— Ueber den Saatenstand in Polen schreibt man dem Fr. *. unterm 3. Mai; Der Witterungs verlauf der jweiten Hälfte des Monats April war für die Wintersaaten sehr förderlich. Die⸗ selben baben in säãmmtlichen Gouvernements des Königreichs einen so guten Stand, wie es seit Jahren nicht der Fall war. Man sindet Roggenfelder, die Aehren von 8 bis 10 em haben. Ueberall ist der Stand recht dicht, nur wenige Landleute klagen, daß der frühere Frost den Saaten etwas geschadet habe; diese Klagen treten aber nur ver= einzelt und größtentheils im nördlichen Theil des Landes auf. Die Sommerung, welche überall bestellt ist. zeigt einen kräf⸗ tigen Stand und dieselbe ist so weit vorgeschritten, wie man sie sonst Ende Mai zu sehen pflegt. Die Kartoffelfelder bieten überall einen guten Anblick dar und die Aussichten sind bei weiterem günstigen Wetter vielversprechend. Raps und Rübsen haben von Froft nicht elitten und dürfte der Rübsen in den nächsten Tagen zu blühen an— angen. Im nördlichen Theil des Landes, wo man glaubte, daß der Frost den Obstbäumen einigen Schaden zugefügt hätte, stellt sich jetzt heraus, daß dieselben gänzlich verschont geblieben find. Von Mãuse⸗ fraß ist nichts wahrzunehmen.
Gewerbe und Handel.
Nach einer Veröffentlichung in der italienischen. Gazzetta ufficiale vom 10. Mai, er. soll von der Verwaltung der Königlichen Gensd armerie Legion in Rom, Piazza del Popolo, am 25. Mai er., Vormittags 10 Uhr, die Lieferung von Silberschnur, Seidenborte, Fransen, Schulterstücken (Epaulettes) mit und ohne Fransen, Sterne (Chargen ⸗Abzeichen) in Seide und Tuch, Handschuhe u. f. w. im Ge—⸗ sammtbetrage von 46281 L. im Submissionswege vergeben werden. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Srf und Stelle einzusehen. . .
Nach einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta ufficiale“ d. d. Foggio, den 9. Mai, soll die von der dortigen Präfektur auf den 8. Mai d. J. anberaumt gewesene und damals erfolglos ge bliebene Submission auf Eichenschwellen im ungefähren Be— trage von 55 000 L. am 29. Mai d. J,, Mittags 13 Uhr, dort
wiederholt werden.
— Ucber den Berliner Wollmarkt schreibt die Zeit⸗ schrist Die Wollengewerbe' Folgendes: Die nach dem Ror— porationsstatut der Kaufmannschaft von Berlin eingerichtete zKommission der Interessenten des Wollhandels“ hielt Ende April unter dem Vorsitz des Aeltesten der Kaufmannschaft Richard Hardt“ eine Sitzung ab. Erster Gegenstand der Erörterung war die Frage, wo der Wollmarkt, für welchen der bisherige Platz kontraktlich nur noch für das laufende Jahr gesichert ist, in Zukunft hin verlegt werden soll. Nach Erörterung einer Reihe verschiedener Vorschläge, welche behufs genauerer Prüfung einer kleinen Subkom— mission überwiesen wurden, einigte man sich dahin, daß die Behörden zunächst ersucht werden sollen, ihre Beschlüsse über die Auswahl des zukünftigen Wollmarktplatzes nicht früher zu fassen, als bis die Interessenten sich mit ihren Wünschen geäußert haben würden.
Weiter erwog die Kommission, daß es für den bevorstehenden Wollmarkt im Interesse der Produzenten fowohl als der Händler und Fabrikanten dringend geboten sei, an der feit mehreren Jahren bereits von den Aeltesten der Kaufmannschaft anerkannten Usance festzuhalten, nach welcher auf dem Berliner Wollmarkt nur Retto— Tara, also mit Vergütung des wirklichen Sackgewichts gehandelt werden soll. Die Kommission erachtet es deshalb für geboten, die Produzenten von Wolle darauf hinzuweisen, daß es sich zur Er— leichterung des Geschaͤftsverkehrs für sie empfehlen würde, das Gewicht jedes einzelnen leeren Sackes mit deutlicher Schrift auf demselben zu vermerken. Außerdem erinnert die Kommission daran, daß das Aeltesten⸗ Kollegium der Berliner Kaufmannschaft am 3. April 1881 an den gn Minister für die Landwirthschaft eine Denkschrift über die
ißstände gerichtet hat, welche den deutschen Wollhandel schädigen. In dieser Denlschrift ist neben der Festhaltung der Bedingung Nettotara beim Wollhandel insbesondere verlangt:
l möglichst gute Wäsche und sorgfältige Trocknung der Wolle,
2) Verwendung glatter, festgedrehter, nicht Über Nothwendigkeit
starker und langer Schnüre,
3) Benutzung glatter, hachelfreier Säcke,
4) Absonderung aller abweichenden Gattungen, als Schmutz ⸗,
Sterblings⸗“, Kreuzungs- und Waschwolle.
Da. der Herr Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten die vorerwähnte Denkschrift der Aeltesten' der Kaufmannschaft nach Inhalt einer Benachrichtigung vom 19. Mai 1881 den Vor⸗ ständen sämmtlicher landwirthschaftlichen Provinzial⸗ und Central— vereine mit der Aufforderung zugefertigt hat, die Aufmerksamkeit der Wollproduzenten auf die darin geschilderten Mißstände zu lenken und nach Möglichkeit auf deren Befeitigung zu wirken, so' glaubte die Kommission sich der Hoffnung hingeben zu können, daß die deutschen Wollproduzenten durch Vermeidung der gedachten Mißstände das ihrige dazu beitragen werden, um der deutschen Wolle diejenige bevor⸗ zugte Stellung wieder zu erobern, die fie in früheren Jahren trotz überseeischer Conkurrenz eingenommen, und wesentlich nur infolge der bezeichneten Mißstände verloren hat.
— Die Liquidatoren der Thüringischen Bank haben, wie die ‚B. Börs. Ztg. meldet, beschlossen, eine neue Quote im Betrage von 40 S6 pr, Aktie zur Auszahlung zu bringen, so daß nach Ab⸗ hebung dieser Summe dann auf jede Aktie 831 so zurückge zahlt sein werden. Die Auszahlung erfolgt vom 20. d. M. ab.
— In der Generalversammlung der Lebens versicherunat—⸗ gesellschaft zu Leipzig wurde die Jahresrechnung für 1881 einstimmig genehmigt. Dieselbe ergiebt bei einem Jahresgewinn von 1L624525 M und einer Erhöhung des Gesammtüberschusses auf 6 844 S65 „ eine Dividende für das Jahr 1883 von 39 ½ der Jahres prämie bezw 30½ der Summe der gejablten Jahres prämien, sowie 1IGο der Summe der gezahlten Zusatzprämien für abgekürzte oder gemischte Versicherungen. Ben Aussteuer oder Kinderversiche⸗ rungen wird eine Dividende von 1,430 9 der Reserve regulativmäßig gutgeschrieben und dem Kautiontdarlehng verband der Gesellschaft n 1883 1230½ der 1877 gezahlten Gewãhrleistungsbeiträge zu gute.
— Dem 1881er Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft für Boden- und Kommunalkredit in Elsaß⸗Lothringen ist zu entnehmen, daß das Resultat des Geschäfts jahres 1881 im Wesentlichen zufriedenstellend war, obschon es hinter demjenigen des Jahres 1889 zurückleibt; von Verlusten ist das Institut verschont eblieben. Die Hypothekenabtheilung hat sich gut fortentwickelt, in⸗ em ca. 4900 000 M neue Hypotheken abgeschlossen wurden Neun Expropriationen waren zu veranlassen, durch welche die Forderungen der Bank bedeckt wurden. Im Laufe des Jahre emittirtfe die Bank L000 M 40ꝭ Pfandbriefe und ebenso viel 4 * Kommunal⸗ Obligationen; die Verwaltung der öffentlichen Gelter (tante depositen⸗ Abtheilung) hat ihre Geschäfte reglementsmäßig und in ge—⸗ wohnter Weise besorgt. Der Totalumsatz sämmtlicher Abtheilungen
des Instituts belief sich auf 1915 87s 55 4 gegen 1175 577 355 im Jahre 1880. In der Hypothekenabtheilung gingen im Laufe des Jahres 327 Hypothekengesuche mit zusammen * 45168 „S ein, da⸗ von wurden 198 Gesuche mit 3976 551 genehmigt, während 105 abgelehnt und 24 jurückgezogen wurden. Die Kapital Rückzahlungen betrugen J82 752 99 Ez verblieb nde 1881 ein Saldo von Hypothekendarlehen von 14425 524 M An Zinsen wurden 5632 1624 vereinnahmt. Gemeindedarsehen wurden 351 in Elsaß⸗ Lothringen mit 1161 606ä1 M und 43 in diversen deutschen Städten und Gemeinden mit 1 159 860 abgeschlossen. In der Abtheilung für die Verwaltung von öffentlichen Geldern Staats depositen ·˖ Abthel⸗ lung) betrug der Jahresverkehr 4 4927423 MS, hierzu Zinsensaldo mit 1339980 , macht 45 832 404 M Der Bestand der binterlegten Werthpapiers beträgt 36 4 154 4 Der Wechsel verkebr der Finanz ahtheilung belief sich auf ein Total von 21 3537 Wechseln mit 123917 349 6 (auf Straßburg für 35 355 835 M) im Eingang und 20 348 Wechseln mit 111219791 M (auf Straßburg für 20 769957 8 im Ausgang; es verbieibt fomit Ende 1881 ein Bestand von 158698 Wechseln mit 17 697 558 4
schnittsbetrag der Wechsel stellt sich auf 9141 4 An Effekten gingen ein 89 971 221 46, aus gingen 38 311596 4; bleibt Bestand 12 6559 625 66. Der Conto-Corrent⸗Verkehr figurirt in den Büchern mit einem Debet von 230 183070 4 und mit einem Kredit von 200 489 013 M Der Jahresumsatz des Cassa⸗Contos beläuft sich im Eingang auf 576 983 85 M und im Ausgang auf. 376 650 29 , Es war mithin am 31. Dezember 1881“᷑ ein. Baarbestand (inkl. Guthaben bei der Reichs bank) von 332 755370 4 vorhanden. Das Reservefondskonto schloß im Vorjahre mit 301 487 ½ ab. Hierzu treten nach dem Vorschlage der Direktion: o/ vom Reingewinn von 298 917 60 — 14 5 6, ferner 19 0/0 des Ueberschusses von 43971 4 — 4397 M Mithin erreicht das Reservefondskonto eine Höhe von 320 830 S6 Von dem ben angeführten Ueherschuß entfallen ferner 5 /o — 2198 6 an den Aufsichtsrath und weitere o/ an die Direktion, schließlich 24 000, Foo Superdividende, in Summa 32 794 6 Es verbleibt mithin ein auf neue Rechnung vorzutragender Ueberschuß von 11177 4
Dortmund, 15. Mai. (Ess. tg) Auf dem EGisenmarkt ist die längere Zeit geplante und nunmehr, zum Abschluß gelangte Stabeisenkonvention, wie auch die Konvention der Puddeleisen ˖· Pro duzenten von besonderer Bedeutung, da von diesen Maßnahmen eine größere Stetigkeit in den Preisen zu erwarten ist. Die Produktiong⸗ einschränkung in Puddeleisen kann sich der Natur der Sache nach erst nach längerer Zeit fühlbar machen und ein Anziehen der Noti⸗ rungen bewirken, durch Fixirung des Minimalpreises auf 62 4 pro Tonne ist aber schon jetzt einem weiteren Sinken der Preise vorgebeugt. Da Luxemburger Roheisen ebenfalls die Konventions⸗ preise behauptet, so kann eine günstige Beeinflussung des Walzeisens nicht ausbleiben. In Stabeisen, das längere Zeit ver—⸗ nachlässigt, gewesen, scheint sich eine kleine Belebung anzubahnen, da sich die Anfragen und Bestellungen, wenn auch vorläufig nur kleinerer Posten, mehren. Bemerkenswerth ist, daß die Walzwerke meist sehr stark besetzt und daher nicht in der Lage sind, kurze Liefer⸗ fristen zu bewilligen. Bezügliche Aufträge werden, wie wir aus Ge— schäftsbriefen verschiedener Werke erfehen, wegen Ueberbürdung ab⸗ gelehnt. In, Feinblechen ist ebenfalls eine kleine Besserung in der Nachfrage eingetreten, wozu der größere Bedarf der Verzinkereien beigetragen haben mag, bei denen wiederum mehr Bestellungen auf verzinkte Bleche zu Bedachungen ꝛc. eingegangen sind. In schweren Blechen für den Schiffsbau und zu Dampfkesseln ist der Bedarf auf dem frühern Niveau geblieben und sind die Notirungen daher auch unverändert fest geblieben. Ebenso ist Fagon⸗ eisen in großer Nachfrage geblieben und sind namentlich Träger so stark begehrt, daß der Bedarf nur mit Mühe gedeckt werden kann. In Stahl hat sich die Nachfrage zwar verringert und auch in Eisenbahnmaterial ist es für den Export ftiller geworden, aber die vorliegenden Aufträge sind so belangreich, daß sie noch sür längere Zeit volle Beschäftigung bieten. An ausstehenden Submissionen ist die der rechtsrheinischen Staatsbahn auf Lieferung von 8807 t Flußstahl⸗ schienen, 755,65 t Flußstahllaschen, 65 t Laschenschrauben aus sehnigem Eisen. 12 609 Sprungringen, 325 t Querschwellen aus Flußeisen oder Schweißeisen, 191 1 Klemmplatten, 173 t Hakenschrauben. 516 960 Stück Sprungringen bemerken werth. Die belgische Regierung hat ferner die Lieferung von 23 009 t Stahlschienen ausgeschrieben, und die Reichs⸗ eisenbahnen stellen die Lieferung von 300 Radreifen für Lokomotiven, 169 dto für Tender, 1200 dto. für Wagen, sammtlich aus Flußstahl und 200 Radreifen für Wagen aus Flußeisen in Submission. Die Maschinenfabriken und Kesselschmieden, fowie die Waggonfabriken sind, fortwährend lebhaft beschäftigt, und auch die Brückenbau— Anstalten haben in der jüngsten Zeit etwas mehr Bestellnngen, zum Theil aus dem Auslande, erhalten. — Im Kohlengeschäft ist ein für die gegenwärtige Jahreszeit sehr bedeutender Absatz an Industrie⸗ kohlen und Koke zu konstatiren. Der Kohlenverkehr hat sich wesent⸗ lich in Folge des besseren Wasserstandes belebt und dürfte vom 1. Juni ab, an welchem Tage die billigeren Frachtfäßze vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Bergbaubezirk durch den St. Gotthard⸗Tunnel nach Italien in Kraft treten, noch größere Dimensionen annehmen.
Wien, 16. Mai. (W. T. B.) Die heutige Generalversamm⸗ lung der ungarisch⸗galizischen Eisenbahn genehmigte den Geschäftsbericht für 1881. In Gele des Wegfalls der bedeutenden Getreidetransporte haben dle Einnahmen gegen das Vorjahr 1880 um 111 678 Fl; abgenommen, wogegen sich die Ausgaben um 25 298 Fl. verringerten. Die Betriebsrechnung schließt mit einem Verlustsaldo von 1I7 939 Fl. wovon 92 8643 Fl. auf die galtzische und 25 996 Fl. auf die ungarische Linie entfallen. Durch den Verkauf der im Besitze der Gesellschaft befindlich gewesenen eigenen Prioritäten 11. Emission zum Course von 909,25 und das Abstoßen sämmtlicher schwebender Schul⸗ den ist die volle Baarzahlung der Aktiencoupons vom I. Juli 1881 ab ermöglicht worden. Die Betriebsergebnifse von 1883 sind gün⸗ stiger, da bis Ende April 64 600 Fl. mehr als bis zu derselben Zeit im Jahre 1881 eingenommen worden sind.
Rotterdam, 158. Mai. (W. T. B.) Die heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ auktion eröffnete fuͤr Nr. 1 zu 316 A 31, Rr. 4 360 2 30, Nr. 5 30. Nr. 6 304, Nr. 7 321 à 357, Nr. 8 31 à 314, Nr. 9 296 à 293, Nr. 10 293, Nr. 11 27 à 27t, Nr. 12 73 à 274. London, 16. Mai. (W. T. B.) In der beute eröffneten er rr kien war gute Nachfrage zu Schlußpreisen der letzten Auktion.
Liverpool, 16. Mai. (W. T. B.) Bei der heute eröffneten Wollauktion wurden 20 300 B. angeb olen. Es herrschte gute Nachfrage zu den ungefähren Preisen der Märzauktion. New⸗JYJork, 15. Mai. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver—⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 15 009, do. nach Frank⸗ reich 700, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 O00, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 55 O00, do. nach Frank⸗ reich 7J500, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents 266 Qrtrs.
Verkehrs⸗Anstalten.
Eine eigenthümliche, für Handel und Verkehr unerwünschte Er— scheinung wird durch den Tarifkrieg gebildet, den die verschiedenen transatlantischen Telegraphenkabelgesellschaften gegen einander führen. Die Vorgaͤnge dabei zerfallen regelmäßig in drei Abschnitte. In dem Zustande der Ruhe werden die Tarife ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Publikums so hoch gehalten, als dies im ausschließlich finanziellen Interesse der Gesellschaften jweck⸗ mäßig erscheint. Es folgt die Zest der Konkurrenz durch die Bil⸗ dung einer neuen Gesellschaft mit weitgehender Ermäßigung der Tarife, um einen Theil des Verkehrs an sich zu ziehen, bejiehungs⸗ weise die finanziell schwächere der Gesellschaften in die Gefahr des Verlustes jedes Ertrages zu bringen. Dann tritt die Einigung zwi⸗ schen sämmtlichen Gesellschaften ein. Die Tarife werden wieder er⸗ höht und das Spiel kann von Neuem beginnen.
Der Tarif für ein Wort zwischen den europäischen Küsten und New ⸗ Mork betrug nach bereits vorangegangenen vielfachen Schwan⸗ kungen Anfang 1880 3,75 Fr. Es bildete sich die französische Kabel gesellschaft. Der Tarif würde nach und nach herabgesetzt, zuletzt big auf 6 Ctms. vom 1. Februar 1850 ab ermäßigt. Nach Einigung der Kabelgesellschaften trat vom November i860 ab ein; Tarif⸗ erhöhung auf 250 Fr. ein. Nun drohte den Gesellschaften eine neue Konkurrenz durch den amerikanischen Unternehmer Gould. Der Tarif ging herab auf 1.25 Fr. Jetzt ist die Einigung zwischen den alten Gesellschaften und Gould erfolgt, und wir baben vom 22 Mai ab eine neue Tariferhöhung guf 256 Fr. zu erwarten.
Leider sind die betreffenden Staate verwaltungen ohne wirksamen Einfluß auf diese für alle Handelsverbälmisse sisrende Tarifände⸗ rungen, da die meisten Telegraphenkabel · Gesellschaften den sinter⸗ nationalen Telegravhenvertraͤgen nicht unterworfen sind und die ursprünglichen Konzessionen kelne Handhabe zu bieten scheinen. Unter diesen Verhältnissen wird voraussichtlich auch für den deutschen Telegraphen verkehr mit Amerifa über Emden die Erhöhung der Gebühr um eine Mark für das Wort eintreten.
New⸗JYJork, 16. Mal. B. T. B.) Jer Damburger
(auf Straßburg 5 887 999 6) sim Portefeuille. Der Durch⸗
Berlin, 17. Mai 1882.
Gleich nachdem gestern die Sitzung des Central-Comitès der Hr ien⸗ Aus stellung geschloffen worden war, zeichneten iele der Anwesenden zum Garantiefonds, zum Theil erhebliche Summen. Es gewinnt Überhaupt den Anschein, als würden den alten Freunden und Förderern des Unternehmens neue sich zugesellen. so daß der neue Garantiefonds noch höher sein wird als der bis herige. Der geschäftsführende Autschuß tritt unverzüglich in Be—= rathung über die dem Central⸗Comite zu machenden Vorschläge be⸗ züglich der Rekonstruktion der Ausstellung, und zwar leitet ihn hier⸗ bei das Priniip, das Unternehmen noch sst: muh *r auszugestalten als das bisherige und ihm eine Abrundung und Vollständigkeit zu geben, wie sie dem Vertrauen entspricht, das dem Ausschuffe allseitig entgegengebracht wird. Der Ausschuß bleibt bis auf Weiteres in
ertheilt werden wird.
Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 10. Mai 1883. Hr. stud. Weigel, als Gast anwesend, legte einige Handschriften vor, in deren Besitz er als Erbe des be⸗ kannten märkischen Historikers Samuel Buchholtz gelangt ist. Be⸗ sondere Aufmerkfamkeit erregten die von dem Kyritzer Archidiakonus Johann Buchholtz, eines , Theatrum Marchicum“, die Urgeschichte der Mark darstellend, und die von demselben bis 1626 ausgeführte Geschichte des Kurfürsten Georg Wilhelm, sowie IA. F. Gebhards in Musik gesetztes Gedicht auf das Wilsnacker Wunderblut. — Hr. Direktor Schwartz sprach über die Beziehungen des Großherzogthums Posen zur Mark, namentlich über das . der slavischen zu der deutschen Bevölkerung, wie solches aus prähistorischen und mythologischen Forschungen sich ergiebt. — Hr. Oberlehrer Fischer erinnerte an den mäͤrkischen Eulenspiegel Hans Clawert; die ganz originalen Schwänke, mit denen er sogar den Kurfürsten Joachim JI. berühren durfte, sind 1587 von dem Trebbiner Organisten und Stadtschreiber B. Krüger herausge⸗ geben worden und jetzt im Neudruck erschienen.— Hr. Legationsrath von Lindenau besprach den ersten Theil der unter dem Titer Preußen im Bundestage 1851-1859“ seit Kurzem veröffentlichten Dokumente der Königlich preußischen Bundestags⸗-Gesandtschaft, welcher damals der jetzige Fürst-Reichskanzler vorstand. Der Inhalt des Berichts war, abgesehen von dem hochinteressanten Gegenstande, um deswillen bemerkenswerth, weil der Vortragende selbst in den Jahren 1861 und 1862 Gelegenheit hatte, während einer zweimaligen dienstlichen Ver⸗ wendung zu Frankfurt am Main die dortigen Verhältnisse an Ort und Stelle kennen zu lernen.
Kürzlich hielt der Mecklenburgische Landesverein der Kaiser⸗Wilhelmstiftung für deutsche Invaliden in Schwerin seine zehnte Generalversammlung ab. Seit der im Jahre 1371 erfolgten Gründung des Vereins sind 1527 Personen mit 103 615 6 18 3 unterstützt worden. An die Kaiser Wilhelmstiftung in Berlin wurden abgeliefert 6650 „S6 Den Zweigvereinen gehörten 1881 1094 Mitglieder an. Das Vermögen der Zweigvereine be⸗ trug Ende 1881 253914 S 1 8, daz des Landes vereins 27773 M 45 , insgesammt also 51 687 9½ 46 3. Eine am . September 1881 gehaltene Landes -Kirchenkollekte lieferte 4746 M 45 43. Die Rechnung des Landesausschusses schließt für 181 in der Einnahme mit 8574 A6 5 d (inkl. des oben auf⸗ geführten Ertrages der Kollekte) ab. Verausgabt wurden 7973 (S, 80 3. . Im Jahre 1881 hat das Gesammtvermögen des Vereins durch die genannte Kollekte allerdings um 2455 S 83 I zugenommen, jedoch ist im Ordinarium eine Abnahme von 2250 SM 6 (- 4800 eingetreten. Man bewilligte daher für 1851 keine Beitragszahlung an die Centralkasse der Kaiser⸗Wilhelmstiftung. Dem Landes ausschuß ward für 1881 das Liberatorium ertheilt.
Tafel angebracht wurde.
schon seit mehreren Jahren da starb, und das Geburts Friedrich Gauß bezeichnet.
EC. Lessing ematikers Karl
Am J. und 2. Juni d. J. begeht das Großherzoglich Mecklen⸗ burgische Grenadier-Regiment Nr. Sh daz Fest seines 100 jährigen Bestehens in festlicher Weise In die erste Compagnie desselben ward kürzlich der am 9. April in Palermo geborene Prinz (Sohn des Erbgroßherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin) aufgenommen.
Vor einigen Tagen beging das landesherrliche Schullehrer⸗ Seminar für das Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin zu Neukloster in Gegenwart des Großherzogs die Feier seines hundertjährigen Bestehens. Das Seminar, welches am 26. April 1782 in Schwerin eröffnet ward, kam am 26. April 1786 nach Ludwigslust und wurde Michaelis 1862 nach Neukloster verlegt. Im Dezember vorigen Jahres zählte die Anstalt 183 Zöglinge, und zwar 72 Seminaristen und 111 Präparanden.
Das in Gr. Müritz bei Ribnitz bestehende Seehospiz für Kinderpflege wird in diesem Jahre schon am Js5. Juni eröffnet werden. — In Sch werin ist dem Kinderasyl zum Ändenken an die verewigte Herzogin Anna der Name Anna-Hofpitak beigelegt und die Erbauung eines neuen Gebäudes beschlossen worden.
In Wittenburg hat sich kürzlich ein Mecklenburgischer Reitverein gebildet, der am 10. Mal mit gutem Erfolge die ersten Wettrennen veranstaltete.
Die von uns bereits erwähnte Matintze, welche am nächsten Sonntag, Vormittags 12 Uhr, im Königlichen Opernhause zu Gunsten der Un terstützungskassen des Vereins „Ber— liner Presse“ stattfindet, erfreut sich der Theilnabme der weitesten Kreise. Die Matinée wird durch einen von Hermann Kletke verfaßten und von Frl. Clara Meyer gesprochenen Prolog eingeleitet, worauf von den ersten Kräften der italienischen Oper des Skating Rinks unter Leitung des Direktors Bimboni mit der bei der Sper beschaftigten Berliner Symphonie⸗Kapelle der zweite Aft aus Poliuto gesungen wird. Sodann gelangt von den Mitgliedern des Königlichen Schau⸗ spielhauses das Putlitzsche Lustspiel „Eine alte Schachtel? zur Auf⸗ führung, worauf die Italiener den 3. Akt aus Ernani“ zur Au
fübrung bringen werden. Weiter folgt ein komischer Vortrag in baverischem Dialekt von der beliebten Künstlerin Frl. Schoenchen vom Münchner Gärtnerplatz ⸗ Theater. Den Schluß bildet Jacobsons belustigende Posse 17335 Thlr. 221 Sar mit Hrn. Gmil Thomas in der Hauptrolle. Für dieses Stück Fat der Versasser neue Coupletẽ gedichtet, welche Hr. Kapellmeister Michaelis in Musik gesetzt hat.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition Ref se I). Deuc. W. Elsner. Fünf Beilagen
Berlin:
Postdampfer . Vandal ia“ ist bier eingetroffen.
(einschließlich Börsen · Bellage).
Permanenz, da die Aussteller Auskunft begehren, die ihnen schleunigst.
einem Oheim des Samuel, verfaßten Abschnitte
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stauts⸗Anzeiger.
M HES.
Berlin, Mittwoch, den 17. Mai
1882.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 17. Mai. In der gestrigen (11.) Sitzung setzte der Reichstag die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Unfall— versicherung der Arbeiter, in Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter fort. Der Abg.
rhr. von Maltzahn-Gültz erklärte, die Leere der Bänke des 1 könnte überraschend auf ihn wirken, wenn er nicht wüßte, daß bei ersten Berathungen wichtiger Gesetze, man häufig keinen bedeutenden Redekampf liebe, und daß die An⸗ sichten sich erst in der Kommission klärten. Von diesem Ge⸗ sichtspunkte aus sei die Leere des Hauses ein günstiges Zeichen dafür, daß die Majorität, die Wichtigkeit der Vorlage anerken⸗ nend, eine Kommissionsberathung wünsche. Der Wille, Positives auf dem vorliegenden Gebiete zu schaffen, sei bei allen Parteien vorhanden, selbst bei der gewöhnlich negirenden Partei, deren Vertreter zwar die Vorlage bekämpft, aber die Nothwendigkeit der Reform anerkannt habe. Die Frage werde nicht verschwinden, bis sie eine Lösung gefunden habe. Seine Partei werde sich wenigstens von dem Versuch einer Lösung nicht abhalten lassen durch die Einwendungen, daß seine Partei sich auf sozialistischem Wege befinde. Wenn seine Partei eine Maßregel für richtig und zweckmäßig erkannt habe, so werde sie dieselbe vertreten, möchten auch die Herren von der sozia⸗ listischen Richtung denselben Gedanken haben, die Wahrheit der Maßregel würhe dadurch nicht geringer. Auch lasse seine Partei sich nicht dadurch beirren, daß man ihr falsche Motive unterschiebe. Nicht gezwungen, wie der Abg. v. Vollmar ge⸗ meint habe, und um seiner Partei den Profit, welchen die Sozialdemokraten aus ihren arbeiterfreundlichen Bestrebungen gezogen hätten, sich anzueignen, trete seine Partei für die Ar⸗ beiter ein. An dem Beifall der Menge, deren Wünsche nicht durch Recht und Gewissen gezügelt seien, die mit Gewalt er⸗ reichen wolle, was sie mit Güte nicht erreichen könne, liege seiner Partei nichts. Dagegen aber müsse er protestiren, daß die Herren von der sozialdemokratischen Partei sich allein als Vertreter der Handarbeiter ansähen. Allen Parteien liege die Pflicht ob, das Woll der letzteren im Auge zu behalten und zu vertreten. Das Gebiet, welches seine Partei hier vertrete, sei ein so neues, daß man seine Anforderungen an die Kom⸗ mission nicht zu hoch stellen und das relativ Gute nicht zurückweisen sollte. Er sei deshalb ganz damit einverstanden, daß die Regierung bem Hause nur die Unfall- und Kranken— versicherung vorgelegt, die Invaliden- und Alter nero jguꝝg
j t hahe nun ,. dee gen och rü c egg g zum Uoschluß kamen, zumal
i vorigen Jahre gründlich revidirt und 65 33 . en . Grundlage der Berständigung geworden seien. Sympathisch sei für ihn zunüchst, daß man jetzt die gleichartigen Betriebe in , n. schaften zusammenzufassen versucht habe. 3 . 6 Einzelheiten nicht gelungen sei, werde in der Bor 14. —̃ anerkannt. Der Abg. Sonnemann habe gemeint, wei er Staat dahinterstecke, so seien dies keine wahren ,, schasten. Er hätte allerdings auch gewünscht, daß . Funktionen lieber den Genossenschaften als den ,,. ben übertragen würden. Aber die mit den Gemeindebehör zen au diesem Gebiete gemachten Erfahrungen ließen es . schenswerth erscheinen, daß die erste Organisation des Ge⸗ nossenschaftswesens n,, ,. . , en werde. Auf die Karenzzei hie nden, wichtig aber sei für ihn, daß die Arbeiter . dem Momente an, wo sie arbeitsunfähig würden, 46 der Armenpflege anheimfielen, sondern ihren ye, bekämen als ein Recht, das sie sich erworben hatten. ꝛö. . großer Tragweite sei ferner die Heranziehung oder ö us schließung der ländlichen Arbeiter von den Wohlthaten un . lastungtn dieser Gesetze. Ein innerer Grund, sie aus⸗ zuschließen, bestehe absolut nicht. Es läge darin 93 . Unbilligkeit gegenüber der Behandlung der n en Arbeiter, die sich namentlich da fühlbar machen würt . landwirihschaftlicher Betrieb und Industrie An einem a em⸗ selben Ort neben einander beständen. Diele Aussch ie n würde um so bedenklicher sein, falls der Reiche zuschuß zur An⸗ nahme gelangen sollte. Es würden die Vortheile der , den industriellen Arbeitern zu Gute kommen, während die län lichen ohne diese Vortheile zu den Lasten der 232 . rung wenigstens indirekt mit würden beitragen müssen. 6 ö wohl erscheine die Hineinziehung der land licher Ar heiter n das Gesetz zur Zeit aus rein praltischen , für ihn persönlich nicht thunlich. Man hätte es 3 mit mindestens sechs verschiedenen Hategorien ; er Behandlung zu thun. So gebe es z. B. Hofarbeiter z h. Tagelöhner, welche auf dem Gute Jahr aus Jahr ein 6 en, Naluralien bezögen, eine Kuh halten dürsten und sich al 64 einer relativ guten Lage befänden. Diese würden * Aufnahme in die Krankenversicherung am Wenigsten zufrie en sein, denn sie müßten in Zukunft zu den ö . pflegung beitragen, während sie jetzt bei den meisten uttz⸗ besitzern freie Apotheke hätten. Andere würden in org von Altentheilen versorgt, noch andere wohnten in einem . dorf zur Miethe oder seien kleine Eigenthümer, oder wohn 1 gegen gewisse Arbeitsleistung in einem Vauernhause ö gingen in der freien Zeit auf Arbeit. Alle diese e nn j erforderten eine verschiedene geben unf Ein ae e. . Jeiner Freunde erachte aber diese nicht für so durchschlagen ᷣ Er (Redner) wolle eine Grenze zwischen den Arbeitern ae e e, zonen wissen, daß man sage: verpflichtet zur , e 3. der seine ländlichen Arbeiter dauernd beschästige. 26 e kaum, daß man sich in der Kommissien hierüber 1 gen würde. Der Reichszuschuß von 25 Proz. sei ihm n ö f m⸗ pathisch. Er sei dainit einverstanden, daß die Lang 9 8 mittel ung der Rentenzahlungen ühernehme, obgle ; 2 ! schon ein kleiner Neichszuschuß enthalten sei; denn in * i Post die Renten an ihren en, rr g. zahle, un nur alle Vierteljahre die verauslagten Beträge zurücksfordere, ver⸗
dem Reiche zur Last. Er glaube kaum, wendig sei, der Industrie hier eine Tast abzunehmen. Die Motive sprächen davon, daß der Neichszuschuß ein Aequivalent dafür biete, daß die Unfallversicherung die Armenlast der Gemeinden etwas erleichtere. Dies sei fo lange nicht richtig, als die ländlichen Arbeiter von diesem Gefeßze ausgeschlossen würden. Die Belastung der Industrie würde zu Anfang eine so minimale sein, daß dazu ein Reichs zuschuß kaum nothwendig sein würde. Die Belastung werde aber nach io = 15 Jahren steigen. Es heiße in den Motiven, der Staat solle der Industrie helfen, und wenn sich später herausstelle, daß sie die Last allein tragen könne, solle die Unter stützung aufhören. Warum drehe man den Spieß nicht um? Es wäre doch rich— tiger, in diesem Gesetze auszusprechen: es werde erst dann ein Zuschuß, gezahlt, wenn sich herausgestellt habe, daß die Industrie die Last allein nicht tragen könne. Sh dieser Vorschlag durchführbar sei, wisse er nicht, der— selbe sei aber wohl diskutabel. Die speziellen Punkte würde man am Besten in einer Kommifsion erörtern können. Etwas ahsolut Vollkommenes werde feine Partei sich auch dort nicht schaffen können, darüber täusche man sich nicht, aber man hüte sich, Dinge hineinzuziehen, die noch nicht reif seien. Halte man sich an das Greifbare und Erreichbar, fo dürfe man hoffen, daß ein Werk zu Stande komme, das von dauern— dem Segen sein werde. Der Abg. Petersen bemerkte, man sei auf allen Seiten des Hauses geneigt, der Regierungsvorlage entgegen zu kommen. Er könne im Nanien seiner Partei noch einen Schritt weiter gehen und sagen, daß sie der Vorlage ohne alle Vorein— genommenheit mit Wohlwollen entgegengehe. Seine Partei werde daher bei den Berathungen in der Kommission, fur die auch seine wartei stimmen werde, immer das Ziel, welches die vollkommene Billigung, seiner Partei habe, im Auge be— halten. Bei dem Streit über die verschiedenen Wege dürfe nie das Ziel vergessen werden, das alle Parteien anstrebten, und gerade weil die, Löftng der vorliegenden Fragen mit so großen Schwierigkeiten verbunden sei, solle Nieinand sagen, daß er allein im Besitz des richtigen Rezeptes sei. Für ihn handele es sich vor allem darum, zu erreichen, daß die Arbeiter gegen alle Unfälle ge— sichert würden, daß dies in einfacherer Weise geschehe, als bisher, und Prozesse möglichst vermieden würden, daß dem Deutschen dieiche der soziale Frieden erhalten oder, wo her— selbe bereits gestört sei, wiederhzergestellt werde. Es sei der Ne—⸗ gierung um Vorwurf. hemacht worden, daß sie die Krankenkassen m. Me Mil ng. ig testen habe in er- ur Hllanrfi Vu ve die] en Vorwur ö. er nicht theilen, vielmehr sei gerade diese Kom⸗ bination geeignet, die Schwierigkeiten zum Theil zu beseitigen Besonders sei es ein glücklicher Gedanke, daß man unter Auf⸗ rechterhaltung des Grundsatzes, daß der Arbeiter sicher gestellt wer⸗ den müsse, die leichteren Unfälle getrennt habe von den schweren. Und indem man bei den Krankenkassen, zu denen Arbeitgeber und Arbeiter Beiträge lieferten, den Arbeitern dig Mitwir⸗ kung zugesichert habe, habe man zugleich das beste Mittel ge⸗ funden gegen Simulanten, da die Kameraden immer genau wüßten, ob eine Betrügerei vorliege, und ein eminentes Inter⸗ esse hätten, sie zu verhindern. Ob das Verhältniß der Bei⸗ träge richtig gegriffen sei, wolle er hier nicht entscheiden. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn nicht der Arbeiter, Jon; dern der Arbeitgeber zu zwei Drittel der Beiträge verpflichtet wäre, und weiter hätte es sich empfohlen, wenn die Arbeit— geber auch zu Beiträgen für die Fabrik- und eingeschriebenen Hülfskassen angehalten würden. Die Unfallversiche rung an⸗ langend, werde die Kommission zu prüfen haben, ob es nicht geboten sei, den Versicherungszwang auch auf die ländlichen Arbeiter auszudehnen. Unmöglich aber könnten Bestimmungen aufrecht erhalten bleiben, wie sie bezüglich der Eisen ahn arbeiter getroffen seien. Nach dem Entwurf bleibe ein Theil derselben unter 8. 1 des Haftpflichtgesetzes stehen, während die Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten, und die beim Bau von Eisenbahnen beschäftigten unter das vorliegende Gesetz fielen. Dadurch würden Mißverhältnisse geschaffen, die leicht böses Blut erregen könnten. Denn die Arbeiter, die nicht unter das Gesetz fielen, erhielten vollen Schadenersatz, während die an⸗ dern nur 662 erhielten. Was die Gewährung betreffe, so stehe der Entwurf auf derselben Grundlage wie der srühere, und diese Grundlage sei auch von der liberalen Par⸗ tei acceptirt worden. Bedenken habe seine Partei nur gegen die Weise, auf welche die Mittel für die Entschädigungen verschafft werden sollten, abweichend von der früheren Vorlage sei diesmal das Umlageverfahren in *r geg be bracht. Er habe sich nicht überzeugen können, daß dieser Weg der bessere sei. Wolle man ihn trotzdem einschlagen, so müßten die Beiträge wenigstens so erhöht werden, daß große Reserve⸗ fonds gebildet werden könnten. Den Reichszuschuß müsse er unter allen Umständen für bedenklich erachten. Seine Partei könne auf denseiben nicht eingehen, weil dem Hause die Voth⸗ wendigkeit eines solchen Zuschusses nicht nachgewiesen sei. V. Partei sage, daß die Industrie die Lasten tragen müsse, welche durch die Unfälle entstanden seien. Eine Ausnahme könnte seine Partei erst dann zulassen, wenn 95 die Unmöglichkeit nach ewiesen werde, daß die Industrie diese Lasten tragen könne. Die he um wolle für die ersten Jahre diesen Zuschuß gewähren, behalte sich dagegen für spätere Zeit eine Aenderung vor. Das umgekehrte Verfahren würde hier das richtige sein, da gerade in den ersten Jahren die Lasten für die Andustrie ge⸗ ring fein würden. Weitere Bedenken, die seine 5”* habe, seien gegen die Organisation gerichtet. Möge gu Vieles e derselben sein, was einen bleibenden Charakter habe, nu Großen und Ganzen habe sie einen zu bureaukratischen Zu⸗ schniit. Ferner müßten die Privatgesellschaften unter allen ÜUmständen aufrecht erhalten werden, in erster Linie n Gegenseitigkeitsgesellschasten, dann auch die n g e n Sie hätten das Verdienst, sosort nach dem in gige ft eingetreten zu sein, und seien auch jeht noch not 68 alle die Gebiete, die durch die vorliegenden Gesetze unberühr blieben. Noch sei ja die Frage nicht erledigt, ob dieselben sich auch auf die landwirthschaftlichen Arbeiter er recken sollten. Geschehe
daß es noth⸗
E die Versicherungegenossenschasten mit einem gewissen Kerl ell fiche daraus erwachsende Zingverlust falle
wenn man die Privatgesellschaflen einfach todt mache. Und ähnlich würde sich dies noch in einer Reihe anderer Gebiete gestalten. Seine Partei sei bereit auf eine kommissarische Prüfung der Vorlagen eizugehen, trotz der schweren Bedenken gegen den Reichszuschuß und die Beseitigung der Privat⸗ gesellschaften. Er und seine politischen Freunde würden sich freuen, wenn es gelänge, auf der vorgeschlagenen Bafis eine befriedigende Lösung zu finden. Denn in allen Kreisen habe man ein Interesse daran, daß endlich die Unfallversicherung geregelt werde. Daß die Regierung sich mit dankenswerther Mühe dieser Frage gewidmet habe, sei ein verdienstvolles Werk, er sei erfreut, daß seine Partei der Regierung mit dem Haftpflichtgesetz den Weg zu diesen n Gesetzen gezeigt
habe.
Der Abg. Grad betonte, daß in Elsaß-Lothringen die vorgeschlagenen Stiftungen zu Gunsten der Arbeiter um so wehr Anklang fänden, als die Förderer der dortigen grohen Inhustrie schon längst aus eigener Initiative ganz freiwillig mehr gethan hätten, als die vorliegenden Gesetzentwürfe über Krankenkassen und Unfallversicherung vorschrieben. Man sei durch⸗ drungen im Reichslande von der Nolhwendigkeit, den Arbeiter zu der Ueberzeugung zu hringen, daß die bestehenden Einrich— tungen derart sei, und daß der Arbeitgeber wirklich alles Mög⸗ liche leiste, so daß der Arbeitnehmer zufolge einer etwaigen Umwälzung oder Umgestaltung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sein Loos auf die Dauer nicht besser zu stellen vermöge. Eine solche Ueberzeugung einem jeden einzuprägen werde man wohl nicht können, aber es genüge schon, den Unbe— fangenen in den Stand zu setzen, zu erkennen, das bestehende Ar— beitsverhältniß und die bestehende Organifation seien solche, daß ein soziglistischer Staat dieselbe für die Gesammtheit nicht besser zu gestalten die Mittel treffen könne. Nun hätten die heutigen Vorlagen den Zweck, einige Schritte zu thun, um die berechtigten Ansprüche der Arbeiter zu befriedigen, bis die Vorbereitung weiterer Maßregeln weit genug gekommen sei, um das erwünschte Ziel allmählich zu erreichen. Er werde also dem Prinzip der Arbeiterversicherung gegen Unfälle und Krankheit unter Vorbehalt nothwendiger Ab⸗ änderung in den Entwürfen beistimmen. Die Vorredner hätten bereits auf, die hauptsächlichen Mängel in den beiden Vorlagen die Aufmerksamkeit des Hauses gelenkt. Was den Entwurf über Unfallversicherung betreffe, finde er, in den inzustriellen Kreisen seiner engeren Heimaih, daß so wie derselhe gefaßt sei, der Entwurf in der Anf guno zart Wah gie ie eK dchne Cinmischung des Stagts der freien Wohl der Arbeiter ohne Einmischung des
itiative zu überlassen. Allein wenn dem Staat die Kon⸗ ö 6 der Arbeiterstistungen übertragen werde, so müsse die Ausübung dieser Kontrole unentbehrliche Maßregeln mit sich bringen. Man habe aber dafür an sorgen, daß diese Maßregeln das nothwendige Maß nich überschritten. Bei Gelegenheit der letztjährigen Debatte über die Unfallversicherung hätten seine Kollegen aus Elsaß⸗Lothringen und er dem Versicherungszwang beigestimmt mit. Ausschluß jeder Art von Staatssozialismus. Seine Partei wolle . Aufbringung der Mittel für die Versicherung keinen Staats zuschuß, noch Beiträge von den Arbeitern. Er sei der Ansicht: die Betriebsunternehmer hätten die ganze und volle Last der Versicherungskosten zu tragen, unter der selbstverständlichen Bedingung, daß diejenigen, welche die Kosten trügen, die Ver⸗ sicherung verwalteten, daher die von den Betheiligten derselben Industriezweige gebildeten Genossenschaften — insofern die Anzahl der versicherten Arbeiter es erlaubten — nicht über die Grenzen solcher Bezirke hinaus reichen dürften, wo eine gegen⸗ seitige und direkte Aufsicht der Betriebe von den Interessenten stattsinden könne. Er habe serner sich dafür ausgesprochen, daß Betriebe, welche die nothwendige Garantie böten, unter Aufsicht des Staats, außer den Genossenschasten, zur kn. versicherung autorisirt würden. Die neue Vorlage entspre he allen diesen Bedingungen nicht. An Stelle einer Neichs per⸗ sicherungkasse trete wohl die Versicherung durch 1 schasten, aber nach dem Entwurfe hätten sämmtliche Betriebe einer Gefahrenklasse, im ganzen Reich unter sich die eit für die Unfallgentschädigungen zu tragen. Ein Spinner oder Hüttenbesitzer aus Elsaß solle zu den Entschä digungen von Unfällen in den Betrieben von Hütten besitzern oder r . in Schlesien herangezogen werden, ohne Rücicht . durch seine kostspieligen Vorrichtungen die Unfälle * ihm seltener vorkänen als bei jenem. Ferner sei die vor esch ** Eintheilung der Gefahrenklassen, nach welcher die strie He zu den Versicherungebeiträgen herangezogen werden e an ungenügend. Bei dieser Eintheilung werde die eine In . rie⸗ branche, im Verhältniß ihrer Unfälle, zu viel bezahlen m en; die andere zu wenig. Auch gebe die Den lschris zu, daß I aufgestellte Gefahrenklassenbildung von einer Reihe . ; hafter Momente abhänge, da bei Ermangelung gen 12 statistischer Erhebung eine festere Basis jetzt nicht zu f en sei, und so nach dem Gesetze die provisorische Eintheilung alle fünf Jahre einer Revision * unterziehen sein 9. Nach der Denkschrift würde bei Annahme eines , lichen Arbeiterverdienstes von 750 6 pro Jahr n . 2 Minionen Arbeiter, in Hinsicht auf die bei der Er ) ö 3 ermittelten tödtlichen und ur Invalidität führenden Unfälle die Summe der Renten 16, Mill. Mark pro Jahr . also mit rund 1500 Millionen Mark Löhne, nicht ganz 1 pro 199 gleich fiehen. Dem gegenüber bemerke er, daß gemäß seiner Aufnahme in einem Etablissement mit mehr als 20600 Arbeitern für Spinnerei und Weberei von Baumwolle, nach zehnjähriger Ermittelung, die Kostenlast für Vergütung von Unfallen mit Heranziehung der dortigen Hülfskasse nicht O, 1 pro 109 überstiegen —— ie Heranziehung der Nanlen⸗ lassen für die Unfälle während der dreizehnwöchentlichen ee n zeit sinde er abtun ge , wag bereits der Abg. Petersen dargelegt habe, jzweckmä ö und. zutreffend. That⸗ s . würden im Elsaß bei kleinen Unfällen, und auch bei den größeren die bestehenden Duülse⸗ kassen bern ge gn, Wenn nun gestern der Abg.
das nicht, so verschlechtere man entschieden die Lage der selben,
Kräcker, als Sojialdemokrat behauptet habe, die Arbeiter sollten 2 ind afs ohne . der Arbeitgeber selbst ver⸗