1882 / 110 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 May 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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(Frankreich. ) Niemand. Von Ramon Amado (Spanien). 6) Die Fi Flisabeth ven Ungarn. Ven Theophile Lrybaert D) Einsamer Schiffer im Stun. Ven Hans Gude (Norwegen). 8) Prinz Karl von Viang bei seinen Studlen. Von Moreno Car— bonero (Spanien). 9) Hirsche. Von Franz v. Pausinger (Dester⸗ reich. 19) Sardinensabrik in Concarneau. Von P. S. Kröyer 6 1I) Fischerei mit Schleppnetzen im Sund. Von

Dorph (Dänemark). 12) Die Ufer des Tajo. Von Juan Eepina Spanien). 13) Waldidylle. Von M. Michael (Deutschland)⸗. Himmelserscheinungen: Gang des Mondes auf der Sonnenscheibe am 17. Mai 1882. 3 Abbildungen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Breslau. 8. Mai. (Schles. Ztg) Die Witterung läßt im Hinblick auf das Gedeihen der Feldfrüchte Richts zu wünschen ührig; da die Gewitter ausgiebigen Regen brachten, und diese Rieder⸗ schläge mit Sonnenschein abwechselten, auch des Nachts die Tempe— ratur eine verhältnißmäßig hohe blieb, so mußte dies von der günstig—⸗ sten Wirkung auf die gesammte Pflanzenwelt seien. Die Vegetation ist denn auch in ihrer Entwickelung außerordentlich vorgeschritten. Weizen steht fast allgemein ganz vorzüglich. Roggen tritt in die Aehren, Raps hat nun bald abgeblüht, mit der Grünfütterung wird, wo Luzerne und Futterroggen gebaut werden, begonnen; aus der Gegend von Glogau meldet man, daß bereits blühende Kornblumen und blühender Klee gefunden worden seien, für Anfang Mai gewiß eine Seltenheit. Die jetzt gefallenen Regen kommen namentlich den Wiesen sehr zu gute, welche stellenweise in Folge der mangelnden Winterfeuchtigkeit einen dünnen Stand aufwiefen. Der gelinde Winter und das zeitige warme Frübjahr haben auch eine Menge Insekten hervorgerufen, wie solche seit Jahren nicht beobachtet wurde. Maden und Käfer haben im Raps arge Zerstörungen angerichtet, so daß stellenweile ganze Schläge umgeackert werden mußten. In Folge der letzten Niederschläge scheinen sich die Rapskäfer ziemlich ver= loren zu haben. Auch die Maikäfer treten hie und da bereits in großen Mengen auf und da das Laub noch sehr zart ist, dürften die Bäume in kurzer Zeit von den Käfern kahl gefressen sein, wenn nicht rechtzeitig die erforderlichen Vertilgungsmaßregeln getroffen werden. Die neulichen Fröste haben so gut wie keinen Schaden angerichtet, doch wird aus der Gegend von Katscher berichtet, daß die Leinsaat gelitten habe. Die Gewitter hatten außer dem so fehr erwünschten Regen leider auch starken Hagelschlag im Gefolge. Aus den ver— schiedensten Gegenden der Provinz wird über den Schaden berichtet, welchen die Schlossen angerichtet haben.

Von der Elbe, 8. Mai, wird dem „Hamb. Corr.“ berichtet: Wie in den Marschdistriklen, so haben auch auf der Geest die warmen, von Niederschlägen begleiteten Tage zu Ende April und Anfang Mai auf die Vegetation so günstig eingewirkt, daß der Landmann in Be— zug auf die diesjährige Ernte die besten Hoffnungen hegen darf. Wo dem Boden durch sorgfältige Bearbeitung und Zufuhr von künst— lichem Dung und Stalldung zu Hülfe gekommen sst, ift selbst auf den von Wurmfraß gelichteten Roggenfeldern der Stand ein solcher, daß einigermaßen lohnende Erträge in Aussicht stehen. Auf mehr schwerem Boden ist der Stand des Roggens ein brillanter zu nennen, dabei ist die Entwickelung des Wurzelstocks weit vorgeschritten, und wird in der nächsten Zeit die Aehre aus den Schoten kommen, wonach die diesjährige RogJen⸗ ernte eine zeitige zu werden verspricht. Die Bestellung der Sommer— saaten ist überall beschafft; die Witterung war den' Arbesten sehr günstig, die lästige Queke vertrocknete, gelockert an die Oberfläche ge⸗ bracht, rasch, und weisen daher denn auch im Allgemeinen die bestell— ten Schläge ein recht gutes Aussehen auf. Neben der Qucke ist der Knöterich, auch Hederich oder ‚Kük“ genannt, auf der Geest sehr ver— breitet, und wird leider für dessen Vertilgung nicht genug gethan. Ebingen, 8. Mai. (Schwäb. M.) Die für. die gesammte Vegetatign fortwährend günstige Witterung macht, daß in unserer Gegend in Feld und Wald alles gut steht. In voriger Woche find unsere Wälder nach einem warmen Regen fast über Nacht grün ge—⸗ worden. Unsere Birn⸗ und Steinobstbäume stehen sehr nett in der Blüthe, und die Aepfelbäume scheinen ihnen in dieser Weife bald nach⸗ folgen zu wollen. ö Dem jüngst veröffentlichten Berichte des K. K. österreichischen Ackerbau⸗Ministeriums über den Stand der Saaten in Sester⸗ reich Ende April entnehmen wir folgende Daten: Unter dem meist günstigen Einflusse der Witterung machte die Vegetation der Winter saaten große Fortschritte und hat auch in den meisten Fällen die Bestockung nicht gelitten. Roggen war zu Ende April selbst in den nördlichen Ländern (Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien) meist im Schossen begriffen und stand in den wärmeren Lagen der mitt leren Zone in Aehren. In den Gegenden, in welchen nach den Frösten Trockenheit angehalten hatte, namentlich in Galizien und der Bukowina, hatten sich zwar besonders die Wintersaaten, der Roggen, etwas schütter gezeigt, sonst aber kann der Stand der Wintersaat theils als gut, theils als vortrefflich bezeichnet werden. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den Sommersaaten, obwohl die Gerstensaaten in den Gegenden, welche an Trockenheit litten, meist etwas aussehen. Der Anbau von Gerste und Hafer wurde mit seltenen Ausnahmen beendet, soweit dies nicht schon Mitte April der Fall war, und liegt in der ungewöhnlich zeitlichen Beendigung des Anbaues eine Be— rechtigung zu den besten Erntehoffnungen für diese Kulturen. Der Mais anbau wurde mit Ausnahme Mährens und Kärntens in Den übrigen Ländern, welche Maisbau haben, allgemein in ÄÜngriff genommen, beziehungsweise fortgesetzt, und war Ende April in der Bukowina, Nieder ⸗Oesterreich und Tirol schon weit vorge⸗ schritten, theilweise der Beendigung nahe gewesen. Derselbe geht unter sehr günstigen Umständen vor sich, und sind die Maissaaten auch schon in einigen Gegenden schön aufgelaufen; aus der Bukowina wird berichtet, daß diese Saaten vom Trahtwurme zu leiden haben. Der Anbau von Kartoffeln und Rüben ist in den verschie⸗ denen Lagen aller Zonen theils im Zuge, theils beendet. Die Kar— toffeln gehen, soweit die Nachrichlen reichen, allgemein gut auf. Rübensaaten stehen zwar meistentheils gut, doch haben dieselben theil⸗ weise, namentlich in Mähren und Niederösterreich, durch Erdflöhe, Draht⸗ würmer ꝛc. zu leiden, theilweise auch durch die Dürre gelitten und müssen deshalb hie und da nachgebaut werden. Der Raps stand Ende April bereits in Blüthe und lauten die Nachrichten, abgesehen von dem alljährlich vorkommenden Auftreten des Glanzkäfers, meisten⸗ theils recht günstig. Der Schnitt des Hopfens wurde größten theils beendet. Der Klee hat sich von den Frostschäden, sowelt er von diesen betroffen wurde, größtentheils erholt, steht meistens ge⸗ schlossen und läßt eine sowohl frühzeitige als ziemlich reichliche Ernte erwarten. Nur in Kärnten ist derselbe ziemlich häufig lückenhaft ge⸗ lieben. Luzerne hatte im Allgemeinen mehr gelitten als Roih⸗ klee, konnte sich daher weniger gut erholen. Die Vegetation auf den Wiesen hat sich jwar theilweise ganz entsprechend entwickelt, so namentlich in . terreich, Salzburg und in verschiedenen Gegenden Böhmens und Mährene, allein im Allgemeinen ist dieselbe immerbin etwas zurückgeblieben und der Stand der Gräser ziemlich häufig etwas dünn. Die Frostschäden, von welchen die Reben in der ersten Hälfte des April betroffen wurden, haben, wie sich nun berausstellt, die en gn auf eine gute Weinernte im Allgemeinen nicht so sebr beelnträchtigt, als man glaubte, dieselben Schaden sind nämlich meist auf einzelne in relativ untergeordneter Menge kultivirte Soꝛten beschrãnkt geblieben. Nach den vorliegenden Nachrichten war Ende April die Entwicklung der Reben, wenn von jenen Schaden abgesehen wird, eine sehr erfreuliche, die Triebe kräftig, der Träubchenansaß reichlich. Auch beim Obste stellt sich der ben durch die Froͤste der ersten April ⸗Haälfte als nicht sehr bedeutend beraus, indem derfelbe, messten⸗ theilg auf Kirschen und Nüsse beschränkt blieb und auch die Kirschen nur in 14 Verbreitung. betraf. Die Obstblüthe war größten tbeils reichlich, und ist somjt biber im Allgemeinen die Hoffnung auf eine * Oksternte berechtigt, nur in Galizien war die Blütbe meist spärlich. Nachbaltig zeigten sich die nn, am Maulbeerbaumlaube, worüber namentlich in Görz und Dal

campagne läßt sich also im Allgemeinen minder gunstig an. Ueber die Oliven in Dalmatien liegen sowobl gute als auch minder gũnstige Nachrichten vor.

Gewerbe und Sandel.

Havre, 106 Mai. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 2075 B. verkauft 1199 B. zu vollen Preisen bei besserer Auswahl.

Berlin, 11. Mai 1882.

Die Heraldische Ausstellung. J.

Die vom biesigen Verein Herold“ ins Leben gerufene Heral— dische Ausstellung hat sich seit der Zeit ihrer Eröffnung all— gemeiner Anerkennung in Bezug auf ihre Reichbaltigkeit und ihr geschmackvolles Arrangement zu erfreuen. Erst in dieser überaus gelungenen Vereinigung verschiedener Schätze erkennen wir den Reichthum an Kunstwerken und an heraldischen Merk⸗ würdigkeiten, der uns trotz der Verwüstung des dreißigjährigen Krieges noch geblieben ist. Die Königliche Familie, voran Se. Majestät der Kaiser und König, das Hausarchiv, das Hohen—⸗ zollern⸗Museum, die meisten der deutschen Fürsten, zahlreiche adelige Familien, manche öffentliche Bibliothek und viele private Sammler haben sich an der Ausstellung betheiligt und damit ein Unternehmen ins Leben gerufen, das in weiteren Kreisen das Interesse an Heraldik, Genealogie und Sphragistik erwecken, das Verständniß für diese viel⸗ fach noch zu wenig beachteten Wissenschaften heben und dem vaterlän— dischen Kunstfleiße neue Anregung geben soll.

Bei der Gruppirung der so bereitwillig eingelieferten Gegen— stände konnte kein Zweifel entstehen, daß der Ehrenplatz in der Aus⸗ stellung dem Kaiserlichen und Königlichen Hause der Hohenzollern gebühre. So hat man denn den xechten der beiden vorderen Ehrenfäle unserem Hohen Herrscherhause eingeräumt und die sonst so schlichten Wände zu einem vornehmen, stilvoll dekorirten Saale umzuwandeln verstanden. Das Ganze stellt ein Hauptzelt mit vier Nebenzelten dar und ist aus schönen, schweren Sammetstoffen, unter Zuhülfenahme der Standarten des Kaisers, der Kaiserin und des Kronprinzen, von den Decorateuren Karl Müller u. Co., Friedrichstraße 79 a. hierselbst, aufgebaut. Ein heraldisches Gepräge erhielt die Dekoration durch die erwähnten Standar⸗ ten und durch einen Theil der Wappen, die einst in dem glänzen— den Leichenzuge des Großen Kurfürsten prangten. Die Mitte der Haupt⸗ wand füllt ein Baldachin nach Art eines Thronhimmels und bildet dadurch einen würdigen Hintergrund sowohl für den Thronsessel, der einst bei der Krönung, am 18. Januar 1761, Preußens erstem Könige Friedrich diente, als auch für die Reichsinsignien, die der Kron— tresor ausgestellt hat. Die Thronwand füllt zunächst ein Kur— fürstlich brandenburgisches Wappenschild, eine geschmackvolle und schöne, dem 17. Jahrhundert angehörige und in Rautenform ausgeführte Stickerei der Nonnen zu Calear. Rechts und links vom Throne er— blickt man die Modelle der Kronen des Kaisers und der Kaiserin, neben welchen zwei gewaltige Rüstungen hohenzollernscher Ahnen gleichsam die Ehrenwacht halten. Die gesammte Gruppe unter dem Baldachin wird von zwei Kunstwerken flankirt, deren eines der Ehrenbecher des bekannten Reiterfestes der weißen Rose, wäͤh— rend das zweite, ein den Kronprinzlichen Sammlungen entnom— mener ovaler Kasten ist, in dessen Außenseite die Ringkragen der Re⸗ gimenter der alten preußischen Armee als Medaillons eingelassen sind. Vom Throne fällt der Blick des Besuchers auf eine fast über— reiche Fülle von heraldischen Meikwürdigleiten, auf Siegel⸗ und Münzsammlungen, auf die Literatur des Haufes Hohenzollern, als deren berufenster Vertreter der Ober⸗-Ceremonienmeister des Königlichen Hofes, Graf von Stillfried Alcantara, betrachtet werden darf; auf Gläser und Humpen, auf Wappen, Stammbäume, Statuen: sie alle lunden stumm und doch beredt von der ruhmvollen Geschichte unseres Königshauses., von den kleinen Anfängen unseres Staals— wesens, von seinem glänzenden Wachsthum.

Obgleich auf dem Terrain der Hygiene-⸗Ausstellung noch außerordentlich viel zu thun ist, so soll bis zur Eröffnung am 16. Mai doch Alles fertig sein. Viele hundert AÄrbeiter tummeln sich von früh bis spät sowohl in den Parkanlagen, als in dem großen Ausstellungs gebäude und in den einzelnen Etablissements. Die Aus— steller selbst lassen sich ebenfalls angelegen sein, ihre Objekte bis zum 15. Mai zur Stelle zu bringen und für möglichst ansprechende Schau— stellung Sorge zu tragen. In musterhafter Weise wetteifern bierin die Oesterreicher und Ungarn mit den Nord- und Süddeutschen. Ünter den von Oesterreich⸗Ungarn als Vertreter entsendeten Gelehrten ent— wickelt namentlich der Privatdozent Dr. von Rozsahegyi, eine sehr erfolgreiche Thätigkeit. Der Beschluß des Central · Comitès,

rämien nicht zur Verthe lung zu bringen, hat den lebhaftesten Beifall der Aussteller gesunden. Die hier und da gehegte Besorgniß, es möchte Dieser oder Jener zufolge dieses Beschlusses von der Alus— stellung sich zurückziehen, ist grundlos gewesen; im Gegentheil hatten die Anfragen Vieler ihren Fortgang, ob nicht noch irgendwo ein Plätzchen für ihre Objekte ausfindig zu machen wäre. Es ist indeß jeder verfügbare Raum vergeben, und so wird eine überreiche Fülle n m nnen sich dem Urtheil der Gelehrten wie der Industrlellen arbieten.

Baperische Landesausstellung zu Nürnberg. Der Stand der Vorarbeiten zu der Ausstellung, deren Eröffnung am nächsten Montag, den 15. Mai, bexorsteht, berechtigt zu der Annahme, daß die Auestellung, Dank dem eifrigen Zusammenwirken aller be— theiligten Faktoren, am Eröffnungetage als ein vollendetes Ganzes da— stehen und ein glänzendes Bild der gewerblichen und künstlerischen Thätigkeit Baverns darbieten wird. Die Zeitschrift ‚Kunst und Gewerber, Organ des kayerischen Gewerbemuseums, schildert die äußere Erscheinung des e, mr . . die Anlage und archi⸗ tektonische Behandlung der Auestellungs bauten sowie die Art ibrer inneren Ausstattung wie folgt:

Der Auestellungsplatz, das Marfeld, umfaßt in quadratischer Form mit seinen herrlichen Parkanlagen einen Flächenraum von circa 129 900 4m und wird von drei, durch alte mächtige Bäume ge⸗ bildete Alleen durchschnitten. Unmittelbar hinter dem an der Sud. seite befindlichen Haupteingange erhebt sich links das 360 m Flache bedeckende Empfangs · und Repräsentationsgebäude, ihm gegen über das Gebäude für bildende Kunst und die graphischen Künste, 3800 gm groß und mit diesem in einer Linie das 36090 qm große Gebäude für das Verkehrs. und fachgewerbliche Bildungswesen. Den Abschluß am nördlichen Ende des Äusstellungk« vplatzes bildet das Hauptauestellungsgebäude mit einem Flächenraum von 165090 am und rechts von diesem die von der Düsseldorfer Aus— stellung erworbene Maschinenballe von 1269 m Flächenraum. Die sämmtlichen Ausstellungsbauten sind durch nach der Seite offene ge— deckte Gänge mit einander verbunden, so daß der Besuch der sämmt⸗ lichen Ausstellungsräume auch bei ungünstigem Wetter unter schũtzen · dem Dache ermöglicht ist.

Die Anordnung der Gebäude war zunächst durch die Eintheilung der Autstellung, dann aber durch die berckts vorhandenen Parkanlagen, namentlich die großen Bäume, welche einen bervor⸗ ragenden Schmuck des Platzes bilden, bedingt. In Verbindung mit den Architekturen der Ausstellung und mit den verschledenen zabi— reichen frei aufgestellten Austellungs objekten, sowie mit der Fontaine, dem Teiche und den reichen gärtnerischen Anlagen, welche bie us stellung der baverischen Gartenbauvercine bilden, verleihen diefe dem Ausstellungäplatze das Gepräge einer von der Natur so vorzũglich

matien, weniger in Süd -⸗Tirol geklagt wird. Die Sesdenzucht⸗

begünstigten und durch die Runst in so glänzender Wesse ausgestatteten

Das Hauptausstellungsgebäude, dessen, von einer vierseitigen durchbrochenen Kuppel gekrönter Mittelbau links und rechts von zwei Eckpavillons lankirt wird, ist im Grundrisse derartig disponirt, daß an den vier Seiten desselben 18 m breite Hallen angeordnet sind, welche durch ebenso große n in Kreuzform mit ein⸗ ander in Verbindung stehen. Die dadurch gebildeten rechteckigen Höfe werden durch je zwei Doppelhallen durchschnitten, in welchen ein einfallendes oberes Seitenlicht die Gegenstände direkt beleuchtet. An den Durchkreuzungen der 18 m breiten Hallen, sowie an den Kreuzungspunkten, welche durch die Ein⸗ legung der mittleren Kreuzhallen sich bilden, entstehen neun pavillon⸗ artige Räume, welche für die größeren Ausstellungsgruppen bestimmt sind. Das mittlere Kreuzungsviereck dient als Repräsentations- und Ehrensaal und ist dem entsprechend in bexorzugter Weise ausgestattet.

Sämmtliche Ausstellungs bauten sind, mit Ausnahme des in Eisen 4 ausgeführten Pavillons für die bildenden Künste, aus Holz errichtet.

In der Anordnung und Herstellung der Fagaden ist vom Archi tekten dem Direktor der Königlichen Kunstgewerbeschule A. Gnauth) ein völlig neues und eigenartiges Prinzip mit Anwendung bisher noch nicht gebrauchter Mittel zur Geltung gebracht worden. Da zunächst dem in Holz und nach Maßgabe der Holzkonstruktion hergestellten Hauptbau in seiner äußeren Erscheinung ein solideres, mehr monu— mentales Gepräge verliehen werden sollte, wurden alle, nach der Vollendung der ornamentalen Ausstattung sichtbar bleibenden Holztheile mit grauem. Jutestoff bespannt und ist dadurch der. Eindruck eines in geschlossenen Flächen aufgeführten Gebäudes erreicht worden. Die ornamentale Ausstattung der Fagade aber ist, der bereits erwähnten Anlage des ganzen Baues ent— sprechend, im Style der späten, ins Barocke übergehenden Renaissance, und zwar in reichster Weise, mit ausschließlicher Verwendung von in Gips hergestellten Reliefs und Ornamenten der mannigfaltigsten Art, mit sparsam angebrachter Bemalung und theilweiser- Vergoldung erfolgt. Alle einzelnen Theile dieses ebenso reichen als edlen, dem Ganzen das Gepräge der Heiterkeit verleihenden Reliefschmuckes find ugch Gnauths Entwürfen, ebenso wie die nach Entwürfen des Prof. Schwabe ausgeführten, zu beiden Seiten des Hauptportales auf Konsolen, unter Baldachinen aufgestellten mächtigen Blumenvasen, von Schülern der, Königlichen Kunstgewerbeschule modellirt und bilden dadurch zugleich einen Ausstellungsgegenstand dieser Schule.

Dasselbe Prinzip aber finden wir, nur mit beschränkterer Ver— wendung der gleichen Mittel, an den übrigen Ausstellungsgebäuden (dem für den Verkehr und das gewerbliche Bildungs wesen, dem Pavillon für Kunst und dem Empfangs- und Repräsentations⸗ pavillon), ja selbst an den die sämmtlichen Gebäude mit einander verbindenden offenen Hallen sich wiederholen, so daß durch die geschickte und mannigfaltige Verwendung derselben Ornamentmotive diesem wesentlichen Theile der Ausstellungsarchitektur ein wohl— thuendes einheitliches Gepräge verliehen ist.

In anderer, und zwar theilweise von einander verschiedener Art, hat die Ausstattung der Innenräume in den einzelnen Gebäuden statt gefunden. So erscheint im großen Vestibul des Hauptgebäudes der Charatter der Holzkonstruktion mit völliger Vermeidung aller antiken Traditionen von Gesimsen, Pilastern u. s. w. durchaus festgehalten und löst sich die Decke in verschiedenartig sich schneidende Flächen auf, welche durch Einrahmung von grünen Guirlanden und färbigen Bordüren heiter belebt werden. Ein künstlerischer Schmuck aber ist derselben durch vier große, nach Entwürfen des Professors Jäger vom Assistenten der Königlichen Kunstgewerbeschule Fleischmann gemalte Pendentifmedaillons verliehen.

Zu der in zeltartiger, in grabischem Styl von Gnauth ent— wor fenen Dekoration des Empfangsraumes im Repräsentationz⸗ gebäude hat sich eine größere Zahl bayerischer Kunstindustrieller ver⸗ einigt, so daß dieselbe als eine Kollektivausstellung, in welcher jeder einzelne Theil zu berechtigter Wirkung gelangt, sich darstellt. Die Ausstattung der Wandbekleidung ist hier, gleichwie das Meublement, vom Königlichen Hofdecorateur Steinmetz und von Bernheimer in München, das Glasgemälde von Fr. X. Zettler in München und die Decke von Kailhofer in Passau geliefert worden. Zur Dekoration hat Riedinger in Augsburg durch eine Bronzefigur ünd Bernheimer durch arabische Metallgefäße beigetragen, und die vorhandenen Spiegel sind aus der Fabrik von Vechmann in Fürth hervor— gegangen. ; .

Die innere Dekoration des Pavillons für die bildenden Künste

hat die Kommission der Münchener Künstler selbst übernommen, und zwar nach, dem Entwurfe des Malers Claud. Schraudolph, unter dessen persönlicher Leitung dieselbe erfolgt ist. Hier schmücken den Kuppelsaal gemalte Gobelins und Kuppelmalereien von Leutner, die dilaster und reichen Thürverzierungen sind von Nowotey und Zwick ergestellt, während die für die Aufnahme von Werken der Plastit bestimmte Rotunde mit den prachtvollsten alten Gobelins, welche Se. Majestät der König aus der Residenz in München gnädigst zur Ver— fügung gestellt, einen ebenso reichen, als glänzenden und werthvollen Schmuck erhalten hat. Eine malerisch höchst wirksame Abwechselung bilden zwischen dem sich eben entfaltenden frischen Grün der alten majestätischen Linden und Kastanienbäume, den dichten Botquets der Ziersträucher und reich Ausgestatteten Blumenparkets, neben diesen Hauptbauten der Aus— stellung die übrigen Baulichkelten, unter denen nur die von Theodor Erich in origeneller Renaissance⸗Holzarchitektur ausgeführte große Re⸗ stauration, die von Architekt Rrehm erbaute Kulmbacher Bierballe, das nach C. Schicks Entwürsen hergestellte Weinhaus und der Miufik— pavillon hervorgehoben werden mögen. Außer ihnen aber sind noch jahlreiche verschiedene, theils als selbständige Ausstellungsobjefte, theils zur Aufnahme für solche bestimmte Baulichkeiten, (der Pavillon der Presse, der der badischen Anilin⸗ und Sodafabrsf, die Münchener Feinbäckerci 2c.) allenthalben sichtbar.

So geht der Autstellungéplatz, sowohl in seiner Totalerschei— nung, als in allen Einzelheiten, von Tag zu Tag sich festlicher schmückend, rasch der Vollendung entgegen, um am Eröffnungstage, . 15. Mai, die zahlreich erwarteten Gäste festlich aufnehmen zu önnen.

Bochum, 11. Mai. (W. T. B.. Heute früh 4 Uhr fand auf der Zeche Pluto bei Wanne eine Explosion schlagen⸗ der Wetter stait, durch welche die ganze Nachtbelegschaft gefährdet ist. Bis 9 Uhr Vormittags sind laut der ‚West. Volkszeitung 56 Todte ans Tageslicht geschafft worden; die Rettungsarbeiten werden fortgesetzt.

Dortmund 11. Mai. (W T. B. Nach der . Westf. Ztg.“ sind von den in der Zeche Pluto“ Verunglückten bis 10 üßr Vormittags 58 Todte ünd 40 Verwundete zu Tage gefördert worden.

In Krolls Theater wird morgen, Freitag,

: : mo F Sr. Max Siechen als „Eleazar in Halsop's „Isdin“ debüͤtiren.

Gentral⸗ Skating Rink. Die Italienische Oper bringt am Sonnabend die erste Aufführung der Lucia mit Sgra. Malvenzi in der Titelpartie und Sgr. Aramburo als Edgardo.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Grpedition eff. Drrd;. WB. Glgner, Vier Beilagen (einschließlich Böͤrsen · Beilage),

d ĩ lan der Berlin ⸗A außerdem ein Fahry 2 . 3 m . und Ober⸗

Berlin:

Anlage, wie sie bisher wenige Ausstellungen zu bieten hatten.

M HIO. Aichtamtlich es.

Preußen. Berlin, 11. Mai. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (2) Sitzung trat der Reichstag in die erste * . des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend das ReichstabacEmonopol, in Verbindung mit dem An⸗ trage der Abgs. Ausfeld und Genossen ein. Dieser Antrag lautet:

Der Reichstag wolle beschließen: zu erklären: .

1) e nach der erst durch Gesetz vom 16. Juli 1879 stattgehabten beträchtlichen Erhöhung der Tabacksteuer jede neue Störung der Tabackindustrie durch nochmalige Veränderung der Besteuerungs⸗ verhältnisse ausgeschlossen sein muß und daher die in der Er—⸗ öffnungsrede vom 27. April eventuell in Aussicht ge⸗ nommene Erhöhung der Tabacksteuer nicht minder un⸗ zulässig sein würde, als die Einführung des Tabackmonopols;

2) daß die schon vorhandenen und in Zunahme begriffenen Einnahmen bei angemessener Sparsamkeit in allen Zweigen des öffentlichen Haushalts die Mittel darbieten würden, um in der , . und Zollgesetzgebung Härten und Ungerechtigkeiten zu be—⸗ seitigen.

Die Debatte leitete der Bevollmächtigte zum Bundesrath Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Scholz mit folgenden Worten ein:

Der Herr Reichskanzler ist leider von Neuem erkrankt, so daß er nicht hat aufstehen, geschweige die Reise hierher hat antreten kön⸗ nen. Er hat mich beauftragt, deshalb dem hohen Hause sein Be dauern besonders auszusprechen, daß er verhindert ist, der heutigen Verhandlung beizuwohnen.

Indem ich Sie bitte, daher mir einige einleitende Bemerkungen zu der Vorlage, die uns heute beschäftigt, zu gestatten, habe ich zu bevorworten, daß ich Ihnen, da Sie den zahllosen öffentlichen Kund— gebungen zur Sache gewiß ebenso aufmerksam gefolgt sind wie ich, schwerlich viel Neues zu sagen haben werde, und daß es mir auch mehr nur darauf ankommen muß, beim Eintritt in diese Be⸗ rathungen von dieser Stelle aus, von wo allein den Dar⸗ legungen der Regierung Gehör verschafft werden kann, den Standpunkt der Regierungen in gedrängter Zusammenfassung aller wesentlichen Punkte und möglichst klar darzustellen, so ihn zu ver— treten gegenüber den mehr oder minder geschickten, ihrer Zahl nach jedenfalls sehr bedeutenden gegnerischen Angriffen und zugleich gegen; Über einzelnen wohlgemeinten aber unglücklichen Unterstützungen, bei denen man fast an das bekannte Wort „Gott schütze mich vor meinen Freunden“ denken mußte. .

Zu diesem Behufe muß ich mir erlauben, wie auch in den Mo⸗ tiven der Vorlage geschehen ist, zunächst den Zusammenhang kurz in Erinnerung zu bringen, in dem die Monopolvorlage mit den seit 4 Jahren unablässig gemachten Bemühungen der verbündeten Regie⸗ rungen steht, im Reich zu einer finanziellen Enewickelung zu gelangen, welche sowohl die Befestigung und Selbständigkeit des Reichs, als auch eine befriedigende Gestaltung der Finanz⸗ und Steuerverhältnisse in den Einzelstaaten und Kommunen herbeizuführen geeignet wäre.

Es war nicht ein zufälliger glücklicher Gedanke, auf den die Fürsorge für das Reich etwa den Einzelnen hat kommen lassen, es war die innere Nothwendigkeit, welche die verbündeten Regierungen dazu geführt hat, die schwere Aufgabe einer solchen Finanzreform auf sich zu nehmen. Ein zufälliger glücklicher Umstand hierbei war nur dat, daß die reichen Geldmittel, welche dem Reich und den Einzel staaten aus der französischen Kriegskontribution zuflossen, es gestat⸗ teten, diese Aufgabe nicht sofort nach Wiederherstellung des Reichs in An⸗ griff zu nehmen, sondern erfreulicheren, mit mehr Bereitwilligkeit und Un terstützung durchgeführten Aufgaben den Vortritt zu lassen. Daß das Reich mit einem großen Theile seines Geldbedarfs auf die unzulängliche und mangelhafte Institution der Matrikularbeiträge vet g en, war, daß die Einzelstaaten mit ihren nothwendig wachsenden Mehrbedürf— nissen der Hauptsache nach auf die direkten Steuern beschränkt waren, die schon hochgespannt und unzulänglich geworden, wenigstens bei den unteren Klassen der Bevölkerung nur mit hartem Druck und nicht ohne zahlreiche Exekutionen eingehoben werden konnten, daß die Kom- munglverbände mit ihren ihre Leistungsfähigkeit schon jetzt vielfach übersteigenden und von Jahr zu Jahr wachsenden Aufgaben im Wesentlichen auf Zuschläge zu eben diesen selben direkten Steuern verwiesen waren, das stellte sich als eine im hohen Grade unbefrie⸗ digende, unsichere und auf die Dauer unmöglich haltbare Gesammt⸗ lage des öffentlichen Finanzwesens im Reiche dar. Sollten hieraus nicht innere und äußere Gefahren entstehen, so mußte versucht werden, hier bald Wandel zu schaffen. ;

Das einzige, Erfolg versprechende Mittel dazu zeigte sich in einer ausgiebigen, dem Beispiele anderer Länder folgenden Entwickelung der indirekten Steuern, in einer hierauf gerichteten Reichs steuer reform. Wohl haben Manche geglaubt und glauben vielleicht noch, daß den bezeichneten sinanziellen Uebelständen durch große Erspar⸗— nisse an unseren bisherigen Ausgaben abgeholfen werden könne und müsse. Aber, meine Herren, wer Deutschland gesichert, wer auch in aller * kunft es nicht neidischen, beutelustigen Feinden preisgegeben wissen will; wer Deutschland in der innern Entwickelung und Hebung seiner Stämme nicht gewaltsam und unnatürlich zurückhalten will; wer auch nicht alle staatliche Bethätigung, von Gedanken des Friedens und der Liebe für unsere ärmeren Yin har er von sich weisen will, der wird nicht sagen können, daß in absehbarer Zeit solche Ersparnisse im Haushalt des Reichs und der einzelnen Staaten möglich seien, welche zur Deckung des hervortretenden Mehrbedarfs und zur Entlastung der über Gebühr Bedrücten irgend hinreichen oder nur irgend von Be— lang sein könnten. Nein! Der wird zugeben müssen, daß nur neue Einnahmen, nur neue leichter zu tragende Steuern es ermöglichen werden, den neu hervortretenden Aufgaben gerecht zu werden und den harten, ungleichmäßigen Druck der alten Steuern zu erleichtern, daß insbesondere auch das, was man in den einzelnen Staaten als organische Steuerreform sich denkt, und was natürlich hier wohl besprochen, aber nicht beschlossen werden kann, schwerlich ausführbar sein würde, ohne zuvor beim Reiche neue Mittel beschafft ju haben zur Deckung der dort nothwendig berbeizuführenden Auz= fälle und Erleichterungen. r

Darum ist nun auch mit der Reichssteuerreform wirklich be—⸗ gonnen worden, und es ist bisher auf Grund mannigfacher Vorlagen der verbündeten Regierungen freilich unter erheblichen Abstrichen und Einschrãn kungen bei der einen, unter gänzlicher Ablehnung der anderen eine jährliche Mehreinnahme des Reichs erreicht worden, die sich auf 106 209 9009 M beÿiffert. Sind mit diesen 106 Millionen die erwähnten Ziele der Reichssteuerreform, die beim Beginne der Reform fast von allen Seiten anerkannt worden sind, schon erreicht oder zu erreichen gewesen? Gewiß nicht! ö ö

Wenn man unter der finanziellen Befestiqung und Selbständig⸗ machung des Reichs doch nur verstehen kann, daß dasselbe seine eigenen unmittelbaren Ausgaben, wenn auch nicht der Form, so doch der Sache nach aus seinen eigenen Einnahmequellen Janz und nachhaltig zu decken in die Lage gesetzt werden soll, so feblen dem Reiche selbst nach dem laufenden Giat, in welchem ja bekanntlich noch immer über das an sich rationelle Maß hinaus mit Anleiben gewirthschaftet wer⸗ den muß, und in welchem bekanntlich die Matrikularbeiträge um fast

sind, so fehlen, sage ich, dem

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 11. Mai

. 10 Millionen Mark unter ihren e Stand ermäßigt worden eiche nach diesem laufenden Etat immer noch zunächst 27 Millionen, um denjenigen Theil der Matri⸗ kularbeiträge zu decken, zu dem alle Staaten gleichmäßig beizutragen haben. Es fehlen dem Reiche weiter noch die eigenen Einnahmen, um diejenigen circa 179 Millionen Matrikularbeitraͤge entbehren oder erstatten zu können, welche die süddeutschen Staaten statt der Brau⸗ keen der Branntweinsteuer u. s. w. zur Reichskasse jetzt zu zahlen aben. Es werden dem Reiche weiter, selbst bei vorausgesetzter natür⸗ licher Steigerung seiner bisherigen Einnahmen, noch die zureichenden Mittel fehlen, um schon jetzt absehbaren unvermeidlichen Mehraus⸗ gaben Deckung gewähren zu können, insbesondere für die Relikten⸗ versorgung, für eine unvermeidliche Reform des Pensionswesens und für Verbesserung der Besoldung im Bereiche der Civilverwaltung und des eres, Mehrausgaben, die man zusammen etwa auf 35 illionen Mark schätzen kann. Ueberhaupt aber fehlt dem Reiche noch immer jede Einnahmequelle, welche ohne eitraubende und schwierige Systemsänderung in Zeiten der Noth ele n en nn, wäre nach Maßgabe des Bedarfes und einfacher gesetz= licher Anordnung. In Summa, das Ziel der Selbständigkeit des Reiches auf finanziellem Gebiete ist noch nicht erreicht.

Nicht besser ht es um das andere Ziel der Herbeiführung einer befriedigenden Gestaltung der Finanz und Steuerverhältnisse in den Einzelstaaten. war ist denselben der größere Theil der neuen Mehr⸗ einnahmen des Reiches materiell zugleich zu gute gekommen als eine entsprechende Entlastung ihrer Budgets; aber eine befriedigende Ge⸗ staltung der letzteren ist damit noch keineswegs möglich geworden. In Preußen ist für das laufende Jahr zum ersten Mal wieder ein Etat, der ohne Anleihen balanzirt, zu Stande gekommen, aber auch hier doch nur mit Hülfe eines sehr großen schwerlich so wiederkehrenden Ueberschusses von einem Vorjahre, doch auch hier nur unter Zurückstellung vieler dringender Bedürfnisse, wie in den Motiven des vor wenigen Tagen im Abgeordnetenhause verhandelten Verwendungsgesetzentwurfes ausdrücklich hervorgehoben wurde, und auch hier erst mit einem Steuer erlasse von etwa 390 Millionen Mark. Aehnlich unbefriedigend steht es in den meisten übrigen Staaten. .

Ganz unerreicht noch sind die Ziele der Steuerreform bezüglich der mit ihr verfolgten Absichten zu Gunsten der Kommunen. Wie hier der Schuh drückt, das ist allgemein bekannt, und ich darf mich füglich enthalten, darauf näher einzugehen. e

Ein hochangesehenes Mitglied dich Hauses, praktisch und weit · hin und scharf zu sehen gewohnt, hat erst vor wenigen Tagen, im preußischen Abgeordnetenhause, ohne Widerspruch von irgend einer Seite, Folgendes gesagt:

Waß dann die Erleichterung der Kommunen betrifft, so hat es ja nicht den geringsten Zweifel, daß wir Alle hier im Hause darüber einverstanden sind, daß die Kommunallasten nahezu unerträglich und unerschwinglich werden; und wenn die Regierung die Tendenz verfolgt, hier eine Erleichterung eintreten zu lassen, so haben wir diese Tendenz auf das Dankbarste anzu⸗ erkennen und sie in vollem Maße zu .

Trotz solcher ,,, trotz der offen zu Tage liegenden Thatsache, daß die Ziele der begonnenen Reform bei Weitem noch nicht erreicht sind, ist bei Manchen die Neigung, die Bereitwilligkeit zur Mitwirkung an der ferneren Verfolgung dieser Reform unver⸗ kennbar geringer geworden oder gar ganz , . ohne daß be⸗ stimmte sachliche Motive dafür klar erkennbar geworden wären und also hier diskutirt werden könnten. Eine Art der Gegnerschaft gegen die ortführung der begonnenen, Steuerreform aber kann und muß ich von Neuem und nachdrücklich hier bekämpfen, weil sie mit ebenso unbegründeten wie deutlich ausgesprochenen Argu⸗ mentationen auftritt. Ich meine, die Gegnerschaft Derjenigen, welche der Regierung den Vorwurf,. machen, daß die bisher bewilligten Mittel nicht der erklärten Absicht, nicht der n ren g mer, wendet seien, daß die Mehreinnahmen den volksfreundlichen Zielen der Reform entfremdet worden seien, daß die Regierung bezügliche Versprechungen nicht erfüllt habe, und welche hierauf, den Zweifel stützen, daß es auch in der Folge mit weiteren Bewilligungen nicht anders gehen werde. Kann man wirklich mit irgend einem Grunde den verbündeten Regierungen oder einer von ihnen solchen Vorwurf, solchen Zweifel entgegenhalten und damit ihre besten Absichten, ihr loyales Vorgehen vor dem Lande diskreditiren? Könnte man nicht viel eher fragen, ob nicht für die in einem besonderen Sinne so be— zeichneten volksfreundlichen Ziele der Steuerreform beispielsweise in Preußen sogar schon viel mehr geschehen sei, als irgend erwartet und verlangt werden konnte, indem man dort schon zu Steuererlassen schritt, während noch der Haushalt nur mit Anleihen gedeckt werden konnte? .

Jedenfalls wird bei Erhebung solcher Vorwürfe und Zweifel in ganz ungerechtfertigter Weise ignorirt und unterdrückt, daß das erste Ziel der Steuerreform die Herbeiführung eines soliden Finanzzustandes im Reiche und in den Einzelstaaten war und bleiben mußte, die Be⸗ schaffung der nothwendigen Deckungsmittel für die nothwendigen Ausgaben, und es wird zweitens dabei in ebenso unzulässiger Weise leicht und geflissentlich darüber hinweggegangen, daß diese ganzen neuen Einnahmen nicht ohne die ausdrückliche Zustimmung der Volks- vertretung haben verwendet werden können und verwendet worden sind. Gerade darum, sollte ich meinen, müßte das überaus Bedenk⸗ liche und Mißliche solcher Angriffe selbst auf den Seiten empfunden wer—⸗ den, von denen sie bisher stets ausgegangen sind. Denn, meine Herren, könnten diese Angriffe Erfolg haben, den Erfolg eines ent⸗

sprechenden Glaubens in weiteren Kreisen des Volkes, so würde daran nothwendig eine üble Rückwirkung nicht blos guf die gegenwärtige Regierung und auf die eine oder andere politische Partei resultiren, nein es würde nothwendig unsere ganze parlamentarische Institution damit discreditirt werden. Wohin kann in Zeiten tiefen Friedens, ungestörter Funktionirung aller politischen Organe, wo von Konflikten, Ver⸗ fassungsbruch oder dergleichen Niemand etwas gesehen oder gehört hat, wohin kann, frage ich, in solcher Zeit das Geld kommen, welches das Reich und die Einzelstaaten einnehmen? wo andershin, als dahin, wohin seine Verwendung auch die Volksvertretung für nothwendig erkannt, gebilligt, gewollt hat? Darum sollte mit solch einem Vor wurf, mit solchem Zweifel Niemand kommen. Unser Volk müßte seine eigenen politischen Institutionen gar nicht mehr kennen, müßte nur noch an eine große geheimnißvolle Wirthschaft hinter den Coulissen glauben, wenn es mit solchen Mitteln dem Gedanken der Reichssteuerreform, der darin allein bethätigten y sein eigenes Bestes abwendig gemacht werden könnte. Darum sind auch die verbündeten Regierungen einmüthig in der Meinung daß der betretene Weg nicht aufzugeben, sondern mit aller Kraft, womöglich bis zur vollständigen Erreichung des Zieles verfolgt werden muß, und ihre Mehrheit erkennt in der dem Reichstage vorgeschlagenen Einführung des Tabackmonopols den bedeutsamsten und besten Schritt dazu, der jetzt zu machen ist. .

Die Zustimmung zu der Einführung des Tabackmonopols in der besonderen Gestalt, die es nach der Vorlage haben soll, wird Ihnen angesonnen, . ;

weil damit ohne Schädigung des beimischen Tabackbaues, viel- mehr unter Schonung und Förderung 1 ohne wesentlich

rößere Belastung der Konsumenten, insbesondere obne Mehr⸗ elastung der Konsumenten in den unteren Klassen der Be⸗

1882.

nisse des Werthes gestattenden Form eine Einnahme vom Taback er- zielt werden kann von ca. 163 Millionen Mark, das ist etwa 118 Millionen Mark mehr als mit der jetzigen Besteuerung nach dem Gesetze von 1879 überhaupt zu erzielen sein dürfte;

weil mit dieser großen Mehreinnahme die finanzielle Selbst⸗ ständigkeit des Reichs voll und ganz zu erreichen ist und zugleich eine wesentlich befriedigende Gestaltung der Finanz und Steuerverhältniffe der Einzelstaaten wie der Kommunen bereits ermöglicht wird;

weil diese w demnächst nicht blos ein regelmäßiges natür⸗ liches Anwachsen ihres Erträgnisses hoffen läßt, sondern auch fwas von Anfang an, schon bei den Heidelberger Ministerkonferenzen mit für das Wesentliche erachtet wurde) ohne vorgängige zeitraubende und schwierige Aenderungen des Systems, ohne neue erbitterte Kämpfe mit einer naturgemäß auf das Aeußerste widerstrebenden Industrie der Gesetzgebung, nicht der Verwaltung, die Möglichkeit gewährt, in Zeiten des Verlustes oder des Niederganges anderer Einnahmequellen oder ganz besonders großer Ausgaben für das Reich eine dem Bedürfnisse folgende Einnahme zu beschaffen, noch wesent⸗ lich höhere Erträge von dem Taback zu gewinnen, als jetzt und für absehbare Zeiten erforderlich und in Aussicht genommen ist.

Diese dem ganzen Velke in fühlbarster Weise zu Gute kommen⸗ den Vortheile werden von den verbündeten Regierungen für eben so gewiß als werthvoll erachtet und haben sie in sorgfältiger Erwägung dazu geführt, die Uebelstände, welche mit der Einführung des Mo⸗ . verbunden sind, als weit zurückstehend, als unmöglich hindernd zu erkennen.

Also, daß die Einführung des Monopols auch mit Uebelständen verbunden ist, ist keinen Augenblick verkannt worden, wird nicht in Abrede gestellt, und ich werde selbst gleich auf diese Uebelstände näher eingehen. Zuvor aber möchte ich der üblen Seiten gedenken, welche das Monopol haben soll, in Wahrheit aber nicht hat. ; Da wird dem Monopol zuerst also vorgeworfen, es würde die übelsten politischen Folgen haben. Es werden die Tabackbauer, die Tabackarbeiter, die Beamten und Agenten der ,, die zahlreichen Verschleißer vorgeführt, es wird deren vollständige Ab⸗ hängigkeit von der Regierung demonstrirt, und der vermeintlich un⸗ widerlegliche Schluß gezogen, daß nun die Regierung im Tabackmono⸗ pol ein neues weithin reichendes Mittel gewinnen würde zur Beein⸗ flufsung der Wahlen, zur Bzeinflussung der Zusammensetzung der po⸗ litischen Körperschaften im Reiche und in den Staaten, und daß die Regierung auch von diesem Mittel im weitesten illoyalsten Maße zur Erschütterung der Grundlagen unseres konstitutionellen Lebens Ge⸗ brauch machen würde. Man könnte die Erweckung solcher Besorg⸗ nisse begreiflich finden, wenn wir uns noch in den Anfängen unseres konstitutionellen Lebens befänden, wo man mit solchen Bildern wirk⸗ lich schrecken konnte; aber wir haben doch in der That eine genug lange Erfahrung hinter uns, in der Jeder hat sehen können und also. weiß, daß auch die Angestellten und Beschäftigten in den großen, bisher schon vorhandenen Staatsbetrieben, abgesehen von der einen oder anderen bedauerlichen Ausnahme, der ebenso bedauerliche Ausnahmen in Folge der Abhängigkeit von Privaten gegenüberstehen, daß, sage ich, die in allen . Staatsbetrieben Angestellten und Beschäftigten ihr Wahlrecht vollkommen frei und unbehindert haben ausüben können, daß auch diesen Personen gegenüber kein anderer als der allen Staatsbürgern gegenüher mögliche, sehr geringe Cinfluß der Regierung hat geübt werden können und geübt worden ist. Daher glaube ich, es wird dieser Einwand in weiten Kreisen unmöglich ver⸗ fangen. Das ganze Beamtenwahlrecht wäre damit verurtheilt und ich füge hinzu, daß solche Dinge mit der Vorlage selbstverstaͤndlich so wenig beabsichtigt wie praktisch davon zu y sind.

Ein anderer unzutreffender Vorwurf geht dahin, daß die Lage der Tabackarbeiter unter dem Monopol eine sehr viel Üüblere und gedrücktere sein wird, ganz abgesehen zunächst von der Re⸗ duktion ihrer. Zahl. Freilich, meine Herren, wird der wegen erheblicher, nicht zu bessernder Mängel in seiner Person entlassene Arbeiter, der jetzt vielleicht immer wieder an einer anderen Stelle sein Unterkommen in der Tabackindustrie finden konnte, künftig, wenn eine einheitliche Monopolverwaltung besteht, schwerlich ebenso leicht ein anderes oder erneutes Unterkommen darin finden; aber dieser mangelhafte Arbeiter ist doch unmöglich der Maßstab für die Beur⸗ theilung der Sache, der kann doch nur hergenommen werden von der Lage der durchschnittlichen, genügenden und deshalb nicht zur Ent— lassung wegen persönlicher Gründe kommenden Arbeiter. Daß aber die Lage dieser doch die Regel bildenden Arbeiter im Allgemeinen im Staatsbetriebe eine viel bessere, gesicherte und glücklichere ist, als in den Privatbetrieben, wird, glaube ich, ernstlichen Zweifeln kaum unter⸗ zogen werden können. Abgesehen von dem, was unter günstigen Um-⸗ stäͤnden einzelne Unternehmer über das durchschnittliche Maß hinaus für das Wohl ihrer Arbeiter thun können und erfreulicher Weise selbst weit darüber hinaus thun, kann ja die Privatindustrie der Natur der Sache nach hier gar nicht erfolgreich mit dem Staats⸗ betrieb konkurriren, und die Vorliebe, mit der der Arbeiter selbst den Staagtsbetrieb aufsucht, und der Werth, den er auf, den Verbleib in, demselben legt, sind der beste Beweis dafür, daß man nach dieser Seite hin eine Diskreditirung der Sache ohne Grund versucht. Auch die Tabackarbeiter, die demnächst in die Regie übergehen werden, werden nicht finden, daß ihre Lage eine üblere oder gedrücktere geworden ist. . l

Ein weiterer unzutreffender Vorwurf geht dahin, daß die Lage der Tabackbauer eine üblere und gedrücktere werden müsse. Wenn überhaupt, so kann dieser Vorwurf am wenigsten gegenüber den Be—⸗ stimmungen aufrecht erhalten werden, welche die Vorlage darüber bringt, Die Beschränkungen und Kontrolen, die schon mit dem jetzigen Gewichtssteuersystem nothwendig verbunden sind, haben natürlich nicht beseitigt werden können, aber es ist auf das Sorgfältigste vermieden worden, etwa zu Gunsten der Monopolverwaltung irgend eine Er⸗ weiterung derselben herbeizuführen, es ist auf das Sorgfältigste das Bestreben darauf gerichtet worden, jede mögliche Garantie dem hei⸗ mischen Tabackbauer für einen unverminderten und lohnenden Fort- bestand zu geben, und die staatlichen Interessen, das eigene Interesse der Monopolverwaltung und das Interesse der Tabackbauer gehen darin so sehr Hand in Hand, daß garnicht an diesem Erfolg gezwei⸗ felt werden kann, daß die Ueberzeugung hiervon auch täglich im Lande mehr an Boden gewinnt. . ; ö

Einer der bedenklichsten Vorwürfe. wenn er begründet wäre, wäre der, daß das Tabackmonovol nicht den vorausgesetzten Ertrag liefern werde, daß sein wirklicher Ertrag weit hinter dem geschätzten Ertrag zurückbleiben werde, sich vielleicht auf nur wenige Millionen über den Ertrag der jetzigen Tabacksteuer belaufen würde, denn so weit gehen bereits gegnerische Berechnungen. Dieser Punkt, einer der wichtigsten der Vorlage, kann seiner Natur nach hier in der Ge⸗ neraldiskussion unmöglich genau erörtert und zum Augtrage gebracht werden. Ich beschränke mich daher einstweilen auf die Bemerkung, daß alle gegen die Berechnung bisber bekannt gewordenen Einwendungen genau und eingehend epyrüft worden sind. daß auch die Grundlagen der x Berechnungen unabhangig davon von neuem und wiederholt 122 geprüft worden sind, und daß das Ergebniß bisber nur eine Besestigung in der Ueberzeugung

ewesen ist, daß wir nach einigen Jahren der Einrichtung und deg ebergangg die vorausgesetzte Cinnahme von 163 Millionen Mark aus dem Tabackmonopol in der That haben werden.

völkerung, in einer tbatsächlich die Besteuerung nach dem Verhält⸗

Wenn ich nun noch der Besorgniß gedenke, d die Bewilligung des Tabackmonopols bald das Verlangen nach ähnlicher Verslaat⸗