admiralität periodische Revi⸗ sionsfahrten machen lassen, um fremde Seefischer von den deutschen Küsten abzuhalten und die unseren ju schützen; später soll ein Kanonenboot während der ganzen Dauer der Fischereisaison bleibend stationirt werden, besonders in der Nähe der deutschen Inseln der Nordsee. Endlich aber sind neuerdings Fischerzufluchtshäfen errichtet worden, zum Theil mit Staatsmitteln, und haben sich diese Ein⸗ richtungen außerordentlich wohlthätig erwiesen. R

Nach allen Seiten also haben der Staat wie in ihrem Gebiete die Vereine und Genossenschaften seit dem letzten Jahrzehnt eine außergewöhnlich hoch anzuerkennende Thätigkeit entwickelt und können wir hoffen, daß die deutsche Fischerei und namentlich die Ausbeute der Flüsse und Seen sich in nächster Zeit schon wesentlich heben und Millionen Werthe alljährlich den Märkten des Binnenlandes nach langer Versiegung dieses Urproduktionszweiges wiederum werden zu⸗ geführt werden.

GStatistische Nachrichten.

Dem von dem Württembergischen Justiz⸗Ministerium an den König von Württemberg erstatteten Berichte, betreffend die Verwaltung und den Zustand der gerichtlichen Strafanstalten in Württemberg während des Zeitraums vom 1. April 1380 bis 31. März 1881, entnehmen wir folgende Angaben:; Das Aufsichts⸗ personal der Strafanstalten bestand am 31. März 1851 aus 178 Per—⸗ sonen. Gefangene haben sich am 31. März in den 7 Strafanstalten des Königreichs befunden 2022. Bis zum 31. März sind zugegangen: 3952, so daß die Zahl, der Gefangenen während des Berichts jahres sich im Ganzen belief auf gegen 5590 im Jahre 1879/80. Abgegangen sind: a. nach abgelaufener Strafzeit 3149, b. be— nadigt 189, e. gestorben 28, d. entwichen 8, e. an Unter— oder andere Strafanstalten abgegeben oder

eurlaubt 309; f. vorläufig entlassen 1065, zusammen 3788, so daß hiernach am 31. März 1881 ein Bestand verblieb von 2186. d b. um 164 höher, als am 31. März 1880. Die tägliche Durch⸗ schnittsjahl der Gefangenen betrug im Jahre 1880,81 20991, d. h. um 644 mehr als im Vorjahre, welches die höchste Ziffer seit 20 Jahren ergeben hatte. Der höchste Gefangenenstand belief sich auf 2408 gegen 2310 im Jahre 1879 / 80, der niedrigste auf 1892 gegen 1901. . Nach dem Geschlechte, den Strafarten und den versönlichen Verhältnissen der Gefangenen unterschieden, waren am 31. März 1881 in den Strafanstalten: a. männliche Gefangene 1862, weibliche 324; b. Gefangene, welche zur Zeit der Begehung der That alt waren: über 25 Jahre 1309, zwischen 18 und 25 Jahren 771, unter 18 Jahren 106; e. Zuchthausgefangene 1139, darunter auf Lebenszeit: männ⸗ liche 32, weibliche 6; Gefängnißsträflinge 1045; in Festungshaft 2; d. unter den am 31. März 1881 in den Strafanstalten befindlichen Gefangenen waren: jum ersten Male gestrafte s8o4, jum ersten Male rückfällige 441, wiederholt ruͤckfällige S851; e. Nicht⸗Württemberger befanden sich unter diesen Gefangenen 353 (am 31. März 1879: 338 am 31. März 1880: 313). Unter den während der Zeit vom 1. April 1889 bis 31. März 1881 neu eingelieferten 3610 Gefangenen waren rückfällige (welche schon früher eine Landesgefängniß⸗, Festungs⸗ oder höhere Strafe erlitten haben) 1652 und zwar erstmals rückfällige 566, mehrmals rückfällige 10986, erstmals gestraf le 2016. Die Zabl der Rückfälligen betrug somit 15,01 7/9 der Gesammtzahl der Neueingelieferten gegen 134,69 9s9 im Jahre 187980. Der Gesammtaufwand auf die Strafanstalten, einschließlich der Kosten des Strafanstalten⸗ Lollegiumz, des Beitrags von 1715 4 an den Verein zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene und des Beitrags von 439. jur Rettungsanstalt in Leonberg betrug im Jahre 1880 81 1493 358 SM gegen 1352596 M im Jahre 1879,80. Hiervon wurden durch eigene Einnahmen der Strafanstalten gedeckt 897 869 4 gegen IUlö5 651 46, und blieb eine Mehrausgabe von 595 489 durch die Staatskasse zu decken. Der wirkliche Zuschuß der Staatskasse betrug aber 595 522 M (gegen 540 689 MÆ), rot. 33 mehr, da von den Ginnahmen des vorausgegangenen Jahres, 866 „S, gedeckt werden konnten, dagegen von der laufenden Verwaltung an die Restverwaltung OM. M zuzuschießen waren. Im Etat war unter Annahme einer Mittel⸗ zabl von 1850 r = der Zuschuß der Staats kasse zu 85 185 4 veranschlagt worden; es wurden also in Wirklichlein rot. 10 337 4 mehr verausgabt. Der durchschnittliche Betrag der Verxflegungskosten (Tahrung, Kleidung, Lagerstätte, körperliche Reinlichkeit, Kranfen= pflege) sür einen Gefangenen belief sich auf 198 . S6, A, im Vor- jahre auf 184 Æ 11, 3, also um 14 M 754 3 mehr auf den Topf. Der Gesammtaufwand an Verpflegungekosten betrug mit einer Mitteljahl von 2099 Gefangenen rot, 417 423 A, während im Vor= jahre mit einer Mitteljahl von 2093 Gefangenen dieser Aufwand 385 349 M betragen hatte. Was die Beschäftigung der Gefangenen betrifft, so waren durchschnittlich beschäftigt: für auswärtige Bestellung sol, für den eigenen Gewerbebetrieb Sa) 4, für die Regie der An— h. 32635, zusammen 1978,5. Unbeschäftigt blieben als: arbeits. rei im Dunkelarrest 48,1 alt und gebrechlich 5,5, krank 7I, 9, zusammen 12065. Die meisten ( efangenen wurden in folgenden Arbeiten beschäftigt: Leinwandbereitung durchschnittlich z6ö,„ß Gefangene; Nähen. Stricken, Stien 182, 8; Nartonagearbeit 164.4; Skonomische Verrichtungen 146,3; Schneiderei 1375; Schachtel ˖ fabrikation 127,8; Stroh⸗ und Seegratzarbeiten 125,5; Taglohns Feldarbeit 1065 u. s. w. Der reine Ertrag der Arbeiten der Gefan⸗ genen in den Strafansialten, weicher sich ergiebt, wenn von den Ein— nahmen aus dem eigenen Gewerbebetriebe mit Hinsuziehung des Arbeits verdienstes der Gefangenen der Aufwand auf den Gewerbe betrieb und auf die Beschäftigung der Gefangenen abgezogen wird, betrug im Jahre 1880/81 247 831 Æ gegen 248 813 Æ im Vor⸗ e der durchschnittliche Arbeiteverdienst eines Gefangenen auf das ahr 103 84 8 gegen 102 Æ 79 z auf den Tag (bas Jahr iu 3900 Arbeitstagen) 346 9 gegen 345 Werden nur die beschäftigten Gefangenen in Betracht gejogen, so berechnet sich der Arbeits verdienst des Gefangenen im Jahre auf 10 A 16 4 gegen 112 Æ 77 3, täglich auf 367 3 gegen I.6 . Der Neben⸗ derdienst der Gefangenen betrug im Ganzen 59 710 4 69 3 gegen 589 217 , im Durchschnitt auf einen Gefangenen 28 Æ 45 3 gegen 28 Æ 30 3. Für erlaubte Kostjulagen wurden von den Gefangenen

verwendet im Ganzen 24 568 M gegen A 246 , im Durchschnitt von einem Gefangenen 11 4 70 3 gegen 13 Æ 2 43. Die sämmt⸗ lichen Privatgelder der Gefangenen haben am 31. Mär; 1881 29067 * betragen. Bel einer Gesammtiahl, von 5974 Gefangenen und einem täglichen Durchschnittsstande von 2009, hat die Zahl der in der Krankenabtheilung behan⸗ delten Kranken 1249, der in der Ambulanz behandelten Kranken 1885 betragen. Die Zahl der Kranken ist bei den Männern durch⸗ gehends höher als bei den Weibern, während unter der freien Be⸗ völkerung das umgekehrte Verhältniß stattfindet. Die Zabl der Geisteskranken betrug 14, d. i. 2.3 auf 1000 Gefangene. Gestorben sind im Jahre 1880/81 28 Gefangene gegen 63 im Vorjahre. Am 31. März 1881 nahmen an dem obligatorischen Schulunterrichte 609 männliche und 102 weibliche, zusammen 7I1 Gefangene Theil. An dem Zeichnenunterrichte betheiligten sich in Heilbronn 29 und in Stuttgart 39 Gefangene. Die Zahl der erkannten Dieziplinar⸗ strafen betrug 889, auf 100 Gefangene 42,3 (im Vorjahre 39.1). Der Bericht bemerkt zum Schlusse, daß in den Landesgefängnissen insbesondere die Klasse der gewerbsmäßigen Vagabunden, welche meistens zu jeder gewerblichen Arbeit unfäbig, ein mißliches Element sei.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Deutsche Tondichter von Sebastian Bach bis auf die Gegenwart, von Dr. Emil Naumann, Königl. Professor und Hofkirchen⸗Musikdirektor. Fünfte (Volks-) Ausgabe. S0. 25 Bogen. Preis geh. 3 „6, fein geb. 6. Berlin, Verlag von Robert Oppenheim. Von dieser Sammlung von Lebensbildern der bedeutendsten deutschen Meister der Tonkunst ist bereits die fünfte Auflage nöthig geworden, was mehr als alle sonstigen Empfehlungen für die Beliebtheit des Buches spricht. In der That hat es der Verfasser verstanden, den Stoff so interessant und fesselnd zu gestalten wie möglich, wenn man auch mit seinen Ansichten bezüglich der neu— deutschen musikalischen Richtung und dem etwas gewaltsamen Versuch einer Parallelle zwischen zwei so heterogenen Erscheinungen wie Meyerbeer und Richard Wagner nicht einverstanden zu sein braucht. Des Letzteren großes epochemachendes Musikdrama „Der Ring des Nibelungen“ hat freilich keine Würdigung mehr finden können, weil die Vorträge, welche den hier gebotenen Charakterbildern zu Grunde liegen, geraume Zeit vor dem Bayreuther Ereignisse gehalten wor⸗ den sind. Wagners Bild ist infolge dessen auch das unvollständigste, während die älteren Meister und ihre Schöpfungen in großen, geist— vollen Zügen treffend charakterisirt sind. ö .

In demselben Verlage erschienen: Mu sikstudien in Deutsch⸗ land“, von Amy Fay, aus Briefen in die Heimath (autorisirte deutsche Uebersetzung. S6. 135 Bogen. Preis geh. 2.50 „, fein geb. 3,50 M6. Diese Briefe geben ein lebendiges Bild von den Beziehungen der amerikanischen Verfasserin, welche in Deutschland Musik studirte, zu den hervorragendsten musikalischen Persönlichkeiten der Gegenwart, wie Liszt, von Bülow, Tausig, Joachim u. . w. Sie werden daher von den weiten Kreisen der Verehrer dieser Meister, sowie von der großen Anzahl derjenigen, welche gleich der Verfasserin eine der be—⸗ sprochenen Musikschulen besucht haben, schon um der vielfachen per sönlichen Bemerkungen halber, mit Vergnügen gelesen werden. Ueber= dies wird das mitunter spöttische, aber nie ungerechte Urtheil der Verfasserin über deutsche Zustände auch außerhalb der musikalischen Kreise, zumal in der Frauenwelt, Interesse erwecken.

In dem diesjährigen Ostergrogramm des Gymna— siums und der Realschule 1. Ordnung zu Rostock geht dem Jahresberichte, betreffend das Schuljahr 1881 bis Ostern 1882, die Schrift „Ludi Literarii ab amplissimo Senatu Rosto— chiensi in einium suorum utilitatem nuper aperti Seiographia Nathanis Ghytraei primi Rectoris. Rostochii 1580. Herausgegeben von Dr. Gustav Timm“ voran. Es ist dies eine von dem ersten Rektor des im Jahre 16580 zu Rostock errichteten Gymnasiums, M. Nathan Chyträus (5 1598) für dasselbe in lateinischer Sprache abgefaßte Schulordnung, die von Dr. Timm in der Großherzogl. Regierungs⸗Bibliothek zu Schwerin in einem Sammelbande gefunden und in dem vorstehenden Programm veröffentlicht worden ist. Dieser äußerst seltenen und für die Kenntniß der ersten Einrichtung des jetzt schon seit 300 Jahren in Rostock bestehenden Gymnasiums wichtigen und interessanten Schulordnung geht ein Verzeichniß der 70 von Chyträus verfaßten Schriften voran. Den Schulnachrichten, erstattet von dem Direktor Dr. K. E. H. Krause, entnehmen wir folgende Mittheilungen: Das Gymnasium besteht aus 14 Klassen, indem es? Primen, 3 Sekunden, 3 Terzien, 2 Quarten, 2 Quinten und ? Sexten besitzt, von denen Ober- und Unter⸗Prima, sowie Ober⸗ und Unter⸗ Sekunda übereinander bestehende Abtheilungen Einer Klasse sind. Der zum Gymnasium gehörenden Elementarklassen sind 4, indem die beiden Klassen 1 Parallel⸗Cötus sind. Die Realschule 1. Ordnung zählt 6 Klassen und 2Parallel⸗Cötus. Die Gesammtzahl der am Gymnasium und an der Realschule gegebenen Wochenstunden beträgt im Sommer⸗ wie im Wintersemester 791. Am Gymnasium unterrichten außer dem Direktor und dem Kondirektor, welche beiden Anstalten, dem Gymnasium und der Realschule, gemeinsam sind, 18 ordentliche wissenschaftliche und 5 technische und Elementarlehrer; an der Real schule 12 ordentliche wissenschaftliche und 3 technische Lehrer. Für beide Anstalten sind außerdem 1 Turnlehrer und 1 Schulgeld berechner. Die Zahl der Schüler betrug beim Beginn des Sommerhalbjahrs 1881 bei dem Gymnasium 460, bei den Elemen⸗ tarklassen 193, bei der Realschule 2285, in Summa 879; darunter waren Auswärtige bei dem Gymnasium 92, bei den Elementarklassen 9, bei der Realschule 40, in Summa 141. Beim Beginn des Winterhalbjahres belief sich die Zahl der Schüler des Gymnas, auf 455, der Elementarkl. auf 214, der Realsch. auf M, in Summa auf s76, jum Neujahr aber im Ganzen auf 864. Darunter waren Auswärtige in Summa 136, zur Zeit des Neujahrs 136, Mit dem Zeugniß der Reife ver⸗ ließen das Gymnasium zu Michaelis 1881 9, zu Ostern 1882 7 Akiturienten; die Realschule zu Michaelis 1881 3 Schüler. Außer den Abiturienten verließen die Schule zu Ostern 1881 im Ganjen 44 Schüler. Der Gesammtabgang im Winter 1880 81, inkl. des 1 Gestorb., betrug 101; von Ostern bis Michaelis im Ganzen 68, inkl. Abiturienten und 1 Gestorb,, im Ganzen 8. Im Winter- semester 1881 —32 gingen 74 ab, dazu 2 Todesfälle; der Gesammt⸗ abzang, inkl. 5 Abiturienten, betrug 82.

Die in Leipzig am 15. April erscheinende Nr. 2024 der „Illustrirten Zeitung?“ enthält folgende Abbildungen: Zum 100jäbrigen Geburtttag Friedr. Fröbels. Nach einer Lithographie von P. Rohrbach (Verlag von E. Q. Schroeder in Berlin]. Die Grabstätte Friedrich Fröbels zu Schweina bei Marientbal in Thü⸗ ringen mit dem erneuerten Denkmal. O. W. Longfellow, t am 24. Mär. Wiener Bilder: Dig elektrische Beleuchtung auf dem Graben. DOriginalzeichnung von W. Gause. Die beiden Fa milien. Gemälde von Michael Munkacsp. Nach einer Photographie aut dem Verlag von Charles Sedelmeder in Paris. (Zweiseitig) Deutsche Vertreter der Heraldik. Sphragistik und Genealogie. 15 Porträtz. Der Heringskönig (Kegalec. Bankeii) Ameri⸗ lanische Sküjjen: Aufhebung einer chinesischen Spielhölle in San Francisco. Merkwürdiges Kirchengefäß aus dem Mittelalter. Die altdeutsche Weinstube ‚Zum Prinzen von Arkadien“ in 6 furt a. M. Driginaljeichnung von O. Lindbeimer. Phinegs Taylor Barnum. Kuriositäten aus den Gebieten der Heraldik, Numismatik und Sphragistik Ein Magdeburger Fund. 11 Abbil—= dungen. —= Polvtechnische Mittheilungen: Taschenmesser mit verdedk⸗ tem Korkfsieher. 3 Figuren. Schwarzwälder Ubr nach amerika⸗ nischem System. 2 Figuren. Neue Gartenmöbel aus Naturholi. 3 Figuren. Instrüment jur Detinfektion der Wände von Kranken— zimmern. Moden. Brillante Hoftoilette bei einer großen Gala⸗ cour. Himmel serscheinungen. Stand des Planeten Uranus An⸗ fang Mai 1882.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem Rech aftsberichte des Präsidiums der badischen land⸗ wir drr fr e r n nf ne nm , , nm.

einen Auszug, aus dem wir nach der Köln. Itg.“ Folgendes wiedergeben: Es wird in dem Berichte angeführt, daß sich daz Jahr 1881 für die Landwirthe in mancher Beziehung erfreulicher gestaltet habe als seine Vorgänger. Insbesondere sei in den Erträgen des Wein und Obstbaues eine namhafte Besserung zu verzeichnen gewesen; dagegen habe die Getreideernte den Erwartungen nicht in dem erwũnschten Maße entsprochen; auch die Futtererträge seien hinter dem Durchschnitte zu⸗ rückgeblieben, 3 man sich theilweise zu einer Verminderung des Viehstandes habe entschließen müssen, was bei den nie⸗ drigen Viehpreisen nicht ohne Verluste habe geschehen können. Auch durch Ungeziefer, insbesondere Mäuse, seien die Ernte⸗Ertrãgnisse vielfach geschmälert worden. Für Förderung der Viehzucht (Gau— unternehmen und Farrenmärkte) sind erhebliche Beträge aufgewandt worden. Zur Förderung des Molkereiwesens waren im Vor— anschlag 1290 6 vorgesehen, fanden aber nicht volle Verwendung, da der Molkereikursus in Binningen wegen Erkrankung des betreffen. den Lehrers ausfallen mußte. Die Centralstelle hat eine Anzahl blecherner Milchgefäße zur probeweisen Benutzung durch die Bezirksvereine angeschafft, ebenfo Thermometer, Lupen und Meß gläschen für 3 Im Ganzen wird festgestellt, daß Seitens der Landwirthe dem Molkereiwesen größere Aufmerksamkeit als früher zugewandt wird. Die seit zwei Jahren ins Leben getretenen Bezirks⸗Weinausstellungen finden Anklang und wirken be⸗ lehrend auf bessere Weinbehandlung; die Centralstelle betheiligte sich dabei durch Bereitstellung von Krügen und Diplomen als Preise, Hinsichtlich der Einführung neuer Kulturpflanzen wird berichtet, daß die Centralstelle aus Schweden einige Centner Kartoffeln bezog, um sie den Schwarzwaldbezirken, die annähernd , Klima haben (hauptsächlich kurze Vegetationszeit) zu An— auversuchen abzugeben; diese fielen aber im ersten Jahre nicht gerade günstig aus und ein Versuch im zweiten Jahre hatte im allgemeinen dasselbe Ergebniß. Mit aus Böhmen bezogenen. Ge⸗ treidearten wurden gleichfalls Versuche gemacht, und es hat lich hierbei eine Hafersorte (Umeahafer) ganz vorzüglich bewährt Mit beson⸗ derem Vergnügen verzeichnet der Bericht die Thatsache, daß die Zahl der ländlichen Kreditvereine sich vermehrt habe und daß mit der Gründung landwirthschaftlicher Verbrauchsvereine ernstliche und praktische Anfänge gemacht wurden.

Von der Elbe, 10. April, schreibt man dem „Hamb. Corr.“: In den Geestkirchspielen zwischen Elbe und Eider ist der Stand des Roggens zur Zeit an vielen Stellen wenig erfreulich, trotzdem er noch in den letzten Wintermonaten zu den besten Hoffnungen berech— tigte. Namentlich auf hohen, sandigen Feldern wird der Roggen stark von einem Wurm abgefressen, und es ist dadurch auf solchen Schlägen nicht nur ein dünner Stand hervorgerufen, sondern es sind, auch Blößen von beträchtlichem Umfange entstanden. Am schlimmsten haust der Wurm in solchen Schlägen, wo Roggen nach Buchweizen gesäet ist, oder wo der Boden sonst sehr locker und porös sich erweist. Da es bereits zur Finsaat von Sommerroggen zu spät geworden ist, sieht man sich vieler Orten genöthigt, folche Schläge umzustürzen und eine Sommerfrucht einzubringen. Immer— hin ist der dadurch entstandene Schaden, abgesehen von der verloren gegangenen Saat, ein recht beträchtlicher, da die Fruchtfolge außerdem in Unordnung gebracht wird. Der Klee ist überall dicht aufgekommen, und bedarf es nur einer Reihe von warmen Tagen, um ihn im Wachsthum so zu fördern, daß unter An— dauer des guten Wetters das Vieh zu Mai ausgetrieben werden kann. Die vielen Stauwiesen lassen gut an, sie zeigen ein üppigeres Grün als im Mai des vorigen Jahres. Die Kartoffeln sind an vielen Orten nicht nur in den Gärten, sondern auch schon auf den Feldern gepflanzt. Der landwirthschaftliche Verein für Schenefeldt und , . will unter Leitung des Dr. Emmerling-Kiel auf dem Hofe Jarsdorf im Gute Hanerau eine landwirthschaftliche Versuchs⸗ station errichten.

Neuerdings konstituirte sich ein ‚Mecklenburgischer Reiter-Verein ju Witten burg.“ Derselbe bezweckt, Rennen zu veranstalten sowie auf die Verbesserung der Pferdezucht hinzuwirken. In Betreff der Wettrennen gilt das rn r, Reglement für die Flachrennen und Rennen mit Hindernissen. An der Spitze des Ver⸗ eins steht ein aus 9 Personen bestehender Vorstand, dessen Präses Graf von Bernstorff⸗Raguth ist.

Wien, 15. April, (W. T. B.) Nach den vorliegenden Nach⸗ richten haben die Witterungsverhältnisse der letzten Tage weniger geschadet, als vielfach befürchtet wurde. Die Berichte aus Böhmen und Ungarn melden übereinstimmend, daß die Ge⸗ treidesaaten bereits so gekräftigt sind, daß die niedrige Temperatur und die Schneefälle denselben keinen ernstlichen Schaden zufügen konnten. In Galizien haben nur die Obstbäume und der Raps theilweise gelitten, die Getreidesaaten sind ganz unversehrt.

Serajewo, 12. April. (W. T. B.) Durch Ministerial erlaß wird die Tus fuhr von Pferden, Eseln und Tragthieren aus Bosnien und der Herzegowina nach Serbien und Montenegro bis auf Weiteres verboten.

Gewerbe und Handel.

Die bisher in Langensalsa unter Leitung des Direktors Jentzen bestandene Bau gewerk!,. Maschinen ˖ und Mühlenban⸗ Schule ist nach Neustadt i. M. verlegt und wird dort am 2. Mai eröffnet werden.

Die ‚Rew⸗Yorker Hdls. Itg.“ äußert sich in ihrem vom 31. März d. J. datirten Wochenbericht über die Geschäftg⸗ lage folgendermaßen: Bis auf kurze Unterbrechungen der seit Mitte dieses Monats herrschenden Hausse an der Aktienbõrse und der Willigkeit des Geldmarktes, Veränderungen, denen nur geringe Trag—⸗ weite beizumessen ist, bleibt die allgemeine Geschäftelage genau so, wie wir sie zuletzt geschildert haben. Obne sich weiter zu erstreceen, hält für einzelne Zweige des Handels die Besserung an, und hätten die Symptome für eine endliche Hebung der Exrportsperre nicht so oft getäuscht, so würden wir auf eine Ermattung der Wei en und Baumwoll preise neue Hoffnung auf verstärkte Ausfuhr setzen. Wenig be— friedigend, wie demnach die gegenwärtigen Verhältnisse sind, sieht man doch mit voller Berechtigung der Zukunft vertrauensvoll ent⸗ gegen und dem entsprechend hebt sich auch in fast allen Kreisen die Stimmung ven Tag zu Tag mehr. Das Geschäft am Waaren und Produktenmarkt muß diese Woche im Ganzen genommen als rubig bezeichnet werden. Das Exportgeschäft in Weizen war trotz eines Rückganges der Preise von unbedeutendem Umfang. wäb⸗ rend Maig nach dieser Richtung mäßige Beachtung fand. Frachtraten sind niedriger und für volle Getreideladungen ist nur ein Schiff ge—= chartert worden. In Baum wolle nahm das Geschäft in effel⸗ tiver Waare sowie in Terminen einen ruhigen Verlauf. Brasil⸗ Kaffees hatten ruhigen Verkehr, während von reinschmeckenden Sorten Marakaibos fester, Laguayra und Central- Amerikanische eber flauer und ostindische ganz leblos waren. Der Markt für Roh⸗ zucker war Anfangs ruhig und sest, am Schluß jedoch lebbaft und steigend. Schmals̃ hat bei lebhaftem Speflulationsgeschäft im Preise angezogen, fand aber für Erport nur wenig Beachtung; Schweine fleisch, Speck und Rindfleisch waren vernachlässigt und nominell. Terpentinöl sowie alle Sorten Harz baben im Werthe fa sfeen und schließen in sebr fester Haltung. Der Hopfenmarkt ist unver⸗ ändert still Raff. Petroleum flau. Das Geschäft in fremden Manufakturwaaren war in einzelnen Branchen befriedigend, ließ dagegen in anderen zu wünschen übrig; einbeimische Fabrikate begegneten recht guter Frage. Der Import fremder Web sto ffe für die beute beendete Woche beträgt 3 452 557 Doll. gegen 264107 in der Parallelwoche des Vorjahres. :

Dortmund, 11. Arril. (Ess. Itg.) Die Situation des Eisenmarktz hat sich in den letzten acht Tagen nicht verändert, da weltere Prelsrückgänge nicht eingetreten sind. Gießereieisen und Luxemburger Roheisen haben die alten Preise bebauptel und dadurch wesentlich dan beigetragen, die Abwärtsbewegung aufzuhalten. Die

neuesten Meldungen vom Roheisenmarkt in England und Schon.