gung der Reife zur Konkurrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Anstalt bis * 1. Juli er, an das unterzeichnete Kuratorium — Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 70 a. — einzureichen.
Den Bewerbungen um das Stipendium für Komponisten sind eigene Kompositionen nach freier Wahl, unter eides⸗ stattlicher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihülfe ausgeführt worden ist, beizufügen.
Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton⸗ künstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Berlin durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.
Berlin, den 1. April 1882. ;
Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendels sohn-Bartholdy-Stipendien.
Ju ti z⸗Ministerium.
Versetzt find: der Landgerichts⸗-Rath Müller in Essen als Amtsgerichts⸗Rath und der Amtsrichter Freyse in Steele an das Amtsgericht in Bochum, der Amtsrichter Stein hau—⸗ sen in Oderberg an das Amtsgericht in Meyenburg, der Amtsrichter Niemir in Meyenburg an das Amtsgericht in Oderberg, der Amtsrichter Lerche in Gostyn an das Amts⸗
ericht in Tremessen und der Amtsrichter Sperling in ottbus an das Amtsgericht in Posen. .
Die Stelle bei dem Landgericht in Essen wird nicht wie⸗ der besetzt.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz Rath Koeltze in Züllichau bei dem Land—⸗ gericht in Guben, der Rechtsanwalt Füdell bei dem Ober⸗ Landesgericht in Celle und der Rechtsanwalt von Trzaska bei dem Landgericht in Ostrowo.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichts⸗Assessor Wolff bei dem Landgericht in Lissa, der Gerichts-Assessor Becker bei dem Landgericht in Torgau, der Gerichts⸗Assessor Dr. Primo bei dem Landgericht in Stettin und der Gerichts⸗Assessor a. D. Soltsien bei dem Amts⸗ gericht in Luckenwalde.
Ministerium für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten.
Die bisherigen Geheimen Kanzlei⸗Assistenten Ruhnke 3 choeber sind zu Geheimen Kanzlei⸗Sekretären ernannt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Bergassessor Georg Graeff ist zum Berginspektor auf der fiskalischen Grube Dudweiler⸗Jägersfreude bei Saar— brücken ernannt worden.
Der Großherzoglich sachsen-weimarischen Staatsregierung ist die Anfertigung von Vorarbeiten für die in Äussicht genommene Fortsetzung der schmalspurigen Feldabahn von Vacha über Buttlar nach Geisa bezüglich der auf ,, Gebiete belegenen Strecken derselben gestattet worden.
Abgexreist: Der Ministerial-Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirk— liche . Ober⸗Regierungs⸗Rath Greiff nach der Pro— vinz Westpreußen.
Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister und
Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten von Goßler aus der Provinz Ostpreußen.
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:
h die Allerhöchste Konzessions-⸗Urkunde vom 28. Dezember 1881, betreffend den Erwerb und Betrieb der Eisenbahn von Straußfurt nach Großheringen durch die Nordhausen⸗ Erfurter · Eisenbahngesellschaft, durch die Amtsblätter
der Königlichen Regierung zu Merseburg, Jahrgang 1882, Nr. 11 S. 75/76, ausgegeben den 18. März 1882,
der Königlichen Regierung zu Erfurt, Jahrgang 1882, Nr. 11 S. 57158, ausgegeben den 18. März 1882,
2) der Allerhöchste Erlaß vom 9. Januar 1882, betreffend die Genehmigung einer Abänderung des zweiten Absatzes des 5. 1 der Verordnung über die Einrichtung und Verwaltung des Landarmen— wesens in der Rheinprovinz vom 2. Oktober 1871, durch das Amts— blatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 9 S. 7, ausgegeben den 3. März 1882 (vergl. die Bek. Nr. 5 S. 16)
3) das Allerhöchste Privilegium vom 1. Februar 1882 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises 2. im Betrage von 150 000 4 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 13 S. 69 bis 71, aus⸗ gegeben den 30. März 1882,
4) der Allerhöchste Erlaß vom 15. Februar 1882, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Stolp für die zum Bau einer Chaussee von Lübjow über Carzin, Gambin, Wittbeck, Wittstock, Klein. und Großgarde nach Schmolsin erforderlichen Grundstücke, durch das Amköblatt der Königlichen Regierung zu Cöslin Nr. 12 S. 59, ausgegeben den 23. März 1852.
Personalveränder ungen.
stöniglich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 8. April. v. Wroche m, See et. vom 3. Garde ⸗ Gren. Regt., in das Inf. Regt. Nr. 61 versetzt. v. Colomk, Hauptmann vom Inf. Regt. Nr. 22 und kommandiri als Comp. Führer bei der Unteroff. Vorschule zu Weilburg, From m⸗ hagen, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 36 und kommandirt als Comp. . bei, der Unteroffizier ⸗Vorschule des Militär Knaben rziehungsinstitutz zu Annaburg. Kotschote, Pr. Lt. vom y Regt. Nr. 51 und kommandirt als Assistent bei dem Ka— dettenhause zu Wahlstadt, Petri, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Rr. 65 und kommandirt als Assistent bei dem Kadettenhause zu Bensberg, v. Klin kowström, Pr. Lt. vom Inf. 83 Nr. 95 und komman⸗ dirt als Assistent bei dem Kadettenhaufe zu ODranienstein, unter Be— lassung in ihrem bisher. Dienstverhältusß, A Ja suite der betreff. Regtr. gestellt. Bennert, Sec. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. II, in der Armee, und jwar als Ser. Lt. mit Patent vom 11. November 1877 bei dem Inf. Regt. Nr. 69, wiederangestelit. v. Wel m ann, Rittm. und Cöcadr. Chef vom Drag. Regt. Nr. 5. dem en, aggregirt. v. Besser II., Rittm. und Escadr. Chef vom Ulan. Regt Nr. 8, in das Drag. Regt. Rr. 5, Klettwig, Rittm. vom Drag. Regt. Nr. 14, al Gecadr. Ghef in das Ulan. Regt.
Nr. 8 versetzt. Nehring, Ser. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 14. zum Pr. Lt. befördert. v. Besser J, Ritim. und Escadr. Chef vom Ulan,. Regt. Nr. 8, dem Regt. aggreg. v. Wulffen gen. Küchmeister v. Sternberg, Rittm. aggreg. dem Ulan. Regt. Vr. 8, als Escadr. Chef in dieses Regt. Frhr. v. Wangenheim, Sec. Lt. à la suite des Ulan. Regts. Nr. 4, in das Ulan. Regt. Nr. 6 einrangirt. Prinz von Ratibor und Corvey, Sec. Lt. von der Res. des 2. Drag. Regts, mit der Unif. dieses Regts. zu den Offizn. à la suite der Armee versetzt. . ; Abschiedsbewilligungen. Im akti ven Heere. Berlin, 8. April. Krückmann, Pr. Lt. a. D., zuletzt Sec. Lt. im 4. Garde ⸗Gren. Regt., unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des gedachten Regts., zur Disp. gestellt. Im me, Sec. Lt. vom Fuß -Art. Regt. Nr. 2, mit Pens. ausgeschieden und zu den beurlaubten Offizn. der Landw. Fuß⸗Art. übergekreten. = Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 5. April. Desom bre, Zahlmstr. beim 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 20, zum Drag. Regt. Nr. 2 versetzt. Tischer, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim 2. Bat. Inf. Regks. Nr. 20 ernannt. XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. April. Graf von Degenfeld Sch om— burg, Major und Bats. Commandeur im Gren. Regt. Nr. 119, in das Inf. Regt. Nr. 126, Pf ister, Major und etatsmäß. Stabsoffiz. im Inf. Regt. Nr. 120, in das Gren. Regt. Nr. 119, versetzt. Peuerle, charakteris. Major im Inf. Regt. Rr. 126, unter Ver— leihung eines Patents seiner Charge, zum etatsmäß. Stabsoffiz. er⸗ nannt. Gaißert, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, unter Ver⸗ setzung in das Inf. Regt. Nr. 126 und unter Vorbehalt der Patentirung zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. vx. Mauch, überzähliger Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 121, in das Gren. Regt. Nr. 119 versetzt. ; Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 3. April. Hirzel, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 126, der Abschied bewilligt. Im Sanitäts-Corps. 3. April. Dr. Landerer, Stabs— arzt der Landw. im 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 119, Dr. Mayer, Dr. Sch liz, Stabsärzte der Landw. im 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 122, Dr. Knapp, Stabsarzt der Landw. im 2. Bat. Landwehr— Regts. Nr. 121, Dr. Essig, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. im 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 119, der Abschied bewilligt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 15. April. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute militärische Meldungen entgegen, hörten den Vortrag des General⸗-Adjutanten von Albedyll und empfingen den Hof⸗ und Garnison-Prediger Frommel.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte heute dem chilenischen Gesandten die nachgesuchte An— tritts audienz.
Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät haben die Königlichen Kammerherren Graf Matuschka und Herr von Gorzenski übernommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Mittag 1216, Uhr nach Potsdam und kehrte mit dem 5 Uhr⸗Huge nach Perli n zurück.
Am Abend besuchte Se. Kaiserliche Hoheit die Vorstellung im National⸗Theater. . 9
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Mit dem Beginn des neuen Etatsjahres 1882/83 sind, wie das „Centralbl. der Bauverw.“ mittheilt, bei den preu— ßischen Staatsbahnen 14 Eisenbahn⸗ bezw. Regierungs⸗Bau— meister zu Eisenbahn⸗Bau⸗- und Betriebsin spektoren ernannt worden. Gleichzeitig ist die Ernennung sämmtlicher bisherigen Eisenbahn⸗Maschinenmeister zu Eisenbahn— Maschineninspektoren erfolgt; die Zahl derselben be— trägt 9“. Nach Inkrafttreten des dem Landtage in diesen Tagen vorgelegten Nachtragsetats für die neuerdings ver— staatlichten Bahnen sollen noch weitere Ernennungen von Eisenbahn⸗Bau⸗ und Betriebsinspektoren und Eisenbahn— Maschineninspektoren erfolgen.
Einige bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen angestellte Eisenbahn-Bauinspektoren sind um Aufnahme in den preußischen Staatseisenbahndienst vorstellig geworden. Da den betreffenden Anträgen ohne Schädigung der persönlichen Interessen der preußischen Staatseisenbahn⸗ Beamten füglich nur dann wird entsprochen werden können, wenn die Uebernahme der Reichebeamien austauschweise gegen reußische Beamte von ungefähr gleichem Dienstalter erfolgt, o ist dem genannten Blatt zufolge durch Ministerialerlaß vom 2. d. M. angeordnet worden, zunächst festzustellen, welche von den im preußischen Eisenbahndienst beschäftigten Eisenbahn⸗ Bau⸗ und Betriebsinspeltoren unter Gewährung eines dem gegenwärtigen mindestens gleichen Diensteinkommens in den Reichseisenbahndienst überzutreten geneigt sein würden.
— Unter Aufhebung des 8. 4 der allgemeinen Verfügung vom 27. August 1879 und der denselben ergänzenden und abändernden Vorschristen haben die Minister des Innern und der Justiz durch eine allgemeine Verfügung vom 8. d. M. Folgendes bestimmt: Das Protokollbuch des Schiedsmanns ist nach näherer Bestimmung des Landgerichtspräsidenten durch ein Mitglied des Landgerichts oder einen Amtsrichter von . zu Zeit einer Prüfung zu unterziehen und dem ernannten
ommissar auf dessen Ersuchen von dem Schiedsmanne zu übersenden. Die Rückgabe des Protokollbuchs ist zu be⸗ schleunigen. Die über das Ergebniß der Revisien auf⸗ genommene Verhandlung wird in Urschrift dem Präsidenten des Landgerichts überreicht und von diesem unter Bei⸗ jügung der etwa erforderlichen Bemerkungen in Ab⸗— schrist dem Schiedsmanne zur Kenntnißnahme mitge— theilt. Der Präsident des Landgerichts kann, wenn sich nach seinem Ermessen eine besondere Veranlassung dazu ergiebt, die gesammte Amtsverwaltung eines Schiede— manns in Person oder durch einen Kommissar der Revision unterziehen. Die Reisekosten und Tagegelder der richterlichen Beamten trägt in solchen Fällen der miu ende Der Schiedsmann hat dem Nmtarlchter des Beürks eine summa⸗ rische Nachweisung über die Geschäfte des Vorjahres bis zum 1. Februar jeden Jahres zu übersenden. Diese Nachweisung muß enthalten: I) die Zahl der Anträge in bürgerlichen Rechtestreitigkeiten und die Zahl der davon durch Vergleich erledigten Fälle; 2) die Zahl der Sühneverhandlungen über
Beleidigungen und Körperverletzungen und die Zahl der da— von durch Sühneversuche mit Erfolg erledigten Fälle. Die Ergebnisse der Nachweisungen werden in eine Uebersicht auf⸗ genommen. Der Landgerichts⸗Präsident und der Ober⸗ Landesgerichts⸗Präsident lassen für ihren Bezirk die Ueber— sichten in gleicher Weise zusammenstellen. Die den Ober⸗ Landesgerichtsbezirk umfassende Zusammenstellung ist dem Justiz-Minister bis zum 1. Mai jeden Jahres einzureichen.
— Der Berollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen⸗me iningische Staats⸗Minister von Giseke ist hier eingetroffen.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen— zollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde⸗Dragoner— . ist von Urlaub aus Regensburg hierher zurück— gekehrt.
— Der General Lieutenant von Massow, Gouverneur der Festung Ulm, hat nach Abstattung persönlicher Meldungen Berlin wieder verlassen.
Baden. Karlsruhe, 14. April. (W. T. B.) Die
Zweite Kammer hat den Gesetzentwurf, betreffend den Bau der Eisenbahn von Freiburg nach Neustadt (Höllenthal⸗ bahn) mit 37 gegen 22 Stimmen angenommen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. April. (W. T. B.) Die den Delegationen heute zugegangene Regierungs vorlage beansprucht einen Kredit von 23 733 00 Fl. In der Vorlage heißt es: Da Mitte Februar die Bewegung im Okkupationsgebiete und in Süddalmatien an Intenfität und räumlicher Ausdehnung zunahm und schließlich den Norden Bosniens zu ergreifen drohte, waren die umfassend— sten Maßnahmen unabweisbar. Die bisherigen mili— tärischen Aktionen haben das befriedigende Resultat, daß die Insurrektion im Großen und Ganzen niedergeworfen ist und in ihrer physischen und moralischen Kraft gebrochen, nunmehr den Charakter eines Brigantaggio annahm. Zur wirkfamen k desselben, zur Behauptung der erzielten Er— olge, stellung der noch immer gestörten Ordnung und Sicher— heit und zur Anbahnung einer dauernden Konsolidi— rung ist die Belassung der dort stehenden Heerestheile auch für die, nächste Zukunft in der gegenwärtigen Stärke unerläßlich. Außerdem ist die Fürsorge für eine ge— sicherte Unterkunft der Truppen, für die Verbindung der ein— zelnen Orte miteinander und für die Eskortirung der Kriegs— transporte nothwendig, ebenso die Sicherung der Verkehrs— linien, die Herstellung praktikabler Straßen und die Aus süh⸗ rung der bereits in der früheren Vorlage betonten fortifikaä— torischen Maßnahmen. Das Erforderniß ist bis Ende Oktober berechnet, unter der Voraussetzung, daß noch vor Beginn des Herbstes wenigstens eine theilweise Truppenreduktion möglich sein werde.
Großbritannien und Irland. London, 13. April. (Allg. Corr.) Die Königin hat mit der Prinzessin Beatrice und ihrem Gefolge gestern Vormittag Mentone verlassen, um über Cherbourg die Rückreise nach England anzutreten. Die auf der Rhede vor Anker liegenden britischen Kriegsschiffe „Cygnet“ und „Inflexible“ feuerten in dem Augenblick, als die Monarchin das Chalet des Reviers verließ, 21 Salut— schüsse ab. Der Bürgermeister von Mentone, der britische Vize-Konsul und die Spitzen der Militärbehörde in Mentone verabschiedeten sich von der Königin am Bahnhofe. Die König— liche Jacht „Victoria und Albert“ ist, begleitet von den Dach⸗ ten „Enchantreß“, „Galatea“ und „Alberta“ bereits von Portsmouth nach Cherbourg abgegangen, um dort die Königin und die Prinzessin Beatrice an Bord zu nehmen.
Auch während der Osterferien des Parlaments wird der Premier mit der Geschäftsordnungsfrage behelligt. Mr. Broadhurst hat Mr. Gladstone zu der Erklärung provozirt, daß die Regierung kein Amendement zu dem ersten Artikel ihrer Vorschläge acceptire. Dieser erste Artikel enthält bekanntlich die Bestimmungen, unter welchen der Schluß einer Debatte herbei— geführt werden kann und bildet den Kernpunkt der ganzen Frage. Mr. Gladstone schreibt seinem politischen Freunde: „Es ist wahr, wir haben die Ausübung des Schlußantrages mit großen Vorsichts⸗ maßregeln umgeben, welche die Wirkung beschränken und selbst den Zweck beeinträchtigen. Unsere Belohnung ist, daß die Opposition dagegen die Augen verschließt und in Befürchtungen solcher Art schwelgt, wie sie immer empfand, wenn die großen und wohlthätigen Aenderungen in unseren Gesetzen nahe waren, welche dieses Jahrhundert so berühmt gemacht haben. Aber in Rücksicht auf das Objekt, welches sie in Aufregung versetzt, ist ihre Uebertreibung noch seltsamer. Wir haben vorgeschlagen, aß, wenn der Schlußantrag angenommen werden soll, dies durch einfache Majorität geschehen soll, und diesen Vorschlag werden wir nach unseren besten Kräften dem Hause empfehlen.
Frankreich. Paris, 13. April. (Fr. Corr.) Im heuligen Ministerrath hat der Siegelbewahrer Humbert einen Gesetzentwurf vorgelegt, welcher gegen die leider immer mehr um sich greifende pornographische Tagesliteratur ge— richtet ist. Darnach sollen die Verfasser dieser Publikationen sowie die Drucker, Austräger und sonstigen Verbreiter mit den Personen, welche ein öffentliches Vergehen gegen die gure Sitte begangen haben, auf gleiche Stufe gestellt werden und mithin dem Art. 330 des Strafgesetzbuchs, der dieses Vergehen mit Gefängniß von drei Monaten bis zu zwei Jahren bedroht, und außerdem noch einer Geldstrase bis zu 3060 Frances ver⸗ fallen. — Der Minister des Innern, René Goblet, theilte Berichte aus Korsika mit, denen zufolge das Räuberunwesen auf der Insel in jüngster Zeit bedenkliche Fortschritte gemacht hat; zur Steuer desselben wurde eine Verstärkung des Gensd'armerie⸗Corps beschlossen. .
— 14. April. (W. T. B.) Der Präsident Gréêyy ist heute Nachmittag hierher zurückgekehrt. — Der interimistische diplomatische Vertreter Deutschlands in Tunis, Dr. Rach⸗ tigal, hatte heute eine Unterredung mit dem Minister⸗Pra⸗ sidenten de Freycinet und beabsichtigt, morgen nach Tunis abzureisen. Auch General Lambert kehrt morgen nach Tunis zurück. — Die Votschafter Admiral Jaur es und Marquis de Noailles verlassen gleichfalls morgen Paris, um sich auf ihre Posten zu begeben.
Italien. Rom, 14. April. (WB. T. B.) Der König Humbert hat dem König von Württemberg den An— nunciaten⸗Orden verliehen. Der Kardinal Fürst Hohen⸗ ag 1 dem König von Württemberg heute einen Ve⸗ uch ab.
zum Schutze der friedlichen Einwohner, zur Her—
Griechenland. Ueber den beabsichtigten Bau neuer ESisenbahnstrecken in Griechenland meldet die „Straß—⸗ burg. Post u. A.:
Bis heute besteht nur die 1869 gebaute 8 Em lange Eisenbahn-= strecke, die Athen mit dem alten Piräushafen verbindet, und außer— dem einige wenige fahrbare Wege. Dieselben liegen um Athen berum, von wo sie nach dem Piräus, nach Eleusis, nach den Marmorbrüchen am Pentelikon und nach der Königlichen Sommer residenz Tatoi führen. Sonst besteht nur eine Straße über den Isthmus und auf dem Peloponnes eine Verbindung zwischen Argos und. Nauplia, sowie der Weg von der Küste bei Katakolon bis Olympia. Mit der gewonnenen Gebietgerweiterung hat sich indessen auch im Lande selbst die Erkenntniß der Nothwendigkeit, Straßen zu bauen, Bahn gebrochen; Kapitalisten haben sich bereit erklärt, die zum Theil schon im Plane fertig liegenden Wege endlich in Angriff zu nehmen. Es handelt sich dabei zunächst um zwei Eisenbahnen, die beide von der Haupfstadt aus— gehen und einerseits den neugewonnenen Norden — Larissa —, andererseits Patras, den wichtigen Vermittlungspunkt des Verkehrs jwischen Europa und Athen, in direkte Verbindung bringen werden. Gleichzeitig wird bekanntlich die Landenge von Korinth durchftochen und auf dDiese Weise die zeitraubende und gefährliche Ümschiffung des Cay Matapan vermieden. Die zuerst genannte Bahn war schon seit Jahren konzessionirt und ist in doppelter Hinsicht wichtig, abge— sehen von der Frage nach, dem augenblicklichen Bedürfnisse und ihrer Rentabilität. Zunächst dürfte in militärischer Beziehung der Ausbau durchaus gerathen erscheinen, und dann ist die Strecke als Beginn einer weitern nach Salonichi zu betrachten. Die jetzt geplante Bahn wird über Theben, Levadia, Lamia, Domokos und Pherfala nach Larissa führen. An größeren Schwierigkeiten sind, soweit sich das nach der Karte beurtheilen läßt, nur, die Ueberführung der Bahn über oder durch das Othrys- Gebirge zu überwinden; doch ist auch selbst hier bereits von der Natur wesentlich vorgear⸗ beitet worden, Die Bahn wird aber, so lange sie nur bis Larissa geführt ist, für den Handel von geringem Werthe sein, da sie kein irgendwie wichtiges Erzeugnißgebiet berührt. Die andere Bahn soll über Eleusis, Megara, längs des korinthischen Meerbufens über Vostitza, das alte Aegion, nach, Patras führen. Auf besondere Schwierigkeiten im Bau wird die Bahn nicht stoßen. Ihr wird der Personenverkehr zufallen, der von Europa nach Athen in stetigem
uwachs sich erwarten läßt, sowie die Vermittelung des lebhaften andels mit Korinthen, namentlich nach England.
Dänemark. Kopenhagen, 12. April. (Hamb. Corr.) Das Folkething nahm heute seine Sitzungen nach beendeten Osterferien wieder auf. Zur Berathung stand die Vorlage, betreffend die Erhebung gewisser Städte zu Garnisonsorten. Die Vorlage wurde mit 44 gegen 15 Stimmen an den Heeres— ausschuß verwiesen. Gegen Schluß der Sitzung theilte der Prä— sident mit, daß die Erklärungen der Budgetkommission über das Budget heute oder morgen würden abgegeben werden. Aende— rungsanträge sollen bis morgen Abend eingereicht werden. Des Weiteren theilte der Präsident mit, daß er dem König anläß— lich dessen Geburtstages die Glückwünsche des Things über— bracht habe. Der König habe ihn beauftragt, dem Thing seinen Gruß und Dank zu übermitteln und den sehnlichsten Wunsch ausgesprochen, daß die dem Reichstage vorliegenden Aufgaben eine befriedigende Lösung finden möchten.
Serbien. Belgrad, 14 April. (W. T. B.) Das „Amtsblatt“ veröffentlicht den Wortlaut des Danktelegramms, welches der König anläßlich der Seitens der englischen Re— gierung erfolgten Anerkennung Serbiens als Königreich an die Königin Victoria gerichtet hat, sowie die Antwort der Letzteren, welche in herzlichem Tone gehalten ist.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. April. (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern in Gatschina den serbischen Gesandten Horvatowitsch und nahm aus dessen Händen ein eigenhändiges Schreiben des Königs Milan entgegen, worin die Annahme des Königstitels notifizirt wird.
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Amerika. Washington. Der „Allg. Stg.“ wird aus Washington unter dem 23. März geschrieben:
Eine furchtbare Neberschwem mung des Mississippi, des soge⸗ nannten Vaters der Ströme, hat Hunderttausende von Menschen unglücklich gemacht, ihres Eigenthums und ihrer Existenzmittel beraubt. Es ist ein entsetzliches Unglück, welches die Fluthen in Folge des langen, anhaltenden Regenwetters in den südlichen Staaten angerichtet haben. Von Kairo an der südlichen Grenze von Illinois, woselbst der Ohiofluß in den Mississippi mündet, bis zur Ausmündung des letzteren in den Golf von Mexiko, in einer Länge von 1000 Meilen, haben die Fluthen des Mississippi, trotz seines breiten Bettes von? bis 3 eng— lischen Meilen, die Dimme von 20 bis 40 Fuß Höhe überschritten und durchbrochen; eine reißende Wasserfluth dehnt sich daselbst in der Breite von 70 bis 309 englischen Meilen aus und hat Alles zerstört, Häuser und Stallungen, alles Vieh, Pferde, Kühe, Schafe, Schweine u. s. w, alle Vorräthe, Ackerwerkzeuge fortgeschwemmt und vernich⸗ tet; die Felder, welche als die fruchtbarsten Bottom Felder bekannt, sind für dieses Jahr zum großen Theile unbrauchbar. Menschen“ leben sind sicherlich viele untergegangen Tausende und Abertausende haben Alles verloren und bedürfen Wohnung, Kleidung und Nah— tung; namentlich ist die Negerbevölkerung in den Plantagenstaaten am Mississippi am härtesten mitgenommen. Welschkorn und Baum- wolle, welche in diesen reichen Bottom -Ländereien stets aus—⸗ gezeichnete Ernten lieferten, werden in diesem Jahre einen bedeuten den Ausfall erleiden, so daß der Ausfall der Baumwolle mindestens 1009) Ballen beträgt und schon jetzt die Preise der Baum wolle bedeutend erhöht hat. Der Kongreß hat bereits 250 0 0 Doll. für die Unglücklichen bewilligt und das Kejegsdepartement angewie— sen, für diese Summe Nahrung und Kleidung an die Unglücklichen durch Kommissäre zu vertheilen. Große und kleine Boote, Dampfschiffe segeln in den Wasserfluthen umher und nehmen die Unglücklichen auf. Das Kriegsdepartement hat über dies Hospitaljelte in verschiedenen Theilen zur Aufnahme und Pflege der Unglücklichen aufgeschlagen. Freiwillige Beiträge fließen reichlich zur Unterstützung der unglücklichen Familien. Die Wieder⸗ berstellung der D.ämme des Mississippi wird sicherlich 25 Millionen Dollars kosten und bereits sind im Kongresse Bills eingebracht, wonach der Kongreß den größten Theil dazu beiträgt, während die an den Mississippi grenzenden Staaten den anderen Theil auf— bringen sollen.
Afrika. Egypten. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo vom 14. hätte der egyptische Ministerrath die Frage bezüglich der Sou⸗ veränetät über Assab nochmals in Berathung gezogen und die Entschließung gefaßt, die Entscheidung in die Hand der Pforte zu legen. .
— Einer Meldung der „Times“ aus Alexandrien zu⸗ folge ist die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die Insubordination in der Armee im Wachsen be— griffen. Die Truppen von Damiette hätten einen Offizier, welcher sich im Arrest befand, wieder frei gemacht.
Jeitungèstimmen.
Dem „Deutschen Tageblatt“ zufolge hat der Fabri⸗ kanten verein in Finsterwalde an den Reichskanzler nach ehen⸗ des Glucfwunsch fchrelben abgesandt.
Durchlauchtigster Fürst!
Zu Ew. Durchlaucht stattfindendem 67. Geburtstage erlauben sich die Mitglieder des hiesigen Fabrikantenvereins der Tertilindustrie die aufrichtigsten und ergebensten Glückwünsche darzubringen und zwar mit dem innigsten herzlichsten Wunsche, daß der allmächtige Gott Ew. Durchlaucht Gesundheit auch fernerhin kräftigen und in voller Frische erhalten möge, damit die gesammte Bevölkerung des Deutschen Reiches die Früchte der von Ew. Durch laucht mit so unendlich s wierigen Kämpfen verbundenen Einführung, der Wirthschaftspolitit zu Ew. Durchlaucht Freude genießen kann. Wir erklären und erkennen freudigst dankend an, daß in Folge der Erhöhung der Eingangszölle unfer Fabrikort in seiner gewerblichen Thätigkeit jetzt schon die lebhafteste, gesteigerte Förderung wieder erfahren hat. .
. Wir bitten Ew. Durchlaucht, auch fernerhin an den gesteckten Zielen in der Wirthschaftspolitik festzuhalten, der allfeilige Dank ist ein unausbleiblicher.
Wie bisher stehen wir auch fernerhin treu und fest zu Kaiser und Reich und bitten, diese unsere treu ergebene Gesinnung auch an Allerhöchster Stelle gütigst zum Ausdruck bringen zu wollen.
— In der letzten Nummer der „Grenzboten“ lesen wir:
Ein schwerer Irrthum ist es, das Ansehen und die Macht des deutschen Parlaments auf die gemeine, angeblich in andern Ländern gemachte Erfahrung erbauen zu wollen: das Parlament müsse die Hand auf dem Beutel haben. Nein, nicht die Hand auf dem Beutel, sondern Muth im Herzen und Genie im Kopfe muß man haben, um ein zur schwersten Aufgabe berufenes Volk zu leiten. Die großen englischen Commoners haben Englands Größe nicht dadurch be— gründet, daß sie die Hand auf dem Beutel hatten, sondern dadurch, daß sie kolossale Mittel, oft mit Verschwendung, regelmäßig für die Zwecke der Nationalwohlfahrt flüssig zu machen und in Bewegung zu setzen wußten. Beweis: die englische Nationalschuld, die englischen Steuern und die englische Budgetdisposition. Glaubt man aber, eine künftige Reichsregierung könnte im Stande sein, gestützt auf ihre Einnahmen, das Ausgabebewilligungsrecht des Par⸗ lamentes zu e ef, und unter Mißachtung der sittlichen Bedürf⸗ nisse, des Volksgeistes zu regieren, so verkennk man, daß eine deutsche Regierung fortan keinen Tag in, Europa stehen kann, ohne sich auf den begeisterten Willen der Nation zu stützen. Wenn das Ausland nicht die Wünschelruthe, diesen „Willen in Aktion zu setzen, in der Hand des Fürsten Bismarck wüßte, so würde es dem Deutschen Reiche nicht die Stellung einräumen, deren sich die deutsche Staats leitung fast zu erwähren hat.
Wir erleben den merkwürdigen Moment, wo die scheinbar unver— söhnlichen Antagonisten, der Enthusiasmus für das deutsche Parlament und der Partikularismus ihren Berührungspunkt und ihr gemein sames Interesse gefunden haben: die Abhängigkeit und Schwäche der exekutiven Centralgewalt. Die Anhänger der Parlamentsherrlichkeit e. freilich nur darum gegen die Stärkung der centralen Exekutive, weil es noch nicht gelungen ist, dieselbe mit dem Parlamente zu ver—⸗ schmelzen, weil diese so eigenthümlich bedingte, dem englischen Staate allein angehörige und schon dort nicht mehr ge— sicherte Verfassungsbildung auf Deutschland nicht übertragen worden ist, was in keines Menschen Macht stand. So lebt denn der Wille, die centrale Exekutive zu das die Einheit
und erklärte die Behauptung daß der Fabri⸗ kant über die ihm für Arbeiter ausbezahlten Beträge zu seinem Nutzen disponiren dürfe. Das TLand⸗ gericht als Appellinstanz trat der Anschauung des Amtsgerichts bei, indem es dieselbe juristisch dahin begründete, der Fabrikant sei zwar der Versicherungsgesellschaft gegenüber der allein Forderungs⸗ berechtigte, aber andererseits verpflichtet, dem Arbeiter den betreffenden Versicherungsbetrag abzuführen. Wird man es glauben, daß dieser Prozeß in ganz Deutschland Aufsehen erregt, und auf Zustände in industriellen Kreisen, auf einen Mangel an Rechtsébegriffen hinweist, dem durch ein klares deutliches Gesetz und die Protektion des Staates für den Arbeiter nachgeholfen werden muß? Das versicherte Menschenfleisch hat in dem einzelnen Falle nach einem langwierigen Prozesse Recht behalten; der Fabrikant mußte das Geld für das Pfund bezahlen; er, der schlimmer noch als Shylock es verweigert hatte. Vielleicht macht man Entdeckungen dieser Art noch mehrere. Mag der heutige Reichstag das Unfallversicherungsgesetz verwerfen, die Zukunft gebört den Reformplänen des Kanzlers und dem Eingreifen des Staates in die Spekulation“.
— Der „Nordd. Allg. Ztg.“ wird aus Stuttgart, 13. April, gemeldet: :
Gestern Abend hatte sich auf Einladung der deutsch⸗konservativen Partei eine größere Versammlung von Anhängern des Tabackmono⸗ pols im Weißschen Saale eingefunden, in welcher folgende Resolu—⸗ tion als Kundgebung gegenüber dem am 29. v. Mt, von der Volkz⸗ partei gefaßten monopolfeindlichen Beschlusse fast einstimmig angenom⸗ men wurde: . ;
I) Die Vermehrung der Reichsstenern ist absolut nothwendig, sowohl zur Abschaffung der r,, als zur Beseitigung der Defizite in den ECinzelstaaten und zur Entlastung der kleinen Leute von den direkten und laͤstigen indirekten Steuern.
2) Eine Vermehrung der direkten Reichesteuern ist nicht mög lich, wegen der Verschiedenartigkeit der Besteuerung in den Einzel staaten, also Vermehrung der indirekten Reichssteuern.
3) Kein Gegenstand des Luxuskonsums ist steuerfähiger als der Taback; in allen anderen Kulturstaaten werden aus dem Taback höhere Erträge erzielt als in Deutschland.
4 Wir überlassen es dem Ermessen der Regierung und des Reichstags, ob sie eine Erhöhung der Tabacsteuer oder das Monopol für geeigneter halten, ziehen jedoch das Monopol einer erhöhten Tabacksteuer vor, da durch dieselbe die kleineren Fabrikanten und ein Theil der Arbeiter ruinirt werden. Eine erhöhte Tabacksteuer würde nur ein Monopol für das Großkapital schaffen.
5) Im Fall der Einführung des Monopols muß für eine aus— giebige Entschädigung der frei werdenden Arbeitskräfte, sowie für andere Arbeitsgelegenheit für dieselben gesorgt werden, sei es durch Abschließung von Auswanderungsverträgen 2c.
6 Bei etwaiger Ablehnung des Monopols ist die Tabackver⸗ fälschung und falsche Firmirung mit hohen Geld⸗ und Freiheitsstrafen zu bestrafen; auch eine Preisfixirung auf den Emballagen zu er⸗ zwingen.
7) Eine Ablehnung des Monopols oder der Erhöhung der Tabacsteuer wäre eine Verweigerung der nothwendigen Lebensbedürf⸗ nisse für das Reich, eine Verzögerung der sozialen Reform zu Gunsten des Großkapitals — eine Suͤnde gegen das Volkswohl.
— Demselben Blatte schreibt man aus Shanghai, den 12. Februar:
„Die einen starken Verkehr zwischen England und China unter⸗ haltende, Glen * ⸗-Dampfschiffslinie hat die sechs Dampfer der den chinesischen Küstenhandel' betreibenden „China⸗Coast-Steam-Navi⸗ gation⸗Compagny“ übernommen und wird dieselben durch einige in Bau begriffene Dampfschiffe verstärken, um sie für die chinefische Küstenschiffahrt im Anschluß an die direkte englisch⸗chinesische Linie zu verwenden., Ehenso läßt eine andere Gesellschaft „Butterfly a. Swire“, welche seit längerer Zeit bereits einen starken Antheil an der chinesischen Küstenfahrt hat, eine Anzahl neuer Dampfschiffe für den Verkehr zwischen den geöffneten chinesischen Häfen in Eng— land bauen.“ ;
Die „N.-A. 3.“ bemerkt hierzu: ⸗ .
Vielleicht trägt diese Nachricht dazu bei, die deutsche Rhederei von der Nothwendigkeit zu überzeugen, ohne weiteren Zeitverlust sich an der direkten Fahrt nach China, sowie am dortigen Küsten verkehr durch eine beschleunigte Einstellung von Dampfern in den Dienst ihren gebührenden Antheil zu sichern. Daß und wie dies zu geschehen habe, sind wir seit Jahr und Tag zu vertreten bemüht gewesen; leider begegneten wir hierbei indeß bisher gerade in denjenigen Kreisen der Bevölke—⸗ rung, deren erster Beruf die praktische Förderung der deutschen Han⸗ dels- und Schiffahrtsinteressen ist, dem hefti ten theoretischen Wider⸗ spruch oder einer bedauerlichen Saumseligkeit, während andere Na⸗ tionen, gleichviel ob sie dem Freihandel oder dem Schutzzoll huldigen, unserer Skrupel und Zaghaftigkeit auf diesem Gebiete durch that— sächliche Leistungen und Erfolge spotten.
— Der „Vossischen Zeitung“ wird aus Thüringen vom 13. April geschrieben:
Schon seit dem letzten Spätherbste war ein stärkerer Betrieb in der thüringischen Export- Industrie zu bemerken, und jetzt schon bietet sich ein Anhalt dafür, wie groß ungefähr die Erhöhung des Verkehrs sich gestaltet. In dem sämmtliche thüringische Staaten umfassenden Konsularbezirk der nordamerikanischen Ünion find nämlich im ersten Quartal d. J. für 1 324105 6 Waaren nach den Vereinigten Staaten ausgeführt worden gegen 1107 805 S in dem— selben Zeitraume des Jahres 1881, also in diesem Jahre ein Mehr von 216 300 M; bei dieser Erportzunahme sind besonders betheiligt: Porzellan, Puppen und andere Spielwaaren, Glas- und Strumpf— waaren. Wie nach den Vereinigten Staaten, so hat auch die Aus⸗ fuhr nach Frankreich, Italien und dem Drient zugenommen und herrscht deshalb in der Fabrik- und Hausindustrie im Thüringer Wald reges Leben.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
München, Sonnabend, 15. April. Die Kammer der Abgeordneten genehmigte den Militäretat für 1882/83 ein⸗ stimmig. Im Laufe der Debatte befürwortete Berg die Schaffung der Stelle eines Kavallerie⸗Inspecteurs.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 15. — Inhalt; Zoll⸗ und Steuerwesen: Denaturirung von Branntwein zur Essigfabrikation. — Bestellung zweier Stations⸗Controleure. — Ver⸗ änderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll⸗ und Steuerstellen. — Banlwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende März 1882. — Heimathwesen: Zwei Erkenntnisse des Bundes⸗ amts für das Heimathwesen. — Konsulatwesen: Ernennungen. — Exequaturertheilung. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. — Verbot einer augländischen Zeitschrift.
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteoro—⸗ logie. Heft 3. — Inhalt: Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefseeforschungen. Von Dr. G. von Boguslawskt. V. Arkiischer Ozean. 9) Verschiedene Expeditionen und Beobachtungen in dem europäischen Nordineere ꝛc. — Normalörter für die Taifune in den chinesischen und japanischen Meeren, 1881. Von E. Knipping, Tokio. — Aus den Reiseberichten S. M. Aviso „Habicht“, Korv. Kapt. Kuhn: Rundfahrt von Apia über die Ellice“, Marshall⸗ und Carteret Inseln, Neu ⸗ Britannien, Neu⸗Irland und die Karolinen zurück bis Apla von Mai bis Oktober 1881 und Bemerkungen über diese Inselgruppen. — Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen See— warte im Monat November 1881 [16 Berichte). — Ansegelung des Rio de la Plata; Hafen von Montevideo. — Beschresbung dez Trinidad⸗Kanals. Patagonien. Westküste von Südamerika. — Bei⸗ trag zur Kenntniß des Klimas der Ostküste von Afrika (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Ueber die Witterung von Neu⸗ Britannien, Januar bis März 1881 (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monatt Dejember und für das Jahr 1881 in Nordamerika und Gentral= europa (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Kleine bydro⸗ graahische Notizen: 1) (D. S.) Sherbro an der Westkäste von Afrika und Witterungsverhältnisse daselbst im Märj 1881. 2 Größte Meerestiefen im südlichen Stillen Ozean. 3) Ungewöhnlich große Geschwindigkeit des peruanischen Küstenstroms im Dejember 1881. — Tabellen. — Kartenbeilagen.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 13. — Inhalt: Amtliches: Personglnachrichten. — Nichtamtliches: Das römische Kastell in 2 (Schluß.) — Regenerativ Ventilation. — Der Bau⸗ betrieb des Goithardtunnels. (Schluß) — Die italienischen Straßen- ahnen mit Dampfbetrieb. — Vermischtes: Ernennungen bei den technischen Beamten der Staatsessenbahnverwaltung. — Uebernahme von Reichseisenbahnbeamten in den preußischen Staatseisenbabndienst. — S. Leonhardskirche in ger 2. M. — Das neue Gymnasium in Elbing. — Konkurrenz für Entwürfe zu einer Sühnkirche in St. Petergburg. — Schleuse des Marne ⸗Saong⸗Kanalg. — Glektrische Eisenbahn bei Mödling in Oesterreich. — Photographie mit Trocken- platten und Lichtpausverfahren. — Bücherschau.
Landtags⸗Angelegenbeiten.
Dem Hause der Abgeordneten ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die . 3 eines Nachtraqt lum Staatshausbaltè-Gtat für das Jahr vom 1. April 1882,83, vorgelegt worden: