1882 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 May 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Rechtsanwalt Richter iͤn Lübbenau ist zum Notar im Bezirk des Kammergerichts mit Anweisung seines Wohn⸗ sitzes in Lübbenau, und der Rechtsanwalt Herzog in Quedlinburg zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Naumburg a. S. mit 2 seines Wohnsitzes in Quedlinburg ernannt worden.

M inisterium für Landwirthschaft, Do mänen. und Forsten.

Dem Thierarzt Dr. Adolf Ludwig Maria Schmidt zu Mülheim a. d. Ruhr ist die kommissarische Verwaltung der Kreisthierarztstelle des Kreises Iserlohn, unter Anweisung seines Amtswohnsitzes in FZserlohn, übertragen worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Pr. Lu— cius aus der Provinz Hannover.

j der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 21 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veroffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. Mai. Se. Majestät der Kaiser und Könäg besichtigten gestern in Potsdam, wohin Sich Allerhöchstdieselben in Begleitung Sr. Hoheit des Fürsten von Bulgarien begeben hatten, die 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, nahmen demnächst auf Schloß Babelsberg die Vorträge des General -Licutenants von Albedyll und des Oberst-Lieutenants von Brauchitsch entgegen und kehrten um 21 Uhr mittels Extrazuges nach Berlin zurück, wo Se. Majestät noch das Atelier des Bildhauers Begas besuchten.

Heute Morgen 19 Uhr, hielten Se. Majestät die große Frühjahrs-Parade über die Berliner Garnison auf dem Exerzier⸗Platze östlich der Tempelhofer Chaussee ab.

Se. Kajserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Vormittag der Besichtigung der kombinirten Ersten Garde⸗Infanterie-Brigade auf dem Born—⸗ stedter Felde bei.

. Nachmittags 2 Uhr fand bei. Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprin⸗ zessin ein größeres Diner statt, zu welchem, unter Anderen, die zu den Uebungen des Garde Corps kommandirten Königlich bayerischen Stabsoffiziere sowie das Offiziercorps des Lehr⸗ Infanterie⸗Bataillons Einladungen erhalten hatteu.

Die diesjährige große Frühjahrsparade fand heute Vormittags 10 Uhr vor Sr. , galfnd und Könige auf dem Infanterie⸗ Exerzierplatz, östlich der Tempelhofer Chaussee, statt. Außer der Berliner Garnison nahmen an derselben die in Spandau garnisonirenden Truppen⸗ theile und das Kadetten-Corps aus Groß⸗Lichterfelde Theil. Die Truppen waren im Parade⸗Anzuge mit Gepäck, die Fuß⸗ truppen in weißen Beinkleidern erschienen und waren so zeitig ausgerückt, daß sie um 99 Uhr in das ihnen vom Haupt⸗ mann von Rosenberg-Gruszczynski vom Generalstabe des Garde⸗ Corps bezeichnete Alignement einrücken konnten.

Die Parade befehligte, in Vertretung des erkrankten kommandirenden Generals, General⸗Obersten von der Kavallerie Prinzen August von Württemberg, Königliche Hoheit, der General der Kavallerie Graf von Brandenburg, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com— mandeur der Garde⸗Kkavallerie⸗Division.

Dis Paradeaufstellung zerfiel in 2 Treffen; im ersten die Infanterie, im zweiten die Kavallerie, Artillerie und der Train.

Das erste Treffen kommandirte der General⸗Lieutenant von Kleist, Commandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division. Auf dem rechten Flügel desselben stand die 3. Garde⸗Infanterie⸗ Brigade, kommandirt vom General⸗Major von Caprivi, be⸗ stehend aus den Kadetten unter Dberst von Laue, dem 2. Garde⸗Regiment z. F. unter Oberst von Wißmann, dem Garde⸗Füsilier⸗Regiment unter Oberst von Stülpnagel, Flügel-Abjutant. Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und dem 4. Garde⸗Regiment z. F. unter Oberst Graf von Roon. Flankirt wurde der Flügel von der Leib⸗Gendarmerie und den Stäben. Die weitere Aufstellung des ersten Treffens war folgende: 3. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, kom⸗ mandirt vom General. Major von Grolman, bestehend aus dem Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. I unter Dberst von Kaltenborn⸗Stachau, dem 3. Garde⸗-Grenadier⸗Re⸗ giment Königin Elisabeth unter Oberst von Stocken und dem Garde⸗Schützen⸗Bataillon unter Oberst-Lieutenant von Nickisch⸗ Rosenegk; eine kombinirte Garde⸗Infanterie⸗ Brigade, komman⸗ dirt vom General⸗Major von Olszewski, bestehend aus dem KLaiser Franz⸗Garde⸗Grenadier⸗Negiment Nr. 2 unter Oberst von Arnim und dem 3. Garde⸗Regiment z. F. unter Oberst von Kropff. Den linken Flügel bildete die kombinirte Brigade, kommandirt vom General-⸗Major von Adler, bestehend aus dem 1. Bataillon Ca rer ginn fern d h, gehe unter Major von Kettler, dem Garde⸗-Pionier-Bataillon unier Major von Kleist, dem Eisenbahn⸗Regiment unter Oberst Golz und der Lehr Compagnie der Artillerie⸗Schießschule.

Das zweite Treffen befehligte der Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, General Lientenant Bronsart

von Schellendorff.

Den rechten Flügel desselben bildete die kombinirte Garde⸗ Kavallerie⸗ Brigade unter dem Kommando des Obersten Grafen von Alten, afl r ntanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Dieselbe bestand aus dem Garde⸗ürassier⸗Regi⸗ ment unter Oberst von Ostau, dem 1. Garde⸗Dragoner⸗Regi⸗ ment unter Oberst⸗Lieutenant von Brünneck, dem 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regiment unter Oberst⸗ Lieutenant von Scholten und dem 3. Garde⸗Dragoner⸗Regiment unter Oberst Prinz Friedrich von Hohenzollern, Durchlaucht. Hieran schloß sich die Artillerie und der Train unter dem Commander ber Garde Feld Artillerie⸗ Brigade, Oberst von Körber, bessehend aus dem 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiment unier Oberst⸗

berger.

Allerhöchstwelcher

der Ausstellung mal ausgeführt Compagniefront,

Train in Zügen,

front⸗Kolonne.

Die Fahnen,

welches heute früh

Opernhause statt.

und Käräss soll

Die im

für den Monat

komplex betrachtet, getretene

lichen war) Die Einnahme b. J:; . beim

Definitivum

höher und bei

Ba

selben Zeitraume

Angaben: im höher und bei 15

Lieutenant Mauve, genannt von Schmidt, dem 2. Garde Feld

men 24 856,52 km

Die Bataillone d

Se. Majestät eine Brigade pafsirt hatten, begann die Forma⸗ tion zum Vorbeimarsch. Der Parademarsch wurde zwei⸗

im Schritt, von der Artillerie in Batteriefront und von dem

beimarsch defilirten die Truppentheile des ersten Treffens in Regiments ko onne, nur das Garde⸗-Schützen-Bataillon und das 1. Bataillon Garde⸗Fuß⸗Artillerie⸗Regiments in Compagnie⸗ r Hierbei bildeten das Garde⸗-Pionier⸗Batalllon und das Eisenbahn⸗Regiment unter Oberst Golz eine Regiments— kolonne; das Kadetten-Corps und die Lehr-Compagnie der Artillerie⸗Schießschule dagegen fielen aus. defilirte in Escadronsfront, die Artillerie in Abtheilungsfront, der Train in Compagniefront, sämmtlich im Trabe.

Regiments 3. F. und die Standarten, welche durch eine Escadron des Garde Kürassier⸗Regiments vorher aus dem Königlichen Palais abgeholt worden waren, wurden in gleicher Weise nach be— endeter Parade wieder dorthin zurückgebracht. theile hatten sowohl beim An⸗ wie auch beim Abmarsch Wege östlich und westlich der Friedrichstraße zu benutzen; nur die Fahnen⸗Kompagnie, Gensd'armerie, das Garde⸗Füsilier-⸗Regiment, Bataillon Kaiser Alexander Garde⸗-Grenadier-Kegiments Rr. 1, die 7. und 8. Batterie des 1. und das 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiment passirten die Friedrichstraße ꝛc.

Nach Beendigung der Parade formirten sich die Truppen⸗ theile zum Abmarsch und rückten demnächst unter klingendem Spiele in ihre Quartiere ab.

Das 1. Bataillon des Garde⸗Fuß⸗Artillerie⸗Regiments,

kehrte noch heute wieder nach Spandau zurück, während das 4. Garde⸗Regiment z. F. ;

ment Königin Elisabeth erst morgen per Fußmarsch dorthin rn,

eute Nachmittag 3 Uhr ist im hiesigen Königlichen Schlosse Paradediner. Die Tafelmusik wird von der Kapelle des 3. Garde Regiments z. F. ausgeführt. Anschließend hieran findet Abends eine Militärvorstellung im Königlichen

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers

Truphz, „heilen Ferliehenen Fahnen am 27. d. M. nicht wie ursprüngli Palais, sondern unmittelbar nach dem Marmorsaale des Stadtschlosses zu Potsdam stattsinden.

in Nr. 121 des „Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse 23

welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten:

r (Die preußischen Staatsbahnen und vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen sind dabei als ein Bahn⸗

e veränderte den einzelnen Verwaltungsbezirken nicht durchweg zu ermög⸗

telten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem des Vorjahres: im 29 226,84 em Betriebslänge) bei 35 Bahnen mit zusammen 2 95, 12km höher und bei 36 Bahnen mit zufammen 7268,72 km niedriger als in demselben Monate das Kilometer Betrichelänge bei 33 Bahnen mit zusammen 20 631.80 km höher und bei 23 Bahnen mit zusammen S595, 04 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebs länge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten , Angaben: im Ganzen (mit 29 226, 84 km etriebslänge), bei 39 Bahnen mit zusammen 23 258,41 km her i 22 Bahnen mit niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das. Kilometer Betriebe länge bei 37 Bahnen mit zusammen 2 932,09 Em höher und bei 24 Bahnen mit zusammen 294,75 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge] geringer, als in demselben Monate des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Januar bis Ende April d. J. ä. Seim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau— n . Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres m Ganzen (mit 29 226,84 lem Betriebslänge), , mit zusammen

nen mit zusammen 3427,39 km geringer, als in dem⸗

meter Betriebslänge bei

24473, 13 km höher und bei 18 Bahnen mit 1753,71 kim (darunter 2 Bahnen mit w . Betriebslange) eringer, als in demselben Zeitraume des ? n

er gleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen

triebelänge), bei 46 Bahnen mit ö 26 182,84 km

ringer als in demselben Jeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Vetriebelänge bei 41 Bahnen mit zusam⸗

Artillerie Regiment unter Oberst⸗Lieutenant von Balluseck, der Lehr⸗Batterie der Artillerie⸗Schießschule unter Hauptniann von Haeseler, dem Garde⸗-Train⸗-Bataillon unter Ritt:neister von Eiswaldt (für den beurlaubten Commandeur) und dem Brandenburgischen Train Bataillon Nr. 3 unter Major Steh⸗

von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit

dem Kronprinzen, Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl und Albrecht und Sr. Hoheit dem Fürsten von Zul arien begleitet war,

gleichzeitig im Ganzen gemacht und während des Abreitens

wurden zuerst die Honneurs

dann

brigadeweise präsentirt. Sobald

und zwar zuerst von der Infanterie in von der Kavallerie in halben Escadrons

gleichfalls im Schritt. Beim zweiten Vor⸗

Die Kavallerie

welche durch eine Compagnie des 2. Garde⸗

Die Truppen⸗

die Standarten-Escadron, die Leib⸗ das Füsilier⸗

per Bahn hierher befördert worden war,

und das 3. Garde-Grenadier⸗Regi⸗

die Nagelung der den neuforxmirten

bestimmt im Grottensaale des Neuen Paradedejeuner im

Reichs-Eisenbahn-Amte aufgestellte,

deutscher Eisenbahnen April d. Is. ergiebt für die 61 Bahnen,

weil durch die am 1. April v. Is. ein⸗ Bezirkseintheilung ein Vergleich bei

aus allen Verkehrszweigen war im April Vergleiche der provisorisch ermit⸗

Ganzen (mit

des Vorjahres, und auf

ermittelten Ergebnisfe des

zusammen 5968,43 km

bei 45 25 799,45 km höher und bei 16 des Vorjahres, und auf das Kilo⸗ 43 Bahnen mit zusammen

zusammen

orjahres; b. be

Ganzen (mit 29 226,843 km Ve-

Bahnen mit zusammen 304400 km ge—

l es 1. Treffens hatten in Compagniefront⸗ Kolonne, die Lehr⸗Compagnie der Artillerie Schießschule in Zugkolonne Ausstellung genommen; bei der Kavallerie fanden die Regimenter in Kolonnen in Escadrons, die Artillerie und der Train dagegen in Linie.

Bei dem Erscheinen Sr. Majestät des Kaisers,

4370,32 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende April d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1197261 200 6 G93 957 900 46 Stammaktien, 4 555 00 Prioritäts Stamm- aktien und 768 708 300 0 Prioritäts-Bbligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 40951,B78 kin, so daß auf je 1m 295 490 M entfallen.

Bei den unter Pxivatverwaltung stehenden Privat bahnen betrug Ende April d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1426457 143 3 676 697 150 6 Stammaktien, 207 455 900 s Prioritãäts⸗ Stammaktien und 643 313 5 S Prioritäts-Dbligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ w ist, 7260,54 km, so daß auf je 1 km 196 458 0 entfallen.

Wird bei einer öffentlichen Gerichtsverhand— lung von dem an der Thür des Zuhörerraums postirten Unterbeamten einzelnen Personen ohné einen triftigen Grund der Zutritt zu dem Zuhörerraum verweigert, so erscheint nach einem Urtheil des Reichsgericht s, II. Straff., vom 21. März d. de dadurch die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlung nicht beschränkt, es sei denn, daß diese ungerechtfertigte Zurück— weisung mit Vorwissen und Billigung des Richter kollegiums resp. des Vorsitzenden erfolgt ist.

Die Bestimmung des g. 107 des Strafgesetzbuchs, welcher zufolge die Verhinderung eines Deutschen, durch Gewalt oder durch Bedrohung mit elner strafbaren Handlung, in Aus— übung seiner staatsbürgerlichen Rechte zu wählen oder zu stimmen, mit Gefängniß nicht unter sechs Monaten bestraft wird, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, Il. Strafsenats, vom 21. März d. J., auch auf den Fall An⸗ wendung, in welchem Jemand einen Wähler zu bestimmen sucht, eine bestimmte Person nicht zu wählen oder zu wählen.

d S. . M. Kbt. „Hyäne“, 4 Geschütze, Kommdt. Kpt. Lt. Geiseler, traf am 15. Mai er. in Funchal (Madeira) ein und hat am 17. dess. Mts. die Reise sortgesetzt.

S. M. Kbt. „Albatroß“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv. Kpt. von Pawelsz, ist am 25. Mai cr. von Kie. nach Ply⸗ mouth in See gegangen.

Württemberg. Stuttgart, 24. Mai. Der König ist, von Vevey kommend, heute Morgens glücklich wieder hier eingetroffen und hat im Königlichen Residenzschlosse Wohnung genommen.

Baden. Baden, 24. Mai. Von dem Ober⸗Bürgermeister Gönner wurde, wie die „Karlsr. Itg.“ mittheilt, gestern das nachstehende Handschreiben des Großherzogs der Bürger⸗ schaft und Einwohnerschaft der Stadt Baden bekannt gegeben:

Mein lieber Qber-Bürgermeister Gönner!

Ich stehe im Begriffe, die Stadt Baden nach siebenmonatlichem Aufenthalte zu verlasfen. Das Gefühl der Dankbarkeit führt Mich zu Ihnen, als dem Vertreter der Bürgerschaft und Einwohnerschaft dieser Mir so werthen Stadt.

w der langen. Leidenszeit, die Ich hier zugebracht habe, wurden Mir so viele Beweise treuer und liebevoller Theilnahme dus allen Kreisen der Einwohnerschaft gewidmet, daß es Mich drängt, Meine innigste Dankharkeit dafür öffentlich kundzugeben.

ch ersuche Sie, der Vermittler Meiner Dankgefühle den vielen

enschen gegenüber sein zu wollen, die Mir in der langen Zeit

6. Prüfung ein so wohlthuendes, warmes Mitgefühl bethätigt aben.

Die Erinnerung an diese Zeit wird Mir durch die bewährte Theilnahme stets theuer bleiben. . ,

Ich hege die treuesten Wünsche sür das Wohlergehen und Auf— blühen der Stadt Baden, welche recht bald wieder aufzusuchen Mir um so willkommener sein wird, als diese herrliche Gegend mit ihrer stärkenden Luft Meine Genesung wesentlich gefördert hat.

Ich ersuche Sie, lieber Herr Sber⸗Bürg— rmeister, den Ein⸗ wohnern der Stadt Baden in den wärmsten Ausdrücken kund zu geben, wie dankbar Ich für die wohlthuenden Beweise der Theil⸗ nahme bin, welche Mir in den hier verlebten Monaten so reichlich entgegengebracht worden sind.

Schloß Baden, den 23. Mai 1882.

Friedrich.

Badenweiler, 23. Mai. (Schwäb. Mer.) So⸗ eben trafen, nach einem prachtvollen Vormittag, leider unter strömendem Gewitterregen, der Großherzog und die Großh erzogin hier ein und stiegen in dem bescheidenen, aber inmitten des Schloßgartens und im Angesichte der Burg—⸗ ruine reizend gelegenen Schlößchen ab. Ein offizieller Empfang war von dem Fuͤrsten, der in dem stillen, an⸗ muthigen Schwarzwaldbade Erholung sucht, verbeten worden.

Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 25. Mai. (Meckl. Anz) Der Großherzog ist nach einem hier einge⸗ gangenen Telegramm wohlbehalten in Palermo angelangt; die Taufe des neugeborenen Sohnes des Erbgro ßherzogs wird am 26. d. M., Nachmittags um 4 Uhr, stattfinden.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 25. Mai. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm einstimmig das heute ein gebrachte Gesetz an, wodurch die österreichische Gesellschaft des Rothen Kreuzes zur Aufnahme eines Lotterie⸗Anlehens von 6 Millionen Gulden ermächtigt wird. —— 26. Mgi. Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffent⸗ licht ein Handschreiben des Kaisers an den Grafen Beu t, durch welches dessen Bitte um Enthebung von dem Botschasterposten in Paris und Versetzung in den Ruhestand genehmigt wird. Gleichzeitig wird dem Grafen in den schmeichelhaftesten Ausdrücken für die hervorragenden Dienste, welche er dem Kaiser, dem Kaiserlichen Hause und dem Staate geleistet, die vollste Anerkennung und der Dank des Kaisers ausgesprochen.

Pest, 25. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus beendete heute die Generaldebatte über die Bedeckung des Pazifikationskredits.

Großbritannien und Irland. London, 25. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause richtete Burke heute an den Unter⸗Staats sekretär Dilke die Frage: ob diefer noch ver— sichern könne, daß die von England und Frankreich ver⸗ einbarte Politik in Betreff Egypteng die Zustimmung der Großmächte und der Pforte haben werde, ob' die Entsen⸗ dung der Flottenabtheilung nach Alexandrien von den Groß⸗

mächten und der Pforte gebilligt werde; ob Frankreich die Ent⸗

sendung türkischer Truppen nach Egypten beanstandet habe und

höher und bei 17 Bahnen mit zusammen

aus welchen Gründen? Dilke erwiderte: er würde die An⸗ frage Bourke's als Vertreter der auswärtigen Politik der

licher

Knaresborough mit 736 Wählern.

vorigen Regierung gern vollständig beantworten, aber die Beantwortung der zweiten und dritten Frage sei mit dem Staatsinteresse unverträglich. In Betreff der ersten Frage er⸗ fläre er, daß beide Regierungen fortfahren zu glauben, daß die von ihnen für zukünftige Eventualität vereinbarte Politik die Zustimmung der Großmächte und der Pforte erhalten werde. Auf eine Anfrage von Northeote ant—⸗ wortete Gladstone: das Haus werde sich morgen bis Donnerstag vertagen Zu der sodann fort gesetzten Debatte über die irische 3wangsbill nahm Par⸗ nell das Wort und erklärte, die gestrige Rede Dillons sei mißverstanden worden. Es sei nicht die Absicht Dillons gewesen, die Anwendung illegaler Gewalt bis zur Regelung er Bodenfrage zu empfehlen. Parnell erklärte, er betrachte die Regelung der Pachtrückstandsfrage als wichtig im Interesse des Friedens in Irland und bedauere, daß die Regierung nicht dabei stehen geblieben sei, denn er fürchte die Zwangsbill werde den geheimen Gesellschasten in die Hände arbeiten. Parnell beschwor die Regierung, von der Zwangsbill noch abzustehen und die Thür der Ver⸗ söhnung mit der großen Masse des irischen Volkes nicht zu schließen. Das Haus lehnte im Verlaufe der Sitzung den Antrag Cowens, welcher sich gegen die Beschränkung des freien Ausdrucks der öffentlichen Meinung in Irland richtet, mit 344 gegen 47 Stimmen ab und begann sodann die Spezialdebatte über die Zwangsbill, welche schließlich auf morgen vertagt wurde.

Allg. Corr) Dem Parlament ist ein Blau⸗ buch vorgelegt worden, welches den Nachweis sämmt— Wahlkreise des Vereinigten Königreichs enthält, nebst Angabe der Zahl der, als zur Aus— übung des Wahlrechtes bei Parlamentswahlen berechtigt, in die Wahllisten eingetragenen Steuerzahler. Daraus ergiebt sich, daß die Gesammtzahl der Grafschafts- oder länd⸗ lichen Wähler in England 878 269, in Wales 69989, in Schottland 98444 und in Irland 166 294 Stimm— berechtigte beträgt, während die Gesammtzahl der Wähler in den städtischen Wahlbezirken (Boroughs) in England auf 1559 447, in Wales auf 69 26, in Schottland auf 204365 und in Irland auf 57 981 angegeben ist. Die größte grafschaftliche Wahlkörperschaft in England ist Middlesex mit 34 982 stimmberechtigten Wählern, welchem der südwestliche Bezirk von Lancashire mit 28 201 stimmberechtigten Wählern, der südwestliche Bezirk derselben Provinz mit 27305 und der südwestliche Bezirk von Jork mit 26 932 stimm— berechtigten Wählern folgt. Der kleinste Wahlkreis ist Rutland mit nur 1778 Wählern. Der größte städtische Wahlbezirk in England ist Birmingham mit 64 651 stimmberechtigten Wählern. Diesem folgen Liverpool mit 62 039, Manchester mit 53 042, Leeds mit 50 449 und Lambeth (sudöstlich London) mit 50 292 Wählern. Der kleinste städtische Wahlkreis ist Marlborough mit nur 662 Wählern und der diesem zunächst kommende Im Ganzen giebt es in England 23 städtische Wahlkreise, welche ein jeder weniger als 1009 Wähler zählen. In Irland ist die größte Wahlkörperschaft die Stadt mit dem Landkreise Cork, 14949 Wähler zählend, und der kleinste, South, mit 1982 Wählern. Der größte städtische Wahlkreis ist Belfast mit 21 895 Wählern und der kleinste, Portarlington, mit nur 141 Stimmberechtigten. In Schottland ist die größte grafschaftliche Wahl körperschaft Nord⸗ Sanark mit 10736 Wählern und die kleinste Sutherland mit blos 336 Wählern. Der größte städtische Wahlkreis ist Glasgow mit 60 313 Wählern und der kleinste Wigtown mit 1390. Die Gesammtzahl aller Wähler (städtischer und länd⸗ licher) ist 2591 402 in England und Wales, 315121 in Schottland und 228278 in Irland, oder 3134 801 für das ganze vereinigte Königreich.

Frankreich. (W. T. B.) Aus Oran, wird unter dem 25. Mai gemeldet: Die feindlichen Tribus haben sich in Folge Mangels an Lebensmitteln nach Südwesten zurück gezogen. Bou Amema soll 150 km westlich von Figuig lagern, Si Sliman sich nach Tafilalet zurückgezogen haben.

Türkei. Konstantinopel, 26. Mai. (W. T. B.) Die Botschafter Marquis de Noailles und Lord Dufferin ließen der Pforte als Antwort auf deren Rund— schreiben vom 17. d. eine identische Mittheilung zugehen, in welcher es heißt, England und Frankreich hätten nicht die Absicht gehabt, die Rechte des Sultans durch eine mili⸗ tärische Expedition nach Egypten zu mißachten. Wenn es nöthig werden sollte, an die souveräne Autorität zu rekurriren, so werde man sich an die Pforte wenden. Bisher seien jedoch die Rechte des Sultans nicht in Frage gestellt und demnach auch eine Intervention der Pforte nicht nöthig gewesen. Vorkommendenfalls werde die Pforte zur Mitwirkung aufgefordert werden. England und Frankreich hoffen damit das in dem Rundschreiben vom 17.8. angedeutete Mißverständniß zu beseitigen. Die Pforte hat dem Barrare'schen Antrage zugestimmt, unter der Be⸗ dingung, daß die Vollmachten der Donaukommission verlängert werden und der Delegirte Bulgariens durch Vermittelung der Pforte ernannt wird. Die aus Egypten verbannten 42 tscherkessischen Offiziere sind hier eingetroffen. Die⸗ selben werden in den Kasernen internirt, wo sie ihrem Range gemäß behandelt werden.

Afrika. Egypten. Kairo, 25. Mai. (W. T. B.) Die diplomatischen Agenten Frankreichs und Eng— lands haben dem Conseil⸗Präsidenten ein Ultimatum überreicht, in welchem 1) die zeitweilige Entfernung Arabi Beys unter Beibehaltung seines Ranges und seiner Einkünfte, 2) die Entsendung Ali's und Abdallahs nach dem Innern ebenfalls unter Beibehaltung ihres Ranges und ihrer Ein⸗ künste, und 3) die Entlassung des gegenwärtigen Ministeriums verlangt werden. In der Note heißt es ferner, daß England und Frankreich die Erfüllung dieser Forderungen, wenn es nöthig werden sollte, durchsetzen würden. Bei ihrer Inter— vention hätten England und Frankreich als Zweck nur die Aufrechterhaltung des status quo und die Wiederherstellung der dem Khedive zustehenden Autorität im Auge, ohne welche der status quo bedroht sei. Die Intervention habe in keiner Weise den Charakter einer Rache. Die Mächte würden daher die Gewährung einer allgemeinen Amnestie zu erlangen suchen und über die ꝛwr . Aussührung derselben wachen.

Seitungèstimmen.

Das „Kleine Journal“ schrelbt über die Nolh der Gemeinden: .

Seit Jahren ist es eine allgemeine Klage, daß bei dem jetzigen Steuerspstem die Gemeinden ihren Verpflichtungen nicht mehr nach

kommen können. Die Erfordernisse an dieselben steigen von Jahr zu Jahr, immer größer werden die Ausgaben, aber in demselben Grade vermehren sich die Einnahmen nicht, denn da die Gemeinden fast ausschließlich auf direkte Steuern angewiesen sind, so ist die Steuer⸗ schraube meistentheils schon bis an die äußersten Grenzen angezogen und können die Steuern schwerlich noch mehr erhöht werden.

Diese Nothlage ist allgemein anerkannt, sie ist in vielen Ge⸗ meinden tief empfunden und oft genug schon sind darüber Klagen erhoben, daß sie nicht in der Lage find, den gesteigerten Bedürfniffen gegenüber Abhülfe zu thun.

Noch im Jahre 1878 erkannte dies einer der Führer der National- liberalen, Miguel, an, er wollte die Hand zur Durchführung einer Steuerreform bieten, um die Gemeinden zu entlasten und ihre Finanz verhältnisse zu verbessern. Im Winter 1878 bis 79 waren die Führer der Nationalliberalen gleichfalls bereit, die Hand zur Durchführung einer solchen Reform zu bieten. Selbst der fueͤrtschrittliche Abgeordnete Hänel konnte sich der drängenden Nothlage nicht entziehen und bot daher ebenfalls seine Hand zu einer Steuerreform. . . . Auch Hr. von Stauffenberg, jetzt , der Sezessionisten, nahm keinen Anstand anzuerkennen, daß die

ommunen die stetig wachsenden Lasten nicht mehr zu ertragen ver⸗ möchten und daß eine Abhülfe nur durch die Zuweifung aus den Er— trägen der indirekten Steuern bewirkt werden könne.

Um so auffallender ist es, daß jetzt mit einem Male jede Reform bekämpft wird und die Majorität im Reichstag nichts mehr von einer Erhöhung der indirekten Steuern wissen will, weil sie sich zu dem Grundsatze bekennt: Und siehe da, es ist alles gut! Hat doch Hr. von Benda, ein Führer der Nationalliberalen, sich in der Tabackmonopol⸗Kommission dahin geäußert, „er könne ebenso wenig wie der Vertreter der Fortschrittspartei einen finan⸗ ziellen Nothstand anerkennen, trete ein folcher in Kriegszeiten ein, dann würde er allenfalls bereit fein, einen so tiefen Schnitt, wie ihn das Monopol bedinge, in unsere Erwerbsverhältnisse zu machen.“ .

Man weiß wirklich nicht, was man zu einem solchen Urtheil sagen soll. Kriegsverhältnisse sind doch wahrlich am wenigsten dazu geeignet, um in denselben Steuerreformen in Seene zu setzen, namentlich wenn die Situation eine ungünstige ist. Es ist auch eine vollständig verkehrte Auffassung, wenn man erst damit warten will, die Zustände zu bessern, wenn eine Kriegs— noth vorliegt. Nein, die gegenwärtige Situation fordert eine umfassende tiefgreifende Reform und eine energische Durch— führung des indirekten Steuersystems, denn das direkte Steuersystem ist bis an die äußerste Grenze angestrengt und kann nicht mehr erhöht werden. Es liegen uns darüber gengue statistische Daten vor, welche von dem früheren Regierungs-Präsidenten von Oppeln zusammen—⸗ gestellt worden sind. Es ist natürlich nicht möglich, an dieser Stelle das reiche Material dieser Schrift zu verarbeiten, aber wir wollen nur auf einzelne Daten verweisen.

In der Stadt Flensburg betragen die Kommunallasten 400 0so der Einkommensteuer und sämmtliche Personalsteuern 15. 9s0 des Jahreseinkommens, in Crefeld 410 0G, und 15,3 oo der Einnahme, in Bochum findet dieselbe Höhe statt, in Viersen 420 96, und 15,6 Co der Einnahme, in Mülheim a. d. Ruhr 425 und 15,75 0½, in Gleiwitz 430 und 15.5, in Altona 450 und 165, in Barmen 460 und 168, in Iserlohn, Rheydt und Merscheid 470 und 17,1, in Duisburg 500 und 180, in Hagen 5ig und 183. in Gladbach 52) und 18,8, in Stolberg bei Aachen 540 und 19,2, in Solingen 550 und 195, in Remscheid und Staßfurt 360 und 19,8, in Witten 580 und 20,4, in Hörde 590 und 260,7, in Oberhausen und Königshütte 600 und 21,0, in Ottensen 630 und 21,9 und Dorp 640 und 22,2.

In vielen Gemeinden Oberschlesiens, welches doch, wegen seiner sehr traurigen wirthschaftlichen Verhältnisse bekannt ist, steigen die direkten Personalsteuern bis zu 450s9 des angegebenen Einkommens.

Wir sollten meinen, diese mitgetheilten Zahlen sollten allein

schon genügen, um die unerträglichen Zustände unseres Steuerwesens hinlänglich zu illustriren. Die Erhebung der direkten Steuern nimmt nachgerade in vielen Gemeinden den Charakter der Konfiskation der Einnahme an. Dabei kann man doch gewiß nicht sagen, daß unsere Gemeindeverwaltungen bereits auf der Höhe ihrer Pflichterfüllung tehen. t Anderen Ländern wie Frankreich gegenüber sind wir noch in vielen Beziehungen sehr weit zurück. Dort sind alle, auch die kleinsten Orte mit vorzüglichen chaussirten Vieinalwegen verbunden, dort sind an allen Wegen eiserne Wegweiser aufgestellt, welche Nachts beleuchtet werden, dort hat jeder Ort, auch das lleinste Dorf ein großes massives Haus für die Bedürfnisse der Mairie, dort sind in allen Orten schöne geräumige Schulhäuser und stattliche Kirchen, dort hat jeder Ort seine öffentlichen Wasch⸗ häuser, alle Straßen in den Orten, selbst in den kleinsten Dörfern sind chaussirt oder gepflastert, in vielen Städten sind öffentliche Markthallen und Schlachthäuser und dennoch trotz dieser glänzenden Leistungen werden in Frankreich lange nicht so hohe direkte Steuern wie in Deutschland erhoben. ;

Blicken wir dagegen auf unsere Gemeinden, so müssen wir leider bekennen, daß wir noch in unendlich vielen Dingen weit zurück sind, daß es noch zahllose schlechte und grundlose Wege giebt, daß das Straßenpflaster in vielen Städten sehr viel zu wünschen übrig läßt, daß die Schulhäuser in vielen Orten sehr unzweckmäßig, die Rath⸗ häuser in vielen Städten schlecht gebaut sind, und auf dem Lande solche noch gar nicht existiren, daß wenige Städte in Deutschland Schlacht⸗ häuser und Markthallen haben und öffentliche Waschhäuser sowie unentgeltliche Badeanstalten beinahe noch gar nicht existiren, für Hospitäler und Krankenhäuser noch viel zu wenig geschehen ist .. .. Schon dies allein bewegt uns dazu, für eine Erhöhung der indirekten Steuern uns auszusprechen. Andererseits aber zwingt die Nothlage der Gemeinden, die Ueberbürdung mit direkten Steuern zu der Ver—⸗ stärkung der indirekten Steuern. ö

Alles was man dagegen einzuwenden hat, sind nur formelle, niemals aber materielle Gründe. Der Nothstand und das Bedürfniß

besteht, durch Erhöbung der direkten Steuern kann es nicht beseitigt werden, es bleibt also nichts anderes übrig, als jenen einzig möglichen Weg zu beschreiten. Auch ist der Einwand, daß durch Dotation der Ge⸗ meinden aus der Staatskasse die Unabhängigkeit derselben gefährdet sei, durchaus unzutreffend. Haben doch auch jetzt die Provinzialverbände solche Dotationen erhalten, ohne daß ihr konstitutionelles Bestim⸗ mungsrecht dadurch vermindert ist, vielmehr ist ihr Wirkungskreis erst dadurch gewachsen. Die Staatsregierung kann gewiß nicht daran denken, die Verwaltung aller Gemeinden und der Schulen zu über nehmen, es würde der Staatsorganismus dadurch zu schwerfällig und zu umfangreich werden; also vor einer angemessenen Dotation der Gemeinden und Kreise aus Staatsmitteln, um ihre Lasten zu er— leichtern, schrecken wir durchaus nicht zurück, ihre Selbständigkeit würde dadurch nicht gefährdet, wohl aber ihr Nothstand beseitigt.

Der „Deutschen Reichs-Post“ giebt die in dem jüngst erschienenen Heste der „Statistik des Deutschen Reiches“ aufgestellte Uebersicht der Hauptergebnisse der Waaren⸗Ein⸗ und Ausfuhr für das Jahr 1881 Anlaß zu solgender Be⸗ trachtung: 6

Taback und Tabackfabrikate erbrachten an Zoll 19,4 Millionen Mark; legen wir daju den Ertrag der Steuer auf im Inlande erzeugten Taback pro 1881 mit ca. 7,5 Millionen, dann ergiebt 8 als Gesammteinnahme, des Reiches aus dem ertragfähigsten Steuerobjekt die bescheidene Summe von 2A Millionen Mark, somit eine steuerliche Belastung von 60 8 pro Kopf der Bevölkerung, welche im laufenden Jahre, nachdem nunmehr der volle Betrag der durch das Tabacsteuergesetz vom Jahre 1879 festgestellten Steuer mit 45 pro 100 Eg zur Geltung gelangt ist, sich auf etwa 68 pro Kopf erhöhen wird. Es würde gewiß eine ebenso hübsche wie interessante Zusammenstellung abgeben, wenn man dieser staatlichen Besteuerung diejenige entgegenhalten könnte, welcher der Tabackkonsument zu Gunsten des Händlers, des Fa⸗ brikanten und des Zwischenhändlers freiwillig oder ge⸗

zwungen, wie man will sich unterwirft. Hier sollte nur gezeigt werden, wie weit die gewaltigen Summen, mit denen

man, um die jetzt schon genügenden Steuererträge des Reiches aus dem Taback nachzuweisen, bei jeder Gelegenheit um sich wirft, von der Wahrheit entfernt sind.

Dem „Schwäbischen Merkur“ wird aus Elsaß⸗ Lothringen, 21. Mai, geschrieben:

Wenn noch Zweifel über die Gründe beständen, warum die reicksländischen Reichstagsabgeordneten sich auf die Seite der Gegner des Monopols stellten, so wären dieselben endgültig durch die Aus⸗ führungen beseitigt, welche der Expreß“ dieser Tage veröffentlichte. Einer der Abgeordneten machte nämlich den Versuch, die elsaß lothringische Vertretung im Reichstage gegen den Vorwurf zu vertheidigen, daß sie sich in diefer Angelegenheit in Gegensatz zu der ausgesprochenen Ansicht ihrer Wähler gesetzt habe. Die wirthschaftlichen und finanziellen Vortheile der Vorlage, heißt es in vem Artikel, müssen vollkommen anerkannt werden. Wenn gleichwohl die reichsländischen Abgeordneten das Wort zur Vertheidigung des Monopols nicht ergriffen haben, so seien sie im letzten Augenblicke durch politische Bedenken davon abgehalten worden. Als Vertreter eines annektirten Landes und außerhalb des allgemeinen Rechtes stehend, sei es ihnen nicht möglich gewesen, cinen Gesetzentwurf zu vertheidigen, welcher die persönliche und diskretionäre Gewalt zu befestigen geeignet sei. Damit liegt also klar zu Tage, daß nichts weniger als sachliche, sondern ausschließlich politische Gründe bei unseren Abgeordneten ausschlaggebend waren, mit an⸗ deren Worten, daß sie gegen das Monopol stimmten, ledig⸗ lich weil dieses eine Stärkung des Reiches bedeutet, wäh⸗ rend ihnen daran liegt, letzterem möglichst viel Schwierig⸗ keiten in den Weg zu legen und es dadurch zu schwächen. Dieser grundsätzlichen Oppositien haben die Abgeordneten des Reichs—⸗ landes die Interessen der zunächst betheiligten Tabackpflanzer nach⸗ gesetzt. Aus Vorstebendem geht wohl zur Genüge hervor, wie schlecht berathen Diejenigen sind, welche auf die Haltung unserer Abgeordneten mit dem Hinweise Gewicht legen, daß dieselben in der Praxis die Mißstände des Monopols zu französischen Zeiten kennen zu lernen Gelegenheit hatten und daß hierin die Krsache ihrer Gegnerschaft zu suchen fei.

In der „Cölnischen Ztg.“ lesen wir:

Laut den von Herrfurth und v. d. Brincken nach den besten amtlichen Quellen verfaßten Beiträgen zur Finanzstatistik der Ge⸗ meinden beliefen sich während des Jahres 1880— 81 im ganzen preußi⸗ schen Staate, die Korporationsabgaben (für Schul-, Kirchen⸗, Armen⸗, Kreis⸗ und Provinzialzwecke) durchschnittlich pro Kopf der Bevölkerung auf 7,83 S, in 109 Städten auf mehr als 12, in 45 auf mehr als 15, in 8 sogar auf mehr als 20 M auf den Kopf der Bevölkerung, und zwar: in Frankfurt a. M. auf 26,25, in Ruhrort 24,59, Cöln 23,10, Wattenscheid Reg. B. Arnsberg 22,40, Itzehoe 20,87, Berlin 20,45, Bonn 20,04, Wiesbaden 20,01 Ms

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. Mai bis inkl. 20. Mai er. zur Anmeldung gekommen: 196 Eheschließnungen, 784 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 522 Sterbefälle. .

Dem bereits erwähnten „Generalbericht über das Medizinal⸗ und Sanitätswesen der Stadt Berlin in den Jahren 1879 und 1880“ entnehmen wir weiter noch folgende Mittheilungen über die sanitätspolizeilichen Maßnahmen bezüglich des Ver— kehrs mit Nahrungs- und Genußmitteln. Vor Emanation des Gesetzes, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genuß— mitteln und Gebrauchsgegenständen vom 14. Mai 1879 fand eine andauernde Ueberwachung dieses Verkehrs nur statt in Beziehung auf das Fleisch und die Milch, im Uebrigen beschränkte sich das Polizei Präsidium auf eine strenge Beaufsichtigung des Verkehrs auf den offentlichen Märkten und auf genauere Feststellung aller Fälle, in denen über die angebliche Verfälschung oder gesundheitswidrige Be⸗ schaffenheit von Nahrungs⸗ und Genußmitteln Beschwerden angebracht wurden. Die Ueberwachung wurde durch besondere Markt⸗Polizei⸗Be⸗ amte ausgeführt, wie es noch bis heute geschieht, als Sachoerständige wurden für die animalischen Nahrungsmittel die Polizei⸗Thierärzte, für andere Nahrungsmittel event. die Bezirks⸗Physiker herangezogen. Nach dem Erlasse des Gesetzes vom 14. Mai 1879 sind von dem Polizei⸗Präsidium die erforderlichen Maßnahmen zur Durchführung einer umfassenden Nahrungsmittelkontrole in Berlin getroffen worden. Der vereidigte Chemiker Dr. Bischoff, welcher schon seit einigen Jahren die chemischen Arbeiten für das Polizei⸗Präsidium ausgeführt hatte, erweiterte sein Laboratorium und richtete sich auf eine umfassende Thätigkeit ein. Dem Leiter der Marktpolizei wurde die Entnahme der Nahrungsmittelproben und deren Uebermittelung an Dr. Bischoff, sowie der ganze von der Exekutivpolizei sonst zu be⸗ sorgende Theil der Kontrole des Nahrungsmittel verkehrs übertragen. Unter seiner Leitung steht eine aus einem Wachtmeister und einem Schutzmann bestehende Kommission, welche an zwei Tagen jeder Woche den ihnen jedesmal zugewiesenen Stadttheil begehen und aus den daselbst belegenen Verkaufsgeschäften und auch auf Wochen⸗ märkten Proben derjenigen Nahrungs⸗ und Genußmittel entnehmen, welche ihnen jedesmal bezeichnet werden. Bei der Probeentnahme werden den Händlern Empfangsbescheinigungen ausgehändigt, welche nach günstigem Ausfall der chemischen Untersuchung durch baare Be⸗ zahlung ausgelöst werden. Sämmtliche entnommene Proben werden sodann in ein Journal eingetragen und mit Abschrift der Eintragung an Dr. Bischoff abgeliefert. Ergiebt die chemische Untersuchung, daß Lebensmittel verfälscht oder verdorben sind, so wird von Pr. Bischoff über jeden Fall Separatbericht an die 1. Abtheilung des Polizei⸗ Präsidiums erstattet. Hier wird geprüft, ob nach dem Ergebnisse der chemischen Untersuchung eine Verletzung des Gesetzes vom 14. Mai 1879 vorliegt, und die Sache unter Beifügung der An⸗ kaufsanzeige und des corpus delicti, welches bei der chemischen Untersuchung nie ganz verbraucht, sondern mit dem Berichte zurückgereicht werden muß, der Königlichen Staatsanwaltschaft zur weiteren Veranlassung mit Beziehung auf den betreffenden Paragraphen des Gesetzes vom 14. Mai 1879 zugestellt. Was die Art der zur Untersuchung gelangenden Gegenstände betrifft, so hat das Polijzei⸗ Präsidium vorläufig geglaubt, eine gewisse Beschränkung obwalten lassen zu müssen. Es schien einstweilen nicht zweckmäßig, sagt der Bericht, die Kontrole auf solche Gegenstände auszudehnen, betreffs deren zu befürchten stand, daß der Begriff der Verfälschung bei der gerichtlichen Verhandlung streitig werden könnte, weil es sonst leicht geschehen könnte, daß viele Arbeit und beträchtliche Kosten ohne allen Erfolg aufgewendet würden. Im letzten Quartale 1879 sind untersucht worden; Mehl in 209 Fällen, Brod in 73. Butter 169, Zucker 94, Kaffee (gemahlen) 13 Zimmt 22, Pfeffer 21. Es erwuchsen aus den Untersuchungen an Kosten I) für Behälter 2050 6; 2) für den Ankauf und Fuhrkosten der Beamten 45,66 „ß; 3) für die chemische Untersuchung 1612350 , in Summa 1678,66 4 Die Art und Zahl der im Jahre 1880 untersuchten Lebensmittelyroben war: 1) Mehl 378, an die Staatsanwaltschaft wurden abgegeben 2 Fälle; 2 Brod 306; 3) Gries 2; Butter 698, an die Staatz anwalt schaft abgegeben 6 Fälle; 5) Kaffee 4 an die Staatsanwaltschaft abgegeben 2; 6) Cichorien und Kaffee⸗Surrogat 12; 7) Thee 150, an die Staatzanwaltschaft abgegeben 2; S8) Selterwasser 336; 9) Himbeersaft 367, davon an die Staatsanwaltschaft abgegeben 21; 10 Pflaumenmus 6; 11) Mostrich 138; 12) Pfeffer 196, davon an die Staattanwaltschaft abgegeben 4; 13 Cassia 266, davon an die Staatganwaltschaft abgegeben 16; 19 Macieblütbe 136, davon an die Staalsanwaltschaft abgegeben 12; 15) Piment Iß, davon an die Staatzanwaltschaft 1; 167 Gewürznellen 1; 17) Citronenöl 3, davon an die Staataanwalt⸗ schaft abgegeben 1. JZusammen wurden darnach im Jahre 1850 3285 Lebensmittelproben untersucht, von welchen 67 an die Staats⸗

anwaltschaft abgegeben wurden. Außerdem wurden bei der Staate. anwaltschaft in Folge von Privatdenunciationen noch 4 Anträge ge⸗

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