— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern die Meldung des in Höchstsein Dragoner⸗ gedieh versetzten Seconde⸗ Lieutenant von Gla⸗ senapp entgegen und empfing den Minister⸗Residenten in den Vereinigten Staaten von Columbien, Lueder.
— Der Bundesrath sowie der Ausschuß desselben für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
Württemberg. Stuttgart, 19. Juni. (Allg. Ztg.) Der unter dem Praͤsidium des Prinzen Hermann zu Sachsen⸗ Weimar stehende württembergische Landesverein der Kaiser-Wilhelm-Stiftung verfügt nach dem letzten Rechnungsausweis über ein Vermögen von 591 255 Dasselbe hat seit dem Jahre 1874 um 46434 16 abgenommen. Dagegen sind dem Verein durch freiwillige Gaben, durch Samm⸗ lungen und Vermächtnisse auch im letzten Jahre wieder beträcht⸗ liche Summen zugeflossen, wobei besonders die Kirchenkollekte hervorzuheben ist, welche 11 352 S6 abgeworfen hat. Wie groß die Ansprüche sind, welche an den Verein gestellt werden, geht daraus hervor, daß im letzten Jahre an 444 In⸗ validen 30 380 ½ο½ und an 470 Hinterbliebene 19 959 6 zu verabreichen waren. An außerordentlichen Beihülfen wurden einige tausend Mark verabfolgt, und die Gesammtfürsorge be⸗ zifferte sich 1381 auf 1081 Personen mit 53 394 S Bei⸗ hülfen und 91 826 SG Anlehen.
Hessen. Darmstadt, 22 Juni. (Darmst. Ztg.) Zu Ehren der Anwesenheit des Königs von Sachsen fand gestern Abend großer Zapfenstreich statt. Heute Vormittag begab sich der König mit dem Großherzog auf den Ar— tillerie⸗Schießplatz bei Griesheim und wohnte den Uebungen der beiden Feld⸗A Artillerie Regimenter Nr. II und Nr. 27 bei. Von dort aus fuhren die Allerhöchsten Herrschaften nach der Artilleriekaserne in Bessungen und dem Neuen Palais.
Heute Nachmittag findet in Kranichstein Familientafel statt. Die Allerhöchsten Herrschaften begeben sich Abends nach Mönchbruch zur Pürschjagd und kehren im Laufe des morgen⸗ den Vormittags hierher zurück. Die Abreise des Königs nach Dresden erfolgt morgen Nachmittag 61“ Uhr. — Auf Ein⸗ ladung des Großherzogs wird der kommandirende General des Xl. Armee⸗-Corps, General der Kavallerie Freiherr von Schlotheim hier eintreffen und morgen Vormittag von dem König von Sachsen empfangen werden, dessen Generalstabs— Chef er im Kriege 1870/71 gewesen ist.
Mecklenburg. Ludwigs lust, 20. Juni. In Gegen— wart des Großherzogs ist heute Mittag das hier errichtete Kriegerdenkmal enthüllt worden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. Juni. (Weim. Stg.) Die Großherzogin ist heute Morgen gegen 10 Uhr in erwünschtestem Wohlsein aus Wien eingetroffen mit erfreulich guter Nachricht über das Befinden der Prin— zessin Reuß.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. Juni. (Prg. Ztg.) Der Kaiser hat sich heute in Begleitung des General⸗Adju— tanten Fs M. Baron Mondel, sowie der Militär⸗Attachés von Rußland, Frankreich und Italien zur Inspizirung der Truppen in das Brucker Lager begeben. Nachmittags fand daselbst ein Offiziersdiner zu 60 Gedecken statt. Die Rück— kehr des Monarchen nach Wien erfolgt im Laufe des morgigen Vormittags. Am 29. d. M. begiebt sich Se. Majestät zum üblichen Sommeraufenthalte nach Ischl. Zur gigen Zeit dürfte auch die Kaiserin aus Feldafing in Ischl eintreffen.
Wien, 22. Juni. (W. T. B.) Die „Wiener Abend— post“ meldet, daß nach authentischen Nachrichten der Ge— schäftsbetrieb des österreichischen Postamts in Alexan⸗ drien keinerlei Störung oder Unterbrechung erfahren habe.
Pest, 21. Juni. Nach einem Telegramm des „Budapesti Hirlap“ ist die aus der Theiß gezogene Leiche nicht diejenige der Esther Solymossy. Nach gründlicher Untersuchung des Leichnams wurde konstatirt, daß die Ursache des Todes Lungenschwindsucht war, daß die Leiche aus einem Spital der Umgebung entnommen und in die Theiß geworfen wurde, daß das Haar von dem Kopfe abrasirt wurde, daß es die Leiche eines Freudenmädchens ist, und daß die bei derselben vorgefundenen Kleider und das an den Arm gebundene kleine Tuch auch der Esther Solymossy gehört haben. Dies beweist, daß der Mörder, um das Gericht zu hintergehen, die Leiche aus einem Spitale entwendete und dann mit den Kleidern der Solymossy versah. Die Untersuchung wird energisch fort— gesetzt.
Grosbbritannien und Irland. London, 21. Juni. (Allg. Corr.) Die Königin verließ gestern Balmoral, um nach Windsor zurückzukehren, Am 18. ds. waren es 45 Jahre, daß Ihre Majestät den englischen Thron bestieg. Der Jahres⸗ tag der Thronbesteigung ward in London, Windsor und anderen Städten in der herkömmlichen Weise gefeiert. — Der Lordmayor gab am Montag Abend seinen Kollegen aus den Provinzen in der Guildhall einen glänzenden Ball, zu dem über 2500 Einladungen ergangen waren.
Ueber die Entdeckung in Clerkenwell wird weiter gemeldet: . r
Es ist jetzt festgestellt, und zwar durch waffenkundige Experten der Regierung, daß von den in Clerkenwell aufgefundenen Waffen die Sniderbüchsen alte ausgebrauchte Militärgewehre veralteter Konstruk⸗ tion waren, welche ausrangirt aus dem Waffendepot bei Gelegen—⸗ heit der periodischen Verkaufe von überflüssigen Vorräthen an Händler in dergleichen Waffen verkauft worden waren und von diesen wieder verkauft wurden, sowie daß dieselben später in Bir— mingham von kleineren Gewehrfabrikanten, deren es dort eine ganze Menge giebt, umgeändert und die Schußvorrichtungen an denselben speziell von irischen Gewehrschlösser⸗ Fabrikanten angefertigt worden sind. Der Umstand, daß auf dem oberen Theil der Schlösser die Worte Snider Patent“ eingestempelt sind, beweist sofort, daß weder die Schlösser an diesen Gewehren in den Armee⸗ werkstätten angefertigt worden sind, noch die Umänderung derselben dort ausgeführt wurde. Es handelt sich jedoch hauptsächlich um die See wie Walsh in den Besitz der entdedten Gewehre gelangt ist.
ine genauere Untersuchung hat ergeben, daß dieselben in ihrer um— geänderten Gestalt als Snider⸗Hinterlader für Irland bestimmt waren, wofür als Beweis angeführt wird, daß die Schäfte unter dem zweiten Ring mit einer fehr feinen Säge schräg durchgesägt sind, fo daß der obere Theil des Schaftes mit dem Laufe durch Verschiebung des Ringes leicht abgenommen und dem unteren Theile, dem Gewehrkolben, beigelegt werden kann, wodurch die Waffe zum Zweck leichteren Verpackens in viereckige, keinen Verdacht er⸗ regende Eisenwaarenkisten um so viel kürzer wurde. Nach dem Aus=
packen läßt sich ebenso leicht der obere Theil des Schaftes mit dem Laufe wieder anfügen, da die diagonalen Kanten genau aufeinander passen, und durch den darüber geschobenen Ring so dicht zusammengezogen werden, daß der Sägeschnitt von keinem Nachtheil ist, und die Waffe vollkommen brauchbar sofort zur Verwendung gebracht werden kann. Ebenso sind die Bajgnette nach altem Enfieldichen Muster auf einem gewöhnlichen Schleifstein zur Spitze einer Nadel zugeschliffen und unpolirt gelassen worden. Ein großer Theil der Gewehre war so auseinander genommen und in einer Masse von Hobelspähnen besonders und sorgfältig verpackt. Die Verpackung war derart, um den Inhalt der Kisten unverdächtig zu machen. — Der Irländer Thomas Walsh, in dessen Remise, in Clerken⸗ well am Sonnabend die Beschlagnahme einer großen Quantität für. Irland bestimmter Waffen und Munitionsvorräthe erfolgte, ist, wie man Ursache zu Annahme hat, ein Haupteentrum der fenischen Brüderschaft und erster Beamter dieser Organisation in London. Unter seinen in dem irischen Quartier in Holborn woh— nenden Landsleuten gilt er indeß als ein Agent des sogenann: ten „O'Donovan Rossa'schen Scharmützelfon 8. Die , . hofft in Kurzem im Zusammenhange mit der affen⸗ beschlagnahme weitere wichtige Verhaftungen vorzunehmen. In . Folge, der Waffenentdeckung in London wurden die Schildwachen der Maryvhillkaserne in Glasgow gleich verdop⸗ pelt, während andere an verschiedenen Punkten langs, der Wälle postirt wurden. Niemandem von den in der Kaserne einquartirten Kavalleristen ist es erlaubt, dieselbe zu verlassen, und die gesammte Infanteriemannschaft hat Befehl erhalten, nicht spaͤter als 10 Uhr wieder zu Hause zu sein. Die die inneren Anordnungen in den Kasernen betreffenden Regulationen sind., alle verstärkt worden, und die Mannschaften sind für jede Eventualität gerüstet.
Aus der Grasschaft Limrick in Irland wird eine blutige That gemeldet, für welche „Hauptmann Mondschein“ verantwortlich ist: ; .
Ein in Ballyhahill wohnhafter Pächter Namens Walsh hatte sich wiederholt öffentlich zu Gunsten der Pachtzinszahlung aus— gesprochen. In der Nacht vom Sonntag zum Montag erhielt er den Besuch einiger ‚Mondscheinler“, von denen einer ihm durch den Hals schoß und ihn in seinem Blute liegen ließ. Walsh ist lebensgefähr⸗ lich verwundet; .
Die zwischen England und Spanien gepflogenen Unterhandlungen für den Abschluß eines neuen Handels⸗ vertrages sind suspendirt worden. Als Grund dafür wird spanischerseits angegeben, daß England Zugeständnisse bean⸗ sprucht habe, welche die spanische Regierung als unvereinbar mit den Interessen spanischer Fabrikanten betrachtete.
— 22. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaus— sitzung kündigte Northeote an, daß er den Premier Gladstone morgen darüber interpelliren werde, ob es wahr sei, daß die Pforte
hoch gegen Hwwotestre, oh die
Regierung, wenn dies der Fall sei, noch an der Konferenz festhalte, von wem für den Verlust britischer Menschenleben und britischen Eigenthums in Alexandrien Entschädigung gefordert werden solle, und auf wen Eng— land baue wegen Aufrechthaltung des Friedens und der Ord⸗ nung in Egypten. — Auf eine Anfrage Cowens erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Dilke: England habe das neue egyptische Ministerium nicht anerkannt. Der diploma⸗ tische Agent Englands, Malet, sei angewiesen, seine Kom⸗ munikationen mit demselben auf Dinge, betreffend die Sicher⸗ heit von Personen und Eigenthum, zu beschränken und nichts zu thun oder zu sagen, was eine Anerkennung des Ministeriums andeuten könne. Der franzbsische Generalkonsul handele in dem nämlichen Sinne. Das unterzeichnete Uneigennützigkeitsprotokoll sei demjenigen vom 21. September 18890 ähnlich und schwäche keineswegs die Stellung, zu der England in Egypten berechtigt sei. England gehe zu der Konserenz mit einer klar definirten Politik, wie aus Lord Dufferins Instruktionen hervor⸗ gehen werde. Der Khedive habe auf den Rath des deutschen und des öcsterreichischen Konsuls Riagheb Pascha mit der Bildung des neuen Ministeriums beauf⸗ tragt; die Konsuln beabsichtigten wahrscheinlich den zeitweiligen Schutz des Lebens und des Eigenthums der Europäer herbeizuführen. England bringe eine klar definirte Politik zur Ausführung, um den Einfluß Englands in Egypten und die Sicherheit der Person und des Eigenthums britischer Unterthanen zu schützen. — Auf eine Anfrage Chaplins er— widerte Dilke: falls bezüglich des Vorraths an frischem Wasser am Suezkanal zeitweilig eine Unterbrechung eintreten sollte, so seien Mittel vorhanden, um die Beschaffung einer genügenden Wassermenge zu sichern. Chaplin erklärte sich von dieser Erklärung Dilke's nicht befriedigt und griff die Politik der Regie⸗ rung auf das Hestigste an. Im Laufe der Debatte kon— statirte der Premier Gladstone: auf den Suezkanal be⸗ zügliche Fragen seien, soweit sie den egyptischen Ge⸗ bietstheil desselben beträfen, von der Konferenz nicht ausgeschlossen; Spezialfragen bezüglich des Kanals, wie z. B. diejenige wegen der Neutralisirung desselben, seien indessen ausgeschlossen. Northeote meinte, dies sei eine wichtige Erklärung, welche ein weites Feld für Be⸗ trachtungen eröffne. — Der Unter⸗Staatssekretär im De—⸗ partement der Kolonien Ashley, erklärte: über that⸗
sächliche Feindseligkeiten im Zululande sei der Regierung keine Nachricht zugegangen. — Das Haus setzte hierauf die Berathung der irischen Zwangsbill sort. Morgan Lloyd beantragte einen Zusatz zu Art. 12, durch welchen das Recht der Ausweisung von den öffentlichen Frieden gefährdenden Ausländern auch auf England ausgedehnt werden soll. Gladstone acceptirte den Antrag, wünschte aber, daß das Haus erst anläßlich der Berichterstattung über die Bill über denselben beschließe. Der Zusatzantrag Lloyds wurde schließ⸗ lich mit 228 gegen 51 Stimmen angenommen.
Frankreich. Paris, 21. Juni. (Fr. Corr.) Der Ausschuß der Deputirtenkammer sür die Justiz⸗ reform hat den Vermittlungsvorschlag der Abgg. Girard und Guillot, nach welchem die Unabsetzbarkeit bis zur Herstellung eines neuen Gesetzes über die Gerichtsverfassung suspendirt bleiben soll, verworfen, weil derselbe mit dem von der Kammer dem Ausschusse gewordenen Auftrage, ein solches Gesetz auf Grundlage der gänzlichen Abschaffung der Unabsetzbarkeit und des Systems der Wahl des Richterpersonals auszuarbeiten, unvereinbar wäre.
22. Juni. (W. T. B. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Consells-Präsident de Freycinet in Beantwortung der Anfrage Périers: die Konferenz hält heute ihre erste Sitzung. Frank⸗ reich und England gaben ihren Votschastern Instruk— tionen, die dahin zielen, als Grundlagen der Konferenz die Wiederherstellung der resp. Rechte des Sultans und des Khedive, und die Aufrechthaltung der Firmans sowie der internationalen Verpflichtungen sestzustellen. Jeder den Angelegenheiten Egyptens fremde Gegenstand wird von den
Berathungen der Konferenz ausgeschlossen bleiben. Die Mächte unterzeichneten ein Uneigennützigkeitsprotokoll, worin sie sich gegenseitig untersagen, irgend welchen Vortheil außer⸗ halb der Grundlagen der Konserenz zu suchen. Die Regierung hat Nichts von ihrer Unabhängigkeit aufgegeben, und wenn gegen jede Erwartung die Regierung sich gegenüber einer Lösung befinden sollte, welche ihrer Würde nicht entspräche, so würde sie die Freiheit der Aktion zurücknehmen. Aber sie ist überzeugt, daß das Einvernehmen bis zum Ende bestehen blei⸗ ben wird. In jedem Falle kann man versichert sein, daß die Haltung des Marquis de Noailles eine solche sein wird, wie man sie von dem Träger der Vollmachten eines großen Landes, wie Frankreich, erwarten kann. ;
Der Senat hat heute den Gesetzentwurf, betreffend die Einfuhr ausländischen Schweinefleischs, ob— schon der Handels⸗-Minister für denselben eintrat, abgelehnt. Der Senat ging von der Erwägung aus, daß die Gesetzvor⸗ lage keine genügende Garantie gegen die Einfuhr von trichi— nösem Fleische biete.
Nach einer Meldung aus Oran haben Delegirte aus den Ortschaften der Oase Figuig eine Versammlung abgehalten und beschlossen, die französische Regierung um freundschaftliche Wiederaufnahme der durch die Feindselig⸗ keiten der 3 Marabuts unterbrochenen Handels beziehun—⸗ gen mit Algier zu ersuchen. Das in der Oase Figuig und in deren Umgegend herrschende große Elend habe die Bewohner zu diesem Vorgehen genöthigt. Wie es heiße, wolle die französische Regierung dem Ersuchen stattgeben. Von den Delegirten sei gleichzeitig beschlossen worden, den eventuell in die Oase Figuig einrückenden französischen Trup— pen eine gute Aufnahme zu bereiten, um zu verhüten, daß dieselbe in das Innere der Ortschaften eindrängen. .
narf B Jin, n , , , fen von Brest und Cherbourg haben Befehl erhalten, die Panzerschiffe „Jeanne d'Arc“, Valeureuse“, „Flandre“, Surveillante“ und „Reine Blanche“ seesertig zu machen. Aus verschiedenen nördlichen Häfen wurden eirca 1300 See⸗ leute nach Toulon beordert. Die auf Urlaub befindlichen Seeoffiziere sind telegraphisch zurückberufen worden. Das Evolutionsgeschwader liegt auf der Rhede von Toulon fortdauernd seebereit. Im Arsenal stehen weitere Panzer— schiffe und Kreuzer disponibel.
Serbien. Belgrad, 22. Juni. (W. T. B.) Ein Erlaß des Königs ermächtigt den Minister des Innern, der Skupschting einen Gesetzentwurf wegen Ein—⸗ schränkung der Preßfreiheit vorzulegen.
Die „Ungarische Post“ meldet aus Belgrad: Der Gesetz— entwurf über die Einschränkung der Preßfreiheit bestimmt: 1) Preßdelikte und Vergehen werden nach dem Strafgesetze geahndet; 2) Preßdelikte unterliegen nicht der. Verjährung; 3) die Verbreitung sozialistischer Tendenzen in Zeitungen, Bro⸗ schüren oder Buchform ist nicht gestattet. — ᷣ
In der heutigen Sitzung der Skupschtina wies der Finanz-Minister Mijatowitsch in einer mit großem Beifall aufgenommenen Rede nach, daß das Land durch das Fallissement der Union gensrale keine Verluste erlitten habe. Anscheinend ist die Rede des Ministers von günstiger Rückwirkung auf die Position des Kabinets gewesen.
Bulgarien. Sofia, 20. Juni. (Wien. Ztg.) Fürst Alexander ist um 5 Uhr Abends hier angelangt. Die Minister, die hohen Funktionäre sowie die Einwohner, welche dem Fürsten vor die Stadt entgegengeeilt waren, bereiteten ihm einen sehr warmen Empfang. Die Stadt ist mit Flaggen geschmückt. Auf seiner Hierherreise empfingen den Fürsten überall die begeisterten Zurufe der an der Straße ver⸗ sammelten Bevölkerung. — Vulkovitsch ist am Sonntag hier ein— getroffen und hat gestern die Leitung des Ministeriums des Aeußern wieder übernommen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juni. (W. T. B.) In Folge der Entdeckung eines Nihilisten⸗ verstecks auf Wassili⸗Ostrow in der Nacht vom 16. auf den 17. d. M. wurde in der Nacht vom 17. auf den 18. d. M. in der Fonarnygasse ein zweiter Nihilisten versteck aufgefunden, woselbst ebenfalls mehrere Personen verhaftet wurden.
— 23. Juni. (W. T. B.) Eine Cirkularverfügung des Ministers des Innern, Grafen Tolstoi, an die Gouverneure giebt denselben kund, daß die Verantwor— tung für fernere antisemitische Demonstrationen auf die Gouverneure falle, und daß jede derartige Demonstration die sofortige Entlassung und gerichtliche Versolgung derjenigen amtlichen Personen nach sich ziehen werde, deren erste Auf— gabe die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sei. — Der modifizirte Zolltarif tritt am 1. Juli (a. St.) in Kraft, unter Beibehaltung des Goldzolles und Wegfall des zehnprozentigen Zuschlages; die bisherigen Zollsätze sind mit wenigen Ausnahmen erhöht und fast alle seither freien Waaren mit Zöllen belegt worden. — Die Einführung der Frie⸗ densgerichte in den baltischen Provinzen ist bis Neu jahr 1883 hinausgeschoben worden.
— 23. Juni. (W. T. B.) Wie der „Golos“ erfährt, hat das Ministercomité« beschlossen, das Eisenbahnnetz Rußlands alljährlich um 1000— 1200 Werst zu erweitern und zunächst folgende Zweigbahnen in Angriff zu nehmen: nach Schmerinka, Lugan, Millerowo, Torshotk, Wiasma und von einer Station der Rostow⸗Wladikawkas⸗Eisenbahn nach Vowerossisk, ferner im östlichen Donbezirk von der Station Swereff und Moronesch an der Rostowbahn zur Wolga, so⸗ dann eine Bahn von Mindau nach Tukkum, die letzte aber nur, wenn zum Bau derselben Privatmittel ohne Hülfe von Krongeldern beschafft werden, und Zufuhrbahnen nach Prekop und den Eltonsalzbergwerken und die Strecke Pensa⸗Losowaja.
Warschau, 22. Juni. (W. T. B.) Der Großfürst Michael ist heute Abend 8 Uhr hier eingetroffen und im Schloß Belvedere abgestiegen. Die Stadt ist mit Flaggen geschmückt.
Amerika. Washington, 20. Juni. (Allg. Corr.) Das Repräsentantenhaus hat die Apprepriationshill angenommen, welche der Regierung Kredite im Gesammt⸗ betrage von 1090 Millionen Dollars gewährt. Das Haus hat auch eine Maßregel genehmigt, welche das Finanz⸗Ministerium bis zum 1. Juli 1884 ermächtigt, Standard-⸗Silber⸗-Dollars gegen Handels⸗Dollars auezutauschen, und die Prägung letzterer suspendirt. — Die Vorlage, welche die Besorderung von Einwanderern regelt, ist von beiden Häusern des Kongresses gebilligt worden. Dieselbe verfügt die Inkrast⸗ setzung sanitärischer Verordnungen, sorgt sür die bessere mtterbringung von Einwanderern an Bord von Schiffen und
enthält auch Bestimmungen für die Zurückweisung von Armen,
entlassenen Züchtlingen oder Personen, welche wegen anderer als politischer Verhrechen verfolgt werden. — Das Repraäsen— tantenhaus hat erner den Gesetzentwurf angenommen, welcher den Dampfergesellschaften eine Abgabe von 50 Cents per Kopf für die Verpflegung und Unterstützung von Ein— — bei ihrer Landung in den Vereinigten Staaten auferlegt.
Der Senat bestätigte heute die Ernennung sämmtlicher Mitglieder der Tarifkommission.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 22. Juni. (W. T. B.) Arabi Pajcha und die anderen Minister befinden sich noch hier. Die Auswanderung der Europäer ist im Abnehmen begriffen. Man hegt Vertrauen zu dem neuen Ministerium, in welchem man einen nicht zu unterschätzenden Versuch zur Versöhnung der Militärpartei mit dem Khedive findet. Wie es heißt, würde an Stelle der Untersuchungs⸗ kommission betreffs der am 11. d. M. stattgehabten Un⸗ ruhen eine andere Kommission treten, in der die Konsulate vertreten sein würden.
Das ‚„Reutersche Bureau“ meldet: Derwisch Pascha empfing gestern eine Depesche des Sultans, welche ihn anweist, Arabi Pascha mitzutheilen, daß der Sultan von seiner Haltung befriedigt sei, und welche Derwisch ascha auffordert, Alles aufzubieten, um Arabi Pascha zu bestimmen, daß derselbe noch vor der ersten Sitzung der Konferenz sich nach Konstantinopel begebe. Gleichzeitig ging dem Khedive eine Depesche des Sultans zu, welche dessen Befriedigung über das Verhalten des Khedive ausspricht und dem Khedive zu— sichert, daß er alles ihm Mögliche thun werde, um seine Autorität zu stärken.
Kairo, 22. Juni. (W. T. B.) Der Sekretär der europäischen Kontrole-Kommission, Hoode, der vor einigen Tagen vom Nervenfieber befallen wurde, hat sich in einem Fieberanfalle selbst entleibt.
— Allg. Corr.) Ueber die Entstehung der Unruhen in Alexandrien am 11. Juni wird der „Morning Post“ von einem „Augenzeugen“ berichtet: ;
»Ein Grieche hatte einen Esel geritten und sich geweigert, dem arabischen Eigenthümer des Thieres die geforderte Gebühr zu ent— richten. Der Araber versetzte dem Griechen einen Schlag, worauf dieser sofort ein Pistol zog und den Araber niederschoß. Die anwesenden Araber nahmen natürlich Partei für ihren Landsmann und mißhandelten den Griechen. Zu gleicher Zeit stieß ein Araber in einem Café unweit der grande place einen Tisch, an welchem ein Grieche saß, um; der Grieche schlug ihn, wodurch ein anderer Streit entstand. Die zwei Raufereien lockten eine große Volksmenge an, und das Ende war eine allgemeine Schlägerei. Inzwischen hatten sich die Griechen in die Häufer be— geben und feuerten aus den Fenstern ihre Gewehre auf die Menge ab. Die arabischen Muhamedaner begannen zu schreien: ‚Nieder mit allen Europäern!“ Der Ruf verbreitete sich wie Wildfeuer, und binnen 20 Minuten waren zwischen 50 und 660 EFuropäer getödtet. . . Die egyptischen Soldaten führten sich gut auf. Sie gaben Feuer auf den Pöbel und retteten viele Europäer.
Zeitungsstimmen.
In der „Schlesischen Ztg.“ lesen wir:
Der Reichskanzler hatte in seiner Rede am 12. Juni die Ansicht ausgesprochen, daß die Auswanderer das Bedürfniß haben, sich der direkten Steuerschraube und der Exekution zu entziehen und nach einem Lande zu gehen, wo die Klassensteuer nicht existire und wo sie außerdem die Produkte ihrer Arbeit gegen fremde Konkurrenz geschütz⸗ wüßten.‘ Dem gegenüber hatte der Abg. Richter am nächsten Tage er klärt: „Gerade die Landarbeiter sind es, welche auswandern, und diese haben doch in Amerika gar keinen Schutz!“
Darauf sagte denn Fürst Bismarck: Nach Herrn Richter existirt in Amerika kein Kornzoll. Inzwischen habe ich mir den amerika— nischen Tarif geben lassen, nach welchem für 1 Bushel Roggen 15 Cents, für 1 Bushel Weizen 20 Cents bezahlt werden. Ich hatte daher vollständig Recht, zu behaupten, daß der amerikanische Betreide— zoll erheblich höher ist, als der unsrige.“
Auf die Erwiderung des Reichskanzlers, in Amerika müsse aller— dings ein Kornzoll bezahlt werden, entgegnete Hr. Richter: Bezüglich des Getreidezolles in Amerika habe ich formell, aber nicht inhaltlich geirrt. Es besteht dort noch ein Zoll. Thatsächlich aber hat der— selbe seit der riesigen Zunahme der Getreideproduktion im dortigen Westen auch diejenige geringe Bedeutung verloren, welche er früher Neu⸗England und Canada gegenüber noch besaß.“
Der Correspondent der „Schlesischen Zeitung“ macht nun zunächst darauf aufmerksam, daß die Bundesstaaten Massachusetts, Connecticut, Rhode⸗-Island, New ⸗Hamsphire, Maine und Vermont Neu⸗England bilden und sährt dann sort:
Es besteht dort noch“ ein Getreidezoll! Jawohl, er besteht noch, und die Partei, welche es unternehmen wollte, ihn abzuschaffen, würde mit dem Programm, in welchem sie gegen den Getreidezoll Stellung nimmt ihr j politisches Todesurtheil unterzeichnen. Denn diefer Zoll ist nicht, wie Hr. Richter behauptet, bedeutungslos“; er ist einfach ein Schutzzoll der schroffsten Art, ein Prohibitivzoll, welcher das kanadische Getreide vom Markte der Veresnigten Staaten ausschließt. Das riesige, zum großen Theil sehr fruchtbare Gebiet von Canada mit einer fleißigen, größtentheils ackerbautreibenden Bevölkerung hat dieselben landwirthschaftlichen Produktionsverhältnisse, wie der Norden der Vereinigten Staaten. Bei einem theilweisen Mißwachs des Getreides in den „Weizenstaaten' der Union würden die ‚Kanucken' (wie die Canadier von den „Yankees“ genannt wer⸗ den) sich beeilen, den Markt der Union mit ihrem Weizen zu ver— sehen, und deshalb hat man in den Vereinigten Staaten den Zoll von 20 Ets. per Bushel. der einem Prohibitivzoll gfeichkommt, dem Zolltarif einverleibt. Der Bushel ist nur gleich 35.2358 1, d. h. etwa gleich sieben Zehntel eines deutschen Neuscheffels. Ein Zoll von ca. 26 Cte., d. h. von etwa 1,18 A auf den Scheffel ist, wenn man die Traneportkosten hinzurechnet, genügend hoch, um dem canadischen Getreide den Markt der Union gänzlich zu sperren. Eine andere Konkurrenz als die canadische hat aber der amerikanische Farmer nicht zu fürchten
— Einer Nachlese des, Schwäbischen Merkur“ zu den Verhandlungen des Reichetags über das Tabac monopol ent⸗ nehmen wir Folgendes:
Bei der 2. Lesung wurden stundenlange Reden über preußische Verhältnisse gehalten, von den süddeutschen Abgeordneten, die für das Monopol waren, kam aber keiner mehr zum Worte, was in fo fern zu bedauern ist, da gerade die Darstellung der preußischen Steuerverbältnisse dazn geeignet war, den Bewels zu liefern, daß für die säddeutschen Staaten Bavern und Württemberg eine höhere Besteuerung deg Tabacks noch west noth⸗ wendiger ist, als für die norddeutschen, da letztere die Branntwein. und Maljstener noch wesentlich erböben können. In Reichesteuergebiete (Preußen, Sachsen u. s. w sst der Steuersat pro Centner Malz nur 2 6, während in Württemberg der Gentner mit 5 M und in Bavern das Hektoliter Mal mit 6 S belastet ist. Die 5 Millionen Bavern fabien 5Ii Millionen Malisteuer, wahrend die 12 Millionen Deutsche bis jetzt nur 22 Millionen Tabacksteuer tragen. Der Norddeutsche zahlt ver Ropf 55 * Malj⸗ steuer, der Württemberger 3 M 85 , der Baver 6.1 Im Reichs⸗ steuergebiet ist daher Taback und Bier ungefähr gleich hoch besteuert,
in Württemberg dag sogar das Zehnfache des Tabacks. wurde, es müsse zwischen
richtiges Verhältniß erstellt wendig, daß auch die indire nisse zu einander stehen, w ist eine Ungerechtigkeit,
en zahlt das Bier das Siebenfache, in Bavern im Reichstage behauptet und indirekten Steuern ein werden, so ist es doch gewiß cbenfo noth⸗ kten Steuern in einem richtigen Verhält— aus nicht der Fall ist. o viel, das Bier viel mehr und wenn die
den direkten
as bis jetzt durch daß das Salz s Schanksteuer
Wenn nun
im Reiche steuergebiete wir können
nicht werthlos, s Parlaments kla schlossen ist.
ffentliche M
Deutschlands die Stimmung für das⸗— bringt eine Correspon— ber die letzte Reichstagssession,
fen und breiten Boden in den w Der dies schreibt, kennt d Der Umschlag in dieser Fr es bedarf nur einer vernn
; Bevölkerung. die Tabackproduzenten. jetzt schon innerlich und gen Behandlung der Sache, äußern Gestaltung zu bringen.
as Volk und Frage vollzieht sich r vernünftigen und mäßi— en innerlichen Uebergang zur
Statistische Nachrichten. Statistischen den hiesigen Standesämtern Juni er. zur 839 Lebendgeborene,
Nach Mitth Berlin sind bei vom 11. Juni bis 1145 Eheschließungen, Sterbefälle.
— Die Nr. 43 der neu erfundene Gers Schäden des alten Rieselsystem gräben mit ihr gleichmäßiger Flächen anstreben großen Bedeutung dieser Erfindun schildert einen mit diese gemachten und vo schreibt darüber:
Diese Anlage, welcher die Aufgab Mengen von Berliner Rie die Ueberdüngung der Früchte rieselt und ein Theil der Fläche reservirt, um denjenigen Theil der zu der zur Bewässerung der Saaken, aupttheils der Fläche zeitweilig nicht unte wenn die Gersten⸗ und den, wird jener reservirte
Die einzige fixe Anla röhren, deren Durchmesser nach dem vorh maximo aber nicht über 15 em pro 25 ba Röhren sind auf dem betr. weniger als 400 m frostfrei nungen von 200 m kurze Standröhren, absperrbar, an welch erstere die eigentlichen
in der Woche Anmeldung gekommen: 35 Todtgeborene,
„Deutschen Bauzeitung“ besp Berieselungssyst ͤ s, namentlich die o tem übelriechenden Schlammabfatz e Vertheilun
richt eingehend das
ffenen Zuführungs⸗ tz beseitigen und die g des Rieselwassers auf die zu berieselnden genannte Zeitung ng, zu weiteren Versuchen auf, und m System in llständig gelungenen
fordert bei der
Hohen⸗Schönhausen bei Berlin Die „Bauzeitung“
glichst große renze bildet
ö e gestellt ist, mö asser aufzunehmen (die G wird hauptsächlich im Winter be⸗ für die ersten Sommermonate assermenge aufzu⸗ Rüben oder Wiesen des rzubringen ist. eraufnahme frei wer⸗
geführten W
Roggenfelder für Wass Theil mit Roggen, Raps zc. bestellt.
g. sind gußeiserne Zufluß⸗ andenen Druck wechfelt, in ha zu betragen braucht. Felde in Parallelabständen von elben tragen in Entfer— durch Wasserschieber einzeln Rieselapparate angeschloffen
ge zur Berieselun
Feld wird auf folgende Weise zur Wasser mit einem für diesen der eine Furche von 55 em Brelte, aufwirft, werden kreuz und quer Dämme aufgey f und Rückgang des Pfluges und en. Balken von 60-90 em Platz für die aufgestülpte Erde zu gewinnen. von 1,RXæ m Breite und 045 genau entsprechend dem Gefälle des Terrains
aufnahme vorbe⸗ struirten Pfluge, ca. 15 em Tiefe Jeder Damm jwischen den Breite stehen, um s entstehen durch
Zweck besonders kon aber von nur
erfordert einen Hin—⸗ Furchen bleibt ein sog
diese Arbeit Dämme Abstände von einander gewählt werden.
Ein Terrain, welches pro Meter 2
. em Gefälle hat, erhält bei der Annahme, daß
zasser an einem Damm 22 um bis zur Sohle des nächst höheren Dammes Dämme in Entfernungen von 11 m. ein Terrain, wel der andern nur 1 em Gefälle hat, je 8 m Entfernung, während in l
gedrückt zu werden, Bei gleicher Wasserhöhe erhält ches nach einer Richtung pro Meter 3 em in ersterer Richtung Dämme in etzterer 22 m Entfernung genügen
Das Gersonsche System soll auch bei Zuckerfabriken, b Stärke ⸗Fabrikation, ferner bei Papierf J Gerbereien und bei Wäschereien mit fließenden Wasser benutzt werden können, in der Praxis bewährt, für diese Werthe sein.
— Den Mittheilungen der Großherzoglich Centralstelle für die Landes sicht der Studirenden Sommersemester 1882: 12 Nichthessen, wissenschaft 61 Hessen, 9 Nichthessen, zusamm trifulirte; Medizin 55 Hessen, 18 Nichthess 20 Immatrikulirte); 9 Hessen, 12 Nichthessen, zusammen 21 (davon 4 Immatrik ralwissenschaft S Hessen (davon 3 Immatrikulirse 4 Nichthessen, Mathematik 27 Hessen, 4 Nichthessen, zusammen trikulirte); Philologie 54 Hessen, 8 Immatrikulirte); 2 Nichthessen, zusammen 30 (davon 6
abriken, Brennereien, Mälzereien, zur Reinigung der ab⸗— und würde, genannten Fabriken von großem
— V Hessischen esstatistik entnehmen wir folgende Ueber— auf der Landes-Universität Gießen im Es studirten evangelische T heologie 47 zmmatrikulirte):; en 70 (davon 21 Imma—⸗ en, zusammen 73 (davon Thierbeilkunde ulirte); Kame⸗ ); Forstwissenschaft 36 9 Immatrikulirte); 31 (davon 3 Inma⸗ 6 Nichthessen, zusammen 60 davon Philosophie und Naturwsssenschaften 28 Immatrikulirte); Geschichte Immatrifulirte); jzusammen 16 (davon 4 Imma⸗ 8 Nichthessen,
zusammen 59
Zahnheilkunde
Nichthesse;
Pharmacie 7 Hessen, 9 Nichthessen, trikulirte; Chemie 9 Hessen, 3 Immatrikulirte). Zusammen studirten in Gießen 435 6319 Hessen und 86 Nichthessen, von denen 1065 Immatrikulirte).
Land⸗ und Forstwirthschaft. (Essener Itg) Obschen wir auch in hiesiger an Regen in den leßten Wochen nicht zu flanen damit bedacht waren, so anhaltend schlechte Witterung mit so ab— in der vergangenen Woche herrschte, im Monat Der herrliche Anblick, den die in Ueppigkeit
Gegend über aber nur zu reichlich
normer Kälte, wie sie Juni zur Seltenheit. vrangenden abgeschwächt. Erwartungen und kann
anhaltende Landwirthe s herabgedrückt sortdauert, sogar vollständig zu nichte Theil Wiesengras, schon längere Zeit ausgesetzt und liefern auch im qüastigsten Falle loses und vom Vieh ungern gefressenes Futter.
solchem Wetter auch das Vieh, das dabei nicht und die Erzeunnisse desselb Quantität und Qualität geringer. — gelagert und entzieht dem Licht. Der Weizen, der jetzt in Blüthe stebt, bed mer Witterung, hier und da sieht man schon W fallen ist. Für die Frübkartoffeln ist der? wesen, doch auch die Spãtkartoffeln bedur die Arbeit des Anbäufelns, was jetzt Nässe, sondern auch wegen der Größe der Kartoffein
Klee und ein großer sind dem Verderben nur ein sehr kraft⸗ — Zu bedauern ist bei draußen weiden muß, es gedeiht en, Milch und Butter, sind an Der Roggen hat sich vielfach jungen Klee Luft und arf sebr trockener, war eizen, der vom Rost be⸗ Regen unbedingt nachiheilig ge⸗ en keines solchen mehr, sonst wird schon, nicht allein wegen der
wachsenden
mit dem Haufelpflug auszuführen ist, mit solchem überhaupt unmön—⸗ lich und müßte das Verfahren durch die zeitraubende . r de. e ausgefübrt werden. — Für das Verpflanzen der Kappus⸗ Runkel⸗ und Steckrübenpflanzen war etwas regnerische, trübe Witte⸗ rung erwünscht, doch ein Uebermaß davon ist auch da u hinderlich. Doffen wir, daß das Wetter, wie es den Anschein hat, sich ändern möge, damit die schlimmen Befürchtungen sich nicht verwirklichen. . . Gewerbe und Sandel.
. Die Berliner Stadtyerordneten⸗Versammlung hat in ihrer gestrigen Sitzung in Betreff der Anleihe von 45 Millio⸗ nen Mark folgende Anträge ihres Ausschusses angenommen: Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden: 1 daß für die Fort⸗ führung der Kanalisation, die Herstellung fester Brücken, die Erwei⸗ terung der. Wasserwerke, den Bau des Dienstgebäudes des Königlichen Polizei ⸗Präsidiums, eines Krankenhauses im Süden der Stadt meh⸗ terer. Markthallen und eines Hospftals und Siechen⸗ hauses, die Vollendung des Viechhofes und die Ent⸗ schädigung der Schlachtberechtigten bei Einführung des Schlacht⸗ Ranges, sowie für die Bestreitung von Kosten, welche in Folge der Ausführung der Stadtbahn erwachsen, eine Obligationsanleihe im Betrage von 45 Millionen Mark aufgenommen und für dieselbe die gaatliche Genehmigung nachgesucht wird; 2) daß die Verzinsung diefer Anleihe zu 40, jährlich erfolgt und die Zinszahlungstermine auf den 3 Januar und 1. Juli. angesetzt werden; 3) daß Die Amortisation mit 1 „ jährlich des ursprünglichen Anleihe⸗ kapitals und den ersparten Zinsen stattfindet und am 1. Januar 1388 beginnt; 4 daß die ausgegebenen Anleihescheine auf 5660. 2000, 1020, 500 und 209 υ lauten und der Magistrat auch die Ge⸗ nehmigung zur Ausgabe von Anleihescheinen zu 105 . zu erwirken sucht; 5) daß im Uebrigen die bisherigen Anleihebedingungen bestehen bleiben. Die verfassungsmäßige Beschlußnahme über die Erweite⸗ rung der Wasserwerke, den Bau eines Frankenhauses im Süden der Stadt und eines Hospitals und Siechenhauses für Männer, Über die in Folge der Erbauung der Stadtbahn nothwendig werdenden Straßenanlagen und die zu errichtenden Markthallen, sowie über die lie r erisuns der Anleihe auf die einzelnen Anleihezwecke bleibt vor⸗ ehalten.“
Nordhausen, 22. Juni. (W. T. B.) In der heute hier stattgehabten Generalverfammlung der Erfurt⸗Nordhäusfer Cisenbahn waren 222 Aktien mit 544 Stimmen vertreten. Die Gewährung einer 50/9 Dividende für die Prioritäten wurde ge⸗ nehmigt, der Antrag auf Ausdehnung der Vertretung der Zinsgaran⸗ tien im Verwaltungsrathe bis zur erfolgten Rückzahlung Der garan— tirten Beträge mit 398 Stimmen abgelehnt. ;
Rostock, 22. Juni. (W. T. B. Wollmarkt. Die Zufuhr betrug 2400. Ctr. Der Markt war zeitweilig flau, wurde jedoch bis Mittag geräumt. Wäschen waren durchschnittlich gut. Im Allge⸗ meinen wurden vorjährige Preise bezahlt, in einzelnen Fällen etwas höher, 160 — 170 10 . BPVrng R Fan, (R . B.) Der Reingewinn der Böhmi— schen Nordbahn pro 1881 beträgt 491 957 Fl., also 77 373 Fl. mehr als im Vorjahre. Davon' erhält der Erneuerungsfonds 70 O00 Fl., der Reservefonds 15542 Fl.; der Rest von 14 414 Fl. wird auf das Sanirungskonto gebucht. Die Sanirung wird als beendet erklärt, und es erfolgt die Wiedervertheilung des Reingewinns sowie die Wiederaufnahme der Verloosung und die Kuratelaufhebung vom Jahre 1882 an. Der Reingewinn der Prag-Duxer Bahn im Betrage von 326 006 Fl. (61 871 Fl. mehr als im Vorjahr) wird vertragsmäßig am 1. Juli d. J. dem Kurator der Prioritätenbefitzer zur Verfügung gestellt. 6.
London, 22. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 22. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Pollux“ ist heute Nachmittag 2 Uhr aus Konstantinopel hier an⸗ gekommen.
Berlin, 23. Juni 1882.
Se. Königliche Hoheit der Herzog von Aosta hat auch bei seiner diesmaligen Anwesenheit in Berlin dem Augusta⸗Hospital eine großmüthige Spende von 2000 Francs überweisen lassen.
Von der Königlich Bayerischen Akademie der Künste in München wurde im März d. J. zur Prüfung der von dem Chemiker und Kunst⸗ anstaltsbesitzer Adolf Keim in München erfundene Mineral⸗ malerei“ eine aus den Professoren Wilhelm Lindenschmit, Andreas Müller und Gabr. Mar, den Architekten Albert Schmidt und Fritz Dasselmann und dem Chemiker Dr. Otto Lietzenmaher gebildete Kom⸗ mission eingesetzt, deren Gutachten jetzt gedruckt vorliegt und sich ohne jede Einschränkung dahin ausspricht, daß es dem neuen Verfahren ge⸗ lungen sei, durch Feststellung einer durchaus rationellen Technik das Problem der Herstellung von durch das Klima unzerstörbaren Wand⸗ malexeien vollständig zu lösen. Insbesondere erklären die der Kommission angehörigen ausübenden Künstler, daß „die in Rede stehende Mal⸗ methode allen bisher für monumentale Malerei angewandten Tech⸗ niken weitaus vorzuziehen sei, daß sie, einmal in ihrem hohen Werthe erkannt, eine förmliche Umwälzung in unserer gesammten Monu⸗ mental! und Dekorations malerei hervorbringen dürfte und die größte
Verbreitung und praktische Ausnutzung verdiene. Das Ver⸗ fahren, dessen Autbildung und praktische Erprobung den Er⸗ finder bereits mehrere Jahre hindurch beschäftigt hat, führt auf der von T. Schlotthauer und J. N. von Fuchs erfundene und unter Mit⸗ wirkung von We von Kaulbach, Echler u. A. in die Praxis ein⸗ geführten Stereochromie, deren Mängel in Be ug auf die Dauer⸗ haftigkeit der danach hergestellten Gemälde es durch wesentliche Ab⸗ anderungen zu beseitigen unternimmt. Seine Verbesserungen erstrecken sich sowohl auf die Herstellung des Untergrundes nebst dem eigent lichen Malgrund wie auf das Malen selber mit Einschluß der Prä⸗ parirung der Farben und auf das schließliche Firiren des fertigen Gemäldes. Der Untergrund ist der auch bei der Stereochromie verwendete, aus gelöschtem Kalk, Sand und Wasser gemischte Kalkmörtel, der nach dem Trocknen mit rauben Sandstein abgerieben und dann mit Kaliwasserglas imprägnirt wird. Bevor man ihn aus⸗ trägt, hat bei Neubauten das Mauerwerk vollständin auszutrocknen, während bei älteren Gebäuden die betreffende Stelle bis auf den Stein bloßzuleagen und in den Fugen auszukratzen ist. Der eigent⸗ liche Malgrund, der bei der Stereochromie der gleiche ist, wird bei dem neuen Verfahren aus 4 Maßtheilen Quarjsand, 35 Theilen Marmorsand, Theil Infusorienerde und 1 Tyeil Aetzkalk zusammengesetzt, den man mit destillirtem Wasser anrührt. Es ergickt sich daraus eine Masse, die durch die Beimischung von koblensaurem Kalk in der krrystal⸗ linischen Form des Marmorsandes erheblich gefestiat wird und zu⸗ eich mittels der gleichförmig rauben und vorösen Beschaffenbeit die Farben völlig in sich einsaugt. Durch den Zusatz fein zertbeilter Kieselsäure in Gestalt der Infusorienerde wird ferner dis Bildung von Kalksilikaten befördert, und damit die Härte und Widerstands fãhigleit des Materials gegen chemische und mechanische Einwirkungen noch weiter erhöht. Die ser Malgrund wird hierauf nach dem Austrocknen mit Kiesel⸗ luorwasserstoff säure durchtränkt,6, die den an der Oberfläche entstandenen krystallinischen koblensauren Kalk zerstört und noch erfolgreicher als das bloße Abreiben mit Sandsteln gleichsam die Poren der Masse öffnet, die nun die aufzutragenden Farben in sich aufsaugen soll. Die letzteren, die bei der Stereochromie einfach mit Wasser angerieben werden, erbalten nach dem Keimschen Verfahren bei er Zubereitung je nach ibrer Natur verschiedene Zusätze, die darauf berechnet sind. eine Silicatbildung der Bestandtheile des Farbkörvers unter sich und mit den Materialien des Obergrundes zu befördern, und durch dieses Zusammenwachsen der Masse eine erböbte Sicherheit und Dauerhaftigkeit verbürgend. Um ferner dem Uebelstand des Nachdunkelns oder aber Verblasseng einzelner Töne unter der Gin wirkung dez schließlich zur Fixirung dienenden Wasserglases von vorn⸗
K 7