— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern in Baden den Besuch Ihrer Königlichen oheit der Erbprinzessin von Thurn und Taxis sowi: Sr. deer des Prinzen Hermann von Sachsen⸗Weimar.
— Ueber das Befinden Sr. Königlichen Hoheit 66 * rinzen Carl ist heute folgendes Bulletin ausgegeben worden:
Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen hat frei von Schmerzen mit Unterbrechungen geschlafen. Fieber ist nicht vorhanden. Kräftezustand befriedigend, einiger Appetit.
Cassel, 6. Juni früh.
von Langenbeck. Valentini. Rockwitz. Krause.
— In der heutigen (12.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats⸗Minister Bitter und von Boetticher, mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, machte der Präsident dem Haufe zunächst die Mittheilung, daß der Freiherr von Ow (Landshut) sein Mandat niedergelegt habe. Von dem Reichskanzler sei ein Schreiben eingegangen, in welchem Aufklärung über die im Ja⸗ nuar d. J. erfolgte Verhaftung des Abg. Dietz gegeben werde. Der Präsident gab sodann folgende Erklärung ab:
Bevorzwir in die Tagesordnung treten, verfehle ich nicht, dem hohen Hause davon Mittheilung zu machen, daß der Gesammt— vorstand des Reichstags den an ihn ergangenen inladungen des Bundesraths der Schweiz und der Munijipalltät Mailands zur Feier der Eröffnung der Gotthardbahn in den Tagen vom 21. — 25, vorigen Monats fast vollzählig gefolgt ist. In äußerst zuvorkommender und freundlicher Weife ist derfelbe begrüßt und aufgenommen worden, sowohl von dem Bundesrath und den Be⸗ hörden der Schweiz, wie von der Stadt Mailand und deren Vertretung, von dem dort anwesenden Vertreter des Königlichen Hauses, dem Herzog von Aosta, von der Verwaltung der Gotthardbahn und von den an dem Feste betheiligten Mitgliedern der Volksvertretung der Schweiz und Italiens, endlich von der Bevölke rung auf beiden Seiten der Alpen. Der Gesammtvorstand des Reichstags hat Gelegenheit gehabt, nicht nur Kenntniß zu nehmen von der Großartigkeit des ausgeführten Eisenbahnbaues und von seiner gelungenen Ausführung, sondern auch davon, daß die Be⸗ theiligung des Deutschen Reichs an dem Eifenbahnbau Tin der Schweiz und Italien dankbar anerkannt wird und daß das Deutsche Reich, der deutsche Reichstag und der deutsche Name diesseits und jenseits der Alpen Überall herzliche Sympathie findet. Als ein Zeichen dieser Sympathie werden die Herren Kollegen es betrachten, daß für eine Hin. und Her⸗ fahrt auf der Gotthardbahn, gültig für das ganze Jahr, eine Fahr⸗ karte ihnen zur Verfügung gestellt ist. Wir dürfen uns der Doff⸗ nung hingeben, daß der neue internationale Verkehrsweg unserem Vaterland zum Nutzen gereichen wird, und nicht allein auf dem Gebiet der nationalen Interessen.
Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die zweite Be— rathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ab— änderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879.
— Der Kaufmann N. zu N. hatte an der linken Seite des Eingangs zu seinem Laden bie Inschrift: „Cigarren⸗, Taback- Weinhandlung, Rum⸗ und Liqueurfabrik en? detail- und auf der rechten Seite die Inschrift: „Kolonial-, Droguen⸗, Farben⸗, Parfümerien⸗ und w en gros!⸗ angebracht, und war durch ortspolizeiliche Verfügung vom 9. Juli 1881 angehalten worden, das Wort Apothekerwaaren / zu beseitigen, da die Inschriften geeignet seien, bei dem Publikum die Annahme hervorzurufen, daß er Inhaber einer Apothekenkonzession und berechtigt sei, mit Apothekerwaaren, gleich einem konzessionirten Apotheker, Handel zu treiben.
Im Beschwerdewege ist der ꝛc. N mit dem Antrage auf Aufhebung dieser Verfügung durch die Bescheide des Land“ raths des Kreises N. vom 26. September und des Regierungs— Präsidenten zu N. vom 23. November v. J. abgewiesen worden.
Auch das Ober-Verwaltungsgericht hat in seiner Sitzung vom 19. April d. J. die Klage des ꝛc. N. zurück⸗ gewiesen und dies wie folgt motivirt:
Daß der Kläger berechtigt ist, gewisse Heilmittel gleich den konzessionirten Apothekern im Kleinhandel zu vertreiben, unterliegt nach der Verordnung, betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln, vom 4. Januar 1875 keinem Zweifel. Allein hieraus folgt noch nicht die Gesetzwidrigkeit des ange⸗ sochtenen Bescheides. Denn abgesehen davon, daß die Firmenschilder des Klägers dem erwähnten Rechtszustande insofern nicht entsprechen, als sie Apothekerwaaren en detail ohne, Einschränkung anbieten, stellt der Beklagte weiter thatsächlich fest, daß dieselben geeignet sind, das Publikum über den Unterschied, der zwischen der Gewerbe— befugniß des Klägers und der zum Apothekenbetriebe konzes⸗ sionirten Apotheker besteht, zu täuschen und diejenige Gefährdung des Publikums zu befördern, welcher die auf den Apotheken⸗ betrieb bezügliche öffentliche Ordnung vorbeugen soll. — Diese thatsächliche Feststellung unterliegt nicht der freien Beurtheilung des unterzeichneten Gerichtshofes im Verwaltungsstreit verfahren; dieselbe kann auch nicht durch den Hinweis darauf widerlegt werden, daß „Apothekerwaaren“ die Uebersetzung des dem ge⸗ wöhnlichen Publikum unverständlichen Wortes „Droguen“ sei. Denn nicht hierauf kommt es an, sondern auf die Bedeutung, welche thatsächlich vom Publikum mit den Worten verbunden wird, und in dieser Hinsicht ist es unzweifelhaft zutreffend, aß vielfach der Unterschied zwischen Droguenhandlung und konzessionirten Apotheken in jene Worte hineingetragen wird.
Auf Grund jener thatsächlichen Feststellung erscheint aber die Polizeibehörde allerdings gemäß 5. 19, Titel 17, Theil II. . e munen Landrechts berechtigt, wie geschehen einzu⸗
reiten.
—= Werden Mobilien auf einem zur Subhastation gestell ten Grund stücke, welche ihrer Natur nach Perti⸗ nenzien des Grundstücks bilden, thatsächlich aber dem Sub— hastaten nicht eigenthümlich gehören, mit diesem Grundstücke versteigert, unter ausdrücklicher Bekanntgebung des von dem Eigenthümer der Mobilien angemeldeten Eigenthumerechts Seitens des Subhastationsrichters an bie Bieter, so hat nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, J. Civilsenats, vom 11. Februar d. J., der Eigenthümer der mitversteigerten Mo⸗ bilien ein Recht auf Efe n des Werthes der Mobilien aus den Kaufgeldern des all n int! Grundstückes. Verab⸗ säumt der Eigenthümer der Mobilien, im Kaufgelderbelegungs⸗ termin zu erscheinen und seinen Anspruch an den Kaufgeldern geltend zu machen, J kann er sodann gegen den resp. die Gläubiger, welche in Folge dessen Befriedigung aus den Kauf⸗
geldern erlangt haben, feinen Ersatzanspruch im Klagewege geltend machen.
— Die Bevollmächtigten zum Bundegsrath, Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath Kastner und Ober⸗Regierungs⸗ Rath Herrmann sind in Berlin wieder eingetroffen.
— S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitän Dietert, ist am 2. Juni cr. in Carlscrona
eingetroffen und am 5. dess. Mts. nach Neufahrwasser in See
egangen.
9e 2. M. Kbt., Moeve“, 5 Geschütze, Kommandant Kor⸗ vettenkapitän von Kyckbusch, befand sich am 5. d. M. laut Tele⸗ gramm in Sydney.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Juni. (W. T. W) Dem „Fremdenblatt“ zufolge legte der bisherige Sektionschef von Kallay als Reichs-Finanz⸗Minister den Eid in die Hände des Kaisers ab. .
— 6. Juni. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ ver⸗ öffentlicht die Ernennung von Kallay's zum gemeinfamen Finanz⸗Minister, sowie ferner ein Handschreiben des Kaisers an den bisherigen Reichs-Finanz⸗Minister von Szlavny, in welchem derselbe seine volle Anerkennung für die von ihm geleisteten Dienste ausspricht und ihm das Großkreuz des St. Stefans⸗Ordens verleiht.
Pest, 5. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause be— antragte Helfy heute, dem Beileid des Hauses über den großen Verlust, welchen Italien und die Menschheit durch den Tod Garibaldi's erlitten, protokollarisch Ausdruck zu geben. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 3. Juni. (Allg. Corr. In Irland ist diese Woche ruhig vorübergegangen. Michael Davitt macht eine Rundreise in den westlichen Hoch- landsdistrikten, wo die meisten Exmissionen stattgefunden haben und wo großes Elend herrschen soll, denn zwischen Carrovon und Clifden soll das Land fast gänzlich entvölkert sein. Agenten suchen die obdachlos gewordenen Leute zur Auswande—⸗ rung zu bewegen, zu der sich dieselben jedoch nur sehr ungern verstehen wollen, indem die meisten früher Ausgewanderten nach Städten in den westlichen Theilen der Union zogen, wo zu ihrer Aufnahme und Weiterbeförderuug nicht die geringsten Vor— lehrungen getroffen worden waren. Davitt, der sich binnen Kurzem nach Amerika begeben wird, da das Geld dort lang⸗ samer zu fließen anfängt, hat Parnell einen kurzen Bericht über seine Reise erstattet, den er später zu ergänzen verspricht. — Die Urheber des Dramas im Phbnixpark find noch immer nicht entdeckt. — Der neue Vizekönig drückte dieser Tage einer Deputation gegenüber die Hoffnung aus, daß die Ruhe im Lande bald soweit hergestellt sein werde, daß er die noch die im Gefängniß befindlichen „Verdächtigen“ freilassen könne. Mittlerweile ist schon Thomas Brennan, der frühere Sekretär der Landliga, am Freitag be⸗ dingungslos in Freiheit gesetzt worden. — Ueber Limerick ist am Mittwoch der Belagerungszustand ver—⸗ hängt worden. Baron Fitzgerald, ein hervorragender irischer Richter, hat erklärt, er werde, sobald die neue Zwangsbill Ge⸗ setzeskraft erhalten habe, sein Amt niederlegen, da er es nicht mit seinem Gewissen in Uebereinstimmung bringen könne, die Obliegenheiten zu erfüllen, welche dieses Zwangsgesetz den irischen Richtern auferlege, d. h. Verbrechen ohne Zuziehung von Geschworenen abzuurtheilen. — Der irische Ober? richter Baron Pallas beklagte anläßlich der am Freitag er⸗ folgten Eröffnung deß abliner Assisen, daß die Zahl“ der un ent dechten Verbrechen und Vergehen in Frland über 70 pCt. betrage, ein Umstand, der zu ernstem Nachdenken zwinge.
— 5. Juni. (W. T. B. In der heutigen Unterhaus— sitzung erklärte der Unter⸗-Staatssekretär Dil ke: die Nach— richt, daß Lord Dufferin telegraphisch mitgetheilt habe, die Ver⸗ tagung der Botschafterkonferenz in Konstantinopel sei wünschenswerth, entbehre jeder Begründung. — Im wei⸗ teren Verlaufe der Sitzung theilte der Unter? Staatssekretär Dilke mit: die Antwort Frankreichs bezüglich der Frage wegen der Verbffentlichung weiterer Egypten betreffender Schriftstücke sei günstig, aber noch nicht endgültig. Frankreich mache Vorbehalte, welche erwogen werden müßten. Die dem Khedive seiner Zeit überreichte Er⸗ klärung Englands und Frankreichs sei kein Ültimatum;: solches sende nur ein Souverän dem anderen. Die Regierung trete von ihrer srüheren Erklärung hinsichtlich ihrer Politik in Egypten nicht ö. Die Pforte habe die Konferenz nicht abgelehnt und überhaupt noch nicht geantwortet. Uebrigens könne eventuell die Konferenz anderwärts als in Konstantinopel abgehal⸗ ten werden. Was die Errichtung von Erdwerken in Alexandrien angehe, so habe die Regierung mit dem Generalkonsul Malet und dem Admiral Seymour event. Maßregeln vereinbart. Der Sultan habe außerdem auf das Strengste die Einstellung der Errichtung solcher Erdwerke an— befohlen und Arabi Pascha angewiesen, die Armirung der Erd— werke und alle kriegerischen Vorbereitungen in Alexandrien zu unterlassen. —das Haus setzte hierauf die Einzelberathung der irischen Zwangsbill fort, nahm den Artikel 1 mu 227 gegen 39 Stimmen, den Artikel 2 ohne besondere Ab— stimmung an und vertagte sich alsdann auf heute.
Im Oberhau e erklärte der Staatsselretär des Aeußern, Lord Granville, auf eine Anfrage des Marquis von Salisbury; obwohl der Sultan die Konferenz für unnöthig erachte, sei doch bis jetzt keine Ablehnung derselben Seitens der Pforte erfolgt.
Die „Times“ bringt einen Artikel, empfiehlt, England solle in den handlungen 2 Egyptens die Führung übernehmen, weil die dortigen Interessen Englands größer seien als die irgend eines anderen Staates.
Frankreich. Paris, 3. Juni. (Fr. C.) Im heutigen Ministerrath hat der Siege bewahrer Humbert einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch welchen der Art. 1965 des Code cixil, betreffend den Einwand des Spiels bei Börsen⸗ geschäften, aufgehoben wird und die Börsenschlüsse auf Zeit für rechtsverbindlich erklärt werden. Von dem Conseil genehmigt, wird dieser Gesetzentwurf in der nächsten Sitzung der Kammer eingebracht werden.
— 5. Juni. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer gelangte heute der Gesetzeniwurf, betreffend die Be⸗ willigung eines Kredits von 14 Mill. Fres. zur Bestreitung der Kosten für die tunesische Expedition im zweiten Halbjahre d. * zur Vertheilung.
Die ka tholischen Journale veröffentlichen die von den Erzbischöfen gegen die Anträge verschiedener Deputir⸗ ten, betreffend die Modifikation der Bezie hungen zwischen
; in welchem sie internationalen Unter⸗
taat und Kirche gerichteten 4 — * In denselben
im Einvernehmen mit den Bischöfen oder, wenn nothwendig in Gemeinschaft mit dem Papste. ö
Italien. Rom, 5. Juni. (W. T. B) Der Tag der Feuerbestattung der Leiche Garibaldi s ist noch nicht offiziell festgesetzt. Die Vertreter der Regierung, des Senates, der Kammer und der Stadt Rom werden voraus⸗ sichtlich morgen nach Caprera abreisen. Der Maire von Rom hat um den Degen Garibaldi's gebeten, um denselben auf dem Kapitol aufzubewahren.
— 6. Juni. (W. T. B.) Die amtliche Zeitung meldet, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz Wil! helm von Preußen Se. Majestät den König Hum— bert zur Uebernahme einer Pathenstelle bei seinem neu⸗ geborenen Sohne eingeladen und daß der König die Ein— ladung zu der am 11. Juni stattfindenden Taufe ange— nommen hat.
Der Papst empfing gestern die Großfürstin Wla— dimir und deren Bruder.
Türkei. Konstantinopel, s. Juni. (W. T. B) Das Reutersche Bureau meldet: Die Pforte versandte gestern eine Cirkularnote, in welcher sie das Konferenz⸗ projekt ablehnt.
— 6. Juni. (W. T. B.). Entgegen früheren Mitthei— lungen wird wiederholt konstatirt, daß Server Pascha nicht als Kommissar nach Egypten gehen werde.
Serbien. Belgrad, 5. Juni. (W. T. B. Die Mit— glieder der radikalen Partei der Skupschtina wurden heute Nachmittag in einer dreistündigen Audienz vom König sehr wohlwollend empfangen. Man hofft allgemein, daß die Radikalen, welchen einige kleine Konzefsionen gemacht werden, nunmehr die Arbeiten der Skupschtina nicht mehr
hemmen werden. Morgen findet wahrscheinlich die erste Sitzung statt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B. . Das „Journal de St. Peters bourg“ schreibt: Die Nachricht, daß Lord Dufferin telegraphirt habe, die Dispositlonen des Sultans ließen es nützlich erscheinen, die Konferenz zu vertagen, sei wenig exakt. Man könne nicht wohl von einer Vertagung sprechen, da noch kein Termin für den Zusammentritt der Konferenz fest⸗ gesetzt gewesen sei. Die Frage bleibe voll und ganz bestehen. Aus gewichtigen Gründen der internationalen Politik sei es wünschenswerth, den status quo in Egypten aufrechtzuer⸗ halten. Wenn die Anwesenheit der Kommissäre die Rebellen wieder zur Ruhe bringen werde, so bleibe noch übrig, üher die Maßregeln zur Verhütung einer Wieder kehr ähnlicher Vorgänge zu berathen. Auch müsse, wenn die internationale Stellung Egyptens besser definirt werden solle, diese Definition dem europäischen Konzert vorbe⸗ halten bleiben. — Hinsichtlich des Projekts Barrere be— merkt dasselbe Blatt: das Projekt würde nur angenommen werden, wenn es einstimmig von den Delegirten bei der Donaukommission gebilligt werde, und nur unter der ausdrück—= lichen Bexingung, daß die Verlängerung der Vollmachten der europäischen Kommission der Entscheidung der Kabinete vor— behalten bliebe. Im entgegengesetzten Falle hätten sich die Mächte über weitere Schritke zu verständigen.
Russische Kaufleute in Moskau haben eine Petition an den Finanz-Minister gerichtet, in welcher sie um Erhöhung des Importzolls für Kammwollwagren behufs Hebung der russischen Schafszucht ersuchen.
Dänemark. Kopenhagen, 2. Juni. (Hamb. C) Admiral Krieger wird, begleitet von dem Kapitän der Marine Paulsen, sich übermorgen nach Stockholm begeben, um dem schwedisch-norwegischen Königspaare die Glückwünsche der dänischen Marine zu deren silberner Hochzeit zu überbringen. König Sscar ist bekanntlich Admiral in der dänischen Flotte.
Afrika. Eg ypten. Kairo, 5. Juni. (W. T. B.) Das Reutersche Bureau meldet: In Folge Protestes der englischen Regierung gegen die militärischen Vorber eitungen in Egypten telegraphirte der Sultan an den Khedive: er möge Arabi 6 veranlassen, daß diese Vorbereitungen, insbefondere die Arbeiten an den Befestigungen von Alexandrien, einge⸗ stellt werden. Arabi Pascha hat darauf erwidert: es seien nur nothwendige Vorbereitungen, die er ausführe, um die durch die drohende Haltung der Flotte aufgeregte eingeborene Bevölkerung zu beruhigen. In jedem Falle aber gehorche er den Befehlen des Sultans und werde die Arbeiten einstellen.
Wie demselben Bureau aus Alexandrien weiter gemeldet wird, ist dort die Ansicht verbreitet, daß die Befehle des Sultans, die Fortifikationsarbeiten einzustellen, zu spät eintreffen würden, da der Bau der Erdwerke und die' Armi— rung des Hafens mit Batterien beendet erschienen.
Seitungsstimmen.
Das „Centralblatt für die Textilindustrie“ veröffentlicht einen Auszug aus dem Bericht der Handels⸗ und Bewerbekammer in Stuttgart über die Lage der Textilindustrie 2324 Bezirks im vorigen Jahre, dem wir Folgendes ent⸗ nehmen:
In Betriebsjahr 1881 haben vorherrschend die Baumwoll spinnereien (lie es zwar nicht zugeben wollen) einen e nen Auf⸗ schwung genommen, wie dies aus den veröffentlichten echnungen er⸗ sichtlich ist. Spinner konnten nicht nur flott verkaufen, sondern er— hielten auch lohnende Preise. Die Erwartungen, welche ihrerfe its an hohe Schutzzölle geknüpft wurden, sind vollkommen zugetroffen und werden, wenn die Webereien auch in bunten Artikeln wieder besseren Absatz haben, sich immer mehr realisiren Baumwollindustrie. Baumwollwaarenhandel. Das Berichts jahr hatte einen normalen Geschãftsgang und schloß mit annähernd gleichen Preisen für Garne und Tücher, wie es begonnen hatte.
Nach einer Reihe von Jahren giebt das verflossene für die Baummollindustrie endlich wieder ein erfreulicheres Bild: wenn auch die Verdienste im Vergleich zu dem großen 6 das auf derartigen industriellen Anlagen ruht, noch nicht im Verhältniß stehen, so bietet doch der erzielte kleine Grfolg eine noch zur rechten Zeit eingetretene Ermuthigung für den Fabrikanten! Am Schluß des Jahres waren alle disponiblen Webstühle im Betrieb und deckten sich Produktion und Konsum.
Baumwollspinnerei und Weberei. Die Besserung der Lage un⸗ serer Industrie, sagt ein Bericht der württ. Baumwollspinnerei und Weberei in Eßlingen, hat im verflossenen Jahre weitere Fort · schritte gemacht, und jwar sind die Verhältnisse befonders für die Weberei günstigere geworden, die unter dem Druck der letzten Jahre am meisten gelitten hatte. Der Anstoß zu dieser Besserung ist Faupt— sächlich von der Druckerei ausgegangen, deren vermehrte Nachfrage
S heit es: Wenn die Gesetze unvollkommen sind, muß man der egierung die Sorge überlassen, sie zu modifiziren, entweder
nach Tüchern die Preise im günstigen Sinne beeinflußt hat.
Die neuen Zellverhältnisse haben für unsere Industrie die gün⸗ stigsten Rückwirkungen gejeigt, theils direkt durch Beschränkung der äbermäßigen ausländischen Konkurrenz, theils indirekt durch Vermeh— rung der Arbeitsangelegenheit im Inland, und damit die Konsum—⸗ fahigkeit für unsere Artikel. . ö . .
Schafwollindustrie. Die Tuchfabrik Eßlingen theilt uns mit: Ein Aufschwung der Geschäfte machte sich guch in unserer Branche bemerklich, welcher hauptsächlich als eine Wirkung der vor wenigen Jahren geschaffenen Zollgesetzgebung bezeichnet werden darf. Import Inglischer Waare hat in den meisten Tuchhandlungen bedeutend abge—⸗ nommen. Er beschränkt sich hauptsächlich nur noch auf die ganz hoch— feine, theure Waare, welche wegen ihres hohen Werthes, durch den perhältnißmäßig darauf fallenden niedrigen Zollsatz weniger berührt a6 Leinenweberei. Der Umsatz des Berichtsjahrs übertraf den von 1880. Manche Artikel erfuhren durch die Landesgewerbe⸗Ausstellung
einen lebhafteren Absatz. Eine weitere Hebung desselben wurde Ende
vorigen Jahres von dem Ernteergebniß erwartet, wie überhaupt sich diese Branche eine dauernde Besserung nur von einer Reihe ergiebiger
Ernten verspricht. Die Wäschekonfektion ging recht befriedigend.
Die Preise der Rohstoffe wurden einerseits durch gute Flacht⸗ ernte, andererseits durch Abnahme des Konsums, mehr noch durch die Konkurrenz der Baumwollengewebe herabgedrückt. Dazu kam noch, daß die neuen Zölle die Einfuhr fremder Leinenfabrikate bedeutend reduzirten und um soviel den Absatz der deutschen vermehrten; ohne den erhöhten Zoll würde die mächtige österreichische und irische Kon— kurrenz den Absatz sehr beeinträchtigen
— Die „Schlesische Zeitung“ druckt den in Nr 128 des „Reichs-Anz.“ mitgetheilten Artikel der „St. Pet. Ztg.“ ab und leitet denselben, wie folgt, ein: ö ö .
Unsere innere Entwickelung ist offenbar in einer Krisis begriffen. Die Auffassung vom Berufe des Staates ist in weiten Kreisen eine andere geworden, als sie der seit einem Menschenalter land⸗ läufige Liberalismus bisher vertreten hat. . Während dieser in seiner kosmopolitischen Tendenz die Wirksamkeit des Staates auf das denkbar geringste Maß zu reduziren suchte und alles von einer möglichst schrankenlosen Freiheit des Individuums erwartete, stellt die sich neuerdings siegreich durchdringende Idee vom nationalen Staate dem großen Gemeinwesen die höchsten sittlichen Aufgaben; sie fordert darum mit logischer Konsequenz die freiwillige Unter⸗ ordnung der individuellen Interessen unter die Interessen der Ge— sammtheit. Das sind Gegensätze, wie sie nicht schärfer gedacht wer⸗ den können. Daß die Vertreter der alten Schule, die Liberalen rar' err, den Kampf auf Leben und Tod führen, daß sie auch das Mittel nicht verschmähen, alles als Reaktion, als Cäsarismus, als Staatskommunizmus zu brandmarken, was auf Verwirklichung einer neuen höheren Idee vom Staate hin⸗ ausläuft, darf uns nicht wundernehmen; erbleicht doch mit jedem Schritte, der auf diesem Wege vorwärts gethan wird, ein neuer Stern in dem Strahlenkranze, welcher in den Augen einer noch immer blind und gedankenlos auf Alles, was liberal“ heißt, schwö— renden großen Menge ihre Häupter umgiebt. Wohl aber darf es be— fremden, daß der gesunde Kern unseres Volkes nach Allem, was sich in den beiden letzten Decennien in Deutschland und durch Deutsch— land auf der Weltbühne vollzogen hat, gegen diesen Kultus, den das liberale Philisterthum noch immer mit den Trägern eines überlebten Staats- und Freiheitsbegriffes treibt, nicht mächtiger reagirt. ö
Es ist durchaus begreiflich, daß es bei den Agitationsmitteln, über welche die Opposition verfügt, mit Leichtigkeit gelingt, die Reform⸗ pläne der Regierung durch eine Kritik, welche stets nur untergeordnetes Detail erfaßt, den großen Zielen aber jede gerechte Würdigung versagt, in breiten Schichten des Volkes zu diskreditiren; hier handelt es sich um Bestrebungen, für welche sich der großen Mehrheit ein volles Verständniß noch nicht erschlossen hat und über welche nur der Eingeweihte sich ein Urtheil zu bilden vermag. Daß aber das wüste Geschrei über Reaktion sich heute noch immer in gleicher Weise wirksam erweist wie im großen Jahre
Zum Schluß bemerkt die „Schles. Ztg.“ ö
Wir stimmen dem von ganzem Herzen bei, aber Angesichts dessen, was wir zu durchleben gewürdigt worden sind, Angesichts unseres Aufsteigens aus tiefer Zerrissenheit und politischer Ohn— macht zu nationalpolitischer Einheit, zur Stellung der ersten Welt⸗ macht, zum Friedenshort des Erdtheils genügt uns der Hinweis auf das Elend der letzten Jahrhunderte doch nicht, um die pessi mistische Stimmung vollständig zu erklären, zu der sich die öffent- liche Meinung durch das Reaktionsgeschrei gewissenloser Agitatoren mehr und mehr fortreißen läßt. Jedes andere Volk würde nach so großen, auch die kühnsten Hoffnungen weit überragenden Wand⸗ lungen, wie sie sich für Deutschland binnen einer kurzen Zeitspanne innerlich und äußerlich vollzogen haben, einen selbstbewußten jugend— lichen Aufschwung genommen haben und alle Quengler und Schreier, die ihm die Freude am Vaterlande verderben wollten, unsanft in den Schmollwinkel verweisen. Um das Verständniß für die heute in Deutschland vorwaltende Stimmung zu gewinnen, müssen wir noch ein psychologisches Moment zu Hülfe nehmen und uns des Goethe'schen Wortes erinnern:
Alles in der Welt läßt sich ertragen, Nur nicht eine Reihe von guten Tagen. .
In der That, es geht uns Deutschen in politischer Beziehung zu wohl: mit der Aufrichtung von Kaiser und Reich ist uns ge—⸗ worden, wonach die Besten unseres Volkes Generationen hindurch gerungen haben, dabei ist uns der Frieden gesichert und die bür⸗ gerliche Freiheit gewährleistet. Der deutsche Alltagsmensch aber kann der Gewohnheit des Klagens nicht entrathen, die guten Tage werden ihm zur drückenden Last. Wer ihm Stoff zu Klagen bietet, wer die Absichten der Regierung verdächtigt, unsere inneren Verhältnisse in das denkbar schwärzeste Licht stellt, wer ihm vorredet, daß er Niemandem Dank schulde, daß unser Kaiser, daß Bismarck und Moltke nur ge⸗ than, was das Programm der deutschen Fortschrittspartei ihnen vor⸗ gezeichnet, der findet bei ihm stets ein offenes Ohr und ein empfäng⸗ liches Herz. An den Agitatoren selbst wird nie eine Kritik geübt, ihre eigene politische Vergangenheit nie in Betracht genom⸗ men. Daß aber jenem falschen Liberalismus, der heute mit allen Mitteln den Volksgeist in Fesseln zu schlagen sucht, jedes Verständniß fur weltgeschichtliche Dinge fehlt, hat sein Verhalten in der Konfliktzeit, sein Protest gegen die Heeres⸗ reform und gegen die ersten nationalen Kriege gejeigt und nicht minder das schülerhafte Besserwissen, mit welchem er damals den politischen Meisterzügen unseres leitenden Staatsmannes entgegentrat; daß er für die sozialen Gefahren nicht das geringste Verständniß hat, beweist die Thatsache, daß er durch sein in die Gesetzgebung hinein ⸗ getragenes Prinzip des laisser faire und durch sein Verhalten in der Gründerära die Sozialdemokratie künstlich großgesogen hat; daß er in wirthschaftlichen Dingen nur abstrakten Theorien folgt, die vor den ger m g, des realen Lebens nicht Stand halten, zeigt seine starrsinnige Haltung in der Cisenzollfrage, in Folge deren unsere Handelspolitik unter Zustimmung der weit überwiegenden Mehrheit der Nation über seine Theorien einfach zur Tagesordnung überging. Alles, was die Apostel dieses Liberalismus bekämpften, hat glänzenden Erfolg gehabt. . . .
Archiv für 6 und Telegrgphie. Nr. 10. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Wie heraldische Ausstellung zu Berlin im April und Mai 1882. — Das neue Post⸗ und Telegrayhengebãude in Trier. — Das französische Gesetz, betreffend die Einführung ge⸗ stempelter Briefumschläge und gestempelter Streifbänder. — Das dänische Telegraphenwesen im Jahre 1889. — Forschungsreise des Dr. Oskar Lenz von Tanger nach Timbuktu und Senegambien. — Kleine Mittheilungen: Weitere Entwickelung der Fernsprecheinrich⸗ tungen in den größeren Städten des Deutschen Reichs⸗Telegraphen⸗ gebietes. — Aufjeichnungen über die geologischen Verhältnisse der Gotthardbahn. — Post und Telegraphie im Feldzuge 1870771. — Künstliches Binnenmeer in der Sahara. — Erweiterung der Rohr⸗ postanlage in Paris. — Zeitschriften⸗Ueberschau.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1882.83, nebst erläuternder Denkschrift vor— gelegt worden ; .
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser.
König von Preußen zc.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des kö folgt:
In den Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1882/83 ist unter Kapitel 2 der einmaligen Ausgaben als Titel 3 einzustellen: zur baulichen Herrichtung des in der Wilhelmstraße 75 belegenen ehemals von Deckerschen Grundstücks behufs Unterbringung von Geschäftslokalen des Auswärtigen Amts, sowie zur Bestreitung der durch den Umzug entstehenden weiteren Kosten 105 070 .
8 5.
Die Mittel zur Bestreitung dieses Mehrbedarfs sind, soweit die · selben nicht durch Mehrerträge bei den außer den Matrikularbeiträgen zur Reichskasse fließenden regelmäßigen Einnahmen ihre Deckung finden, durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Be— völkerung aufzubringen.
Urkundlich 2c.
Gegeben 2e.
Ven kschytift.
Von den obersten Reichsbehörden sind das Auswärtige Amt, das Reichsamt des Innern und das Reichsschatzamt in einer dem geschäft— lichen Bedürfnisse wenig entsprechenden Weise untergebracht.
Während die politische Abtheilung des Auswärtigen Amts sich in dem Gebäude Wilhelmstraße 76 befindet, sind von der zweiten Abtheilung die Häuser Wilhelmsplatz 1 (Wilhelmstraße 61) und Wilhelmsplatz 2ein⸗ genommen. Die Geschäftszimmer des Reichsamts des Innern liegen zum größten Theile in dem Gebäude Wühelmstraße 74. theils aber auch (volkswirthschaftliche Abtheilung) in der ersten Etage des vormals von Deckerschen Hauses, Wilhelmstraße 75. Das Schatzamt endlich vertheilt sich auf die zweite Etage des Dienstgebäudes des Reichsamts des Innern (Abtheilung für Etats- und Kassenwesen) und auf das Erdgeschoß des ebengenannten Hauses Wilhelmstraße 75 (Abtheilung für Zoll- und Steuersachen). .
Daß für die genannten drei Aemter, namentlich aber für die am weitesten von einander entfernten Abtheilungen des Auswärtigen Amts, in Folge dieser räumlichen Zersplitterung (von den Unbequemlichkei⸗ ten für die zahlreichen betheiligten Beamten abgesehen) Verzögerungen im Dienstbetriebe und andere geschäftliche Nachtheile unvermeidlich sind, liegt auf der Hand. .
Eine zweckmäßigere Unterbringung der Reichsämter durch Ver⸗ einigung der von einander getrennten Abtheilungen wurde bisher aus gesetzt im Hinblick auf das Gesetz, betreffend die Erwerbung von zwei in Berlin gelegenen Grundstücken für das Reich, vom 23. Mai 1877 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 50M, welches die Bestimmung über den Zweck, dem das in der Wilhelmstraße 75 und in der Königgrätzerstraße 136 gelegene von Deckersche Grundstück dauernd dienen soll, bis dahin vorbehielt, „daß über die Baustelle für das zu errichtende Reichstagsgebäude die Entscheidung getroffen sei'. Nachdem diese Entscheidung inzwischen durch den Beschluß des Reichstags vom 13. ,, 1881 (S. 348 des stenogr. Berichts), bezw. den Reichshaushalts⸗-Etat für 1882.83 ergangen und dadurch die Mög⸗ lichkeit einer ungehinderten Verfügung über das vormals von Deckersche Grundstück gegeben ist, empfiehlt es sich aber dringend, mit der Be⸗ seitigung der dargelegten Mißstände nicht länger zu zögern. ö.
Die letzterere läßt sich im wesentlichen durch Tausch zwischen den betheiligten Aemtern bewerkstelligen. U
Zu dem Ende sollen die in dem Hause Wilhelmsplatz 1 unter⸗ gebrachtell Bureaus des Auswärtigen Amts (mit vorläufiger Aus— nahme des Kassenlokals) nach dem vormals von Deckerschen Grund⸗ stücke verlegt werden, wogegen das Schatzamt mit seinen beiden Ab⸗ theilungen in die eben bezeichneten, vom Auswärtigen Amt aufzugebenden Räume übersiedeln, und das Reichsamt des Innern endlich auf dem Grundstücke Wilhelmstraße 74 konzentrirt würde.
Auf solche Weise wären das Reichsamt des Innern und das Reichsschatzamt, und nicht minder das Auswärtige Amt (die nöthigen baulichen Aenderungen auf dem vormals von Deckerschen Grundstücke vorausgesetzt), sehr erheblich besser als bisher untergebracht.
Auch für die am Wilhelmsplatze zurückbleibenden Bureaus des Auswärtigen Amts ließe sich auf dem von Deckerschen Grundstücke Unterkunft beschaffen, wenn — außer dem Vorder⸗ hause an der Wilhelmstraße und den beiden breiteren Flügel— anbauten — die beiden sich daran anschließenden, z. B. un benutzten schmalen Seitengebäude und die gleichfalls un—⸗ benußten, auf dem Hofe belegenen ehemaligen Fabrikgebäude zu dem fraglichen Zwecke verwendet würden. Die bautechnischen Ermittelungen haben indessen ergeben, daß, wenn auch das Vorderhaus nebst beiden Flügelanbauten, sowie das linke Seiten., und das linke Sofgebäude mit einem nicht allzu beträchtlichen Kostenaufwande zur Unterbringung von Geschäftsräumen für das Auswärtige Amt sich in den Stand setzen lassen, doch die rechts belegenen Seiten⸗ und Hofgebäude sich in einem verwahrlosten, zur Reparatur und zur Aufnahme von Amts⸗ lokalitäten ungeeigneten Zustande befinden. ;
Bei dieser Sachlage würde die Zusammenlegung des gesammten Amts nur durch einen Neubau zu ermöglichen sein, welcher erhebliche Mittel in Anspruch nehmen und voraussichtlich mehrere Jahre dauern würde. Von einem solchen Neubau wird aber mit Rücksicht darauf, daß das Vorderhaus nebst den keiden Flügel anbauten noch auf eine Reihe von Jahren zu Geschäftsrãumen be⸗ nutzbar sein wird, auch die links belegenen Seiten⸗ und Sofgebäude reparaturfähig und verwendbar sind, für jetzt abzusehen sein.
Zunächst wird es vielmehr genügen, unter desinitiver Ueber weisung des vormals von Deckerschen Grundstücks an das Auswärtige Amt und unter Benutzung der verwendbaren Räume ein auf mehrere Jahre berechnetes Provisorium herzustellen. .
Auch solchergestalt wird die skizzirte Aenderung in der Unter⸗ bringung der Aemter von allen Betheiligten als eine wesentliche, dem Geschäftsbetriebe förderliche Verbesserung empfunden werden.
In Vorbereitung derselben ist deshalb bei anderweit bereits ber⸗ vorgetretenem Anlaß das in dem Garten des vormals von Decker⸗ schen Grundstücks befindliche Haus zur Dienstwohnung für den Staatssekretär des Auswärtigen Amts eingerichtet und die dadurch frei gewordene Dienstwohnung am Wilhelmeplatz ! dem Staats—⸗ sekretär des Reichs ⸗Schatzamts überwiesen worden.
Um das vormals von Deckersche Grundstück für die Aufnahme der dorthin zu verlegenden Bureaus des Auswärtigen Amts geeignet zu machen, bedarf es jedoch, wie bereits angedeutet, noch einiger bau · licher Vorkehrungen im Vorderhause nebst den beiden breiteren
lügelanbauten, namentlich aber erheblicherer Veränderungen in den rüber lediglich zum Druckereibetriebe benutzten links belegenen Seiten und Hofgebäuden. — .
Nach dem bautechnischen Kostenanschlage werden sich die Aus⸗
gaben dafür, einschließlich einiger kleineren Aenderungen in dem Hause
Wilhelmsplatz 2, sowie der Umzugskosten für das Auswärtige Amt, auf 195 00 4 belaufen. ;
Die weiter entstehenden Umzugskosten für das Reichsamt des Innern und für das Reichsschaßamt werden arf die betreffenden Ge schäftsbedürfnißfonds zu übernehmen sein.
Statistische Nachrichten.
Im Jahre 1881 sind auf den deutschen Münzstätten 440 956 Stück Doppelkronen und 572 0190 Kronen im Betrage von 15 521 220 1M und im Gewichte von 12 362,732 Pfd. geprägt worden. Gegen das gesetzliche Sollgewicht von 12 362,581 Pfd. ergab das wirkliche Gewicht ein Mehr von O, 151 Pfd. oder .l22 Pfd. auf 1000 Pfd., und zwar in Berlin 440 956 Doppelkronen — 7010256 Pfd.; wirkliches Gewicht, 4 O, 204 Pfd. oder pro 1000 Pfd. O Oꝛ91 Pfd. in München 156 693 Kronen — 1248005 Pfd. — 9 548 Pfd. oder 9,0385 Pfd. pro M.; in Dresden 240 428 Kronen — 1914992 Pfd., w O0I0 Pfd. oder 00052 Pfd. pro M.; in Stuttgart 79 049 Kronen — 629,558 Pfd., 4 G68 Pfd. oder O,O0l27 Pfd. pro M.; in Karlsruhe 195 851 Kronen — 1559. 921 Pfd. 0 M3 Pfd. oder 00147 Pfd. pro M. Das DJurchschnittsfein⸗ gehalt betrug in Berlin 898, 33, München 900, Dresden 66d, 92s, Stuttgart 9060,29, Karlsruhe 00,4.
Die Ausprägung in Silbermünzen betrug im Jahre 1881 12 314416 M in 1 Markstücken Das Gewicht derselben betrug 136 814.3530 Pfd. oder 12,B315 Pfd., d. h. O, 000 Pfd. pro M. weniger als das gesetzliche Sollgewicht (136 826,845 Pfd.). Von den einzelnen Münzstätten hatten Berlin (6 386 441 S6. 79 948,569 Pfd.) 11,896 Pfd. oder 9. 1676 Pfd. pro M. zu wenig Gur Ausgleichung des aus dem Jahr 1875 herrührenden Stückelungsverlusts absichklich herbeigeführt); München (2040 101 4 — 22 666115 Pfd.) 1674 Pfd. (G07 38 pro M) zu wenig; Dresden (1 080 974 S. — 12010, 946 Pfd.) O, 124 Pfd. oder olos5 pro M. zu viel; Stuttgart (1 203 000 S6 —= 13 368,910 Pfd.) 2243 Pfd. zu viel (6,1678 pro M.); Karlsruhe (426 323 66 — 4736, 499 Pfd.) 423 Pfd. (09893 pro M) zu wenig; Darmstadt G86 500 M — 4294,90 Pfd.) O7 66 Pfd. zu wenig (9 1783 pro M.); Hamburg (790 97 M — 788,710 Pfd.) G77 Pfd. (0088 pro M.) zu viel. Der Durchschnitts-Feingehalt stellte sich in Berlin auf 00,22, München 900, Dresden göh,067, Stuttgart 900,35, Karls⸗ ruhe 900,2, Darmstadt 899,4, Hamburg 9002.
— Das Aprilheft 1882 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält Uebersichten über 1) die unmittel⸗ bare Durchfuhr fremder Waaren durch das Zollgebiet sowie die Durchfuhr deutscher Waaren durch angrenzende Staaten im Jahre 1881, 2) die Ein- und Ausfuhr der wichtigeren Waaren im Zollgebiet für den April und die vier ersten Monate 1882, 3) die im April. d. J. versteuerten Mengen von Zuckerrüben, 4) die Groß⸗ handelspreise wichtiger Waaren an den dafür maßgebenden deutschen Plätzen im April d. JF.
— . Die Bearbeitung der durch die Berufszählung vom 5. Juni gewonnenen Ergebnisse zum Zwecke der Herstellung der vom Bundesrathe vorgeschriebenen Tabellen erfolgt in Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg⸗Schwerin, Braun⸗ schweig, Sachsen⸗Meiningen und Lübeck durch die statistischen Bureaus der betreffenden Staaten, für die übrigen 16 Staaten durch das Kaiserliche Statistische Amt in Berlin. Die bis jetzt festgestellten k Tabellenformulare beziehen sich nur erst auf die Berufsstatistik im engeren Sinne, noch nicht auf die Land⸗ wirthschafts⸗ und Gewerbestatistik, und führen die Ueber⸗ schriften: 1) Die Bevölkerung nach dem Beruf oder Erwerb (Berufsklassen und Stellung innerhalb jeder Berufsklasse, d. i. ob selbständig, Gehülfe, Angehöriger, Dienstbote), für männlich und weiblich getrennt, ferner Nebenberufsarten; 2) die Bevölkerung nach dem Hauptberuf, Geschlecht, Alter und Familienstand; 3) die wegen hohen Alters, in Folge von Verletzung oder Krankheit dauernd er⸗ werbsunfähig gewordenen Personen nach ihrem vormaligen Beruf, so⸗ wie die Wittwen nach dem Beruf des Ehemannes. Die Fertigstellung dieser Tabellen für die Staaten und beziehungsweise größeren Ver⸗ waltungsbezirke ist betreffs der Uebersichten 1 und 2 bis zum 1. April, betreffs der Uebersicht 3 bis zum 1. Juni 1883 angeschrieben, so daß das Statistische Amt von da ab mit der Zusammenftellung derselben für das Reich wird beginnen können.
— Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heit samts sind in der?1. Jahreswoche von je 00 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorb en gemeldet: in Berlin 25,2, in Breslau 33,‚), in Königsberg 29,8, in Cöln 25,2, in Frankfurt a. M. 22.5, in Hannover 221, in Cassel 2,2, in Magdeburg 27,5, in Stettin 23.3, in Altona 27,7, in Straßburg 28,8, in Metz 15, in München 34,2, in Nürnberg 26,2, in Augsburg 42,9, in Dres den 22,4, in Leipzig 22,0, in Stuttgart 2152, in Braunschweig 2,9, in Karlsruhe 20,9, in Hamburg 25,3, in Wien 36,9, in Budapest — in Prag 37,æ. in Triest 27,4, in Krakau 35,l, in Basel 26,9, in Brüssel 27,9. in Amsterdam 2538, in Paris 26,9, in Kopen hagen 28,0, in Stockholm 18,5, in Christignia 19,8, in St. Peters⸗ burg 39,9, in Warschau 344, in Odessa 339, in Bukarest 23,7, in Rom —, in Turin 26,4 in Madrid 49,2, in London 19,2, in Glas⸗ gow 27,6, in Liverpool 25,5, in Dublin 24,77, in Edinburg 18,36, in Alexandria (Egypten) 35.5. — Ferner aus früheren Wochen: in New⸗Jork 3344, in Philadelphia 240, in Chicago — in St. Louis 183 in Cincinnati 23,7, in San Franzisko 18,4, in Kalkutta 29,7, in Bombay 23,7, in Madras 28,6.
Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen schwache östliche und nordöstliche, in Cöln südöstliche, nur in Breslau nord⸗ westliche Luftströmungen, die aber an den meisten Stationen schon am 23. über Südost nach Süd und Südwest umgingen und mit südöstlichen. Windrichtungen wechselnd bis zum Schluß der Woche herrschend blieben. Nur an den Oststationen wehte in den le zten Tagen der Woche wieder Nordwest, in München auch Nordost. Mit dem Umgange des Windes nach Süd und Südost nahm die Luft wärme allgemein zu und überstieg an den meisten Stationen, mit Ausnahme von München, wo das Durchschnittsmaß nicht ganz er⸗ reicht wurde, die normale. Niederschläge und von Hagelschauern be⸗ gleitete eleltrische Entladungen waren nicht selten, aber meist nicht er⸗ giebig. — Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm in den ersten Tagen zu, fiel am 23, rapid, stieg dann wieder allgemein und nahm zu Ende der Woche einen höheren Standpunkt als beim Beginn derselben ein. ; 6. ö
Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas wieder zugenommen. Die allgemeine Sterblichkeits verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 26,7 von 25,7 der Vorwoche pro Mille und Jahr. Inebesendere war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine gesteigerte Von 10009 Lebenden starben pro Jahr 91 Säuglinge gegen 85 der Vorwoche (in Berlin 96 gegen 86). — Auch die Sterblichkeit in den höheren Altersklassen (über 60 Jahr) war eine größere. ;
Unter den Todesursachen bedingten von den Infektionskrankheiten Masern. Scharlachfieber, und in außerdeutschen Städten auch Pocken mehr Sterbefälle, während Diphtherie und typhöse Fieber vielfach einen Nachlaß zeigten. Masern herrschten in Breslau, München, Darmstadt, Paris, Amsterdam, London, noch ohne ersichtlichen Nach⸗ laß. Das Scharlachfieber gewann in Plauen, Barmen, Elberfeld, Frankfurt a. M, Wien, mehr an Ausdehnung, in Berlin hat die Zahl der Todesfälle ein wenig abgenommen. Todesfälle an Diph⸗ therie und Croup waren in Elbing, Cöslin, Breslau, Königshütte, München, Hamburg, Hannover, Berlin. Dresden, Halle, Elberfeld, Wien, Paris noch häufig Todesveranlassung, doch war in den meisten der genannten Städte die Zahl der Opfer eine wesentlich geringere als in den Vorwochen. Typhöse Fieber zeigten sich ziemlich allge⸗ mein nur in beschrankter Zahl. — Sterbefälle an Flecktphus wurden aus deutschen Städten 7 (aus Königsberg 3, aus Danzig 2, aus Beuthen und Hamburg je 1, letzterer ein von auswärts ein⸗
geschleypter) gemeldet. — Erkrankungen daran wurden besonderg im