1882 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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da sei es geboten, nicht auch in der Staatseisenbahn verwaltung eine Institution zu schaffen, die allem Partikularismus ein Ende machen müsse. Für 5. 3 halte er eine schärfere Formuli⸗ rung für nothwendig. Schließlich sprach er sich fur eine Mitwirkung des Landtags bei den Tarifbestimmungen aus, wenigstens in Fällen, wo es sich um Tariferhöhungen handle. Der Abg. Pr. Hammacher wendete sich zunächst gegen den Abg. Kieschke, dessen Bemerkungen über die Institution der Bezirks⸗Eisenbahnräthe nicht . vereinbaren seien mit den Schlüssen, die er aus denselben gezogen. Habe sich eine Institution als segensreich erwiesen, so verstehe er nicht, wie man die gesetzliche Sanktionirung der⸗ selben bekämpfen könne. Auch er habe Bedenken gegen den Entwurf, allein dieselben gingen nach einer ganz anderen Seite hin; er finde, daß der Entwurf an Unfertigkeit leide. So bedürfe der Landes⸗Eisenbahnrath, dessen Nothwendigkeit er anerkenne, eines Komplementes, das dem Abgeordneten— hause ein dauerndes Kontrolrecht über die Verwaltung der Staatseisenbahnen zusichere. Der Abg. Büchtemann hielt es gleichfalls für indicirt, daß die Verbindung mit den Interessenten des Eisenbahnwesens aufrecht erhalten bleibe. Allein er glaube, daß dies besser als durch die jetzt projektirten Institutionen durch die freien Kon⸗ ferenzen früherer Zeit bewirkt würde. Der Landes⸗Eisenbahn⸗ rath erscheine ihm nicht unbedenklich. Er halte es daher für dringend geboten, daß eine permanente Kom—⸗ mission, gebildet aus Mitgliedern beider Häuser, ein⸗ gesetzt werde, vielleicht auf die Dauer von drei Jahren. Dieselben müßten befugt sein, sich von der Centralverwaltung in Kenntniß setzen zu lassen uber alle getroffenen Ver— ordnungen, sie müßten durch mehrere Mitglieder im Landes⸗ Eisenbahnrath vertreten und berechtigt sein, vom Minister über Tarisänderungen unterrichtet zu werden.

Der Abg. Richter meinte, daß die Institution des Landes Eisenbahnraths, so wie er hier vorgeschlagen sei, sich nur⸗ als Coulisse erweisen werde, die von der Regierung beliebig verwendet werden könne. Man konstruire mit derselben nur einen anderen Volkswirthschaftsrath auf dem Ressort des Eisenbahnwesens. Eine parlamen⸗ tarische Kontrole sei sehr dringend nöthig, und darum sei er erfreut über die Auslassungen, die der Abg. Hammacher in dieser Beziehung gethan. Vereinige sich die nationalliberale Partei mit dem Fortschritt, so lasse sich diese Kontrole wohl her⸗ stellen. Man müsse sich aber jetzt entschließen, bevor die An⸗ halter Bahn verstaatlicht sei, nur jetzt noch hätten die National— liberalen das Heft in der Hand.

Der Abg. von Quast ersuchte die Nationalliberalen, nicht von dem praktischen Wege abzuweichen, den sie in ihrer Eisen— bahnpolitik betreten hätten. Einen Antrag, wie ihn der Abg. Büchte⸗ mann angedeutet habe, halte er für sehr bedauerlich. Man würde mit der Annahme desselben eine Art von Vebenparlament schaffen. Auch sei es unzulässig, daß die Fühlhörner der gesetzgebenden Körperschaft sich noch weiter denn bisher in die Verwaltung hinein erstreckten.

Der Abg. von Eynern bemerkte, daß im Jahre 1879 sich der Abg. Richter gegen jede Mitwirkung des Parlaments bei der Festsetzung der Tarife erklärt habe.

Der Abg. Richter hob hiergegen hervor, daß er daran auch jetzt noch festhalte. Von Tarifbestimmungen habe er heute gar nicht gesprochen.

Der Abg. Hr. Roeckerath erklärte, daß er einen Antrag im Sinne der Abgg. Büchtemann und Richter acceptiren würde.

ierauf wurde die Diskussion geschlossen. Auf Antrag des Abg. Dr. Wehr erfolgte die Diskussion des 8. 3 vor 5. 3. (Schluß des Blattes.)

Nach einer Bekanntmachung des Reichs⸗-Postamts tritt zum 1. Mai die Republik Nicaragua dem Weltpost— verein bei, und es gehören dann sämmtliche amerikanischen Staaten mit Ausnahme von Bolivien und Costa Rica dem Weltpostverein an. Wegen des Beitritts der britischen Kolo⸗

nien in Australien und im Caplande schweben die Ver— handlungen.

Ein unter der Oberleitung des Gutseigenthümers auf einem Gute funktionirender Wirthschaftsinspektor gehört nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Hülfssenats, vom 17. März d. J., im Geltungsbereich des Allgemeinen Landrechts zu der Kategorie der , n . auf welche die Vorschristen der preußischen Gesindeordnung vom 8. No⸗ vember 1810 Anwendung finden. Wird ein derartiger In⸗ spektor vor Ablauf der Dienstzeit entlassen, so hat dieser vor Beschreitung des Rechtsweges wegen seiner Lohnansprüche die Vermittelung der Ortspolizeibehörde anzurufen.

Nach Beendigung des am 3. d. Mts. hierselbst be⸗ gonnenen militärärztlichen Operationsküursus sind die zu demselben kommandirt gewesenen Ober⸗Stabsärzte wieder in ihre Garnisonen zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Lüdemann in Diepenau und Dr. Schantz in Mennig⸗

hüffen.

Sachsen. Dresden, 24. April. (W. T. B.) Der König nahm heute von dem Spezialgesandten des Königs Milan, Simonovitsch, die Notifikation, betreffend die Erhebung Serbiens zum Königreich, entgegen.

Württemberg. Stuttgart, 21. April. (St. A. f. W.) Laut brieflichen Nachrichten aus Rom ist das Befinden des Königs fortwährend ein sehr günstiges.

essen. Darmstadt, 23. April. (W. T. B.) Der Großherzog ist mit seiner Tochter Prinzessin Victoria heute Vormittag nach London abgereist.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 22. April. Die „Els⸗Lothr. Itg.“ schreibt: Wie unsere Leser durch die in diesen Tagen von uns veröffentlichte Namensliste von Optanten ꝛc. sich überzeugen konnten, schreiten die Arbeiten der Optantenkommission rüstig vorwärts. Ungefähr 50090 Per⸗ sonen sind es, deren Ausländerqualität bis 96 auf Grund der Anträge der Optantenkommission durch Enischeidung des Hrn. Statthalters anerkannt wurde. Alle diese Personen können, ebenso wie Diejenigen, deren Option von Anfang an als gültig betrachte wurde oder welche mit Entlassungsurkunde ausgewandert und Angehörige eines =. Staates geworden sind, den Boden Elsaß⸗ othringens wieder betreten, ohne befürchten zu müssen, daß ihnen wegen der Militärpflicht Schwierigkeiten erwachsen. Sie bedürsen auch keiner besonderen Erlaubniß zur Rückkehr. Aber, wenn sie zurückkehren, so thun sie es nicht als elsaßelothringische Landes- und deutsche Reichsange⸗

liegen der Fremdenpolizei, und wenn sie auch ihren Privat⸗ angelegenheiten ungehindert nachgehen können, so haben sie sich doch, bei Vermeidung der Ausweisung, all' und jeder Einmischung in öffentliche Angelegenheiten, ins⸗ besondere in Wahlangelegenheiten zu enthalten, so lange bis ihnen etwa durch Naturalisation das elsaß⸗-lothringische und deutsche Bürgerrecht zu Theil wird.

Je weiter daher auf dem Wege vorangeschritten wird, welcher zur Befriedigung des Landes für die Lösung der Optantenfrage eingeschlagen worden ist, um so nothwendiger wird es andererseits, die Fremdenpolizei nn der in das Land zurückkehrenden ehemaligen Elsaß⸗-Lothringer sorg⸗ sältig wahrzunehmen. .

Hauptsächlich mit Rücksicht auf dieses Verhältniß sind neuerdings Bestimmungen über die Handhabung der Fremden⸗ polizei ergangen, wonach, soweit es nicht bisher schon geschehen war, in allen Gemeinden Listen der in der Gemeinde sich auf— halten den Ausländer zu führen sind. Es ist ferner vorgeschrieben, daß die zurückkehrenden früheren Elsaß⸗Lothringer (Optanten oder Auswanderer) dazu angehalten werden, sich unmittelbar nochihrer Ankunst bei der Ortspolizeibehörde zu melden und diese Mel⸗ dung von vier zu vier Wochen zu wiederholen. Die letztere Vorschrift hat den Zweck, die bezeichneten Personen daran zu erinnern, daß sie, so lange sie nicht naturalisirt sind, unter der Fremdenkontrole stehen und als Ausländer nicht dieselben Rechte genießen, wie diejenigen, welche im Lande geblieben sind.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 22. April. (W. T. B.) Die Reichsraths-Delegation hat nach kurzer Berathung den Pazifikationskredit fast einstimmig unverändert nach der Regierungsvorlage genehmigt.

Die ungarische Delegation nahm in der General— debatte mit allen gegen 4 Stimmen den Ausschußbericht auf Bewilligung des Kredits mit einem Abstrich von zwei Millionen J 6c hei Plenarf

23. April. In der heutigen Plenarsitzung der unga— rifchen Delegation hat die Spezialdebatte über den Pazifikationskredit begonnen. Graf Szecsen nahm den Regierungsantrag auf Bewilligung von 23 733 000 fl. auf und motivixte denselben damit, daß der Delegation nicht das Recht zustehe, von dem Voranschlage der Regierung 2 Millionen abzustreichen, da die Verant— wortlichkeit der Regierung nicht in den Delegationen, sondern in den Parlamenten zur Geltung gebracht werde. Graf Apponyi stellte und begründete den Antrag, daß die Bewilli⸗ gung eines Kredits zur Herstellung von Bauten im Okku— pationsgebiete nicht zur Kompetenz der Delegationen, sondern zu derjenigen der beiden Legislativen gehöre. Dieser Antrag wurde nach längerer Debatte, in welcher der Bericht⸗ erstatter Baroß, der Minister-Präsident Tisza und die Delegirten Max Falk und Graf Andrassy für die volle Kompetenz der Delegationen eintraten, mit großer Majorität abgelehnt. Referent Baroß empfahl den Ausschußantrag, der Finanz-Minister Namens der Regierung den Antrag Szecsens zur Annahme und be— merkte Letzterer, daß der Kriegs-Minister gegen die Nicht— gestattung von Virements keine Einwendung erhoben habe. Bei der Abstimmung stimmten 18 Delegirte für Szecsens Antrag, dagegen wurde der des Viererausschusses angenommen. Die nächste Sitzung findet morgen statt. :

Schweiz. Bern, 22. April. (W. T. B.) Der Nationalrath hat nach fünftägiger Debatte den Handels⸗

vertrag mit Frankreich mit 104 gegen 20 Stimmen an— genommen.

Großbritannien und Irland. London, 23. April (W. T. B.). Wie der „Observer“ hört, ist in der gestrigen Kabinetssitzung u. A. der angekündigte Antrag des früheren Marine-Ministers Smith betreffs Erweiterung der Bestimmungen der irischen Landakte über den Er— werb von Pachtgütern zur Berathung gekommen und be— schlossen worden, die Unterstützung der Opposition bei der Ausführung von praktischen Gesetzen in dieser Richtung an⸗ zunehmen.

(Allg. Corr.) Die militärische Streitmacht in Irland soll durch das jetzt von Natal nach England zurück— kehrende 2. Bataillon der Connaught Rangers weiter verstärkt werden. Mit diesem Truppentheil und einer Batterie, welche Marschbefehl nach Dublin erhalten, wird die auf der grünen Insel stationirte Truppenmacht aus 32 Bataillonen Infanterie, 7 Regimentern Kavallerie, 12 Batterien und 3 Compagnien Genietruppen bestehen.

Frankreich. Paris, 21. April. (Cöln. Ztg.) Von den Generglräthen haben 24 bereits gestern ihre Session geschlossen. Die Wünsche derjenigen Generalräthe, welche gegen die Ausführung des Schulgesetzes sich erhoben haben, werden als nicht zuständig für nichtig erklärt werden.

22. April. (W. T. B.) Heute Vormittag hat ein Ministerrath stattgefunden. Der Präsident Grévy unterzeichnete ein Dekret, welches den einzelnen Mi⸗ nisterien verschiedene Dienstzweige der tunesischen Verwaltung zuweist. In allen Fällen werden sich die Minister indessen mit dem Minister⸗Residenten Cambon durch Vermittelung des Ministers des Aeußern in Verbindung setzen. Der Justiz⸗Minister ist beaustragt worden, eine Gerichtsverfassung sowie die Errichtung eines franzö⸗ sischen Gerichtshofes für Tunis, dessen Kompetenz nicht die Aufhebung der Kapitulatisnen involviren soll, vor— ubereiten. Die Frage der Finanzorganisation bleibt vor⸗ ehalten.

23. April. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht das Dekret, betreffend die Verwaltung von Tunis.

Nachrichten aus Tripolis melden die bevorstehende Ankunft neuer türkischer Truppen.

Spanien. Madrid, 23. April. (W. T. B.) Die Deputirten kammer hat mit 237 gegen 59 Stimmen den Handelsvertrag mit Frankreich genehmigt.

Italien. Rom, 23. April. (WB. T. B.) Zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen findet heute bei Hofe ein Diner statt.

In der Deputirtenkammer verlangte heute Massari die Vorlegung der diplomatischen Altenstücke bezüglich der Assab-Bay, nachdem auch das englische Unterhaus sich mit dieser Frage beschäftigt habe. Der Minister des Aeußern,

hörige, sondern nur als Fremde, als Ausländer. Sie unter⸗

Mancini, erwiderte: die Regierung halte erst dann den Moment

und einige diplomatische Korrespondenzen betreffs der italieni= schen Besitzung an der Assab⸗Bay vorlegen zu können, nachdem die Meinung der Regierungen über die Veröffentlichung dem Ge⸗ brauche gemäß eingeholt sein werde. Auf die Aufforderung eine Erläuterung über die Erklärung des Unter⸗-Staatssekretärz Dilke im englischen Unterhause zu geben, wonach die Nieder— lassung an der . eine ausschließlich kommerzielle sei erklärte Mancini: beide Regierungen stimmten in Bezug auf die Niederlassung in dem Punkte überein, jeden militãärischen Zweck auszuschließen. Italien sei gesonnen, die erwähnte Er— werbung einzig und allein zur Entwickelung seiner Handels beziehungen zur See und zu wissenschaftlichen Forschungen zu benutzen. Die Regierung hoffe, bald die Dokumente sowohl

als auch einen Gesetzentwurf betreffs der nothwendigen Kosten vorlegen zu können.

. Türkei. Konstantinopel, 24. April. (W. T. B) Die Pforte hat eine Kommission behufs Einführung von Reformen in Lleinasien fniedergefetzt und den früheren Gouverneur des Archipels, Said Pascha, mit dem Vorsitz in derselben betraut.

Rumänien. Bukarest, 24. April. (W. T. B.) Der neue französische Botschafter bei der Pforte, Marquis de Noailles, trifft auf der Durchreise nach Konstantinopel heute Abend hier ein und wird morgen von dem Könige in Privataudienz empfangen. Auch die Ankunft des neuen öster⸗ reichischen Gesandten am hiesigen Hofe, Baron Mayr, wird heute Abend erwartet.

Serbien. Belgrad, 23. April. (W. T. B.) Der zur Notifikation der Erhebung Serbiens zum Königreiche an den Hof von Athen entsandte Professor Kunjundric betonte in seiner Ansprache an den König von Griechenland die Gleichartigkeit der Interessen der Völker Serbiens und Griechenlands. König Georg erwiderte, die Griechen seien durch die Geschichte mit den Serben eng ver— bunden. Er freue sich aufrichtig, daß die Erhebung des Fürsten von Serbien zum Könige die Unabhängigkeit Ser— biens kröne. Der serbische Spezialgesandte wurde vom Könige zur Hoftafel gezogen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. April. (W. T. B.) Wie der „Golos“ meldet, hat der Kaiser auf eine bezügliche Vorlage des Justiz-Ministers vom 19. d. M. befohlen, alle Exceßverhandlungen, welche mit Mißhand— handlungen von jüdischen Ginwohnern verknüpft sind, sowohl bei den Friedensgerichten als auch bei den allgemeinen Gerichtshöfen als außer der Reihe stehende und dringliche zu behandeln.

23. April. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt: das Barrsre'sche Projekt bezüglich der Donaufrage bezeichne einen weiteren Schritt auf dem Wege der Verständigung der Mächte. Es erübrige noch, dies Projekt von dem Gesichtspunkte der Interessen der Donau—⸗ uferstaaten zu prüfen, welche nicht leiden dürften unter dem einmüthigen Handeln der europäischen Mächte, welches zu ihrem Schutze angerufen sei. Die Regierungen würden nach Prüfung des Projekts ihren Delegirten zu einer demnächst

zusammentretenden europäischen Kommission Instruktionen ertheilen.

Dänemark. Kopenhagen, 22. April. (W. T. B.) Heute wurde von beiden Kammern ein Ausgleichungs— comité hinsichtlich der Differenzen über das Budg et ge— wählt. Die Befestigungsvorlage wurde auf besonderes Verlangen des Ministeriums auf die Tagesordnung des Landsthings für nächsten Dienstag gesetzt. Dem Verneh— men nach soll das Ministerium aus der Annahme dieser Vorlage eine Kabinetsfrage machen wollen.

((Cöln. Ztg.) Der neue Landesvertheidigungs— plan, den die Regierung dem Reichstage vorgelegt hat, fordert für die nächsten 12 Jahre einen Betrag von etwa 66 Millionen Kronen für die Befestigung Ko— penhagens nach der See⸗ und Landseite (bezw. 13 und 34 Millionen Kronen), zu Festungswerken bei seeländischen Häfen, am Kleinen Belt und in Jütland sowie zur Anlage eines Kriegshafens am Agersösund und zur Vergrößerung der Kriegs⸗ flotte zu bewilligen. Der Ausschuß des Landsthings hat sich darüber aber nicht einigen können; von seinen 15 Mit— gliedern stimmen allerdings 7, meist Militärs, im Wesent— lichen der Regierungsvorlage bei, beantragen aber doch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung, da in der jetzigen Session keine Zeit mehr dafür übrig sei. Fünf Mitglieder wollen von einer Landseitenbefestigung Kopenhagens nichts wissen und halten es überhaupt für zu gewagt, künftige Regierungen und Volksvertretungen an einen so weit auf zwölf Jahre be— messenen Plan zu binden. Drei Mitglieder weisen die Vor⸗ lage in jeder Beziehung ab.

Seitungastimmen.

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ bemerkt in einem Artikel „die ehrliche Probe“:

Wegen der dem Bundesrathe vorliegenden einzelnen Zollerhöhun— gen, deren Begründung man noch nicht kennt und man daher ab— warten muß, um das Bedürfniß beurtheilen zu können, wird jetzt schon von den Gegnern der Zollreform durch ihre Presse die falsche Behauptung verbreitet, als wenn es sich um eine ehrliche Probe des Zolltarifs von 1879 gehandelt habe, während es sich, wie allbekannt, um den Schutzzoll resp. den Schutz der heimischen Arbeit gegenüber den steuerfreien Ablagerungen der Erzeugnisse fremder Arbeit bandelte und daßer auch noch handelt. Es ist daher doch ganz natürlich, daß dieses System bei den 1879 vorhanden gewesenen böchst ungenügenden Informationen nicht sofort richtig durchgeführt werden konnte, und es ist ebenso natürlich, daß die inzwischen vorliegenden Erfahrungen zur Korrektur des Zolltarifs von 1879 haben führen müssen.

Es ist aber auch ebenso natürlich, daß die Korrekturen im All— gemeinen nur in Erhöhungen bestehen können, denn es ist doch genug— sam bekannt, daß man derzeit einzelne Positionen nicht erhöht hat, weil man den Sachverständigen nicht glaubte, daß Einfuhren statt⸗ fänden, wie man andererseits vielfach geglaubt hat, mit den gering- fügigsten , , auskommen zu können. Die jetzt vorliegen⸗ den Ergebnisse der Waarenstatistik haben uns aber eines Besseren belehrt, und wenn das fernere Darniederliegen der betreffenden Er— werbe zweige dieses indirekt bestätigt, so meinen wir, daß nicht allein die Reichsregierung lediglich nur ihre Pflicht thut, wenn sie den gesetz⸗ gebenden Körperschaften die aus diesem Zustande sich ergebenden Kon—⸗ sequenzen zur Beratbung unterbreitet, sondern sie gte t gerade die ehrliche Probe, welche doch nur in der ehrlichen Durchführung des Prinzips bestehen kann. ; Das „Deutsche Tageblatt“ beginnt die Publi⸗ kation einer Serie von Briefen aus Wien über das deutsche Tabackmonopol, deren erstem wir solgende Stellen ent⸗

für gekommen, um dem Parlament anstandslos die Dokumente

nehmen:

Was geht denn eigentlich in Deutschland vor? Rüttelt man an den Grund vesten des stolzen Reiches? Steht ein Staatsstreich bevor oder eine Hungersnoth, oder handelt es sich um einen Krieg? Mit Behagen mag man in Frankreich dem Lärmen und Toben einige Auf⸗ merksamkeit schenken, in welches sich die Deutschen wegen des Taback⸗ monopols stürzen, mit Erstaunen dagegen blickt man von Desterreich her auf den wilden Kampf um eine Frage, welche man in Paris und Wien längst und befriedigend beantwortet und erledigt weiß, Austria und Gallia haben in den sauren Apfel gebissen und ihn so schmack⸗ haft und nahrhaft befunden, daß sie nicht recht begreifen können, weshalb sich Germania so verzweifelt dagegen sträubt,.. ... Seither habe ich unter französischem und österreichischem Monopol gelebt und geraucht, und immer bin ich gern in die kleinen, beschei⸗ denen, aufs sparsamste eingerichteten Tabacktrafiken gegangen. um von den freundlichen und zuverlässigen Leuten meinen geringen Bedarf zu entnehmen. Hier in Wien, wo Jeder seine“ Trafik hat wie jeinen Schuhmacher oder sein Wirthshaus, hole ich mir in meiner Trafik allerlei Auskunft, bestelle Zeitungen, kaufe Einzelnummern, Marken, Stempel, Loose, Theater⸗ und Konzertbillets, und ich denke mit Unbehagen an die großen eleganten Tabackläden in Deutschland . . sich hierin einen besonderen und auffallenden Luxus gestattet.

Wer in aller Welt bezahlt aber diesen überflüssigen Luxus als der Raucher, der Konsument? In Oesterreich es ist immer von Cisleithanien die Rede ist der Tabackverbrauch etwa der gleiche wie in Deutschland etwa 1,9 kg pro Kopf, hierfür zahlt man in Oesterreich etwa 5.75 M6 pro Kopf, in Deutschland wer weiß es? nach einigen Berechnungen 7 M, nach anderen Ermittelungen 8 (, nach den Motiven der Tabackmonopolvorlage sogar 9 46 pro Kopf. Gewiß ist, daß der Deutsche für die gleiche Quantität Taback erheb⸗ lich mehr zahlt als der Oesterreicher. Hierbei hat der Oesterreicher noch die Gewähr, daß er wirklichen Taback bekommt und nicht aller⸗ lei Unkraut, wie Runkelrüben⸗, Kirsch, Linden⸗, Akazien⸗,, Wallnuß—, Hanf⸗, Rosen⸗ und Kastanienblätter, Ampfer, Kresse u. dergl. m..

In der Begründung der deutschen Tahbackmonopol-Vorlage ist der Gesammtwerth der Tabackfabrikate im Einzelverkauf auf 348 Mill. Mark veranschlagt worden. Auf 234 Mill. Mark bewerthen die Tabackinteressenten selbst ihre jährliche Tabackfabrikation. Etwa 150 Mill. Mark läßt sich Deutschland daher alljährlich den Vertrieb die— ser Fabrikate kosten, welcher bei sparsamerer Organisation, wie sie die Vorlage in Aussicht nimmt, um nur 40 Mill. Mark herzustellen wäre. In Oesterreich, wo 58 000 Verkaufsstellen mit einer durch— schnittlichen Reineinnahme von je, 200 S bestehen, und in Frankreich, wo deren 40 0090 mit einem Durchschnittsgewinn von je 400 6 vorhanden sind, kostete der ganze Vertrieb nur etwa 10 bezw. 18 Mill. Mark jährlich; er wird daher bei 60 000 Verkaufösstellen in Deutschland mit je 650 9 Jahreseinkommen ganz wohl um 40 Mill. Mark zu bewerkstelligen sein und wer dagegen einwendet, wie es viele Organe thun: das ist unmöglich, 190, für den Zwischenhandel sind viel zu wenig! der mag sich in Oesterreich und Frankreich umsehen, wo diese Einwände und Bedenken durch die Praxis eine thatsächliche Widerlegung gefunden hahen Die Wiener liberale Presse findet trotz ihrer intimen Beziehungen zu der gesinnungs— verwandten Berliner Publizistik keinen Raum zu irgend welcher Polemik gegen die deutsche Monopolvorlage. Nur hier un da liest man ein spöttisches Wort über den Kampf der Deutschen um die Freiheit, Kirsch⸗ und Nußblätter, zu rauchen. Geht einmal ein Oesterreicher nach Deutschland, so bleibt er sicher seiner Monopol cigarre treu. Wurden doch im Jahre 1879 von den Filialen der Wiener Regieverwaltung in Bayern für 73 9090 Fl., in Sachsen für 26 000 Fl, in Preußen für 22 090 Fl., in Baden und Württemberg für 21 000 Fl. Tabackfabrikate abgesetzt! ö

In der „Badischen Landeszeitung“ heißt es über die sozial-reformatorischen Pläne der Reichsregierung:

„Ein richtiger Stufenzang begann unsere soziale Arbeit mit den

Krankenkassen, setzt sie fort mit der Unfallversicherung, um schließlich zur Altersversorgung zu gelangen. Die vom Reichsamt des Innern dem preußischen Volkswirtschaftsrathe vorgelegten Grundzüge für erstere beide haben die Gliederung nach Berufs- und Erwerbsklassen als körperschaftliches Band zur Voraussetzung und stellen sich unter den staatlichen Zwang. Das ist ein ganz richtiger Ausgangspunkt; denn ein Gemeinwesen, das bei Unfall und Alter verpflichtet eintritt, hat auch das höchste Interesse dabei, daß bei jeder Erkrankung des Berechtigten das Nöthige geschieht. . Unser Blatt hat schon wiederholt betont, daß die Erfahrungen in unserem Ver— sicherungswesen erst nach, und nach gewonnen wurden, durch allmäh— liches Fortschreiten zu immer verbesserten Formen. Es wird auch dem Reiche nicht erspart bleiben, Irrthümer zu begehen und vergeb⸗ liche Verfuche zu machen. Aber auch hier gilt das Wort, daß An⸗ fangen schon mehr ist, als die halbe That. Aus der genossenschaft⸗ lichen Grundlage und dem staatlichen Zwang wird sich die Kranken⸗ versicherung sicher in kurzer Frist zu der Grundlage entwickeln, auf der die Unfallversicherung verhältnißmäßig sicher sich aufbauen läßt. Erst wenn beide funktioniren und, eine Reihe von Erfahrungen ge⸗ macht find, wird man dann zur Altersversorgung weiter Ffortschreiten können. Zu letzterer rechnen wir die Fälle der Arbeitsunfähigkeit.

Gewerbe und Handel. Nach Mittheilungen aus Rom und Florenz sollen von Königlich italienischen Behörden n e folgende Lieferungen im Sub— issionswege vergeben werden: ö . . . ds. 3 von der Schiffsbaudirekton zu Spezia die Lieferung von nordamerikanischem oder Ostsee⸗Nadelholz zu Schiffs⸗ bauzwecken im Werthe von 131 750 Lire, ö am 2. Mai d. Is. von der Geschützgießerei zu Turin die zefer 60 ee g r., Kupfer in Barren zu 220 Lire per Kilogramm, und am J. Mai d. Is. von der Finanz Intendanz zu Turin die Liefe⸗ 9 Jon ; n Stück Zangen zum Pressen von Plomben zum Marximal— preise von 35 Lire per Stück. 9. 6. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle zu erfahren. . . amtlichen Nachrichten ist das Zollamt zu Kairo, welches etwa 1 Jahr lang bestanden, vorläufig wieder aufgeb oben worden. In Folge dessen werden vom 20. des laufenden Mongts an eingehende Waaren nicht mehr unter Zollverschluß nach Cairo dirigirt, müssen vielmehr in den Häfen abgenommen werden. In der Be— handlung der aus dem Auslande cn e e , Dostrackete wird dadurch in der tsache eine Aenderung nicht bedingt. ö ö e n . a. M., 22. ern (W. T. B.) Der Civilsenat des Ober Landesgerichts erkannte in Sachen der Lemberg: Czern o witzer Eisenbahn unter Aufhebung des Urtheils erster Instanz, daß den Besitzern der Prioritäten von 1855 die österreichische Ein. kommensteuer nicht abgezogen werden dürfe, sowie daß die Coupons in Reichswährung auszubezahlen und keine Stemzelstener in Abzug gebracht werden dürfe. Dle Kläger sind Berliner Bankier. Leipzig, 2. April. (W. T. B.) Die heutige Garnbörse war stark besucht; es berrschte lebhafte Nachfrage für baumwollene Garne. Presse waren für starke Nummern 2, für 30 er und 40er bis 4 3 pro Pfund höber. Spinner unter langem Kontrakt, daher fehr reservirt. Mechanische Webereien gut besckãftigt. ebenso Greizer und Geraer Wollwaarenfabriken für heimischen Bedarf und * 6 23. April. (W. T. B). Der Verwaltungsrath der zsterreichlschen Südbahn hat beschlossen, die Vertheilung einer Dividende von 4 Fres. für das Jahr 1881 zu beantragen. Prog, 23. April. (W. T. B. In der heutigen neunten ordentlichen Generalversammlung der Pil fen Priesener Eisen- bahngefellfchaft wurde der Geschäsftsbericht pro 188 genebu ict. Das Betriebsergebniß weist auf der alten Linie gegen da Vorjahr fine Mebreinnahme : von 9M 317 Fl. und einen Zuwachs im Netto-

der Linie Pilsen⸗Eisenstein mit 46323 Fl. und der Zuwachs im Netto⸗Erträgniß mit 37 181 Fl. beziffert. Die Generalversamm—⸗ lung der Böhmischen Unionbank beschloß die Zahlung einer Dividende von 6a. . London, 23. April. (Allg. Corr.) Nach dem Rechenschafts⸗ bericht von Reuters Telegramm Company für das abgelaufene Geschäftsjahr belief sich der Reinertrag in demselben, einschließlich eines vorgetragenen Saldos von 112 Pfd. Sterl., auf 5779 Pfd. Sterl. Im Oktober v. J. wurde die übliche Interimsdividende von 2490/0 gezahlt und nun erklären die Direktoren eine weitere Dividende von sz Sh. per Aktie, was für das Jahr eine von Ein kommensteuer freie Gesammtdividende von 7y o/o ausmacht. Nach Auszahlung dersel⸗ ben verbleibt ein auf neue Rechnung vorzutragendes Saldo von 236 Pfd. Sterl. ; Antwerpen, 22. April. (W. T. B.) Wollauktion. 2067 Ballen Laplata⸗Wollen angeboten, 1430 Ballen verkauft. Von diversen Wollen 145 Ballen angeboten, 28 Ballen verkauft, Preise unverändert. . . Glasgow, 22. April. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 630 800 Tons gegen 547 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 108 gegen 121 im vorigen Jahre. Verkehrs⸗Anstalten. Triest, 24. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Mars“ ist heute früh 69 Uhr mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. Southampton, 22. April, (W. T. B.) Der Da mpfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 24. April 1882.

Schallehn 4.

Donnerstag Mittag 1 Uhr starb hierselbst nach längerer Krankheit der Geheime Ober-Regierungs- und vortragende Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medi— zinal-Angelegenheiten Bernhard Schallehn im 52. Lebens— ahre.

ö. Schallehn war geboren in Stettin am 18. Februar 1831 und ein Sohn des dortigen Bürgermeisters Schallehn. Vor— bereitet auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, absolvirte er seine Studien auf den Universitäten Bonn und Berlin, wurde Auskultator am 7. Juni 1852, Referendar am 22. Fe⸗ hruar 1855 und Gerichtsassessor am 16. Oktober 1858. In di ser Eigenschaft dem damaligen Kreisgericht zu Stettin überwiesen, trat er, nachdem er schon seit 1860 bei der Re⸗ gierung zu Stettin beschäftigt worden war, im Jahre 1862 zur Verwaltung über und wurde in demselben Jahre zum Regierungs-Assessor ernannt und der Regierung zu Cöslin überwiesen, welcher er sechs Jahre, im letzten Jahre als Re⸗ gierungs-Rath angehört hat. Im Jahre 1868 erfolgte seine Versetzung an die Regierung zu Stettin. Hier verblieb er bis zu. seiner Einberufung in das, Ministerium der geistlichen. Unterrichts. und Medizinal⸗-Angelegen⸗ heiten, bei welchem er ein Jahr darauf 1874 zum Geheimen Regierungs- und vortragenden Rath und 1877 zum Geheimen Ober-Regierungs-Rath befördert wurde. Von reicher Begabung, feiner Bildung und nie wanken⸗ der Treue im Dienst, unterstützt durch die bei den Re— gierungen zu Cöslin und Stettin gewonnenen Erfah⸗— rungen, hat der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Schallehn

Kaiser und König brachte der Staatssekretär Dr. Stephan aus. Nicht den ruhmgekrönten, siegreichen Feldherrn, nicht den Wiederbegründer unseres Deutschen Reiches gelte es heute zu feiern, sondern den Friedensfürsten, dem auch die materielle Wohlfahrt seines Volkes am Herzen liege. Se. Majestät hätten mit lebhaftem Interesse das Unter- nehmen verfolgt, und es gezieme sich wohl, hier im alten Ostfries⸗ land, wo die Traditionen des preußischen Königshauses noch so lebendig sind aus den Zeiten Friedrichs II., unserem Kaiserlichen Herrn ein dreifaches, begeistertes Hoch auszubringen. Mit lautem Jubel stimmten alle Anwesenden ein, während die Musik die Volks⸗ bymne anstimmte. Der zweite Trinkspruch galt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Mr. Arthur; Hr. Dr. Löwe⸗Calbe wies auf das hundertjährige, ungetrübte und freundschaftliche Ein⸗ vernehmen hin, das zwischen Deutschland und der großen transatlantischen Republik bestanden hat und noch besteht. Ein neues Band verbinde jetzt beide Völker, ein Band, dessen Ende jetzt in unserer Hand liege und das wir festhalten wollen zum Heile der Nationen, zur Förderung der großen Kulturaufgaben. Für den Präsidenten Arthur ergriff Mr. Everett das Wort, um in englischer Sprache seine Genugthuung über den Toast, seine Freude über die vollendete elektrische Verbindung kundzugeben. Nach diesem Redner erhob sich der Konsul Meier⸗Bremen als Mit⸗ glied des Verwaltungsrgths, um dem Reichskanzler Fürsten von Bis⸗ marck ein Glas zu weihen. Mit dem Danke für das dem Unter⸗ nehmen gezollte Wohlwollen verbinde sich ein anderer, in den alle Deutschen aus dem Grunde des Herzens einzustimmen Grund hätten: der Dank für das, was der Reichskanzler für Deutschlands Größe, Einheit und Machtstellung gethan habe. Möge der Himmel ihm noch lange Gesundheit und. Kraft verleihen, damit er einst mit Freude und Genugthuung auf sein reich gesegnetes Leben zurückblicken könne. Dr. Lasard ließ den Staatssekretär Dr. Stephan leben, der seinerseits auf die gastliche Stadt Emden toastete. Der erste Vertreter dieser letzteren, Ober ⸗Bürgermeister Fürbringer, dankte und weihte sein Glas den auswärtigen Gästen; dann wurde der englisch-amerikanischen Telegraphen⸗Gesellschaft, des Dr. Lasard, der sämmtlichen Mitarbeiter gedacht. Theilnehmende telegraphische Grüße sandten Cyrus Field, sodann die General⸗Telegraphen⸗ Direktionen in Wien, Pest, Christiania, Stockholm, Kopenhagen, Bern und London und Freunde in Posen und Stettin.

Der Hauptmissions-Verxein für Ching, der bereits seit mehr denn, 39 Jahren besteht, aber erst seit 4 Jahren wieder eine erhöhte Wirksamkeit entfaltet, hielt am Sonntag Abend im Dome sein diesjähriges Jahresfest ab. Hofprediger Schrader entwarf in seiner Festpredigt zugleich ein Bild von der überaus thätig wirkenden Heidenmission. Den Jahresbericht erstattete alsdann Divisionspfarrer Hühnelt. Die 1807 zuerst deutscherseits begonnene Missionsarbeit in China hat auch im Vorjahre erfolgreich weiter gewirkt. Schon zählt China 18000 Christen, und namentlich in Hongkong und in Canton mehrt sich die Zahl der Gläubigen. Die um die deutsche Mission in Hongkong versammelte Gemeinde zählt 450 Seelen; eine Knabenschule mit etwa 20 Schülern und die von der Frau eines Missionars geleitete Mädchenschule wirken segensreich. In Canton sind 62 deutsche und amerikanische Missionare thätig; die dortige Christengemeinde zählt 3000 Glieder. Auch in zwei Krankenhäusern dürfen z. 3. die Missionare ihr Amt ausüben. Zwei ihrer Arbeiter verlor die Mission durch den Tod. Die Ein⸗ nahmen sind leider wieder zurückgegangen, sie reichen kaum aus, um die laufenden Ausgaben zu decken und gestatten in keiner Weise eine Ausbreitung der Thätigkeit. Dagegen beabsichtigt die Berliner Missionsgesellschaft, die bisher nur Afrika ihre Thätigkeit zugewandt hatte, nun auch nach China Missionare zu entsenden, um mitzuhelfen an dem segensreichen Werke der Bekehrung.

In der letzten (868.) Hauptversammlung des Vereins für

im Ministerium insbesondere auf dem ihm zugewiesenen Ge⸗ biet der kirchlichen Verwaltung sehr nützliche Dienste geleistet und eine seiner letzten Arbeiten ist die Ausarbeitung des Ge⸗ setzes gewesen, welches die Umgestaltung des Kur- und des Neumärkischen Aemterkirchenfonds betrifft und vor Kurzem in der Gesetz-Sammlung veröffentlicht worden ist.

Sein Andenken wird in Ehren bleiben. Er ruhe in Frieden. .

Emden, 22. April. (W. T. B.) Zur Feier der Ein⸗ weihung des deutsch⸗amerikanischen Kabels hatte sich die Stadt Emden festlich geschmückt. Außer dem Staatssekretär Dr. Stephan, welcher das Kabel heute dem Verkehr übergeben wollte, waren zu diesem Akte eingetroffen: der General⸗Direkter der Tele= graphen der Niederlande, Staring, mehrere höhere öster— reichische Telegraphenbeamte, Direktor Shuter und GChef⸗ Ingenieur Lucas, die Elektriker Forde und Ash, Konsul Meier von Bremen, Ober Postdirektor, Starkloff und Geh. Postrath Kempski von Oldenburg, der amerikanische Geschäftsträger Everett aus Berlin und Repräsentanten auswärtiger und hiesiger Behörden. Dr. Lasard, Direktor der Vereinigten Deutschen Tele⸗ graphengesellschaft. gab in seiner Rede eine Darstellung der Entstehung und Ausführung des Kabels, worin er hervorhob, daß die erste Anregung zu dem heute vollendeten Werke von dem Staatssekretär Dr. Stephan vor drei Jahren auf der Inselt Sylt gegeben worden sei. Er beleuchtete die technischen Schwierig- keiten, welche der Legung des Kabels ohne Zwischenstation entgegen gestanden, und berührte den Vertragsabschluß mit der anglo⸗amerika⸗ nischen Kabelgesellschaft wegen Benutzung des transatlantischen Kabels, welcher in Verbindung mit dem Entgegenkommen der englischen Regierung das Zustandekommen des Werkes ermöglicht habe. Redner bezeichnete die in sieben Tagen erfolgte Legung des 894 Seemeilen langen Kabels als die gelungenste Operation auf dem Gebiete der submarinen Telegraphie, dankte dem Staatssekretär Stephan für die Förderung des Unternehmens und ersuchte denselben, den Befehl zur Eröffnung des allgemeinen Betriebes geben zu wollen. Dr. Löwe—⸗ Calbe, Vorsitzender der unternehmenden Gesellschaft, gab der Genug⸗ thuung über die Vollendung des Werkes Ausdruck und zollte gleich— falls dem Verdienste des Staatesekretärs Dr. Stephan um dasselbe dankende Anerkennung. Staatesekretär Dr. Stephan dankte in seiner Erwiderung dem Verwaltungsrathe für seine Initiative, insbesondere dem Dr. Lasard und bemerkte, das Werk habe bei dem Fürsten Bis marck den lebhaftesten Anklang gefunden. Hierauf ward der Betrieb mit folgender Depesche Sr. Majestät des Kaisers an den Präsidenten Arthur eröffnet: 1

Es gereicht Mir zur Freude, Ihnen, Herr Präsident, mittelst der beute eröffneten direkten telegraphischen Verbindung zwischen Deutschland und Amerika Meine Befriedigung über die Vollendung dieses Werkes auszudrücken, welches den freundschaftlichen Beziehun⸗ gen beider Nationen zur weiteren Förderung dienen wird.“

Die Aufgabe der Deresche erfolgte um 4 Uhr 12 Minuten, die Ankunft in Wasbington um 4 Uhr 16 Minuten. Die sofort ein getroffene Antwort des Präsidenten Arthur lautete: .

„An Se. Masestät den Deutschen Kaiser Wilhelm, Wiet⸗ baden. Ich habe mit vieler Genugthuung die erste Depesche auf der neuen Telegraphenlinie zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten erhalten. Gemeinsam mit dem ganzen Volke der Ver⸗ einigten Staaten, von welchem Viele bei sich zu Hause noch die deutsche Sprache sprechen, vernehme ich Ew. Maijestat freundliche Botschaft mit der Freude, welche Ew. Masestät über die Eröffnung dieser neuen Verbindungslinie ausdrücken und in dem Vertrauen, daß dieselbe den freundschaftlicͤihen Beziehungen zur weiteren Förderung ge⸗ reichen wird, welche wir lebhaft wünschen und welche zu erhalten und inniger zu gestalten mein Bestreben sein wird. Chester Artbur..

Nachmittags 6 Uhr vereinigte sich die Gesellschaft zu einem fest⸗

Erträgniß von 79 333 Fl auf, während sich die Brutto Mehreinnahme

deut sches Kunstgewerbe berichtete der Vorsitzende, Geheime Regierungs-⸗Rath Reuleauxr über den günstigen Fortgang der Vor⸗ arbeiten für den Spielschrein, dessen Herstellung der Verein be⸗ absichtigt. Hr. E. Döpler d. J. machte Mittheilungen über die heraldische Ausstellung; Redner schilderte kurz die Bedeutung der Heraldik, als eines Mittels zur Hebung des Familiensinnes und zur Ausschmückung des Hauses, und gab dann einen Ueberblick über die in der Ausstellung angehäuften alten und modernen Kunstschätze, deren besondere Wichtigkeit für das Kunstgewerbe hervorhebend. Es gebe kaum eine Technik, für welche sich in der heraldischen Ausstellung nicht die trefflichsten, seltensten Muster fänden, und könne daher ein Besuch derselben allen Freunden des Kunstgewerbes nur aufs Wärmste empfohlen werden. Hr. Vorwald, in Firma Rer & Co., legte eine Reihe ganz neuer, sehr bemerkenswerther Erzeugnisse der japanischen Kunst⸗ industrie vor, z. B. prächtige Emailwaaren, Fayencen, Bronzen und Tapeten. Von Hrn. Paul Bette wurden vorzügliche Photographien von der Amsterdamer Ausstellung vorgelegt. . ; Die nächste (zwanglose) Sitzung des Vereins, für welche ein Vortrag des Hrn. Geheim⸗Rath Busse über die Entwürfe zu den neuen Reichskassenscheinen sowie verschiedene Vorlagen angemeldet sind, findet am Mittwoch, den 26. d. M., Abends 8 Uhr, im Deut⸗ schen Vereinshause, Wilhelmstr. 118, statt. Gäste sind willkommen. Wiesbaden, 22. April. (W. T. B) In der heutigen Schlußsitzung des medizinischen Kongresses konstituirte sich ein Verein für innere Medizin mit Wiesbaden als vor⸗ läufig ständigem Kongreßzorte. Zum Vorsitzenden des geschäftsleiten den Ausschusses wurde Geheimrath Dr. Frerichs in Berlin gewählt.

Im Vietoria⸗Theater trat gestern Fr. Niemann ⸗Raabe als „Grille“ auf und wurde von dem überfüllten Hause mit Beifalls⸗ spenden überschüttet. Ihre nächste Rolle wird die „Yelva“ sein, welche sie in Berlin zum ersten Male spielen wird.

Skating⸗ Rink. Die beifällige Aufnahme, welche der gestrigen Aufführung des „Trovatore“ mit den ersten Kräften der Italienischen Oper (Adini, Mazzoli, Aramburo, Brogi) von dem den großen Saal des Skating⸗Rink füllenden Publikum zu Theil wurde, hat die Direktion veranlaßt, eine nochmalige Reprise dieser beliebten Oper, und zwar die letzte in der laufenden Stagione, für morgen, Dienstag, auf das Repertoire zu setzen. Im Laufe dieser Woche wird „Lucrezia Borgia“ in bervorragender Besetzung (Adini, Mazzoli, Aramburo, Gasperini) zum ersten Male in Scene gehen.

Hr. Albert Thierfelder aus Brandenburg brachte am Sonn- abend Abend im Saale der Sing-Akademie seine neue Kom, position für Soli, Chor und Orchester, Frau Holde“ (Tert frei nach R. Baumbach) zur Aufführung. Betheiligt hierbei waren: als Solisten Fr. Müller⸗Ronneburger, Frl. Anna Mirano und die Herren Domsẽnger Hauptstein und Adolf Schulze, als Chor die Stein- becksche Sing Akademie und der Männergesangverein aus Brandenburg, und als Drchester die verstärkte Kapelle des Brandenburgischen Füsilier⸗ Regiments Nr. 35, welche Alle zu dem Konzertswecke von Branden- burg bierher gekommen waren. Der Tert schildert die Sage von einem jungen armen Liebespaar, welches durch den Schutz der Frau Holde, welche im slldenstein im Harz wohnt, reich und glücklich wird. Die Musik nt gesanglich geschrieben und fesselt das In⸗ tereffe des Juhörers durch Meledik und Harmonieführung. Unverkennbar sist aber der Einfluß, welchen die Wagnersche Musik auf den Komponisten ausgeübt hat. Die Aus führung des Werks war eine recht gelungene. Namentlich befriedigte der Chor durch den Klang der Stimmen und die reine Into⸗ nation. Das Drchester spielte brav und folgte genau der Lestung des Komponisten. Die Solisten fübrten ihre Partien in musikalischer Beziehung korrekt aus; besonders erfreute Or. Ad. Schul je durch dra⸗ matssch belebten Vortrag. Ein ziemlich zahlreicheg Publikum war anwesend, welches mit Interesse der Aufführung folgte und mit selnem

lichen Mable im Clubhause. Den Toast auf Se. Majestät den

Beifall nicht kargte.