1882 / 97 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

zeigte jedoch am Schlusse der Woche an den meisten Stationen wieder steigende Tenden d

In den meisten Großstädten Europas gestalteten sich in der Be—= richtswoche die Sterblichkeitsverhältnisse ungünstiger, unter den deut schen Städten weisen namentlich füd⸗ und westdeutsche größere Sterb= lichkeitssiffern auf. Die allgemeine Sterblichkeits verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 28.2 (von 27,5 der Vorwoche) pro mille und Jahr. Der Antheil des Säuglingsalters sowohl als der höheren Altersklasse (ber 69 Jahre) an der Sterblichkeit war im Ver⸗ 2 zur vorangegangenen Woche ein gesteigerter. Von 10000 Le⸗ enden starben pro Jahr 93 Kinder unter 1 Jahr gegen 87) der Vor⸗ woche, in Berlin 76 gegen 72.

Unter den Todesursachen sind es namentlich entzündliche Pro⸗ zesse der Athmungsorgane, die eine namhafte Steigerung der Todes⸗ sälle, besonders in süddeutschen Städten, hervorriefen, auch Darm—⸗ katarrhe der Kinder wurden häufiger Todesursache, während die In⸗ fektionskrankheiten meist unwesentliche Veränderungen,. Diphtherie und Croup sogar eine merkliche Abnahme aufwiesen. Masern gewannen in Breslau, Barmen, München und besonders in Darmstadt und Wien größere Ausdehnung. In Pest, Paris, London, Kopenhagen, Man⸗ chester, Edinburg ist ein wesentlicher Nachlaß der Epidemie noch nicht ersichtlich. Scharlach herrscht in Erfurt, Plauen, Bamberg, Altenburg, auch in Frankfurt a. M. wurde die Zahl der Sterbefälle eine größere, in Berlin, Barmen, München eine geringere. Diph⸗ therie bedingte in Königsberg, Flensburg, Chemnitz, Würzburg, Wei— mar, Neustadt⸗Magdeburg, Cöln, Barmen, Elberfeld, Freiburg i. B., Wien, Pest, Paris, London, St. Petersburg, Warschau vielfach Todes fälle, besonders groß war die Zahl derselben in Dresden; in Berlin, Breslau, Danzig, Hannover, Düsseldorf, Crefeld, Frankfurt a. M., Karlsruhe u. a. Orten nahm die Zahl derselben ab. In Hamburg stieg die Zahl der Neuerkrankungen. Der Keuchhusten wurde in Chemnitz, Görlitz, Braunschweig, Cöln, Viersen, Mainz, London häufig Todesveranlassung. Sterbefälle an Darmkatarrhen der Kinder waren in Berlin, München, Wien, Pest, Prag, Petersburg vermehrt. Typhöse Fieber waren seltener, auch der Flecktyphus zeigt sich außer in Kreisen der Regierungsbezirke Königsberg und Marienwerder selten. Aus deutschen Städten kamen 3 Todesfälle davon, aus Danzig, Insterburg und Bromberg je 1, sowie 1 Todesfall an Rückfallsfieber (aus Thorn) zur Anzeige. Auch aus Wien, Warschau, Malaga kamen einzelne, aus Pest, Saragossa, Granada mehrfache, aus St. Petersburg 22 Todesfälle an Flecktyphus zur Meldung. Pocken⸗ todesfälle wurden aus deutschen Städten 11 gemeldet, davon entfallen auf Essen 5, auf Straßburg 3, auf Coblenz 2, auf München 1. Groß ist Lie Zahl der durch sie hervorgerufenen Sterbefälle in Wien, Paris und Warschgu, während sich Pocken in Pest, Prag, London, St. Petersburg, Bukarest, Saragossa, Malaga in beschraͤnkter Zahl

zeigen. RKunst, Wissen schaft und Literatur.

Deutsche Zeit⸗ und Charakterschilderungen für Jung und Alt. II. Band. Friedrich Barbarossa, die Glanzzeit des Deutschen Kaiserthums im Mittelalter, von Prof. Dr. Otto Kallsen. Mit 6 Holzschnittbildern von Felix A. Joerdens. Halle a. d. S. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1882. Pr. 4 . Der hübsch ausgestattete 2. Band dieser Sammlung entrollt dem Leser das Bild des großen Kaisers Friedrich Rothbart, wie es Ge— schichte und Sage gestaltet hat. Der Verfasser hat darin das reiche Material, welches die bahnbrechenden Werke von Prutz, Giesebrecht und einzelne Monographien ihm boten, sorgfältig verarbeitet und sogar zum Theil die mittelalterlichen Quellenschriftsteller benutzt. An die Erscheinung des Hohenstaufenkaisers hat unfer Volk lange Zeit seine nationalen Wuͤnsche geknüpft, und mit Recht: waren doch die großen Aufgaben, welche ihn beschäftigten, fast dieselben, die auch unsere Zeit in Athem hielten. Noch mehr aber wurde Friedrich Barbarossa und der Kyffhäuser in neuester Zeit, in welcher jene uralten Wünsche des deutschen Volkes nach nationaler Einigung in Erfüllung gingen, der Gegenstand des historischen und poetischen Interesses. Es dürfte daher dem flüssig und fesselnd geschriebenen Buche an Lesern, namentlich aus der heranwachsenden Jugend, nicht feblen, zumal die Verlagshandlung auch für eine gute Ausstattung mit einer Reihe von Illustrationen gesorgt hat.

Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge⸗ gellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur— seschichte. Redaktionskommission: A. Bastian, R. Hartmann, R. Virchow, A. Voß. Berlin, Verlag von Paul Parey. XIII. Jahr⸗ gang, Heft 6 und XIV. Jahrgang 1882, Heft 1. Das Organ der anthropologischen Gesellschaft tritt mit den vorliegenden Heften bereits in den 14. Jahrgang ein. Aus den außerordentlich zahlreichen und wissenschaftlich interessanten Vorträgen, Berichten und Mittheilungen, welche den Gegenstand der Verhandlungen im zweiten Halbjahr 1881 bildeten, und die ein Bild von dem regen Forschungseifer der Gesell⸗ schaft geben, seien nur einige hervorgehoben, welche hier folgen: Sonst und Jetzt der menschlichen Rassenkunde vom morphologischen Standpunkt; über den Schädel Kants; über Hünenbetten der Alt— mark, altmärkische Alterthümer; über angeblich geschwänzte und behaarte Menschen in Albanien; über die merkwürdige, ab⸗ bildlich mitgetheilte Thonfigur eines Hundes in Lübbecke (Westfalen; über die Funde von Frega im Kreise Guben und, andere Funde aus der Umgegend von Guben (mit Abbildungen); Nachträge zu den Tolltafeln und zur Satorformel; ein Gräberfeld bei Zerkwitz in der Lausitz (mit Abbildungen); über eine archäologische Exkursion nach Feldberg (Mecklenburg Strelitz); einen Bronzefund aus dem Torfmoor von Arendsee (mit Abb.); eine

eschnitzte Thierfigur aus Bernstein; Vampyrglauben in Westpreußen;

eiträge zur Frage der Rundmarken und Längsrillen aus West— preußen (mit Abb. des Thränenthors zu Neustadt); den Terrassen⸗ himmel der Buddhisten; Über Finschs Reise nach Neuseeland; über ethnographische Gegenstaͤnde aus Südafrika (mit einer Tafel Abbil⸗ dungen von Schmuckgegenständen, Gefäßen und anderen Geräthen, so⸗ wie originellen Zeichnungen eines Buschmanns, welche Reiter⸗ und Dhierfiguren zum Gegenstande haben), vorgelegt von dem Mis⸗ sionar Nauhaus, welcher auch bemerkenswerthe Mittheilungen über Regierungsform und Gerichtsbarkeit der Kaffern macht; ferner Nachrichten über das Gräberfeld von Slaboszewo bei Mogilno, von dem Vorsitzenden; über die im zoologischen Garten zu sehen ge— wesenen Feuerländer (mit einer Tafel getreuer Abbildungen der typischscharakteristischsten unter ihnen) mit den ausführlichen Resul⸗ taten der gelegentlich einer außerordentlichen Zusammenkunft im zoologischen Garten an ihnen vorgenommenen Uatersuchung; über ein Geisterboot der Nicobaresen; über Hufeisen steine und den Limes Saxoniae Karls des Großen (mit Illustr.); über kaukasische Prä— historie, von dem Vorsitzenden (mit Illustr. j; über die Gräͤberfelder von Jüritz bei Jessen und von Bautzen ꝛc. c. Ferner wird in dem um—⸗ fangreichen Heft auch der Geschäfts⸗ und Verwaltungsbericht für 1851 veröffentlicht und der 13. Band durch ein Inhaltsverzeichniß ab geschlossen. ;

Das 1. Heft des neuen Jahrgangs bringt an größeren wissen⸗ schaftlichen Beiträgen eine von Jagor besorgte deutsche Bearbeitung des interessanten Berichts von F. A. de Roepstorff über die Bewohner der Nikobaren (mit 1 Tafel Abbildungen und Holjschnitten), eine nicht minder interessante Abhandlung von F. George Müller⸗Beeck über japanische Schwerter (mit mehreren Tafeln), eine Darlegung der Ansichten des französischen Reisenden Charnay über das Älter und den Ursprung der Baudenkmale, Völlerschaften u. . w. in Mexiko und Central⸗ Amerika (nach der North American Review“ bearbeitet von 3 in Darmstadt), Nachrichten über ö, . im herz gt um Oldenburg (mit Holischnitten) von F. v. Alten, Ober

ammerherrn und Direktor der Großherzoglichen Sammlungen in Oldenburg ꝛc“, ferner Migcellen und Bücherschau und den Bericht über die Januarsitzung der Gesellschaft. 1

Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde, herausgegeben im Namen des Vereins von dessen erstem Schriftführer Dr. Ed. Jacobg. 14. Jahrgang 1881. Wernigerde, Selbstverlag des Vereins. Kommsssion bei H. CG. Huch in Quedlinburg, 18382. Der letzte Jahrgang dieser Zeitschrift, welcher vor Kurzem publizirt wurde, enthält an größeren wissenschaft⸗

lichen Abhandlungen erstens: Beiträge zur Geschichte des Gisenhütten- wesens im arz, einen Vortrag, welchen Hr. Geh. Bergrath Pr. ermann Wedding in der Hauptversammlung des Herzpereins zu Bernburg im Sommer v. J. gehalten hat (mit 2 Karten); ferrer ein ausführliches Lebensbild aus Luthers Freundeskreise, in der Persen des früheren Eislebener Ablaßprebigers und Augustinerpriora, späteren . Ekklesiasten Gaspar Güttel. mit einem Exkurs über den Annenkultus am Ausgange des Mittelalters, einem Berzeichniß der Schriften Güttels und Auszügen aus seinem Brief⸗ wechsel, von G. Kawerau; und endlich ein weiteres Lebensbild von dem Naturforscher Christian Gottlieb Kratzenstein (geb. zu Wer⸗ nigerode 1723, gest. zu Kopenhagen 1735), mit einer Uebersicht seiner Schriften, verfaßt vom Herausgeber. Unter den kleineren vermischten Mittheilungen verdient ein Nachtrag zu dem Artikel des vorigen Jahrgangs: „Einhornshöhle und Schiller‘ Erwähnung, worin mit

getheilt wird, daß eine genauere Untersuchung ergeben hat, daß in

der Höhle allerdings noch jetzt eine auf Schiller bezügliche guß⸗ eiserne Gedenktafel vorhanden ist, welche aber so versteckt liegt, daß sie von den meisten Besuchern garnicht bemerkt wird. Eine vom Serausgeber mitgetheilte kleine Urkunde aus dem Jahre 1348 ist insofern nicht unmerkwürdig, als sie das Verhältniß und die Stellung der Juden zu den Bewohnern der Harzgegend im Mittel⸗ alter kennzeichnet. Wir sehen darin eine wohlhabende Judenfamilie, welche Grafen, Bürger und Bauern zu Schuldnern hatte, ihre privat— und erbrechtliche Angelegenheiten vor dem Rathe zu Braunschweig ordnen, der dieselben bekräftigt und der Familie seinen Rechtsschutz gewährt. Der Band schließt mit dem Vereinsbericht von Ostern bis Ende 1881, dem Jahresbericht über die Thätigkeit des Orts— vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Braunschweig und Wolfenbüttel und dem Verzeichniß der für die Sammlungen des Harzvereins weiter eingegangenen Geschenke. Der vorjährige Vereins⸗ tag wurde am 23. Mai in Bernburg abgehalten, die diessährige 15. Versammlung des Harzvereins soll am 25. und 26. Juli in Ganders⸗ heim stattfinden. In der nächsten Zeit wird der Harzverein den jweiten Band des „Urkundenbuchs der Stadt Quedlinburg“ er

scheinen lassen. Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem jüngsten Berichte des K. K. österreichischen Ackerbau⸗Mini—⸗ steriumz über den Stand der Saaten in Oesterreich um die Mitte April 18382 entnehmen wir folgende Einzelheiten: In der ersten Aprilhälfte war beinahe beständig kalte Witterung, zwischen dem 6. und 13, stellten sich überall strenge Fröste, theils vor, theils nach diesen meistentheils auch Schneefälle ein. Den Wintersaaten haben die Fröste im Allgemeinen nichts geschadet, oder es gleichen sich die nach Verschiedenheit der Lage, Entwicklung und Beschaffenheit der Saaten aus der zurückgehaltenen Vegftgtion entsprungenen Vor⸗ theile und Nachtheile ziemlich aus. Im Allgemeinen stehen Winter⸗ sgaten schön, ebenso der Raps, der bereits den Stengel treibt. Gerstensaaten sind ziemlich häufig etwas gesengt, welcher Nachtheil sich noch vollkommen beheben kann. Es sind aber die Fälle noch zahlreicher, in welchen diese Saaten nichts gelitten haben, son— dern recht schön stehen. Hülsenfrüchte sind in den sehr seltenen . wo sie bereits aufgegangen waren, größtentheils abgefroren.

afersaaten sind unversehrt geblieben und stehen schön. Der An— bau wurde, da der noch ziemlich ausgetrocknete Boden die Nieder— schläge leicht aufnahm, durch die Witterung zwar unterbrochen, aber nur für einige Tage und, soweit derselbe Gerste und Hafer betrifft, mit Ausnahme Ost-Galiziens und der Bukowina, in den eigentlichen Getreidelagen nahezu allgemein beendet. Der Anbau von Kar— toffeln ist allgemein im Zuge, Ueber erfrorene Rüben saaten hingegen liegt kein Bericht vor. Dieselben waren eben mit seltenen Ausnahmen noch nicht gekommen. Der Anbau der Rüben wird fortgesetzt und geht entsprechend vor sich. Der Hopfen zeigt sich gesund und kräftig und wird geschnitten. Klee hat durch die Fröste hie und da, jedoch nicht bedeutend gelitten, so in der Bu⸗ kowina, in Kärnten, Süd⸗Tirol und Görz; in manchen Gegenden Mährens, Galiziens sowie Vorarlbergs wird über bedeutenden Schaden durch Mäuse geklagt. Im Uebrigen stehen die Kleesaaten meistens recht schön und sind in Görz schon größtentheils schnittreif. Wiesen haben in wärmeren Lagen, wo deren Vegetation schon weiter vorgeschritten war, so namentlich in Tirol und Vorarlberg bedeutend gelitten. Aus den nördlichen Ländern, wo die Vegetation meist eben erst erwacht war, ist zwar ein Schaden aus diesem Anlasse kaum zu bemerken, dagegen sind die Folgen des Mangels an genügender Winterfeuchtigkeit ziemlich häufig durch etwas schütteren Stand der Wiesenpflanzen erkennbar. Die Frost⸗ schäden am Weine sind je nach den Lagen und Sorten sehr ver— schieden. Natürlich wurden vorzugsweise die frühen Sorten davon betroffen. Unter den verschiedenen Obstgattungen wurden vorzugs—⸗ weise Kirschen und Nüsse hart betroffen, in den wärmeren Lagen der mittleren Länder auch Birnen und Zwetschen, in Görz alles Obst, selbst die Aepfel. Das Laub der Maulbeerbäume wurde stark ge— sengt, so daß nach einigen Berichten die ersten Zuchten der Seiden⸗ raupe weggeworfen werden mußten.

Gewerbe und Handel.

In der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Preußischen Central⸗-Bodenkredit⸗Aktiengesellschaft vom 24. April 1882 wurde nach den Anträgen der Direktion die Genehmigung der Rechnungen und der Bilanz pro 1881 ausgesprochen, danach die Dividende pro 1881 auf sI oo vom eingezahlten Grundkapital festgestellt und der Direktion Decharge ertheilt. Die ausscheidenden er, mn des Verwaltungsraths und der Revisor wurden wieder gewählt.

Leipzig, 23. April. (Leipz. Itg.) Der weitere Verlauf der Garnbörse gestaltete sich recht günstig, insofern nämlich, als sich überaus lebhafte Kauflust für baumwollene Garne entwickelte, die trotz der höheren Preise nur zum allerkleinsten Theil Befriedigung zu finden vermochte, da Spinner sich äußerst reservirt verhielten. Die⸗ selben sind auf längere Zeit hinaus unter Kontrakt, und da man in diesen Kreisen annimmt, daß für Rohbaumwolle eher eine Preissteigerung in Aussicht zu nehmen ist, so gehen sie gewissermaßen den an sie herantretenden Aufträgen aus dem Wege. Starke Nummern wurden reichlich 2 3 pro Pfd. höher bezahlt, ebenso legte man für 30 er und 10er baumwollene Garne gern 3— 4 3 pr. Pfd. mehr an. Die Umsätze waren im Großen und Ganzen nicht von Bedeutung, weil eben Garne nicht in dem Maße abgegeben wurden, wie es die Nachfrage bedingte. Die mechanischen Webereien sind jumeist auf lange Zeit reichlich beschäftigt und scheinen jetzt auch die Fabrikate derselben im Preise etwas anzuziehen. Wollwaaren⸗Fabriken, wie Gera und Greiz, haben überaus viel zu thun und jwar ebenso wie die mechanischen Baum wollwebereien für den effektiven Bedarf; Spekulation ist ganz aus— geschlossen. Für Leinengarne fanden nur zu gedrückten Preisen Ab— schlüsse statt.

Antwerpen, 24. April. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2115 Ballen Laplata⸗Wollen, davon 1483 Ballen verkauft.

Belebt, Preise fest. Verkehrs⸗Anstalten. Plym guth, 2. April. (W. T. B.) Der Postdampfer Lessing ist hier eingetroffen. New⸗York, 24. April. (W. T. B.) Die ve vst: des Norddeutschen Lloyd „Oder“ und „Elbe“ sind hier an⸗ gekommen.

Hamburger

Berlin, 25. April 1882.

An einer gestern auf dem Königlichen Feldjagdgehege Nr. II. bei Berlin von Seiten des Hof⸗Jagdam tes ver⸗ anstalteten Trappenjagd nahmen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Carl und Friedrich Leopold, der russische Botschafter von Saburow, die Fürsten Salm⸗Dyck und Lichnoweky, der japanische Gesandte Aoki sowie der

Staats⸗Minister von Puttkamer . . m., im Ganzen 35 Schützen, Theil.

Die Feldmarken ven BVuckow, Groß⸗ und Alein⸗Ziethen, Lichtenrade und Schönfeld sind heuer vesond ers gut mik Trap⸗ pen besetzt, und es kamen in drei von Reiter 1 gebrachten Vor= stehtreiben über 100 Stück auf, nur war d ie Witterung mit

mehrmaligen Regenschauern und einen rastarksen Gewitter wäh⸗ rend des letzten Triebes wenig

d günstig. den enoch gelang es, 10 Hühner zur Strecke zu bringen. ö

Der Schulverein für Fortbildung von Mädchen der arbeitenden Klassen hielt gestern im Sitz n igssaal des Lette⸗ hauses seine diesjährige Jahresversammlung ab. Der Schul verein. der z. 3. 225 Mitglieder um fußt, war auch im ab gelaufenen Jahre in der Lage, die drei älteren Berliner Fortbildangssch ulen für Mãdchen

der arbeitenden Klassen mit je 800 M Beitrag; zu untterstätzen, so daß

die Fortführung derselben, die außerdem von der St adtgemeinde eine jede einen festen Zuschuß von 1500 M erhalten, fu ianziell! gesichert blieb. Die erste dieser Anstalten, Langestraße 76 belegen, begann das Jahr mit 338 Schülerinnen; 425 wurhen neu aufgenommen, MM traten aus, so daß am Schluß ein Bestand vom 369 verblieb. 29 der Schülerinnen waren von der Zahlung des Schulgeldes befreit. Die Fortbildungsschule in der Ackerstraße 28a2., die dem

Bezirksverein der Oranienburger Vorstadt ihre Entstehunz—⸗ verdankt.

frequentirten im Durchschnitt 180 Schülerinnen, von denen ca. 25 den Unterricht frei genossen. Die dritte endlich, vom Letteverein im Lettehaus selbst begründet, mußte im vorigen Dktober wegen Platz mangel nach der Gemeindeschule Wilhelmstraße 117 verlegk werden. Die Gesammtzahl der aufgenommenen Schülerinnen betrug früher durchschnittlich 309 im Jahre; seit der Uebersiedesnng sind bereits ebenso viele in einem halben Jahr eingetreten. Am größten war, namentlich in der ersten Schule, auch in diesem Jahre der Andrang zu dem Unterricht, der zur weiblichen Berufsthãtigkeit in unmittelbarer Beziehung steht. Die Kurse für Hande und Maschinennähen und für Zuschneiden der Wäsche wurden in der ersten Schule von aller Schülerinnen besucht. Etwa fämmt— licher Schülerinnen haben Gemeindeschulen besucht. Die Betheili⸗ gung der Töchter von Arbeitern ist leider noch nicht in dem gewünschten Maße eingetreten. Neben der sorgfältigen Gliederung des Unterrichts hat der Verein auch in diesem Jahre es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, einen sittlichen Einfluß auf die Schülerinnen. der Anstalten zu. üben. Um den Sinn fär eine edlere. Geselligkeit im Volke anzuregen, sind nament⸗ lich Unterhaltung tabende veranstaltet worden. Durch Gaben Ihrer Majestãät. der Kaiserin sowie anderer Menschenfreunde ist es auch ermöglicht worden, am Weihnachtsabend eine Anzahl Schülerinnen der 3. Schule durch Geschenke zu erfreuen. Bereits ist auf Anregung von anderer Seite eine 4. Schulanstalt in der Kurfürstenstraße in Thät ig⸗ keit und eine 6. soll geplant werden; auch auf sie wird der Verein, der 3. 3. über 4627 M verfügt, seine Thätigkeit bald auszustrecken haben.

Die Generalversammlung des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen hat am Sonntag in dem neuen Lokal der Zeichenschule des Vereins, im Gebäude der ehemaligen Porzellan— manufaktur unter zahlreicher Betheiligung der Mitglieder stattgefunden. Die erstatteten Berichte konnten ein erfreuliches Gedeihen des thätig wirkenden Vereins konstatiren. Die Zeichenschule war im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesammt von 365 Schülerinnen besucht, 3. 3. frequentiren 216 Damen die Anstalt. Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten, die dem Verein auf 6 Jahre gegen einen mäßigen Miethspreis überwiesen sind, hat der Anstalt recht, erhebliche Kosten auferlegt; 5500 sind allein zu baulichen Einrichtungen verwendet. Das Zeichen— lehrerinnen⸗ Examen für höhere Töchterschulen bestanden im Berichtsjahr 7 junge Damen. Die Ausstellung des Vereins ergab bei 1769 Ueberschuß eine Einnahme von 3485 z, gegen 3143 M. im Jahre 1880 und 2279 M im Jahre 1878. Auch die Betheiligung an der Weihnachtsmesse hat ein günstiges Resultat gebracht. Ver⸗ kauft wurde insgesammt für 4515 M, davon wurde für 1663 erworben für die Zwecke der Lotterie. Als wenig verkäuflich hatten sich

olzmalereien und die im Preise sehr gesunkenen Majoliken erwiesen Fächer, namentlich solche in reicherer Ausstattung, waren sehr gesucht und konnte hierin der Nachfrage nicht genügt werden. Eianahmen und Ausgaben des Vereins balanciren mit 13771, 35 6 Das Ver⸗ mögen beläuft sich zur Zeit auf 22 190 46, um eine Wenigkeit mehr, als im Jahre vorher.

Ueber die von hr. Schliemann mit erneuter Energie wieder auf= genommenen trojanischen Ausgrabungen lagen der Anthropolo—⸗ gischen Gesellschaft in ihrer Sonnabendsitzung eine Reihe inter— essanter neuer Nachrichten vor. Wie Schliemann in dem vom 14. April datirten Briefe mittheilt, ist es ihm endlich gelungen, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die bisher von den Besitzern des Ter— rains gemacht worden warrn, auf denen sich die Grabhügel des Achill und des Patroklos' befinden. Gegen eine Entschädigung von 3. Pfd. Sterl. ursprünglich waren 1090 Pfd. Sterl. gefordert wor⸗ den hat Schliemann das Recht erworben, Nachgrabun— gen veranstalten zu können. Bereits am 11. April haben diese ihren Anfang genommen. Beide Grabmäler sind schon einmal einer Durchforschung unterworfen worden, das des Achill gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, das des Patroklos vor 20 Jahren; es hat sich nunmehr erwiesen, daß in beiden Fällen die Wissenschaft, die ihre Vertreter nicht selbst zur Stelle gesandt hatte, von den Arbeitern hintergangen worden ist. Die Schichtungen beider Hügel beweisen nach Schliemanns Ansicht auf das Deutlichste, daß sie vordem noch nie von Menschenhand berührt worden sind. Damit fallen auch die Vermuthungen, daß man in dem angeblichen Grabhügel des Achills, den damals gemachten Funden nach zu urtheilen, ein Werk aus späterer Zeit, wie man am ahm, das von Caracalla dem Festus errichtete Grabmal vor sich habe. Die während der drei ersten Tage in dem Grabhügel gefundenen Scherben ent— stammen, wie Schliemann annimmt, der Homerischen Zeit; in dem Hügel des Patroklos sind bisher Topfscherben noch nicht gefunden worden. Nach Beendigung dieser Ausgrabungen will Schliemann das Grab des Protesilaos durchforschen.

Nach dem Jahresbericht der, Deutschen Schillerstiftung“ genoß dieselbe auch in diesem Jahre wieder Spenden von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, dem Kaiser von Desterreich und dem Großherzog von Sachsen. Die verausgabt ge— sammte Unterstützungssumme der Stiftung betrug rund 43 660 und 2009 Fl. Davon kamen auf lebenslängliche Pensionen 13 3095 und 22 200 M auf transitirende, 109 Æ auf einmalige Pensionen. Außerdem verwendeten 9 Zweigstiftungen zusammen „106 M und 2300 Fl. zu Unterstützungen, nämlich das statutenmäßig erlaubte Drittheil ihrer Kapitalzinsen.

Das zweite Verzeichniß der Beiträge zum Thurmbau auf dem Astenberge schließt mit 6012 M 715 J, die die saämmtlichen Beiträge des Jahres 1881 enthält. Das Ausführungs⸗-Comits bittet im Namen des Fentral⸗Comités um fernere Beiträge. Dag dritte Verzeichniß der Beiträge wird zu Pfingsten veröffentlicht werden.

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. El gner. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Berlin:

M

zum Deutschen Reichs⸗Anze 97.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 25. April

iger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1882.

e, .

Deutsches Reich.

Definitives Hauptergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember 1880.

Die ortsanwesende Bevölkerung der einzelnen Bundesstaaten nach der Staatsangehörigkeit, mit Unterscheidung der bundes⸗ angehörigen aktiven Militärpersonen, auch ortsanwesende Bevölkerung des deutschen Zollgebiets und der Zollausschlüsse.

Darunter in den einzelnen Staaten

. Ortsanwesende Mithin Bevölkerung

anwesende umb.

Staats angehörige dieser Staaten“) (orts⸗ anwesende staats⸗ angehörige Bevölkerung)

Orts⸗ anwesende Staaten Bevölkerung

überhaupt

gehörige anderer Bundesß⸗ staaten mit

angehörige Bevölkerung der einzelnen des 2

aul Eluß deutschen 8 Zollgebiets versonen

Bundes⸗ An⸗ angehörige 1cbs, aktive Reich · Mint. aus⸗ personen (in Spalte 3 und 4

der Zoll⸗ aug⸗

schlüsfe

länder

enthalten) in der Begrenzung

vom 1. Dezember 1880.

2. 3.

4. 5. ; . 8. .

Preußen.

Bayern. Sachen Württemberg. Baden

277 279111 5 284778 2972805 1971118 1570 254

936340 577 055 309 577 100269 337 478 349 367 207075

27 016763 5 144 538 2760 354 1916674 1473107

S80 584 o61 464 285 937 94 475 309 847 309 042 190 206 138 655 175761 199 500 23 498 63 629 54 043 45 859 89 843 33 009 116993 43164 117809 288 946 1418025

k Mecklenburg⸗Schwerin . Sachsen⸗Weimar .. Mecklenburg ⸗Strelitz Oldenburg. ö Braunschweig . Sachsen⸗Meiningen . Sachsen⸗Altenburg .. 155 036 Sachsen⸗Coburg Gotha . 194716 J 232 592 Schwarzburg⸗Rudolstadt 80 296 Schwarzburg⸗Sondershausen . 71 107 Waldeck. . . 56 522 Reuß älterer Linie 5 50 782 Reuß jüngerer Linie. 101 330 Schaumburg Lippe 35 374 JJ, 120 246 3. Lübeck Bremen. ; ning, Elsaß⸗Lothringen.

K

63571 156723 453 869

1566 670

163 390 175 413

153 979 114797

26 928 146 5 182 302 2912934 1942498 1541277

917776 570319 307 152 99331 333 790 345837 205 155 153 953 192938 230 501 79623 710 447 55 930 50303 100 557 34781 119482 61 628 163 636 441784 1493 859

98 9g58 116 604 56 265 37038 11276

13 415

27 162 597 5 284778 2972 805 1971118 1564949

936340 577055 309 577 100269 335 158 349 367 207 075 155 0365 194716 232 592 S0 296 71107 56 522 50 782 191 330 35 374 120 246 63 571 18228 138 495 38 943 414926 1566 670

83 975

43 168 83 732 51 775 3981 14132 1459 22939 701 5613 181 26 837 794 398343 982 16633 236 15 915 466 18 433 522 32 732 360 6646 152 71375 103 2432 47 519 404 11 225 262 2329 36 3154 99 19042 1365 36 852 2062 10 844 33 848

2 1

8111

NX 82

1

Deutsches Reich Außerdem: Luxemburg...

die österreichische Gemeinde Jungholz; 22 Mithin: Gesammtes Zollgebiet...

) Mit Einschluß derjenigen Personen, deren Staatsangehörigkeit nicht ermittelt ist.

J 45 2340567 5 43 8) 725 i 155 440 275 856 432 266 7 44525 939

n 355 26h ß w. 211

4 765 183

677 659

Aichtamtliches.

Breußen. Berlin, 25. April. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (52.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Einsetzung von Bezirks-Eisen⸗ bahnräthen und eines Landes-Eisenbahnrathes für die Stagts-Eisenbahn verwaltung mit z. 3 fort. F§. 3 lautet nach den Beschlüssen der Kommission:

Die Bezirkz⸗Eisenbahnräthe werden aus Vertretern des Handels- standes, der Industrie, der Land⸗ und Forstwirthschaft in der aus der Anlage ersichtlichen Anzahl zusammengesetzt.

Die Mitglieder werden aus der Zahl derjenigen Personen, welche die Handelskammern, kaufmännischen Korporationen, land⸗ wirthschaftlichen Centralvereine und von dem Minister für Handel geeignet befundenen freien wirthschaftlichen Vereine in doppelter Zahl der zu Wählenden vorgeschlagen haben, für die Dauer von drei Jahren bestellt und jwar: x

a. in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Brandenburg (ausschließlich Berlin), Schlesien und Sachsen von den Provinzial Ausschüssen, .

b. in der Provinz Posen bis zur Einführung einer neuen Pro—⸗ vinzial⸗Ordnung von dem Provinzal-Landtage, nach Einführung der ersteren von dem Provinzial ⸗Ausschusse,

e. in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein von den ständischen Verwaltung ⸗Ausschüssen, .

d. in der Provinz Westfalen von dem provinzialständischen Verwaltungs ⸗Ausschuß, 6

e, in der Rheinprovinz von dem ,

f. in den Regierungsbezirken Cassel und Wiesbaden (ausschließ⸗ lich Frankfurt a. M.) von den kommunalständischen Verwaltungè⸗ Aus schüssen, ? ;

g. in den Städten Berlin und Frankfurt a. M. von den Magistraten. . .

Dieselben Personen können gleichzeitig Mitglieder mehrerer Bezirks ⸗Eisenbahnräthe sein. [. 3

Die Auflösung der Bezirks-Eisenbahnräthe, sowie Aenderungen in der Zusammensetzung derselben, welche durch die Erweiterung des Staatsbahnnetzes oder durch Aenderungen in den Verwaltungs⸗ bezirken der Staatseisenbahn ⸗Direktionen bedingt werden, erfolgen durch Königliche Verordnung.

Hierzu hatten die Abgg. Dr. Wehr und Gen, folgenden Antrag gestellt: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: §. 3 folgender Maßen zu fassen:

Die Berke Eisenbabnräthe werden aus Vertretern des Handelsstandes, der Industrie, der Land und Forstwirthschaft usammengesetzt. 7 Die ift ieder werden von den Handelskammern und den landwirthschaftlichen Vereinen sowie von anderen durch die Minister für öffentliche Arbeiten und der LanLwirthschaft zu bestimmenden Korporationen und Vereinen zu den Sitzungen delegirt.

Die Zahl der Mitglieder bestimmt der MNinister für öffentliche Arbeiten und der Min für Handel und Gewerbe“.

Zu dem Antrage Wehr hatte der Abg. von Quast folgendes , 2 * gt. „zu den Sitzungen delegirt“ zu etzen: „auf 3 Jahre gewählt.

Ferner lag noch ein Antrag von den Abgg. Dr. Ham⸗ macher und Lauenstein vor: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: 5. 3 der Vorlage zu fassen:

Die Bezirks Eisenbabnräthe werden aus Vertretern des Handelgstandes, der Industrie, der Land und Forstwirthschaft und

jwar in gesetzlich fixirter Anzahl durch die Handelskammern, kauf⸗ männischen Korporationen, landwirthschaftlichen Provinzialvereine (Central ⸗Bezirksvereine) und vom Minister für Handel und Ge⸗ werbe geeignet befundene freie wirthschaftliche Vereine für die Dauer von drei Jahren gewählt.“

Der Abg. Dr. Wehr befürwortete seinen Antrag. Die freien Konferenzen hätten sich bewährt, und man sollte von erprobten Zuständen nicht abweichen. Es wäre mißlich, statt der direkten

ahl der Mitglieder der Bezirks-Eisenbahnräthe eine von der Kommission vorgeschlagene Sichtung durch den Provinzial⸗ Ausschuß vorzunehmen. Der Provinzial⸗Ausschuß sei eine Institution, die sich sehr bewährt habe, die aber mit wirth⸗ schaftlichen Fragen nichts zu thun habe. Der 8. 3 sei sowohl nach der Regierungsvorlage, als auch nach den Beschlüssen der Kom— mission für ihn unannehmbar, weil man daraus gar nicht er⸗ sehen könne, wie die Mitglieder vorgeschlagen werden sollten. Sollte jedes einzelne Mitglied der zum ee, . berechtigten Korporationen oder aber diese letzteren als solche die Mit⸗ glieder der Bezirks⸗-Eisenbahnräthe vorschlagen dürfen? Der erste Modus wäre schwer ausführbar, und durch den zweiten könnten wichtige Elemente leicht eliminirt werden. Es wäre richtig, wenn man das, was sich praktisch bewährt habe, ge⸗ setzlich zu fixiren suchte, und daher sei die Annahme seines Antrages zu empfehlen.

Der Abg. Steffens erklärte sich für den Antrag Wehr und gegen das Amendement Quast. Es wäre wünschenswerth, daß jedesmal sachverständige Männer in die Bezirks⸗Eisenbahn⸗ räthe delegirt würden. Wenn die Mitglieder ein dreijähriges Mandat erhalten würden, so könnten sie nicht in allen Fällen achverständig sein und müßten erst von ihrer Korporation in⸗ een werden. Die Wahl durch den Provinzial⸗Ausschuß vor⸗ nehmen zu lassen, sei ein unglücklicher Vorschlag, da diese In⸗ stitution hierzu nicht geeignet sei. Es sei übrigens auffallend, daß die Privatbahnen nicht das Recht erhalten sollten, an den Sitzungen der Bezirks⸗-Eisenbahnräthe theilzunehmen.

Der Staats⸗Minister Maybach erklärte, er wolle dem An⸗ trage Wehr im . seiner Annahme nicht entgegentreten. Nach 5. 8 der Vorlage könnten die Privatbahnen den Verhand⸗ lungen der Bezirks⸗-Eisenbahnräthe auf Einladung der Staats⸗ eisenbahn⸗Direktion beiwohnen. Die Vorlage habe übrigens nur die Staatseisenbahnen im Auge. er, n, n

Der Abg. von Quast bemerkte, der Antrag, die Mitglieder auf drei Jahre zu wählen, wolle nur das häufige Wählen der einzelnen Korporationen vermeiden, namentlich da manche, die nr eh s fle Vereine z. B., nur einmal im Jahre zu⸗ sammenkämen. .

Der Abg. Dr. Lieber erklärte, die Kommission wolle einen stehenden, der Antrag Wehr dagegen einen fluktuirenden Eisen⸗ bahnrath schaffen. Ein auf drei Jahre gewählter Eisenbahn⸗ rath wäre genügend informirt und widerstandefähig. Den Korporationen würde deshalb nur das Vorschlagsrecht, die Bestallung dagegen dem Provinzial⸗Ausschuß zuerkannt, weil man bei der Wahl nicht allzu lokale Interessen wolle über⸗ wiegen lassen. Es empfehle sich, den Kommissionsantrag an⸗ zunehmen.

Provinzialausschuß nicht für das richtige Organ, die Mit⸗ glieder der Eisenbahnräthe zu wählen. Das Amendement Quast habe den Grundgedanken des Antrags Wehr beseitigt. Es wäre erwägenswerth, ob es nicht eine Verbesserung des §. 3 wäre, wenn man ebenso viele Stellvertreter als Mit⸗ glieder bestellen würde, um den Kreis der Sachverständigen zu erweitern. Zu Gunsten des Antrags Wehr ziehe er seinen Antrag zurück.

Der Abg. Dr. Roeckerath bemerkte, bei der jedesmaligen Wahl des Mitgliedes hätte der Eisenbahnrath nicht die nöthige Autorität. Seine Partei glaube durch die indirekte Wahl dem Eisenbahnrath einheitlichere Elemente zuzuführen, und ihm eine autoritativere Stellung zu geben. Daß die Provinzialver⸗ tretungen nicht mit der nöthigen Sachkenntniß vorgehen würden, sei nicht zu befürchten, man habe ihnen ja auch den Straßenbau und das Sekundärbahnwesen anvertraut und sie hätten sich dabei bewährt.

Der Abg. Kieschke betonte, das Gutachten sollten Diejeni⸗ gen abgeben, die mitten in den Interessen ständen, diese müßten also auch das Wahlrecht haben. Die Autorität wür⸗ den den einzelnen Mitgliedern die Korporationen selbst geben und die Widerstandsfähigkeit könne durch keine indirekte Wahl gegeben werden, wenn sie nicht in der Person liege. Es em⸗ pfehle sich die Annahme des Antrages Wehr. . Der Abg. Steffens erklärte, die Bezirks⸗Eisenbahnräthe brauchten gar keine Autorität, sie sollten nur Kollegien von Sachverständigen sein, und die Wünsche der Bevölkerung zum Ausdruck bringen. Nach §. 8 könnten wohl die Privatbahnen den Sitzungen beizuwohnen eingeladen werden, sie sollten aber nicht nur mitrathen, sondern auch mitthaten dürfen.

Der Abg. Rickert bemerkte, die Regierungsvorlage und die Vorschläge der Kommission feien durchaus nicht verlockend; der Minister werde froh sein, wenn statt der Vorlage der An⸗ trag Wehr angenommen werde.

Hierauf nahm der Staats-Minister Maybach das Wort: Meine Herren! Ich möchte mir doch, um das Sachverhältniß ganz klar zu stellen, die ganz kurze Bemerkung gestatten, daß, so un⸗ gern ich in solche retrospektive Betrachtungen eingehe, die heute keinen praktischen Werth mehr haben, ich doch anführen muß, . einmal mein Herr Amtsvorgänger mit Bedauern diesen nträgen, die an ihn gelangten bezüglich der Erhöhung der Tarife, Folge gegeben, und dies auch hier im Hause erklärt hat, und daß die betreffende Rede vom Herrn Finanz⸗Minister Camphausen gehalten worden ist am 17. November 1873, daß aber die Anträge der Privatbahnen an das Ministerium schon im August 1873 zu den Akten gebracht sind. Wer den ganzen Gang der Verhandlungen kennt, wird zugeben müssen, daß die Finanzverwaltungen die donce pression, die von den Privatbahnen geübt wurde, sich gern gefallen ließen, daß eben die Königliche Staatsregierung die Ini⸗ tiative nicht ergriffen hat. Darüber sind wir ja wohl einig und darauf kommt es eben an, daß die Maßregel keine glückliche ge⸗

wesen ist.

t . Abg. Büchtemann hat darin allerdings Recht, hätte man diese Maßregel einige Jahre früher ergriffen, so würde sie von größerer Wirkung und größerem 6 gewesen sein gegen den Schwindel, der auf verschiedenen Ge⸗ bieten getrieben ist. Die Privatbahnen und Staatsbahnen waren sich indeß nicht früher vollkommen klar über die Tragweite der Zunahme der Ausgaben und die Abnahme der Einnahmen, und die Folgen der Konkurrenz- und anderer Bauten, die in Angriff genommen waren. Als man dieseß übersah, war der Moment für eine ausgleichende Frachterhöhung vorbei und trat diese Erhöhung ein in einem Lande, welches ohnehin schon unter großer wirthschaftlicher Kalamität seufzte. Diese Erfahrung aber, meine Herren, die wir gemacht haben, wird ganz gewiß auch jeder Regierung zur Lehre gereichen, in Zukunft ähnliche Wege zu vermeiden und das, meine Herren, halte ich für eine segensreiche Folge des Staatsbahnsystems, daß man sich überlegen wird, ob man einen Ausfall in den Einnahmen nicht lieber erträgt, als eine allgemeine Belastung des Verkehr. Es waͤre nicht richtig und würde auf allgemeinen Widerspruch stoßen, wenn man lediglich, um einen etwas höheren Prozentsatz der Rente zu ge⸗ winnen, zur Erhöhung der Taxife übergehen wollte, in einer Zeit, wo das Land derartige Tariferhöhungen gar nicht ertragen kann.

Ich möchte bitten, daß wir diese Betrachtungen auf sich beruhen lassen, es ist und bleibt aber Thatsache, daß der Anstoß ju den be⸗ klagten Tariferhöbungen, aus natürlichen Gründen, von den Privat⸗ bahnen ausgegangen ist. /

Der Abg. Richter erklärte, der Minister scheine innerlich den Antrag Wehr für richtiger zu halten. Es sei aber be⸗ greiflich, daß der Minister sich an frühere Beschlüsse des Hauses halte. Doch sei damals, vor zwei Jahren, die Frage noch nicht so genau untersucht worden. Man habe jetzt sach⸗ verständige Koemmissionen, nach der Vorlage und dem An⸗ trage Quast bekäme man aber Eisenbahnparlamente. Die Wahlen brauchten nicht zu jeder 32 stattzufinden, die Kor⸗ porationen könnten auf mehrere Jahre sachverständige Mit⸗ glieder delegiren, die den Sitzungen abwechselnd dann bei⸗ wohnen müßten, wenn Sachen, die sie beherrschten, verhandelt würden.

Der Abg. Dr. Lieber bemerkte, das große Entgegenkommen für den Antrag dürfte es nahelegen, daß der Minister mit den äs g Kommissionen besser wegzukommen glaube, der Antrag sei daher bedenklich.

Der Abg. von Rauchhaupt siellte zu dem Antrag Wehr das Subamendement, nicht nur die Anzahl der Bezirks⸗Eisen⸗ bahnräthe, sondern auch ihre Vertheilung auf die einzelnen Provinzen und Korporationen von ministerieller Bestimmung abhängen zu lassen, und zwar von der Bestimmung der Minister fur öffentliche Arbeiten, für Landwirthschaft und für Handel und Gewerbe.

Der Abg. Dr. Wehr war mit dem Amendement Rauch⸗ aupt einverstanden. = ; x . Antrag von Quast⸗Dr. Wehr wurde darauf mit dem Amendement Rauchhaupt mit großer Majorität ange⸗ nomen 8 hr auf 5. 2 zurück

s Haus ging nunmehr auf §. 2 S. 2 lautet —— dem hene inebe att. ĩ „Für den Bezirk einer jeden Staats Eisenbabndireltion, und zwar junächst der Königlichen Gisenbahndirektionen zu Bromberg,

Berlin, Magdeburg, Hannover, Frankfurt a. M. und Cöln wird

ein Bezirke ⸗Eisenbahnrath gebildet. ; ö

Der Begrke-Eisenbabnrath ju Cöln fungirt für die Bezirke der

Königlichen Direktionen der rechtsrbeinischen und der linkerheinischen

Der Abg. Dr. Hammacher erklärte, seine Partei halte den

Eisenbahnen.