1882 / 99 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. April. Kaiser und König nahmen, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern den Vortrag des Gesandten von Bülow entgegen und empfingen sodann den Major von Zedtwitz.

Zu dem gestrigen Diner bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin waren eingeladen: Graf Solms⸗Rödelheim, Fürst Radziwill, Graf Lehndorff, Graf Matuschka, Polizei⸗ direktor von Strauß, Graf von der Goltz, der Gesandte von Bülow, der Wirkliche Geheime Rath von Wilmowski und Baron Karl von Rothschild, welcher Letztere von Ihren Majestäten in Audienz empfangen wurde.

Abends besuchten Se. Masestät die Vorstellung im Theater.

Heute Vormittag empfingen Se. Majestät der Kaiser den Hofmarschall Grafen Perponcher und den Sberst⸗Lieutenant

von Brauchitsch, Vertreter des Chefs des Militärkabinets, zum Vortrage.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz kam gestern Abend R uͤhr zum Besuch der Vorstellung der Meininger Hoftheatergesellschaft nach Berlin und kehrte mit dem 10-Uhr⸗guge nach . zurück.

Heute Morgen wohnte Döchstderselbe dem Truppen⸗ exerziren auf dem Bornstedter Felde bei.

= In der unter dem Vorsitz des Stagts-Ministers von Boetticher am 26. April abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879, mit einigen, von den Ausschüssen beantragten, nicht wesent⸗ lichen Abänderungen die Zustimmung ertheilt. Durch diese Beschlußfassung wurde eine auf Zollerhöhung ür Asbestpappen bezügliche Eingabe von der Ver' ammlung für erledigt erachtet. Der am 160. Januar d. J. unterzeichnete Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Brasilien wurde unverändert angenommen. Schließlich wählte die Versammlung mehrere Kommissarien für die Reichstagsberathungen über den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des gelt g enchree vom 15. Juli 1879 und über den Konsularvertrag mit Brasilien.

Der Schl bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Ab geordneten befindet sich in der Zweiten Beilage.

In der heutigen (565.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats⸗Minister Pr. Friedberg mit mehreren Kommissarien beiwohnte, stand auf der Tages⸗ ordnung die Berathung einer Reihe von Petitionen, und zwar an erster Stelle: mündliche Berichte der Kommission für die Agrarverhältnisse und der Kommission für Petitionen.

Die Fischer Schorping und Genoffen in Bergland, der Fischer Dehn und Genossen zu Fiddichow Nipperwiese, Gartz und Greifenhagen, die Fischergewerke zu Gartz, Greifenhagen und Fiddichom petioniren wegen Abänderung der Vor⸗ schriften über den Fischereibetrieb Die Agrarkommission be⸗ antragte durch ihren Berichterstatter Abg. Br. Seelig: l

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: .

Die Petitionen JJ. Nr. 214, 359, 366 der Königlichen Staats⸗ regierung zur Erwägung dahin zu überweisen, ob dieselben Material enthalten, welches bei einer etwaigen Revision des Fischereigesetzes benutzt werden könne.

ö. 66 Haus trat dem Antrage der Kommission ohne De⸗ atte bei.

Es folgte der vierte Bericht der Kommission für Petitionen. Der . und die Stadtverordnetenversammlung von Tilsit bitten, daß auch in der Zeit, während welcher die Schiffbrücke über die Memel angelegt ist, nämlich von April bis November, der Fuhrwerks verkehr auf der Eisenbahnbrücke für die dortigen Wochenmärkte am Mittwoch und Sonnabend, so wie für jeden alljährlich im September stattfindenden 8 Tage dauernden Jahrmarkt gestattet werde.

Namens der Kommission für Petitionen beantragte der Berichterstatter Aba. Wander:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Die Petition II. Nr. 362 der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen.

Ein Regierungskommissar sprach sich gegen den Antrag aus. Sollte derselbe dennoch vom anf angenommen wer⸗ den, so werde die Regierung selbstverständlich die Verhältnisse noch einmal einer Prüfung unterwerfen. auf dem Antrage der Kommission bei.

Des weiteren lag eine Beschwerde des Kaufmanns Hesse in Leer, betreffend die Nichtbestellung einer Kaution Sehens des Rechnungsführers der dortigen israelitischen Gemeinde, vor. Der Abg. Hansen beantragte Namens der Petitions⸗ kommission: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Petition II. Nr. 355 der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu uͤherweisen.

Auch diese Petition wurde nach dem Antrage der Kom⸗ mission vom Hause erledigt.

Es folgte der erste Bericht der Kommission sür das Justizwesen über Petitionen. Die JustizSubaltern beamten des Ober⸗Landesgerichtsbezirks Cöln bitten um Aufbesserung 1 Gehälter durch eine Theuerungszulage. Ein gleiches

etitum liegt von den Gerichtsdienern ver Rhein provinz und der Provinz Hannover vor. Nach dem Antrage der Kommission wurden diese Petitionen der Staats regierung zur Erwägung überwiesen. Da Nr. 4 vorläufig von der Tagesordnung abgesetzt wurde, so flsße der zweite Bericht der Kommission für die Agrarverhälin sse über Peti⸗ tionen. Es handelte sich hierbei um folgende Fälle: die Grundbesitzer des Kreises Pinneberg sind mit der alten Staatéabgabe, genannt „Herrengeld“ belastet. Dieselben wiederholen jetzt eine schon früher gestellte Bitte des Inhalts: as . e Haus wolle der Königlichen Staatsregierung

empfehlen, die fragliche Staatsabgabe als Grundsteuer anzuerkennen und deren Wegfall zu verfügen,

Ventuell, es wolle bei der Königlichen Staatsregierung den Erlaß eines Gesetzes jur näheren Bestimmung der Verordnung vom 28. April 186 bat beantragen, daß die abgabenpflichtigen Grundbesitzer von der Nachweisung der Steuerqualitãt der Staatzg⸗˖ abgabe zu entbinden, dagegen dem Fiskus die , . der vprivatrechtlichen Natur der Staatga gabe aufzulegen sei, ferner

eventuell, h eg den im Kreise Pinneberg gestattet sei, wegen Anerkennung ihrer Staatsabgabe, genannt Herrengeld und

Das Haus trat hier⸗

Se. Majestät der

Der teuffel ist heute Mittag

Nachdem der Rath Zuisting sich

sichtigung überwiesen. aus Schleswig Holstein, fällen beschäftigten,

abend 11 Uhr.

schädigungsansprüche bei

des Sch fortan erhebliche meister wiesen, Gegenstande eines Ersatz unter den Begriff desjen

erhobene

gewähre, indem hiernach geleistet werden solle,

in der Berufungsschrift korrekt sei, aber als ve

gungsanspruch nicht in

, aus, „daß

gerichtli

kann, der nicht Gegenst rungskommissar gewesen

gerichtlichen Entschädigun der Revision, überhaupt genüge,

des Anspruchs auszufchli wenn es von dem

der Regierungskommissar

unzulässigen Forderung e

und die

und Wirklicher Geheimer hier wieder abgereist.

ist unter Stellung à las urlaubt worden.

Plymouth eingetroffen wieder in See zu gehen.

Bayern.

der Reichsrathskammer wi Etats aller den Namens des Finanz⸗Ministers ab, (45 009 6 als „Untersin Etat einzusetzen. Heute si Die „Allg. Ztg.“

den späãte in dieser Session halten.

Budgets noch bestehenden bringen.

welche auch Milglieder des abgehalten sein

wird Prinz Luitpold

feierliche Eröffnung der „Bayerischen Landes strie⸗, Gewerbe berg am 15. k. M

und

Elsaß⸗ Lothringen. Statthalter General

Die Kommission beantragte, die Petition der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. , , l gegen diesen Antrag ausgesprochen, die Abgg. Köhler, Schütt, g dagegen denselben empfohlen Antrage der Kommission bei. aus dem ehemaligen Amt Mohrenkirchen sowie eine Petition des Hausbesitzers Hartmann wurden der Regierung zur Berück⸗

beschloß das Kommission den Uebergang zur

Hierauf vertagte sich das Haus um 17½ Uhr auf Sonn⸗

= In Folge der Einführung des Schlachthauszwanges in E, meldete ein Metzgermeister F., bis dahin konzessionirter Eigenthümer eines Privatschlachthauses, die ihm nach §.7 des Schlachtzwangsgesetzes vom 18. März

und ö dieses Begehren darauf, achthauszwanges bei dem Mehrkosten habe. rung wies diese Forderung ab, auch die von Klage welches ausführte,

das betreffende Gesetz im .

welche dadurch entstehen, daß die betr. Grundstücke und Anlagen in ihrem Werthe vermindert wer⸗

den. In der hiergegen eingelegten Berufung beantragte der Kläger, den Minderwerth seines Grundstückes, in dem sich sein bisheriges Schlachthaus befindet, in Folge der Einführung des Schlachtzwanges, als Entschädigung ihm zuzusprechen. Das Ober Landesgericht verwarf die Berufung, weil der vom Kläger

in der Eingabe an die Bezirksregierung der Entschädi⸗

Die vom Kläger dagegen Reichsgericht, II. Civilsenat, durch Urtheil vom J7. März d. J. zurückgewiesen, indem der Gerichtshof der Ausführung des Berufungsgerichts beitrat.

iche Entschädigungsklage das in §. 9 vorgeschriebene Administrativverfahren zur unerläßlichen Voraussetzung hat, und keinen Entschädigungsanspruch als zulässig behandeln

digkeit, daß zur Verhandlung vor dem nur diejenige Anmeldung sich eignet, die bezüglich der Sub— stantiirung des Anspruchs den analogen Erfordernissen einer

daß eine Anmeldung des Entschädigun gsanspruchs

alle sich handelte, daß in der die beanspruchte Ersatzforderung durchaus ohne stantiirung hingestellt worden ware.

nicht vor; vielmehr hat Kläger, wie meldung den ihm entstandenen Schaden begrenzter Weise substantiirt, nur diesen Schaden angemeldet, dadurch aber den auf andere Weise zu substantiirenden Schaden ausgeschlossen, und es kann

befugt sein solle, den klar an den Tag gelegten Willen des Privaten zu berichtigen, der

zu substituiren, zu prüfen und festzustellen.“

Der . Bevollmächtigte zum bayerische Ministerial⸗Nath Kastner Bevollmächtigten sächsischer Staats⸗-Minister Freiherr v herzoglich hessischer Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Starck

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Anhalt, Seconde⸗Lieutenant im]. Garde⸗Dragoner Regiment,

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapitän⸗Lieutenant Geiseler, ist am 26. April cr. in

und beabsichtigte am 29. dess. Mts.

München, 26. April. Kammer der Abgeordneten lehnte

Ministerien sowie alle Dispositionsfonds und des Gesammt⸗Ministeriums gemachten Vorschlag

Blätter, daß eine nochmalige Landtags erfolgen werde, ist unbegründet; beide Kammern wer⸗ fen am kommenden Sonnabend ihre letzten Sitzungen

sein, die zwischen beiden Kammern, Diejenigen der

gechtzeitig zu den Sitzungen des in Berlin eintreffen zu können.

zu vollziehen.

Geheime Finanz⸗

von Holtz, Seelig, Francke hatten, trat das Haus dem Eine Reihe von Petitionen

Ueber eine Reihe weiterer Petitionen die sich gleichfalls mit stehenden Ge— Haus nach dem Antrage der Tagesordnung.

1868 zustehenden Ent⸗ der betreffenden Bezirksregierung an

daß er durch Einführung Betriebe seines Geschäftes Die Bezirksregie⸗ dem Metzger⸗ wurde vom Landgericht abge⸗

daß die vom Kläger zum anspruches gemachten Nachtheile nicht igen Schadens fielen, bezüglich dessen

einen Entschädigungsanspruch

nur Entschädigung für die Nachtheile

gestellte neue Antrag zwar an sich rspätet verworfen werden müsse, da

dieser Weise substantiirt worden sei, eingelegte Revision wurde vom

„Es ist richtig,“ führt das in Fällen der vorliegenden Art die

and des Verfahrens vor dem Regie⸗ ist. Daraus aber folgt mit Nothwen⸗ Regierungskommissar

gsklage entspricht. Die Behauptung um das Präjudiz des Verlustes eßen, könnte in Betracht kommen, Anmeldung alle Sub⸗ Der Fall liegt aber hier festgestellt, in der An⸗ in durchaus bestimmter,

nicht Sinn des Gesetzes sein, daß selbst in diesem Falle berufen oder

der geltend gemachten aber gesetzlich ine nicht geltend gemachte Forderung Bundesrath, Königlich ist hier angekommen,

Bundesrath, Königlich on Könneritz, Groß⸗

zum

Rath Schleiermacher sind von

uite des Regiments auf 1 Jahr be—

(W. T. B.) Die heute sämmtliche von eder eingestellten Positionen in den

die Summe aller Dispositionsfonds zungen“ in den Staatshaushalts— ndet eine Abendsitzung statt. schreibt: Die Mittheilung einiger Verlängerung der Dauer des

Bis dahin wird es auch möglich namentlich in Betreff des Differenzen, zur Ausgleichung zu

Reichsräthe und Abgeordneten, Neichstages sind, werden also nicht Neichstages Dem Vernehmen nach beaustragt werden, die ndu⸗ ürn⸗

Allerhöchst Kunstausstellung“ in Straßburg, 26. April. (W. T. B.)

Feldmarschall Frhr. von Man? nach Wiesbaden abgereist.

Moorgeld, den Rechtzweg ju betreten.

; Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. April. (W. T. B Abgordnetenhbauses fragte Abg. Fürth anläßlich d in Frage stehenden Ausbaues der . *. Dandels⸗Minister, ob die Regierung die Abmachungen der Staatsbahn vollinhaltlich kenne; ob sie darin nicht eine Ge⸗ sfährdung des Verkehrswesens erblicke und wie sich die Regierung gegenüber diesen Abmachungen zu ver halten gedenke. Handels⸗Minister Baron Pino erklärte, die Regierung kenne diese Abinachungen nicht. Für die⸗ selben sei jedoch der Standpunkt klar gegeben: die Staats bahn sei eine gemeinschaftliche; die österreichische Regierung habe das Recht, Statutenänderungen zu genehmigen oder nicht zu genehmigen. Diesen Standpunkt werde die Regierung seiner Corr.“ meldet aus Belgrad:

Zeit einnehmen. Die „Pol. Die Skupschtina tritt am 1. Juni zusammen. Ser aje vo, 26. April. Die „Sarjevski List“ veröffent⸗ licht eine Proklamation des Feldzeugmeisters Dahlen, welche denjenigen Flüchttingen, die bis zum 20. Mai in ihre Heimathsorte zurückkehren und fich bei den Behörden melden, falls sie keine gemeine Verbrechen begangen haben, Straflosigkeit gewährt; gegen diejenigen Flüchtlinge, welche dieser Aufforderung nicht Folge leisten und gegen

gemeine Verbrecher wird bie volle Strafe des Gesetzes ange⸗ wendet werden.

Schweiz. Bern, 26. April. (W. T. B.) Der Stände—⸗ rath genehmigte den Handels vertrag mit Frankreich mit 3 gegen 2 Stimmen.

Großbritannien und Irland. Win dsor, 26. April. (W. T. B. Die Königin hat dem Könige der Nieder— lande den Hosenbandorden verliehen.

Im Unterhause beantragte Redmond heute die zweite Lesung der Novelle zur irischen Landakte, wobei er betonte, daß die Nothwendigkeit, letztere zu amendiren, jetzt allseitig anerkannt werde. Der Premier Gladstone erklärte, er nehme gern an, daß die Bill der authentische Ausdruck des Wunsches der Mitglieder Redmond und Genossen sei, die wirksame Ausführung der Landakte behufs Wiederherstellung der Ordnung in Irland herbeizuführen, könne aber die zweite Lesung nicht unterstützen, weil er an der Ansicht sesthalte, daß jede Störung der Wirksamkeit der Land— akte unerwünscht sei. Er wolle heute nicht auf die etwa in dieser Session i Maßregeln zur Aufrecht— haltung der Ordnung in Irland eingehen; die Frage der Pachtrückstände erheische eine praktische Erwägung und eine unparteiische Lösung durch das Parlament in dieser Session, unter Berücksichtigung aller Interessen. In Betreff der Frage des Ankaufs von Pachtgütern durch die Pächter werde die Regierung sich anläßlich des Antrages Smiths aus— sprechen. Die Bill sei der erste Hoffnungsstrahl in dem dunklen Zustande; denn obwohl er an der Macht des Reiches nicht im Geringsten zweifle, glaube er doch, daß Zwang dem Geiste der Versassung gänzlich fremd sei. Er wünsche ernst— lich die Vervollständigung einer befriedigenden Gesetzgebung als den Schluß wichtiger parlamentarischer Arbeiten für die Wohlfahrt, den Frieden und die Glückseligkeit Irlands. Die Debalte wurde bis gegen den Schluß 'der Sitzung fort⸗ gesetzts und dann auf unbestimmte Zeit vertagt.

Die seierliche Beisetzung des verstorbenen Charles Darwin hat heute unter zahlreicher Theilnahme hervor⸗ . Persönlichkeiten in der Westminster Abtei statt⸗ gefunden.

Frankreich. Paris, 25. April (Fr. Corr.) Der heutige Ministerrath hat mit Zustimmung des Finanz— Ministers Leon Say das von dem Ackerbau⸗Minister de Mahy vorgelegte Projekt eines aus der Rhone abzuleitenden PMri⸗ gationskanals angenommen. Der Staat übernimmt die An⸗ lage der beiden Hauptzweiglinien auf jeder Seite des Flusses, während der Bau der Nebenarterien an Privatgesellschaften vergeben wird.

Die „Gazette de UEst“ enthält solgende Mittheilungen über die neuen Befestigu ngen, welche Frankreich zur Sicherung seiner Ostgrenze angelegt hat:

Wer unsere neue Ostgrenze seit dem Kriege von 1870 nicht ge— sehen hat, wird sich kaum auskennen unter den gewaltigen militä⸗ rischen Arbeiten, welche seit den letzten sieben oder acht Jahren ausgeführt. worden sind. An fast allen Punkten von Montmédy bis Belfort sind die höchsten Hügel zur Anlage von Forts abgeholzt worden, und man sieht nur noch ihre kahlen Gipfel. Die Gelände, welche früher, mit Wein und anderen Gärten bedeckt, den Anblick weiter grüner Decken boten, sind gegenwärtig von grauen Linien durchschnitten, von Militärstraßen, Schanzen und Erdwerken aller Art. Toul ist gegenwärtig unser stärkstes Vertheidigungswerk an der Ostgrenze. An der ECisenbahnlinie von Paris nach Straß⸗ burg gelegen, und von allen Seiten durch Hügel gedeckt, ist dieser Platz äußerst geeignet zu einem großen hefestigten Lager. Sechs Forts, von denen einige bereits vollständig fertig find, umgeben die Stadt. Das bedeutendste derselben ist das Fort St. Michel. Dieses Fort ist auf einem Hügel von 385 m über dem Meer errichtet und auf Flin⸗ tenschußweite von der Stadt, an derselben Stelle, von wo aus 1870 die preußischen Batterien die Stadt beschossen. Im Nordwesten des Forts St. Michel befindet sich das Fort von Lucey, welches das ganze Moselthal bis Pont-à⸗Mousson beherrscht. Weiter nach Norden liegt das Fort von Gironville, welches die Festung Toul mit St. Michel und Verdun verbindet. Es ist jetzt die Rede davon, zwischen den beiden genannten Forts noch ein neues zu Boucg zu errichten. Im Westen von Toul wird die Eisenbahn von Paris nach Straßburg durch zwei Forts vertheidigt, im Rorden das Fort von Gerouves, welches 359 in hoch liegt, und im Süden das Fort von Domgermain, o382 m hoch. Endlich befinden sich im Süden von Toul noch zwei andere Forts, zu Thillot und in der Richtung nach Nancy zu Villey⸗ le- Sec. Durch das letztere ist der Plaß von Toul mit dem Ver= theidigungssystem der oberen Mosel verbunden und mit den beiden ge⸗ waltigen Festungen, die man jezt zu Frouard auf der Kreuzung der Eisenbahnlinien von Straßburg und Metz und zu Pont ⸗· St. Vincent am Zusammenfluß der Meurthe und Mosel baut. Es sst die Rede davon, die alten Festungswerke Vaubant, welche die Stadt im Jahre 1879 so schlecht vertheidigt haben, abzutragen und der Stadt die Freiheit zu geben, sich zu erweitern. Für das Maagthal ist Verdun, was Toul für das Moselthal ist. Die alten estungswerke Vaubant sind dort ebenfalls ganz unnütz gewesen. Die Stadt ist von den um gebenden Höhen aus bombardirt worden Heute wäre das nicht mehr möglich, denn Verdun wird von zwölf vorgeschobenen Forts vertheidigt, von denen acht nach Dsten gegen die Grenze und vier nach Westen liegen. Auf dem rechten Ufer der Maas im Norden von Verdun, ist das nächste Fort das von Belleville, welches die Eisenbahnlinien von Metz nach Reims und von Sedan nach Lerouville beherrscht; weiter nach Osten liegt das Fort St. Michel auf dem Pbösten Hügel bei Verdun, 347 m über dem Meeresspiegel. Dann folgen die Fortz von Sonville (Y). von Ta⸗

danneß, von Belrupt, von Rosellier, von parat , welches die 2 von Metz beberrscht, und das Fort von Gänicourt, welches vierzehn Kilometer von Verdun entfernk ist und diesen Platz mit

In der heutigen Ezitzung des Ei sen bahnausschusses .

St. Mihiel und Toul in Verbindung setzt. Auf rechten Ufer der Maas nach der Seite gegen Paris die Forts weniger entfernt von Verdun und nicht so reich Das erste von diesen, welches in die Augen fällt, ist das Fort von Dugny, welches im Süden die Eisenbahnlinie von Sedan nach Leroupbille beherrscht. Man sieht dann, weiter nach Norden, die Forts von Regret, von Sivry und von Marre. Das letztere wirkt mit dem Fort von Belleville zur Vertheidigung der Cisenbahnlinien von Metz nach Reims und von Sedan nach Lerguvbille, Um das ganze mäch⸗ tige Vertheidigungssystem von Verdun zu vervollständigen, beabsichtigt man, ein neues vorgeschobenes Fort zu Etain zu bauen, an der Linie von Metz nach Reims und nur wenige Kilometer von der Grenze von Lothringen entfernt.

Italien. Rom, 26. April. liche Hoheit der Pr inz Heinrich Nachmittag um 2 gereist.

Dänemark. Kopenhagen, 25. April. (W. T. B.) Das Budget war wegen der dieserhalb zwischen dem Landsthing und dem Folkething bestehenden 3 Differenz⸗ punkte einem gemeinsamen Ausschusfe beider Thinge überwiesen worden. In der heutigen Sitzung dieses Aus⸗ schusses gab die Rechte in Bezug auf einen Punkt ihre bis⸗ herige Stellung auf und acceptirte den Antrag der Linken be— züglich der zeitweiligen Gehaltszulagen an die Beamten. Die nächste Ausschußsitzung wurde auf nächsten Freitag anberaumt, um der Linken Zeit zur Erwägung der von ihr einzunehmenden Stellung zu geben.

Tußland und Polen. St. Petersburg, 27. April. (W. T. B.) Das „Journal de n Pétersbourg“ schreibt: „Die von Journalen über eine nahe bevorstehende Ankunft der russischen Botschafter in St. Petersburg behufs Entgegennahme von Instruktiouen des Ministeriums ist unbegründet. Wir, wiederholen, daß die Ernennung des Staatssckretärs Giers zum Minister des Aeußern keinerlei Wechsel in der Politik involvirt“. Fürst Orloff hat St. Petersburg vorgestern ver— assen. Dasselbe Blatt sagt: Das Tadelsvotum gegen das Kabinet Kommundu ros ist ein Beweis der maͤngeln— den Dankbarkeit der hellenischen Kammer. Dieselbe hätte be— greifen müssen, daß die Wohlanständigkeit allein schon empfahl, das Ministerium Kommunduros nicht zu schmähen; es wäre sogar am Platze gewesen, den Mächten für ihre guten Dienste gegenüber Griechenland zu danken.

Amerika. Washington, 26. April. (W. T. B.) Der Senat hat die Ernennung Tafts zum Gesandten in Wien bestätigt.

dem sind zahl⸗

(W. T B.) Se. König⸗ von Pre ußen ist heute Uhr mit dem Bahnzuge nach Pisa ab⸗

Seitungsstimmen.

Dem dritten Wiener Briefe des „Deutschen Tage— blatts“ über das Tabackmonopol entnehmen wir folgende Stellen:

Also das Tabackmonopol wird weder in Oesterreich noch in Frankreich als ein Volksunglück, oder als eine Landplage oder als ein staatssozialistisches Unding betrachtet. Im Gegentheil Alle, befin⸗ den sich, wie wir gesehen haben, recht wohl dabei: Der Arbeiter in leidlich gesicherter und befriedigender Existenz, der Kleinverkäufer mit sparsamem, willkommenem Gewinn, der Raucher, welcher reinen und leidlichen Taback um leidlichen Preis erhält, und vor Allem die stets geldbedürftige Staatskasse, deren Einnahmen aus dem Tabackmonopol recht erhebliche sind., Es lebt sich leidlich unter dem Monopol, und das will in dieser Welt der Unvollkommenheit immerhin etwas be

en. 2 * * ö In Deutschland dagegen sind die Tabacksteuer⸗-Zustände unleid⸗ lich. Man ist darüber einig, daß der Taback der Staatskasse größere Einnahmen zuführen könne und solle; aber man wagt es noch nicht, sei es aus Rücksicht auf die Interessenten, sei es vom Standpunkt älterer Doktrinen aus, diejenige Besteuerungsart zu befürworten, welche allein für Deutschland geeignet und für die Staatskasse ergiebig ist: das Tabackmonopol; denn die Gewichtsteuer wird um so undurchführharer, je höher sie ist, die Fabrikatsteuer erscheint allzu plump und belästigend, und das englische System unvereinbar mit den berechtigten Interessen der deutschen Landwirthschaft. Ich rühme Ihnen mit keinem Wort die Vorzüge des Monopols; denn Sie werden sie selbst kennen lernen, vorausgesetzt, daß Ihnen Gott noch ein Jahrzehnt vergönnt. Wie man sich zu antiker Zeit das Fatum dachte, welchem Niemand ent⸗ rinnt, ob er auch mit übermenschlicher Kraft dagegen anstrebe, so naht sich dem Deutschen Reiche das Tabackmonopol langsam, doch sicher. Noch vor einem Jahrzehnt in weiter Ferne, steht es jetzt greifbar da und pocht ernst um Einlaß. Nicht freudig mag man „Herein!“ rufen, aber der So nalpolitiker wünscht es, der Steuerpolitiker fordert es und in noch höherem rgde drängt dazu die allgemeine Lage Europas, politisch wie wirthschaftlich betrachtet ... ... Deutschland hat all jahrlich sroße Summen an das Ausland zu zahlen; es importirte im Jahre 1381 für 284 Mil- lionen Mark Getreide, für 115 Millionen Mark Magterial . Sperre und Drogueriemgaren, für 75 Millionen Mark d Oele und Fette, für 66. Millionen Marl Petroleum, für 2d Millionen Mark Fleischwaaren d. i. für insgesammt 565 Millionen Mark nothwendiger Lebensbedürfnisse, welche es nicht sesss erzeugt. Allerdings führt Deutschland hiergegen eine entspreche de Menge ven Industrieerzeugnissen aus, mit welchen er jene Waaren bezahlt. Allein es ist zu bedenken, daß Deutschlands Ausfuhr nicht hinreichend gesichert ist und fortwährend gefährdet wird durch schwierigere Zoll—⸗ verhältnisse, geschicktere Konkurrenten und ungünstige Schwankungen der allgemeinen wirthschaftlichen Lage. In der Belt mirthschaft wie sie sich seit neuester Zeit entwickelt hat, sind die nationalen Volks⸗ wirtbschaften von einander abhängig geworden, die eugopäis ben zu. nächst durch ihren Massenbedarf an Genußmitteln, wie Faffee. hes, Se würze, jetzt auch an Nahrungsmitteln und wichtigen Nohsteffen Baummolle) von denjenigen Völkern, welche diese Artikel ro du iren. Jedes der europäischen Völker ist natürlich bestreht, seine Einfuhr in diesen Gegenständen möglichst durch eine Ausfuhr in Industrie⸗ erzeugnissen zu decken, und so ist jedes europäische ultur volt auf die CFiweiterung seiner fremden Absatzmärkte und seines Grporthandels bedacht, voran hierin erfreulicher Weise auch dach deu sche Her es kämpft in diesem neuen Kampfe der Völker ums Dasein aus Mangel an Kolonien noch bei Weitem nicht mit jenem Erfolge, welcher ihm

wünscht und nothwendig wäre. . 2 ge, recht, höre ich Sie sagen, doch was hat das mit dem

Tab thun. ;

an, , . nahe. Wir haben geseben, daß Deutschland für seinen Tabackkleinhandel etwa 130 Mill. Mark aufwendet, während derselbe nach Einführung des Monopole nur etwa 40 Mill. Mark erfordern würde. Es könnten sonach 110 Mill. Marl lb. ic erspart werden und jwar nicht etwa Gold oder Geld in diesem Be— trage, sondern, was wichtiger ist, Arbeitskraft und Unternehmungk⸗ gei * Jene 119 Millionen Mark mag der Staat einstreichen, um einerseits die drückendsten Steuerlasten zu vermindern. Die freigewordene lie er dagegen kann sich nunmehr fruchtbringenderen Erwerbs⸗ zweigen juwenden und es sollten in Bezug auf sie die Besten des Reiches zusammenwirken, um einerseits der Landwirthschaft und ihren vernachlaͤssigten Betriebzinteressen, andererseité der bestehenden und gewinnverheißenden Exportindustrie das freigewordene Kapital mit

der Unternehmungslust der Kapitalisten und der Arbeitskraft ihrer Arbeiter in zweckentsprechender Weise zujuführen. So würde die natiengle Volkewirthschaft zwiefach gefördert und nach der Einsührung des Monopols erschiene das Deutsche Reich nicht nur in seinen Finanzverhästnifsen, sondern auch, was mehr fagen will, das deutsche Volk in seiner wirthschaftlichen Lage konsolidirt. Und arbeits⸗ kräftiger, und leistungsfähiger, und mit verheißenderen Aussichten als zuvor könnte es den großen unblutigen und dennoch gewaltigsten aller KJämpfe, den internationalen wirthschaftlichen Konkurrenzkampf der Völker inmitten der Weltwirthschaft, fortkämpfen. Wer in diesem Kampfe einst siegen wird, dem gehört die Zukunft. .

So schneiden Sie denn mit kühner Hand von dem Körper des Deutschen Reiches das überflüssige Glied und leiten Sie den starken Blutumlauf desselben in diejenigen Organe zurück, welche ihm weniger unentbehrlich sind. Jedes Zögern und jede Halbheit verdoppelt die Schmerzen, darum nehmen Sie Ihre Energie zusammen und tragen Sie dazu bei, daß eine That geschieht, welche, wie ich Ihnen nachge—⸗ wiesen zu haben glaube, nach verschiedenen Richtungen hin als ein großes folgenreiches Reformwerk bezeichnet werden muß.“

Das „Kleine Journal“ sagt am Schlusse eines Artikels üher Has deutsche Tabackmongpol!“!'!'=⸗—=

Wer die jetzige Besteuerungs methode für unpraktisch hält, wer die Gemeinden und Kreife erleichtern und größere Mittel zur För⸗ derung von Kulturgufgahen beschaffen will, der muß sich entschließen, der Steuerreform beizustimmen, un selbst wenn es ihm auch schwer ankommen sollte, ja, wenn er ein Opfer darin erblicken müßte, sich mit dem Tabackmonopol auszusöhnen und ihm juzustimmen. Ein Drittes giebt es nicht; denn schwerlich wird sich ein gleich günstiger Gegenstand finden, der einen so reichlichen und bequemen Ertrag liefern wird, wie das Tabackmonopol.

Armee⸗Verordnungs⸗-⸗Blatt. Nr. 9. Inhalt: Ver⸗ leihung eines Fahnenbandes mit der Inschrift, ‚Colberg 1807“ an das Füsilier⸗Bataillon des Leib. Grengdier⸗Regiments (i. Branden burgischen) Nr. 8. Badekuren betreffend. Die Erhebung einer Berufsstatistik im Jahre 1882. Nachträge zu Dienstvorschriften.— Termin für die Berichte über die diesjährigen Uebungen der Ersatz⸗ reservisten. Tabellarische Uebersicht der bei der Loosung im Jahre 1351 gezogenen höchsten Loosnummern X. Ueberweifung der durch Militärgerichte Verurtheilten an Civil Strafanstalten. Gebührnisse der zu den topographischen Vermessungen als Instrumententräger kommandirten Mannschaften. Abänderung des Etats für die jähr⸗ liche Uebungs 2c. Munition. Ausgabe eines neuen Preis-Tarifs über Fabrikate der Geschützeießerei zu Spandau bezw. der Geschoß—⸗ fabrik zu Siegburg. Eröffnung einer neuen Eisenbahn. Ab⸗ lieferung bezw. Bezahlung von Revolver Patronenhülsen. Aende⸗ rurg des Maßes für den Vorstand der Schlagbolzenspitze der Schuß⸗ waffen M71. Ermächtigung zur Ausstellung ärztlicher Zeugnisse für militärpflichtige Deutsche in Rußland. Abänderung der deutschen Wehrordnung. Vorräthighaltung von Druckformularen.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Bewegung der Bevölkerung im Groß⸗ berzogthum Baden während des Jahres 1880, entnehmen wir dem jüngsten Hefte der „statistischen Mittheilungen über das Groß her og thum Baden“ folgende Angaben: Geboren wurden im Jahre 1889 im Ganzen 57 571 Kinder (1 Kind auf 27,28 Einwohner oder auf 100 Einwohner 3,67 Kinder) und zwar 29 439 Knaben (6511400) und 28 132 Mädchen (48,86 υάσ ) oder auf 100 Mädchen 104,65 Knaben. Von den Geborenen waren öö5 833 lebend (6,98 o/ und 1738 (G3, 02 oo) todt geboren. Ein lebendgeborenes Kind kam auf 28,2 Einwohner (auf 100 Einwohner 3,56 Lebendgeborene). Von den Lebendgeborenen waren 28469 Knaben (50, 99 0½) und 27364 Mädchen (49,01 0so). von den Todtgeborenen 0 Knaben (55,81 069) und 768 Mädchen (44,19 99. Unter den Knaben kamen 3,30 o Todtgeburten vor, unter den Mäd— chen nur 2,73 osg. Ehelich geboren waren 53 366 (2,79 ol o), unehelich geboren 4205 Kinder (7,30 6 oder es kam 1 unehelich Geborenes auf 13,69 Geborene überhaupt und auf 12,69 ehelich Geborene. Von den ehelich Geborenen waren 27 219 Knaben (51,060 9) und 26117 Mädchen (48, 94 o,), von den unehelich Geborenen waren 21990 Knaben (52.08 9 und 20615 Mädchen (47, 92 09. Unter den Geborenen waren 1606 Zwillinge, 30 Drillinge. Die Zahl der Niederkünfte war demnach 56 743. Auf eine Niederkunft kamen 14014 Kinder. Von 100 Geborenen waren 1,40 Zwillinge, O07, Drillinge. Im Vergleich zu den letztvorhergegangenen Jahren ist die Zahl der Geburten seit 1876 in stetem Abnehmen geblieben. Absolut ist sie die geringste seit 1571, relativ die geringste seit 1862. Selbstver⸗ ständlich ist auch die Zahl der Todtgeborenen absolut zurückgegangen ssie ist die geringste seit 1861); zugleich aber ist dieselbe auch relativ gesunken, d. h. günstiger geworden. In dieser Hinsicht ist nur die Ziffer von 1846 mit 2,99 eine günstigere. Die unehelichen Ge⸗ burten sind absolut und relativ gegen das Vorjahr, welches bereits das bekannte Minimum darbot, gefallen svon 43902 auf 4205 und äh auf J-30 (Mo der Geburten) Die ehelichen Geburten sind mit 53 366 gegen die Vorjahre gefallen. Ursache dieses Rückgangs ist die zurückgehende Zabl der Eheschlüsse. Gestorben sind im Jahre 1880 ohne Todtgeborene 39 6965 Personen oder 1 von 39,56 Ein⸗ wohnern (auf 190 Einwohner 253 Todesfälle) Davon waren 20275 männlich (51,08 υ) und 19420 weiblich (48,92 lo). Im ersten Lebensjahre starben 13 505 Kinder oder 24,0 osg der im Jahr 1880 Lebendgeborenen. Davon waren 7436 Knaben (55,47 n der lebend⸗ geborenen Knaben) und 5969 Mädchen (44,53 oo der lebendgeborenen Mädchen), also 14657 mehr Knaben als Mädchen, ferner 12 142 ehelich (90.58 sch und 1263 (420090 unehelich. Unter den ehelichen Lebend geborenen betrug die Sterblichkeit im ersten Lebensjahre 23,45 0/9, unter den unehelichen Lebendgeborenen aber 31, 14 0, Verglichen mit den Zahlen der vorhergehenden Jahre war die Sterblichkeit im Jahre 1839 eine sehr geringe. Mit j auf 39.855 CGinwohner oder mit 2530 der Bevölkerung erreicht sie seit 1862 den tiessten, d. h. günstigsten Stand. Auch die Sterblichkeit unter den Kindern des ersten Lebensjahres ist mit 2401 o gegen die Vorjahre hesonderg gering gewesen; sie ist relativ die geringste seit dem Jahre 1860 (mit 22,83 /.). Von den 26290 über einjährig Gestorbenen waren 12 8539 maͤnnlich und 13 451 weiblich; also 612 oder 2, 33 H mehr weiblich als männlich. Ferner befanden sich unter den Gestorbenen 4901 Ehemänner, 4190 CEhefrauen, 20900 Wittwer, 3210 Wittwen, 13 geschiedene Männer, 3 geschiedene Frauen. Der lieberschuß der Geborenen über die Gestorbenen beträgt 16138. In den Jahren 1876 bis 18379 war derselbe 73 202, also für die funf Jahre, welche zwischen der Volks⸗ ählung von 1875 und der von 188 liegen, im Ganzen 89 340. Im Jahre 1875 wurden 150 179, im Jahre 1889 157925 Einwohner gejählt, was eine Volksvermehrung von 63 073 ergiebt. Es sind also 26 26566 Personen, um welche diese Zahl geringer ist als der Geburtenũber. schuß der Zählperiode, mehr ab als zugezogen. Ehen wurden im Jahre 1880 im Ganzen 1099 geschlessen oder 1 auf 155,93 Einwohner (auf 109 Einw. O,. 64 Eheschlüsse. Aufgelöst wurden 204 Ehen durch den Tod deg einen der Chegaiten und 56 durch Scheldung, zusammen 9150. Die bestehenden Ehen nahmen also um 920 zu. Es ist jenes die geringste Zahl der Eheschlüsse welche seit 1861 vorgekommen ist. Unter den neugeschlossenen Ehen waren 137 oder 1 2Mοder Religion nach gemischte Ehen, gegen 1240 oder 1184 9 im Jahre 1879 und gegen 10,16 90 im Durchschnitt der Jahre * Aus den Angaben über die Eheschließungen ist ferner zu entnehmen, daß nach dem Fa milienstande der Gheschließenden in 352 Fällen (9.96 d der Che= schlüsse) beide Theile ledig, in 193 Fällen (1,92 o½,) beide Theile ver⸗ wittwet, in 436 Fällen (1.3 30 0) der Mann ledig und die Frau Wittwe, in

1348 Fallen (3, 38 / der Mann Wittwer und die Frau ledig, in 1 Fallen

(0410/0 ein Theil geschieden war: in 2 Fällen der Mann, in 19 die Frau. Heirathen unter Geschiedenen kamen nicht vor. Nach dem Wohnorte gehörten in 6944 Fällen s, zo) beide CEheschließende derselben Gemeinde, in 3405 Fallen (33, 80/0) verschiedenen badischen Gemeinden an, in 240 Fällen (2, 38o/o) war der Mann Badener, die Frau Ausländerin, in 339 Fällen (3.3 oo) war der Mann Ausländer, die Frau Badenerin, in 43 Fällen (G,. 4260) beide Theile Ausländer. Sodann wurden bei 507 Cheschlüssen uneheliche Kinder (3694 an der Zahl) als ehelich anerkannt. In 84 Fällen ging der Mann, in 22 Fällen die Frau eine dritte, in 3 Fällen der Mann und in 1 Falle die Frau eine vierte Ehe ein. Endlich waren unter den Eheschließen⸗ den 1 Mann und 7 Frauen, welche ihren Namen nicht unterschreiben konnten (Mann im Alter von 43, Frauen im Alter von 22, 32, 35, 42, 43, 45 und 65 Jahren).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der im Verlage von Julius Springer hierselbst erschei⸗ nenden Politischen Geschichte der Gegenwart von Wil⸗ helm Müller, Professor in Tübingen“, ist jetzt der XV. Band ausgegeben worden. Derselbe behandelt die Geschichte des Jahres 1881. Dem Buche ist als Anhang eine Chronik der Ereignisse des Jahres 1881 und ein alphabetisches Verzeichniß der hervorragenden ersonen beigefügt.

. ö Geschichts blätter für Stadtund Land Magdeburg. Mittheilungen des Vereins für Gesschichte und Älter— thumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 17. Jahrgang. 1882. 1. Heft. erausgegeben vom Vorstande des Vereins. Magdeburg, 1883 Verlag der Schäferschen Buchhandlung (A. Rüdiger) . Das 1. Heft des neuen Jahrgangs der Zeitschrift bringt die Fortsetzung der Verfassungsgeschichte der Stadt Magde⸗ burg, eines interessanten Beitrages zur Geschichte des deutschen Stãdte⸗ wesens. von Pr. Otto Hagedorn; das zweite Kapitel der Abhandlung behandelt die Verfassung der Stadt in der Zeit von 1125 bis 1192. Dann folgt eine weitere Fortsetzung der Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg, vom Gymnasial-Oberlehrer Friedrich Hülße, welche diesmal u. a. eine Anzahl merkwürdiger volemischer Schriften gegen das Augsburger Interim verzeichnet. Daran reihen sich Auszüge aus dem im Stadtarchiv zu Burg befindlichen, 1495 angelegten Kopialbuche, mitgetheilt vom Stadtrath Wolter daselbst, unter welchen ein Weisthum der Schöppen zu Magdeburg über k des Heergeräths und der Gerade in Burg, aus dem Jahre 1529, deshal bemerkenswerth ist, weil diese erbrechtlichen Satzungen bis in die neueste Zeit Gültigkeit hatten. Unter den. Miẽcellen verdienen die Mittheilungen über den Federkrieg des Tübinger Professors Nicodemus Frischlin mit dem Domprediger Sack Hervorhebung. Den übrigen Inhalt des Heftes bilden literarische Besprechungen, die Vereins⸗ chronik und das Verzeichniß der Mitglieder des Magdeburger Ge⸗ schichts vereins. Der Verein zählte danach am 1. Januar 1882 5. Ehrenmitglieder, 9 korrespondirende Mitglieder, 108 heimssche und 132 auswärtige Mitglieder. ;

Die Vorschriften über die Führung des Handels⸗ registers, sowie der Schiffs⸗, Genossenschafts⸗ Muster⸗ und Zeichenregister Von Otto Rudorff. Landrichter. Erster Theil: Die Vorschriften über die Führung des Handelsregisters. Preis 5 0 Hannover. Verlag von Carl Meyer. Die Gesammtzahl aller, im e r ark fer fr für das Deutsche Reich veröffentlichten Be⸗ lanntmachungen belief sich im letzten Jahre auf weit über 39 000. Schon diese Anzahl, notariell⸗rechtlich so außerordentlich bedeutsamer Akte, wie Errichtung, Veränderung, Auflösung von Firmen, Pxo⸗ kuren n. s. w. es, sind, kennzeichnet die große Wichtigkeit der Vorschriften über die Führung des Handels registers, sowohl. für den. wirthschaftlichen Verkehr, als für die richterliche Thätigkeit. Die auf diesem Gebiete zum deutschen Han= delsgesetzbuch erlassenen Ausführungsvorschriften sind aber theilweise veraltet, so hinsichtlich der Kompetenz, der Eintragung der Konkurs⸗ eröffnung, des Aktienwesens, des prozessualischen Verfahrens im Ord⸗ nungs⸗Strafwege. In einigen Punkten hat man sie mit der neuen Justizgesetzgebung in Einklang zu bringen versucht, in anderen nicht. Andererseits hat seit der Vergrößerung der Monarchie auf manchen Gebieten eine übereinstimmende Regelung stattgefunden; sie ist aber, wie im Ordnungsstrafverfahren und im Kostenwesen, nicht voll und ganz durchgeführt. Es ist daher ein . Unternehmen des Verfassers in dem vorliegenden Buche das gesammte Material für die ganze Monarchie zusammengestellt zu haben. Um Wiederholungen für die verschiedenen Rechtsgebiete zu vermeiden, sind zweckmäßigerweise in einem Anhange die Vorschriften des deutschen Handelsgese zbuchs als allen gemeinsam im Zusammenhange wiedergegeben. Da ei ist die reiche Judikatur des Reichs⸗Qber-Handelsgerichts und des Reichs gerichts über die einschlägigen Fragen in eingehender Weise berück⸗ ichtigt. .

t * Kaufmännische Koerrespendenz in deutscher Sprache' ist der Titel einer kleinen Schrift, welche Prof. C. F. Findeisen in J. J. Webers Verlag in Leipzig unter den illustrirten Schriften hat erscheinen lassen. Das kleine Werk zeichnet ich vor anderen Büchern ähnlichen Genres vor Allem durch seine Reichhaltigkeit, dann aber auch durch die Sorgfalt aus, mit der in den Musterbriefen stilistische Unebenheiten, die so häufig die kaufmãnnische Korrespondenz zu. durchziehen, Pflegen, vermieden sind. Die Klarheit, mit der das Wesentliche in der kaufmãnni⸗ schen Korrespondenz in katechetischer Form dargethan wird, ist bei der Bestimmung des Büchleins für den werdenden Naufmann besonders anzuerkennen. Junge Leute, welche sich dem kaufmännischen Berufe widmen wollen und eine Fachschule nicht be⸗ suchen, werden dem „Katechismus der kaufmännischen Korrespondenz! mit Erfolg zum Privatstudium verwenden können, da jedem Abschnitt und jeder Gattung von Briefen die zum Verstãndniß ö. dersel ben erforderlichen theoretischen Erläuterungen vorausgeschickt sind. Für die Handels lehranstalten aber wird der Katechismus als ein Lehrbuch und für den fertigen Kaufmann als Rexetitorium willkommen sein.

Ven CE. Götzingers Reallexikon der deutschen Alterthüm er, das im Verlage von Woldem. Urban zu Leipzig erscheint, sind die Hefte 1 10 veröffentlicht worden. Dieselben ent balten von dem Buchstaben G noch die 2 letzten Artikel, bringen sodann die Buchstaben . J, K und. L vollständig. von dem Buch staben M die 3 ersten Seiten und reichen im Ganzen von -Groschen bis zu Mabljeiten“', so daß die erste Hälfte des Werkes (Buch⸗ stabe Abis &) jetzt vollendet vorliegt. Big jum Schluß des Jahres 1882 soll das ganze Werk zu Ende geführt sein. Die vorstebende Publikation, deren erstes Heft vor ungefähr einem Jahre erschienen, will, wie schon früher von uns bemerkt werden, in Form eines Wörterbuchs ein Bild der deutschen Vergangenheit auf den verschiedenen Gebieten des deutschen Kulturlebens bieten und, wie schen der Titel besagt, für Studirende und Laien ju einem praftischen Nachschlagebuch dienen. Es macht keinen An- spruch auf selbständige technisch⸗wissenschaftliche Forschung, stützt sich aber auf die Arbeiten anerkannter Forscher und enthält in allgemein verständlicher Darstellung eine kurje kompendisse Zusammenstellung der jeweiligen Resultate der e chmee er mn, über jeden betr. Gegenstand. Die lebhafte Theilnabme, die das Werk bei Publikum und Presse gefunden, beweist, daß der Verfasser den Zweck, den er bei Abfassung seineg Buches vor Augen gehabt, mit seiner nützlichen und interessanten Arbeit erreicht hat und einem Bedürfnisse des Publikums

ist. erte mne, ,, , göen gem, m. 2M der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Nifolai don Giers, der neuernannte russische Minister der Auswärtigen Ange legenbeiten. Charles Darwin, F am 19. April. Der Brand des Schweriner Saen am Abend des 16. April. Nach einer Skijje von F. F. Burmeister. Das neue Vonzerthaus im Stadt- Karlzbad. Driginaljeichnung von W. *r Ser

vark è— Königin

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