beantragte Abg. Uhlendorff, daß die Eintragung für die nach⸗ folgenden Eigenthümer nicht wirksam sein solle. Gegen diese Fassung sprachen der Staats⸗Minister Lucius, die Abgg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst, Grumbrecht und Strosser. Derselbe wurde hierauf abgelehnt und der Paragraph in der Fassung der Vorlage (d. h. ohne den Zusatz: Absatz 2) beschlossen. Hierauf wurden bei Schluß des Blattes die 55. 5—17 ohne jede Debatte genehmigt.
— Gegenwärtig werden auf Veranlassung des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Lucius, auf der Domäne Packisch im Negierungsbezirk Merseburg Impfver⸗ suche zum Schutze der Hausthiere gegen den Milz⸗ brand ausgeführt, welchen neben hohem wissenschaftlichem Intereßse eine große praktische Bedeutung für die Land⸗ wirthschaft beiwohnt. Der durch seine Forschungen über die Ursachen der Gährung des Weines und durch andere hervor— ragende Arbeiten in wissenschaftlichen Kreisen rühmlichst be⸗ kannte Chemiker Pasteur in Paris hat in eigenartigen Appa⸗ raten künstlich Milzbrandbacillen mit abgeschwächter Virulenz gezüchtet und die Behauptung aufgestellt, daß eine zweimalige Impfung mit solchen Bacillen die Hausthiere gegen den Milzbrand immun mache. Die unter seiner Leitung in Frankreich von landwirthschaftlichen Vereinen in dieser Richtung angestellten Impfversuche haben die Richtigkeit seiner Behauptung bestätigt, während später in Un— garn angestellte gleiche Versuche nicht einen zweifellos günsti⸗
en Erfolg hatten. Unter diesen Umständen erschien es im Interesse der ausgedehnten landwirthschaftlichen Bezirke, welche alljährlich durch den Milzbrand sehr erhebliche Verluste an . erleiden, dringend wünschenswerth, in exakter eise festzustellen, ob die Impfung mit dem künstlich ge⸗ züchteten Impfstoff Pasteurs wirklich den behaupteten Schutz gegen die Verheerungen des Milzbrandes gewährt. Nachdem Hr. Pasteur sich in dankenswerther Gefälligkeit bereit erklärt hatte, solche Impfversuche mit seinem Impfstoffe durch einen seiner Assistenten an einer größeren Anzahl von Schafen und Rindern ausführen zu lassen, wurden 59 Schafe und 12 Rinder ver⸗ schiedenen Alters und Geschlechts aus milzbrandfreien Ge⸗ genden angekauft und nach Feststellung ihres guten Gesund⸗ heitszustandes auf obengenannter, durch wiederholtes Auftreten des Milzbrandes heimgesuchten Domäne Packisch in einer isolirt gelegenen Scheune für die Impfyersuche aufgestellt. Von diesen Thieren ist die Hälfte — 25 Schafe und 6 Rinder — am 5. April d. J. zum ersten Male von dem Assistenten Pasteurs mit dem gezüchteten Impfstoffe geimpft worden. Am 2. Mai sollen sowohl diese mit der zweimaligen Schutzimpfung versehenen Thiere, als, auch die gleiche Anzahl der zur Kontrolle gehaltenen ungeimpften Thiere mit ungeschwächtem Milzbrandgift geimpft werden. Sterben dem⸗ nächst in Folge der Einimpfung des Milzbrandgiftes die zur Kontrolle dienenden ungeimpften Thiere, während die zuvor mit der Schutzimpfung versehenen Thiere gesund bleiben, dann werden gegen die Wirksamkeit der Schutzimpfung an sich keine berechtigten Einwendungen gemacht werden können. Es bleibt dann nur noch weiteren Erfahrungen vorbehalten, festzustellen, wie lange die durch die Inpfung gewonnene Immunität dauert. *r Bezeugung der Vorzüge bei den Impfversuchen at der Minister, dem Wunsche Pasteurs entsprechend, eine ommission ernannt, welche den Impfungen am 5. und 19. April in Packisch beigewohnt hat und sich am 5. Mai wieder dorthin begeben wird, um den schließlichen J, der Impfversuche in einwandsfreier Weise festzustellen. Die Kommission besteht aus dem mit der Leitung ihrer Ver⸗ handlungen beauftragten Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Beyer, vortragendem Rath im landwirthschaftlichen Ministerium, dem Geh. Medizinal⸗Rath Dr. Virchow, dem Grafen von Zieten⸗ Schwerin auf Wustrau, dem Medizinal⸗Rath Professor Dr. Dammann, Direktor der , ,, zu Hannover, dem Amtsrath Zimmermann zu Benkendorf und dem Ober⸗Amt⸗ mann Rimpau in Schlanstedt. Der Direktor der Thierarznei⸗ schule in Berlin, Geh. Medizinal⸗Rath Professor Dr. Roloff, ist mit der Leitung der Impfversuche und mit der schließlichen . über dieselbe betraut. Die für Wissenschaft und Praxis gleich wichtigen Resultate der sich unter regem — 2 der betheiligten Kreise ihrem Abschlusse nähernden ersuche werden seiner Zeit veröffentlicht werden.
— Nach der im Reichs-Eisenbahn-Amte aufgestell⸗ ten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der im Jahre 1881 auf den deutschen Eisenbahnen (aus—⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge, deren Ver⸗ spätungen und Verspätungsursachen betrug am Ende des Jahres die Gesammtlänge (Personenverkehr) von 47 größeren in Betracht gezogenen Eisenbahnen 29 339.45 km. Hiervon waren 9782,32 km zweigeleisig und wurden 375,33 kim im Laufe des Jahres 1881 dem Verkehr übergeben.
An fahrplanmäßigen Zügen sind befördert: 148 903 Courier⸗ und Schnell⸗(Eil⸗) Züge, 1è 016270 ,,. und 626 044 gemischte Züge, welche durchschnittlich pro Stunde Gesammtfahrzeit (einschließlich Aufenthalt) 45,34 und 22 km zurücklegten, sowie 955 445 Güterzüge.
An außerfahrplanmäßigen Zügen wurden befördert: 31 574 Courier⸗, Personen⸗ und gemischte und 355 989 Güter⸗ und Arbeitszüge.
Hiernach sind im Durchschnitt pro Tag 8584 Züge be⸗ 6. (gegen 8151 im Vorjahre, 7668 im Jahre 1879, 7416 m Jahre 1878, 7379 im Jahre 1877, 7273 im Jahre 18756, 6956 im Jahre 1875) und 20716227 Achskilometer zurück⸗
elegt worden (gegen 20 141 307 im Jahre 1880, 19 259 517 6 hre 1879, 19004139 im Jahre 1878, 19 338 399 im ahre 1877, 19 154138 im Jahre 1876 und 19 289 354 im
re 1875). ö.
Die Zahl der fahrplanmäßigen Courier⸗ und Schnell⸗ Ei nge hat sich um 6,1 Proz. (durchschnittlich 25 Züge pro
ag), die der Personenzüge um 6,6 Proz. (durchschnittlich 178 Züge pro Tag) (durchschnittlich 96 Zuge pro Tag), und die der fahrplan— mäßigen Güterzüge um 6,7 Proz. (durchschnittlich 171 Züge pro Tag) gegen das Vorjahr vermehrt. Dagegen hat die Zahl der außerfahrplanmäßigen Courier⸗, Personen⸗ und ge⸗ mischten Züge um 6,8 Proz. durchschnstt ich 6 Züge pro Tag) und die der außerfahrplanmäßigen Güter⸗ und Arbeits⸗ züge um 3,8 Proz. (durchschnittlich 31 Züge pro Tag) gegen das Vorjahr abgenommen. Ein Vergleich mit
n Jahren 1879, 1878, 1877, 1876 und 1876 er⸗ giebt: sür die Courier⸗ und Schnell⸗(Eil⸗Züge eine Zunahme von bezw. 7,9 Proz., 4,5 Proz, 4,2 Proz, 7,8 Proz. und S, 6 Proz. (durchschnittlich bejw. 30, 18, 16, 30 und 32 Züge pro Tag); für die Personenzüge eine Zunahme von bezw.
die der r Züge um 5,6 Proz.
11,1 Proz, 9, Proz., 9,56 Proz, 11,5 Proz. und 13,2 Proz.
(durchschnittlich bezw. 281, 235, 243, 294 und 325 Züge pro Tag); für die gemischten Züge eine Zunahme von bezw. 19,8 Proz., 36,8 Proz., 47, 1 Proz, 53,6 Proz. und 76,8 Proz. Durchschnittlich bezw. 282, 456, 548, 6900 und 744 Züge pro Tag); für die fahrplanmäßigen Güterzüge eine Zunahme von bezw. 13,5 Proz., 18.0 Proz., 16,7 Proz., 15,9 Proz. und 19,0 Proz. (durchschnittlich bezw 311, 399, 413, 365 und 419 Züge pro Tag).
Von den 1790 217 fahrplanmäßigen Kourier⸗ und Schnell-(Eil⸗), Personen⸗ und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 25 163 oder 1,40 Proz. (gegen 21 839 Züge oder 130 Proz. im Vorjahre 22 327 Züge oder 1,43 Proz. im Jahre 1879, 12 086 Züge oder 0.79 Proz. im Jahre 1878, 12258 Züge oder O, 82 Proz. im Jahre 1877, 19662 Züge oder 1335 Proz. im Jahre 1876 und 23 626 Züge oder 1,ů0 Proz. im Jahre 1875). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 12071 durch das Abwarten verspäteter An⸗ schlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 12 6071 — 0473 Proz. (gegen 0,563 Proz. im Vorjahre, O, 4 Proz. im Jahre 1879, 41 Proz. im Jahre 1878, o, 46 Proz. im Jahre 1877, 0, 76 Proz. im Jahre 1876 und 1,01 Proj. im Jahre 1875) zur Last fallen.
Die Gesammtdauer der letzteren Verspätungen betrug 3861 357 Minuten oder 264 Tage 19 Stunden 57 Minuten (gegen 234 Tage 1 Stunde 35 Minuten im Vorjahre, 317 Tage 10 Stunden 52 Minuten im Jahre 1879, 147 Tage 16 Stunden 31 Minuten im Jahre 1878, 155 Tage 7 Stun—⸗ den 37 Minuten im Jahre 1877, 311 Tage 13 Stunden 29 Minuten im Jahre 1876 und 381 Tage 14 Minuten im Jahre 1875).
In Folge der Verspätungen wurden 4042 Anschlusse ver⸗ säumt (gegen 3363 im Vorjahre, 3859 im Jahre 1879, 1938 im Jahre 1878, 1605 im Jahre 1877, 3128 im Jahre 1876 und 4191 im Jahre 1875). .
Im Ganzen sind 7561 422 935 Achskilometer (gegen 7371 718466 im Vorjahre) zurückgelegt, von denen 2 326 899 483 (gegen 2273 884 090 im Vorjahre) auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den zurückgelegten Achskilometern sämmtlicher Züge kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge 259 872 Achskilo⸗ meter (gegen 256 637 im Vorjahre, 254 914 im Jahre 1879, 262 757 im Jahre 1878, 278 06560 im Jahre 1877, 284 790 im Jahre 1876 und 307 800 im Jahre 1875). ö
Die für das Jahr 1881 sich ergebende Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der auf je eine Verspätung entfallenden Zugzahl und der auf je eine Verspätung ent⸗ fallenden Achskilometerzahl stellt sich gegen die von 1880 um ca. 16 Proz, gegen die von 1879 um ca. 1 Proz., gegen die von 1877 um ca. 39 Proz. niedriger, gegen die von 1876 aber um ca. 2 Proz. und gegen die von 1875 um ca. 33 Proz.
öher. ih Die 13 092 (gegen 10592 im Vorjahre) den aufgeführten Eisenbahnverwaltungen zur Last fallenden Verspätungen sind in der Hauptsache hervorgerufen; in 1383 Fällen (gegen 1207 im Vorjahre) durch Schadhaftwerden der Fahrzeuge, in 4136 Fällen (gegen 2961 im Vorjahre) durch Sperrung der Geleise, in 3725 Fällen (gegen 3457 im Vorjahre) durch erhöhten Verkehr und in 1464 Fällen (gegen 985 im Vor⸗ jahre) durch atmosphärische Einflüsse.
ird eine Grüßpirung der Verwaltungen nach dem Ver— hältniß der auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätungen vorgenommen, so nehmen die Halberstadt— Blankenburger Eisenbahn (19 Anschlußversäumnisse und 5 Ver⸗ spätungen), sowie die Sächsisch⸗Thüringische Ost-West-Bahn E Anschlußversäumnisse und 1 Verspätung) mit O,5 und die Posen⸗-Creuzburger Eisenbahn (22 Anschlußversäumnisse und 14 Verspätungen) mit 0,6 die ersten, die Mecklenburgische Friedrich⸗Franz⸗Eisenbahn (4 Anschlußversäumnisse und 183 Verspätungen) mit 45,8, die Thüringische Eisenbahn (. An⸗ schlußversäumnisse und 451 Verspätungen) mit 70,1 und die Unterelbesche Eisenbahn (1 Anschlußversäumniß und 103 Ver⸗ spätungen) mit 103,0 dagegen die letzten Stellen ein. Die Crefelder Eisenbahn (125 Verspätungen) und die Holsteinische Marschbahn (28 Verspätungen) sind die einzigen Verwaltungen, bei welchen im Laufe des Jahres 1881 Anschlußversäumnisse nicht eingetreten sind.
— Haben sich zwei Bürgen für die nämliche Schuld, jeder besonders, dem Gläubiger gegenüber verbürgt und da⸗ durch gesetzlich dem Gläubiger das Recht gegeben, nach seiner Wahl einen jeden der Sonderbürgen in Anspruch zu nehmen, so kommt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Hülfssenats, vom 3. März d. J., die völlige oder theil⸗ weise Befriedigung des Gläubigers durch Einen der beiden Bürgen ohne Weiteres auch dem Anderen zu Gute, selbst wenn der eine zahlende Bürge die Zahlung unter Vorbehalt mit der Behauptung, daß er überhaupt nicht zu gahlen ver⸗ pflichtet sei, geleistet hat. Muß der Gläubiger später die unter dem Vorbehalt empfangene Zahlung zurückgewähren, so lebt sein Forderungsrecht gegen den anderen Bürgen wieder auf.
— Der Bevollmächtigte zum VBundesrath, Königlich r nn Regierunngs⸗Rath Schicker ist hier ange⸗ ommen.
Bayern. München, 21. April. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe erledigte heute die Berathung des Kultusetats zumeist nach den Beschlüssen der Abgeordneten⸗ kammer. Der von der letzteren gestrichene Dispositionssfonds wurde einstimmig wiederhergestellt und der Antrag auf Er⸗ theilung des konfessionellen Geschichtsunterrichts, welchen der Bischof von Dinkel und Fürst Löwenstein befürworteten, von Döllinger, von Ortenburg, von Lotzbeck und der Kultus⸗Minister bekämpften, mit allen gegen 19 Stimmen abgelehnt. Der Antrag auf Umwandlung des Simultan -Schullehrerseminars zu Bamberg in eine konfessionell⸗katholische Anstalt wurde ebenfalls verworfen. 6.
— (Allg. Zig.) Bezüglich des von der Königlichen Staats⸗ regierung an den Landtag gelangten Postulats von 229 009 6 für Bauten zur Sicherung des Königlichen Hof⸗ und Nationaltheaters und des Königlichen Residenz⸗ theaters gegen Feuersgefahr ist der Referent, Abg. Dr. Rittler, der Ansicht, daß zur Ausführung der fra lichen Bauunter⸗ nehmen aut . Baufonds eine rechtliche Verpflichtung nicht bestehe, und er beantragt deshalb: das Regierungspostulat abzulehnen.
Baden. Karlsruhe, 29. April. (Cöln. 3.) Durch ein im Jahre 1879 erlassenes Gesetz wurde die Steuer auf die Branntweinbrennerei verdoppelt, so daß es sich e den kleinen Betrieb, wie er bei unseren Landwirthen statt⸗
ndet, nicht mehr lohnte, selbst zu brennen, da für den kleinen Betrieb bei der kurzen Brennperiode die Steuer gegenüber
den Großbrennereien zu hoch gegriffen war. Ein Wunsch nach Abänderung jenes Gesetzes war schon auf dem vorigen Landtage zu Protokoll erklärt worden. In der gegenwärtigen Session wurde die Frage durch einen Initiativantrag der Abgeordneten Roßhirt und Genossen wieder auf die Tagesordnung gebracht. Aus der Berathung dieses Antrags sowie eines von der Regierung ein⸗ gebrachten Gegenantrags in einer Kommission, in deren Namen der Abg. Pflüger Bericht erstattete, ist eine neue Fassung des Gejetzeniwurfs hervorgegangen, wonach fortan an Branntweinsteuer zu erheben sein soll von jedem Liter des Kesselinhalts für je 6 Kalendertage bei einfachen Kesseln ohne Vor⸗ oder Maischwärmer 4 8, bei Kesseln mit solchen 8 3. bei Dampfbrennereien 16 3; der Tag des Beginns der Brenn⸗ periode, dessen Feststellung im Belieben der Pflichtigen steht, muß bei Lösung des Brennscheins angegeben werden. Der Besitzer eines einfachen Brenngefäßes darf in diesem gegen Lösung eines Brennscheins jährlich einmal an drei aufein— anderfolgenden Kalendertagen steuerfrei brennen. In dieser Fassung wurde der Gesetzentwurf von der Zweiten Kammer einstimmig angenommen, nachdem der Finanz⸗-Minister die Zustimmung der Regierung erklärt hatte und über die Ein— gabe von Sprithändlern, die gegen denselben gerichtet, trotz deren Befürwortung durch die Abgg. Schneider und Bär zur Tagesordnung übergegangen worden war.
Braunschweig. Braunschweig, 22. April. (W. T. B.) ö . ist zu längerem Aufenthalte nach Sibyllenort abgereist.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. April. Wie mehrere Blätter melden, beabsichtigt die zur Herbei— führung von Ersparnissen eingesetzte parlamentarische Kom— mission anstatt der Diäten und Reisegelder für die Reichsrathsabgeordneten die Festsetzung eines Jahres pauschales zu beantragen.
— FML. Baron Jovanovic meldet unterm 20 d.: In der Crivoscie wurden am 18. und 19. d. Streifzüge gegen Pistet und Dugidoci vorgenommen. Die In surgen⸗ ten wichen überall nach einem Feuergefecht zurück, das am heftigsten bei Pitomna⸗Rupa war, wo die Tiroler Jäger dem Gegner erhebliche Verluste beibrachten. Bisher sind 26 Todte und Verwundete auf Seite der Insurgenten konstatirt. 86 tere transportirten Verwundete auf Tragbahren gegen Dragaik, wo ebenfalls stärkere Banden sichtbar gewesen sind. Der Verlust der Truppen besteht in 3 Schwer⸗ und 6 Leicht⸗ verwundeten.
— Eine Meldung der „Pol. Corr.“ aus Rom konstatirt, daß die zwischen Italien und Egypten wegen der Assab⸗ bay bestandenen Differenzen in einer Italien zufriedenstellen⸗ den Weise beigelegt seien, so daß die Frage als geordnet zu betrachten sei.
Prag. 21. April. Der „Politik“ zufolge bestätigt es sich, daß FMC. Jovanovic für den FMC. Dahlen von Orlaburg, der wegen Kränklichkeit um seine Versetzung ge⸗ beten habe, das Generalkommando in Serajewo und die , n, Bosniens und der Herzegowina übernehmen würde.
Schweiz. Bern, 19. April. (N. Zürch. Ztg.) Der Bun desrath hat beide Räthe zur Theilnahme an der Feier der Eröffnung der Gotthardbahn auf den 22. Mai eingeladen.
Großbritannien und Irland. London, 21. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses kündigte der Deputirte Bourke an, daß er am nächsten Frei⸗ tag das Wort zu einigen Bemerkungen über Egypten nehmen werde, um dadurch eine Erklärung der Regierung über die Verhandlungen zwischen England, Frankreich der Türkei und den anderen Mächten bezüglich Egyptens herbeizu⸗ führen; er hoffe, daß sich die Regierung auch uͤber den jetzigen Stand der Verhandlungen erklären könne.
Eine gestern unter dem Vorsitze des Herzogs von Edinburg zwecks Veranstaltung einer internationalen ic g Ausstellung abgehaltene Versammlung aßte Beschlüsse zu Gunsten dieses Planes und erklärte die k der Kolonien an der Ausstellung für wünschens⸗ werth.
Ottawa, 22. April. (W. T. B.) Das Unterhaus von Canada beschloß in seiner gestrigen Sitzung einstimmig, die Königin in einer A dresse zu ersuchen, daß Irland dieselbe Autonomie zugestanden werde, deren Canada genieße, und daß alle politischen Gefangenen in Irland begnadigt wer⸗ den möchten. Der Präsident des Ministerrathes, Macdonald, unterstützte diese Resolution des Hauses.
Frankreich. Paris, 19. April. Die „Fr. Corr.“ schreibt: Daß die unglaubliche Lauheit, die bei den Kom- munalwahlen am vorigen Sonntag sich herausgestellt hat, eine empfindliche Schlappe für die Nepublik ist, wird auf republikanischer Seite nicht verkannt, und zwar liegt die Niederlage nicht darin, daß an manchen Orten Konservative gewählt sind, wo sonst die Republikaner die unbestrittene Majorität hatten, sondern daß die Menge der Wahler so wenig politisches Interesse hatte, so wenig Werth auf ihr Stimmrecht legte, auf welchem doch die dermalige Staatgeinrichtung beruht, daß sehr häufig nicht einmal eine Wahl zu Stande kam. Die Erklärung, die der „Temps“ findet, daß es eben ein schöner Sonntag gewesen sei, an welchem der Wahlmann lieber spazieren ging und sich auf seine Nachbarn verließ, als seiner Pflicht genügte, reicht wohl aus; aber bei der fundamentalen Bedeutung, welche in Frank⸗ reich die Wahlen haben, ist es eben schlimm genug, daß die politische Gewissenhastigkeit noch so gering ist. Die Kom⸗ munalwahlen sind bekanntlich auch von großem Einflusse auf die rm , . des Senats.
em „Temps“ wird aus Tunis, vom 16. April, telegraphirt:
Ein aus dem Süden eingetroffener Courier überbringt mir die Nachricht, daß in dem Lande der Hammama in der Nähe der Ortschaft Fun el ⸗Fega, fünf Tagemärsche von Sysa, aufrührerische Beduinen eine von Gafsa nach Tunis ziehende Karawane ange⸗ fallen und ihr 25 Kameele, die mit Daglas⸗Datteln, 60 Esel, die mit verschiedenen Waaren und noch andere 12 Kamele, die mit Burnussen, Decken und anderen Fabrikaten des Südens der y , beladen waren, geraubt haben. Diese Marodeure, an
abl ziemlich stark, haben Niemand umgebracht, aber die sämmtlichen heilnehmer der Karawane bis aufs Hemd ausgeplündert. Die letzteren kamen in diesem entblößten Zustande nach den ersten Dörfern des Sahel, in alte Säcke und Lumpen gehüllt, die ibnen die Mild—⸗
(WB. T. B.)
thätigkeit der Eingeborenen unterwegs i Sie h dieser Wanderung viel zu leiden — 6 ,,
— 21. April. (B. T. B.) Der Minister-Präfident de Freycinet konferirte heute Vormittag mit Hern. de Lesseps und mit dem Kommandanten Rtudaire? von welchem das Projekt zur Herstellung eines afrikanischen Vinnenmeergs herrührt. Dem Vernehmen nach würbe der Staat an den Kosten für die Ausführung des Projektes nicht theilnehmen, sondern die Privatindustrie zur Betheiligung auffordern.
Nach einer Meldung von Tunis, von heute, ist der zweile Bruder des Bey, Tajeb Bey, in Freiheit gesetzt worden und hat sich sofort zum Bey begeben, um demselben für seine Freilassung zu danken. Tajeb Bey gab dabei zu⸗
leich das Versprechen, daß er alle dem Bey feindlich gesinnte ersgnen seiner früheren Umgebung entfernen werde.
Der Französische Minister-Jiestdent Eambyon' hat den Bericht über die Organisation von Tunis vollendet und wird denselben morgen nach Paris abgehen lassen.
Aus Tu nis wird unter dem 21. d. M weiter gemeldet: Die Freilassung Tajeb. Beys erfolgte auf Veran⸗ lassung, des französischen Meinister-esidenten Cambon, welcher sich sofert nach seiner Ankunft Tajebs annahm.? Vet Bey willigle in die Freilassung unter der Bedingung, daß Tajeb nicht nach Paris intriguire, ben jetzigen Status quo nicht antaste, und überhaupt nichts ohne Einwilligung Cam⸗ bons unternehme. Tajeb Bey versprach dies und Cambon
übernahm die Garantie für Ausfü ö. gungen führung dieser Bedin
; . . e, , , , . ö Ihr bg en ghterftattn ng über d ü g
,, empfehlenden Bericht erstatten soll. .
Türkei. Konstantinopel, . , Havas“ meldet: Lriegsentschädigungsfrage nimmt eine günstige Wen⸗ dung, da sich der Botschaster von Novikoff den“ Antra Pforte hinsichtlich der Kontrole nähert. ff .
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. April. (W. T. B.) Der französische Botschafter, Admiral Jaurss, wurde gestern in Gatschina in feierlicher Audienz von dem
Kaiser und von der Kaiserin empfangen und überrei seine Kreditive. pfang erreichte
Dänemark. Kopenhagen, 19. April. (Hamb. Corr. Das Folkething beendete gestern die vierte Lesung 3 Budgets pro 1882.83. Das Budget wurde mit großer Ma⸗
jorität in der früheren Fassung des Folkethings an enomme und geht jetzt ans Landsthing. ö ; ö
Afrika. Egypten. 21. April. (W. T. B) Der Times“ wird aus Alexandrien gemeldet, daß in Kairo Be— fürchtungen wegen eines Aufstandes der Beduinen stämme gegen die gegenwärtige Regierung herrschten und daß man daher gestern eiligst Truppen nach Zagazie und Damanhur abgesandt habe, um die Grenzen zu schützen.
21. April. (W. T. B) Die tür kisch-russische
Zeitungsstimmen.
Dem „Düsseldorfer Anzeiger“ vom 20. d. M. schreibt man aus Bickern, Kreis Bochum:
Der hiesige Krieger⸗ und Landwehrverein, welcher 150 Mitglieder beider Konfessionen zählt und hauptsächlich aus Bergleuten befteht, sandte Ende Februar, gemäß einstimmigen Beschlusses in seiner Ge⸗ neralversammlung, dem. Reichskanzler folgende Adresse:
Durchlauchtigster Fürst!
Der Kriegerverein Bickern⸗ Crange, vorwiegend aus Bergarbeitern bestehend, beschloß in seiner letzten Versammlung einmüthig, Ew. Durchlaucht die ehrfurchtsvollste Bitte auszusprechen, Ew. Durch⸗ laucht wolle die Versicherung hinnehmen, daß der Erlaß Sr. Majestãt des Kaisers vom 4. Januar und die glänzende Vertheidigung desselben durch, Cw. Durchlaucht in den Herzen Seiner alten Soldaten den freudigsten Wiederhall geweckt und sie zum innigsten Danke gegen ihren Allerhöchsten Kriegsherrn bewegt hat.
Der Allerhöchste Erlaß ist für uns eine Mahnung, nicht nach— zulassen in unserem Streben, die Liebe zu König und Vaterland nicht nur im Vereine, sondern auch außerhalb desselben mit allen Kraͤften zu pflegen und zu fördern.
Ew. Durchlaucht aber bringen wir aus tiefstem Herzen unsern wärmsten Dank, dafür, daß Ew. Durchlaucht nicht müde werben, die Leitung der äußeren und inneren Angelegenheiten unseres deutschen Vaterlandes mit Ihrer Hand weiter zu führen.
Gott stärke und erhalte Se. Majestät, unseren theuren Kaiser und Herrn, und Ew. Durchlaucht noch viele, viele Jahre zum Segen unseres Vaterlandes! —
Ew. Durchlaucht treugehorsamster KAKriegerverein Bickern⸗Crange.“
Nicht lange darauf traf zur größten Freude und Ueberraschung des Vereins folgende Antwort Sr. Durchlaucht an den Vor— sitzenden ein:
; — ĩ Berlin, den 14. März 1882.
Für die Adresse, welche Ew. Wohlgeboren mir Namens des KLriegervereins Bickein⸗Crange übersandt haben, danke ich verbindlichst. Dieselbe ist ein erfreulicher Beweis dafür, daß die patriotischen und nationalen Gesinnungen Seitens der dortigen Bevölkerung treu ge⸗ pflegt werden.
v. Bismarck. An Herrn Dr. Meisner Wohlgeboren Bickern.“
Welchen Jubel die Verlesung dieses Schreibens in der darauf stattfindenden Versammlung des Vereins erregte, und wie begeistert alle Kameraden in das auf den hochverehrten Reichskanzler aus— gebrachte * einstimmten, braucht nicht weiter geschildert zu werden.
zasselbe Vlatt referirt über einen Vortrag, welchen Herr Emil Rittershaus aus Barmen am 19. d. M. in Düffei⸗ 3 Emanuel Geibel gehalten hat. Das Referat schließt, wie folgt: Pr. Rittershaus steht nicht ganz auf dem christlich⸗germanischen Standpunkte Geibel. Um so mehr verdient es Anerkennung, daß er ihn gegen die Vorwürfe seiner Gegner warm in Schutz nahm und auch klarlegte, daß er in politischer Hinsicht kein Reaktionär und serviler Fürstenknecht sei.
Den patriotischen Standpunkt Geibels, den Rittershaus ja stets begeistert und begeisternd theilte, hob Redner mit woblthuender Kraft und Wärme hervor. Aus theils noch ungedruckten Liedern Geibels ing seine außerordentliche Sehnsucht nach Kasser und Reich hervor.
as Deutsche Reich an Stelle des Deutschen Bundes noch zu seben, stellte er in der trüben Jeit nationaler Jerrissenbeit als sein einziges 66 Lebensideal hin. Er ruft nach einem großen vaterländischen
elden, der das Reich zusammenschmieden, der dag Fönne, was alles Geschrei nach deutscher Einheit, was Journalisten
und Dictter nicht fertig bringen würden. Jetzt ist der Held da und auch das Reich: Alles größer und herrlicher, als man 8 gedacht hat. Schleswig Holstein und Elsaß⸗Lothringen sind heimgeholt und Deutschland ist der imponirende Hort des europäischen Friedens ge⸗ worden. Wie aber benimmt sich das deutsche Volk Kaiser und Raͤch sowie dem eisernen Kanzler gegenüber? Muß man nicht oft laut aufmeinen vor Schmer; angesichts des fleinlichen und boshaften Treibens unserer Parteien? Und haben unsere Dichter gar keine Empfindung und keinen Ton mehr für die politische Jetztzeit, wo sich die kleinen Epigonen der alten Freiheitsschwärmer einbilden, sie hätten Alles gemacht, weil die Alten von Einheit und Freiheit (natisnaleh Unabhangigkeit) gesungen und auf Kaiser und Reich tapfer getrunken
haben?! Ein gut Stück Geschichte, K Ist besser als tausend Gedichte. Mit diesen oder ähnlichen Worten dankte Scheffel einst dem . als dieser ihm Glück zum 50. Geburtstage gewünscht atte. — Der „Neuen
Preußischen Ztg.“ bericht aus Gera, 20. April: 3tg richtet man
Unsere Handelskammer hat einen Jahresbericht veröffentlicht, welcher unumwunden Zeugniß ablegt für die günstige Einwirkung der neuen ollpolitik. In demselben heißt es: die schwebende Ün“ sicherheit sei geschwunden und ein habe sich in Industrie und Handel wieder eingestellt. Wenn nicht allen nothleidenden Handels- und Industriezweigen aufgeholfen werden könne, so werde ein Zollsystem, welches allen Interessen gerecht werde, überhaupt nicht gefunden werden können. Doch würden auch die jetzt noch laut werdenden Klagen bei der weiteren Entwickelung des neuen Systems mehr und mehr verstummen. An einer anderen Stelle wird dann noch einmal hervorgehoben, daß der Zustand in Handel und Industrie in den letzten Jahren sich wesentlich gebessert habe und dabei in Bezug auf die Arbeitslöhne bemerkt, daß eine Er⸗ höhung zwar bisher noch nicht eingetreten sei, daß sich aber der Ver— dienst durch stetige volle Beschäftigung auf besser lohnende Artikel erhöht 5 Sch
Kr wäbische Merkur“ giebt einer Stimme aus Sachsen „für das Tabackmonopol“ das Wort. In der . ,. heißt es u. A.:
er Großtabackfabrikanten Einfluß ist bis jetzt hauptsächli Schuld an der leidenschaftlichen Beurtheilung der ö . r ish schaftlichen Maßregel der Einführung des Tabackmonopols gewesen und wie dabei die nationale Seite der Frage zu kurz gekommen, hat man an der Haltung der nationalliberalen Abgeordneten im Reichstage und in einzelnen deutschen Landtagen leichtlich erkennen können. Und noch dazu redet sich ein großer Theil der Parteiabtrünnigen oder Sezʒessionisten ein, daß die gf, der Partei ein großes patrio— tisches Werk vollführen, wenn sie sich mit dem Aufwand aller ihrer Lungenkraft in langathmigen Reden gegen das Reichstabackmonopol erklären. Fürwahr, die Herren fallen ganz aus ihrer naturgemäßen Rolle und werden aus Reichseinheitlern Reichszwiespaltler, die ganz vergessen, wollen daß eine ergiebige Erleichterung der Reichssteuerlast vortrefflich der Reichseinheit dienen müßte. — Die Zurückweisung des Reichstahackmongpols wird vom volkswirthschaftlichen Standpunkte mit statistischen Berechnungen begründet, welche, wie schon einmal an⸗ gedeutet, ebenso der unbedingten Zuverlaͤfsigkeit entbehren, wie die staatlichen Berechnungen. Das sollte aber doch als feststehend ange⸗ dem Bestande des Monopols der Arme ng gesichert ist, Kohl⸗ und Kirschbaum— rauchen
Statistische Nachrichten.
.Die unterrichtliche Versorgung der Schulkinder im preußischen Staate (Schluß). Anfangs Juni 188 waren in Preußen an den öffentlichen Volksschulen 59 S5 ordent“ liche festdotirte Lehrerstellen vorhanden, und zwar 533750 für Lehrer, 5750 für Lehrerinnen, 41 4599 evangelische (33 151 für Lehrer, 2308 für Lehrerinnen), 17 662 katholische (14 252 bzw. 3410) und 379 jüdische (34 71bzw. 32). Davon waren 57384 ordnungsmäßig be⸗ setzt (10 056 evangelische, und zwar 37 758 für Lehrer und 2298 für Lehrerinnen; 16980 katholische, 13607 bzw. 3373; 348 jüdische, o3l8 biw. 30). Nicht besetzt waren 2116 Stellen (1463 evangelische, 1393 biw. 109; 682 katholische, 645 bzjw. 37; 31 jüdische, 29 bzw. 2); davon waren 1259 länger als seit 6 Monaten erledigt (8607: 806 bzw. J evangel, 478: 415 bzw. 13 katholische, 24 jüdische). S57 seit weniger als 6 Monaten (587 biw. 9 — 596 evangel., 230 bzw. 24 — 254 kathol., 5 bzw. 2 — 7 südische). Von den nicht besetzten Stellen wurden 1122 (673 evangel., 431 bzw. Iz — 147 kathol., 1 bzw. 1 — 2 jüdische) durch unge⸗ prüfte Lehrkräfte (Präparanden u. dgl.) verwaltet, 47 (791 bzw. 10 — 711 evangel., 188 bjw. 21 — 209 fathol., 26 biw. 1 — 27 jüdische) durch geprüfte Lehrkräfte einer anderen Schule oder Klaffe mit ver— sehen; 47 (19 evangel., 26 kathol., 2 jüdische) waren ohne jede unter⸗ richtliche Versorgung.
An Lülfslehrer und Hülfslehrerinnenstellen waren Anfang Juni 1881 1602 bzw. 32 — 1634 vorhanden (826 bzw. 30 — S56 evangel.R, 776 bzw. 2 — 778 kathol. ). Davon waren 1224 ordnungsmäßig besetzt (687 bzw. 27 — 614 evangel., 608 bezw. 2 — 619 kathol.). Nicht besetzt waren 410 Stellen (239 bzw. 3 — 2412 evangel., 168 katbol.), dabon seit länger als 6 Monaten 334 (i853 biw. 2 — 200 evangel., 134 kathol.), seit kürzerer Frist 76 (41 bzw. 1 — 42 evangel., 34 kathol.). Von den nichtbesetzten Stellen wurden sl (64 bzw. 2 — 66 evangel., 15 kathol.) durch ungeprüfte Lebr⸗ kräfte, 328 (174 bjw. 1 — 175 evangel. 153 kathol.), durch geprüfte Lehrkräfte einer anderen Schule oder Klasse verwaltet; 1 (evangel) Stelle blieb ohne jede unterrichtliche Versorgung.
Vergleicht man den Status vom J. Juni 1879 mit dem vom . Juni 1881, so ergibt sich für letzteren ein Mehr bei den ordent— lichen sestdotirten Lehrer und Lehrerinnenstellen von 2324 (evangel. 158, kathol, 735. jüd. S9, den ordnungsmäßig besetzten Stellen von 21 II cvangel.,, 1024 fathol., 11 jüd.; ein Yin bei den nicht be⸗ sezten Stellen, den evangel. von 550, kathol. 259, jüd. 3. Die Zahl der Hülfslehrerstellen hat um 31 abgenommen (- 58 evangel., 28 kathol.,, — 1 jüd.), die der ordnungs mäßig besetzten um 131 zu ⸗( 47 evangel.,, K 128 kath., —1 jüd.), die der nicht besetzten um 162 (65 evangel., 97 kathol;) abgenommen. Die Gesammtjahl der ordent⸗ lichen und der Sülfelehrer· und Lehrerinnenstellen betrug am l. . Juni 1881 61 134 (42315 evangel, 18 45 kathol., 379 südische) 2293 mehr als am 1. Juni 1879 (1933 evangel., 763 latholische, jüdische); davon waren 40 670 changel. (* Vi5, 17590 katholische (41149) und 345 jüdische (4 16 ordnungsmäßig besetzt, im Ganzen 3277 mehr als am 1. Juni 1879. Die ahl der nicht besetzten Stellen bat um 981 (595 evangel,, 385 kalbol, 3 jüdische) abgenommen, so daß insgesammt 2233 Stellen mehr besetzt waren als jzwei Jahre zuvor.
Gegen das Jahr 15735 waren im Jahre 1881 9791 ordentliche Lehrer und Lehrerinnenstellen mehr und 661 unbesetzte Stellen
weniger vorhanden. Die Zahl der ganz unversorgten Stellen (47
frischerer Unternehmungsgeist
hatte um Sy abgenommen. Die Zahl der Hülfslehrer ˖ und Lehrerinnenstellen hatte um 703 abgenommen, die der unbesetzten um 126, die der ganz unversorgten (1) um 19. Unbesetzte Stellen über⸗ haupt waren im Jahre 18351 (2536) 1090 weniger vorhanden als im . ö
ie Zahl der Kinder im schulpflichtigen Alter ist in Preußen für das Jahr 1881 auf 5 503 970 anzunehmen, von denen 181597 (Töoso) zum Besuch der Volkeschule verpflichtet sind.
Bezüglich des Prozentsatzes der Gesammtbevslkerung, welchen die zum Besuche der Volksschule verpflichteten Kinder ausmachen, folgen sich die Bezirke: 12,4 59s0. Berlin; 15.8 0,66 Prov. Brandenburg incl. Berlin; 16,2 */ Lüneburg (Landdrosteih; 164 */ Münster; 16,5 7o Liegnitz, Sigmaringen; 167 960 Hannover (Land⸗ drostei; 168 9½ Magdeburg; 16,9 Cöln; 7.0 a Potsdam; 17,2 0so Breslau, Wiesbaden, Aachen, Aurich (Landdrostei), Provinz Hannover; 1733 Mo Schleswig; 17,459 Düsseldorf; 17,5 d Osna⸗ brück (Land drostei), Rheinprovinz; 17.6 0½ Hildesheim (Landdrostei), Fessen · Nassau; 17.7 oο Provinz Sachsen, Eoblenz, die Monarchie; L, 8 / Schlesien; 17,9 o Königsberg, Frankfurt, Westfalen; 18.0 0 o Danzig, Cassel; 18,1 0 Ostpreußen, Stettin, Erfurt, Arnsberg; 18,3960 Stralsund; 184 0,0 Gumbinnen, Merseburg; 1835 9 Trier; 185 9soJ Pommern, Stade (Canddrostei); 18,9 ½, Westpreußen; 19,0 , Minden; 19,3 / Oppeln; 194 6 Regierungsbezirk Posen; 19, 0 Provinz Posen, Marienwerder, Cöslin, Bromberg
Aus der nachfolgenden Uebersicht, welche zeigt, wie sich die ein= zelnen Theile der Monarchie bezüglich ihrer unkerrichtlichen Ver— sorgung zu einander verhalten, muß Berlin außer Betracht bleiben, da der ungemein niedrige Prozentsatz schulpflichtiger Kinder (12,3) und die große Zahl der schulpflichtigen Kinder, welche öffentliche oder private höhere Schulen besuchen (28 396), das Volksschulbedürfniß sehr erheblich vermindert.
Im Uebrigen ergeben sich folgende Reihen: a. das Verhältniß der Lehrer stellen zur Einwohnerzahl des Bezirkes bezw. der Provinz: lz Schleswig 332 Einwohner auf 1 Stelle, 27) Stral⸗ sund 342, 3) Prov. Pommern 81, Cöslin 382, 5 Hohen⸗ zollen 384, 6) Erfurt 395, 7 Stettin 354, s) Potsdam 400, 9) und 10) Trier und Prov. Hannover 464, 11) Cassel 413, 12) und 13) Coblenz und Prov. Sachsen 416, 14 Mag⸗ deburg 420, 15) Aachen 435, 16) Hessen⸗Nassau A425, 17) Gumbinnen 430, 18) Rheinprovinz 434, 19 Ost— pre u ßgn 440, 20), Königsberg 444 29 die Monarchie 446, 32) Wiesbaden 449, 25) und 24) Merfeburg und Düsseldorf 450, 25) Marienwerder 454, 26 Cöln 456, 27) Westpreußen 169, 28). Frankfurt 463, I9) Prov. Brandenburg inkl. Berlin) 464, 30) Arnsberg 467, 31) Danzig 469, 32) Westfalen 494, 33) Bromberg 505, 304) Liegnitz 506, 35) Minden 514, 36) Breslau 519, 37) Schlesien 523, 38) Previnz Posen 537, 39) Oppeln 539, 40) Münster 546, 41) Posen 556; b. das Verhältniß der Lehrerstetlen zur Zahl der ichulpflichtigen Kinder des Bezirkes, bzw. der Provinz: L Schleswig 57,3 Kinder auf 1 Stelle, 2) Stralsund 62,9, 3 Hohenzollern 63,2, 4) Potsdam 68,1, 5) Prov. Hannover 69,6, 6) Magdeburg 70, 5, D Pommern 70, 8) Erfurt 71,1, 9) Stettin 7143, 10) Aachen 72,5, 11) Prov. Brandenburg 73,2, 13) und 13) Coblenz und Prov. Sachsen 737. 14) Cöslin 74,4. 15) Cassel 4,5, 16) Trier 4.8, 177 Hessen⸗Nassgu 75,7, 18) Rhein⸗ pro pin 76, l, 19) Cöln 7706, 2 Wiesbaden 72,2, 21) Düsseldorf 78,4. 22) die Mo narch ie 78,8, 23) Königsberg 7677, 24) Ostpreußen 98, 25) Gumbinnen 80, 0, 26) Merseburg 82.5, 27) Frankfurt 82,9, 28) Liegnitz 831. 29) Arnsberg 84,4, 30) Danzig S846, 31) West⸗ preußen S6, J,. 32) Marienwerder 88,5, 33) Westfalen 88,7, 364) Breslau so.4, 35) Münster 89,7, 36) Schlesien 92,9, 37) Minden 97,8, 38) Bromberg gs, 6, S9) Oppeln 104,2, 40) Prov. Po sen 1044 41) Posen 10859.
Für die Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen für die 61 134 Lehrerstellen der Monarchie wird in 110 Seminaren gesorgt, welche im Sommersemester 1881 von 6157 Internen und 3546 Externen, zusammen von g892 Schülern besucht wurden. Es kam ein Seminarist im Jahre 1870 auf 4727, 1876 3575, 1878 3169, 1875 2737, 1881 auf 2758 Einwohner; im letzten Jahre ein Seminarist auf 6,2 Lehrerstellen. Die Progression von 1870 zu 1881 ist in Wirklichkeit noch günstiger, weil für die Jahre 1878 und 1879 noch die Volks— zählung von 1875 zu Grunde gelegt werden mußte, während für 1881 diejenige von 1889 benutzt ist. Von 1870 bis 1850 hat sich die Be⸗ völkerung wie 100: 110,5, die Seminarfrequenz dagegen wie 190 3197 vermehrt, Wenn angenommen werden kann, daß ein Bestand von 8490 Seminaristen genüge, um den erforderlichen Ersatz für 61 009 bis 62009 Lehrerstellen zu sichern, so bleiben etwa 15 Semingristen, also ein jährlicher Abgang von 450 (nicht 5069. weil nicht alle das Ziel erreichen) Seminaristen für die Besetzung der noch unerledigten und der neu zu begründenden Stellen. enn die Zahl der ersteren noch ziemlich hoch erscheint, so muß daran erinnert werden, daß von mehr als 61 000 Stellen naturgemäß eine bedeu— tende Zahl stets als unbesetzt erscheinen muß. Eg darf hiernach das Endergebniß der vorstehenden Erörterungen und Nachweisungen in den Satz zusammengefaßt werden, daß der eigentliche Lehrermangel überwunden sei, aber ein noch sehr großer Lehrerstellenmangel zu beseitigen bleibe. Der Wiederkehr des Lehrermangels, welcher durch die getäuschten Erwartungen allzuzahlreicher Lehramisbewerber hervorgerufen werden müßte, kann die Verwaltung dadurch vorbeugen, daß sie nicht mehr Lehrer und Lehrerinnen ausbilden läßt, als Verwendung finden, sie wird aber auch der Zunabme der Bevölkerung durch Neubegründung von Seminaren folgen. Es ist, dies schon in den legten Jahren durch Einrichtung von Hülfsseminaren oder Nebenkursen geschehen, die im Fall andauernden Bedürfnisses zu ordentlichen Seminaren erweitert werden. Schwieriger ist die Beseitigung der Üeber⸗ füllung in kleinen Städten und auf dem platten Lande, da die⸗ selben nicht ohne neue Belastung der Gemeinden ausgeführt werden kann, die am Rhein schon jetzt bis 70000 der Klaffen⸗ und Ein⸗ kommensteuer als Kommunalabgaben aufbringen müssen. Vermögen die Gemeinden die zur Begründung neuer Stellen und zur Aus— führung der nothwendigen Bauten erforderlichen Mittel nicht auf— zubringen, so wird der Staat einzutreten baben. Jedenfalls muß ausgesprochen werden: Ist es in den letzten zehn Jahren gelungen, den Lehrermangel zu überwinden, so ist es die Aufgabe des nächsten Jahrzehntes, den Mangel an Schulklassen zu beseitigen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
. oethe's Briefe. Verzeichniß derselben unter Angabe von Quelle, Ort, Datum und Anfangsworten. Uebersichtlich nach den Empfängern geordnet, mit einer kurzen Darstellung des Verhältniffes Goethe's zu diesen und unter Mittheilung vieler bisher ungedruckter Briefe Goethe's. Bearbeitet von Fr. Strehlke. Berlin, Verlag von Gustav Hempel. (Bernstein u. Frank) — 4. bis 6. Lieserung. — „ Diese soeben erschienenen neuesten Lieferungen des bereits mehr fach besprochenen Werks beginnen mit dem Namen Gichstädt und enthalten unter v. a. theils für die flafsische Weimarer Lite— raturperiode im Allgemeinen, theils für die Charakteristik des großen Dichters und seines Lebens und Schaffens im Besonderen interessanten oder bemerkenswerthen Artikeln folgende: Fichte, mit einem Briefe vom Juni 1794, in welchem der Dichter schreibt: er werde ihm den größten Dank schuldig sein, wenn er ihn endlich mit den Philosophen versöhne, die er nie habe entbehren und mit denen er sich niemals habe vereinigen können; von Gersten⸗ berg (Dichter des Ugolino“); Gesellschaft für in und ausländische Literatur in Berlin“ (welche durch Hitzig begründet, von 183 56 bestanden hat), mit einem Dankschreiben vom 11. November 18429 auf den Glückwunsch der Gesellschaft zu Goethe's 80. Geburtętage; Göschen in Leipzig, Verleger der ersten rechtmäßigen Ausgabe der Werke Goethe s, mit cinem Briefe vom Juli 175, in welchem sich dieser beklagt, daß Göschen den Versuch der Metamorphofe abgelehnt habe; wahrscheinlich werde er in der Folge ebensoviel in der fannt lehre als in der Dichtkunst arbeiten — August Walter von Goethe. Sohn des Dichters; Goethe. geb. Vulpius,
CGhristiane von seine Fran (an die nur ein im Privatbesitz befinde