1882 / 156 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirk⸗ ten. Verlogsung der für das Jahr 1882 zu tilgenden Prioritäts⸗Obligationen der NiederschlesischMärkischen Eisen⸗ bahn sind die in der Anlage aufgeführten

460 Stück Ser. J. zu 160 Thlr. und R 636 gezogen worden.

Dieselben werden den Besitzern mit der Aufforderung

,

gerichts, II. Strassenats, vom 21. April d. J, der Schwö⸗ rende zur Diligenz verpflichtet, und es ist danach nicht ge⸗ nügend, daß der Schuldner nur dasjenige angebe, von dem er weiß, daß es zu seinem Vermögen gehört, sondern auch er hat dasjenige anzugeben, von dem er bei Anwendung der ihm möglichen Sorgfalt hätte wissen müssen, daß es in das Vermögensverzeichniß aufzunehmen sei. Hat der Schwörende unter Vernachlässigung dieser Sorgfalt Theile seines Ver⸗ mögens nicht angegeben, so ist er wegen fahrlässigen Mein— eides zu bestrafen. In demselben Urtheil hat das Reichs— gericht ausgesprochen, daß auch ein mündlich vereinbar—

Egypten seien. Ueberdies würde die indische leichte Kavallerie unschätzbar für Patrouillenzwecke sein, wenn es für nothwendig erachtet werden sollte, militärische Vorsichtsmaßregeln zu er⸗ greifen, um die Ufer des Suezkanals gegen Veschädigung zu schützen. Es wird hier allgemein angenommen, daß die Trup⸗ pen, welche den famosen Marsch von Kabul nach Kandahar vollbrachten, sehr wenig Mühe haben würden, den kriegerischen Aspekt der egyptischen Frage zu beseitigen, wenn ein Rekurs zu materieller Gewalt von der Konferenz als wesentlich er—⸗ achtet werden sollte.

gelegt, daß den beiden Westmächten der Vorwand zu einem eigenmächtigen Vorgehen in Egypten benommen werde.

der Flotte, Geheimraths Busch, ist in heutiger Verhandlung verworfen worden.

Ministers des Innern ist dem „Golos“ das Recht des Einzel⸗ verkaufs entzogen worden.

4 Monaten dieses Jahres übersteigen 7116 Millionen; davon

Das Kassationsgesuch des früheren Generalstabsdoktors 6. Juli. (W. T. T.) Durch eine Verfügung des

Die Accise⸗Einnahmen Rußlands in den ersten

dienten und Personalabgaben nur als Ausnahme von der Regel in außerordentlichen Fällen wählten.

Replik die Sätze:

nicht bleiben, was es ist. Die indirekte Steuer allein ist im Stande, die Bedürfnisse eines Heeres zu befriedigen und uns in dem wehr⸗ haften Zuftande zu erhasten, welchen eine Ausdehnung von Memel bis Saarlouis erfordert. Preußen muß seiner Existenz entsagen, wenn es sich auf direkte Abgaben beschränkt. Wer den Zustand in Preußen unter Friedrich J. durch Häufung direkter Abgaben kennt, wird mir den Wunfch nicht verargen, daß die Geschichte meine Ver—=

Rach einem Hinweis auf England und Holland enthält die

„Aber Preußen kann auch obne bedeutende indirekte Steuern

am stärksten beimgesucht. Dem Berufe nach werden die Arbeiter und Hanbwerker und zwar die wandernden oder nur vorübergehend be. schäftigten, die große Klasßse der Vagabonden, am meisten von der Frankheit ergriffen. Die Krankenpfleger und Aerzte, die Gast⸗ und Herbergswirthe, wie alle Diejenigen, welche Beruf oder das Verkehrs⸗ snteresse mit diefen Personen zusammenführt, sind demnächst der Er⸗ krankung 2 Die Aufbringung der Verpflegungskosten fällt zum größten Thei 6 : Die? l z

dauer beträgt im Durchschnitt 238 Tage; die Sterblichteit beläuft sich für Männer auf 5, für Frauen auf 13 44. Die Rekonvalescenz ist eine langsame, so daß die Dauer der Unfähigkeit zum Arbeiten nicht mit der Dauer des Aufenthals in den Heilanstalten zusammenfällt.

den öffentlichen Kassen zur Last. Die Verpflegungs⸗

Als ein Gegengewicht gegen die Landliga hat sich un ffallen auf die Betränkesteuer 691 Millionen, auf die dem Titel Landk , , of , . t 1 u y 2 Millionen und auf die Zuckersteuer einem Kapital von 700 000 Pfd. Sterl., von dem 125 000 Pfd. 95 000 Rubel. . ; . Sterl. für irische Landlords reservirf find, eine Gesellschaft 5. Juli. (WB. T. B) Die zwischen dem Minister des gebildet, deren Mitglieder aus Lords und großen irischen Innern, Grafen Tolstoi und dem Minister des Auswärtigen, anzugeb t Brundbesitzern bestehen, und deren Zweck ist, solchen Land— Fon Giers, betreffs der Verhandlungen mit Rem zugeben hat. lords, die ihren Pachtzins nicht erhalten können, unter die stattgehabten Besprechungen ergaben, wie glaubhaft verlautet, Bei einem Kauf in Bausch und Bogen kann die Arme zu greifen und dieselben Lurch Vorschüsse in den Stand eine voöllständige Hebereinstimmung, und es sind in Folge dessen spezielle Zusicherung nicht existirender Kausbestandtheile, nach zu setzen, ihre eigenen Farmen selbst in die Hand zu nehmen versöhnliche Mittheilungen an die Kurie ergangen. Seitens einem UrtheiUl des Reichsgerichts, J. Straffenats, vom und selbst zu bewirthschasten. des Ministers des Innern ist an die Grenzbehörden die 20. April 8. J, die Bestrafung wegen Betruges zur Folge 5. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unter— Weisung ergangen, die Rückkehr aus gem andert er haben, selbst wenn das Kaufobjekt trotz des Mancos dem ge— hauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage des Deputirten uden in jeder Weise zu erleichtern und nur diejenigen Vor⸗ zahlten Kaufpreise unbedingt an Werth entsprochen hat. ick I der Admiral Seymour sichtsmaßregeln eintreten zu lassen, die ,,, . um = Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich säch— ö n i , ö ae rh 2 Mißbrauch: und das . J . 9 . 5 fetze Über ihre Ausführung sein mögen, so ist e mmpralisch unmöglich, ,,,, , ,, Bayern. München, 5. Juli. (W. T. B.) Der wurde für morgen eine Anfrage, darüber angelündigt, beabsichtige 9 Steinen beschwerte Schiffe zu versenken, um Ktichtigen ist; sie fordert von Ihm das AÄufsparen für den Zahlungs= Senat der hiefigen Universttät hat wegen her ohne Eb. die Regierung einen Kredits für mil itärische DielCinschrt!' in den Hafen zu hindern, den eghptischen Be. fall gan gegen, zan Charakter Fer M'hrhfät. welche aus Per Hand vorherige Verständigung mit dem Senat erfolgten Versetzung Fpergtionen zu fordern beabsichtig; Der, Premier hörden erklärt, daß er, einen derartigen Verfuch als einen in den Mund lebt, und nichtz, für fich selbst zurkicklegen, lann; fie Vom 1. Januar k. J. ab hört die Verzinsung des Professors Friedrich aus der theologischen Fakultaͤt in Glad stonge beantragte die Einzelberathung der Pachtrück— Alt offener Feindseligkeit ansehen würde. Die egyptischen fordert von ihm einen Antheil an Ersparungen, die er nicht machte. der ö J Dokumente auf. die ef h feine Vorstellung an das Kultus⸗-Ministerium ö ö 3. , , . . Behörden? stellten in ihrer Erwiderung auf diese Vor⸗ ö 1 ö ig h, ö ugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf zu richten beschlossen. , . Zwecke auferlege, welche geeignet seien, . : sie die Absicht hätten, die Hafen- Dung, als ang ih ö. ö ; . verzeichneten, noch nch n . ö Württemberg. Stutztgart, 5. Juli. (ESt. A das irische Volk zu demoralisiren. Die Debatte wurde 5 a, ö. uu f der ö 96n Ärt zu entziehen hofft, als das Volk in dem Wahn steht, der Arme holt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung f. W) Die Königin hat sich heute zum Sommeraufenthalt

gekündigt, den Kapitalbetrag vom 1. Januar k. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen und der dazu ge— hörigen, nicht mehr zahlbaren Zinsscheine Reihe VIII. Nr. 3 bis 8 nebst Anweisungen zur Reihe 1x. bei der Staats— schulden⸗Tilgungskasse hierselbst, Oranienstraße 94, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach— mittags mit Ausschluß der Sonn⸗ und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs— Hauptkassen, den Bezirks-Hauptkassen der Provinz Hannover und der Kreiskasse zu Frankfurt a. M. Zu diesem Zwecke können die Obligationen nebst Zinsscheinen und Anweifuͤngen einer dieser Kassen schon vom 1. Dezember d. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungskasse zur Pruͤ⸗ fung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Aus— zahlung vom 1. Januar k. J. ab bewirkt.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefern—

den Coupons wird von dem zu zahlenden Kapitalbetra zurückbehalten. zu zah p ge

Die Entstehung der Krankheit führen die Berichte der Medi inal⸗ beamten in den meisten Fällen auf Einschleppung zurück. Eine autochthone Entstehung des Flecktpphus wird von einigen wenigen Aerzten angenommen, aber nicht bewiesen. Das Verhalten der Armee und der Infassen der 49 Gefangenenanstalten, welche damals zum Ressort des Ministeriums des Innern gehörten, ist am beweiskräftigsten für die Annahme, daß der Flecktyvhus durch Einschleppung entsteht. Die Zahl der flecktyphuskranken Soldaten ist klein; in den Jahren 1867 73 sind an Flecktyphus 139, in den Jahren 1574 18 nur 69 und 1875 79 an dieser Krankheit und dem Rückfallfieber zusammen 53 Soldaten erkrankt, und von den 49 Gefangenenanstalten sind ju den letzten Jahren nur in 4 (Insterburg, Berlin, Brieg und Breslau) Flecklyphusfälle beobachtet worden. Einschleppung ist überall nachgewiesen, und eine Verbreitung hat nicht stattgefunden. Hier ist ärztliche Aussicht vorhanden. Hier ist für Verpflegung, sür Kleidung, für Unterkommen in der angemessensten Weise gesorgt. Wo diese Verhaͤltnisse nicht gut geordnet erscheinen, ist der Verbrei⸗ tung Thor und Thür geöffnet. Das lehrt die Anhäufung von Ar⸗ beitern beim Bau von Eisenbahnen und Chausseen; das zeigen die induftriereichen Distrikte Schlesiens. Es ist dabei nicht zu üͤbersehen, daß die Entwickelungszeit der Krankheit wahrscheinlich. 14 Tage und langer dauert und daß die erkrankten Personen nicht immer sogleich arbeitsunfähig werden. Erwägt man ferner, daß die Arbeiter aus Befsorgniß, ihren Erwerb zu verlieren, dem Einfluß der Krankheit zu trotzen wagen, so ist es erklärlich, daß die Arbeiteransammlungen so erglebige Verbreitungsherde für den Flecktyphus abgeben. Ganz analoge Verhältnisse zeigen sich beim Rückfallfieber, auf das wir in

waltung mit der des Grafen Wartenberg nicht vergleiche. . Die Replik weist dann auf die Verhältnisse in Frankreich kin, wo die Personalabgaben in dem Budget des Jahres VI mit In⸗ begriff der Gewerbesteuer den fünften und sechsten Theil der ganzen Staatseinnahme aufbringen mußten; die Quoten bei der Vertheilung mußten deshalb so hoch gespannt werden, daß die Regierung auf all⸗ gemeine Beschwerden die Rollen aufgab, weil sie sonst nichts er⸗ . hätte. Aehnliche Erfahrungen hat man auch in Preußen gemacht. . .

Im Anschlusse daran sagt Graf Bülow: „Nichts ist scheinbar leichter als große Summen durch Kopfgelder, Personensteuern, Klassen⸗ steuern zu erlangen; dafür ist aber auch nichts scheinbarer, als die Einnahmen daraus. Diese Art von Abgaben ist durch ihre Natur mehr oder weniger willkürlich und eben so schwer zu vertheilen, als zu erheben und als gering von Ertrag; wie bestimmt auch die Ge⸗

tes Privatgehalt resp. Lohn für zu leistende Arbeiten zu dem Vermögen gehört, welches der Manifestirende, ohne Rücksicht darauf, ob es ber Pfändung oder Beschlagnahme unterliegt oder nicht, oder ob das Gehalt oder der Lohn be— reits erarbeitet und fällig, oder ob noch nicht erarbeitet war,

werde durch die indirekten Steuern härter, als durch die direkten be⸗

ließli f 89 i ü ö söhließlich aus morgen. vertagt, In Beantwortung einer troffen, ein Wahn, worin Bolksmänner es zu erhalten suchen“.

Anfrage Northeotess erklärte Gladstone: der Regierung seien

. . ö . . ö 328 2

Vorbereitungen von egyptischer Seite lebhaft fort⸗

bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloofung aufgehört hat. Berlin, den 1. Juli 1882. Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Merleker. Michelly.

Abgereist; der Unter-Stagtssekretär im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-AUngelegenheiten, Lucanus, nach Harzburg. r

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Ems r ehem den Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin und

Zum Diner hatten gestern Einladungen erhalten: Prin Wilhelm von ohenzollern, Prinz uren ö. Nassau, in, Rheina⸗Wolbeck, Fürst Urussoff, der österreichische General⸗ . Freiherr von Brenner, Graf Keßler und Herr von

eßler.

Abends erschienen Se. Majestät im T heutẽ fruh die ur esorf jest heater und setzten

36 Majestät die Kaiserin und Königin

kesuchte gestern Se. Majestät den Kaiser in Ems. Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät hat der Königliche Kammerherr Graf Wedel angetreten.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften empfingen gestern den türkischen General Drygalski Pascha und seinen Begleiter ,. Bey und beehrten dieselben mit einer Einladung zum

iner.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm im Neuen Palais die Meldungen des General⸗Lieutenants und General-Inspecteurs des Militärerziehungs⸗ und Bildungs⸗ wesens von Strubberg, des General-Lieutenants und General⸗ Adjutanten Sr. Mojestät des Kaisers und Königs, Comman⸗ deurs der 5. Division, Frhrn. von Los, sowie des Direktors der Artillerie und Ingenieurschule, Oberst⸗Lieutenants Burchard, entgegen.

. Unter dem Vorsitze des Staats⸗Ministers von Boet⸗ ticher wurde am 5. Juli d. J. eine Plenarsitzung des Bundes raths abgehalten. Gemäß den Anträgen der Aue⸗ schüsse sanden die nachstehenden Vorlagen die Zustimmung der Versammlung: betreffend die Begriffsbestimmung sür Spiel⸗ karten, die Versteigerung von Konfiskaten aus Zollprozessen und von Niederlagegütern unbekannter Eigenthuͤmer, die Zollbehandlung des Posteingangsverkehrs, die Er⸗ weiterung der Jollabsertigungsbesugniß der Zoll⸗ abfertigungsstelle am Entenwärder in Hamburg, die Auslegung und Anwendung des Reichsstempelabgabengesetzes vom J. Juli 1881, den Entwurf eines Abkommens mit Desterreich Ungarn wegen gegenseitiger Zulassung von Medi⸗ zinalpersonen zur Ausübung der Praxis im Grenzbezirk und endlich die neue Ausgabe der Pharmacopoea germanica. Das Gesuch eines Gemeindevorstandes um Versetzung der Gemeinde in eine höhere Servisklasse wurde bis zur nächsten ge⸗ setzlichen allgemeinen Revision des Servistariss und der Klasseneintheilnng zurückgelegt; die Eingabe eines pensionirten Briefträgers 22 Anrechnung einer langeren, als der gesetz⸗ lich pensiongfähigen Dienstzeit wurde zurückgewiesen. Die Versammlung beschloß ferner, dem von dem Reichtage in der 3 vom 18. Januar d. J. angenommenen Entwurfe eines Gesetzes, betreffend die Aushebung des Gesetzes über die Verhinderung der unbesugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4. Mai 1874, die verfassungsmäßige Zustimmung nicht h ertheilen. Nachdem mehrere Eingaben den zuständigen

usschüssen zur Vorberathung Üüberwiesen worden waren, theilte der Vorsitzende mit, daß Se. Majestät der Kaiser die Vertagung des Bundesraths vom 5. Juli bis zum 15. Okto⸗ ber d. J. genehmigt habe.

Durch die dem Offenbarungseide des Schuldners im §. 711 der Deutschen Civilprozeßordnung gegebene Fassun (daß er sein Vermögen vollständig angegeben und wissentli

nach Friedrichshafen begeben.

HSamburg, 4. Juli. (Hamb. Corr) Der Bürgerschast ist heute ein Antrag des Senats, betreffend den ff . Hamburgs an das deutsche Zollgebiet, nebst einem Generalplan über die Ausführung und ein Generalkosten— anschlag zugegangen. Der „Hamb. Corr.“ bringt in einer be— sonderen Beilage die umfangreichen Schriftstücke im Wortlaut. Der Senat beantragt die Niedersetzung einer gemeinsamen Kommission, bestehend aus 5 Mitgliedern des Senats und 3 Mitgliedern der Bürgerschaft, denen das bis jetzt aus den Berathungen der Behörde erwachsene Material zur noch⸗ maligen Erwägung und Vorbereitung des definitiven Planes vorgelegt werden soll.

DOesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. Juli. (W. Pr.) Der Kaiser hat am 30. Juni d. den von dem derer der Vereinigten Staaten von Nordamerika zum außerordent— lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Allerhöch— sten Hoflager ernannten Hrn. Alfonso Taft in besonderer Audienz empfangen und sein Beglaubigungsschreiben entgegen— ,, brug, G. 3 ö.

nnsbruck, 4. Juli. Ztg.) Im Landtage bean—⸗ tragte der Abg. Eiterer, der Landtag wolle die he h nk . Wiedereinrichtung WB. medizinisch⸗chirurgischen Studiums an der hiesigen Un iversitãt als Bedürfniß erklären und den Landesausschuß beaustragen, beim Unterxrichts-Ministerium sofort das diesbezügliche Ersuchen zu stellen. Der Antrag wurde auf die nächste Tagesordnung gesetzt. Der Antrag Greuter, einen Zusatz zur Landtags-Wahlordnung betreffend, wurde nach längerer Debatte vertagt, der Antrag auf Errichtung ron, Lagerhäusern in Tirol dagegen angenommen. Einslimmige Annahme fand ferner der Antrag Gilli, wonach sich der Landesausschuß beim Finanz— Ministerium dafür verwenden soll, daß die Finanzbehörden angewiesen werden möchten, von Erbtheilungsurkunden keine weiteren Uebertragungsgebühren zu bemessen, eventuell, daß dem Reichsrathe ein bezügliches Gesetz vorgelegt werde.

Großbritannien und Irland. London, 4. Juli. (Allg. Corr.) Die Rüst ungen werden mit großem Eifer fort⸗ gesetzt. Im Kriegsamte tagte gestern ein aus den Departe— ments-Chefs des Kriegs Ministeriums zusammengesetzter Mo— bilisirungsgusschuß. Den Hauptgegenstand der Erörterung bildete die Mobilmachung der Armeereserve. Die Einberufung der Reserve erster Klasse dürste in sehr Kurzem erfolgen. Mittlerweile versehen sich die Militärdepots, wo die Reserven sich einstellen, mit den nöthigen Waffen, Uniformen und Trans— portmitteln. In Chatham werden Anstalten sür die Ent⸗ sendung eines starken Corps Genietruppen nach dem Drient getroffen. In der Woolwicher Staatswerst ist der Befehl ein⸗ gelaufen, so bald als möglich für tausend Maulesel Packsättel anzufertigen. Zu gleicher Zeit erhielt das Arsenal die Weisung, unverzüglich eine Anzahl Batterien von 7pfündigen gezogenen Vorderladungskanonen, im Gewicht von je 200 Pfd. und 7psdge. gezogene in Stücke zerlegbare Stahlkanonen im Gewichte von je 400 Pfd. bereit zu stellen. Diese Kanonen werden stets in Vorrath gehalten zur Verwendung in Ländern, wo schwere Geschütze nicht leicht transportirt werden können, und mittelst eigenthümlich konstruirter Packsättel auf den Rücken von Mauleseln besördert. Diese Kanonen, welche sich in dem aby ssinischen, Zulu und afghanischen Feldzuge sehr bewährt haben, sind von den Militaärbehörden auch als im hohen Grade geeignet für ein solches Land wie Egypten erachtet worden. Die zu Chatham stationirten gepanzerten Thurmschiffe ‚Agamemnon“ und „Ajax“ so⸗ wie die Panzerfregatte „Constance“ sollen sosort in Dienst gestellt werden. Ueber die eventuelle Betheiligung indischer eingeborener Truppen an der Oklupation Egyptens wird der „Times“ unterm 2. d. aus Calcutta gemeldet: Aus England sind Befehle eingegangen, welche die Militärbehörden anweisen, sich in Cee fh zu halten, um ein Expeditions⸗Corps nach Egypten zu entsenden, welches mit einem Expeditions Corps aus England cooperiren soll. Die indische Regierung wird . nach Empfang telegraphischer Weisungen von Bombay eine 19009 Mann starke Streit⸗ macht aller Waffengattungen vollständig eguipirt mit Trane⸗ portwagen und Kommissariatvorräthen absenden. Die Bom— bayer Regierung hat sich eine Liste aller für den unverzüglichen Trangport von Truppen verfügbaren Dampser verschafft. Von der Presse ist hervorgehoben worden, daß ein egyptischer Feld⸗ zug von den eingeborenen indischen Truppen mit der lebbaftesten

nichts verschwiegen habe) ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗

Vesriedigung begrüßt werden würde, und daß diese Truppen weit

seit dem Zusammentritt des Hauses keine Gerüchte aus Alexandrien zugegangen, welche geeignet wären, die öffent— liche Meinung zu beunruhigen.

6. Juli. Wie verschiedene Blätter melden, haben die Behörden von Indien Befehl erhalten, Vorbereitungen zu treffen zur Entsendung eines indischen Truppen— kontin gen ts nach Egypten. Dasselbe soll aus 13500 Mann englischer Truppen, einschließlich 3 Batterien, und 5000 Mann Eingeborenen bestehen. In Agra und Bombay werden größere Belagerungstrains vorbereitet.

Die „Times“ erfährt: Admiral Seymour werde in Versolg der ihm zugegangenen Instruktionen heute der egyp— tischen Regierung formell eröffnen, daß die Errichtung von Forts, die Aufpflanzung von Kanonen oder andere die . bedrohende Operationen nicht länger gestattet werden önnten. Seymour werde die unverzügliche Einstellung solcher Arbeisen verlangen und im Weigerungsfalle ohne Verzug das Bombardement auf die Fortifikationen von Alexandrien eröffnen.

Frankreich. Paris, 4. Juli. (Köln. Ztg.) Die Rüstungen Frankreichs zur See er en f Nach dem am Sonnabend gehaltenen Ministerrathe ertheilte der Marine⸗Minister den See⸗-Präfekten telegraphisch Befehl, un⸗ verzüglich die Marschpapiere nach Toulon für drei Klassen der Marinereserve vorzubereiten. Die Marschpapiere wurden am Sonntag ahgesandt, und am Montag Abend wurde die Mehr⸗ zahl der Matrosen in Schnellzügen nach Toulon geschickt. Infolge dieses Aufrufs zum Dienste waren die Fischerboote verhindert, nach den schottischen Gewässern auszulaufen, da ein großer Theil ihrer Mannschast zu der Kriegsflotte berufen war. Di: Effektivstärke der einberufenen Matrosen ist bedeutend: Arcachon allein hat 153, das Quartier Boulogne 1000, Dieppe 1000, Dünkirchen 109090 Matrosen gestellt. Diese Ma⸗ ltrosen sind für die Panzerschiffe, Kanonenboote, Avisos und Transportschiffe der Reserve in Toulon bestimmt. Im Touloner Hafen liegen sünf Panzerschiffe zur Abfahrt bereit; serner drei Transportschiffe, die 2000 Mann an Bord nehmen können, und eine Panzerkorvette, ein Küstenpanzerschiff, eine Fregatte, ein Kanonenboot und fünf Transportschiffe, welche zusammen 14000 Mann. Truppen an Bord nehmen können. Die Vittel meerflotte ist von den hyerischen Inseln nach Tunis abgefahren; sie besteht aus sünf Panzerschiffen ersten Ranges und zwei Kreuzern von großer Schnelligkeit. Sie hat 5000 Mann an Bord, zählt 50 Kanonen mit einer Schuß— linie von 8000 m. 40 von lleinerem Kaliber und 80 Revolver— lgnonen. In Tunesien liegen 4 Kanonenboote und ein Transportschiff. Vor Alexandrien liegen 3 Panzerkorvetten 6 Avisos und 2 Transportschiffe mit 4000 Mann. ; Marseille, 5. Juli. (W. T. B.) Es treffen sort— dauernd Dampfer mit Flüchtlingen aus Egypten ein. Der Dampfer „Ava“ brachte i790 Flüchtlinge. Der Dampfer „Sarthe“ lief heute mit 750 Personen ein, unter denen sich 355 befinden, welche völlig mittellos sind und an Bord des Dampfers bleiben müssen, bis hinreichende Maß— regeln zur Unterbringung derselben getroffen sind.

Italien. Rom, 5. Juli. (W. T. B.) Nachdem die Parlamentsarbeiten beendet sind, hat sich der König nach Monza begeben. Die „Agenzia Stefani“ bezeich⸗ net die Meldung der „Agence Havas“ in Betreff einer eng⸗ lisch französischritalienischen Intervention in Egypten insoweit es sich um Italien handle, als unbegründet. . 6. Juli. (W. T. B.) Wie hiesige Blätter melden, 4 * ö. 6 er von Rom durch wichtige Geschäfte gehalten, an der Feier zur Einweihung des Pari ? de Ville theiljunchmen , ,,,

Türkei. Konstantinopel, 6. Juli. (W. T. B Die Konferenz diskutirte gestern den Text der an * Pforte zu richtenden Einladung zur Intervention in Egypten. Die Einladung hält den status quo ante, die Respeltirung der internationalen Verpflichtungen und die be— schränkte Dauer der Okkupation sest. Die definitive Veschluß⸗

nahme soll in der nächsten Sitzung, welche vorauesichtlich heute stattfindet, erfolgen.

Terbien. Belgrad, 5. Juli. (W. T. B.) Nach dem Schluß der Skupschtina⸗-Session *. 1 der König sammtliche Minister, dankte denselben für ihre er— solgreichen Leistungen und erkannte namentlich die unermüd—⸗

liche, von dem besten Erfolge gekrönte Thätigkeit * Inken lane cd nöh?rdnte Thätigkeit des Finan

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. Juli (W. T. B.) In der egyptischen Frage ist der Vertreter in Konstantinopel dahin instruirt worden, stets Hand

geeigneter als europaische Truppen für einen Sommerfeldzug in

in Hand mit den Vertretern Deutschlands, Oesterreichs und ichen zu gehen. Dabei wird aber großer e z, m

esetzt. Munitions- und sonstige Kriegsvorräthe sind auf , nach den besestigten Küsten punkten geschafft worden. Die Garnison von Alexandrien ist in den letzten Tagen durch Verstärkungen aus Abukir und Damiette um 2000 Mann ver⸗

mehrt worden.

Zeitungsstimmen.

Die Ergebnisse einer vergleichenden Uebersicht über die Ein-und Ausfuhr der wichtigsten Waarenartikel in der Zeit vom 1. Januar bis ultimo Mai 1882 resp. 1881 resümirend, sagt das „Deutsche Tageblatt“: —ᷣ—ᷣᷣ

Auch der Monat Mai kann auf ein günstiges . Anspruch machen. In dem einzigen Falle, in welchem wir im vorhergehenden Monate einen Ausfuhrrückgang. nachzuweisen hatten, bei den Eisen— fabrikaten nämlich, zeigt sich jetzt der Ausfall bereits nahezu wieder ausgeglichen; für die gesammte Textilindustrie ergiebt sich dagegen ausnahmslos ein weiteres, meistens sehr beträchtliches Steigen der Ausfuhr: um 800 t. bei Baumwollenwagren, 100 t bei Wollen⸗ waaren, 360 t bei Seidenwaaren, 350 t bei Leinenwgaren.

Eine sehr beträchtliche Verminderung in der Einfuhr zeigt sich bei Wollenwaaren, und zwar 250 t. . .

Auch die Ausfuhr von Leder und Lederwaaren ergiebt die an— sehnliche Zunahme von 8.40 t. . .

Während unsere letzte Uebersicht eine Abnahme in der Einfuhr neben einer Zunahme in der Ausfuhr von zusammen 22 500 t. an Mäühlenfabrikaten nachweisen konnte, bezifferte sich dieser unserer Mühlenindustrie zu Gute kommende Betrag jetzt bereits mit 32000 t; an einer ferneren und weit beträchtlicheren Zunahme wird jetzt, nach⸗ dem die dieser Industrie gewährten sehr wesentlichen Erleichterungen Gesetzeskraft erlangt, kaum mehr gezweifelt werden dürfen.

Die Abnahme in der Schmalzeinfuhr ist eine noch größere ge—⸗ worden, 50h t gegen 4000 t am Schlusse des April.

Einer sehr bedeutenden Zunahme der Einfuhr begegnen wir namentlich bei Wein 4400 t und bei Tabackblättern 6300 t; auch die Ausfuhr unserer eigenen Weine war eine im Steigen be— griffene, übertrifft nunmehr die des Voriahres um 1000 t, während für den Branntwein diese Zunahme nicht weniger als 18000 t betrãgt. ͤ ;

Von der Steinkohlenausfuhr und mehr noch von deren Einfuhr ist nur zu wiederholen, daß günstigere Zahlen dafür sich nicht werden notiren kassen, bevor wir über Kanäle verfügen, welche durch billigere Verfrachtung unserem eigenen Produkt die Konkurrenz mit dem eng— lischen ermöglichen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Ztg.“ schreibt: Noch immer werden die Zahlen, welche der Rel batan ler im Reichstage über die Berliner Zwangsvollstreckungen mitgetheilt hat, von der Dppositionepresse angejweifelt und selbst bespöttelt, obgleich der Reichs Anzeiger die Uebersicht, welcher sie entnommen sind, längst gebracht hat, und Jeder in der Lage ist, an den amtlichen Quellen ihre Richtigkeit zu prüfen. Diese Quellen sind nämlich: Der amtliche Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1861 bis 1876; ferner die in den jährlichen Verwaltungeberichten des Magistrats zu Berlin für die Jahre 1867 bis 1881, wie sie seit längerer Zeit mit dem Kommunalblatt aus⸗ gegeben werden, enthaltenen Berichte der Steuer (früher: Servi) und Einquartierunge⸗Deputation, also unzweifelhaft die besten und zu⸗ verlässigsten Grundlagen, welche für die in Frage stebenden Nach⸗ weise überhaupt bestehen. Namentlich sind es die 244 968 im Jahre 1881 durch sruchtlosen Verlauf der Zwangsvollstreckung erledigten Steuereinziehungesachen, deren Zabl von der Oppositionspresse als der Bestätigung dringend bedürftig hingestellt wird. Nun, die bezüglichen Nachwelse finden sich in dem Verwaltungsbericht z. für 1881 Nr. III. wo es auf Seite 6 deg Berichts der Steuer⸗ und Einquartierungs⸗ devutation unter II. Zwangtevollstreckung beißt: Es sind an Mabnzettel ausgeschrieben: 1) Ueber Haus⸗, Mieths⸗ und Sublevationèesteuerreste: in Summa 260 322 Stück. Davon sind erledigt: durch fruchtlosen Verlauf der Zwangerollstreckung, einschließlich bei der Abtbeilung für Verzogene 68 070 Stück. 2) Ueber Staatsklassen ⸗˖ bejw. Gemeinde Einkommensteuerreste in Summa 387 659 Stäck. Davon sind erledigt durch fruchtlosen Verlauf der Zwanggvoll⸗ streckung, einschließlich der Abtbeilung für Verzogene 176 893 Stück. Hieraus ergeben sich also nach Adam Ries, dessen Autorität man rielleicht auch gegnerischerseits noch gelten läßt, bei den bejeichneten Steuern im Ganzen die vom Relchskanzler angegebenen 2144 968 fruchtlos verlaufenen Zwangevollstreckungen. Eg ist leicht verständlich, daß solche Zablen der Opposition unbequem sind.

In der Neuen Preußischen Zeitung“ lesen wir:

Von besonderem Interesse in Bezug auf den gegenwärtigen Streit über direktes oder indirektes Steuerspstem und auf die jetzigen Ver bältnisse fast ganz angepaßt sind die Ausfübrungen des Finanz⸗ Minislers Grafen von Bülow in seiner Replik 1817 auf die Seiten tes Staate rathes gemachten Aenderungen an seinem Zoll und Steuer ˖ vlan. Darin heißt es:

Eg ist eine unumstößliche Wahrbeit, daß die jetzigen Bedürfnisse der Staaten seit Errichtung der stebenden Serre nicht mehr durch direkfe Abgaben allein zu bestreiten sind. Es ist eben so wahr, daß die indirekten Abgaben eine Grundlage der Größe und des Wobl⸗

Centrgalblatt der Bauverwaltung. Nr. 26. Inhalt: Amtliches: Cirkulgrerlaß vom 21. Juni 1882. Ertheilung von Reifeprämien an RegierungsBaumeister und Regierungs- Bauführer in Preußen. Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Sicherung der Theater gegen Feuersgefahr. Die Konkurrenz für Entwürfe zum neuen Reichstagsgebäude. Felssprengungen unter Wasser. Geschäftsgebäude für das Amtsgericht in Stettin. Vermischtes: Dle Eröffnung des Betriebes auf der Berliner Stadtbahn. Ver⸗ hältniß zwischen Regenmenge und Abflußmenge im Stromgebiet der Sberelbe! Deffentliche Bauthätigkeit der Stadt Wien in den letzten zwanzig Jahren. Der Tunnel von Laveno. Internationale Ausstellung fr Hygiene in Genf. Forthbrücke. Die Königliche goldene Medaille des Royal Institute of British Architects. Wassermangel der französischen Schiffahrtsstraßen. Das Land⸗ und Amisgericht in Flensburg. Theaterbrände. Bücherschau. Rechtsprechung.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Das Mitglied des Herrenhauses, Kammerherr Freiherr von Geyr zu Schweppen burg, ist am 3. d. M, in Aachen ge⸗ storben. Der Verstorbene war als beigeordneter Bürgermeister der Stadt Aachen auf Präsentation derselben im Jahre 1871 in das Herrenhaus berufen worden und im Jahre 1872 eingetreten.

Statistische Nachrichten.

Das Auftreten von Flecktyphus in Preußen. (Stat. Torr) In dem binnen Kurzem erscheinenden XI. Er= gänzungsheft? der Zeitschrift des königl. preußischen statistischen Bureaus gelangt eine im Auftrage des Herrn Ministers der geist⸗ sichen, Unkerrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten von Dr, med. Guttftadt bearbeitete Studie über Flecktyphus und Rückfallfieber in Preußen zur Veröffentlichung. Diese beiden Krankheiten bilden in Verbindung mit dem Typhus abdominalis die Gruppe der Typhus— frankheiten und nehmen vom Standpunkte der öffentlichen Ge—⸗ sundheitspflege aus das allgemeine Interesse in hohem Grade in Anspruch.

Nachrichten über Flecktpphus waren seit den Befreiungskriegen in Preußen, wie auf dem ganzen Kontinente so wenig vorhanden, daß bis in die vierziger Jahre unter den Aerzten allgemein die Ansicht herrschte: es komme zur Zeit nur eine Form des Typhus vor, der Unterleibstvphus; der Flecktvphus dagegen sei nur ein Begleiter des Krieges (KriegstpphusJ. Die Epidemie in Schlesien im Jahre 1817748 deckte das Irrthümliche dieser Anschauung auf. Schlesien wurde seitdem vom Flecktvphus epidemisch und endemisch heimgesucht, und 1867 —– 69 traten die Provinzen Ost. und Westpreußen als neue Herde dieser Krankheit hinzu. In neuerer Zeit sind aus denselben, wie aus anderen Gegenden Angaben über das Aim des Fleck⸗ typhus eingegangen. In keinem Jahre hat jedoch die Verbreitung dieser anerkannt ansteckenden Krankheit auf alle Theile des Staates stattgefunden. Indeß einen sicheren Nachweiß zu führen, ob gewisse Distrikte des Staates vollständig verschont geblieben und wie stark andere von dieser Krankheit ergriffen sind, ist erst für die neueste Zeit gelungen. Trotzdem schon das Regulativ vom 8. August 1835 die Anzeigepflicht beim Auftreten der Typhuskrankheiten für Familien- häupter, Daus. und Gastwirthe, sowie Medizinalpersonen vorschrieb seit 1848 wurde diese Verpflichtung auf die Aerzte beschränkt —, ist die räumliche wie zeitliche Vollständigkeit der Nachrichten über das Auftreten des Flecktvphus noch nicht erreicht. Von den Quellen, die für die obige Arbeit zur Verfügung standen, ergeben die Nach— richten aus den Heilanstalten noch das vollständigste Bild über die geographische Verbreitung der Kranlbeit. Es haben in sämmtlichen Deilanstalten, soweit Berichte vorliegen, in den vier Jahren von 1877 bis 18809: 1861, 2720, 1632 und 1193 Personen wegen Flecktyyhuß Aufnahme gefunden. Die Kreise, welche am käuflgsten und am stärlsten von dieser Krankheit zu leiden haben, liegen im Südosten und Osten des Staates. An der polnisch ⸗russi⸗ scheu Grenze ist die Bevölkerung am gefäbrdetsten.

In Bezug auf die zeitliche Verbreitung ergiebt sich, daß in den Monaten rz, April und Juni die Krankenhäuser am stärksten von den Flecktrphus Kranken gefüllt sind. Was die befallenen Orte be⸗ trifft, so sind die Städte nur scheinbar von dieser Krankbeit stärker beimgesucht als das platte Land. In Wirklichkeit treten Hier mehr Erkrankungen auf als unter den Bewohnern der Städte. Selbst in den größten Städten stellen die Einwobner nur das kleinste Kontin gent zu den Erkrankungen. Die Flecktvphug Kranken in den Städten setzen sich vichmebr vorwiegend zusammen aus krank eingewanderten, vor kurzer Zeit zugereisten oder obdachlosen Vagabenden, aus Land bewobnern, welche in den Krankenbausern der Städte Aufnabme suchen müssen, aus Personen, welche in Krankenbäusern, Herbergen, Gastkäusern, Gefängnissen krank angekommen oder angesteckt sind. Die ersten Erkrankungsfälle treten in den Städten, 2 auf dem Lande in der Regel in Gastwirthschaften, Krügen, Polizei⸗ und Ge—⸗ richtsgefängnissen auf. Ziebt man die erkrankten Personen in Betracht, so sicht man in bervorragender Anzahl Personen am Fleciwpbug er- franken, welche nicht zur seßbaften Bevölkerung gehören. Damit bängt die Erscheinung jusammen, daß das männliche Geschlecht bedeutend stärker unter den Erkrankten vertreten ist als das weibliche; unter

einer späteren Besprechung zurückkommen werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. „Die Hohenzolkern und das Deutsche Vater⸗

land“ von Pr. R. Graf Stillfried⸗Alcäantara und Professor Pr. Bernhard Kugler. Mit etwa 350 Ilustrationen, darunter

gegen 60 Vollbilder von Camphausen,; Menzel, Thumann,

IJ. v. Wer ner und vielen Anderen. Vollständig in 28 Lieferungen

Folio Format à6 2 ι6. Friedr. Bruckmanns Verlag in. München.

Mit den kürzlich ausgegebenen Lieferungen 22 24 ist das obige,

schon mehrmals in unserem Blatte rühmend erwähnte vaterländische

Prachtwerk seiner Vollendung um ein gutes Stück näher gerückt.

Die 22. Lieferung enthält eine treffliche Darstellung der Befreiungs⸗

kriege und ist mit einer großen Anzahl vorzüglicher Illustrationen von

der Hand Bleibtreu's, Feodor Dietzs, E. Hüntens u. A. geschmückt.

In der folgenden Lieferung werden uns die Reformbestrehungen König

Friedrich Wilhelms III. nach den Befreiungskriegen die Schöpfung

der Provinzen, des Zollvereins Ac. in anschaulicher Weise vorgeführt. Von ausgezeichneter Wirkung ist ein Bild Camphausens: Der Rheinübergang Blüchers in der Neujahrsnacht 1814 hei Caub“; auch Adolf Menzel ist durch die Illustration einer Hoffestlichkeit: „Das Fest der weißen Rose im Neuen Palais zu Potsdam am 13. Juli 1829“ vertreten. In der 24. Lieferung fesseln zunächst unsere Auf⸗ meiksamkeit zwei auf holländischem Büttenpapier gedruckte Facsimilss: erstens ein Schreiben Friedrich Wilhelms II. an seinen ältesten Sohn den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (II) vom 13. November 1792 und zweitens die erste Seite des Journals, welches Kronprinz Fried⸗ rich Wilhelm (II) als Commandeur einer Brigade im Feldzuge des Jahres 1793 mit großer Sorgfalt führte. Ein prächtiges Titelblatt don H. Schneider führt das 6. Buch (1840 bis zur Gegenwart ein, auf dessen ersten Seiten die Friedensbestrebungen König Friedrich Wilhelms V. cine eingehende Würdigung finden. Den Schluß der Teferung bildet die Stammtafel der schwäbischen Linie dez Hohen— zollerngeschlechts von Graf Friedrich J., 1439, bis auf die Gegenwart. Von den Vollbildern sei noch besonders hervorgehoben: Anton von Werners ergreifendes Bild: „19. Juli 1870 (Se. Majestät der Kaiser im Mausoleum zu Charlottenburg vor seiner Abreise zum Kriegsschauplatze) dessen Original auf der vorjährigen akademischen Ausstellung zu Berlin großes Aufsehen erregte, und ferner „Die Kaiserproklamation zu Versailles am 15. Januar 1871“, von demsel⸗ ben Künstler in einer neuen und noch bedeutungsvolleren Auffassung

als die früheren gleichnamigen Kompositionen.

In dem neuesten Doppelheft 2 und 3, XIV. Jahrgangs der „Zeitschrift für Ethnologie“, Organ der Berliner Gesell⸗ schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (Berlin, Verlag von Paul Parey) berichtet Rudolf Virchow nach den Aufzeichnungen von Wass. Dolbeschew über den archäologischen Kongreß in Tiflis im vergangenen Jahre. Die dem Bericht beigegebenen Abbildungen ver⸗ anschaulichen u. a. ein Paar jener Steinfiguren (grobe Nachbildungen

von Menschen darstellend), deren sich im Gouvernement Jekaterinoslaw gegen 450 Stück finden, leider die meisten jedoch in verstümmeltem Zustande, da diese kostbaren Denkmäler jetzt zu den ver⸗ schiedenartigsten häuslichen Zwecken, wie Pfosten, Schwellen, Umzäunungen, ja sogar zu Wetzsteinen gebraucht werden. Ferner sind in diesem Heft unter dem Titel Prähistorisches aus der Umgegend von Guben“ die Berichte abgedruckt, welche Dr. H. Jentsch in Guben in der Dezember⸗Sitzung der Gesellschaft vorgelegt hat. Dieselben betreffen die Ausgrabungen auf dem heiligen Lande“ bei Niemitsch, einem Burgwall mit slarischen und vor⸗ slavischen Resten, und die Urnenfelder bei Jeßnitz und Star— zeddel; die Ergebnisse sind zum Theil abbildlich mitgetheilt. Interessant sind auch die dann folgenden Mittheilungen von Dr. Sebastian Marimon v Tudo in Sevilla über die Lacandones, jenen noch gegenwärtig in voller Unabbängigkeit lebenden Indianer

stamm, welcher den zwischen dem Flusse Usumacinta und dem See Peten gelegenen Landstrich bewohnt, bisber aber noch von keinem Fer. schungsreisenden aufgesucht worden ist. Und doch bietet gerade dieser Stamm eine geradezu einzige etbnologische Erscheinung, da Sitten und Gebräuche der Lacandoneg⸗Indianer noch beute dieselben sein sollen wie zur Zeit der Eroberung durch die Spanier. Vorläufig müssen wir uns daher mit dem von dem Verfasser im Archiro de Indias zu Sevilla aufgefundenen Briefe begnügen, der hier veröffentlicht wird und (von dem damaligen spanischen Befeblshaber sowie zwei geistlichen Brüdern unterzeichnet und an den Präsidenten von Guatemala gerichtet] über die Lebens⸗ wesse der Lacandones im Jahre 1695 merkwürdige Aufschlüsse giebt. —=— Die Reibe der Abhandlungen des Dorppelbefts schließt mit einge geist. vollen Untersuchung des gelehrten Sagenforschers, Direktor Wilbelm Schwartz, über dag ann des Hemer (jene Wurzel, welche Sermes dem Odysseus giebt, um ihn geen den Zauber der Kirke zu feiens vom Standpunkt praähistorischer Mythologie ausg. In den Sitzungsberichten vom Januar und Fekruar finden sich u. a. belebrende und interessante Mittbeilungen über den Kröten aberglauben und die (Schilt⸗Krötensibeln (mit mehreren Abbildungen), über vpräbistorisch' Funde in der Proosinz Posen (mit einer Tafel Abbildungen), über australiscke Botenstöcke (mit einer Tafel), ber das Spinnen in älterer Wesse in der Nieder ⸗Lausitz und über möthologisch⸗ wichtige Witzerscheinungen (mit Abbildungen, über die im mittleren Dder⸗ und Spreegebiet gefundenen Bronzewagen, Beiträge jur Kenntniß der Gingebornen der Jaseln Formosa und GCeram, über Rundmarken an Kirchenmauern in Preußen. über Hufeisensteine, über Gegenstände von den Nicobaren, namentlich zwei bemerkenswerte bemalte und geschnitzte Holzjtaseln mit mwtbe logischen Darstellungen, damn bestimmt, die bösen Geister ju Kannen

70h Kranken waren nur 72 9,0 Frauen. Keine Altereklasse besitzt

standes we Staaten waren, welche sich ibrer, so wie der Real⸗ abgaben überbaupt, zur Dedgung des gewöhnlichen Hausbalts de⸗

Immunttät gegen den Flecktyybutz; das produktive Alter wird jedoch

¶Geschenk des 2 Fr. Ad de Rocpsterff an die Gesellschaft; auf einer beigegebenen Tafel in Farbendruck reLroduntt), über den großen Bronzefund von Spandau (mit zwei Tafeln Abbildungen der aug⸗